Schlagwort: Eurovision Song Contest

Danke, aber ich muss mal


Susanne Fröhlich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, mal kurz für kleine Moppel-Ichs zu gehen, wenn auf der Bühne eh nur Heinz Rudolf Kunze „Merci Cherie“ singt.

Weitere große Momente vom Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2007 im Fernsehlexikon.

Ein Lied für Helsinki

  • 22:13. Stefan: Ja, vielleicht sehen wir uns am
    12. Mai hier wieder. Ein passendes Logo hab ich schon (muss Alexander
    nur noch einen Hut auf den Fernseher legen). Hat Spaß gemacht. Und
    gleich les ich mir in Ruhe die Kommentare nochmal durch –
    Entschuldigung, dass wir in der Hektik nicht mehr darauf eingehen
    konnten. Schönen Restweltfrauenabend noch!
  • 21:57. Stefan: Noch irgendwelche Fragen aus dem Publikum?
  • 21:56. Peer: …und schönen Abend noch.
  • 21:56. Peer: Wie versöhnlich. Ich gründe hiermit die Initiative: Stefan muss zum Grandprix. Im nächsten Jahr dann.
  • 21:55. Stefan: Spannender als DSDS? Naja. Ja.
    Doch. Schon. Mir war ein bisschen weniger egal, was rauskommt. Und doch
    zur Abwechslung auch schön, Leuten beim Singen zuzusehen, die singen
    können. Und das konnten sie ja doch irgendwie alle. (Schon wieder so
    ein peinlich-spießiger Satz von mir.)
  • 21:54. Stefan: Anregungen, Wünsche, Tipps und so zum Thema Livebloggen gerne in die Kommentare!
  • 21:53. Stefan: So, ja, vielen Dank für die rege
    Teilnahme. Das war irgendwie ein Experiment, und es hat nur so mittel
    geklappt. Schon wegen der Technik. Vielleicht müssen wir auch eher
    beschreiben, was passiert, als herumchatten. (Beim Popkulturjunkie
    geht’s da gesitteter zu: «Link» ).
  • 21:53. Peer: War das denn für dich jetzt – äh: spannender als „DSDS“? Mal so ganz persönlich nachgefragt.
  • 21:52. Peer: Gleich kommt bestimmt auch wieder das Layout zurück.
  • 21:52. Peer: Ja, Stefan, die Telekom-Leute
    haben mir auch gefehlt, oder mindestens ein kleiner unscheinbarer
    Notar. Oder hab ich den vor lauter Reloads verpasst?
  • 21:51. Peer: Wie sympathisch sich Zitzero da
    wieder zurück zu seiner Band gestellt hat nach dem Song. Das muss doch
    was werden in Helsinki. Ein Hoffnungsträger.
  • 21:50. Stefan: Merkwürdige Veranstaltung. Erst
    dauert es eine Stunde, bis es überhaupt losgeht, und dann ist,
    schwupps, alles vorbei. Erinnert sich noch jemand an die
    Telekom-Hansel, die da früher saßen, und erzählt haben, dass die
    TED-Abstimmung (oder der T-Live-Call oder was) gut geklappt hat, und
    dann kam das Ergebnis aus dem Fax!
  • 21:49. Stefan: War alles Strategie. Paola
    quatscht so lange, bis die letzte 17-jährige Zuschauerin zu ProSieben
    geflüchtet ist, und dann haben die Monrosen keine Schnitte mehr.
  • 21:48. Peer: Lag das denn jetzt am Weltfrauentag, den man vielleicht noch mal erwähnt haben sollte, damit das nicht vergessen wird?
  • 21:46. Peer: Roschee. gewinnt. Und Monrose haben dann doch ein bisschen irritiert geschaut in dem Moment.
  • 21:46. Stefan: Roscheeee Zitzero darf für Deutschland singen.
  • 21:46. Stefan: Oh, die Monrosen sehen aber nur sehr mittelamüsiert aus. Das mit der guten Miene müssen wir noch mal üben.
  • 21:45. Stefan: HA!
  • 21:45. Stefan: Ich bin dafür.
  • 21:44. Peer: Würden wir uns auf Cicero festlegen können wollen, Stefan?
  • 21:43. Stefan: Hach, jetzt hab ich vor lauter Livebloggen vergessen anzurufen!
  • 21:43. Peer: Ich bin mir nicht sicher, wie man
    zu reagieren hat, wenn jetzt doch der Kunze gewinnt, weil die jungen
    Zuschauer alle Pro Sieben geschaut haben.
  • 21:42. Stefan: Texas Lightning waren wohl die
    entspanntesten deutschen Grand-Prix-Teilnehmer aller Zeiten. Ist doch
    egal, wie die dann abgeschnitten haben. Wenn man mal Ralph Siegel da
    hinter den Kulissen erlebt hat ( «Link» ) ist das einfach sehr sehr angenehm. Auch so als deutsche Selbstdarstellung für die Welt.
  • 21:40. Peer: Warum bloggt Jan Feddersen denn eigentlich nicht live aus dem Schauspielhaus? «Link»
  • 21:39. Stefan: Und hat es geklappt?, wollte ich fragen. Mist-Technik. «Link»
  • 21:39. Peer: Dabei war der Rummel in diesem Jahr vorher doch gar nicht so groß, oder?
  • 21:38. Peer: Wenigstens kommen jetzt noch mal Texas Lightning. Darf man für die auch noch mal anrufen?
  • 21:38. Stefan: Ich finde ja, man merkt der
    Veranstaltung eine ganz große Unentspanntheit und Angst an, nicht genug
    zu bieten zu haben. Fassen wir das mal zusammen: Wir haben jetzt 4
    Kommentatoren auf der Bühne, 1 Moderator, insgesamt 5 Kandidaten,
    mindestens 3 Bands, 2 Kessler-Zwillinge auf dem Balkon, 7
    Grand-Prix-Gewinner (oder ihre Enkel) als Pausenact, 3 skandinavische
    Grand-Prix-Teilnehmer als Startact, jetzt noch Texas Lightning als
    Zusatz-Pausenact… Alles, damit es nicht langweilig wird. Und hat es
  • 21:37. Peer: Diese Versöhnlichkeit im Green
    Room, der eigentlich ein Red Room ist, ist ja oberlangweilig. Beim
    „Bundesvision Song Contest“ haben sich wenigsten Jan Delay und Oomph!
    angezickt. Und hier haben sich alle lieb. Lasst sie halt alle fahren!
  • 21:35. Peer: Oder so.
  • 21:35. Peer: So. Jetzt kommt gleich „Pleiten,
    Pech und Pannen reloaded“ mit Jörg Pilawa und wir sehen uns dann um
    halb 12 wieder zu „Grand Prix Vorentscheid – Die Entscheidung“.
  • 21:32. Peer: Nee, Johnny Logan darf zwei.
  • 21:31. Peer: Wie alt bist du eigentlich, Stefan? Hehe.
  • 21:31. Stefan: Vielleicht sollten wir kurz
    erzählen, dass gerade als Pausenakt 261 Grand-Prix-Gewinner auftreten,
    die jeweils ein Medley ihrer größten Hits singen. Also, je einen.
  • 21:30. Stefan: Hach, Johnny Logan hab ich geliebt damals.
  • 21:30. Peer: zu jung FÜR, Stefan, zu jung FÜR.
  • 21:29. Peer: …und Gitte Haenning hat ihre Schwester mitgebracht für „Love shines a light“.
  • 21:28. Stefan: (Das ist Retro, Peer, da bist Du zu jung zu.)
  • 21:28. Peer: Ist es arg nostalgisch, wenn ich frage: Wo sind Modern Talking?
  • 21:28. Stefan: Ungefähr mit Bucks Fizz begann
    ja meine große Grand-Prix-Fantum-Zeit. (Jetzt könnte ich Anekdoten
    erzählen, wie ich „vorschlafen“ musste, damit ich abends so lange
    aufbleiben durfte, und das aber als Kinder immer −-− ) jedenfalls: DAS
    SIND NICHT BUCKS FIZZ!
  • 21:27. Peer: Das kann doch nicht sein, dieser Zwischen-Act mit dem Pumuckl auf der Bühne und diesen Stramplern? Oder?
  • 21:25. Peer: Ich hab ja gelesen, dass es eine
    Regel gibt, nach der nur sechs Personen auf der Bühne stehen dürfen,
    weswegen bei Roschee Zitzero die halbe Big Band zuhause bleiben musste.
    Wieso das denn? Stefan?
  • 21:25. Peer: Ich bin wirklich ein bisschen
    erschrocken, wie altmodisch diese Veranstaltung ist, und hatte das
    schon peppiger in Erinnerung. Damals mit Scooter. Wickeeed!
  • 21:25. Stefan: Peer: Die BigBand kommt dann in Helsinki vom Band.
  • 21:25. Stefan: NOCH überschätzter als
    Fernsehgenre (also, noch überschätzer als Paola-erzählt-vom-Krieg), ist
    ja das Genre: Jetzt erzählen alle mal, dass irgendwie alle doch ganz
    schön waren, auf ihre Art. Das machen wir jetzt mal die nächsten zwei,
    drei Stunden.
  • 21:24. Peer: Wieso macht die ARD nicht mal ne eigene Castingshow für ihren Vorentscheid?
  • 21:23. Stefan: Also, für mich klare Sache:
    Kunze ist peinlich. Monrose langweilig. Cicero nett. Ich finde
    nachdrücklich, dass Cicero gewinnen soll. Keine Ahnung, ob der Chancen
    in Helsinki hat, ist mir aber auch egal.
  • 21:23. Peer: Ich hab ja gelesen, dass es eine
    Regel gibt, nach der nur sechs Personen auf der Bühne stehen dürfen,
    weswegen bei Roschee Zitzero die halbe Big Band zuhause bleiben musste.
    Wieso das denn? Stefan?
  • 21:22. Peer: Wieder da.
  • 21:22. Stefan: (Den Peer hat’s glaube ich vom
    Server gekegelt. Hab ich mich schon entschuldigt für das technische
    Chaos? Fürs nächste Mal muss mir Alexander noch eine
    Unterbrechungs-Grafik basteln)
  • 21:20. Stefan: Und ich bin dann doch positiv
    überrascht von der Bühne. Irgendwie haben die das Orchester verklappt
    und können die verschiedenen Titel plötzlich sehr abwechslungsreich und
    modern in Szene setzen. (Ich meine, man muss sich nur mal die
    Barackenkulissen bei Wetten dass ansehen, als Vergleich.)
  • 21:18. Stefan: Herr Zitzero singt. Ich finde
    ja, der singt gut. Ich finde auch den Song ganz nett. Und ich liebe
    Bläsersätze. Aber warum muss der dauernd so tun, als sei das etwas
    Noch-Nie-Dagewesenes, was er da macht?
  • 21:15. Peer: „Der Grandprix ist älter als fuffzig Jahre alt“, belehrt Herrmanns.
  • 21:15. Stefan: Diese Monrose-Nummer ist
    furchtbar langweilig. Aber die sehn so aus, als würde ihnen das
    wirklich Spaß machen, da rumzusingen. Das ist schon ganz schön auch.
  • 21:15. Peer: Standing Ovations im Publikum für die Popstars. Naja, so toll war’s ja nun auch nicht.
  • 21:14. Peer: …und Mandy hat das Kleid von „Big
    Brother“-Moderatorin Charlotte Karlinder geklaut, in dem die neulich
    aussah wie ein Ferrero Rocher.
  • 21:13. Stefan: Thomas Hermanns liest die Namen
    der Menschen vor, die das Monrose-Lied geschrieben haben. Gefühlt
    ungefähr 17 Namen. Dann muss es ja gut sein. Klappt ja bei Köchen auch.
  • 21:12. Peer: Bahar sitzt auf einer
    Blumenschaukel. Und die ist ja wohl eindeutig bei Lucilectric geklaut,
    im „Mädchen“-Video, falls sich da noch einer erinnert.
  • 21:12. Stefan: Hat Zlatko damals eigentlich
    auch so oft gesagt, was für eine Ehre es ist, beim Grand Prix
    teilzunehmen? Und Moshammer? Und Knorkator?
  • 21:12. Peer: „Wenn wir mit reiner Seele und reinem Herzen da rangehen, dann werden wir es schaffe“, meint Senna. Oh weh.
  • 21:10. Peer: Monrose können genau so gut „Wir sind Monrose“ zugleich sagen wie die Kessler-Zwillinge. (Nur dass die nicht Monrose sind.)
  • 21:08. Peer: Hat Thomas Gottschalk nicht auch mal Rock gemacht?
  • 21:08. Peer: „Die Sonne scheint in Schwarz Rot Gold, der Kaiser hat es so gewollt.“
  • 21:07. Stefan: HRK stellt seinen eigenen
