Natürlich gefühlsmäßig auch traurig

Es ist nicht immer ganz einfach zu erklären, warum die Nachrichten von RTL einen so guten Ruf haben.

Am Dienstagabend berichtete „RTL aktuell“ über den Auftakt des Prozesses um den Doppelmord in Krailling. Ein 51 Jahre alter Postzusteller ist angeklagt, seine beiden Nichten brutal getötet zu haben.

Positiv lässt sich über den RTL-Beitrag vielleicht sagen, dass er innovativ ist. Zumindest habe ich das noch nie gesehen: Dass ein Reporter im Gerichtssaal steht und sich in genau dem Augenblick, in dem der Angeklagte hereingeführt wird, dabei filmen lässt, wie er einen offensichtlich vorher zurechtgelegten Text aufsagt, der lautet:

Auf einmal ist es still im Gerichtssaal. Jedes Gespräch erstirbt, als der Angeklagte hereingeführt wird. Zu groß ist das Entsetzen über die Tat, auch noch zehn Monate danach.

Wenn Sie jetzt sagen, dass man sich das schwer vorstellen kann, ohne es gesehen zu haben, muss ich Ihnen erwidern, dass man sich das sogar schwer vorstellen kann, wenn man es gesehen hat. Aber urteilen Sie selbst:
 

Ich habe an dem Film oben nichts weiter geschnitten oder hinzugefügt. Die Stelle bei 1:53, wo noch ein halbes Wort in der Luft hängt, ist ebenso im Original wie die unfassbaren Einstellungen, wie RTL-Reporter Carsten Mahlstedt der Noch-Ehefrau des Angeklagten in einer irgendwie unangemessen intim erscheinenden Situation gegenübersitzt …

… einmal sogar mit immerhin konsequenter Schmierigkeit durch eine Grünpflanze hindurch gefilmt:

Andererseits hat der RTL-Reporter es geschafft, eine journalistische Nähe herzustellen, die die Frau Sätze sagen lässt wie: „Es ist natürlich gefühlsmäßig auch traurig.“

Ich konnte gegen Ende nur mühsam dem Bedürfnis widerstehen, den Fernseher anzuschreien, der affige Reporterdarsteller solle wenigstens seine Finger von den Bäumen lassen, die Grundschüler im Andenken an die beiden getöteten Mädchen gepflanzt haben.

Aber so sind sie, die guten Nachrichten von RTL.

76 Replies to “Natürlich gefühlsmäßig auch traurig”

  1. Da kann man nur mit beiden Köpfen schütteln angesichts solcher Moderationen. Nein im Ernst, sehr affig.
    Zu intim finde ich es nicht, bzw. nicht angesichts meiner Sehgewohnheiten, mir persönlich wäre das körperlich zu nahe.

  2. Ein Beitrag perfekt inszeniert für die Zielgruppe. Alles drin: tote Kinder, das Ekel in Handschellen, die schöne Frau, das pseudo-versöhnliche Ende. Der Reporter: betroffen, investigativ, tröstlich. Vermutlich lernt man das so auf der RTL-Journalistenschule. Oder beim Zappen durch die Provinznachrichten im USA-Urlaub. Und damit die Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers nicht überfordert wird, das ganze in 2 Minuten. Die XL-Version des Beitrages lief – so vermute ich mal – dann in den Sendungen, die selbst bei RTL nicht mehr unter „Nachrichten“ firmieren: Punkt 12, Explosiv, Extra.

  3. War doch nur eine Frage der Zeit bis das Personal vom Nachmittagsprogramm auch irgendwie Sendezeit am Abend füllen muß.
    Beim Beitragslotto in den RTL-Redaktionen hat Klöppel halt mal Pech gehabt.

