Wie die Print-Lobby Kinder indoktriniert

Die Bayerische Staatskanzlei hat im Herbst mit einem Pilotprojekt begonnen, das Grundschülern Medienkompetenz beibringen soll: Sie machen einen „Medienführerschein“, den sie in Form einer Urkunde ausgehändigt bekommen.

In der Unterrichtseinheit „Schau genau hin!“ für die dritte und vierte Klasse sollen die Kinder lernen, Nachrichtenwege zu erkennen und zu bewerten. Sie tun das anhand eines Überfalls, bei dem ein Junge auf Rollschuhen einer Frau die Handtasche entreißt. Leon, der kleine Löwe, erforscht mit den Schülern dann, auf welchen Wegen es die Nachricht in die Zeitung und ins Internet schafft. Und mit welchem Ergebnis:

Bernd, der blöde Blogger, hat ungefähr alle Fakten falsch verstanden. Das ist kein Wunder, denn im Internet werden ja, anders als bei der Zeitung, die Informationen vor der Veröffentlichung nicht überprüft. Oder wie es im Begleitmaterial für die Lehrer heißt:

Die Kinder sortieren die einzelnen Schritte der vorgeschlagenen Nachrichtenwege. Danach vergleichen sie: Einmal sind es drei, einmal vier Schritte. Welcher Schritt fehlt bei dem Nachrichtenweg ins Internet im Vergleich zum Weg in die Zeitung? Antwort: Es ist die Überprüfung der Information. Der Journalist hat bei der Polizei nachgefragt, die Fakten gesammelt und erst dann veröffentlicht.

(…)

Beim Blog-Text werden die Informationen ungeprüft ins Netz gestellt. Vielleicht hat Bernd einiges missverstanden oder erinnert sich nicht mehr genau. Fakt aber ist, dass seine Informationen nicht geprüft sind. An dieser Stelle bietet sich auch der Vergleich zu dem Spiel „Stille Post“ an. Auch da gehen Informationen auf dem Weg der Übermittlung verloren. Natürlich können auch Journalisten etwas falsch verstehen. Deshalb können in einer Zeitung ebenfalls fehlerhafte Informationen stehen. Sollte dies vorkommen, werden dort in der Regel aber Falschmeldungen korrigiert.

Am Ende der Unterrichtseinheit können die Kinder bei einem „Quiz für Medienprofis“ zeigen, was sie gelernt haben:

Unter dem Vorwand einer guten Sache, nämlich Kinder dafür zu sensibilisieren, dass nicht jeder Information zu trauen ist und dass Quellen unterschiedlich vertrauenswürdig sind, erzählt der bayerische „Medienführerschein“ ihnen das Märchen von der Überlegenheit gedruckter Nachricht. Es geht nicht nur um den Kontrast professionell ersteller journalistischer Informationen zu privaten Blogs — eine zumindest theoretisch sinnvolle Gegenüberstellung (auch wenn mit spontan gleich mehrere vermeintlich professionelle Medien einfallen, denen ich im Zweifel weniger Glauben schenken würde als einem unbekannten Blog). Die Unterrichtsmaterialen mischen das konsequent mit dem behaupteten qualitativen Unterschied zwischen Print und Online.

Die Rede ist immer wieder vom Nachrichtenweg „in die Zeitung“ im Gegensatz zum Nachrichtenweg „ins Internet“. Auch am Papier soll man also erkennen können, wie vertrauenswürdig eine Information ist. Und mit der anzukreuzenden Aussage „Jeder kann im Internet schreiben, was er will“ wird die Mär vom Internet als rechtsfreier Raum schon Drittklässlern vermittelt.

Wobei nicht alles, was online steht, schlecht sein muss. Das Begleitmaterial behauptet:

Informationsseiten von Zeitungen oder Sendeanstalten unterliegen dem Presserecht (Sorgfaltspflicht der Presse) und sind daher in der Regel geprüft.

Vielleicht könnte man die Kinder im Rahmen des „Medienführerscheins“ einmal suchen lassen nach den Korrekturen, mit denen Journalisten, wenn sie etwas falsch verstanden haben, ihre Fehler „in der Regel“ richtigstellen. Oder Leute fragen, die versucht haben, eine solche Korrektur durchzusetzen. Vielleicht ist das aber auch erst etwas für die fünfte oder sechste Klasse.

„Schau genau hin!“ heißt die Lerneinheit. Zu ihren ehrenwerten Zielen gehört es, dass die Kinder (jedenfalls im Internet) auf den Urheber einer Nachricht achten sollen, um die Glaubwürdigkeit von Informationen bewerten zu können. „Firmen verfolgen eigene Interessen“, warnt das Begleitmaterial, „und werden vor allem sich selbst oder ihre Produkte ins rechte Licht rücken.“

In der Tat. Herausgeber der Unterrichtseinheit ist übrigens zufällig der Verband Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV). Ich hoffe, Kinder und Lehrer schauen genau hin, entdecken dessen kleines Logo auf der Titelseite und denken sich ihren Teil, was von dieser Printpropaganda zu halten ist.

[via Ulrich Fries und seine Eck.Dose]

Nachtrag, 2. Februar. Gunnar Sohn hat erfolglos versucht, eine Stellungnahme der Bayerischen Staatsregierung zu bekommen, hörte aber nur vom Verlegerverband:

Um 17,30 Uhr rief mich der VBZV-Geschäftsführer Dr. Markus Rick an. Die Printlastigkeit der Broschüre könne nicht überraschen, da ja der VBZV der Herausgeber sei. Das ist nachvollziehbar. Da das Projekt aber modular aufgebaut sei, würden auch die anderen Medienformate nicht zu kurz kommen. Die Staatskanzlei hatte die Initiative für einen Medienführerschein wegen mehrerer Vorkommnisse gestartet. Dazu zählt auch der Amoklauf von Winnenden. Hier sah die Landesregierung politischen Handlungsbedarf. Mittlerweile lägen Erfahrungen mit dem Medienführerschein in 30 Pilotschulen vor und man werde das Projekt auf freiwilliger Basis ausweiten. Steuergelder wurden dafür nach Angaben von Rick nicht in Anspruch genommen. Das wird über die Zeitungsverlage finanziert. Das Printmodul sei dem Kultusministerium vorgelegt und geprüft worden. Es würde den Lehrplänen der dritten und vierten Klasse entsprechen. Die Darstellung der Bloggerwelt hält Rick für eine pointierte Verkürzung. Als zentrale Botschaft soll vermittelt werden, dass es sich bei der Zeitung um ein geprüftes Produkt handeln würde.

250 Replies to “Wie die Print-Lobby Kinder indoktriniert”

  1. Ich brauche keine Zeitung, die mir mitteilt, dass unter drei Millionen Menschen ohne Arbeit sind (dass diese Statistik geschönt ist, wird so gut wie gar nicht erwähnt), dass wir einen Job-Boom haben, dass wir bald Vollbeschäftigung haben werden, dass Guttenberg Kanzler kann, etc.

    Dann lese ich lieber einen Blog als diesen gedruckten Stuss.

  2. Och Stefan, ist das hier wieder ideologisch aufgeladen. Keiner zweifelt daran, dass du gewissenhaft recherchierst und Informationen überprüfst. Aber du bist auch professioneller, ausgebildeter Journalist und wirst von wasweißich wie vielen Leuten gelesen. Kurzum: du und einige ander, ihr seid eine Ausnahme.

    Die meisten Blogger wollen und können keine Journalisten sein und sie wissen das genauso wie ihre Leser. Deshalb können und wollen sie auch nicht immer alle Infos doppelt gegenchecken … ich zähle mich persönlich übrigens auch dazu. Und wer sich primär aus Blogs über Fakten informiert, ist selbst schuld (wieder mit einigen Ausnahmen, wie bspw. diese tolle Seite ;) )

  3. Das ist ja wie früher bei uns in der DDR im Schulunterricht. Da durfte auch nicht sein, was nicht sein durfte.
    Agitation und Propaganda – in Bayern herrscht Kommunismus.

  4. Bei dem Ankreuztest sind bei Frage 3 die Antwort-Vorgaben falsch, statt a und b müsste d angekreuzt werden, um Medienprofi zu werden.

  5. @Huge: Wie ich schon schrieb: Wenn man einen Kontrast zwischen privaten Bloggern und professionellem Journalismus beschreiben würde, von mir aus. Das hat aber nichts mit dem Veröffentlichen „in der Zeitung“ vs. „im Internet“ zu tun.

    (Außerdem: Journalisten checken immer alle Infos doppelt gegen? Echt?)

  6. Erst war ich erschrocken – aber dann habe ich gemerkt: Hey, das ist doch ein Blog hier!!
    Bestimmt hast du da nur was falsch verstanden oder ein paar Dinge vergessen. Ruf doch erstmal bei der Polizei an, bevor du sowas behauptest… ;-)

  7. Von dem Blödsinn mit dem bösen Internet mal abgesehen: Diese vermeintliche Meldung aus der „Zeitung“ wäre jedem Volontär links und rechts um die Ohren geschlagen worden…

  8. Macht euch doch mal locker.
    Dieser „Medienführerschein“ rauscht an den Dritt- und Viertklässlern doch komplett vorbei. Spätestens wenn die Facebook und Co entdecken, nehmen die das Papier sowieso nicht mehr ernst.
    Oder seid Ihr alle so geraten, wie es sich die Kulturbürokraten und Funktionäre vorgestellt haben?
    Die legen ihren Medienführerschein in die Schublade und lassen ihn dort vergammeln, wenn sie nicht gerade in Facebook über die weltfremde Lehrerin/ den weltfremden Lehrer ablästern, dem/der sie das Papier zu verdanken haben.

  9. Das wäre ja schon ein starkes Stück, aber da ich es nicht auf Papier gelesen habe, glaube ich es nicht wirklich. Im Internetz kann ja schließlich jeder schreiben was er will!

  10. Zitat:
    „Natürlich können auch Journalisten etwas falsch verstehen. Deshalb können in einer Zeitung ebenfalls fehlerhafte Informationen stehen. Sollte dies vorkommen, werden dort in der Regel aber Falschmeldungen korrigiert.“

    BildBLOG beweist eindrucksvoll das Gegenteil: Blogartikel sind häufig fundiert recherchiert (man muss halt nur die richtigen Blogs finden), während die Print-Medien teilweise ziemlichen Blödsinn verzapfen.
    Und Korrekturen? Sorry, aber Blogs korrigieren um ein vielfaches mehr UND schneller ihre Fehler. Ich wünschte ich hätte jetzt ne Statistik dazu ;)

    Insgesamt wirkt das so als würden die wenigen wirklich guten Print-Artikel – ja, die gibt es auch – mit der Facebook-Wall von „Bernd“ (ernsthaft?! bernd!?) verglichen werden. Indoktrination ist ein gutes Wort dafür.

  11. Dass das aus Bayern kommt erkennt man auch leicht daran, dass es dort noch Marias und Bernds gibt, während anderswo die Unterrichtsunterlagen schon lange namens-technisch angepasst wurden.
    (Wo ist eigentlich der lieb gewonnene flattr-Button hingekommen?)

  12. Das ist doch alles Kinderkram, wenn man mal analysiert, wie umfassend die INSM versucht, über einschlägige Websites und Unterrichtsmaterialien Lehrer und Schüler zu indoktrinieren.

  13. Laut kurzer, unvollständiger Googlesuche gibt es keine Wieserstraße in Bayern, schon gar nicht in einer Stadt, die außerdem eine Friedensstraße hat. In Salzburg gibt es immer die Weiserstraße und eine Friedensstraße, 6 Kilometer von einander entfernt. Es handelt sich ganz offensichtlich um zwei völlig verschiedene und da der Artikel einen Straßennamen enthält, den es offensichtlich im deutschsprachigen Raum gar nicht gibt und der Blogger mit Augenzeugen gesprochen hat, ist ziemlich klar, wem ich glaube. Die Geschichte der Zeitung ist ganz offenbar erfunden, um von tatsächlichen Problemen abzulenken.

  14. Mein Vorschlag zur Medienkompetenz wäre, die Kinder setzen am Rechner eigene Texte mit Bildern auf zu diesem und jenem. Die Produkte veröffentlichen sie sowohl im Netz, als auch gedruckt auf Papier.

  15. Mmh, prima. Ich stelle mir gerade vor, wie ich meine (zukünftigen) Schüler dann zum Lesen der regionalen Zeitung animiere und die mir die Artikel um die Ohren hauen – zu viele Rechtschreibfehler, unvollständige Berichterstattung, gerne mal verschwurbelter Schreibstil, Artikel zum selben Thema erscheinen zweimal auf verschiedenen Seiten (womit sich die Frage erübrigt, wieso jeden Tag genauso viel passiert, wie in die Zeitung passt). Ein Grund, warum ich nie an Zeitung in der Schule teilnehmen werde.

  16. Die „Rollschuhe“ sind der Aufhänger dafür dass die Kinder erkennen, dass auch Journalisten Fehler unterlaufen können. Daraus kann sich dann die eine Diskussion entwickeln, ob die Zeitung das am nächsten (Wochen-)Tag berichtigen sollte oder nicht.

    Einerseits spielt es ja kaum eine Rolle und eine Berichtigung „Der Junge trug Inline Skates und keine Rollschuhe, wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen“ hat wohl noch niemand in der Zeitung gelesen, andererseits bittet aber die Polizei um Hinweise und da ist es ja wichtig genau zu sein. Kann eine spannende Diskussion werden.

  17. Der größte Skandal dieser Geschichte ist, dass das Kultusministerium es Landes Bayern bereitwillig die Werbung eines Zeitungsverlegerverbandes in den Lehrplan aufnimmt. Wo bleibt da die Unabhänigkiet der Regierung?

  18. Auch die Krautchan-Anspielung über die Namenswahl des Bloggers ist süß.

    Tja, das waren noch Zeiten, als das bayerische Kultusministerium jährlich die Drogenfibel heraus gab, anhand derer man sich neutral informieren konnte, womit man sich wie abschiesst. Damals …

  19. Eigentlich gibt es nur eine Lösung:

    Alle hier kommentierenden (die nur lesenden natürlich auch) melden sich umgehend bei SchülerVZ an und indoktrinieren kräftig zurück.
    Davon bekommen die Zeitungen dann garantiert nichts mit.

  20. Hätten die Schreiberlinge bei VBZV mehr Ahnung vom Internet, wüssten sie, dass Bernds Blog ein inszenierter Medienhack von einem anonymen krautchan-Mitglied ist.

  21. Das ist nicht wahr!
    Herr Niggemeier, sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist!

    Es ist wahr, und ich gehe mich jetzt besaufen. Made my evening, Mr.Niggmeier!

    Vorher noch schnell ein nüchterner Gedanke:

    Wenn „wir“ uns hier (nicht Hier, ich mein in der Mainstream-Öffentlichkeit) weiterhin im allseits beliebten Lehrer-Bashing üben und dem nicht entgegentreten, sorgen „wir“ dafür, dass irgendwann nur noch Schwachmaten im Klassenraum stehen, die sowas dann im Unterricht nicht mehr relativieren und richtig stellen. Dann haben wir es eben auch nicht besser verdient.

