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Call-TV-Ermittlungen: Formel-1-Firma entfernt Chef aus Impressum

Bei der Sport-Media-Group ist die Zahl der Köpfe pro Vision kürzlich abrupt um 25 20 Prozent gesunken.

Vorher:

Hinterher:

Dazwischen.

Auch aus den Impressen der Seiten formel1.de und motorsport-total.com, die die Sport-Media-Group betreibt, ist der Name Stephan Mayerbacher verschwunden. Die Inhalte der Seite seiner Münchner Mayerbacher-Medienbeteiligungs-GmbH („Zukunftspartner für die Medienbranche“) wurden gelöscht.

Die Sport-Media-Group konnte oder wollte mir auf Anfrage bisher nicht sagen, ob Mayerbacher wegen der Vorwürfe — die seine früheren Tätigkeiten betreffen — formell von seinen Aufgaben als CEO entbunden wurde und sich das Unternehmen von ihm getrennt hat.

Nach dem Österreichischen „Standard“ (1, 2) berichtete gestern auch das Schweizer TV-Magazin „Kassensturz“ über die Haftbefehle, die die Staatsanwaltschaft Wien wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs bei den früheren Anrufsendungen erlassen hat:

Drahtzieher dieses betrügerischen Systems sei, laut Vorwurf der Justiz, der Deutsche Stephan Mayerbacher gewesen. An ihn seien mehr als 2,9 Mio. Euro an Scheingewinnen zurückgeflossen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Der Schaden, den die Anrufer in den Warteschlaufen erlitten haben, wird durch einen Sachverständigen der Staatsanwaltschaft Wien auf mehr als 24 Mio. Euro geschätzt.

Nachtrag, 17:30 Uhr. Die Sport-Media-Group bestätigt, dass Stephan Mayerbacher aus dem Unternehmen ausgeschieden ist. In einer Erklärung des Unternehmens heißt es:

Hintergrund dieser Entscheidung ist ein Ermittlungsverfahren, das gegen Stephan Mayerbacher in Österreich anhängig ist. Sämtliche Vorwürfe datieren aus der Vergangenheit und deutlich vor seinem Engagement bei der smg. Sie stehen mit unserem Unternehmen in keinerlei Zusammenhang. Obwohl die Vorwürfe gegen Stephan Mayerbacher schwer wiegen, vermuten wir seine Unschuld. Die smg verdankt auch ihm den Erfolg der vergangenen zwei Jahre. Er hat viel mit der smg bewegt und sowohl die Agentur als auch die Portale nach vorn gebracht. Wir danken ihm für die geleistete Arbeit und sein Engagement. Stephan Mayerbacher hat sich dennoch dazu entschlossen in jeder Funktion aus dem Unternehmen auszuscheiden, um eine weitere erfolgreiche Zukunft der sport media group zu ermöglichen. Zudem wird er als Gesellschafter aus dem Unternehmen ausscheiden.

Neben Armin Gastl wurde Volker Glaser als neuer Geschäftsführer der sport media group GmbH benannt. (…)

Betrugsverdacht bei Call-TV-Shows: Drei Verhaftungen

Jahrelang haben die Betreiber von dubiosen Anrufsendungen das Recht genutzt, um ihre Kritiker einzuschüchtern, mundtot zu machen und in den Ruin zu treiben. Vielleicht wendet sich jetzt endlich das Blatt. Der österreichische „Standard“ berichtet, dass drei Verdächtige verhaftet worden seien, zwei in Deutschland, einer in Österreich. Es geht um gewerbsmäßigen Betrug beziehungsweise die Beihilfe dazu.

Die Vorwürfe der Wiener Staatsanwaltschaft entsprechen demnach ziemlich genau dem, was Kritiker den Verantwortlichen detailliert vorgeworfen haben und wofür sie unter anderem von Leuten wie Stephan Mayerbacher, dem ehemaligen Chef der Firma Callactive, die Call-TV-Sendungen unter anderem für MTV produzierte, mit Prozessen überzogen wurden: Die Zuschauer, die kostenpflichtig anriefen, um die Rätsel auf dem Bildschirm zu lösen, hätten gar keine Chance gehabt, durchgestellt zu werden und die ausgelobten Gewinne zu kassieren. Stattdessen seien, so zitiert der „Standard“, „instruierte Fake-Anrufer organisiert und eingesetzt“ worden:

Eingefädelt haben soll das 2004 der nun verhaftete Deutsche S. M., der mit seiner Gesellschaft die erste Call-in-Show in Österreich produziert hat (für ATV). Er habe einem Mitarbeiter des TV-Studios Marx Media Vienna (MMV) erklärt, er brauche Leute, die sich „während der Sendung gegen Bezahlung zur Verfügung halten“, um, ins Studio geschaltet, vorab bekanntgegebene Antworten auf die Quizfragen zu geben.

