Dem freien Journalisten W.* wird vorgeworfen, Zitate und Personen in seinen Artikeln erfunden zu haben.
Da ist zum Beispiel Jost Merten, angeblich „Fachanwalt für Familien- und Mietrecht aus Köln“, den W. in einem „Welt Online“-Artikel im vergangenen Juli zitierte, in dem es darum geht, wie Paare mit Kindern angeblich von Vermietern diskriminiert werden. Ein solcher Anwalt ist nicht aufzutreiben. Aber das, was er laut W. sagte, schon. Fast wörtlich steht es in einem Artikel des Mietervereins München, der mindestens fünf Jahre vorher erschienen ist.
Ähnliches gilt für viele der strittigen Experten aus W.s Artikeln:
Artikel von W. | ältere Artikel von anderen |
„Welt“, 3.7.2009: | Mieterverein München, 24.6.2004: |
„Kindern von Mietern stehen natürlich dieselben Rechte zu wie den Mietern selbst“, sagt Jost Merten, Fachanwalt für Familien- und Mietrecht aus Köln. Wenn Kinder in der Wohnung spielen, darf es also auch lauter zugehen. | Und Kindern von Mietern stehen natürlich dieselben Rechte zu wie den Mietern selbst. Das heißt, dass sie selbstverständlich in der Wohnung spielen dürfen und dabei darf es auch lauter zugehen. |
„Welt“, 3.7.2009: | Rechtsanwalt Mahlstedt / Vermietertelegramm 06.03.2008: |
„Es geht den Vermieter überhaupt nichts an, ob Kinder geplant sind oder die Partnerin schwanger ist“, sagt Anwalt Merten aus Köln. | Beispielsweise ist es unzulässig zu fragen, ob Kinder geplant sind, ob die Partnerin schwanger ist, … |
„Welt“, 18.8.2008: | dpa, 21.6.2004: |
„Der Chef kann das Arbeiten im Urlaub nicht generell verbieten“, erklärt der Arbeitsrechtler Peter Soldner. Und hier liegt das Problem im Detail: „Wenn beispielsweise ein Gärtner in seinem Urlaub eine Anstellung bei einer fremden Gärtnerei sucht, kann ihm der Chef die Erlaubnis dazu verwehren“, erklärt der Fachanwalt für Arbeitsrecht aus Köln. | „Der Chef kann das Arbeiten im Urlaub nicht generell verbieten“, bestätigt [Alexander] Krafft, [Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht in Öhringen]. „Es ist dann möglich, wenn es dem Erholungszweck dient.“ |
Anders sieht es aus, wenn beispielsweise ein Polizeibeamter im Urlaub auf einem Bauernhof mithelfen will: „Hier ist die geistige, körperliche und seelische Regeneration vom üblichen Job gegeben“, erklärt Soldner. | So hat zum Beispiel ein kaufmännischer Angestellter vor Gericht das Recht zugesprochen bekommen, während des Urlaubs auf einem Bauernhof mitarbeiten zu dürfen, berichtet Helmut Platow, Bereichsleiter des Ressorts Recht bei […] ver.di in Berlin. Denn diese Tätigkeit sei der geistigen, körperlichen und seelischen Regeneration förderlich. |
„Welt“, 27.8.2007: | „test“, 10.10.2006: |
Auch wenn also keine Pflicht für Hundebesitzer besteht, raten Verbraucherschützer zur freiwilligen Absicherung: „Ohne Schutz kann ein größerer Schaden für den Besitzer leicht den finanziellen Ruin bedeuten“, erklärt der Berliner Versicherungsanwalt Udo Schmidtke. | Für Pferdehalter ist die Tierhalter-Haftpflichtversicherung freiwillig. Dennoch gilt: Ohne Schutz kann ein größerer Schaden für den Besitzer leicht den finanziellen Ruin bedeuten. Daher sollte sich jeder Pferdebesitzer für die Absicherung entscheiden. |
„Welt“, 27.7.2009: | „Welt“, 21.7.2008: |
Hiervor warnen Juristen dennoch: „Die Strafe muss zwar nicht bezahlt werden, aber bei der Wiedereinreise kann es zu Problemen kommen“, warnt Carsten Penkella, Anwalt aus Köln, „In vielen EU-Mitgliedsstaaten werden offene Rechnungen für bis zu fünf Jahre elektronisch erfasst. Bei der Einreise wird neben dem Pass auch das Kennzeichen kontrolliert.“ Wird ein Temposünder so am Grenzübergang gestellt, muss er gleich an Ort und Stelle die Strafe von damals und zusätzlich satte Verzugsgebühren zahlen. | Doch allzu große Sorglosigkeit sollte nicht aufkommen. „Wer seine ausländischen Bußgeldbescheide nicht bezahlt, muss aber bedenken, dass es bei der Wiedereinreise zu Problemen kommen kann“, erklärt Verkehrsrechtsexperte Wilson. „Viele Staaten speichern offene Rechnungen bis zu fünf Jahre. Und so können bei der Einreise neben dem Pass auch offene Bußgelder überprüft werden. Entdecken die Beamten dort offene Posten, muss der Reisende vor Ort seine Schulden bezahlen – plus Verzugsgebühren. |
W. hat auch mir persönlich gegenüber bestritten, Zitate oder Personen erfunden zu haben. Belege für die Herkunft der Experten und Zitate oder eine überzeugende Erklärung ist er bislang schuldig geblieben.
*) Aus juristischen Gründen werde ich den Namen des Beschuldigten nur noch in anonymisierter Form verwenden.
Danke Herr Niggemeier fuer die Zusammenstellung, sehr interessant
hat eigentlich noch irgendjemand zweifel? es gibt hinreichende indizien, dass sebastian w. aus alten texten abschrieb und eine quelle dazuerfand. das ist unlauter. und damit auch das ende seiner karriere im journalismus.
Danke für die undankbare Aufklärungsarbeit! Und meine Güte, ist das weiterhin absolut schrägst, das Ganze. Zumal bei den echten Zitaten ja nicht nur echte Quellen sondern auch oft echte Experten zu finden sind.
sagen wir mal so: hätte er es gegenüber den redaktionen sofort zugegeben und reue gezeigt, hätte man ihm die sache vielleicht auch angesichts seines alters noch einmal verzeihen können. aber das geht nicht mehr, angesichts des lügenkonstrukts, das er errichtet hat, um sein fehlverhalten zu decken. es ist tragisch.
Sehr akribisch recherchiert. Danke.
Der Eindruck einer seit Jahren bestehenden Systematik des Abschreibens drängt sich auf. Sehen wir hier nur die Spitze des Eisbergs?
Und gelingt es noch, das Verblassen jeder Unschuldsvermutung im Kopf zu vermeiden?
W. scheint sich allem Anschein nach tatsächlich immer tiefer in einem Lügengebilde zu verstricken, aus dem er immer schwieriger herauskommen kann.
Einen Schlussstrich sollte er schnellstmöglichst ziehen, denn langsam wird es wirklich skurril. Mit Stefan Niggemeier scheint er einen anfänglichen Sympathisanten nun auch vollends verloren zu haben.
@2/ben: Aber diese ständigen „das ist das Ende seiner Karriere“-Hetzrufe sind doch Quatsch. Das ist kein Gericht hier über die Person W. sondern eine Kommentierung seiner mutmaßlich fehlerhaften Arbeit und seines Umgangs mit dem Versuch, Licht in die Sache zu bringen. Bei beidem sieht W derzeit nicht gut aus, und es würde ihm verdammt helfen, mal aus der Deckung zu kommen, aber das war’s dann auch. Wenn er reinen Tisch macht, wird er wieder arbeiten können, und das ist auch gut so.
@7 / Jokahl
Da unterschätze aber nicht das Netzwerk im (überregionalen) Journalismus. Große Verlage wie Springer, taz, und Spiegel werden ihm so schnell keine Aufträge mehr zukommen lassen. Und viele kleine und mittelgroße Verlagshäuser werden ebenfalls davor zurückschrecken.
Seine bisherigen Texte mögen ordentlich gewesen sein, aber nicht so herausragend, dass irgendein Blatt darauf nicht verzichten könne und seinen Ruf auf Spiel setzt.
Und das Schlimme ist, wie hier schon hundertfach geschrieben. Mit jedem Tag des Schweigens und jeder weiteren Lüge schwinden die Aussichten nun immer mehr.
einfach gut, dass s.w. hier keinen welpenbonus bekommt und sonstiger bekanntschafts-rabatt ausfällt. mal schauen, wie er selber da wieder rausfindet.
oh mann… falls sich herausstellt, dass herr w. tatsächlich alte quellen mit neuen namen versehen hat, dann hat er seinen job einfach verfehlt. ich meine: wie läppsch wäre es, zitate einfach aus bequemlichkeit zu fälschen?
komplett nicht nachvollziehbar.
was das herbeireden des karriereendes betrifft: übertrieben. nur müsste so langsam mal erhellendes seitens herrn w. kommen.
Die Sache wird ja immer interessanter. Schade, dass das kein Aprilscherz ist und schade, dass „Journalisten“ so etwas nötig haben und unseren Berufsstand in Misskredit bringen. Vielleicht hätten W. ein paar Jahre Arbeit bei einer kleinen Lokalzeitung nicht schlecht getan. Oder hat er das gemacht? Falls ja, ziehe ich die Idee natürlich zurück – kam mir nur unwirklich vor, er ist ja erst 25. Was man jetzt leider merkt.
@8/Marc: Dann muss er halt heiraten. Im Ernst: Gerade weil er noch kein so großer Autorenname ist, wird sich das irgendwann auch versenden – wenn er den Fall mit einem anständigen Schlussstrich garniert und erstmal ne Weile nur noch studiert. Der Schlussstrich fehlt allerdings bislang.
Die offensichtliche Erfindung von Experten vordeutlicht aus meiner Sicht neben dem persönlichen Fehlverhalten des W. vor allem ein generelles Problem, vor dem jeder Journalist in seiner täglichen Arbeit steht: Die Konvention des Expertentums.
Auch wenn alle Fakten eines Artikels sauber recherchiert und durch Studien angesehener Institute, statistische Erhebungen etc. belegt sind, erfordern es redaktionelle Konventionen, diese durch eine entsprechende Aussage eines Experten, meist Professors, Anwalts, Verbandsvertreters etc. zu belegen.
Das führt dazu, dass ein Gros der Journalisten Experten schon mit einer mehr oder weniger vorgefertigten Aussage im Hinterkopf kontaktiert und das gesamte Gespräch darauf lenkt, diese Aussage zu erhalten. Da es sich bei den erwarteten Aussagen meist um wissenschaftlichen Common Sense handelt (wie die im Artikel gesammelten Beispiele ja musterhaft belegen) bekommt er diese auch.
Auch wenn die Erfindung von Experten natürlich unentschuldbar ist, liegt dahinter eine weitverbreitete Praxis, die es viel eher zu problematisieren gilt. Denn ich glaube nicht, dass die Leser diese Experten wirklich vermissen würden. Vielen Redaktionen fehlt bloß das Selbstvertrauen, ihren Lesern zuzumuten, allein dem Journalisten zu glauben. Dabei sollte doch genau das ihr Anspruch sein!
@13/Konfi: W sollte seine Abschlussarbeit an der Uni über dieses Thema schreiben, incl. seines eigenen Falls. Das ist mein voller Ernst. Das hätte Größe, und dann wäre er wieder dabei.
Es gibt ein paar gute Programme, die eine Textanalyse ermöglichen – und ein paar Online-Dienste, die das auch stemmen. Beispiel: http://www.textdiff.com/: einfach zwei längere Passagen einfügen und dann die Visualisierung auf sich wirken lassen. Nun die wichtige Frage: Ist das schon überzeugend genug? Wenn nicht, anschließend – das würde sich anbieten – jemanden aus dem Bereich Textanalyse dazu befragen. Wer macht’s ?
Wer ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein.
Wer ohne Stein ist, ich hätt‘ günstige gebrauchte im Angebot…
Ist Weibsvolk anwesend?
Danke für den Artikel Stefan. Tja sieht wohl ziemlich schlecht aus für W.
@ Konfi: ein sehr treffender Gedanke. Vor allem vor dem Hintergrund, dass einige Experten inflationär vorkommen, ist die Idee nur wünschenswert. Man sollte sich aber auch nichts vormachen: Ganz ohne geht es nicht, aber Auswüchse wie der „Auto-Papst“ Ferdi Dudenhöfer gehen gar nicht. Wenn der ich zu Wort meldet oder wahrscheinlich andersherum zu Wort gemeldet wird, kann man doch einfach nur noch abschalten.
Das Gleiche habe ich auch bei Herrn W. gedacht, dass er immer wieder denselben Herrn Penkella zitiert. Ich bin gerade ein Jahr älter und habe bei den Titeln, in denen Herr W. publiziert hat, wohl auch noch nicht die Erfahrung wie er, aber ständig ein und dieselbe Quelle zu nennen, ist doch ziemlich platt. Und übrigens: Einen selbsternannten Fachanwalt für Telekommunikation zum Flashmob auf Sylt zu befragen, kommt einem auch irgendwie abwegig vor. Da doch Sylt da Stress gemacht hat, wäre doch ein Fachanwalt für Öffentliches Recht die adäquatere Ansprechperson gewesen.
@ SN: Lob an dich. Damit ist wohl allen, die dein Aussage in ersten beiden Texten nicht verstanden haben, bewiesen, was du sagen wolltest – und keineswegs das wohl Geschehene relativieren willst.
Ich darf als Arbeitnehmer nicht im Urlaub eine neue Arbeitsstelle suchen? Ist doch Quatsch, was dieser Soldner sagt.
Mal eine Verstaendnisfrage:
Wenn W. in einem Artikel, z.B. aus den von Konfi genannten Gruenden, einen „Experten“ zu Worte kommen lassen moechte, haette er dann, wenn wir mal das dritte Beispiel aus der Tabelle nehmen, das Zitat mit Alexander Krafft als Quelle verwenden duerfen? Oder waere die Quelle dann dpa oder Welt gewesen? Oder ist ohnehin unredlich Zitate zu verwursteln, die schon „benutzt“ sind?
Mit ist nicht ganz klar, aus welcher Motivation heraus man real existierende Zitate erfundenen Personen in den Mund legen sollte.
Philipp, das ist Abschreiben von Texten. Plagiat nennt man sowas auch.
Oder Roadkill…
[aus gründen gelöscht]
Naja ganz so einfach ist es doch wohl nicht, oder? Ich meine, wenn die Quelle korrekt angegen ist – was in diesen Fall auch immer die Quelle sein mag – dann kann man sich da zumindest drueber streiten. Mein zumindest Wikipedia, die wiederum Hubmann, Urheber- und Verlagsrecht, 6. Aufl 1987 § 32 I zitieren.
Mal eine Frage vom Laien: Wenn sich nun herausstellen sollte, dass offensichtlich wahre und auch nicht zentral wichtige (für den Kern des jeweiligen Artikels) Statements von erfundenen Experten in diverse Arbeiten des Herrn W. eingebracht worden sind, welche Konsequenzen wären denn dann angebracht? Ich meine, aus meiner Sicht, wurde da ja ausser einer „kleinen Wichtigtuer-Lüge“ ja gar nichts getan. Die Aussagen sind nicht fachlich richtig, die Artikel bleiben offensichtlich in ihren Aussagen weiterhin so gültig.
Es verwirrt mich. Es verwirrt mich, warum jemand sowas tut, es verwirrt mich warum da so ein Wirbel drum gemacht wird (nicht warum man das aufklären möchte, aber warum das so durch die Medien geprügelt wird) und es verwirrt mich, warum sich hier gestandene Menschen ankeifen als ginge es um Mord und Totschlag.
Habe ich grade so ein Verständnisdefizit oder platzen hier rechts und links Hemdkragen auf vor eigebildeter Wichtigkeit?
mfg
@24/anderer Ph.: „…sagte Experte Krafft vor etwa XX Jahren gegenüber der Welt“ müsste es dann auch in einem SpOn-Artikel heißen
@anderer Philipp – wer die Experten zu den fertigen Zitaten erfindet, hat weniger Arbeit und ist mit seinem Artikel schneller fertig.
Ein Ein-Mann-Blog-Betrieb macht den „großen“ Redaktionen dieser Medien-Welt vor, wie Recherche funktioniert.
Prima, Stefan!
Es scheint so, dass Herr W. abgeschriebene Statements als Aussagen von Experten, die es nicht gibt, verbrämt hat. Das mag als lässlich gelten (was ich nicht finde), beschädigt aber seinen Ruf m. E. nicht unerheblich. Würde die Zeitung mit den vier Buchstaben, die hier von „Betrug“ spricht, diesen Maßstab allerdings bei sich selber anlegen, wären die Redaktionsräume dort (aus anderen, wichtigeren) Gründen längst leer.
@ein anderer Philipp: Die einfachste Möglichkeit wäre in dem von dir beschriebenen Fall gewesen:
„….“, wie Alexander Kraff der dpa/Welt sagte, was aber natürlich offenbart, dass du nicht selbst mit der zitierten Person gesprochen hast.
Wenn Carsten Penkella sich – was nach diesem Indizienfund ja offensichtlich in Betracht gezogen werden muss – als eine Erfindung von W. herausstellen sollte: Woher stammen dann die E-Mail an die Spon-Redaktion und das bei Meedia verlinkte Fax mit Penkella als Absender?
@Tobi:
Wie du richtig sagst, ist das Problem bei der entsprechenden Zitierweise dann ja, dass offensichtlich wird, dass der Autor nicht selbst mit dem Experten getroffen hat. Aber genau dieser Anspruch ist aus meiner Sicht ja das Problem.
Braucht es bei so relativ trivialen Aussagen wie dem Zitat „Das Kind des Mieters hat natürlich dasselbe Recht wie der Mieter selbst“ wirklich einen Zitatgeber? Könnte sich der Autor nicht einfach selbst das entsprechende Gesetz anschauen und denn schreiben, „nach XYgesetzbuch haben die Kinder von Mietern dasselbe Recht wie die Mieter selbst“?
Genau das ist eben in Redaktionen nicht erwünscht. Und genau an dieser Stelle kann ich ein gewisses Verständnis für das Verhalten W.s nicht leugnen. Denn er befand sich offenbar in der Lage, Tatsachen de facto zu wissen und sich dennoch verpflichtet zu sehen (oder zumindest zu fühlen) dafür einen Experten ranzuschaffen.
W. sitzt also an seinem Schreibtisch, hat in seinem Text schon alles stehen, was seine Thesen belegt und soll dennoch irgendeinen Expeten anrufen nur um ihn zu fragen „Heißt das somit, dass Kinder die selben Rechte haben wie ihre Eltern?“ damit der Experte sagen kann „ja“ und W. sein Zitat hat. An der Stelle kann ich verstehen, dass W. da irgendwann keine Lust mehr drauf hat! (Seine Lösung bleibt natürlich dennoch unentschuldbar).