  22. Gnihihi, da hat jemand Bernd gesagt!!!!1
    Klar ist die Verkürzung Internet = Blog = unqualifizierte Meinung absoluter Käse.
    Darum die Gegenfrage: Was sollten Kinder in der dritten Klasse denn über Veröffentlichungen im Netz wissen? Oder: Wenn die Broschüre „Nachrichtenwege erkennen und bewerten“ heißt, warum kommen dann Nachrichtenagenturen und PR-Fuzzies dort nicht vor?
    Und ich bin insgeheim ein wenig dankbar, dass nichts über das Leistungsschutzrecht drin steht, vermutlich kommt das dann im Material für die 8. Klasse vor, zusammen mit dem Raubmordkopierdingens.

  23. Also, wenn ein Gesetz entsteht, oder der Landtag gewählt wird, erzählt der eine Staatsbeamte das dem anderen, und der das seinem Sohn, der die Webseiten der bayrischen Behörden schreibt. Der kann dabei natürlich ein bißchen was falsch verstehen, und schreibt dann auf die Webseiten das, was er sich gerade ausgedacht hat. Das ist ein bißchen wie bei „Stille Post“, die Beamten in Bayern sind ja keine ausgebildeten Journalisten.

    Also, Kinder, vertraut nicht dem, was auf den Internetseiten der Landesbehörden steht. :-)

  24. Bevor die Aufregungsspirale noch in schwindelerregende Höhen steigt: Es liegt mir fern, verkappte Zeitungspropaganda zu rechtfertigen, aber manchmal ist der Spatz in der Hand besser, als die die Taube auf dem Dach.

    Die Mittel in den Schulen sind knapp. Immer öfter setzen Schulen auf Lehrmaterial aus Drittmitteln. Natürlich ist es grenzwertig, beispielsweise Wirtschaftsunterricht mit Sparkassenhilfe zu gestalten. Aber immer noch besser, als gar kein Wirtschaftsunterricht.

    Und das Gleiche sehe ich bei der Vermittlung von Medienkompetenz. Die Antwort „Das habe ich bei Google gelesen“ ist für viele unserer ach so hoch gepriesenen digital natives kein Witz (vgl.z.B. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,709492,00.html). Da erachte ich ein bisschen Tote-Bäume-Propaganda als das kleinere Übel.

  25. Der Journalist hat bei der Polizei nachgefragt, die Fakten gesammelt und erst dann veröffentlicht, dass der Amoklauf im Internet angekündigt wurde. So einfach ist das.

  26. Was macht denn Stefan Niggemeier eigentlcih so den ganzen Tag? Ich meine, wieso sitzen Leute die es besser wissen nicht in der Enquette-Kommission zum Thema „Medienkompetenz“ und mischen da mal mit? man.

  27. Jepp und die „Bild“ prüft auch alles doppelt und dreifach, druckt keine ungeprüften Informationen und ist stets sachlich und distanziert… Geeeenau! Es lebe die Presse!^^

  28. Na ja, es stimmt schon: Wenn in der Zeitung etwas falsches steht, dann wird das korrigiert, Gerade heute morgen saß ich beim Früstückskaffee, als es an meiner Tür klingelte. Ich öffnete und da stürmte wieder diese junge Frau an mir vorbei in die Küche, nahm die dort liegende Zeitung und korrigierte mit Rotstift sämtliche fehlerhaften Meldungen. Na ja. Ich bin das ja gewohnt. Allerdings kommt die junge Frau meistens erst Dienstags um die Montagszeitung zu korrigieren. Letzte Woche war sie fünf mal da. Aber das dürftet ihr ja auch alle kennen. Irgendwie nervt es mich auch langsam. Jeden Tag. Diese Frau. Hmm, morgen frag ich sie mal, ob sie auch nen Kaffee will.

  29. Ich würde ja zu gern den Gegenentwurf aus Bloggersicht sehen. Also einen Fall, wo der Artikel der „Qualitätszeitung“ wichtige Täterinformationen unterschlägt und faktenverleugnend der redaktionellen Linie folgt, während der Blog-Eintrag die vollständige Meldung bringt sowie einen Link zur Medienseite der Polizeidirektion anbietet.

    Und dann dürfen die Kinder beantworten, warum Weblogs in aller Regel brauchbarer sind als Papierzeitungen, die vor Fehlern strotzen, nicht brauchbar auf Primärquellen verweisen und lediglich über eine minimale, stark gefilterte und zeitlich massiv verzögerte Kommentarfunktion verfügen.

  30. Ich hatte das Thema bereits im Oktober 2009 gefunden und mal bei den pädagogischen Instituten angerufen, die vier der fünf Teile des Gesamtwerkes für die Bayrische schulische Medienschulung entworfen haben.

    Keine der von mir sowohl telefonisch als auch auf den Münchner Medientagen 2009 angesprochen Institutsvertretern äußerte sich positiv über die radikalen Einmischung seitens des Verbandes Bayrischer Zeitungsverleger. Abwinken war noch die freundlichste Reaktion.

    Dass das Machwerk des VBZV überhaupt in einer Sammlung von Schulungsmaterialen auftaucht, die ansonsten von renommierten Pädagogen entworfen wurde, ist von allen Befragten als klare Lobby-Einmischung in die Bildungspolitik gesehen worden.

    Ich hatte damals aus Zeitgründen (und weil ich nicht blogge, shame on me) die Sache nicht weiterverfolgt bzw. in die crowd gegeben. Nur an eine zufällig anwesende und interessierte FDP-Abgeordnete habe ich die Basisinfo weitergegeben. Tja.

    Wer mal ein paar Text-Snippets und Fotos haben will, um zu sehen wie schamlos stolz die Lobbyisten auf ihre Indoktrinationsarbeit sind, scrolle auf http://www.vbzv.de/veranstaltungen/kinderpresse/ mal bis zu der Überschrift „Zur Einführung des „Medienführerschein Presse“ des VBZV hat am 26.10.2009 eine Kinder-Pressekonferenz im Bayerischen Landtag stattgefunden“

    So, und ich geh‘ mich jetzt übergeben. Mein Sohn wird nicht in Bayern auf die Schule gehen. Vielleicht sollte ich doch mal über Homeschooling nachdenken…

  31. @Hans Oberberger, #40
    Das sehe ich aber ganz anders. Die auch von mir nicht bestrittene Tatsache, dass hierzulande viel zu wenig Geld in die Bildung investiert wird, ist eine krasse politische Fehlplanung und müsste dringend korrigiert werden (nur für den Fall, dass nun eine entsprechende Aufforderung kommen sollte: nein, ich werde hier jetzt nicht seitenweise off topic aufzählen, wo man meines Erachtens politischerseits überall eher sparen und v.a. auch mal umverteilen sollte, als an der Bildung). Das damit „auszugleichen“ versuchen, dass Privatunternehmen gestattet werden soll, mit Propagandamaterial die Löcher im Unterrichtsangebot aufzufüllen, kann doch bitte kein ernst gemeinter Lösungsansatz sein.

  32. @Twipsy (#55)

    Naja, zumindest die bis dahin gewonnene Erkenntnis mitzuteilen, um damit anderen die Entscheidung zu überlassen, den Faden aufzunehmen.

  33. Viel wichtiger ist doch die Frage, ob das, was hier im Blog steht, vorher überprüft wurde, bevor es zu einer Veröffentlichung kam. Solange ich auf einem Qualitätsmedium wie RP-Online nichts von der Sache lese, bin ich lieber vorsichtig.

  34. Meine Güte, ist das widerlich! Ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finden soll: dass sich die Verleger-Lobby nicht einmal die Mühe Mühe macht, subtil vorzugehen oder dass ein solches Machwerk tatsächlich seinen Weg in die Klassenzimmer finden könnte.

  35. „Ein Blog ist so etwas ähnliches wie ein persönliche Tagebuch im Internet.“

    So hätte man das vor zehn Jahren erklärt. Heute würde man sagen:

    „Ein Tagebuch ist so etwas ähnliches wie ein Blog.“

  36. Bernd, der blöde Blogger. ROFL, ich fall vom Stuhl. *gnihihihi*

    „Der ist soooooo dooooof. Der kriegt nicht mal die Fakten auf die Reihe. Oooo, ist der blööööd.“

    Danke, Stefan :)

    (scheine meinen albernen heute zu haben …)

  37. Interessanter Artikel. Hätte der Autor auf den Bildzeitungswortschatz verzichtet, der an manchen Stellen durch die anscheinend glänzende Oberfläche scheint, könnte ich ihm sogar zustimmen. Beim Wort „Printlobby“ sehe ich vor meinem geistigen Auge schon imaginiere Hartz4-Empfänger von verdreckten Sofas aufspringen und auf die bösen Zeitungen schimpfen…

  38. @63: Sie meinen also, Printjournalismus hätte gar keine Lobby, das Leistungsschutzrecht wäre vom Himmel gefallen und generell Lobbyismus ist nur eine Erfindung des Abendlandes und bei weitem alles aber nicht ein Faktor, der zum Untergang desselbigen beiträgt? Glückwunsch, sie haben soeben 100 Gummipunkte gewonnen. Abzuholen in der nächsten Zelle, bestehend aus selbiger.

  39. Zeitungslobby. Weil das viel deutscher ist ;-)

    (Drucker-Lobby kann man ja nich sagen, sonst regen sich noch die Läden auf, die Tintenpatronen kostengünstig auffüllen :-D )

  40. @27 Stefan Niggemeier:
    Natürlich ist es das. Meiner Meinung nach liegt darin bereits das Problem. Man kann Medienkompetenz nicht anhand fiktiver Beispiele beibringen. (Allerdings habe ich leider auch keinen guten Vorschlag, wie man Drittklässlern mit realen Beispielen Medienkompetenz vermitteln kann.)

  41. Leider Kontraproduktiv, aber wir haben gerade 200 Puls. Auch mit einigen Kommentaren!
    Grüße aus der Messestadt Leipzig vom Verein Eltern ans Netz e. V. ins Tal der Ahnungslosen und an die Staatskanzlei. Sorry, wir lassen uns definitiv nicht mehr vera……!

  42. @ Stefan Niggemaier: Wie wäre es mit: Interessenverband für das Publizieren auf Papier? Eine Formulierung, die ich als sehr viel individueller empfinde.

    @ Dominik: Bitte unterstellen sie meiner Meinung nicht ihre ebenso subjektive Interpretation meiner Aussagen. Wenn sie noch einmal nachlesen, sollte ihnen auffallen, dass meine Kritik nicht dem Inhalt des Artikels galt, sondern nur der Wortschöpfung „Print-Lobby“ und anderen Formulierungen ähnlichen Charakters. Es läge mir fern die Existens wirtschaftlicher Verbünde zu leugnen, die teilweise Einfluss auf die Politik nehmen wollen und dies auch tun. Der Begriff Lobby ist meiner Einschätzung nach viel zu sehr von populistischer Berichterstattung verwässert wurden, als dass er noch für die hier versuchte Wirtschaftsinteressenkritik verwendet werden könnte.

  43. @Die_subjektive_Meinung: Der Begriff „Lobby“ hat exakt die Konnotation, die angemessen ist, um einen Interessensverband zu beschreiben, der so vorgeht wie hier die bayerischen Zeitungsverleger.

    (Außerdem passt „Interessenverband für das Publizieren auf Papier“ nicht in die Überschrift.)

  44. Also hier in Laos, und auch in Vietnam wo ich vorher gewohnt habe, wird eigentlich den Kinden beigebracht, wieviel sie im Internet lernen koennen. Und da werden auch mal Blogs in der (staatlichen) Zeitung vorgestellt. Aber Kommunisten haben wohl eine andere Aufassung als das bayerische Propagandaministrerium.

  45. @Die_subjektive_Meinung
    http://de.wikipedia.org/wiki/Lobbyismus

    Bitte lesen – Ihre Kritik an der Verwendung dieses Begriffes im aktuellen Kontext ist ziemlich albern.

    Ihr Alternativvorschlag „Interessenverband für das Publizieren auf Papier“ bringt mich aber zum Schmunzeln – erinnert mich irgendwie an die eine Folge der Simpsons, in der ein Minigolfturnier zwischen Bart und dem Flanders-Sprössling dahingehend ausartete, dass Ned Flanders und Homer Simpson einen Vertrag aufsetzten, in dem festgelegt wurde, dass der Vater des Verlierers im Sonntagskleid seiner Frau den Rasen seines Nachbarn mähen muss… und Ned vorschlug, man möge doch bitte statt des viel zu hart klingenden Wortes „Verlierer“ die Formulierung „Kind, das nicht gewonnen hat“ verwenden… :)

  46. @40 und 54

    Meines Erachtens geht es gar nicht um grenzwertigen Materialeinsatz. Es ist ja nicht so, dass hier das Sparbuch von der Sparkasse mit hübschem Logo auf den Zetteln erklärt wird, vielmehr ist das Unterrichtsziel „Nachrichtenwege kennen und bewerten“ sehr grob auf die Unterscheidung zwischen Internet und Papierzeitung vereinfacht worden, was in Anbetracht der komplexeren Realität schlicht und ergreifend eine Verfälschung der Tatsachen darstellt. Vor dem Einsatz von Unterichtsmaterialien steht immer noch die Lehrkraft und die hat darauf zu achten, dass der Inhalt stimmt, wenn er nicht stimmt, dürfen die Materialien nicht verwendet werden und dann muss eben auf den Medienführerschein verzichtet werden.

  47. Schön ist auf Seite B9 die Quizfrage
    „Was gibt dir Hinweise auf die Glaubwürdigkeit eines Textes im Internet?
    a) Impressum“

    Nur schade, dass im Impressum der Broschüre der VBZV gar nicht auftaucht…

  48. gab es beim fußball, als frau merkel eurofighter kaufen konnte, weil wir alle besoffen in den stadien hingen, nicht auch mal so ein löwe?

  49. Oh ja, wir hier in Bayern :) Grundsätzlich würde ich Zeitungsseiten auch mehr Vertrauen schenken als einem Blog. Aber in dieser Ausformung ist das ganze schon arg tendenziös…

  50. Dazu passt die Meldung, dass Bayern immerhin 2010 begann sog. „Referenzschulen für Medienbildung“ zu identifizieren und auszubilden, die anschliessend, d.h. ab 2012, dann andere Schulen beraten. (http://goo.gl/6kY1S)

    Die geplante Vorreiterrolle der bayerischen CSU in Sachen Netzpolitk kann ja heiter werden …

  51. Auf die Gefahr hin, mich im Kreise meiner Peers jetzt ganz unbeliebt zu machen: So ganz und gar falsch sind die Dinge, die man da den lieben Kleinen vermitteln möchte ja nicht. Grundsätzlich würde ich – Blogger seit 2001 – auch sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blogger die Fakten für einen Post noch einmal gegengecheckt hat, relativ gering ist. Bei einer Zeitung ist die Wahrscheinlichkeit für einen Faktencheck sicherlich inzwischen nicht mehr 100% aber vermutlich immer noch leicht höher als bei den meisten Blogs :)

    Was aber selbstverständlich sehr bedenklich bleibt, ist die Tatsache, dass hier suggeriert wird, dass eine Nachricht allein dadurch als objektiv und faktisch abgesichert gelten darf, weil sie in einer Zeitung steht. Das Zeitungsverleger diesen Glauben – der in Bevölkerung bedauerlicherweise ja schon stark verbreitet ist – auch gerne in der nächste Generation verankern würden, ist kaufmännisch allerdings verständlich.

