Hans Hoff hat mit mir für die Medienzeitschrift „journalist“ ein langes Interview geführt. Es geht um die Frage, ob Journalisten es ertragen müssen, wenn sie im Netz „herabgesetzt, beleidigt, verhöhnt“ werden, und ob es in der Verantwortung von Bloggern liegt, einen „Internetmob“ zu bremsen.
Wie viel Öffentlichkeit muss ein Journalist ertragen?
Alle Öffentlichkeit. Seine Arbeit ist ja öffentlich, also hat er in der Rolle als Journalist alle Öffentlichkeit zu ertragen.Wenn ich früher einen Fehler gemacht habe, musste ich das Gelächter der Kollegen und den Rüffel des Chefs ertragen. Heute werde ich auf großer Bühne kleingelacht, lande bei stefan-niggemeier.de oder bei bildblog.de, und Tausende ergötzen sich an meiner Fehlleistung.
Ich finde es richtig, dass ich mit diesem Risiko leben muss. Das heißt natürlich nicht, dass all die Reaktionen auch legitim sind. Da stellt sich dann die Frage, ob ich mich von den Leuten beleidigen lassen muss. Grundsätzlich muss ich aber hinnehmen, dass andere Leute entscheiden, wie groß sie meinen Fehler aufblasen wollen.Wie viel Kritik und Beleidigung muss man denn als Journalist einstecken?
Bei Kritik gilt: jede. Beleidigungen: gar nicht. Es gibt kein Recht darauf, Journalisten beleidigen zu dürfen. Man muss das nicht alles hinnehmen, aber es ist auch nicht hilfreich, sich über alles aufzuregen. Wenn sich in irgendeinem Blog irgendwelche Leute auf mich eingeschossen haben und sich gegenseitig beim Beleidigen überbieten, kann die richtige Reaktion auch sein, das zu ignorieren.Steigt das, was ich ertragen muss, mit dem Verbreitungsgrad? Muss ich mehr ertragen, wenn ich im Fernsehen auftauche?
Da gelten keine besonderen Regeln. Wir nehmen uns als Journalisten doch auch das Recht heraus zu sagen: Dieser Politiker oder dieser Verbandsfunktionär gehört jetzt aber mal an den Pranger gestellt, weil er dieses oder jenes macht. Man bietet natürlich mehr Angriffsfläche, wenn man im Fernsehen auftritt.Wenn eine Spiegel-Redakteurin wie Kerstin Kullmann im ZDF-„Morgenmagazin“ auftaucht und bei der Vorstellung einer Spiegel-Titelgeschichte übers Internet etwas Falsches sagt, ruiniert sie in anderthalb Minuten ihren Ruf, weil sie anschließend in Blogs wie Ihrem zerfleischt wird. Da fehlt doch jede Verhältnismäßigkeit.
Einerseits ja, vor allem, wenn es um Frau Kullmann persönlich geht. Sie hat ja niemandem etwas getan. Andererseits sitzt sie da als Vertreterin des Spiegels, der selbst einen besonderen Anspruch an sich hat und gut im Austeilen ist, und das ergibt schon eine besondere Fallhöhe – daraus erklärt sich auch die Wucht der Reaktion.Muss sie sich dann als „Porzellanpüppchen“ und als „fleischgewordener Blondinenwitz“ beschimpfen lassen?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Sie schien in diesen unglücklichen Sekunden ja tatsächlich alle Klischees zu bestätigen. Aber die Debatte auch bei mir im Blog war ja nicht so einseitig. Es gab ja durchaus Leute, die Kullmann in Schutz genommen haben. Man spricht so leicht von einem Mob, übersieht aber, dass keineswegs alle in eine Richtung rennen, sondern viele auch sagen: Ihr spinnt ja wohl. Ich weiß nicht, ob das die Angriffe erträglicher macht, aber das relativiert dieses Mobhafte schon.Gibt es ihn denn, den Mob im Internet?
Natürlich gibt es eine Dynamik, die es überall gibt, wo mehrere Menschen zusammenkommen. Wenn da drei Beleidigungen stehen, setzt der Vierte noch einen drauf. Ich sehe das manchmal auch bei mir, wenn ich einen Eintrag wirklich scharf formuliere und an die Grenze dessen gehe, was ich an Kritik zulässig finde. Das ist dann gelegentlich für einige Kommentatoren Ansporn, noch einen draufzusetzen und damit zumindest meine Grenze des Zulässigen zu überschreiten. Daraus muss ich selbstkritisch schließen: Eigentlich hätte ich nicht so weit vorlegen dürfen.Gibt es einen typischen Verlauf der Erregungswellen? Im Fall von Eva Schweitzer, die einen Blogger wegen eines zu üppigen Zitats abgemahnt hat, kamen bei Ihnen schnell 200 Kommentare zusammen, aber nach ein paar Tagen stagnierte die Zahl unter der 300er-Marke.
Es geht ganz schnell los, ist aber oft auch ganz schnell wieder vorbei. Deshalb meine ich, dass man das manchmal einfach aushalten sollte, weil nach zwei Tagen vermutlich eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird. Es gibt aber Themen, bei denen man hundertprozentig darauf setzen kann, dass sie einen Entrüstungssturm auslösen. Das war die Spiegel-Geschichte zum Thema Internet, das war Frau Schweitzer zum Thema Urheberrecht.Sobald es netzbezogene Themen sind, schwappt die Welle höher?
Ja. Viele derjenigen, die im Netz besonders aktiv sind, haben das Gefühl: Das ist unser Internet. Und fühlen sich herausgefordert, ihre Empörung auch noch auszudrücken, selbst wenn das hundert Leute schon vorher gesagt haben.Was kann ich als Journalist tun, um mich vor solch einem Mob zu schützen?
Man kann sich nicht davor schützen. Man kann nur überlegen, wie man damit umgeht.Man könnte Fehler vermeiden.
Das ist ja nicht realistisch. Ich glaube aber, dass es im frühen Stadium oft hilft zu kommunizieren. Sich auf die Diskussion einzulassen und zu zeigen, dass man nicht auf dem hohen Ross sitzt. Fehler zuzugeben, falsche Anschuldigungen mit Argumenten zu kontern und zeigen, dass man auch ein Mensch ist und nicht nur ein Opfer, das zum Abschuss freigegeben ist. Manchmal stachelt das die Leute zwar erst an, die dann jede weitere Wortmeldung wieder zerrupfen, deshalb kann es je nach Mentalität oder Thema auch besser sein, das alles an sich abtropfen zu lassen. Ich habe da keine endgültige Antwort.Eva Schweitzer hat sich kampfeslustig gegeben.
Ich fand sie eher arrogant. Wenn sie schreibt, dass Blogger solche sind, die nachts im Schlafanzug vor dem Computer sitzen …Tun sie das nicht?
Tun sie auch. Aber nicht nur. Das ist doch ein blödes Klischee.Bei den Diskussionen verdichtet sich, wenn es um Journalismus im Netz geht, der Eindruck, dass da vorwiegend Männer unterwegs sind.
Ist das nicht bei Journalisten ähnlich? Die Wortführer unter den Journalisten sind doch auch Männer.Die Fälle, in denen die Erregung besonders hoch schwappte, drehten sich meist um Frauen.
Die Männerfälle gibt es ja auch. Wenn Frau Schweitzer dasselbe als Mann gemacht hätte, wäre die Diskussion genauso verlaufen, minus die zehn Deppen, die da wirklich ihren Sexismus ausleben.Etablieren sich User und Leser als fünfte Macht im Staate, die die vierte kontrolliert?
Ich finde noch interessanter, was bei der taz passiert ist: Dort gab es Abokündigungen wegen des Verhaltens von Frau Schweitzer.Ist das noch angemessen?
Ich halte es für übertrieben, aber das ist ja nicht die Frage. Wenn ein Leser sagt: Ich finde es inakzeptabel, dass die taz hinnimmt, was die Frau da bloggt, und deshalb kündige ich mein Abo, dann geht es nicht um angemessen oder nicht, dann muss ich mit der Unzufriedenheit der Kunden leben.Das erzeugt ja konkreten wirtschaftlichen Schaden. Bei Amazon erschienen plötzlich ganz viele Bewertungen, die einen Verriss von Schweitzers Buch hilfreich fanden. Das ist doch ein bisschen, als würde man an eine Hauswand sprühen: Hier wohnt ein Idiot.
In diesem Fall trifft das aber jemanden, der die ganze Zeit an seinem Fenster gestanden und „kommt doch“ gerufen hat. Ich weiß nicht, ob der wirtschaftliche Schaden so hoch ist.Aber man kann es als Symbol sehen.
Tatsächlich können plötzlich kleine Dinge größere Auswirkungen haben, aber letztlich sind die Bewertungen bei Amazon doch Ausdruck von Sympathie oder deren Fehlen einem Autor gegenüber — das ist doch erst einmal legitim. Wenn Nutzer oder Leser öffentlich ausdrücken können, was sie von etwas halten, darf man sich nicht wundern, wenn davon Gebrauch gemacht wird. Das ist nicht immer schön, aber das ist Demokratie.Ist das nicht auch eine Form der Verrohung? Wo ist die Grenze?
Wir haben bei Bildblog mal über den Bild-Redakteur Hauke Brost geschrieben und dabei seine Homepage verlinkt. Anschließend haben ihm unsere Leser massenhaft das Gästebuch vollgekotzt. All unsere Aufforderungen zur Mäßigung haben nichts genutzt. Das war natürlich definitiv jenseits der Grenze, aber ich fürchte, dass man damit leben muss. Das hat aber noch nicht die Qualität von „Ich fackele dir jetzt dein Auto ab“. Ich weiß aber auch nicht, wie man so etwas verhindert.Radikalisiert die Tatsache, dass ich im Internet mit Pseudonym agieren darf, die Diskussion?
Auf jeden Fall. Ich finde es prinzipiell richtig, dass Leute auch unter Pseudonym kommentieren können, aber oft wünsche ich mir, es wäre nicht so. Manchmal sehe ich als Blogbetreiber an der E-Mail-Adresse, wer das wirklich ist, und dass das nicht irgendwelche Schlafanzugträger sind, sondern Chefs von Nachrichtenagenturen, die unter dem Schutz der Anonymität mal richtig vom Leder ziehen.Kann man die Öffentlichkeit vermeiden, wenn man sich bedeckt hält und etwa nicht ins Fernsehen geht, auch wenn man gefragt wird?
Ja, durchaus.Warum sieht man Sie so oft im Fernsehen?
Ich sehe mich nicht unbedingt gerne im Fernsehen, aber es befriedigt natürlich die Eitelkeit, wenn man gefragt wird. Ich bin mir bewusst, dass das auch unangenehme Folgen haben kann. Ich lebe ja als einer, der andauernd anderen ihre Fehler vorhält, ohnehin mit der Angst, dass mir selbst mal ein Riesenfehler passiert, den mir andere dann mit dreifacher Freude um die Ohren hauen werden. Andererseits habe ich das Gefühl, dass es auch dann die Möglichkeit gibt, transparent und selbstkritisch zu sein und glaubwürdig zu bleiben. Uns sind bei Bildblog einige größere Fehler passiert. Und es war eine Erleichterung zu erfahren, dass wir sagen können: Es war völlige Grütze, was wir hier gemacht haben. Entschuldigung, es soll nicht wieder vorkommen.Der normale Tageszeitungsjournalist googelt sich selbst und findet auf Platz eins seine schönste Verfehlung.
Wir werden lernen müssen, damit umzugehen, dass die eigene Geschichte so leicht zugänglich ist. Auch Personalchefs werden lernen, damit umzugehen. Es ist völlig normal, dass jeder von uns drei blöde Sachen bei Google stehen hat.Völlig normal?
Man wird sich daran gewöhnen. Da stehen die tollen Selbstdarstellungen, da stehen auch die Fehler. Wir werden im Umgang mit dem Internet lernen ……, das nicht mehr so ernst zu nehmen?
Zumindest einordnen zu können, was das wirklich bedeutet. Lange Zeit gab es die Diskussion, was passiert, wenn ein Personalchef peinliche Partyfotos von einem Bewerber im Netz findet. Ich war jetzt schon mehrfach bei Diskussionen, wo Personalchefs gesagt haben, dass sie sich Sorgen über einen Bewerber machen würden, bei dem es gar keine solche Spuren gibt, dass er gelebt hat.Hat Bild-Chef Kai Diekmann das kapiert, wenn er jetzt selbst bloggt und mit Halbinformationen die schlechten über ihn verdrängt?
Ja. Ob er damit Erfolg hat, muss man sehen, aber erst einmal ist es geschickt, den Eindruck zu erwecken, die kritischsten Sachen über Kai Diekmann schreibt er in seinem eigenen Blog.Ich muss also als Journalist aktiv ins Netz gehen, um mit positiven Nachrichten die schlechten in der Google-Liste nach hinten zu drängen.
Das ist mir zu technisch gedacht. Es geht darum, dass ich dort stattfinde und mit den Menschen kommuniziere; dass man sich von mir ein Bild machen kann, das nicht nur aus den Beschimpfungen meiner Gegner besteht. Wenn es mir nicht ganz egal ist, was da über mich steht, dann muss ich mit den Leuten reden. Das wird nicht den Mob verhindern und auch nicht die Deppen überzeugen, die gar nicht an einem differenzierten Bild interessiert sind, aber auf die kommt es sowieso nicht an. Wenn ich gute Argumente habe, werde ich Menschen überzeugen. Wenn ich daran nicht glauben würde, dürfte ich gar nicht erst Journalist werden.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Redaktion; Links von mir.