  4. Woher wissen Sie, das der Reporter im Gerichtssaal nicht nur vor Green Screen stand? Ich will mir die Ausschnitte gar nicht erst ansehen, daher frage ich mich ob es nicht sein könnte dass sich niemand beschwert hat im Saal weil er nicht da war.

    und die zweite Szene ist doch eher typisch für eine Nachrichtensendung. RTL bei einem Mord, ARD bei KiPo, ZDF bei Egoshootern…

    Unseriös und nicht ertragbar bleibt es natürlich trotzdem (weshalb ich es mit nicht ansehe)

  5. Komm, du hast die Einblendung, dass es sich um einen fiktiven Fall handelt, doch einfach unterschlagen.

    Obwohl, die spielen in Hürth und nicht in Krailling.

  6. Es fehlen einem die Worte…
    Wirkt alles wie gestellt und wurde wie auch schon kommentiert, mehr als unangenehm und unpassen in Szene gesetzt.
    Raumtiefe durch „Grünzeug“ ist bei diesem Thema der Hammer, wie auch der Hand-Rock-Schuss.

    Man erwartet nichts anderes von RTL, man bleibt seiner Linie halt treu.

  7. „Haben wir alles im Kasten? Gut, dann fahren wir jetzt nach hause. Ich muss duschen, bevor meine Kinder aus der Schule kommen.“

  8. Haha, das ist doch nicht echt! Lieber Stefan, jetzt bist Du wohl auch auf dieses Scripted Reality reingefallen! Um Geld zu sparen, verschmelzen die bei RTL ihre Formate nämlich – echte Fälle werden Nachmittags nachgespielt und die Bilder dann für die Nachrichten mitverwendet. Haha, nix für ungut. Kann jedem Mal passieren. ;-)

  9. Der Schnitt am Schluss ist auch lustig. Man kann so schön weiter träumen, wie der Klöeppel die Moderationssituation vollkotzt.

  10. Wieso schüttelt es mich vor Scham und Ekel und nicht diesen „Reporter-Darsteller“ Carsten Mahlstedt? Hat er das erst überwinden müssen, oder fehlt ihm diese Eigenschaft komplett?

  11. Der RTL-Reporter hat vor allem eines im Kopf: wie er sich selbst am besten in Szene setzen kann. Alles Übrige ist Staffage.

    Ganz in der Tradition von Ulrich Klose, der schon 1994 wusste, wie er mit dem RTL-Mikrofon Angehörigen auf die Pelle rücken konnte. Stichwort: Kevin, Bachmeier.

    Bei der Zeitung nannte man solche Leute Schmierfinken. Gibt es einen analogen Begriff fürs TV?

  12. Interessehalber: Wenn man RTL für diese Art der Berichterstattung kritisieren möchte, warum macht man sich dann in der Überschrift über eine Aussage einer der Betroffenen lustig und nicht über eine Aussage des Reporters?

  13. @Wolfgang

    Und wenn Sie sich, angesichts einer vergleichbaren Situation gegenüber einem schmierigen Reporter gegenüber dermaßen unglücklich darstellen würden, würden Sie sich freuen, das später auch noch – mit welchen Absichten auch immer – vorgeführt zu bekommen?

    Auf seine Art geht es Niggemeier auch nur um die Darstellung seiner selbst, er unterscheidet sich da wenig bis gar nicht von Mahlstedt.

  14. @vonundzu: Seh ich ganz genauso. Sich lustig zu machen über unglückliche Ausdrucksweisen, mag im Falle von Fußballprofis zwar nicht mehr originell, aber der Situation angemessen sein. Hier ist es das nicht.

    Die Kritik hier ist mir zu undifferenziert, egal, ob RTL oder nicht.

    Der Reporter ist Geschmackssache und auch nach meinem Geschmack nicht glücklich gewählt; sich aber der Geschichte von zwei getöteten Mädchen emotionaler nähern zu wollen als der Zusammenfassung des Börsentages, halte ich für legitim und journalistisch nicht falsch. Die Situation im Wohnzimmer wirkt auf mich auch seltsam, was ich aber vor allem auf den kurzen Rock der Frau schiebe, nicht auf die Fragen. Über die Schärfenverlagerung muss man nicht sprechen, das ist wirklich daneben. Kunst hat in so nem Beitrag nichts verloren.

