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Katja Burkard

Die eine Möglichkeit ist, dass Katja Burkard irgendein dunkles Geheimnis über RTL kennt, das niemals an die Öffentlichkeit kommen darf und mit dem sie die Verantwortlichen erpresst. Es wäre eine vergleichsweise plausible Erklärung, warum sie seit dreihundert Jahren das Mittagsmagazin „Punkt 12“ moderieren darf.

Sie steht als eine Art Rauschgoldengelroboter in der Kulisse einer Nachrichtensendung und meldet mit großer Ernsthaftigkeit über Britney Spears: „Die 27-Jährige ist ziemlich mopsig geworden.“ Das würde allein schon für eine „Punkt 12“-Reportage samt Straßenumfrage reichen, aber diesmal kommt hinzu, dass während eines Auftrittes der Sängerin ihr Tamponbändchen zu sehen war. „Punkt 12“ dokumentiert das in Großaufnahme, Zeitlupe und mit rotem Pfeil, und Katja Burkard sagt: „peinlich, peinlich, peinlich“.

Wenn ein Beitrag läuft wie der über schlimme Vorwürfe gegen eine Kita, nimmt sie sich hinterher eine Sekunde Zeit, um fassungslos auf den Monitor zu schauen, bevor sie fassungslos den Kopf schüttelt und sicherheitshalber hinzufügt: „Man fasst es nicht.“ Nach süßen Tierfilmen sagt sie: „süß“, und das ist süß, weil sie einen Sprachfehler hat und S-Laute immer so sehr verzischt, dass man denkt, sie könne alles werden außer Fernsehmoderatorin.

Gelegentlich passieren allerdings Sachen, die noch krasser sind, als dass Prinz Charles zu spät zu einer Ausstellungseröffnung kommt. Amokläufe zum Beispiel. Dann muss Katja Burkard – trotz Sprachfehler und allem – Dinge tun, für die sie gar nicht programmiert ist. Bei Winnenden führte sie mehrere traumatische Gespräche mit einer hoffnungslos überforderten RTL-Reporterin vor Ort; am Donnerstag musste sie ahnungslos Bilder kommentieren, wie ein Autofahrer in den Niederlanden in eine Menschenmenge raste, und plapperte: „Hier sehen wir, wie einer durch die Luft flog, regelrecht . . . Auf jeden Fall ist hier ein großes Tohuwabohu . . .“

In den Nachrichten am Abend moderierte Peter Kloeppel einen Beitrag zum Thema mit den Worten an: „Mein Kollege hat die schlimmsten Bilder herausgeschnitten, dennoch bleiben viele Szenen verstörend.“ Wie nett. Zur Mittagszeit hatte RTL die schlimmsten Bilder von blutenden Körpern und über die Straße schleudernden Menschen weder herausgeschnitten noch vor ihnen gewarnt. Direkt zuvor informierte der Sender seine jungen Zuschauer über Neues von den „DSDS“-Kandidaten, direkt danach lockte Katja Burkard goldig mit tausend Euro, wenn jemand wisse, ob der Mai der „Wonne-“ oder der „Wannemonat“ sei.

Die andere Möglichkeit ist, dass man bei RTL irgendein dunkles Geheimnis über Katja Burkard kennt, das niemals an die Öffentlichkeit kommen darf und mit dem man sie zwingt, diese Sendung zu moderieren.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Eine für alle

Machen Sie doch kommende Woche mal ganz was Verrücktes: Schalten Sie um 18:50 Uhr die ARD ein und schauen sich eine Folge der Daily Soap „Eine für alle — Frauen können’s besser“ an. Sie bekommen nicht nur das aufregende Gefühl, etwas zu tun, was sonst keiner tut. Sie werden auch in ein paar Tagen noch etwas zu kichern haben: Wenn die ARD die Serie vorzeitig einstellt und erklärt, dass das deutsche Fernsehpublikum für so realitätsnahe Fiktion leider doch nicht zu haben sei, obwohl man sich doch alle Mühe gegeben habe, zeitgemäß und hochwertig zu produzieren…

Sie werden auch den Witz besser verstehen, dass sich jemand beschwert haben soll, dass die Werbung für die Serie Männer diskriminiere. Dabei stammen die Frauen in ihr direkt aus einem Fünfziger-Jahre-Film – außer dass sie nicht Näherinnen, sondern Schweißerinnen sind, und die lebensklugen Sprüche jetzt lauten wie: „Männer kann man sich schönsaufen, Arbeitslosigkeit nicht.“ Ununterbrochen schmachten sie irgendwelchen anbetungswürdigen Traummännern hinterher. Der revolutionäre emanzipatorische Akt der ersten Folge besteht darin, dass eine Frau sich einmal nach der Arbeit weigert, noch die Probleme ihrer Familie zu lösen („Ach wisst ihr was, klärt doch einfach mal was ohne mich“, hoho!). Dass dieselbe kleine Arbeiterin dann für einen Euro die Firma kauft, die von bösen Heuschrecken ausgesaugt werden soll, hat auch nichts mit Klugheit zu tun, im Gegenteil: Frauen sind doch so impulsiv!

