Kloppen und klicken

Erstaunliche Zitate hat Thomas Mrazek für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Journalist“ von den Verantwortlichen führender deutscher Online-Medien eingesammelt. Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur von sueddeutsche.de, sagt auf die Frage nach den berüchtigten Bildergalerien seines Angebotes:

„Die Bildergalerien sind ein genuines Element des Internets. Wir können hier Geschichten über Bilder erzählen. Mit Klicks kann man sich verschiedene Erfahrungswelten erwandern — das ist Internet.“

(Meine Lieblingswanderung durch die Erfahrungswelten von sueddeutsche.de der vergangenen Monate führt übrigens durch eine Umfrage, die 237 Gründe für Sex ermittelt hat. Auf sueddeutsche.de sind sie vollständig dokumentiert, und raten Sie mal, wie oft Sie klicken müssen, um sie alle zu lesen.)

Der Chef vom Dienst bei sueddeutsche.de, Carsten Matthäus, sagt:

„Es gibt hier nicht die Devise: Macht jetzt Klicks — egal wie. Wir bemühen uns sehr darum, Qualität zu produzieren.“

Ganz ähnlich formuliert es „Spiegel Online“-Chef Mathias Müller von Blumencron:

„Es ist eine Unterstellung, dass uns nicht an Qualität, sondern an Klicks liegt.“

Okay, wenn es nicht um Klicks geht, vielleicht könnte jemand der „Spiegel Online“-Redaktion regelmäßige Betriebsausflüge ins Bordell spendieren? Oder, alternativ, kalte Duschen im Büro installieren?



(Ein interessanter Versuch ist in diesem Zusammenhang auch das Spiel von Lukas, in dem man versuchen muss, Artikel-Überschriften von „Spiegel Online“ und Bild.de der richtigen Quelle zuzuordnen.)

Blumencron kritisiert im „Journalist“ eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung über die Abwege der Onlinemedien. In „Klicks, Quoten, Reizwörter: Wie das Web den Journalismus verändert“ kommen die Journalisten Steffen Range und Roland Schweins u.a. zu folgendem Schluss:

Wie in Trance folgen die meisten Online-Redaktionen dem Leitmedium „Spiegel Online“ und seinem Kanon eines neuen, leichtlebigen, unterhaltenden, tendenziösen Netzjournalismus. Dabei geben die Journalisten ohne Not jahrzehntelang bewährte journalistische Prinzipien preis. Sie begehen Selbstmord aus Angst vor dem Tode. Denn die meisten werden den Internet-Konzernen nicht Paroli bieten können, selbst wenn sie noch so viele Rätsel, Bildergalerien und Telefon-Tarifrechner auflegen. Das Massengeschäft gehört längst Google und den Unterhaltungsportalen.

Blumencron erwidert im „Journalist“:

„Die Autoren haben schlecht recherchiert. Sie haben nie Kontakt mit uns aufgenommen, dabei sind unsere Türen immer offen.“

Er wirft der Untersuchung vor, sich auf veraltete Quellen aus den Jahren 2001 und 2003 zu stützen — zweifellos eine ungerechtfertigte Kritik. Die Autoren reagierten darauf ausgesprochen aufgebracht und fordern in ihrem Blog eine Entschuldigung von Blumencron.

Ich fürchte, die werden sie nicht bekommen. Ich habe Blumencron gefragt, ob er mir ein Beispiel für schlechte Recherche schicken und erklären mag, wie er das mit den veralteten Quellen meint. Statt einer Antwort leitete er er mir eine Mail weiter, die er bei Erscheinen der Studie an die Verfasser und die Stiftung geschickt habe. Darin heißt es u.a.:

[…] Meinen wir, wenn wir von Spiegel Online reden, wirklich dieselbe Web-Site?

In munterer Sprache ziehen Sie über die Online-Redaktionen her und da wir bereits im Vorwort sehr prominent erwähnt werden, kann der Leser gar nicht umhin, Ihre Aussagen auch auf unsere Site zu beziehen. Sie haben uns sogar ein eigenes Kapitel gewidmet, nur frage ich mich: Warum ist keiner von Ihnen während der Recherchen zu Ihrer — immerhin als gewichtige Studie gepriesenen — Ausarbeitung bei uns vorbeigekommen, um sich ein Bild von unserer Arbeit zu machen? Vielleicht hätten Sie dann einen Teil der gravierenden Fehlaussagen vermeiden können, die Ihre Studie kennzeichnen. […].

