Spiegel. Sex. Power. Bullshit.

Und damit herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe unseres Journalisten-Seminars „Lernen von den Profis“. Als Gastreferenten für das heutige Modul „Lockendrehen auf Glatze XXVI“ konnten wir die „Spiegel“-Redakteure Ullrich Fichtner und Dirk Kurbjuweit gewinnen.

Stellen wir uns vor: Katastrophe in einem großen Nachrichtenmagazin. Kurz vor Redaktionsschluss ist die Titelgeschichte weggebrochen. Es bleibt nur eine halbe Stunde, um aus dem Nichts zehneinhalb Seiten zu füllen. Als Ersatztitelthema erwürfelt wird: der Absturz des Dominique Strauss-Kahn.

Und los! Die Zeit läuft.

1. Beginnen Sie mit Fakten. Irgendwelchen wahllosen Fakten. Das macht den Eindruck akribischer Recherche.

Rikers Island liegt im East River direkt in den Flugschneisen des New Yorker Airports La Guardia, die Tage auf der Gefängnisinsel beginnen und enden im Lärm sehr nahen Flugverkehrs, um 5 Uhr gehen die Lichter an in den Zellen und Baracken von 14 000 Häftlingen (…).

2. Verlieren Sie sich in Details. Die Menschen werden beeindruckt sein und staunen, woher Sie das alles wissen, selbst wenn die Antwort darauf ebenso banal ist wie der Inhalt.

Strauss-Kahns Frühstück bestand aus einer Minibox Cornflakes, Milch, zwei Scheiben Toast, Obst, Kaffee oder Tee. Mittags gab es auf Rikers Island Gemüsechili mit Reis und Bohnen, zum Abendessen um 17 Uhr wurden Truthahnburger mit Kartoffelstampf gebracht. Um 23 Uhr ging in der Anlage, wie an allen Tagen, das Licht aus, aber nicht in Strauss-Kahns 3,40 mal 4 Meter großer Einzelzelle (…).

3. Ergooglen Sie ein paar Details, die den Eindruck erwecken, Sie kennten die Gegend wie Ihre Westentasche.

Immerhin entstieg dieser Häftling der First Class eines Air-France-Flugzeugs, einer Luxussuite des Sofitel Manhattan an der 44. Straße, wo im Nachbarhaus der verrückte Koch des „db Bistro Moderne“ schwarze Trüffeln über Hamburger hobelt, die mit Entenstopfleber gefüllt sind.

4. Machen Sie deutlich, dass dies hier nicht irgendein Titelthema ist, ein Ersatz-Titelthema gar, sondern die größte Geschichte, die je aufgeschrieben wurde. Lassen Sie die Apokalypse im Vergleich wie einen lächerlichen Kurzschluss wirken.

Die Bilder von [Dominique Strauss-Kahn] in Handschellen und die anderen, die ihn unrasiert, hilflos vor der Haftrichterin zeigten, löschten ihn aus als Figur der Macht, sie disqualizierten [sic] ihn für jedes denkbare Amt, es waren Bilder, die Frankreich ins Herz trafen und Schockwellen in die ganze Welt sandten.

5. Blasen Sie einzelne Sätze auf wie ihre ganze Geschichte. Leihen Sie sich zur Not von einer Kollegin oder Matussek einen Fön.

Kein Thema der vergangenen Woche – nicht die Kernschmelze von Fukushima, nicht die Toten in Syrien, nicht Obamas neue Nahost-Rede, noch nicht einmal der Beginn der Schlussplädoyers im Kachelmann-Prozess, bei dem es auch um den Vorwurf der Vergewaltigung geht und die möglichen Irrwege eines Prominenten, um einen weiteren Mann, der den Versuchungen eines Doppellebens nicht widerstehen konnte – hätte größere Wucht entfalten können.

6. Zählen Sie: „Eins, zwei, auffällig zahlreich“.

Er dreht sich um die Rätsel der menschlichen Psyche, darum, was Ruhm und Einfluss mit den Ruhm- und Einflussreichen machen, die sich gerade auffällig zahlreich in bestürzenden Verfahren wiederfinden. Im März wurde Israels ehemaliger Staatspräsident Mosche Katsav wegen Vergewaltigung in zwei Fällen und sexueller Nötigung von Untergebenen zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt (…).

In Italien steht Premierminister Silvio Berlusconi Ende Mai in Mailand vor Gericht, um sich gegen den Vorwurf zu verteidigen, er habe Sex mit einer Minderjährigen gehabt.

7. Keine Angst vor abgegriffenen, schnell wechselnden und schiefen Metaphern!

Das Karussell der zugehörigen Fragen, Satzfetzen und Vermutungen kreist in irrem Tempo, seit Strauss-Kahn vor zehn Tagen im Terminal 1 des John-F.-Kennedy-Flughafens abgeführt wurde, aus dem Flugzeug heraus festgenommen, in dem schon die Vorbereitungen für den Abflug im Gange waren. Der Zirkus der Gerüchte, der Zitate und wilden Theorien füllt jetzt die globale Manege (…)

8. Schauen Sie, ob auf Twitter nicht irgendjemand irgendwas zum Thema gesagt hat.

(…) vielleicht hat „PrincessiAm_920“ in der Nacht zum Mittwoch den harten Kern der Affäre bislang am griffigsten zusammengetwittert: „Money. Sex. Power. Respect.“ ((„PrincessiAm_920“, die auch in dieser Woche auf Twitter wieder Furore macht mit ihrer bestürzend-markanten Formulierung: „I want pizza“.))

9. Finden Sie irgendeine vage Parallele zu früher, besser: ganz früher.

Strauss-Kahns Absturz aus den Höhen der Weltpolitik in eine Einzelzelle ist das harte Material, aus dem auch schon die griechischen Tragödien gemacht waren.

10. Machen Sie sich nichts draus, wenn Sie auf die Schnelle keine passenden wissenschaftlichen Erkenntnisse finden. Zitieren Sie einfach irgendwas aus irgendeinem Film, den Sie kennen.

Es geht um Sex, um Sex und Macht, um die Quellen herrischer Männlichkeit, um die geheimnisvollen Muster von Attraktivität, die, trotz aller Forschung, immer im Ungefähren und Dunkeln liegen werden. Wer eine Krücke sucht, wird am ehesten noch in der Kunst fündig, die ein paar gute Formeln zur Aufhellung bereithält. Im Film „Scarface“ sagt Al Pacino als Tony Montana: „In diesem Land“, gemeint ist natürlich Amerika, „musst du zuerst Geld machen. Wenn du das Geld dann hast, bekommst du die Macht. Und wenn du die Macht hast, kriegst du die Frauen.“ Ist das die Formel? Die Lösung des Rätsels Strauss-Kahn?

11. Formulieren Sie auch Gedanken, die spontan einleuchten, mit erschöpfender Redundanz.

Es ist eine Welt, in der man leichter dem Wahn verfallen kann, im eigenen Spiegelbild einen Übermenschen zu erkennen. Spitzenpolitiker vom Schlage Strauss-Kahns leben unter ähnlichen Bedingungen wie Musikstars oder Schauspieler. Sie sind Beobachtete, und alles, was sie sagen oder tun, wird von den Medien gierig aufgesaugt und ausgestellt. So werden sie zu Darstellern ihres eigenen Lebens, Kameras sind immer dabei, die alles aufzeichnen, jede Regung festhalten,so als hätte alles eine besondere Bedeutung. Immerfort wird das Ego genährt. Limousinen fahren vor, Leibwächter springen herbei, Gassen werden geschlagen: Wo der Mächtige ist, ist der Mittelpunkt.

12. Wo es ein Wort tut, tun es auch vier. Oder acht.

Diese sind die direkten, sofort erreichbaren Untertanen, die Referenten, Pressesprecher, Sekretärinnen, Praktikantinnen. Sie müssen folgen, müssen zur Verfügung stehen, loyal sein, gehorsam, immer auf Empfang.

13. Kommen Sie von Höcksken auf Stöcksken. Eine Vergewaltigung hat zwar mit einem Seitensprung nichts zu tun, aber beides hängt irgendwie mit Sex zusammen, und wenn es Mächtige tun, auch mit Macht, und wenn man „Sex und Macht“ aufs Cover schreibt, lassen sich leicht wieder mehrere Absätze füllen.

Dass Macht und Libido ungut Hand in Hand gehen können, ist jedenfalls keine französische Erfindung, sondern ein universelles Phänomen. Vergangene Woche, als Strauss-Kahn gerade in Rikers Island eingefahren war, sah sich Kaliforniens Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger dazu gezwungen, ein mit einer Hausangestellten – außerehelich, versteht sich – gezeugtes Kind bekannt zu machen.

14. Stören Sie sich – wenn es der Länge dient – nicht an lästigen logischen Widersprüchen wie dem, dass Sie gerade noch die einzigartige Größe des Themas Strauss-Kahn beschrieben haben.

Die Nachricht über den „Sperminator“ schlug in den USA so laut ein wie die Affäre um diesen alten Europäer mit dem komplizierten Namen (…).

15. Neues Thema, neue Gelegenheit, mit irgendwelchen Fakten zu beeindrucken. Machen Sie sich von dem Gedanken frei, dass sie zu irgendwas führen müssen.

(…) Schwarzenegger ließ es sich schon seit Januar, seit er aus dem Amt ausgeschieden war, auf diversen Ausflügen gutgehen. Regisseur James Cameron begleitete er auf Flusstouren nach Brasilien, er vergnügte sich beim Skifahren in Val d’Isère. Ganz das alte Alphatier.

16. Gehen Sie beim freien Themen-Assoziieren vom nun erreichten Punkt in der Geschichte aus, nicht vom Ausgangspunkt, und erfreuen sich der erzählerischen Möglichkeiten.

Das „oral office“ des Präsidenten Bill Clinton ist Legende wie die Affären des weitverzweigten Kennedy-Clans mit dem allzeit bereiten John F. vorneweg. Dieser Tage zieht der katholische Republikaner Newt Gingrich als bibelfester Konservativer über die Dörfer, um sich als möglicher Präsidentschaftsbewerber vorzustellen, und niemand scheint sich daran zu stören, dass auch er schon in dritter Ehe verheiratet ist und seine aktuelle Gattin nur deshalb erobern konnte, weil sie für ihn fortlaufend das heilige Sakrament der Ehe brach.

17. Wenn Ihnen die Lust ausgeht, die Welt oder die Geschichte nach weiteren irgendwie passenden Fällen abzuklappern, schreiben Sie zumindest auf, dass Sie es könnten.

So ließe sich die Welt abklappern nach lokalen und regionalen Gepflogenheiten im Umgang mit Sex und Macht, und wer die Geschichte studiert, kann sich für den Rest seines Lebens Gedanken machen über die moralische Integrität früherer amerikanischer Präsidenten und deutscher Bundeskanzler, über die Gastfreundschaft chinesischer Firmen, die ihren Geschäftspartnern gern Mädchen aufs Hotelzimmer schicken, über die Affären englischer Premierminister und nicaraguanischer Präsidenten und natürlich über die Bunga-Bunga-Partys des Superbuffo Silvio Berlusconi und seiner Gäste aus Tschechien und sonst woher.

18. Geben Sie den Lesern das Gefühl, sich trotz der überwältigenden Textmenge auf das Wesentliche beschränkt zu haben, indem sie erwähnen, welche Assoziationsketten Sie (aus Zeitmangel) nicht bis zum Ende verfolgen konnten:

Macht ist in der menschlichen Gesellschaft ein ganz relatives Ding. In fast jeder Beziehung, und selbst wenn sie nur zwei Menschen betrifft, bilden sich Hierarchien, und der eine hat folglich Macht über den anderen.

19. Vermeiden Sie den Eindruck, geschwafelt zu haben, indem Sie kurz vor Schluss noch ein paar Informationsstreusel über ihren Text bröseln:

Das Paar Strauss-Kahn-Sinclair verfügt über eine Sechszimmerwohnung im 16. Arrondissement von Paris und unterhält ein 240-Quadratmeter-Appartement an der Place des Vosges. Es gibt eine 380-Quadratmeter-Villa in Washington und eine Residenz in Marrakesch, deren Küche allein 160 000 Euro gekostet haben soll.

20. Versuchen Sie sich als Psychologe und Exeget, auch wenn Sie nur ein Gefühlshaber sind.

Der letzte Halbsatz seiner Rücktrittserklärung an den IWF lautet, „ich möchte nun vor allem – vor allem – all meine Kraft, all meine Zeit, alle meine Energie dem Ziel widmen, meine Unschuld zu beweisen“. Es ist nur ein Gefühl, aber beim Lesen der Erklärung, die nicht sehr lang ist, stellt sich der Eindruck ein, dass sie nicht so klingt wie die eines Mannes, der zu Unrecht einer ungeheuerlichen Straftat angeklagt ist und seine Ehre wiederherstellen will.

Geschafft: 37.500 Anschläge (hier steht natürlich nur ein Bruchteil davon). Ein „Spiegel“-Not-Aufmacher in dreißig Minuten. Es gibt Leute, die können nicht einmal so schnell tippen.

