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Andreas Englisch

Gott sei Dank war Jürgen Fliege da. Das ist ein Gedanke, den man sonst auch nicht so oft hat, aber an diesem Donnerstag war Andreas Englisch, der Vatikan-Korrespondent der „Bild“-Zeitung, in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz zu Gast, um von den angeblich wundersam erfüllten „Prophezeiungen“ der katholischen Kirche zu schwärmen, und als er gerade richtig in Fahrt gekommen war und sich das Glück des Leichtgläubigen in seinem wirren Blick materialisierte, unterbrach ihn Fliege mit einer wirschen Handbewegung und sagte den schönen Satz: „Mit welcher Leichtfertigkeit jeder Pups, der da gelassen wird, als Heiliger Geist offenbart wird . . .!“

Es ist jedes Mal ein Ereignis, wenn Andreas Englisch im Fernsehen zu sehen ist. Er sitzt dann da wie ein Sechsjähriger beim Abendessen, übersprudelnd von all den wundersamen Dingen, die er wieder erlebt hat, glucksend, hibbelig. Die Füße hat er rechts und links hinter die Stuhlbeine geklemmt, weil es ihn sonst vermutlich gar nicht über mehrere Minuten ruhig am Platz halten würde, mit großen Augen staunt er das an, was um ihn passiert. Jede Art von Distanz, Fassung oder Besinnung ist ihm fremd, weshalb es auch fast ganz normal ist, dass er anfängt zu weinen, als er vom Tod seiner Mutter erzählt und davon, dass er durch eine Eingebung wusste, wann sie sterben würde, und deshalb alle wichtigen Termine im Vorhinein abgesagt hatte.

Heide Simonis, die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin, saß auch in der Runde, aber zu ihrer entspannten Rationalität, der alles Spirituelle fremd ist, gibt es von dem Planeten, auf dem Englisch lebt, keine Verbindung. Neulich habe es bei ihr in der Küche geknackt, da habe sie gesagt: „Teufel, hau ab, sonst mach‘ ich ein Kreuzzeichen“, und danach sei es ruhig gewesen, erzählte sie gutgelaunt. Englisch aber missverstand die Lehre, die in dieser kleinen Geschichte stecken sollte, drehte sich zu Simonis und fragte mit sich hysterisch überschlagender Stimme: „Also? ALSO? AL-SO?!“

Das war ein bisschen beunruhigend – nicht nur, wenn man wusste, dass das ZDF mit diesem Mann einen dreiteiligen Film über Wunder dreht.

Wenn wenigstens Fliege als Co-Autor mit dabei wäre! Als Englisch mit glänzenden Augen erzählte, dass auch Ärzte und weltliche Kommissionen sich fragten, warum es zum Beispiel an Orten wie Lourdes so oft zu Heilungen komme, unterbrach der ihn: „Weil es auf dem Kölner Hauptbahnhof nicht gemessen wird!“

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Horst Lichter

Die Mainzelmännchen können einpacken: Horst Lichter ist das neue Maskottchen des ZDF.

Der Vergleich hinkt natürlich. Ganz so oft wie der Fernsehkoch tauchen die alten Zeichentrickmützen ja wirklich nicht im Programm auf. Und während sie im Dienst des ZDF stehen, scheint es bei Lichter umgekehrt.

Aber der Mann ist nicht schlecht als Fernsehmaskottchen, gerade für ein älteres Publikum. Auch bei nachlassender Sehschärfe kann man ihn leicht an Glatze, Brille, Bart erkennen, notfalls auch am rheinländischen Dialekt und der Konzentration auf das, was unser Leben lebenswert macht: Sahne und Butter. Den aufgeschäumten Süppchen der Sterneköche, zwischen denen er sich vor ein paar Jahren dank Kerner plötzlich widerfand, setzt er Mächtigkeit und Gutbürgerlichkeit entgegen und entdeckte, dass sich darauf in Verbindung mit entsprechend rustikalem Humor eine ganze Karriere aufbauen lässt. In seinem Comedybühnenprogramm, das, natürlich, das ZDF ausstrahlt (Teil 2 am Dienstag um 23 Uhr), bringt er das Publikum zum Juchzen, indem er ein Pfund Butter ins Kartoffelpüree rührt („eine Messerspitze“, sagt er und balanciert den ganzen Fettklumpen auf der Spitze). Er erzählt, das Gute an Vegetariern sei, dass man sie nicht beerdigen müsse, sondern kompostieren könne, macht sich über Wasabi lustig, als sei Sushi diesen Monat erst in Europa angekommen, und erklärt: „Bei den Japanern ist ein Herd so wichtig wie im Vatikan ein Bordell.“

Wirklich lustig ist er nur, wenn er spontan auf eine Situation reagieren kann, dann ist er sensationell schlagfertig, und weil er auch Frauen so gerne anfasst, kann es sein, dass das ZDF ihn heimlich zum Nachfolger von Gottschalk bei „Wetten dass“ aufbaut, wo er im Sommer schon als Moderator der Nachbereitungsshow sowas wie Karnevalsstimmung verbreitete.