    Beitrag vor: „Ich vertrete hier bei dem Wettbewerb sehr gerne die
    Rock-Farbe.“ Hä? Wessen Rock? Bzw: Er sagt dann sogar noch was von
    „Rolling-Stones-Atmosphäre“ und seinem Glauben an die Rock-Musik. Der
    meint das wirklich. Der meint, er macht Rock. Hilfe.
  • 21:06. Peer: Kunze singt die „Welt ist Pop“, das vielleicht den albernsten Text hat, den ich seit langem gehört habe.
  • 21:05. Stefan: Die Kesslers haben gewonnen! Den Synchronsprechpreis.
  • 21:05. Peer: Thomas Herrmanns verspricht
    gerade, dass es jetzt richtig los geht. Nach 50 Minuten. Und dazu der
    „Wer wird Millionär“-Sound im Einspieler.
  • 21:04. Peer: Haben die Kesslers eigentlich mal Werbung für Ratiopharm gemacht?
  • 21:03. Stefan: So, nun gibt es noch eine
    Ersatz-Ersatz-Jury: Alice und Ellen Kessler. Sie erzählen von ihrer
    „ersten großen Gesangs-Sache live“.
  • 21:03. Peer: Die Kessler-Zwillinge winken vom Schauspielhaus-Balkon wie die Alten aus der Muppetshow.
  • 21:02. Stefan: Wie Udo Lindenberg.
  • 21:01. Peer: Wie sieht Roschee Zitzero wohl unterm Hut aus?
  • 21:00. Peer: „Wiederseeehehehen…“
  • 21:00. Peer: Neeeeiiiin! Furchtbar!
  • 21:00. Stefan: Und damit man merkt, wie langweilig im Vergleich die Monrosen sind.
  • 20:59. Peer: Ist das jetzt eigentlich eine gute
    Idee, dass hier alle ihren supereigenen Stil raushängen lassen, wenn
    sie alte Grandprix-Songs covern? Warum macht man das dann überhaupt?
    Weil sonst alles nach 45 Minuten vorbei wäre.
  • 20:59. Stefan: Eigentlich möchte ich nicht,
    dass jemand mit einem so albernen Namen wie Roschee Zitzero „für
    Deutschland“ singt. Jedenfalls singt er jetzt als Cover: „Zwei kleine
    Italiener“.
  • 20:58. Peer: …und im Ganzen: „Roschee Zitzero“ (sagt Hermanns).
  • 20:56. Peer: Die Kulisse flimmert sogar so sehr, als stünden hinten auf der Bühne tausend Männer in karierten Hemden.
  • 20:56. Peer: …und sie hat beschlossen, ihren Kurt zu heiraten nach dem Grandprix-Auftritt. Das ist mal Romantik.
  • 20:55. Stefan: Ah ja, diese Frau Felix war ja
    wohl schon bei 7000 Grand-Prixen dabei. Wieviele theoretisch schöne
    Kaminabende im kleinen familiären Kreis die mit ihren Geschichten davon
    wohl schon gesprengt hat.
  • 20:53. Peer: Immer dieses Ehrlichkeitsgetue.
  • 20:53. Peer: „Das ist eine Riesenerfahrung“, sagt Bahar. „Eine riesengroße Ehre“, sagt Senna.
  • 20:51. Peer: Dafür, dass Monrose bei „Popstars“
    Monate lang vom D! gecoacht wurden, hab ich sie bisher ehrlich gesagt
    erstaunlich wenig tanzen sehen, von „Choreo“ mal ganz zu schweigen.
  • 20:51. Stefan: Ah, jetzt. „Wunder gibt es immer wieder.“ Und Katja Ebstein rotiert im Grab. (Oh, halt – – – )
  • 20:50. Stefan: So. Monrose singen: „Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah“. Eine Coverversion von…. öhm…. Was singen die denn da??
  • 20:50. Peer: MONROSE kommen! Und wirken völlig deplatziert da, oder?
  • 20:49. Stefan: beginnt, wollte ich sagen, nicht gewinnt
  • 20:49. Stefan: Es werden noch Wetten
    angenommen, wann der eigentliche Wettbewerb gewinnt. Jetzt erzählt
    Paola, wie leid ihr Ralph Siegel tat, als er in einem Jahr mit zwei
    Kandidaten beim Grand Prix war (ihr und Nicole). *räkel*
  • 20:48. Peer: 35 Minuten vorbei. Einen von sechs Titeln gehört. Wie soll das bloß weitergehen?
  • 20:48. Peer: Wie: das nächste Mal?
  • 20:47. Stefan: (Nochmal Entschuldigung für das
    zerbröselte Layout hier. Das liegt wohl am Zuschauerandrang. Das
    nächste Mal buche ich eine größere Halle.)
  • 20:47. Peer: Der Einspieler mit den „heimlichen Grandprix-Stars“ ist ein bisschen so wie die „10 peinlichsten DSDS-Auftritte“ bei RTL.
  • 20:46. Peer: Wetten, dass Kiwi heute Abend noch erwähnt, dass sie mal Profi-Schwimmerin war?
  • 20:46. Stefan: Auch eines der überschätztesten Fernseh-Genres: Prominente erzählen ihre schönsten Grand-Prix-Erinnerungen.
  • 20:45. Peer: Singt heute noch wer? Oder quatschen die bloß?
  • 20:43. Stefan: In Wahrheit ist es ein großer Kalauer-Wettbewerb. Uecker führt, aber Kunze holt auf.
  • 20:42. Peer: Kunze wird witzig: „Highway to Helsinki.“
  • 20:41. Stefan: Vor dem eigentlichen
    „Wettbewerbsbeitrag“ singen die Kandidaten in diesem Jahr wieder
    „Klassiker“. Kunze singt Merci Cherie. Okay, seine Interpretation ist
    gar nicht so schlecht. Eigentlich ist sie sogar gut.
  • 20:39. Peer: Heinz Rudolf Kunze sieht mit der
    Brille aber auch aus wie der Willi aus der Biene Maja. Aber das seh ich
    ja in letzter Zeit öfter mal.
  • 20:39. Stefan: Okay, ich geb es zu: Ich war
    Heinz-Rudolf-Kunze-Fan. Als Kind. Ich hab mich auch später nicht dafür
    geschämt. Aber heute könnte sich das ändern.
  • 20:37. Peer: …und ich dachte, sie hätten „Blond
    am Freitag“ abgesetzt, aber das ist wohl nur zur ARD gewechselt, wenn
    ich mir das Geplauder so anhöre.
  • 20:36. Peer: Also bei mir flimmert die Kulisse.
  • 20:36. Stefan: Georg Uecker: „Ich hab als
    zehnjähriger die Single ‚Junger Tag’ von Gitte gekauft. Aber damals
    noch nicht geahnt, was die Zeile ‚dreh dich um und zeig Dein Gesicht’
    mit mir zu tun haben könnte.“
  • 20:35. Peer: Ich nominiere Georg Uecker.
  • 20:34. Stefan: Aber das Schauspielhaus sieht
    schön aus, so von oben. Erinnert sich noch jemand an die Phase, wo das
    immer in irgendwelchen Mehrzweckhallen in Bremen oder Hannover
    stattfand und ein beleuchtetes Baugerüst die Bühne war? Da bin ich
    jetzt doch irgendwie konservativ und mag so’n Theater als Kulisse.
  • 20:33. Peer: Vielleicht der passende Verweis zum Pro Sieben Starwatch-Label: «Link»
  • 20:33. Stefan: Super, die ARD: Die Kandidaten von ProSieben, die Kostüme von RTL.
  • 20:32. Peer: Als ich Zivi war, hab ich mit den älteren Herrschaften auch solche Gymnastik machen müssen.
  • 20:31. Peer: Sind das nicht die RTL-Farben, die die Kostüme der drei haben?
  • 20:31. Stefan: (Kicher: Wir müssen einen Busen abziehen, der war doppelt. Oh, der Prosecco wirkt.)
  • 20:31. Stefan: Mein Gedanke. Choreographie für 6 Busen, 3 Blindenstöcke und Orchester.
  • 20:30. Peer: Haben die drei da Blindenstöcke für ihre Performance?
  • 20:29. Peer: Ich hab meiner Mutter ja letztes Jahr Karten für Gitte Haenning geschenkt. Es hat ihr sehr gefallen.
  • 20:29. Stefan: Der geht beim Reload wieder weg. Zurück zum Thema. Das ist kein Chat hier, sondern ein Live-Blogging. Mehr Disziplin, bitte!
  • 20:29. Peer: Oh, peinlich, ein Smiley.
  • 20:28. Stefan: 2 Menschen, ein Gedanke.
  • 20:28. Peer: :-)
  • 20:28. Stefan: Ich werde nachher einen
    Screenshot von Frau Malmkwist beziehungsweise ihrem bildschirmfüllenden
    Busen nachreichen. Der macht mir Angst.
  • 20:28. Peer: Ich hab ein bisschen Angst, dass diese – äh: Büstenhalter der drei alten Damen nicht halten.
  • 20:27. Peer: Spätestens jetzt steigen bei „Topmodel“ auf Pro Sieben die Quoten.
  • 20:27. Stefan: Hat sich jetzt auch Deine Frage nach der, ähm, „Modernität“ dieser Veranstaltung beantwortet?
  • 20:27. Peer: Sind aber doch nur Wencke Myhre, Gitte Haenning und Siw Malmkvist.
  • 20:26. Peer: …und ich dachte, als Hermanns
    gerade die „Grandprix-Ikonen aus dem hohen Norden“ ankündigte, dass sie
    Abba wieder ausgegraben hätten.
  • 20:25. Peer: Und die Ersatz-Jury hat Lordi-Masken.
  • 20:25. Stefan: Großes O-ho-ho im Publikum, als
    Uecker Lordis Aussehen damit erklärt, dass Uschi Glasens
    Hautpflegeprodukte anscheinend jetzt in Finland verkauft werden.
  • 20:24. Peer: Oh. Toll. Ein Zusammenschnitt aler Acts aus Athen vom letzten Jahr.
  • 20:24. Stefan: Ist Paola nicht ein Verbrechen gegen die Mensch…? Ach nee, das kann man so doch nicht sagen.
  • 20:23. Peer: Paola wirkt ein bisschen wie eine
    Unicef-Botschafterin, die dabei sein muss, um zu überwachen, dass keine
    Verbrechen gegen die Menschheit an diesem Abend passieren.
  • 20:22. Peer: Warum hast du mich eigentlich nie Susanne Fröhlich porträtieren lassen, Stefan?
  • 20:21. Stefan: Wie schaffen die es, während
    einer Livesendung Lacher vom Band einzuspielen? Da haben Leute
    gekichert, als Georg Uecker sehr umständlich erklärte, Lordi sehe nach
    3 Stunden Maske so aus wie er vor 3 Stunden Maske.
  • 20:21. Peer: Georg Uecker hat seine Witze vorgeschrieben bekommen, oder?
  • 20:20. Stefan: Ah, da ist die Ersatz-Jury. „Alles Mädels“ (Th. Hermanns): Georg Uecker, Paola, Susanne Fröhlich, Kiwi.
  • 20:19. Peer: Merken: „Roschee“ Cicero. Wie „Roschee“ Schawinski.
  • 20:18. Peer: Ich wusste nicht, wie lange es
    dauert bis Thomas Herrmanns den ersten Scherz zum Weltfrauentagmacht,
    aber auf unter eine Minute hätte ich nicht getippt.
  • 20:18. Stefan: Wer von uns macht sich eigentlich die Mühe, die Witze von Thomas Hermanns zu transkribieren?
  • 20:17. Peer: Los geht’s! Die Bühne sieht aus wie bei The Dome.
  • 20:16. Stefan: Nein, nur nicht mehr für diese Veranstaltungsreihe zuständig.
  • 20:16. Peer: Ist Jürgen Meier-Beer jetzt eigentlich offiziell in Rente?
  • 20:14. Stefan: Seit letztem Jahr gibt es einen
    neuen Grand-Prix-Chef und der musste natürlich alles anders machen als
    sein Vorgänger, und besonders einfach geht das natürlich schon mal mit
    nem neuen Namen. (Hm, war jetzt doch nicht so schwer.)
  • 20:13. Peer: Und die schwere?
  • 20:13. Stefan: Die leichte Antwort wäre: Er hat
    sich im letzten Jahr davon verabschiedet, modern sein zu wollen.
    (Passender Schleich-Eigen-Werbelink zum Thema: «Link» )
  • 20:11. Peer: Stefan, erklär doch den Menschen
    draußen an den Monitoren mal, warum der Grand.Prix-Vorentscheid nicht
    mehr „Germany, 12 Points“ heißt, obwohl er so modern ist.
  • 20:09. Stefan: Bis dahin empfehle ich den größten deutschen Eurovision-Song aller Zeiten: «Link»
  • 20:09. Peer: Guten Abend und herzlich willkommen. Wie ist die Stimmung in Berlin?
  • 20:08. Stefan: Grad den Prosecco aufgemacht. (Ich dachte, ich mach das stilecht.) Geht gleich los.
  • 19:57. Stefan: *ins Mikrofon pust* Testing, eins, zwo. *fieser Rückkopplungs-Ton*