Jeden Moment erwartet man, dass Doris Day zur Tür rein kommt und die anderen mit ihrer Modernität überfordert — außer, dass man schon nach Minuten aufhört, überhaupt etwas zu erwarten. Der alte Firmenbesitzer sagt: „In jeder Muffe steckt mein Herzblut und das meiner 463 Angestellten.“ Und die Frauen stehen beim Streik auf dem Hof: „Es kann kein Zufall sein, dass die Schwalben schon so früh aus dem Süden zurückgekommen sind.“ — „Hoffentlich sind’s keine Geier.“ — „Oder schräge Vögel.“

Machen Sie sich nichts draus, wenn Sie die ersten sechs Folgen verpasst haben: Die Geschichte ist so zäh erzählt, dass in jedem Fernsehfilm zum Thema erst eine Viertelstunde vergangen wäre. Als Zeitvertreib können Sie versuchen, das Wetter in der jeweils nächsten Szene zu erraten. Faustregel: Wenn die Sonne richtig durch die Studiofenster zu knallen scheint, kommt garantiert gleich jemand aus einem Schneesturm rein.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Haselhörnchen

Flauschiges Frotteefell hin oder her – langsam müsste man diesem Haselhörnchen doch ein paar kritische Fragen stellen. Nach sieben Jahren, in denen es gute schlechte Witze im Kinderprogramm von Super-RTL machte, bekommt es endlich eine Show, die sogar seinen Namen trägt, aber was ist das? Keine große Gala. Keine Showtreppe. Vorerst nur acht Folgen von elf Minuten Länge. Wenn sich die Karriere in diesem Tempo weiterentwickelt, wird es ein sehr graues Haselhorn sein, bis es endlich „Wetten, dass . . .?“ moderieren darf.

Immerhin gibt es ab heute so etwas wie eine Mini-Sitcom mit dem frechen orangenen Muppet und seinem Freund, dem sympathisch farb- und freudlosen Jammerlappen, der bei ihm in der Abstellkammer lebt. Es sind Geschichten, die für Kinder gemacht sind, aber auch von kindgebliebenen Erwachsenen geliebt werden können, manchmal ein bisschen harmlos, aber voller Lust am schönen Detail. In der ersten Folge geht es darum, dass der Jammerlappen gerne ein Haustier hätte wie alle anderen – sogar diese komische Hexe aus der Nachbarschaft hat eine Schlange, mit der sie in den Supermarkt geht, um ihr die, genau: langen Schlangen zu zeigen. Das Zusammenleben mit Riesenmonsterhund Struppili gestaltet sich aber schwierig, und so landet der Jammerlappen bei Mutter Haselhörnchen, die ihn mit einem Putzlumpen verwechselt – Sie merken schon: große Dramen spielen sich ab.

Hinter und in der erstaunlichen Vielzahl von Puppen steckt Martin Reinl, der auch dem Hund Wiwaldi bei „Zimmer frei“ Fell, Hand und Stimme gibt. Ganz so anarchisch ist das Haselhörnchen nicht, aber Claude Schmit, der Geschäftsführer von Super-RTL, sagt, es habe eine „extrem hohe Akzeptanz bei den erwachsenen Zuschauern und bei Leuten, die nicht viel Fernsehen gucken“ – nicht zuletzt bei den Leuten aus den Werbeagenturen. Schmit: „Wir fangen keine Kundengespräche mehr an, ohne dass wir den Jammerlappen auf den Tisch legen.“ Vielleicht war es, nicht nur angesichts der gesamtgesellschaftlichen Lage, ein Fehler, das Haselhörnchen mit seiner dauerguten Laune („Toll!“) in den Mittelpunkt zu rücken. Der Jammerlappen hätte bei konsequenter Förderung sicher längst schon seine Late-Night-Show.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Oliver Pocher

In der leider sehr erfolglosen Sitcom „LiebesLeben“ hatte Oliver Pocher vor ein paar Jahren einen Gastauftritt. Er spiele einen ebenso ehrgeizigen wie schlechten Stand-up-Komiker, der die beiden einzigen Gäste im Saal anfleht, nicht zu gehen. Das war auch deshalb lustig, weil man Pocher abnahm, dass ihm diese Rolle nicht ganz fremd war. Er war ein junger blasser Versicherungskaufmann, der bei „Hans Meiser“ eine Moderation bei Viva gewonnen hatte, und wild entschlossen war, so lange aufzufallen (und sei es unangenehm), bis er ein richtiger Fernsehstar sein würde.