Er ist im ZDF nicht nur in drei verschiedenen Kochshows zu sehen, sondern auch Dauergast in der Talkshow seines Biographen Markus Lanz, der mit ihm ein Weihnachtsspecial „Mein Advent in Südtirol“ drehte und eine Sendung zum Doch-nicht-Formel-1-Comeback von Michael Schumacher mit der uns damals alle bewegenden Frage eröffnete: „Horst, wie hast du davon erfahren?“ In zwei Wochen bekommt Lichter auch noch eine eigene Talkshow (Titel, natürlich: „Aber bitte mit Sahne“), und das Vierteltragische daran ist, dass der Mann in kleinen Dosen durchaus eine interessante Würze im Programm hätte sein können und nicht zwangsläufig zum personifizierten Sodbrennen hätte werden müssen.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

24 Stunden Berlin

Natürlich hätte ich den Rekorder programmieren und mir die erste Stunde, die von sechs bis sieben Uhr geht, gepflegt ab zehn ansehen können, anstatt mich im Morgengrauen aus dem Bett zu quälen. Aber das wäre nicht dasselbe gewesen. So sah ich, während ich mit der Müdigkeit kämpfte und den Tag verfluchte, Menschen, die mit der Müdigkeit kämpften und den Tag verfluchten. Im Fernsehen war es schon ganz schön hell, morgens um sechs, am 5. September 2008, in Berlin, und ich guckte aus dem Fenster und verglich.

Die Realzeit, in der das Mammutprojekt „24h Berlin“ von Volker Heise einen Tag im Leben dieser Stadt erzählt, schafft erstaunliche Verbindungen zwischen dem Leben vor dem Bildschirm und dem Leben darin. Natürlich war die Ausstrahlung gestern eine Art Event, aber die ganzen Public-Viewing-Veranstaltungen waren einigermaßen abwegig. Denn das Spektakuläre an den Geschichten ist ihre Alltäglichkeit: der Alltag einer Callcenter-Mitarbeiterin, eines alten Ehepaares, eines Junkies, eines Regierenden Bürgermeisters. Was „24h Berlin“ zu einem außerordentlichen Fernseherlebnis machte, war paradoxerweise der Reiz, es nebenbei sehen zu können oder umgekehrt: selbst nebenher leben zu können.

Morgens um kurz nach sechs lernt man Mario in der Obdachlosenunterkunft kennen. Wenn man nach dem eigenen Frühstück gegen zehn wieder einschaltet, sieht man ihn vor einem Bahnhof mit ein paar Straßenzeitungen stehen. Und ein paar Stunden später, ein paar Stunden in seinem Leben und ein paar Stunden in meinem, hat er immer noch keine verkauft. Erst am Nachmittag reicht es, dass er sich erst ein Bier besorgen kann und dann Heroin. Inmitten dieser und vieler anderer, erstaunlich vielfältiger Geschichten tauchen Szenen wie Running Gags auf – ein offenkundig dramaturgisches Element und zugleich ein extrem dokumentarisches: Immer wieder sehen wir die U-Bahn-Fahrerin, die von Ruhleben zurück nach Pankow fährt und von Pankow zurück nach Ruhleben, und den „Bild“-Chefredakteur, der schon wieder in einer anderen Sitzung ist und immer noch keine Schlagzeile für den nächsten Tag hat.

Das entwickelt einen erstaunlichen Sog, auch in der Mischung aus Dingen, die man selbst sehen könnte, wenn man auf die Straße ginge, und Einblicken in fremde Welten in der Nachbarschaft. „24h Berlin“ behandelt das Fernsehen als das, was es längst weitgehend ist: ein Nebenbeimedium, aber es nimmt den Anspruch, eine Dokumentation der Realität zu sein, in bemerkenswerter Weise ernst. Nicht so sehr die Rekordlänge, sondern diese Kombination ist es, weshalb „24h Berlin“ Fernsehgeschichte geschrieben hat.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Der Calli

Bei den Calmunds zu Hause gibt es zwei Schubladen mit Süßigkeiten. In der einen, im Esszimmer, liegt immer nur eine Tüte. Wenn die leer ist, fragt Reiner Calmund seine Frau, ob sie ihm neue Lakritzschnecken holt. Dann geht sie umständlich Umwege durchs Haus, damit er nicht merkt, dass der eigentliche Vorrat in einer anderen, randvollen Schublade in der Küche liegt. Vielleicht kann man daraus Schlüsse ziehen auf die Schlichtheit des Reiner Calmund. Bestimmt aber darauf, wie glücklich diese Ehe ist.