(Sicherheits-Hinweis: Ich weiß nichts darüber, unter welchen Bedingungen der hier behandelte Artikel „Des Menschen Wolf“ aus dem aktuellen „Spiegel“ wirklich entstanden ist. Womöglich ist er die stark gekürzte Version eines doppelt so langen Essays, an dem die Autoren viele Tage und Nächte gearbeitet haben. Ich möchte mir das nicht vorstellen.)

230 Replies to “Spiegel. Sex. Power. Bullshit.”

  1. Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob DAS der Spitzenjournalismus ist, den man statt kopierter dpa-Meldungen bekommen würde..

    Aber ich bin mal wieder froh, mein SPIEGEL-Abo vor einer Weile gekündigt zu haben…

  2. „Leihen Sie sich zur Not von einer Kollegin oder Matussek einen Fön. “ – Ist das ein Herrenwitz, den ich nicht verstehe? Ist Matussek eine Frau? Blasen Frauen Sätze auf?

  3. Applaus! Das liest sich als hätten sie die Universalformel für die meisten Titelgeschichten des Spiegel der letzten Jahre gefunden. Schöne Analyse.

  4. Wieder mal beste Unterhaltung zur Morgenstunde. Ich leg mir die Liste unters Kopfkissen und bewerb mich nächste Woche als Spiegel-Praktikant.

  5. Das Publikum hat recht. Immer. Und so lange es diesen Spiegel kauft, wird er solche Geschichten veröffentlichen.

  6. Sensation!!
    Journalist entschlüsselt vollständige SPIEGEL-DNA!!!!
    „Zuerst wußte ich gar nicht, was ich da vor mir habe…wirre Buchstabenfolgen…scheinbar ohne Sinn und Verstand…aber dann sah ich, dass es etwas Großes war, etwas, das einer bestimmten ‚Architektur‘ folgte“, so S. Niggemeier in einem ersten Kommentar.
    :-)

  7. @1 dito
    Daher hab ichs auch nicht gelesen. Wurde nicht der schwarze Panamera erwähnt (als Sex-, Macht- oder sonstiges Symbol)?
    Ansonsten toller Verriss, nur zu lang.

  8. Das ist ja nun nichts Neues, dass Spiegel-Titelgeschichten immer ein großes Soufflé aus den bekannten Fakten, sich als Gedanken tarnenden Assoziationen, aufgeblasenen Großsätzen und Füllmaterial sind.

  9. @10

    sexsüchtig, auch so ein Kack. Immer wenn jemand mit runtergelassenen Hosen erwischt wird liegt das natürlich nicht daran, daß der/diejenige einfach nur vögeln wollte, nein, es muß mindestens Sexsucht sein. Dann ist man ja fein raus, bei einer Sucht kann man ja schließlich nix dafür.
    Ich will nicht behaupten. daß es das gar nicht gibt – aber die Häufung ist mittlerweile doch schon erstaunlich.

  10. Ich vertrete die These, dass sich die meisten Männer durch einen Zugewinn an Macht gar nicht verändern. In der Regel waren sie nämlich schon vorher so. Es stimmt aber, dass sich bestimmte Frauen von mächtigen Männern angezogen fühlen. Warum das so ist, kann ich mir auch nicht erklären. Sehnen sie sich nach Anerkennung?

  11. Journalismus vom Reissbrett. Kennen wir. Hassen wir.

    Trotzdem:Dass das a) im Spiegel steht und b) die tolle Titelgeschichte sein soll, macht das schon ganz schön betrüblich … Und: Wenn jemand über Spiegel Online mosert, das aber mit dem Spiegel unzulässigerweise in einen Topf wirft, kann man den (Print-)Spiegel bald auch nicht mehr mit dem Hinweis „Im Print ist der Spiegel aber besser“ verteidigen …

  12. Nicht zu vergessen die sprachlich geschickte Verurteilung des Beschriebenen und das Einstreuen leiser Zweifel an der Möglichkeit, ihn trotz so überwältigender Fakt… äh Behauptungen überhaupt dranzukriegen:

    „Dies (Anm.: die Machttrunkenheit und das Gefühl über dem Gesetz zu stehen) trifft auf Strauss-Kahn ganz unabhängig davon zu, ob ihm im Sofitel-Fall die Schuld nachgewiesen und er als Vergewaltiger wirklich verurteilt wird. Man muss diesen Angeklagten, der am Ende mutmaßlich zum Verbrecher wurde, aber bis zu einem Urteil natürlich als unschuldig zu gelten hat (natürlich!) trennen (wie denn?) von dem Mann, der mit dem fragwürdigen Ruhm eines Schürzenjägers durch die Welt lief, eines geilen Bocks, dem Frauen immer wieder vorwarfen, sie bis an den Rand der Nötigung und darüber hinaus zu bedrängen, ohne damit weiter anzuecken, ohne aufzufliegen.“

    Apropos auffliegen: Wenn sein übler Ruf ihm so weit vorauseilte, warum hat der Spiegel nie über ihn berichtet?

    Im Oktober 2010 wurde Strauss-Kahn im Spiegel noch so beschrieben: „Er ist ein eleganter Mann, ein Pariser mit weißen Haaren, drei tiefen Stirnfalten, listig und flirtend lächelt er, ein Frauenmann, großgewachsen aber ist er nicht, ein bisschen krumm auch, er sitzt in seinem kühlen, blumig duftenden Büro im zwölften Stock und sagt: …“ Titel: „Die Geldmacht“, Autoren: Ulrich Fichtner, Klaus Brinkbäumer

  13. Habe ich den Spiegel jetzt richtig verstanden? Arnold Schwarzenegger ist ein „Alphatier“, weil er Flussreisen unternimmt und Ski fährt?

  14. Das ist die große immanente Schwäche eines gedruckten Wochenmagazins. Man muss zum Druckbeginn mit den Artikeln fertig sein, der Markt ist sonst für eine Woche verlaufen. Und man muss die vorgegebene Anzahl von Seiten füllen, auch wenn man nichts zu sagen hat, sähe ja doof aus, wenn drei Seiten Werbung aufeinander folgen würden. Das ist eine ähnliche Gesetzmäßigkeit, wie die Pflicht zur Verwendung von Bildern – insbesondere Symbolbildern – in Onlineartikeln.

    Und solange die glauben, dass das alles genau so sein muss und noch ein paar Leute den Schund kaufen, wird es sich nicht ändern. Und wenn sie mit dem Leistungsschutzrecht durchkommen nie.

  15. Der Spiegel ist mir seit Jahren herzlich egal, aber der Titel dieses Blogbeitrags ließ mich dann doch grad mal bei youtube stöbern, um die Godfathers mal wieder zu genießen. Danke dafür :)

  16. „Die Bilder von [Dominique Strauss-Kahn] in Handschellen …“

    SO stand es bestimmt nicht im Spiegel. Wenn schon Details auseinander nehmen, dann auch auf Details achten.

    Im Übrigen war der Opener des Artikels ein gutes Intro. Was danach kommt, mag seichte Kost sein. Auch der Spiegel kann nicht an 52 Wochen nur Highlight-Artikel bringen.

  17. @Torsten (#2): Matthias Matussek war Kulturredakteur des SPIEGEL und ist Autor diverser belangloser Sachbücher. Ich schätze es war eine Anspielung auf seinen Schreibstil.

  18. Wenn man den Spiegelartikel nur ein klein wenig umbaut, kürzt und ein paar schwere Wörter austauscht, könnte er auch in jeder beliebigen Frauenzeitschrift erscheinen…
    Was dummes Geschwurbel angeht, hat im Momment allerdings EHEC die Nase vorne…

    @theo

    Huch… Ebstein? Sind das ESCnachwehen? ;-)

  19. Hm. Also wenn das in Georgien wäre, dann hätte man jetzt von Fox News ein Bild kopieren können, in dem DSK zu sehen gewesen wäre. Irgendwo hinten in einer Schlange stehend am Flughafen. Vielleicht beim Sex mit einem Gegenstand, den man als Blume, vielleicht auch als Frau hätte identifizieren können.

    Die Geschichte lief letzte Woche in Georgien mit dem ehemaligen Verteidigungsminister Okruaschwili.

  20. @28: Statistisch betrachtet haben Frauen häufiger einen Föhn als Männer…darum sind sie in diesem Satz

  21. Stefan: in meinem persönlichen Umfeld überwiegen die Männer mit Fön. Meine Mutter benutzt eine Trockenhaube :-)

  22. Die Spiegel-Gruppe scheint pleite zu sein und will vom Bastei-Verlag übernommen werden.

    Nächste Woche dann EHEC. Irgendwas mit Tod und Grauen auf dem Titel. Kommt nach Sex super.

  23. @ Philipp (#35): Das Ding nennt sich Konjunktiv. Kann oder will aber fast keiner mehr. Alltagssprachlich ist das ungefähr „als ob Sie die Gegend wie Ihre Westentasche kennen würden.“

    @ Mareike Kaa (#19): Nö, aber das Alphatier scheint anscheinend mehr durch, wenn er (wieder) typische Harter-Kerl-Sachen macht.

  24. @ 35 Philipp:

    „[…] den Eindruck erwecken, Sie kennten die Gegend […]“
    = Konjunktiv II Präteritum Aktiv, wobei „Sie“ kleingeschrieben werden dürfte.

  25. Stefan: in meinem persönlichen Umfeld überwiegen die Männer mit Fön. Meine Mutter benutzt eine Trockenhaube :-)

    Deshalb sind Blogs toll. Trockenhaube. Großartig. :D

  26. Ich teile Stefans Kritik nicht. Ich halte es für sinnvoll – gerade wenn man einen Text gedruckt vor sich und keinen Internetzugriff (weil man auf dem Sofa sitzt etc.) hat – den Leser noch mit ein paar Infos zu versorgen, die er sich sonst ergoogeln würde.

    Es gibt doch immer wieder die Momente, in denen fast jedem (außer Stefan und seinen allwissenden Fanboys) verschiedene Fragen in den Sinn kommen, wenn man was liest. Und mit etwas Glück haben Ullrich Fichtner und Dirk Kurbjuweit sie beantwortet.

    Ach ja, was für Online gilt, gilt auch für Print: Man muss Seiten nicht lesen, man kann es auch einfach lassen. Aber sich an was abarbeiten können macht ja auch Spaß.

  27. Schöner Blogpost. Aber: Ist es denn erlaubt, so viel und so oft den Spiegel zu zitieren? (Die Zitate hier nehmen ja mehr Platz als der eigene Text ein…)

  28. Verflixt! Ich wusste, ich hätte (SPIEGEL-)Journalist werden sollen. Das Leben könnte so einfach sein.

  29. Es ist ja ein weit verbreiteter Irrtum, das die meisten Menschen etwas lesen, um sich zu informieren. Tatsächlich wird meistens etwas gelesen, um sich bestätigt zu fühlen. So gesehen, war das doch eine Superstory im Spiegel.

  30. @ Marc: Sie haben sich am Montagabend, als bekannt wurde, dass DSK in Untersuchungshaft bleibt, gefragt, was er wohl zum Abendbrot bekommt? Und halten es für eine interessante Info, dass es in der Nähe seine alten Wohnorts Bürger mit Trüffel gibt?

    (Auch wenn Sie mich, wie ich aus der Klammer entnehme, wahrscheinlich nicht ernst nehmen. Vielleicht wollen Sie ja auch gar keine Diskussion, dann Entschuldigung für die Störung)

  31. @24: Die Einleitung. Das fand ich gut. Das ist journalistisch auch in Ordnung, da mit ein paar Details reinzugehen und halt ein bisschen „Stimmung“ zu machen. Ich lese den Artikel ja nicht wegen der Fakten, sondern, weil ich auch unterhalten werden möchte.

  32. @ 49, Alberto:

    Wäre „[…] den Eindruck erwecken, Sie kennten die Gegend […]” ein Konditionalgefüge, passte Dein Hinweis.

  33. Es kann doch aber auch durchaus im Bereich des Möglichen liegen, dass seine Kaiserliche Kritikerhoheit, Sir Stephen Nicknickmeier, sich von Bild sponsern oder doch zumindest beeinflussen lässt (Letzteres muss er nicht mal selbst bewusst wahrnehmen). Die betreiben ja auch gerade ordentliche Spiegel-Print-in-den-Grund-und-Boden-Schreibe. Hätte aber nur ungern recht mit dieser Vermutung. Es wäre mir alles irgendwie zu leicht durchschaubar.

  34. @Vincent: Hm, ich meine mich dunkel daran zu erinnern, dass man das Präteritum wählt, sofern der Präsens mit dem Indikativ übereinstimmt und nicht auseinander zu halten wäre. Und „Sie“ ist auch weiterhin groß zu schreiben, um es von der 3. Person Plural zu unterscheiden. Nur das „du“ oder das „ihr“ (als Anrede) etc. darf man nun klein schreiben. (Aber Grammatik war ehrlich gesagt noch nie meine besondere Stärke).

  35. = „als ob sie die Gegend kennten“ –> „Tun sie aber nicht“ => Irrealis. Gilt nicht nur für Bedingungssätze. Unser Fall heißt – glaub ich – konkret „irrealer Vergleichssatz.“

  36. @ 55, inga:

    Deine dunkle Erinnerung klingt sehr plausibel.

    Aber:
    Stefans „Sie“ ist doch dritte Person Plural und damit auch nach Deiner Auffassung kleinzuschreiben, aber dass „du“ und „ihr“ als Anrede (auch?) kleingeschrieben werden, mag ich nicht glauben.

