Vor zwei Wochen ging die Falschmeldung um die Welt, amerikanische Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass Facebook und Twitter ihre Nutzer unmoralisch machen. In Wahrheit behauptete die Studie nichts dergleichen; soziale Netzwerke waren nicht einmal ihr Thema. Wir berichteten auf BILDblog.
Doch die fast systematische Verbreitung solchen Unsinns ist nur die halbe Geschichte. Die andere ist die, wie Medien reagieren, wenn man sie auf ihre Fehler aufmerksam macht.
„Focus Online“ vermied eine Berichtigung, ergänzte die Meldung aber um eine „Anmerkung der Redaktion“, der Artikel sei „in die Kritik“ geraten. Plötzlich erfuhren die Leser auch, dass es sich nicht um einen Eigenbericht, sondern eine „Meldung der Fachagentur Medical Press“ handelte. Komischerweise finden manche Medien das nur erwähnenswert, wenn ein Fehler passiert ist.
Aber es stimmt ja: Die Meldung stammt von Medical Press, einem Angebot der Global Press Nachrichten-Agentur und Informationsdienste GmbH (glp). Ich schrieb der Autorin des Stücks eine Mail und fragte sie, ob sie den Fehler berichtigen könne. Die Redakteurin bedankte sich für den Hinweis und versprach, die Sache zu prüfen.
Danach passierte: nichts. Wenn Sie wollen, können Sie die Meldung immer noch von Medical Press beziehen, zum Einzelpreis von 99 Cent, was ich relativ viel Geld finde für eine Meldung, die erstens überall kostenlos zu lesen ist und zweitens falsch.
Ein andere Agentur, die dafür verantwortlich ist, dass der Facebook-macht-unmoralisch-Mythos weite Verbreitung in den Medien fand, heißt Pressetext (pte). Ich schrieb dem angegebenen Redakteur. Als ich keine Antwort bekam, fragte ich beim Chef vom Dienst nach. Der antwortete mir, dass Pressetext „im Normalfall“ äußerst sorgfältig arbeite und — „in dem Maße, wie es das Internetzeitalter aufgrund der Schnelligkeit der Branche eben erlaubt“ –, immer nachrecherchiere. Der Redakteur sei zur Zeit nicht da, sobald er wieder im Büro sei, werde er der Sache aber nachgehen.
Das ist zwei Wochen her. Die Pressetext-Meldung ist unverändert online.
Aber die beiden Agenturen haben den Fehler vermutlich nur irgendwo abgeschrieben und bloß fahrlässig verbreitet. Was der Online-Auftritt des „Tagesanzeiger“ gemacht hat, hat eine andere Qualität. Er scheint damals die Begriffe „Facebook“ und „Twitter“ einfach in das Zitat einer Wissenschaftlerin eingefügt zu haben, damit es zur (falschen) Meldung über ihre Studie passt (näheres im BILDblog-Eintrag).
Ich habe Reto Knobel, dem Autor des Artikels, eine Mail geschickt und gefragt, ob er mir eine Quelle für sein Zitat nennen kann. Ich habe keine Antwort bekommen. Allerdings verschwanden die Begriffe „Facebook“ und „Twitter“ aus dem wörtlichen Zitat. Die falsche Gesamtaussage des Artikels blieb unverändert. Ich habe daraufhin bei Chefredakteur Peter Wälty nachgefragt, ob es Politik von tagesanzeiger.ch sei, solche Fehler nicht zu korrigieren. Ich habe keine Antwort bekommen. Schließlich versuchte ich es noch unter angegebenen allgemeinen Kontaktadresse von tagesanzeiger.ch. Ohne Erfolg.
Der Online-Auftritt der überregionalen Zürcher Zeitung „Tagesanzeiger“ hält an seiner falschen Darstellung fest und sieht keine Notwendigkeit, sich zum Vorwurf der Zitatfälschung zu äußern.
[Ich weiß, dass ich aufhören muss, Leute mit solchen E-Mails zu verfolgen, bevor das stalkerhafte Züge annimmt. Ich kann nur immer noch nicht glauben, wie egal es manchen Journalisten zu sein scheint, ob das stimmt, was sie schreiben. Und wie unfähig viele Medien sind, mit der schlichten und unvermeidlichen Tatsache umzugehen, dass ihnen Fehler passieren.]
Mal etwas ganz anderes. Wie kommt es eigentlich, dass du hier keine Werbung schaltest? Bei der Masse an Besuchern hier könntest du öfters mal ins Restaurant, oder?
Mach bitte weiter so. Ansonsten macht das ja fast niemand und die studierten Journalisten könnten kopieren und einfügen, dass sich die Balken brechen.
Der Appell an journalistisch-ethische Grundsätze ist ja nicht neu auf dieser Seite. Aus ähnlichem Grund habe ich gerade über „Moral und Moralität“ gebloggt. Sofern Zeitungen Wirtschaftsobjekte sind, ist maximal so ein loser, unverbindlicher Grundsatzkatalog vorhanden, aber nichts, was einer verpflichteten, ethischen Gesinnung gleichkäme, so streng, wie sie durch die Anfragen angenommen werden müßte. (Wobei ich bzgl. des „Stalkens“ dafür plädieren würde, im Journalismus ein Prinzip walten zu lassen, dass sich an Universitäten bewährt hat: Wer aufrichtig fragt, sollte eine aufrichtige Antwort erhalten.) Und ich glaube, dass ist die Stelle, an der es hakt. Ethik wirft keine Profite ab, daher entfernt man sich davon, will aber nicht darauf angesprochen werden.
Das wäre schlimm, wenn das so wäre. Auch Krankenhäuser und Arztpraxen müssen Profit machen. Ich möchte doch bitte nicht da leben, wo jeder nur so tut, als hätte er eine Berufsehre.
bitte unbedingt weitermachen! nur durch solche berichte hab ich es mir selbst angewöhnt, ähnlich zu denken über medien und (zumindest) meine kleine lokalzeitung (die übrigens die schlechteste zeitung der welt ist) mit ähnlichen anfragen zu nerven. vielen dank dafür!!!
DIe Frage nach den ethischen Grundsätzen der Arbeit muss immer wieder und immer wieder drängend gestellt werden – es gibt einfach eine zu große Zahl von Kollegen, die weit mehr auf die Verkaufszahlen schauen. Und nicht genau zu recherchieren, kommt natürlich auch einer Hauptantriebsfeder des Menschen entgegen: der Bequemlichkeit.