„Er ist, wie er ist, und er soll auch der dicke Calli bleiben“, sagt seine Frau am Anfang der Reihe, die Calmund ein Jahr lang beim Abnehmen und Fitwerden begleitet („Iron Calli“, dienstags, 22.15 Uhr, Vox). Die Haltung der Serie zu ihrem Protagonisten ist von ausgesuchter Ekelhaftigkeit: Vom „Speckpatienten“ redet der Sprecher trotz fehlender medizinischer Befunde und geilt sich daran auf, dass das Maßband nicht lang genug ist, um um dessen Bauch zu reichen. Das ist sicher ein Grund für seine Beliebtheit: dass man sich so sehr über ihn lustig machen kann.

Der andere muss sein: dass er so knuddelig ist. Eher im übertragenen, als im praktischen Sinne, aber Sylvia Calmund stellt zu Recht mit strahlenden Augen fest: „Alle lieben ihn.“ Er ist eine große Maskotte. Und er hat das Internet für sich entdeckt – ein überraschend naheliegender Ort für jemanden, der so bodenständig und kommunikationsfreudig ist wie er. Bei Twitter folgen ihm über 20 000 Menschen, und auf calli.tv macht er seine Fans mit kleinen Videos glücklich, in denen er als Kumpel, ohne die angestrengte Scheindistanz von Journalisten, Trainer interviewt oder in seinem bräsig-rheinländischen Singsang mit Analysen überrascht wie: „Bayern-Bremen? Das ist ohne Wenn und Aber das ab-so-lu-te Spitzenspiel dieses Spieltages.“ („Absolute Spitzen-“ ist Calmunds Universalattribut, ergänzt nur durch „Weltklasse“ und – beim Essen – „ein Gedicht“.)

Der schwachsinnige Kommentator, der Calmunds Abnehmversuch ein, höhö, „schweres Unterfangen“ nennt und meint, ihn, höhö, „hungert es nach Kontakten und Essbarem“, beschreibt ihn als vielbeschäftigten „Manager, Medienunternehmer, Kolumnist, Autor, Moderator oder Vortragsreisenden“. Calmund hat aus seinem Callisein einen Beruf gemacht. Er ist längst sein eigener Planet. Und das ist jetzt gar keine Anspielung auf irgendwas.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Annemarie Warnkross

Ich glaube nicht mehr an die Existenz von Annemarie Warnkross.

Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob es eine der genialen Frauenfiguren von Anke Engelke ist oder eine neue Roboterentwicklung, die diese makellose leere Künstlichkeit ermöglicht. Aber alles andere ist zu unwahrscheinlich.


Fotos: ProSieben.de

Warnkross moderiert angeblich das Pro-Sieben-Starmagazin „red!“, das aus einem Paralleluniversum kommt, in dem La Toya Jackson in dieser Woche „zum allerersten Mal überhaupt“ über den „Tod ihres geliebten Bruders Michael“ sprach (in unserer Welt war La Toya seit dessen Tod mit wenig anderem beschäftigt, als darüber Interviews zu geben). Möglich gemacht hatte das „‚red!‘-Star-Reporterin“ Bettina von Schimmelmann, die Frau, „die als einzige deutsche TV-Reporterin während der Trauerfeier im Staples-Center“ saß. Alle drei Frauen müssen sich vorher schon beim Friseur getroffen haben, und Warnkross und Schimmelmann hatten sogar ein verständnisvolles Synchronnicken einstudiert, das im Gegenschnitt ihre Achtziger-Jahre-Locken perfekt wippen ließ.

La Toya erklärte Warnkross, die sie mit einer Art Hofknicks begrüßt hatte und danach ihr Gesicht in einem selig-debilen Dauergrinsen eingerastet ließ, dass man nicht vergessen dürfe, dass Michael Jackson bei den geplanten Konzerten ja älter gewesen wäre als früher. Und Warnkross gab in die Werbepause mit Sätzen wie: „Ja, da haben wir schon über sehr viele emotionale Sachen mit ihr sprechen können.“

Der Wahnsinn hatte das ganze Team erfasst. In Einspielfilmen nannten sie Jackson einen „King of Pop, der seit jeher Mundschutz statt Krone trägt“, und als alle nach der bizarren Audienz mitsamt dem Kamerateam von einem Hotelzimmer in ein anderes gingen, um sich Videos von Michael anzusehen, hieß das ein „persönliches Privatgespräch“. La Toya kämpfte hier sehr attraktiv mit den Tränen, und Warnkross neben ihr strahlte wie ein achtjähriges Mädchen, das endlich den Weihnachtsmann treffen durfte.