Time to say goodbye

Lettland gewinnt den Grand Prix, und Deutschland muß sich nach dem 21. Platz etwas Neues überlegen.

· · ·

TALLINN, 26. Mai. Ein Radioreporter schaffte es, die ganze Verzweiflung in eine Frage zu stecken. „Was ist los in Europa, daß ihr kleinen Länder immer gewinnt“, fragte er die siegreiche Lettin. „Was machen wir Deutschen falsch?“ Und Marija Naumova hatte eine erstaunlich konkrete Antwort: „Ihr müßt Wärme ausstrahlen. Ihr müßt auf die Bühne gehen und vergessen, was ihr macht, vergessen, daß ihr Deutsche seid, den ersten Platz vergessen und einfach eine warmherzige Show abliefern.“

Wer sagt noch, der Song Contest sei eine bedeutungslose Veranstaltung? Im vergangenen Jahr bot der deutsche Vorentscheid die Bühne für die öffentliche Hinrichtung der Medienfigur „Zlatko“, in diesem Jahr war das Finale der Rahmen für die endgültige Demontage des Mythos Ralph Siegel. Wenn er es an diesem Samstag nicht gemerkt hat, wird er es nie merken. Diesmal hat ihm die gesamte europäische Fernsehgemeinde mitgeteilt, daß die Zeit seiner bis zur Unkenntlichkeit auf Sieg getrimmten Produkte vorbei ist. Aus keinem Land gab es mehr als vier Punkte, aus den meisten Ländern überhaupt keinen Punkt, Corinna May kam in Tallinn auf den viertletzten Platz. Nachdem selbst einige seiner Mitarbeiter schon begonnen hatten, sich von ihm abzuwenden, entzog ihm gestern auch noch die „Bild“-Zeitung die Unterstützung: „Noch eine gute Nachricht gibt es seit der Grand-Prix-Katastrophe gestern Abend“, formulierte sie mit böser Ironie. „Ralph Siegel wird nie mehr beim großen Schlager-Wettstreit für Deutschland antreten.“

Die ersten Verschwörungstheorien machten am Samstag abend im fassungslosen Fantroß die Runde, der bereits Sieges-T-Shirts gedruckt und getragen hatte: Der Sieg der Lettin, die mit fünf Tänzerinnen und Tänzern eine große lateinamerikanische Show auf der Bühne zeigte und dabei mehrfach ihr Kleid wechselte, zeige, daß nicht das beste Lied gewinne, sondern die auffälligste Show. Hätten sie recht, wären allerdings nicht die unprätentios, aber eindringlich vorgetragenen Balladen von Großbritannien und Frankreich so weit nach vorne gekommen. Marija Naumova, die im vergangenen Jahr mit modernen Versionen französischer Chansons auffiel und am Entstehen ihres Liedes „I Wanna“ selbst mitwirkte, hält dagegen ihre auffällige Show für einen wesentlichen Grund für den Sieg. „Dieser Wettbewerb heißt zwar Song Contest, aber wenn er wirklich einer wäre, würde er im Radio stattfinden. Dies hier ist Fernsehen. Es geht nicht darum, was man hat, sondern wie man es präsentiert.“

Sie hatte eine nette Ricky-Martin-Nummer, trat auf voller Leichtigkeit und Lebensfreude und bekam aus ganz Europa dafür Punkte, von Spanien bis Israel. Und weil Ähnliches schon in den vergangenen Jahren passiert war, ist das katastrophale Abschneiden Deutschlands für den ARD-Grand-Prix-Chef Jürgen Meier-Beer ein positives Signal: „Die Esten haben den Song Contest wie noch nie zuvor als eine moderne Popshow inszeniert“, sagte er. „Auf dieser Bühne sah der deutsche Beitrag besonders altbacken aus. Die eindeutige Niederlage gibt mir die Möglichkeit, jetzt auch in Deutschland endgültig vom alten Grand-Prix-Image wegzukommen.“ Deutschland habe in den vergangenen Jahren entweder traditionelle, konservative Schlager ins Rennen geschickt oder – mit Stefan Raab und Guildo Horn – die schräge Parodie darauf. Am meisten Erfolg, das zeigten die Siege der vergangenen Jahre, verspreche aber moderner Pop, der Leichtigkeit ausstrahle. Er hat sich zum Ziel gesetzt, im kommenden Jahr einen Vorentscheid zu organisieren, der einen Gewinner mit solch unverkrampfter Leichtigkeit produziert.

Die Letten dürfen sich unterdessen an die ungleich größere Aufgabe machen, den Song Contest auszurichten und sich einen Platz im öffentlichen europäischen Bewußtsein zu sichern. Der lettische Ministerpräsident sagte bereits zu, daß seine Regierung es halten werde wie die Esten im vergangenen Jahr: Die mehreren Millionen Euro Kosten, die dem ausrichtenden Sender trotz Erlösen aus Sponsoring und Kartenverkauf entstehen, sollen aus dem Staatshaushalt bezahlt werden. In Estland sind diese Ausgaben angeblich allein durch zusätzliche Steuereinnahmen und das Geld, das die angereisten Fans und Delegierten im Land ließen, wieder hereingekommen, hinzu kommt ein unschätzbarer Imagegewinn. Das Land, unter dem sich die meisten im Ausland bisher ein Brachland kurz vor Sibirien vorstellten, präsentierte sich Hunderten Millionen Zuschauern – allein fast zehn Millionen in Deutschland – als modernen, kreativen und ehrgeizigen Teil Europas. Erstmals in der Geschichte des Gesangswettbewerbs gab es ein Thema, „ein modernes Märchen“, aus dem Design, Bühnenbild, alle Elemente der Show entwickelt wurden. Und weil man so eine scheinbar harmlose Gelegenheit nicht ungenutzt lassen sollte, waren die kleinen Postkarten-Filme vor den einzelnen Beiträgen voll bedeutungsschwangerer Anspielungen. In einem verglich sich Estland mit Dornröschen, das jahrhundertelang erstarrt war – unschwer als Metapher auf die russische Besatzung zu verstehen. Und ausgerechnet vor dem Titel der verhaßten Russen stand ein Film, der mit dem Wort „Freiheit“ endete. Den Finnen wiederum machten die Esten die Erfindung der Sauna streitig. Daß jedoch ausgerechnet vor dem Auftritt der blinden Corinna May ein holzgeschnitzter Pinocchio zum Behinderten wurde, indem ihm die Nase abfiel, soll unglücklicher Zufall gewesen sein.