Zum Titelthema „Journalisten in der Öffentlichkeit: Zwischen abgehoben und bloßgestellt“ im aktuellen „journalist“ gehört noch eine Zusammenfassung der aktuellen Auseinandersetzungen samt frischen Zitaten von Eva Schweitzer, die die deutsche Blogosphäre mit einem von ihr selbst im Hafen in New York gesehenen Kriegsschiff mit 300 Marines vergleicht und für vergleichsweise harmlos hält, und eine Umfrage in den Online-Redaktionen, wie sie mit über die Stränge schlagenden Kommentatoren umgehen.
Interessantes Interview. Die über die Strenge schlagenden Kommentatoren haben jedenfalls meine ganze Sympathie — so mancher ungerechtfertigten Strenge wollte ich auch schon mal eins überbraten.
Schönes Interview, danke fürs Posten.
Das mit den Personalchefs klingt interessant, weil es mal in eine andere Richtung geht, was man sonst immer so hört …
Zu den Personalchefs: ich finde die eine Aussage (pfui, Partyphotos) zeugt nicht von mehr Verständnis als die andere (suspekt, keine Partyphotos).
Ich bin GF eines kleinen IT-Unternehmens. Wir googeln unsere Bewerber. Hauptsächlich, weil man so erfährt, ob sie sich fachlich z.B. im Open Source Umfeld engagiert haben (= fette Pluspunkte!).
Natürlich findet man dann auch Peinlichkeiten, darunter Flamewars in Foren oder auch mal einen beschwipsten Bewerber auf den berühmten peinlichen Partyfotos. Fanden wir aber nicht schlimm und der Bewerber auf dem erwähnten Foto stellte sich als später als erstklassiger und zuverlässiger Software-Entwickler heraus. Und als prima Kerl, mit dem man auch gut feiern kann. ;-)
Nicht genommen haben wir z.B. den Bewerber, der in seinem öffentlichen Satanismus-Blog („Satanismus ist gar nichts böses, das heißt nur, dass für mich die Regeln dieser Gesellschaft nicht gelten und niemand mir Vorschriften machen kann!“) Fotos seiner letzten nächtlichen Friedhofbesuche veröffentlichte.
Auch von mir gibt es ziemlich peinlichen Kram, u.a. im Usenet-Archiv. Meine Mutter lernt gerade Internet. Mal sehen, wann sie mich googelt und dann darauf anspricht…
Nur mal interessehalber gefragt, hast Du eigentlich intern irgendeine Art von Auswertung darüber, was für Blogeinträge oder Themen wieviele und was für Kommentare generieren, und wie so der jeweils typische Diskussionsverlauf ist? Ich meine, mit sowas wie Zeit vs. Kommentaraufkommen vs. Referrrer/Verlinkung vs. Reizgrad/Löschnotwendigkeit vs. vs. vs. liessen sich doch bestimmt ein paar schicke Torten oder Balken oder Kurven basteln.
@nona: Puh, nee, und ich weiß nicht, ob der Aufwand in irgendeinem Verhältnis zur Erkenntnis stünde.
@E.: Danke für den interessanten Kommentar, der für mich allerdings die Frage aufwirft, warum Sie Ihren Namen nicht nennen wollen. Aus Angst, dass der gegoogelt werden könnte? Wie paradox ist das?
Je nachdem, wie klein E.s Firma ist, könnte man vielleicht auf die Identität des Feierers und des Satanisten schließen, und das wäre sicher problematisch. Da wäre ich auch eher vorsichtig. Und wenn einer schon zugibt, dass es von ihm peinlichen Kram im Internet gibt, ist es nur vernünftig, die eigene Identität nicht grad bei stefan-niggemeier.de zu veröffentlichen…
@stefan: hat er doch gesagt, seine mutter und internet …
die Überschrift könnte der Arbeitstitel eines Charity-Kalenders für Medien am Abgrund sein.
@Stefan Niggemeier – ich habe eine gültige Mail-Adresse angegeben, Du kennst meine Identität und kannst auch mal nach mir googlen. In diesem Fall war das eine bewusste Entscheidung, weil ich hier über Dritte geschrieben habe, nämlich über Bewerber und Mitarbeiter. Beim abgelehnten Bewerber habe ich die Anekdote ein wenig überspitzt zusammengefasst. Sein Satanismus-Blog war ein Faktor, aber nicht der Hauptgrund für die Ablehnung.
Und was meine Mutter betrifft: http://www.coffeeandtv.de/2009/09/01/mutti-is-now-following-you-on-twitter/
Salü,
meinem Eindruck nach haben dieses Interview und mit ihm dieser Blog nicht nur etwas mit Journalismus-Kritik, sondern zunehmend etwas mit Journalisten-Überhöhung zu tun. Das liegt an einem relativ engen Focus, nämlich: von Journalisten auf Journalisten (bzw. eben: auf sich selbst), und es liegt an einer sich entwickelnden Opferperspektive:
Es ist gerechtfertigt, Journalisten als Vervielfältiger und Meinungsbeeinflusser (vierte Gewalt) einer besonderen kritischen Würdigung zu unterziehen. Darum lese ich hier auch immer gerne mit.
Es ist zumeist natürlich auch gerechtfertigt, Journalisten, die wenig darüber wissen, was sie schreiben, oder nichts darüber wissen, wie sie es schreiben könnten, in besonderer Weise kritisch zu würdigen. Irgendwann wird vielleicht mal jemand kommen und das alte Gewaltenteilungsmodell, das ja in Wirklichkeit ein Modell wechselseitiger institutionalisierter Kritikmechanismen ist, auf die „vierte Gewalt“ auszudehnen versuchen. (Kritik der vierten Gewalt sollte nur nicht staatlicher Natur sein, sondern muss durch Öffentlichkeit wahrgenommen werden, und dazu zählen dann insbesondere auch journalistische Instanzen wie dieser Blog.)
Aber: Wenn Journalisten Journalisten kritisch würdigen, sollten sie dabei nicht übersehen, dass Kritik nichts exklusiv Journalistisches ist, und dass insbesondere die Opfer öffentlicher Kritik nicht exklusiv Journalisten sind. Dass der Journalist sich googelt und als erstes auf Kritik stößt, ist ein reines Lamento. Und dass im Interview gleich in der ersten Frage Kritik und Beleidigung gleichgesetzt werden, passt genau zu dieser Haltung – Danke für die umgehende Klarstellung in der Antwort: Es handelt sich um zwei vollständig trennbare Gegenstände, und nur derjenige, der sich durch Kritik beleidigt fühlt, kommt überhaupt auf die Idee, eine solche Frage zu stellen.
Dieser Blog als explizit medienkritischer Blog erfüllt eine wichtige Aufgabe. Aber er läuft gleichzeitig Gefahr, eine Art Standesdiskurs zu führen: Journalisten, die sich in Zeiten von öffentlicher werdender Medienkritik als die ersten (wichtigsten?) Opfer des neuen Diskurses wahrnehmen, haben den Diskurs und ihre eigene Rolle in ihm vollständig missverstanden. Das allerdings (und jetzt komme ich zur Überhöhung zurück) wäre eine fatale Verkürzung: Wer sich zuerst in Opferposition bringt, verschafft sich einen diskursiven Vorteil, der ihm – in diesem Fall – nicht zusteht.
Viele Grüße,
Michael (J.)
Ich finde den Punkt wichtig, der in dem Interview fast etwas zu kurz kommt:
„Wir nehmen uns als Journalisten doch auch das Recht heraus zu sagen: Dieser Politiker oder dieser Verbandsfunktionär gehört jetzt aber mal an den Pranger gestellt, weil er dieses oder jenes macht.“
Die Journalisten werden doch eigentlich nur „Opfer“ ihres eigenen Systems. So wie sie Menschen an den Pranger stellen und ruinieren können, die aus ihrer Sicht einen Fehler gemacht haben kann das jetzt eben auch den Journalisten passieren. Vielleicht tritt dadruch eine etwas größere Sensibilisierung dafür ein, wie ich mit den Akteuren in meiner Berichterstattung umgehe. Schaut man sich den Trend zur zunehmenden Skandalisierung aber an, ist das wohl ein Wunschgedanke.
Als politischer aktiver Mensch ist es interessant zu sehen, wie Journalisten reagieren, wenn Sie selbst einmal Gegenstand kritischer, bisweilen auch polemischer Debatte sind. Als FDP-Mitglied kenne ich das ja aus eigener Erfahrung, dafür muss man in den letzten Jahren nur einmal Wahlkampf in einer Fußgängerzone gemacht haben. Normalerweise gefallen sich da nur die Journalisten als Urteilende und Treiber solcher Debatten …
Schönes Interview es zeigt wieder einmal das du weißt wovon du redest und wofür du arbeitest ;-)
Ich finde in dem Interview den „Mob“ zu undifferenziert beschrieben. Denn neben den allgemeinen Haudraufs, die es bei jedem Thema gibt, sind im „Mob“ auch immer Leute, die mehr wollen als Kritik äußern oder uns Journalisten lächerlich machen. Ich bekam mal nach einer Internet-Geschichte Anfang der 90er Jahre vom deutschen Usenet den Titel „Dümmster Anzunehmender Journalist“ (DAJ) verpasst. Das war einigen Leuten nicht genug, sie riefen auf, meine Karriere zu zerstören. Man müsse dafür sorgen, dass ich nie wieder etwas veröffentliche, so in dem Stil. Will sagen, im „Mob“ steckt auch der Wille, Andersdenkende kleinzumachen. Es gibt ebenso Schwarmdemenz wie -Intelligenz. –Detlef
@Detlef Borchers: Das würde ich auch nicht bestreiten, aber ist das die Regel, ist das Alltag?
Zum Thema Personalchefs und Partyfotos denk ich, dass sich das schon im Laufe der Zeit von selber legt. Denn man muss ja nur noch paar Jahre warten (bzw ist es zT ja eh schon so), damit die Leute, die den großen 2.0-Hype mitgemacht haben irgendwann ja selber auch Personalchefs werden und dann ja auch selber Fotos von sich im Netz haben. – Wie E. ja schon gesagt hat.
Die Art der Fragen sagt doch sehr viel über das Selbstverständnis des Fragenden Journalisten.
Wenn er nach dem Mob fragt hört es sich ja schon ein wenig nach einer mit Fackeln und Mistgabel bewaffneter Horde an.
@16, Stefan: Ob es die Regel ist, hängt wohl sehr vom Medium ab. Heise-Leser sind z.B. sehr viel direkter als FAZ-Leser. Direkter in der Aburteilung, aber auch in der Hilfe, wenn Tipps für die Recherche gegeben werden. Im Alltag sollte man mit dicker Haut gelassen parieren. Die erwähnte Frau Schweitzer tut das ja nicht, sie tritt nach, wenn sie vom Millionärsjüngelchen Jakob Augstein schreibt, der sie kritisiert. Mit gelassenen Antworten auf Attacken hören in der Regel die Berufsverbote-Verteiler auf mit ihrem Zeugs. –Detlef
[…] hier kann man das Gespräch jetzt […]
Warum sind einige Menschern, hier Journalisten, so überrascht über das was an öffentlicher Meinungsäußerung im Netz so abgeht. Haben diese Damen und Herren niemals überlegt was die konsequente und ungekürzte Veröffenlichung von Leserbriefen in den Printmedien für eine Flut von Folgereaktionen hätte auslösen können? Doch, haben sie! Deshalb behalten sich die Redaktionen vor, Leserbriefe zu kürzen und immer wieder darauf hinzuweisen, dass diese nicht die Meinung der Redaktion (haben die immer nur eine?) wiedergeben.
Es wird also aus persönlicher Animosität von Bloggern erwartet, dass dies online auch zu geschehen hat.
Journalisten leben von der Öffentlichkeit, die sie selber produzieren und wie ich in den Wald hineinrufe, so schallt es bekanntlich auch wieder heraus.
Bißchen viel Spiegelwichsen in letzter Zeit, Herr Niggemeier.
@Cem Dursun: Was haben Sie erwartet von einer Angeber-Maus im Speckmantel?
MfG
Wisch-Mob-Roboter
@22, 23: Ihr Bemühen um Originalität in allen Ehren, aber geht es nicht auch ohne Beleidigungen?
‚tschuldigung für die Wortklauberei, aber: „Abdruck mit freundlicher Genehmigung“? Wundert mich nur gerade ein bisschen aus dem „Holzmedien-vs.-Internet“-Blickwinkel.
Ich hab gerade 4 Packungen Tempos durchgeweint beim lesen des Artikels. Echt jetzt, das Leben ist so kalt, hart und brutal.
„Etablieren sich User und Leser als fünfte Macht im Staate, die die vierte kontrolliert?
Ich finde noch interessanter, was bei der taz passiert ist: Dort gab es Abokündigungen wegen des Verhaltens von Frau Schweitzer.“
Das finde ich eine komische Antwort. Denn was ist daran „noch interessanter“? Das passierte doch auch vor dem Internet schon immer. Wann immer sich eine Interessengruppe, wie hier Internetnutzer, früher Schützenverein, Dorfgemeinschaft, Unternehmen XY schlecht oder gar nicht dargestellt wurde, wurde mit Abokündigungen gedroht, oder diese auch vollzogen. Oder ist der Vollzug neu?
Die Frage, ob Leser und Nutzer qua Internet quasi zu einer echten Kontrollinstanz werden, sei es ethisch/moralisch oder inhaltlich, ist doch viel interessanter.
„Manchmal sehe ich als Blogbetreiber an der E-Mail-Adresse, wer das wirklich ist, und dass das nicht irgendwelche Schlafanzugträger sind, sondern Chefs von Nachrichtenagenturen, die unter dem Schutz der Anonymität mal richtig vom Leder ziehen.“
Warum geben die dann ihre berufliche E-Mail an, wenn sie anonym bleiben wollen? Wichtiger: Und wer sagt überhaupt, dass die Adresse stimmt?
Menno, ich hab‘ jetzt die ganze Zeit „Nackt im Wind“ im Ohr – super Überschrift.