Das hat er nun geschafft — auch wenn nicht ganz klar ist, wie aus dem polarisierenden, prolligen Nachwuchskomiker plötzlich der begehrteste Fernsehmoderator wurde — und es ist ein Problem. Denn Pochers Provokationen und sein respektloser Witz funktionierten, solange er der Underdog war, der vorlaute kleine Störer. Sein Bühnenprogramm hieß „Aus dem Leben eines B-Promis“, und auch neben Harald Schmidt konnte er ganz die Rolle des Lehrlings einnehmen, der dort eigentlich gar nichts zu suchen hatte.

Es ist ein Unterschied, ob man als kleine Wurst oder als großer Star auf den Satz, dass die ARD-Chefs einen ja halten wollten, blitzschnell antwortet: „Zu Recht!“ Und wenn eine kleine Nummer über Mario Barth ätzt, ist das so anmaßend, dass es lustig ist. Wenn es ein gleichrangiger Konkurrent tut, hat es einen unangenehmen Beigeschmack. Als Oliver Pocher in dieser Woche bei Kerner sagte: „Mario Barth hat Sprechverbot — das macht sein Programm auch nicht schlechter“ und Kerner nachfragte, ob da Neid auf den Erfolg des Kollegen mitschwinge, sagte Pocher ernsthaft, dass es dafür keinen Grund gebe — schließlich fülle er ja auch die großen Hallen.

Man muss den Auftritt bei Kerner gesehen haben, um zu ahnen, wie sehr Pocher die Rolle eines der Großen im Geschäft schon angenommen hat — und wie schlecht sie ihm steht. Er prahlte und klagte, was für einen Medienauflauf das gegeben hätte, wenn es in Erlangen zu einer öffentlichen Verhandlung gegen ihn wegen einer heftigen Geschwindigkeitsübertretung gekommen wäre. Und plötzlich klang es ganz eklig herablassend, wie er sich über die österreichischen Polizisten lustig machte, die ihn aus einem ähnlichen Grund angehalten hatten, aber erstens nicht so lustig waren wie er und zweitens Österreicher.

Es war leicht zu erkennen, bei wem sich Pocher die halbironische Über-Arroganz abgeguckt hat, mit der er jetzt alle von oben herab abwatscht (statt ihnen von unten gegen das Schienbein zu treten): Harald Schmidt. Vielleicht erklärt der ihm noch, dass die Pose nicht bei jedem funktioniert.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Pixelnazi

Das T-Shirt, das der 24-jährige André Z. trägt, ist weiß mit groben schwarzen Pixeln. Wenn man nicht genau hinschaut, könnte man es für ein cooles T-Shirt für Computer-Nerds halten. Aber André Z. ist kein Computer-Nerd, und das T-Shirt zeigt in Wahrheit auch keine Pixel. Die Leute von RTL haben die Verpixelung im Nachhinein hinzugefügt, um den eigentlichen Schriftzug unkenntlich zu machen. Auf dem T-Shirt steht groß: MASTERRACE. „Masterrace“ ist das englische Wort für „Herrenrasse“ und der Name einer einschlägigen Kleidungsmarke.

Doch das Thema dieser Ausgabe der Nachmittags-Doku-Reihe „Mitten im Leben“ lautet nicht „Mein Sohn ist ein Neonazi“. Es lautet: „Streit um jungen Freund der Mutter“. Die 48-jährige Mutter von André Z. hat sich in den 22-Jährigen Cihan verliebt, und ihre Söhne lehnen diese Beziehung massiv ab. Es ist das Personal, das Thema, der Umgang, die Sprache, die stolze Dummheit, wie man es aus der Hoch-Zeit der Nachmittagstalkshows kennt – nur dass die Menschen ihre privaten Probleme nun nicht mehr in einem Fernsehstudio austragen, sondern vor einem Kamerateam bei sich zuhause.

Die Aggression, mit der André Z. seine Mutter und ihren unsicheren jungenen Freund beschimpft, beleidigt und bloßstellt, ist erstaunlich. Aber die Fernsehleute haben sich entschieden, dass dieser unangenehme Mensch nicht als Neonazi auftreten darf und jedesmal den Schriftzug unkenntlich gemacht, wenn er oder seine Verlobte eines ihrer „Masterrace“-Shirts trugen. An keiner Stelle wird ihre politische Einstellung thematisiert. Nur das dauernde Flimmern auf der Brust und den Ärmeln zeigt, dass hier etwas nicht stimmt.