    Im Prinzip ist dieses „Unterrichtsmaterial“ aber tatsächlich ein wunderbares Beispiel für ein viel wichtigeres Stück Medienkompetenz „Prüfe zunächst immer, woher eine Information stammt und wer einen Vorteil davon hätte, dass Du glaubst, was diese Quelle sagt!“ In diesem Sinne lässt sich das Heft sicher sehr gut als Unterrichts-Objekt im Schulunterricht (anderer Bundesländer) einsetzen, um den lieben Kleinen das Prinzip des Lobbyismus verständlich zu machen.

  52. Konnte denn nicht jemand der bayrischen Staatskanzlei vorher ein bißl Medienkompetenz beibringen? – nein, alle kinderlos?

  53. Mich erinnert das sehr an den Lobbyismus, dem ich zu Schulzeiten (70er/80er-Jahre) ausgesetzt war.
    Dass sich da nichts verändert hat….

  54. interessant wäre ja mal eine statistische auswertung, wer oder was vertauenswürdiger ist. gibts da schon irgendeine studie drüber? wurden schon mal meldungen auf ihren wahrheitsgehalt hin geprüft – und ob in blogs oder in printmedien mehr unsinn/lügen standen? braucht nicht mal jemand n hübsches thema für eine diplom- oder doktorarbeit?
    im übrigen vertraue ich bei informationen zur zeit am meisten den öffentlich/rechtlichen. egal ob gesendet oder im internet. aber auch das nur so aus dem gefühl heraus. man kann ja als konsument nicht jede meldung gegenrecherchieren. und nur das würde ja sicherheit geben.

  55. Ach wie schön. Wenn man versucht, Leuten etwas unter zu jubeln, sollte man wenigstens sein Logo nicht drauf pappen. ;-)

  56. @anders als bei der Zeitung, die Informationen vor der Veröffentlichung nicht überprüft

    lol

    wenn das einer von der Zeitung liest, wird der nie mehr selbstkritisch

  57. Mal abgesehen von dem inkompetenten Amateurblogger finde ich interessant, wie den Kindern ein Idealbild des recherchierenden Lokaljournalisten vermittelt wird, das mit der Realität nicht viel gemein hat.

    Die Darstellung des „Nachrichtenwegs“ ganz ohne Nachrichtenagenturen, PR-Agenturen, Übernahmen aus anderen Medien und Recherche im (gasp!) Internet ist schon sehr naiv und vereinfachend. Das ist etwa auf dem Niveau einer Quark-Werbung, bei dem die Oma die frische Kuhmilch und Erdberen mit dem Kochlöffel in der Holzschale zubereitet.

  58. Die Frage ist: Wie paßt in die Schwarz-Weiß-Welt, die in den Unterlagen geschildert wird, eigentlich die Homepage bzw. das Blog einer Zeitung? Darf man denen dann auch nicht trauen? Oder ist das Blog einer Zeitung „gut“ und nur das Blog eines „Nicht-Journalisten“ nicht? Und wo bleiben in der VBZV-Sicht eigentlich Radio und Fernsehen?

  59. @ 92: der nachrichtenweg über die nachrichtenagentur ist übrigens journalistisch sauber. die meldungen darf ein journalist ungeprüft übernehmen, weil die agenturen sich dazu verpflichten, nur qualitätsjournalisten zu beschäftigen, die alles doppelt gegenchecken. deshalb findet man auch so viele korrekturen bei den agenturen – denn selbstredend werden auch da fehler gemacht. aber wenigstens besteht der anspruch keine zu machen. und wenn doch welche passieren, sie möglichst schnell zu korrigieren.

  60. Ich würde den Machern nicht einmal unbedingt Böswilligkeit oder „Indoktrinierung“ vorwerfen. Man muss sich nur vergegenwärtigen, dass die Macher einer solchen Kampagne – zumal in Bayern – aus einer Kohorte kommen, die nicht unbedingt für Innovationsfreude bekannt ist. Stichworte: Lehrer, konservativ, Beamter, weniger medienkompetent. Dass dann eher platte Schwarz-Weiß-Malereien herauskommen, ist nur natürlich.

    Gut finde ich, dass man eine solche – wenn auch verunglückte – Kampagne überhaupt startet. Das hat Respekt verdient, meine ich.

  61. […] Stefan Niggermeier hat wieder einmal einen medialen Goldschatz gehoben. Es geht um ein Projekt der b…Grundschüler der dritten und vierten Klasse sollen Medienkompetenz lernen. Über einen Medienkompetenzführerschein können die lieben Kleinen unter Beweis stellen, wie man sich in der bösen Medienwelt zurechtfindet. Als Unterrichtsmaterial steht eine Broschüre zur Verfügung mit dem Titel „Schau genau hin“. Niggemeier hat genau hingeschaut und Erstaunliches entdeckt: Da gibt es den blöden (sorry, steht so nicht in der Broschüre) Blogger Bernd, der bei einem Fallbeispiel praktisch alle Fakten verdreht und nichts auf die Reihe bekommt. „Das ist kein Wunder, denn im Internet werden ja, anders als bei der Zeitung, die Informationen vor der Veröffentlichung nicht überprüft. Oder wie es im Begleitmaterial für die Lehrer heißt: Die Kinder sortieren die einzelnen Schritte der vorgeschlagenen Nachrichtenwege. Danach vergleichen sie: Einmal sind es drei, einmal vier Schritte. Welcher Schritt fehlt bei dem Nachrichtenweg ins Internet im Vergleich zum Weg in die Zeitung? Antwort: Es ist die Überprüfung der Information. Der Journalist hat bei der Polizei nachgefragt, die Fakten gesammelt und erst dann veröffentlicht. (…) Beim Blog-Text werden die Informationen ungeprüft ins Netz gestellt. Vielleicht hat Bernd einiges missverstanden oder erinnert sich nicht mehr genau. Fakt aber ist, dass seine Informationen nicht geprüft sind. An dieser Stelle bietet sich auch der Vergleich zu dem Spiel ‘Stille Post’ an. Auch da gehen Informationen auf dem Weg der Übermittlung verloren. Natürlich können auch Journalisten etwas falsch verstehen. Deshalb können in einer Zeitung ebenfalls fehlerhafte Informationen stehen. Sollte dies vorkommen, werden dort in der Regel aber Falschmeldungen korrigiert.“ […]

  62. Dahinter steckt aber nicht die Print-Lobby, sondern die fortschrittsfeindlichen Entscheider in den Behörden, ARD („Google ist eine Gefahr für die Qualitätsmedien“). Und natürlich freuen sich diejenigen bei Print, die den Fortschritt in ihrem Interesse verhindert haben möchten

  63. Wieso tut man nicht mal was sinnvolles? Man sollte den Kindern lieber beibringen, wie man sich im Netz zu verhalten hat, das es keine rechtsfreie Zone ist und das es da auch böse Menschen gibt und wie sie sich davor schützen können.
    Den Kindern zu sagen, welche Meinung sie von bestimmten Nachrichtenmedien haben sollen, ist schon sehr bedenklich und gefährlich.

  64. Allein schon der Begriff „Kontrollamt“ auf dem MC Bogen geht mal gar nicht. Aber gut, vielleicht ist man in Bayern etwas autoritärer und wünscht sich eine Zensur. Und alles was nicht Bayern ist, ist ja eh die dritte Welt. Oder kurz davor.

  65. Ach, wenn ich mir so viele Blogs (ASR, PI, Wahrheiten, VT, etc.) und Dinge (Heilpflanzen-Petition, etc.) angucke, kann es vielleicht gar nicht schaden, den Kindern erstmal beizubringen, dass sie nicht alles glauben sollen, was im Internet steht.

    Gegen viele Seiten im Internet, ist selbst die Bild-Zeitung geradezu seriös.

    Und wenn ich man anschaue, welchen Zulauf und welche Verbreitung die haben, graut es mir wirklich.

  66. Die seriösen Blog-Perlen (hier, Spiegelfechter, Nachdenkseiten, lawblog, etc.), scheinen mir in der Minderheit zu sein und die sind eben für Jugendliche nicht halb so spannend.

  67. No. 104 – Sukram71 – hat zweifellos Recht; die Glaubwürdigkeit und Seriosität unsähliger Blogs ist ja wohl mit Händen zu greifen! Soooo was von sauber recherchiert und nicht im Ansatz nur geil auf schnelles Rausrotzen, damit man gaaaanz vorne dabei ist, neinneinnein!! Und daher wollen wir unsere Kleinen doch lehren: glaub nur wohl was du im Netze liest; vertrau auf mich…. und glaube mir….

  68. Stefan, ich weiß nicht ob du zuviel verlangst.
    Für 3. und 4.Klässler ist die Entscheidung, ob sie einer Zeitung eher trauen können oder irgendeinem Text im Internet doch dadurch zunächst mal damit fundierter. Freilich müsst man eigentlich sagen: Pass auf, es gibt gute und schlechte Magazine / Zeitungen ebenso wie es gute und schlechte Blogs gibt. Aber das ist schon eine nicht ganz so einfache Sache, wie erstmal Pauschal die Einteilung Quelle: Netz vs. Quelle: Zeitung anzusetzen.

    Dort bleibt die Entwicklung doch nicht stehen. Aber es ist ein erster Schritt. Das war früher in Bio doch auch nicht anders: Erst haben wir gelernt, dass man beim Rumkauen auf Tostbrot Stärke in Zucker umwandelt (6. Klasse) und später wurde dann der ganze Quatsch nochmal biochemisch zerpflückt (11. Klasse).

    Genauso wusst ich als kleiner Scheißer schon, dass die Erde rund ist (Dank Oma). Dass die Erde zudem noch etwas schräg im Weltraum hängt und daher die Jahreszeiten kommen, das durfte ich dann in der 7. Klasse erfahren.

    Also ich seh das nicht so eng. ich bin auch ohne Erziehung zur Medienkompetenz groß geworden und komme so halbwegs zurecht. Jedes bisschen zusätzliche Erziehung mehr hilft da mehr, als das Auslassen von feinen Unterschieden schaden kann. Finde ich.

  69. 2. Versuch eines Kommentars, vielleicht bleibt er diesmal stehen.

    [edit: nein. ohne angabe der e-mail-adresse nicht]

  70. Das sind ja fast sektiererische Methoden. Über die Kleinsten und Schwächsten, den „Umsturz“ des schon gefestigten Status Quo angehen zu wollen. Man muss es ernst nehmen, weil die Holzmedien Geld und Produktionsmittel genug haben, wirkungsvoll beeinflussen zu können. Man darf solch altvordere Aktivitäten allerdings auch nicht zu hoch aufhängen. Würde der Verband eine ähnliche Kampagne über digitale Medien fahren, könnte er sogar die erreichen, mit denen er sprechen möchte. So erreichen die ewig Gestrigen nur die ewig Gestrigen und bestätigen sich gegenseitig. Diese Aktion sollte die Blogwelt belächeln und mit einer gewissen Überheblichkeit und guter Arbeit vergessen machen.

  71. Die bösen Blogger machen teilweise das, was Journalisten notgedrungen oft leider nicht mehr so machen können, wie es einmal üblich war: Infos und Recherche, dann einen Artikel schreiben. Wenn man sich viele zusammengestrichene Redaktionen ansieht, darf man bei einigen Bloggern mittlerweile sogar eine höhere Qualität erwarten als bei einigen Zeitungen.

    Ein Grund hierfür ist auch, dass Blogger in ihren Themenbereichen absolute Spezialisten sein können, während viele der heutigen Billigredaktionen nur mehr einen groben Überblick haben – und genau so brav bei Wikipedia und im Web nachsehen, wie der böse Blogger. Der hat halt nicht das Investitionsvolumen von Druck, Verwaltung und Distribution, kann also mehr oder minder direkt loslegen.

    Langfristig werden sich eh nur Qualitätsjournalisten und Qualitätsblogger durchsetzen. Der Rest ist austauschbar und verliert.

  72. Ganz ehrlich? Ein Thema wie „Medien erkennen und bewerten“ ist doch kein Thema für 3. Klässler. Die Kinder sind 9/10 Jahre alt und beginnen doch erst ganz langsam mit den Medien. In dem Alter interessiert doch eher die Micky Maus (gibt es die überhaupt noch?) als die Tageszeitung. IMHO reicht es aus Kindern in dem Alter zu erklären welche Medienangebote gibt es und was ist gut bzw. schlecht daran. Ich kann mir nur schwerfällig vorstellen wie eine 9jährige zu Papa sagt „Du darf ich beim Niggemeier lesen was in der Welt passiert?“ Viel wichtiger ist doch in dem Alter zu verstehen, wie eine Zeitung zu ihren Nachrichten kommt und welche Arten von Berichterstattungen existieren. Das man ein Kommentar immer anders bewerten muss, als ein Bericht z.b. Alles andere kann man dann auch in höheren Klassen behandeln und vermitteln und dann doch hoffentlich differenzierter als der oben verzapfte Quark.

  73. @ — struwwelpeter —

    Das, was die gute Frau zu Guttenberg macht, ist nur eine Hetzjagd und hilft niemanden. Was lernt man bitteschön, bei ihrer Hetzsendung? Ich schaue sowas nicht, das ist mir zu niveaulos.
    Zu Guttenberg ist eh eine Person, die ich nicht für voll nehmen kann. Monate davor wettert sie gegen den Pornochic in der heutigen Zeit und später steht sie dann höchst persönlich beim Pornochic-Kanal Nummer 1 vor der Linse.

    Ich wüsste auch nicht, was so eine Hetzsendung mit einem Unterricht an der Schule zu tun hätte, wo man Kinder für die Gefahren des Internets sensibilisiert und man ihnen zeigt, wie sie sich richtig verhalten und wie sie mit ihren persönlichen Daten umzugehen haben.

  74. @Huge #6
    Richtig: Auch ich blogge und möchte deswegen noch lange kein Journalist sein. (Und dann gibt es angeblich ja auch noch eine Schnittmenge, so wie zum Beispiel …äh…genau, zum Beispiel.)
    Genauso richtig: Ich kenne viel mehr Blogger als Printjournalisten, die sich in Sachen Recherche an der Ehre gepackt fühlen und bei eigenen Fehlern transparent berichtigen. Auch wenn ich noch keine Erhebung dazu kenne, halte ich die Aussage dieses Leermaterials für augenscheinlich falsch.

    @Technokrat #19
    An Grundschülern rauscht so schnell gar nichts vorbei. Und da sie meistens nur wenige erwachsene Bezugspersonen in der Schule haben, hat das, was der Klassenlehrer sagt, erst einmal widerlegt zu werden. Und bei dem Altersdurchschnitt und mittlerem Verständnis für neue Medien der Grundschullehrer bin ich mir sicher, dass viele das einfach genauso weitergeben werden.

    @Thomas #22

    Ich wünschte ich hätte jetzt ne Statistik dazu ;)

    Die hätte ich dann auch gern, wenn sie sich findet. Ich habe da so eine Ahnung.

    @Genießer #36
    Es liegt wohl weniger daran, dass die meisten Lehrer Schwachmaten sind, sondern daran, dass sie gar keine Zeit zur Weterbildung mehr finden. Viele sind nicht mit dem Internet aufgewachsen und bräuchten Zeit und Schulung, damit sie etwas, dass sie bisher selbst kaum richtig einordnen und nutzen können, ihren Schülern nahe bringen können. Und wenn sich nicht was an der Belastung der Lehrer ändert, wird es auch in dreißig Jahren für uns(ere Generation) die gleichen Probleme geben, vielleicht nicht mit den neuen Medien (welche das dann auch sein mögen), aber mit irgendetwas anderem, von dem wir heute noch gar nichts wissen können.