Ich weiß jetzt nicht, ob Du’s geschrieben oder neulich bei der Preisverleihung gesagt hast, der Journalist (Du jedenfalls) habe (endlich) ein direktes Feedback, und das sei der große Vorteil des Internets (des Bloggens). Die Chance ist m. E. nach wesentlich größer als das Risiko.
Die Angst vor den blöden Dingen bei Google kann ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen. Ich bin seit beinahe 20 Jahren in Bulletin-Boards, Foren, Blogs und Microbloggingdiensten unterwegs, nutze soziale Netzwerke etc. pp. Natürlich habe ich immer anlassbezogene Nicknames verwandt. Meine wenigen Jugendsünden habe ich durch selber löschen oder freundlich Nachfragen getilgt.
Bei Amazon erschienen plötzlich ganz viele Bewertungen, die einen Verriss von Schweitzers Buch hilfreich fanden.
Ich habe gerade bei den Bewertungen von Eva Schweitzers Buch nachgesehen. Da findet sich nur die eine schlechte, die es damals während der Debatte auch schon gab. Frage: Sind die anderen gelöscht worden, oder haben die nie existiert?
Steht doch da: „die […] hilfreich fanden.“
Ich sehe dort eine Bewertung mit einem Stern und „67 von 71 Kunden“, die den Verriss „hilfreich fanden“ (und verdammt wenige von verdammt vielen, die die positive Rezensionen hilfreich fanden).
All das sind außergewöhnliche Werte. Ich würde, ohne es zu wissen, annehmen, dass diese „Hilfreich“-Bewertungen vor der Auseinandersetzung nicht so aussahen.
Also ich finde die enorme Macht der Blogger bei google-Rankings sehr beachtlich, fast schon beängstigend. Wenn Herr Niggemeier über eine öffentliche Person schreibt, über die auch sonst viel berichtet wird, landet er dennoch auf google-Seite 1 mit seinen Einträgen (z.B Broder, Hornauer, Diekmann = coole Combo)
Offtopic, aber Spiegel.de eroeffnet den Dezember mit einem Supersymbolbild. Es ist sehr… schwarz.
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,664747,00.html
@30: Die Annahme ist korrekt. Der Aufruf zur Rufschädigung via Amazon-Rezension stammte damals aus den Kommentaren in diesem Blog und wurde vom Hausherr nicht gelöscht, obwohl er mehrfach von anderen Kommentatoren darauf hingewiesen wurde, dass dieser Aufruf problematisch sei.
Wenn man an eine Hauswand sprüht: „Hier wohnt ein Idiot“, ist das übrigens auch dann Sachbeschädigung, wenn ein Hausbewohner die ganze Zeit an seinem Fenster gestanden und „kommt doch” gerufen hat. Wenn der Sprayer dabei erwischt wird, nützt es ihm auch nichts, wenn er sich verteidigt mit: „Ich weiß nicht, ob der wirtschaftliche Schaden so hoch ist.“
Den „Aufruf zur Rufschädigung“ liest Herr Guertler aus dieser Formulierung:
Dass Sprayer sich strafbar machen, bedeutet übrigens nicht, dass auch Leute, die in einem Interview leichthin mit Sprayern verglichen wurden, aber andere nur dazu aufgefordert haben, ihre Meinung über jemanden kundzutun, sich strafbar machen.
Vor kurzem noch verglich Guertler das Vorgehen übrigens — meiner Meinung nach treffender — mit dem Spiel von Kindern im Sandkasten: http://blogs.taz.de/wortistik/2009/11/02/moebchen/
Rufschädigung durch Amazon-Rezensionen? Messen Sie der Tragkraft dieser von Laien geschriebenen Rezensionen nicht viel zu viel Bedeutung bei? Es wurden ja auch keine Rezensionen geschrieben, sondern lediglich bereits vorhandene bewertet. Insofern hinkt dieser Graffiti-Vergleich in meinen Augen gewaltig. Und Frau Schweitzer wusste doch, worauf Sie sich einlässt. Spätestens nach den ersten Reaktionen aus der Bloggerszene muss sie doch gemerkt haben, dass sie sehr viel Unmut auf sich zieht. Danach hat sie ihren Ton nicht gemäßigt, sondern hat sich immer weiter daran hochgezogen. (Die taz hat ja auch mitgemacht. Der Artikel hieß „Abo-Alarm“ o.ä. und erschien vom Blogwart.)
Insofern würde ich die Kommentare im Forum nicht als Aufruf zur Rufschädigung oder gar als Aufruf zur Sachbeschädigung verstehen, sondern vielmehr als Aufruf zum Boykott. Über die Rechtfertigung der Aktion kann man sich streiten, aber Frau Schweitzer komplett die Schuld abzusprechen, entspricht nicht der Realität.
@Stefan: Das mit den Strafbarkeiten und den Begriffen, die strafbare Handlungen beschreiben, nehme ich zurück – ich bin kein Jurist, möchte es auch nicht werden müssen und akzeptiere neidlos deinen diesbezüglichen Erfahrungsvorsprung.
Den Sandkastenvergleich hatte ich allerdings angestellt, bevor ich gesehen bzw. von dir erfahren habe, welche Rolle du dabei eingenommen hattest. Danach habe ich einen anderen – meiner Meinung nach treffenderen – Vergleich verwendet: „Ich bin erschüttert, dass sich der von mir sonst so hoch geschätzte Stefan Niggemeier in dieser Angelegenheit verhält wie der Boss einer Viertklässlerbande aus Kleinmachnow.“
@David #29: Ich habe mehrmals nachgeschaut und immer nur die eine negative, drei Monate alte Rezension gesehen.
@Jonas Schaible #30: Die „Hilfreich”-Bewertungen haben meiner Kenntnis nach danach zugenommen. Als ich das erste mal schaute, war es aber schon deutlich zweistellig.
@Detlef Guertler #33: Den „Aufruf zur Rufschädigung via Amazon-Rezension“, denn Du erkannt haben willst, war dann wohl nicht sehr erfolgreich, wenn keine neue negative Rezension dazugekommen ist, oder?
Wurde der wirtschaftliche Schaden der legendären Tic-Tac-Toe-Pressekonferenz Deiner Meinung nach auch von den Youtube-Favorisieren des entsprechenden Videos verursacht? *hink*
Ich bin ehrlich ein bisschen stolz, dass die Niggemeier’sche anonyme Kommentatorenarmee sich geradezu vorbildlich verhalten hat, und eben nicht das getan hast, was Du befürchtet oder unterstellt hast.
@ 36
Puh und ich dachte schon, die taz reiht sich jetzt bei denen ein, die meinen, dass Graffiti sprayen stets eine Sachbeschädigung darstelle.
@ 38: Ich bin nicht die taz.
@39 Niggemeier ist nicht seine Kommentatoren.
„Ich bin erschüttert, dass sich der von mir sonst so hoch geschätzte Stefan Niggemeier in dieser Angelegenheit verhält wie der Boss einer Viertklässlerbande aus Kleinmachnow.”
So ein diskreditierender Schwachsinn… Trauen Sie etwa den Kommentatoren auf diesem Blog keine eigene Meinungsbildung zu? Diese hässliche Verallgemeinerung erschüttert mich. Es mag sein, dass einige nicht angemessen reagiert haben, aber alle Kommentatoren gleich über einen Kamm zu scheren ist völlig deplaziert. Woher nehmen Sie sich diese Arroganz?
Ich möchte Herrn Guertler darüber informieren, dass ich seit August in die fünfte Klasse gehe, jahrelang in Kreuzberg (der Bezirk in dem das Haus mit dem Pimmel steht) gewohnt habe und jetzt in Köln wohne.
[Sie sind vielleicht nicht die taz, Herr Guertler, aber ich habe aus den tazblogs in den letzten Wochen nur arrogante Scheiße gegenüber ihren Lesern gelesen (Ausnahmen sind Daniel Erk und bedingt „reptilienfond“), und Ihre Kommentare und Beiträge passen wunderbar da hinein. Sie sind vielleicht nicht die taz, aber ein elementarer Bestandteil der Welt der tazblogs, von denen ich einige ganz schön zum Kotzen finde.]
ich stell mir lieber nicht vor, was sie schreiben würden, wenn an anderer stelle alte freunde einander ein freundliches interview geben, das sie dann gegenseitig promoten. oder vielleicht doch: vetternwirtschaft wäre ja noch zu ertragen, könnten sie schreiben, aber die beiden sind ja nicht mal verwandt. für mehr phantasie fehlt mir grad die zeit, aber zum glück ja ihnen nie-
@41: Woher nehmen Sie sich die Arroganz, mir Arroganz zu unterstellen? Wo habe ich alle Kommentatoren über einen Kamm geschert? Muss sich jeder Bewohner von Kleinmachnow gemeint und beleidigt fühlen, wenn ich einen Bewohner als Boss einer Viertklässlerbande bezeichne?
Herr Guertler, wen meinten Sie denn dann mit Ihrem Vergleich einer Viertklässlerbande, wenn nicht die Kommentatoren in diesem Forum? Ich komme nicht aus Kleinmachnow, aber ich darf mich doch bitte beleidigt fühlen, wenn jemand über meine vermeintliche geistige Unreife urteilt, der mich noch nichteinmal kennt. Ich kenne Sie auch nicht, deshalb war es sicherlich falsch, Ihnen Arroganz zu unterstellen, obwohl ich Ihre Aussage durchaus jederzeit wieder als arrogantes Verhalten einschätzen würde. Es hätte doch wohl auch völlig gereicht, wenn Sie Ihre Ablehnung gegenüber den Negativ-Rezensionen zum Ausdruck gebracht hätten. Warum muss Herr Niggemeier als Boss einer Bande herhalten? Er hat die ganze Sache weder organisiert und befohlen, noch empfohlen. Aber die Wortartistikerei – pardon Wortistikerei müsste es wohl heißen – überlasse ich lieber Ihnen.
@45: Seufz. Natürlich meinte ich nicht DIE Kommentatoren im Sinne von ALLEN Kommentatoren, sondern nur diejenigen, die sich wie Viertklässler benommen haben. Ob Sie sich zu dieser (leider ziemlich großen) Teilmenge rechnen wollen, überlasse ich Ihnen.
44: versteh ich nicht. darf ich mir die arroganz herausnehmen, ihnen, herr guertler, arroganz vorzuwerfen, weil sie post 41 arroganz attestieren, weil der ihnen arroganz vorwirft? erinnert mich an förmchenschmeißen…
ganz abgesehen davon: ich finde, kleinmachnow-vergleiche kann man aushalten können. die meisten hier sollten doch wissen, dass schriftliche kommunikation sehr anfällig ist für interpretationsfehler, um so mehr, wenn ungeübte schreiberlinge involviert sind (wie etwa ich).
@ 44: ach, dann habe ich ihr Bild nicht verstanden. ich dachte, Kleinmachnow steht fürs Internet und die Kommentatoren (zu denen Sie auch gehören) wären die Viertklässler. Meine Doofheit.
@48: Dass Sie’s mit der Sprache nicht so haben, dürfte hier allen hinlänglich bekannt sein. Aber das mit dem Leseverständnis ist Übungssache. Immer fleißig Wortistik lesen, dann wird das schon noch :D
„Porzellanpüppchen” und „fleischgewordener Blondinenwitz” (das sind noch die harmlosen Beleidigungen in diesem Fall gewesen) sind also irgendwie noch in Ordnung? Das ist eben nicht in Ordnung. Selbst dann nicht, wenn die Frau blond ist und eine unglückliche Äußerung von sich gibt.
Ja, Journalisten müssen sich der Kritik stellen. An ihrer ARBEIT. Nicht an ihrer Person. Die Formulierungen in dem Interview sind mir zu undiffenziert, weil sie – wie im Internet üblich – die sachliche Ebene mit der persönlichen vermischen.
Auch Kellner tun ihre Arbeit in der Öffentlichkeit. Im richtigen Leben akzeptieren wir es, wenn jemand einem Kellner vorwirft, zu langsam oder zu unaufmerksam zu bedienen. Wir akzeptieren es aber zu Recht nicht, wenn jemand den Kellner als „Arschgesicht mit zwei Ohren“ tituliert – selbst dann nicht, wenn seine Physiognomie solche Rückschlüsse zuließe. Wir sollten es also auch im Netz nciht akzeptieren.
@Klardeutsch: Ich bin mir nicht ganz sicher, warum Sie sich gerade so echauffieren, aber in diesem Blog ist niemand „Porzellanpüppchen“ und „fleischgewordener Blondinenwitz“ genannt worden. Auch nicht von Herrn Gürtlers Viertklässlern aus Kleinmachnow.
dass kerstin kullman unfair behandelt wurde – weil persönlich angegriffen – und hier zum abschuss freigegeben wurde, ist wohl nicht von der hand zu weisen.
und gerade diese geschichte goes around and comes around.
@zoey: Ich habe die Kollegin „zum abschuss freigegeben“? Und die Kommentatoren hier sind eine willenlose Horde, die darauf wartet, dass ich jemanden „zum abschuss freigebe“ und dann schießen sie das Opfer auf Kommando ab?
Doch. Das würde ich von der Hand weisen wollen.
@niggemeier Es gibt ja noch eine Welt außerhalb dieses Blogs. Auch im Netz. Dort sind ja diese Äußerungen gefallen. Und auf die Frage, ob es in Ordnung sei, antworten Sie im Interview: „Ich weiß es nicht“. Das finde ich ziemlich windelweich, wenn man auf die Frage, ob die simpelsten Anstandsregeln mit „Ich weiß nicht, ob die gelten sollen“ antwortet
Kullmann ist ja nicht der einzige Fall. „Hass-Martin“ zeigt nicht minder die Wucht und Häme eines Internetmobs.
@Klardeutsch: Ja, da bin ich windelweich, weil ich es wirklich nicht weiß. Ich finde den Fall offenbar nicht so eindeutig wie Sie.
Wo genau sind die eigentlich gefallen, diese Äußerungen?