    @ 56, Alberto:

    Glaub ich jetzt auch. Merci.

  37. @54 Spiegel und SPON sind schon seit langen zur Lehrer-BILD verkommen.
    Objektivität und Recherche Fehlanzeige. Tendenziöses Geschwurbel und Zensur der Andersdenkenden findet man bei allem was den Namen SPIEGEL trägt dafür unmso mehr.

    Damit einem sowas auffällt muss man nicht bewusst oder unbewusst von der BILD beeinflusst sein. ein einfacher Blick auf den Bockmist, der es jeden Tag auf die SPON Seite schafft, genügt vollkommen.

  38. Die Einleitung finde ich auch in Ordnung. Das ist doch ne ganz klassicher Einstieg in eine story.

  39. Danke Herr Nieggemeier. Der Spiegel schreibt doch schon seit Jahren immer mal wieder solchen Unsinn. Vor ein paar Wochen allerdings wurde es mir auch zuviel und ich habe mein Abo gekuendigt. Die aktuelle Ausgabe ist die letzte, die mir zugestellt wurde. Seit ein paar Jahren kann man beobachten, wie der Spiegel immer haufiger auf den gerade aktuellen Zug der Boulevardmedien aufspringt, siehe z.B. auch Ausgabe 16/2011. Und weil man die Leser ja ganz offensichtlich fuer leicht bescheuert haelt, tut man immer so, als haette man bahnbrechende Recherchen betrieben. Schade, das war wirklich mal ein gutes Magazin, in dem Groessen wie Cordt Schnibben geschrieben haben.

  40. Von der Form zum Inhalt:

    Wieso sollte es unmöglich sein, dass sich die Autoren in Manhattan auskennen? Oder mit den dortigen gastronomischen Extravaganzen?

  41. @23, theo:

    Danke! Was hätte Rudolf Augstein wohl dazu gesagt? Schade, dass sein Sohn Jakob nicht Spiegel-Chef ist. Stattdessen muss er sich mit dem kleinen „Freitag“ begnügen. Weil ich seine Arbeit schätze, habe ich im Februar einen Artikel für ihn geschrieben. Über das Honorar gebe ich aber besser keine Auskunft. http://www.freitag.de/kultur/1108-der-befreiungsschlag

    Jetzt zieht es mich zu den Bewegtbildern. Greenscreen und Teleprompter werden in der kommenden Woche angeliefert. Wenn das erste Video fertig ist, würde ich mich über eine anständige Kritik freuen. Schließlich könnte die Kuschelei auf Facebook irgendwann langweilig werden.

  42. @ Vincent (#62): Wer sagt denn, dass es das sollte? Niemand. Aber das mit dem Bulettenbrater mit schwarzen Trüffeln ist eben völlig irrelevant für die Geschichte.

    Bestimmt gibt es in der Gegend auch ein französisches Restaurant, oder einen Anwalt oder Arzt, der Strauss oder Kahn oder vielleicht sogar Strauss-Kahn heißt. Vielleicht hat Marilyn Monroe oder Gérard Depardieu mal in dem Hotel gewohnt. Oder vielleicht war da mal ein echter russischer Graf als Straßenmusiker tätig. Oder was weiß ich. Hätte man auch alles erwähnen können.

    Das ist für die Geschichte doch völlig egal. Die meisten Leser dürften das genannte Restaurant weder aus eigener Anschauung kennen noch jemals davon gehört haben. Das beiläufige Erwähnen des Etablissements ist pure Schaumschlägerei, die der Geschichte kein bisschen weiterhilft. Das ist ja kein Artikel über Manhattan oder die dortigen gastronomischen Extravaganzen, sondern über Strauss-Kahn. Wenn Strauss-Kahn in dem Laden schonmal gewohnt hätte, das wäre erwähnenswert.

  43. Ich habe mich beim Lesen der aktuellen Spiegel-Titelgeschichte auch über den wirren Mix gewundert. Gut fand ich allerdings, wie erklärt wurde, dass jemand in einer solchen Position leicht den Bodenkontakt verlieren kann in seiner Welt aus Assistenten und quasi unbegrenzten Möglichkeiten. Das entschuldigt nichts, es war mir im Gegensatz zu einem führenden Politiker aber nicht klar, was ein IWF-Chef macht.

  44. Lieber Stefan Niggemeier,

    nicht falsch vesrtehen:
    Ich liebe Sie…

    Bitte weiter lesen und drüber schreiben.

  45. Am besten finde ich ja Arnies Kind mit der Hausangestellten. Die Außerehelichkeit dieser fruchttragenden Liaison darf man ruhig gesondert betonen, denn manch ein „Spiegel“-Leser mag sein Ehweib als Hausangestellte betrachten und darob der Unmoralität jener Zeugung nicht unmitelbar innegeworden sein.

  46. uiuiui, gnaddrig (#66). Das sagt nicht niemand, sondern schreibt Stefan Niggemeier.

    Ich finde Ihre Kritik geht ins Leere. Wie erkannt, wird nicht die Nachricht mitgeteilt, sondern die Geschichte erzählt. Da ist es doch nicht unpassend, die Milieus zu beschreiben, in der sie sich abspielt. Und zwar nicht trotzdem, sondern gerade weil die meisten Leser weder das eine noch das andere aus eigener Anschauung kennen.

  47. @44/Marc
    Man muss Seiten nicht lesen, man kann es auch einfach lassen.
    Ja, das ist das Totschlagargument, mit dem sich Generationen von Musikantenstadl-Konsumenten über jegliche Kritik hinweggesetzt haben. Die politisch konnotierte Variante vor 1989 lautete: „Geht doch nach drüben.“

    Man findet es inzwischen in allen möglichen Versionen überall, wenn Kritik an Zuständen, den Medien, einem Buch oder sonst etwas geäußert werden. Es ist der „Geist“ einer Pseudo-Toleranz, die sich letztlich nur mit ihrer eigenen Ignoranz vor der Welt immunisieren möchte.

    Im vorliegenden Fall ist der Ratschlag nicht praktikabel. Um etwas entsprechend nervig, redundant, fehlerhaft und lächerlich zu finden muss ich es ja erst einmal gelesen haben. Nach der Lektüre ist die Empfehlung, diese zu unterlassen, unsinnig. Das dürften selbst einfache Gemüter irgendwann einsehen. Der medienkritische Journalist hat nun einen anderen Zugang zu einem solchen Text wie vielleicht der gängige Spiegel-Leser, der sich – aus unverständlichen Gründen – immer noch als eine besondere Form von Elite begreift. Da ist es natürlich umso ärgerlicher, wenn das Phrasen-Wolkenkuckucksheim derart erschüttert wird.

  48. Interessant, diesen Niedergang der Nachrichtenmagazine mitzuverfolgen. Jetzt frage ich mich, ist das schon immer so gewesen oder kommen solche Artikel heutzutage häufiger vor als früher?

  49. @ 41 Vincent (+ @ 35 Philipp):

    Nein, auch das große „Sie“ ist korrekt. Sie werden doch hier – wie in allen anderen Punkten – persönlich als Seminar-Teilnehmer angesprochen.

  50. @ Vincent (#70): Stefan Niggemeier schreibt: Ergooglen Sie ein paar Details, die den Eindruck erwecken, Sie kennten die Gegend wie Ihre Westentasche.
    Er hat also gar nichts dagegen, dass jemand Manhattan wie die eigene Westentasche kennt, sondern dagegen, dass man mit ein paar schnell irgendwo zusammengesuchten Trivia diesen Eindruck erweckt.

  51. @ 73, Rynhard und @ 55 inga.

    Stimmt, Ihr habt recht.
    Wie konnte ich überlesen, dass ich ja Sie bin?

  52. @ 74 gnaddrig:

    Und wer musste laut Blogpost erst googlen, um solch einen Eindruck überhaupt erwecken zu können?

  53. Nochmal zu den ersten zitierten Absätzen. Der Informationsgehalt ist null, dennoch finde ich den Kontrast zwischen Knast und Luxussuite, und zwischen Truthanburger mit Kartoffelstamp und Hamburger mit Trüffeln recht stimmungsvoll. Ich kann mich bei solchen Einstiegen immer schön einkuscheln, man kann nochmal Luft holen, bevor es losgeht mit einer pikanten Story über Sex, Geld usw….

  54. Hmm, das ist genau der Stil, der mich als Teenager so beeindruckte als ich angefangen hatte den Spiegel zu lesen. 25 Jahre später muss nur ein Stefan Niggermeier schlecht gelaunt aufgestanden sein und nimmt den Spiegel mal gekonnt auseinander. Danke.

  55. Guter Artikel. Mich nervt das in letzter Zeit auch immer wieder (muss zu meiner Schande gestehen: ich bin Spiegel leser). Aber die Nachrichten kamen auch immer zu ungünstig für den Spiegel. Guttenberg: zuspitzung zwischen Donnerstag und Freitag. Fukushima: Freitag. DSK: Samstag. Nichts dagegen, wenn man 2-3 Seiten aufschreibt, um zu zeigen dass die Redaktion arbeitet. Aber eine Titelgeschichte wie über Fukushima (der erste Reaktorblock ist glaub ich Samtagmorgen hochgegangen… Sonntag Abend erscheint der Spiegel… wann haben die eigtl. Redaktionsschluss?) geht einfach gar nicht. Bei Bin Ladens Tod hätten sie endlich mal richtig recherchieren und aufschreiben können… was machen sie? Sie ziehen das erscheinen des Spiegels von Sonntag Abend auf Samstag vor. Chapeau.

  56. Ich schätze sie und ihre Arbeit wirklich sehr, Herr Niggemeier. Dieser Beitrag erscheint mir jedoch recht überflüssig. Der Spiegel-Artikel ist sicherlich keine Höchstleistung, aber die Aufregung kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es gibt momentan sicherlich genug andere Themen die bedeutsamer sind. Einen Beitrag zum Henri Nannen Preis habe ich hier schmerzlich vermisst. Und zum Thema Grundsatzdiskussion empfinde ich es momentan bedenklicher, wie wenig Ahnung Journalisten von Politik haben und sich stets auf wissenschaftlich unbedeutende „Experten“ beziehen. Bestes Beispiel Hart aber Fair.

  57. @ 78 gnaddrig:

    Darauf meine # 62 nochmal anders formuliert: Wieso ist sich Stefan Niggemeier so sicher, dass die Autoren ohne Google zu fragen keinesfalls (irrealis, siehe # 56) wissen konnten, was sie geschrieben haben.

  58. @ Vincent (#78): Ah, das ist eine andere Frage (da habe ich Ihre #62 völlig fehlgelesen und wir haben bildschön aneinander vorbeigeredet). Keine Ahnung, das unterstellt er natürlich nur (wie er – anders formuliert – in dem Disclaimer unter dem Artikel auch schreibt).

  59. Ich frage mich, was will der Spiegel jetzt bloß bei Kachelmanns Urteilsverkündung schreiben?

    @Linus
    Nein.

  60. @ 87 gnaddrig: hihi, schlecht lesen kann ich auch gut. no offense.

    „das unterstellt er natürlich nur“ gefällt mir und wirft weitere Fragen auf, die sich alle mit „schlecht gelaunt aufgestanden“ (# 81) erschöpfend beantworten lassen. Es bleibt aber unfair.

  61. Ach gottchen, nix gegen qualifiziertes spiegel-bashing, aber da gibt´s bessere anlässe.
    Und:Als ich ich letztes mal vom „höcksken“ zum „stöcksken“ wollte, bin ich im nichts gelandet. Vom „hölzken“ allerdings klappt das einwandfrei.

  62. Beachtlich. „Nur“ 20 Schritte. Mal sehen, ob wir das nicht auch noch knapper hinbekommen.

  63. Spontan hätte ich gesagt, das Stück wurde von Redakteuren der WDRschen „Aktuellen Stunde“ geschrieben.

  64. 21 Anschläge pro Sekunde bei konstanter Tippgeschwindigkeit über eine halbe Stunde – kein Wunder, dass man da nicht mehr zwischendurch zum Denken kommt ;)

  65. Mensch Stefan, wann gibt es hier eigentlich endlich mal ein Formular, mit dem wir Kommentatoren wichtige Themen (TM) einmelden können, über die Du dann bitteschön zu bloggen hast? z.B.: Erdbeerkuchen. (Mal im Ernst: die Erdbeersaison hat begonnen und Du schreibst über den Spiegel?!)

  66. #91 + #96:

    „Höcksken“ sagt man in Duisburg und drumherum (auch wenn man dort manchmal im Nichts landen kann).

  67. @ 11: Das ist so eine neumodische Sitte, Männern, die gerne mit (vielen) Frauen schlafen, „Sexsucht“ zu unterstellen. Dabei ist das ganze einfach biologische Normalität. Tiger Woods „sexsüchtig“, JFK „sexsüchtig“, Schwarzenegger „sexsüchtig“. Quatsch mit Soße. Einfach Männer, die ihren natürlichen Trieben konsequenter nachgehen (können) als andere Männer. Man kann ja sehr gut diskutieren, in welchem Verhältnis Trieb und Moral stehen sollten und welche moralischen Maßstäbe gelten sollten. Aber den Menschheitserhaltungstrieb schlechthin zu einer Sucht zu erklären – wie absurd.