Womöglich ist RTL oder der Produktionsfirma Schwartzkopff erst im Nachhinein aufgefallen, dass der private Konflikt, den sie hier ausstellen, noch eine andere Dimension hat — aber Wegschmeißen oder Neudrehen wäre natürlich viel zu teuer gewesen. Und nun könnte man natürlich fragen, warum der Sender nicht einmal in der Lage ist, einen Schriftzug so unkenntlich zu machen, dass man ihn tatsächlich nicht mehr lesen kann. Vor allem aber müsste man fragen, ob der Zuschauer (und womöglich sogar André Z.) nicht ein Recht darauf hat, diesen Mann so zu sehen, wie er ist und sich darstellt.

Aber einfacher als eine Auseinandersetzung ist es natürlich, ihren äußeren Anlass zu verpixeln. So einfach kann der Umgang mit Neonazis sein: Man muss nur so tun, als ob sie keine sind. Dann lässt sich ganz unverkrampft mit ihnen im RTL-Nachmittagsprogramm über ihre Vorstellungen von einer ordentlichen Familie diskutieren.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

[via Indymedia]

Nachtrag, 3. März. RTL hatte die Folge am 30. Dezember 2008 schon einmal ausgestrahlt, damals noch unverpixelt.

Robert Stromberger

Diese schmalen Lippen, der leidende Blick, die Frage: „Ist das fair?“, dieser ganze fleischgewordene Vorwurf namens Vera Drombusch – das ist die prägende Erfahrung einer Fernsehgeneration. Am schlimmsten war es, wenn sie auch noch Recht hatte. Wenn man bei allem Widerwillen gegen ihre Wehleidigkeit und ihr demonstratives Sich-Aufopfern zugeben musste, dass das wirklich nicht fair war, was sie ertragen musste, und man es womöglich verdient hatte, auch als Zuschauer, sich zur Strafe für das Sympathisieren mit den Falschen eine mehrminütige Moralpredigt von ihr anzuhören.

Aber zum Glück hatte Vera Drombusch nicht immer Recht, und je länger „Diese Drombuschs“ liefen, desto deutlicher wurde, dass ihr Unglück auch ein selbstgesuchtes Unglück war, und ganz am Schluss befreite ihr Schöpfer Robert Stromberger sie sogar und ließ sie, ganz ohne Verantwortung, Onkel Ludwisch nach Mauritius folgen.

Stromberger war der Meister der Familienserie. Niemand schaffte es wie er, die alltäglichen Konflike zu zeigen, die sich aus aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und zeitlosen menschlichen Verhaltensweisen ergaben. Seine Familien in den „Unverbesserlichen“ (mit Inge Meysel, ab 1965) und den „Drombuschs“ (mit Witta Pohl, ab 1983) verhandelten unterhaltsam Möglichkeiten des Zusammenlebens zwischen den notwendigen Kompromissen und den ebenso notwendigen Ausbrüchen – manchmal mit zu Dialogen geronnenen ethischen Diskursen, aber immer mit einem großen Gespür für Dramaturgie und Situationen und einer ungemein genauen Kenntnis, wie Menschen sind und was sie sich und einander vormachen. Bei Stromberger ging es nicht um Konflikte von Gut und Böse. Es reichte, dass alle es „gut meinten“ oder sich das zumindest selbst einredeten, um das Zusammenleben unerträglich zu machen. Er schaffte es, die Auseinandersetzungen aus der Sicht aller Beteiligten zu schildern – im Selbstmorddrama „Tod eines Schülers“ (1981) erzählte sogar jede Folge dasselbe Geschehen aus anderer Perspektive.

Stromberger ist am Samstag vergangener Woche im Alter von 78 Jahren in Darmstadt gestorben, seiner Heimatstadt und der seiner Figuren. Er hat die Generation geprägt, die in Deutschland am meisten durch das Fernsehen geprägt wurde. Wenn man wissen will, wie es war in der Bundesrepublik, das Leben und das Fernsehen, muss man sich nur seine Serien anschauen.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Kundschafter des Bürgers

Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Aktenzeichen XV“: Gemütliche Expeditionen in die fremde Welt des Verbrechens.

„Der nächste Fall führt uns eine Welt, die für die meisten unserer Zuschauer fremd und sicher auch etwas unverständlich sein wird: in die Welt der sogenannten SM-Typen. Die Buchstaben ‚SM stehen in diesem Fall für Sadomasochismus. Diese Szene ist in Deutschland, wie wir mit einiger Überraschung festgestellt haben, größer als man sich als Normalbürger vorstellt.“ So klang das, wenn Eduard Zimmermann sein staunendes Normalbürger-Publikum mitnahm in die fremde Welt jenseits ihres Lebens. „Unvorstellbar“ war ein Wort, mit dem er häufig die Verbrechen beschrieb, für deren Aufklärung er die Zuschauer von „Aktenzeichen XY“ „um Ihre Aufmerksamkeit“ bat. Aber immer wieder waren auch die Milieus unvorstellbar, die er seinen Zuschauer zeigte und aus denen die Gefahr in ihre Wohn- und Esszimmer zu sickern drohte.