Kann mich nicht daran erinnern, dass ein Journalist schon einmal von der breiten Öffentlichkeit bedroht worden ist, außer vielleicht Herr Diekmann, der ja aber nicht nicht als Journalist sondern vielleicht eher als Medien**** zu betrachten ist.
Journalisten sind die Leistungsträger des 20ten Jahrhunderts.
@53
ich verweise mal auf das interview oben und auf den teil mit dem „ansporn für die kommentatoren“.
bei frau kullmann haben sie die richtung in ihrem eintrag vorgegeben, dem etliche kommentatoren willig gefolgt sind und dies auch gerne.
der video-ausschnitt aus dem moma war gekürzt um die fragen von joboday, so dass nur die aneinanderreihung von kullmanns antworten zu sehen war, stichwort „gestammel“.
somit haben sie tatsächlich im artikel selber nur visuell zum trörö eingeleitet.
ich seh da keinen unterschied.
dass sich dann die kommentare anschließend um „blond“ und „erfolgreiche junge frauen heute“ drehten, um die fähigkeiten der frau kullmann im allgemeinen und im besonderen, was sie denn überhaupt zu einem job beim spiegel befähige, wie sie diesen job denn wohl bekommen haben möge (an mehr mag ich mich jetzt nicht erinnern wollen) –
war damm keine überraschung mehr.
und wurde noch bestätigt durch kommentare des hausherrn selber mit dem tenor: muss man bei einem auftritt im moma ertragen können, muss man durch.
dies alles vor dem hintergrund, dass frau kullman nicht für den auftritt vor der kamera trainiert war und die diesbezügliche sicherheit auch nicht während der sendung erlangte.
das ist eine persönlich schwäche.
@zoey: Beide Videoausschnitte (1, 2) sind ungekürzt. Anders gesagt: Das „Gestammel“ ist original.
Und selbst wenn das schlechte Bild, das die „Spiegel“-Redakteurin vor der Fernsehkamera abgegeben hat, Folge einer „persönliche Schwäche“ gewesen sein mag: Sie saß da nicht als Privatperson, sondern als „Spiegel“-Redakteurin und muss sich deshalb als „Spiegel“-Redakteurin auch entsprechend hart kritisieren lassen.
Die Richtung, die ich Ihrer Meinung nach „vorgegeben“ habe (eine komplett idiotische Formulierung, wenn Sie mich fragen), bestand darin, dass ich den Auftritt kritisiert habe, nicht die Äußerlichkeiten, in einem Fall ausdrücklich im Kontext mit Kritik an der schlimmen „Spiegel“-Titelgeschichte.)
Dass ein Teil der Kommentatoren sich dann auf ihr Äußeres (und wohlgemerkt: eher das von ihr selbstgewählte Image als irgendwelche Makel) einschießt, finde ich bedauerlich, weiß aber nicht, ob das so dramatisch ist. Ich würde an Kai Diekmann auch nicht seine Frisur kritisieren. Ich fürchte aber, dass er damit leben muss, dass einige Kritiker auch noch irgendeine blöde Bemerkung zu den Haaren machen. Umgekehrt macht er sich halt über mein Gewicht lustig. Finde ich das toll? Nö. Muss ich damit leben? Ja.
(Das mit der „komplett idiotischen Formulierung“ nehm ich zurück. Aber so sehr ich akzeptiere, dass ich auch Mitverantwortung habe für die Kommentare, die ein Eintrag von mir auslöst, so irreführend finde ich das Bild von der willenlos folgenden Herde. Ich suche gern bei Gelegenheit die Blog-Einträge raus, in denen ich mehrheitlich massiven Widerspruch in den Kommentaren bekommen habe.)
@niggemeier
es steht ihnen stets besser, die zu kritisierende person in deren ureigenem metier aufzufischen, deren professionellem betätigungsfeld.
bei frau kullmann (und frau schweitzer) ist ihnen in den artikeln und auch in ihren ergänzenden kommentaren die feder von der spur gekommen und es wurde beide male persönlich – nach meiner ansicht und nach ansicht anderer kommentatoren, die sich bei den artikeln zu wort meldeten.
dass sie auch mal harten widerspruch erhalten – klar.
dass sie auf diesem spielplatz hier stets auch den ersten ton angeben, so dass dann mal ein chor daraus wird – ist doch hoffentlich ebenso klar.
Wir brauchen ein Niggemeier-Watchblog.
Das hat schon immer was, wenn man Interviews, die man selbst gegeben hat, so wichtig findet, dass man sie rausposten muss. Ich werde da immer ganz ehrfürchtig irgendwo zwischen Neid, Missgunst und Ekel.
Ich finde es gut, dass das Interview hier gepostet wurde. Ich schaue mir diese Seite an, weil ich hier das Gefühl habe, dass ein Thema behandelt wird, welches mir persönlich sehr wichtig ist. Das ist die kritische Beleuchtung der Medien und ihrer Rolle in der Gesellschaft. Dort passt dieses Interview nunmal rein, ich wäre eher enttäuscht, wenn es nicht hier gestanden hätte. Solange der Autor sich nicht selbst über den Klee lobt ist das in Ordnung.
Allerdings finde ich auch, dass Journalisten sich keineswegs persönlichen Beleidigungen aussetzen müssen. Die Frau hatte einen sehr unsouveränen Auftritt und wird dafür sicherlich firmenintern genug Kritik eingesteckt haben – zurecht. Dass man hier im Internet auch über sie herzieht ist sicherlich schlechter Stil, vermeidbar ist es allerdings nicht. Ob ich nun in der Kneipe beim Stammtisch vom Leder ziehe oder in diesem Kreise hier, macht letztendlich keinen Unterschied, spricht aber nicht für ein besonders hohes Gesprächsniveau. Das hat Herr Niggemeier aber sicherlich nicht zu verantworten, egal welchen Anstoß er gegeben haben mag (zumal das hier in den Kommentaren gar nicht passiert ist).
Letztendlich hat Frau Kullmann allerdings nichts weiter als einen Fehler gemacht, das ist kein Grund sie als Person oder als Journalistin total herabzuwürdigen (damit meine ich nicht den Artikel, sondern Beschimpfungen).
Dass das so schlecht ausgegangen ist, liegt aber auch an ihrer Interviewerin, die sich offensichtlich auch überhaupt nicht mit dem Thema beschäftigt hat und die falschen Aussagen von Frau Kullmann im Raume stehen lässt.
Aber auch hier gibt es keinen Grund für persönliche Beleidigungen, das ist selbstverständlich richtig.
@ Konstantin
Wieso muss das eigentlich diskutiert werden? Die Frau hat sich Scheiße benommen, idiotische Entscheidungen getroffen, kann nicht schreiben, und publiziert ein Männerbild, das ich als Mann zum Insgesichtrotzen finde – und dafür, dass sie so ist, will sie Geld?
Neee, so läuft das nicht (mehr).
Was mir auffällt ist, wie Sie (S.Niggemeier) bei Fragen um die eigene Verantwortung mit sich ringen. Sie sagen, sicherlich nicht ganz zu unrecht, dass Sie manche Dinge nicht in der Hand haben.
Sie reden von „Deppen“, die nicht an einem differenzierten Bild interessiert sind. Ich kann das nicht belegen, aber bei mir entsteht da der Eindruck, dass Sie für sich in dieser Hinsicht weichere Maßstäbe anlegen als für die Objekte ihrer Berichterstattung ;-) Nur weil man weiß, dass es „Deppen“ gibt, ist das Problem ja nicht vom Tisch. Und je nachdem, wie die drauf sind, kommt es auf die durchaus an.
Das ähnelt alles der typischen Argumentation von Leuten in klassischen Medien („wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, aber hier und da, na da ist es halt so wie es ist…liegt dann nicht mehr in unserer Hand..“). Kann man alles so sehen, aber wenn andere so argumentieren, wird das doch hier eher nicht so hingenommen, oder?
Es soll übrigens darüber hinaus durchaus Leute in den klassischen Medien geben, die nicht ein oder zwei Tage abwarten konnten, bis die nächste Sau durchs Dorf getrieben worden ist, nachdem sie einen Fehler gemacht haben, der, vielleicht hier, vielleicht draußen im Netz bei den „Deppen“ vermeintlich kritische Leute zu mehr mobilisiert hat als inhaltlicher Kritik in der Sache. Wäre das nicht so (klar, dooferweise ist es tatsächlich einfach so, wie es ist – aber so argumentieren letztlich halt alle), gäbe es vielleicht auch eine ausgeprägtere Kritikfähigkeit und Kommunikationsfreude bei den Journalisten?!
(Ansonsten finde ich das Interview sehr sympathisch und stimme in vielen Punkten zu.)
SN haut gerne mal auf andere drauf, macht das aber mit wattierten Handschuhen. Dass er damit manche anderen ermutigt, noch etwas stärker drauf zu hauen, dürfte ihm schon klar sein. Das ist doch offensichtlich, und es ist per se ja auch nicht verwerflich. Dann aber so zu tun, als ob man mit dem „Mob“ nun rein gar nichts zu tun hat, ist schon arg heuchlerisch.
@64: ich finde es immer wieder bewundernswert, wie flott manche Leute über andere urteilen können. Sie sind in der Hinsicht ganz weit vorn. Und Zweifel an ihren eigenen Ansichten dürften Ihnen sicherlich fremd sein.
diese fast schon jakobinische gnadenlosigkeit, mit der sie, herr niggemeier, auch kleine fehler und schwache momente ihrer kollegen und anderer zeitgenossen verfolgen, ist mir unheimlich.
jede kritik muss man einstecken? vielleicht, aber nicht jede austeilen.
Hier ist mein Kommentar zum Thema investigativer Journalismus:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2122617_Editorial-Wege-aus-der-Krise.html
Editorial: Wege aus der Krise | Frankfurter Rundschau – Feuilleton
@Die Erklaerung #62: Sie haben mein Mitleid. Auf Stefan bin ich neidisch. Neid muss man sich hart erarbeiten, Mitleid bekommt man geschenkt und Missgunst ist ziemlich dumm.
@Konstantin Neven DuMont #68: Was soll das mit Stefans Beitrag zu tun haben? Und: Glauben Sie eigentlich den Unsinn, den Sie schreiben? Der Satz
ist so unfassbar
dummschlicht und falsch. Oder glauben Sie, dass wir auch ein Gesetz gegen Apple brauchen, weil die ja nach Ihrer Diktion immer mehr Handyerlöse abgreifen? Wenn Google so böse ist, dann sperren Sie sie doch aus. Aber wer sollte sich dann noch zur FR-online verirren?Es geht noch
dümmerschlichter:Die meisten Inhalte, die Sie z. B. auf FR-online.de „verschenken“ sind nicht hochwertiger, investigativer Journalismus, sondern bestenfalls comodity. Und was bedeutet eigentlich verschenken für Sie? Sollten German Wings, kalayo.de, Picard/Leder Stoll, entega und DAB bank Ihnen etwa kein Geld für die Anzeigen bezahlen, die ich gerade auf Ihrer Homepage gesehen habe?
Können Sie noch in den Spiegel schauen?
@SvenR#69: Sie haben meinen Respekt für diese messerscharfe Analyse. Meinen Respekt allerdings, denn gibts gratis ;-)
Im Grunde ist es doch bewundernswert, wenn man zu seinem Mißgunst steht.
@Martin #71: Respekt ist die zweifelsohne wesentlich angesehenere große Schwester von Neid, denn auch Respekt muss man sich verdienen :-) (und schöne ist die kleine Schwester von scheiße, dass gehört hier aber nicht hin)
Erklären Sie mir bitte, wieso man missgünstig sein sollte. Da hat einer Erfolg, weil er was geleistet hat, und das gönnt man ihm nicht. Weil er Stefan Niggemeier heißt? Weil er auch Journalist ist? Dick? Oder gar Neger? Oder katholisch? Schwul? Oder sogar Blogger? Konservativ? Ausländer?
Helfen Sie mir auf die Sprünge.
@68, falls Sie wirklich der Filius vom Neven sind:
1) platzen Sie hier mit ihrem Link hinein wie der typische Rheinländer, der in eine Gesprächsrunde drängt mit den Worten „Wo Sie gerade vom Wetter reden…“
2) ist die Aussage in dem verlinkten Kommentar „M. DuMont Schauberg entwickelt gerade Konzepte, den Anteil investigativer Reportagen in seinen Blättern zu erhöhen“ schon absurd, wenn man weiß, dass der Verlag tatsächlich überlegt, wie er den Personalbestand reduzieren kann und Reporter in einen Pool auslagern kann
3) ist die Neigung des Verlags, investigativ zu berichten, nicht ganz unabhängig von den Firmenbeteiligungen und politischen Connections Neven seniors (und das ist jetzt sehr zurückhaltend formuliert)
4) ist es eine wunderbare Tradition, dass sich Neven senior die Leitartikel unter seinem Namen hat von anderen schreiben lassen – das verpflichtet geradezu…
5) war ich mal scharf auf ihre Schwester und bereue es nach wie vor, nicht stärker gebaggert zu haben.
PS, Konstantin:
Traut sich eigentlich wirklich niemand in Ihrem Konzern, Ihnen und Ihrem Vater zu sagen, dass es mehr als peinlich ist, wie Sie als Verleger sich in ihren Konzernblättern abdrucken und hofieren lassen?
Wie peinlich ist das denn, dass z.B. bei einem Promi-Fußballturnier unbedingt erwähnt werden muss, dass Verleger junior mitgespielt hat?
Wie peinlich ist das denn, dass jahrelang nie der dubiose Oppenheim-Esch-Fond in Ihren Blättern untersucht wird, weil Ihre Familie da beteiligt war?
Oder was war mit Kölns umstrittenen Ex-Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier, mit dem Ihre Familie bestens klarkam?
Glauben Sie denn wirklich, die Leute sind so blöd all das nicht zu wissen?
