Tri-Tra-Trullala, der Philipp und die Angela: Markus Lanz redet über Politik

Mein Kollege Michael Hanfeld von der FAZ hat einen gewaltigen Wutausbruch über die „Markus Lanz“-Sendung vom Donnerstag bekommen. Er nennt den Auftritt des FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler „ein Lehrstück über Propaganda im Gewand der Familienunterhaltung“, den „‚tiefsten Tiefpunkt‘ (Rudi Völler) des deutschen Journalismus und den Marianengraben politischer Wahrhaftigkeit“.

Michael Hanfeld ist relativ leicht zu erregen, und ich würde nicht jede Wertung in seinem Artikel unterschreiben. Aber beim Lesen habe ich mich daran erinnert, wie sehr auch mich beim Zuschauen ein Gefühl von Ekel überwältigt hatte und wie real mir die Sorge erschien, dass, wenn ich das zuende gucken würde, ich später in meinem eigenen Erbrochen zu mir käme.

Es hat ja nicht nur die Ebene der politischen Propaganda, wie sie Hanfeld beschreibt. Es ist auch die Dimension der Boulevardisierung von Themen und Infantilisierung von Kommunikation im Fernsehen, die hier sichtbar wird. Angesichts der Vorarbeit von Leuten wie dem Seelenprokler Reinhold Beckmann und dem Vaselineartisten Johanns B. Kerner müsste es eigentlich schwer sein, da noch neue Tiefen auszuloten. Lanz gelingt es mühelos.

Er nimmt politische Prozesse und Auseinandersetzungen konsequent aus der Perspektive des Menschelns wahr. Ich bin fast sicher, sie haben in der Redaktion vorher noch überlegt, ob sie die entscheidenden Begegnungen zwischen Angela Merkel und Philipp Rösler im Bundespräsidentenkandidaten-Findungsprozess nicht mit Handpuppen nachspielen sollten; vielleicht hätte Rösler auch den richtigen Gesichtsausdruck der Angela-Figur mit Knete oder Nudeln formen können. Dass das dann nicht geschah, hatte sicher nur den einen Grund: Alle wussten, dass Markus Lanz das auch so hinkriegt, ein Kleinkinderprogramm aus dem Gespräch mit dem FDP-Vorsitzenden zu machen, ohne Knete und Krokodil.

„Wie stellt man sich das denn vor?“ Das ist die Schlüsselfrage von Markus Lanz. Sie symbolisiert perfekt seine ganze verklemmte Zudringlichkeit und zudringliche Verklemmtheit.

Tatsächlich erfahren wird dank der Art von Markus Lanz einiges über Philipp Rösler. Vor allem, dass er gut sein muss im Umgang mit Kindern oder Verrückten. Wenn ich einmal in eine Situation gerate, wo es darauf ankommt, einem bewaffneten Irren geduldig zu erklären, dass man nur ein Mobiltelefon in der Hand hält und keine Fernzündung für ein von Außerirdischen hinter den Wolken geparktes Waffensystem, dann wünsche ich mir einen Menschen mit dieser unerschöpflichen Geduld und Gelassenheit an meiner Seite. Ich habe die Sendung aus oben beschriebenen Gründen nicht zu Ende geguckt, aber ich bin zuversichtlich, dass Rösler es bis zuletzt geschafft hat, Lanz nicht zu fragen, ob er vergessen hat, seine Tabletten zu nehmen. Dafür bewundere ich ihn.

Man kann sich die ganze Sendung in der ZDF-Mediathek angucken. Das kann ich aber niemandem empfehlen. Hier ist ein Kondensat:
 

Am Ende dieses Ausschnitts fragt Markus Lanz den FDP-Vorsitzenden, wieso er keinen Knacks hat, obwohl er doch als Kleinkind aus Vietnam adoptiert wurde und Frauen auf die Frage, welches Sternzeichen er ist, nicht mit Bestimmtheit die Wahrheit sagen kann. Das war tatsächlich der Punkt, als ich abgeschaltet habe und mich fragte, warum das ZDF sich nicht jeden Tag für diesen Mann und diese Talkshow rechtfertigen muss.

95 Replies to “Tri-Tra-Trullala, der Philipp und die Angela: Markus Lanz redet über Politik”

  1. Ich sehe Markus Lanz nun gerade zum ersten Mal und bin verblüfft, wie wenig übertrieben (und wie exakt) die „Switch“-Parodie auf ihn ist.

  2. war das nicht auch die sendung, in dem oberlehrer und dauertalker karasek auf ich-möchte-aber-meinen-satz-zu-ende-reden-ditfurth um`s spotlight stritten?

    ich bin ja schon froh, wenn in einer sendung mal keine vera lengsfeld sitzt. da bin ich schon sehr froh!

    der markus ..
    na ja, klassenprimus halt. fleißiger bub.
    so orginell und witzig wie das zdf-publikum eben.
    immerhin hat er`s mit der kalkuliert-kritischen & bergfrisch-reinen tour bis in auf`s thommy-sofa geschafft.
    der junge macht alles richtig.

    auch wenn man sich als (etwas anspruchsvoller) zuschauer eher nach einer melange aus hermes phettberg und dem 0137-steinhöfel sehnt. oder gleich nach roger w.
    in der ard oder beim zdf (und nicht in der besenkammer neo).
    oder sehne ich mich da alleine?

