[entdeckt von Daniel v. Bülow]
Was immer noch passieren mag am Rande des NPD-Parteitages in Bamberg — ich würde, anders als der Online-Auftritt der „Rheinischen Post“, ausschließen, dass italienische Carabinieri zum Einsatz kommen.
(Und, nein, das ist nicht die Staatssekretärin.)
[entdeckt von Jan-Philipp]
Nachtrag, 17:20 Uhr. RP-Online scheint die komplette Bildergalerie entfernt zu haben.
Die Art, wie n-tv.de gestern abend auf der Startseite zwei Bilderserien zum Thema Barbara Rudnik und „die sexiesten Frauen der Welt“ bewarb, hatte einen verstörenden Effekt.
Das war, womöglich, unbeabsichtigt. Bei der Rudnik-Bilderserie selbst handelt es sich dagegen nach Auskunft von n-tv.de nicht um ein Versehen.
Erzählt wird die Geschichte von Rudniks Krebserkrankung darin als Bildergeschichte mit fortlaufendem Text — eine Form der Aufbereitung, die bei n-tv.de inzwischen einen erheblichen Teil der Berichterstattung ausmacht und unter anderem auch bei sueddeutsche.de bevorzugt eingesetzt wird. Nun hat n-tv.de allerdings keine aktuellen Fotos von Frau Rudnik. Die sind für die von n-tv.de gewählte Form der Bildergeschichte aber auch entbehrlich. Und die geht so:
Wenn n-tv.de die Aussage von Frau Rudnik zitiert, viele Menschen bekämen sicher einen Schreck, wenn sie sie sähen, sehen wir ein Foto von Frau Rudnik, wie sie ganz erschrocken guckt:
Und wenn es im Text heißt: „Jetzt lebe sie bewusster und glücklicher als vor drei Jahren, weil sie jeden Tag genieße“, sehen wir ein Foto von Frau Rudnik, auf dem sie richtig glücklich aussieht (obwohl es schon über neun Jahre alt ist: Sie dirigiert da zufällig gerade in einer Art Hochzeitskleid mehrere Rappen bei „Stars in der Manege“).
Die Bilder zeigen also nicht, was der Text beschreibt, sondern illustrieren es. Es sind allesamt Symbolfotos. Das ist sehr unjournalistisch und ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber gewöhnen ist gar keine gute Idee: Sonst fängt man nämlich an, Fragen zu stellen: Warum n-tv.de zum Beispiel den Text „Drei Monate später sei der Krebs zurückgekommen und sie habe mehrere Zyklen Chemotherapie hinter sich“ mit einem Bild von einer schwungvoll über den Roten Teppich laufenden Rudnik bebildert. Steht das für die Rückkehr?
„Andere Schauspieler wussten bis jetzt nichts vom Schicksal ihrer Kollegin und reagieren bestürzt“, steht unter einem Foto, das offensichtlich die Wörter „andere Schauspieler“ illustriert, aber nicht die Bestürzung:
„Alle wünschen ihr Kraft und Zuversicht“ steht auf der nächsten Seite, und anscheinend sind „alle“ vor allem SPD-Politiker:
Wie illustriert n-tv.de Rudniks Plan, sich „erhobenen Hauptes“ und mit ihren „kurzen ungefärbten Haaren“ der Öffentlichkeit zu zeigen? Mit einem Foto von ihr mit langen, gefärbten Haaren und dem Zusatz: „(Foto von 2003)“.
Und der Satz „Für eine Operation sei die Krankheit schon zu weit fortgeschritten gewesen, da der Krebs auch Leber und Knochen befallen habe“, wird von n-tv.de so bebildert:
Eines der freundlicheren Wörter, das mir zu dieser Bilderserie einfällt, ist gaga.