Die geschilderte Reaktion im Falle des Ertapptwerdens ist ebenso typisch, denn dann kommen Scham, Wut über das Erwischtwerden und Zorn auf den, der gezeigt hat, dass man es hätte vermeiden können, hinzu.
Weil man aber (Möglichkeit A) Stefan Niggemeier nicht einfach überfahren kann, dazu ist er zu bekannt, hat man nur Möglichkeit B, das belämmerte Schweigen. Unterstützt wird das dann vom „Duck and Cover“, d.h. nichts am Fehler ändern, dann könnten es ja noch mehr Leute merken und hoffen, dass wenige Tage später das nächste Ferkel durchs Land gejagt wird.
Doch doch, glauben Sie ruhig, wie unfähig Journalisten sind, Fehler zu berichtigen. Ich erlebe es im Nordosten sehr oft.
Das hat übrigens nichts mit Glauben zu tun. Es ist belegbar und damit Wissen.
Warum müssen Sie aufhören, Leute mit solchen Mails zu „verfolgen“? Früher nannte man das mal „Recherche“ bzw. „die betroffene/beschuldigte Seite anzuhören“, bevor man irgendwelche Artikel raushaut. Ich wüsste nicht, wie man einen seriösen Artikel über das seltsame Verhalten mancher Redaktionen schreiben sollte, ohne diesen Redaktionen Gelegenheit zu geben, sich dazu zu äußern. Dass man sich selbst schon als „Stalker“ fühlt, liegt ja nur daran, dass von diesen Leuten keine Stellungnahme oder Erklärung kommt, wo eine solche Erklärung drigend geboten wäre.
Kleiner Hinweis: Vorletzter Absatz, sechtse Zeile, „tagesanzeier.ch”
Ethik ist ein zu großes Wort. Es geht schlicht ums Handwerk. Ein Klempner muss Rohre gerade verlegen und die Anschlüsse dauerhaft abdichten. Und ein Journalist hat nach bestem Wissen bzw. nach alle Möglichkeiten ausschöpfender Recherche wahrheitsgemäß zu berichten. Wer einen Fehler macht, was nur menschlich ist, hat ihn zu korrigieren. Wer’s nicht tut, handelt unprofessionell, weil er die Grundregeln seines Handwerks nicht beherrscht oder aus Eitelkeit (um keinen Fehler zuzugeben) ignoriert, was schlimmer ist, weil dann Absicht dahinter steckt. Um Zweiteres dürfte es sich in den genannten Fällen handeln, denn jeder der fraglichen Kollegen kann sicher auf Knopfdruck stundenlang über das journalistische Handwerk und seine Regeln extemporieren. Schadet nichts, wenn ein wenig Niggemeier-Stalking sie darin gelegentlich stört.
übrigens, mal ein anderer blickwinkel auf dieses ganze dilemma (dass die medien immer schlechter werden und sich in katastrophale rückzugsgefechte mit dem internet verwickeln und dabei wirklich ALLES falsch machen):
ich bin jurist, und ich denke manchmal, ich wäre auch gerne journalist geworden. deswegen sehe ich diese bande auch immer evtl. mit einem kleinen neidfaktor… ;) jedenfalls: als jurist lernen wir, warum die presse mit sehr, sehr hohen grundrechten ausgestattet ist. wenn ich dann sowas sehe, dreht sich mir echt der magen um. anstatt stolz darauf zu sein, die vierte gewalt im staate zu sein, und sich leute wie C. Bernstein und B. Woodward zum vorbild zu nehmen, schreiben die heutigen journalisten lieber den 16. wort- und metapherngleichen artikel über ein fußballspiel, eine talkshow oder ein schützenfest, als einmal wirklich etwas zu recherchieren oder gar selbst etwas aufzudecken.
sie machen sich ausnahmslos heute „mit der sache gemein“ (hajo friedrichs) und schreiben nur noch der politik das wort. dabei sind sie mit starken grundrechten ausgestattet, die ihnen viel besser arbeit genehmigen würden. DAS ist einfach auch ethisch nicht in ordnung. mal ganz davon abgesehen, dass immer noch gilt: macht man von seinen rechten keinen gebrauch, werden sie über kurz oder lang genommen.
Ja ja, die Experten der Kommunikationsbranche. Zu blöd zum antworten.
Ich finde es immer wieder interessant, wie sehr die ‚Klappe halten und durch‘-Fraktion bis heute nicht nur Bestand hat, sondern auch noch zu wachsen scheint. Es sollte jedem klar sein, das verdruckstes Zurückziehen so ziemlich das schlechteste Licht auf einen wirft. Auf jeden Fall viel schlechteres als ganz direkt mit solchen Nachfragen umzugehen.
Da sitzen jetzt also ein paar beleidigte Leberwürste in ihren Redaktionsstuben und maulen vor sich hin, was ‚der doofe Niggemeier‘ doch für ein’Nestbeschmutzer‘ sei. Stattdessen könnten diese Redakteure sich an alte Journalisten-Tugenden erinnern. Nicht nostalgisch, sondern ökonomisch. Denn Journalismus verkauft Wahrheit – nicht an den Höchstbietenden, nein, an alle.
Wäre das nicht ein interessantes Geschäftsmodell für Tagesspiegel und andere: Wir stellen richtig!
Im günstigsten Falle, sind Korrekturen im Nachhinein nicht nötig, da Qualitätsmitarbeiter vor Veröffentlichung recherchieren: Für uns ist Wikipedia nicht gut genug!
Damit wäre auch die leidige Frage geklärt, wo denn eigentlich der Unterschied zwischen Twitter und einer guten Tageszeitung liegt: Wir verlassen uns nicht auf Ihren Nachbarn!
Möglicherweise interessieren sich die [mehr?] Leser auch für etwas Anderes als Kaffeeklatsch: Wir gehen für Sie in die Tiefe; Gerüchte überlassen wir Google.
Glücklicherweise werden Presseorgane und wohl auch TV-Sender dies für utopisch halten. Somit kann ich das Konzept hier für lau eintragen.
*räusper*
Nun, Herr Niggemeier, seit vielen Jahren gestalten Sie mit Hingabe diesen Blog und beschäftigen sich mit großem Eifer mit dem BILDblog. Langsam dürften doch sogar Sie glauben, wie vielen Journalisten es immer noch egal ist, ob das, was Sie schreiben, richtig oder falsch ist, oder?
Journalisten stalken lassen (vor allem, wenns die eigenen sind) ist doch bei Heise offizielle Hausdoktrin.