  68. @eugene: Seh ich ganz genauso. Man kann es unmoralisch, unzivilisiert und doof finden, aber es ist sicher keine Krankheit.

  69. Lieber Herr Niggemeier,
    Polemiken müssen nicht stimmen, aber zünden, insofern hat Ihre wütende Abrechnung sogar mich amüsiert, obwohl ich der Autor des Stückes bin. Hätten Sie Recht, und wären Sie konsequent, dann müssten Sie die Abschaffung des erzählenden Journalismus fordern, die Einstellung aller Magazine, das Ende der Wochenend-Beilagen, den Tod der Reportage.
    Vor der Kritik, wie Sie sie vortragen, hätte am Ende nur ein Telegramm Bestand. Oder eine dpa-Eil-Meldung. Kann man haben, diese Haltung. Muss man aber nicht.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Ullrich Fichtner
    PS: Wenn Sie mal in New York sind, lade ich Sie gerne zu einem Trüffel-Hamburger ins „db Bistro Moderne“ ein, wo ich erst kürzlich gegessen habe. Auch als kleines Dankeschön für unser Gespräch über die „Bild“-Zeitung, das leider so unergiebig war, dass wir es für die spätere Titelgeschichte nicht gebrauchen konnten.

  70. @Ullrich Fichtner: Es gibt einen Unterschied zwischen erzählendem Journalismus und belanglosem Geschwafel. Ich habe den Originalartikel nicht gelesen, aber wenn die hier präsentierten Zitate exemplarisch für den Inhalt sind, dann scheine ich nicht viel verpasst zu haben. Höchstens ein paar Seiten belangloses Geschwafel.
    PS: Schade, dass das Gespräch mit Niggemeier zum Thema „Bild“ laut ihrer Aussage so unergiebig war. Beim Bildblog haben sie sich ja kräftig bedient für den damaligen Aufmacher. Verzeihung, inspirieren lassen. Oder so.

  71. Sehr gut Herr Fichtner,

    aber Sie hätten hier nicht schreiben sollen. Sondern nur das Gegeifere und Gemotze über alle anderen Medien laufen lassen. Irgendwann erübrigt sich das und wird langweilig. Konstruktive Kritik sieht nämlich anders aus.

  72. @eugene:

    „Kennzeichnend ist das süchtige Erleben der sexuellen Aktivitäten und der Kontrollverlust, d.h. der Betroffene ist nicht mehr in der Lage, sein Verhalten so zu kontrollieren und zu steuern, wie er es sich eigentlich wünscht. Diese eingeschränkte oder fehlende Selbstkontrolle bewirkt beispielsweise, dass sexuellen Versuchungssituationen nicht widerstanden werden kann, obwohl damit negative Auswirkungen für den Betroffenen verbunden sind.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Hypersexualität

    Kontrollverlust und zwanghaftes Handeln, das im Widerspruch zu eigenen Absichten und Interessen steht – das sind doch recht klare Kriterien, auch wenn wie bei allen Süchten die Grenzen zwischen normaler und suchtartiger Bedürfnisbefriedigung fließend sein können. Promiskuität ist bestimmt nicht immer zwanghaft und mit Kontrollverlust verbunden, da haben Sie recht, aber manchmal ist sie es ja vielleicht doch (und das ist eine empirische Frage). Die Erhaltung der Menschheit erfordert, dass Menschen mehr oder weniger regelmäßig Sex haben, aber nicht, dass sie ihm alles andere unterordnen und davon besessen sind. Das ist Freudsches Denken, in einer Zeit entstanden, in der man leicht der Eindruck haben konnte, dass es immer nur um Sex geht, weil sexuelle Bedürfnisse unterdrückt wurden und man sie dann eben vorrangig fand, wenn man nach Unterdrücktem suchte.

    Und „Menschheitserhaltungstrieb“ – na ja. Zur Arterhaltung ist auch nötig, dass wir essen, aber zum Essen motiviert uns nicht ein „Menschheitserhaltungstrieb“, sondern das Gefühl von Hunger und Appetit. Man kann jedes Verhalten erklären, indem man einen Trieb behauptet, der diesem Verhalten zugrunde liege, aber das ist immer ein Zirkelschluss: Der Trieb erklärt das Verhalten, das Verhalten beweist den Trieb. Damit erreicht man nichts außer einer anderen Beschreibung des Verhaltens. Manifeste Bedürfnisse wie Essen und Sex kann man jederzeit an sich und anderen Beobachten und Studieren, diesen Bedürfnissen übergeordnete „Triebe“ nicht.

    Dass die Rede von „Sexsucht“ Mode ist und Sexsucht oft vorschnell jemandem zugeschrieben wird, kann aber natürlich durchaus sein.

  73. @107, naja. Nur, weil das „ergooglen“ nicht zutrifft, heißt das noch nicht, dass das Faktum mit den Trüffel-Burgern von Belang ist.

  74. 106, Herr Fichtner:

    „Vor der Kritik, wie Sie sie vortragen, hätte am Ende nur ein Telegramm Bestand.“

    Das ist Unsinn und überdies anmaßend angesichts der vielen Autoren, die es besser können und dies auch jeden Tag beweisen.

  75. 110, Sebastian:

    „Diese eingeschränkte oder fehlende Selbstkontrolle bewirkt beispielsweise, dass sexuellen Versuchungssituationen nicht widerstanden werden kann, obwohl damit negative Auswirkungen für den Betroffenen verbunden sind.” (Wikipedia)

    Tja, das ist wohl in sehr vielen Situationen so, dass sexuellen Versuchungen nicht widerstanden wird, trotz des Wissens um womöglich eintretende negative Konsequenzen. Ich würde mal behaupten, die Mehrzahl der Menschen wollen „eigentlich“ nicht fremdgehen. Das heißt sie nehmen sich das vor, oft siegt wenn es konkret wird aber doch die Libido. Nach Wikipedias Definition kann man das schon als Sexsucht beschreiben. Ich beschreibe es eher als ein Siegen von sexuellem Verlangen über moralische Bedenken. Im meinen Augen stellt die Diagnose „Sexsucht“ eher eine Pathologisierung des alten Themas „Sex und Moral“ dar. In meinen Augen muss jemand leiden, damit man von einer Sucht sprechen kann. Litt JFK darunter, mit Marylin und 1000 anderen Frauen geschlafen zu haben ? Davon habe ich nichts gehört. Litt Tiger Woods ? Als er erwischt wurde wahrscheinlich. Natürlich mag es Extremfälle geben, wo auch Menschen unter immerwährendem Streben nach Sex leiden. Ob man das ganze nun „Trieb“, „Drang“, „Libido“ oder wie auch immer nennt – gemeint ist ein starkes Verlangen nach Sex, dass meistens nicht prinzipiell auf eine einzige Frau beschränkt ist. Und das ist nichts unnatürliches. Das wollen einem aber diese „Sexsucht“-Schreier einreden. In letzter Zeit fällt bei fast jedem Hollywoodfremdgeher dieses Wort.

  76. Jau #112 , Wo sind denn diese Autoren und die Beweise? Beispiele bitte. Hier ist davon jedenfalls nichts zu lesen. Unter der Ruprik „Artikel“ nicht mal annähernd.
    Die Spiegel- Leute greifen wenigstens kurzfristig Themen auf und machen daraus etwas, weil sie es müssen. Die machen das nicht mal schlecht. Nur Bashen ist leicht und billig.

  77. @91, 96 Höcksken, Stöcksken: Natürlich hat Niggemeier recht – und die Volksetymologen von Ruhr bis Bayern rühren im Nebel! Das Bild stammt von den wandernden „Kiepenkerlen“, also den Überland-Hökern aus Mettingen (nördl. Münsterland, Brenninkmeyer!): Deren Kiepe (auf dem Rücken) hieß auch Hocke (oder Hoeck), außerdem hatten sie (zur Abwehr marodierender Hofhunde) einen langen Stock bei sich. Wenn sie sich dann an der nächsten Eckkneipe trafen (z.b. im münsterschen Kiepenkerl!), dann tauschten sie eben Informationen über ihre Ware (in der Kiepe) und Stories übers Wandern (Stock) aus. Ab und zu muß man eben abgestiegenen Osnabrückern Trost zu- und ihnen das nächste Veilchen (Preußen – VfL) versprechen.

  78. Ach, man mag es nicht mehr. Da setzt sich jemand, der mal von 1989 bis 1993 als Freier im Lokalen für die NOZ gearbeitet hat (Eigen- … sagen wir: Eigenauskunft: „Kaninchenzüchter, Karneval, Kommunalpolitik – das volle Programm“ – wow!) und danach nur noch als Medienjournalist tätig war, in aller Ruhe hin und nimmt eine schnell geschossene Spiegel-Titelstory auseinander.
    Das ist lächerlich einfach. Das können wir alle.
    Und ich will auch gar nicht auf seine Kritik eingehen. Sagen wir einfach: Er hat ja so Recht.
    Ich möchte Stefan Niggemeier einfach mal unter echtem Zeitdruck arbeiten sehen. Nur einmal, bitte. Und dann schauen wir uns das mal gemeinsam an. In Ruhe.
    #114 sagt zu Recht: „Nur Bashen ist leicht und billig.“

  79. Naja, es ist sicher auch einfacher Merkel zu kritisieren als zu regieren.

    Der SPIEGEL hat den Anspruch mehr als nur eine Pommes-Bude zu sein, natürlich darf und muss man da kritisieren. Immer.

  80. Lieber Herr Niggermeier,

    ein herrlicher Essay!

    Doch selbst als Nicht-Katholik fiel mir (zusätzlich?) zu Ihrem Punkt 16 auf, dass der Katholizismus hier für den SPIEGEL eine Spur zu gut wegkam.

    Auch wenn die Pointe darin liegt, Gingrich ‚eins mitzugeben‘, beruft sich der SPIEGEL auf katholische Glaubensinhalte? Heiliges Sakrament der Ehe?

    In einem nicht-Matussek-Artikel? Donnerlittchen!

    Gingrich ist/war tatsächlich dreimal verheiratet, seine „aktuelle Ehe“, wenn man so sagen darf, schloss er im Jahr 2000. Zum Katholizismus konvertierte der vormalige Baptist allerdings erst 2009, wenn ich mich nicht irre.

    Da er folglich auch nie als Katholik eine Ehe eingegangen ist, war er nie im katholischen Sinne im „heiligen Sakrament der Ehe“, denn dieses können aus römischer Sicht Baptisten ja wohl kaum spenden.

    Aber in einer freien Themen-Assoziation, wie Sie treffend bemerken, nimmt man ’s vielleicht auch beim „Sturmgeschütz der Demokratie“ nicht so genau.

    Wie gesagt,
    herrlicher Essay!

    Herzlichst
    aR

  81. @117/ cfjk
    „eine schnell geschossene Spiegel-Titelstory“ und „unter Zeitdruck“:

    Herr Strauss-Kahn wurde am Samstag 14. Mai 2011 ca. 22-23 Uhr MEZ verhaftet – also etwa eine Woche vor dem Redaktionsschluss der aktuellen Spiegel-Ausgabe…

    Das nennen Sie „Zeitdruck“?

  82. Zum Thema Zeitdruck, einige haben wohl den „Sicherheitshinweis“ nicht gelesen oder nicht verstehen wollen.

  83. Als nächstes bitte um Weimers skurrile Memos im FOCUS kümmern. Sie bestehen fast nur aus Bildern, die seine Gutbürger-Weltsicht untermauern (Hilfe, das ist auch eins!!)

    „In der politischen Klasse gibt es neuerdings grüne Streber und liberale Sitzenbleiber, aber seit dem gefühlten Schulaustritt von Gregor Gysi nur noch einen Klassenclown…“

    Es ist nicht zu ertragen. Mal selbst lesen!

  84. Es ist blanker Unsinn , den Spiegel-Artikel mit Zeitdruck o.ä. zu rechtfertigen. Den Spiegel-Autoren steht ein großer Apparat zur Verfügung, der vieles von dem abdeckt, was z.B. ein Autor einer kleinen Zeitung sich selbst mühsam erarbeiten muss. Autoren wie Fichtner schreiben das zusammen, was viele andere im Haus zuvor recherchiert haben.
    Für mich ist dieser Niggemeier-Beitrag auch kein Beweis für ein Versagen von etabliertem Journalismus an und für sich. Es ist eher ein Beleg dafür, wie Menschen in gut bezahlten Positionen das eigene „Feuer“ verloren geht und man auf hohem Niveau Buisiness as usual betreibt.

    Der Spiegel-Artikel ist übersättigte Routine – und das Antwortverhalten des zuständigen Autors Fichtner ein weiterer Beleg dafür. Man wird gut bezahlt und glaubt dann irgendwann, man sei tatsächlich wesentlich besser als die anderen Kollegen. Aus diesem Sud speist sich zuweilen dann ein Zynismus, der an solch abenteuerlich konstruierten Artikeln Gefallen findet.

  85. Und #120 ist wieder mal so ein Ding, wo sich jemand (a la „wo Sie schon gerade übers Wetter reden…“) auf seine HP hinweisen möchte… – nicht sehr freundlich, finde ich.

  86. #106 „The medium is the message.“ Was fürs Fernsehen schon lange galt, gilt offenbar auch für den Spiegel und seine Geschichten.