    @Manuel Rösler #60
    Ich weiß es: Nummer 2, eindeutig. Es darf sich jeder so gut blamieren, wie er will, aber Grundschülern Unsinn verzapfen ist im Zweifelsfall das Privileg der Länder.

    @Die_subjektive_Meinung #63
    Nr. 491 aus “999 untrügliche Zeichen, dass Sie es mit Boulevard zu tun haben”*

    „…in Windeseile…

    Und jetzt schauen Sie bitte noch einmal genau, wo hier Bildzeitungswortschatz zu finden ist.

    @knorke #108
    Es ist ein erster Schritt – in die falsche Richtung. Man sollte Grundschülern lieber beibringen Quellen zu bewerten und abzuwägen, ganz egal über welches Medium sie zu einem gelangen. Und das ist nicht zuviel verlangt, das kann man (wenn man’s richtig macht) mit Acht-, Neun- oder Zehnjährigen durchaus machen. Und sollte man auch. Die meisten lernen es nämlich dann nicht mehr, bis sie in der Hochschule oder im Job gepflegt auf der Nase landen.

    @Mondhase #114
    „Medien erkennen und bewerten“ ist kein Thema, sondern Agitation. Zusammen mit dem Inhalt suggeriert es dem Kind: Erkenne die Medienform und bewerte danach, ob es sich um eine glaubwürdige Nachricht handelt – nicht etwa nach Inhalt, Stil oder Quellenlage. Damit wird effektiv die Bildung von Medienkompetenz verhindert.
    Wenn man sich als Lehrer aber entschlossen hat den Kindern Medienkompetenz zu vermitteln (da kann man das Blättchen ja gut als Negativbeispiel benutzen, a là „Wer findet als erster den Hinweis auf PR -> Lobbylogo“), finden sich auch Themen, die sich für Grundschüler eignen.

    *muss ich noch schreiben.

  75. @#18: Klasse. Da lacht das Lehrerherz.
    Nur gut; ich unterrichte nicht in Bayern. Allerdngs flattert in mein Postfach häufiger dubioses Materialie für Geschichtsunterricht. Ich frage mich allerdings immer ob das denn nötig ist, Schuzlbücher tun da schon ihr übriges. Bestimmt findet sich das Medienunterrichtsbeispiel demnächst auch in den Schulbüchern andere Bundesländer.
    Vielleicht kommt auch in Bälde ein eifriger Referendar mit einer entsprechenden Unterrichtsidee auf mich zu. Das Schuljahr wird also spannend

  76. @ VonFernSeher, #118

    Schauen Sie bitte noch einmal genau, wo ich geschrieben habe, dass Lehrer Schwachmaten sind (#36).

    Sie verdrehen meine Aussage ins Gegenteil. Was soll das? In der Sache scheinen sie so ziemlich meiner Meinung zu sein.

  77. Respektive diverser ideologisch fragwürdiger und leicht auffindbarer Ecken in der Blogosphäre, ist es doch wünschenswert, wenn Kinder einigermaßen sensibilisiert werden. Und ich glaube es ist das kleinere Übel, wenn sie der Berichterstattung einer anerkannten Tageszeitung mehr Glaubwürdigkeit zutrauen, als z.B. einem getarnten neonationalen Blog.

    Natürlich findet in der vorgeschlagenen Variante keine seriöse Differenzierung statt..aber was erwartet ihr denn?!;)

  78. Ihr überseht in euer ausgewogenen Pro/Contra-Diskussion hinsichtlich der Inhalte den entscheidenden Skandal an der Sache.

    Warum darf ein Lobbyverband eine eigene Broschüre zu einer Medienbildungs-Mappe hinzusteuern, die zu 4/5 von pädagogischen Instituten ausgearbeitet wurde? Warum darf ein Lobbyverband ohne Einflußnahme dieser Institute die Inhalte für die Medienerziehung gestalten?

    Dieses Heft hat in seiner Entstehungsphase einige qualifizierte Leute extrem auf die Palme gebracht und alles ist schön klein gehalten worden.

    Das ist politische Einflußnahme in die Erziehung unserer Kinder!

    Da brauch‘ man nicht über Inhalte debattieren, da muss man nach der Berechtigung für ein solches Handeln fragen und die politisch Verantwortlichen müssen sich erklären.

    Stattdessen mal wieder ewiges Kommentar-Geseier, weil das beim Niggi ja so ein Spass macht (und keine, absolut keine Konsequenzen hat).

  79. Das nenne ich mal ein geiler Test – Finde das Logo und erkenne wie die Lobbyarbeit das Unterrichtsmaterial im Griff hat.

  80. @theo, #80
    Das stimmt. In dem Punkt unterscheidet sich das Internet aber gerade nicht von der realen Welt.

  81. @Genießer
    Ich wollte Sie keinesfalls angreifen. (Und bin zu keinem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass Sie alle Lehrer für Schwachmaten halten.) Ich wollte nur ausdrücken, dass das, was Eltern oder anderen oft als „schwache Leistung“ rüberkommt, auch den meisten Lehrern bewusst ist. Es liegt halt weniger am Wollen oder Können der Lehrer, sondern an fehlender Zeit und Unterstützung.

    Dennoch glaube ich kaum, dass sich nur noch Schwachmaten für den Schuldienst einfinden werden. (Geld lässt sich da eh keins machen.) Ich möchte den Satz wie folgt korrigieren:

    #118
    Es liegt wohl weniger daran, dass die meisten Lehrer Schwachmaten sind oder sein werden,…

  82. @118

    Gut, ich komme aus dem Norden, aber auch hier haben wir ZISCH – Zeitung in der Schule. Problem an der Sache: Wenn ich den Schülern im Unterricht beibringe, was man z.B. bei einem seriösen Bericht über einen solchen Überfall an Informationen, Schreibstil, etc. erwartet, dann stimmt das in vielen Fällen eben nicht mit der Berichterstattung der Zeitung überein, die das Projekt veranstaltet und ihre Zeitungen in meinen Unterricht tragen will, weil bei Artikeln eben immer wieder Informationen fehlen, weil immer wieder für eine Zeitung zu viele Rechtschreibfehler auftauchen, weil immer wieder Texte nicht ordentlich überarbeitet wurden, so dass aufeinanderfolgende Sätze nicht zueinander passen, weil Artikel immer wieder so krude geschrieben sind, dass man einfach nicht versteht, was das Problem ist und das nur rausfinden kann, wenn man sich andernorts informiert.

    Wenn Nachrichtenwege unterrichtet werden sollen, dann muss den Schülern klar werden, dass es Unterschiede zwischen Bloggern und Zeitungen gibt, keine Frage, aber sie sollten auch in der 3. Klasse schon wissen, dass auch innerhalb der Zeitungswelt und innerhalb der Blogosphäre Unterschiede existieren und dass man sich nicht auf irgendwelche Berichte verlassen kann, nur weil sie auf Papier gedruckt sind. Den Unterrichtsvorschlag trotzdem zu umzusetzen wäre kein kleineres Übel, sondern falscher Unterricht.

  83. @VonFernSeher: eigentlich wollte ich das mit meinem Post ausdrücken, wobei ich zusätzlich betonen wollte, dass es für 9/10jährige einfach sehr abstrakt ist Quellen auf Glaubwürdigkeit zu hinterfragen. In dem Alter sollte erstmal generelle Skepsis gelehrt werden.

    Ne andere Frage, was bedeutet es eigentlich, nach dieser Broschüre, für die Glaubwürdigkeit einer Zeitung, wenn eine komplette Ausgabe von Bloggern veröffentlicht wurde? Wie z.B. bei der Welt kompakt schon passiert ist?

  84. Mat:
    „Na ja, es stimmt schon: Wenn in der Zeitung etwas falsches steht, dann wird das korrigiert, Gerade heute morgen saß ich beim Früstückskaffee, als es an meiner Tür klingelte. Ich öffnete und da stürmte wieder diese junge Frau an mir vorbei in die Küche, nahm die dort liegende Zeitung und korrigierte mit Rotstift sämtliche fehlerhaften Meldungen. Na ja. Ich bin das ja gewohnt. Allerdings kommt die junge Frau meistens erst Dienstags um die Montagszeitung zu korrigieren. Letzte Woche war sie fünf mal da. Aber das dürftet ihr ja auch alle kennen. Irgendwie nervt es mich auch langsam. Jeden Tag. Diese Frau. Hmm, morgen frag ich sie mal, ob sie auch nen Kaffee will.“

    Hör’n Sie mal, wenigstens handelt es sich bei Ihnen um eine junge Frau. Zu mir kommt immer so ein alter Knacker, der auch nicht mehr der Schnellste ist und mit seinem Krückstock nur mühsam die Straßen entlang klappert.
    Steht am Montag irgendein Mumpitz in meiner Zeitung steht, humpelt er frühestens am Freitag zur Korrektur an.
    Erst kürzlich berichtete er mir, man habe gar keine Hitler Tagebücher gefunden – danach haben wir stundenlang den alten Focus gesucht.
    Kaffee biete ich dem auch nicht mehr an!
    Immer muss ich mir Geschichten aus den guten alten Zeiten anhören, in denen man Geschriebenes noch in den Händen halten und Wahrheit am Geruch der Druckertinte erkennen konnte -außerdem habe alles wunderbar als Klopapier Verwendung gefunden, was man vom Internet schließlich kaum mehr behaupten könne usw. usw..

    Also, was ich eigentlich sagen wollte: vielleicht können wir mal tauschen, Mat?

  85. Also die Unterstellung, dass hier Schulkinder von den Zeitungsverlegern „indoktriniert“ werden, wirkt etwas paranoid und unpassend formuliert. Das ist der Verband Bayrischer Zeitungsverleger, nicht Scientology.
    Allerdings gebe ich dem Autor Recht, dass ein neutralerer Sponsor für das Projekt wünschenswert gewesen wäre und der VBZV als Interessengruppe eigentlich ungeeignet ist – aber vielleicht gehört das als eine Art geheimer Test zur Lerneinheit dazu, die Kinder, denen es auffällt, bekommen ein Extra-Sternchen?
    Auch wenn die Printmedien stark nachgelassen haben und ihrer Sorgfaltspflicht oft nur noch in der Theorie nachkommen, so wirkt der Beitrag doch etwas ideologisch aufgeladen, „Neue Medien vs. Alte Medien“. Etwas gefasster und nüchterner wäre schön gewesen…

  86. @Harro: Ich halte das Mantra von der immanenten Überlegenheit von Print über Online für eine Doktrin. Was wäre denn der nüchterne Ausdruck dafür, schon Kindern beizubringen, dass das Veröffentlichen auf Papier dem Veröffentlichen im Internet überlegen ist?

  87. Harro:
    „…aber vielleicht gehört das als eine Art geheimer Test zur Lerneinheit dazu, die Kinder, denen es auffällt, bekommen ein Extra-Sternchen?“

    Ähm…Ihnen ist aber bewußt, dass es sich um Lehrmaterial für Dritt- und Viertklässler handelt – Medienkopetenz also erst entwickelt, und nicht schon vorrausgesetzt werden soll?
    Das Thema Lobbyarbeit müsste also auch zum Themenspektrum gehören, um hier von ein paar Schlaufüchsen ausgemacht werden zu können.
    Damit allerdings…naja, Sie kennen ja die Sage von der Sphinx, die sich selbst in den Abgrund stürzt, sobald man ihr Rätsel gelöst hat.

  88. @113: Mit Ihrem Vorwurf der Indoktrinierung und Propaganda unterstellen Sie eine Intention. Sofern Sie dafür keine Beweise (z.B. á la WikiLeaks) haben, ist das erstmal eine Mutmaßung. Das ist in Ordnung, völlig o.k. – das ist dann aber zumindest mMn. keine seriöse/nüchterne Berichterstattung, wie ich sie von einem Medienjournalisten erwarten würde.

    Als nüchternen, neutralen Ausdruck würde ich so ad hoc vllt. etwas wie „Beeinflussung“ o. „Einflussnahme“ benutzen. Neutraler lässt es sich in so einem Fall glaube ich nicht ausdrücken.

    @136: Genau darum gehts ja: Wer am Ende der Lerneinheit den Lehrer auf den Interessenkonflikt hinweist, der demonstriert, dass er besonders gut aufgepasst und Medienkompetenz entwickelt.

  89. @137:
    „Genau darum gehts ja: Wer am Ende der Lerneinheit den Lehrer auf den Interessenkonflikt hinweist, der demonstriert, dass er besonders gut aufgepasst und Medienkompetenz entwickelt.“

    Ich hab‘ Sie verstanden, Sie mich nicht.

  90. @Harro: Anscheinend haben wir da ein unterschiedliches Sprachverständnis, aber das Wort „beeinflussen“ beinhaltet im gleichen Maß eine Intention.

    Und was für Beweise wollen Sie? Die Zeitungsverleger geben ein Heft heraus, das PR für Zeitungen macht. Sie meinen, das könnte versehentlich passiert sein?

  91. @Harro

    Raffiniert: Der Zeitungsverleger-Verband bringt Lehrmaterialien heraus, die auf den ersten Blick so aussehen, als sollte da die systematische Überlegenheit von Print über Web herausgestellt werden. In Wirklichkeit geht es aber darum, dass die 8-Jährigen die Materialien kritisch hinterfragen und damit etwas leisten, was die meisten Erwachsenen (und Verleger…) nicht schaffen. Dass sie das hinterfragen sollten, schreibt man aber nicht in die Handreichung für die Lehrer, sonst wäre es ja zu offenkundig.

  92. *lach* „Beweise á la WikiLeaks“

    Natürlich, denn Kinder sind schließlich keine Zeitungsabonnenten. Solange Wikileaks keine Geheimdokumente des VBZV veröffentlicht, bleibt alles reine Spekulation.

  93. Ich kenne mich zwar mit der Primarstufe nicht besonders aus, habe jedoch noch einmal bei was Piaget nachgelesen: Kinder im Alter zwischen 7-12 Jahren befinden sich in der „konkreten Operationen“ Phase, das heißt, es kann noch keine abstrakten Inhalten oder Hypothesen begreifen. Das definierte Lernziel sieht aber genau das vor: Nachrichten bewerten und beurteilen zu können. Es wird also etwas versucht, was rein Entwicklungsphysiologisch gar nicht möglich ist. Kinder suchen in diesem Alter nach klaren Regeln und Unterscheidungen, können nur schwarz-weiß Denken und lernen mit ihren 8/9 Jahren nur begreifen, dass Zeitungen gut und Blogger böse sind.

    Das Wort „indoktriniert“ finde ich daher genau passend!

    Ich sehe jedoch noch eine andere Dimension: Statt sich ein wirkliches Gegenprinzip zum Journalismus zu suchen, etwa eine Firma die PR machen will oder einen Kriminellen, wurde als Gegenbeispiel Blogger ausgesucht. Für mich stellt sich hier wirklich die Frage: Warum werden nicht die realen Gefahren im Internet genannt und fokussiert? Sind diese Menschen wirklich so blind, dass sie sich lieber in einen solch lächerlichen Kleinkrieg bewegen oder steht bei ihnen die Hoffnung an oberster Stelle, man könnte die echten Gefahren für Kinder im Internet durch „Schranken“ schon in den Griff bekommen? Daher ist diese Lerneinheit aus mediendidaktischer Sicht nur eins: ungenügend!