Umgeben Sie sich mal weniger mit ihren „Golden Boys“, wagen Sie mehr Kontakt zu den Bürgern ihrer Stadt. Und versuchen Sie mal, weniger eitel zu sein als Ihr Vater. Das ist nicht sehr schwer.
@Konstantin Neven DuMont
Sorry, aber ihr Beitrag liest sich wie meine GK-Deutsch Aufgabe.
GK-Deutsch Abitur natürlich :)
‚Diskutieren Sie den Einfluß neuer Medien auf die etablierte Nachrichtenversorgung‘
manchmal wird einem hier drin wirklich schlecht. die scharfrichter des wasserglases, teil 487346.
jawoll, zeigts dem bösen establishment, was ein richtiger internetversteher ist!
wieviele jahre wohl noch vergehen werden müssen bis auch die nerdigsten nerds begriffen haben, dass es nicht mehr „ihr“ internet ist, sondern erschreckend banalnormaler teil des öffentlichen lebens und damit sich auch mit positionen jenseits des internetgeeks 1.0 zu arrangieren hat.
@mosley: Auch über externen Link hier reingekommen und mal die Kommentare mitgenommen? Ging bei dem Thema des Eintrags diesmal gar nicht anders. Aber wenn ich sehe, wie sich wieder einer wie SvenR hier breitmacht (der auch noch mit sorgsam kursiv gesetztem, aber trotzdem falschem English hausieren geht), dann weiß ich, warum ich hier fast nur noch mitlese, wenn Leute wie Peter Turi auf Niggemeier verlinken – und dann eher wenig in den Kommentaren. Die tonangebenden Stammkommentatoren hier – weißgott nicht die nonas und Alberto Greens – stehen immer noch für rechthaberisches, empörungsgeiles, mittelmäßiges Strebertum. Da wird einem wirklich schlecht, ja.
Pssst, tomota, ich hab nicht nur ein »m« in commodity vergessen, nein, ich habe auch bei »e« bei schön zu viel. Oh Gott, komme ich jetzt in die Hölle? Andererseits muss es für Sie ja auch die Hölle sein, mitreden zu wollen, aber nichts zu sagen zu haben.
@mosley #77: Was wollen Sie? Sollen wir uns jetzt an den Händen nehmen und laut ausrufen
nur weil Konstantin Neven DuMont, Hubert Burda und Ruppert Murdoch das behaupten? Und Sperren ist ja auch viel besser als Löschen.
Was bin ich froh, dass ich weiß, das die »Aufklärung« am Ende immer siegen wird!
Oder um es mit einem schon länger verstorbenen Nerd zu sagen
Ich les ja selbst meinen Kram nur, wenn Peter Turi auf ihn verlinkt.
Diekmann nackt an der Wand. Niggemeier nackt im Gegenwind. Es lebe die Kunstfreiheit!
@80/Niggemeier
Sie tonangebender Stammkommentator, Sie! Die implizite Abfälligkeit Ihres Kommentars zeigt, was Sie für ein rechthaberischer Streber sind!
ffft! Ihren eigenen Kram nur lesen, wenn ein anderer auf ihn verlinkt!? Das geht doch garnicht!
Hin und wieder kommt es noch vor, dass ich stefan-niggemeier.de direkt anklicke. Da wäre es doch ein Super-Service, über die Beiträge eine Liste zu setzen, der man entnehmen kann, wer bisher darauf verlinkt hat. Dann wüsste ich, welche Artikel sich lohnen und welche ich gar nicht erst zu lesen brauche.
Vielleicht ja sogar mit farblich abgesetzten Gütesiegeln wie „linked by Turi“, oder so…
Und als Extra-Bonbon, vielleicht ein zusätzliches Gütesiegel über den Kommentaren wie z.B. „SvenR-comments-free“
@Olly #84: Sie sind ein echter Dutzendsassa! Und so eine schöne Idee – dann würde mein Name endlich unter allen St.-Niggemeier-Artikeln stehen, ohne dass ich mich mühen müsste. Danke.
Das müssen wohl die Viertklässler sein. Insofern muss ich mich bei Herrn Gürtler entschuldigen. Nur erschließt sich mir nur nicht ganz die These, warum Herr Niggemeier deren Boss sein soll?
Egal, hier geht es ja schon längst wieder um etwas ganz anderes.
@ (#60) zoey, Stefan Niggemeier
Eins vorweg: Mein Name ist auch schon mal Protagonist hier in diesem Blog gewesen – inklusive vielen Kommentaren. Das unangenehme für mich war jedoch nicht dieser Umstand, sondern dass sich in meinem Umfeld genug Menschen bewegen mit, ich sag es mal freundlich, minderer ausgeprägten Medienkompetenzen, die nicht gemerkt haben, dass die Person um die es sich handelte nicht ich war, sondern nur jemand, der den selben Namen hat. Diese Menschen haben sich, noch nach Monaten, sehr empört und aggressiv mir gegenüber verhalten, sodass ich schon versehen kann, dass es für jeden Journalisten und Medienschafenden sehr unangenehm ist, wenn man hier in diesem Blog erwähnt wird. Um Missverständnissen mit diesen „medial-doofen“ Menschen aus dem Weg zu gehen, schreibe ich daher auch unter Pseudonym. Bin ich deswegen gegen die Arbeit von Herrn Niggemeier? Natürlich nicht! Ich finde sie enorm wichtig, da eine offene (Selbst)kritik der Grundstein zur Besserung ist, auch wenn es halt ärgerlich ist und/oder schmerzt. Früher gab es keinen Platz dazu, heute schon. Daher: Danke Herr Niggemeier und all die anderen, die sich auch mit den Themen hier beschäftigen.
Persönlich neige ich nicht nur hier, sondern generell zu scharfen und provokativen Äußerungen, daher auch die Härte der Häme der oben genannten Personen. Meine geäußerte Meinung, wie über Frau Schweißer „Hilfe! Eine biesige Barbie läuft Amok“, resultiert übrigens nicht aus Herr Niggemeiers Blogeintrag, sondern ist eine Reaktion auf das Blog von Frau Schweizer selber, in dem sie sich nicht sachbezogen geäußert hat, sondern eine sehr überzogene Selbstdarstellung abgeliefert hat – auch im Verlauf der weiteren Diskussion. Für mich ist daher mein erster Eindruck bestätigt, ansonsten hätte ich mich auch entschuldigt.
So finde ich es begrüßenswert, dass sich Herr Niggemeier über seine Funktion und die damit immer weiter wachsende Verantwortung bewusst ist und seine Schreibweise mit immer wachsender Popularität überdenkt/korrigiert. Jedoch sollten Sie damit nicht all zu sehr übertreiben, denn man kann davon ausgehen, dass sich hier auf der Seite noch immer Erwachsene mit einem Reflexionsvermögen bewegen, die für sich selber entscheiden können was und wie sie etwas kommentieren möchten. Eine öffentliche, kritische Kultur, an der sich jeder beteiligen kann, ist jedoch hier in diesem Land nicht unbedingt vorhanden – sie muss erst wachsen. Und sicher muss jeder von uns auch Grenzüberschreitungen machen, bevor wir alle mit Fehlern – mit eigenen und denen anderer – umzugehen wissen. Daher: Machen Sie bitte weiter so. Mir gefällt es hier und ich nehme dafür auch gerne mal ein paar (ungerechtfertigte) blaue Flecken in kauf. :-).
Ich finde es bemerkenswert, dass Stefan Niggemeier Kommentare wie die Nummer 22 oder 23 einfach hinnimmt und ignoriert. Es prallt anscheinend an ihm ab. Aber er ist hier auch der Hausherr. Er äußert sich an so vielen Stellen, zu so vielen Themen, er erhält so viel Zuspruch und Zustimmung, da gehen ein paar Pöbeleien einfach unter. Niggemeier hat 165.000 Google-Treffer, wenn da „drei blöde Sachen“ dabei sind, fällt das nun wirklich nicht weiter ins Gewicht.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob das für alle Journalisten gleich gilt. Gelten muss. Nicht jeder ist so netzaffin und so professionell, einen derben Kommentar einfach wegzuspülen. Und was, wenn – ob die Betroffenen nun Kullmann, Jovanovic oder sonst wie heißen – sich die Sache plötzlich umkehrt? Diese Menschen haben nur ein paar hundert oder tausend Google-Treffer. Darunter sind aber nur noch drei, die nichts mit einer bestimmten Situation zu tun haben. Klar, all diese Personen haben einen Fehler gemacht und müssen sich der berechtigten Kritik stellen. Aber ein Kommentar wie die Nummer 64 geht garantiert nicht spurlos an ihnen vorbei.
Möglicherweise sind das fruchtlose Überlegungen, die obendrein – zumal, wenn sie von einem Journalisten kommen – geradezu jammerig klingen. Als wir den Dezember-Titel des journalists geplant haben, war meine größte Sorge, dass die Beispielfälle, die wir erzählen, noch einmal die Wucht einer Empörungswelle abgekommen würden. Wir haben im Vorfeld mit einigen Betroffenen geredet, wollten, dass sie selbst etwas zu ihren „Fällen“ sagen. So gut wie niemand war dazu bereit. Alle haben zwar ihren Fehler eingeräumt und sicher daraus gelernt. Aber alle hatten Angst davor, dass sie mit einer Äußerung zur Sache erneut eine persönliche Verletzung provozieren. Manchmal kann es ganz schön schwierig sein, bei so einer Welle den Stand zu bewahren.
diese gemeinen Kommentare zielen ja gegen die Figur „Niggemeier“, wie sie sich in diesem Blog und anderswo präsentiert. Wie Stefan Niggemeier sonst so ist, darüber wissen wir (ich zumindest) nichts. Die Kommentare können insofern nicht persönlich beleidigend sein.
Ich würde unterscheiden zwischen der medialen Figur und der privaten Person. Ich finde es legitim, mich über einen Nachrichtensprecher lustig zu machen, als Darsteller einer Inszenierung, der Mensch dahinter interssiert mich dabei nicht – spätestens wenn ich den Nachrichtensprecher im Profil sehen würde, würde ich ihn eh nicht wiedererkennen.;-)
Und generell sollte klar sein, wenn ich mich in die Öffentlichkeit stelle, will ich ja etwas vom Publikum: Aufmerksamkeit. Dass dabei sowohl Zustimmung als auch Abneigung entstehen kann, liegt in der Natur der Sache.
@Stefan Niggemeier:
Ist der Konstantin Neven DuMont, der hier geschrieben hat, eigentlich wirklich Konstantin Neven DuMont, oder ist das ein blöder Witz (auf den ich ja dann reingefallen wäre, naiv, wie ich manchmal bin)?
@treets: Gute Frage. Ich weiß es nicht. Die Kommentare sind weder von einem Verlagsrechner noch mit einer Verlags-Email-Adresse abgegeben worden, was mich eher vermuten lässt, dass es nicht der echte ist. Seine ersten Kommentare habe ich deshalb gelöscht, woraufhin ein großes „Zensur!“-Geschrei einsetzte. Ich bin noch nicht dazu gekommen, bei DuMonts nachzufragen, ob es sein kann, dass der Juniorchef höchstselbst hier rumkommentiert.
@88
So nehmen Sie doch den Stock ausm Arsch. „Spiegelwichsen“
is nun nicht so dolle – in Neukölln jedenfalls nicht.
Ich bin halt der Ansicht, dass es lächerlich ist, Kamerateams ins Büro zu lassen, um sich beim Arbeiten filmen zu lassen. Es ist lächerlich die eigenen Interviews zu posten und es ist lächerlich die eigene Preisverleihung zu erwähnen.
Hat nämlich nix mit seinem Job zu tun. Ist halt nur ….ähm….na gut, sagen wir: narzisstisch – oder was auch immer.
in Neukölln druckt man vermutlich auch Visitenkarten ohne Namen drauf.
@92:
Ich find´s lächerlich, sich wegen so etwas derart aufzuregen. Dann müßten Sie sehr viele sehr namhafte sehr gute Journalisten ebenso beschimpfen – denn die haben in ähnlicher Form auch über sich berichten lassen.
@91: Ich mag es auch kaum glauben, andererseits: die Führungsfiguren des DuMont-Clans haben in mancherlei Hinsicht den Kontakt zur Realwelt verloren – es gibt da keinen in Thron-Nähe, der es auch nur wagen würde, den Herrschaften einen ehrlichen Rat zu geben. Nicht auszuschließen, dass Neven junior tatsächlich derart stolz auf sein Geschreibsel ist. Es ist schon schlimm, dass so etwas in allen Blättern des Konzerns abgedruckt werden muss (peinlich vor allem für die einst ehrwürdige Frankfurter Rundschau)
Beim Knüwer, der ja neulich mit Konstantin Neven DuMont auf einem Podium diskutierte, kommentiert auch einer unter dem Namen. Knüwer geht darauf ein, hält ihn wohl für authentisch.
Außerdem haben wir angebliche Nerds den »Holzmedianern« immer vorgeworfen, gar nicht zu wissen, wovon sie reden. Bei Diekmann hat es sogar zu einem eigenen »Blog« gereicht.
Dass er nicht auf die Kommentare reagiert, ist wiederum ein Indiz, dass es nicht der echte ist.
Sie’s drum, schönen St. Niggolaus!
@: -JO (87). 5. Dez.16:18,
wg. Namenswewechslung, der den gleichen Namen trug und was daraus im Umfeld gemacht wird …und wenn man selbst in Medien
beschäftigt ist.
Ich versteh das. Gott sei Dank hab ich diese Probleme gar nicht,
weil ich nicht in Medien beschäftigt bin. Aber ich kenn Beleidungen,
Denunzierungen, Rufmord und Verleumdungen, auch Prozesse wo
Täter zu Opfern werden und umgekehrt.