Genau so sei es gelaufen, mit Leuten, die der MMV-Mitarbeiter organisiert habe. Sie mussten nach dem Gewinn „ihrer Freude … Ausdruck verleihen“, während „echte“ Anrufer nicht durchgestellt wurden.

Ziel der Dramaturgie“ sei es gewesen, die Anruferzahlen hochzuhalten. Die Gewinne wurden allerdings wieder eingesammelt – bis auf 500 Euro, die die Helfer behalten durften.

 
Kleine Auswahl aus dem Archiv:

[via Twipsy]

Callactive ./. Niggemeier III

Es gibt Neuigkeiten von zwei Prozessen, die die Firma Callactive gegen mich angestrengt hat. In beiden Fällen geht es um die Frage, in welchen Fällen ein Betreiber eines Blogs für Kommentare haftet, die von anderen auf seiner Seite abgegeben wurden. In beiden Fällen hatte ich möglicherweise rechtswidrige Kommentare innerhalb weniger Stunden unaufgefordert gelöscht. Die Firma Callactive hatte mich dennoch jeweils hinterher abgemahnt: Ich hätte von vornherein verhindern müssen, dass die Kommentare überhaupt abgegeben wurden.

Das Hamburger Verfahren

In dem ersten Verfahren, über das viel berichtet wurde, hatte das Hamburger Landgericht gegen mich entschieden. Ich habe daraufhin Berufung eingelegt. (Mehr über die Hintergründe hier; Auszüge aus der Urteilsbegründung hier.)

Die Verhandlung vor der nächsten Instanz, dem Hamburger Oberlandesgericht, sollte in dieser Woche stattfinden. Doch dazu kommt es nicht. Die Firma Callactive hat ihren (in der ersten Instanz erfolgreichen) Antrag gegen mich zurückgenommen. Sie hatte mir das angeboten unter der Voraussetzung, dass beide Seiten ihre Anwaltskosten selbst tragen und die Gerichtskosten geteilt werden. Was das Unternehmen zu dieser Kehrtwende veranlasst hat, weiß ich nicht.

Ich habe diesen Vorschlag von Callactive angenommen. Dieser Ausgang des Verfahrens ist zwar insofern etwas unbefriedigend, weil die grundsätzliche Frage der Kommentarhaftung, die in Deutschland von verschiedenen Gerichten sehr unterschiedlich beantwortet wird, nicht von einer höheren Instanz geklärt wurde. (Und die grundsätzliche Haltung des Hamburger Landgerichtes hat sich natürlich nicht dadurch verändert, dass der konkrete Fall juristisch nicht mehr existiert.) Dieser Ausgang stellt auch keinen juristischen Sieg meinerseits dar. Andererseits war der Ausgang der Berufungsverhandlung ungewiss. Und dadurch, dass Callactive quasi die Abmahnung zurückgezogen hat, ist die Sache, die mich im schlimmsten Fall noch viel Zeit und Geld hätte kosten können, aus der Welt. Die gegen mich erlassene einstweilige Verfügung gilt nicht mehr.

Das Münchner Verfahren

Zuvor hatte Callactive einen Prozess gegen mich vor dem Amtsgericht München verloren. Der Richter urteilte Anfang Juni, dass das Unternehmen keinen Unterlassungsanspruch gegen mich wegen des Kommentars eines Unbekannten in meinem Blog hatte, weil ich meinen „Prüfungspflichten“ nachgekommen sei.

Am Montag, 3. Dezember 2007, hatte ein „Andreas“ um 17:44 Uhr unter diesem Eintrag einen Kommentar abgegeben, in dem er der Firma Callactive und ihrem damaligen Geschäftsführer Stephan Mayerbacher in mehrfacher Hinsicht Betrug vorwarf. Ich war an diesem Nachmittag und Abend nicht im Büro, kontrollierte aber gegen 19 Uhr die neu eingegangenen Kommentare auf meinem Handy. Ich habe dann den Kommentar löschen lassen – das war exakt um 19:06 Uhr. Dennoch ließen mich Herr Mayerbacher und die Firma Callactive am folgenden Tag abmahnen. Ich habe daraufhin eine Unterlassungserklärung abgegeben – allerdings „ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“. Konkret bedeutete das, dass ich mich weigerte, die mit der Abmahnung verbundenen Anwaltskosten zu bezahlen.