  94. Also ich finde es gar nicht so verkehrt, kleinen Kindern erstmal beizubringen, dass die Polizei gut ist und das was in der Zeitung steht, im Gegensatz zum Internet, richtig und geprüft (solange die Buchstaben der Zeitung nicht zu groß sind).

    Den Rest merken die dann später von selbst.Wir sind ja auch ohne Internet und mit nur drei staatlich kontrollieren TV-Programmen aufgewachsen und können trotzdem kritisch denken.

    Mir scheint viel eher das Problem zu sein, dass herkömmliche Medien viel zu sehr abgelehnt werden. Ich sage da nur (OMG!!!) eines:

    Heilkräuter-Petition https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=14032

    Das alleine dürfte Grund genug sein, Kindern erstmal beizubringen, Zeitung zu lesen und dem Internet zunächst mal etwas kritischer gegenüber zu stehen! Das ist nötig.
    Und jedem, der da mitgezeichnet hat, sollte man das Internet für mindestens 1 Jahr sperren und ein Zeitungs-Abo auferlegen. ^^

  95. Medienkompetenz wird beigebracht, das kann nicht erklärt werden. Selber machen muss man das.

    Frechheit das so verklärt wird. Ist ja toll, dass bereits so früh angesetzt wird, aber eben nicht zur eigenen Meinung erzogen wird. Hier wird definitiv nicht die Kompetenz beigebracht, die man auch als Erwachsener Mensch erst mal lernen muss, sich die Informationen zu bewerten und die für einen richtigen Kanäle zu finden.
    Bernd’s Blog ist natürlich schwachsinn. Die Fragen find ich jetzt nicht so übel für den Jahrgang, nur Angst machen oder was verbieten/schlecht machen bringt halt gar nix. Man muss erklären, wie sich jeder selbst ein gutes Bild machen kann, um selbst zu entscheiden, was er wie will.

    Disclaimer Eigenwerbung: Darum hab ich mir mit dem WebErklaerer (Internet und Social Media, einfach erklaert!) zur Aufgabe gemacht, das wirklich zu Schulen.

    Und lernen müssen da wohl vom Schüler, über den Lehrer bis zum Social Media Experten noch einige was.

  96. Die Zeitung sei erst mal vertrauenswürdiger?
    Etwa auch die Astro-Woche? ^^
    Nein, mal im Ernst: welche Zeitung soll das denn sein, die als einzige ein umfassendes und der Wahrheit möglichst angenähertes Bild zeigt? Die meisten tendieren doch schon politisch in die eine oder die andere Richtung.

    Ich würde es so ausdrücken: die Zeitung ist nicht wahrhaftiger – höchstens subtiler. Wenn in einem pöhsen Blog die Rettung durch Muttermilch der Außerirdischen vom Merkur gepriesen wird, erkennt Ottonormalkind wahrscheinlich ja sofort, dass das, ähm, wissenschaftlich zweifelhaft ist. Aber erst seitdem es Medienblogs gibt, werden die teilweise perfiden Halbwahrheiten oder auch mal groben Lügen auch scheinbar seriöser Blätter offenbar.

    Das Fazit aus der Broschüre hätte also höchstens heißen dürfen: wäge mehrere Quellen – egal welche – gegeneinander ab. Informiere dich nie nur an einem Ort.

    Aber ist ja jetzt eine prima Chance für alle mitlesenden Lehrer: bringt die Broschüre in den Unterricht und erklärt den Kindern, wie man’s richtig macht… :)

  97. Sukram71
    Ich glauben, Sie missverstehen da etwas.

    Der Medienführerschein, bestehend aus den 3 Bereichen Printmedien, Audiovisuelle Medien und Interaktive Medien, verfolgt das Ziel: „Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihrer Medienkompetenz zu stärken.“
    Allein „Interaktive Medien“ enthält 3 umfangreiche Unterrichtseinheiten und eine Fülle anderer Materialien für Kinder und Eltern rund um’s Internet – herausgegeben von der Stiftung Medienpädagogik Bayern.

    Der Bereich „Printmedien“, sollte man annehemen, widme sich folglich dem kritischen Umgang mit Printmedien. Tatsächlich aber enthält diese Lehreinheit keinerlei Informationen, schon gar keine kritischen, sondern suggeriert durch unablässige Wiederholungen auf allen 24 Seiten einen grundsätzlichen Gegensatz zwischen Print (gut) und Netz(böse).

    Das Ganze ist dermaßen plump und durchsichtig (zumindest für Erwachsene), dass man sich fragt, wie dergleichen überhaupt in den – ansonsten sehr guten – Medienführerschein aufgenommen werden konnte.

  98. @JO #142
    Nur, dass – bei allen gescheiten Dingen, die Piaget von sich gegeben hat – genau diese Alterseinteilung als einziges wirklich zu jeder Zeit Kritik nach sich zog, weil er dort wissenschaftlich unsauber gearbeitet hat (gleichzeitig deduktives und induktives Schließen). Die Altersgruppen lassen sich also statistisch so nicht halten und ich kann das – auch wenn ich keine Studie dazu verfasst habe – aus dem Klassenraum nur bestätigen. Auch bei Grundschülern gibt es schon welche, die ohne weitere Hinweise am Text selbst erkennen können, ob es sich um eine zuverlässige Quelle handelt. Und genauso gibt es die anderen. Dass das bei einem Text zur politischen Gemengelage im nahen Osten vielleicht noch nicht so klappt, ist klar. Aber wenn man den richtigen Text nimmt mit den richtigen Voraussetzungen, kann man tatsächlich auch schon Grundschülern Medienkompetenz vermitteln.

    Aber selbst wenn kein einziger Schüler vom Text zur Quelle abstrahieren könnte: Ihnen zu erzählen, was in Zeitungen steht sei immer richtig und was auf Blogs steht immer falsch, bleibt auch dann eine Lüge. Vielleicht ist es dann (wenn Piaget Recht hat) sogar noch ein bisschen gefährlicher.

  99. Das erinnert mich an die Hochglanzbroschüren der Kernkraftbetreiber, die vom Lehrer im Physikunterricht als Lehrmaterial verteilt wurden. Von Tschernobyl war da (Anfang der 90er Jahre) natürlich nicht die Rede…

  100. @mondhase (114): Die Vorstellung, dass Grundschüler in der 3-4 Klasse erst „so langsam mit Medien anfangen“ stammt doch wohl aus dem letzten Jahrhundert, als Mickey-Mouse-Hefte tatsächlich noch „in“ waren. Spätestens mi 10-11 Jahren weiß z. B. ein Großteil der Knirpse Youporn-sei-Dank sehr genau, was ein Blow-Job ist. Und auch Handys und mobiles Internet wird von den Kleinen so intuitiv genutzt, wie es die meisten Erwachsenen nicht mehr lernen werden. Also macht es schon Sinn, früh mit Medienerziehung anzufangen – insofern die Erziehenden etwas davon verstehen…

  101. An sich eine gute Sache aber ob die bayrische Regierung da der richtige ist der den Anstoß gibt…

    Wenn man bedenkt was in derem Namen für ein Blödsinn verbreitet und als wahr verkauft wird sollte man deren „Medienkompetenz“ doch stark in Frage stellen. Die sollten den Kindern lieber beibringen wie man Interessen durch bringt und das Volk für dumm verkauft *g*

  102. Ich wundere mich schon, wie hier die ach so medienkritischen Internetnutzer auf ein paar Signalwörter und polemische Schreibe von Stefan anspringen. Kaum kommen „Staat“, „Print-Lobby“, „Internet“ und „Bayern“ in einem Artikel vor, schreien alle etwas von Skandal, und was weiß ich.

    Ich finde an der Unterrichtseinheit absolut nichts Verwerfliches, ganz im Gegenteil. Schließlich fahnden Drittklässler in der Regel doch eher selten nach „Qualitätsblogs“ (von denen es zweifellos viele gibt), sondern nehmen das Erste, was sie im Internet zum Thema finden. Und das ist in der breiten Masse doch eher Kokolores. Das gilt umso mehr als Kinder nicht unbedingt die qualitativ anspruchsvollsten Seiten aussuchen, sondern jene, die möglichst einfach geschrieben sind. Gerade bei brisanten Themen, wie „Ausländer“, „Globalisierung“ oder „Drittes Reich“ haben da eher die Dumpfbacken die Nase vorn. Natürlich ist die BILD-Zeitung ein Lügenblatt, aber man wird dort trotzdem keine Artikel „Wie der Zionismus den Holocaus erfand“ finden – im Internet schon. Ja, es gibt solchen Mist auch in gedruckter Form. Aber die Chance, dass ein Kind, bei der Recherche zuhause über den „Landser“ stolpert, ist inun einmal wesentlich kleiner, als im Netz mal eben auf der falschen Seite zu landen.

    Das gleiche bei lokalen Themen: Ich finde, Kinder sollten schon den Unterschied zwischen dem Blog von Onkel Jochen und der Lokalzeitung kennen. Natürlich nennt Stefan hier immer wieder Beispiele dafür, wenn Print-Journalismus nicht funktioniert. Aber das fällt eben auch nur deshalb auf, weil 90% der Artikel (zumindest formal) mehr oder minder fehlerfrei sind. Wenn im Spiegel oder bei Spiegel Online das Geburtsdatum eines Bürgermeisters falsch angegeben wird, empören sich 20 Leser in den Kommentaren, ein BILDBlog-Artikel erscheint, und bei gröberen Verstößen gibt’s sogar hämische Berichte in anderen Zeitungen. Wenn Onkel Jochen den gleichen (Tip-)Fehler in seinem Blog mit 20 Lesern macht, merkt’s niemand, und wenn’s dumm läuft, steht die falsche Altersangabe bis in alle Ewigkeit im Netz.

    Bei großen Themen schaffen es solche „schlechten“ Blogeinträge natürlich eher selten nach oben in die Google-Charts. Aber gerade bei Lokal- oder Spezial-Themen mit wenigen Lesern ist ein prominent gerankter Internet-Artikel erschreckend oft unzuverlässig oder schlicht falsch. Nicht zu vergessen, dass ein Drittklässler natürlich eher einen Drei-Satz-Artikel von Onkel Jochen bevorzugt, als den 10-Seiten-Eintrag auf der Wikipedia (über deren Unfehlbarkeit ja auch schon der ein oder andere Journalist gestolpert ist).

    Ich persönlich finde es richtig, dass man Kindern die breite Qualitätsschere im Internet schon möglichst früh beibringt. Wer einem Medium nicht blind vertraut, wird es auch bei dem anderen fragen. Und selbst wenn nicht: Hätte ich die Wahl, zwischen jemanden, der einer Zeitung blind alles glaubt, oder dem Internet, dann ist mir der Zeitungsleser doch weitaus sympathischer.

  103. @BBL:

    Hätte ich die Wahl, zwischen jemanden, der einer Zeitung blind alles glaubt, oder dem Internet, dann ist mir der Zeitungsleser doch weitaus sympathischer.

    Warum?

    Und wie sinnvoll finden Sie es, Drittklässlern beizubringen, dass jeder ins Internet schreiben kann, was er will?

  104. P.S.: Was ist an „Jeder kann im Internet schreiben, was er will“ falsch oder irreführend? Habe ich die große Zensursula-Inhalts-Qualitätsoffensive verpasst?

  105. @BBL: Ach, vielleicht suchen Sie sich die diversen Abmahnungen, die Menschen bekommen haben, weil sie Dinge ins Internet geschrieben haben (sogar zutreffende Dinge) selbst heraus. Aber wenn Sie glauben, dass das Internet ein rechtsfreier Raum ist, wundert mich nicht, dass Sie kein Problem mit dem Lehrmaterial der Zeitungsverleger haben.

  106. @ Stefan: Weil Zeitungen der öffentlichen Kontrolle unterliegen, und das Internet, das öffentlichste aller Medien, ironischerweise nicht. Eine Zeitung steht auf einem Podest, auf dem sie alle anschauen können, jede Schwäche, jede Bösartigkeit wird von einer großen Menge Menschen wahrgenommen und ggf. kritisiert. (Dass es trotzdem oft genug nicht reicht, liest man ja oft genug hier) Im Internet dagegen geht selbstder größte Unfug in der Masse unter, sodass selbst die absurdesten Theorien unhinterfragt stehen bleiben können. (Vor allem, wenn keine Kommentarfunktion existiert)

    Zeitungen sind Common Sense, im Guten wie im Schlechten. Wer alles glaubt, was darin steht, wird zu einem durchschnittlichen Bürger der BRD werden, die ich in ihrem jetzigen Zustand für verbesserungswürdig, aber alles in allem ok halte. Das Internet dagegen bietet so viele Antworten, dass der Leser notgedrungen, jene auswählen wird, die seinen persönlichen (Vor)Urteile am besten spiegelt. Das kann kluge Menschen sehr viel klüger machen, dumme Menschen aber auch sehr viel dümmer. Wenn jemand nur „Politically incorrect“ und NPD-Seiten konsumiert, wird er ein weitaus unsympathischerer Mensch werden, als wenn er jeden Tag die BILD liest.

  107. @ BBL:

    Ich wundere mich schon, wie hier die ach so medienkritischen Internetnutzer auf ein paar Signalwörter und polemische Schreibe von Stefan anspringen. Kaum kommen „Staat”, „Print-Lobby”, „Internet” und „Bayern” in einem Artikel vor, schreien alle etwas von Skandal, und was weiß ich.

    Ich würde Sie dann doch bitten, von Ihrer etwas (ähem) selektiven Leseweise nicht auf Andere zu schließen. Vielen Dank.

  108. nochmal, weil einige hier anscheinend die entscheidenden Punkte in diesem Skandal immer noch nicht sehen.

    Es geht NICHT um eine gute Lerneinheit, um Kindern in einer altersgerechten Art und Weise ein differenziertes Bild der Info-aufnahme, -weiterverbreitung und interaktion im Web zu vermitteln.

    Es geht auch NICHT um das völlig schwachsinnige Blog-Bashing in dieser Unterrichtseinheit.

    Es geht NICHT um die Vorstellung der Bayrischen Regierung, dass ein Medienführerschein für irgendetwas sinnvoll sein kann.

    Es geht darum, dass hier ein Lobbyverband ein völlig eigenständiges Stück Propaganda innerhalb eines staatlich beauftragenden Unterrichtswerk untergebracht hat. Gegen den Widerstand der beteiligten pädagogischen Institute, ohne eine unabhängige wissenschaftlich gestütze Analyse des Materials.

    So, jetzt dürft ihr hier weiter diskutieren. Der Lobbyverband VZBV hat übrigens aus Angst vor diesem Blog hier und den voll vielen Kommentaren seine auflösung beschlossen. IHR seid gesellschaftlich wirkungslos mit dem ganzen blabla, das ihr hier reinschreibt. DAS sollten hier mal einige verstehen und ihre Konsequenzen ziehen.

  109. @ Stefan: Das Internet ist kein rechtsfeier Raum, aber einer, wo es schwierig ist, das Recht durchzusetezn. Der „Wilde Westen“ war auch kein rechtsfeier Raum, aber einer, wo eben nicht jedes Verbrechen eines Goldschürfers irgendwo im Nirgendwo 200 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt, geahndet werden konnte.