Ich vertret mich hier als Bürger und seh keine Veranlassung, meine
Authenzität zu verstecken. Wer so schreibt formuliert wie 22 und 23, so würd ich mich nicht äußern. Die sind wohl wütend und sauer.Ihren hintergrund kenn ich ja nicht. Martin Luther, ein hochgebildeter,von mir hochgeschätzter,protestantischer Geist mit vielen Verdiensten war allerdings noch schlimmer.Der nannte den damaligen, bekämpften Papst einen: „….Furzkopf!“. Man muß nicht jeden Stil
komentieren und sich davon abholen lassen. Richtig ist das nicht.
Kritisches zum Thema „Journalismus“ hab ich geschrieben, in Nigg
emeiers Block, Thema “ Wir, Thüringen sind nicht irgend ein Land “
Was ich da geschrieben habe, da steh ich zu jedem Satz.
Wo`s um Fakten geht, erzähl ich kein Stuss. Wer daraus was Falsches machen würde oder macht und ich merk das nicht, kann ich mich natürlich nicht wehren. Dieses ständige „Sau durch´s Dorf treiben“, wie die Bildzeitung das macht, ist mir zutiefst zuwider.
Bei so was, soweit´s mich betreffen würde, würd ich heute sofort n
Rechtsanwalt nehmen. Ansonsten wünsch ich da, Hengst und Stute
beim Fögeln alles Gute.
Ansonsten wünsch ich Niggemeier guten Wind. Ungelülzt geschrieben, diese Seite ist ausgezeichnet. Wenn se Scheiße wär,
würd ich hier nicht schreiben. Guten Wind und
„schöne Grüße“
Karlheinz Hoffmeister (Dipl.-Soz.päd.)
([email protected])
Dass der „journalist“ das Thema so groß ausbreitet, zeigt, wie arrogant und wie hilflos zugleich viele Journalisten sein müssen. Ganz dumm für die öffentlich Kritisierten, weil sie über Jahre hinweg schreiben konnten, was sie wollten, auch wenn sie keine Ahnung hatten, worüber sie schrieben und entsprechend Unsinn fabrizierten – und nicht die Finger davon lassen.
Wenn Tageszeitungsredakteure keine Woche vergehen lassen, ohne irgendwelche Spekulationen über irgendwelche Personen an die Leser zu verkaufen, wenn sie andererseits Passagen aus Leserbriefen löschen, in denen die die Redaktionsarbeit kritisiert wird, wundern sie sich dennoch, dass das Medium, für das sie arbeiten, umgangen wird und Leute anderweitig ihre Beobachtungen über Redakteure veröffentlichen?
Sollte sich ein Redakteur wundern, wenn er im Internet bloßgestellt wird, weil er jemanden, dem noch nicht einmal eine Erpressung nachgewiesen wurde, mehrfach im Text als Killer bezeichnete?
Wundern sich Redakteure tatsächlich, wenn öffentlich gemacht wird, dass sie unausgewogen und ahnungslos Themen abhandeln?
Wundern sie sich, wenn sich im Internet über sie lustig gemacht wird, weil sie Island in die Ostsee verlegten?
Wenn Journalisten die Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten sie mit dem Journalismus ganz schnell aufhören, dann sind sie ungeeignet.
Noch zu dieser Passage aus dem Interview:
„Heute werde ich auf großer Bühne kleingelacht, lande bei stefan-niggemeier.de oder bei bildblog.de“
Soviel ich weiß, passiert das auch anderswo, mögen die Bühnen auch kleiner sein. Und glauben Sie mir, die Kleingelachten habens verdient.
Stefan, zunächst mal Glückwunsch zum Preis! Auch wenn Dir das weitere Anwälte und Richter einbringen wird, die argumentieren, Dich so ganz besonders hart rannehmen zu müssen – von den Kollegen ganz zu schweigen.
Ich wurde durch einen Kollegen auf diesen Eintrag aufmerksam gemacht, der auch schon seine Erfahrungen mit „Journisten-Mobbing“ gemacht hat – was ich bisher nicht wusste. Klar, sowas hängt niemand freiwillig an die große Glocke, allerdings steckt es in einem und manchmal sagt oder tut ein Betroffener deshalb vermeintlich irrationale Dinge.
Früher gab es sowas hauptsächlich, wenn ein Vorgesetzter einen los werden wollte: Auf einmal schwollen die nur gelegentlichen Leserbriefe, die manchmal lobend (auch damals eher selten), oft ziemlich versponnen waren („ich werde von Mikrowellenbestrahlungen des CIA bedroht“ – Brief beginnend auf Karopapier, fortgesetzt auf einer Kaugummihülle und schließlich dem Umschlag, bis kein Platz mehr war) an und wurden pöbelnd. Und wurden gedruckt – denn sie waren von Schwiegervater, Schwester und Freundin desjenigen, der den Redakteur rauskicken wollte, und er brauchte dazu Munition. „Normale“ Leserbriefe, die sich ernsthaft mit dem Inhalt der Artikel beschäftigten wurden nicht gekürzt oder unterschlagen – es gab sie schlichtweg nur sehr selten. Ok, das ist auch heute oft noch so…
Das erste Mal, dass mir ein Leser mit physischer Gewalt drohte (= vor dem Verlag auflauern und verprügeln), war wegen einer falschen Auskunft der Telekom-Pressestelle (die Übertragung der Rufnummer im Analognetz sei kostenfrei – der Leser kaufte sich daraufhin einen Dekoder für 40 DM für diese Art der Rufnummernübertragung und stellte dann fest, dass es doch eine monatliche Gebühr kostete – der Telekom-Pressesprecher hatte leider mir gegenüber die abgehende und eingehende Übertragung verwechselt). Fürwahr ein Grund, den Redakteur zu verkloppen, statt sich bei der Telekom zu beschweren und/oder das Gerät zurück zu geben. Allerdings wurde es dem Leser in der Nacht vor dem Axel-Springer-Bau wohl zu kalt: Als ich um 2 Uhr gehen durfte – was dort früh war – war er verschwunden. Und es war auch das kleinste Problem in jenen Tagen.
Los ging der richtige Ärger mit der WDR-Sache (http://www.dl2mcd.de/domain.html). Zunächst waren es Kollegen, die dachten, sie hätten beim Sender bessere Jobchancen, wenn sie über mich herziehen. Das legte sich aber; selbst die, die heute noch offiziell so denken, weil sie für den Sender als Freie arbeiten und sich eine andere öffentliche Meinung nicht leisten können, um ihren Job nicht zu riskieren, sind normalerweise still.
Doch kostete mich die Sache nicht nur viel Geld (Streitwert: halbe Million), sondern auch das Vertrauen einiger Informanten („Sie können ja nicht sicherstellen, dass nicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk Ihre E-Mail beschlagnahmt“) und Freunde, Privatsphäre und das Leben einer jahrzehntelangen Freundin, die mich in einer dunklen Stunde nicht erreichen konnte, weil es mir ja gerichtlich untersagt worden war, irgendeine Kontaktmöglichkeit (Impressum) auf der Website anzugeben, weil das „unlauterer Wettbewerb“ sei und die Leute sich gefälligst bei meinem Prozeßgegner zu melden hätten.
In der Folge wurde ich öfters Opfer von Restrukturierungen, da ich mit der WDR-Sache als Querulant galt. Nur, weil ich nicht wildfremden Leuten das Schnüffeln in meinen E-Mails und das Phishing gestatten wollte. So sehr der Journalismus nach außen „kritische“ Charaktere verlangt, so sehr sind in Wirklichkeit stromlinienförmige Duckmäuser gefragt. Jedenfalls als angestellte Redakteure – und vom freien Schreiben kann nicht jeder leben. Dabei sehe ich persönlich es nun wirklich nicht als „Querulantentum“ an, wenn ich eine E-Mail-Adresse, die ich mir gerade für damals nicht wenig Geld angeschafft hatte, um nicht mehr von anderen „gefilzt“ zu werden (zuvor war dies in einem Job mit der Papierpost geschehen, danach waren E-Mail-Adressen öfters abhanden gekommen, weil ein Provider sie einfach anderen, neuen Kunden gab etc.), nicht ausgerechnet einem TV-Sender übergeben will, sondern als mein Recht. Doch das Argument der Gegenseite war stets etwas der Couleur „Sie sind Journalist, das ist Wettbewerb, private Aspekte spielen keine Rolle, Journalisten sind öffentliche Personen und haben kein Privatleben zu haben“. Was sich ja etwas mit der Argumentation in dem Artikel deckt. Doch Stefan, Du wirst mir sicher zustimmen, dass Deine privaten Freundschaften (die es ja auch bei Journalisten noch geben soll, auch wenn den meisten die Zeit fehlt) und ggf. auch Beziehungskisten ebenso wie der Zugriff auf Online-Accounts bei Amazon, Ebay etc. keine „öffentlichen“ Dinge sind und sicher auch nichts dazu beitragen, die Transparenz des Journalismus zu fördern, wenn sie öffentlich gemacht werden. Wenn ein Chefredakteur mit Praktikantinnen [zensiert], mag das noch etwas anderes sein, doch auch dann ist das nicht unbedingt ein journalistisches Thema.
(Abgesehen davon, dass die ganze Argumentation schon damit hinfällig war, dass man seitens des Kölner Senders auch gegen die zweitgrößte Investmentbank der Welt vorging, der man 5 Jahre zuvor selbst die strittige Adresse überlassen hatte – und da konnte nun wirklich nicht mehr von „Wettbewerb“ die Rede sein. Was dagegen die gewaltsame Übernahme der Domain einer Bank durch jemand anders betrifft, das würde man in jedem anderen Fall nicht „Markenrecht“, sondern „Phishingversuch“ nennen. So, wie es bei mir auch war mit Amazon und Ebay, wo ja mein Bankkonto direkt dranhing.)
Print war mir damit de facto nicht mehr möglich, weil die Printleute einfach nicht verstanden, was da überhaupt abgegangen war. Also Online. Die Trollereien sind da aber weit heftiger als in Print. Ok, ich kannte ja die Datennetze seit Jahren, wusste, dass da viele nette Leute, aber auch Spinner unterwegs sind. Nur war die Änderung nun, dass es früher niemand im normalen Leben gestört hat, was z.B. im FIDO oder Usenet abging. Heute dagegen wird nach dem Namen gegoogelt, und wer dann nicht grad „Hans Müller“ heißt, hat die A-Karte gezogen, wenn über ihn auch nur ein einziger böser Kommentar online steht und sein Chef auf sowas abfährt. Von der Situation, wenn im eigenen Verlagsforum über die Redakteure hergezogen wird, ganz abgesehen. Letzteres ist bei einigen Verlagen durchaus erwünscht, da die Foren dort mehr Traffic erzeugen als die eigentlichen Artikel. Wen wundert es, sagen doch viele Forenschreiber selbst, dass sie eigentlich nur zum Randalemachen da sind und den Artikel gar nicht gelesen haben, sich aber trotzdem dazu äußern. Wenn solchermaßen monatelang gestänkert wird, dann reicht eine einzige echte Ente oder ein einziger echter handwerklicher Fehler, dass der Betreffende rausfliegt.
Alle Blogger regen sich z.B. darüber auf, dass die Süddeutsche Zeitung nachts die Kommentare schließt – aber Du weißt ja aus Deinen eigenen Erfahrungen, wie blöd es ist, wenn einem über Nacht wer in den Kommentaren ans Bein pinkelt und dann die Anwaltsmeute angehetzt kommt. Wenn man am Morgen beim Chef antanzen muss, weil wieder mal der persönliche Stalker nachts besoffen ins Verlagsforum gekotzt hat, würde man sich als Redakteur ebenso auch nachts geschlossene Foren wünschen.
„Grundsätzlich muss ich aber hinnehmen, dass andere Leute entscheiden, wie groß sie meinen Fehler aufblasen wollen.“
Das ist klar. Allerdings ist dann eben die Frage, ob ein Verlag einen solchen Fehler zulässt, wenn er bei der heutigen Massenproduktion in einem von hunderten Artikeln passiert, oder ob es läuft wie in schlechten Beziehungen: Es wird über die Jahre eine permanente „Strichliste“ geführt, und wenn das Maß voll ist, wird gefeuert. Ja, ich kenne die Angst ebenso wie Du, mal eine Falschmeldung nicht rechtzeitig zu erkennen und mich lächerlich zu machen. Irgendwann erwischt das jeden.
Was aber eben viel schlimmer ist, ist dass Journalisten nicht nur handwerklich ständig in der Öffentlichkeit stehen, sondern auch existenziell und privat. Wenn bestimmte missgünstige alte Männer zu jeder Fachmesse eine Abmahnung auf den Weg schicken, sodass man irgendwann weiß, man kann nur noch von Messen berichten, bei denen man abends wieder zuhause sein kann, um die „Anschläge“ im Fax zu entdecken. Wenn man zu einem Gerichtstermin gegen einen bekannten Blogger und Preisträger gebeten wird – und die Eltern des Verlagschefs schon ein Kanzleischreiben im Fax liegen haben, bevor man selbst überhaupt wieder die 2 Stunden vom Gerichtstermin nach Hause gefahren ist. Wenn man so systematisch abgesägt wird, bevor man überhaupt eine Chance hat und obwohl man genau das eigentlich vermeiden wollte. So bleibt nur hängen „den können wir nichts schreiben lassen, da gibt’s sofort Anwaltspost“. Nicht-Journalisten haben nämlich plötzlich einen Anspruch auf Privatsphäre, insbesondere wenn es darum geht, wie sie in der Öffentlichkeit beruflich auftreten. Journalisten gesteht man dagegen keine Privatsphäre zu, selbst wenn sie nicht in der Öffentlichkeit auftreten wollen. Schließlich ist der Schreiber oder der Mann hinter der Kamera ja nicht automatisch auch der, der vor der Kamera stehen will, der selbst Objekt der Berichterstattung sein will. Es gibt genug, die das wollen, die lieber TV-Moderator sind als Filmedreher, denen sei das gegönnt, doch ist nicht einzusehen, warum nun jeder, der auch nur irgendwie journalistisch tätig ist, sich damit abfinden soll, selbst ins Scheinwerferlicht gezerrt zu werden. Nicht jeder mag das, nicht jeder hat das dicke Fell eines Stefan Niggemeier und möchte überhaupt ins Fernsehen. Mir ist z.B. Radio deutlich näher, da sitze ich auch gerne am Mikrofon, doch würde ich deshalb nicht in der „Bunten“ als Objekt einer „Berichterstattung“ stehen wollen. So ein Charakter bin ich einfach nicht. Nicht jeder, der gerne schreibt, ist deshalb auch ein begnadeter Selbstdarsteller. Auch PR-Fachleute sind normal nur gut darin, andere in die Öffentlichkeit zu bringen, vermeiden aber, dies selbst zu tun.