Callactive klagte daraufhin vor dem Amtsgericht auf die Zahlung der 949,14 Euro (plus Zinsen). Juristisch ist das Verfahren dadurch ein ganz anderes als das in Hamburg: Es geht um Schadensersatz, nicht um eine einstweilige Verfügung. Verhandelt wurde deshalb auch nicht vor einer Pressekammer, sondern einem Amtsrichter. In der Sache geht es aber um die gleiche Frage: Hafte ich für den Kommentar? Hätte ich durch eine Vorabprüfung verhindern müssen, dass er überhaupt auf der Seite erscheint?

Das Münchner Amtsgericht antwortete anders als das Hamburger Landgericht mit einem klaren Nein. Ich sei zwar dazu verpflichtet, die Kommentare zu prüfen — insbesondere, weil mein Artikel „bewusst provokant, gefühlsbetont und polemisierend formuliert“ sei und es in ähnlichen Fällen bereits zu unzulässigen Kommentaren gekommen sei. Im ausdrücklichen Widerspruch zum Hamburger Urteil erklärt das Münchner Amtsgericht aber, diese Pflicht gehe nicht soweit, dass ich alle Kommentare vorab hätte filtern müssen. Wäre eine solche Vorabprüfung in Blogs und Foren notwendig, „würde der vom Verfassungsgeber gewünschte, wohl zum Großteil nicht rechtsverletzende Meinungsaustausch ‚abgewürgt'“. In der Regel genüge es, „die Prüfungspflicht auf eine regelmäßige, effektive Kontrolle der eingestellten Kommentare zu beschränken“, um einen angemessenen Ausgleich zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung in den Kommentaren eines Blogs und dem Persönlichkeitsrecht dort erwähnter Personen zu erreichen.

Callactive und Mayerbacher können gegen das Urteil Berufung einlegen.

Nachtrag, 1. August. Callactive und Mayerbacher haben keine Berufung gegen das Münchner Urteil eingelegt, es ist damit rechtskräftig.

Auszüge aus der bemerkenswerten, ausführlichen Urteilsbegründung habe ich hier veröffentlicht.

Callactive gibt angeblich auf

Das Medienmagazin DWDL hat von Callactive-Geschäftsführer Stephan Mayerbacher eine Art Erklärung für das Verwirrspiel der letzten Tage und Wochen erhalten: Er ziehe sich aus dem Call-TV-Geschäft zurück. Callactive sei nicht wettbewerbsfähig mit den großen Produzenten solcher Sendungen wie der ProSiebenSat.1-Tochter 9live oder dem österreichischen Anbieter Mass Response.

Mayerbacher sagte laut DWDL:

Die Callactive gibt es noch, mich gibt es noch, alles fast beim Alten, bis auf dass wir operativ nicht mehr produzieren!

Mayerbacher bestätigte, dass Callactive, wie gestern berichtet, Vertragspartner von MTV bleibt und die Produktion von „Money Express“ nur an die Firma Mass Response delegiert. MTV zeigt die Sendung, die durch viele Unregelmäßigkeiten auffällt, auf seinen Sendern Viva, Comedy Central und Nick.

DWDL ergänzt:

Dennoch sollen die derzeit laufenden juristischen Auseinandersetzungen mit den Callactive-Kritikern und Frontkämpfern Marc Döhler und Stefan Niggemeier bis zur jeweiligen Entscheidung fortgesetzt werden, so Mayerbacher.

Nach Angaben der Produktionsfirma Endemol, die bis vor kurzem die Mehrheit an dem Unternehmen hielt, hatte sich die Ertragslage von Callactive zuletzt „deutlich verschlechtert“.

Nachtrag, 20.55 Uhr. Stephan Mayerbacher hat heute Abend in einer E-Mail an Kollegen erklärt, die Firma Callactive sei vollständig von einer Beteiligungsgesellschaft übernommen worden. Der neue Geschäftsführer heiße Norbert Thüning. Mayerbacher bedankte sich „für die gute und/oder bewegte Zusammenarbeit in den letzten Jahren“ und kündigte an, sich künftig „Aufgaben“ außerhalb der Medienbranche zu widmen.