„An der Stelle kann ich verstehen, dass W. da irgendwann keine Lust mehr drauf hat!“ –
Versdtehe ich nicht. Alt Bekanntes abzuschreiben und pro forma zitieren zu lassen, ist doch gar nicht seine Aufgabe als Journalist. Er selbst hat sich doch erst zum „Fach-Journalist für Artikelrecycling“ gemacht.
Die hier vorliegenden Dokumente sind geeignet, das berufliche Fortkommen zu „entschleunigen“. Für diese Feststellung benötige ich keinen Anwalt
Unter http://www.rechtsanwaltsregister.org findet sich ein Verzeichnis aller in D zugelassener Anwälte
Sämtliche von W. genannte Anwälte sind Phantasiegestalten
Jetzt, wo sich die Vorwürfe gegen W. weitgehend konkretisiert haben, kann man schon nochmal kurz innehalten und über den Grad der Verfehlung nachdenken.
W. hat im wesentlichen erfundenen Experten juristische Banalitäten in den Mund gelegt, um seine Artikel um sog. O-Töne zu bereichern. Zum Teil hat er diese Banalitäten woanders abgeschrieben. Was die Experten sagen, ist inhaltlich (fast) immer richtig – bis auf die schlechte Forumlierung bei der Arbeitssuche im Urlaub.
Interessanterweise richtet sich der Groll dagegen, daß W. Experten erfunden hat. Damit hat er zwar gelogen – strafrechtlich dürfte das aber irreleavant sein, da vermutlich niemand seine Artikel gerade wegen der Zitate gekauft hat (dann evtl. Betrug).
Aus rechtlicher Sicht wiegt der Vorwurf des Abschreibens schwerer. Aber wenn wir jeden Journalisten, der Zitate nicht ausreichend kennzeichnet, beruflich als erledigt erklären würde, hätten wir bald keine mehr. Auch hier zur Einordnung: das fehlende Kennzeichnen von Zitaten ist weniger schlimm als das Abschreiben ganzer Textpassagen (was man W. ja bisher nicht vorwirft).
All das, was W. gemacht hat, ist journalistisch falsch. Aber imemrhin waren ja seine Artikel inhaltlich richtig. Als Jurist finde ich es wesenlich schlimmer, wenn immer wieder juristische Sachverhalte von Journalisten verzerrt, falsch, sinnentstellend verkürzt, tendenziös etc. geschildert werden. Sobald es juristisch etwas komplexer wird, kann man davon ausgehen, daß ein Artikel darüber aufgrund unzureichender Recherche mit einer mehr als 50%igen Wahrscheinlichkeit falsch ist – über alle Medien. Es ist erschreckend, wie wenige gute juristische Journalisten es offenbar gibt. Lustigerweise regt sich darüber kaum jemand auf.
@SN (wg. 23.): Tut mir leid, das war auch wirklich ein wenig pubertär, das zu posten, bitte um Verzeihung
@Konfi: Ich wollte deinem obigen Text zum Expertentum mit meinem Beitrag keinesfalls widersprechen. Auch ich bin der Meinung, dass es manchmal müßig ist, alles von Experten und dergleichen für den Leser „absegnen“ zu lassen.
#34 hopper
Schnellmerker!
Tja, angesichts dieser Aufstellung seh ich nur noch einen Weg, wie W. da noch rauskäme: Wenn sich herausstellte, dass er nicht persönlich mit den „Interviewten“ gesprochen hat, sondern nur per E-Mail. Dann wäre es durchaus möglich, dass jemand, der sich als Rechtsanwalt ausgibt und unter einer Mailadresse wie „[email protected]“ operiert, sich entsprechende Texte aus dem Internet geholt und an W. geschickt haben könnte. Ggf. könnten so auch mehrere „Experten“ vom gleichen Jemand dargestellt worden sein. Unter einer Mailadresse ohne eigene Domain zu operieren, ist jedenfalls immer noch nicht unüblich, angesichts der vielen GMX-, WEB.de-, t-online- und wasweißich-Adressen, die man bei Gewerbetreibenden immer noch auf Fahrzeugen oder auch bei Anwälten im Netz findet (ich selbst kenne einen mit Arcor- und einen mit hamburg.de.
Allerdings wäre der Umstand, dass da dann kein Backgroundcheck gemacht und auf eine einzige Quelle und ihr „Netzwerk“ vertraut wurde, auch alles andere als ein Ruhmesblatt…
Das ist doch eben der Punkt. W. ist für die nächsten Jahre verbrannt. Aber was sagt diese ganze Sache bitteschön über das Fact-Checking bei Spiegel Online, WELT und Co. aus? Dass sich die Medien darauf ausruhen, dass sie den Text eines freien Mitarbeitern nicht intensiv gegenlesen müssen, weil er bisher zuverlässig war, ist doch ein Armutszeugnis. Oder wie kann es sonst sein, dass jetzt nach drei Jahren irgendwelche Anwälte gesucht werden, die heute nicht mehr auffindbar sind? Haben sich die betreuenden Redakteure damals nicht mal die Mühe gemacht, jeden Namen in W.’s Texten auf Rechtschreibung zu prüfen? Dann hätten sie doch festgestellt, dass mit Penkuski und Co. irgendwas nicht stimmt.
[…] auch um Aufklärung der gesamten Angelegenheit. Aktuell dazu siehe dazu Stefan Niggemeiers Recherchen über Fundstellen von Zitaten, die auchso oder so ähnlich in W.´s Texten erscheinen. […]
WAT?!? Springer ist keine ernstzunehmende journalistische Nachrichtenquelle sondern ein Haufen Lügner und SPitzbuben?
Interessantes Theroem, sollte man im Auge behalten!!11!
#k.
Das „Medium Magazin“ hat noch ein paar Fakten zusammengetragen (Update, 1.4.), die übrigens der aktuellen Darstellung von „Meedia“ widersprechen.
„Medium-Magazin“ bestätigt damit auch den interessantesten Punkt der jüngsten BILD-Recherche: dass die E-Mail-Adresse des falschen Anwalts erst am 04.11.09 eingerichtet wurde, während das Dokument (der „Newsletter“) zum Beweis seiner Existenz über ein halbes Jahr früher datiert (wurde). Schade, dass ausgerechnet die zuerst da waren.
Öhm mal ganz ehrlich, so eklatant finde ich diese „Beweise“ in der Gegenüberstellung jetzt nicht. Es gibt nun mal keine Unendliche Anzahl an Formulierungen um ein und den selben Sachverhalt auszudrücken. Zudem werden oft Sätze aus Kommentaren zitiert, die für den Anwaltsberuf schon einen „quasi Standard“ darstellen, oder aus den Begründen besonders wegweisender Urteile.
Also, ganz ganz ehrlich: ich kann bisher NICHT MAL IM ANSATZ erkennen, das hier ein Plagiator bzw. „QAbschreiber“ am Werk war.
Warum hat denn ER abgeschrieben? Ist es denn nciht denkbar, dass er tatsächlich eine Person als Quelle hatte, die exakt das was Stefan oben aufgelistet hat, dem W. erzählt hat? Ist das nicht auch möglich? Nein? D O C H!
Bisher ist das EINZIGE, was ich Ihm vorwerfen würde, dass er nicht die Kompetenz besaß, die Quellen (falls es sich so zugetragen aht wie ich es mir denke, s.o.) zu verifizieren.
Ich habe mir die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft angesehen, muss hierzu allerdings anmerken, dass – nach Informationen von Meedia – zumindest in Hamburg keine Strafanzeige wegen Missbrauchs von Berufsbezeichnungen erstattet worden ist, sondern ausschließlich wegen Betrugs gegen Unbekannt. Deshalb bleibt Meedia bei dieser Darstellung. Denn die Staatsanwaltschaft Hamburg hat bislang auch keine überzeugende Erklärung dafür geliefert, wie aus einer Strafanzeige gegen Unbekannt eine Verfahren wurde, dass W. als Beschuldigten führt. Zudem ist mir schleierhaft, warum zunächst Ermittlungen gegen W. öffentlich bestätigt wurden, obwohl der zuständige Dezernent die Einstellungsverfügung Tage zuvor bereits an den Anzeigeerstatter Spiegel Online geschickt hatte. Und ich verstehe nicht, warum man zwar die Mailadresse zurückverfolgte, nicht aber die Telefonnummer. Das wäre doch in einem Zug leicht zu erledigen gewesen sein und hätte womöglich ein weiteres Indiz zutage gefördert.
Die literarische Dimension dieser Affäre wird bisher verkannt: Sebastian Wie-hieß-er-doch gleich sammelt seine „Experten“ nach dem Bestseller-Motto „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ ;-)
„aus alten texten abschrieb und eine quelle dazuerfand. das ist unlauter. “
Aber, frag ich mal ganz keck die Fachkräfte hier: ist das nicht leider bereits üblich? …wenn ich nur an die „Lesermeinungen“ in manchen Boulevardblätternd denke: „Ja, sofort Rübe ab (Willie Wacker, 76, aus Neustadt)“
@47/Georg Altrogge: Hat W. (bzw. haben seine Anwälte) sich eigentlich (noch einmal) bei meedia gemeldet und/oder irgendwas mißliebiges Juristisches angekündigt? Ws Haltung und Vorgehen in dieser Hinsicht wären ja zumindest dann auch ein Indiz dafür, wie ernst er es meint. Ob er sich wirklich falschen Verdächtigungen und/oder Vorverurteilungen ausgesetzt sieht.
Die Frage ist, ob die von Stefan zusammengetragenen Beispiele tatsächlich alle durch „Abschreiben“ entstanden sind.
Beim ersten Beispiel fallen ähnliche Formulierungen auf.
Aber schauen wir uns doch mal das zweite Beispiel an (Unzulässigkeit von Fragen zu geplanten Kindern bzw. einer Schwangerschaft): Kann man diese kurze Aussage (nur ein Satz) überhaupt irgendwie anders formulieren, ohne den Inhalt zu verfälschen?
Oder nehmen wir das letzte Beispiel (Bußgeldbescheid aus dem Ausland): Wirklich identisch sind die Formulierungen nicht, es gibt höchstens vom Aufbau her Ähnlichkeiten. Aber diese können doch auch Zufall sein?
Ich vermute mal, daß es Themen gibt, bei denen man fast für jede Formulierung *irgendwo* im Netz ähnliche Versionen findet, weil man manche Dinge einfach nur auf eine bestimmte Art und Weise ausdrücken kann?
@45 Adromir:
Wie war doch die Geschichte mit den unendlich vielen Affen an PC-Tastaturen, die alle Werke der Weltliteratur „einfach so“ mal tippen werden? Natürlich können dann auch schon mal zwei die selben Formulierungen zu irgend einem Sachverhalt tippen.
Wenn ich jetzt den Umkehrschluss wage und behaupte, dass nur wenige Affen benötigt werden, um „journalistische Texte“ zu produzieren, bekomme ich hier vermutlich Ärger….
@51 „weil man manche Dinge einfach nur auf eine bestimmte Art und Weise ausdrücken kann“
Die spannende Frage ist: WARUM kann man das nur auf eine bestimmte Art und Weise ausdrücken?
Weil sonst der juristische Sinn verloren geht? Das könnte ich gelten lassen.
Oder weil man ein schlechter Journalist ist, der, statt eigene Formulierungen zu finden, lieber anderer Leute Texte abschreibt?
Jetzt kriegen auch treets“, „Luftikus“ oder „B.Schuss“ eins aufs Maul:
http://meedia.de/nc/background/meedia-blogs/stefan-winterbauer.html#c27216
Interessante Passagen allerorten, beispielsweise hier: „Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Meedia hat im Fall W. Fehler gemacht hat und von Kommentatoren dafür teils scharf kritisiert wird. Völlig zurecht.“
@47 „…Das wäre doch in einem Zug leicht zu erledigen gewesen sein und hätte womöglich ein weiteres Indiz zutage gefördert.“
Ja genau, rennen Sie offene Türen ein, sammeln Sie Indizien, fordern Sie restlose Aufklärung und endgültige Beweise, damit endlich alle einsehen, dass sie schon immer Recht hatten.
Damit alle merken, dass Vorverurteilung völlig OK ist, wenn nur das Vorurteil bestätigt wird.
Zeigen Sie, dass auch Sie recherchieren können, problematisieren Sie, dramatisieren Sie, legen Sie W. endlich das Handwerk, dann
wird man Ihnen verzeihen. Ach was, man wird Sie um Entschuldigung bitten, da Sie, großer Meister, schon immer alles gewußt haben.
Untertänigst ergeben
Luftikus
ich wundere mich zusehens über Herrn Altrogge. Gibt es wirklich nichts Wichtigeres zu tun? Indizien zu Tage fördern…tz..Sebastian W.(atergate) oder wie?
Ich kann mir auf Anhieb 10 Themen vorstellen, die einer solch eindringlichen Recherche und Betrachtung deutlich würdiger wären.
Schlimmstenfalls hat er zu Themen, über die man nach 1 Minute Internetsuche stolpert oder die man so oder anders schon tausendmal gelesen hat, erdachte Experten Dinge sagen lassen, die in der Sache (offensichtlich) korrekt sind.
wow. höchst brisanter Stoff. Vielleicht will das ja jemand verfilmen.
@luftikus: bruder im geiste.
@Der springende Punkt #54
und gerade der kommentator mit klarnamen wird bei meedia nicht benannt. quasi eine aufforderung, über 300 kommentare durchzulesen, um irgendwann auf herrn keuschnig zu treffen? ;)
@58. nö. die formulierung alleine eng den kreis der verdächtigen schon arg ein. so viele spaltenpoeten gibts ja nich…
Guten Tag,
ich weiss wirklich nicht, wieso hier einige nach wie vor nicht erkennen moegen, dass W. sich das Leben simpel gemacht hat und exestierende Texte einfach mit erfunden Personen recycelt hat.
Berufsschutz in Ehrene, aber blinder Schutz gegenueber einem Menschen der den Titel ( angehender ) Journalist nicht verdient hat, ist einfach laecherlich.
Gruss
@54. ich fall um. Das dürfte das erste Mal sein, dass mein Name in einer derartigen Publikation auftaucht. Wobei ich annehme, dass der Autor dieses Artikels diese Namen eher zufällig rausgegriffen hat. treets ist eigentlich immer für inhaltlich wertvolle Beiträge gut, und ich selbst kann auch von mir behaupten, zumindest nicht gepöbelt oder beschimpft zu haben. Da gibts
hier ganz andere….
Ansonsten müsste ich davon ausgehen, dass meine Beiträge von Herrn Winterbauer nicht zutreffend charakterisiert wurden, und meine Person dadurch herabgesetzt wurde. Und was heisst, kann der feine Herr sich ja ausrechnen.
na, mal schauen, was mein Anwalt dazu sagt. ^^
Wünsche Frohe Ostern allerseits. :)
PS: ich spende ein „das“.
mea culpa
@ Klaus
„aus alten texten abschrieb und eine quelle dazuerfand. das ist unlauter. ”
Aber, frag ich mal ganz keck die Fachkräfte hier: ist das nicht leider bereits üblich?
Nein, natürlich nicht!
Selbstverständlich lese ich täglich, was in meinem Bereich abgeht und dokumentiere, was andere schreiben – aber nur um mich nicht zu wiederholen bzw. um bereits diskutierte Gedanken, die sich als falsch oder unsinnig erwiesen haben zu eliminieren. Der Sinn des Journalismus` ist doch die Diskussion in der Gesellschaft nach vorne zubringen. Niemand kann zwei mal in den gleichen Fluss steigen!
Außerdem: Ich finde es immer wieder total spannend neue Menschen kennen zu lernen und sei es nur am Telefon. Warum sollte ich mir dieses Bonbon selbst verwehren?
Ach mein Gott, solange ich weiß das Dr. Sommer echt ist – ist die Welt in Ordnung.
Der Schuft, er benutzt immer wieder die selben Buchstaben. Ein schamloser Kopist.
@54
Herr Winterbauer hat völlig recht, ich habe hier nur beschimpft, gepöbelt und Krawall geschlagen. Herr Schuss hat mir dabei geholfen (geben Sie’s doch zu) und treets nochmal nachgetreten.
Wir sind Teil der Troll-Verschwörung, die es sich zu Aufgabe gemacht hat, ehrenwerte und überaus achtbare Journalisten wie Gerog Altrogge zu verunglimpfen um die Ansichten der geheimen Vereinigung anarchistischer Trolle (kurz: AT e.V) in den Hafen der öffentlichen Meinung zu schmuggeln und solchermaßen die Weltherrschaft der Trolle zu begründen.
Lieber Herr Winterbauer: SOS! meine linke kleine Zehe ist intelligenter als ich, was nun?
@ Militürk
Ich hatte mal ein Interview mit dem Dr. Sommer-Team. Sie haben recht: Das sind alles Experten und es war sehr spannend!
Erbärmlicher Versuch, den „Journalisten W.“ reinzuwaschen … Auch wenn die Aussagen bekannt und irgendwo im Internet stehen, heißt das noch lange nicht, dass man diesen Aussagen erfundenen Experten zuordnen darf. Oder macht man das so bei Bildblog.de? Würde mich nicht wundern … Lasst euch mal was Besseres einfallen …
Werbetreibende wollen mehr „Leistung“ für weniger Geld –> sinkende Werbeeinnahmen –> weniger Budget für Journalisten –> Produktionskostensenkung zu Ungunsten der Qualität –> erfundene Quellen.
Herr W. ist mehr Opfer als Täter.
@69: Mir kommen die Tränen …
@Thomas N.
Was ist denn das für ein Quark? Es kostet doch noch weit weniger Zeit, den alten Scheiss zu zitieren, als neue Experten zu erfinden und alte Zitate umzuschreiben, oder nicht?
Ich bin gespannt, wann die Anwälte von Herrn W. ihn zur Besinnung bringen.
Das lustigste am „Meedia“-Beitrag wider anonyme Trolle ist, dass Stefan Winterbauer als den Kommentator „mit Klarnamen“ ausgerechnet Gregor Keuschnig ausgemacht hat. Ich glaube, der verzeiht es mir, wenn ich das Geheimnis lüfte: Gregor Keuschnig heißt nicht Gregor Keuschnig.
@68: Mislungener Ironieversuch?!
@Stefan
Eine naive Frage: ist die Liste oben jetzt eigentlich selbst recherchiert oder unter Mithilfe von W.?
@Linus: Selbst recherchiert auf der Basis einer Liste von „Welt“/“Welt Online“ mit Artikeln mit zweifelhaften Experten.
@68 („Der gute König“): Wer behauptet denn bitte, dass das irgendwas reinwaschen sollte? Und tut es das?
Davon, dass die Aussagen, die SW eventuell irgendwelchen erfundenen Exporten angedichtet haben soll, sachlich korrekt waren, ist man vorher schon ausgegangen.
Dieser Blog-Eintrag gibt mögliche Quellen für einige der „Experten-Aussagen“ an, ohne allerdings die eigentliche Frage, nämlich ob SW die „Experten“ erfunden hat oder ob irgendwer sich ihm als Experte ausgegeben hat und er das nur nicht ausreichend geprüft hat, zu klären.