Als Bonusmaterial glucksten die „Star-Reporterin“ und die Schöne-Moderatorinnen-Parodie dann noch in die Kamera, wie „toll“ das war und dass La Toya gar nicht zickig gewesen sei und der Annemarie sogar Komplimente gemacht hat, selber aber keine annehmen wollte. Gut, über ihren Mordverdacht und sowas hätte La Toya natürlich nicht reden können, klar. „Aber ansonsten haben wir alles erfahren. Auch dass ihre Lieblingsfarbe Rot ist. Und Gold.“

Anke, komm raus!

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

 

Virtualität

Was hätte Bernhard Grzimek geantwortet, wenn man ihm gesagt hätte, tolle Neuigkeiten, wir haben jetzt eine Technik, mit der wir wilde Tiere neben Sie virtuell ins Studio beamen können? Mein Tipp wäre: „Vielen Dank, aber ich möchte dann doch lieber den richtigen Affen auf mir rumkrabbeln lassen.“

Sie ist merkwürdig, unsere Faszination für die Virtualität, die mit dem neuen ZDF-Nachrichtenstudio einen Höhepunkt erreicht hat, und man kann die Beteuerungen, wieviel besser man damit Informationen vermitteln kann, komplett als PR-Mumpitz abtun. Man braucht kein virtuelles Studio, um zu zeigen, wo es bei einem Atomkraftwerk gebrannt hat. Im Gegenteil: Man würde es besser verstehen, wenn nicht ein Moderator ungelenk neben den Animationen herumstünde und mit der Hand vage in einen leeren Raum zeigte. Was die Sache wirklich begreifbar machen würde, wäre ein Modell des Werkes, das der Journalist in die Hand nehmen, drehen, auseinander bauen und mit dem Finger auf bestimmte Teile zeigen könnte.

Dem ZDF geht es um den schönen Schein, um Unverwechselbarkeit und eine Ausstrahlung von Modernität. Das ist nicht nur legitim, sondern sogar notwendig für einen Fernsehsender. Aber ich wette, in ein paar Jahren werden wir eine Renaissance der anfassbaren Realität im Fernsehen erleben (CNN ist mit seinen Touch-Screens schon halb auf dem Weg). Und auf die virtuelle Mode werden wir ähnlich belustigt und befremdet schauen wie heute auf die verwegenen Einsätze der damals neuen Blue-Screen-Technik in den Musikshows der Siebziger.

So faszinierend die Technik und ihre Möglichkeiten sind: Gegen die Erklärungen eines Heinz Haber vor 40 Jahren mit Modellen, Experimenten und Live-Wachsmalstift-Zeichnungen sieht sie erstaunlich alt aus.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Ijoma Mangold

Ich habe Angst vor den Augenbrauen von Ijoma Mangold. Das ist, zugegeben, nicht die fundierteste Kritik an der neuen ZDF-Büchersendung und ihrem Moderator, aber es ist wahr. Ijoma Mangolds Augenbrauen können Dinge, die Augenbrauen nicht können sollten. Sie können hoch oben auf der Stirn einen kleinen Tisch mit exakten rechten Winkeln bilden und sich nur einen Moment später in Form von F-Löchern einer Geige ganz dicht über den Augen kringeln. Sie können zwei strenge Dreiecke bilden und asymmetrische Muster, und manchmal korrespondiert das mit den Händen, die unentwegt schrauben und wischen, winken und fächern — einmal pumpen sie sogar abwechselnd, als würden sie eine Heiße-Luft-Matratze aufblasen.

Es schien, als hätten Mimik und Gestik beschlossen, auf eigene Faust den Versuch zu unternehmen, die Blutleere in Mangolds Sprache zu kompensieren. Er hatte, vermutlich aus der Redaktion der „Zeit“, wo er arbeitet, das Wort „Assoziationsechoraum“ mit ins Fernsehen gebracht. Er sprach von einem Mann aus „prekären Lebensverhältnissen, der am Rande dieser Bürgerlichkeitswelt situiert ist“, freute sich, das alte Dresden „in seinem Glanz illuminiert“ zu sehen, und erklärte: „‚Cool‘ ist eine Eigenschaft, die auch ästhetische Valeurs haben kann.“

Mangold hat in der Sendung den Part, neben der eher gefühligen Amelie Fried den Intellektuellen zu geben. Das ist eine ohnehin undankbare Aufgabe, die nicht leichter dadurch wird, dass sein Verhältnis zur Literatur ein ausschließlich akademisches zu sein scheint. Er freute sich, wenn ein Buch „tolle Rollenmodelle gegenüberstellt“ oder „von der Komposition erstaunlich“ war, und als der Gast Walter Sittler gerade so etwas wie Leidenschaft für Erich Kästner und sein Werk „Als ich ein kleiner Junge war“ versprüht hatte, warf Mangold ein, dass ihn so begeistert hätte, in dem Buch Motive wie die „enge Sohn-Mutter-Beziehung“ aus „Emil und die Detektive“ wieder gefunden zu haben, und die Magie war dahin.