Mit der Trollerei wird das jedoch alles relativiert. Inzwischen tauchen auch in Deutschland (in den USA ist das schon länger üblich) die ersten Trolle vor Ort im „Real Life“ auf und belagern das Objekt ihrer Begierde. Sascha Lobo hatte gerade das Vergnügen, ohne Zweifel ein Mann, der es herausgefordert hat, lieber zu den Leuten vor als hinter der Kamera gehört und deshalb nun auch darüber berichtet. Ich kenne aus Kollegenkreisen aber auch genügend Fälle, wo es eben jemand traf, der damit nicht umgehen kann. Und natürlich dazu ebenso wenig befragt werden möchte wie die, die einen handwerklichen Bock geschossen haben.
Sehr erstaunlich finde ich übrigens, dass der „Journalist“ es gestattet, dass Du das Ganze hier bringst und selbst sogar mitdiskutierst. Bei mir lief das ganz anders ab. Da sah man eine Veröffentlichung in einem Blog zum selben Thema (es war nicht derselbe Artikel!! Die mir selbst wichtigsten Aspekte wollte man in dem Journalist-Text nicht, genau deshalb wollte ich die dann im Blog noch zur Sprache bringen) als Konkurrenz, verlangte das sofortige Offline-Nehmen und cancelte als Nachtritt dazu einige Zeit später einen eigentlich sogar zuerst vereinbarten, lange geplanten und vorbereiteten Beitrag, als ich gerade komplett gepackt auf der Abreise zum Objekt der Berichterstattung war. Wobei dann auf der Veranstaltung verzweifelt ein neuer Autor gesucht wurde und am Ende gar kein Bericht erschien.
Ich denke, inzwischen ist Journalismus nicht mehr Recherche und Sprachgewandtheit, sondern Nervensache. Man muss damit klar kommen, jedermanns Fußabtreter zu sein, oder halt sich einen anderen Beruf suchen. Der Qualität des Journalismus tut man damit aber m.E. keinen Gefallen, „Witwenschüttler“, Polizei- und Klatschreporter können das ab, „Edelfedern“ weniger. Dementsprechend verändert sich das Erscheinungsbild der Presse. Lange „Nachdenkstrecken“ werden rar, die gehetzte Tickernews nimmt überhand.
„…über den Bild-Redakteur Hauke Brost geschrieben und dabei seine Homepage verlinkt. Anschließend haben ihm unsere Leser massenhaft das Gästebuch vollgekotzt.“
Tja, dazu braucht’s gar nicht das Bildblog. Das machen die Leser inzwischen schon von sich aus. Weil einem Leser ein Test eines Teleskops (ein völlig unpolitisches Thema!) missfiel, rief er im Verlagsforum dazu auf, mir mein privates Gästebuch mit Nazi-Parolen vollzuschmieren, damit ich Ärger bekomme und es abschalten muss. Ärgerlich, da ich das Gästebuch nur hatte, damit mich Freunde auch dann erreichen konnten, wenn ich unterwegs war (war noch vor dem Webmail-Zeitalter, und es ist schwieriger, ein Gästebuch zu konfiszieren, als E-Mail…).
Die Folge war, dass mein Chef schimpfte, Journalisten, die bei einem großen Verlag seien, hätten auch gefälligst privat keine eigenen Domains, E-Mail-Adressen, Gästebücher etc. zu haben. Ich habe deshalb auch kein eigenes Blog, es gäbe nur wieder Ärger. Das betreffende Gästebuch ist inzwischen natürlich auch „zu“.
„Manchmal sehe ich als Blogbetreiber an der E-Mail-Adresse, wer das wirklich ist“
Ja, nur lustig, wenn man die Leute dann anschreibt und sie bittet, mit dem Unsinn doch aufzuhören, werden sie noch pampig. Es gibt wirklich Leute, die aus dem Netz ihres öffentlich-rechtlichen Senders heraus einem im Forum antrollen und dann denken, das verstoße gegen den Datenschutz, wenn ich das sehen kann und sie darauf anspreche.
(Ebenso falsch ist es natürlich, so etwas (oder persönliche E-Mails) öffentlich zu machen, wie es einige Blogger praktizieren.)
„Kann man die Öffentlichkeit vermeiden, wenn man sich bedeckt hält und etwa nicht ins Fernsehen geht, auch wenn man gefragt wird?“
Die Öffentlichkeit vielleicht. Den Ärger nicht. Mancher Troll und Stalker hält auch einen Freizeit-Blogger oder kleinen Online-Redakteur schon für so berühmt und reich wie Thomas Gottschalk. Tobt sich aus, als ob er Axel Springer persönlich angreifen müsse…
„Und es war eine Erleichterung zu erfahren, dass wir sagen können: Es war völlige Grütze, was wir hier gemacht haben. Entschuldigung, es soll nicht wieder vorkommen.“
Genau das kann ein angestellter Redakteur nicht tun. Also er kann es schon machen, aber dann kann er auch gleich im Personalbüro erscheinen.
Apropos: Die Personalchefs, die vor einer Einstellung googeln, das sind nicht die Schlimmsten. Die entscheiden dann in Ruhe, ob sie den Betreffenden haben wollen – oder nicht. Schlimmer ist es, wenn einem „hinterhergegoogelt“ wird, nachdem man im Unternehmen ist, und dann plötzlich verlangt wird, Webauftritte von Familienmitgliedern abzuschalten oder Vorhaltungen wegen der Vergangenheit gemacht werden. Sowas sollte wirklich vor der Einstellung abgeklärt werden, da kann man dann entscheiden, ob man unter den Umständen den Job machen bzw. den Bewerber haben will oder nicht. Aber später plötzlich dem Bruder oder der Partnerin sagen zu müssen „Du musst Deine Website (an der sie/er 10 Jahre gearbeitet hat) noch heute nacht abschalten, oder ich werde rausgeworfen“ – das ist nicht komisch.
Danke für die Diskussion!
Das Thema kann man ohne Probleme auf die Verleger ausweiten. Sowohl Journalisten als auch Verleger müssen Kritik einfach aushalten. Oft liegt es aber auch an der Anonymität der Kritiker. Das reale Leben sieht immer noch ein wenig anders aus. Sobald ich Zeit habe, werde ich einige unbewiesene Behauptungen in diesem Blog richtig stellen. Damit meine ich übrigens nicht die Arbeit von Herrn Niggemeier. http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/media/interviewdumont100.html
NDR Fernsehen – Sendungen – Zapp- Das Interview mit Konstantin Neven DuMont
Ich kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Lesermeinungen gab es doch auch schon früher als es noch kein Internet gab. Die reichten dann von sachlicher Kritik bis eben hin zu Beleidigungen (die natürlich, da stimme ich mit Hans Hoff überein, nicht akzeptabel sind). Der Unterschied ist nur, dass sich das im Internet eben konzentriert und potenziert, aber damit muss man umgehen können. Ansonsten sollte man sich aus der Öffentlichkeit komplett raushalten.
Sehr gelungenes Interview mit treffenden Fragen, die ich Stefan Niggemeier auch schon mal stellen wollte – besonders weil nach meinem Eindruck in letzter Zeit hier viel zu derbe ausgeteilt wurde, besonders in den Kommentaren. Aber auch im Blog, finde ich, hat die Meinung manchmal die Fakten verdrängt.
Wenn die Ablästerei dann wichtiger wird als das differenzierte und konstruktive Aufzeigen von Fehlern der Journalisten, dann wird’s mies. Aber das Interview macht Hoffnung, dass es nicht in diese Richtung gehen wird! :)
@99, angeblicher DuMont-Sprößling:
Gelungenes Interview. Herrliches Beklagen von Umsatzeinbrüchen. Wieviel hundert Millionen Euro hat denn die Sippschaft in den Jahren davor aus Familienkonto legen können? Wie, schon alles ausgegeben? Was, die Rendite der ominösen Oppenheim-Esch-Fonds reicht nicht?
Im verlagseigenen Glashaus werden die Mitarbeiter wohl bald eine Sammlung für den verarmten Geldadel machen müssen…
Die Konzentration mehrerer Titel auf zentrale Redaktionen mit mehr Qualität zu begründen, ist schon eine Frechheit. Es geht um Kohle, sonst nichts.
Letztlich ist der Sohn nicht anders als sein Papa. Auch der forderte jüngst andere Verlage auf, mehr Geld in den Journalismus zu stecken. Hintenrum erfuhr man dann, dass Neven seine eigenen Etats keineswegs aufbessert. Das Geschwätz und Getue dieser Verleger-Familie ist schon mehr als nur peinlich.
Ich bin Polizeireporter (Print, Online, TV). Niemand, der in meiner langjährigen beruflichen Laufbahn mit mir zu tun gehabt hatte, würde irgendetwas Schlimmes über mich zu berichten wissen. Kein Witwenschütteln, kein Scheckbuchjournalismus, anständige Bilder – nicht nur weil ich das hier sagen „muss“, sondern aus Prinzip. So habe ich das stets gehandhabt, egal ob als lokaler Berichterstatter oder Fernsehreporter im Katastrophengebiet. Ich habe mal einen besseren und mal einen schlechteren Job gemacht, mal hat meine Arbeit viel Gutes bewirkt, mal hat sie einfach nur gezeigt, was passiert ist und mal wird sie auch Voyeurismus befriedigt haben. Niemals allerdings habe ich mich verbiegen lassen, ich kann mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen.
In den letzten Jahren habe ich die zunehmende Medienkritik im Netz, die professionelle wie die von Laien, als etwas Positives empfunden. Ich habe gehofft, dass sie auf der Kollegenseite vielleicht hier und da ein Umdenken bei denen bewirkt, die nicht unbedingt mit Verantwortung um sich werfen. Ich habe gehofft, dass zunehmende Medienkompetenz bei den Konsumenten auch ein zunehmendes Differenzierungsvermögen mit sich bringt.
Inzwischen erlebe ich etwa das von mir vom ersten Tag an geliebte Bildblog als eine Art Allzweck-Abwehrwaffe der „Deppen“ gegenüber sachlichen Argumenten („…muss das sein, dass Ihr [alle] so arbeitet?… kann man doch im Bildblog/bei Stefan Niggemeier/etc. nachlesen…was da alles drinsteht…“). Nun kann, um bei dem Beispiel zu bleiben, kein Bildblogger etwas für die Nichtdifferenzierer, die „Deppen“. Der „Mob“ im Netz schwappt allerdings -und das ist problematisch- sehr wohl rüber ins echte Leben, auch ins private. Und mit dem „Mob“ schwappen schnell Fehler von Kollegen rüber, mit denen man nichts zu tun hat. Das sei halt überall so, habe ich gehört und sowieso: als Polizeireporter hätte man doch bestimmt ein hartes Fell. Aha. Ich habe sogar – das ist noch viel besser, interessiert aber leider nur am Rande, eine reine Weste. Menschen mit Argumenten zu überzeugen ist gut – ich habe inzwischen jedoch den Eindruck, dass die Meinungsbildung beim geneigten Bildblog-Leser ähnlich abgeschlossen ist wie beim allzu treuen Bild-Leser. Ersteres ist wahrscheinlich das kleinere Übel, ein Dilemma ist es trotzdem.
Und dann ist da bedauerlicherweise der Trend zur lustigen Faktenanreicherung, auch in diesem Hause:
„Ich hoffe, dass es mir nie so schlecht geht, für ein solches Medium arbeiten zu müssen“ [FR] habe ich im Kontext noch halbwegs nachvollziehen können (und dennoch tief geschluckt).
Und dann habe ich irgendwo im Netz eine verwandelte Steilvorlage zu einem Tippfehler bei N24 gelesen, die zwar wunderschön, aber auch von jeglichem Fingerspitzengefühl befreit war ;-)
Noch schlimmer und geradezu tragisch ist aber die scheinbar omnipräsente Angst auch bei Medienjournalisten, eine Geschichte tot zu recherchieren. Dann wirds manchmal zappenduster im Programm.
Es gibt verdammt gute Gründe für das Bildblog, es gibt viele gute Gründe, Stefan Niggemeier für seine Arbeit zu schätzen und es gibt wohl kein gutes Argument, das dafür spricht, als Journalist nicht offen für Kritik zu sein.
Die Trennung der „Rolle als Journalist“ und der Privatperson ist aber so eine Sache. Und selbst wenn die Medienkritik noch differenziert, so ist in den Augen des „Mobs“ der Fehler meines Kollegen auch mein Fehler. Das war vielleicht schon immer so, aber wenn der „Mob“ im Netz zum ernstzunehmenden Problem im Privatleben eines an irgendeinem Fehler völlig Unbeteiligten wird, helfen fromme Wünsche nicht weiter. In der Realität stellt das leider insbesondere die Nerven derjenigen, die sich bemühen, die sich um die Dinge scheren und keine Mir-egal-Haltung an den Tag legen, auf die Probe. Und das sind dann eben noch nichtmal die, die dann mal „selber sehen, wie es ist, wenn…“ (was abgesehen davon ohnehin keine besonders intelligente Argumentation ist).