Sie schreiben, der Leser würde kurze Meldungen den ausgefeilten Analysen, Reportagen und Hintergrundstücken vorziehen – und deshalb würde die Formenvielfalt des klassischen Journalismus bei uns nicht stattfinden. Das Gegenteil ist der Fall – und Sie hätten es leicht an unserem Produkt und unserer Statistik überprüfen können. Gerade auf diese Formen legen wir großen Wert, mehr als die meisten Tageszeitungen. Warum schicken wir sonst Reporter nach Bangla Desh, um vor Ort zu recherchieren, wie die Menschen dort der drohenden Überflutung ihres Landes entgegensehen?

Warum waren wir sofort in Kunduz und haben dort mit Reportagen nicht nur über die Stimmung im Bundeswehr-Lager berichtet, sondern auch als einzige über die von deutschen Medien galant übersehenen afghanischen Opfer des Anschlags? Warum setzen wir ein ganzes Team daran, das Abkassieren der Versorger beim Trinkwasser zu untersuchen, was umgehend zu hektischen Aktivitäten von Kartellwächtern und Politikern führte? (Alles Beispiele aus den vergangenen Tagen).

Warum installieren wir eine feste Korrespondentin in Beirut? Und warum besteht ein Großteil unserer Aufmacher gerade nicht aus News, sondern aus politischer Analyse, aus Autorenstücken, etliche davon von Spiegel-Kollegen? Sind das wirklich die Merkmale eines „zerstreuenden Journalismus“?

Natürlich sind wir noch lange nicht perfekt. Natürlich vergreifen wir uns mal mit einer Headline im Ton. Natürlich liegen wir mal mit einem Thema daneben, wo kommt das nicht vor. Und ja, wir bekennen uns zur Unterhaltung, dafür haben wir ein Ressort Panorama, in dem fünf unserer über sechzig Redakteure arbeiten. Ist das wirklich eine Ressourcenverteilung, die sich am „Primat der Unterhaltung“ orientiert?

Sie schreiben, dass wir unsere Reichweite (die Sie merkwürdigerweise an der Zahl der Klicks messen) krampfhaft mit Bilderstrecken hochtreiben würden — wiederum falsch beobachtet. Die Reichweite — also die Zahl unserer Leser — wird von der Agof und von Allensbach mittlerweile konservativ, aber recht verlässlich ermittelt. Sie hat nichts, aber auch gar nichts mit der Zahl der Klicks zu tun. Auch für das Werbegeschäft sind die meisten Bilderstrecken irrelevant — sie sind schlicht nicht vermarktbar und werden dem Kunden auch nicht als vermarktbare Klicks kommuniziert. Warum leisten wir uns dennoch eine Bildredaktion aus drei Kollegen und bauen ein gemeinsames achtköpfiges Video-Team mit SpiegelTV auf? Weil wir ein visuelles Medium sind und etliche Sachverhalte über Bilder besser deutlich machen können, als mit tausend Worten.

Der schlimmste Vorwurf indes ist jener, dass wir munter die Grenzen zwischen Werbung und Inhalt verwischen. Sie hätten sich überzeugen können: Bei uns sind Vermarktung und Redaktion scharf getrennt, kein Redakteur textet bei uns auch nur eine Zeile im Auftrag eines Werbekunden. Dagegen habe ich selbst Verträge etlicher renommierter Tageszeitungen gesehen, in denen Interviews, Reportagen und Gefälligkeitsdienste für den Kunden ausdrücklich zugesichert wurden. […]

Falls Sie sich also weiterhin mit Spiegel Online befassen wollen — etwa in Ihrem „Blog für Qualitätsjournalismus“ — lade ich Sie nach Hamburg ein. Dort können Sie sich gern davon überzeugen, dass unsere Redaktion kein „Totenschiff“ ist, sondern die derzeit am schnellsten wachsende Qualitätsredaktion in Deutschland, eine hoch motivierte, gut ausgebildete, gut bezahlte und selbstbewusste Mannschaft. […]

Diese Mail ist inzwischen mehrere Monate alt. Ich dokumentiere sie — mit freundlicher Genehmigung von Herrn Blumencron — trotzdem, weil ich glaube, dass die Grundsatzdiskussion interessant und relevant ist. Am Konflikt hat sich ohnehin wenig geändert, und die Schere zwischen der Kritik an den Seiten vermeintlicher Qualitätsmedien und ihrer Selbstdarstellung wird gerade eher noch größer.

Das liegt sicher auch daran, dass wir Kritiker uns manchmal zu sehr in den Bildergalerien und Sexgeschichten verhaken und darüber tatsächliche und fundamentale Qualitätssteigerungen übersehen.