    Abmahnung sind eine Sache, aber auch die gibt es nur, wenn die Website an prominter Stelle steht, so wie dieses Blog hier. Und selbst die gibt es nur, wenn eine interessierte, medienerfahrene Seite existiert, die ihr Bild im Internet gerade rücken oder schönen will. [Was jetzt auch nicht unbedingt für die Vertrauenswürdigkeit des Internets spricht, wenn v.a. Leute mit Geld ihre Vita reinwaschen können] Glauben Sie denn ernsthaft, mein Onkel Jochen hätte eine Abmahnung bekommen, für seine falsche Altersangabe? Oder der im Lehrbuch zitierte „Blogger Bernd“ wäre für seine irreführende Darstellung abgemahnt worden? Die realität ist doch, dass beide Einträge bis in alle Ewigkeit unverändert im Netz gestanden hätten.

  110. @BBL:
    „..Hätte ich die Wahl, zwischen jemanden, der einer Zeitung blind alles glaubt, oder dem Internet, dann ist mir der Zeitungsleser doch weitaus sympathischer…“

    Wie blind kann man eigentlich sein?

  111. @ Alberto Green: Zugegeben, das war etwas scharf formuliert. Aber in den ersten 100 Kommentaren keine drei kritischen Anmerkungen zu Stefans Eintrag, fand ich doch bemerkenswert.

    @ Jens Best: Dass ein Lobbyverband so etwas unterbringen kann, sollte wirklich zu denken geben. Andererseits: Indoktrination finde ich ein starkes Wort, für ein paar Sätze, die so nun wirklich nicht vollkommen falsch sind. (Und von 80% aller Wissenschaftler wohl auch so unterschrieben würden – oder warum sind Internetquellen in wissenschaftlichen Arbeiten auch nur begrenzt erlaubt?)

  112. @156 BBL
    Ich halte es für absolut nicht verwerflich, dass in dem Zettel auf die Gefahr hingewiesen wird, dass die Informationen im Internet immer hinterfragt werden sollen. Denn tatsächlich kann jeder alles ins Internet schreiben. Und sei es in Kommentaren oder Foren. Soweit d’accord.

    Gefährlich ist aber, das der Eindruck erweckt werden soll, dass in der Zeitung immer alles richtig ist, weil die Journalisten ja immer gut recherchieren würden. Genau das ist der kritisierte Punkt. Denn gerade das ist eben nicht der Fall.

    Aber das fällt eben auch nur deshalb auf, weil 90% der Artikel (zumindest formal) mehr oder minder fehlerfrei sind.

    InteressanteZahl. Irgendeinen Beleg?Und was heisst „formal fehlerfrei“? Keine Rechtschreibfehler?

    Dass die gezielte Desinformation (bspw. das Mitteilen der halben Wahrheit, also das was der Boulevard jeden Tag macht) gefährlich ist, sieht man gut an Ihrem Eintrag. Denn natürlich haben Sie recht damit, dass man im Internet die gefundenen Fakten erstmal besser hinterfragt. mit Ihrer Schlussfolgerung, dass die gedruckte Zeitung dagegen nur die Wahrheit verbreitet (mit Ausnahme weniger nicht erheblicher Fehler) sind Sie dem Lobbyverband schön auf den Leim gegangen.Denn genau dieser Eindruck soll erweckt werden: Mißtraut den Informationen im Internet, glaubt was in der Zeitung steht.

  113. @168 alter Jakob:

    Der erste Absatz sollte lauten:

    Ich halte es für absolut nicht verwerflich, dass in dem Zettel auf die Gefahr hingewiesen wird, dass die Informationen im Internet falsch sein können, und deshalb immer hinterfragt werden sollten.

  114. @BBL #167 Nicht ein paar Sätze, die ganze Lerneinheit ist vom VZBV in Eigenregie gestaltet.

    Kein ernstzunehmender medienpädagogischer Wissenschaftler würde heute noch einen solch simplen Inhaltsvergleich Zeitung-Blog (inkl. dem Begriff „Tagebuch“) verwenden.
    Ihre Schätzung „80% der Wissenschaftler“ versehen mit einem kleinen „Wissensfetzen“ aus einem völlig anderen Bereich („Nichtverwendung von Onlinequellen bei wissenschaftlicher Zitation“) zeigt, dass sie ihre Meinung aus grob zusammengewürfeltem Halbwissen ableiten.

    Wie gesagt, nicht nur die sich hier erregenden Blog-Verteidiger, sondern auch die profanen Kritiker entfalten keine gesamtgesellschaftliche Relevanz. Die Kommentarebene bei Niggi (und nicht nur hier) sollte sich schämen ob ihrer digital gezeigten Selbstgerechtigkeit und faktischen Relevanzlosigkeit für die reale Entwicklung der Gesellschaft im Informationszeitalter.

  115. @BBL #156

    Natürlich ist die BILD-Zeitung ein Lügenblatt, aber man wird dort trotzdem keine Artikel „Wie der Zionismus den Holocaus erfand” finden – im Internet schon.

    Nein, aber für den Sachkundeunterricht: „Wie XY Benzin aus Katzen machen möchte.“ Oder für die Gemeinschaftskunde die Erkenntnis, dass manche Völker grundsätzlich nur dumme Lügner hervorbringen. Oder, oder*. Und der Rest ihrer Argumentationskette ist ebenso – ich sag’s mal sehr freundlich – unausgegoren.

    *Warum muss man das einem Leser in diesem Blog erzählen?

  116. Herr Best, Ihre Kommentare entfalten ihre gesamtgesellschaftliche Relevanz (BINGO!) durch ihre Lautstärke, oder wie soll ich das verstehen?

    Im Namen der Kommentarebene stelle ich mich aber gerne in die Ecke (auch wenn ich nicht so recht weiß, was ich jetzt schon wieder falsch gemacht haben soll).

  117. @164, jens best

    Genau, wenn der VZBV sicht nicht umgehend auflöst, muss es eben dieses Blog hier samt seiner Kommentatoren tun – um anschließend als (mit mehr als nur Worten bewaffnete) Guerilleros den Lobbyverbänden der Welt ordentlich heimzuleuchten.
    (Ich hätte dazu übrigens gern ein Batman-Kostüm, aber das nur am Rande.)

    PS: Sie sollten Ihren 5ten Absatz i.V.m der dreifachen Verneinung nochmal hinsichtlich der logischen Konsistenz überprüfen.

  118. @174 Es gibt zwar noch andere Wege, um sich als Zivilgesellschaft zu organisieren. Aber Batman-Kostüme sind manchmal die einzig wirksame Methode, das stimmt.

  119. #174

    Muss ich mich jetzt ernsthaft auflösen? Wissen Sie, wie teuer das Zeug ist, seitdem die Sizilianer das alles aufkaufen? (Wenn Sie sich erst einmal aufgelöst haben, machen Sie auch im Batman-Kostüm keine gute Figur mehr. Ich hätte dann lieber ein Einmachglas.)

  120. @176
    Nein, aber könnten Sie bitte solche Hinweise unterlassen…ich sehe Herrn Best schon nach Sizilien aufbrechen.

  121. @BBL
    Wie heißt es so schön: eine Halbwahrheit ist die schlimmste aller Lügen.
    „Aliens werden unsere Milch blau färben“ im Blog „meineaußerirdischensindstärkeralsdeine.blogspott.komm“ ist *mir* persönlich lieber als die x-te Guttenberg-ist-heilig-und-Steffi-schützt-unsere-Kinder-Homestory – in ’seriöseren‘ Zeitungen als der Bild, wo nur gaaaanz kleine (aber eben relevante) Details weggelassen werden, um das gewünschte Bild zu erzeugen.
    Denn a) ist ersteres deutlicher als Unsinn zu erkennen und b) beeinflusst letzteres evtl. Wahlen und damit unser gesellschaftliches Leben.

  122. Ich sage keineswegs, dass man den gedruckten Zeitungen von A bis Z glauben sollte. Würde ich das tatsächlich tun, würde ich mich kaum in diesem Blog hier tummeln… Ich bin von einem hypothetischen Worst Case ausgegangen: Nur „Politically Incorrect“ oder nur BILD. Warum ich in so einem Fall die Zeitung für das kleinere Übel halte, steht in meiner dritten Antwort Stefan gegenüber, auf die leider fast niemand eingeht.

    @Jens Best: „Ihre Schätzung „80% der Wissenschaftler” versehen mit einem kleinen „Wissensfetzen” aus einem völlig anderen Bereich („Nichtverwendung von Onlinequellen bei wissenschaftlicher Zitation”) zeigt, dass sie ihre Meinung aus grob zusammengewürfeltem Halbwissen ableiten.“

    Und genau darum geht es ja eben. Ich bin ebenso sehr „das Internet“, wie Sie es auch sind. Mal abgesehen davon, dass oben genannte Mengenangaben natürlich rethorische Übertreibungen waren – woher wissen Sie, dass das was ich schrieb, nicht wissenschaftlich belegt ist? Genau, weil Sie medienkompetent sind, und nicht blind alles im Internet glauben.

    Wenn ich den obigen Beitrag als Blogeintrag veröffentlich hätte, hätte er genau so von einer Suchmaschine auch gefunden werden können. Für wie unwahrscheinlich halten Sie es, dass Ihnen eben diese Zahl wenige Monate später als Wahrheit vorgehalten wird? Gerne auch in medienpolitischen Diskussionen, mit der Angabe „Experten sagen, …“, bei näherer Nachfrage vielleicht noch „Das habe ich im Internet gefunden“.

    In einer Zeitung (einem Buch, einem Lexikon, …) wäre es mir wesentlich schwerer gefallen, eine solche Behauptung ungeprüftunterzubringen. Klar, so etwas liest man in der Kommentar-Spalte, im Feuilleton, in persönlich gehaltenen Reportagen – alles Rubriken, die per se als Privatmeinung markiert sind. Natürlich gibt es Beispiele von bewusster Wahrheitsverzerrung (ich sage nur Fox News oder BILD). Aber [ACHTUNG: Persönliche Meinung] die Mehrheit der Journalisten versucht sich doch eher an seriösem Journalismus gemäß dem Pressekodex. Es gibt ja nicht nur die BILD.

    Und wer mir jetzt noch einmal sämtliche BILDBlog-Einträge über taz, FAZ, etc. vorhalten möchte: Wenn ich sämtliche Fehler, Ungenauigkeiten, Verschwörungstheorien, Hetztiraden, kriminellen Machenschaften, etc. „des Internets“ dagegen halte, bin ich mir doch sehr sicher, dass „im Internet“ weitaus mehr Trash herum liegt.

    Und damit man mir nicht immer nur Mutmaßungen vorwirft:
    Hier z.B. der este Google-hit auf die Frage: „Why did 9-11 happen“. http://answers.yahoo.com/question/index?qid=20080902161851AA4p1uc . oder der zweite Google-Hit auf die Frage: „Die the holocaust exist“: http://answers.yahoo.com/question/index?qid=20070321052108AAcQbxh

    Wenn Kinder möglichst früh lernen, Internetquellen kritisch zu hinterfragen, dann ist das eine gute Sache. Und ernsthaft: Glaubt irgendjemand hier, dass jemand, der Internetquellen kritisch auf ihre Herkunft, ihre Intention und ihren Autor hinterfragt, das plötzlich bei Zeitungen ausschaltet?

  123. BBL, #165:

    („@ Stefan: Das Internet ist kein rechtsfeier Raum, aber einer, wo es schwierig ist, das Recht durchzusetezn.“)

    Korrekt.

    Abgesehen davon ist die Aktion in Bayern ziemlicher Murks. Ob das alles die Überschrift und manche Aufregung hier rechtfertigt, muss jeder Leser für sich selbst entscheiden.

  124. @BBL

    Mir begegnen dauernd irgendwelche „Fakten“, die in einer Zeitung oder im Fernsehen behauptet wurden (und die natürlich mit irgendeiner eingekauften Studie top-belegt sind etc. pp.)

    Sie kommen mit ihrer Kritik der Quellenexegese nicht weiter, wenn sie daraus einen dogmatischen Unterschied Blog-Zeitung aufbauen wollen.

    und nur weil die Hetztiraden in der FAZ, sieht man mal von dem Soziopath Alphonso ab, in manipulativ hübschere Worte verpackt werden, entsteht daraus eine „realere“ Realität als in kritischen Blogs?
    Sorry, sie sind offensichtlich schon so gehirngewaschen, dass sie das System, was sie dumm hält auch noch verteidigen.
    Die glücklichsten Sklaven sind nunmal immer die schlimmsten Feinde der (Informations)Freiheit.

    ….oder sie leben in einer Parallelwelt. Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit. und der Blog von Niggi ist das tor zwischen den Welten.
    Ja, so ist es. Ich bin dann mal in Sizilien.

  125. @182 Ich bin dann mal in Sizilien.

    Vergessen Sie die Einmachgläser auf dem Rückflug nach Bayern nicht.

  126. @BBL
    Ich nehme mir die Freiheit ihre Argumentation mal in einer häufig genutzten Bildunterschrift zusammenzufassen:

    Quelle: Internet

    @Luftikus
    Puh. Wenn das Ganze nur nach Bayern geliefert wird, bin ich ja erst mal fein raus.

  127. @theo
    (…) Abgesehen davon ist die Aktion in Bayern ziemlicher Murks.

    Zitat der Firma mct media consulting team: (…) Nach Schätzungen des Verbands Bayerischer Zeitungsverleger wird der „Medienführerschein Presse“ in der Einführungsphase rund 750 Grundschulen in ganz Bayern erreichen; ab 2010 werden sich ca. 1500 Grundschulen im Freistaat beteiligen.

    Ich finde die Anzahl von 750-1500 Grundschulen sehr relevant und erst einmal keinen Murks.

    @BBL (#180)
    Sie spannen den Bogen zu breit und geben gerade irreführende Quellen an, da dies:
    1. keine Blogbeiträge sind (das sind Foreneinträge)
    2. nach deutschem Recht als Volksverhetzung gelten und demnach bestraft würden.
    3. nicht aus Deutschland stammen und in englischer Sprache verfasst sind (wo ist eigentlich Struwwelpeter?). Diese Diskussion geht über eine Unterrichtseinheit von Grundschülern, 8/9 jährige Kinder und diese sind weder an solchen Themen interessiert noch könnten sie diese Texte lesen.

    Sie habe Recht, Medienkritik ist sehr wichtig, aber nicht auf Kosten von Bloggern und der Wahrheit. Es sollten realistische Beispiele gebracht werden, die aus der Lebenswelt der Kinder stammen. Alles andere ist Quatsch.

  128. @VonFernseher

    @Luftikus
    Puh. Wenn das Ganze nur nach Bayern geliefert wird, bin ich ja erst mal fein raus.

    Misslungener Witz – vielleicht hätte ich in 178 besser schreiben sollen: …ich sehe Herrn Best schon mit ein paar Einmachgläsern nach Bayern aufbrechen. Tja, nun sitzt er da auf Corleone und weiß gar nicht, was ich meinte.

    Aber eine Großlieferung nach Bayern? …hm.

  129. Jo:

    („Ich finde die Anzahl von 750-1500 Grundschulen sehr relevant und erst einmal keinen Murks.“)

    Und wo lesen Sie, dass ich mich mit dem Ausdruck „Murks“ auf den Verteiler bezogen habe???