Wie viele sind schon geflogen durch Dich, Stefan?
Das Problem liegt nicht daran, dass jemand eine Studie missinterpretiert hat.
Es liegt vielmehr dort, wo man sich a) nicht auf Quellen (Agentur XY) beruft und b) keine Korrekturen vornimmt.
Wenn Agentur XY eben jenes falsche Fazit verbreitet, mache ich keinem Onlineredakteur eines Newsportals Vorwürfe, wenn er dieses falsche Fazit übernimmt – sofern er sich auf die genannte Agentur/wasauchimmer beruft.
Wenn man allerdings simpel schreibt: „Studie XY hat ergeben:…“, dann ist das ein handwerklicher Fehler, wenn man dies nicht selbst gecheckt hat.
Selbstverständlich dürfen Journalisten Fehler machen und es wäre utopisch, von einem Newsredakteur eines beliebigen Onlineportals zu verlangen, dass er eine solche Studie wegen einer Kurzmeldung durchliest oder die Wissenschaftler interviewt.
Allerdings sollte man versuchen so nah wie möglich an die Quelle zu kommen. Gibt es eine Original-Pressemeldung zu der Studie, eine Leseprobe? Insbesondere, wenn einem etwas spanisch vorkommt.
Der Umgang mit Fehlern ist ein Thema für sich. Hier gibt es fraglos „room for improvement“ bei vielen Redaktionen.
BTW. Der Begriff „Wahrheit“ wird hier in den Kommentaren für meinen Geschmack ein wenig überstrapaziert.
naja, die Frage ist halt, wie hoch der interne Druck auf die Kollegen ist, sauber zu arbeiten, und Fehler in jedem Fall zu berichtigen.
Mails zu ignorieren, fällt leicht, da reicht ein Klick. Wenn der Chef auf der Matte steht, und eine Erklärung verlangt, ist das vielleicht was anderes.
Die Frage ist halt, wie oft das tatsächlich passiert.
Ich denke, das wird stark vom Thema, bzw. der Tragweite des Artikels abhängen. Artikel über soziale Netzwerke z.B. kommen und gehen, sind schon fast austauschbar, und damit quasi bedeutungs- und belanglos. Heute gelesen, morgen vergessen.
Das gleiche gilt vermutlich für den gesamten Bereich des Boulevards.
Dass da der Druck auf die Journaille, solche Themen mit der gleichen Sorgfalt zu behandeln, wie die „großen“ Themen ( Politik, Wirtschaft, etc. ), nicht so groß ist, ist glaub ich nachvollziehbar.
Die Journalisten wissen ja selbst, welche Themen wirklich von Bedeutung sind, und welche bloss die Seiten füllen. Und entsprechend werden wohl auch die Prioritäten in puncto Recherche gesetzt. Vielleicht nicht offiziell, aber unterbewusst wohl in jedem Fall.
Keine Ahnung, ob sich das wirklich vermeiden lässt.
Dass man aber zumindest zu den Fehlern, die man produziert, stehen sollte, da stimme ich Stefan zu.
So ganz allmählich verliert sich der Reiz der Informationsbeschaffung durchs Netz. Halb- und Unwahrheiten werden blitzschnell verbreitet & sind monatelang unkorrigiert online. Aber was ist die Alternative? Ich sehe immer noch gerne ‚Heute‘ und ‚Tagesschau‘ – irgendwie habe ich da mehr Vertrauen, auch wenn es oft sehr oberflächlich in den Nachrichtensendungen abgehandelt wird.
Auch in der „normalen“ Presse scheint zu gelten: Was interessiert mich mein Geschreibsel von gestern… :-/
ich liebe sie herr niggemeier.
wundervoller Beitrag.
wieso kann nicht normaler journalismus auf genau die gleiche wundervolle art der berichterstattung wie bei ihnen stattfinden.
Warum kommt bei Fehlern eigentlich immer die Ausrede mit der „Schnelligkeit der Branche“?
Warum benutzt man diese „Schnelligkeit“ nicht für die Korrektur?
Oder ist das die „Langsamkeit der Branche“?
Glauben die Redakteure ihre Artikel landen am nächsten Tag im Altpapiercontainer und eine Korrektur wäre überflüssig?
@ Stefan
Wenn Du die Erfolgserlebnisse vermisst, liegt das vielleicht auch daran, an welcher Stelle Du versucht den Hebel anzusetzen. Könnte mir vorstellen, dass ein Journalist, der bei einem überregionalen Medium arbeitet, sich auch aufgrund der institutionalisierten Macht seines Arbeitsgebers nicht so schnell ins Bockshorn jagen lässt.
Aber auch die Qualität des Lokaljournalismus lässt ja zum Teil sehr zu wünschen übrig. Und aufgrund der Nähe zum Leser ist da die Korrekturbereitschaft vielleicht auch höher.
Ist nur eine These, die ich nicht belegen kann, auf jeden Fall habe ich in diesem Geist angefangen, meine Lokalzeitung auf ihrer Internetseite zu kommentieren, wenn mir da zu großer Mist stand.
Was mich vor allem wundert ist, dass so viele Journalisten immer noch glauben, dass der von ihnen verzapfte Blödsinn von Niemandem bemerkt wird. Es muss ja nicht unbedingt ein anderer (Medien-)Journalist sein, der diese Sorglosigkeit aufdeckt.
Aber das macht sicher auch die Abneigung vieler Journalisten gegen neue Medien, wie Blogs verständlich.
Glauben viele Schreiberlinge, das Eingeständnis und die Korrektur von Fehlern würde ihre Glaubwürdigkeit beschädigen? Wie albern! Umgekehrt wird ein Schuh draus – wenn der Leser das Gefühl hat, dass Fehlinformationen zuverlässig markiert und korrigiert werden, dann entwickelt sich daraus das Gefühl, dem Medium und dem Autor vertrauen zu können. Niemand ist perfekt – und wer so tut, macht sich verdächtig.
Ich kann auch die Grabesstille der Kollegen nicht verstehen: selbst auf meinem privaten Blog ist es mir ein Anliegen, von Lesern gefundene Fehler zu korrigieren, damit wenigstens künftig alles soweit stimmt. Die Faustregel: Rechtschreibfehler werden direkt korrigiert (mit einem „danke“ an den Tippgeber), inhaltliche Fehler werden mit einem entsprechenden Hinweis auf die Änderung korrigiert, damit die Korrektur erkennbar bleibt. Was ist daran so schwer – oder so beschämend?