Verwirrspiel um Callactive

Die berüchtigte Gewinnspiel-Firma Callactive macht sich gerade ein bisschen unsichtbar. Die Firmenhomepage führt neuerdings ins Leere, der Geschäftsführer Stephan Mayerbacher verschickt Mails, die man als Verabschiedung verstehen kann, und auch als Produzent der Sendung „Money Express“, die auf den MTV-Sendern Viva, Comedy Central und dem Kindersender Nick läuft, tritt Callactive seit gestern nicht mehr in Erscheinung.

Produziert wird die Sendung laut Homepage nun von der Firma Mass Response, einer Tochter von Telekom Austria. Mass Response ist ein alter Bekannter: Die Firma war bisher schon der technische Dienstleister von Callactive und hat im März von Callactive bereits die Produktion von Gewinnspielsendungen im Schweizer Fernsehen übernommen. Eine Anfrage von mir bei „Mass Response“ blieb bislang unbeantwortet.

Eine Sprecherin von MTV erklärte auf Anfrage, sie könne nichts über die Hintergründe der Veränderungen sagen. Der Vertrag zwischen MTV und Callactive erlaube es Callactive ausdrücklich, die Produktion der Sendung an ein anderes Unternehmen zu delegieren — von dieser Möglichkeit mache die Firma jetzt offenbar Gebrauch. Für den Sender seien unverändert Callactive und Geschäftsführer Stephan Mayerbacher die Ansprechpartner.

Offenbar seit dem Wochenende lässt Callactive auch die Domain call-in-tv.de, die die Firma vor kurzem unter merkwürdigen Umständen in ihren Besitz gebracht hat, nicht mehr auf die Seite von „Money Express“ umleiten, sondern auf die Beschwerdeseite der zuständigen nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt. Aber auch die entsprechenden österreichischen und schweizer Domains call-in-tv.at und call-in-tv.ch, die ebenfalls Callactive gehören, verweisen nun auf die deutsche Behörde.

Eine Entscheidung, die teuren Gewinnspiele in Zukunft, anders als bisher, fair und nach den Regeln der Landesmedienanstalten zu veranstalten, ist mit dem Produzentenwechsel offenkundig nicht verbunden. Gestern, in der ersten Nacht unter der neuen Regie, wurde zum Beispiel ein Spiel beendet, ohne überhaupt noch einem Kandidaten die Möglichkeit zu einem Lösungsversuch gegeben zu haben. Zuvor war 90 Minuten lang (laut Protokoll auf call-in-tv.net) kein Kandidat in die Sendung durchgestellt worden. (Videozusammenschnitt hier.)

(Verabschiedet hatte sich Callactive in der Nacht zuvor unter anderem mit einem Spiel, in dem „Tiere mit S“ gesucht waren. Erstaunlicherweise wurden weder Sprenkelbeutelmaus, noch Stumpfkrokodil, Stummelschwanzhörnchen, Scheckente, Schmalfußbeutelmaus, Schmiedekiebitz, Schneckenmilan oder Schwimmwühle erraten.)

Was tatsächlich hinter der merkwürdigen Manövern der letzten Tage und Wochen steht, weiß ich nicht. Als sicher kann aber gelten, dass das Geschäft mit der Dummheit und Spielsucht der Zuschauer nicht mehr so gut läuft wie früher. Das Produktionsfirma Endemol, die bis vor einem halben Jahr 51 Prozent an Callactive hielt (der Rest gehörte über eine Holding Mayerbacher selbst), formulierte in ihrem Jahresabschluss 2007:

Die Ertragslage der Callactive GmbH, München, hat sich im laufenden Geschäftsjahr deutlich verschlechtert. Auch die geplanten Cash Flows mussten nach unten korrigiert werden. Diese Tatsachen und die Ergebnisse der Unternehmensbewertung der Firma PricewaterhouseCoopers basierend auf der Mehrjahresplanung der Callactive GmbH führen unseres Erachtens zu einer voraussichtlich dauernden Wertminderung dieser Beteiligung, so dass eine Teilwertabschreibung i. H. v. T€ 3.772 vorgenommen wurde.

Das war kein gutes Geschäft: Endemol hatte die Beteiligung an Callactive im Oktober 2006 für 5 Millionen Euro gekauft, verkaufte sie aber im Dezember 2007 für nur rund 1,5 Millionen Euro an die Endemol Holding. Von der Endemol Holding kaufte Mayerbacher sie schließlich im April zurück und war wieder alleiniger Besitzer der Firma Callactive — was immer die heute tun mag.