Der Fernsehfahnder war in seinen Sendungen so etwas wie der Kundschafter und Warner der Normalbürger, an dessen eigener Normalität kein Zweifel bestand, der sich aber von berufswegen auskennen musste mit den Bedrohungen von außerhalb. Wenn er schon überrascht war von der Größe der Szene der „SM-Typen“ in Deutschland, dann musste sie wirklich unglaublich groß sein.

Aber Eduard Zimmermann ist alles Voyeuristische, das das Fernsehen heute so sehr bestimmt, fremd. Er wollte nicht wissen, was die „SM-Typen“ genau miteinander treiben. Seine Sendungen konzentrierten sich darauf, die vermeintliche Normalität in Szene zu setzen, am liebsten am Esstisch und mit Suppe. Nüchtern setzte er seine Anmoderation fort: „Zur Klarstellung vielleicht noch der Hinweis, SM-Praktiken sind im Prinzip nicht verboten. Für die Polizei werden sie erst bedeutsam, wenn jemand dabei zu Schaden kommt. Denn dann liegt die Frage auf dem Tisch: Betriebsunfall oder Verbrechen?“ Das „im Prinzip“ sprach er mit spitzen Fingern aus, mit der Distanz eines Berichterstatters, der korrekt referieren, aber bloß niemanden ermuntern will. Und näher als mit der Wahl des Wortes „Betriebsunfall“ ist er vermutlich nie an etwas gekommen, was man Humor oder Lockerheit nennen könnte.

30 Jahre lang hat er die ZDF-Fahndungssendung geleitet und moderiert, und dass er dabei zu einer deutschen Institution wurde, hat viel damit zu tun, dass er so offensichtlich kein Fernsehstar war. Seine spröde, beamtenhafte, hölzerne Art gab ihm nicht nur eine Glaubwürdigkeit, sondern auch eine Immunität gegen die massiven Vorwürfe von Kritikern. Der „Spiegel“ warf ihm vor, „private Denunzierlust“ zu reizen, sprach von „Massenregie“, „einer Art Treibjagd mit moralischem Alibi“ und einem „Fangspiel“. Für das normalbürgerliche Publikum aber war er einer von ihnen und dazu gehörte, dass er nichts von neumodischen Veränderungen hielt. Erst ab 1975 wurde „XY“ als eine der letzten Fernsehsendungen in Farbe ausgestrahlt, wurde aber mit der muffig-braunen Studiodekoration kaum weniger monochrom. Zimmermann saß im Fernsehen in einer Welt, die aussah, wie die engen Wohnzimmer der Zuschauer mit ihren Anrichten und Schrankwänden. Von dort aus lehrte er sie das Fürchten, warnte sie vor dem Trampen und zeigte ihnen, wie bedroht ihre Idylle jederzeit war.

40 Prozent der „XY“-Fälle konnten nach Angaben des ZDF nach der Ausstrahlung gelöst werden; das Sendungskonzept wurde in viele Länder exportiert. Zimmermann ist für seine Arbeit unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden. Am kommenden Mittwoch wird er achtzig Jahre alt.

Die Maden und die Medien

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Warum das RTL-Dschungelcamp nicht annähernd so menschenverachtend ist wie die Berichterstattung darüber.

Lorielle London hatte sich die bordeauxfarbenen Haare mit selbstgebastelten Spangen zu zwei langen Zöpfen zusammengebunden und es geschafft, durch geschicktes Auf- und Hochschlagen sogar die Dschungeleinheitskleidung ein kleines bisschen feminin wirken zu lassen. Mit den geschminkten Augen in ihrem extrem auf weibliche Formen operierten Gesicht wirkte sie nach fünf Tagen im Camp gleichzeitig übertrieben aufgedonnert und schrecklich heruntergekommen. Neben ihr saß eine vergleichsweise burschikose Gundis Zámbó und hörte zu, was Lorielle ihr über sich erzählte: „Du musst dir vorstellen, du gehst dein ganzes Leben lang durchs Leben und wirst von allen nur gehänselt, geschlagen, von so gut wie keinem gemocht. Dann glaubt man auch selbst irgendwann, dass man nicht so toll ist.“

Lorielle London wurde vor 24 Jahren als Lorenzo Woodard geboren und hat sich in den vergangenen Monaten vor diversen Fernsehkameras in eine Frau verwandelt. Sie hat viele Operationen hinter sich, aber eine entscheidende noch vor sich. In ihrem knappen Badeanzug zeichnet sich zu ihrem Missvergnügen ihr Penis ab. Und weil die Tage lang sind im Dschungel und die üblichen Hemmungen irgendwann fallen, stellte Gundis Zámbó ihr ein paar Fragen, die man für blöd halten kann, aber direkt und ehrlich waren: „Transsexuelle, haben die normalerweise auch andere Transsexuelle als Partner? Ganz ehrlich: Jemand, der mit dieser Szene nichts zu tun hat und sich in dich verliebt und nicht weiß, dass du da untenrum noch was hast – was ist denn dann?“ Lorielle erklärte später noch, dass sie sich schon als „heterosexuell“ bezeichnen würde, und dann diskutierten die Frauen entspannt und ernsthaft, was das im konkreten Fall bedeutet.