Fast alle Favoriten fielen bei der Abstimmung durch. Anders als Deutschland, das als einer der größten Geldgeber der Eurovision gesetzt ist, müssen viele Länder, die sich noch Stunden zuvor Hoffnung auf einen Triumph gemacht hatten, im nächsten Jahr aussetzen. Doch so überraschend das Ergebnis war, so übereinstimmend war das Votum aus den unterschiedlichsten Ländern. Auch das macht die Faszination dieses Wettbewerbs aus: Es gibt ganz offensichtlich ein gemeinsames europäisches Bewußtsein – nur kennt es niemand.

Die Esten feierten den Song Contest mit einer Party auf dem mittelalterlichen Marktplatz ihrer Hauptstadt Tallinn. Unter dem in dieser Jahreszeit nie ganz dunkel werdenden Himmel und im gelben Schein der Laternen standen Esten, Russen und internationale Fans zu Tausenden in gefährlicher Enge, um bei ihren Beiträgen in Ekstase zu geraten. Als sich abzeichnete, daß Estland nicht mehr als einen hervorragenden dritten Platz erringen könnte, verlagerten sich die Sympathien zu den sonst nur bedingt geschätzten Nachbarn aus Lettland, die sich bis zum Schluß ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Malta lieferten. Daß deren glatter ultrakommerzieller Pop, der vor allem bei den Ländern ankam, die nicht die Zuschauer, sondern Jurys abstimmen ließen, dank des Votums der Nachbarn aus Litauen vom entspannten Latinosound aus Lettland überrundet wurde, rief auf den Straßen Freudenfeste hervor.

Ralph Siegel aber hielt es, wie Corinna May, tapfer und pflichtbewußt eine gute Weile auf der Aftershow-Party aus. Er wünschte seinen Nachfolgern ein glücklicheres Händchen und sagte, es gebe Wichtigeres als den Grand Prix. Er wird nur noch herausfinden müssen, was es ist.

(c) Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wie „Bild“ Corinna May vor Männern schützt

Sex, Macht, Politik – und Estland als Testland: Was uns der Grand Prix in der kommenden Woche bescheren wird.

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Sie hätte es längst getan haben können, zum ersten Mal seit drei Jahren. Sie hätte längst einen gefunden haben können, vielleicht einen estnischen Recken, wie ihre Sängerinnen sich wünschen, vielleicht einen sechzigjährigen türkischen Tänzer, wie ihn die „Bild“-Zeitung gefunden hat, jedenfalls jemanden, der sich „gut anfühlt“, wie sie selber sagt.

Und wir könnten längst weiter sein in dem Liebesdrama um Corinna May, vielleicht schon in der Phase, wo sie erzählt, wie zärtlich er im Bett war, oder in der, wo er erzählt, wie sie beim Sex leise singt, oder auch nur in der, wo „Bild“ beschreibt, wie liebevoll er ihr über die vielen Klippen hilft, die in dem wunderschönen alten, aber hoffnungslos verwinkelten Hotel Schlößle in Tallinn zwischen dem Eingang und ihrem Zimmer im Erdgeschoß liegen. Denn eigentlich wollte die „Bild“-Zeitung die große Corinna-May-sucht-einen-Mann-Serie schon im März bringen, aber dann kam Uschi Glas dazwischen.

Seit die schönsten Geschichten nicht mehr das Leben, sondern Mark Pittelkau in der „Bild“-Zeitung schreibt, muß man mit solchen Unbillen rechnen. Wenigstens besteht bei Corinna May nicht die Gefahr, daß sie, wie Michelle im vergangenen Jahr, im Beisein von Journalisten „ihr“ Grand-Prix-Tagebuch in „Bild“ liest und erschrickt und widerspricht.

Die anfänglichen Sorgen des NDR-Unterhaltungschefs und deutschen Grand-Prix-Beauftragten Jürgen Meier-Beer sind also verflogen, daß er nach den Jahren mit Stefan Raab und seiner eigenen PR-Maschine und Michelle und ihrem Riesenpack Kindheits- und Trennungsdramen sich diesmal gewaltig anstrengen müßte, um aus einer steifen, sperrigen, blinden Sängerin genug Medienstoff für eine Woche zu generieren. Und wenn Corinna May wieder solo bleiben sollte, kann sich die Rekordzahl von rund 120 anreisenden deutschen Journalisten (mehr als bei Raab!) immer noch auf schmutzige Details aus der Suite von Ralph Siegel verlassen.

Der Song-Contest ist nicht nur nicht totzukriegen, er lebt mehr denn je. Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird sich in der kommenden Woche sogar das amerikanische Nachrichtenmagazin „Time“ mit ihm beschäftigen. Das freut vor allem das Gastgeberland, das sich so viel verspricht von diesem Ereignis.

„Eine Milliarden-Dollar-Chance für Estland“ hat der Generaldi-rektor des estnischen Fernsehens die Ausrichtung des Grand Prix genannt. Über die Zahl kann man streiten, über den Kern der Aussage nicht. „Jetzt sind wir auf der Landkarte präsent“, beschreibt Jörg-Dietrich Nackmayr, Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Tallinn die Stimmung im Land, „jetzt sehen die anderen Länder, wie toll wir sind.“ Zunächst einmal lernen sie: „Estland liegt nicht in der Tundra“, nennt der deutsche Botschafter in Tallinn, Gerhard Enver Schrömbgens, das Minimalziel. Er lädt am Dienstag zu einem Empfang in seine Residenz auf dem Domhügel in Tallinn. Dort wird Ralph Siegel sich an den Flügel setzen und mit Corinna May und estnischen Kindern singen und möglicherweise, so Schrömbgens‘ Hoffnung, einen kleinen Beitrag dazu leisten, daß die Deutschen sich an ein Land erinnern, das ihnen eigentlich nahe sein müßte. Im Grunde teilt er die Meinung der stolzen Esten, daß sich ihr Land sehen lassen kann: „Estland nutzt seine Kleinheit für Flexibilität und Agilität“, sagt er, und daß es in den üblichen Nationenvergleichen nicht ganz vorne auftauche, liege nur daran, daß es zu klein sei, um überhaupt aufzutauchen. Beispiel Olympia: Würden die Medaillenspiegel pro Kopf der Bevölkerung erstellt, läge Estland mit seinen drei Medaillen der letzten Winterspiele bei seinen 1,4 Millionen Einwohnern ganz vorne.

Auch nach innen ist die Bedeutung des Grand Prix erstaunlich – zumindest die Erwartungen, die an ihn geknüpft werden, sind es. Viel publiziert ist, daß die Zustimmung zu einem EU-Beitritt unter den Esten, die nach ihrer gerade erst erlangten Unabhängigkeit zögern, sich nun schon wieder einem Bündnis eingliedern zu sollen, nach dem Grand-Prix-Sieg im vergangenen Jahr um zehn Prozent anstieg. „Through EBU into EU“ soll die Regierung als Slogan ausgegeben haben – EBU ist die Eurovision, der Veranstalter des Wettbewerbs. Seitdem sind die Umfragewerte zwar wieder zurückgegangen, aber allgemein wird erwartet, daß sie in diesen Wochen, rund um die Veranstaltung, wieder ansteigen werden. „Die Esten freuen sich, daß Europa sie zur Kenntnis nimmt, sich um sie kümmert“, sagt Nackmayr. Er glaubt, daß der Grand Prix ein wichtiger emotionaler Bestandteil auf dem Weg nach Europa ist: „Dadurch werden auch Teile der Bevölkerung nach Europa mitgezogen, denen der schnelle Wandel eher angst macht und die vom Wirtschaftswunder nicht profitiert haben.“

Kein Wunder, daß sich die Regierung überreden ließ, die Ausrichtung zu finanzieren – jedenfalls, nachdem das kleine öffentlich-rechtliche ETV mit der Einstellung seines Sendebetriebes gedroht hatte. Alles, was nicht durch Sponsoren oder den Verkauf von Eintrittskarten hereinkommt, zahlt der Staat. Obwohl die Karten regulär 300 bis 450 Euro kosten (mehr als das durchschnittliche Monatseinkommen eines Esten), bleibt wohl ein Loch von mehreren Millionen Euro. Das weckt Begehrlichkeiten: So wollte die Regierung eine eigene Agentur beauftragen, die kleinen Filme zu drehen, die vor den einzelnen Beiträgen laufen, um Estland im richtigen PR-Licht zu präsentieren. Zum Glück war der estnische Grand-Prix-Chef Juhan Paadam vorher jahrelang so etwas wie der Außenminister seines Senders und entsprechend erfahren in Diplomatie. Mit sanftem Druck überzeugte er die Regierung, daß die beste Werbung für Estland nicht durch Agit-Prop erreicht werde, sondern durch eine gelungene Show ohne politische Einflußnahme.

Wer den Grand Prix nicht als Musik-, sondern als Fernsehereignis versteht, sah schon in den vergangenen beiden Jahren TV-Shows, die zweifelsohne state of the art waren. Nachdem die Schweden sich 2000 das Ziel setzten, eine moderne Show zu veranstalten und die Dänen im vergangenen Jahr aus dem Grand Prix ein Massenereignis im Fußballstadion machten, stellen die Esten den Grand Prix erstmals unter ein Motto: „Ein modernes Märchen“ wollen sie inszenieren und sich, ihre Unabhängigkeit und all die Kontraste aus Mittelalter und 21. Jahrhundert feiern, die das Land ausmachen. Es wird, nach allem was man hört, ein außergewöhnlicher Grand Prix, mit innovativem Bühnenkonzept, schrägem Design, modernster Umsetzung. Staunen soll die Welt, und zwar nicht zu knapp, über die Kreativität eines Landes, dem viele die erfolgreiche Ausrichtung eines solchen Großereignisses gar nicht zugetraut hätten.

Ach ja, bleibt noch die Musik. In diesem Jahr liegen die Griechen beim paneuropäischen Wettbewerb um den absurdesten Beitrag weit vorn. Sie schicken fünf Männer in Leder, die ein elektronisches Lied über Cyber-Sex singen: „Every time you need my love / Before you enter in my world / Give the password.“ Gleich eine Handvoll Länder hat sich entschieden, mit mehr oder (meistens) weniger gelungenen Revivals des Disco-Sounds der siebziger und achtziger Jahre ins Rennen zu gehen, es gibt langweilige Balladen, kalkulierten Pop, mißglückte Anleihen bei modernen Musikeinflüssen und viele Exoten, die sich alle Mühe geben, daß der Trash-Faktor des Ereignisses erhalten bleibt oder, positiv formuliert, die einen beruhigt staunen lassen über die Vielfalt Europas trotz Globalisierung und MTV und allem.