Geht man davon aus, dass SW nicht lügt, könnte man ihm höchstens doppelte Schlamperei unterstellen: 1. hat er nicht überprüft, ob seine Experten überhaupt als solche existieren und 2. hat er nicht geprüft, ob deren Aussagen plagiiert sind.
@73/SN: Wenn man das aufruft, kommt: das da unten. Erklärung bitte? Und warum das so lustig ist? Verzeihung, aber muss irgendwie ein Insider sein. Der ich auch gern wäre. Bitte.
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@jokahl: Da war ein „r“ zuviel in der URL. Jetzt müsste der Link gehen.
@Stefan
Danke! Wobei ich ja eigentlich nur wissen wollte, ob und wie sich W. an der „Aufklärung“ beteiligt.
@79/SN: Danke, alles klar, und wieder lustig (peinlich), aber es wäre dennoch bestimmt ganz gut, wenn Sie und Herr Altrogge mal auf meedia-Mehrwertsteuerkosten essen gingen – die unterschwellige Feindschaft tut ja weh.
@all: Was ist neben dem Experten-Texter selbst eigentlich mit Spiegel-Online? Die halten sich fein raus und haben W mit der verschwiemelten Anzeige und Ermittlung der StA sowie der Löschung seiner Texte die maßgeblichen Probleme ja erst bereitet. Und da W offensichtlich vor allem online berichtet hat, kann man sagen: Die größte Macht hält sich fein raus, und die veröffentlichen ja nun sehr viele Texte von genau dem Strickmuster, von dem W lebt.
@Der springende Punkt/40:
Fact-Was? (Kleiner Scherz.)
Dass die nicht jeden ihrer abertausenden egalen Service-Artikel gegenchecken (können), finde ich nachvollziehbar.
Ich fände es aber schön, wenn die Konsequenz daraus wäre, eben nicht abertausende egale Service-Artikel aus Legebatterien online zu stellen, sondern weniger, die dann aber ordentlich sind.
@jokahl
Was ich immer noch verstehe: die meisten der W-Texte, die ich bis jetzt gelesen habe, sind doch alles dermaßene Nulltexte. Warum macht sich da einer überhaupt die Mühe, irgendwelche Experten zu suchen, und wenn keine da sind, einfach welche aus dem Hut zu zaubern. Das macht doch alles keinen Sinn. Wir reden ja hier nicht über pulitzerpreisverdächtige Stücke, sondern über 0815-Krams.
Das macht die Ganze Sache aber nicht besser, irgendwie.
Ach, das nennt sich „Service-Artikel“. Wieder was gelernt.
@83/Linus: Klar, das wäre die wirklich tragikomische Ebene des ganzen Schlamassels – dass es eigentlich um nichts geht. Kaum zu begreifen, dass man für sowas Fakes braucht. Aber ich würde mal sagen, Service-Artikel stellen die größte Fraktion im Netz-Journalismus (so ein wenig wie Schlager sich kontinuierlich gemessen ja eigentlich viel mehr verkaufen als die media control charts) und das wissen die entsprechenden Redaktionen, auch wenn sie viel lieber mit Topstories rumposen. Und Service-Artikel haben eine ziemliche Glaubwürdigkeit, von denen wiederum Medien einen Gutteil leben. Auch Spiegel-Online.
nur mal so aus Interesse:
>>“I don’t know if many people would target this particular vulnerability because there probably are not a lot of coffee makers at the moment that are Internet-connected, and in my case it’s behind a firewall,“ he [Craig Wright] said. (…) Eventually „you’ll be able to turn on your oven with your mobile phone“ and a malicious hacker could wind up burning the house down, Wright said.<<
Quelle: http://news.cnet.com/8301-10784_3-9970757-7.html?part=rss&subj=news&tag=2547-1_3-0-20 vom 17. Juni 2008
und
>>Wright hat die Sicherheitslücke dem Hersteller gemeldet. Dass er damit nicht die Welt gerettet hat, ist ihm bewusst: “Es gibt womöglich nicht so viele Kaffeetrinker auf der Welt, die ihre Maschine ans Internet angeschlossen haben”, gesteht Wright. (…) Wright allerdings fürchtet neue Gefahren, wenn in Zukunft noch mehr Haushaltsgeräte ans Netz gehen. “Vielleicht wird es eines Tages möglich sein, den Ofen via Handy einzuschalten, und ein böswilliger Hacker könnte dies nutzen, um ihr Haus abzufackeln”, mutmaßt der Sicherheitsexperte.<<
Quelle: Spiegel online, 20 Juni 2008
müsste hier nicht der guten Ordnung halber der Eindruck vermieden werden, dass Wright diese Aussagen dem SPON-Artikel ggü gemacht hat?
Da wird es halt einfach die Masse an Artikeln ausmachen – auch wenn sie 0815 sind. Bei Quantität leidet eben die Qualität. Heißt, W. wollte sich u.U. einfach die Zeit gar nicht nehmen um sich echte „Experten“ zu suchen.
@86: Naja, jetzt die Kirche mal im Dorf lassen. Die Sache mit den Experten ist schlimm genug, jetzt muss nicht aus Prinzip alles zerpflückt werden, was W. gemacht hat. Zitieren ohne Quellenangabe ist zwar nicht hundert Prozent nach Lehrbuch, aber wirklich weit verbreitet.
Dass Kollege Winterbauer seine Thesen (pöbelnde Trolle) nicht mit entsprechenden Zitaten unterfüttert hat, ist nicht unbedingt eine Überraschung. Er hätte keine gefunden, und so fügt es sich ins Ganze.
Aber was erwarten diese Schreiber wie Winterbauer und Co? Dass ihre Leser nicht selbst mal nachschauen, ob das so stimmt, wie es auf Meedia zu lesen ist? Das ist etwas, was ich einfach nicht verstehe. In schöner Regelmäßigkeit legen sie sich ein Ei ins Nest. Es mutet zuweilen an wie medialer Masochismus.
Was den jungen Kollegen SW betrifft, so ist mir vor allem aufgefallen, wie überdurchschnittlich aktiv er bislang war. Er hat auf sehr, sehr vielen Hochzeiten getanzt. Mag sein, dass ihn das viele Tanzen etwas schwindlig gemacht hat.
Irgendwann wird sich alles klären.
Aber die Sache mit Keuschnig ist ein Ding. Ist denn in diesen Zeiten alles nur Schein?
@88
Peinlich ists aber trotzdem.
@90: Nicht so richtig.
Mir sind „gefakte“ Experten, also die Inszenierung von Experten lieber als „echte“ Experten, weil nur so die fetischistische Besetzung des Experten in der Mediensphäre konterkariert werden kann. Bin ganz bei Linus (83). Die hier sezierten Texte von W. sind so irrelevant und langweilig, dass diesen eine Spur Fiktion gut tut. Leider erreichen sie nicht in Ansätzen Tom Kummer-Niveau. Das prangere ich an!
By the way: Udo Schmidtke macht einen Partyservice in Wuppertal. Laut meiner Recherche.
@ 81, jokahl: Da verwechseln Sie möglicherweise Ursache und Wirkung, wenn Sie die aktuellen Probleme des W. mit der Spon-Anzeige begründen. Und daß die Redaktion/sonstige Verantwortliche den Teufel tun, sich während eines laufenden Verfahrens zu äußern, ist ganz normaler Usus.
das treffen der erbsenzähler hat seinen sicher nur vorläufigen höhepunkt erreicht. ausser selbstverständlich, wenn erbsen nachgereicht werden.
für einen aussenstehenden ist der schaden kein schaden, denn natürlich sind die erfundenen interviews von z.b. tom kummer besser als die wirklichkeit.
der wunsch der internetcommunity nach erbsen ist im ausgehenden zeitalter der grünen partei sicher ein zu vernachlässigender romantischer reflex, wie er hier allerdings ausgepflascht wird, das hat weder mit journalismus zu tun noch mit jugend oder ego.
das ist verzweiflung ohne worte und deshalb die vielen.
oder um es mit dem fernsehen zu sagen. es spricht am liebsten über sich selbst.
erkenntnis: null
internetpräsenz: schaumamal
relevanz: der mann is fertig
mit andren worten, im kulturpessimistischen bereich, der sich gesellschaft nennt, gibt es nix besseres als
niemand war’s.
gratulation.
@86: okay. das mit der kirche sehe ich ein. ich (branchenfremd) habe noch kein gefühl, was nun verzeihliche/peinliche kavaliersdelikte sind, und was nicht. und die meinungen hier gehen ja teilweise ausgesprochen stark auseinander. daher auch meine frage.
@89/treets: Du hast (Sie haben) wie die Herren Altrogge und Winterbauer doch auch nur Angst wie der Torwart vorm Elfmeter. Geht zusammen essen und teilt die Rechnung! Friede! Ostern!
Viel interessanter ist: Lesen Sie (liest Du) eigentlich so genannte Service-Artikel? Und was passiert, wenn Dir (Ihnen) die Conclusio nicht passt oder sie so sehr interessiert, dass man mehr wissen will? Recherchiert man dann in der Regel ganz fleißig den Experten und beschwert sich beim Presserat, wenn es den gar nicht gibt? Nein, meistens nicht, will heißen: Den Wächterpreis bekommt der Leser.
Es wird immer wieder die Frage aufgeworfen, warum diese ganz Geschichte uns gerade jetzt aufgetischt wurde. Dazu folgende Vermutung:
Die betroffenen Redaktionen haben wochenlang auf eine Aufklärung der Vorwürfe gewartet. Irgendwann hatten sie evtl. das Gefühl W würde die Angelegenheit auf sich beruhen lassen, mit der Konsequenz auch nicht mehr für sie zu schreiben. Das war in den letzten Wochen aus der Sicht von W der beste Deal. W. kontte sich sicher sein, dass die Redaktionen dies nicht in eigener Sache veröffentlichen, um sich nicht selbst zu schaden, dazu war der eigentliche Anlass auch zu gering. Andererseits war wohl die Verärgerung gross genug um ihn nicht völlig ungeschoren davon kommen zu lassen. Deswegen wurde die Geschichte dann bei journalist.de lanciert.
@93/maternus: Die Probe auf’s Exempel steht also noch aus? Wenn das StA-Verfahren incl. Einspruchsfrist nun nach einigen Monaten demnächst vorbei ist/sein sollte, müsste SpOn demnach bald mit einer umfassenden „Liebe Leser, leider gab es folgende Probleme…“-Story rauskommen. Ich bin gespannt. Das hier lesen 100. Die lesen 1 Mio.
@Gilad
Nun ganz so meinte ich das nicht. Die Artikel sind per se nicht besonders spannend. Und die evtl. gefakten Expertenmeinungen machen das nicht besser. Also brauche ich die auch nicht. Und so lustig die Kummer-Interviews gewesen sein mögen, gehen tut das so trotzdem nicht. Soll er stattdessen halt „fiktive Interviews“ schreiben, dann wäre das lustig.
@Sven Ruebe
Wenn Artikel, die über ihre Seriösität Vertrauen aufbauen wollen, eben unseriös erarbeitet wurden, beißt sich das irgendwie in den Schwanz, oder?
Wieso regen wir uns alle eigentlich hier über einen wirklichen oder nicht wirklichen „Klau“ auf ? Offensichtlich sind wir im dt. Journalismus doch lange schon so weit, das bestimmte Zeitungen mit solchen Vorgehensweisen täglich Millionen Leser beglücken, oder habe ich das falsch in Erinnerung, Herr Niggemeier ? Und……das deutsche Feuilleton der großen dt. Zeitungen wollte doch jüngst eine junge Autorin, die nahezu alles geklaut hat, auch noch zu einem bundesweit anerkannten Autoren – Preis hochjubeln ? So gesehen: Lasst uns Herrn W. zum Theodor-Wolff -Preis vorschlagen ! Herr W. liegt voll im Trend. Recherche, Checken von Quellen, das Internet lügt doch nie, Ethik im Journalismus – was soll das alles bitte schön ??- stört doch nur. Klauen auf Zeilen heraus ist offensichtlich cool !
herr keuschnig hat sich dann aber mühe gegeben für einen klarnamen-förmigen nick. hat sich heute für meedia schon gelohnt.
@100
„Klauen auf Zeilen heraus ist offensichtlich cool !“
Das heisst nicht mehr klauen, man spricht jetzt von remixing und sampling ;)
Ohne die Welle der Vorverurteilung großartige weiter zu surfen: Die Liste der Medien, für die der 25-jährige Student W. bereits geschrieben hat, klang imho arg nach den unglaublichsten Kicks, die sich ein 25-jähriger Student einfahren kann. Und Menschen, die sich Kicks einfahren, sind nun einmal mit Vorsicht zu genießen.
Na, da kann man ja mal die erbärmlichen Recherchequalitäten von Meedia-Mitarbeitern erkennen: Ich schriebe unter Klarnamen, steht da. Zum Brüllen komisch. Googlen können die Leute nicht, sonst wäre Ihnen aufgefallen, dass es sich um ein Pseudonym handelt (Herr Niggemeier kennt übrigens meinen Klarnamen, was auch in Ordnung ist). Und ein Herr Winterbauer will uns erklären, was Journalismus ist?
Interessant wird es auch, wo er meinen Kommentar zitiert und die Passage mit den Pseudonymen vollkommen weglässt. Das ist ein Hauch von Zitatfälschung. Aber für Herrn Winterbauer ist ja jeder, der ein Pseudonym benutzt, ein Troll. Für mich ist jeder, der wie Herr Winterbauer arbeitet, eine Lusche.
PS: Ich wollte einen Kommentar bei Meedia hinterlassen. Als ich auf absenden klickte, erschien eine Maske, die mich aufforderte, die Seite zu empfehlen. Das kann ich nicht machen. Soviele Freunde habe ich einfach nicht, diese Seite zu empfehlen und dafür eine Freundschaft zu riskieren.
@104/105: jetzt habe ich wurstbrötchen auf der tatstatur (metaphorisch getippt)
Herr Keuschnig ( oder wie immer Sie auch heissen mögen ), falls Sie mal in Köln sind, ich gebe einen aus.
@104/105 (et.al.)/Gregor Keuschnig: Mal ganz im Ernst, jetzt ohne meedia-Bashing, und am hier diskutierten Fall und den bislang vorliegenden Fakten orientiert: Wie würden Sie die Sachlage bis dato einschätzen? Was haben wir daraus gelernt?
@108/jokahl
Es geht doch gar nicht mehr um den „Fall“ des Journalisten W. Ich behaupte, es ging nie darum. Ich glaube, er hat Fehler gemacht (das hatte ich auch oben geschrieben). Aber in Wirklichkeit war die Zielrichtung auch eine andere.
Hallo Herr Keuschnig, oder wie immer Sie heißen: Ich weiß nicht, welchen Spaß Sie am Versteckspiel mit Ihrem Nickname haben, aber ich möchte klarstellen, dass man bei Meedia kommentieren kann, ohne die Seite zu empfehlen.
109/Keuschnig: „Aber in Wirklichkeit war die Zielrichtung auch eine andere.“
O.k., ja, und welche??
@ Georg Keuschnig: „Für mich ist jeder, der wie Herr Winterbauer arbeitet, eine Lusche.“
Oh, oh, oh…da ich sehe schon wieder den Pöbel- und Krawallalarm in Winterbauers Köpfchen bimmeln. Gleich wird er sich niedersetzen und eine erbitterte Replik verfassen.
Aber im Ernst: Toll, wie Winterbauer den psychologischen Beweis anritt, dass er genau das ist, was er den Anderen unterstellt.
allgemein: „unteres Stammtisch-Niveau.“
„Lust am Krawall.“
„Web-Mob“
„zig Leuten mit Sack auf dem Kopf“ (Metapher: die anonymen Beschimpfer)
„ohne Konsequenzen den inneren Kettenhund von der Leine zu lassen“
keine „Inhaltlich wertvolle Beiträge“
aber mit „lustigen Spitznamen“
etc. bla bla
Oh Mann!
96, jokahl:
you can say you to me.
Um die Fragen zu beantworten – obwohl das doch sehr in den Off-topic-Bereich geht:
Ich überfliege solche Service-Geschichten, nehme sie eigentlich gar nicht wahr. Und dass in manchen Untiefen des medialen Lebens fleißig getrickst oder auch gefälscht wird, nehme ich hin, so gut es geht.
Ärgern tut´s mich dann, wenn ich dahinter eine Käuflichkeit erkenne. Wenn z.B. in medizinischen Kolumnen versteckt pharmazeutische Werbung gemacht wird.
Aber ich schalte deswegen nicht den Presserat ein. Mag sein, dass das falsch ist. Aber es käme mir vor wie ein Kampf gegen Windmühlen.
Ich versuche, mich selbst an die journalistischen Spielregeln zu halten. Bislang hatte ich damit auch kein Problem.
Ansonsten denke ich natürlich jetzt auch darüber nach, warum Leute wie Altrogge und nun auch sein Kollege Winterbauer sich über mich aufregen. Vielleicht liegt es daran, dass ich die wunden Punkte erwischt habe, vielleicht war es auch eine Spur zu scharf, vermutlich eine Mischung von beidem.
Aber andererseits: gerade die beiden laden mich auch immer wieder herzlich dazu ein. Und in diesem Fall gab es eine Menge Anlass.
By the way: ich habe beide unabhängig voneinander auch schon auf deren Seite gelobt. Vielleicht liefern sie mir wieder einen Grund dazu. Ich kann warten.
@110/Georg Altrogge
Sie wollen nicht ernsthaft behaupten, dass ich lüge? Ich sage, es war so. Ich habe nicht geschrieben, dass es immer so ist. Und was ich zu Pseudonymen gesagt haben, scheinen Sie entweder vergessen zu haben oder ignorieren es. Vielleicht lesen Sie’s noch mal nach. Mit „Versteckspiel“ hat das rein gar nichts zu tun. Warum haben Sie ansonsten hier tagelang mit „Versteckspielern“ die Klingen gekreuzt?
@113./treets: „Und dass in manchen Untiefen des medialen Lebens fleißig getrickst oder auch gefälscht wird, nehme ich hin, so gut es geht.“
Ist das denn Deiner Ansicht und Empirie nach die Norm?
115:
Ich weiß es nicht. Aber ich bin eher optimistisch: Untiefen sind nicht Norm.
Ich kann mir vorstellen, dass S.W. gerade einiges durchmachst. Es muss die Hölle sein, wenn man von den Medien und hunderten von Blogkommentatoren zerrissen wird. Ich finde es zwar richtig, dass die ganze Angelegenheit nun öffentlich geworden ist – denn wie es aussieht, hat er Fehler gemacht. Und die interessieren und berühren eine breite Öffentlichkeit. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass er sich selbst über sich und seine Fehler am meisten ärgert und schämt. Es ist ein ganz beschissenes Gefühl, wenn man sich dessen bewusst wird, dass man einen irreversiblen Fehler begangen hat. Ich glaube, das hat jeder in der ein oder anderen Situation schon einmal erlebt.