  3. Das ist ja wirklich unerträglich. Sogar das Kondensat habe ich nicht bis zum Schluss ausgehalten…

  4. Na toll. Nun habe ich mir endlich angewöhnt, mir unbekannte Wörter nachzuschlagen, aber bei „Seelenprokler“ schickt mich Google wieder zurück hierher.

  5. #4 Dem Manne kann geholfen werden. „Prokeln/Prockeln“ ist im Westdeutschen (v.a. an Rhein und Ruhr) der Umgang mit glühender (Holz-)Kohle in einem Ofen/Kamin. Hierzu braucht man ein „Prockeleisen“ (dasselbe wie Schürhaken), mit dem größere Kohlestücke zer“bröckelt“ werden, also in kleine Brocken zerteilt. Sollte man dergleichen mit der armen Seele eines Interviewgastes anstellen. bleibt – so ist zu befürchten – nicht allzu viel Konsistenz mehr über. Vielleicht heißt das Verfahren ja demnächst „lanzen“.

  6. @kampstampler wieder was gelernt. Danke. Dann bin ich jetzt wahrscheinlich einer der wenigen, dem die Sendung (wenn auch indirekt) etwas gebracht hat. ;)

  7. Und man kann dem Rösler noch nicht einmal vorwerfen, sich in irgendeiner Form unangemessen verkauft/benommen zu haben…bei dem, was der Lanz da verbrochen hat an dümmlichen, anbiedernden Fragen, blieb ihm ja gar nichts anderes übrig, als so zu sein, wie er war…

  8. Aber ganz ehrlich: Das hat schon Unterhaltungswert. Ich erwarte von Lanz keine politischen Debatten – ein Grund, weswegen ich seine Sendung fast nie gesehen habe, da gibt es glücklicherweise andere Möglichkeiten. Aber nach diesem Kondensat bin ich eher gut unterhalten als dass mir zum Kotzen wäre.

  9. Mal abgesehen davon, dass man sich nicht mal das Kondensat bis zum Ende ansehen kann: Übt der Lanz schonmal für „Wetten Dass…?“ oder was soll dieses Handauflegen am Anfang?

  10. Wäre da nicht das ZDF-Zeichen, man würde denken, es wäre Pro7. Da kann ich mich Bernie nur anschließen. Hat der Markus den Philipp am Ende wenigstens noch in den Arm genommen, wenn die Ursula das schon nicht getan hat?

  11. Sie rechtfertigen beim ZDF diese Seichtisierung sicher damit, dass es ja ein Massenprogramm ist, und es daher ein bischen volkstümlich und schlicht zugehen muss. Dass es kein dezidierter Polit-Talk ist, sondern ein People-Talk. Und verweisen wohl auf die Bild. So müsse man dem Bürger eben Politik nahebringen. Aber dann guckt man ins Netz, und da reden die Leute ganz anders und meist weitaus reflektierter über Politik.

    Man hat auch den Eindruck, der Sender oder die Redaktion erfüllt hier unwillig eine Vorgabe, doch bitte auch Politik zu behandeln, und macht dann irgendeinen hohlen Klamauk daraus, weil man eigentlich gar kein Interesse an Politik hat. Dass es auch ganz anders geht, zeigten einst Alexander Kluge oder Günther Gaus. Wo findet man heute noch eine politische Talkshow auf einem solchen Niveau, ohne irgendwelchen quotenfördernden Krawall-Teaser, Einspieler auf Grundschulniveau und diese dümmlich-menschelnde Personalisierung von Politik. Seit Sabine Christiansen gibt es eigentlich nur noch sowas.

    Letztlich steht diese personaliserte Gestärkt-geschwächt-Rhetorik auch in der Tradition der deutschen Politologie, die Politik eben vor allem als Machtspiele und Hofzeremoniell einzelner zu whlender Lichtgestalten begreift, und nicht etwa als Kommunikation, Willensbildung und Basisdemokratie der Bürger selbst.

  12. „Dieses Gefühl (…) sehr genau zu wissen, was man will(…), woher kommt das?“

    Diese Lanz’sche Frage erklärt eigentlich auch schon das ganze Problem der Sendung. Denn was Markus Lanz wissen will, was der Zweck seiner Sendung ist, das wird zumindest mir nicht klar. Denn was kann man aus dem Kondesat lernen?
    1. Dass Frau Rösler ganz hübsch ist und dem Philipp sagt, was Sie bei einem Bundespräsidenten wichtig findet.
    2. Es gibt eine Suchfunktion auf modernen Handys.
    3a) Der Philipp hat so ne komische Augenform, weil er adoptiert ist.
    (Für fortgeschrittene Zwischen-den-Zeilen-Lesern: 3b) Der Markus versteht mit seinem Tiroler-Weltbild nicht, wieso der Philipp hier im Anzug sitzt und über Politik reden will. Eigentlich müsste der Philipp doch mit der Kochschürze da stehen und nach der Menünummer fragen.)

    Das, was der Sinn von öffentlich-rechtlichem Rundfunk ist, nämlich nicht auf die Quote, sondern auf das Niveau zu schauen, das bleibt leider vollkommen auf der Strecke, wenn man so einem „Seelenprokler“ eine Talkshow gibt.

    Kann man nicht zumindest dem Markus seine Sendung streichen und das freigewordene Geld für die Leute nutzen, die angesichts des KEF-Machtworts jetzt beim ZDF vor die Tür gesetzt werden?

  13. erst war ich recht gut unterhalten und habe geschrien vor lachen.
    dann wurde mir klar was da grade passiert und ein unangenehm fröstelnder ganzkörperschauer überkam mich….
    besteht nicht die möglichkeit lanz das einladen von politikern gänzlich zu verbieten?