Zum Glück geht es ja nicht um Musik. Der Gewinnertitel des vergangenen Jahres, das Funk-Stück „Everybody“ von Tanel Padar und Dave Benton, war vermutlich der am wenigsten gehörte, gekaufte und gespielte Siegertitel in der Geschichte des Grand Prix, das Duo hat sich längst im Streit getrennt, einer startete seine Solo-Karriere mit einem Live-Konzert vor 41 Zuschauern, beide werden das Stück wohl nie wieder gemeinsam aufführen. Doch das Lied war so erfolglos wie folgenreich und beschert Estland nun die größte Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlichkeit seit dem Mittelalter.

Was für Estland gilt, gilt auch für Corinna May. Natürlich würde ein Sieg ihres „I can’t live without music“ den Grand Prix auf seinem zögernden Kurs zu Modernität und musikalischer Relevanz um Jahre zurückwerfen. Aber was kümmert sie das, was kümmern sie die kaum nennenswerten Plattenverkäufe, wenn sie es dank des Grand Prix schafft, nach drei Jahren endlich wieder Sex zu haben?

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Die Esten werden die Ersten sein

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Vor dem Grand Prix: Besuch bei einem ehrgeizigen Volk.

Es ist, selbst wenn die örtliche Jugend gerade auf Knien und Skateboards die Rampen herunterrast, ein magischer Ort. Die Sonne taucht ihn in ihr besonderes, klares Licht, mit dem sie den Norden Europas dafür entschädigt, daß sie sich hier so selten blicken läßt. Ein steinernes Auge ragt vor der Küste aus dem Boden, starrt einen Rasenhang an, und die Dimensionen sind so gewaltig, daß man ins Grübeln kommen kann, auf welche Seite die Zuschauer gehören und auf welche die Akteure. Im Zweifelsfall läßt sich das eh nicht trennen. Ende der achtziger Jahre versammelte sich die halbe estnische Bevölkerung und lauschte nicht nur, wie es Tradition war, einem Wettstreit ihrer Chöre, sondern sang gemeinsam die verbotene Nationalhymne, um gegen die sowjetische Besatzung zu protestieren. Die „singende Revolution“.

Wer in der Hauptstadt Tallinn auf dem Sängerfeld steht, das englisch „Song Contest Grounds“ heißt, der ahnt, was es gerade für die Esten bedeutet haben muß, den „Song Contest“ der Eurovision gewonnen zu haben.

Schöne Idee, so aus der Ferne. Leider nur haben für die Esten der Schlager-Grand-Prix und die baltische Chorwettstreit-Tradition so viel gemein wie Ralph Siegel mit moderner Popmusik: nichts. Trotzdem hatte das Fernsehereignis selten für ein Land eine solche Bedeutung wie in diesem Jahr für Estland. Heute läßt sich kaum noch unterscheiden, was wirklich geschah, nach jenem Überraschungssieg im vergangenen Jahr, und was sich durch aufgeregtes Weitererzählen auf der Straße und in den Medien schon zum Mythos verklärt hat: Ist die Zustimmung der Esten zum Beitritt in die EU in der Woche nach dem Erfolg tatsächlich um zehn Prozent gestiegen? Hat ein Politiker den jubelnden Massen zugerufen: „Endlich haben wir Rußland besiegt?“ Glauben die Esten wirklich, daß sie drei schicksalhafte Aufgaben vor sich haben: den Beitritt in die EU und Nato und die Ausrichtung des Grand Prix?

Womöglich stimmt es sogar, daß der frühere Ministerpräsident Mart Laar in den Siebzigern die Show in Grand-Prix-Clubs im finnischen Fernsehen sah, als Fenster zur Welt und revolutionären Akt, weil das natürlich verboten war. Aber für die Masse der Menschen in Estland hatte der Song-Contest auch keine größere Bedeutung als bei uns. Die bekommt er erst jetzt. Die Regierung beteiligt sich mit mehreren Millionen Euro an den Kosten, weil sie weiß, daß so viel Aufmerksamkeit für ein kleines Land unbezahlbar ist, insbesondere für eines, das davon überzeugt ist, daß es ihm im Kern nur daran fehlt – an Aufmerksamkeit. Der Plan: Am 25. Mai werden mehr Menschen denn je auf Estland sehen, und sie werden sehen, daß es gut ist.

Man macht sich ja kein Bild. Hat allenfalls einen vagen Begriff von den „baltischen Staaten“, bei denen man weder die Reihenfolge kennt noch die Hauptstädte zuordnen kann. Das ist für die stolzen Esten besonders bitter, weil sie einerseits ein wenig gekränkt sind, daß die Eurovision Zweifel hatte, ob sie das Großereignis Grand Prix überhaupt ausrichten könnten, sich andererseits aber schütteln bei der Vorstellung, ein Land wie Litauen könnte einmal gewinnen, nicht auszudenken, das Chaos, man werde schon sehen. „Die Balten“ gibt es nicht, Esten sind introvertiert, diszipliniert, evangelisch, Litauer extrovertiert, chaotisch, katholisch, und wer das nicht schnell lernt, macht sich keine Freunde in Tallinn.

Es scheint, als hätte sich in den Jahren der russischen Unterdrückung ein riesiger Druck gebildet, der sich nach der Unabhängigkeit 1991 in Energie verwandelte. Als wollten sich die Esten mit Disziplin und Ehrgeiz in zehn Jahren nicht nur aus der Steinzeit in die Neuzeit katapultieren, sondern möglichst gleich in die erste Reihe der modernen Staaten. Sie haben eine Art papierlose Bürokratie entwickelt, bei der die Minister bei Kabinettssitzungen vor Laptops hocken und die Bevölkerung via Internet Zugang hat und sich freut, daß sich ihr Land auch „e-stonia“ schreiben läßt. Sie schicken sich an, Finnland den Ruf als Handy-besessenstes Land streitig zu machen, und bieten Autofahrern die Möglichkeit, Parktickets per Mobiltelefon zu bezahlen. Und sie haben überall blaue Schilder mit @-Zeichen aufgestellt, die den Weg zum nächsten Internet-Anschluß weisen – Verkehrszeichen, keine Reklameschilder. Sie stehen vor Cybercafés und Buchhandlungen. Auf dem Land warten sie am Straßenrand und weisen den Weg zu einem einsamen Haus, und wenn man klingelt, öffnet eine ältere Frau, führt einen in ein kleines Zimmer, schaltet den Computer ein, zeigt auf die Preisliste, die daneben liegt, und läßt einen surfen.

Das ist nicht ganz das, was man sich vorgestellt hatte. Wer nie dort war, schwankt auf der weiten Reise nach Norden und Osten, ob er sich Estland nun als einen Ableger des ultra-zivilisierten Skandinaviens vorstellen muß oder ein heruntergekommenes Stück Sowjetunion. Das Erstaunliche an Tallinn ist, daß es in mehreren Schichten all das verbirgt, was man sich vorstellt, und noch ein bißchen mehr. So kann man an einem kalten Winterabend (Frühling und Herbst fehlen zugunsten einer neunmonatigen Extended-Winter-Version) in Tallinn in wenigen Minuten eine Reise durch mindestens drei Welten antreten. Zwischen Flughafen und Innenstadt liegt gleich der Ostblock, beigegraue Häuser, breite Straßen in schlechtem Zustand, die von antik aussehenden Straßenbahnen gekreuzt werden. An den Haltestellen sitzen alte Mütterchen, Rußland ist nur ein paar Zugstunden entfernt.

Ein paar Schritte weiter rückt Rußland plötzlich ans andere Ende der Welt, dafür ist Lübeck ganz nah: Jenseits der Stadtmauer, von der heute noch mehr Wachtürme stehen, als man überhaupt je für nötig gehalten hätte, blättert sich die Altstadt als großes, pastellfarbenes Bilderbuch auf und erinnert an die Hansestadt Reval, die Tallinn einmal war: die meisten Häuser frisch herausgeputzt nach Jahren des Verfalls, Kopfsteinpflaster-Gassen und steile Stiegen, zum Glück in einem wilden Architektur-Mix aus den Jahrhunderten, was die Altstadt urig macht statt zuckersüß. Abends sind die Straßen bevölkert von finnischen Jugendlichen, die dem neuen Nachbarstaat ganz neue Freiheiten und preiswertes Bier verdanken, aber schon um zehn kaum noch stehen können.

Bis zum 1. Mai, der den Auftakt zum Sommer mit seinen „Weißen Nächten“ bildet, in denen die Sonne kaum untergeht und die Plätze voll sind mit Tischen und Bänken, sind die Straßen wenig später menschenleer. Gelbe Laternen tauchen die kalte Luft in ein unwirkliches Märchenlicht, das den Besucher völlig unvorbereitet läßt für die nächste Welt, nur eine Haustür entfernt: Im „Havanna Club“ tanzen sie Salsa, junge Paare drängen sich schwitzend auf einer Tanzfläche, ignorieren ausgelassen alle Klischees vom kühlen, verschlossenen Esten, und die gefrorene Märchenwelt für Touristen vor der Tür ist genauso unvorstellbar wie die Plattenbauten für die Russen ein paar Kilometer weiter.

In der „Nimega Bar“ erklärt einem der örtliche Vertreter der Adenauer-Stiftung, daß das Nachtleben sagenhaft wild sei, weil das Weggehen für die Esten, die ein paar Hundert Dollar im Monat verdienen, so teuer sei, daß es sich dann auch richtig lohnen müsse. Wie zum Beweis kommt gerade eine Bedienung vorbei, die nicht nur wie ihre Kolleginnen eine um beachtliche Mengen Stoff reduzierte braune Uniform trägt, sondern sich dazu klein „SS“ auf den nackten Rücken gemalt hat, was als Filzstiftzeichnung eher naiv denn politisch bedenklich wirkt und eine Menge aussagt über die merkwürdig ungespaltene Haltung der Esten gegenüber deutscher Geschichte. Selbst die SS ist hier, kurz gesagt, eher als Befreier von den Russen denn als Besatzer wahrgenommen worden.

Im halbprivaten Künstlerclub „Noku“ sitzen neben den Schauspielern junge Internet-Designer und Werbeleute, und wer Wert auf Geld und Stil legt, geht ins „Pegasus“, ein Restaurant in minimalistischem grauen Granit mit Philippe-Starck-Toilette, das genauso in Berlin-Mitte oder New York stehen könnte – und dort genauso cool wäre. Nur die Reiseführer haben dieses moderne Tallinn noch nicht entdeckt und staunen über den „Mut“, hier einen schwulen Club zu eröffnen, den „Nightman“, dabei empfiehlt den jeder aufgeklärte Hetero hier als angesagtesten Ort für den späteren Abend.