    Der Aufsager im Gerichtssaal: Was ist das Problem? Es ist ein anderer Zugang, aber den Stempel „unseriös“ kann man dem nicht verleihen. Es ist eine subjektive Schilderung der Situation. Grob fahrlässig wäre es, eine Einschätzung abzugeben, wie das Urteil ausfallen könnte oder den mutmaßlichen Täter charakterisieren zu wollen..

    „Witwenschütteln“ kenne ich als Begriff für die Methode, unangemeldet bei der „Witwe“ oder Verwandten und Bekannten aufzukreuzen, kurz: Den Kreis immer enger zieht, um an eine redeunwillige „Witwe“ ranzukommen und sie doch noch zum Reden zu bringen. Ob das in diesem Fall so geschehen ist, kann ich nach dem Beitrag nicht beurteilen. Die Frau des Angeklagten hat sich aber meines Wissens auch schon in der Vergangenheit geäußert…

    Und nen Schnittfehler – na ja. Den mag man verzeihen. Das hat nichts mit RTL zu tun. Sogar der Spiegel hat mal hier und da einen Buchstaben zu viel oder zu wenig. ;-)

  15. @vonundzu: Persönlich würde ich mich nie freiwillig in eine solche Situation begeben. Aber hier hat die Frau offensichtlich – in Unkenntnis der Folgen – die freie Entscheidung getroffen, den Herrn vom Privatfernsehen in ihr Wohnzimmer zu lassen und sich von ihm benutzen, vorführen oder was auch immer zu lassen.

    So was tut man einfach nicht, man spricht nicht mit „Bild“- „RTL“- „Sat.1“- etc. Reportern. So einfach ist das.

  16. Das ist doch die „Bauer sucht Frau“-Kamera-Einstellung?!

    Bei allem Ekel: Ökonomisch ist das, was RTL da treibt. Denn das Material kann sicherlich auch noch bei Inka Bause verwurstet werden.

  17. @Wolfgang

    Da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Nur wundert mich, dass Herr Niggemeier sich sonst immer als Anwalt genau dieser mediengeilen Menschen aufspielt.

  18. ich saß vorm fernseher und guckte mir genau diese nachrichten an.

    bei den bildern aus dem gerichtssaal verschlug es mir erst mal die sprache.
    danach habe ich den ton stumm und dann das programm weggeschaltet, bis dieses unsägliche etwas nicht mehr bei rtl in den nachrichten(!) zu sehen war.

    ich sag nur: zopf! reporter!

  19. Interessant ist auch, wie die Noch-Ehefrau mit ihrer Zunge ringt, nur um der Unschuldsvermutung gerecht zu werden. Aber RTL ist das anscheinend egal und sie zeigen den Angeklagten unverpixelt.

  20. 1:1 aus amerika übernommen. sogar die kameraeinstellungen sind jetzt die gleichen. extrem leises interview-zimmer, und dann über die schulter des interviewers auf die frau gefilmt. wundert mich nur, dass das jetzt erst hier ankommt. wundert mich nicht, dass es im peter-kloeppel-umfeld passiert.

  21. Der Live-Kommentar zum Eintritt des Angeklagten, das ist echt der Gipfel =)
    Was für verquere Einstellung zu Journalismus muss man haben um in dieser Situation den richtigen Zeitpunkt für künstlerische Variationen zu erkennen. Es fehlt noch, dass der Reporter langsam über den Asphalt vor dem Haus leckt und tief an den Blumen im Vorgarten riecht und dann eine Brücke schlägt à la „Der Frieden täuscht“.. Gruselig und nicht von dieser Welt, hoffentlich macht da nicht Schule.

  22. @Nicole:

    („Der Aufsager im Gerichtssaal: Was ist das Problem?“)

    Den Text hat er sich schon vorher zurecht gelegt. Das ist scripted reality, und so etwas hat in den News nichts zu suchen.
    Das permanente Sich-selbst-zur-Schau-Stellen des Reporters – „eine subjektive Schilderung der Situation“?