Natürlich darf so eine Bücherwerbesendung, wie sie „Die Vorleser“ sein will, auch ohne die Kaufaufforderungsrhetorik einer Elke Heidenreich auskommen. Aber die erste Sendung wirkte tatsächlich wie vorgelesen und aufgesagt. Sie vermittelte das Gefühl, dass Bücherlesen doch etwas für sehr spezielle Leute ist, die sich für merkwürdige Dinge begeistern und zu selten aus ihren Assoziationsechoräumen rauskommen.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Giulia Siegel

Die Wahrheit ist hart, aber einer muss sie sagen: Das Problem mit Giulia Siegel ist, dass sie einfach nicht peinlich genug ist.

Sie hat wirklich alles gegeben: ihren Vornamen „Julia“ ändern lassen, sich für den „Playboy“ ausgezogen, das Sommerloch 2005 mit der Frage gefüllt, ob sie ihren damaligen Mann oder er sie geschlagen hat, an einer dramatisch misslungenen RTL-2-Realityshow mit Claudia Effenberg und Maja von Hohenzollern mitgewirkt, sich vor den Kameras von RTL die Kopfschmerzen von den Augenlidern wegoperieren lassen, ins Dschungelcamp gegangen; schon 1999 nutzte sie einen Auftritt bei „TV Total“, um sich plumpst zu produzieren, kam erst als Hippie verkleidet und zog sich dann um, also: aus. Ja, das war sehr peinlich, aber kann sich irgendjemand noch daran erinnern?

Man muss fast Respekt haben vor diesem Lebenswerk, einem aufopferungsvollen Kampf um die Aufmerksamkeit der Nation, diesen anhaltenden Schrei „NEHMT MICH ZUR KENNTNIS“, aber irgendwie ist er jenseits einer süddeutschen Stadt namens München verhallt. Giulia Siegel hat weder breite Anerkennung für ihre Arbeit gefunden (worin auch immer sie bestehen mag), noch es geschafft, für mehr als eine Saison in die Trash-Bundesliga mit Verona Pooth, Jürgen Drews und Jürgen Drews‘ Frau Ramona aufzusteigen.

Neulich hat sie sich ein „Kellerduell“ (Stefan Raab) mit ihrer Beinahe-Stiefmutter Naddel geliefert. Und es war zwar ganz schön peinlich, wie sie ihre Möchtegern-DJ-Konkurrentin öffentlich provoziert hat, aber Naddel war so betrunken und dumm und überfordert und kindisch, kurz: in einer ganz anderen Liga von Peinlichkeit, dass Giulia Siegel daneben fast besonnen und vernünftig wirkte und also langweilig und egal.

Seit dieser Woche versucht sie es mit einer Casting-Show auf Pro Sieben, in der sie angeblich einen neuen Mann sucht und an der das beste die Satzzeichen sind. „Giulia in Love?!“ klingt nach einer zweifelnden Frage des Senders, ob man das wirklich sehen will, die viele zu Recht mit nein beantworteten. Man merkt Frau Siegel darin an, dass sie gleichzeitig versucht, aufzufallen und normal zu wirken, und das kann nichts werden. Es ist keine gute Show, dafür ist sie einfach nicht schlecht genug.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Christiane Ruff

Es könnte sein, dass sich dieser Text gleich ein bisschen zu sehr wie ein Nachruf lesen wird, aber keine Sorge: Christiane Ruff lebt. Sie verabschiedet sich nur in der kommenden Woche aus dem Fernsehgeschäft. Das ist allerdings besonders schade. Nicht nur, weil die Geschäftsführerin der Produktionsfirma Sony Pictures (früher: Columbia Tristar) mit ihrer lauten, undiplomatischen, leidenschaftlichen Art einer Frau aus dem Ruhrgebiet so ein sympathischer Fremdkörper in der Branche war. Sondern auch, weil sie uns das Genre der deutschen Sitcom schenkte.

Dabei waren die Anfänge gruselig: Als RTL-Unterhaltungsredakteurin war sie zu Beginn der neunziger Jahre mitverantwortlich für die Idee, amerikanische Erfolgsserien wie „Eine schrecklich nette Familie“ einfach wörtlich ins Deutsche zu übersetzen und unter Titeln wie „Hilfe, meine Familie spinnt“ nachspielen zu lassen. Aber der Sender ließ sie weiter probieren, und irgendwann schien sie als Produzentin eine Formel gefunden zu haben für warmherzige und lustige Sitcoms, die ihre Protagonisten ernst nahmen und vom Publikum und von der Kritik geliebt wurden: „Nikola“, „Ritas Welt“, „Mein Leben und ich“. (Wenn man die Kritik weglässt, zählen noch „Die Camper“ und „Alles Atze“ dazu.)