Anders gesagt: Tallinn ist bereit für den Grand Prix.

Ein bißchen Soufflé

Viel heiße Luft beim deutschen Grand-Prix-Vorentscheid.

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Der Grand Prix ist wie ein überfahrenes Tier auf der Landstraße. Man mag es nicht sehen und kann doch nicht aufhören hinzugucken. Und so sehen wir eine junge, blinde Frau, die es im dritten Versuch endlich geschafft hat, für Deutschland beim Song Contest singen zu dürfen, weshalb sie für die dreißig, vierzig Fotografen und Kameramänner, die sich vor ihr aufgebaut haben, immer und immer wieder die Arme zu einer Siegerpose hochreißen muß. Auf Zuruf der Fotografen reißt sie die Fäuste mit abgewinkeltem Ellenbogen hoch, und alle knipsen, und niemand sagt ihr, wie traurig das aussieht.

Und wir sehen neben ihr auf dem Podium Ralph Siegel, den sie „Mister Grand Prix“ nennen, weil bei ihm Lebenswerk und Schlagerwettstreit eine fast tragische Verbindung eingegangen sind. Und neben ihm Bernd Meinunger, über den man ähnliches nur deshalb nicht sagt, weil der Texter meist im Hintergrund steht, der aber Siegel fast immer die Texte zu seinen Melodien schreibt. Meinunger sagt, die Inspiration zu den Zeilen, die er für Corinna May geschrieben habe – „Ich kann nicht ohne Musik leben, nur du läßt mich weitermachen“ -, die Inspiration dazu stamme von der Künstlerin, für die Musik wirklich alles sei, einfach alles, und er sagt es, als habe er die Musikwelt damit revolutioniert, als hätten nicht Tausende Künstler die gleichen Zeilen, die gleiche Wahrheit millionenfach formuliert. Und Siegel sagt, seine Komposition sei „einfach ein so gelungenes Lied, auch von der Musik her“ und fügt tatsächlich hinzu, daß diese Musik, eine Mischung aus Boney M. und den immer gleichen Siegel’schen Versatzstücken, höchst modern sei, ja, Musik, wie Kylie Minogue sie gerade mache. So sitzen die beiden da und loben die „Super-Konkurrenz“ und erzählen, in wieviele Sprachen das Lied übersetzt werde, falls man im Mai in Estland gewinne, und plötzlich ist es 1982 und man wird den Gedanken nicht mehr los, wie Siegel jetzt nach Hause fährt, eine Gitarre weiß lackieren läßt und ein schwarzes Glitzerkleid kauft, denn Corinna May wird in Estland mit der Startnummer 18 auftreten, genau wie Nicole damals in Harrogate, wo sie gewann: „ein gutes Omen“.

Es ist diese Mischung aus unendlicher Banalität und unendlicher Wichtigkeit, die dazu führt, daß man den Grand Prix nicht ansehen kann und es trotzdem immer wieder tut. Dabei ist der Grand Prix auch eine Veranstaltung, in der Spaß und Geschäft und, ja, so etwas wie Talentförderung sich wunderbar verbinden. Um das zu erleben, hilft es hinzufahren, in diesem Jahr also in die Ostseehalle nach Kiel.

Ausverkauft ist sie nicht, kein Wunder – bis zu 50 Euro pro Karte, aber knapp 6000 Zuschauer sollen gekommen sein. Anders als in den Jahren, als Guildo Horn antrat oder Stefan Raab, ist es schwer, die Besucher nach Klischees zu sortieren und den Teilnehmern zuzuordnen. Erstaunlich viele Frauen mittleren Alters sind gekommen, unauffällig, ein bißchen herausgeputzt. Es ist nicht das Musikantenstadl-Publikum, auch kein reiner Tuntentreff, es sind viele junge Leute darunter, die nicht weiter auffallen. Man fragt sich, ob viele davon vielleicht nur wegen der Abwechslung hier sind, weil das Fernsehen eher selten nach Kiel kommt, doch dann treten, nachdem eine Aufwärmerin des Schlagerradios „NDR Welle Nord“ alles versucht hat, das Publikum einzuschläfern, die Weather Girls auf die Bühne, und der Laden explodiert. Innerhalb einer Sekunde ist das Publikum mitgerissen, applaudiert, trampelt, schwenkt Fähnchen und freut sich, dabeisein zu dürfen. Sie scheinen wirklich Spaß zu haben, nicht in seiner ironischen Brechung als „Kult“, einfach: Spaß. Wie die Weather Girls, die offensichtlich glücklich sind, den Laden (und mutmaßlich Millionen zu Hause) in Schwung zu bringen; wie vier Punks aus Cottbus namens SPN-X, die eine halbe Stunde vor der Sendung noch an der Bar im Pressezelt lehnen und Bier trinken, und dann auf die Bühne gehen, ihre Show machen, sich freuen, daß sie damit nicht nur ihren kleinen angereisten Fantrupp, sondern die halbe Halle mitreißen, und hinterher finden, daß die ganze Veranstaltung zwar „irgendwie peinlich“ gewesen sei, aber auch gut, weil die Kollegen nett waren und sie gar nicht so als Exoten behandelt haben. Diese Jungs sind beim Grand Prix, weil sie für ihre Musik leben und nicht für den Grand Prix.

Es geht trotzdem um viel. Nach Jahren völliger Belanglosigkeit ist die Veranstaltung zumindest für die Plattenindustrie höchst relevant. Außer bei „Wetten, daß. . .“ gibt es keine Möglichkeit, einen Künstler mit einem Schlag so vielen Millionen Menschen zu präsentieren, und bei „Wetten, daß. . .“ hat Nachwuchs eher keine Chance. Die Professionalisierung der Sendung und Titelauswahl führt leider auch dazu, daß sich spätestens nach der dritten wohlgeplanten Mainstream-Ballade Langeweile im Saal breit macht. Aber zum ersten Mal seit Jahren ist mehr als die Hälfte der Vorentscheidungsteilnehmer tatsächlich einigermaßen talentiert, stimmgewaltig und sogar in der Lage, live zu singen. Das ist doch was.

Bei solcher Bedeutung überläßt man lieber wenig dem Zufall, und so bestehen die Fanclubs, die man im Fernsehen jubeln sieht, überwiegend aus Mitarbeitern der Plattenfirma oder Freunden und Verwandten der Künstler. Der wahre Fan gibt sich mit so etwas nicht ab, und so sitzt auf der Tribüne eine sehr blonde junge Frau, die sich alle Mühe gibt, trotz kurzer Arme ihr selbstgestaltetes großes Plakat ins Bild zu bringen, dessen Text sie eher als Amateur im Plakatgestalten ausweist: „Go Linda Go“ hat sie darauf geschrieben, und darunter: „3 P steht für Musik mit Qualität, darum sind wir für die neue Soul-Königin“. Zwischen ein paar fröhlich pöbelnden Hools, die ein Ordner mit großer, aber letztlich nicht ausreichender Ausdauer immer wieder ermahnt, nicht auf die Stühle zu steigen, sitzt eine Rothaarige, um deren Oberkörper nur eine Art goldfarbene Serviette schlabbert, die gelegentlich ihren handgemalten Satz „SPN-X ich will ein Kindl von Euch“ hochhält, ein Kumpel in der Reihe vor ihr hat sich für die schlichte Aussage entschieden: „Bernhard Brinkts nicht“. (Dabei werden die Jungs von der Band später sagen, daß Bernhard Brink, der in der Halle gnadenlos ausgebuht wurde, ein dufter Typ sei und sie die einzigen waren, die morgens beim Frühstückstisch über seine Witze lachen konnten.) Außer bei der Kelly Family und der von „Bild“ und Dieter Bohlen ins Rennen geschickten jungen Isabel schien sich das Publikum mit allem anfreunden zu können, was ihnen geboten wurde: Die Anhänger des Mädchenduos Unity 2 zogen sich, nachdem ihre Favoritinnen fertig waren, die Einheits-Fan-T-Shirts aus, hielten sie an den Ärmeln hoch und schwenkten sie im Takt. Und ein einsames Mädchen im Parkett fand, daß es völlig reichte, ihre Werbe-Baseballkappe mit „Quam“-Aufdruck ein paar Zentimeter über dem Kopf zu schwenken. Und zu Hause saßen – trotz Olympia und Günther Jauch – nicht weniger als achteinhalb Millionen Zuschauer vor ihren Fernsehern und sahen sich an, wie Corinna May vor Joy Fleming, der Christen-Boygroup Normal Generation und den Kellys gewann.

Es war ein merkwürdiger Kontrast zwischen der genügsamen Menge im Publikum und dem unglaublichen Aufwand dieser Live-Sendung. Zwischen den unauffälligen Plätscherstücken und den Skandal-Geschichten, die die „Bild“-Zeitung täglich erfand. Noch nie, auch nicht zu Guildo-Horn-Zeiten, war das Medieninteresse an einem Grand-Prix-Vorentscheid so groß wie dieses Mal, 550 Journalisten waren akkreditiert. Und noch nie war die Diskrepanz so groß zwischen diesem offensichtlichen Interesse und dem, was sie an Substanz vorfanden, wobei Grand-Prix-Organisator Jürgen Meier-Beer gerne darauf hinweist, daß auch das beste Soufflé zur Hälfte aus Luft besteht. Aber vielleicht spiegelt sich in diesem scheinbaren Widerspruch ja nur eine Grand-Prix-Normalität, die in den Jahren der Verwahrlosung, aber auch den folgenden Jahren des Irrwitzes abhanden gekommen war: eine Mischung aus höchster Aufregung um eine schlichte Veranstaltung, die inzwischen höchst professionell auf musikalisch nicht ganz so hohem Niveau organisiert wird. So gesehen scheint der Grand Prix endlich zu Hause angekommen: in den frühen achtziger Jahren, bei Nicoles bißchen Frieden und mit Corinna Mays bißchen Musik.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Europa wählt amerikanischen Funk

Estland gewinnt völlig überraschend den Grand Prix, und nur die Dänen freuen sich nicht darüber.

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Der deutsche Grand-Prix-Chef Jürgen Meier-Beer glaubt, langsam eine Erklärung gefunden zu haben für das Phänomen, das immer wieder verblüfft: Die meisten Menschen verfolgen bei dem Pop-Wettbewerb im Fernsehen nicht die Auftritte der einzelnen Länder; mehr sitzen vor dem Ritual der Punktevergabe. „Europa nimmt sich einmal im Jahr diese Stunde, um kollektiv über die Beziehungen seiner Nationen untereinander zu meditieren“, sagt Meier- Beer. Nach den Wertungen zu urteilen, ist das Zusammengehörigkeitsgefühl der skandinavischen Länder am Anfang des 21. Jahrhunderts intakt, auf britisch-irische Freundschaft kein Verlass, die Verbindung Frankreich-Portugal ungebrochen, und Deutschland ziemlich allein ohne seine Nachbarn Belgien, Schweiz und Österreich.