    Damn, nein, das ist eine für den Zuschauer schmerzhafte Eitelkeit, sonst nichts. Und mit sanften Worten macht er dann noch etwas auf betroffen, obwohl er den gesamten Fall für seine Ego-Show inszeniert.

  23. Bisher dachte ich, so etwas würde es nur bei „hallo deutschland“ oder „BRISANT“ geben. An die Widerlichkeit der Beiträge in diesen Magazinen kommt selbst dieser eklige RTL-Bericht nicht an. Egal, obs nun Nachrichten sind oder ein Boulevardmagazin.

  24. Ich nehme mal an, genau so würde der Bericht auf METRO NEWS 1, anmoderiert von Robin Scherbatsky aussehen (einschließlich der wirklich zauberhaften Einstellung durch die Zimmerpflanze hindurch). Das bedauerliche ist ja nun, dass die von „How I Met Your Mother“ das als Satire über schmierige Nachrichtensendungen gemeint haben. Ob der RTL-Reporter ähnlich wie Robin Scherbatsky unter den dürftigen Moderationstexten ihrer Redaktion und den schrecklichen Berichten leidet? Oder hat er sich das selbst ausgedacht?

  25. Theo, ich würd die Aufregung verstehen, wenn der Aufsager sich nicht mit der Situation decken würde. Dann wäre er aber nicht im Beitrag drin, nehme ich an. Und: Es gibt keine Aufsager, die nicht vorher einmal durchprobiert wurden. Die Szenerie hinter dem Reporter wird aber nicht seinem Text angepasst, sie ist nicht inszeniert. Das halte ich für einen riesigen Unterschied.

    Nochmal: Ich verstehe die Kritik an der Machart. Aber die RTL-Keule ist mir in diesem konkreten Fall zu wohlfeil. Alle (!) Sender sind mittlerweile zum Stilmittel „Reporter im Bild“ übergegangen. Wie eitel der/die das jeweils umsetzt, ist eine Frage des guten Geschmacks. Aber es trifft die Falschen, wenn jetzt nur RTL dafür herhalten muss.

  26. @Nicole: Ein Reporter soll berichten, was er erlebt. Und nicht aufsagen, was er sich vorher gedacht hat, was er voraussichtlich erleben wird und was dann zufällig mit der Realität einigermaßen übereinstimmt.

  27. Diese divx-Ausschnitte sind vermutlich das Ideale medium für solche Kommentare. Bloß nicht extern hosten und es im zweifelsfall auch auf Dauer dokumentierbar halten. In 10 Jahren sind es vielleicht Beiträge wie dieser mit denen ich an die Vergangenheit denken werde.

  28. @35, Nicole:

    „Alle (!) Sender sind mittlerweile zum Stilmittel „Reporter im Bild“ übergegangen.“

    Mit den Stilmitteln ist es so wie mit Back-Zutaten. Nicht immer stimmt jede Zutat. Und ein Aufsager, bei dem man sich von vornherein eine Szene zurechtbackt, ist alles andere als ein geeignetes Stilmittel für einen Prozessbericht – vor dem Hintergrund einer solchen Tat.

    Das kann er von mir aus machen, wenn er über den größten Kürbis im Kleingarten palavert.

    Ich erwarte bei solchen Gelegenheiten einen nüchternen, sachlichen Film. Man kann natürlich gerne auch Betroffene fragen. Aber so wie er sich an die Frau heranwirft, hat das ebenfalls ein G´schmäckle.

    An der Sitzposition des Reporters im Wohnzimmer sieht man schon das ganze Dilemma. Er findet seine ihm angemessene Position nicht. Er drängt sich auf. So, wie er es durch den ganzen Film hindurch macht. Wie gesagt: eine Ego-Show – und das in einer Sendung, die sich selbst ja als Nachrichten-Sendung versteht.