Es war sehr ansehnliches, wiederholbares, kommerziell höchst erfolgreiches Unterhaltungsfernsehen, und nichts sprach dafür, dass dieses Genre – mit all seinen mehr und weniger gelungenen Nachahmern – je wieder verschwinden würde. Tat es aber. Nachdem der jüngste Versuch, „Der kleine Mann“ mit Bjarne Mädel auf Pro Sieben, gerade auf sensationelles Zuschauerdesinteresse stieß, kann selbst ein sehr ungeschickter Sägewerksarbeiter die Zahl der erfolgreichen deutschen Comedyserien an einer Hand abzählen.

Bei RTL glaubt man nicht einmal an seine eigenen Auftragsproduktionen: Die von Sony produzierte Schulcomedy „Der Lehrer“, die der Sender schon im Mai 2007 vorgestellt hat und die 2008 für die „Goldene Rose“ nominiert wurde, wird erst jetzt im Spätsommer, fast widerwillig, ins Programm genommen und schnell in Doppelfolgen versendet. Was man in Zukunft von RTL an fiktionalen Serienproduktionen erwarten darf, zeigt die Tatsache, dass der Sender die entsprechenden Mitarbeiter gerade entlässt und die Abteilungen de facto auflöst.

Die großen Erfolge von Sony liegen nun auch schon einige Jahre zurück, die Versuche mit Dramaserien waren ambitioniert, aber vergleichsweise erfolglos, stattdessen funktionierte Schrott wie das Versteckte-Kamera-Fake „Böse Mädchen“, und die Spielräume werden in Zukunft eher schrumpfen. Besser wird’s nicht, sagt Christiane Ruff und geht. Sie wird dem Fernsehen fehlen, auch wenn das Fernsehen das nicht merkt.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Erwachsen auf Probe

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Missverständnisse in der Traumawelt. RTL leiht Teenagern Babys und filmt sie dabei. Kinderschutzverbände sind außer sich: Begegnung zweier Welten.

Tom Sänger, der Unterhaltungschef von RTL, war betroffen. Er sprach mit belegter, heiserer Stimme und klang wie ein Klischee-Sozialpädagoge, der gerade schon wieder einen Spielzeugpanzer im Kinderzimmer entdecken musste: enttäuscht, ein bisschen ratlos und sehr, sehr betroffen. In seinen 14 Jahren beim Sender habe er es noch nicht erlebt, dass ein Programm so vorverurteilt wurde wie „Erwachsen auf Probe“, sagte er. „Das hat mich persönlich relativ betroffen gemacht.“ Man sah ihm an, dass die wahren Opfer in dieser Geschichte keine kleinen Kinder waren, die für eine achtteilige Realityshow ein paar Tage lang unter Aufsicht an Teenager ausgeliehen wurden. Das wahre Opfer war ein anständiger, wehrloser Fernsehsender.

Viele Verbände und Institutionen hatten die Sendung heftig kritisiert und sich einen Wettlauf um die drastischste Formulierung geliefert. Der Hebammenverband ging relativ spät ins Rennen, lag aber dank des Vorwurfs „einer neuen Form der Prostitution“ am Ende weit vorne. Dabei hätten die Kritiker die Sendung noch gar nicht gesehen, sagte Sänger. Und ihre Empörung beruhte auf falschen Annahmen. Zum Beispiel der, dass die Eltern ihre Babys den Teenagern für vier Tage, rund um die Uhr überlassen würden. In Wahrheit seien sie fast die ganze Zeit dabei gewesen; die Kinder hätten auch fast immer bei ihnen die Nacht verbracht. Woher haben die Kritiker nur diese Lügen?

Die naheliegendste Antwort wäre: aus einer Pressemitteilung des Senders. Dort beschrieb RTL das Konzept so: „Dann überlassen vier Familien aus ganz Deutschland für vier Tage den Teenagern das Schönste, was sie besitzen: ihre Babys. Nun erleben die Teenager erstmals am eigenen Leib, was es bedeutet, einen Säugling rund um die Uhr zu versorgen.“ Doch die Konfrontation mit der Tatsache, dass sein Sender genau die anscheinend übertriebenen Fakten in Umlauf brachte, die die heftigen Proteste von Kinderschützern auslöste, nahm Sänger nichts von seiner Betroffenheit. Das sei doch nur eine Pressemitteilung gewesen! Die dürfe man doch nicht einfach für bare Münze nehmen, ohne sich vorher beim Sender noch einmal zu vergewissern, was denn wirklich passiere!


Zur Vorbereitung üben die Jugendlichen mit Puppen den richtigen Umgang mit Kleinkindern. Foto: RTL

Vorgestern lud RTL nicht nur die Presse, sondern auch Kritiker ein, sich eineinhalb Folgen der Serie anzuschauen. Die Produzenten und Senderverantwortlichen, die Hebammen, Jugendpsychologen, das Jugendamt und die Familienpartei, sie saßen nun in einem Vorführraum bei RTL. Aber sie kamen von zwei Planeten. In einer denkwürdigen Begegnung trafen Kulturen aufeinander, die nichts voneinander verstanden. Fernsehleute, die die Regeln ihres quotengetriebenen Geschäftes soweit verinnerlicht haben, dass sie sie für naturgegeben halten. Und Kinderschützer, die das Medium oft nicht einmal kennen und es mit einem Fundamentalismus ablehnen, als sei es gerade erst erfunden worden.