  14. „Beim Präsidentenpoker führte FDP-Chef Rösler die Kanzlerin vor. Merkel drohte mit dem Bruch der Koalition, doch der Chefliberale setzte Gauck durch. Die SPD frohlockt, die Union sinnt auf Rache.“

    Hallo Stefan, würdest Du ein Medien, das wie hier oben zitiert über den Vorgang berichtet, für ähnlich seriös wie den Markus Lanz halten?

  15. Hallo!

    Danke für den Beitrag und die Verweise auf faz und zdf. Hatte schon von Röslers Auftritten gehört, aber mir noch nicht angeschaut. Dass es sooo ein Klamauck ist, hätte ich nicht gedacht.

  16. In der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung (aber offenbar nicht online) gibt es ein großes, interessantes Interview mit dem scheidenden ZDF-Intendanten Schächter zur Zukunft des ZDF.

    Dieser redet dort u.a. davon, daß man für „Wetten dass…?“ einen neuen Markenkern aufbauen wolle. Zudem rechnet Schächter zukünftig für Wetten dass…? offenbar eher mit Quoten von sechs bis sieben Millionen statt wie bisher etwa zehn Millionen.

    Wie in den letzten Tagen oft zu lesen war, ist es ja noch nicht sicher, daß Lanz „Wetten dass…?“ übernehmen soll – mir ist aber schleierhaft, wie mit ihm die Sendung eine lange Zukunft haben soll. Ich sehe da eher einen langsamen, zähen Niedergang des Formates, wie ihn die ARD mit „Verstehen Sie Spaß?“ miterlebt hat.

  17. Ich finde, durch diese Art der äh… Interviewführung hat Lanz sich erst recht für „Wetten Dass…?“ qualifiziert. Schlechter und peinlicher kriegt das nicht mal Gottschalk hin!

  18. Aber Eure Empörung ist auch ein wenig, nun ja, euphemistisch. Von wegen „tiefster Tiefpunkt“ und so – ich habe so etwas schon oft gesehen. Es ist ganz einfach der momentane kulturelle Standard.

  19. Auch wenn hier viele über das Vorführen von Herrn Rössler abko……..
    Ich habe mir auch dabei meine Gedanken gemacht, weshalb die Fragestellungen so waren, wie sie waren.

    Aber vielmehr hat mich angestunken, dass die eingeladene junge Frau der“Piraten“ mit der „Affaire“ um ihren Mitarbeiter und ihren Verdienst als Abgeordnete „herausgefordert“ wurde.
    Eigentlich wollte sie doch eine Meinung zu unserem Gauk(ler) abgeben, was dann einfach so von Herrn Lanz „vergessen“ wurde. Passte offensichtlich nicht in das Bildzeitungskonzept.

  20. Gott, der Ausschnitt macht einen ja ganz kribbelig und ungeduldig. … Ich möchte übrigens auf noch auf den seitlich anwesenden Howard Carpendale hinweisen (von wegen „Boulevardisierung von Themen“ und so).
    Danke für den Artikel.

  21. Überlege mir gerade, ob das Bild der Schere, von dem immer häufiger die Rede ist, tatsächlich vorrangig im Kontext von arm und reich Anwendung finden sollte, denn die Geisteshaltung unseres Volkes, scheint ebenfalls von einer Spaltung (Schizophrenie? Borderline?) befallen zu sein. Dabei meine ich keineswegs den Schulabschluss oder eine sonstige formalisierte Bildungsplakette (Bildungsdebatte), sondern die Grundhaltung eines Menschen bzw. seine Verankerung in sich und der Welt im Sinne einer Mündigkeit in sozialer, intellektueller, emotionaler und politischer Hinsicht. Auch dem/der Kommentator/in fanfare scheint etwas ähnliches wie mir aufgefallen zu sein. Ich finde es schade und bezeichnend, daß wir als Gesellschaft nicht den Menschen Energie in Form von Geld, Macht, Aufmerksamkeit ect. zufließen lassen, die der Gesellschaft nutzen. Stattdessen scheint es mir so, als bereicherten sich gerade die Menschen mit den Energien unserer Gesellschaft, die ihr am meisten schaden. Daß ein öffentlich rechtlicher Sender (der aufgrund der erhobenen Gebühren unabhängig agieren kann) den Menschen, aus denen er seine Daseinsberechtigung bezieht und die ihn noch obendrein (unfreiwillig) finanzieren, eine solche Parodie vorsetzt, finde ich nebenbei gesagt, richtig schlecht.

  22. „Dr.“ Hajo Schumacher war diese Woche auch mal wieder bei Lanz, als „Experte“ in Sachen Bundespräsident. Hat sich in einem Satz dreimal selbst widersprochen, war beliebig, menschelnd, und seine Föhnfrisur hat perfekt gesessen.

    Sind wirklich wie Topf und Deckel, Lanz und „Dr.“ Schumacher.

  23. @Albert/31: Die hiesigen Beiträge zur Yellow-Press waren wohl nicht sehr lehrreich. Bei Lanz saß der Sohn Wayne.

    Aber wayne interessiert das schon.

    (Ja, der war schlecht.)

  24. @37: falls Sie damit meine Anführungsstriche bei „Dr.“ Hajo Schumacher meinen: Menschen mit Doktortiteln unterstelle ich naiverweise noch immer sowohl ein gesundes Maß an Intellektualität als auch und vor allem bestimmte Charaktereigenschaften (z.B. Seriosität).