Danke — nun komme ich mir nicht mehr als obsessiver Maniker vor, wenn ich immer wieder das Beduerfnis habe, die Recherche der Lokalpresse zu hinterfragen.
Meine Erfahrung: Auf E-Mails gibt es keine Antwort. Nie. Postalisch sind die Chancen auf eine Antwort hoeher — eine wirklich _zufriedenstellende_ Antwort habe ich bislang aber auch noch nie erhalten.
@ Jan Itor (#19): Bei Printmedien hat man einen festen Redaktionsschluss und kann den gegebenen Zeitrahmen ausschöpfen (nicht lachen, ich weiß dass jede Deadline zu früh ist und man immer bis zur letzten Sekunde an allem rumverbessert – aber immerhin weiß man, wann man abzugeben hat). Die Konkurrenz kommt mit ihrem Blatt genau zur gleichen Zeit raus, Vorsprünge können da nur in ganzen Tagen realisiert werden.
Online können sicher schon Minuten einen Unterschied machen, und wer zuerst veröffentlicht ist eben zunächst mal ungeprüft der Gewinner.
Dabei ist aber nicht die Schnelligkeit des Mediums das Problem, sondern der seines verlässlichen Zeittaktes beraubte Konkurrenz- und Veröffentlichungsdruck. Wer jederzeit veröffentlichen kann, steht auch unter dem Druck, alles so schnell wie möglich online zu stellen. Das beeinträchtigt offensichtlich die Bereitschaft zur Gründlichkeit und begünstigt Fehler und Nachlässigkeiten. Ein Argument, Fehler nicht wenigstens nachträglich zu korrigieren, ist das natürlich auch nicht. Aber dazu ist hier ja auch schon einiges gesagt worden.
Nur mal eine kleine Anmerkung: Kann es sein, dass die Bereitschaft, auf Kritik zu reagieren durchaus vorhanden ist, aber stark abnimmt, wenn der Kritiker nicht an einer wirklichen Verbesserung der journalisitischen Arbeit interessiert ist, sondern an der Ausschlachtung schlechter journalistischer Arbeit für seine eigene Arbeit, seinen eigenen Profit?
Da scheinen ja viele Leute einen Drucker von Kyocera zu haben.
Meinereinerseits fragt sich: Es ist möglich und notwendig – und ich möchte das keineswegs als kleinkarierte Hülsenfrüchtenummerierung abtun -, die Fehler von Online- und Offline-Medien aufzuzeigen. Sich auseinanderzusetzen mit einem Mechanismus, der offensichtlich vor allem viel produziert, aber dabei Qualität und Benutzerfreundlichkeit („Alle Studienergebnisse in einer Klickstrecke…“) außen vor lässt. Richtig. Gut. Weiter so.
Aber: Wenn es so vielen Menschen (nicht im Vergleich zu den DSDS-Quoten, aber eben beileibe nicht mehr homoöpathisch) ähnlich geht, ließe sich dann nicht der Weg umdrehen? Will heißen: Wo das Watchblog seziert und kommentiert, mithin also recherchiert und analysiert und zahlreiche Leser sich daran erfreuen, wäre es dann nicht auch möglich, eine Newsseite mit integriertem Watchblog (hieß früher glaube ich Lektorat oder Textchef) zu bauen, bei der Qualitätsnachrichten geliefert werden?
Das ist ein absolut ernsthafter Vorschlag.
Es ist doch immer wieder hoch interessant, wie Niggemeier und Co anderen mit dem Verweis auf Journalistenethik und Ehre auf die Füße treten, statt vor der eigenen Türe zu kehren. Nur damit eine reißerische und scheinbar kritische Story rauskommt, wird akribisch nach Fehlern anderer gesucht und dabei auch in Kauf genommen, dass Journalistenkollegen zu Unrecht mit Dreck beworfen werden und ihr guter Ruf in Zweifel gezogen wird. Was einmal im Bloc steht, kann so schnell nicht mehr aus der Welt geschafft werden. Aber ob die Vorwürfe, die die vermeintlichen „Saubermänner“ gegen Dritte erheben stimmen oder nicht, interessiert die Herren überhaupt nicht. Hauptsache sie können sich als „Hüter der Journalistenehre“ aufspielen und andere an den Pranger stellen. Armes Deutschland, wo solche Leute als moralische Instanz gelobt und Tag für Tag gelesen werden!
Auf einem meiner Lieblingsblogs haben sie jetzt angefangen, zu 50% Fremdvideos zu publizieren, mit ein wenig „Schaut mal, was es hier sonst so gibt im Netz“ drumrum.
Vielleicht muss man froh sein, dass da in manchen Zeitungen überhaupt noch 1000 Affen arbeiten.
Der 11Freunde RSS-Feed ist auch so ein Beispiel -alles, was mit „Fußball“ markiert ist vom sid, wird da reingequetscht – zum Teil inklusive der „Hinweise an die Redaktion“.
Aber Stefan vielleicht ist das alles auch genau das, wofür wir „bezahlen“. Was nichts kostet, ist nichts wert. Wer von uns hat nicht AdblockPlus installiert und Firefox? Wie kann man dann noch erwarten, dass irgendwo eine Korrektur stattfindet, wenn man alles umsonst haben will und nicht dazu bereit ist, für irgendetwas zu bezahlen?
Mehr noch – ist es eventuell nicht besser, komplett auf Blogs umzusteigen, wo der Rückkanal offensichtlicherweise funktioniert, und sich von „Nachrichten“ als solchen, die keine garantierte Finanzierung haben, komplett fernzuhalten?
Ich habe nur noch den Feed der Tagesschau abonniert – und ansonsten nur Blogs. Wer solche Angebote der Zeitungen liest, ist doch inzwischen einfach nur noch selbst schuld… und auf Kritik reagiert die Tagesschau-Redaktion sofort – manchmal mit gepflegter Ignoranz, aber in jedem Fall sofort :-)
@Pumuckl: „was einmal im Bloc (sic!) steht, kann so schnell nicht mehr aus der Welt geschafft werden“
Was ist denn das bitte für eine Schwachsinns-Aussage? Stefan Niggemeier ist absolut kritikfähig und wenn ihn jemand in den Kommentaren oder sonstwo auf neue Entwicklungen hinweist, dann werden alte Texte ergänzt, mit Updates versehen, oder in neuen Artikeln weiter besprochen. Mehr noch – er steht den Lesern in der Kommentarspalte fast rund um die Uhr zur Verfügung.