Das Außergewöhnliche an der Kritik, die sich an „Erwachsen auf Probe“ entzündet, ist nicht nur ihr Ausmaß, sondern dass es weniger um die Zuschauer geht. Solche Diskussionen führen die an ihnen Beteiligten längst mit großer, ermüdender Routine. Im Grunde weiß man auch 2009 fast nichts darüber, wie Programme auf junge Zuschauer wirken, weshalb die Debatte meistens sehr fruchtlos ist. Auch bei „Erwachsen auf Probe“ ist keineswegs klar, ob die Konfrontation von Teenagern, die sich ein Kind wünschen, mit dem realen Stress des Familienlebens auf gleichaltrige Zuschauer abschreckend wirkt oder anziehend.

Aber hier geht es um eine ganz andere Frage: Ob schon bei der Produktion jemand zu Schaden kam, die Kleinkinder, die für das Experiment für eine kurze Zeit von ihren Eltern getrennt wurden. Einige Experten sagen, dass eine solche Trennung Probleme auslösen und zu Bindungsstörungen führen kann. Der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie nannte RTL eine „Traumafabrik“.

Die Aufregung wirkt etwas hysterisch angesichts der alltäglichen Unzulänglichkeiten, die sich in Familien mit Kindern abspielen müssen. Aber das Argument der Kinderschützer ist nicht, dass RTL die Kinder außerordentlich großen Risiken ausgesetzt hat. Sondern dass es völlig unnötig war, die Kinder überhaupt einem Risiko, egal wie klein, auszusetzen – man hätte ja diese Sendung nicht produzieren müssen. Das ist keine Ebene, auf der RTL mit sich diskutieren lässt.

Entscheidend zur Beurteilung der Sendung war für die Experten, was wirklich bei der Produktion passiert war, wie weit die leiblichen Eltern der Kinder entfernt standen, wie lang die Trennung genau war. Es war in der Diskussion faszinierend zu sehen, wie die Kinderschützer mit großer Naivität glaubten, dass eine Sendung, die RTL eine „Dokumentation“ nennt, das tatsächliche Geschehen dokumentiert. Und wie die Fernsehleute mit ebenso großer Betriebsblindheit nicht glauben konnten, dass jemand annehmen könnte, dass das, was RTL in so einer Show zeigt, eine größtmögliche Annäherung an die Wirklichkeit wäre — und nicht vor allem den üblichen Inszenierungs-Regeln folgen würde.

Hilflos versuchten die Kinderschützer einen Zipfel dessen zu erreichen, was wirklich am Set passiert ist. Nachdem sie lernen mussten, dass schon einer  RTL-Pressemitteilung nicht zu glauben ist, erfuhren sie, dass auch der Sendung selbst nicht zu trauen ist. Wenn die Kinder nachts wirklich bei ihren leiblichen Eltern und nicht den Teenagern waren – wieso spielte dann eine Szene laut Einblendung um 23.47 Uhr? Holger Roost, Chef der Produktionsfirma Tresor-TV, erwiderte trocken, das sei ja eine „gefühlte Zeit“. „23.47 Uhr“ bedeute nur, dass es relativ spät gewesen sei.

Und wenn das Experiment wirklich so unproblematisch gewesen sei, wieso dann fast nur überforderte Teenager und kaum ein lachendes Kind zu sehen seien? Doch, sagte Roost, die Kinder hätten viel gelacht, aber das wolle man ja nicht sehen. Und die Szenen, in denen die Jugendlichen gut zurecht kommen mit der Situation, kommen natürlich erst in späteren Folgen. Man zeige ja die Entwicklung in der „Heldenreise“ der Protagonisten.

Für erfahrene Fernsehzuschauer ist „Erwachsen auf Probe“ nicht besonders spektakulär. Der Moment, wenn die Eltern nach diversen Probeübungen den jungen Leuten ihr Kind in die Hand drücken, hat zwar tatsächlich etwas frivoles. Die Inszenierung spielt mit  der Ungeheuerlichkeit, bei einem Fremden an der Tür zu klingeln, ihm das Kind in die Hand zu drücken und zu sagen: Bitte schön, aber machen Sie nichts kaputt. Und wenn man die Kinder weinen sieht und die Sendung vorübergehend wie eine Gameshow wirkt (wird der tätowierte junge Mann von alleine drauf kommen, was dem Kleinen fehlt: Essen / Trinken / Schlafen / Unterhaltung?) ist die grundsätzliche Frage natürlich berechtigt, ob Kinder in dieser Form zu Versuchsobjekten gemacht werden dürfen.

