Süddeutsche Zeitung
Der Preis ist heiß (RTL).
Ein letztes Mal fährt der Damenfinger die Formen des DE323S nach, umschmiegt seinen Griff und tippt dem Bügeleisen auf den Dampfknopf. 89 Mark kostet er nur, nicht 100, wie Liane geschätzt hatte. Trotzdem wird sie am Ende letzte Gewinnerin in der Geschichte von „Der Preis ist heiß“. Am Freitag verabschiedete sie die Show nach 1874 Sendungen für immer in die ewigen Schnäppchenjagdgründe. Die meisten anderen Dauerwerbesendungen sind schon früher gestorben, und nur bei „Der Preis ist heiß“ waren die Produkte gleichzeitig Hauptdarsteller, roter Faden und Wissensgebiet.
Nach seinem Verschwinden wird das deutsche Fernsehen nie mehr sein wie früher. Die Sendung war stilbildend wie einst „Dalli-Dalli“, wo sich ein Kandidat, der in die Kamera gewunken hatte, einmal von Hans Rosenthal ermahnen lassen mußte: „Sie sind in einer Großstadt – das macht man nicht!“ Die Show-Revolution der Privaten bestand darin, die Leute aus den Kleinstädten in Busse zu verladen und ihnen wieder beizubringen, ihrem Drang zu winken, toben und den Showmaster zu knutschen, ungebremst nachzugeben.
Ihre Mission haben die Dauerwerbesendungen erfüllt. Zuschauer in Ekstase und Markennamen in Großaufnahme brauchen kein eigenes Genre mehr. Sie sind im ganzen Fernsehen zu Hause.