@treets #73,74,103: Sie waren also mal „scharf” auf meine Schwester und bereuen es nach wie vor, nicht stärker gebaggert zu haben. Schreiben Sie lieber einmal etwas zum Thema „Fremdschämen” in eigener Sache. Ansonsten sind Ihre Vorwürfe unbewiesene Behauptungen. Vielleicht erhellt Sie diese Diskussion aus dem forum.ksta.de:http://forum.ksta.de/showthread.php?t=3852&page=124
In diesem Video geht es um den Klüngel in Köln:http://www.ksta.de/portal/videos/index.php?bcpid=14193513001&bclid=14304171001&bctid=24872092001
@treets: Hier noch einmal die zwei Links: http://forum.ksta.de/showthread.php?t=3852&page=124
Wohin steuert Köln? – Seite 124 – forum.ksta.de
http://www.ksta.de/portal/videos/index.php?bcpid=14193513001&bclid=14304171001&bctid=24872092001
Ich bin leider nach den ersten Worten „Zum Auftakt einer neuen Talkshow-Reihe nach einer Idee von MDS-Geschäftsführer Konstantin Neven DuMont, der die Sendung auch moderiert, …“ ausgestiegen. Moderator! Chef! UND Ideengeber! Was für ein Tausendsassa dieser Konstantin Neven DuMont sein muss.
… da hat der journalist-interviewer ja doch noch jemanden gefunden, der zu dem thema „internet-mob“ / journalisten-kritik stellung bezieht, nachdem keines der jüngsten mob-„opfer“ ihm ein interview geben wollte. man muss ganz klar unterscheiden zwischen berechtigter kritik und mob. nur leider entwickelt sich im netz das eine schnell aus dem anderen… das sollte mal jemand untersuchen, warum das so ist. hass? neid? missgunst? minderwertigkeitskomplexe? ich weiß es nicht, habe diese art von niedermachen aber mehr als satt – und ich finde, dass gerade blog-journalisten (auch sn) hier eine verantwortung haben, zumal sie inzwischen wissen müssen, dass sich der mob bei solchen (berechtigten) kritiken immer in den kommentaren entlädt.
@Niggemeier: Demnächst stelle ich ein Musikvideo meiner Band hier ein. Singen ist nämlich meine Leidenschaft. Interessieren Sie sich denn für politische Lieder?
@ Konstantin Neven DuMont
Sie sind ja (t/d)rollig! Was hat das ganze bitte mit dem Blogeintrag zu tun? Für mich scheint diese Diskussion völlig OT …
@JO: Niggemeiers Kommentar zu meiner Talkshow hat sehr wohl etwas mit diesem Blogeintrag zu tun. Grundsätzlich gebe ich Ihnen aber recht. In Foren und Blogs wird zu oft vom Thema abgeschweift.
@ Konstantin Neven DuMont:
Nein, ich (103) war nie scharf auf Ihre Schwester. Ich kenne sie noch nichtmal.
@Konstantin, 104:
Warum „fremdschämen in eigener Sache“?
Wäre das mit Ihrer Schwester und mir was geworden, dann hätte Alfred nicht in seiner Not Sie als Nachfolger küren müssen. Besondere Qualifikationen neben familiärer Verbundenheit bedurfte es ja kaum.
;-)
Ach, wo Sie doch so für Transparenz sind: mögen Sie nicht später, irgendwann einmal sämtliche Anweisungen des so genannten Vorderhauses (Verlags-Spitze) an ihre Redakteure veröffentlichen? Warum jahrelang nie etwas Negatives über den ominösen Lothar Ruschmeier geschrieben werden durfte, welchen Einfluss Neven senior bei der Berichterstattung über das neue Wallraff-Richartz-Mueum, das Coloneum, das geplante jüdische Museum (siehe auch: Wallraff-Richartz-Museum) hatte?
Wobei: erfahrene Redakteure zeichnen sich dadurch aus, dass sie wissen, was Nevens wollen. Wer bei mds das zur Richtlinie seines Schreibens macht, muss sich keine Sorgen machen.
Und jetzt, um auf das von Ihnen gewählte Thema zurück zu kommen, erzählen Sie doch noch mal aus ihrer Sicht, warum Papa zum Aufstocken redaktioneller Etats aufgerufen hat und wie Sie, Filius, das umsetzen.
Und besorgen Sie sich mal ein paar Berater, die mehr können als Ihnen Honig ums Maul schmieren. Ihre Auftritte vor der Kamera sind der Brüller… Was meinen Sie, was ihren Leute bei mds zum Thema „Fremdschämen“ als erstes einfällt…
Der 103. Kommentar wurde von dem User treets geschrieben. Die für mich sichtbare Liste zeigt das jedenfalls so an. Die Zahlenfolge ist wahrscheinlich durch Niggemeiers Zensur durcheinandergeraten.
Quatsch. Ich bin zwar auch anonym unterwegs, aber nicht treets.
@treets: Das sind doch alles haltlose Gerüchte. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie nicht einen einzigen Beweis für Ihre skurrilen Thesen liefern?
eiderdaus, welch‘ unterhaltsamer Abtausch… (gebe ja zu, dass ich für solche seltsamen Blüten die Blogosphäre durchaus schätze.)
115:
Beweise?
Soll ich hier noch den Link zum Statement ihres alten Herrn (deutsche Verlage sollen Redaktionsetats aufstocken) bringen – mitsamt dem, was Sie dann später dazu verlauten ließen?
Was den kölschen Klüngel, die Interessen der Familie Neven DuMont und die Auswirkungen dessen auf die Berichterstattng in den verlagseigenen Blättern betrifft:
Wenn ich Beweise auf den Tisch legen würde, wäre mindestens eine Handvoll Redakteure bei Ihnen den Job los. Sie wissen, dass sich deswegen die Dinge schwer beweisen lassen. Sie wissen aber auch, dass die Dinge deswegen nicht unwahr sind.
Einiges zum Thema findet sich ansonsten auch beim freien Autoren Werner Rügemer. Man muss das alles hier nicht wiederholen.
Und die Qualität Ihrer Auftritte vor der Kamera… nun, da muss man nichts beweisen. Allenfalls noch darauf hinweisen, dass in schöner Regelmäßigkeit intensiv im Stadt-Anzeiger über Center TV berichtet wird. Diesen Sender guckt zwar kaum ein Mesch, aber egal: DuMont ist ja daran beteiligt.
DuMont war auch am geplanten Konkurrenz-Modell zur Post beteiligt. Entsprechend fielen ja auch die Kommentare im Wirtschaftsteil aus. Das, zum Beispiel, läßt sich mühelos beweisen.
Alfreds Sohn weiß nicht einmal, was Zensur ist? Noch so ein Dutzendsassa.
Ich weise sicherheitshalber nochmal darauf hin, dass die Kommentare von „Konstantin Neven DuMont“ hier weder von einem Rechner seines Verlages noch mit einer Verlags-Email-Adresse abgegeben werden, möglicherweise also von irgendwem.
@ SvenR, #118 und 85
Meine Kommentare #83 und #84 beinhalteten Ironie. Ich war ursprünglich davon ausgegangen, dass Sie das mitbekommen hatten. Nachdem Sie allerdings auch Herrn DuMont mit „Noch so ein Dutzendsassa“ beschreiben, bin ich mir da nicht mehr so ganz sicher, und weise deshalb vorsichtshalber mal darauf hin, dass ich das „Gütesiegel: SvenR-comments-free” nicht ernst gemeint hatte, sondern den Kommentar von tomato (#78) persiflieren wollte…
@119:
Dann also eins noch zu „irgendwem“ – und für jene, die sich dafür interessieren, was hinter den Kulissen dort abläuft, wo der Juniorchef gerne bundesweit für mehr Qualität im Journalismus plädiert:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14112
(schönes Beispiel dafür, wie die Interessen des Verlegers die Berichterstattung prägen)
Zum Thema Arbeitsplätze, Stellenabbau in den DuMont-Zeitungen findet sich bei google mehr als genug.
Im neuen Spiegel gibt es dazu einen netten Artikel darüber, wie Nevens und andere Verleger neuerdings Etatkürzungen als Qualitätsoffensive verkaufen.
Oh, ich habe gerade gelesen, dass es für das erkennen von Ironie Haustiere gibt. Die übernehmen das für einen, wenn die alte SHJDLE-38742/93JKLS-ΓΞΛ.9b zur Wartung auf Kuba ist.
@Olly #120:
Sind Sie denn der echte Olly? Spaß beiseite, die in #84 beschriebene Idee ist m. E. nach schon eines Dutzendsassas würdig, daher habe ich nichts zurückzunehmen. Es war dann halt auch ironisch gemeint :-)
Wobei, jemand Links von Turi empfiehlt, der muss das ironisch wenn nicht gar zynisch meinen. Man sollte mehr auf seinen ersten Eindruck geben.
Danke für die Klarstellung.
@treets: Auf die zahlreichen Verfehlungen der „nrhz“ kann ich momentan aus Zeitgründen nicht eingehen. Das werde ich aber nachholen. Den aktuellen Spiegel habe ich noch nicht gelesen. Wie dem auch sei, ich bleibe jedenfalls bei meiner Aussage, dass der investigative Anteil der Zeitungen ausgebaut werden muss.
@124,
war mir ein Vergnügen. So kann man mal seinen Groll loswerden, ohne sich mit dem echten Konstantin auseinander setzen zu müssen.
Immer, wenn ich höre oder lese, wie sich jemand wegen angeblicher Schmähungen und Beleidigungen im Netz in die Hose macht, denke ich: Welcome. To. The. Internet.
Die Leute haben sich schon in den AOL-Foren gegenseitig fertiggemacht, davor im Usenet und davor sicher im Btx. Flamewars sind also seit gut dreißig Jahren nichts Neues mehr, und es wundert mich immer wieder, wieviele sonst recht moderne Zeitgenossen erstaunt und verletzt auf den rauhen Ton im Netz reagieren, als würden sie ihm tatsächlich zum ersten Mal in ihrem Leben begegnen. Aber vielleicht ist es ja so …
So oder so, das Internet wird bleiben, wie es ist, und entweder gewöhnt man sich daran, legt sich ein dickeres Fell und das Gemüt eines Gorillas zu, oder wenn man die Hitze nicht aushält, verläßt man eben die Küche. Als weiches Ei.
@Andi: Du irrst. Wenn dich die Flamme nämlich außerhalb des Netzes und auf persönlicher Ebene trifft, bist auch du ganz schnell ein weiches Ei. Und wenn du noch nichtmal einen Fehler zu verzeichnen hast, sondern einfach nur einen Job hast, in dem gerade irgendein Kollege irgendeinen Unsinn gemacht hat, dann geht das an die Nerven!
Von diesem „immer noch ein dickeres Fell zulegen“ halte ich gar nichts. Da kommen nämlich die Kollegen bei raus, die niemand will, die Zyniker und Mir-egal-Leute.
Unverschuldete, dennoch persönlich beleidigende Flames, die sich offline auswirken, sind so alt wie die allerersten Flames.
Natürlich verletzen sie. Bis man lernt, sie auszuhalten, sie abperlen zu lassen und dennoch nicht zynisch oder gleichgültig zu werden, sondern ruhig zu bleiben und lebendig, und nur, wenn es sein muß, wütend zu werden, dann aber alle Flamer und Trolle vernichtend.
Wie ein Gorilla eben.
„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht“ ob man Journalistinnen als „Porzellanpüppchen“ oder „fleischgewordener Blondinenwitz“ beschimpfen darf? Entschuldigung, kann es da nicht nur die eine Antwort geben, nämlich „nein“? Sicher, die die genannten Worte sind nicht gefallen im Blog, und ja, viele haben Kerstin Kullman verteidigt. Nur: Sexismus und Diskrimierung sind keine Meinung sondern eben: Sexismus und Diskriminierung. Und was soll heißen, sie habe ein Klischee erfüllt? Doch ein zutiefst chauvinistisches, oder nicht? Himmel, wieviel Stuss fällt Männern (und auch Spiegel-Redakteuren) regelmäßig im Fernsehen, in den Zeitungen, Magazinen und in ganzen Büchern aus dem Kopf? Und wird da über Haarfarben oder körperliche Beschaffenheit „diskutiert“?
@ Kathrin
„…wieviel Stuss fällt Männern (und auch Spiegel-Redakteuren) regelmäßig im Fernsehen, in den Zeitungen, Magazinen und in ganzen Büchern aus dem Kopf?“
Und wie viel Stuss erst einmal Frauen einfällt, z.B. einer Sibylle Weischenberg!
Eine verhöhnende Reduzierung eines Menschen auf irgendwelche Merkmale (Bierbauch, Glatze, Haare usw.) hat heutzutage bei allen Geschlechtern Einzug gehalten – auch bei mir! Ebenso wie schnell ausgesprochene oder geschriebene zynische Bemerkungen zur Abwehr, die einfach nur verletzend sind. Ich befürchte, die Wurzel des Problems liegt viel tiefer als in dem oft diskutierten Mann-Frau Konflikt begraben.
[gelöscht]
[…] Journalisten, nackt im Gegenwind (Stefan Niggemeier & journalist.de) […]
Mein Mitleid hält sich mit den PressetextWiederkäufern wirklich in Grenzen. Selbst in LokalNachrichten ist Klüngelei zu beobachten.
Nein liebe Journalistenbrut, ihr habt euch der Kritik ebenso zu stellen wie alle anderen auch.
Und wenn schon auf Eva Schweitzer hingewiesen wird: Die Erwähnung ihres Namens in den Kommentaren bei taz ist ein RunningGag geworden – auch eine Art von Ehrung.
#k.
[…] Niggemeier hat dem Medienmagazin Journalist in einem Interview gesagt, er finde die Möglichkeit, dass Leute auf seiner Seite unter Pseudonym kommentieren […]