  130. […] Das ist natürlich bitter: Sollten Sie diesen Blog bereits mehrfach gelesen haben, sei Ihnen gesagt: Das war vertane Zeit! Glauben Sie bloß nicht, was Sie hier allwöchentlich lesen! Das hat nichts mit der Wahrheit zu tun, zumindest, wenn man der Publikation “Schau genau hin! Nachrichtenwege erkennen und bewerten”, die nun Schülern in Bayern vorgelegt wird, Glauben schenken mag. Aber muss man ja, denn dort (bzw. in den Lehrerunterlagen) heißt es, dass bei Blogs “die Informationen ungeprüft ins Netz gestellt” werden und ein Blog “etwas Ähnliches wie ein persönliches Tagebuch im Internet” sei. Originellerweise ist dies eine Zusammenarbeit der Bayerische Staatskanzlei mit dem Verband Bayerischer Zeitungsverleger, die die Broschüre herausbringen. In den USA nennt man sowas meines Wissens Lobbyarbeit… Es gibt viele Artikel zu dem Thema im Internet, damit Sie mal den direkten Vergleich haben, hier der Artikel des Spiegel und dazu der Artikel Tagebucheintrag von Stefan Niggemeier. […]

  131. @Hans Oberberger (#40):
    „Aber immer noch besser, als gar kein Wirtschaftsunterricht.“

    Sie verkennen das Problem grundsätzlich. Das Kein-Geld-Haben ist nicht das Problem und die Entgegennahme von Lehrbüchern von Lobbyverbänden nicht die Lösung. Es ist ganz anders:

    Das Kein-Geld-Haben ist DIE URSACHE und das Angewiesensein auf Lehrbüchern zweifelhafter Quelle ist DAS PROBLEM.

    „…aber manchmal ist der Spatz in der Hand besser, als die die Taube auf dem Dach.“

    Mit anderen Worten: Manchmal ist das Problem besser als die Ursache. Und nachts ist es kälter als draußen!

  132. Oh Mann. In Ägypten werden gerade die furchtbaren alten Holzmedien-Journalisten – das sind die, die alles bei Wikipedia abschreiben, so viele Fehler machen und nie einen zugeben – verfolgt, festgenommen und verprügelt.
    Und hier ereifert man sich in bereits 190 Kommentaren darüber, „wie die Print-Lobby Kinder indoktriniert“. Als gälte es die Welt. Dabei ist eines von 16 deutschen Bundesländern betroffen. The world according to http://www.stefan-niggemeier.de
    Wäre es nicht sinnvoll, den hier vorherrschenden Fokus von Laserstrahl wieder ein bisschen mehr auf Weitwinkel zu drehen?
    @BBL: danke für die wohltuend rationalen Beiträge.

  133. @cfjk #191 Deine Betroffenheit ist völlig berechtigt, hier sind bestimmt alle über die Entwicklungen in Ägypten beunruhigt, entsetzt etc.

    Und ja es gibt sicher Momente, in denen viel Alltägliches und „Kleines“ in den Hintergrund tritt.

    Dennoch hört Bayern und die Einflußnahme eines rückwärts gewandten Lobbyverbandes auf die Erziehung von Grundschüler nicht auf, nur weil in Ägypten die Bevölkerung sich nun ihren Weg in die Demokratie erkämpft, in der wir, mit gewissen Abstrichen, schon leben.

    Nach dem Aufstand geht die Arbeit eben erst richtig los. Der Widerstand gegen Macht und Geld hört nicht auf, wenn der Diktatur vertrieben ist.

    Deine Vorwürfe sind also, wenn auch emotional verständlich, völlig unangebracht.

    PS: Ich schreibe dies während wir hier in der Famile Al-Jazeera schaun und diskutieren. Oder wie es Funny van Dannen in seinem Lied „Räumliche Distanz“ singt:

    Während du lachst sind viele andere traurig.
    Und wenn du stirbst werden viele einen Orgasmus haben.
    Das hört sich schlimm an – ist es aber nicht ganz,
    denn zum Glück gibt es die räumliche Distanz!

    http://www.youtube.com/watch?v=ufvUTBlHzxo

  134. @ Jens Best: „Dennoch“ (Grundschulen in Bayern), „nur weil“ (Ägypten). „Zum Glück gibt es die räumliche Distanz.“ Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und dann sehr gründlich nachspülen. Sonst kotzt man möglicherweise. Pardon. Ich kann mit Funny van Dannen-Zitaten nichts anfangen, während Kolleginnen und Kollegen, die ich persönlich kenne, in Ägypten gerade wie Hasen gehetzt werden.
    Das war das, was ich mit dem Weitwinkel meinte.

  135. Ok, ich wollte ja höflisch bleiben, aber sie wollen es nicht anders.

    Nun, wenn sie Journalist sind, werden sie sicher verstehen, dass es eben auch in den schlimmsten Momenten einer gewissen Professionalität bedarf.

    Nur weil ihnen, offenbar Journalist, der emotionale Gaul durchgeht (mit aller menschlichen Berechtigung), hört die Welt sich nicht auf zu drehen.

    Und ob gerade ein Kollege an einem Artikel über die Entwicklungen in einem neuen Tunesien oder einem Skandal aus Hintertupfingen sitzt, ist eben dann genau das seine Arbeit. Ebenso wie hier mit einigem Anspruch über wieder ein anderes Thema diskutiert wird.

    Ich finde ihre emotionalen Ergüsse hier sogar extrem deplatziert. Was hat die Kritik an einem reaktionären Zeitungen-Lobbyverband mit dem Schicksal von schreibenden Kollegen in Ägypten zu tun? Nichts. Nicht mal über Bande lässt sich die Debatte hier über Blogs vs. Zeitungen auf die Vorgänge in Cairo übertragen, wo Journalisten und Blogger gleichermaßen bedroht werden.

    Gehen sie offline, wenn sie sich nicht wohl fühlen wegen den Entwicklungen in Ägypten und lesen sie einfach hier nicht mit, wenn sie das zu sehr belastet, aber ersparen sie uns ihre hirnrissigen Anschuldigungen.

  136. @cfjk
    Ich habe noch eine ganz andere, brandaktuelle Nachricht – in Afrika und vielen anderen Teilen der Welt verhungern just gerade in diesem Augenblick tausende von Kindern! Und hier bei Niggemeier wird sich über eine angebliche „Indoktrination“ von Grundschülern in Bayern aufgeregt… schlimm, schlimm, welche engstirnigen Kleingeister hier doch zu Werke sind…

    Wenn Sie diesen Blödsinn, den Sie gerade als „Argumentation“ missverstehen, mal konsequent zu Ende denken würden, würde Ihnen hoffentlich klarwerden, dass man demzufolge rein gar nichts mehr thematisieren dürfte, da es immer irgendwo auf der Welt noch weitaus schlimmeres gibt… was das für Folgen für den Journalismus hätte, ist Ihnen doch hoffentlich klar.

    Wenn tatsächlich Ihnen persönlich bekannte Kollegen gerade in Ägypten um ihr Leben bangen, lässt das die Art und Weise, wie Sie hier haltlos emotional ausfallend werden, menschlich etwas nachvollziehbarer erscheinen. Macht Ihre Argumentation aber trotzdem kein Stück logischer.

  137. @195 „Emotional ausfallend“? Nicht doch: Ich vermute eher, cfjk treibt hier Lobbyismus – allerdings ziemlich ungeschickten! Vielleicht ist er noch Anfänger…

  138. @Daniel, #196:

    „Lobbyismus“

    Es bringt nichts, andere Leute zu diskreditieren. Es hilft vor allem nicht den eigenen Argumenten.

  139. @Squeedly (und @cfjk, falls es noch was bringt)

    Das habe ich mir auch gerade gedacht. „In Ägypten werden Journalisten verprügelt“ scheint das neue „Aber die Kinder in Afrika“ zu sein.

    [Ich könnte jetzt genauso hier lamentieren, warum ihr euch über ein bisschen Dioxin im Ei aufregt, während bei uns hier in Panama wechselnde Mehrheiten der Bevölkerung ohne Trinkwasser sind. Oder wie man nur über die Qualität des ÖR schimpfen kann, wenn die meisten Panamaen sich gar keinen Fernseher leisten können. Oder wie man die deutschen AWD-Anleger bedauern kann, wenn doch deutsche hinterzogene Steuergelder hier Hochhäuser aus dem Boden sprießen lassen, während sich die Einheimischen die Immobilienpreise nicht mehr leisten können. Werde ich aber nicht. Wäre nämlich nichts als Sch___hausdialektik (W. Biermann)]

  140. @197: Doch, das passt schon: „Thema wechseln“ und „emotional werden“ sind zwei der bewährtesten Waffen, wenn einem Lobbyisten die Argumente ausgehen.

  141. Hi,

    wie auch immer, habe nun nicht alle Kommentare, aber wenigstens den Artikel gelesen (Leider nicht jeder hier) und kann dazu auch nur sagen: Sehr, sehr, sehr betrübend.

    Sowas erwartet man von den Boulevard-Blättern, aber nicht als Unterichtsstoff. Viele Blogs sind Käse, Ok, aber unheimlich viele sind auch echt gut, journalistich recherchiert und wirklich kritisch auf den Punkt gebracht.

    Und eben das trifft auch auf viele Printmedien zu.

    Man sollte den Kindern nicht beibringen, Blog blöd und Papier gut zu finden, sondern sie dazu ermutigen, sich ihre eigene Meinung zu bilden. Dazu gehört, so seh ich es, nie einer Quelle zu glauben, sondern eine zweite Meinung einzuholen, deren Urheber unabhängig von der ersten Meinungsquelle ist.

    Alles andere ist nur das Diktat von Lobbyisten…

    CU

  142. @cfjk
    Trotz dieser Bedingungen sind Journalisten aus aller Welt vor Ort, von Print und auch vom Fernsehen. Ebenso sind auch einige Blogger im Land, deren Arbeit durch das abgeschaltete Netz im Land mehr als erschwert ist. Ein Weggehen der Journalisten könnte zu einem Nachrichten-Blackout führen mit schlimmstenfalls ähnlichen katastrophalen Auswirkungen wie damals in Ruanda.
    Ich mache mir Sorgen um das Ägyptische Volk und ich habe große Sorge um jeden einzelnen Journalisten und seine oder ihre Familien, egal ob bekannt oder nicht, egal von welchem Medium oder welcher Nationalität auch immer. Ich finde es wichtig diese Sorge, und auch Anerkennung dieser Arbeit zu äußern. Denn ja, es kann in diesen Stunden gut möglich sein, dass Übergriffe auf Journalisten stattfinden. Da wir jedoch persönlich nicht in Lebensgefahr schweben, sollten wir es mit unser Betroffenheit und unseren Vorwürfen („Lobbyismus”) nicht übertreiben. Das geht zu weit. Das lenkt ab. Nicht wir sind die Leidtragenden, die Menschen in Ägypten sind es.

    Man sollte auch nicht vergessen, es kann zu jeder Zeit etwas passieren, auch hier in Deutschland: Unfälle, Krankheiten. Professionelles Arbeiten zeichnet sich nun dadurch aus, dass man negativen Gefühle wie Angst, Wut oder Hilflosigkeit zulässt, und zwar im privaten, dabei jedoch die Stärke besitzt, dass die eigene Arbeit und andere Themen nicht unter dieser Situation leiden.

  143. Schöne Initiative, keine Frage – da bin ich ganz Ihrer Meinung, Herr Niggemeier. Schade ist nur, dass der Test bloß auf die Situation in Deutschland eingeht; auch ein Österreich wünsche ich mir, speziell im Rahmen der aktuellen Bildungsdebatte, eine viel stärkere Einbindung von Medienkompetenz-Kursen in Kindergärten.

    Mit reichlicher Finanzierung durch den Verband der österreichischen datenschmutz-Herausgeber ist es mir daher möglich, eine landes-spezifische Version des Tests bereitzustellen. (In Österreich ist übrigens keine eigene Urkunde erforderlich, die Medienkompetenz wird direkt in den Führerschein eingetragen.)

    Quiz für österreichische Medienprofis:
    http://blog.datenschmutz.net/wp-content/uploads/2011/02/medienprofil-quiz.jpg

  144. @ 201

    Eben, diese Gegenüberstellung von Journalisten und Bloggern ist ja nur die eine Sache. Die andere ist: im bayerischen Medienführerschein fehlt nun der Teil über die Printmedien. Anstatt den Kindern einen kritischen Umgang mit Printerzeugnissen beizubringen, wird da ein völlig anderes Thema aufgemacht.(zumindest in abstrus verdrehter Form)

    Herr Unger zum Beispiel, hat das überhaupt nicht verstanden. Der sagt doch ernstlich, es handle sich dabei ja nicht um ein Schulbuch, man müsse es nicht benutzen.
    – Natürlich, deshalb ist es vermutlich auch „flächendeckend“ verteilt worden – um es anschließend liegen zu lassen. Mit so einem Spruch im Gepäck kann man eigentlich alles ungeprüft durchwinken.

    *Winke*, *Winke*

  145. Wow, danke für dieses nette Fundstück.

    Ich traue den Schulen aus gutem Grund keinen Zentimeter über dem Weg. 90% Bullshit, der mit dem wahren Leben nichts zu tun hat. Und die restlichen 10% findet man eh im Web.
    So einen Schmu ernsthaft als »Unterrichtsmaterialien« anzubieten ist wirklich schon dreist. Ich frage mich, ob einige altbackene Lehrer das tatsächlich in ihrem »Unterricht« einbauen?

  146. So, ich habe grade die Jahresberichte 2007 bis 2009 des VBZV überflogen. In letzterem findet man die Empfehlung für Freunde der Printmedien, sich einmal die Roland Berger Studie „Totgesagte leben länger“ anzusehen. Das habe ich auch sofort gemacht, und siehe da (wenig überraschend, aber dennoch interessant):
    Unter der These 7, in der es um Investitionen in „die Marke“ geht, findet man, neben einer Statistik zur Reichweite von Tageszeitungen nach Geburtsjahrgängen, folgendes:

    „Verlage müssen heute schon früh in die nachwachsenden Kunden investieren, um die Leserschaft für die Zukunft abzusichern.[..]
    Verleger müssen erkennen, dass wer in jungen Jahren nicht als Zeitungsleser gewonnen
    wird, auch mit zunehmendem Alter kein Kunde werden wird. Dass in der nachfolgenden
    Generation bereits nur noch 60% mit Zeitungen erreicht werden, ist deshalb umso alarmierender.
    Folglich müssen Print-Medien die jungen Zielgruppen durch gezielte Marketing-Aktivitäten noch
    stärker als bisher bereits früh an sich binden. Gerade auch weil TV und Internet in der jungen Zielgruppe
    heutzutage fast permanent kostenlos präsent sind, müssen Verlage die jungen Generationen
    zu Lesern „ausbilden“. Die Strategen bei der ZEIT haben sich dies schon vor über zehn Jahren zu
    Herzen genommen und mit „ZEIT für die Schule“ ein Programm für junge Zielgruppen entwickelt,
    beim Spiegel prämiert man regelmäßig die Schülerzeitung des Jahres. Im Ruhrgebiet geht man sogar
    noch weiter: Die Recklinghäuser Zeitung hat dort ein Programm für Vorschulkinder entwickelt. Angesichts
    des Handlungsdrucks sollten Verlage nichts unversucht lassen.“

    Soso…

  147. Wahnsinn. Wie die Kids von Verbänden für deren Zwecke manipuliert werden. Und dass die Landesregierung da mitspielt, ist die Krönung. Wo kommen wir denn hin, wenn jeder Lobbyverein unseren Kindern seinen Brei vorsetzen darf?

