(nur fürs Protokoll)
Oktober 2006. Die „Frankfurter Rundschau“ schreibt über Blogs — und verwechselt Monate mit Tagen. Zwei Wochen später macht derselbe Autor denselben Fehler noch einmal.
Dezember 2006. „Jetzt.de“ schreibt über Blogs — und verwechselt Monate mit Tagen.
März 2007. Die „Fach“-Zeitschrift „werben & verkaufen“ schreibt über Blogs — und verwechselt Monate mit Tagen.
März 2007. Die Morgenzeitschrift „Tomorrow“ schreibt über Blogs — und verwechselt Zehntausend mit Tausend.
25. Mai 2007. Der Hamburger Kommunikationswissenschaftler Siegfried Weischenberg spricht über Blogs — und verwechselt Monate mit Tagen*:
[audio:http://www.stefan-niggemeier.de/weischenberg.mp3](Die Leute, die da im Hintergrund so fies lachen und ihre Ahnungslosigkeit zur Schau stellen, sind übrigens Journalisten, die glauben, es sei schlecht für das Volk, wenn sie ihr Informationsmonopol verlieren. Und ja, Weischenberg spricht danach auch noch von größeren und vermeintlich „interessanteren“ Blogs. Die ganze Deutschlandfunk-Sendung als mp3 hier.)
Um es noch einmal auszuschreiben: Man kommt laut einer Untersuchung von Jan Schmidt nicht mit 450 Lesern im Monat unter die Top 100 der deutschen Blogs, sondern mit 450 am Tag. Und selbst das reicht längst nicht mehr.
[via Medienblogger]
Also werden hier systematisch die Zahlen falsch wiedergegeben, um die reale „Reichweite“ von Blogs zu verschweigen?
Wovor hat man eigentlich mehr Angst: Die Erkenntnis über die Relevanz von A-Bloggern der Öffentlichkeit, oder sich selbst einzugestehen?
Wiederholung?
Periodisch?
Regel?
Monate?
Tage?
Wechseln?
Blinde?
Okay, is platt, (scnr)
aber dazu kann einem doch auch
nix gescheites mehr einfallen.
MfG
„Also das kann wirklich nicht … äh… nicht so richtig interessant sein.“
Schön, wie er sich seinen Wunsch von der Wirklichkeit so schön zusammenbastelt. Äh.
@Martin: Ich glaube nicht, dass das Absicht ist. Es ist eine Mischung aus Desinteresse, Schlampigkeit und Arroganz.
[…] Und ich dachte, ich hatte mich verhört … 2f Posted in 86 Allgemein 3 | 2 38 27 3 43 2 […]
Abgesehen davon muss man auch nicht unbedingt unter die Top100 kommen und die Leserzahl ist einigen Bloggern auch egal.
Gruß,
Manuel
Ich erinnere mich gerade an die Welle der Empörung nach dem Grand Prix. Es war ein Blogger, der mit Hilfe der einfachen Mathematik den Mythos von der Ost-Block-Mafia widerlegt hat.
Diese grundlegende Rechercheleistung erwartet man eigentllich von „echten“ Journalisten.
450 im Monat… Hm… das schafft ja ein jeder dahergelaufener Gammablogger (wie ich einer bin *g*) mehr…
Interessant zu sehen, wie sich die Jungs ihre Realitaet zurechtruecken…
Du, Stefan, Du musst das einfach kosmischer sehen. Die Erde ist Milliarden Jahre alt, was sind da schon Tage und Monate? Echt, Du. ;-)
Die korrekte Zahl liegt wohl, wenn man die blogscout-Zahlen hochrechnet, schwächere Wochenende und Feiertage berücksichtigt und eine ganze Reihe von A-Blogs, die dort nicht gemeldet sind, bei 30.000 Besuchen im Monat, um in die Top 100 zu kommen. Also rund 60mal so hoch.
‚Das eben ist der Fluch der bösen Tat, das sie fortzeugend Böses muß gebären‘ (Schiller: Piccolomini).
Mal aus Interesse:
Konfrontiert denn jemand (Stefan?) die Herrschaften, die solchen Müll verbreiten, auch mal damit oder echauffieren wir uns nur hier darüber und die Angesprochenen bekommen es nicht mit…?