Nachtrag, 11. Juni: Mehr dazu hier.

[Disclosure: Callactive führt gegen mich mehrere Rechtsstreite.]

MTV-Kritiker leben gefährlich

Das Unternehmen MTV sieht keine Notwendigkeit, die Kritiker seiner Sendungen davor zu schützen, von seinen Geschäftspartnern eventuell mundtot gemacht zu werden. Auf eine Anfrage, ob MTV das radikale Vorgehen der Firma Callactive gegen ein kritisches Forum billige, erklärte eine Sprecherin, sie könne „Handlungen unserer Dienstleister, die über die zwischen uns vereinbarte Produktion eines Format hinausgehen, nicht kommentieren“.

Die Firma Callactive hat (wie berichtet) vorletzte Woche die Domain call-in-tv.de unter merkwürdigen Umständen übernommen und nutzt sie nun, um anstelle des kritischen Forums für ihre im Auftrag von MTV produzierte Anrufsendung „Money Express“ zu werben, die nachts auf Viva, Comedy Central und dem Kindersender Nick läuft. Frank Metzing, der Anwalt des Forumbetreibers Marc Doehler, hält es für sehr wahrscheinlich, dass Callactive als nächstes versuchen wird, Doehler auch die Ersatzadresse call-in-tv.net und überhaupt den Namens „Call-in-TV“ streitig zu machen. Bereits am 19. Februar 2008 hat die Firma Callactive den Namen „Call-in-TV“, den das Forum seit über zwei Jahren nutzt, als eigene Marke registrieren lassen. Das Logo (rechts oben), das sich die Firma hat schützen lassen, wirkt nicht so, als hätte jemand viel Zeit, Geld oder Mühe investiert. Es verwendet auch ähnliche Farben wie das „Call-in-TV“-Logo der Kritiker (rechts unten).

Metzing schätzt die Chancen von Callactive, aufgrund der neu eingetragenen Marke erfolgreich gegen das Forum vorzugehen, allerdings als gering ein. Der Begriff „Call-in-TV“ bezeichne eine ganze Gattung von Fernsehprogrammen — und sei als Wortmarke daher zu allgemein. Deshalb habe die Firma markenrechtlichen Schutz beim Patent- und Markenamt überhaupt nur über den „Umweg“ erreicht, eine Wort-/Bildmarke registrieren zu lassen. Die Nutzung des Begriffes „Call-in-TV“ im Internet könne man nach der bisherigen Rechtsprechung jedenfalls auf diese Weise nicht verbieten lassen. Metzing geht aber davon aus, dass Callactive es dennoch versuchen werde.

Im Februar hatte die Produktionsfirma in einer Pressemitteilung erklärt, die Unterstellung, „Callactive wolle das Forum durch übertriebene Zahlungsforderungen zerstören“, sei unrichtig. Das Vorgehen der vergangenen Wochen lässt allerdings wenig andere Interpretationen zu, als die, dass Callactive das Forum zerstören will — wenn nicht durch übertriebene Zahlungsforderungen, dann womöglich anders.

Mayerbacher sagte gegenüber der Internetseite „TV Matrix“, sein Unternehmen habe die Domain call-in-tv.de „nicht gepfändet, sondern im Rahmen einer Vereinbarung mit dem Domaininhaber […] eine Übertragung auf uns erreichen können“. Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn Callactive hatte zuvor sehr wohl einen gerichtlichen Pfändungsbeschluss gegen Doehler erwirkt: Der Wert der Domain wurde in dem Pfändungsantrag auf 2000 Euro geschätzt. Doehler kam der drohenden Einziehung jedoch zuvor, indem er die Domain auf einen anderen Inhaber übertragen ließ. Richtig ist, dass Callactive die Adresse von diesem dann nicht pfändete; das Unternehmen soll es aber nach Darstellung Doehlers geschafft zu haben, den neuen Besitzer durch massiven Druck zur Übertragung der Adresse zu bewegen. Der zwischenzeitliche Domaininhaber selbst sagt, er dürfe sich zu den Vorgängen nicht äußern.

Das ist der Stand der Dinge. Und bei MTV Networks wollte man nicht einmal meine Frage „Gehört es zu den Geschäftspraktiken des Unternehmens MTV, Kritiker seiner Sendungen mundtot zu machen oder machen zu lassen?“ mit „Nein“ beantworten.