Lesen Sie hier überhaupt mit oder sind sie nur da, um selbst Falschinformationen zu verbreiten?
Aber was erwarte ich auch, wenn man in so einem Sermon auch noch ein „Armes Deutschland“ findet. Jaja, ist schon arm, wenn man andere Menschen kritisiert. Fresse halten und weiter still konsumieren. Warten Sie, ich hab da auch nen Holzhammer-Vergleich: 1984 lässt grüßen. *Augenverdreh*
@jan Itor, #20:
„Glauben die Redakteure ihre Artikel landen am nächsten Tag im Altpapiercontainer und eine Korrektur wäre überflüssig?“
Ist das denn nicht so ? Besonders im Gesellschafts- und Boulevardjournalismus ? Die Themen des Tages werden abgehandelt, und sind am nächsten Tag vergessen, weil die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird, wie hier so schön gesagt wurde. Belanglose, beliebige, austauschbare Geschichten, die am Fließband produziert werden. Relevanz und Informationsgehalt ? Unwichtig, es zählen nur die Zielgruppe, und die Verkaufszahlen.
Warum sollte sich ein Redakteur unter diesen Bedingungen die Mühe machen, Fehler nachzurecherchieren, oder auf Kritik einzugehen ? Der sitzt schon an der nächsten Story, nach ihm die Sinnflut…
@lberto (27) — sind die bekannt dafür, nicht zu oft zu funktionieren?
Herr Niggemeier, wo der Hinweis schon da ist:
Ich würde mich wohler fühlen, wenn Sie ebenfalls darauf verzichten, Vorwürfe zu personalisieren usw. so wie Sie es von Bild und Co. fordern.
Argumentation wie: Wenn keine Antwort auf Nachfrage des Quellenzitates kommt, das Zitat jetzt editiert ist, wird der namentlich genannte Autor das Zitat wohl selbst gefälscht haben…
Sorry, das geht in der Tat überhaupt nicht. Zudem geht so ein Text vom Autor zum Druck/CMS-Export meist durch die Hände von mindetens zwei weiteren Personen.
Solche „Anscheinsbeweise“ kritisieren Sie im Bildblog zu Recht, hier gönnen Sie sie aber derartige Beweisketten.
PS. Greifen Sie doch mal zum Telefon. Mir als Leser sind Zitate aus persönlichen Gesprächen als Recherche lieber als eine Stellungnahme im Volltext.
@noir.desir.: Sie meinen, dass die Medien es lieber in Kauf nehmen, weiterhin nachgewiesen falsche Meldungen zu verbreiten, als mir durch eine Korrektur möglicherweise einen Gefallen zu tun? Ernsthaft?
@Sebastian: „Wer von uns hat nicht AdblockPlus installiert?“ Ich. Und ich teile auch Deine Ablehnung etablierter Medien nicht.
„Pressetext Austria“ (pte) ist keine klassische Nachrichtenagentur sondern eine Firma, die Nachrichten- und PR-Texte in ihren Aussendungen mischt. Dafür ist die Verwendung für die Empfänger kostenlos.
Ich habe eine Zeit lang die Wissenschaftsnews von pte verfolgt und muss sagen, dass die Mehrheit der Texte äußerst oberflächlich und regelmäßig fehlerhaft war. Warum solche Ware von „seriösen“ Medien überhaupt verwendet wird? Vermutlich, weil sie kostenlos ist.
Ich weiss ja nicht, wer jetzt unter „& Co“ verstanden werden soll, ich möchte nur darauf hinweisen, dass „Journalistenethik“ als einer Art Spezialform von Ethik ebenso Unsinn ist wie „Wirtschaftsethik“. Wenn Stefan Niggemeier das mit seinem Artikel ansteuert, liegt er falsch. Wenn er unfaire Berichterstattung kritisieren möchte, warum soll er das nicht dürfen? Und warum nicht in seinem Blog? Dass er eine beträchtliche Leserschaft hat und das mitunter diese Leser unkritisch sind, soll jetzt auf ihn zurückfallen? Sehe ich nicht. Deswegen ist „Pranger“ eine verfehlte Metapher. Dass der Journalist Niggemeier einen Blog betreibt und sich im Internet damit quasi freigeschwommen hat, insofern als er als Internet-Persönlichkeit einen Namen hat, ist sein gutes Recht. Das kann jeder andere Journalist ebenso versuchen.
@Pumuckel
Es ist doch immer wieder schön zu sehen -wobei sie nicht der/die Einzige sind- wie laut getroffene Hunde bellen können.
Ich besorge mir mal wieder ein Päckchen Oropax. :D
@Patrick: Ich fordere von „Bild“, darauf zu verzichten, Vorwürfe zu personalisieren? Wo? Und warum sollte ich das tun?
Sie meinen, man darf einen Journalisten nicht namentlich für einen Artikel kritisieren, über dem sein Name steht? Da bin ich anderer Meinung.
(Ich sage übrigens nicht einmal, dass der Autor das Zitat selbst gefälscht hat, sondern dass „der Online-Auftritt des ‚Tagesanzeiger'“ das anscheinend gemacht hat.)
@Pumuckl: Stimmen denn die Vorwürfe nicht?
@ Pumuckl, #30
Es wäre ganz hilfreich, den sehr allgemein gehaltenen Vorwürfen („Journalistenkollegen zu Unrecht mit Dreck beworfen“, „ob die Vorwürfe […] stimmen oder nicht, interessiert die Herren überhaupt nicht“) mit konkreten Beispielen zu ein klein wenig mehr Relevanz zu verhelfen. Ansonsten kommt man nämlich bei Ihrem Kommentar nur zu einem Schluss: Da hat sich ´ne ganze Menge aufgestaut, das einfach mal raus musste. Fundiert oder nicht.
Na ja, wenn´s hilft…
@Stefan (35): ähm ja, das war mir auch klar. Ich will ja nicht den Besserwisser spielen aber wie genau setzen sich die Besucherzahlen auf Bildblog und stefan-niggemeier.de zusammen? Wenn’s 50% Firefox-Benutzer sind, dann sind es auch solcherlei Raubmordkopierenden Menschen, die sich Adblock installieren. Ich denke einfach die Schnittmenge Bildblog/SN/c’t ist relativ groß. Vielleicht irre ich mich da ja auch. Die Kritik ging aber dann doch auch genau in jene Richtung – in die der restlichen Benutzer. Wenn alle die Werbung auf der Seite hier blocken, dann unterstützen Sie Deine Arbeit nicht. Vielen ist das gar nicht klar, weil sie den Adblocker irgendwann mal installiert haben und sich erst an einem PC eines Freundes wieder darüber wundern, warum alles blinkt und überall Pop-Ups aufgehen. Seletives Ausschalten und damit Unterstützen der „guten“ Seiten im Netz – das vergisst man nämlich auch gerne. Ansonsten ist es eine Sicherheitsvorkehrung gegen „böse“ Werbung. NoScript haben ja auch viele installiert.