Aber der größte Teil des Programms entspricht dem, was an Reality-TV im deutschen Fernsehen längst Alltag ist. Die jungen Paare sind gut gecastet, und im Vergleich zu Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ gehen die Fernsehleute sogar relativ anständig mit ihnen um. Vor allem die jungen Machos werden in ihren großen Posen und ihrer ebenso großen Überforderung bloß gestellt und lächerlich gemacht. Aber sie alle bekommen auch Momente, in denen sie menschlich wirken, und gelegentlich ist es sehr rührend, zu sehen, wie die Babys ihnen ihre eigene Beschränktheit verdeutlichen oder, ganz im Gegenteil, ungeahnte Qualitäten in ihnen zum Vorschein bringen. Es gibt Szenen mit schreiendem Kind im Supermarkt („Ey, wir sind hier im Kaisers, blamier mich hier nicht“), beunruhigende Versuche, ob ein Kleinkind auch Ravioli zum Frühstück nimmt und das große Drama, dass ein Paar noch nicht sofort ein echtes Kind zur Probe bekommt, weil der junge Mann sich in der Nacht zuvor versehentlich auf die Probepuppe gelegt hat. („Habt ihr eine Idee, warum ihr noch kein Kind bekommt?“ — „Weil unseres gestern gestorben ist?“) Das Ganze ist mit der üblichen unerträglichen Musiksoße immer gleicher Evergreens unterlegt und in hilflos-schlichter „Und gleichzeitig nebenan“-Dramaturgie erzählt.

Für ein Unternehmen, dessen Geschäft das Fernsehen ist und das seit Jahren den deutschen Markt dominiert, tut sich RTL erstaunlich schwer damit, eine Kommunikation über seine Programme zu organisieren oder an der Debatte über seine gesellschaftliche Verantwortung überhaupt teilzunehmen. Geschäftsführerin Anke Schäferkordt beschränkt sich darauf, in wenigen Interviews große Platitüden zu verbreiten; die Programmverantwortlichen scheuen die Presse. Nur Unterhaltungschef Sänger muss sich äußern, wenn die Debatten um DSDS oder die Dschungelshow aus dem Ruder zu laufen drohen. Er entzieht sich dann gerne einer ernsthaften Diskussion um Jugendschutz, Werte und Grenzen, indem er sie als „Geschmacksfragen“ abtut.

Es mag sein, dass die Eskalation der Diskussion im Vorfeld von „Erwachsen auf Probe“ kalkuliert war; mindestens so wahrscheinlich ist, dass Naivität dahinter stand. Nein, räumen die Produzenten auf Nachfrage ein, man habe sich keine wissenschaftliche Beratung geholt. Aber es seien ja Psychologen und Erzieher vor Ort gewesen. Außerdem stamme das Konzept doch von der angesehenen BBC, und dort habe sich die Aufregung im Nachhinein auch gelegt — die Sendung werde nun sogar in Schulen eingesetzt. Um den Kritikern etwas entgegenzusetzen, versucht RTL sein Konzept nachträglich als Beitrag gegen die steigende Zahl von Kinderschwangerschaften in Deutschland auszugeben — und muss sich sagen lassen, dass die gar nicht steigt, sondern abnimmt.

Die Diskussion in Köln zeigte, wie ungewohnt es für den Sender ist, sich mit Kritik auseinander zu setzen, die nichts mit den eigenen Regeln des Fernsehmachens zu tun haben. Schon durch den Gebrauch des Wortes „zynisch“ disqualifizierte man sich in den Augen von Tom Sänger für die Diskussion. (Sänger war dafür verantwortlich, bei DSDS einmal die verhaltensauffälligsten Kandidaten vor einem Millionpublikum bloßzustellen, indem er sie gemeinsam auf großer Bühne live „We are the champions“ singen ließ. Vielleicht lehnt er den Vorwurf des Zynismus hier nur deshalb so vehement ab, weil er weiß, wie viele Fernsehmomente er schon inszeniert hat, die ungleich menschenverachtender waren.)

Die Kinderschützer sahen sich nach dem Ansehen der Sendung in ihrer Kritik eher bestätigt. Am Ende der Diskussion versprach RTL zwar, in Zukunft vorher das Gespräch mit dem Jugendamt und den Kinderschutzverbänden zu suchen – aber das hatte der Sender auch schon nach der Diskussion um die „Super Nanny“ versprochen. Als konkretes Ergebnis blieb, dass RTL zusagte, am Sprecher-Text bei „Erwachsen auf Probe“ noch Änderungen vorzunehmen. Nach den Blicken, die die Produzenten tauschten, dürfte es sich eher um gefühlte Änderungen handeln.