Eine ausführliche Darstellung der Vorgänge der vergangenen Wochen aus Doehlers Sicht auf gulli.com

[Disclosure: Callactive führt auch gegen mich mehrere Rechtsstreite.]

Feindliche Übernahme von call-in-tv.de

Es scheint auf den ersten Blick der ultimative Triumph für die Firma Callactive: Ihr gehört nun die Domain call-in-tv.de.

Unter dieser Adresse hatten kritische Zuschauer seit mehreren Jahren akribisch die zahlreichen Unregelmäßigkeiten und Auffälligkeiten in den teuren Telefon-„Gewinn“-Spielen protokolliert, die das Unternehmen unter anderem für mehrere MTV-Sender produziert („Money Express“). Die Beschwerde eines Mitglieds des Forums hatte sogar dazu geführt, dass die sonst in dieser Sache gerne untätige nordrhein-westfälische Landesmedienanstalt in der vergangenen Woche eine Callactive-Sendung formal beanstandete.

Callactive hatte bereits vorher damit gedroht, die Domain pfänden zu lassen. Die Firma hat aus verschiedenen Prozessen über Äußerungen im Forum noch offene Forderungen gegen Marc Doehler, den Betreiber des Forums.

Die genauen Umstände, unter denen die Domain nun ausgerechnet in den Besitz von Callactive gelangte, sind noch unklar. Doehler hatte sie vor kurzem an einen anderen Domaininhaber übertragen, auf dessen Server das Forum zuletzt auch lief. Doehler sagt, der jetzige Domaininhaber habe ihm heute mitgeteilt, dass er die Domain nun auf Callactive übertragen musste. Wer die Adresse aufruft, erhält zur Zeit nur eine Fehlermeldung.

Doehler sagt, er und sein Team wollten sich auch durch diesen erneuten Rückschlag nicht davon abbringen lassen, die umstrittenen und immer wieder durch Unregelmäßigkeiten auffallenden Anrufsendungen zu beobachten.

Das Forum ist ab sofort unter der Adresse call-in-tv.net erreichbar.

[Disclosure: Die Firma Callactive führt auch gegen mich mehrere Rechtsstreite.]

Medienanstalt entdeckt Call-TV-Sendung

Die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen hat festgestellt, dass die von der Firma Callactive für MTV produzierte Anrufshow „Money Express“ am 29. November 2007 unzulässigerweise einen nicht vorhandenen Zeitdruck aufgebaut und Anrufer so in die Irre geführt habe. Sie hat die Sendung „formell beanstandet“.

Die einzige konkrete Konsequenz für den Sender und seinen Produzenten ist diese:

Callactive-Geschäftsführer Stephan Mayerbacher hat gegenüber dem Medienmagazin DWDL angekündigt, rechtliche Schritte gegen die Entscheidung prüfen zu lassen — „auch, um von der Medienaufsicht eine klare Definition zu erhalten, was denn genau ein ’nicht vorhandener Zeitdruck‘ ist“.

Recht hat er.

In der beanstandeten Sendung, die bis 3.04 Uhr ging, wurde laut (gewöhnlich zuverlässigem) Protokoll von call-in-tv.de erstmals für 1.05 Uhr angekündigt, die Telefonleitungen zu schließen. Dasselbe geschah bis zum Ende der Sendung noch ungefähr ein halbes Dutzend Mal. Bereits um kurz vor 2 Uhr wurde ein erster sogenannter „FINAL COUNTDOWN“ heruntergezählt. Je ein weiterer „FINAL COUNTDOWN“ folgte um 2.26 Uhr und 2.57 Uhr. Hinzu kamen mutmaßlich Dutzende folgenlose Countdowns, die nicht ausdrücklich als „final“ angekündigt wurden. Um 2.40 Uhr wurde „LETZTE CHANCE“ eingeblendet, um 2.50 Uhr ein weiteres Mal.

Mayerbacher fragt zu Recht: Was ist „nicht vorhandener Zeitdruck“? Die Täuschung durch „final Countdowns“, die weder final sind noch zu irgendeinem Ereignis herunterzählen, die falschen Ankündigungen von „letzten Chancen“ oder die fast ununterbrochenen falschen Aussagen der Moderatoren über den Spielablauf können es nicht sein. Denn damit führt „Money Express“ seine Zuschauer fast jeden Abend in die Irre.

Ich hoffe, Mayerbacher klagt wirklich. Entweder er verliert. Oder die Gewinnspielregeln und ihre Auslegung durch die Landesmedienanstalten werden als die Farce entlarvt, die sie sind. Für die Allgemeinheit wäre es in jedem Fall ein Gewinn.