@12 Guter Gedanke. Es wäre eine ehrenvolle Aufgabe für ein Blog, einfach mal den Unsinn der Medien nicht nur zu vermelden, sondern die Macher konkret darauf anzusprechen. Eine Art Pranger für Dummschwätzer. Und wer sich einer Aussage verweigert, zeigt ja damit auch schon seine Einstellung zum Thema Verantwortlichkeit.
Aber wer macht’s?
„Man muss wissen: Selbst die sparsamsten dieser Automobile haben einen Kraftstoffverbrauch von über sechs Litern pro Kilometer. Das ist ungefähr so viel, wie ein Gaul in der Stunde an Wasser zu sich nimmt. Also, das kann wirklich nicht so richtig interessant sein.“
Der Verkehrsexperte, Pferdezüchter und Vorsitzende des Deutschen Postkutscher-Verbandes S. Weischenberg am 25. 5. 1907 in einem Podiumsgespräch mit dem Titel „Der Bürger fährt selbst – Verändern Kraftwagen unsere Mobilität?“
Man kann auch mit einem Besucher im Jahr unter die Top100 kommen – es ist alles nur eine Frage, welche Top100 man meint.
Die Top100 von Deutschenblogcharts nutzen Technorati als ihre Bemessungsgrundlage.
Ich präferiere auch die Zählung nach Blogscout.de, doch da kommt es auch wieder auf die Differenzierung nach Reichweite und Top-Liste an.
Grüße,
René@ProBloggerWorld.de
@12
Wayne? ;)
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: wie viele Blogger interessiert der Sermon solcher planlosen Journalisten Marke 1.0?
Jaja, die Sendung habe ich im Deutschlandfunk auch gehört und mich gefragt, welche Geistesgrößen da mal wieder unterwegs sind. Manfred Bissinger sprach von persönlichen Befindlichkeiten – und meinte damit wohl mehr mit Blick auf den Untergang von „Die Woche“ seine eigenen.
Noch nie war der Zugriff auf Informationen so leicht, noch nie waren diese Informationen so umfangreich, und noch nie zuvor war der durchschnittliche Bildungsstand unter den Schulabgängern so niedrig wie heute; sogar bei einem Großteil der heutigen Abiturienten drängt sich einem der Eindruck auf, daß sie möglicherweise noch nicht mal den Hauptschulabschluß in der Tasche haben.
Es ist die Informationsflut, die uns alle fertig macht. Den einen früher, den anderen später. Das ist das Problem. Hinzu kommt natürlich der Trend, daß jeder glaubt, einfach über Dinge reden zu dürfen, von denen er nichts versteht. Das macht es nicht leichter.
Ich halte die Diskussion „Blogs – der Tod des klassischen Journalismus“ für etwas überdreht – vor allem natürlich bei beiden Extrema. Auf der einen Seite gibt es einige Blogger, die glaube, dass sie mit ihren „Bürgerblogs“ die Medienwelt aus den Angeln heben und auf der anderen Seite schlecht informierte Journalisten, die die vermeintliche Gefahr klein reden wollen.
Halten wir fest:
1. populärere Blogs werden von Journalisten macht (ja, die Leute die in den bösen Printmedien gelernt haben und auch davon leben..)
2. Die liebe Reichweite: Selbst wenn es keine Schülerzeitung ist – sie ist immer noch kein Grund zu übertriebener Arroganz gegenüber von klassischen Printmedien und ihren Online-Ablegern. Ich habe mir die totale Reichweite von den Top-100-Blogs von gestern angeschaut – das waren 380.000. Ich kenne jetzt nicht die jährlichen Durschnittswerte – das ist die Reichweite von ein bis zwei mittelmäßig gut etablierten Regionalzeitungen im Web (mit mehreren Lokalteilen, klar). Das ist jetzt nicht schlecht, aber auch kein Vergleich zu großen Online-Medien.
3. Gute Artikel in guten Blogs sind hin und wieder besser als schlechte Artikel in mäßigen Online-Ablegern – auch wenn die Redakteur von den Online-Ablegern von angesehenen Printmarken Geld dafür bekommen und mehr Zugriffe haben.