  148. luftikus, #208:

    Halten Sie das, was Sie gefunden haben, wirklich für so bedeutsam?
    Anders gefragt: War Ihnen das bislang wirklich unbekannt?

  149. Diese Studie war mir bisher nicht bekannt, nein. Ich habe aber auch geschrieben, dass ich es nicht überraschend fände, etwas in der Art aufzutreiben. Der Jahresbericht ’09 des VBZV hätte ähnliches demonstriert, nur schreibt man da freilich nicht offen über Markeninvestition, Zielgruppenbindung und Früh-„Ausbildung“ von Grundschülern – sondern versteckt sich hinter dem Begriff des „medienpädagogischen Engagements“.

    Fassen wir es also so zusammen: ich hab diese Stelle wegen ihrer Klahrheit zitiert.

  150. @luftikus
    Danke. Ich kannte die Studie bisher noch nicht. Diese klingt ähnlich wie die von Banken, die durch Aktionen wie „mein erstes Sparschein“ ebenfalls schon in den Grundschulen ihre Kunden binden wollen.

  151. Sehr schön, da werd ich mir gleich ein paar Exemplare sichern und das dann mit meinen Schülern durchnehmen. Gut, nicht unbedingt in der dritten Klasse, dachte da eher an 8. Aufwärts, das eignet sich wunderbar zum Erlernen von kritischem Lesen.

    Ach und @Diskussionsteilnehmer: Könntet ihr euch bitte angewöhnen, bei Antworten aufeinander die Nummer des jeweiligen Posts mit anzugeben? Sich in dem Durcheinander hier zurechtzufinden ist eine ziemliche Qual.

  152. @luftikus: Seit einigen Jahren gibt es sehr viele Verlautbarungen vieler Zeitungsverlage, dass sie „die Jugend“ entdecken und als potentielle Kundschaft gewinnen wollen. Projekte wie „Zeitung in der Schule“ sind nicht exotisch.

    @farad, #213:
    Abgesehen davon, dass Sie meine Fragen nicht verstanden haben: Ist das hier ihr Blog?

  153. @ polyphem, #218

    Man kann maximal so blind sein wie Einer, dessen einziges Auge von jemandem namens Niemand mit einem Pfahl durchbohrt wird. Noch blinder geht nicht…

    (sorry)

  154. Zeitungsverlage sind systemrelevant.
    Für sie muss ein Schutzschirm aufgespannt werden.
    Das ist alternativlos.

    Und jetzt alle:
    „Für uns solls harte Euros regnen,
    Wir wollen bösen Bloggern begegnen
    Die Welt soll sich nicht umgestalten
    Wir fülln als Drucker die Zeilen und Spalten“

  155. Grausam ist es, die Kommentare hier zu lesen. Offensichtlich haben die Meisten hier erst einmal keine Ahnung und zweitens noch nie eine Qualitätszeitung gelesen. Es gibt so viele Zeitungen, dass man in Deutschland glücklicherweise eine große Auswahl hat.

    Gibt es denn einen einzigen Blog, der über Bundespolitik umfassend informiert? Über Landespolitik? Mit Berichterstattung über Wirtschaftsthemen? Eine Zeitung ist nicht viel anderes als ein Team professionell ausgebildeter Schreiber, die ihre Artikel gemeinsam veröffentlichen. Glauben Sie auch die Mär, dass Blogger investigative arbeiten und Dinge aufdecken? Ich muss Sie da schon sehr bemitleiden.

    Selbstverständlich machen Journalisten Fehler – ebenso wie Wissenschaftler, Politiker, Unternehmer, Verkäufer und jedfer andere. Bei Qualitätszeitungen gibt es aber in der Tat eine Fülle von Personen, die einen Text lesen – der Redakteur, der Blattmacher, der Chef-Blattmacher und der Korrektor. Haben Sie das auch bei einem Blog?

    Machen Sie doch mal ein Praktikum bei einem Medium – falls Sie überhaupt zugelassen werden. Keine Ahnung, aber einen großen Mund… wie erbärmlich…
    Schömen Sie sich, herr Niggemeier – ich dachte, Sie seien Journalist. Offenbar ist es Ihnen gerade recht, wenn auch die letzte Zeitung ihre Redakteure vor die Tore schickt.

  156. @EinSchwage
    Gegenfrage: gibt es einen Blog, der ernsthaft die Abschaffung alter Zeitungen fordert, weil es sowas wie „Bild“ und „Astrowoche“ gibt, der weiterhin Geld für den Zugriff auf alle Blogs fordert und dabei auf seine Qualität verweist, derweil jedoch den eigenen Ansprüchen keineswegs gerecht wird?

    Wo wurde denn hier von Zeitungen „Fehlerlosigkeit“ gefordert?
    Nirgends. Was gefordert wird und wurde: die unweigerlich passierenden Fehler zu korrigieren – und zwar so, dass der Leser eine Chance hat, die Korrektur zu bemerken.

    Als Blogger habe ich nichts gegen Zeitungen – lasse mich von Zeitungsverbänden aber auch nicht ohne Widerspruch diffamieren.

    Okay, ein Praktikum bei einer Zeitung habe ich nie gemacht – weil ich es nicht wollte.

    Aber man muss kein Huhn sein, um ein faules Ei zu erkennen. :)

  157. @223 ein Schwabe:

    „Offensichtlich haben die Meisten hier erst einmal keine Ahnung und zweitens noch nie eine Qualitätszeitung gelesen.“

    Wenn jemand anderen Unkenntniss vorwirft und man selbst den Artikel offensichtlich nicht verstanden hat, dann nennt man das wohl Ironie.

    Und die Moral von der Geschicht‘?
    Empörtes Posten lohnt sich nicht…

  158. @EinSchwabe
    (…) Bei Qualitätszeitungen gibt es aber in der Tat eine Fülle von Personen, die einen Text lesen – der Redakteur, der Blattmacher, der Chef-Blattmacher und der Korrektor. Haben Sie das auch bei einem Blog? (…)

    Aber sicher gibt es eine Fülle von Personen die einen Text lesen: Kritiker die eine Mail schreiben oder Kommentatoren, unter denen sich eine Fülle an Redakteur, Mediengestalter, CvD und Lektoren befinden. Im Gegensatz jedoch zur Zeitung, bei dem die Textarbeit spätestens bei dem Druck abgeschlossen ist, wird diese in Blogs fortgeführt.

    Wenn Sie dieses Blog in Ruhe lesen, werden Sie eine Fülle an Hinweisen finden: Von Rechtschreibfehlern, Interpunktionsfehlern bis hin zu Inhaltlichen Debatten. Sollte nun ein Fehler vorliegen, korrigiert ihn Herr Niggemeier direkt und/oder erweitert den Text durch einen Nachtrag.

    Gerade in Blogs wird dadurch das kritische Lesen lebendig.

    Ihr Satz: „Machen Sie doch mal ein Praktikum bei einem Medium – falls Sie überhaupt zugelassen werden.“ finde ich übrigens total lustig! Recherche hilft, klicken Sie mal auf Lebenslauf!

  159. @Twipsy, #4:
    „Vielleicht sollte die Bayerische Staatsregierung mal die BLM fragen, was Medienkompetenz anbetrifft….“
    Den Medienführerschein hat der Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Herr Staatsminister Siegfried Schneider ins Leben gerufen. Früher war Herr Schneider Kultusminister. Zurzeit ist er bayerischer Medienminister. Demnächst wird er voraussichtlich zum Chef der BLM gewählt werden. So geht’s in Bayern.

  160. Obwohl ich dem Tun des Staates normalerweise mit dem gesunden Mißtrauen des Machtlosen gegenüber dem Allmächtigen begegne, finde ich diese Aktion – in diesem Einzelfall – nicht so schlimm. Sie richtet sich offenbar an 9-10jährige. Die lesen keine Zeitung, sind aber im Internet und werden aus dieser Unterrichtseinheit eh nur mitnehmen „Glaub nicht alles, was du im Internet aufschnappst“, was ja nicht verkehrt ist. Naturgemäß hat der Staat zur Presse insgesamt ein gespanntes Verhältnis, schließlich ist sie die einzige Institution, die verhindert, daß er dem Volk nach Belieben den Arsch aufreißt. Und natürlich präferiert der Staat die Printmedien, weil er sie leichter manipulieren kann. Aber all dies dürfte nicht dem Horizont der Zielgruppe entsprechen, und wenn die älter ist, sortiert sie von ganz alleine.

  161. und wenn die älter ist, sortiert sie von ganz alleine

    Und wann sollte sie das gelernt haben, das Sortieren? Kennen Sie 9–10jährige? Das sind diese kleinen Kerlchen, die mit Wissen vollgepumpt werden wollen und wenn man das nicht tut, dann hat man ein Problem, weil sie anschließend sich in tickende Hormonbomben mit komischen Haarschnitten verwandeln.
    (Sind Sie derselbe Lothar von drüben? Klingt so.)

  162. Ich bin der Meinung, dass die Einführung des Medienführerscheins eine gute Sache ist. Bei der Fülle von Informationen, die heute insbesondere auf die Jugend einprasselt, ist es um so wichtiger, diese zu sortieren und auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.
    Dies konnte man gerade auch heute bei der Berichterstattung über die „Gorch-Fock-Untersuchung“ eindrucksvoll wieder erleben.
    Irgendjemand schreibt irgend etwas und sämtliche Medien stürzen sich darauf, ohne den Wahrheitsgehalt oder die Bedeutung dieser angeblichen Information für diesen Unfall zu überprüfen. Aus diesem Grund ist auch unser ehemaliger Bundespräsident zurück getreten. Anscheind hat es immer noch niemand verstanden.

  163. @Alberto Green:
    „Und wann sollte sie das gelernt haben, das Sortieren? Kennen Sie 9–10jährige?“

    Ja, jede Menge. Ich mache Jugendarbeit in einem Verein.

    Das Sortieren lernen sie später, ohne die Schule, ganz automatisch. Wenn sie in dem angepeilten Alter erst mal lernen „Glaub nicht alles im Internet“, reicht das schon mal. Und wenn man sich das Gesamtprogramm ansieht – es sind ja auch „Trau nicht jedem im Internet“ oder „Schau dir deine Idole genau an“ dabei, die ich für noch wesentlich wichtiger halte, jedenfalls in der Altersgruppe.

  164. @232 Lothar
    Aber das auch gelehrt wird „In der Zeitung steht nichts falsches“ und „Zeitung ist immer besser als Internet“ haben Sie mitbekommen, oder? Und finden das gut?

  165. @232, Lothar
    „Das Sortieren lernen sie später, ohne die Schule, ganz automatisch.“

    Vermutlich genau so, wie Sie Ihr Textverständnis oder die Grundlagen der Entwicklungspsychologie erlernt haben, n’est-ce pas?

  166. @alter Jakob: Wie ich schon sagte, die Zielgruppe liest keine Zeitung, und später bildet sie sich ihr Urteil selbst. Man lernt ja das wenigste Nichtfachliche in der Schule.

    Der Ankreuzbogen übrigens enthält die reine Wahrheit, sofern „Jeder kann im Internet…“ wörtlich gemeint ist und nicht „Jeder darf im Internet…“ bedeuten soll.

  167. @235 Lothar

    Schon richtig, und es ist ja auch gut, den kleinen gleich beizubringen mistrauisch zu sein. Das Problem liegt aber darin, dass Mißtrauen nur gegenüber dem Internet gelehrt wird. Denn implizit wird hier einem beigebracht, dass der Printjournalist immer saubere Arbeit macht. Oder meinen Sie die Antwort „Geschichten erfinden“ zu Frage 3 ist eine richtige Antwort, obwohl das wohl unzweifelhaft für einen Boulevardjournalisten zum Handwerkszeug gehört?

    Nicht die Kritik am Internet ist das, was an dem Lehrmaterial Lobbyzettel zu kritisieren ist, sondern das absolut Fehlen von Kritik an der geschriebenen Zeitung. Das bekommen die nämlich implizit auch mit, die 9jährigen.

    Im Übrigen würde mich interessieren, welche 9jährigen, die ja eh keine Zeitungen lesen, dann Bernds Blog lesen würden. Mit der Argumentation kann man die Unterrichtseinheit gleich ganz sein lassen. Ist ja noch nicht nötig…

  168. @alter Jakob: Ich möchte mich nicht gern wiederholen – die Kinder sollen natürlich allen Medien gegenüber mißtrauisch sein, aber Zeitungen lesen sie nicht, sofern „Zeitung“ nicht stellvertretend für „Bravo“ o. ä. steht. Mir wurde in der Schule kein Wort über den Wahrheitsgehalt jedweder Medienberichte beigebracht, trotzdem habe ich schon als Jugendlicher nicht alles geglaubt, was ich gelesen oder gehört habe.

    Mir scheint, Sie überschätzen die Bedeutung des Schulunterrichts in dieser Hinsicht. Daß z. B. Mappus‘ Prügelorgie für ihn und seine Schergen folgenlos blieb, lehrt wesentlich mehr über den wahren Wert des Grundgesetzes als der Gemeinschaftskundeunterricht.

  169. Ich finde es eine gute Idee den Medienführerschein einzuführen. So können die Kinder lernen mit der Zeitung oder dem Internet umzugehen. Es ist erschreckend wie viele Fehler man in „Informationen“ findet. Deshalb finde ich es umso wichtiger die Schüler schon in der Grundschule darüber aufzuklären, dass man nicht immer alles glauben sollte was in der Zeitung oder im Internet zu finden ist. Trotzdem sollte man darauf achten das Projekt altersgerecht zu gestalten.

  170. Klassische Medien als „4. Gewalt“? Heute sind sie eher ein Teil des Systems als ein Korrektiv dazu. Das ist schon eher das Internet, auch wenn auch dort natürlich jede Menge Schrott zu finden ist und man nach den relevanten Inhalten suchen muß.

    Das hier bringt es ganz nett auf den Punkt, obwohl aus einem Print-Medium und eher satirisch gemeint:

    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2011/0207/medien/0016/index.html

    Medienkompetenz ist schon wichtig, aber die muß sich wohl jeder selbst erarbeiten. Die Schule kann da nur Anregungen bieten. Aber bitte nicht solche wie diese Broschüre .

  171. […] Relevanz ist, hat Stefan Niggemeier bei der Bayerischen Staatskanzlei die Antwort entdeckt: „Beim Blog-Text werden die Informationen ungeprüft ins Netz gestellt. Vielleicht hat Bernd einiges m….“ Wir kennen das ja alle, diese transparenten Eingeständnisse und Berichtigungen von […]

  172. […] Und so frischte unser Herr Klingelschmitt, der immer noch mit seinem 68er Portrait aus dem Jahr 71 unter seiner Kolumne hausieren geht, seine Position in der Reihe der “richtigen” Journalisten von der Konkurrenz mit der großen Auflage auf. Denn dank der Bayrischen Staatskanzlei wissen wir ja: Nur “echte Journalisten” ™ recherchieren sorgfältig und sind der Wahrheit verpflichtet. […]

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