Tilman Aretz, einer der beiden Chef der Berliner Nachrichtenmanufaktur GmbH, die für n-tv den Online-Auftritt bestückt, kann weder mein Problem mit dieser Bilderserie verstehen, noch einen unfreiwilligen Humor darin erkennen. Von einer Text-Bild-Schere könne gar keine Rede sein, sagt er, ebenso wenig wie bei der Geschichte neulich, als n-tv.de eine Steinigung mit einem Foto von einem Galgen bebilderte. Es handele sich bei den Texten eben nicht um Eins-zu-Eins-Erklärungen der Fotos, das sei ja auch langweilig und redundant; ein gewisses „Abstraktionsvermögen“ gehöre schon dazu. Andererseits sei es aber auch nicht so, dass man nur den Text hinschreibe und irgendwelche Fotos dazustelle. Falsch sei im übrigen auch der immer wieder geäußerte Verdacht, mit solchen Bildergalerien nur Klicks generieren zu wollen — die mit Rudnik zum Beispiel ist ja auch nur 30 Bilder lang.
Auch im Fernsehen, sagt Aretz, würde man bei einem Bericht über die Krebserkrankung Rudniks ähnliche Archivbilder sehen. Dabei ist das ja gerade eine der Schwächen des Mediums Fernsehen: Dass es auf Bilder angewiesen ist, während Online-Journalisten zwischen bildlastigen und textbasierten Erzählweisen wählen können. Theoretisch. Es sei denn, sie entscheiden sich, wie n-tv.de, auch dann um den Preis aberwitziger Text-Bild-Scheren und unfreiwilliger und unangemessener Komik jedesmal für die dutzend- und hundertfach klickbringende Bilderserie.
Aretz fand es beleidigend, dass ich seinem Team neulich „Unfähigkeit“ vorgeworfen habe. Vermutlich war das wirklich insofern ungerecht, als es sich nicht um Versehen handelt, sondern Methode.
In der Rudnik-Serie hat n-tv.de über den Satz „Ihre Filmtochter ist Sophia Thomalla, die Tochter von Schauspielerin Simone Thomalla“ ein Foto gestellt, das weder Sophia noch Simone Thomalla zeigt.
Meine Frage, ob der Firmenname „Nachrichtenmanufaktur“ ironisch gemeint sei, hat Aretz nicht verstanden.
[via Lukas]
Vermutlich ist eine erhebliche Betriebsblindheit nötig, um eine Bildergalerie für die angemessene Form zu halten, das Thema „Hinrichtung“ aufzubereiten. Bei n-tv.de kommt natürlich noch Unfähigkeit hinzu:
[entdeckt von Lukas]
[eingesandt von Sam]
So Themen wie die Vorratsspeicherung lassen sich ja immer schwer bebildern. Und wie erst soll man als Nachrichtensendung die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichtes illustrieren, dass die Daten nur beim Verdacht auf schwere Straftaten weitergegeben werden dürfen?
Och, das fiel den Kollegen der „heute“-Sendung gestern leicht.
Off-Text:
„Strafverfolger dürfen gespeicherte Daten nur abfordern, wenn der konkrete Verdacht einer schweren Straftat besteht.“
[Entdeckt von Stefan Wagner — vielen Dank!]
Ich glaube, Meldungen wie die von der psychisch kranken Frau aus Kansas, die sich wegen einer Phobie zwei Jahre lang nicht mehr traute, das Badezimmer zu verlassen, und deren Haut schließlich vermutlich im Verlauf mehrerer Wochen mit dem Toilettensitz verwuchs, sind Tests, ob sich Journalisten unter der dichten Schicht Alltags-Zynismus noch so etwas wie Menschlichkeit bewahrt haben. Abstrakter und weniger pathetisch formuliert: Es sind Tests der Qualität eines Mediums.
stern.de hat — wie auch der Online-Auftritt der „Rheinischen Post“ — diesen Test vergangene Woche nicht auf Anhieb bestanden:
(Inzwischen ist der Bildtext geändert.)
[Mit Dank an Jörg-Olaf!]