    Da bei Hajo Schumacher (schon dass er unter Spitznamen auftritt finde ich unangenehm menschelnd, genau so wie bei Joseph „Joschka“ Fischer) diese Erwartungen so eklatant von der den Titel innehabenden Person abweichen, setze ich „Dr.“ in Anführungszeichen.

    Dass er seine Doktorarbeit über Merkel selbst geschrieben hat, nehme ich jetzt einfach mal an.

  25. Super, anstatt meine Steuererklärung zu machen, sitze ich jetzt hier und grüble darüber nach, was ich mir unter „euphemistischer Empörung“ vorzustellen habe… Danke, hrool.

  26. @ A.L. Dreyfus:

    „Menschen mit Doktortiteln unterstelle ich naiverweise noch immer sowohl ein gesundes Maß an Intellektualität als auch und vor allem bestimmte Charaktereigenschaften (z.B. Seriosität).“

    Das ist ein sehr lustiger Satz. Darf ich ihn ins Internet stellen?

  27. @ 15) „Dass es auch ganz anders geht, zeigten einst Alexander Kluge oder Günther Gaus. “
    Das ist aus heutiger Sicht politischer TV-Talk von einem anderen Stern.

    @34 Dr.« Hajo Schumacher …seine Föhnfrisur hat perfekt gesessen“
    Der nimmt Drei-Wetter-Taft (heißt doch so, oder ?)

  28. Inga, machen Sie um Gottes Willen Ihre Steuererklärung. Das ganze Gela^H^Hrede über Tiefpunkte im Fernsehen werten den Trash doch nur auf.

  29. Sollte jemand ob des „Armgriffs“ (s.o. Standbild) über das normale Maß hinaus (was für eine plumpe Vertraulichkeit!) irritiert sein: Er/Sie hat recht – und zwar gleich aus mehreren Gründen. In längst vergangenen Jahrhunderten war das Auflegen der Hand auf den Arm eines anderen ein Akt der regulierenden Herrschaftsausübung. Vor Gericht fiel bei der Zeugenschelte der Opponent dem aussagenden Gegner „in den Arm“ und machte dadurch dessen Worte ungültig. Wollte der Richter einen Anwesenden zur Zeugenaussage zwingen, schickte er seinen Büttel los, der den namentlich Benannten am Arm ergriff und in die Öffentlichkeit zerrte. Bei gerichtlichen Zweikämpfen unterbrachen die Schiedsrichter durch Griff oder Schlag auf den rechten Arm der Kombattanten die Handlung. Ein Grundherr ergriff ebenfalls den Arm seines Leibeigenen – allerdings mußte er das mit der Rechten tun, damit die Ordnung gewahrt war. Nahm er die linke Hand (wie Lanz!) und dann noch bei einem Gleichgestellten, „linkte“ er den Gegenüber, würdigte ihn herab und machte die Sache ungültig. Legte später Serenissimus begütigend seine Hand auf den Arm eines Höflings, so tat er das als oberster Chef der Hofordnung – allerdings nur bei Männern. Frauen durften so nicht angefaßt werden; schließlich unterstanden sie der Kuratel ihres Begleiters, der sie davor zu schützen hatte. Geschah es dennoch, hatte sich auch Serenissimus einen „Angriff“ geleistet – das war nach der Konvention bei Frauen eindeutig als unzüchtiges Angebot zu verstehen. (Und wer jetzt glaubt, daß wir im 21. Jahrhundert leben – aber doch nicht bei Gesten und Gebärden! Da sind wir noch zutiefst im Feudalismus).

  30. Der Armgriff ist hier aber, wie ich oben schon einmal erklärt habe, eine Anspielung auf die Art, wie sich Gauck zu Rösler herübergebeugt haben soll, um sich bei ihm zu bedanken.

  31. HA ha RIchtig BOshaft. Danke Michael Hanfeld (faz.net):

    Lenz für Lanz. („So zärtlich war Suleyken“):
    „..Joseph Gritzan langte in die Tasche, zog etwas Eingewickeltes heraus und sprach zu dem Mädchen Katharina Knack: „Willst“, sprach er, „Lakritz?“ “

    Irgendwie sind wir doch alle verführbar.

    @inga (#41): Lassen Sie das einfach mit der Steuer und der „euphemistischen Empörung“.
    Ich bin an beiden gescheitert. Machen Sie was sinnvolles. Denn “ Hier geht vor de Wääsch, Cholera!“ ;-)

  32. @47 Mag schon sein – dennoch: Quod licet Jovi, non licet bovi qui et dicitur Lanz. Evangelische Pastoren haben tatsächlich diesen „seelsorgerischen“ Griff auch drauf – man darf aber nicht vergessen: Sie versicherten sich damit ihrer Schäfchen (was auch Schutz und Mittlertätigkeit zum Allerobersten einbezog) und stellten vor aller Augen die Mitgliedschaft des Angefaßten klar (die in der Frühen Neuzeit ja durch den Landesherrn bestimmt wurde).