Eines aber erklärt Meier-Beers Theorie nicht: Warum sich Briten und Türken, Holländer und Griechen und noch einige mehr darüber einig waren, dass „Everybody“, ein altmodisches Stück amerikanischen Funks, gesungen von zwei unaufälligen Männern namens Tanel Padar and Dave Benton, die vor dem Contest in Kopenhagen kaum jemand wahrgenommen hatte, der beste Teilnehmer am diesjährigen Eurovision Song Contest gewesen sein soll. Die Europäer haben allem Anschein nach kaum noch Lust auf klassischen Schlager, aber der Weg nach vorne führt über die Vergangenheit. Denn die Alternative zu kitschigen Balladen waren Musikstile von gestern und vorgestern: Funk a la Cool and the Gang bei den Esten, eine Mischung aus Country und Kinderlied bei den Dänen, Bonnie-Tyler-Bombastpop bei den Slowenen. Die deutsche Vertreterin Michelle kam auf Platz acht.

Die Esten haben nun vier Wochen Zeit, dann steht ein Team der Eurovision bei ihnen vor der Tür und verlangt Rechenschaft, wo und wie sie es schaffen wollen, die Sendung im kommenden Jahr zu stemmen. Mit riesigem technischen und organisatorischen Aufwand (und nicht immer entsprechendem Ergebnis) haben die Dänen die angeblich größte Fernsehshow der Welt inszeniert – Übertragungen von Fußballspielen oder Konzerten nicht mitgerechnet. Da ist der Anspruch hoch, und die Gefahr für ein kleines Land, daran zu scheitern, ebenso. Mehr als 15 Millionen Mark soll die Sendung in diesem Jahr gekostet haben.

Für die Grand-Prix-verrückten Esten ist das Ergebnis ein Traum. Für die knapp geschlagenen Dänen eigentlich auch, die nun langsam anfangen können, die „Grand-Prix-Sonderangebote“ aus Einrichtungsläden und Modegeschäften in Kopenhagen abzuräumen. Die Mehrheit der 38000 Zuschauer im Fußballstadion „Parken“ ließ sich von dem Veranstaltungsort zwar zu einer Art Hooligan-Atmosphäre anstecken, buhte schlechte Wertungen für das eigene Land aus und sparte mit Applaus für die Sieger. Aber den Organisatoren war der zweite Platz lieber als ein Sieg. „Ich glaube nicht, dass man die gleiche Begeisterung hier noch einmal hinkriegen und die Besten des Landes aus allen Bereichen ins Team bekommen würde“, sagt Oberorganisator Jorgen Ramskov, der selbst für die Produktion des Festivals vor einem Jahr seinen Posten als Chef des staatlichen Fernsehsenders DR aufgegeben hatte. Er hatte sich das Ziel gesetzt, den Wettbewerb „nicht zu verjüngen, aber zu modernisieren“.

Ob das gelungen ist, ist schwer zu sagen. Einerseits waren nicht nur die Dänen im generationenübergreifenden Grand-Prix-Rausch, auch in Hamburg nutzten viele Tausend Menschen das schöne Wetter und den Hafengeburtstag, sich auf der Reeperbahn das Spektakel anzuschauen. Und mit mehr als acht Millionen Quote hat der Song-Contest das einzige für die ARD zählende Kriterium erfüllt. Andererseits waren viele Beiträge von einer Art, dass man hofft, dass die jeweils führende Boulevardzeitung in Bild-Manier wenigstens vorher mahnend gefragt hat, ob die für ihr Land überhaupt singen dürfen. Nach einem neuen Reglement müssen die sieben Länder mit den schlechtesten Ergebnissen im nächsten Jahr aussetzen – das trifft unter anderem große Grand-Prix-Nationen wie die Niederlande und Irland.

Deutschland wäre wie Frankreich, England und Italien selbst bei einem schlechten Ergebnis davon ausgenommen – aber Michelle landete ohnehin weit oberhalb der Abstiegszone, obwohl ihre Ballade „Wer Liebe lebt“ nur aus Portugal und Spanien nennswerte Punkte erhielt. Sie sagte, sie sei mit dem achten Platz sehr zufrieden und der Sieg für Estland gehe in Ordnung, weil das „ein kleines Land“ sei. Anders als bei der Probe zeigte sie im Finale stimmliche Schwächen – aber ob so etwas die abstimmenden Europäer überhaupt interessiert, bleibt eine der vielen ungeklärten Fragen dieser Veranstaltung.

(c) Süddeutsche Zeitung

Aber hallø!

Kleines Land, großer Wahnsinn: Die Dänen wollen es mit ihrem European Song Contest am Samstag erheblich krachen lassen.

Wie in einem Märchenwald wirft Sonnenlicht Staubstreifen in die dunkle Arena. Das Gestänge, an dem das Dach aufgehängt ist, lässt dem Licht ein paar Lücken. Dem Wind auch. Kalt ist es. Draußen feiern die Kopenhagener den Frühling: Auf jedem Bordstein sitzt einer, lässt sich anstrahlen und strahlt zurück. Drinnen erinnern sich ein paar Deutsche, die auf den Rängen frösteln, wie die Nationalmannschaft hier vor einem halben Jahr verloren hat. Damals war das Parken-Stadion noch ein normales Fußballstadion, ohne Dach. Der Prospekt sagt, dass man die Halle schnell mit heißer Luft füllen kann. Am Samstag Abend findet hier also der Schlager-Grand-Prix statt (ARD, 21 Uhr).

Ganz so ist es nicht, dass das Stadion extra dafür ein teures Dach bekommen hat. Die Pläne lagen schon in den Schubladen. Aber für das längst totgesagte Fernsehritual hat man sie ‚rausgeholt. Deshalb werden die Kopenhagener in Zukunft, wenn sie hier Madonna zujubeln, dem Grand Prix dankbar sein – auch eine Antwort auf die ewige Frage nach dessen Sinn und Daseinsberechtigung.

Nicht, dass die in Kopenhagen in diesen Tagen viele stellen würden. Die Feuerwehrleute nicht, die eine Woche lang als Sicherheitsleute hinter den Kulissen stehen und sich ein paar Kronen dazu verdienen, damit sie in einem Monat zu den internationalen Polizei- und Feuerwehr-Spielen nach Amerika fliegen können. Die Tourismus-Leute von „Wonderful Copenhagen“ nicht, die jedem Delegationsmitglied am Flughafen das Gefühl geben, die „Wonder Brass“- Band spiele nur für ihn. Und die Leute vom dänischen Fernsehen schon gar nicht. Die haben seit einem Jahr eine Mission. Nach dem Sieg der Olsen-Brüder in Stockholm wollen sie die größte Fernsehshow aller Zeiten veranstalten. Um es den Schweden, den dänischen Lieblingsgegnern, mal richtig zu zeigen? „Nein“, sagt der örtliche Event-Manager Christian Have, „um es der Welt zu zeigen“.

Vielleicht muss man sich einmal vorstellen, was passieren würde, wenn unsere süße Michelle gewänne: Bild würde zwei Wochen komplett ausrasten und die Nation abstimmen lassen, ob Ex-Freund Matthias Reim zurück darf zu Michelle oder nicht. RTL und Sat 1 würden jeden ihrer Schritte zu ewigem Ruhm oder mal eben in den Abgrund mit der steady cam begleiten. Ralph Siegel würde sich heulend in seinem Studio einschließen, weil nicht er es war, der den Grand Prix nach Deutschland holte.

Aber sonst? Der NDR würde routinemäßig die Preussag-Arena buchen und die Fernsehleute engagieren, die die Arena schon bei der Vorentscheidung ganz fürchterlich nach Hannover aussehen ließen. Grand-Prix-Koordinator Jürgen Meier-Beer würde versuchen, Claudia Schiffer als Moderationspartnerin für Axel Bulthaupt zu gewinnen. Die schwulen Grand-Prix-Fanclubs könnten die Tickets unter sich aufteilen. Stefan Raab würde ein paar Sondersendungen machen. Und den meisten Menschen wäre die Geschichte, jenseits eines kultigen Fernsehabend mit Käse-Igeln und viel Alkohol, egal. Grand Prix halt.

In Dänemark ist es so, dass heute sämtliche Minister und der Regierungschef in der ersten Reihe sitzen werden, um sich anzusehen, wie junge unbekannte Menschen mit erstaunlich guten Stimmen erstaunlich uninspirierte Lieder um die Wette singen. „In diesem Jahr ist das für uns kein Song Contest“, sagt Cheforganisator Jørgen Ramskov: „Es ist ein Staatsakt.“ Der Stroget, die Einkaufsstraße, die der Reiseführer als möglicherweise längste Fußgängerzone der Welt beschreibt, hat sich in die sicherlich größte Ausstellung von Grand-Prix-Wahnsinn verwandelt: Eine Konditorei hat in ihrer Auslage den Titel jedes dänischen Beitrags der Geschichte in einer Torte dargestellt. Rosendahl hat seine Schaufenster leergeräumt und ein einzelnes Besteckset hineingestellt, das offizielle Grand-Prix-Besteck, in edler Box, statt 1624 nur 999 Kronen.

In den Plattenläden steht die CD mit den Liedern aller Teilnehmer, der Verkäufer rechnet fest damit, dass die bald auf Platz eins der Hitparade sein wird. Gleich neben den Sammlungen vom „Danske Melodi Grand Prix“ 2000, 1999 und 1954-1998, diversen Best-Ofs und der Platte von Johnny Logan, dem Iren, der zweimal gewonnen hat; die Platte hat er gerade extra für die Dänen aufgenommen. Rund um den Kongens Nytorv Platz strahlt ein Blumenbild mit Blütenklecksen, das die Noten des dänischen Beitrags darstellen soll.

„Es ist eine Geschichte ganz nach dem Geschmack der Dänen“, sagt Christian Have, „wir sind ein kleines Land, wir halten nicht viel von großem Startum. Wir lieben es, dass im vergangenen Jahr mit den Olsen-Brüdern zwei alte Männer gewonnen haben, die ihre große Zeit vor 20 Jahren hatten – und die niemand wirklich auf der Liste hatte.“ Nein, man kann nicht sagen, dass die Dänen vorbereitet waren auf diesen Sieg: Die öffentlich-rechtliche Anstalt Danske Radio hatte gerade beschlossen, ihre Unterhaltungsabteilung aufzulösen. Der frühere Grand-Prix-Beauftrage musste in eine kaufmännische Abteilung wechseln.