Du als Journalist der für die Qualität kämpft, kämpft aber eventuell nur noch für sich selbst, wenn die Leute die hier (wie ich) kommentieren, das „free for all“ und „umsonst“-Prinzip verfolgen und lieber meckern an Dingen, die „umsonst“ sind – das verwässert evtl. auch etwas Deine Kritik, da die Autoren, die Du kritisierst, den geifernden Mob der ewig mies gelaunten Internet-Kommentatoren doch am liebsten ausblenden möchte. Ich bin mit jemandem, der bei Focus-Online arbeitet, zur Schule gegangen. Die Diskussion letzten Dezember beim Weihnachtstreffen war sehr interessant. Es gibt durchaus Mechanismen dort, die solcherlei Fehler quasi automatisch beheben, von daher könnte man die Seite in Schutz nehmen – ich les sie trotzdem nicht. Ich bin zu oft von den etablierten Medien enttäuscht worden, als dass ich mich auf Informationen dort verlasse, weil ich eben (wie es hier wieder gezeigt wird) nicht sicher sein kann, dass die berechtigt angebrachte Kritik auch dann in den entsprechenden Kanälen richtig verarbeitet wird.
Ich hab die Frage ja schon öfter gestellt – was sind denn bitte „gute“ Medien heute noch außer der Tagesschau? Was kann man wirklich noch lesen? Bei der Kritik an der „Zeit“ in den letzten Wochen, wo dann auch einige davon sprachen, ihr Abo zu kündigen, weiß ich da persönlich ehrlich gesagt auch nicht weiter. Vor allen Dingen aber auch, weil ich gar nicht die Zeit hätte, eine „richtige“ Zeitung überhaupt noch zu lesen.
@Sebastian: Gute Medien? Frankfurter Allgemeine, Suedddeutsche, New York Times, Heute Journal, BBC….
Spiegel online nicht :)
SPON nicht so weit war ich auch schon :-)
Na gut wenn ich das nächste mal ne Zeitung kaufen will guck ich mir die FAZ mal an.
Bestimmte Medien als „gute Medien“ zu deklarieren finde ich ja auch sehr fragwürdig. Letztlich können bei jedem Medium mal mehr, mal weniger große Fehler gemacht werden. Neben journalistischen Qualitätsstandards einerseits ist andererseits auch eine gewisse Medienkompetenz beim Publikum gefragt.
@Maike: Deshalb hat Sebastian das „gute“ ja auch in Anführungsstriche geschrieben. Wir wissen ja nicht erst sei Georg W. das man die Wlet nicht in gut und böse einteilen kann.
@ konix: Wie heisst denn die schlechteste Lokalzeitung der Welt?
Und zum Thema Presse und Recht: Ich tippe, dass etwa 80 Prozent der richtig spannenden Geschichten nicht in der Zeitung stehen – Persoenlichkeitsrechte, Anwaltsschreiben vor Drucklegung, Anrufe von wichtigen Beamten… Und das wird dann gefuellt mit diesem und jenem, undann ist genug um die Anzeigen rumgebaut…
Hamburger Abendblatt
Einfach aussitzen und ignorieren. Das hat bei Altkanzler Kohl auch immer funktioniert. Ignoriert man konsequent geben einem die Leute immer mindestens noch den Schatten eines Zweifels.
Eine belanglose, falsche Meldung richtet praktisch keinen Imageschaden an. Durch eine Entschuldigung oder Korrektur gibt man soetwas überhaupt erst Relevanz und schadet sich, legitimiert die Kritik. Also wird munter ignoriert … was soll schon passieren? Ne kleine Menge Leute mit zu viel Freizeit die zudem fürs eigene Geschäft unrelevant sind schreiben vieleicht E-mails die man bequem löschen kann.
(ich heisse das nicht gut, ich nenne die Sau nur beim Namen – ich finde es gut das Herr Niggemeier sowas ans Licht der Öffendlichkeit zerrt.)
Ist nicht der Nachrichtenmarkt, der Markt für Journalismus im weitesten Sinne, ein Markt wie jeder andere (von Perversionen wie öffentlich-rechtlichem Fernsehen mal abgesehen)?
Wenn Fehler und Ungenauigkeiten die Leser stören – werden sie sich besseren Journalisten zuwenden? Oder ist es der Mehrheit der Leser gleichgültig, ob das alles so stimmt, was geschrieben wird? Im ersten Fall lohnt sich Gewissenhaftigkeit und Kritikfähigkeit. Im zweiten Fall wären das Kosten, die nicht zu rechtfertigen wären.
Der Markt für schlecht recherchierte Geschichten für’s simple Gemüt scheint größer als der für Qualität in Inhalt und Sprache. Keine allzu überraschende Feststellung, meiner Meinung nach. Mir fehlt da das Erregungspotenzial. Aber schön, dass andere da anders denken, dass dieses Erregungspotenzial eine gewisse Menge an Meta-Journalisten ernährt. Das ist doch schon etwas.
@Sebastian (46): Habe ich was verpasst oder welche Kritik an der Zeit meinen Sie? Ich frage das nur als interessierter und weiterhin auch überzeugter Zeit-Leser, der bisher nicht den Eindruck hatte, dort würden journalistische Standards mit Füßen getreten.
Puh, was ein Glück, ich hatte im ersten Augenblick gelesen: „Twitter macht Journalisten dumm.“ STUMM, STUMM, ok… ;-)
@lupe: Ostsee-Zeitung? NNN? :-) Ich hab mal länger in HRO gelebt und stimme Ihnen 100% zu.
@48 (dierk):
kann eine lokalzeitung, die konkurrenz am ort hat, überhaupt die schlechteste lokalzeitung der welt sein? stellen sie sich so ein organ mal mit monopol vor!
.~.