  33. Ging bis 2:59. Dann war Schluss.

    Aber ganz ehrlich – warum tun wir uns das noch an? Wen wundert denn, was dort passiert? Schauen wir über den großen Teich, dort sehen wir unsere eigene Zukunft +~10-15 Jahre. Die Infantilisierung und Boulevardisierung von „Politik“, die Skandalisierung und „Panoramaisierung“ von Nachrichten im Allgemeinen, die Abkehr von Ernsthaftigkeit, Langfristigkeit, Ausdauer und Beständigkeit in Sachen Verwaltung & Gestaltung von Gesellschaft, die kollektive Hinwendung zu Personalien, Gefühlen, Kuschel-und-Wohlfühlthemen, zu Leichtverdaulichem und Mundgerechtem – das alles sind Tendenzen, die gestern schon sich abzeichneten und die auch morgen wieder nur einen vorläufigen Höhepunkt erreicht haben werden.
    Heute lässt sich nur nüchtern konstatieren, was schon gestern klar war und sich so schnell auch nicht ändern wird: wir sind keine Volksdemokratie, sondern eine Volkswirtschaft – die treibende Dynamik des gesellschaftlichen Wirkens liegt in der gemeinsamen Reichtumssteigerung (Arbeit) und seiner anderen Seite, dem Konsum; unsere „Demokratie“ besteht weniger aus praktischer politischer Teilhabe, geschweige denn Gestaltungsmächtigkeit, sondern vielmehr aus Alle-4-Jahre-Kreuzchen-Machen. Die Freiheitsrechte und das (noch) solidarische Verteilungssystem sind, wenn überhaupt, die maßgeblichen positiven Momente dieser Gesellschaft. Was wir aber nicht vergessen sollten: sie sind KEINESFALLS konstitutiv für den allgemeinen Fluchtpunkt „Wohlstand und Wachstum“ und hierfür quasi überflüssiges Beiwerk, wie man in den USA seit längerem (bzgl. Solidargemeinschaft) und China seit Kurzem (bzgl. Freiheitsrechten) erkannt hat.
    Was nun den aktuellen Zustand dieser Errungenschaften angeht: der Zug zum egozentrisch-individualisierenden Verteilungssystem (in Fachkreisen auch „Rückbau des Wohlfahrtsstaates“ genannt) ist unübersehbar – die USA lassen grüßen –; und die FREIHEIT zur Rede und die FREIHEIT zur Selbstentfaltung erschöpft sich in Stammtisch-Sprücheklopfen bzw. in der auf Konsumgütern und Statussymbolen basierenden „Individualisierung“. Der Unterschied zwischen der Theorie des Grundgesetzes und der gesellschaftlichen Praxis ist fast schon grotesk: „Jeder Mensch ist frei, sich in den Institutionen der Bildung und Ausbildung ökonomisch präparieren zu lassen und sich zum Ausgleich seiner Arbeitstätigkeit den Flachbildfernseher seiner Wahl zu gönnen, damit er sich von Facebook alleine nicht zu sehr langweilt.“
    Witzfiguren wie Lanz nehmen doch keine Wunder: wir sind eine Arbeitsgesellschaft und dementsprechend auch eine Konsumgesellschaft, und dass die Arbeit der „Politik“, die nichts ist als Verwaltung, zunehmend einem Kampf gegen Windmühlen gleicht, steht auf dem gleich Register wie ihre Boulevardisierung. Die Leute sitzen zuhause vor ihrem TV oder vorm PC und konsumieren die Arbeit der Politiker, denn sie kommen von selbst der Arbeit; wer würde von ihnen erwarten, dass sie sich ernsthaft und engagiert mit den Themen der Gesellschaft beschäftigen? Neben der Arbeit – dem Ernst des Lebens- zergeht über kurz oder lang alles zum Unernsten, zum Spiel. „Politikverdrossenheit“ ist nichts Neues; in diesem Land hat nie ein Kollektiv Politik gemacht.
    Verabschiedet euch endlich von dem Gedanken, in dieser „Demokratie“ ginge es um Politik, um Gestaltung, Teilhabe und echte Macht. Selbiges bringt eine Gesellschaft aus Prinzip nicht hervor. Und macht nicht den Lanz, RTL, Ackermann oder sonst wen für das Narrenparadies hier verantwortlich. Wir hängen alle mit drin.

    Arendt lesen, Leute. Vita activa.

  34. @38+39: Das Kondensat ist offensichtlich zu schädlich. Der eklige Schmierfilm hat mir die Sicht genommen. Hab nur den Junior bewußt wahrgenommen. Sorry.

    Es bleibt aber trotzdem das grundsätzliche Problem: Wer guckt sich sowas freiwillig Nacht für Nacht an? Und wie bewußtlos sind die Verantwortlichen im ZDF, die sowas auf den Sender lassen?
    Ich schreibe sonst sowas nicht, aber hier stimmts: Und das von unseren Gebühren!

  35. Rezeptfreies Schlafmittel aus dem Hause ZDF ohne Risiken und Nebenwirkungen – das allabendliche ZDF-Betthupferl für Altenheimbewohner.

  36. Ich ahne, wie man sich beim ZDF für diese Sendung rechtfertigen würde. Vermutlich ähnlich, wie Jürgen Domian drüben beim Kollegen Kreymeier, der meint, die ARD habe ja neben dem unsäglichen Boulevardmagazin „Brisant“ ja auch noch andere, journalistisch anspruchsvolle Formate. Herr Schächter und seine Mitstreiter könnten ja als Ausgleich z.B. „Neues aus der Anstalt“ erwähnen und wo ich auch hier z.B. in Kommentar Nummer 2 nachlesen kann ist „der ZDF-Zuschauer“ ja ein total homogenes Wesen und ich stelle mir die Frage, ob „der ZDF Zuschauer“ Donnertags Lanz guckt und Dienstag dann bei Priol die Kraft wiedererlangt das angetrocknete Erbrochene wegzuwischen…?