  87. Erdbeeren mit Spiegel-ei, Tellergerüchte und Hamburger mit Trüffeln. Strunz, strunz, Was ich alles schon gegessen habe. Im Hamburger-Magazin scheinen die Trüffel allerdings abhanden gekommen.

    Uooöörks. Überfressen, glatt überfressen. Wolfgang Borchert ist tot.

  88. genial, herr niggemeier, respekt! genau wegen solcher kritischer, entlarvender und geistreicher artikel komm ich immer wieder gern in ihren blog. danke für die vielen herzhaften lacher zu später stunde, unfassbar, was der spiegel manchmal so produziert. lustigerweise sind die vokabeln dazu so schön anzuhören – geschwafel, schwadronieren, um den heißen brei reden, faseln -, doch das ergebnis dann lesen zu müssen und dafür womöglich auch noch zu bezahlen … brrr.

  89. Wenn Sie mal in New York sind, lade ich Sie gerne zu einem Trüffel-Hamburger ins „db Bistro Moderne” ein

    Man, ich sollte langsam auch mal anfangen, über den Spiegel zu bloggen. Diese Burger kosten wirklich 120 Dollar, ja?

  90. @106, Ullrich Fichtner: Sie schreiben „ich bin der Autor des Stücks“. Wollen Sie damit den unter dem Artikel als Mitautor genannten Dirk Kurbjuweit aus der Schusslinie nehmen oder haben Sie ihn aus anderen Gründen unterschlagen?

  91. @Ulrich Fichtner:

    Niemand fordert die Abschaffung von erzählendem Journalismus, nur von schwafelndem, psychologisierenden, belanglosem Journalismus, der ohne Sinn und roten Faden einfach mal alles runterschreibt, was irgendwie entfernt zum Thema passen könnte. Mensch, bei den Spiegel’schen Kapazitäten müsste da doch mehr drin sein!

    Aber wo Sie’s schon selbst ansprechen: Wenn Sie das Gespräch mit Niggemeier über BILD so unergiebig fanden, dass Sie es für Ihre Titelgeschichte nicht verwenden konnten, warum war Ihre Titelgeschichte dann trotzdem so … äh … unergiebig? Ich hab darin nichts entdeckt, was nicht schon in unzähligen Blogs viel früher viel pointierter stand. Die BILD-Geschichte war nun wirklich eine glatte Enttäuschung – und das sage ich Ihnen als durchaus öfterer Spiegel-Leser.

  92. Einschlägig zum erzählenden Journalismus des Spiegels ist übrigens auch das Kapitel „Der Raunpfleger“ in dem Buch „Man schreibt Deutsh“ von Stefan Gärtner. Spielt teilweise ebenfalls in der New Yorker Gastronomie.

  93. Schrub Fichtner: „Vor der Kritik, wie Sie sie vortragen, hätte am Ende nur ein Telegramm Bestand. Oder eine dpa-Eil-Meldung.“

    Oder eben erzählender Journalismus, der den Modus des „Erzählens“ nicht als Freibrief für belangloses, frei assoziiertes Geschwurbel missbraucht, sondern ihn einsetzt, um relevante Fakten zu vermitteln und in Kontext zu setzen. Aber auf die Idee muss man wohl erst einmal kommen.

    Selbst fiktive Erzählungen müssen stichhaltiger sein als die hier zitierten Ausschnitte, wenn der betreffende Autor damit irgendeinen Hund hinterm Ofen hervorlocken will. Es gibt also keinen Grund, hier auch noch einen auf dicke Hose zu machen.

  94. @106/Ullrich Fichtner
    Mehr als diese aufgeblasene, billige Herablassung haben Sie nicht zu bieten? Sie wollen allen Ernstes diese durch Suchmaschinen aggregierte Pseudo-Reportage als „erzählenden Journalismus“ verkaufen? Sowas kann heute jede Abi-Zeitung. Aber selbst die dürften sich vor dieser Form des lustigen Plattitüden-Klopfens vermutlich zu schade sein.

    Ihre bräsige Arroganz leisten Sie sich aufgrund der Reputation des „Spiegel“, zu der sie leider rein gar nichts beigetragen haben. Aber das Verfallsdatum dieses Erbschleicherjournalismus ist längst abgelaufen. Der Kaiser war nackt – und der Spiegel ist mittlerweile meist leer. Die pseudokritische Attitüde vermag höchstens noch auf Statler-und-Waldorf-Niveau zu zünden. Die Form Ihres öffentlichen Nachtretens gegenüber Niggemeier zeigt in Wahrheit ihre aufkeimende Verunsicherung. Sie können die Kritik an diesem Schwadronierstück nicht mehr ignorieren. Und das ist gut so.

  95. Großartig, Herr Niggemeier!
    Habe schon länger den Eindruck, dass der Spiegel zunehmend in Richtung Bild-Journalismus tendiert. Toupierter Bild-Journalismus. Aber bei Bild sind die Sätze wenigstens kürzer.

    @ Herr Keuschnig: klasse!

  96. Wo doch hier so viel Wert auf Korrektheit gelegt wird: Wenn es mittags Gemüsechili gab, dann kam abends kein Truthahnburger, sondern Kalbspastete mit Nudeln und gedünstetem Kohl auf den Tisch.

    Aber davon ab: Wenn Herr Niggemeier nicht will, würde auch ich mich zu einem Trüffel-Burger einladen lassen.

  97. @137/Gregor Keuschnig:
    Schießen Sie aber nicht nur auch auf Statler-und-Waldorf-Niveau polemisch gegen die Gegenpolemik? – Vielleicht zurecht. Denn das rhetorische Manöver von Herrn Fichtner bei dieser Art der Kritik müsse man den ganzen erzählenden Journalismus für tot erklären ist natürlich recht billig und noch billiger sind der Hinweis darauf, dass er tatsächlich in New York lebe und dass eine Kooperation mit Herrn Niggermeier wenig fruchtbringend gewesen seien. – Es ist nun einmal nicht so leicht eigene Fehler in seinem Schriftwerk einzusehen.

    Leider habe ich den Spiegel-Artikel noch nicht gelesen, aber ich vermute doch, dass der Bild-Vergleich (das richtet sich jetzt nicht mehr an Sie) reichlich hinkt. Auch wenn da Metaphernketten Schiffbruch erleiden, so kommen doch welche vor, die man dem Bild-Publikum wahrscheinlich schon nicht zumuten könnte.

    Allerdings könnte man Herrn Fichtners Einwurf vielleicht zum Anlass nehmen (wie auch diesen Eklat um die Aberkennung des Kisch-Preises?) erneut etwas über die Machart dieser Storys nachzusinnen. Mir sind sie nämlich eher unheimlich, weil sie dann doch oft so gut gemacht sind (oder waren?). Auch wenn man von Anfang an schon weiß wohin der Hase läuft, so ringt es mir doch Achtung ab, dieses Stück dann auch so sauber von Start bis Landung durchgeführt zu sehen; es läuft schon wie am Schnürchen.. und gerade dann befällt mich ein Unbehagen, dass ich da hinters Licht geführt werde, dass da absichtlich dieses eine womöglich verzerrte Bild erzeugt werden muss, weil die Story es so will..

  98. @Ulrich Fichtner/#106: Bitte mal erläutern, wie und wo genau der Niggemeiersche Text „wütend“ sein soll, ich seh’s irgendwie nicht. Handelt es sich hier gar um eine Variante der öfters vorkommenden und nicht weniger fehlgeleiteten Kommentarfloskel „ich verstehe die ganze Aufregung nicht“ alldieweil sich tatsächlich überhaupt niemand aufgeregt hat?

    Davon ab: als Kontrageben gehört das vermutlich zum erbärmlichsten Versuch eines Nachtretens vom hohen Ross herunter, das mir hier in den Kommentaren jemals begegnet ist. Was waren das noch für Zeiten, damals, als getroffene Hunde mehr als nur dünn kläffen konnten.

  99. @140/Phorkyas
    Sehr guter Einwand. Alleine: Ich habe im Rahmen eines Kommentars nicht den Anspruch – und nicht die Position eines Spiegel-Schreibers, der ganz ungeniert und fast schon obszön mit seiner Medienmacht kokettiert. Dabei entdecke ich eine Herablassung wie Slumkinder behandelt werden, die einem auf der Strasse anbetteln. Hätte es noch der Demonstration der Hybris gewisser medialer Vermittler bedurft – hier liegt sie in reiner Form vor. Hat man das erst einmal durchschaut, kommen einem diese Wichtigtuer nur noch lächerlich vor.

    Fichtner will doch gar keine Diskussion. Ihm ging es nur darum, besonders süffisant sein PS anbringen zu können. Und warum soll ich eine Diskussion aufnehmen? Ich bin nicht der Verfasser des inkriminierten Beitrags, sondern „nur“ der Beobachter. Also tatsächlich Statler und/oder Waldorf.

    Die Diskussion um den Spiegel-Stil zu führen, ist meines Erachtens fruchtlos. Er ist so, wie er ist. Ob ein Journalist den Nannen-Preis bekommt oder nicht ist sekundär (den Preis nach Nannen zu benennen, ist eigentlich schon eine Frechheit; nach demjenigen, der damals in Geld- und Geltungsgier auf Hitler-Tagebücher hereingefallen ist). Die Gründe, warum man ihm diesen aberkannt hat, sind im Vergleich zu den Schweinereien, die sonst so begangen werden, lächerlich.

    Die Achtung, die Sie dieser Form des Schreibens entgegenbringen, wäre also – wenn ich es richtig verstehe – vor allem handwerklicher Natur. Mich überzeugt das in der Regel nicht – es sei denn, jemand ist wirklich sehr klug und camoufliert gut. Ansonsten wird man doch zumeist, um ein bekanntes Reich-Ranicki-Wort zu paraphrasieren, arg unter seiner Intelligenz amüsiert. Von der Intention des Boulevard ist das kaum noch zu unterscheiden, oder?

  100. Es ist ja so wohltuend, zu bemerken, dass man mit seiner Meinung über den Spiegel (von Spiegel-Online ganz zu schweigen) nicht alleine ist.
    Und während man sich bei Bild über die Art der „Berichterstattung“ zwar aufregen kann – aber weiß, dass es eben NUR Bild ist – sind doch (mehr oder weniger gut) versteckte Meinungsmachen von pseduointellektuellen Erzeugnissen ungleich schlimmer ! Die Gefahr z.B. dem Spiegel auf den Leim zu gehen, ist insbesondere ja immer dann hoch, wenn man nicht 100% über Ereignisse informiert ist und sich kolportierte Meinungen unbemerkt beim Lesen einschleichen.
    Für mich -als Ex-Abonennt- ist der Spiegel inzwischen jedoch ähnlich wie Bild: Nach dem Lesen sage ich mir ganz gerne mal „Naja – ist halt nur Der Spiegel !“

  101. Abgesehen davon das es ganz unterhaltsam war, gibts nun eine klitzekleine Kritik.
    „Gefühlshaber“, von mir aus auch „Gefühlshaberinnen“ werden von Ihnen anscheinend nicht sonderlich in deren Entscheidungen geschätzt. Da frag ich mich doch wie Sie zu einer Entscheidung kommen? Fakten, Logik etc.pp. sind doch alle nur zur legitimation einer emotionalen Entscheidung notwendig. Schlussendlich wird es immer (nur) eine gefühlte Entscheidung sein. Verstehen Sie? Sie machen das auch und hey vor allem immer ;).

  102. Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass Herr Fichtner (@106) sich ärgert, dass Herr Niggemeier insinuiert, er kenne sich in New York nicht aus?

    Ähm, zur Erinnerung, der Absatz ging so:

    „Immerhin entstieg dieser Häftling der First Class eines Air-France-Flugzeugs, einer Luxussuite des Sofitel Manhattan an der 44. Straße, wo im Nachbarhaus der verrückte Koch des „db Bistro Moderne” schwarze Trüffeln über Hamburger hobelt, die mit Entenstopfleber gefüllt sind.“

    Ehrlich gesagt: Dass hier mit New-York-Kenntnis angegeben wird, ist noch der kleinste Teil der Idiotie dieses Absatzes. Dass aber hier ein Bild von Charakter/Seelenleben/irgendwas von DSK dadurch gezeichnet gezeichnet werden soll, dass man darauf hinweist, was im Nebenhaus seines Hotels passiert … das ist also „erzählender Journalismus“? Hammer! Das erzählt so viel.

    Ich habe immerhin – und ich sage das nicht um anzugeben – zum Beispiel in Zürich mal in einem Hotel direkt neben der Limmat gewohnt. Hab ich vielleicht deshalb dauernd feuchte Hände?

  103. Boah, wie unerträglich, dieser Jahrmarkt des Selbstgefallens und Besserwissens in diesem Blogbeitrag.

  104. @kampfstrampler

    „Das Bild stammt von den wandernden „Kiepenkerlen”, also den Überland-Hökern aus Mettingen (nördl. Münsterland, Brenninkmeyer!)“

    Ich würde mich hüten jemanden aus Mettingen als Kiepenkerl zu bezeichnen. Die Menschen aus Mettingen, Hopsten, etc. waren Tödden oder Tüötten, je nachdem welche Schreibweise man bevorzugt. Die haben keine Kiepe getragen.