Andererseits: Wie ernst kann man Blumencrons Empörung über den Vorwurf der Vermischung von Werbung und Inhalt nehmen, wenn „Spiegel Online“ seit Jahren nicht gekennzeichnete Werbelinks wie diesen hier innerhalb der redaktionellen Menuleiste anbietet:

Oder versuchen Sie mal, in der fröhlich als „Angebote“ markierten Linksammlung auf der Startseite von „Spiegel Online“ redaktionelle Links, Eigenwerbung und bezahlte Angebote auseinander zu halten:

Diese Mischung ist nicht nur ethisch zweifelhaft, sondern auch juristisch: Das Berliner Kammergericht urteilte im vergangenen Jahr, dass ein Besucher vor dem Klick wissen müsse, ob er auf eine Werbeseite kommt. Müsste das nicht eine Selbstverständlichkeit sein für ein Qualitätsmedium?

Bemerkenswert ist auch, was Martin Rieß, Verkaufsleiter beim „Premiumvermarkter“ Quality Channel (u.a. sueddeutsche.de, „Spiegel Online“) auf dem Medienforum Mittweida gesagt hat. Er wurde angesprochen auf redaktionell gestaltete Seiten, die Werbekunden glücklich machen sollen, so zum Beispiel die berüchtigten Rubriken Sommerreifen-Spezial und Winterreifen-Spezial, die während der Reifenwechselzeiten von Continental gesponsert werden und für die zunächst bei „Spiegel Online„, heute noch bei sueddeutsche.de (pseudo-)journalistische Artikel vom Fließband produziert werden mussten. Rieß sagte:

Rieß: „Die Meßbarkeit im Internet ist Fluch und Segen zugleich. […] Es ist natürlich ein Fluch, weil wir dann sehen, dass beispielsweise drei Tage vor Ablauf des Winterreifenspezials eben noch sehr viel [an Klicks] fehlt, und dann versuchen wir schon mit den Redaktionen, da Möglichkeiten zu finden, noch …“

Moderatorin: „Das würde uns näher interessieren. Das heißt, Sie nehmen dann Einfluss auf die Redaktionen?“

Rieß: „Nein, naja, wir versuchen, ihn zu nehmen. Die Redaktionen sind natürlich, je nachdem, wie selbstbewusst oder stark die sind, in der Lage zu sagen: Ist uns völlig egal, ob das Winterreifenspezial unterliefert oder nicht. Aber wir weisen darauf hin, dass es Probleme gibt, was Leistungserfüllung anbelangt. Und man kann dann natürlich einen Artikel auf die Homepage nehmen oder auch ein bisschen verstecken. Das kann jede Redaktion für sich entscheiden, aber man kann natürlich so steuern, dass sich die Werbekunden da… eher… .“

Hier endet der Satz.

Das ist der Stand der Dinge: Die Online-Medien mischen Werbung und Redaktion und zwingen ihre Leser dazu, dutzendfach zu klicken, um einen einzigen Artikel zu lesen, und empören sich darüber, dass man ihnen vorwirft, Werbung und Redaktion zu mischen und ihre Leser als Klickvieh zu missbrauchen.

43 Replies to “Kloppen und klicken”

  1. Deshalb lasse ich mir meine Online-News von z. B. digg.com vorfiltern. Sollte es sich um sogenannten „(Blog-)Spam“ handeln, wird das in aller Regel auch so markiert. Demnächst werden wir auch in Deutschland ausreichend Meta-News-/Social-News-Seiten haben, die das Ausfiltern von Werbung übernehmen.

    Dann ist es auch endlich vorbei mit der Klick-Hurerei, denn auch das kommt auf Social-News-Seiten überhaupt nicht gut an.

    Der einzelne Medien-Konsument mag ja dumm genug sein um den BMW-Link in der Navigation von Spiegel.de zu folgen, aber in der nahen Zukunft wird man so keine müde Mark mehr machen können.

  2. das heisst aber auch, das sich die angebote nicht durch werbung refinanzieren lassen.

    und ich möchte mal stark bezweifeln, das jounalisten künftig pro bono bei SpOn arbeiten werden.

  3. die beschriebene tendenz ermuntert mich, es mit dem boykott der übrlichen verdächtigen doch mal wieder ernsthaft zu versuchen. ich bin rückfällig geworden, aber eigentlich war es gar nicht schwer, da trocken zu werden.

    danke, stefan.

    .~.