  37. Booah, das ist ja wirklich zum Kotzen!! Hat es jemand geschafft, sich diese Sendung vollständig anzuschauen? Ich meine, vom „Seelenproktologen“ (der war gut) Lanz erwartet man ja nichts anderes, aber dass der Rösler ihm auf diese Schleimspur gegangen ist? Der muss es wirklich nötig haben (obwohl, seine Frau sah nett aus, fand ich).

  38. Bin beim Zappen versehentlich reingeraten, bizarrerweise exakt zur „Muss es nicht furchtbar schlimm sein, seinen genauen Geburtstag nicht zu kennen?“-Stelle. Was ein Brechmittel… sowas wie Lanz wünsche ich noch nichtmal dem Vorsitzenden der FDP. Und das obwohl ich sehr hoffe, dass diese schmierige Lobbyistenpartei bei der nächsten Bundestagswahl deutlich an der 5%-Hürde scheitert und dauerhaft in der Versenkung verschwindet.

  39. Apropos Erbrochenes, was ich hier noch „lanzieren“ wollte: die „Lanz kocht“ – Sendung ist ähnlich unerträglich! Da bleibt selbst der Dampfnudel nur Dampfplauderei.

  40. Immerhin war mir Herr Rösler ungewohnt sympathisch. Andererseits beim Kaffeeklatsch ist das halt was anderes.
    Ichh abe mir schon überlegt, ob bei Wetten dass…? etwas ähnliches, wie in der Vergangenheit aufgebaut werden soll:
    Erfolgreicher Entertainer tritt ab, wenig erfolgreicher Unterhaltungskünstler übernimmt kurzzeitig und ebent den Weg für einen Neuanfang mit einem großen Enterntainer.
    Also soll Lanz den Lippert spielen und wird nur verheizt… Was vielleicht auch nicht das schlechtestet wäre, wenn nicht zu befürchten ist, dass die Sendung ganz unter geht (das Lanz untergeht in diesem Satz habe ich mir verkniffen).

  41. Am meisten fasziniert mich, dass jemand wie Philipp Rösler ernsthaft, seriös und reflektiert wirkt, wenn man ihn neben einen wie Markus Lanz setzt.

    Und ich dachte schon, Peter Hahne sei eine nicht zu toppende Katasprophe.

  42. Vielleicht bin ich ja auch etwas zu bösartig mit „dem Philip“, aber diese ernsthafte oder auch ironisierte Bewunderung für sein Durchhaltevermögen und seine Widerstandskraft in dieser wahrhaft schrecklichen Situation kann ich nicht nachvollziehen.

    So widerlich Markusens gesamte Art und Weise ist, so widerlich und unangebracht ist auch auch „dem Philip sein“ sich selbst besonnendes Gehabe, sein sichtbare Erfreutheit über die einfachen Fragen vom Markus und sein kindisches Spiel mit einem völlig deplatziert jovial vorgetragenem und überhaupt deplatzierten Siegergefühl, das ihm der Markus so nett grinsend serviert.

    Grüße aus dem Mariannengraben.

  43. Danke Maxe, auf die Meinung habe ich gewartet. Rösler suhlt sich in seinem vermeintlichen Coup wie ein Mittelstufler, der seiner Lehrerin Kleister auf den Stuhl geschmiert hat und jetzt auf dem Pausenhof damit prahlt. Würdelos für einen FDP-Vorsitzenden, könnte man sagen, aber das Amt hat ja ohnehin schon enie Menge aushalten müssen.

  44. die frage ist, glaubt man die röslersche heldengeschichte, die lanz hier so bereitwillig glorifiziert?
    oder war das ein abgekartetes spiel, merkel mimt eine niederlage und die fdp bekommt einen happen zugeworfen, in einer völlig unwichtigen angelegenheit, um bei den nächsten wahlen all diejenigen einsammeln zu können, die zwar gerne das rechte lager wählen würden, aber nicht mit merkels linksneigung können.

    ich persönlich glaube eher, dass das der rainer eingefädelt hat, mit der angela, ohne den philipp.
    mal ehrlich, ich kann mich nicht an einen erfolgreichen politischen strippenzieher in der vergangenheit erinnern, der es nötig hatte – von weise kann schon gar nicht die rede sein – dermaßen laut sein politisches „geschick“ herum zu posaunen. rösler wird verheizt, er weiß es nur noch nicht.

  45. @karajan: „..rösler wird verheizt, er weiß es nur noch nicht…“
    Und wenn er es merkt, ist es zu spät, gelle?

    Ach ja, „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis…“ (Goethe)

  46. Wenn man sich hier so ausgiebig in der Vorstellung von frisch Erbrochenem suhlt, wird schon sehr deutlich, wie anal- und fäkalfixiert viele Besucher dieses von mir hoch geschätzten Blogs sind. Das ist – natürlich – kein Zufall. Und auch gar nicht weiter schlimm.

  47. Ich stimme mal Robert, #68 zu. Diese Aufregungsmaschinerie hier nimmt ja schon SPON’sche Forumszüge an. Ich habe die Sendung ganz gesehen und finde, der Rösler-Part war schlimmstenfalls Scripted Reality. Das mag dem Talkshow-Gedanken des authentischen Gesprächs zwar widersprechen, ist bestenfalls aber unterhaltsam. Und mehr will ich doch eigentlich abends um 23 Uhr nach einem anstrengenden Tag auf dem Planet der Affen nicht, oder?!
    Und Nachtrag: Ich finde, unter den Blinden ist Lanz noch immer der Einäugige!