    Es mag sein, dass es mit den Kiepenkerlen zu tun hat. Was ich aber für wahrscheinlicher halte ist ein plattdeutsches Sprichwort. Aus Westfalen, denn sowohl „höcksken“ bzw. „hölzken“ als auch „stöcksken“ sind niederdeutsche Wörter.

    Das für die Tödden spezifische Humpisch bzw. bargunsch kennt dagegen keine Wörter, die in diese Richtung gehen.

  105. Die so unbeirrbare wie beleidigende und dabei völlig unangemessene „Ich-Chef-Du-nix“-Haltung von Autor Fichtner (@106) erinnert irgendwie an Marco Dettweiler, den seriösen Journalisten von der FAZ (mal Name und „seriöser Journalist“ googeln, auch ein sehr lustiger Hybris-Fall, wer sich daran nicht mehr erinnern kann). Dem Mann ist nicht mehr zu helfen – schlägt der auch gleich seine Frau, wenn die nur freundlich anmerkt, dass er mal wieder duschen sollte? Oder sein Kind, wenn es den 120-Dollar-Burger nicht aufessen will?
    (disclaimer: Und dabei bin ich nichtmal Niggemeiers Meinung, sondern finde den Spiegel-Titel erwartbar o.k.).

  106. Hier ein Lesehinweis zu einem Spiegel-Artikel von Ende Januar, dessen Beschaffenheit auch für mich die Frage aufwarf, was eigentlich in dieser Redaktion los ist. Einleitung im folgenden, kompletter Blog-Eintrag unter
    http://stateblog.larsen-vefring.de/?p=304

    2011 Sprachstümper aus dem Abendland

    von Jens Peter Paul | 30. Januar 2011

    Die Zeiten, in denen man in den meisten Spiegel-Ausgaben nicht einen einzigen Rechtschreib-, Grammatik- oder Interpunktionsfehler entdecken konnte und schiefe Bilder nach bestem Wissen vermieden wurden, sind lange vorbei. Der Ehrgeiz, seinen Lesern ein möglichst fehlerfreies Produkt abzuliefern, ist spätestens mit Rudolf Augstein dahingegangen; eine Entwicklung, die sicherlich auch mit dem Bedeutungsverlust der hauseigenen Dokumentation zusammenhängt, während gleichzeitig das Bestreben, am besten noch in der Nacht zum Samstag, wenige Minuten vor dem Andruck, Artikel ins Blatt zu heben, um irgendwie mit schnelleren Medien mithalten zu können, übermächtig wurde.

    Was dem Käufer inzwischen an Sprachschlampereien zugemutet wird (während der Heftpreis nun im Jahresrhythmus steigt), erscheint mir allerdings bereits als peinlich. Wer so achtlos schreibt, offenbart damit nicht nur Mangel an Respekt (nicht: mangelnden Respekt – denn das bedeutete, wenn man genau hinsieht, das Gegenteil) gegenüber seinen Rezipienten, sondern – und das ist weit schlimmer – eine Nachlässigkeit im Denken, die den Leser zwangsläufig an der Substanz des Dargebotenen zweifeln läßt: Wirklich durchdacht kann diese Arbeit nicht sein.

    Im folgenden ein Beispiel aus der jüngsten Spiegel-Ausgabe, auffällig nur in seiner Massierung von sprachlichen Fehlern und Ungereimtheiten, aber keineswegs ein Einzelfall. (…)

  107. ach so, noch zu 106 et.al., lieber SN, was haben Sie denn so alles an Unergiebigem zu Bild gegenüber dem Spiegel gesagt?

  108. Habe ich das jetzt richtig verstanden? Die halbe Niggemeyersche (Blog)-Welt inklusive des Bloggers selber ist neidisch auf Burger mit Trüffeln in New York?????

    @G. Keuschnig: „aggregierte“, „Reputation“, Attitüde“, „Hybris“, „inkriminiert“, „camoufliert“, „paraphrasiert“, „Intention“ – aufgeblasener gehts ja gar nicht mehr… Waren Sie das etwa, der sich über den Anschluss im Allerwertesten selber wie ein Ballon mit Luft gefüllt hat? Schade, dass Sie dabei nicht geplatzt sind!

  109. @s.niggemeier
    nach all‘ den Kommentaren;
    habe ich das richtig verstanden, dass der Spiegel sich etwas aus den Ärmel gerissen hat?
    Also viel mehr, oder weniger habe ich auch im TV nicht gesehen/gehört.
    Auf den Zeitablauf der Nachrichten hab‘ ich ehrlich gesagt gar nicht geachtet…
    Was soll ich also mit Deinem Beitrag anfangen?
    Stimmen die Inhalte eines Spiegel nicht, oder niemals?
    Oder stimmt alles nicht, nur weil es der Spiegel veröffentlicht hat?
    Ist dieser Mensch nun angeklagt, oder nicht?
    Und gibt es das Hotel, gibt es Strauss-Kahn, oder gibt es Amerika überhaupt?
    Unstrittig ist wohl, dass dieser Mensch ‚mal so eben 6 Mios in Dollar ‚verlieren‘ könnte, wenn er es sich denn trauen würde, aus Amerika zu verschwinden…
    Wahrscheinlich könnte er dann sogar weiterhin in Frankreich als Präsidentschaftskandidat auftreten, wenn es denn kein Auslieferungsabkommen zwischen F und USA gibt.
    Aber nein, so abgebrüht kann keine Bevölkerung sein, diesen Mann zum Präsidenten zu machen und so abgebrüht wäre nicht ‚mal dieser feine Herr.
    Nun könnte man noch darauf kommen, dass es in Frankreich Kräfte gibt, die diesem Multimillionär das Schwarze unter dem Nagel nicht gönnen, aber:
    DARAUF hast Du -S.Niggemeier- ja verzichtet zu plädieren…..
    Also, nochmal die Frage. Ist der Spiegel ein Fabelheftchen, oder bekommen wir noch ein Statement zu den wirklich wahren und echten, nicht ganz kritiklosen Bemerkungen zu Strauss-Kahn?
    Ach ja, ich habe da so meine eigenen Eindrücke zum Spiegel. Liegt der nicht ständig in Arztpraxen herum? Sieht man nicht in Nadelstreifen beschlipste Herr-Innen dieses Blatt im Vorortzug lesen?
    Oder ist dieses Blatt die (neue) behochglanzte BILDlektüre für Akademiker?
    Also, wenn ich morgens die Augen aufmache, sehe ich schon die ersten Lügen:
    Das Wetter ist entgegen der Voraussage scheisse und das so angepriesene Müsli geht mir selbst mit sieben Litern Milch nur runter wie Wüstenstaub!
    Wenn ich nun auch noch darauf achten soll, dass ich von Redakteuren des Spiegel verarscht werde, wäre mein Tag endgültig versaut!

  110. PS.:
    ich habe den Spiegel bisher auch nur ‚gesponsert‘ duchblättert. Und weder Links-Rechts-Unten-Oben-Mitte-Zentrums-Blätter werden von mir käuflich erworben. Ich BILD mir nämlich ein, dass es auch OHNE solcher Meinung in meinem Leben voran geht;-)

  111. So hat den Spiegel noch niemand seziert. Die jahrzehnte alte Spiegelschreibe transparent unter dem Mikroskop

    Aber warum bedurfte es dafür erst den doppelten „Unfall“ beim Nannen-Preis? Katrin Bauernfeinds freche Frage und Stefanie Nannens wütenden Protests. Hat unser Merdienjournalist vorher nichts gemerkt oder nichts getraut? Jedenfalls hat er vorher nicht nicht viel gebracht.

  112. @ Spitze_Feder: Der Mann heißt Niggemeier, und Herr Fichtner kann sich seinen Trüffelburger meinetwegen auch in den Arsch schieben.

  113. Franziska Augstein (nomen est omen) nannte den Spiegel schon vor zehn Jahren ein geschwätziges Blatt; HMEnzensberger schon vor fünfzig Jahren die Bild für Intellektuelle – nun hat Niggemeier die Spiegelmasche aus aktuellem Anlaß nochmals entlarvt: bluffen, meckern, ja: meckern, besserwissen. Es sieht so aus, als habe Niggemeier den Spaten an die Wurzel der selbstverliebten Rose gesetzt. Schaun mehr mal.

  114. @Spitze Feder:

    Nach Ringelnatz „Fußball (nebst Abart und Ausartung)“)

    Ich kannte wen, der litt akut
    An Spitzer Feder und an Wut.
    Und weil ihm meistens der Verstand
    Bei Gregors Text und Wörtern schwand,
    So stach er zu und stieß mit Kraft
    Selbst Sätze in die Bloggerschaft.

    Mal trieb er eine Paraphrase,
    Mal eitle Hybris durch die Straße
    Dann wieder voller Aggression
    Stieß er sich an Reputation

    Er übte fort mit Camouflage
    Und dachte wohl „Leck mich am Arsch“.
    Kein Gegenmittel wollte nützen,
    Nicht Intention in Stiefelspitzen
    Noch Trüffel, außen angebracht,
    Er siegte immer null zu acht.

    Erschreckt durch seine wilden Stöße
    Gab man ihm niemals Rindfleischklöße



    (O-Ton und Inspiration):
    „Dann schiffte er von dem Balkon
    Sich ein in einen Luftballon
    Und blieb von da an in der Luft.
    Hat sich einfach selbst verpufft.“

    Ich warne Euch, ihr Brüder Jahns
    Vor dem Gebrauch des Feder-Wahns

  115. @160:
    Der fiese Möbb

    Sie lassen nicht zu, dass der Satz noch reife,
    oder dass ein blasser Gedanke sie streife,
    Nein, sie hetzen und sie rennen
    wollen die Spiegel verbrennen.

    Tsts.. dieses Kommentarvolk.
    Daher die 10 goldenen Kommentarregeln:
    1) Ich bin der einzige mit einem vierstelligem IQ.
    2) Du sollst nur meine Weisheit anbeten, deshalb stelle ich schon zu Beginn einmal fest, dass, selbst wenn da in dem Artikel irgendwas richtiges gesagt wurde, dies doch eine Trivialität ist, die ich doch vorher schon mit einem halben Gedanken hätte festgestellt hätte.
    3) Sechs Tage sollst du kommentieren und am flauschigen siebten doch mal die Gosch halten.
    4) Verdrehe die Aussagen derjenigen, die dir nicht passen. Polemisch und feste druff.
    5) Und tue dann wieder so als wärst du der Geist, der schwebte auf dem Wasser. … Und sah, dass der Kommentar gut war.
    6) Ehre den Kommentarspaltenbetreiber, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
    7) Pöbel den Kommentarspaltenbetreiber an.
    8) Nach einigen hunderten Kommentaren ist man bereit für ein „Reset“, du kannst alle vorherigen Kommentare ignorieren, ziehe über Los und bringe wieder alle alten Kamellen aufs Tapet.
    9) Beginne keine Liste, die es nicht bis zur
    10) schafft.

  116. Auch wenn es heutzutage fast keiner mehr kann oder weiß: „willkommen” ist ein Adjektiv und wird kleingeschrieben!

  117. @ dfIas (#165): Es kann aber auch ein Substantiv sein.

    (Duden:
    Will|komm, der; -s, -e, häufiger Will|kom|men, das; -s, -; ein fröhliches Willkommen!)

    Aber im ersten Satz des Beitrags müsste es wirklich kleingeschrieben werden.

  118. Und ich war schon glücklich, dass ich wusste, dass man »Willkommen« mit zwei »l« schreibt. Zeigt mir nur weiter meine Unzulänglichkeiten auf…

  119. @Gregor Keuschnig: Wenn ich mal zusammenfassen darf.
    „Erbschleicherjournalisten, deren Zeit abgelaufen ist, treten vom hohen Ross in pseudokritischer Attitüde und auf Statler- und- Waldorf-Niveau öffentlich nach.“ Welch ein Bild. Ich bin begeistert und habe meinem geflügelten Bruder noch einmal die Sporen gegeben.

    Trüffelburger

    Schnell verändern sich die Zeiten
    Und der Spiegel dreht die Seiten
    Aller Bilder, nur zum Schein.

    „Journalisten“, die bereiten
    Phrasen auf und die gescheiten
    Leser fallen nicht drauf rein

    Brüder Grimm sind in der weiten
    Welt zu Haus und sie verleiten
    Zu Märchen auch das Trüffelschwein

    Was „die Fichtners“ noch bestreiten,
    Riecht der Konsument vom weiten
    Und er stellt das Kaufen ein.

  120. @ Keuschnig & polyphem:

    Wir schrein’s hinaus
    weltweit.
    Wir sind gescheit, wir sind gescheit.

  121. @SvenR: Habe auch schon mal irgendwo „wellcpme“ gelesen. :-)

    @Gregor Keuschnig: Danke für die Blumen Sollen wir das Maul halten, nur damit niemand merkt, wie gut wir sind?

    @Spitze Feder: Und Sie sind obendrein inspiriert. Das finde ich schön.

  122. @ Spitze_Feder (#170): Wenn die Leute dämliche Kommentare machen, möglichst mit Rechtschreibfehlern und zweifelhafter Grammatik, wird auch gemeckert. Und das Zeug liest sich nicht halb so gut. Dann doch lieber Gregor Keuschnig und polyphem! Die haben wenigstens was zu bieten…

  123. @gnaddrig (#170): Wenn die Leute dämliche Bildartikel lesen, möglichst mit Rechtschreibfehlern und zweifelhafter Grammatik, wird auch gemeckert. Und das Zeug liest sich nicht halb so gut. Dann doch lieber den Spiegel! Die haben wenigstens was zu bieten…

    (Ein zweifelhafter, verzweifelter Versuch zum Thema zurückzukehren?)