Ich möchte S.W. aber Mut machen: Vielleicht vergisst das Internet nicht – aber das Interesse der Blogger und der Internetszene verfliegt. In ein paar Wochen wird man sich hier schon wieder über ganz andere Sachen aufregen. Und mal ehrlich: Sooo die Riesensache ist das auch wieder nicht. Nochmal sollte ihm das natürlich nicht passieren, aber es gibt wirklich Schlimmeres, als fiktiven Menschen ausgedachte Worte in den Mund zu legen.
Ich fände es mutig, wenn er sich offen und öffentlich zu seinen Fehlern bekennen würde. Damit würde er Rückgrat zeigen. Vielleicht gibt die ein oder andere enttäuschte Redaktion ihm dann noch eine zweite Chance? Fair wäre es jedenfalls.
@Anja
Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass er sich selbst über sich und seine Fehler am meisten ärgert und schämt.
Da bin ich mir nicht immer so sicher – so es denn so sein sollte. Die Fehler, um die es hier geht, sind systematische und keine Flüchtigkeitsfehler aus Ahnungslosigkeit. Und in der Aufarbeitung sind gleich noch ein paar handfeste dazu gekommen, die die ganze Sache noch ein klein wenig absurder machen. Ich finde, der Zeitpunkt, halbwegs fair behandelt und heile aus der Sache rauszukommen, dürfte leider schon vorbei sein. Nochmal: So es denn so gewesen sein sollte.
Natürlich wird das Internet auch diese Geschichte vergessen, weil es wie alle andere Medien vergesslich ist. Zurück bleiben für die Beteiligten ein paar Erinnerungen und für mich das Erstaunen, um welche platten Sachen es eigentlich geht. Wahrscheinlich hat das SW so gesehen: für solche „Service-Artikel“ Experten bemühen ist Aufwandverschwendung. Ich glaube, wir sehen hier den Bodensatz des „Nutzwertjournalismus“. Bald wird so ein Schrott ohnehin von Computern produziert, die keine Mühe haben, auf die Schnelle die entsprechende Expertise gleich mitzufaken. –Detlef
@ Linus
„Ich finde, der Zeitpunkt, halbwegs fair behandelt und heile aus der Sache rauszukommen, dürfte leider schon vorbei sein.“
Linus, das klingt so nach evangelischer Ethik-Kommission, oder? Im Namen des Protestantismus ergeht folgendes Urteil: Für immer schuldig. Noch einmal: Herr W. berichtete nicht aus Afghanistan, wo er gefakte Taliban-Interviews gemacht hat oder Bundeswehrsoldaten zitiert, die es nicht gibt oder nicht mehr gibt.
Again: Service-Texte sind per se TRASH.
@ Linus „Die Fehler, um die es hier geht, sind systematische und keine Flüchtigkeitsfehler aus Ahnungslosigkeit.“
Na und? Deswegen kann man seine Fehler doch trotzdem bereuen und sich schämen, oder nicht? Das schlechte Gewissen kommt doch immer erst dann, wenn es schon zu spät ist. Ich kenne S.W. nicht, aber ich glaube so ne Sache geht an keinem einfach so vorbei. Und für eine zweite Chance sollte es unabhängig von dem Grad des Fehlers nie zu spät sein (ernsthaftes Bereuen vorausgesetzt…).
@120: Da gibt’s keine Abstufungen. Pressekodex gilt auch für alle gleichermaßen, nicht graduell nach subjektiv festgelegter Bedeutung des Sujets.
@Gilad
Ich habe nix von Verurteilung geschrieben.
Gerade weil die Texte so vollkommen egal sind, hätte, wer auch immer da letztendlich mitgemischt hat, viel früher und mit Leichtigkeit aufklären und den Schaden mit einem Augenzwinkern aus der Welt schaffen können. Das geht nun nicht mehr, da werden Sie mir zustimmen.
Man kann nämlich auch anders argumentieren: Wenn der junge Mann schon ohne Not bei so Kleinvieh wenig Sorgfalt an den Tag legt, was bitte wird dann, wenns richtig wichtig wird?
@Anja
Ich wollte nur sagen, dass es einen Unterschied gibt, ob jemand Fehler macht – das sei jedem unendlich zugestanden, so er nicht immer wieder die gleichen macht – oder ob jemand wissentlich etwas falsches verzapft. Aus welchen Gründen auch immer.
Zweite Chance meinetwegen. Nur hätte ich gerne, dass jemand rafft, was er da eigentlich macht. Da brauche ich die Reue nur bedingt. Das klingt so existentiell und melodramatisch.
@ Linus
„Nur hätte ich gerne, dass jemand rafft, was er da eigentlich macht.“
Ja, klar. Man sollte nicht nur die Konsequenzen, sondern auch die Fehler an sich bereuen (ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein, melodramatisch ist es jedenfalls nicht gemeint…). Ich glaube wir sind uns eigentlich einig…
Es muss noch einmal daran erinnert werden, dass hier mittlerweile schon wieder so getan wird, als sei der Fall völlig klar und der Deliquent verurteilt. Ist er aber noch nicht. Und deshalb hat die ganze Diskussion in diesem Blog einst überhaupt erst angefangen.
„Ich finde, der Zeitpunkt, halbwegs fair behandelt und heile aus der Sache rauszukommen, dürfte leider schon vorbei sein.“
@Linus, nur falls du das gerade vergessen haben solltest: Selbst Täter haben das recht fair behandelt zu werden. Die Unterscheidung von Tat und Täter ist zentraler Grundsatz unserer Gesellschaft. Genau das ist gemeint mit „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Sogar Terroristen haben ein Recht auf ein faires Verfahren.
@Gilad:
Gerade für den Protestantismus die diese Trennung von Tat und Täter, Sünde und Sünder fundamental. Lies das am besten mal nach bei Luther. „Von der Freiheit eines Christenmenschen“:
http://web.archive.org/web/20080122123348/http://www.ubf-net.de/doc/freiheit.htm
Und wo wir schon gerade dabei sind:
Matthäus 7, 1-3:
Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?
@126 „Es muss noch einmal daran erinnert werden, dass hier mittlerweile schon wieder so getan wird, als sei der Fall völlig klar“
Eben nicht. Aber der Fall ist jetzt ca 5 Tage alt (bzw, er ist viel älter, aber solange wird er halbwegs öffentlich diskutiert) und SW hatte genug Zeit, um den Sachverhalt zu erläutern um sich selbst zu entlasten und den ganzen Spekulationen ein Ende zu bereiten. „Vorurteil im Schnellgericht“ (1) und (2) waren eigentlich ideale Voraussetzungen für ihn zu sagen „Ja, die Berichterstattung von journalist.de war in der Tat Bullshit, in Wirklichkeit war es so dass […] und das kann ich durch […] belegen“. Stattdessen nimmt er in Kauf, dass tagelang weiter spekuliert wird, weiter irgendwelche Fehler in seinen Artikeln gesucht und gefunden werden (anfangs ging es primär um einen nicht-existenten Anwalt, jetzt sind schon viel mehr „Experten“ aufgetaucht)…
Egal, ob SW jetzt Recht hatte und einem Betrüger (oder vermutlich eher mehreren oder einem Betrüger, der sich als mehrere „Experten“ ausgegeben hat) aufgesessen ist oder nicht, sein Ruf ist ziemlich im Eimer und er hat das durch den Versuch, das auszusitzen, selbst mit verschuldet.
@randinchan
Können wir die Kirche
im Dorfaus dem Spiel lassen? Das war keine Forderung, sondern eine Feststellung. Allerdings: Wenn jemand es über Monate versäumt, den Lichtschalter zu suchen, muss er sich nicht wundern, wenns dunkel ist.@jokahl
Ich spreche niemand schuldig. Ich wundere mich. Und: Die Debatte ging zu Recht los, als der „journalist“ und „meedia“ irgendwelchen Unfug in die Gegend bliesen. Die „Sachlage“ spricht aber doch inzwischen eine halbwegs andere Sprache, oder ich verstehe irgendwas grundlegendes nicht an der Sache?
Ist das, was der unauffindbare Anwalt gesagt haben soll, eigentlich richtig? Wird etwas Wahres unwahr, wenn das Zitat von einer womöglich erfundenen Person stammt? Sauber ist es nicht. Aber wenn alles stimmt, was dieser Anwalt sagt, den es vielleicht nicht gibt?
Man könnte auch – bitte, rein theoretisch – annehmen, dass dieser Blog, so nett und trollig er auch ist ;-), nicht der Nabel der Welt ist. Und dass es für SW genügend Gründe geben mag, sich hier nicht zu äußern. Er ist es auch keinem hier schuldig.
Ich finde Fakes blöd, egal wie, dennoch sollte man nicht den gleichen Fehler wie „Journalist“ machen, diese Sache aufzublasen. Der junge Kollege hat keine Hitler-Tagebücher verfasst.
@130/Schumacher:
sorry, aber um diese Frage geht es in diesem Sachverhalt nun mal gar nicht. Man kann über journalistische Sorgfalt dikutieren, über Vorverurteilungen, über Lügen-Geschichten, aber nicht über die mögliche Sinnhaftigkeit von den Service-Artikeln.
Wenn er Hitler-Tagebücher verfasst hätte, würde man auch weniger über ihn sondern über seine Redakteure und deren Verantwortung diskutieren.
@ 131/treets:
stimme in der Tendenz zu, dass man bei Urteilen vorsichtig sein sollte. Dennoch muss man sehen, dass SW sich womöglich durch Betrügerei Ansehen und Kunden erworben hat. Und das ist keine kleine Sache.
Oh W.! Gut erfunden hätte ich in diesem Umfeld nicht gerade für gut gehalten, als Kreative Leistung für aber als respektabel erachtet. Dingeldoof irgendwas abschreiben und dazu eine Quelle erfinden finde ich hingegen eher schwach.
Andererseits entspricht das ja direkt dem modernen Begriff von Journalismus.
-für
Basti,
wenn man nach Prinzipien urteilt, ist es keine kleine Sache. Aber ein Strafmass wird gemeinhin nicht nur von Prinzipien bestimmt. Und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass man wegen der vorliegenden Unregelmäßigkeiten gravierende wirtschaftliche Vorteile erlangt.
PS: Über ihren Nick würde SW bestimmt schmunzeln, täte er denn überhaupt hier lesen.
fellow passenger: gemessen an der Vielzahl journalistischer Erzeugnisse sind das doch Ausnahmen.
@137/treets:
Beim Strafmass haben Sie Recht.
Ob wirtschaftliche Vorteile erlangt wurden, kann, denke ich, keiner von uns beiden sagen.
@Matthias, #130: Nicht nur hat es ein anderer Anwalt gesagt, es war auch 5 Jahre her, daß er es gesagt hat. Da kann man sich auch ein kommentiertes Buch „Mietrecht“ kaufen – von Presseartikeln erwarte ich, daß sie in gewisser Hinsicht aktuell bzw. neu sind.
allgemein: Eine zweite Chance würde ich nicht diskutieren, bevor der Beschuldigte sich zu den Vorwürfen irgendwie reumütig – wurscht wie veraltet das Wort klingt – verhalten hat. Daß er der Geschichte noch einen neuen Spin versetzen wird will ich nicht ausschließen, aber ich rechne nicht damit. Aber ich komme als Abnehmer seiner Arbeit eh nicht in Betracht – er muß also anderen Leuten gegenüber Glaubwürdigkeit zurückgewinnen – geschenkt bekommt er da sicher nichts, jedenfalls nicht in den nächsten Wochen.
Anmerkung in eigener Sache: Meine Initialien sind wie gleich denen des in der Kritik stehenden Journalisten. Aber nur diese, und Journalist bin ich auch nicht.
Ich verstehe nicht, wie manche den Fall W. herunterspielen. Ich sehe die verwerfliche Berichterstattung von meedia et al. ein. Aber auf diesem Post von SN basierend, erscheint mir die Lage folgendermaßen:
SW hat in mehreren Artikeln Formulierungen verwendet, die fremden Texten sehr ähnlich sind.
Wenn er dies unabsichtlich getan hat (d.h. ihn die „Experten“ getäuscht haben), hat er unsorgsam gearbeitet, weil er die Verlässlichkeit der „Experten“ unzureichend überprüft hat. Andere mögen dies für vernachlässigbar halten, ich als Journalismus-Laie und Leser finde es nicht in Ordnung.
Wenn er dies absichtlich getan hat, hat er abgeschrieben. Ich verstehe nicht, wie manche Kommentatoren diese mögliche Tat herunterspielen. Wenn es „nur“ ein Serviceartikel ist, darf man also willkürlich Plagiate anfertigen? Und dass diese Methodik angeblich komplett usus sei, rechtfertigt sie? Und dass die Aussagen „Allgemeinplätze“ seien, macht das Vorgehen richtig? WHAT THE FUCK?
btw. anscheinend haben einige hier nicht verstanden, dass ein Experte einer Aussage mehr Gewicht verleiht (auch wenn sie dadurch natürlich nicht garantiert richtig ist). Daher MACHT es einen Unterschied, ob Frau Holle etwas über ein Gesetz sagt oder Rechtsanwalt Prof. Dr. XY (der nachweislich existiert)
@140
Natürlich, wobei Frau Holle wiederum besser das Wetter vorraussagen könnte, wenn ihr nicht grade die Pechmaire aushilft, und Ihr diesbezüglich – sozusagen naturGESETZlich – der Vorzug vor dem Juristen zu geben wäre.
Ich finde es auch wirklich richtig und wichtig, noch zum dreitausendeinhundertachtundvierigsten Mal zu wiederhoen, dass S.W. etwas ganz doll Schlimmes gemacht hat.
Nur wird Herr S.Watergate (Danke gebimmel) nicht überwiegend auf Faktenbasis kritisiert, sondern von scheinheiligen Gralshütern regelrecht abgefrühstückt!
Und da kommen mir, mit Verlaub, meine Cerealien hoch.
(geht anderen auch so – und das erklärt vielleicht die gelegentlich etwas ungezielte Inschutznahme).
„Fehler, Fehler.“ Ich lese immer „Fehler.“
Kann mensch mit Vorsatz Fehler machen? Nein, kann er nicht. Mist kann er bauen mit Vorsatz oder Fake produzieren. Fehler im Sinne von Irrtum, im Sinne von „(noch) nicht besser können“ dürfen mit: „Der lernt ja noch“ erklärt und entschuldigt werden.
Vorsätzliches Fälschen kann – je nach Religion oder Mentalität – auf ewig verdammt oder vergeben werden. Als verzeihliche Fehler kann man das nicht durchgehen lassen.
@Gilad: Kommentare auf sophistische Art so zu missdeuten, dass noch nebenbei Religionen und Ethik diffamiert werden können, ist niederträchtig.
Kay,
ich glaube, kaum einer hier hält das für vernachlässigbar. Wenn einer so etwas macht (wobei wir nicht wissen,wer in diesem Fall was gemacht hat), dann hat er einen dicken Fehler begangen und hat die Konsequenzen zu tragen. Und das ist alles andere als eine bequeme Angelegenheit.
Aber: man muss ihn dafür nicht ans Kreuz nageln (2 Euro in den Karfreitags-Klingelbeutel). Nehmen Sie mal einen x-beliebigen anderen Beruf, ob Arzt,ob Polizist, Lehrer oder sonstwas. Auch da gibt es Leute, die sich unkoscher verhalten. Dann spricht aber keiner von der Krise im Arzt-, Polizei- oder Lehrerwesen. Und von denen erwartet dann auch keiner, öffentlich Buße zu tun.
Ich denke, diese Sache wird irgendwann aufgeklärt, man wird daraus dann Konsequenzen ziehen. Den betroffenen Redaktionen ist das sicher peinlich.
Wichtiger als jetzt über den Kollegen Gericht zu halten finde ich, welche Lehren man daraus ziehen kann. Wie kann man solche Dinge besser vermeiden, im Interesse von Lesern und Journalisten?
Ich glaube nicht, dass man es je ganz wird vermeiden können. Aber mir fällt auf,ich hatte das ja schon gesagt, dass der Kollege SW eine breite Palette an Abnehmern hat. Und ich frage mich, ob nicht das auch einer ökonomischen Notwendigkeit geschuldet ist.
Die Honorare freier Journalisten im Printsektor sind skandalös. Um da halbwegs über die Runden zu kommen, muss man meist massenweise Output liefern.
Nochmal: es ist nicht gesagt, dass das alles in diesem Fall zutrifft. Und es wäre auch keine Entschuldigung im eigentlichen Sinne. Aber wenn durch Leseransprüche Verlage zu einem hohen Maß an Qualität gezwungen würden, dann gäbe es mit Sicherheit erstens höhere Honorare und zweitens weniger Mißstände.
Man kann den Zusammenhang sehr schön in anderen Gewerbezweigen beobachten: mit Zunahme von Billig-Löhnern schwand die Qualität im Baubereich, im Post-Transportbereich.
Ich hätte mir gewünscht, dass der „Journalist“, das Organ des djv, solchen Fragen stärker nachgeht als – wie geschehen – daraus eine Art Revolverstory zu machen.
Kurze Verständnisfrage: Wäre das übernehmen von „Allgemeinplätzen“ via gefakten Statements bereits ein Plagiat? Das erscheint so trivial angesichts der Tatsache das man so wenig an Information wirklich kaum in weltbewegend unterschiedliche Aussagen packen kann. Den Punkt, wie verwerflich es ist, Experten zu erfinden bitte ich dabei mal aussen vor zu lassen.
Liebe Leute,
um Mechanismen des (Selbst-) Betrugs auszuschalten hat Henry Oldenburg in der Wissenschaft die Methode des Peer-Reviews erfunden. Wäre so etwas im Journalismus nicht auch angebracht? Dank digitaler Technik sind heute ja viele Originaldokumente zugänglich. Warum diese nicht verlinken, so dass sich der Leser/Reviewer eine eigene Meinung bilden kann?
Nature hat 2006 einen Versuch Richung „Open Peer Review“ begonnen, der leider erfolglos eingestellt wurde.
http://www.nature.com/nature/peerreview/debate/nature05535.html
Ist die Kultur dafür (noch) nicht da?
Die Kommentarmöglichkeit auf den Onlinepräsenzen von Zeitungen oder der Diskurs, der hier gerade gehalten wird, sind schöne Beispiele, wie dank digitaler Technik die Qualität und Effizienz des Journalismus gesteigert werden kann. Wie wäre es vor 100 Jahren möglich gewesen zu entdecken, dass SW Zitate verwendet hat, die ähnlich an anderer Stelle davor schon auftauchten?
Mangels Google höchstens durch akribische Kleinarbeit.
Wie wäre es vor 100 Jahren möglich gewesen, dass überhaupt jemand auf die Idee kommt und zusätzliche Zitate und Experten von SW überprüft?
Wohl überhaupt nicht.