Es war eine fast anrührende Szene in der RTL-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“: So ungelenk und direkt, so freundlich schonungslos, und wer weiß, wann je zuvor so viele Fernsehzuschauer in einer Unterhaltungssendung so viel über Transsexualität erfahren haben. Wie absurd, dass ausgerechnet in dieser bizarren, künstlichen Extremsituation im australischen Dschungel Gespräche entstehen, die dem schwierigen Thema angemessener sind als die übliche Boulevardberichterstattung. Lorielle, deren ganze traurige Medienkarriere bislang darauf aufgebaut war, ein Freak zu sein, wirkt plötzlich im besten Sinne des Wortes normal: menschlich, verletzlich, echt.

Das ahnt man nicht, wenn man nicht die Show verfolgt, sondern die Berichterstattung über die Show. Dort geht es ausschließlich um Freaks und Deppen. Der mediale Umgang mit der Sendung hat sich seit der Premiere der ersten Staffel 2004 dramatisch verändert. Wurde sie anfangs noch verteufelt oder ignoriert, springen viele Medien jetzt hemmungslos auf den Zug auf und versuchen, von ihrem erstaunlichen und sogar noch zunehmenden Erfolg zu profitieren. Bei „Welt Online“ sieht das dann so aus: Neben dem langen Artikel, in dem Großkritiker Hellmuth Karasek mit vielen Ausrufezeichen und auf dem Niveau eines mittelguten Schulaufsatzes beschreibt, wie schlimm es gewesen sei, dass ihn die Redaktion gezwungen habe, sich eine Folge anzusehen, sind zigteilige Bildergalerien verlinkt; ein eigenes Dossier verspricht, „alle Ekel-Prüfungen und Lästereien“ zu dokumentieren; „Welt-TV“ zeigt, wie Giulia Siegel sich für ihre Halbnacktaufnahmen im „Playboy“ verrenkt; und eine Autorin berichtet jeden Tag aufs ausführlichste, was in der Sendung zu sehen war (und hat, haha, „auf sämtliche möglichen Ansprüche auf Schmerzensgeld sowie die Erstattung eventuell anfallender Folgekosten für eine psychologische Nachbehandlung vorab schriftlich“ verzichtet).

Die angeblich so ordinäre und niveaulose Show ist für manche der Vorwand, einmal so richtig ordinär und niveaulos sein zu dürfen. Das untere Ende des Spektrums markiert dabei konsequent der Online-Auftritt des „Sterns“. „In den Augen Pipi, im Höschen Kakerlaken“, titelte er am Dienstag. Die Redaktion treibt (anders als die Show selbst) eine unheilige Faszination von Fäkalien und Genitalien. Die erste Tageszusammenfassung auf „Stern.de“ hieß „Kot und Spiele“, später folgten Titel wie: „Mit Penis und Schwanz ins Dschungelcamp“, „Männer, wo sind eure Eier“.

Die madenreichsten Prüfungen im australischen Dschungel sind nicht halb so eklig wie diese Texte, die ihre sprachliche Hilflosigkeit und gedankliche Armut durch Drastik wettzumachen versuchen. Giulia Siegel habe sich von Ratten annagen lassen, „damit van Bergen, die olle Hexe, nicht verreckt“, heißt es da. Und für Lorielle (von „Bild“ gerne „er/sie/es“ genannt) hat „Stern.de“ nur Begriffe wie „die Staffeltunte“, „die Quotentunte“, „die Tränen-Transe“, die „Transentränen“ weint – insgesamt: „Eine unansehnliche Nervenprobe, wie sie schlimmer kaum sein kann.“

Sie schlagen einen absurden Doppelpass, versuchen gleichzeitig, sich über die angeblich menschenverachtende Sendung zu empören und sie an Menschenverachtung zu übertreffen. Dabei geht die Show selbst mit ihrem Personal zwar auch nicht immer pfleglich, aber ungleich differenzierter um. Lorielle ist dort zum Beispiel längst nicht mehr die Witzfigur. „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ gelingt es auf verblüffende Weise, die Kandidaten sowohl zu Karikaturen ihrer selbst zu machen, als auch zu vermenschlichen. Gerade die krassen Prüfungen, an denen sich die Kritiker besonders stoßen, spielen dabei eine wichtige Rolle.