(Tafelgag nach einer Idee von „Twipsy“.)

[Disclosure: Ich befinde mich in mehreren Rechtsstreiten mit der Firma Callactive.]

Sandra Ahrabian und das falsche Zebra (2)

Das Landgericht München I hat Sandra Ahrabian Recht gegeben. Es erließ bereits am Mittwoch eine einstweilige Verfügung gegen Marc Doehler.

Frau Ahrabian verdient Geld damit, Menschen in der Sendung „Money Express“ mit falschen Versprechungen zu teuren Anrufen zu animieren. Als in der Sendung vom 1. April 2008 die Buchstaben „BRAZE“ neben ihr eingeblendet waren (gesucht war das Wort „ZEBRA“), scherzte sie noch on air mit dem für Zuschauer nicht zu hörenden Redakteur darüber und sagte: „Da hast Du an mich gedacht dabei? Ach, Du bist heute aber wieder charming.“ Marc Doehler, der in seinem Forum zusammen mit anderen die vielen Unregelmäßigkeiten dieser und anderer Anrufsendungen protokolliert, veröffentlichte daraufhin einen Screenshot und schrieb darunter scherzhaft: „Da fehlt das ‚HOHL-‚“ (mehr zur Vorgeschichte hier und hier).

Doehler wird nicht gegen die einstweilige Verfügung vorgehen. Es fehlt ihm sowohl der Glaube an die Justiz, als auch das Geld. Allein diese Entscheidung dürfte ihn über 1500 Euro kosten.

[Disclosure: Die Firma Callactive geht in mehreren Fällen juristisch gegen mich vor.]

Auf dem Schlauch mit Sandra Ahrabian

Meine Fähigkeit, juristische Auseinandersetzungen unter dem Gesichtspunkt ihres Unterhaltungswertes zu betrachten, ist in den vergangenen Monaten dank des vielfachen Vorgehens der Firma Callactive gegen mich ein bisschen eingeschränkt worden. Aber manchmal klappt’s noch.

Da ist ja dieser Fall, dass in der Sendung „Money Express“ auf den MTV-Sendern Viva, Comedy Central und Nick eines Nachts neben der Moderatorin Sandra Ahrabian das Wort „BRAZE“ stand, und Marc Doehler in seinem Forum unter einen Screenshot von der Situation schrieb: „Da fehlt das ‚HOHL-„. Die Moderatorin hat nun beim Landgericht München I eine einstweilige Verfügung gegen Doehler beantragt, denn, so erklärt ihr Anwalt:

Das Wort „Hohlbraze“ ist ein Schimpfwort und eine Beleidigung. Es bezeichnet einen Menschen, meist eine Frau, der äußerst unattraktiv und von großer Dummheit ist.

Doehlers Anwalt weist in seiner Erwiderung u.a. darauf hin, dass „Hohlbraze“ schon deshalb kein Schimpfwort sein könne, weil es kein Wort sei. Aber selbst wenn es eines wäre und wenn es die gleiche Bedeutung hätte wie „Hohlbratze“ und wenn es von Doehler in dieser Form benutzt worden wäre… selbst dann müsse das Gericht zwischen dem Ehrenschutz der Moderatorin und dem Schutz von Werturteilen und Meinungsäußerungen abwägen — und dabei berücksichtigen, dass Frau Ahrabian zwar intelligent sei, sich aber in den Sendungen „durchgehend als dumm präsentiere“.

Es folgen nicht weniger als acht Beispiele:

a) In der Sendung „Money Express“ am 15. Oktober 2007, „Bremen“ sollte gelöst werden, „BENREM“ wurde als Anagramm angezeigt:
Die Antragsgegnerin (Sandra Ahrabian) […] führt unter anderem aus: „Was ist denn Benrem für ne Stadt? […] Ich steh heute auf dem Schlauch. […] [auf eine Mitteilung der Regie via Ohrknopf] Wieso: ‚Geht’s noch?‘ […] Ich komm nicht darauf.“

b) Ebenfalls in der Sendung vom 15. Oktober 2007, „Wuppertal“ sollte gelöst werden, „PAULPETRW“ wird angezeigt:
„Ich hab keine Ahnung, was das ist hier. […] Das sind ja neun Buchstaben. Sind das neun Buchstaben?“