  29. Theo: Sind uns vollkommen einig. Ich plädiere nur eben dafür, die Kritik am Reporter festzumachen. Nicht am Sender beziehungsweise am Format. Ja, RTL sendet Krawallfernsehen unter aller Sau. Teile der ARD und ZDF sind aber auch nicht sonderlich stolz auf „Brsiant“ oder „Hallo Deutschland“. Das lässt Die „Tagesschau“ und „heute“ aber unberührt.

    Den Aufsager find ich weiterhin nicht so dramatisch. Manche hier verwechseln das Mittel glaube ich auch mit einer Schalte. Er ist völlig verzichtbar, weil der Reporter nichts Unvorhersehbares oder Überraschendes oder Analytisches drin erzählt. NATÜRLICH wird es still im Sitzungssaal, wenn der Angeklagte ihn betritt. Ja. Das macht den Aufsager müßig. Aber nicht falsch.

  30. @Nicole: Man soll es nicht an RTL festmachen, wenn RTL in seinen Nachrichten einen solchen Beitrag sendet?

    Und: Ist Ihnen aufgefallen, dass es im Gerichtssaal gar nicht still wurde? Weil da ein eitler Reporterfatzke stand und, während jedes Gespräch erstarb, seinen Aufsager in die Kamera sagte?

  31. Es ist widerlich, wie der Reporter seine Sprüchlein aufsagt und sich ja mehr oder minder selbst der Taktlosigkeit bezichtigt, weil seine Stimme ja die angeblich dem Entsetzen geschuldete Stille durchbricht. Es ist widerlich, wie die Ehefrau des Angeklagten mit welchen Mitteln auch immer in privatem Umfeld vor die Kamera gezerrt wird.

    Es ist aber wenn auch nicht widerlich, so doch zumindest schwer nachvollziehbar, warum dieser Eintrag über die widerliche Berichterstattung von RTL und den widerlichen Reporter nicht ebendiesen zitiert und bloßstellt, sondern die Frau.

  32. @49, vonundzu:

    Ganz ehrlich mal: für mich ist nicht nachvollziehbar, warum sie immer wieder die gleiche Frage hier aufwerfen, die doch längst beantwortet worden ist.

    Daraus kann einer ja nur den Schluss ziehen, dass Sie womöglich die „widerliche Berichterstattung“ ihrerseits nutzen, um hier ein wenig herum zu stänkern.

    Ob das denn wiederum eine Position ist, aus der heraus man ethisch-moralisch argumentieren kann, scheint mir fraglich.

  33. Wirklich, die Bäume sollen zeigen, „dass das Leben weitergeht“? Ich dachte immer, Trauersymbole sollen zeigen, dass man trauert und das Leben wenigstens für einen Moment eben nicht einfach weitergeht.

    Das ist eins der Probleme, die man bekommt, wenn man zu routiniert mit Klischees arbeitet: Irgendwann hört man sich selbst nicht mehr zu.

  34. @46, Nicole
    warum sollte man die Kritik ausschließlich auf den Reporter beschränken und nicht auf das Format erweitern?
    Richtig, bei ARD und ZDF gibt es auch „Brisant“ und „Hallo Deutschland“. Aber noch habe ich etwas Derartiges weder in der Tagesschau, den Tagesthemen oder HEUTE sehen müssen. Der hier in Frage stehende Beitrag wurde ja gerade bei RTL AKTUELL gesendet.
    Betrachtet man jedoch die Anpassung der Öffentlich-Rechtlichen an die Privaten, so scheint es leider fast nur noch eine Frage der Zeit, bis man sich auch dort „emotionaler nähert“ (Welch ein Euphemismus!).
    BECKMANN ist immerhin auf dem Wege. Empfehle die Kritik von Grill auf SZ-online.

  35. Das Schlimme ist, dass das Wettern gegen RTL mittlerweile so wohlfeil ist, dass jede/r, die/der Einwände anbringt, sich fast schon mit dem Sender gemein machen muss. Es geht um Differenzierung. Aber das scheint hier nicht gewünscht zu sein. Mir ist das zu einfach, nicht mehr, und nicht weniger.