Beim Fechten um die reine eine Wahrheit waren Studien doch schon immer das geeignete Werkzeug. Ebenso „Experten“. Und wer um die reine eine Wahrheit fechtet, liest und denkt sowieso ungern. Insofern nahmen die Dinge wieder einmal ihren gewohnten Lauf. Tragisch ist es nur, dass die Dummheit mittlerweile immer automatisch multipliziert wird. Umso wichtiger ist es, dass jemand das Ganze wieder auseinander dividiert.
sehr geehrter herr niggemeier,
ist ihnen eigentlich klar, dass ihr name in absehbarer zeit „verbrannt“ sein wird in der branche? denn der ewige mahner wird nicht gern gesehen. natürlich: wer berechtigte kritik übt, den preist man erst als bewahrer von werten. wer weiter mahnt, wird gelobt als unablässig kritische stimme. wer auch dann noch weiter mahnt, wird irgendwann geschnitten. und wer dann immer noch nicht aufgegeben hat, aus idealismus oder sonstigen gründen, wird zu guter letzt in die querulantenecke geschoben. denjenigen „journalisten“, die sie tag für tag vorführen, sind grundlegende ethische und journalistische prinzipien auf gut deutsch schnurzpiepegal. damit unterscheidet sich die mehrheit der in dieser branche tätigen nicht von jenen mehrheiten in nahezu allen anderen branchen. „alle machen es so, wozu mühe geben?“, lautet das motto. ihr kampf ist leider ein kampf gegen windmühlen. und einen elefanten stören mückenstiche nicht. meinen respekt haben sie, aber echte veränderungen sind auf diesem wege nicht zu erreichen; es bleibt bei vereinzelten nadelstichen, piekser ohne nachwirkung.
die medienlandschaft ist nur auf einem wege zu reformieren: mit den mitteln des marktes. solange qualitätsjournalismus sich nicht auch in verkaufszahlen niederschlägt, wird es immer weniger davon geben. nur wenn ein mehr an qualität eines mediums auch ein mehr an umsatz und gewinn generiert, gibt es eine hinwendung der medienmacher dorthin. nur wenn der leser/zuschauer es honoriert, dass ihm qualität vorgesetzt wird und dies für die medienmacher erkennbar wird, ändert sich etwas. das eigentliche problem sind nicht die medien, sondern die konsumenten. qualitätsjournalismus war, ist und bleibt auch in zukunft somit ein reines nischenprodukt. wie qualitätswein, trüffel und austern. die massen wollen fast-food – billig, schnell und voller geschmacksverstärker. natürlich ist es ungesund, aber soooo lecker…
ein desillusionierter, aber treuer leser :)
Herr Niggemeier weist ja auch regelmäßig auf lesenswerte Artikel hin. Ich finde die Unterstellung dass er nur Kollegenschelte betreibt und die Befürchtung, dass er sich deswegen unbeliebt macht etwas übertrieben.
@56 (mgk74)
wie ist jetzt noch mal ihr vorschlag, die medienlandschaft zu reformieren? dass nur der markt es richten kann, es aber nicht richten kann, habe ich soweit verstanden.
und a propos desillusioniert: verwechseln sie doch bitte das gefühl der enttäuschung nicht mit der gewissheit ihrer freiheit von irrtum.
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Naja ich denke das größte Problem ist das die Journalisten eben immer eine Sensationsmeldung nach der Anderen schreiben müssen. Die Gesellschaft verlangt es doch so. In der heutigen Zeit muss man sehr schnell reagieren damit man nicht der Letzte ist der über ein Thema schreibt. Die Zeit wird dann eben nicht mehr für die Kontrolle genutzt. Schade eigentlich
Mich wundert ja, dass Unternehmen wie Facebook und Twitter nicht gegen solche Meldungen vorgehen (oder tun sie es etwa?).
@gnaddrig, #25: „Online können sicher schon Minuten einen Unterschied machen, und wer zuerst veröffentlicht ist eben zunächst mal ungeprüft der Gewinner.“
Wer sitzt denn vor dem Rechner mit 5 oder 50 Newsseiten um zu sehen, welche zuerst über eine Studie berichtet?
Da gibt es doch ein Mißverhältnis zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung. Wer verfolgt denn häufiger mehr als ein Newsportal und urteilt dann darüber wer schneller war? Außer Medienmachern doch niemand.
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Vielleicht besteht der Berufsethos mancher Journalisten ja darin, mehr richtige als falsche Aussagen zu verbreiten?
@61: Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich denke mal, dass die „Gewinner“ am häufigsten von anderen Berichterstattern zitiert werden. Meines Wissens wird die BILD am häufigsten zitiert, was ja nicht unbedingt an der inhaltlichen Qualität liegt, sondern daran eine Geschichte zuerst zu haben.
Ich würde mich über mehr Korrekturen in diesem oder jenem Medium freuen (Was wurde eigentlich aus der bildschen Korrekturspalte?) und wenn da das „stalking“ von Stafan hilft so ist das wunderbar. Allein die Recherche für diesen Artikel muss mehr Zeit in Anspruch genommen haben als so mancher für 3 Artikel aufwendet. Es ist allerdings schade das es jemand machen muss da die Zeit an sich besser aufgewendet werden könnte.
@Wortvogel: Deine Einstellung zu Tippfehlern ist auch Klasse da haben auch einige eigentlich „professionelle“ Redaktionen einen blinden Fleck. Heise hatte da (oder hat noch?) ein paar Schwierigkeiten. Obwohl ich in gerade diesem Zusammenhang eine wilde Geschichte über ein Kopiergerät gehört habe die das entschuldigen würde hehehe.
@Sebastian(29):
Ich muss gestehen ich habe Addblock plus und Flashblock installiert – danke für den Tip im übrigen ich habe Stefan jetzt in die whitelist aufgenommen. Im Grunde muss ich sagen habe ich nichts gegen Werbung aber irgendwie so scheint es hat die Branche verlernt unaufdringlich zu werben.
Gerade wenn mitten im Text ein animierte Werbeeinblendung erscheint kommt mir die Galle. In guten Printmedien waren Werbung und Text wenigstens so getrennt das der Lesefluss nicht unterbrochen wurde, bzw eine Seite Text und die nächste für Werbung Reserviert war. Auch lies sich so, im Zweifelsfall, doch recht einfach unterscheiden was ein werbendes und was ein redaktionelles Bild war. Die Unsitte der ausufernden Animation hat es nur schlimmer gemacht. Eine Werbe-Animation mitten in einem langen spannenden Text ist eben ein unerwarteter und vor allem thematisch unzusammenhängender Medienwechsel der nur irritierend wirkt, zumindest auf mich.