Nun hatten auch die Dänen vor ein paar Jahren noch ihre Zweifel an dieser merkwürdigen Veranstaltung. Nach dem Sieg erkannten sie schnell, dass dies die Chance war, der Welt etwas zu beweisen. Danske Radio ist ein kleiner Sender, wie man ihn sich in einem kleinen Land wie Dänemark vorstellt, in dessen Fernsehabteilung nachts und morgens noch das Testbild läuft. Ramskov, der eher auf Rockkonzerte geht und dem Michelle nicht in den CD-Player käme, kündigte seine Position als Fernsehchef, um ein Jahr lang etwas vorzubereiten, das nicht mehr Schlagerwettbewerb, sondern Mammut-Party werden sollte: „Wir erfinden den Song Contest neu. Entweder man macht ihn richtig oder gar nicht.“

Etwas beunruhigt verfolgten die Eurovisions-Kollegen den Gigantismus der Dänen und fragten sich nicht nur, ob das Dach über Parken rechtzeitig fertig würde, sondern auch, ob es überhaupt genügend Leute gebe für die 38 000 Plätze. Das Dach steht, die Karten für die Veranstaltung und zwei Generalproben waren innerhalb von 50 Minuten ausverkauft. Junge Menschen übernachteten in Schlafsäcken auf dem Rathausplatz, um Tickets zu ergattern, die heute für fast 1000 Mark auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden.

15 Millionen Mark soll die ganze Veranstaltung kosten, sechs Millionen bekommt Danske Radio von den größeren Eurovisions-Kollegen, den Rest sollen Sponsoren und Partner decken.

„Es war ein Pokerspiel“, sagt der deutsche Grand-Prix-Mann Jürgen Meier Beer. Er verfolgt diesmal nicht nur fasziniert, warum ernstzunehmende Menschen heftig über die Frage streiten können, wie furchtbar es ist, dass alle Teilnehmer plötzlich eine Strophe auf Englisch singen. Für ihn wäre so ein finanzielles und organisatorisches Pokerspiel kaum zu machen – „der Stellenwert des Grand Prix ist für ein kleines Land einfach ein anderer“. Andererseits hat er es geschafft, dass der deutsche Botschafter in Kopenhagen einen Empfang für Schlagermaus Michelle gegeben hat, in einer Kirche, deren Kirchenvorstand darum bat, die Sängerin auf seiner Harley fahren zu dürfen, bevor sie von den Olsen Brothers mit dem Lied „Michelle“ überrascht wurde. Ah, schön!

Am Samstag wird sie auf der Bühne stehen und ihr Lied „Wer Liebe lebt“ singen, von dem sie sagt, dass es eine Botschaft habe: Dass wir alle mehr lieben müssen. Außer von Nicole damals werde das ja viel zu selten gesungen. Die Russen zeigen, dass auch aus Wladiwostok erfolgreiche Musiker kommen können und diese aber trotzdem nicht gut sein müssen. Die Schweden könnten dafür sorgen, dass in Zukunft auch Abba-Kopien als Verstoß gegen die Genfer Menschenrechtskonvention gewertet werden. Aus England kommt eine junge Frau, die aussieht, als habe man sie bei Hempels unterm Sofa gefunden, aber sie singt wie eine Göttin.

Am Ende könnten die Franzosen gewinnen, was gut wäre, weil die keine Lust mehr haben auf einen Grand Prix, bei dem sie dauernd verlieren. Oder die Slowenen, was auch gut wäre, weil es dann auch im nächsten Jahr wieder einen Staatsakt statt eines Schlager-Wettbewerbs gäbe.

Ach ja, die Schlager. Dieses Problem haben die Dänen in ihrem Eifer noch verschlimmert: Auf einer riesigen Bühne sieht man schnell ganz klein aus.

(c) Süddeutsche Zeitung

Waterloo

Beim deutschen Schlager Grand Prix stirbt die Figur Zlatko.

Schwäbisch-mazedonisches Schimpfwort mit neun Buchstaben? Kotzköppe. Nicht gerade der verbreitetste Schmähruf. „Vielen herzlichen Dank, liebe Kotzköppe“ lautet der Satz, mit dem sich Zlatko am Freitag entnervt von den buhenden Zuschauern beim Grand Prix verabschiedete – und von der großen Bühne überhaupt. Denn es war nicht so, dass am Freitagabend in der Hannoveraner Preussag-Arena nur die notorisch schlageraffinen Grand Prix-Insider buhten. Außer einer Hand voll Jubelperser, die der Containerbetreiber Endemol bestellt hatte, buhten alle. Dabei wäre in der Halle durchaus Platz gewesen für ein paar Hundert Zlatko-Fans. Doch Unterstützung gab es hier so wenig wie bei der Abstimmung per Telefon, wo Zlakto angeblich auf Platz sieben, sicher aber nicht unter den ersten Dreien landete.

Der Star Zlatko ist Geschichte. RTL und Bild, die ihn erst zu dem machten, was er am Freitag war, haben längst die Seiten gewechselt und sind nun ganz vorne bei denen, die nachtreten. Zlatkos Auftritt war so verheerend, dass man immerhin hoffen kann, dass ein paar Leute bei Endemol und Bertelsmann – deren Produkt er ist, deren „Schützling“ er sein sollte und die ihn in eine Rolle drängten, der er nicht gewachsen war und ihm ein Lied schrieben, das er nicht singen konnte – dass also ein paar von denen jetzt schlecht schlafen. Wenn schon nicht aus Sorge um Zlatko, dann wenigstens aus Sorge um die verschenkten Millionen, weil sie ihre Milchkuh nicht gemolken, sondern geschlachtet haben.

Es war ein denkwürdiger Abend. Voll von diesen Grand Prix-Momenten, die sich ins Gehirn brennen und Therapeuten auf Jahre hinaus beschäftigen: Wie Rudolph Moshammer darum bat, für ihn zu stimmen, damit er das Geld den Obdachlosen geben könne. Wie sich die Begleiterinnen von DJ Baloon am Ende je einen Wassereimer griffen und über sich ausschütteten, damit man einen deutlicheren Blick auf ihre Anatomie werfen konnte. Wie Joy Fleming in einer Art Komposthaufen auf die Bühne kam, einem Kleid von so unfassbarer Schrecklichkeit, dass alle Sinne minutenlang mit der Verarbeitung und Verdrängung beschäftigt waren, anstatt auf das nette Lied zu achten. Und wie Joy die Gewinnerin Michelle umarmte, wobei sich irgendetwas an Michelle in den Stoffbergen verfing, weshalb eine Minute lang ein kleines Grüppchen von Frauen auf der Bühne stand, das aneinander herumnestelte.

Über neun Millionen Menschen sahen sich das an, und die ARD, die auch nicht alle Tage eine solche Quote hat, stellte sich als gefällige Werbeplattform zur Verfügung: für die Telekom, für T-D1, für den Verlag Hoffmann und Campe, für Jeanette Biedermann und diverse Tonträger. Nur für die inzwischen sehr ansehnliche und erfolgreiche deutsche Popmusikszene, dafür warb sie nicht. Kein deutscher Soul von Ayman, kein Mainstream-Hip-Hop der 3. Generation, kein moderner Pop eines Laith Al-Deen.

Mit Michelles Wer Liebe lebt gewann zwar ein klassischer Schlager, aber wenigstens der fast einzige zeitgemäße und ordentlich produzierte Beitrag des Abends. Der ARD Grand Prix-Chef Jürgen Meier-Beer hat es geschafft, dass der Wettbewerb an Aufmerksamkeit gewonnen hat.

An Relevanz nicht.

König der Zwerge

Die Sonne geht unter, der Schlager-Grand-Prix kommt.

Ich steh hier für euch / Das Mikro in der Hand / Ich steh hier meinen Mann / Tu alles was ich kann. / Ich steh hier für euch / Ich sag’s total direkt / Ich bin zwar nicht perfekt / Doch ich geh hier nicht weg. / Denn wir ham keine Angst . . .

Falsch! Wir ham Angst! Das Schlimmste ist nicht, dass Zlatko mit diesem Lied bei der Vorentscheidung zum Schlager-Grand-Prix antritt. Das Schlimmste ist, dass ihm trotzdem der Titel des peinlichsten Beitrages nicht gewiss ist. Dass es soweit gekommen ist, dass man der Bild-Zeitung recht geben muss in ihrem furchtbaren Lamento, wie weit es gekommen ist. Und dass man am Ende erleichtert sein wird, falls Michelle gewinnt, die ein konventionelles Schlagerlied im Stil der 80er über die Liebe singt, aber wenigstens eins, bei dem man von „Lied“ und „Stil“ und „singen“ sprechen kann.

Drei Arten von Beiträgen treten am 2. März an: die Unauffälligen, die Gutgemeinten und die Durchgeknallten. Michelle gehört zur ersten Gruppe, wie ein Trio um Joy Fleming. Nett, belanglos, Grand-Prix-Material halt, das noch in zehn Jahren auf kultigen Parties bejubelt wird und sonst nirgends. Mit gutem Willen kann man auch zwei Beiträge Ralph Siegels dazu zählen, der seine alten Ideen mit neuen Sängern recycelt, aber vorsichtig sein sollte mit der Forderung, manche Beiträge zu verbieten, weil er sonst selbst halb im Knast stünde.

Dann sind da die, die sich erschreckenderweise für die Retter des Grand Prix halten: Wolf Maahn, der die Idee zu seinem Lied in Sarajewo hatte und am Anfang ruft: „Welcome, yeah, this is Radio Open Mind, broadcasting to all humankind. “ Oder anständige Jungs namens Tagträumer, die man für Pur halten könnte, wäre ihr Lied nicht weitgehend eine Kopie des Hits Never had a dream come true von S Club 7. Womit wir bei Zlakto und den Durchgeknallten wären. Natürlich haben auch Leute, die keinen Ton treffen, das Recht zu singen. Aber doch nicht die Pflicht! An einem selbst für Billig-Techno-Verhältnisse entsetzlich entsetzlichen Stück haben fünf Leute mitgeschrieben! Und Donna Moshammer groovt: „Hier spricht der König der Welt. “

Was soll das? Fragen wir die Gruppe Illegal2001: „Ist Dieter Bohlen musikalisch oder fehlt im das Talent? Hat unser Schumi nen kleinen Penis, weil er so große Autos fährt? Kann man dem lieben Gott vertrauen, wenn’s ihn wirklich gibt? Ich weiß es nicht, und trotzdem bin ich am Leben. Doch steht die Sonne tief am Himmel, werfen Zwerge lange Schatten, und dann weiß ich, dass ich nicht klein und unbedeutend bin. “

Eine geplante Striptease-Nummer der Mädchencombo Love Rocket hat der NDR gerade noch verhindert. Trotzdem steht die Sonne verdammt tief vor der ARD.

(c) Süddeutsche Zeitung