Lorielle war in der zweiten Sendung von den Zuschauern ausgewählt worden, ihren Ekel zu überwinden und eine Abfolge von Cocktails mit teils noch lebendigen Tiereinlagen zu trinken. Es war nicht leicht, sich das anzusehen, aber das sonst so überkandidelte Wesen wurde in dieser Situation nicht noch überkandidelter, sondern verweigerte sich der vermutlich von größeren Teilen des Publikums erhofften hysterischen Rolle als Ultra-Daniel-Küblböck, riss sich zusammen, kämpfte, war tapfer – und plötzlich war es viel leichter, mit dieser Frau mitzufühlen, als sie zu verachten.

Bei Ross Antony gab es im vergangenen Jahr eine ähnliche Entwicklung. Am Anfang war er ein nervöses Wrack und erschien wie das fleischgewordene übelste Tunten-Klischee. Am Ende lachte das Publikum nicht mehr nur über ihn, sondern auch mit ihm, und er gewann als stolzer schwuler tuntiger Mann.

Es ist ein bisschen beunruhigend, dass es so viele Dreiviertel-Prominente zu geben scheint, die sich offenbar unter einem Zwang sehen, der Welt zu beweisen, wie tough und echt sie sind. Und es ist noch beunruhigender, dass sie glauben, dass der Gang in das Dschungelcamp der richtige Weg dafür ist. Aber so unwahrscheinlich es klingt: In dem Moment, in dem Lorielle diese Cocktails trank, verlor sie nicht, sondern gewann an Würde.

Im Gegensatz zu der Berichterstattung außerhalb der Show. In seinem Online-Auftritt zeigte RTL genau das, was vielen anderen Medien auch am naheliegendsten erschien: Ein großes Foto von Lorielle in dem Moment, als ihr etwas, das aus pürierten Kängurupenissen bestehen sollte und „Penis Colada“ genannt wurde, aus dem Mund quoll. Es sah aus wie Sperma.

Die Show spielt ein perfides Spiel mit uns. Sie ist über weite Strecken intelligent gemacht – aber sie bietet die Vorlage für die dümmstmögliche Berichterstattung. Sie balanciert durchaus gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen einer fairen Darstellung der Kandidaten, ihrer Sorgen und Nöte, und der Maximierung der Schadenfreude und Häme durch ihre Reduzierung auf reine Witzfiguren. Aber sie weiß, dass sie damit den Vorwand liefert, nur die Witzfiguren zu sehen, und profitiert natürlich von dem Hype und der Skandalisierung.

Die Show hat eine Distanz zu sich selbst, die der Berichterstattung über sie fehlt. So ist sie selbst erstaunlicherweise auch der Ort, an dem die wenigsten schlechten Wortspiele über den Nachnamen des Models Nico Schwanz gemacht werden. Während „Spiegel Online“ vorauseilend einen Artikel mit sämtlichen naheliegenden Assoziationen veröffentlichte, ging die Show selbst das Thema sofort auf der Meta-Ebene an: Mit einem Sparschwein, in das die Moderatoren Dirk Bach und Sonja Zietlow für jede anzügliche Anspielung fünfzig Cent werfen müssen.

Zum Geheimnis des überwältigenden Erfolges von „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ gehört, dass die Show nicht nur an die niedersten Instinkte appelliert (aber natürlich auch), sondern auch das Gehirn intelligenter Menschen anspricht. Sie ist hervorragend produziert, von Menschen, die offensichtlich Spaß an der Arbeit haben, und vielschichtig – im Gegensatz zu den Trittbrettfahrern in den anderen Medien mit ihren einfältigen Nacherzählungen und Hau-drauf-Witzen bei gleichzeitiger Distanzierung vom schrecklichen Programm. Die Show nimmt sich selbst viel weniger ernst, als es zum Beispiel „Bild“ oder auch die anderen RTL-Magazine tun, die bei jeder Wendung ins Hyperventilieren geraten, erlaubt sich aber genau dann, wenn es angemessen ist, auch Ernsthaftigkeit.

Als Ingrid van Bergen eines Abends am Lagerfeuer erzählte, wie es war, als sie ihren Lebensgefährten im Affekt tötete, war es eine faszinierende, etwas verstörende Erzählung, die einen Einblick in das Innenleben eines Menschen gewährte, für den Reinhold Beckmann vermutlich töten würde. „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ zeigte das ausführlich, ruhig, ohne Effekte, und hinterher sagen die Witzbolde Sonja Zietlow und Dirk Bach genau das Richtige: nichts.