Also: Schluss mit der schwarz-weiß Malerei. Die meisten Blogs werden eine tolle Ergänzung in eine größer werdenden Nische zu den Online-Ablegern der Massenmedien sein. Außerdem sind die Blogs jetzt auch nicht die komplette Neuerfindung – ich fasse sie immer als Kolumnen auf. (Oder sehe ich das falsch, Freaks?)
Es gibt sicherlich einige Argumente, die tatsächlich für einen tiefgreifenden Medienwandel sprechen. Sie liegen aber sicherlich nicht auf der Ebene ‚ Können nun Blogger oder Journalisten besser schreiben bzw. recherchieren?‘ So etwas ist Pillepalle und unterscheidet sich von Person zu Person, nicht zwischen Medien.
Neu aber ist zum Beispiel ‚die Permanenz der Nachricht‘. Der Vorväter-Satz ‚Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern‘, der gilt einfach nicht mehr. Durch die Bloggerei werden Texte ’sticky‘, sie tauchen noch nach Jahren wieder auf. Individueller Meinungswandel wird nachvollziehbar, das neue Netz ‚verzeiht‘ nichts mehr, es ist fehlerintolerant.
Und das alles bei einer zunehmenden Hetze und Quickie-Mentalität in der Publizistik, dank des ‚modernen Qualitätsjournalismus‘, den die Verleger mit ihrer zunehmenden Altersweitsicht einfordern. Wo eigentlich mehr Muße, mehr Abwägen, mehr Bedachtheit auf den eigenen Ruf gefordert wäre. Stattdessen wird Hetze und journalistisches Rumgeballer verlangt – purer ‚Quantitätsjournalismus‘ also: möglichst viele Texte auf möglichst vielen Kanälen, möglichst viele Klicks, möglichst viel ‚Factual Entertainment‘. In Print und TV ist der ‚Inhalt‘ mausetot, so erlebe ich das, ‚Content‘, der den Leser ‚content‘ machen soll, der ist stattdessen gefragt. Kurzum: Professioneller ‚Burger‘-Journalismus ist die Zukunft … den wiederum die Blogger als typische Altmedienaussteiger mit Begeisterung vor sich her jagen werden.
Auf solchen Ebenen lässt sich der wirkliche Wandel schon eher festmachen.
Der aktuelle Trend ist ja, dass Journalisten behaupten, Blogger könnten unkontrolliert ihre Meinung als Fakt deklarieren. Ist das nicht mal ein wunderbares Thema für die FAS, Herr Niggemeier?
Wieder einmal ein interessantes Beispiel wie schnell sich (falsche) Informationen weiterverbreiten ;-)
[…] Journalisten checken ihre Fakten (wenn ihnen danach ist). […]
[…] Längst müssten diese Vorgänge und die sie verursachenden politischen Internetverweigerer auch in den traditionellen Medien Wellen schlagen. Aber wir haben in Deutschland eine Medienlandschaft, in der die Meisten der deutschen Medienschaffenden das Internet als den bösen Jobkiller sehen und nur einseitig und kritisierend auf alles, was aus diesem globalen Hort des Grauens ersteigt, einschlagen. Hier wird Internetunkenntnis ignoriert oder gar hinter den Kulissen wohlwollend zur Kenntnis genommen. (Abgesehen davon halten sich deutsche Journalisten in der Regel nicht einmal mit dem Prüfen von Fakten auf wenn ….) […]
[…] «Man muss wissen, mit 450 Zugriffen im Monat kommt man unter die hundert erfolgreichsten Blogs in Deutschland, ja? Das ist ungefähr die Auflage einer Schülerzeitung. Also das kann wirklich nicht so richtig interessant sein.» Siegfried Weischenberg, Kommunikationswissenschaftler, im Mai 2007 bei einer Diskussion von Deutschlandradio. [Quelle (mp3), gefunden bei Stefan Niggemeier] […]
[…] Vertreter des Qualitätsjournalismus und der Kommunikationswissenschaft dürften z.B. nach diesem bitteren Scheitern mit den medienprofessionellen Grundtechniken “Statistik lesen” und “Quellen […]