  4. Das ist neu für mich. Ich habe mich schon immer gefragt warum die Artikel in so vielen Online-Zeitungen (oder von sonstigen Informationsanbietern) immer in so kleinen Häppchen presentiert werden. Manchmal sind es echt nur 3 oder 4 Sätze und dann wird man schon gezwungen auf die nächste Seite zu klicken. Das ist derart nervig das ich kaum noch Online-Medien lese.

  5. Stimmt, diese Linksammlung hat mich immer schon verwirrt zurückgelassen.

    Mal eine Frage eines Laien:

    Es werden doch eigentlich als releventer Maßstab nicht Klicks sondern Page-Impressions und Visits gezählt!?

  6. „das heisst aber auch, das sich die angebote nicht durch werbung refinanzieren lassen.“

    Ich habe mich vielleicht nicht ganz deutlich ausgedrückt. Natürlich hat niemand etwas gegen Online-Werbung. Digg macht ja z. B. auch Werbung auf seinen Social-News-Seiten. Was allerdings überhaupt keine Chance auf Akzeptanz hat, sind die offensichtlichen Schleichwerbungs-News.

    Vergleiche selbst:
    Abgewertete News:
    http://digg.com/news/world_business/upcoming/fewest
    Aufgewertete News:
    http://digg.com/news/world_business/upcoming/most

    Nicht, dass ich hier Werbung für Digg machen möchte, aber man sieht doch, wie die Zukunft der Online-News aussieht. Ich bekomme ein breites Spektrum an News und der grösste Müll (inklusive offenkundigen Spam und Schleichwerbung) ist schonmal ausgefiltert.

    Seiten, die zum Grossteil aus Werbung bestehen und lediglich ein paar Absätze einer Meldung fallen durch. Wenn SpOn so weiter macht, dann werden sie es demnächst sehr schwer haben.

  7. Vielleicht sollte man auch erwähnen, dass nicht nur Bild, süddeutsche.de und Spon die Bösen sind. Auch Online-Angebote von großen Zeitungen gehen sehr fragwürdig mit der Kennzeichnung von Werbung um.

    Die „Anzeigen“ von spiegel.de heißen auf faz.net „Top-Service“. Zwar ploppt ein Erklärungsfenster auf, wenn man auf die Anzeigen klickt, jedoch sind nicht alle Angebote auch als Werbung gekennzeichnet (Beispiel: „Lotto: Jetzt tippen und Jackpot knacken.“) Der Link führt zu einer Werbeanzeige der kommerziellen Lottofirma JAXX (befindet sich aber immerhin noch auf faz.net).

    Eine weitere nicht gekennzeichnete Anzeige befindet sich auf der Hauptseite: “ „Brunch and Ice“ sonntags und „After-Work on Ice“ montags – In der Innenstadt steht vor der prachtvollen Kulisse des Frankfurter Hofs eine exklusive Eisbahn. Bis 27. Januar heißt es nette Menschen treffen, Runden drehen und kleine Köstlichkeiten genießen.“ Auch wenn dieses Angebot ein Angebot der FAZ ist, bleibt es eindeutig Werbung.

    Ein Artikel unter „Computer und Technik“ zeigt die Artikelvorschau: „Bewegungsfreiheit mit einem neuen Kopfhörer: Zwei Ultraschallsensoren lassen das Surround-Klangbild mitwandern. Beyerdynamic schafft mit dem Headzone Home ein Heimkino-Gefühl für den wahren Individualisten.“ Besser könnte es eine reine Werbeanzeige wohl auch nicht anpreisen…

    Wie man sieht: Die Grauzone ist groß.

  8. So berechtigt alle Kritik auch sein mag, irgendwie kann ich schon verstehen, dass Blumencron sich ärgert. Hätte doch der Recherche echt nichts geschadet, mal in der Redaktion vorbeizuschauen?
    Hätte doch bestimmt auch der Redalktion nichts geschadet, Besuch von „außen“ zu bekommen, ein bisschen konstruktive Kritik? Denn ohne diesenn Besuch, wer kann denn genau sagen, wie viel von diesen Vermischungen etc böswillig gemacht werden, und was davon sich einfach mit der Zeit eingefahren hat?
    „Sometimes it takes a foreigner to see the obvious“.

  9. Wirklich schön aufbereitet, aber leider am Schluß über’s Ziel hinaus.
    Warum den mit „Hier endet der Satz“ nicht auch den Artikel beenden? Ich denke jedem ist klar geworden, was die Intention des Werkes und des Autors war. Es noch einmal in einem Satz dermaßen plakativ zusammenzufassen macht in meinen Augen die ganze vorherige Argumentation zunichte.
    Für mich klingt es dann nur noch wie: „das ist so, weil ich es sage.“

    Mal davon abgesehen, dass ich zumindest auf Spiegel Online noch keinen Artikel gefunden habe, der ein Dutzend Klicks gebraucht hat, um sich zu entfalten, jedenfalls keinen der sich mit irgendeinem relevanten Thema beschäftigt hat. Das Unterhaltung nichts mit Information zu tun, sagt doch bereits der Name. Wer sich sowas zu Gemüte führt erwartet auch keine journalistischen Tugenden. Das bei vielen Artikeln ein einfaches Korrekturlesen das Niveau deutlich verbessern würde ist da ein ganz anderes Thema.

    Schade drum.

  10. „Jammerschade“ nur, dass der Werbe-Overkill oft nach hinten losgeht.
    Ich hab z.B. noch nie auf die „Angebote“ bei SpOn geklickt, weil ich das alles für Werbung gehalten habe (sind da wirlich redaktionelle Angebote drunter? Welche?).
    Außerdem war die Seite (neben den grausamen Flash-PopUps von 1&1, Arcor, Nokia, etc. auf vielen anderen Seiten) ein Hauptgrund für mich, AdBlock zu installieren.
    Schade auch, dass die „Qualitätsmedien“ sich von den Werbekunden derart unter Druck setzen lassen. Sollte es nicht auch Werbekunden geben, denen Käufer lieber sind als von schlechten Angeboten und nervtötenden Werbetechniken verärgerden Aus-Versehen-Klicker (die schon deshalb nichts kaufen werden)? Oh, ich vergaß, die Werbefirmen werden ja auch nur nach Quantität bezahlt…

  11. Ich denke, die grundsätzlichen Probleme auch und gerade bei Spiegel Online sind klar (Leyendecker hat das letztens sehr schön auf den Punkt gebracht, und meinte damit nicht speziell SPON – sinngemäß: „in Bonn wurde einem früher vorgehalten, man habe dies oder jenes aus dem Zusammenhang gerissen, heute gibt es immer weniger Kollegen, die überhaupt noch Zusammenhänge erkennen können“. (Dies gilt natürlich auch für manchen aufstrebenden Nachrücker beim Heft (der „Illustrierten“…sehr schön…) ). Und das ist ein Problem, dass nicht nur Spiegel Online oder Online-Medien überhaupt betrifft. Es gäbe hier aber das eine oder andere, was man speziell zur achso kompetenten Vor-Ort-Berichterstattung etwa aus Asien anmerken könnte.
    Aber ich bleibe mal beim Thema PR und belasse es in Sachen Verknetung von Redaktionellem und PR mit dem Verweis auf den Themendienst einer namhaften Presseagentur, die z.B. für die „weichen“ Ressorts der Häuser regelmäßig Werbetexte als Redaktionelles im Programm hat und Läden wie Spiegel Online dies dann eben auch einfach nur pasten. Ist ja auch kein Wunder, denn wer arbeitet denn als Schreiber für solche Honorare?!…
    Die Gründe für den Niedergang des Qualitätsjournalismus – ja, sie sind zahlreich.

  12. Ich meine, man muss bei den Bildergalerien (Spon nennt sie ja mit Absicht „Fotostrecken“) zwischen den beiden Medien unterscheiden. Während Spiegel Online sie mittlerweile – Ausnahmen bestätigen die Regel – meist dort einsetzt, wo die Bilder im besten Fall eine Geschichte erzählen, zumindest aber zum Hauptartikel passen, nutzt sie sueddeutsche.de ohne Sinn und Verstand als Klickbringer.
    Aber hoffentlich werden auch sie irgendwann merken, dass man damit zwar kurzfristig die Page Impressions hochtreiben kann, die Leser aber auf Dauer verärgert, enttäuscht und von der Seite vertreibt – wodurch letztlich die Reichweite und die Zahl der Visits (als härtere Währung bei der Online-Quotenmessung) in den Keller geht. Wie gesagt, hoffentlich.

  13. […] Kloppen und klicken (stefan-niggemeier.de) Das ist der Stand der Dinge: Die Online-Medien mischen Werbung und Redaktion und zwingen ihre Leser dazu, dutzendfach zu klicken, um einen einzigen Artikel zu lesen, und empören sich darüber, dass man ihnen vorwirft, Werbung und Redaktion zu mischen und ihre Leser als Klickvieh zu missbrauchen. […]

  14. Ich finde tatsächlich, Blumencron hat durchgehend Recht. SpOn liefert in letzter Zeit wirklich mehr längere Artikel mit INfos und Tiefgang, und die Bilderstrecken sind so eingebaut, dass ich mich noch nie über sie geärgert habe. Und eine echte Vermischung von Redaktion und Werbung kann ich da beim schlechtesten Willen auch nicht feststellen – daran ändern auch ein paar alte Icons nichts, die da irgendwer mal vor Urzeiten platziert hat. Habe ich – als Stammleser – noch nie beachtet und schon gar nicht angeklickt.

  15. Starker Tobak, dem stimme ich in dieser harten Form nicht zu, weil es, wie Martin Rieß sagt, darum geht, Reichweite zu schaffen. In diesem Verständnis wäre schon jeder Programmtrailer bei TV-Sendern, jeder SEO-Link, jeder Vertriebsmassnahme im Pressegrosso („Heinz, leg mal den Stern direkt neben die Kasse“) eine Vermischung. Und ob jemand auf eine Werbung klickt oder nicht, bleibt ihm glücklicherweise immer noch freigestellt. Noch fühle ich mich, gerade beim Spiegel, nicht als „Klickvieh“ missbraucht.

  16. SPON ist trotz seiner krampfhaften Versuche, reißerische Titel für jede Story zu finden, immer noch eher ein Lichtblick, insofern hilft es schon zu differenzieren. Schön wäre es außerdem, wenn man einen individuellen Filter bei SPON setzen könnte, um von vornherein gewissen Damen wie Paris Hilton und Co nicht einmal im Teaser begegnen zu müssen. Ansonsten muss man glaube ich vorrangig mal bei sueddeutsche.de aufräumen (siehe auch anderes Posting von Stefan Niggemeier). Ich kriege als Abonnent der SZ echt die Krätze, wenn ich sowas lese.

  17. am 24.aug.07 hatte ich zu dem thema „unkenntlicher Werbeteaser“ folgende mail an [email protected] gesendet:


    Sehr geehrte Redaktion,

    heute morgen habe ich auf Ihrer Site unter der Rubrik „Netzwelt“ den Menüpunkt „Sicherheits-News“ entdeckt. Dieser führt auf ein rein werbliches Angebot der Firma Symantec. Laut eines Urteils des Landgerichts Berlin vom Juli 2005 müsse Werbung als „Anzeige“ gekennzeichnet oder eindeutig zu erkennen sein. Auch ein sogenannter „Teaser“ zwischen redaktionellen Inhalten müsse den Lesern eindeutig klarmachen, dass er zu einem Werbeangebot führt – er dürfe dies nicht erst nach dem Klick erfahren. (Quelle: http://www.bildblog.de/702/gericht-verbietet-bildde-schleichwerbung )

    Mit freundlichen Grüßen

    eine antwort blieb natürlich aus. und geändert hatte sich auch nichts.

  18. „Das Unterhaltung nichts mit Information […]“

    verstehe ich nicht. Es heisst doch die Unterhaltung?

    Oder geht es um den Unterhalt?

  19. Im Vergleich zu vielen Konkurrenten ist SpOn sicher noch der Einäugige unter den Blinden (vor allem haben die kapiert, dass mehrspaltiges Layout wie in Zeitungen im Internet den Lesefluss eher stört – bei den meisten anderen hilft bestenfalls noch ein RSS-Feed gegen Chaos und Dauerscrollen…).
    Dennoch sind gerade die Panorama-Schlagzeilen (leider aber auch manche in anderen Ressorts) und die Vermischung von Werbung und Artikeln ein Übel, das nicht sein muss. Schon gar nicht bei einem selbsternannten „Qualitätsmedium“.

  20. Lustig finde ich das Argument, man solle sich doch erst mal in der Redaktion umschauen, bevor man das Endprodukt kritisiert. Für den Leser ist schließlich einzig und allein entscheidend, was hinten rauskommt.

  21. @17: Also die Argumentation möchte ich gerne noch einmal genauer erklärt bekommen. Wenn Ihnen, sagen wir mal, Peter Klöppel morgen während der Nachrichten zwischen Klimawandel und Arbeitslosenzahlen etwa folgendes erzählt: „Die Supermarktkette ALDI verkauft wieder einmal ein hervorragendes Laptop zum Spitzenpreis. Experten sprechen von dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem deutschen Markt.“, dann ist das genau so wie ein Trailer für die nächste Spielshow am Samstag Abend zwischen Werbung und Programm? Das können Sie doch nicht ernst meinen.

  22. Klickvieh? Bis ich bei diesem Wort war musste ich meine Bildlauf-Taste ganz schön beanspruchen. Ein klein wenig fühl ich mich ja schon als „Scroll-Sau“ missbraucht…

    @17: Wenn ich sofort erkennen kann, wo Redaktion endet und Werbung beginnt, gebe ich Dir völlig recht. Wo das nicht oder nur schwer möglich ist (siehe den schönen Screenshot „Neues von BMW“) bekommt jedes Medium ein Glaubwürdigkeits-Problem, egal ob BILD, SpOn, Münchener Merkur oder Flensburger Tageblatt…

  23. @Markus 28: Hä? Sie haben da doch von Vermischung geschrieben. Jetzt verstehe ich Sie überhaupt nicht mehr. Sie schrieben doch, man könne ja jetzt bei jeder Werbung von Vermischung reden, und das sei Blödsinn, aber das tut hier doch gar keiner.
    Es geht hier doch gerade um das unzulässige Vermischen von redaktionellen Beiträgen und Werbung, wie es zum Beispiel bei SpOn Praxis ist.
    Wovon sprachen Sie denn jetzt?

  24. page impressions (=klicks auf das content-angebot) haben in der tat nichts mit reichweite zu tun, da liegt herr blumencron richtig. letztendlich sagen die nichts weitr aus, als wieviel auf einer website rumgeklickt wurde. ohne zusätzliche angaben wie verweildauer, klickfrequenz und seitentypus völlig wertlos. viele klicks bedeuten sogar eher schlechte navigation und usability.

    reichweite ist, wie viele einzelne rezipienten erreicht werden. das misst man in unique visitors. das ist die wichtigste meßgröße überhaupt, die aber nicht von der ivw ausgewiesen wird.

    und um es abzurunden: die dritte meßgröße ist visits = anzahl der besuche.

    also leute, bisschen schlau machen vorher kann nicht schaden, bevor man den onlinemedien an den karren pinkelt.

  25. moti: Stimmt leider nicht, was Sie dort schreiben. Eine kurze Recherche beim Spon-Vermarkter Quality-Channel zeigt: Die Werbepreise berechnen sich nach wie vor über die Zahl der Page-Impressions. Kann man bspw. sehr leicht auf dieser Seite nachschauen. Geworben wird zwar auch mit den „Unique User“-Zahlen und sicher wird das künftig irgendwann einmal eine Rolle spielen. Heute allerdings nicht. Wenn Herr Blumencron etwas anderes behauptet, ist das nach meiner Meinung schlicht nicht korrekt.

    Und wozu man die Redaktion besuchen soll, um das Produkt zu beurteilen, weiß ich nicht. Ich halte das für ein Ablenkungsmanöver. Andernfalls müsste man ja fragen, bei wie viel Prozent der Meldungen die Spon-Redakteure ebenfalls selbst vor Ort sind.

  26. jan: habe ich doch gar nicht bestritten, dass die werbepreise sich zumeist aus den page impressions errechnen.

    herrn blumencron gebe ich nur in dem einen punkt recht, dass page impressions eben nichts mit reichweite zu tun haben.

    dass page impressions als abrechungsmethode generell üblich sind, heißt aber keinesfalls, dass dies sinnvoll ist.

    mein punkt war nur, dass man sich über die begrifflichkeiten und bedeutungen der messgrößen im klaren sein sollte, bevor man den online-medien vorwürfe macht. eine unsaubere argumentation hilft nur der gegenseite.

    klar ist nämlich auch, dass süddeutsche.de ihre website als klickmaschine mißbraucht, um durch minderwertige page impressions einnahmen zu generieren.

    nochmal: erstens haben page impressions nichts mit reichweite nichts zu tun aber zweitens sind sie für sich allein gesehen auch nicht aussagekräftig ohne wichtige andere meßwerte wie verweildauer zwischen den klicks oder aber auch die sichtbarkeit der anzeige für den rezipienten usw. es geht darum, ob der rezipient in die lage versetzt wird, etwas zu kaufen.

    page impressions als abrechnungsmethode für image-werbung sind schon prinzipiell ok. problem nur: die manipulierbarkeit. was ist eine page impression von einem sekundenbruchteil wert, wenn der user sich durch eine bildergalerie klickt und auch noch abgelenkt ist? wenn andere größen nicht berücksichtigt werden, dann ist das alles sinnlos.

    hier sollten sich ganz klar die beteiligten mal einer schulung unterziehen.

    die ivw-daten sind so imo nichts wert.

    entscheidend für den werbeerfolg sind diverse größen. nur mal so aus dem kopf:

    – aufenthaltsdauer auf der einzelnen webseite
    – klickfrequenz
    – thema der webseite
    – abhängigkeit der werbung vom content
    – störeinflüsse anderer werbung
    – entertainmentmöglichkeiten auf der webseite
    – kaufstimmung des rezipienten
    – sichtbarkeit der werbeanzeige
    – scrollverhalten
    – nutzerdemografie
    – anzeigenfarben
    – webdesign
    – navigation
    – trafficzusammensetzung
    und und und

    das ist ne ziemlich analytische sache. ich bitte alle eindringlich darum sich mal intensiver mit werbewirkung zu befassen, damit werbepartner nicht über den tisch gezogen werden können und mediaplaner keinen blödsinn erzählen können und vor allem der werbetreibende was für sein budget erhält und klickmonster keine chance auf vermarktung von sinnlosen page impressions bekommen.

    bitte mit der genauen definition von page impressions, visits und unique visitors anfangen.

  27. „Vermarktung und Redaktion scharf getrennt“

    Wird man eigentlich automatisch Bildblogger für einen Tag, wenn man bei Euch eine Anzeige schaltet? Oder gibt es da einen Mindestumsatz?

  28. Mir fällt auf, dass bisher niemand das Argument brachte: Die sind online so schlecht, weil sie die Leser wieder dazu bringen möchten, die Printausgabe zu lesen. Doch, doch. beim Studium von SZ-online kam mir dieser Gedanke schon mehrmals.

  29. …wo das gesunde Halbwissen nicht weiterweiß, wird der fehlende Rest halt ersetzt durch die Feste des Glaubens…;)

    PI, wie sie die IVW ermitteltt, sind in dem gesamten Gemenge die einzig hart gezählten Fakten. Schon die daraus _errechneten_ Visits sind deutlich schwammiger.

    Ziemlich weit im Reich der Kristallkugeln ist man mit den von der AGOF ermittelten Zahl von Unique Usern etc. Die werden mit mehr oder weniger großem Datawarehousing-Aufwand beim Cookieverteilen und -aufsammeln und einem weiteren mehrstufigem Verfahren, das online-Befragungen und real-world-Telefonbefragungen einbezieht, ermittelt.

    Auch Blumencron hat sich da entweder blenden lassen oder argumentiert bewußt schräg, wenn er meint, dass sei „konservativ“, was irgendwie wohl grundsolide und seriös suggerieren soll.

    Blumencron liegt im Falle von SPON mit seinen AGOF-Zahlen wahrscheinlich nicht mal sooooOOOoo daneben. Einfach weil die schiere statistische Größenordnung dazu geeignet ist, Aussagen halbwegs zu sichern. Im Falle „kleinerer“ Angebote mit, sagen wir mal, bis zu 20 Mio IVW-gerecht ermittelter PI-Zahlen, sind Aussagen zu Unique Usern, Unique Machines ets. nicht wirklich ein hartes Kriterium.

    Und schon wird das neue Buzzword „Targeting“ bei online-Werbung durchs Dorf getrieben, was wohl Werbetreibenden einreden soll, es gäbe im Netz zielgruppenspezifische Auslieferung mit gaaaanz wenig Streuverlusten.

    Sicher: Die Datensammlungen bei Addtech, Doubleklick und Co. dürften mittlerweile groß genug sein, um so etwas im Ansatz zu erlauben. Wie viel allerdings zu 100% der Besucher fehlt… darüber darf freilich trefflich spekuliert werden. IMHO reden wir da schon über mehr als 50 Prozent…

    moti hat schon Recht, wenn er meint, dass contentabhängige Nutzungsdsauer, Klickwege, Ausstiegspunkte etc. interessant wären für die Vermarktung. Nur: Die Zeit, als professionelle Websites dafür die Serverlogs analysierten, ist aber seit etlichen Jahren vorbei… und wegen der schieren Größe der selbigen auch längst nicht mehr sinnvoll zu bewerkstelligen.

    „Klickmaschinen“ sind ja nicht wirklich neu. Mit der Zeit entscheidet da aber wohl das kollektive Abstimmungsverhalten der Surfer per Maus: Leidet die Usabiliity darunter, weil man aller zwei Sätze klicken muß, geht der Ansatz nach hintenm los. Ich denke, das wird auch bei Sueddeutsche und Co irgendwann einmal ankommen.

    Längere Beiträge in drei, vier Portionen aufzuteilen, wird dagegen von der Mehrzahl der Besucher toleriert bzw. gar als Erleichterung verstanden.

    Und – „ehrliche“ Klickmaschinen in Form möglichst vieler themenrelevanter Querverweise auf weitere Inhalte der eigenen Site sind immerhin ein bisschen das Grundgerüst von Hypertext…;)

    cul,
    Max

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