  48. Vor ein paar Montaten war Mario Barth bei Lanz.
    Dieses Interview hat mich damals traurig und auch ein bisschen wütend gemacht.

  49. @Robert Albus: anal – fäkal? Sie haben eine merkwürdige Art zu Kotzen. Erbrochenes ist wohl eher ungewollt oral. Gewissermaßen „gastro.retournal“. (Verdammt, jetzt habe ich mich wieder ins Lateinische verstrickt.)

  50. Lieber polyphem, vielen Dank für Ihren geistreichen Einspruch! Das lasse ich natürlich gelten. Sagen wir daher doch einfach, dass die Sprache in diesem Blog gerne mit Abjekten angereichert wird, um besonders starke Abneigung auszudrücken, und lassen den von mir zart angedeuteten Freud, den Typus des analfixierten Kommentarschreibers und das ganze Drumherum fürs erste außen vor.

  51. lanz kanns!

    wenn der erst wetten dass macht können sich all seine kritiker warm anziehen!

    :-)

    immerhin musste rösler am freitag nicht zur kochshow wiederkommen…

  52. Hm, was ist denn nun los? Darf man denn nichts mehr zu Kotzen finden? Ist das dann gleich pubertär oder oralfixiert? Und wenn ja, ist das überhaupt schlimm? Es muss doch auch Steigerungen von „find ich nicht so toll“ geben.

    Wenn also der hier oben auch schonmal erwähnte etwa Roger Willemsen „sechs Sorten Scheisse“ aus Heidi Klum „herausprügeln“ will (http://www.taz.de/!34689), dann erklärt er für mich nachvollziehbar und anschaulich, wie sehr es ihn in der Magengegend drückt und im Kopf schmerzt und wie sich die Fäuste auf dem Fernsehsessel ballen. Ich weiß sofort was er meint und zwar auf einfache und klare Weise.

    Ich möchte hier somit eine Lanze (Obacht!) für die angebrachte Fäkalsprache brechen! Ich finde nicht, dass hier bisher jemand wirklich aus dem Rahmen des zulässigen gefallen ist. Und mir dreht es auch den Magen um, wenn ich das sehe.

    Von daher: Herunter vom Ross!

  53. @Maxe: „Von daher: Herunter vom Ross!“
    Aber Vorsicht. Vielleicht steht es ja vor einer Apotheke, das Ross.

    @H.M.Voynich: Aber nur der „gastro“. Doch wer will schon mein Gast sein?

  54. Manchmal mutiere ich echt zum Grammatiknazi, vor allem bei Sätzen wie „Er nimmt politische Prozesse und Auseinandersetzungen konsequent aus der Perspektive des Menschelns war“.

    Wenns sonst nix zu meckern gibt ^^

  55. Die Verbreitung von Agiprop würde aber doch voraussetzen, dass das Regime und das von ihm kontrollierte ÖRF langfristige Ziele hätten und auch bereit wären diese zu verfolgen. Wenn man z. B. die Äußerungen des Bundesinnenministers zum Thema Griechenland verfolgt, kann man nur noch bedauern, dass es keine olympische Disziplin im Zurückrudern gibt.

  56. @ Nummer 78: Was ist da denn jetzt falsch dran? So grammatisch gesehen. „War“ halte ich für einen Tippfehler, ähnlich wie das seit der Rechtschreibreform vermehrt auftretende „dass“, wo „das“ gemeint ist („Ein Problem, dass seit der Rechtschreibreform vermehrt auftritt“). Da liegt auch keine grammatische Verwirrung vor, sondern orthographische.

  57. @Gnaddrig, bei „wahr“-„war“ stimme ich zu, bei „dass“-„das“ nicht unbedingt, denn ist es dort nicht so, dass die Orthografie von der syntaktischen Verwendung des Wortes abhängt, also von Grammatik?

  58. @81 ich stimme schon zu, weil wenn ich doppelt auf das „s“ drauf komme bin ich mittlerweile zu faul es wieder weg zu machen

  59. ok, ich bin ein wenig zu spät hier. Aber: jetzt isses raus.
    Die Frauen von Vorstandsvorsitzenden bestimmen über die Unternehmensstrategie und Werbekampagnen, soweit ist das ja bekannt, schockt also nicht mehr.
    Aber: die Frauen von ohnmächtigen (Nachwuchs)Politikern bestimmen den Präsident (ca. 2:45)! Unglaublich. Was wäre passiert wenn die Frau Rösler einen Farbigen mit pinken Haaren und grünem Jackett als Präsi vorgeschlagen hätte?
    Ich wünsche Lanz eine Frau, damit er mit dieser Amok-Fragerei aufhört. Oder mit dem Fernshen. Eigentlich mehr eine Domina, frei nach Willemsen.

  60. Danke danke danke, dass es noch Leute gibt, die Angst haben in ihrem Erbrochenen zu erwachen, wenn sie Markus Lanz sehen mussten. Warum nur merkt sonst keiner, was für eine Dünnschisssendung das ist? Und ja, es wäre wirklich begrüßenswert, wenn sich das ZDF für diese Sendung und das Einkaufen dieses Mannes mal rechtfertigen müsste. Und jetzt lanzt man ihm auch noch Wetten das… zu. Aber die Nachfolge passt irgendwie auch wieder. Einer, der sich am liebsten selber reden hört und über die eigenen flachen Witze am lautesten lacht.