Cindy aus Marzahn

Ich muss jetzt doch mal fragen, ob mir jemand Cindy aus Marzahn erklären kann. Das schien bislang keine Dringlichkeit zu haben, denn wie lange soll sich eine Comedyfigur halten, an der das Witzigste schon der Name und die Art Schlafanzug ist, die sie trägt, wenn sie sich nicht gerade in hautenge pinkfarbene Leggins zwängt? Cindy ist prollig und ostig und eine Mischung aus den Hartz-IV-Empfängerinnen, die man im „Frauentausch“ auf RTL 2 trifft, und den jungen Möchtegern-Schlampen, die sich für Oliver Geissen auf RTL herausputzen. Cindy ist das Projekt, mit dem sich Ilka Bessin selbständig gemacht hat, um aus dem Elend der Langzeitarbeitslosigkeit herauszukommen, und natürlich muss man ihr dazu von Herzen gratulieren.

Aber das ist nun auch schon vier Jahre her. Ihr Witz trägt fünf Minuten, zusammen mit ein bisschen Publikumsbeschimpfung vielleicht zehn, aber selbst wenn man für Warhol noch fünf draufgibt, müssten die längst abgelaufen sein.

Doch der Erfolg reißt nicht ab. Bessin hat schon vor fast zwei Jahren öffentlich gegrübelt, dass diese Cindy nicht ewig als Figur funktionieren werde, aber da hat sie die Anspruchslosigkeit des deutschen Comedypublikums unterschätzt. Sie sehen sich nicht satt an den auftoupierten Haaren, hören sich nicht satt an dem Witz über ihre Alzheimer-Bulimie (erst fressen, dann das Kotzen vergessen), lassen sich nicht sattbeschimpfen von der ebenso doofen wie aggressiven Frau auf der Bühne. Sie lebt jetzt praktisch im Fernsehen (heute in „World of Comedy“, 14.15 Uhr, RTL; Freitag in den „Hit-Giganten“, 20.15 Uhr, Sat.1) und wird vermutlich nie wieder weggehen.

Und das ist vielleicht das Schlimmste an der Fernsehcomedy von heute: dass jedes One-Hit-Wonder gleich zum Evergreen wird.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Goldene Kamera

Wenn man sich dereinst einmal vergegenwärtigen will, wie das damals war, Anfang 2008, in der Zeit vor der Großen Krise, dann wird man einfach den Satz von Jochen Beckmann zitieren können. Der Verlagsgeschäftsführer von Axel Springer erzählte im vergangenen Februar stolz, man habe die Goldene Kamera, den Preis der Fernsehzeitschrift „Hörzu“, überarbeitet: „Sie sieht aus wie ihre Vorgängerin, aber nun ist mehr Gold dran.“ Es muss eine Zeit gewesen sein, in der innere Werte noch zählten, weshalb der Verlag nicht nur in das unsichtbare Aufpäppeln der Kameras von 600 auf 900 Gramm Gewicht investierte, sondern erstmals auch den Drei-Sterne-Koch Juan Amador für das Catering engagierte.

Im kommenden Jahr übernimmt seinen Posten ein Herr Schmalhans. Springer will morgen beschließen, alle größeren Veranstaltungen und Preisverleihungen im nächsten Jahr abzusagen – neben der Goldenen Kamera unter anderem auch das Goldene Lenkrad und den „Bild“-Preis Osgar. Selbst die Kinder müssen dran glauben und auf die große Gala verzichten, mit der die Boulevardzeitung zuletzt gestern im ZDF ihr Herz für sie feierte. „Wir wollen nicht bei unserer wichtigsten Ressource, den Mitarbeitern und dem Journalismus, sparen, sondern lieber bei Partys und Events.“ Dabei waren die Vorbereitungen für die 44. Verleihung der „Goldenen Kamera“ am 4. Februar schon weit fortgeschritten: Frank Elstner war in der Nachfolge von Thomas Gottschalk gebucht und verkündet, und die Restleser der „Hörzu“ hatten schon ihre liebsten amerikanischen Fernsehserien gewählt. Die Absage ist vermutlich teurer, als es die ganze Show gewesen wäre, was man aber als langfristige Investition verbuchen muss. Das ist auch deshalb nur konsequent, weil das Ausfallen der Sendung den Menschen vermutlich eher in Erinnerung bleiben wird als die Sendung selbst.

Was für eine merkwürdige Krise: Die radikale, bis gestern völlig undenkbare Absage all dieser Vorzeigeveranstaltungen ist ein Fanal, ein unübersehbares Symbol dafür, dass nichts mehr heilig ist und alles hinweggeschwemmt werden kann von der Werbeflaute – und gleichzeitig völlig egal. Kein Zuschauer wird sie vermissen. Und Robert de Niro, Chuck Berry, Alfred Biolek, Kylie Minogue und Tokio Hotel haben ja die letzten Kameras in diesem Jahr noch abgestaubt. Die schweren, mit der Extraportion Gold.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung