Wie ich mal im „Nachtmagazin“ war

Bis gestern dachte ich, der Satz „Wir haben dieses Gespräch vor der Sendung aufgezeichnet“ sei nur eine Floskel. Eine merkwürdiges Ritual, mit dem öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen ungefragt ihre Transparenz beweisen.

Ist aber nicht so. Ist ein wichtiger Satz. Und bedeutet in Wahrheit ungefähr: „Gehen Sie nicht so streng mit dem Interviewpartner ins Gericht, den sie gerade gesehen haben, denn im Zweifelsfall weiß der gar nicht so genau, in welchem Kontext wir seine Aussagen gebracht haben.“

Fernsehen ist merkwürdig. Ungefähr alles am Fernsehen ist merkwürdig.

Da sitzt man dann um zwanzig nach acht in einem sehr kühlen Studio zwischen Reichstag und Bahnhof Friedrichstraße, weil das „Nachtmagazin“, das vier Stunden später beginnt, ein „Schaltgespräch“ mit einem führen will. Das Studio ist, glaube ich, ganz schön groß, aber davon sieht man nichts, weil alles dunkel ist. Bis auf eine kleine, sehr helle Ecke, in der der unscheinbarste Stuhl steht, den man sich vorstellen kann, und davor eine Kamera und zwei Monitore. Ich bekomme so einen Knopf ins Ohr und ein Mikrofon ans Revers, die Maskenbildnerin tupft mich noch einmal ab, dann geht sie raus, und ich bin allein.

Ich habe bei diesen Fernsehleuten ohnehin immer das Gefühl, ganz auf mich allein gestellt zu sein. Ich bin sicher, wenn ich nicht selbst merke, dass sich der Hemdkragen fies verkantet hat oder mir etwas aus der Nase hängt, wird mich niemand darauf hinweisen, und am nächsten Tag bin ich das Gespött der Leute. Es gibt einem auch keiner so Tipps wie: „Wenn Sie den Kopf ein bisschen so drehen, können Sie locker ein Drittel ihres Doppelkinns verbergen“ oder: „Nein, bei Ihrer Statur müssen Sie sich auf keinen Fall / auf jeden Fall nach vorne beugen“. Nix.

Man sitzt da, und die einzige Anweisung, die man bekommt — über den Knopf im Ohr — lautet: „Immer schön nach vorne in die Kamera gucken.“ Das ist einerseits ein bisschen schwierig, denn diese Kamera ist ein großes schwarzes Loch, in dem nichts zu sehen ist außer ein paar weißen Markierungen. Viel mehr zu sehen wäre auf dem Monitor links von der Kamera, wo ich mich selbst sehe. Und vor allem auf dem Monitor rechts von der Kamera, in dem das fertige Fernsehbild erscheint mit dem Moderator, mit dem ich ja rede (und mit der Reichstagskuppel bei Nacht, dabei war es noch hell). Andererseits sehe ich, sobald ich rechts auf den Monitor sehe, wie ich auf dem Fernsehbild merkwürdig aus dem Bild sehe. Ja, das ist so verwirrend, wie es sich anhört.

Ich bin fast sicher, dass ich das theoretisch sogar gelernt habe, das semiprofessionelle In-die-Kamera-Gucken, damals, an der Journalistenschule in München, bei Sabine Sauer. Die sollte uns in kürzester Zeit zumindest eine Ahnung vom Moderieren und dem Umgang mit der Kamera beibringen, und wenn ich mich recht erinnere, war das schon damals nicht meine Stärke.

Und es hilft nicht, dass ich den Beitrag nicht kenne, der in der Sendung dann unmittelbar vor dem Gespräch mit mir laufen wird und von dem jeder Zuschauer annehmen muss, dass sich meine Sätze irgendwie auf ihn beziehen. Es gab zwar ein kurzes Vorgespräch mit dem Moderator. Und ich weiß, dass die erste Frage ungefähr lauten wird: „Herr Niggemeier, wird im Internet gerade alles schlimmer?“ (Okay, wäre auch ein Grund, das Gespräch an sich abzusagen.) Aber es ist natürlich ein Unterschied, ob die Zuschauer unmittelbar vor meiner relativierenden Antwort einen Beitrag über eine neue Welle von Kinderpornos im Netz oder nur über lautstarke Auseinandersetzungen in Weblogs gesehen haben. Die Autorin des Beitrags hatte mich eigentlich vor der Sendung noch anrufen und grob über den Inhalt informieren wollen. (Naja, hat sie auch, wie ich am nächsten Tag erfuhr, als ich den Anrufbeantworter im Büro abgehört habe. Da war ich wohl schon zuhause, Hemd bügeln und gucken, ob das zur Not noch mit dem grauen Jackett geht.)

Ja. Und dann spricht man drei oder vier Minuten nach geradeaus in diese weißen Markierungen auf der großen Kamera, versucht, nicht zu viel Gehirnzellen mit dem Gedanken zu blockieren, wie das wohl im Fernsehen aussieht, wie man gerade guckt und sitzt und den Kopf hält, und dann ist alles vorbei und noch schlimmer. Denn den Fernsehleuten, soviel ist ja mal klar, ist es völlig egal, ob ich mich da gerade um Kopf und Kragen geredet habe. Die sagen mir sicher nicht: „Äh, Herr Niggemeier, sind Sie sicher, dass Sie das so sagen wollten? Wir könnten das sonst zur Not auch nochmal…“ Und ich stehe auf der Straße und bin auf eine merkwürdige Weise gleichzeitig euphorisiert und verunsichert und weiß wieder, dass ich eigentlich sehr gerne einfach hinter meinem Computer sitze und jeden Satz dreimal umschreiben kann und mir nicht einmal überlegen muss, wie ich dabei aussehe.

Kurz verlinkt (8)

Farid Müller hat eine »paradoxe gesellschaftliche Entwicklung« ausgemacht. »Die zunehmende Liberalität hat offenbar einen Rollback produziert. Die Toleranz geht insgesamt zurück.« Ein Trend, den auch Professor Wilhelm Heitmeyer in seiner Langzeitstudie Deutsche Zustände festgestellt hat.

Danach ist der Anteil der Deutschen, die Homosexualität für unmoralisch halten, im vorigen Jahr von 16,6 auf 21,8 Prozent gestiegen. Als Grund für zunehmende Feindseligkeit, auch gegen andere Minderheiten, nennt die Studie Orientierungslosigkeit und Angst vor dem Abstieg. Dabei gingen die Aggressionen gegen die vermeintlich Schwächeren nicht von den Rändern der Gesellschaft aus, sie kämen aus der Mitte – jene tragende Schicht, die bislang als Garant von Normalität und politischer Stabilität galt, sei im Begriff, sich zu radikalisieren.

Die „Zeit“ hat ihr Dossier über das Leben Schwuler in Deutschland online gestellt. Differenziert, widersprüchlich, beunruhigend — und besonders lesenswert, weil es nicht auf eine steile These hin gebürstet ist, was selten (geworden) ist im Journalismus.

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If a queer comes on to you in Indiana and you kill him, pipe up about it because you just might get a pass. And hey, if you happen to kill someone who isn’t queer, just call him queer anyway and you still might get a pass.

Gabriel Rotello in der „Huffington Post“ über den grausamen Mord an einem jungen Mann in Indiana — und die Frage, warum die Mörder behaupten, ihr Opfer sei schwul gewesen.

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Only a lean, mean, twelve-thousand hours stand between us and election day. In the meanwhile, your cable news professionals will help pass the time by reporting on all sorts of nonsense.

Die „Huffington Post“ über die Vor-Vor-Wahlkampfberichterstattung in den amerikanischen Medien mit der entscheidenden Frage: Wäre Michael Bloomberg überhaupt groß genug, um Präsident zu werden?(Auch bei Newshounds mit FOX-News-Video.)

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Was jetzt schön wäre: Nächstes Mal nicht gleich die Nerven zu verlieren und Christian Pfeiffer zu fragen.

Alexander Svensson über die zweifelhaften Instant-Diagnosen des Medienlieblings Christian Pfeiffer.

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Ich würde mir wünschen, dass die Politik endlich aufhört, IT-Themen als kleine Randthemen zu belächeln und merkt, dass die Situation, die der aktuelle juristische Wildwuchs schafft, ein gewaltiges Hindernis für die Entwicklung der IT-Industrie darstellt.

Gernot Poetsch über das Problem der deutschen Politik mit dem Internet. Oder umgekehrt.

Don Alphonso will kein Dreckschwein sein

Ist der bekannte Blogger Don Alphonso ein „zynisches Dreckschwein, unfreundlich, inkompetent und faul“? Ganz bestimmt nicht. Don Alphonso ist doch nicht faul.

Nun ist es aber so, dass Don Alphonso (oder sein Alter Ego Rainer Meier) auch als Journalist arbeitet. Und dass Don Alphonso bei einem Vortrag vor Journalistikstudenten in Leipzig sagte: „Journalisten sind zynische Dreckschweine“. Müsste man dann nicht sagen dürfen, dass Don Alphonso ein zynisches Dreckschwein ist? Schon aus Gründen der Mengenlehre?

Auf gar keinen Fall, findet Don Alphonso, und drohte einer Journalistikstudentin jetzt mit dem Anwalt.

Formal geht es ihm darum, dass sie ihn mit den Worten zitierte: „Alle Journalisten sind zynische Dreckschweine“. Das aber habe sie sich „passend gelogen“. Tatsächlich habe er nur „allgemein von Journalisten gesprochen“. — Fragt sich, worin genau der Unterschied liegt. Insbesondere, da Don Alphonso die angeblichen Fehler im Bericht eines anderen Anwesenden minutiös auflistete, sich aber offenbar nicht daran stieß, dass der seinen Satz wie folgt wiedergab:

Der Wirtschaftsjournalist Meyer beschimpfte die deutschen Journalisten als „zynische Dreckschweine“.

Es ist schwer, einen materiellen Unterschied zwischen dieser Formulierung (an der Don Alphonso, wie gesagt, bisher keinen Anstoß nahm) und der Aussage „alle Journalisten sind zynische Dreckschweine“ zu sehen. Auch andere Augenzeugen haben seine Äußerung offenbar als umfassendes Urteil über die Journalisten insgesamt verstanden.

Und obwohl Don Alphonso natürlich ein Recht darauf hat, korrekt zitiert zu werden, ist seine Reaktion doch erstaunlich. Er kommentierte:

Du verbreitest damit ein gefälschtes Zitat und in der Folge eine falsche Tatsachenbehauptung und leitest davon eine Beleidigung ab. Das ist nicht nur ein Verstoss gegen den Pressecodex [sic!], sondern auch nicht in Einklang mit den in Deutschland gültigen Gesetzen.

Geschrieben hatte sie:

Don Alphonso ist wahrscheinlich ein Journalist. Das heißt aber auch, nach seinen eigenen Aussagen: Er ist ein zynisches Dreckschwein. Und er ist unfreundlich, inkompetent und faul. Danke, Rainer Meyer, dass Du so ehrlich zu uns warst.

Don Alphonso beließ es nicht bei bösen Kommentaren, sondern drohte mit juristischen Schritten. Auch nachdem die Autorin das Zitat korrigiert und die vermeintliche Beleidigung entfernt hatte, äußerte er noch vage Drohungen.

Irgendwann am Sonntagabend hat die Studentin entnervt aufgegeben. Ihr Beitrag in ihrem eigenen Blog und auf den Seiten der „Thüringer Blogzentrale“ besteht nur noch aus der Richtigstellung und den Kommentaren. Ich bedaure diese Kapitulation. Aber ich kann sie verstehen.

Vorher hatte Don Alphonso den Studenten, die sich in der Ablehnung seiner Person (oder angeblichen Kunstfigur, wer weiß es?) weitgehend einig waren, sich aber teilweise untereinander zofften, noch einen Tipp mitgegeben:

Es ist nämlich so mit den Konflikten beim Bloggen: Es gibt noch was anderes als Vollgas. Man muss lernen, wo die Grenze ist. Man darf von Journalisten allgemein sagen, dass sie k****** D****** sind, man darf von PR-oleten reden. Allgemein. Aber so direkt geht das gar nicht, Weder im Journalismus, noch in der Blogosphäre. Ausser man hat wirklich den Einfluss, sowas durchzuziehen. Das kann man vielleicht machen, wenn man eine paar hundert Leute grosse Horde im Hintergrund hat, die sich einen Ast lachen, wenn DA mal wieder einen Event aufmischt.

Man kann viel lernen aus dieser Geschichte über Don Alphonso, seine Selbstwahrnehmung und seine Umgangsformen, und es lohnt sich, die nun einsam dastehenden Kommentare zu lesen. Ich hoffe, die Seminarveranstalter dieses Landes lesen das mit und überlegen sich gut, ob sie für das bisschen Show, das er ihnen liefert, in Kauf nehmen wollen, dass ein Referent, den sie eingeladen haben, hinterher ihre Studenten einschüchtert, anpöbelt und damit droht, sie zu verklagen.

Monica Ivancan

Sie war für RTL die „Bachelorette“ und durfte sich unter den Augen der Öffentlichkeit aus 25 Schönlingen einen Mann aussuchen. Andere Menschen zerbrechen an solchen Erfolgen. Was soll danach noch kommen? Wie kann man noch Ziele haben im Leben, wenn man schon ganz oben ist?

Monica Ivancan wusste, was sie tun musste, um nicht depressiv zu werden vor lauter Glück: Sie teilte es mit anderen. Sie zog sich aus für ein Männermagazin. Und dann für ein anderes Männermagazin. Sie liierte sich mit einem bekannten Komiker und schenkte dadurch „Bild“ Sätze wie: „An ihr darf nur der Oli pochern.“ Und nun hilft sie anderen Menschen, die nicht schön genug sind, um so erfolgreich zu sein wie sie, und zeigt ihnen, dass es auch für sie Hoffnung gibt: Wenn sie es irgendwie schaffen, ein bisschen weniger scheiße auszusehen. Nebenbei zeigt sie freundlicherweise, dass sie nicht nur gut aussieht, sondern auch eine blöde Kuh ist. Ein Leben für die gute Sache.

Entschuldigung. Es ist schwer, über die ProSieben-Sendung „Das Model und der Freak“ zu schreiben, ohne beleidigend zu werden. Ohne dem dringenden Bedürfnis nachzugeben, alle Beteiligten mit Exkrementen zu bewerfen. Man fühlt sich nach dem Ansehen selbst so schmutzig. Und so hilflos.

Mit unfassbarer Lust und Selbstverständlichkeit macht die Show schwächere Menschen, kontaktscheue, gescheiterte, unsichere Außenseiter verächtlich. Als Menschen kommen die „Freaks“ nicht vor – bis sie den Crashkurs der „Models“ absolviert haben, die mit ihrer hohlen Schönheit zu engelsgleichen Rollenmodellen überhöht werden, die dadurch, dass sie sich überhaupt mit den Freaks abgeben, schon einen Mutter-Theresa-Barmherzigkeitspreis verdient hätten. Aus jeder Szene trieft die Herablassung, die Abscheu. Vor einer Kunstaktion heißt es aus dem Off: „Steckt in dem Arbeitslosen vielleicht ein Kreativer?“ Und: „Freak Ivan soll lernen, seine Hemmungen bei Frauen zu verlieren; Körperlichkeit lässt er nämlich so gut wie nie zu. Das soll Tänzerin Sharon jetzt ändern.“

Die Therapie besteht darin, dass „Tänzerin“ Sharon dem Ivan an ihrem Arbeitsplatz, einer Tabledance-Bar, ausgiebig ihren nackten Hintern ins Gesicht schüttelt.

Und Monica Ivancan holt einen der Männer zu sich in die Umkleidekabine, demonstriert ihm im Detail, woran er ihre Körbchengröße erkennt, und als er später unsicher kichert, weil ihm gesagt wird, er rieche und solle sich die Augenbrauen rasieren, ermahnt sie ihn streng, das sei kein Spaß hier.

Sie hat sich unsere Verachtung redlich verdient.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Public Wetting

  • 23:02. Stefan: Äh, ja. Ich hatte zwar nach dem letzten Live-Blogging schon ein größeres Server-Paket gebucht, aber es war wohl nicht genug. Und es ist eh immer noch das nicht so tolle Live-Blogging-Plugin. Vor dem nächsten Versuch mache ich meine Hausaufgaben, versprochen! Trotzdem vielen Dank all den Kommentatoren. Schöne Grüße. Bis bald!
  • 23:00. Peer: 22.40 Uhr: Wie traurig. Unser Liveblogging ist zum Live-on-Tape-Bloggiung geworden. Und "Wetten dass…?" macht nach Kool and the Gang Sommerpause. Was für ein Abend! Wir verabschieden uns nachträglich. Stefan?
  • 22:59. Peer: 22.31 Uhr: Huch – jetzt schon vorbei? War der Bohlen eigentlich da? Hab ich gar nicht mitgekriegt.
  • 22:59. Stefan: 22.30. Warum wird am Ende, wenn die Sendung durch ist, nochmal gesungen? Warum? Und dann noch zwei Songs? Das machen die bei "Wetten dass" seit einiger Zeit, und ich verstehe es nicht.
  • 22:58. Peer: 22.29 Uhr: Der Zungenmann wird Wettkönig. Na, wer hätte das gedacht? Äh: Wer hätte das nicht gedacht? Und unten die Einblendung: 5 Minuten wird überzogen. Wie? Nur 5 Minuten? Es geht zuende mit dieser Show.
  • 22:58. Peer: 22.23 Uhr: Ein hüpfender mallorcinischer Sänger rockt die Arena. Soll ein Sommerhit sein, was er da singt. Nun gut. Man lernt nie aus.
  • 22:57. Stefan: 22.21 Uhr. Liz Hurley singt mit Robert Blanco "Ein bisschen Spaß muss sein", und ich weiß wieder, warum ich als sehr junger Mensch schon inständig hoffte, dass jemand nach der Sendung die ausländischen Gäste beiseite nimmt und ihnen all die Merkwürdigkeiten erklärt, die da passiert sind, und ihnen sagt, dass wir nicht alle so sind.
  • 22:57. Peer: 22.19 Uhr. Hurley und Blanco singen "Ein bisschen Spaß muss sein", Blanco hält Hurley dabei im Taillengriff und das Publikum klatscht falsch im Takt dazu. Irre. Gottschalk über Blanco: "In Fachkreisen nennt man ihn den Fluch der Karibik."
  • 22:57. Stefan: 22.16 Uhr. Schön war dieses Schweigen Gottschalks: Er guckt Liz Hurley an, denkt, dass er vielleicht irgendsowas wie Konversation betreiben sollte und niemand was sagen wird, wenn er nichts sagt, und sagt dann, quasi als Kapitulation, in dieser Arena auf Mallorca zu ihr: "Du bist immer gerne in Deutschland."
  • 22:56. Peer: 22.15 Uhr: Jetzt darf Blanco seinen geschaufelten Mist vorne in die erste Reihe zur versammelten ZDF-Riege bringen. Chefredakteur Brender grinst. Und hat wieder sein senffarbenes Sakko an.
  • 22:56. Stefan: 22.12 "Um Gottes Willen, Du hast Kinder", sagt Gottschalk zu dem Kandidaten, der mit der Zunge Ventilatoren anhält.
  • 22:53. Peer: 22.11 Uhr: Wir hatten gerade ziemlich Probleme mit dem Server. Pardon. Jetzt jedenfalls will Marc Böhm aus Bottrop einen Ventialtor mit der Zunge anhalten, und das klingt nicht nur extrem albern, sondern sieht auch äußerts lustig aus. Und weil Liz Hurley nicht geglaubt hat, muss sie gleich was von Roberto Blanco singen.
  • 22:49. Stefan: Liz Hurley auf dem Sofa. Oder wie Gottschalk ablas: "Elizabeth Hurley". Jo.
  • 22:03. Peer: Gottschalk bietet Liz Hurley die Pina Colada an – aber da hat die Schöneberger vorher schon dran genuckelt bevor sie in die Stallungen verschwand!!! Unfassbar. ZDF spart an den Getränken.
  • 22:03. Stefan: Liz Hurley auf dem Sofa. Oder wie Gottschalk ablas: "Elizabeth Hurley". Jo.
  • 21:57. Stefan: Man weiß ja nicht, ob Enrique Iglesias, der nun seit vielen Stunden auf diesem Sofa sitzt, das ganze Geschehen ins Ohr übersetzt kriegt. Vor allem weiß man nicht, ob man es ihm wünschen sollen.
  • 21:55. Peer: Bastian in den Kommentaren fragt, ob ich es wirklich nötig habe, Witze von Gottschalk zu klauen (das Documenta-Ding). Äh, vielleicht sollte ich einfach besser zuhören.
  • 21:52. Peer: Bon Jovi sind gerade dran. Schlagzeuger Tico Torres hat übrigens ein Geschäft für Babymode im Nebenberuf, hab ich heute mitbekommen. Spannend, oder?
  • 21:51. Stefan: Bon Jovi. Man kann ja viel gegen den haben. Was ICH gegen den habe: Der hat Ally McBeal auf dem Gewissen.
  • 21:51. Stefan: Roberto Blanco muss jetzt den den Stierstall ausmisten. Wobei der Stier richtig sympathisch aussieht. Die Hörner sind ihm glaube ich auch nur aufgeschnallt. Sicherheitshalber und so.
  • 21:46. Stefan: So im Dunkeln macht die leere Arena doch was her. Nett angeleuchtet.
  • 21:45. Peer: Chinese erfolgreich: 25 Sekunden mit den Zähnen gehalten. Hat ein bisschen nach Documenta ausgesehen.
  • 21:42. Peer: Gottschalk: "Alptraum für Ackermann: Chinesen schlucken deutsche Bank."
  • 21:42. Stefan: Gottschalk: "Was heißt ‚ein bisschen Spaß muss sein’ auf chinesisch?"
    Übersetzerin: – – –
    Gottschalk: "Ha Ha Ha."

    (Heißt das nicht "Yahoo"?)

  • 21:41. Peer: Hier stapelt gleich ein Chinese irgendwelche Bänke mit den Zähnen oder so.
  • 21:40. Stefan: Erschütternde Kommentare aus den, äh, Kommentaren:
    Johannes: Das wirklich schlimme ist: ich hocke hier ohne alkohol.
    (Das haben wir nicht gewollt.)
  • 21:37. Peer: Schöneberger hat übrigens ihre beste "Blondes Gift"-Sendung damals mit Blanco gemacht, als sie ihn nach dem Ärger in der Boulevardpresse um seine zahlreichen Liebschaften ganz ernst fragte: "Du drängst dich nie in den Vordergrund, Roberto, warum lassen dich die Medien nicht in Ruhe?"
  • 21:35. Stefan: Henry Maske fotografiert als Tourist verkleidet das Publikum. Das Publikum tobt.
  • 21:34. Stefan: Man wirft Wetten dass ja immer vor, dass da nur Leute hingehen, um ihre neuen Platten und Filme zu promoten. Andererseits, wenn man das streng nähme, dürfte Roberto Blanco da nicht sitzen.
  • 21:31. Peer: Ich glaube ja: Wenn der Pocher das ab Herbst mit dem Gottschalk zusammen macht, wird das alles viel, viel besser.
  • 21:29. Peer: Roberto Blanco und Barbara Schöneberger kommen reingekutscht. Blanco schmeißt sich gleich mal an Gercke an. Und Gottschalk: "Deine Mutter fand ihn toll."
  • 21:27. Peer: Promispotting: Ich hab Heidi Klums Peyman schon im Publikum gesehen, hat aber offenbar nur für einen Platz in den hinteren Reihen gereicht. Wer hat mehr zu bieten?
  • 21:26. Stefan: Allgemeine Begeisterung hier über die Fantastischen Vier. Also, mal ernsthaft: Es braucht ja nicht viel, um mal was Originelles, Nettes zu machen. Vor 10 Mio Zuschauern. Man muss sich nur ein ganz klein bisschen Mühe geben.

    (Gottschalk macht natürlich alles kaputt, wenn er hinterher dasteht und fragt: "Was sagt ihr zu Malle?")

  • 21:25. Peer: …und jetzt explodiert die Zelle. So. Das war also der Höhepunkt des heutigen Abends.
  • 21:24. Peer: Hihi, Andy Ypsilon spielt Keyboard an der Telefonzellenwand…
  • 21:23. Stefan: Ich wollte gerade sagen, dass die Wetteinlösung von Halmich und Maske, die verkleidet Touristen auf Mallorca spielen, die Mark Medlock und Dieter Bohlen treffen und staunen, wahrscheinlich die peinlichste Wetteinlösung aller Zeiten war. Aber das stimmt sicher nicht.
  • 21:23. Peer: Die Fanta 4 sind einfach lustig: Die quetschen sich in eine Telefonzelle beim Singen. Wenigstens einer muss ja heute abend originell sein.
  • 21:21. Peer: Halmich und Maske kommen gerade als Malle-Touristen verkleidet rein. Hat ein bisschen was von Bauerntheater.
  • 21:19. Stefan: Nein, genau genommen hat er gewonnen: Einen Gutschein für DIE WILDEN KERLE, ein T-Shirt von DIE WILDEN KERLE, ein Gespräch mit den Hauptdarstellern von DIE WILDEN KERLE und einen Auftritt in einem Schleichwerbespot zu DIE WIL– ach ja, das war ja jetzt schon.
  • 21:18. Stefan: Das Kind hat die Kinderwette gewonnen und gewinnt nun… ein Besuch am Set von "Die Wilden Kerle".
  • 21:16. Stefan: Ich fand den Moment am lustigsten, als der süße Kleine aus dem Türrahmen gefallen und fies auf dem Arenaboden aufgeditscht ist . Also, das hätt ich am lustigsten gefunden.
  • 21:14. Peer: Stefan, was fandest du denn bisher am lustigsten?
  • 21:13. Peer: Ich finde ja das lustige Promiraten im Publikum viel lustiger als diese Wettdingse. Da war gerade Barbara Becker neben ZDF-Programmchef Bellut und die beiden haben getuschelt. Uiuiuiui.
  • 21:11. Stefan: Nun zeigt der Kleine noch sein Seil, in das ihm seine Klassenkameraden "Glück" geknotet haben, wollte ich noch sagen.
  • 21:09. Peer: Bohlen sagt: Ich creme ganz Malle ein, wenn der Kleine das nicht schafft.
  • 21:09. Stefan: Nächste Wette. So komische schwäbische Kinder, Geschwister, also der Junge davon, total süß. zieht sich um während er im Türrahmen hängt. Und jetzt erklärt er gerade, wie es dazu kam, also, er hing im Türrahmen und dann kam die Mutter und er sollte ins Bett und dann wollte er den Schlafanzug noch wäh−-−- ich hab’s nicht kapiert. Kinder im Fernsehen werden überschätzt. Schwäbische zumal. (Gottschalk macht irgendeinen Witz mit "Aus dem Rahmen fallen") Nun zeigt der Kleine noch sein Se
  • 21:06. Peer: Hab ich das gerade richtig verstanden? Bohlen muss Medlock einreiben, wenn sie falsch getippt haben bei ihrer Wette. Mit was denn, verdammt?
  • 21:03. Peer: Medlock zur Adoption freigeben! Los!
  • 21:03. Peer: Gottschalk beschwert sich, dass er immer Haue kriegt, wenn er seine Gäste anfasst. Gut, dass Medlock genauso viel tascht.
  • 21:02. Stefan: Iglesias sagt (dort): "Ich habe viel Glück gehabt in meinem Leben", und wahrscheinlich meint er, dass er wenigstens nie mit Dieter Bohlen singen musste.
    Malte (von Spreeblick) sagt (hier), er hat jetzt noch Gänsehaut. Im Darm.
  • 21:01. Stefan: Treffende Kommentare aus den, äh, Kommentaren:
    Gerd Krüger: "Mir wäre Andy Borg lieber gewesen."
  • 21:01. Peer: Jetzt sitzen sie übrigens alle zusammen auf der Couch.
  • 21:00. Peer: Medlock zieht wieder die Bohlen-hat-mich-gerettet-Nummer ab. Igitt.
  • 20:58. Stefan: Sie singen wirklich quasi alte Modern-Talking-Lieder nach. Kann bitte jetzt jemand die Stiere in die Arena lassen?
  • 20:57. Stefan: Sie singen: "You can get it if you really try". Hier hängt sich der Server auf. Ich würde auch gerne.
  • 20:56. Peer: Bohlen hat nur einen Gesichtsausdruck, wenn er an der Gitarre steht: Grinsebeflaggung, quasi. Und was ist das überhaupt für ein beknackter Song? Kaufhausmusik?
  • 20:55. Stefan: Gottschalk kündigt das nächste Traumpaar nach Susi&Strolch an: Bohlen&Medlock
  • 20:53. Stefan: Iglesias muss jetzt wegen seiner verlorenen Wette aufs Nagelbrett. Ich fürchte, das ist eine Kournikova-Anspielung.
  • 20:51. Stefan: Er hat’s dann aber doch noch geschafft. Der Kaffeeschwimmer. Könnte übrigens auch im Fernsehgarten sein, wo er da steht. Das wär’s doch: Wetten dass schaltet live von Mallorca zu den Außenwetten in den Fernsehgarten.
  • 20:49. Peer: Wo ist denn der Raab? Warum schwimmt der nicht mit?
  • 20:49. Stefan: So. Dem jungen Mann ist nach 1 Sekunde sofort die Tasse ins Wasser gefallen, bevor er überhaupt losgeschwommen ist. Malte hier sagt: "So war mein erstes Mal."
  • 20:46. Peer: Die Halmich auch nicht: Bei der reichen die Füße von der Couch nicht mal mehr zum Boden.
  • 20:46. Stefan: Gottschalk: "Henry, du würdest heute nicht so dasitzen, wenn du nicht dein Leben lang Sport gemacht hättest." Hö?
  • 20:44. Stefan: So. Nächste Wette. Muskelprotz schwimmt und balanciert dabei mit einem Fuß Kaffeetasse. Wenn ich das richtig verstanden hatte, muss er nicht mit dem anderen Fuß umrühren.
  • 20:44. Peer: Hinter dem Wettkandidaten in der Live-Schalte winken wieder die Kandidaten – leider in die falsche Kamera.
  • 20:42. Peer: Jetzt gibt’s gleich schwimmende Kellner.
  • 20:42. Stefan: Malte vom Spreeblick, der uns hier beim Livebloggen zuguckt, fragt, ob das rothaarige Topmodel (das jetzt zusammen mit dem "Altmodel" (Gottschalk) auf die Couch gekommen ist) weiße Strümpfe anhat oder solche Beine.
  • 20:39. Peer: …und die Topmodels von Pro Sieben sind auch da, um Iglesias zu bezirzen. Und Gottschalk nennt Lena Gercke "Altmodel".
  • 20:37. Peer: Marianne und Michael sitzen im Publikum! Ich dachte, die verstünden sich nicht mehr…
  • 20:36. Stefan: Enrique Iglesias sagt, das sei "einfach genial", mal so viele Deutsche auf einer spanischen Insel zu sehen. Ja, was "Wetten dass" alles möglich macht.
  • 20:36. Peer: Stefan, der offizielle "Wetten dass…?"-Sponsor ist doch AUDI!!!
    «Link»
  • 20:35. Stefan: Witze aus den Kommentaren:
    Fipps: Ob der Radler aus zeitgenössischen Gründen jetzt zur Dopingprobe muss?
  • 20:34. Stefan: Das findet also in einer Stierkampfarena statt. Und, ja, ich würde auch nicht HINTER der Bühne sitzen wollen. Will offenbar keiner. Und ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber das sieht NOCH billiger aus als das übliche Wetten-dass-Bühnenbild: Leere Stierkampfarenaränge. Das hätt man aber auch gut in der Volkswagenarena drehen können, da hätte man nicht mit Sack und Pack nach Malle fahren müssen.
  • 20:33. Peer: Das ist ja wie im Fernsehgarten: Iglesias balanciert ins Publikum. Ich hab Angst, das gleich Andrea Kiewel übernimmt.
  • 20:32. Peer: Wo sind denn die aufwändigen Dekos für Enrique Iglesias?
  • 20:30. Stefan: Jo. Junge fährt mit Fahrrad über Flaschen. Wette gewonnen. Höm. Die vielleicht kürzeste Wette aller Zeiten. Komisch, muss gar nicht lang sein, um langweilig zu sein.
  • 20:29. Peer: Felix wettet: Er fährt mit dem Rad über eine Reihe Bierflaschen. Spektakulär. Gottschalk: "Soll ich den Mund halten oder viel Glück wünschen?" Felix: "Kannste ruhig machen." Hihi. Mund halten?
  • 20:26. Stefan: Wie peinlich, in den Kommentaren unten ist es JETZT SCHON lustiger als hier oben. Kasula fragt, ob die weiße Kleidung, die alle Männer tragen, eine Hommage an Brinkmann ist.
  • 20:25. Peer: Ach, waren doch Flaschen.
  • 20:24. Peer: Nachher gibts auch noch ne Wette mit Biergläsern. Die müssen bestimmt alle erst ausgetrunken werden.
  • 20:23. Peer: Erste Aufforderung zum Ausziehen von Gottschalk. Aber bloß an Maske.
  • 20:23. Stefan: Die Kamera zeigt den gaaaaanzen Weg der, äh, Bedienung, die die Getränke bringt. Neuer Trendsport: 100-Meter-Weitbiertragen.
  • 20:21. Stefan: Gottschalk mag gar nicht daran denken, wenn Regina Halmich und Henry Maske ein Paar wären im Leben
  • 20:20. Peer: Sportler am Anfang: Maske und Halmich sitzen als erstes auf dem Sofa. Und Gottschalk bietet schon mal Nachos an. Statt Gummibärchen.
  • 20:19. Peer: Du hast gesagt, du würdest mich bezahlen.
  • 20:19. Stefan: Peer, warum gucken wir das nochmal?
  • 20:18. Peer: Dass sind doch überraschend viele Zuschauer, die Air Berlin da nach Malle gekarrt hat.
    «Link»
  • 20:17. Stefan: MainP: Überschrift ist gekauft!
  • 20:16. Peer: …und Gottschalk ist schon wieder ganz in weiß mit Bart. Das scheint eine Sommerkrankheit zu sein bei ihm.
  • 20:15. Peer: Los geht’s – mit einem Hubschrauberkameraflug über Palma.
  • 20:13. Peer: Stefan, krieg ich ein Bier?
  • 20:12. Peer: Ach, übrigens: heute aktualisieren wir (bzw. das Blofenster) uns leider nicht von selbst. Ganz anders als letztes Mal, wo das ja so prima geklappt hat, äh…
  • 20:07. Peer: Habe gehört, die Wetten seien heute "überraschend gut".
  • 20:07. Stefan: (Vorschläge für eine bessere Überschrift werden übrigens gerne noch entgegen genommen.)
  • 20:04. Stefan: Auf zdf.de kann man übrigens das Warm-Up sehen: «Link»
  • 20:02. Stefan: *ins-Mikro-pust*
    (fiese Rückkopplung)

Was Christoph Keese „für Online“ schreibt

Die Kollegen von onlinejournalismus.de haben mal beim Verlag Axel Springer nachgefragt, was denn aus dem plötzlich verschwundenen Blog von „Welt am Sonntag“-Chef Christoph Keese geworden ist. Sie bekamen folgende Antwort:

„Herr Keese schreibt nach wie vor viel für Online. Den Blog führt er hingegen nicht fort.“

Das „nach wie vor viel“ lässt sich quantifizieren:

Für das von ihm geleitete Internetangebot „Welt Online“ scheint Herr Keese seit dessen Relaunch Anfang Februar laut Archiv drei Artikel geschrieben zu haben (1, 2, 3) — der letzte stammt vom 26. April 2007. Alle anderen Artikel Keeses hier sind Übernahmen aus der Print-Ausgabe. Von den sechs Kommentaren Keeses, die sich auf „Welt Debatte“ finden, erschien nur ein Artikel nicht in der gedruckten „Welt am Sonntag“.

Wenn Herr Keese nach wie vor viel „für Online“ schreibt, muss man ihn für seine Ausdauer bewundern. Wo doch fast nichts davon veröffentlicht wird.

Reden ist Silber, Löschen ist Gold

Ich weiß nicht, ob der „Welt“-Reporter in Brüssel übernächtigt war oder zuviel vom Riesling probiert hat oder doch nur die Tastatur seines Laptops klemmte, bevor er dies bloggte:

Ich würde das nicht aufspießen, wenn „Welt Online“-Oberchef Christoph Keese nicht vor ein paar Wochen so getönt hätte:

Im Journalismus gibt es keinen Einhandbetrieb, sondern Autoren, die Texte schreiben, und Redakteure, die Texte bearbeiten, oft in einem vielstufigen Verfahren. Erst dadurch entsteht professioneller Journalismus.

Gute Redaktionen lesen Texte in drei, vier oder fünf unterschiedlichen Stufen gegen, bevor diese veröffentlicht werden. Was am Ende in der Zeitung oder online erscheint, ist Teamarbeit.

[… Künftig werden] alle Blogs eigener Redakteure vor der Veröffentlichung gegengelesen.

Lustigerweise hat die „Welt“ gestern sämtliche Blog-Einträge, die Keese selbst in seinem „Welt Online“-Blog „Im Newsroom“ geschrieben hat, per RSS-Feed noch einmal verschickt:

Quasi als Abschiedsgruß, denn die Einträge sind nicht mehr da. Und das Blog auch nicht. Wer auf die Links klickt, bekommt nur eine Fehlermeldung. Der „Welt Online“-Chef bloggt nicht mehr vom „Balken hoch über Berlin“, wie er das am 24. April in seinem ersten von insgesamt drei Einträgen nannte.

Das ist vielleicht ein bisschen peinlich, aber nicht sehr. Denn das ist (unter anderem) so schön am Bloggen: Man kann es einfach ausprobieren, es kostet nichts, und wenn man merkt, dass es nicht funktioniert — warum auch immer — lässt man es wieder.

Schlimm ist aber, dass die „Welt“ sich wieder nicht traut, mit ihren Lesern zu kommunizieren. Keeses Blog-Einträge sind einfach gelöscht worden, zusammen mit schätzungsweise ein paar Dutzend Leserkommentaren. Ohne Spuren, ohne Erklärung, nur mit einer Meldung, die den Fehler beim Leser sucht. Welcher Zacken wäre Keese aus der Krone gebrochen, wenn er seinen Lesern noch einen kurzen letzten Eintrag geschenkt hätte, mit ein, zwei Sätzen der Erklärung (Keine Zeit / Aufwand überschätzt / Vielbeschäftigter Chefredakteur / Nur ein Experiment / Trotzdem Dank an die Leser / Verweis auf andere lesenswerte „Welt“-Blogs)?

Zum Relaunch von „Welt Online“ schrieb Keese den Lesern:

Wir wollen uns von einem Sendemedium zu einem Dialogmedium wandeln.

Und zum Start von „Welt Debatte“ hatte sein Kommentarchef Vollzug verkündet:

Damit entwickelt sich WELT ONLINE endgültig vom sender- zum dialogorientierten Medium und ermöglicht den Nutzern ein Höchstmaß an Interaktivität und Offenheit.

[via]

Die Preisfrage

Ich habe lange überlegt, ob ich nach Köln fahren soll, um dort heute den Grimme-Online-Award in Empfang zu nehmen, und Freunde und Kollegen nachhaltig mit meinem Endlosgegrübel genervt.

Ein netter Kollege von dpa fragte gestern den Tag über immer wieder nach, ob ich mich schon entschieden hätte oder ihm wenigstens eine Tendenz sagen könnte. Denn wenn ich führe, sei das Thema für die Agentur abgeschlossen. Wenn nicht, müsse man das noch mal ganz neu aufziehen.

Natürlich schmeichelt es meiner Eitelkeit, wenn eine persönliche Entscheidung plötzlich angeblich Nachrichtenwert hat. Aber eigentlich war mir das nicht Recht. Ich wollte kein großes Statement gegen das Grimme-Institut abgeben. Aber ich wollte eigentlich auch nicht Teil dieses Rummels in Köln sein und auf der Bühne stehen und gute Miene zum bösen Spiel machen.

Denn das waren dann doch zu viele Pannen und Fehler in diesem Jahr. Ein Preis, der professionell gemachte Internet-Angebote auszeichnen will, kann sich nur ein begrenztes Maß an Unprofessionalität leisten. Er müsste zum Beispiel wissen, wie man eine Zuschauerabstimmung so organisiert, dass sie nicht Stunden zu früh plötzlich zuende ist. Er müsste wissen, was für eine Aufregung entsteht, wenn es auffällt und man hinterher womöglich noch fadenscheinige Entschuldigungen sucht.

Ich kann auch nicht verstehen, dass weder die Jury noch das Grimme-Institut vorausgesehen haben, wie ihre Entscheidung, das Angebot eines Jury-Mitgliedes „nachzunominieren“ (ohnehin ein erklärungsdürftiger Prozess), in der Öffentlichkeit wirken würde. Entweder hätten sie diese Entscheidung gar nicht treffen dürfen (wovon ich immer noch überzeugt bin), oder sie hätten sie viel früher und gründlicher auf die Kritik eingehen müssen.

Viele der Kritiker aber haben bis heute den Ablauf der Entscheidungen nicht richtig verstanden. Sie sehen in der Entscheidung der Jury, den nachnominierten Kandidaten aus ihrer Mitte nun auch noch auszuzeichnen, eine Bestätigung dafür, dass die Jury die Kritik nicht nur ignoriert, sondern sich auch noch extra trotzig über sie hinwegsetzt. Dabei ist diese Entscheidung bereits vor dem ganzen Wirbel gefallen. Und wer das Abstimmungsverfahren bei Grimme kennt (ich war einige Male in der Jury des Grimme-Fernsehpreises), weiß: Wenn eine Jury jemanden nachnominiert, hält ihn eine Mehrheit der Jury vermutlich auch für preiswürdig — deshalb sind Nachnominierte immer besonders heiße Kandidaten dafür, tatsächlich einen Preis zu bekommen.

Dass die Abläufe, die manche Verschwörungstheorie widerlegen, vielen Kritikern nicht bekannt sind, liegt zum Teil daran, dass einige von ihnen seit Wochen so sehr damit beschäftigt sind, laut zu brüllen, dass sie inzwischen nur noch ihre eigenen Echos hören. Aber es liegt auch an der Unfähigkeit Grimmes, sie zu erklären. Gerade im Internet und mit den Mitteln des Internets.

Einige der Stellungnahmen des Veranstalters in den letzten Tagen deuten leider darauf hin, dass man das in Marl immer noch nicht verstanden hat. Dass man immer noch glaubt, alles sei letztlich richtig gelaufen, abgesehen von ein paar Pannen, für die man nichts könne. Eine Sprecherin sagte gestern zum Beispiel, erst durch „nicht ganz korrekte Darstellungen in einigen Blogs“ seien die Vorgänge zum Skandal geworden. Mit Verlaub: Das zu sagen, ist unklug und falsch. Die Nachnominierung eines Jury-Mitglied darf man auch bei korrektester Darstellung für einen „Skandal“ halten. Und übrigens auch dann, wenn die Regeln des Grimme-Online-Awards bei dieser Entscheidung penibel eingehalten worden sind. Wie Martin Schöb gestern in der „taz“ schrieb:

Auch hier wurden die Statuten also nicht verletzt, wie Uwe Kammann, Direktor des Grimme-Instituts, in einer Stellungnahme schreibt. Das stimmt, spricht aber umso klarer gegen die Statuten.

Ich finde, es gibt zu Recht viel Kritik am Grimme-Online-Award in diesem Jahr — vor allem beunruhigt mich, wie wenig die Veranstalter dieses Internet-Preises das Internet verstanden zu haben scheinen.

Aber manche Kritik ist maßlos, hysterisch und abwegig. Zum Teil zielt sie erkennbar ohnehin nicht auf den Preis, sondern nutzt ihn nur, um mit anderen Gegnern abzurechnen. Zum Teil steckt dahinter anscheinend auch die Lust an der gemeinsamen Jagd auf ein leichtes Opfer.

Der massivste Vorwurf ist der der „Mauschelei“; er ist auch der unbegründetste. Wenn es die Absicht der Jurymitglieder gewesen sein sollte, einem befreundeten Kollegen „mit undurchsichtigen Geschäften“ oder „nach geheimen Absprachen“ (die Bedeutung von „mauscheln“) einen Award zuzuschustern, sind sie die schlechtesten Mauschler der Welt. Sollte mit „Mauschelei“ eigentlich „Vetternwirtschaft“ gemeint sein, muss die Jury im Fall des „Elektrischen Reporters“, wie gesagt, mit diesem Vorwurf leben. Jenseits dieses Einzelfalls sehe ich aber keine Indizien, die es rechtfertigen würden, die Entscheidungen der Nominierungskommission und der Jury pauschal durch diesen Vorwurf zu entwerten. (Mehr dazu habe ich hier schon einmal aufgeschrieben.)

Es ist ja auch nicht so, dass es inhaltlich absurd wäre, den „Elektrischen Reporter“ in diesem Jahr auszuzeichnen. Absurd ist es nur deshalb, weil sein Betreiber in der Jury saß. (Wie berechtigt die Preise im Einzelnen sind, wer stattdessen eine Auszeichnung verdient hätte, darüber wird ja leider fast gar nicht diskutiert. Auch daran trägt Grimme eine Mitschuld – aber die Blogger zum Beispiel könnten es einfach ändern.)

Ich halte das Grimme-Institut für eine der unbestechlichsten Institutionen in der deutschen Medienlandschaft. Man kann Grimme vieles vorwerfen – aber dass sie korrupt seien? In der Jury des Grimme-Fernsehpreises hatten wir alle Freiheiten. Niemand sagte uns, „öhm, schön wär aber auch, mehr Sendungen vom ZDF auszuzeichnen“. Keiner räusperte sich auch nur, als wir einmal dabei waren, Heinrich Breloer, einen der Säulenheiligen des Instituts, bewusst leer ausgehen zu lassen.

Man kann mir natürlich vorwerfen, als Preisträger und Juror selbst schon Teil des korrupten Grimme-Systems zu sein. Man kann überhaupt allen alles vorwerfen und man wird, wenn man nur verblendet genug ist, für jede seiner Verschwörungstheorien Indizien finden. Man riskiert damit aber, eine Institution wie Grimme, mutwillig und dauerhaft zu beschädigen — und das noch unter dem scheinheiligen Vorwand, sie retten zu wollen. Ich glaube, wir brauchen so eine Institution wie Grimme. Und ich glaube, wir brauchen einen Preis wie den Grimme-Online-Award. Ich wüsste (trotz allem!) keinen renommiertere Auszeichnung im deutschen Internet, und ich glaube (so sehr das altehrwürdige Institut sichtlich mit dem Medium Internet fremdelt), dass es eine gute Heimat für einen solchen Preis ist.

Jedenfalls bin ich jetzt in Köln, gehe gleich zu der Verleihung und bin wild entschlossen, mich über meinen Preis zu freuen und sogar ein bisschen stolz zu sein. Und ich hoffe sehr, dass Grimmes merken, dass es nicht nur an den bösen Bloggern liegt, dass ihr schöner Preis in Verruf geraten ist, sondern auch an ihnen. Und dass sie das bis zum nächsten Jahr ändern können und müssen.

Nach unten offen

Sehr lustig finde ich übrigens, wie sehr die Kollegen beim Versuch, dieses Blogdings zu beschreiben, um Worte ringen. dpa zum Beispiel hat sich für die schöne Formulierung entschieden:

Zu den sechs Ausgezeichneten in drei Kategorien gehört der Medienjournalist Stefan Niggemeier, der für seinen nach ihm benannten Blog ausgezeichnet wird (…).

Und was lobt die Jury selbst an diesem von mir nach mir benannten Blog vor allem? Das Grimme-Institut weiß es: die „nach unten offenen Kommentarspalten“.

Ich habe keine Ahnung, was damit gemeint ist und inwiefern Öffnungen in andere Richtungen weniger preiswürdig gewesen wären; entscheidend scheinen aber weder die „Kommentare“ noch die „Spalten“ an sich zu sein. Die Agentur epd berichtet nämlich:

Die Juroren lobten die „nach unten offenen Kommunikationsseiten“ des Medienjournalisten Stefan Niggemeier (…).

Pöh.