  124. @gnaddrig: Stimmt. Auf den ersten Blick scheint es sich gut zu lesen. Aber wenn man genauer dahinter schaut: hinter der Hälfte steckt auch nicht mehr als mit edel-intellektuellen Worthülsen aufgeblasene heiße Luft. Das kann man sich abschauen. Muss man aber nicht.

  125. Was war denn nun die ursprüngliche Titelgeschichte und wieso musste sie ausfallen?
    Herr Niggemeier kritisiert fehlende Informationen, aber selbst kommt er nicht zum Punkt.

  126. @147 Bettkantenschläfer .. oh bitte, jetzt nicht runterfallen. Selbstverständlich waren die „Tödden“ Kiepenkerle – schauen Sie sich doch bitte mal die einschlägigen Abbildungen und Signets (auch in Mettingen!) an. Eine Kiepe nahm man auf die „Hock“ oder Hucke“ und nannte sie auch danach (vgl. etwa „Lohhucke“, das auf dem Rücken getragene Bündel von gesammeltem Holz aus dem „Loh“ (= Hainwald). Auch die „Tödden“ (unter Wiki stehen sie als „Tüötten“?!?) haben ihre Textilbündel auf dem Rücken getragen. „Tödden“ heißen sie übrigens, weil sie „Fußvolk“ (thiod-, diet- etc.) waren – im Gegensatz zu den Fernhändlern zu Pferd/Wagen.
    Eine kleine Bemerkung noch zu der m.E. reichlich steril aufgeregten Diskussion um ein SPIEGEL-Genrestück, das mal mehr, mal weniger gelungen erscheint. Daß literarrhetorische Stilmittel nun ausgerechnet von Medienjournalisten durch den stilkritischen Kakao gezogen werden – herzlichen Dank, ich habe mich zwischenzeitlich sehr amüsiert, ich liebe Verrisse dieser Art (werde dennoch mein Abo von 1973 nicht kündigen). Allerdings wirkt der 20-Punkte-Katalog, lieber Herr Niggemeier, als sei er von Monty Python’s Pharisäern zusammengetragen worden. Und wie das so mit nem richtigen Pharisäer ist – wird der Kaffee kalt, schmeckt man doch den ordinären Rum durch. Hach, und das hochtrabende Pathos bei Herrn Keuschnig: Der Hohepriester Kaiphas ist ja gar nichts dagegen (in Ausnahmen kann man den auch mit „eif“ schreiben). Lieber Polyphem, Sie braucht man gar nicht erst in Stimmung bringen, Sie sind’s ja schon … wenn mein Flügeltier doch nur so folgsam wäre.

  127. @kampfstrampler: In Hopsten haben wir schon mal die Hucke voll gekriegt, wenn wir dort zum Fußballspiel angetreten sind. Gelegentlich auch in Recke, Dreierwalde, Hörstel, Riesenbeck und Halverde (halv Erde, halv Sand). Am schönsten wars in Schale. Und Mettingen, o lala, das sündige Dorf.

    btw: Vielleicht sollte man erwähnen, dass Clemens und August Brenninkmeyer die Namensgeber für C& A waren. So können auch jüngere Menschen erfahren, dass diese Firma westfälisch/niederländischen Ursprungs ist. Kids, welche die C&A-Fernsehwerbung aus goldenen mtv – Zeiten kennen, sprachen „si and äih“ und ahnten nicht, dass sie auf einem Holzweg waren. Believe it or not.

    Jetzt bin ich wieder vom Höcksken aufs Stöcksken gekommen. Hoffentlich habe ich nichts falsch gemacht.

  128. […] CDA from Niggemeier Once again, Stefan Niggemeier presents a fast, enertaining, thoroughly critical discourse analysis, including metaphor analysis, chronological analogies, three-part lists, etc. This time of a Spiegel article on Strauss-Kahn: Spiegel. Sex. Power. Bullshit. […]

  129. In Fügungen wie „Herzlich willkommen!” oder „Seien Sie willkommen!” schreibt man „willkommen” klein, da es hier als Adjektiv verwendet wird. Großgeschrieben wird „willkommen” nur, wenn es als Substantiv gebraucht wird: „Sie hatten ihm ein herzliches Willkommen bereitet.”

  130. […] Dass diese dekadente Fast-Food-Kreation den Text würzen durfte, hat offensichtlich nichts mit den kulinarischen Vorlieben des nackten Franzosen zu tun, sondern damit, dass der Spiegel seine Redakteure zu gut bezahlt: 106. Lieber Herr Niggemeier, […]

  131. […] “Und damit herzlich Willkommen zu einer weiteren Ausgabe unseres Journalisten-Seminars „Lernen von den Profis”. Als Gastreferenten für das heutige Modul „Lockendrehen auf Glatze XXVI” konnten wir die „Spiegel”-Redakteure Ullrich Fichtner und Dirk Kurbjuweit gewinnen. ” Stefan Niggemeier: Sex. Power. Bullshit […]

  132. Ich weiß nicht was ich schlimmer finde, den Blogeintrag oder die Kommentare. Der Artikel ist nicht grandios, aber die Reaktionen dazu sind irgendwie lächerlich. Einige Abschnitte wurden hier aus dem Zusammenhang gerissen. Die Antwort Fichtners mag etwas zickig erscheinen, im Kern gebe ich ihm aber recht. Wenn ich mir eine Zeitung kaufe empfinde ich erzählende Komponenten sehr angenehm. Über die Qualität lässt sich sicherlich streiten und ist oft auch eher subjektiv zu beurteilen.
    Wirklich lächerlich ist der Großteil der Kommentare. Wenn man die Qualität eines Artikels nach diesem Maßstab beurteilt läuft irgendetwas schief. Das wichtigste ist und bleibt der der Kern des Themas. Ob das mit dem Burger stimmt oder nicht, ob der SPiegelautor im Keller von Seehofer ist vielleicht nicht egal, aber sicherlich nichts was den Kern der Aussage stört. WEnn man die Details und Erzählweise des DSK-Artikels als überflüssig bezeichnet oder ihnen die Relevanz abschreibt, dann frage ich mich als was man den Blog-Eintrag darüber oder jemanden wie Sascha Lobo bezeichnen soll.
    Ich schätze diesen Blog wirklich sehr, aber wo liegt denn genau das Problem? Der Spiegel hat einen schwachen Artikel veröffentlicht? Besser hin und wieder mal daneben greifen, ansonsten aber gute Arbeit liefern. Journalisten sind eben (leider) keine Wissenschaftler. Hier könnte man mal die Kritik ansetzen. Inhalte und Erkenntnisse der Soziologie, Psychologie oder Politikwissenschaft spielen in den Medien keine Rolle, wenn man mal von der ZEIT, der FAZ und den üblichen populärwissenschaftlichen Arbeiten absieht. Auch der Umgang mit Statistiken oder Erkenntnissen lässt mehr als zu wünschen übrig. Auch in Blogs. Ein Studium der Medienwissenschaften oder des Journalismus reicht einfach nicht aus um vernünftig über Themen wie Politik zu berichten.

    Zudem sollt eman bedenken, dass nicht alle Menschen Blogs lesen und für diese Menschen Zeitungen und Zeitschriften die Hauptinfoquelle sind.

  133. @Chris: Und was ist „der Kern der Sache“ bei diesem Artikel?

    Und auch zum Thema „ansonsten gute Arbeit abliefern“: Der letzte Spiegelartikel, der mir wirklich gut gefallen hat, hieß „Zartbitter“. Und das ist auch schon wieder vier Ausgaben her.

    Eine Zeitung wie der Spiegel ( eine sein möchte, ) sollte eigentlich nicht die Schiene fahren, auf der die vermeintlich relevanten Themen im Schnellzug durchrauschen.

    Ich würde es nicht übel finden, wenn manche Artikel zeitverzögert zum Auftauchen des jeweiligen Themas erschienen, dafür aber die Analyse liefern, die immer erst der zeitliche Abstand möglich macht.

  134. @ Chris: Den Kern von dem Artikel, können Sie Ihrem eigenen Kommentar entnehmen: Dass eine kurze Aussage (in Ihrem Fall Frage) zu einem großen Blah aufgebläht wird.

    Ja, nicht alle Menschen lesen Blogs. Und ja, für die meisten sind Zeitungen und Zeitschriften die Hauptinfoquelle. Ist es nicht schade, dass diese Menschen die Hauptinfo aus seitenlangem Geschwafel, das nichts mit erzählendem Journalismus zu tun hat, suchen müssen?

  135. @ faulersack:

    Sie haben auf jeden Fall recht damit, dass man sich mit Artikeln mehr Zeit lassen sollte. Ich sehe das Problem jedoch nicht nur beim Spiegel, sondern bei fast allen Medien in Deutschland. Ich finde auch, dass der DSK-Artikel nicht das beste Beispiel ist, da hat der Spiegel selbst genug andere Negativbeispiele geliefert.
    Mich stört vor allem diese sübertrieben negative Sprache. Kritik verkommt immer mehr zum „einprügeln“ (hier unter dem Deckmantel der Polemik), auf konkrete Kritik wird verzichtet. Der Kommentar von Alberto Green ist dafür ein wunderbares Beispiel.

  136. @Chris: Ich sehe das Problem jedoch nicht nur beim Alberto, sondern bei fast allen Kommentatoren in Deutschland. Ich finde auch, dass der Kommentar #190 nicht das beste Beispiel ist, da hat der Alberto selbst genug andere Negativbeispiele geliefert.

  137. Moinsen,

    ich finde Niggemeiers Kritik zutreffend und dieser Art des schreibens ist auch eine der Dinge, die ich am SPIEGEL nicht besonders mag.
    Allerdings lese ich als Abonnent wöchentlich mehr als nur die jeweilige Titelgeschichte und finde, es gibt sehr gut geschriebene und recherchierte Reportagen, Berichte und Nachrichten.
    Hier im Blog gibt es aber eine Fangemeinde, die absolut blind vor Liebe Niggemeier in seiner Meinung folgt und versucht, seine durchaus sachlichen Argumente mit irgendeinem Schwachsinn zu übertrumpfen. Besonders gut gefallen mir Aussagen wie „ich lese den Spiegel jetzt schon nicht mehr, seitdem ich das Abo vor fünf Jahren gekündigt habe und werde jede Woche auf’s neue bestätigt“.
    Vielleicht sollten einige hier mal wieder einen gesamte Spiegel lesen, bevor diese wieder mit ihrer Kritik à la „schlecht recherchiert“ u.a. los legen.

  138. @ Stefan Niggemeier:

    Danke. Ich finde eine Diskussion zu einem Artikel kann wirklich hilfreich sein, wenn dabei der Austausch von Meinungnen und Ansichten stattfindet und man sich nicht andauernd angreift. Da verliert man jegliche Lust zur Diskussion.

  139. ich bin verwirrt / enttäuscht. Wirft Niggemeier hier den Autoren des Spiegels Schwafelei / Belanglosigkeit / schlechten Stil vor, also im Grunde handwerkliches Versagen ?

    Und wenn ja, wie kann er das, wo er doch,
    1) zugeben muss, nur einen Bruchteil des Artikels zitiert zu haben, und
    2) ebenfalls zugibt, überhaupt nicht zu wissen, wie und unter welchen Umständen der Artikel entstanden ist.

    Vermutungen, Überspitzungen, Andeutungen, Ironie. Ist das jetzt seriöserer Journalismus, als der, den er beim Spiegel anprangert ?
    Ich bin ratlos.

  140. Wer schon mal was von Florian Rötzer, dem Aushängeschild des heise-Online-Journalismus gelesen hat, der regt sich über einen Fichtner nicht auf. Er mag schwafeln, aber er beherrscht die Grammatik und man versteht, was er daherschreibt.

    Onlinejournalismus und Qualität? Schön wär’s. Doch solange Online kein Geld bringt, ändert sich nix.

  141. (Äh ja, hatte übersehen, dass es die Titelstory der Print-Ausgabe war ;-/ – aber Rötzer schreibt auch gedruckt nicht besser…)

  142. @188/Chris
    Vielleicht können Sie mir ja mal helfen. Sie finden also Niggemeiers Artikel schwach (und die Kommentare hierzu erst recht), weil es besser ist, der Spiegel schreibe überhaupt etwas als das er beispielsweise einmal nichts schreiben würde? Es spielt keine Rolle, ob das, was in dem Artikel steht, stimmt, Hauptsache es steht etwas in dem Artikel? Ob es nun einen Burger für DSK gab oder Herr X die Eisenbahn von Herrn Seehofer gesehen hat – das spielt keine Rolle? Der Artikel darf schwach sein, weil der Spiegel sonst auch gute Artikel veröffentlicht? Seltsam – woran merke ich das denn?

