Super-Symbolfotos (25-28)

Vermutlich ist es ungefähr so schwierig, mit dem Redaktionssystem eines Online-Mediums einen Artikel ohne Foto zu veröffentlichen, wie einen versehentlich doppelt gebuchten Joghurt an der Supermarktkasse zu stornieren (Durchsage: „Herr Meyer, Artikel-ohne-Foto an Arbeitsplatz 17, Herr Meyer bitte!“ — und dann sucht der Herr Meyer aus seiner Schreibtisch-Schublade den Zettel mit dem geheimen Spezialcode, schiebt sich seufzend durch die Werkbänke, überprüft stirnrunzelnd den Notfall, lässt den Menschen am Computer ein Formblatt unterschrieben und hebt mit dem Code vorübergehend die Artikel-ohne-Foto-Sperre auf).

Gerade beim Thema Wirtschaft und Finanzen ist die Pflicht zur Illustration eine Plage. Die Kollegen von n-tv.de haben aus der Text-Bild-Schere schon eine Kunstform gemacht, und sie sind nicht allein.

Und deshalb spielen wir heute heiteres Symbolfotoraten mit manager-magazin.de.

Fangen wir mit einer leichten Übung an. Welche Entwicklung an den Aktienmärkten illustriert dieses Foto:

Ja, bei n-tv.de würde die Überschrift des zugehörigen Artikels lauten „Aktienhändler geraten ins Rudern“, aber so plump sind sie bei manager-magazin.de nicht. Hier heißt der Artikel „Kreditkrise: Nur eine Atempause“, und der Bildtext geht so:

Luftholen: Die Börsen atmen derzeit tief durch – um dann frisch durchzustarten, meint Fondsmanager Schupp

(Herr Schupp selbst ist übrigens nicht auf dem Foto.)

Jetzt wird es ein bisschen schwieriger. Wir lautet hier der Bildtext?

Richtig:

Unter Druck: Der starke Euro und der hohe Ölpreis lasten auf den Kursen

Wechseln wir ins Ausland und widmen uns diesen freundlichen asiatischen Menschen und ihren Hühnern:

…die vermutlich, als der Reuters-Fotograf sie besuchte, sich nie erträumt hätten, dass unter ihrem Gruppenfoto einmal folgender Satz stehen würde:

Gedränge an der Börse: Chinas Regierung will dagegen ansteuern

(Ohnehin ist der Bildtext dem Foto schon auf halbem Weg entgegen gekommen, denn eigentlich geht es im zugehörigen Artikel darum, dass chinesische Lehrer ihre Schüler vor den Gefahren warnen sollen, an der Börse zu spekulieren.)

Und nun die Zusatzfrage. Denn trotz der gewissen Bebilderungsrenitenz des Themas gibt es natürlich auch bei manager-magazin.de Bildergalerien. Eine aktuelle heißt: „Krisenherde: Das kann die Börsen auf Talfahrt schicken“, und wenn Sie anhand des ersten Fotos jetzt bitte raten wollen, welche Katastrophe für die Börsen hier symbolisisiert wird?

Kalt, ganz kalt.

Die Auflösung:

Doppelte Bedrohung: Das zweifache Defizit der US-Wirtschaft ist eine Bedrohung der Konjunktur – allerdings nur eine latente

 

PS: Eine Art Bonus-Symbolfoto hat der Abfallkalender entdeckt.
(Mit Dank an Nilz und Konstantin!)

46 Replies to “Super-Symbolfotos (25-28)”

  1. Ich bin Erster!
    Stefan, hast du mal drüber nachgedacht, wie ein richtig übles Symbolfoto für die Überschrit „Krisenherde“ aussehen könnte?
    Wo doch in letzter Zeit wieder Ärger mit Nutzvieh herrscht… dass da noch keiner drauf kam…

  2. Symbolfoto 4 von 7 der manager-magazin-Bildstrecke ist auch nicht schlecht: „Konsumlaune: Noch sind die Amerikaner allerdings ausgabefreudig“.