Dass in diesem Blog in der Diskussion der beiden letzten Artikel die Echtheit von zusätzlichen Experten plötzlich hinterfragt werden konnte, zeigt mir, dass wir in Zukunft noch stärker die neuen Möglichkeiten der Weitergabe und Überprüfung von Informationen nutzen sollten. Das spannendste Projekt zu diesem Thema ist aus meiner Sicht momentan Wikileaks. Wenn Originalinformationen für jeden verfügbar sind, dann sind wir nicht mehr auf den Wissensvorsprung von Journalisten angewiesen und die vermeintliche Autorität angeblicher echter und unechter Experten wird irrelevant.
Welche neuen Formen des Peer-Reviews im Journalismus könntet ihr euch vorstellen? Denkt mal bitte weiter als Bildblog (obwohl das auch wichtig ist)!
@ polyphem
„@Gilad: Kommentare auf sophistische Art so zu missdeuten, dass noch nebenbei Religionen und Ethik diffamiert werden können, ist niederträchtig“
Niederträchtig? Sorry, aber das ist nur deine kleinbürgerliche Moral, verehrter polyphem.
„Vorsätzliches Fälschen kann – je nach Religion oder Mentalität – auf ewig verdammt oder vergeben werden. Als verzeihliche Fehler kann man das nicht durchgehen lassen.“
Amen. Wenn ich das lese, frage ich mich – und ja, ich beziehe mich tatsächlich auf das Sujet (wie gemein) und nicht auf den Pressekodex im ALLGEMEINEN -, was du eigentlich liest, um diesen Moral-Code einhalten zu können. Ich tippe mal auf Luther statt Gala. Nur wie weltlich ist das? Herr W. hat Dummheiten begangen. Vielleicht. Und du willst sie urteilen auf dieser deiner Normativitätsskala? Interessant, aber vielleicht nur moralisch plump.
@randinchan: Google (mal wieder) arbeitet aktuell mit einigen US-Zeitungen an Dingen in diese Richtung. Ich finde das generell gut, suche auch selbst noch eine schöne layouttechnische/interface-integrierte Lösung, Originalquellen prominent anzugeben, damit man sich als Leser davon ausgehend eine andere Meinung als meine bilden kann.
Zum Thema des Herrn W. geht es mir wie eigentlich allen hier: Ich versteh’s nicht. Keinen Piep. Die Redaktion der „Welt“, die hier als Beispiel dient, ist jetzt nicht eine, die kategorisch wahllose Experten in Texten fordert. Und dazu kommt, dass es diese wahllosen Experten wie Sand am Meer gibt, es gibt sogar Leute, die unter Schreibern als regelrechte Expertenzitatkühe gelten, weil sie geradezu zwanghaft ihren Sulz zu ihrem Thema absondern. Die sind dankbar um jeden, der sie anruft.
Was der Fall W. in jedem Falle wunderbar zeigt, ist die Notwendigkeit, Quellenbelege auch langfristig gut zu archivieren, um sich selber gegen Vorwürfe abzusichern. Ich weiß von Kollegen, die bereits recht kurze Zeit nach Erscheinen ihrer Artikel ihr Recherchematerial entsorgen und bin selber schon ausgelacht worden, weil ich beinahe alle Interviewbänder und -transkripte aus 15 Jahren Berufstätigkeit hamstergleich behalten habe (und habe mich damit auch schon – erfolgreich – gegen absurde Vorwürde, Zitate angeblich „erfunden“ zu haben, wehren können).
Ob W. Zitate erfunden hat, Uraltzitate erfundenen Protagonisten in den Mund legte oder selber hinters Licht geführt wurde, vermag ich nicht zu beurteilen, und ich möchte darüber auch nicht mutmaßen. Aber falls er wirklich in gutem Glauben (wenngleich mit mangelhafter Quellenrecherche) diese Zitate aus eigenen Gesprächen mit den vermeintlichen Experten gewonnen hat, dann hoffe ich für ihn, dass er akribisch Archiv (ge)führt (hat).
Bei US-Medien ist es inzwischen übrigens üblich, dass freie Journalisten bei Artikelabgabe auch ihre gesamten Rechercheunterlagen abliefern müssen – Telefonnummern und E-Mailadressen aller für die Recherche kontaktierten Personen und die daraus entstandenen Interviewtranskripte inklusive, und die Redaktion überprüft alle im Artikel verwendeten Zitate und Faktenangaben. Womöglich ist das (nachprüfbare Offenlegung aller Quellen) ein Weg, den freie Journalisten in Deutschland auch gehen müssen.
@ SN: Sie schrieben bei „Vorurteil im Schnellgericht (2)“
Wenn ich das obige Ergebnis lese, vermisse ich die Komplexität. Was ist aus ihr geworden?
Stefanie: „Womöglich ist das (nachprüfbare Offenlegung aller Quellen) ein Weg, den freie Journalisten in Deutschland auch gehen müssen.“
Schwierig. Einerseits interessant, weil man da selbst raus ist aus der u.U. recht auswändigen Archivierungsnummer, andererseits sind Kontakte und Randnotizen ja auch das Kapital eines freien Journalisten.
Wenn die Redaktion alle Infos und die Zeit hat, dann kann sie nächstes Mal auch selbst recherchieren oder jemand Günstigeren die Kontakte aushändigen. Ich sehe auch ein Problem bei investigtiven Arbeiten. Wenn mir mein Kontakt vertraut, dass ich ihn nicht verrate, dann ist jeder Mitwisser, auch in der Redaktion, ein potenzielles Leck.
Frohe Ostern.
@nocheinjurist: Das oben ist kein „Ergebnis“, sondern nur eine Sammlung von Indizien aus einem vergleichsweise überschaubaren Teil des ganzen Komplexes.
@149 noch keinen kaffee getrunken heute morgen?
f(komplexität)= zeit+hinweise/fakten
dass sich die komplexität (des teils/des ganzen) jetzt anders darstellt, liegt doch auf der hand…
frohe ostern!
@Marc+Stefanie: Dokumentation und Schlussredaktion (=Verifizierung von Facts in Verlagen) gibt es vereinzelt auch in Deutschland, wird aber von den Verlagen aus Kostengründen zunehmend wegsaniert.
@ SN: Danke. Schreiben Sie noch mehr über den Komplex? Staune auch, dass der W. jetzt nur noch (und auch in älteren Artikeln) W. heißt. Ich dachte, er hat jetzt Stellung genommen. Was oben gemacht wurde, ist die Arbeit einer Person, die in der Öffentlichkeit agiert, zu erörtern. Muss man das anonymisieren?
@ palosalto: Ja, stimmt. Es war der Kaffee.
@155: Und das fragt ausgerechnet noch ein Jurist, nocheinjurist?
Naja. Wenn es den erfundenen Anwalt wirklich gegeben hat, wird der seine falschen Zitate doch auch irgendwo herbekommen haben.
Wenn er sich irgendeinen Vorteil von dieser Sache verspricht wird er sicher gehen, dass seine Zitate echt klingen.
Die taz
http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/der-fall-penkella/
schreibt ein paar ganz interessante Sachen, unter anderem das:
„….Angeschmiert bleibt am Ende vor allem der Leser, der bis heute nicht von den betreffenden Medien darauf hingewiesen wurde, dass in diversen Texten eventuell fragwürdige Experten zu Wort kamen. Manche Artikel wurden zwar aus den Archiven entfernt, andere stehen weiter Online. Doch einen „Warnhinweis“ sucht man vergeblich. Auch warum die Sache jetzt plötzlich zum großen Aufreger wurde, bleibt rätselhaft: Auf Taz-Nachfrage schieben sich jetzt der Journalist und MDR-Sputnik gegenseitig den Ball zu, wer denn die Berichterstattung [W.] initiiert hat: Sputnik beruft sich auf eine Pressemeldung der Journalist-Redaktion, die am späten Freitag Nachmittag herauskam. Beim Journalisten beruft man sich dagegen – auf MDR Sputnik…..“
[…] geistern Vorwürfe durch die Welt, ein junger Journalist habe Zitate von Quellen frei erfunden. Mich erinnert das sofort an die vielen dreisten Plagiate, die ich in jedem Semester in […]
Was mich noch eher beunruhigt — und was noch keiner erwähnt hat: Die obigen, möglicherweise abgeschriebenen Zitate sind eben nicht inhaltsgleich — es gibt da subtile, aber möglicherweise nicht unwichtige Unterschiede. So redet zB der „linke“ Experte von Hundebesitzern, der „rechte“ von Pferdebesitzern, wo die Rechtslage ja anders liegen könnte (IANAL). Links ist die Rede von gespeicherten Bußgeldbescheiden in EU-Staaten, rechts implizit in allen Staaten. Etc.
Wenn die einen also tatsächlich von denn anderen abgeschrieben sein sollten, stammen die Aussagen also nicht nur von einem anderen Experten zu einer möglicherweise veralteten Situation — sie wurden so zu diesem Thema nie getätigt.
so ihr „das ist doch alles nicht so schlimm – spacken“: der kollege kann sich einen neuen job suchen. am besten irgendwas mit den händen.
zwei dinge bleiben festzustellen:
1.: niggemeier hat sich nicht für w. in die bresche geworfen, sondern eine vorverurteilung kritisiert.
2.: einige kommentatoren hier haben jedes maß dafür verloren, wofür sie zu streiten glauben. drecksjournalismus ist und bleibt drecksjournalismus. ob da bild oder w. drüber steht ist scheißegal!
@148 ich halte es da mit den presserecht. sechs monate lang werden die drehbänder aufbewahrt. man wundert sich ja manchmal, wie zum beispiel politiker hinterher behaupten, sie seien verfälscht aus dem zusammenhan heraus gekürzt worden. hatte da gerade ein schönes beispiel mit landrat bröring aus dem emsland, der sich in sachen ems (meyer papenburg werft) nicht ausreichend als naturfreund gewürdigt sah. in diesem falle half es sehr, das komplette interview zu verschriftlichen und nachzuweisen, dass in sechs minuten interview nicht ein einziges wort pro naturschutz von ihm zu vernehmen war.
die sache liegt bei w. aber wohl anders. wie soll man denn eine quellenangabe archivieren, wenn es die quelle gar nicht gibt?
was hat denn das presserecht mit aufbewahrung von bändern zu tun?
@5: gleich zwei falsche folgerungen (was angesichts von nur zwei folgerungen 100% ausmacht – reife leistung).
es handelt sich mitnichten um die spitze des eisbergs, sondern um einen beträchtlichen teil desselbigen. denn es kristalisiert sich heraus, dass w. in der herde das schwarze schaaf ist. anders als bei schaafen sind die schwarzen im journalismus zwar nicht so schnell zu detektieren, am ende erwischt man sie aber doch. und es gibt sicherlich mehr als ein schwarzes schaaf in der großen herde der journalisten.
daraus den folgeschluss zu ziehen, jetzt die unschuldsvermutung in frage zu stellen, ist natürlich unterste schublade. nein! die unschuldsvermutung gilt immer, für jeden und genau so lange, bis das gegenteil bewiesen ist.
@161 wenn jemand einem journalisten ans zeug flicken will, hat er bis zu sechs monaten nach kenntnisnahme das recht, einen journalisten vor den kadi zu ziehen. danach ist die sache verjährt. davon ausgehend, auf der guten seite zu stehen (ich denke mir inhalte nicht aus), muss ich mich also nicht gegen eigene fehlleistungen absichern, sondern gegen rechtliche konsequenzen. neben politischen parteien hat man es dabei auch gerne mit rechthabern, beleidigten und – was die sache besonders ekelig macht – inzwischen mit neonazis zu tun, die meist von der kanzlei des inzwischen verstorbenen rieger vertreten werden.
(achtung: dies ist kein nazivergleich, sondern leider journalistischer alltag).
da sollte man auf jeden fall alles mindestens sechs monate aufbewahren (gerade drehmaterial aus dem man nur representatibe ausschnitte nahm), um zu belegen, das dass man suaber gearbeitet hat.
ps.: ich bin werderfan. da schreibt man schaaf so. I)
kann man für die idioten unter uns – also mich – mal eine editierfunktion einbauen?
(# 163) wenn jemand einem journalisten ans zeug flicken will, hat er bis zu sechs monaten nach kenntnisnahme das recht, einen journalisten vor den kadi zu ziehen…
Eine ernst gemeinte Frage: Wenn das Gesetz wirklich so lautet und nach 6 Monaten eine Anklage nicht mehr möglich ist, was machen wir hier dann eigentlich?
3.7.2009 (9 Monate), 18.8.2008 (20 Monate), 27.8.2007 (32 Monate)…
@164: weiß nicht, ob sich das für eine person lohnt… ;-)
@165/JO: ?? ich dachte die ganze zeit, dass die standes-(rechtliche)ethische dimension im zentrum steht, nicht die gesetzliche. oder bringe ich was durcheinander?
Trotz des dankenswerten Einsatzes des Blog-Betreibers sind meine gestrigen Kommentare nicht in der Diskussion angekommen. Es scheint ein technisches Problem vorzuliegen. Hier der Vollständigkeit halber nochmals meine Einlassungen:
49.Warum sollte ein Hochstapler, der es sich zum Ziel gemacht hat, die Experten-Gläubigkeit der Medien vorzuführen, immer wieder brauchbare Wald- und Wiesen-Zitate ausgerechnet zu denjenigen Themen faxen, über die W. gerade zu schreiben gedenkt?
Wie könnte W. diese Zitate in seine Artikel einflechten, wenn er doch bei den Recherchen zum Thema quasi zwangsläufig auf identische, aber mehrere Jahre alte Zitate anderer Experten im Netz stoßen müsste?
Warum hat niemals ein anderer Journalist die Newsletter des Hochstaplers erhalten?
Warum lässt sich der Hochstapler nicht mehr ausfindig machen?
Könnten Geheimdienste oder gar Außerirdische ihre Finger im Spiel haben?
Die Angelegenheit ist vielleicht doch außerordentlich komplex.
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— Jean Ameube — 1. April 2010, 15:10 #
86.Das nennt sich wohl Nutzwert-Artikel, oder Nullwert-Artikel. Wenn man mal wieder Anfang September auf das nahende Chaos hingewiesen wird (”Winterreifen nicht zu spät aufziehen”).
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— Jean Ameube — 1. April 2010, 18:18 #
mir gings darum, dass da jemand seit 15 jahren alles aufbewahrt. das halte ich nicht für praktikabel. rechtlich sollte man mindestens sechs monate (das böse wort „kenntnisnahme“) wasserdicht sein. aber jede seriöse redaktion würde dich auch nach diesen sechs monaten feuern, wenn du inhalte erfunden hättest.
@ Gilad:
Sie haben es vielleicht nicht verstanden, aber mein Kommentar bezog sich auf ihre Replik zu Linus:
„Linus, das klingt so nach evangelischer Ethik-Kommission, oder? Im Namen des Protestantismus ergeht folgendes Urteil: Für immer schuldig. Noch einmal: Herr W. berichtete nicht aus Afghanistan, wo er gefakte Taliban-Interviews gemacht hat oder Bundeswehrsoldaten zitiert, die es nicht gibt oder nicht mehr gibt….“
Wie nennt man eigentlich diese „Kunst“, durch Vergleich mit „Ungeheuerlichkeiten“ (leichter Wahn von Taliban) einen anderen Tatbestand zu verharmlosen? Und wie nennt man die Methode, die Aussagen eines Diskussionspartners lächerlich zu machen durch Schmähung von sittlich-moralischen Grundlagen, die man ihm unterstellt, von denen man aber gar nicht weiß, ob seine Aussagen überhaupt darauf basieren? Sie, Gilad, werden sicherlich die richtigen Bezeichnungen für dieses System kennen.
Über die „Niederträchtigkeit kleinbürgerlicher Moral“ musste ich doch lachen. Vielleicht sind Sie ja ein Ironiker. Oder Satiriker. Aber wo Sie Belege für meine „kleinbürgerliche Moral“ finden, möchte ich wissen.
Dank Stefan ist die Situation sehr eindeutig geworden. Mir tut’s leid für die Redaktionen, die geglaubt haben, sie hätten einen jungen, fähigen und leistungsbereiten Journalisten gewonnen – es ist bestimmt nicht leicht, einzusehen, dass der Mann vermutlich eine Journalistenattrappe ist. Was ich an dieser Stelle sehr vermisse, ist ein Auftritt von W. – wird schwer fallen, ihm irgendetwas zu glauben, aber wenn er seine persönliche Reputation retten will, würde ich ihm das empfehlen.
@ Gregor Keuschnig
Die Geschichte regt mich wirklich auf, das ist anders. Gregor Keuschnig ist ein Pseudonym? Hammer!
@ Treets, Luftikus & B.Schuss
Ich weiß ja nicht, ob das auch anderen auffällt, aber die Trolle von Meedia sind cleverer als z.B. die Einfaltspinsel von PI. Und ihr redet auch noch mit denen? Lasst doch Altrogge und Winterbauer (der hat mal einen Artikel über die ‚Landlust‘ geschrieben – Leseempfehlung, das ist der wahre Winterbauer) machen – zielt ja doch nur darauf ab, irgendeinen Erregtheitshorizont zu schaffen, in dem man als nüchterner, einigermassen lebensfroher Mensch nichts zu suchen haben muss.
@ Stefan
Ich finde, man kann alle Kommentare von Altrogge ersetzen durch ‚edit: gelöscht‘.
„Wie nennt man eigentlich diese „Kunst”, durch Vergleich mit „Ungeheuerlichkeiten” (leichter Wahn von Taliban) einen anderen Tatbestand zu verharmlosen?“
Ah, eine rhetorische Frage! Nun, die Kunst nennt man Fähigkeit zur Differenzierung jenseits eines universellen Moralismus; die Unterscheidung von relevanten und irrelevanten Dingen. Ist das ungeheuerlich, gar nihilistisch? Nein. Wer sich bei dem Sujet der scheinbar gefakten Service-Texte hinter einem moralischen Rigorismus verschanzt, so wie Sie es im Moment tun, indem sich ihren Begriff der Niederträchtigkeit von der Kanzel ins Volk (oder nur mir ins Gesicht) posaunen, weil die sittlich-ethischen Grundsätze bedroht zu sein scheinen, ist leider etwas vom Weg abgekommen, wie mir scheint. Das wirkt dann tatsächlich wie eine kleine Welt auf mich, die so vielen Schmähungen ausgesetzt zu sein scheint – überall böse, niederträchtige Menschen. Vielleicht täusche ich mich ja auch. Dann tut es mir leid.
Im übrigen habe ich Linus nicht böswillig angegriffen, nur etwas pointiert nachgefragt. Also spielen Sie bitte nicht den Beleidigten. Danke aber für den Luther-Link. Den Text „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ werde ich mal in Ruhe lesen!
@Presserechtliche Verjährung / olfinger:
Diese kurze Verjährungsfrist ist in den meisten (nicht allen) Landespressegesetzen geregelt und gilt *nur* für das Strafrecht. Für das normale Zivil-Presserecht, also Unterlassung, Schadensersatz, etc. gilt die normale Verjährung aus §§ 195, 199 BGB: 3 Jahre ab Kenntnis und Jahresende.
@ olfinger
Da ich nicht im Büro bin und nicht an meine Unterlagen komme, will ich mich nicht echauffieren. Ich meine aber gelernt zu haben, man sollte mindestens 10 Jahre seine Arbeit dokumentieren und in Spezialfällen bis zu 25 Jahre. Das kann ich aber noch mal genau nachschauen. Generell würde ich jedem raten: je länger, desto besser. Gerade dieser Fall zeigt doch ganz klar, dass zum sauberen und professionellen Arbeiten manchmal auch der gezielte Griff in ein gut sortiertes Rechercheregal gehört. Durch die Digitalisierung ist das nun auch nicht mehr so ein großes Platz-Problem, wie es früher einmal war.
von wegen. gerade die digitalisierung macht da im öffentlichrechtlichen fernsehen einen stirch durch die rechnung. bestes beispiel ist radio bremen. die rühmen sich, das modernste funkhaus europas zu haben. gedreht wird mit panasonic-kameras „p2“. es gibt keine bänder mehr, das material wird von chipkarten auf den server übertragen. und da bleibt das zeug genau zwei wochen. danach wird gelöscht, weil das modernste funkhaus europas nämlich nicht mehr speicherplatz hat. die kollegen dort haben nicht die möglichkeit, dass drehmaterial zu archivieren, weil eine kopie auf band nur ein techniker machen kann.
das wird jetzt zwar alles ziemlich speziell und führt weit weg vom thema, aber mir wäre angst und bange, wenn ich bei sensiblen themen als reporter nicht einmal mehr die möglichkeit hätte, meine arbeit zu dokumentieren.
@ 149/152:
Also unter Komplexität verstehe ich auch was anderes….
Man kann mich gern mit Wikipedia-Verweisen eines Besseren belehren. Nur weil besagter Journalist mehrere scheinbar nicht existente Experten in seinen Artikeln auftreten hat lassen, ist die Sache noch nicht komplex. Der Fall hat dadurch einen größeren Umfang, als anfangs vermutet, aber alles scheint, so weit man das überblicken kann (und ich sehe das eher als eine hypothetische Diskussion so lange die Schuld des jungen Mannes noch nicht bewiesen ist) ja nach dem gleichen Muster abgespielt zu haben. Also nochmal die Frage: Wo ist da die Komplexität?
Ich kann anhand der Tabelle auch keine Entlastung für Mr. W* erkennen. Das sieht aus wie ein verzweifelter Versuch Argumente für W* zu finden. Ausgedacht oder abgeschrieben: Kommt beides aus der Kiste „Unseriös“.
SN sollte hier genauso konsequent handeln wie bei „Nicht-Bildblog-Mitarbeitern“. Oder haben die anderen Kritisierten auch immer über eine Woche Zeit sich eine Legende zu basteln?
Hier beschädigt SN selber seinen Ruf…
177:
P2 ist m.E. eher semi-professionell. Sie können natürlich auch die Daten aus den Karten herauslesen und auf einer Festplatte speichern, insofern ist das sogar angenehmer als früher. By the way: andere Sendehäuser bewahren ihren Normalkrams (Rohmaterial im Aktuellen) gar nicht auf, nicht mal für zwei Wochen. Wäre ja auch in der Masse gar nicht zu leisten.
@Karl: Falls aber die Version von W stimmen sollte (wie auch immer die genau sein mag), dann wird die Angelegenheit zumindest kompliziert. Eine Person ausfindig zu machen, deren Identität ungeklärt ist, finde ich schwierig. (ok, komplex ist die Angelegenheit deswegen trotzdem nicht, der Sachverhalt an sich ist überschaubar)
edit 180: sorry, hatte die P2 mit einem anderen System verwechselt
Ach so: Bin immer noch dabei zu verstehen, was die Intention von SN bezüglich der o.g. Tabelle ist….
Man gebe einfach mal zum Beispiel 1 in Google die Suchbegriffe „Kinder Mieter Rechte“ ein und erhält unzählige Treffer mit ähnlicher oder fast identischer Aussage.
Ist aber ja auch kein Wunder: Es gibt wohl kaum ein Rechtsgebiet welches häufiger kommentiert und beschrieben ist als das Mietrecht. Und wenn es nunmal so ist, dass die Kinder von Mietern die gleiche Rechte haben wie die Mieter selbst, dann muss es zwangsläufig tausende von ähnlichen Aussagen geben. Der Sachverhalt ist ja recht überschaubar.
Beispiele in denen andere Publikationen ebenso Personen zitieren die es nicht gibt, wären eher eine Entlastung für den „freien Journalisten“ der auch für Bildblog schrieb…..
Achso: Bevor die SN-Jünger wieder rumheulen: Es ist schon klar, dass ursprünglich die vorverurteilende Berichterstattung und die volle Namensnennung Kern des Anstosses waren (obwohl es natürlich schon ein interessant ist, dass SN den vollen Namen ebenso veröffentlicht hat)
Zur Komplexität, ich versuch’s mal in Worte zu fassen:
Es gibt Expertenzitate in mehr oder weniger verbraucherjournalistischen, bereits über verschiedene Medien veröffentlichten Artikeln, deren Quellen, thematische Grundlagen und/oder Zitatgeber im weitesten Sinne durchaus existieren, aber nun durch den Autoren W ausgetauscht sein könnten zugunsten einer oder mehrerer Personen, die es derzeit wohl nicht – oder zumindest in dieser Funktion nicht – gibt und deren Existenz als mutmaßliche rat- und zitatgebene Hochstapler der unter Fälschungsverdacht geratene Autor bisher nur in einem Fall zu belegen versucht und sich ansonsten zu Fakten nicht äußert. Dieser Beleg wiederum ist datiert auf Tag X und führt eine E-Mail-Adresse, die erst acht Monate nach Tag X eingerichtet wurde.
Ist schon komplex, oder?
@TottiRobotti #179 & 183
Stefan Niggemeier dokumentiert hier nur. Was du draus machst, bleibt dir selbst überlassen.
Eine Frage an die Journalisten hier: lässt sich ein Text mit Originalzitaten besser bzw für mehr Geld verkaufen, als einer ohne?
Schnelle Antwort: Ja, zeig mal.
Wirkliche Antwort: Nein! Nicht, wenn Du es mit Journalisten zu tun bekommst.
@ Karl/178: Danke für die Nachfrage. Hab auch schon gegrübelt, ob komplex mit umfangreich verwechselt worden ist. Wenn es sich bei W. um einen Lügner handeln sollte (dem Eindruck muss man sich nicht verschließen), könnten die Erklärungsmuster wirklich komplex sein. Ist jedenfalls meine Erfahrung mit Lügnern.
@Gilad:
Gefakte Journalistenwerke sind also eine Kunstgattung, ein Sujet? Herrlich. In Nr. 142 hätte ich besser „lässliche“ Fehler (soll heißen „unbedeutend“) statt „verzeihliche“ Fehler schreiben sollen. Denn wie ich vorher angedeutet habe, dürfen Sie verzeihen oder verdammen, was Sie wollen. Ich werde Ihnen da nicht reinreden. Erst wenn es um Strafen oder Strafmaß geht, würde ich mich wieder einmischen. Ich bin übrigens weder beleidigt, noch spiele ich den Beleidigten und ich bin nicht Randinchen. Ich habe Luther nicht ins Spiel gebracht. Bei Ihnen scheint Einiges durcheinander zu gehen.
Meine Frage zur Entschuldigung oder Verharmlosung von Fehlverhalten (nicht Fehlern) durch Vergleich mit „schlimmeren“ Taten, war nicht rhetorisch.
Aus meiner Sicht kommentieren hier Leute, die den Journalismus ernst nehmen, und solche, die sich darüber lustig machen. Alle, die den Journalisten ernst nehmen, haben ein erhebliches Problem mit Fakes und erfundenen Experten. Für die anderen scheint ein solches Gebaren vielleicht komisch zu sein. Aber die haben auch kein Gefühl dafür, was ernsthafte Rechercheure antreibt. Wenn der Fall W. so ist, wie er sich nach allem, was derzeit bekannt ist, darstellt, dann ist es eine Blamage und Rufschädigung für den Journalismus. Wer diesen Job ernst nimmt, kann über eine solche Betrügerei von wem auch immer nicht hinwegsehen. Das gehört aufgeklärt, und es ist eine Arroganz der Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen in diesem Fall nicht konsequent zu führen.
Und noch was: Die überführten Fälscher Tom Kummer oder Tim Mocek von Neon hatten das Problem, dass sie Weltstarts „gefaked“ hatten. Diese haben ein Management, das detailliert darlegen kann, wann diese Leute mit wem Kontakt hatten. Ein Phantasie-Experte ist eine andere Nummer. Hirngespinste sind kaum nachzuweisen, und in diesem Fall drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass eine kleine Lüge sich zum wahnhaften Konstrukt ausgeweitet hat. Man nehme in diesem Zusammenhang nur die seltsame Mail des Phantasie-Anwalts Penkella an eines der Rechenschaft fordernden Medien: Wer bitte hat diese Mail verschickt?
@FT Haco #184: „Was du draus machst, bleibt dir selbst überlassen“
(Diese Perle der Erkenntnis bedarf keines weiteren Kommentars)
Die Staatsanwaltschaft ist m.E. nicht arrogant. Sie sieht hier keinen gravierenden Anlass, wegen Titelmissbrauch zu ermitteln. Man könnte allenfalls gegen SW wegen Betrug ermitteln, aber dann würde sich die Frage stellen, wer denn eigentlich betrogen worden ist und in welchem Ausmaß. Zumal offenbar die betroffenen Auftraggeber von SW keine Betrugsanzeige gestellt haben,oder irre ich mich?
Es bleibt ja jedem überlassen, sich bei der Generalstaatsanwaltschaft darüber zu beschweren.
Dass Sie, Georg Altrogge, diese Dinge als ernsthaftes journalistisches Problem einstufen, ist Ihnen überlassen. Andere sehen das als weniger gravierend an – und zwar fallbezogen. Denen nun zu unterstellen, sie seien quasi an ernsthafter Recherche nicht interessiert, erscheint mir als überzogen.
Genauso könnte man ja auf die Idee kommen, Sie möchten das Problem hochhalten, um Ihre eigenen Beiträge darüber zu rechtfertigen. Aber das macht ja keiner.
By the way: falls ihr Kollege Winterbauer mal wieder auftaucht, möge er doch bitte Belege für seine These der pöbelnden Trolle bei Niggemeier vorlegen.
@189: Die StA ermittelt, wenn der Anfangsverdacht für ein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegt. Es ist nicht Aufgabe der StA den Pressekodex durchzusetzen oder der Empörung von irgendwelchen Menschen gerecht zu werden.
Herr Altrogge oder irgendjemand sonst könnte explizit W anzeigen, dann müsste die StA ggf. ermitteln, der Anzeigende aber auch seine Anzeige begründen. Weil so etwas auch ohne eine erneute Anzeige immer noch im Raum steht, Spiegel Online etwa dafür sorgen könnte, dass die StA weiter ermitteln muss, hat sich W vermutlich Anwälte genommen.
Ich fänds ja auch mal klasse, wenn die Staatsanwaltschaft(en) wegen der Unverschämtheiten der BILD ermitteln würde. Mal am Rande.
@ altrogge: meine güte, WIE wenig wissen Sie eigentlich bescheid? ich stimme ja inhaltlich mit Ihnen überein, aber Sie machen faktenfehler um faktenfehler. in diesem fall: mocek heiß „ingo“, nicht „tim“. wie peinlich, ausgerechnet in einem post zum thema saubere recherche sowas zu verpeilen.
Zur Frage von Nr. 185: Ganz klar lässt sich ein Text mit Originalzitaten besser verkaufen, ABER nur, wenn es sich bei dem Zitierten um einen Prominenten im jeweiligen Bereich handelt und eben nicht um einen Rechtsanwalt Tralala xyz. Das ist ja die Spielart des Tom Kummer-Borderline-Journalismus.
Mir ist eine möglicherweise vergleichbare Kummer-Situation in 30 Berufsjahren nur einmal vorgekommen, als mir Bill Gates in einem Interview am Frankfurter Flughafen eingeschlafen ist. Seine Entourage signalisierte, ihn bitte ruhen zu lassen. Sein Pressemensch Christian Wedell meinte, ich könnte auf meine vorbereiteten Fragen Antworten ausdenken und ihm zur Genehmigung schicken. Habe ich nicht gemacht.
Und zum Fall: einen Rechtsanwalt oder Fachanwalt zu zitieren, ist gar nicht so schwierig. Denn es gibt einige Kanzleien die verschicken wirklich Newsletter (wöchentlich) und sind für jede Erwähnung dankbar. Da braucht man niemanden zu faken, schon gar nicht für Allerweltsthemen wie Knöllchen im Ausland. –Detlef
@Detlef Borchers
Danke.
… und das mit den Newslettern wußte ich auch nicht. Verschicken die die per Post? Angeblich soll das bei W. so gewesen sein, aber das schien mir unlogisch; warum sollte ein Anwalt kostenlos etwas anbieten und dafür Geld für Umschlag und Porto ausgeben: Emails wären da doch am einfachsten.
@ altrogge: wird eine dementsprechende mail von Ihnen veröffentlicht werden? im moment sieht es ja durchaus so aus, als könnte w. das fax ebenso gefälscht haben, wie er die handynummer und die email-adresse beantragt haben könnte – von der aus wohl auch mails geschickt wurden. das wäre dann schon ein dicker betrug, mit evtl auch strafrechtl. konsequenzen. (@ all:) dass vor diesem hintergrund eine „2. chance“ für w. bereits jetzt gefordert wird, ist absurd. sollte er diesen betrug wie hier von mir skizziert begangen haben, braucht der mann eher eine therapie als eine „2. chance“.
@197: etwa auch keinen kaffee getrunken?
also, ob W den newsletter per email oder per post bekommen hat, wird detlef nicht beantworten können.
kostenlos anbieten: naja, unter marketinggesichtspunkten rechnet sich das dann ggf. schon
@198: „therapie“: nun bleib mal auf dem boden.
@199
mir gehts nur darum die einzelnen Aussagen einordnen zu können. Bislang fand ich die Newslettergeschichte eher unglaubwürdig, bislang stand aber auch in keinem Bericht über den Fall, dass sowas gar nicht so unüblich ist.
198:
So ist das Urteil schon mal formuliert, bevor das Beweisverfahren abgeschlossen ist. Nennt man das Prozess-Ökonomie?
„Betrug“ ist es erst dann, wenn es Geschädigte gibt. Ob z.B. die betroffenen Redaktionen tatsächlich so geschädigt wurden, dass man von „Betrug“ sprechen kann, muss erst noch geklärt werden. Überlassen Sie das doch besser den in diesem Staat dafür vorgesehenen Rechts-Experten.
nachtrag: … und wenn solche Newsletter durchaus auch per Post verschickt werden, dann ist die Aussage von W., über die ich gestolpert bin, etwas weniger merkwürdig.
@ polyphem
„Bei Ihnen scheint Einiges durcheinander zu gehen.
Meine Frage zur Entschuldigung oder Verharmlosung von Fehlverhalten (nicht Fehlern) durch Vergleich mit „schlimmeren” Taten, war nicht rhetorisch.“
Ach Gottchen, hören Sie sich mal Ihren Sound an. Niedlich, irgendwie. Wer ist hier durcheinander? Arbeiten Sie sich weiter ab an dem Unerträglichen im Banalen (Service-Texte, yeah!) ab und schweigen Sie einfach zu wichtigen oder relevanten Problemen. Also einfach so bleiben, wie sie jetzt auch sind. Ist das keine Bestätigung, na? Da fühlen Sie sich bestimmt gleich besser.
@ treets: ich schrieb im konjunktiv, mein gott, lesen Sie doch erstmal genau.
Ach, Gilad. Jetzt kommt zur Sophistik auch noch die Rabulistik. Das war zu erwarten.
@205/198: Wieso sollte man vor einen hypothetischen Hintergrund im Konjunktiv dann keine zweite Chance für möglich halten?
Im übrigen würde ich dann gerne wissen was der “ rechtswidrigen Vermögensvorteil“ bzw. die „Vermögensbeschädigung“ gewesen sein soll, wenn es für nen service Artikel ohne Wald&Wiesen Zitat quasi das selbe geld gibt….
und „dick“ im sinne von „besonders schwer“ wird es sicher nicht gewesen sein, oder glaubt irgendwer ernsathaft das w. einer ganzen Bande von Zitatfälscher vorsteht??
Gegen das böse B wort konnten schon zwielichtigere Gestalten erfolgreich Rechtsmittel einlegen, ich würde das nichtmal im konjunktiv benutzen…. ist halt ein gestzlich definiter Begriff, der eben nicht jede Art von „Schummelei“ abdeckt….
@ 189 Georg Altrogge:
„Aus meiner Sicht kommentieren hier Leute, die den Journalismus ernst nehmen, und solche, die sich darüber lustig machen. Alle, die den Journalisten ernst nehmen, haben ein erhebliches Problem mit Fakes und erfundenen Experten. Für die anderen scheint ein solches Gebaren vielleicht komisch zu sein. Aber die haben auch kein Gefühl dafür, was ernsthafte Rechercheure antreibt. Wenn der Fall W. so ist, wie er sich nach allem, was derzeit bekannt ist, darstellt, dann ist es eine Blamage und Rufschädigung für den Journalismus.“
Es steht zu befürchten dass das Ihr voller Ernst ist. Und das Sie nicht ansatzweise auf die Idee kommen, Ihr Verhalten wäre eine ungleich größere Rufschädigung für den Journalismus. Und das Sie sich zweifelsfrei zu den „ernsthaften Rechercheuren“ zählen. Und…es ist wirklich einfach unfassbar…
[…] nur in Deutschland wird offenbar gerade ein Zeitungsartikelerfinder entlarvt, auch bei The New Yorker stellt Judith Thurman fest, dass es in Italien jemanden gibt, der […]
So weit ich das mitbekommen habe, hat W. nur „vergessen“, zu überprüfen, ob der von ihm zitierte Anwalt auch tatsächlich ein Anwalt ist. Vielleicht hat sich da einfach ein Wichtigtuer aufgespielt, und W. ist drauf reingefallen. Ist auch nicht gut, aber doch was Anderes als erfinden und klauen.
Davon abgesehen sind die Zitate insofern echt, als dass sie echte Sachverhalte korrekt wiedergeben. Bei der Diskussion über die Quelle sollte man dies nicht aus den Augen verlieren.
Anwalts-Newsletter per Post gibt es schon lange nicht mehr. Das ist alles billiger E-Mail-Spam. „Serviceorientiert“ auf Nutzwertartikel aus, in denen der Anwalt erwähnt wird. Ein naheliegendes Beispiel
http://www.anwaltsnewsletter.de
Laut taz war die Person, die beim Presserat Beschwerde einreichte, ein echter Anwalt. Ich hab mich ja bislang gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass einem Leser sowas auffällt, aber dass es einem echten Anwalt wurmen könnte, wenn ein Kollege ständig zitiert wird, leuchtet ein ;-)
http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/der-fall-penkella/
Sebastian W. lässt von sich hören, wehrt sich – schreibt khr in seiner Abendblattkolumne:
„…
Die Anwälte des Journalisten Sebastian W. haben dem “ Journalist „, dem Radiosender MDR Sputnik und dem Mediendienst “ Meedia “ Unterlassungserklärungen zugeschickt. Die drei Medien hatten behauptet, W. habe sich Zitate von nicht existenten Experten in Artikeln für Welt Online , Spiegel Online und den “ Südkurier “ ausgedacht. W. sagt, er sei einem Hochstapler aufgesessen.
Weder der „Journalist“ noch der MDR oder „Meedia“ wollen die Unterlassungserklärung unterzeichnen. Tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass es den Hochstapler nicht gibt und W. sich die Zitate selbst ausdachte. Dennoch gilt das Vorgehen der drei Medien als problematisch: Der Autor von „Journalist“ und MDR Sputnik, dessen Bericht „Meedia“ später übernahm, ließ W. 26 Stunden Zeit zur Antwort – eine für die Schwere der Vorwürfe sehr kurze Spanne.
…“
Deutsche Anwälte versenden im Jahr Millionen von Newslettern. Manche (für Anwälte) ganz modern per RSS-Feed, zeitgemäß per E-Mail mit und ohne Attachment, manche per Extranet-Portal- oder Internetsite-Download, einige per Briefpost und ganz selten auch per Fax. So wie der (potentielle) Mandant das wünscht oder der Anwalt glaubt, dass der Empfänger das wünschen könnte. Das opt-out bei Briefpost ist wesentlich aufwändiger, als bei E-Mails (in der Denke von so manchem Anwalt)…
Und natürlich freuen Anwälte sich, wenn sie zitiert werden. Es ist nämlich gar nicht so lange her, da durften Anwälte keine Werbung machen, nicht einmal ein Logo haben. Werbung ist nach wie vor (zwar nur noch leicht) eingeschränkt, vor allem immer noch nicht genauso üblich, wie für andere Dienstleistungen oder Waren.
Dieser Fall ist wirklich verrückt und mit vielen Merkwürdigkeiten behaftet, wie auch dieses Detail aus dem TAZ-Artikel zeigt:
„Auf TAZ-Nachfrage schieben sich jetzt der Journalist und MDR-Sputnik gegenseitig den Ball zu, wer denn die Berichterstattung W. initiiert hat: Sputnik beruft sich auf eine Pressemeldung der Journalist-Redaktion, die am späten Freitag Nachmittag herauskam. Beim Journalisten beruft man sich dagegen – auf MDR Sputnik.“
Ist der freie Autor R.G., der für den Artikel auf journalist.de verantwortlich zeichnet, nicht auch gleichzeitig freier Mitarbeiter bei MDR Sputnik? Laut MDR-Homepage ist er „Freier Mitarbeiter, Nachrichtenredakteur und Autor“ bei MDR Info seit 2001.
Ach so, und noch ein kurioses Detail zu dem freien Autoren, der die Berichterstattung um W. bei Journalist und MDR Sputnik ins Rollen gebracht hatte und der W. offenbar viel zu wenig Zeit für eine Stellungnahme gelassen hatte: Laut Homepage der Uni Leipzig ist R.G. als Lehrbeauftragter für Hörfunkjournalismus tätig und war im Wintersemester 2006/07 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Journalistik II tätig.
205: Sie hatten geschrieben, dass für den Fall, SW sei schuldig,folgendes Urteil ergehen möge… und genau das hatte ich kommentiert.
Betr.: „mein Gott“ – bleiben wir doch lieber bei treets…
Vielen Dank an Haco und jokahl wegen der Links. Ich wundere mich nach wie vor darüber, wie der Vorstand des djv meint, die Sache mit einem „erledigt“-Stempel abheften zu können. Das Schreiben des Vorstands hat ja beinahe Politbüro-Qualität.
Frohe Ostern!
216/217: Genau das ist der springende Punkt (haha), dass hier die Redaktionen im Nachhinein gegenseitig die Verantwortung zuschieben wollen, für ein und dieselbe Geschichte von einem Autor.
Mal eine ganz andere Frage: Was wäre, wenn sich herausstellt, dass W. seine Experten tatsächlich erfunden hätte. Dürften dann seine ehemaligen Auftraggeber ihre Honorare zurückverlangen – wenn nicht oder falsch erbrachter Leistung? Hat jemand ’ne Ahnung, wie das rechtlich aussieht?
@Thomas: Nicht ganz einfache Rechtslage, aber m.E. – ja. Soweit die betroffenen Unternehmen nachweisen können, dass S.W. wirklich schlecht geleistet hat. Wenn man gar kein Risiko eingehen will, könnte man S.W. vorher noch dazu auffordern, einen fehlerfreien gleichwertigen Artikel zu liefern.
(Für die Juristen: § 437 Nr. 3 BGB bzw. § 634 Nr. 4 BGB i.V.m. § 281 BGB, vgl. auch § 636 HS 2 BGB oder § 440 HS 2 BGB. Für Nachrichten-Artikel § 283 BGB wg. Fixgeschäft.)
Lieber Herr Niggemeier,
was beweist die Zusammenstellung, wenig. Aber es drängt sich der Verdacht auf, dass zwar nicht die Zitate, aber die Quellen gefälscht sein könnten. Halte ich für den insgesamt wahrscheinlichsten Hergang.
„Soweit die betroffenen Unternehmen nachweisen können, dass W. wirklich schlecht geleistet hat.“ Aha, und das weisen sie drei Jahre nach Veröffentlichung nach? Welches Medium ist verpflichtet, von seinen freien Autoren irgendwelche Texte abzunehmen? Es steht doch jedem Medium frei, angebotene Texte vor Veröffentlichung auf Richtigkeit zu prüfen und im Zweifel nicht zu veröffentlichen.
Hallo! Ich wundere mich, dass die Diskussion so dicht am konkreten Fall W. geführt wird. Wissen wir denn nicht alle, dass das ungekennzeichnete Abschreiben aus älteren Artikeln bzw. Quellen tagtäglich hundertfach passiert? Ich bin Redakteur bei einem in der breiten Öffentlichkeit nicht allzu bekannten Printmagazin, das viel mit freien Autoren arbeitet. In den 2 Jahren meiner Arbeit hatte ich X Fälle, bei denen (uns bis dahin unbekannte) Autoren schlampig recherchierte Texte abgeliefert haben. Mehrfach waren ganze Absätze nahezu wörtlich von thematisch passenden Websites oder anderen Veröffentlichungen übernommen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten prüfen wir diese Dinge, aber vermutlich rutsch immer mal was durch – bei uns und anderswo. Die personellen und finanziellen Ressourcen von Spiegel oder Welt sind ja keineswegs die Regel. Vielmehr gibt es unzählige Ein-, Zwei- oder Drei-Mann-Redaktionen, die Texte von freien Autoren ganz sicher nicht sehr akribisch überprüfen. Insbesondere da, wo man sich nicht im Nachrichten-, sondern im Special-Interest-Bereich bewegt, wird die Notwendigkeit der Überprüfung sicher selten als eher zweitrangig empfunden. Schließlich muss das Heft ja irgendwie voll werden, und zwar möglichst kostengünstig.
Der Einzelfall W. ist in meinen Augen daher kein Skandal und die ganze Aufregung kaum wert.
Und um das Klarzustellen: Ich finde schlampiges Recherchieren, Abschreiben und Dazu-Erfinden nicht in Ordnung. Ich stelle nur fest, dass es – meiner Erfahrung nach – ein strukturelles Problem ist, und kein skandalöser Einzelfall.
Ich meine natürlich „sicher NICHT selten als eher zweitrangig empfunden“.
@223: interessante Moralvorstellung, die Sie da haben. Dadurch dass Abschreiben täglich „hundertfach passiert“, ist es (berufs)ethisch in Ordnung? (die rechtliche Sphäre lasse ich außen vor.) Aha. Was sagen Sie denn zu Raubkopieren oder Ladendiebstahl? Ist auch in Ordnung oder? Macht ja eh jeder.
225:
Kay, einfach mal durchatmen ;-)
Stefan H hat geschrieben, dass es für ihn eher ein strukturelles Problem sei, kein skandalöser Einzelfall. Das heißt ja nicht, dass es in Ordnung ist.
@treets: bin vollkommen ruhig; sorry, wenn das anders herübergekommen ist :). Ich will mich gar nicht als Moralapostel aufspielen. Ich finde nur, dass man feststellen kann, dass abschreiben oder zitate fälschen falsch/schlimm/böse ist. OB W. jetzt dafür ethisch (karrierende) oder rechtlich (schadensersatz? kA) bestraft werden muss, ist eine ganz andere Geschichte, von der ich zu wenig Ahnung habe. Aber man darf doch abschreiben, egal wie viele Journalisten das jetzt tun, verurteilen oder nicht?
[…] wenn das jemand macht und auffliegt. Wobei es auch entlarvt, daß eigentlich niemand diese ewigen “Experten” in den […]
Wie kann man die sehr nüchterne, klare, aus Erfahrungen schildernde und offensichtlich richtige Aussage von 223 so arg missverstehen?
Ich wunder mich auch, dass offensichtlich alltägliche Schluderei hier an einem Einzelnen derart… Es gibt Schlimmeres, tagtäglich, von zu vielen Pressefritzen. Oder hat er nur das elfte Gebot verletzt = Du sollst dich nicht erwischen lassen (?)
@225:
Lesen Sie meinen Kommentar bitte noch einmal in Ruhe. Ich schreibe ja ausdrücklich, dass ich es NICHT in Ordnung finde, die Aufregung um den Einzelfall aber kaum nachvollziehen kann, weil er mir willkürlich „an die Öffentlichkeit gezerrt“ erscheint.
In etwa so, als würde irgendein einzelner Ladendiebstahl plötzlich tagelange durch die Nachrichten geistern und für Empörung sorgen. „Waaas??? Jemand hat eine Jeans geklaut? Am hellichten Tag? Einfach aus dem Laden getragen? Unter den Augen der Verkäufer? Nicht möööööglich!!! In welcher Welt leben wir denn???“
Okay, das Beispiel hinkt ein bisschen, aber ich wollte bei ihrem Bild bleiben :-)
„W. hat auch mir persönlich gegenüber bestritten, Zitate oder Personen erfunden zu haben. … schuldig geblieben.“
Wäre interessant welche Erklärungsversuche W. gemacht hat. Im Moment denke ich – nach der Lektüre dieses Endlosthreds – Stefan war wohl etwas voreingenommen?!?
Grüße
Stefan3
@230 Haha, danke, das Beispiel bringt es doch ziemlich auf den Punkt…
und jetzt ostereier bitte!
das internet hat nichts bewirkt. ausser einem:
danke das ich darüber sprechen kann.
das geht sehr vielen leuten so.
(wenn ich papst wär würd ich täglich 24 mal zucken, aus orgasmusgründen die zum teil lang zurückliegen)
vielleicht isses sinnvoll mal wirklich was zu entdecken als journalist.
im internet sind alle päpste.
etwas mehr leere langweile soll schon geholfen haben.
das is das, was jetzt folgt, falls jemand fragen sollte.
Wenn man die Diskussion ganz unbedarft verfolgt, dann bekoimmzt man den Eindruck, hier ginge es um einen Nobelpreisträger, der Laborergebnisse gefälscht hat. Nehmen sich die Medienleute nicht ein wenig zu wichtig? Diese Art von Journalismus ist doch allgegenwärtig. Da werden Experten herangezogen, nur um den Spin in der Story zu unterstreichen. Hier wurde der Experte erfunden. Der einzige Vorwurf, dem man dem W. machen kann, ist, dass er zu faul war, passende Expertenstimmen einzuholen. Im Ergebnis macht das kaum einen Unterschied. Was bleibt ist zufälliger Journalismus.
@235: Der Fall ist nun einmal da. Natürlich wäre es spannender, wenn W vorgeworfen würde, einen Druck-SPIEGEL-Informanten erfunden zu haben, der die Bundesregierung gestürzt hat, mit einem echten Zitat, das eigentlich von Guido Westerwelle stammt. Aber nutzwertorientierte Artikel haben nun einmal einen Riesen-Anteil an journalistischen Werken, die vor allem im Netz verbreitet werden. Ich behaupte mal, das die meisten Journalisten mit dieser Art von Inhalten ihr Geld verdienen. Und es kann nicht schaden, auch darüber einmal eine Qualitätsdebatte zu führen. Im Prinzip wäre das nichts anderes als das, was BILDblog macht: weniger die großen Skandale als den großen alltäglichen Mist aufzuzeigen.
Tja, jokahl, nur daß am Ende auf die Kleinen eingeschlagen wird. Der Sündenbock ist ja nun gefunden. S.W. war’s. Was er getan hat, war nicht korrekt, und er ist dabei erwischt worden, weil er’s übertrieben hat. Routine führt zu solchen Entwicklungen, wenn sie schon 20x einen Sicherheitstest im Atomkraftwerk gemacht haben, denken manche Leute ja auch, sie könnten das jetzt auch ohne Anleitung.
Daß das eigentliche Problem diese Formate sind, die Objektivität und Qualität durch sinnfreies Namedropping vorgaukeln…daß -zig Journalisten auch irgendwelche halbkoscheren Dinge machen müssen und wissen, wenn es auffliegt, sind sie dran, auch wenn’s der Chef oder Auftraggeber so gewünscht hat, das wäre zu diskutieren.
Der Nutzwert für den Leser ist durch die erfundenen Experten nicht geschmälert, da die Fakten stimmen. Dafür kann niemand S.W. Schleichwerbungsvorwürfe machen. Zitert man echte Experten, kann das dagegen schnell passieren.
Ich lese beispielsweise Bücher, die ich rezensiere. Dafür lachen mich etliche Kollegen und sogar Chefredakteure aus. Das lohnt sich doch gar nicht, wozu gibt es Waschzettel? Aber wehe, ich würde dabei erwischt, den alltäglichen Schlendrian gemacht zu haben: Man würde mich teeren und federn. Auch hier.
Vor einigen Jahren berichtete ich von einer Veranstaltung. Das erste Referat um 8 Uhr, da hatte ich keine Lust zu, weil das nächste erst um 10 war, dazwischen Pause. Also habe ich ausgeschlafen. Der Inhalts tand doch im Tagungsband. War um 10 da.
Frage meine Nachbarn: „Wie war denn der Vortrag um 8?“
„Der fiel aus. Der Referent ist erkrankt“.
Die anderen Medien, die von der Veranstaltung berichteten, lobten den 8-Uhr-Vortrag ausgiebig….
Und ich war auch nur ein kleines bißchen besser gewesen, weil ich eher aus Smalltalk- und Stimmungsgründen nachgefragt hatte. Wirklich weit weg davon, denselben Bock zu schießen, war ich nicht. Schließlich weiß jeder, daß das bißchen Honorar es gar nicht erlaubt, von Anfang bis Ende dabei zu sein.
@237: Ich finde ja auch die Rolle der Auftraggeber hier viel interessanter als die des verdächtigten Autoren. Die haben doch wohl wenig Interesse an Aufklärung oder daran, wegen fahrlässiger Leserverarschung an den Pranger gestellt zu werden. Und sei es auch nur in einem minderschweren Fall W.
Ach, jetzt sinds auf einmal wieder lediglich die bösen, menschenfressenden, kapitalistischen Auftraggeber, die es an den Pranger zu stellen gilt, weil die kleinen Rädchen gar nicht anders können, als mit voller Absicht schlampig zu arbeiten. Und nein, das ist jetzt kein Nazivergleich, obwohl er sich aufdrängt.
Da fehlt mir doch echt ein bißchen die Verantwortung für das eigene Handeln. Und sowas wie (Gott, wie naiv) Berufsehre. Wer sich damit arrangiert, dass das „halt so ist und dazugehört“, hat komplett seinen Beruf verfehlt. Wenn z.B. Theaterkritiker ne halbe Stunde zu spät kommen oder schon nach einer Viertelstunde gehen (müssen) und trotzdem eine pseudo-umfassende Kritik erscheint, dann ist das zwar vordergründig lustig, letztendlich einfach nur ganz ganz armselig, bei aller persönlichen Sympathie.
Mich erinnert die Diskussion an die Speditionsbranche. Es ist dort sicher nicht gang und gäbe, daß Fahrer ihre Fahrzeiten zum teil massiv überziehen. Aber es kommt durchaus häufig vor. Primär verantwortlich ist dabei natürlich der Fahrer. Aber sein Handeln ist sicher vor allem auch durch den Kostendruck im Speditionsgeswerbe begründet. Jeder weiß, daß bestimmte Preise nicht zu halten sind, wenn man die Regeln penibel einhält.
Wenn nun ein LKW-Fahrer auffliegt, weil er statt 6 oder 8 Stunden mal 14 Stunden am Steuer saß und damit Gesundheit und Leben anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet hat, schwenkt die Diskussion sehr schnell auf strukturelle Probleme im Tranportgewerbe.
Hier wird sehr schnell die Karriere eines jungen Journalisten für beendet erklärt und es dauert 400 Kommentare bis mal einer die Frage aufwirft, ob am Ende der Hauptfehler von W. nicht vielleicht doch nur der war, sich erwischen zu lassen, während Hunderte andere ähnliche Verfehlungen begehen.
Noch mal zu dieser seltsamen O-Ton-Manie: Was soll das eigentlich, daß solche Ratgeberartikel immer mit irgendwelchen O-Tönen angereichert werden?! Lernt man das so?
Im juristischen Bereich, macht ein O-Ton doch nur Sinn, wenn es sich in der Sache um eine kontovers diskutierte Frage handelt und der Zitierte eine gewisse Kapazität in dem Fachbereich ist (oder in irgendeiner Form persönlich betroffen).
Wenn dahergelaufene Experten mit irgendwelchen juristischen Banalitäten zitiert werden, ist das aus meiner Sicht mitnichten vertrauensfördernd. Vielmehr vermittelt doch der Autor eher Folgendes: Ich selbst habe keine Ahnung von der Materie, habe aber mal jemanden gefragt, der sich damit auskennen sollte und der mein Folgendes – ob’s stimmt, weiß ich nicht, drum bringe ich das lieber mal als Zitat.
@241: Wenn man es genau nimmt, ist das ja die eigentliche, ursprüngliche Aufgabe des berichtenden (nicht des kommentierenden) Journalisten: Informationen, Einsichten, Analysen, die als Quelle nicht die eigenen sind, gut aufgearbeitet zu vermitteln. Und das (die Quellen) deshalb im Beitrag auch offenzulegen, dient der Glaubwürdigkeit gegenüber dem Leser (und, nebenbei bemerkt, als Anker für den Arsch der veröffentlichden Redaktion).
Auch wenn sich das hier ein bisschen old-school-ARD-mäßig anhört: Genau das ist eigentlich der Kern der Diskussion – darf man sich als Journalist rein nur um der Verkaufe willen Autorität aneignen, die die zwar inhaltlich schon geleistet ist, faktisch (als Quelle) aber nicht oder nur eingeschränkt existiert. Das machen viele außer mutmaßlich W auch, ist klar, aber ist das deshalb in Ordnung?
@241: Primäre Quelle für rechtliche Bewertung von Sachverhalten sind aber das Gesetz und einschlägige Rechtsprechung. Ein Rechtsanwalt als Experte für irgendetwas kann doch nur dann Primärquelle sein, wenn er eine Ansicht vertritt, die gerade nicht allgemeine Meinung ist.
Wenn ich in einer juristischen Arbeit schreiben, daß eine Vertrag durch zwei übereinstimmende Willenerklärungen zustande kommt, kann ich dafür allenmfalls das Gesetz zitieren. Wenn es da nicht ausdrücklich stünde, könnte ich das meinetwegen noch als allgemeine Meinung deklarieren. Aber es wäre doch albern, dafür Prof. Schießmichtot zu zitieren, nur weil der das sicher irgendwann auch schonmal von sich gegeben hat.
@243: Was uns wieder dahin führt, warum das vielleicht jemand macht, um seine Beiträge besser zu verkaufen – gegenüber der Redaktion oder gegenüber dem Leser.
@peter wolf #242
„Primäre Quelle für rechtliche Bewertung von Sachverhalten sind aber das Gesetz und einschlägige Rechtsprechung.“
Ja, und diese Zitate von Anwälten und Mietervereinen geben vermutlich auch nichts anderes als Urteile wieder. Zumindest wird das erste Zitat „Kindern von Mietern stehen natürlich dieselben Rechte zu wie den Mietern selbst” häufiger in Zusammenhang mit „BGH NJW-RR 1987,13; LG Hamburg WM 1983, 27“ erwähnt.
Anwälte fassen Urteile zusammen, Journalisten zitieren dann diese Anwälte.
An dieser Stelle muss ich mal lobend erwähnen, dass die Diskussion hier nicht aus dem Ruder läuft und sehr sachlich geführt wird. Und den Hausherrn loben, der sehr zurückhaltend eingreift – auch wenn ihm evtl. manche Vielposter (mich nicht ausgenommen) zuweilen auf die Nerven gehen mögen.
Wie es anders geht, kann man bei meedia.de beobachten: da pöbelt der Autor Winterbauer über angeblich hier pöbelnde Poster, und Kritik an der Pöbel-Pöbelei wird kurzerhand gelöscht.
Wenn man keinen Austausch mit Lesern möchte, ist das der sichere Weg…
Allen noch ein schönes Rest-Osterfest mit etwas Sonnenschein zwischen den vielen dunklen Wolken!
Ich denke, dass man gerade als Journalist damit rechnen muss, dass sowas auffliegt?
Das ist einfach nur blödheit, ganz ehrlich…
@247: Warum, chieff, muss man damit rechnen, dass so etwas rauskommt? Wenn die Redaktionen Texte gar nicht oder selten vernünftig verifizieren, und das scheint der Fall zu sein, kann man dann ja nur noch auf den Leser vertrauen. Und, machst Du das, journalistische Standardtexte Deines Vertrauens nachrecherchieren? Wohl eher nicht, oder? Im vorliegenden Fall ist es auch kein normaler Leser gewesen, der sich beim Presserat beschwert hat, sondern ein Anwalt, der sich vielleicht in Konkurrenz zu dem zitierten Experten gesehen hat o.s.ä. und dem irgendwie an den Karren fahren wollte.
@Haco:
Wenn Rechtsjournalisten Anwälte zitieren, um den Inhalt eines Gesetzes oder Urteils zusammenfassen (ohne weitere Bewertung), statt dies selbst zu tun, ist das in etwas so, als wenn im Sportteil stünde: „Bayern München gewann beim FC Schalke mit 2:1“, teilte Trainer Louis Van Gaal mit.
@nocheinjurist 187
Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Wer sich aus irgendwas rausreden will, muss ja oft immer weiter ausholen, wenn einzelne Details widerlegt werden. Da wird etwas schnell mal komplex.
250!
Herr W. könnte jetzt langsam auch mal was sagen. Also vielleicht.
@ 185 haco:
du wirst eine geschichte immer leichter verkaufen können, wenn du in der lage bist, letzte zu zitzieren. im gegensatz zu journalisten können zitierte personen sich auch deutlicher oder intesionistischer ausdrücken, bringen also meist mehr schmackes in die sache.
hat sich sehr verändert, diese Seite. Ging es früher mal um witziges und irrwitziges aus Medien, um unlauteres Zusammenspiel unterschiedlicher Medienvertreter usw. scheint´s jetzt vor allem um eins zu gehen: um Moral. Ziemlich langweilig geworden.
Naja, christoph, ein wenig Irrwitz hat der Fall W schon – zumal sich niemand wirklich die Motive hinter der Moral erklären kann.
Aber Italien schlägt uns um Längen – wo der Sohn eines Schriftstellers und Enkel eines berühmten Literaturkritikers für etwa 20 Euro pro Stück Interviews mit Welt-Autoren gefaked hat. Und immerhin dazu Stellung bezieht.
http://www.newyorker.com/online/blogs/newsdesk/2010/04/more-counterfeit-interviews.html
Als Anwalt und journalistischer Laie verstehe ich die Aufregung nicht so ganz.
Es ist für mich ziemlich undenkbar, daß ein Anwalt „Penkalla“ e-mails zu allgemeinen rechtlichen Themen zur Verwendung als Zitat versendet und dies UMSONST macht. Als Anwalt hafte ich grundsätzlich für meine Aussagen. Insofern sollte man bei Aussagen auch klar unterscheiden, ob hier ein Anwalt als Interessenvertreter auftritt („mein Mandant ist unschuldig“, pp.) oder allgemeinen Rechtsrat erteilt. Letzteres ist aufgrund der Komplexität der Sachlage oft nicht so einfach.
Insofern gehe ich schwer davon aus, daß der W. die Zitate aufgepeppt hat, da es beim Leser als unsexy rüberkommt, wenn man lediglich die Broschüre des Mieterschutzvereins zitiert.
und jetzt?
Strafrechtlich ist der Sachverhalt m.E. irrelevant. Zivilrechtlich könnte der Auftraggeber Regreß nehmen, wobei festgestellt werden muß, daß die Aussagen letztendlich richtig sind. Ob hier eine Schlechtleistung vorliegt ist insofern gar nicht so klar.
Also kommt die Frage nach der journalistischen Moral.
Ein Plagiat liegt ja wohl nicht vor, da hier lediglich Kommentarinhalt richtig wiedergegeben wird. Der einzige Fehler liegt darin, daß man noch Anwälte erfunden hat, welche einen juristischen Kommentar zitieren.
Da aber in der heutigen Medienwelt häufig falsch zitiert, abgeschrieben oder erfunden wird, wie man in „bildblog“ täglich nachlesen kann, kann man dem W. lediglich vorwerfen, daß er sich dabei hat erwischen lassen.
@254: „kann man dem W. lediglich vorwerfen, daß er sich dabei hat erwischen lassen“…wenn die vermutung richtig ist, kann man ihm sicherlich auch vorwerfen, dass er nicht mal reinen tisch macht..
dann hätte es sich nämlich auch endlich mal mit der ganzen spekulation.
die Luft hier ist wohl raus.
Mal schauen, ob sich W. nochmals in der Sache äussert.
Ansonsten ab zur nächsten Sau. Die treiben sich schliesslich nicht
von selbst durchs Dorf…^^
@ B.Schuss
Genau das ist die Gefahr – genau das!
A propos Sau: wie geht’s eigtl. Kachelmann ? Lang nichts gehört von dem…^^
Kachelmann ist gut. Sind Altrogge und Daniel da schon dran? Gibts schon Aussagen von Nachbarn? Oder wars eher der Gärtner?
total gespannt,
Luftikus
@254, ultrafrettchen:
„Strafrechtlich ist der Sachverhalt m.E. irrelevant.“
Lassen Sie das mal lieber nicht den Georg Altrogge hören, der sich als Fachjournalist dazu bereits hier geäußert hat („Arroganz der Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen in diesem Fall nicht konsequent zu führen“). Ihr Glück, dass Sie einen anonymen Nick gewählt haben, so muss er sich mit ihren Bemerkungen nicht beschäftigen.
(Kleiner Seitenhieb, Herr Niggemeier, off-topic und hoffentlich ausnahmsweise mal erlaubt)
@261: treets, Mann Gottes, bitte, ist nicht zu meedia alles gesagt? Und zu Herrn Altrogge? Könnte man die entsprechende Energie, das alles immer zu wiederholen, auf jeden Fall Recht und das letzte Wort behalten zu wollen, nicht viel besser dafür verwenden, die Medienwelt ein Stück lebenswerter zu machen?
jokahl: ist schon in Ordnung, ich habe zuviel Energy-Snacks zu mir genommen.
;-)
Außerdem hat doch Nietzsche schon gesagt, dass sich alles auf der Welt irgendwie dauernd wiederholt. Und das war noch vor Erfindung des Fernsehens!
@264: Und das war (ist) ein Experte, den man heute zitieren darf, ohne ihn fragen, bezahlen oder in Frage stellen zu müssen.
bin verwirrt. entweder niggemeier löscht reihenweise spurlos einträge oder jokahl hat zu viel restalkohol im blut und kann nicht mehr zählen. die idee, dass jokahl auf zukünftig kommende kommentare postet, greift ja nicht. q.e.d.
264: vielleicht hat jokahl sich nur vertippt (254).
andererseits: wieso rest-alkohol?
Bitte macht jetzt Schluss.
Danke.
Die nächste Sau darf jetzt in’s Dorf. Wollen wir se reinlass….?
Ich denke nicht, dass Herr Niggemeier die Sache auf sich beruhen lassen wird. Die Angelegenheit erfordert m.E. zumindest ein abschließendes Statement. Von mir aus auch erst in ein paar Wochen.
kann ich dir jetzt schon schreiben.
in etwa
„ja, w. hat einen fehler gemacht. aber nichtsdestotrotz ist das verhalten von meedia unter aller sau.“
@treets: meinte niedliche, mit eierlikör und weingelee gefüllte schokoladeneier.
zeit zum schreiben scheint er ja zu haben…
http://www.volksfreund.de/nachrichten/meinung/leserbriefe/Leserbriefe;art8042,2407257
@zoey, treets: 264 war eine Replik auf 263/treets (Nietzsche), bitte um Verzeihung für den Vertipper, war aber kein Alkohol im Spiel.
Gerade gesehen: Sieht wohl wirklich nicht gut aus für W
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article1447707/Erfundene-Zitate-Sebastian-W-in-Erklaerungsnot.html
Clemens Gleich schrieb: „Google (mal wieder) arbeitet aktuell mit einigen US-Zeitungen an Dingen in diese Richtung.“
@ Clemens Gleich:
Welche US-Zeitungen sind das denn? Wie gut funktioniert es?
Die wichtige Rolle von öffentlichen Primärquellen sieht man ja gerade mal wieder bei dem aktuell veröffentlichten wikileaks-Video. Wirklich mündige Bürger, wie sie für eine demokratische Kultur notwendig sind, kann es erst geben, wenn jeder Mensch die Möglichkeit hat sich selbst sein Bild zu machen. Dafür ist Zugang zu Primärquellen eine wichtige Bedingung.
Niiggemeier sich selbst über Zensur aufregen, aber durch Abkürzungen sich selbst zu zensieren macht dich sehr unglaubwürdig!
@adAdmin: dämlichster Beitrag des Tages. Herzlichen Glückwunsch.
Ich will jetzt, verdammt noch mal, wissen, was nun mit W und den Experten wirklich los war. Was denn nun, ey!? Hat er oder hat er nicht? Und wie und warum? Und was bedeutet das für die Zukunft des Journalismus? Umhüllt W nun der Mantel der Geschichte, wird er in ihm begraben, wiederaufersteht er, oder was?
Schließe mich jokahl an:
Was ist denn nun aus der Geschichte geworden? Sollte etwa die Ich-sag-nix-Taktik funktioniert haben und über alles wächst nun Gras? Hat der Spiegel gegen die Einstellung des Verfahrens protestiert? Hat W. überhaupt irgendwie, irgendwas in Richtung Aufklärung getan, oder nur Anwälte Buchstaben verschicken lassen?
@juchu: Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich werde aber mit Sicherheit auf den Fall noch einmal zurückkommen.
Annette Milz schreibt in den Kommentaren, dass sie „in den nächsten Tagen“ (Stand: 17.04.) wieder zu W berichten wird.
http://www.mediummagazin.de/aktuelles/faelschungsvorwurf-die-faktenlage/
(Kommentareintrag ganz unten)
[…] macht eigentlich… Adolf Hitler? Da frei erfundene Interviews derzeit offenbar voll im Trend liegen, dachten wir von überschaubare Relevanz, dass wir auch mal […]
neuigkeiten in der sache:
http://meedia.de/nc/details-topstory/article/fall-w–staatsanwaltschaft-ermittelt-wieder_100027543.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=23&cHash=9466f244ae
Tja, da muss man wohl vor Herrn Altrogge den Hut ziehen, auch, wenn das viele hier nicht so gern hören wollen. Und auch, obwohl er es immer noch nicht schafft den Namen des falschen Anwalts durchgängig korrekt zu schreiben („Penkalla“). Er nimmt sich der Sache weiter an, er bleibt dran, er will’s wissen. Ich finde das gut. Ein Kommentator bei meedia erweckt den Eindruck, Ws Anwalt (und nicht etwa Carsten Penkella) würde allerhand Abmahnungen verschicken. Stimmt das, weiß jemand etwas darüber?
Also ich bedaure das aufrichtig, dass gegen W jetzt ernsthaft durch zwei Staatsanwaltschaften ermittelt wird (mediummagazin schreibt das jetzt auch). Und obendrein nicht (nur) wg. angeblicher Erfindungen sondern auch wg. angeblicher Versuche, diese gegenüber Auftraggebern zu vertuschen. Das Tragische ist, dass offenbar nur eine Behörde hier Aufklärung bringen kann und es ist traurig, dass der Journalismus solche Probleme nicht selbst erhellt und auflöst. Spiegel Online kann man ernsthaft kritisieren dafür, dass sie sich selbst und ihre Weste fein raushalten bei dem Fall.
Das hätte man auch anders lösen können. Und es ist mir ein Rätsel, wie und warum es W so weit hat kommen lassen können, unabhängig davon was nun war, ist der Schaden groß. Aber, wie gesagt, ich verstehe vor allem SpOn, Welt usw. nicht. Das ist bei der SZ damals besser gelaufen (investigative Recherche im eigenen Haus über das eigene Blatt – genial) oder jüngst bei Neon (intern fix geklärt, selbst veröffentlicht, Punkt – auch o.k.).
Das Einzige, was hier „schade“ ist, ist dass die Staatsanwaltschaft evtl. wichtigere Dinge zu tun hat. Wenn W bestraft wird umso besser, dann überlegen sich die ganzen Geschichtenerfinder (siehe Italien) eventuell in Zukunft zwei Mal, ob sie Interviews und Experten erfinden wollen.
W hat wenigstens gelogen dass sich die Balken biegen. Eine nette Geldstrafe an gemeinnützige Einrichtungen fänd ich angebracht.
Ich fände zeitnahe Aufklärung viel angebrachter (und so etwas ist/wäre – wenn der Verdächtige wirklich etwas Verdächtiges gemacht hat – für einen mit seinem Namen veröffentlichten Profi ja die Höchststrafe.
Und der Geschichten(Interview)erfinder in Italien, Debenedetti, ist von (ausländischen) Journalisten zweifelsfrei aufgedeckt worden – und er hat sogar mit ihnen geredet. Genau das, was ich meine.
Tja, die Wochen ziehen ins Land, und inzwischen ist die Webseite des Nachwuchjournalisten http://www.zeitungsjung.de offline, damit auch die anwaltlichen Grüße an das gemeine Blogger-Volk. Ich gehe davon aus, dass statt „Aufklärung“ das schnöde Prinzip des „Aussitzens“ gepflegt wird. Daraus dürfte man, dem Unschuldsvermutungsprinzip folgend, keinerlei Rückschlüsse auf die Vorwürfe ziehen, aber es liegt in der Natur der Sache, dass sie sich aufdrängen.
@286/Michael: Eigentlich ein Skandal, dass so etwas überhaupt möglich ist. Ich habe allerdings die Hoffnung, dass nach der WM eine Sauregurkenzeit kommt und dieses Thema dann nochmal aufgewärmt wird. Wahrscheinlich sind wir ja nicht die einzigen, die auf weitere Informationen hoffen.
Die Domäne ist aber nach wie vor vergeben. Wahrscheinlich wird es wieder eine Webseite geben, wenn Gras über die Sache gewachsen ist.
@278: Hast Du nochmal was gehört, was aus der Sache geworden ist? Ich fände es nach der Aufregung schwer erträglich, wenn dass jetzt im Sande verläufen würde. Zumal sich dem Außenstehenden der Verdacht aufdrängt, dass W. damit sein Zeil erreicht hätte…
Würde mich freuen, wenn nochmal was kommt…
nochmal ich: Gibt es neue Entwicklungen in der Sache? Du wolltest doch nochmal unbedingt auf die Sache zurückkommen. Schließlich hat W. ja auch für Bildblog geschrieben…
Die Domain http://www.zeitungsjung.de steht mittlerweile zum Verkauf. Und über Google findet man auch nichts neues mehr? Gibt es aktuelle Entwicklungen oder hat Sebastian W. die Geschichte jetzt doch aussitzen können?
Offenbar hat Ws Taktik gezogen. Glückwunsch. Und alle anderen haben nur Schaum geschlagen. Auch der Betreiber dieses Blogs, der ja unbedingt nochmal auf die Sache zurück kommen wollte, scheint kein Interesse mehr zu haben.
Das ist echt schade. Über 800 Kommentare in den Einträgen zu dem Thema hier…aufgebauscht zum Riesenskandal…
Echt langsam so traurig die Nummer, dass man fast wieder in zynisches Gelächter ausbrechen möchte!
[…] In den Medien führt das gelegentlich zu der etwas absurden Praxis, des Expertentums, deren Sinn man gerne diskutieren kann: Die Experten sollen hier die Glaubhaftigkeit und das Vertrauen vermitteln, das viele Medien offenbar selbst nicht glauben zu haben: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/falsche-experten-mit-echten-zitaten/#comment-126891 […]
[…] In den Medien führt das gelegentlich zu der etwas absurden Praxis, des Expertentums, deren Sinn man gerne diskutieren kann: Die Experten sollen hier die Glaubhaftigkeit und das Vertrauen vermitteln, das viele Medien offenbar selbst nicht glauben zu haben: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/falsche-experten-mit-echten-zitaten/#comment-126891 […]
[…] In den Medien führt das gelegentlich zu der etwas absurden Praxis, des Expertentums, deren Sinn man gerne diskutieren kann: Die Experten sollen hier die Glaubhaftigkeit und das Vertrauen vermitteln, das viele Medien offenbar selbst nicht glauben zu haben: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/falsche-experten-mit-echten-zitaten/#comment-126891 […]