    Stefan Niggemeier: „Reporterfatzke“? Warum der Schaum vorm Mund?

    Seitenberg: Euphemismus? Da haben wir da anscheinend unterschiedliche Definitionen. Ich empfehle den Eintrag im Duden / Fremdwörter.

  36. Wie sagte doch neulich bei Illner der RTL-Chefkommentator Heiner Bremer so schön: „Meine Mutter hätte da gesagt, so was schickt sich nicht!“

  37. Irgendwie passt es zu dem schlechten Eindruck, den der ganze Beitrag bei mir hinterlässt, dass man auch das Kissen ständig in voller Pracht sieht, das man der armen Frau untergelegt hat, damit die Blickbeziehung zum Reporterdarsteller stimmt – genauso wie im Drehbuch vorgesehen.

  38. @53, Nicole:

    „Es geht um Differenzierung. Aber das scheint hier nicht gewünscht zu sein.“

    Richtig ist, dass es nicht immer leicht ist, mit differenzierten Ansichten hier andere zu überzeugen.

    Ich kann dir nur sagen, dass ich deine Argumentation nicht überzeugend fand. Aus meiner Sicht ist das kein Grund, hier nun die Beleidigte zu spielen.

    Wir sprechen hier immerhin von einer Nachrichtensendung. Da gelten für mich andere Maßstäbe als bei einem Boulevardmagazin.

  39. Off the record:

    Herr Niggemeier, haben Sie eigentlich einen Bruder? Der zufällig auch „Medienjournalist“ ist?

    Ich sah gerade „Augstein und Blome“ von heute, und die Herren sprachen zweimal von einem gewissen Medienjournalisten „Horst Niggemeier“, einmal im Zusammenhang mit dem angeblichen „Dackelblick“ von Herrn Blome.

    Ich bin verwirrt. :)

  40. @58FF
    Ts,ts – Horst Niggemeier. Dreimal fällt der Name „Horst“ in dem Gespräch. So kann man sich versehentlich selbst zum „Vollhorst“ machen ;-)
    Vielleicht wars ja auch nur die Aufregung, bei Jakob und Nikolaus.

    Ich hab mal nachgesehen: Jemanden zum Horst machen -> umgangssprachlich: sich / jemanden blamieren / lächerlich machen

  41. Stellt Euch mal vor, er hätte sich bei dem Take versprochen, dann hätten die den Angeklagten nochmal vor die Tür setzen müssen und nochmal hereinführen.

    Aber sich über solche Berichte lustig machen, hilft nur begrenzt. Irgendwann muss man doch was gegen diese Ohnmacht tun können müssen, die man gegenüber solch unverantwortlicher unmoralischer Tätigkeit hat.

    Können diese „Menschen“, die da bei RTL arbeiten, nicht mal bei mir vorbeischauen, damit ich ihnen zumindest mal gehörig die Meinung sagen kann?

    Die gehören nicht nur lächerlich gemacht, die gehören in den Knast.

  42. Ich sehe das mal aus der Juristensicht: Als Vorsitzender Richter habe ich in meinem Gerichtssaal dafür zu sorgen, dass es nicht zu solchen Auswüchsen kommt. Da muss genau bestimmt werden, wer wie was filmt, und wer sich daran nicht hält, kassiert noch im Gerichtssaal Ordnungsgelder oder fliegt raus.

  43. Hatte genauso ein ungutes Gefühl, als er anstalten gemacht hat, an die Bäume zu gehen… und dann tut er es auch noch.
    Insgesamt kommt mir das alles wie Scripted Reality vor. Die meisten Zuschauer von RTL werden sich heimisch fühlen.

  44. […] in der ehemaligen DDR, die heute “soziale Brennpunkte” heissen und die immer in den RTL-Nachrichten kommen; man sieht dann über braunem Gras eine einsame Plasticschaukel schaukeln und hört Nachbarn […]

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