    Wenn das auf dem Foto Amerikaner sind, handelt es sich bei dem Geldschein um Falschgeld. Klar, mit Falschgeld in der Tasche kann man natürlich ausgabefreudig sein. :)

  3. Bitte bringen Sie einen Nachweis über die Rechte an den Bildern, insbesonder Ihr Recht daran, sie hier zu veröffentlichen.

  4. Die BILDsprache oder besser BLÖDsprache ist genial! Vielen Dank.

    Wer ist RA Lawrenz? Ein Abmahnanwalt wurde bereits ins Gefängnis geschickt! Das ist ja wie in der Sage. Man schlägt der Hydra einen Kopf ab, und es wachsen zwei weitere nach.

  5. Die Bilder sind doch Bestandteil einer Berichterstattung über das Medium, in dem sie auftauchen, sie sind sogar der Kern. Ich meine, das ist legal.

    Das Bild mit der doppelten Bedrohung ist aber einfach klasse :-)

  6. Irgendwie rühren mich diese Illustrationsversuche, die dahinter stehende, flirrende Assoziationskette. Da muss doch ein poetischer Geist in der Bildredaktion sitzen, wenn ihn die Grafik mit schwarzen, kalten Asteroiden, die eine sorglos strahlende Sonne umkreisen, an die „bedrohte Konjunktur“ gemahnt. Wie billig-effizient ist es dagegen, einen Artikel über Herrn Schupp mit einem Bild von Herrn Schupp auszustatten.
    Ich weiß: dämlich ist das alles trotzdem.

  7. PS: Wie um Himmels Willen ist dieses Asteroidenbild beim MM (oder seiner Agentur) verschlagwortet? „Zweifach“? „Bedrohung“??

  8. Herr Niggemeier betreibt seine Blogs gewerblich. Wenn er über die entsprechenden Rechte verfügt, kann er jetzt beruhigt zu Bett gehen.

  9. Offener Kommentar an den Unbekannten Kommentator.

    Lieber Unbekannter Kommentator, wir müssen reden, bzw. muss eigentlich nur ich reden, und zwar mit Dir über Dich. Wir klären später, warum und wie Du stinkst, lass uns erst gemeinsam zur Überzeugung gelangen, dass Du stinkst. Es ist gar nicht so schwer, Du musst einfach Deinen eigenen Kommentar lesen und Dir kurz zuvor heftig mit etwas sehr Hartem auf den Schädel schlagen, etwa so stark, dass Du beim Wort „ich“ aus Deinem Mund überlegen musst, wer gemeint ist. Getan? Fein!

    Nun lies Deinen Kommentar, Kommentator, egal welchen, den von vorhin, den von letzter Woche oder die achtzehn von gestern. Fällt Dir was auf? Nein, nicht die innovative Rechtschreibung oder die grammatische Sprachneujustierung. Nein, auch nicht, dass Du nochmal das Gleiche schreibst wie neun andere vor Dir, übrigens ein solides Dämlichkeitscrescendo.

    Es ist – und Du kannst mir glauben, dass mir, dass uns beiden das jetzt nicht leicht fällt – es ist die sagenhafte Kindergartigkeit Deines Kommentars, die dämlich funkelnde Zwölfjährigkeit. Aus jedem Wort tropft ein Viertelpfund Unwissen, verpackt in dummdreiste Koketterie, jeder einzelne Satz widerlegt Watzlawick: man kann sehr wohl „nicht kommunizieren“. Der Kommentar insgesamt, lass mich das ausführen, hat den geistigen Nährgehalt einer leeren Tube aromatisierten Bauschaums (Rhabarber-Nuss).

    Das Unangenehme ist nun nicht, dass jede Mail von „Dipsomaniac D. Studebaker“ zum Thema „The cheapest Pharmacy“ erbaulicher ist als Dein erbrochenes Deutsch, denn seien wir ehrlich, es geht selten um Erbaulichkeit und Dir sogar nie. Das Problem ist, oder nein, falsch gebeugt, das Problem bist. Und zwar Du, der Du Deinen Kommentar fälschlich für einen „Beitrag“ zu einer „Diskussion“ hälst und erwartest, dass – und hier ist egal, was Du erwartest, es ist zuviel. Jede Antwort, jede Stellungnahme, jede erörternde Annäherung, aber auch jede verächtliche Bemerkung wäre zu Deinem Kommentar zuviel der Wertschätzung. Dein Kommentar, dieser hier und alle davor, hat es noch nicht einmal verdient, ignoriert zu werden, denn er ist Nichts, bzw. noch weniger als nichts; Deine Kommentare sind fortwährend im Vakuum implodierendes Antinichts ohne Sosse.