  61. Heute Abend ist Lanz schon wieder großartig. Ich gebe „Wetten dass“ mit ihm ein halbes Jahr. Der Mann löst in mir unglaubliche Aggressionen aus, aber ich schaffe es auch nicht umzuschalten. Brauche ich eine Therapie?

  62. Folgendes interessiert mich sehr.

    Lernen Leute wie Peter Hahne oder Markus Lanz beim ZDF, bestimmte Gäste im besten Licht erscheinen zu lassen? Denn andere Gäste werden in der gesendeten Aufzeichnung bis zur Unkenntlichkeit rausgeschnitten, wie vor einigen Wochen die Piratin Julia Schramm bei Lanz.

    Den genannten Moderatoren unterstelle ich nicht, dass sie dumm sind. Warum also machen sie das? Ist die Bezahlung das einzige Motiv?

    Oder anders: Wer zieht die Stippen? Ich verstehe das System, die Mechanismen, die Motive nicht wirklich. Muss man bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, die ich bisher immer verteidigt habe, inzwischen wirklich vom Staatsfernsehen sprechen?

  63. Switch kann diese Sendung deutlich besser und vor allem: Unterhaltsamer. Ansonsten habe ich sofort abgeschaltet – dieses Doppelpack gehört zum absolut grrrrauenhaftesten, was ich seit langem im Fernsehen gesehen habe.

  64. Der Rösler-Auftritt war unsäglich, stimmt. Aus journalistischer Sicht mindestens genauso unsäglich war der Auftritt von Howard Carpendale und seinem Sohn. Das einzig Handfeste, was man erfuhr, war die Ohrfeige, die Carpendale seinem Sohn einmal gegeben hat, natürlich im Dienst der guten Sache. Lanz ist ein würdiger Nachfolger von Kerner.

  65. @86 du, tharben, sei mir nicht böse, aber ich mag mir den lanz nicht schon wieder geben, das pack ich nur, wenn ich zur psychohygiene dann so einen blogeintrag lesen kann.

    wärst du so nett und würdest kurz sagen, was genau passiert ist, was mit „raus geschnitten“ gemeint ist? danke!

  66. Tri tra trullala, jetzt war auch Herr Kubicki da.
    (Ich glaube, das steuert alles dieser Herr Brüderle aus Mainz.)

  67. Was ich mich frage:

    Abgesehen von Lanz, dem Halbstar der Sendung selbt, ist das doch ein billiges Format. Studioaufnahmen, 2x Licht, 3x Camera, 1 Kabelträger (Student), Ton vielleicht.

    Die Größe, in der der Name „Lanz“ auf dem Bildschirm erscheint, also Greta Garbo und John-Wayne Größe – nein, nicht Personen- sondern Schriftgröße muss man als Gebührenzahler ja befürchten, dass dieser Lanz gezahlt wird wie ein Fürst.

    Aber dann würde er doch nicht täglich 2x versuchen seinen Kopf in meinen Kasten bekommen – oder ist das die Gier?

    Von der Uhrzeit wird um die Zeit nicht mehr und noch nicht wieder das Hirn angesprochen, sondern die Illusion von Gefühlen, insofern also doch Hirn. Konflikt wird wie Distanz vermieden. Wir gehören zusammen – der Philipp, die Angela, der Lanz und wir. Eine alkoholfreie Hirnerweichung. Man fasst sich an, aber auch das ist nur gespielt. Die Konsensgesellschaft im Jahrzehnt der Eurorettung plus gemeinsamer Ausstieg mit Mulff mobbing und Nazischreck.

    (Die Alliteration erzwang einen Mulff.)

    Wir haben keinen Disput mehr, der Distanz erzwänge. Man kann nicht nur Atomkraftwerke abschalten.

  68. Ganz ehrlich: Der Ausschnitt hat in mir die große Lust geweckt, die gesamte Sendung zu sehen. Es ist faszinierend, wie sehr Rösler es versteht aus Lanz‘ Art zu Fragen Kapital schlagen kann. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass die Sendung immer noch nicht abgesetzt wurde.

  69. Lanz fragte in einer früheren Sendung einen Schwulen (Ich glaube irgendwen von GNTM), ob den da mit Heilung zu rechnen sei, bei einem Bisexuellen, der erst mit einem Mann und dann mit einer Frau zusammen war, sprach er mal von Umschwulung und Frauen haben es bei Lanz auch nicht immer leicht, wenn sie ernste Themen mitbringen. Röslers „undeutsches“ Aussehen und sein Geburtsdatum kann Lanz nicht einfach unerwähnt lassen (und z. B. als selbstverständlich hinnehmen).

    Das ZDF sollte sich mal überlegen, ob Lanz wirklich eine eigene Talkshow haben sollte. Er hat oft wunderbare Gäste (es gibt natürlich Ausnahmen). Die Sendung könnte so schön sein- wenn nur Lanz nicht wäre.

    Highlight der Folge war definitiv Röslers „Yep“…

  70. Wenn man gestern Westerwelle bei Lanz gesehen hat, war dessen Auftritt das genaue Gegenteil von diesem Tri.Tra.Trullala Gelaber-Gespräch ala Lanz mit Rösler.
    Westerwelle hat aufkeimende Ansätze oben gennanter und negativ kritisierten Banalisierung von Politik im Ansatz erstickt.
    Er blockte eben diese vielleicht für den Boulevard Journalismus interessanten Fragen konsequent ab und fing nicht an zu „singen (tri tra tullala)“ wie Philipp Rösler.

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