c) In der Sendung vom 7. Januar 2008, „Bielefeld“ wird gesucht, „EDELFIBEL“ angezeigt.
Die Antragstellerin: „Ist das ne deutsche Stadt? Frage ich lieber nochmal nach. Liebster Redakteur [unverständlich], kann es sein, dass Ihr da nen Buchstaben vergessen habt? […] Ich hab manchmal wirklich ein Gehirn wie ein Sieb.“

d) Am 6. Marz 2008, „Landwirt“ sollte gelöst werden, „LIRTWAND“ wird angezeigt.
Die Antragstellerin: „Ich muß jetzt ganz ehrlich eins gestehen: Ich war gerade heute noch in der Sonne, da hat’s mir, glaub ich, die letzte Gehirnzelle weggebrannt.“

e) Am 18. März 2008, „Augsburg“ sollte gelöst werden, „ARGUSBUG“ wird angezeigt:
Die Antragstellerin: „Häh? Hab ich ja noch nie gesehen. […] [nach sehr langer Zeit] Gibt es irgendeine Person in Deutschland oder vielleicht auch in Österreich, die mir bitte sagen kann, welche deutsche Stadt wird hier gesucht? Ist nicht ganz einfach, ich hab’s noch nicht. Jetzt muß ich mal eine Frage … Ich hab die Lösung noch nicht, ich mach diesen Job heute nicht zum ersten Mal, nein, ich habe ihn bisher schon zwei-, dreimal gemacht. [später, nach der Auflösung durch einen Zuschauer] Das ist eigentlich total leicht. Aber ich dachte mir, [unverständlich] Augsburg? Ich hab an Augsburg noch gedacht, aber ich dachte mir, das sind viel zu viele Buchstaben, das ist bestimmt nicht Augsburg.“

f) Am 18. März 2008, „Wiesbaden“ wird gesucht, „BESENDIWA“ angezeigt.
Die Antragstellerin: „Tja, das bin ich manchmal auch, ne Besendiva. Ich ziehe zum Putzen gern mal mein Abendkleid an. Kehr ich schön durch die Wohnung, so’n kleines Diadem, ne, dann die Kronjuwelen, und dann kehr ich schön meine Küche… Und dann bin ich so was wie ne Besendiva […] [später] Ich muss auch mal sagen, ich bin in Geographie wahnsinnig schlecht, denn ich hatte da immer ’nen Fensterplatz, ja. Wenn die anderen dem Lehrer zugehört haben, habe ich den Vögeln beim Zwitschern zugehört.“

g) Am 1. April 2008, in der streitbefangenen Sendung, „BRAZE“ wird angezeigt, „Zebra“ gesucht.
Die Antragstellerin: „[nachdem die Regie ihr über den Ohrknopf etwas mitgeteilt hat] Da hast Du an mich gedacht dabei? Ach, Du bist heute aber wieder charming. Was, wie? Was ist denn das bitte? Braze? Soll ich Ihnen mal eins überbrazen? […] Vor allem, wisst Ihr, was so angenehm ist, wenn man sein Auto geputzt hat? Ja? Wenn man nicht bei jeder roten Ampel immer die ganzen Flaschen hört, ja. Die dann im Auto immer so „klirr“, wenn man bremst, ja, kennt ihr das? Oder auch die ganzen Dosen, was da immer so alles drin liegt, die sind immer so laut. […] [im Dialog mit der Regie über den Ohrknopf] Ja, stimmt, Du hast recht, ich sollte einfach mal beim Autofahren mal weniger Wodka trinken, weil die Wodka-Flaschen, die klirren immer so laut, die ganzen leeren Wodka-Flaschen.“

h) In der Sendung am 2. April 2008, das Wort „Schicksal“ wird gesucht:
Die Antragstellerin: „Ich weiß definitiv nicht, welches Wort wir suchen, denn ich sage ihnen eines, wenn Sie mich kennen, dann wüßten Sie, die Ahrabian, wenn die das Wort weiß, die verplappert sich. Ist so. Stimmt’s? Ja. […] Ich hab jetzt drei Falschantworten gehört, ich hab gehört, „Schicksal“ — nee, das hab ich nicht gehört, oh! Das hab ich nicht gehört.“

Wenn Ihnen angesichts dieser Beispiele ein Wort einfällt, das Ihnen irgendwie treffend erscheint, Frau Ahrabian zu beschreiben, tun Sie sich einen Gefallen: Schreiben Sie es nicht auf.

[Disclosure: Die Firma Callactive geht in mehreren Fällen juristisch gegen mich vor.]