    Und so erklärt sich, warum Deine Kommentare stinken, Kommentator, denn ich und tausend andere da draussen, mit denen ich sonst nichts gemein habe ausser Augen, müssen kotzen auf Deine hingekotzen Kommentare. Bitte geh‘ fort, vielleicht in dieses Second Life, von dem man soviel hört, dort werden für gut gescriptete Kotze (animiert, feuchtschimmernd, mit Brocken) schon mal einzwei Linden Dollar hingelegt, aber hallo. Wenn Du aber bleiben willst, Kommentator, dann präge Dir fest ein, was Dir bisher vielleicht einfach nicht in den Sinn gekommen ist: Das Hirn liest mit. Also schreib‘ für anderer Menschen Gehirne und nicht, weil der Krümel unter’m „f“ so lustig knackt.

  10. @ Sascha

    …soviel Etwas, bezugnehmend/aufbauend auf so wenig Nichts?
    Das nennt man wohl Emergenz, jedenfalls fast. Möglicherweise ein Schlüssel zur Entstehung des Lebens aus unbelebtem Material.

    Darf ich den Text in diversen Foren als Signatur verwenden? Dann muß ich selber fast nichts mehr schreiben.

  11. Jetzt ist mir ganz mulmig beim Gedanken an die doppelte Bedrohung durch diese… äh… von hinten beleuchteten Weltraum…dinger? o.O

    @Sascha: Äh, watt?

  12. @Theo: daher „doppelte“ Bedrohung.
    Einmal durch das Defizit der Kometenabwehr, und zum zweiten weil man die Lichtquelle nicht sieht, die einem jeden Moment in den Rücken knallt.

  13. @23: das ist ein häufiges Fehlurteil.
    Die Wahrheit lautet: Watt kann es in einer Steckdose geben, unter der Vorraussetzung, daß etwas drinsteckt.

    Paßt exakt zum Thema Symbolfotos: Viel Spannung, aber kein Strom, und daher Null Gehalt, geschweige Leistung (=Gehalt pro Zeiteinheit).

  14. Ich glaube, dass sich bei der Auswahl der Bilder emand ganz viel Gedanken gemacht hat.
    Mein Tipp:
    Bild 1
    Pause, aber trotzdem halten wir zusammen. Ein Siegerteam, aber wir gönnen uns mal Ruhe.
    Bild 2
    Der Kurs symbolisiert durch einen übergewichtigen Mann, der die ganze Welt mit ihren Problemen durch Euro und Öl auf den Schultern trägt.
    Bild 3
    Chinesen „gibt’s ja so viele“ und da dachte man, hoppla, jede Menge Hühner (= in der Regel ungebildet) mit asiatischen Betreuern (=Lehrer), das passt.
    Bild 4
    Die Sonne der Konjunktur wird durch die zwei „Knödel“ bedroht, aber eben nur latent, den sie scheint ja so schön in der Ferne.

    Jetzt sag aber mal bitte Keiner, dass das keine kreativen Bilderauswähler sind!

  15. @ knorke #1: Nein, nein, nein, dass sind Krisenherde: http://www.aeg-electrolux.de/node184.asp

    @ RA Lawrenz #14: Sind Sie der Rechteinhaber? Oder warum glauben Sie, falls tatsächlich Rechte nötig wären – was ich persönlich bezweifle, schon mal was vom Bildzitatrecht gehört? – dass Stefan Niggemeier sie Ihnen nachweisen müsste?