Gegen Werbung und Werbefinanzierung haben die wenigsten etwas (denke ich) nur darf sie nicht zu aufdringlich sein. Google-adds u.a. rechts und/oder links vom Text sind vollkommen ok aber die interaktive Animation (glücklicherweise noch ohne Sound) mittendrin sind ein Stich zum Herzen.
Wenn Sie, Herr Niggemeier, solch/(ihr) wichtiges Verhalten als „Stalking“ zu bezeichnen, dann „stalken“ Sie bitte bis der Arzt kommt oder die Schwarte kracht.
Ihre Leser sind bestens informiert, durch Sie. Und Sie korrigieren sich stets, wenn Ihnen ein Fehler unterläuft.
Sie müssen unangenehme Fragen stellen, das muss Ihnen ja keine erklären. Sie arbeiten ganz hervorragend, also bezeichnen Sie ihr Verhalten bitte nicht, auch nicht der Ironie wegen, als Stalking.
@ heph
„- danke für den Tip im übrigen ich habe Stefan jetzt in die whitelist aufgenommen.“
überflüssig, hier gibt´s keine werbung (mehr)!
wohl zu kritisch, mit sn in verbindung gebracht werden zu können.
größter kommerzieller erfolg war sicher die telekom-kampagne!
@Stefan W. (#61): Natürlich sitzt keiner vor einem Haufen Nachrichtenseiten. Ich hatte eher in die Richtung von Martin (#62) gedacht: Wer zuerst kommt (oder seine Geschichte am lautesten hinausposaunt) wird am meisten zitiert, und das bringt Klicks.
Ansonsten muss der gefühlte Veröffentlichungsdruck nicht rational sein. Vieles was wir tun und lassen ist nicht rational. Viele Leute haben zum Beispiel die Bildschirmbenachrichtigung von Outlook aktiv und kriegen bei jeder Mail, die reinkommt, ein Popup auf den Bildschirm, lassen dann alles stehen und liegen und lesen erstmal die Mail. Dabei verlieren sie das aus den Augen, was sie eigentlich grad am Machen waren und müssen da erst wieder reinfinden. Das kostet Zeit und verursacht Fehler. Es wäre viel sinnvoller, diese Benachrichtigung (und den kleinen Umschlag für neue Mail) zu deaktivieren und die Mail alle Stunde oder so zu checken. Die allermeisten müssen ihre Mails ja nicht wirklich innerhalb von Sekunden lesen und beantworten. Aber was geht, wird weithin gemacht, und oft entsteht ein gewisser Druck, das auch zu machen.
Um zum Veröffentlichen zurückzukommen: Wer jederzeit veröffentlichen kann, steht unter dem (zumindest teilweise eingebildeten) Druck, das auch zu tun, egal ob das wirklich sinnvoll ist. Und das Publikum gewöhnt sich daran, das auch zu erwarten. Es dürfte für die allerwenigsten einen Unterschied machen, ob sie von diesem oder jenem Ereignis innerhalb von Minuten erfahren oder erst nach einer Stunde, oder am Abend, oder am nächsten Morgen. Trotzdem werden Nachrichtenseiten verfolgt, als hinge das Leben davon ab.
Internetzeitalter macht Nachrichtenagenturen unmoralisch.
Die Werbung ist doch oft noch das beste an Internetseiten.
Hab grad eine tolle Werbung von der Axel-Springer AG in meiner Inbox gefunden
„Qualitätsjournalismus testen plus 10.000 Miles & More Prämienmeilen geschenkt!“
Welt Abo :-D
Köstlich, einfach nur köstlich…
Ja, Herr Niggemeier, dass Menschen zunehmend nicht oder unwirsch reagieren, wenn man sie auf ihre Fehler aufmerksam macht, und dass sich die Menschen nicht mal mehr entschuldigen „können“, wenn sie anderen auf die Füße treten (das ist durchaus auch wörtlich gemeint), diese Erfahrung mache ich auch immer häufiger. Diese Unfähigkeit hat sich meines Erachtens in den letzten Jahren herausgebildet. Vielleicht wegen Ballerspielen? Oder Krise?
Durch Ihre Recherche und Ihr Nachbohren haben Sie gezeigt, dass dies nicht nur in Berlin, der Möchtegernmedienstadt, so ist. Sondern überall, wo Möchtegernwichtigseinmenschen sitzen.
Dabei vergessen viele, dass zu Großartigkeit auch die Fähigkeit gehört, zu Fehlern stehen zu können.
Grüße,
Jay
Heute: Twitter
1. Was kann es?
Leser schneller und kompakter langweilen als jede SMS (statt 160 Zeichen sind nur 140 erlaubt).
2. Was soll es?
* Mit neuer Langeweile alte Langweile vertreiben
* Kids von Handfeuerwaffen fernhalten
* Die Twitter-Erfinder steinreich machen
3. Wer macht mit?
* Feuilletonredakteure, deren Zeitungsverlag 60% ihrer Seiten gekürzt hat
* von sich selbst gelangweilte Dauerpraktikanten
* Hausfrauen mit zu viel Tagesfreizeit und wenig Kunden
4. Wer macht nicht mit?
Häufig entpuppen sich prominente Twitter-Namen gar nicht als die echten Promis (etwa Harald Schmidt, Hotte Köhler, Lilo Pulver, Lenin und Garfield).
Ich sage auch nur: Bitte machen Sie weiter so! Lassen Sie sich durch nichts davon abhalten, weiterhin solche Pressetexte (die weit von Qualitätsjournalismus entfernt sind, ja noch nicht einmal irgend etwas miteinander zu tun haben) zu korrigieren und die Verantwortlichen zur Rede zu stellen.
Es kann einfach nicht sein, dass Falschmeldungen von fast jedem Online-Medium einfach so übernommen werden – wenn das so weitergeht, sehen wir sowas auch in der Tagesschau.
Bitte machen Sie weiter so! Mit allem was dazugehört.
[…] Unmoralisch […]
[…] denn in Zeiten von Communitys, Foren, Twitter und der Blogosphäre werden auch viele Enten oder Falschinformationen verbreitet, die nur zu gerne von einem Erfolgsorientierten Mitarbeiter aufgenommen und verarbeitet […]
@Björn: Es ist nicht sehr nett, einen Titanic-Beitrag (fast) komplett zu kopieren und dann noch nicht einmal die Quelle anzugeben. Oder sind sie der Autor, der das für die Titanic geschrieben hat?
Jon Stewart über CNN und wie sie Twitter und Facebook benutzen. Kommt in der ersten Hälfte!