    @ Sascha #16: Dieser offene Kommentar an den unbekannten Kommentator ist ja nicht grundsätzlich falsch, warum er gerade hier und jetzt auftaucht, leuchtet mir nicht ein. Am Lustigsten finde ich, dass er sprachlich bei weitem nicht so brillant ist, wie Sie glauben und wie er sein müsste, damit man ihn ernst nehmen könnte. Habe aber trotzdem geschmunzelt.

    @ Harriet #26: Sie glauben, dass sich bei der Auswahl der Bilder jemand ganz viel Gedanken gemacht hat? Ich glaube, dass jemand vor der Auswahl der Bilder ganz schön viel Drogen konsumiert hat. Müssen ja noch nicht mal illegale sein.

  16. A propos „Bildergalerien“:
    Womöglich ist „Bildergalerie erzeugen“ eine Art „Add-on“ zum Web-Programm der Zeitungs-Online-Redaktionen? Nun hat man das Teil,
    begreift’s endlich,
    es macht sogar Spaß,
    …also nutzt man es.

    Ach, man weiß so wenig.

  17. Die Veröffentlichung der Bilder ist hier als der klassische Fall des Bildzitats nach § 51 Nr. 2 UrhG zulässig.

    Da nur schwer vorstellbar ist, daß ein RA dies nicht weiß, empfehle ich dem Kommentator lawrenz im Hinblick auf §132a Abs. 1 Nr. 2 StGB auf das Kürzel RA ggf. zu verzichten.

  18. […] Lieber Unbekannter Kommentator, wir müssen reden, bzw. muss eigentlich nur ich reden, und zwar mit Dir über Dich. Wir klären später, warum und wie Du stinkst, lass uns erst gemeinsam zur Überzeugung gelangen, dass Du stinkst. Es ist gar nicht so schwer, Du musst einfach Deinen eigenen Kommentar lesen und Dir kurz zuvor heftig mit etwas sehr Hartem auf den Schädel schlagen, etwa so stark, dass Du beim Wort „ich” aus Deinem Mund überlegen musst, wer gemeint ist. Getan? Fein! […]

  19. @ Sergej: Sie haben vollkommen recht, der Text ist schwach und unsauber, die Idee alt, ausserdem ist er allzu offensichtlich um viereinhalb so mittelokaye Pointen herumgeschrieben. Leider muss ich gerade ein Buch vollschreiben und da hält man besser den Geburtskanal sauber mit einem verachtungsborstigen Wortklumpen, zwischendurch abgesondert.

  20. @Sascha ist das auf einen gelöschten Kommentar bezogen oder hast du nur die falschen Pilze geraucht? Gerade als Schriftsteller sollte man vorsichtig sein mit Drogen – am Ende kommst du noch auf so komische Ideen wie Blogs unter falschen Namen zu schreiben.*

    * http://murat-kurnaz.blogspot.com

  21. Welches Symbolfoto wäre denn angebracht. um den 3.Platz von „bildblog.de“ bei der Wahl „Welches ist Deutschlands bestes Blog?“ entsprechend und vor allem symbolkräftig zu würdigen? Ich möchte aber nicht verschweigen, dass es nach Meinung des Bloxexpertenmagazins „Titanic“ nur zu Bronze gereicht hat.

  22. @SvenR: Wer die Information ohne Geklicke haben will, kann ja einfach in die Wikipedia schauen. Der eine ißt gern Stiefelwichse, der andere klickt gern Bilderstrecken. Jeder nach seiner Fasson.

  23. Mich würde ja mal interessieren, wie die Online-Redaktionen das mit den Lizenzen der Bilder regeln, die sie verwenden. Ob die eine Pauschale an eine (oder mehrere) Bildagenturen zahlen und sich einfach aus deren Datenbank „bedienen“?

  24. […] Nur leider scheint die Alternative, die eine oder andere Meldung einmal nicht zu bebildern, nicht zu existieren. Wem im tristen Internetalltag der Sinn nach etwas Auflockerung steht, dem sei nahegelegt, Niggemeiers Blog auf seine Symbolfotosammlung hin zu durchkämmen. Dort wurde sogar schon ein kleines Quiz gebastelt: ich zeige Dir das Symbolfoto, du sagst mir die Meldung! […]

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