    Den Höhepunkt Ihres Kommentars finde ich in diesem Satz:
    Inhalte und Erkenntnisse der Soziologie, Psychologie oder Politikwissenschaft spielen in den Medien keine Rolle, wenn man mal von der ZEIT, der FAZ und den üblichen populärwissenschaftlichen Arbeiten absieht.
    Diese Erkenntnis ist nicht einmal „Spiegel“-fähig und folgt in etwa der Bauernregel: „Wenn der Hahn kräht auf dem Mist ändert sich das Wetter – oder es bleibt wie es ist.“

    Merken Sie nicht, wie Sie vor der Banalität des Trivialen kapitulieren und es sogar noch rechtfertigen?

  143. @193: Mit „Kommentatoren in Deutschland“ meinen Sie dann Ihre Kommentatoren, in diesem Kommentarbaum, oder ist das gerade das Missverständnis?

    Wenn nicht, so möchte ich zumindest leise fragen, ob diejenigen, die den Spiegel so einfach aus Prinzip schon verdammen, damit nicht Ähnliches tun, wie das, was sie den Genießern dieser „Spiegel-Stories“ vorwerfern: dass sie dieses Produkt unreflektiert und ohne Denkanstrengung genießen (bzw. verwerfen).

    (Mich hat das Ganze jedenfalls schon so weit gebracht, dass ich mir einen Spiegel kaufen werde, um mir das selbst einmal anzuschauen..)

    (@SvenR/#176: Ich hoffe, Sie haben es nicht so aufgefasst, dass Teile des blöden Gewitzels gegen Sie gingen, wenn wollte ich etwas gegen Kommentar #13 schießen aber das ist wohl ein (anderer) „Sven R.“. Sorry.)

  144. Als ich am Sonntag vorletzter Woche diesen hier zitierten Artikel im „Spiegel“ las, da habe ich ihn zwar nicht analysiert und seziert, aber ich hatte einen Eindruck, der lautete etwa so: Ein aufgeblasener, redundanter Quatsch voller unbewiesener Behauptungen, der Zusammenhänge herstellt, die gar nicht bestehen. Daß also Qualität im Journalismus anders aussieht, war mir völlig klar.

    Für die Arbeit, die sich Herr Niggemeier gemacht hat, um das Ganze noch etwas besser zu verdeutlichen, danke ich herzlich. Meist ist man ja doch erfreut, wenn eine Meinung, die man sich irgendwie gebildet hat, bestätigt wird – Mark Twain hatte das ja bereits formuliert.

  145. (@203: So ist das in ironiefreien Zeiten?! Hätten Sie mal ein „(-;“ drangeklebt. Aber vielleicht bin ich auch nur dumm genug für den Spiegel. – Irgendwie schade, ich dachte schon Sie hätten jetzt Ihr eigenes Blogpublikum angepöbelt.)

  146. @Phorkyas #202: Ich bin nicht Sven R. und mit blödem Gewitzel liegen Sie bei mir (fast) immer richtig. Aber auch das führt wieder zu nichts.

  147. @Chris: Es ist das Problem des Spiegels, zu meinen, bestimmte Artikel müssten unbedingt veröffentlich werden, weil die Thematik gerade da ist. Im Zweifel veröffentlich man sogar irgendwas, bevor man nichts dazu beiträgt. Muss das sein?

    Wenn Themen so kurze Halbwertszeiten haben, dass man als Wochenzeitschrift befürchten muss, sie zu verpassen, sind sie dann überhaupt relevant genug für einen Spiegeltitel?

  148. @kampfstrampler: Ich hätte ja nicht gedacht, dass sie noch antworten. Gott sei Dank kann man hier zu so ziemlich allem posten, also kommt nun meine Antwort:

    Die Tödden, Tiötten oder Tüötten (wenn sie die einschlägige Literatur lesen, finden sie alle Schreibweisen) waren exakt keine Kiepenkerle. Genauso, wie die Pöttker aus der Gegend um Ochtrup Kiepenkerle waren.

    Der entscheidende Unterschied ist zum Beispiel, dass die echten Kiepenkerle eher in ihrer Umgebung tätig waren und die Heuerlinge nunmal in die Niederlande gingen bzw. nach Friesland.

    Ein zweiter wichtiger Unterschied ist, dass sie völlig unterschiedliche Waren verkauften.

    Ein dritter wichtiger Unterschied ist, dass die Tödden sehr früh anfingen nicht mehr zu Fuß nach Holland zu gehen (oder in teilweise in England die Waren einzukaufen). Die Kiepe kam vor allen Dingen auf dem Weg vom Warenlager (in den Niederlanden) zum Endkunden zum Einsatz!

    Sie müssen mir das jetzt nicht glauben, aber sie können in die Diss. von Frau Oberpennig gucken, die ich für meine Arbeit über das Bargunsch verwendet habe.

    Die unterschiedlichen Schreibweisen sind möglicherweise Unterscheidungen der verschiedenen Dörfer. Allerdings ist dies mangels Schriftzeugnissen, schwierig aufzuklären.

    Auch bei ihrer Theorie in Bezug auf den Ursprung des Namens Tödden folge ich ihnen leider nicht, sie kann allein deswegen nicht Stimmen, weil die Tödden quasi Fernhändler waren, wenngleich es verschiedenen Theorien gibt:

    1. Eine Vermutung ist, dass der Name von kempischen Marsträgern kommt, den sogenannten Teuten (Rickelmann 1976)

    2. Wahrscheinlicher ist folgendes: Es gab Brabanter Wanderhändler, die auch „Teuten“ (Töten gesprochen) hießen und die schon zu Beginn der 17. Jh. genau in der gleichen Gegend Handel trieben und organisatorisches Vorbild waren. Sieht man Teuten in Bezug auf das Westfälische, mit seinen gebrochenen Vokalen, so ist die Entwicklung meiner Meinung nach eindeutig. (Küpker 2008)

    3. mittelniederdeutsche „theen“ seinen Wohnsitz verlegen (Veldtrup 2009)

    4. ostfriesisch „todden“ ziehen bzw. schleppen

    5. Einige Forscher führen Tiötte auf das gotische Wort
    tihuan bzw. das altsächische Wort tichan zurück, das ziehen bedeutet.

    Ich halte allerdings zwei Varianten für wahrscheinlich:

    1. niederdeutsch: „taorrn und taottken“, das soviel bedeutet wie verlassen, abreisen und umherstreichen

    oder aber

    2. holländisch: „teuten, teuteln“, das tauschen,
    handeln

    Allerdings ist eine Rückführung auf eine niederdeutsche Quelle wahrscheinlicher. Das schon angesprochene englische Wort to toddle mit den Entsprechungen im Niederdeutschen (taorrn, taottken) ist bis heute in der Region Ahaus/Borken erhalten.
    Laut niederdeutschen Muttersprachlern bedeutet taottken, mal hier, mal dort etwas machen. Es gibt dort weiter die Wörter töideln, das handeln bedeutet und mit töideler gibt es dort auch das entsprechende Substantiv mit der Bedeutung Krämer, Händler, sowie Töidel mit der Bedeutung Ware. Die Wurzel des Wortes
    Tiötte scheint also im Niederdeutschen Sprachraum zu liegen. Bedenkt man, dass die Tiötten ihre Wörter systematisch verfremdeten, liegt eine veränderte Form von
    Töidel als Basis nahe.

    Sorry Stefan, dass wir die Kommentarspalte missbrauchen, aber irgendwann muss es sich gelohnt haben, dass ich mich damit beschäftigt habe ;).

    Zum Thema C&A und Mettingen nur noch ein kleiner Hinweis:

    Es gibt eine aktuelle Ausstellung zum Thema C&A im beschaulichen Mettingen „C&A zieht an“. Dann wissen die Jugendlichen auch wieder, wo es herkommt ;)

  149. ein spätes dankeschön von mir an den hausherrn für diese sehr gelungene sezierung der letzten spiegel-titelgeschichte! als ich die nämlich mitte letzter woche las, hatte ich wahnsinnige konzentrationsprobleme, verlor ständig den roten faden und hatte schon angst, dass EHEC mich jetzt auch erwischt hat… ein glück, es lag nicht an mir!

  150. @208 Lieber Bettkantenschläfer, herzlichen Dank für Ihren ausführlichen Beitrag – ich hatte mir schon gedacht, daß Sie auf dem Gebiet sehr belesen und sogar selber Autor sind. Allerdings sind die allermeisten Ihrer Belege nicht stichhaltig – es liefe jetzt auf eine hübsche Kontroverse zum Wanderhandel (per pedes)hinaus, der seinen Ursprung gewiß in Flandern und Brabant („teuten“!) hatte. Die klassischen Fernhändler sind zu Pferd (oder Schiff) unterwegs – alle anderen sind eben Tödden (Tiötten), also Fußvolk. Wir können uns gern darüber mal verständigen – nur leider jetzt nicht: Meine Studis warten.

  151. Das Schönste ist doch diese ungenierte Arroganz in Fichtners Antwort, diese „wenn Sie sich in New York ein bisschen auskennen“-Attitüde. Wie das einem Journalisten so steht, mögen die Leser des „Spiegel“ selbst beurteilen.

  152. Schade eigentlich, dass man erkennen kann , dass auch ‚mal ein Blogger wohl überfordert ist. Das sehe ich daran, dass dieser sich nicht wirklich mit jedem Beitrag auseinander setzen kann.
    Ist wohl auch ein bischen viel verlangt, bei all den Antworten, aber gerade deswegen vermisse ich eine Art Zusammenfassung der groben Antwortlinie, der Forumsteilnehmer.
    Es bleibt aber immer noch meine Frage, nämlich
    was ich also mit diesem Beitrag anfangen soll?
    Stimmen die Inhalte eines Spiegel nicht, oder niemals?
    Oder stimmt alles nicht, nur weil es der Spiegel veröffentlicht hat?
    Ist dieser Mensch nun angeklagt, oder nicht?
    Und gibt es das Hotel, gibt es Strauss-Kahn, oder gibt es Amerika überhaupt?
    Fragen über Fragen…
    Vermeintliche Antworten habe ich ja schon gefunden, allerdings nicht vom Autor selber.
    Und übrigens:
    Man muss beim Lesen eines Artikels irgendeiner Zeitung wohl eine gewisse Sympathie empfinden, bevor man ihn weiter liest.
    Ohne diese leidliche Zuneigung benötigt es aber m.E. keiner weiteren Anstrengung, sich auch noch mit dem Wahrheitsgehalt auseinander setzen zu wollen.
    ICH würde hier zugeben wollen, dass es weder meine Zeit, noch meine Fähigkeit zulässt, JEDEN Artikel darauf hin empirisch untersuchen zu können, ob er so stimmt, oder nicht.
    Damit sei nur gesagt, dass ich, wenn ich sie weiterhin umsonst bekomme, sogar die Bild lese.
    Was man dann weiterhin von mir behaupten würde, geht mir sonstwo längs…
    Aber es gibt ja auch Leute, die selbst unter Folter nicht zugeben würden, bei MC Donalds zu speisen ;-)
    Also nochmal @ s.niggemeier:
    was hat Dir der Spiegel angetan?

  153. Ich wäre fast schon einmal an Numerus C. gescheitert, deswegen die Bitte an andere:

    Wäre vielleicht jemand so freundlich, dem numerus C. zu erklären, dass dies ein Blog eines Medienkritikers ist und dass, wenn dieser einen Artikel durchleuchtet, dies eine für einen Medienkritiker nicht ganz unnormale Sache ist (und der Spiegel ihm nichts angetan haben muss)?

    Ich glaube kaum, dass er es dann begreift. Aber versuchen sollte man es dennoch.

  154. @theo:
    Ich bin am numerus C gescheitert. Jetzt sitze ich auf Warteliste. Wenn ein Schüler doof ist, muss das nicht am Lehrer liegen.
    „Wenn de Bur nich schwimmen kann lich dat anne Badebüx, sächt man int Mönsterland.“

  155. @numerus c. : Stimmt – auf diese Frage hätte ich liebend gern auch eine Antwort.

  156. @Stefan Niggemeier
    OK, ich gebe es zu:
    Ich habe (dann ja wohl) den Beitrag nicht richtig verstanden. Asche auf mein Haupt.
    Wenn ich ihn aber dennoch richtig verstand, darf ich dann keine Kritik an der Kritik eines Kritikers üben?
    Ich meine, dass es absurd wäre, gerade in diesem Blogg, keine andere Meinung haben zu dürfen.
    Schliesslich können die Kommentare doch nicht nur Fanpost sein, oder?
    Sollte ich also mit meinem Verständnis konform gehen dürfen, so stört mich lediglich, dass mit solcher Kritik die sämtliche Leserschaft eines Spiegel gleichsam als mehr, oder weniger dumpf dasteht, wenn sie dieses Blatt lesen…
    Gibt es denn ein Tip vom grossen Niggemeier, was noch leidlich für wahr genommen werden darf?
    Oder muss ich nun bis ans Ende meiner Tage damit rechnen, von der Presse belogen zu werden?

  157. Selten so gelacht! Der Blogeintrag ist brandaktuell und dürfte es lange bleiben. Vieles, was hier genannt wird, ist Thema bei uns im Journalismus-Studium, von der schiefen Metapher bis hin zur kleinlichen, aber eben stundenlangen Recherche in wissenschaftlichen Datenbanken. Mein persönliches Highlight war Punkt 2. Einer unserer Dozenten – ein ehemaliger NZZ-Redaktor – meinte dazu: Im Detail liegt der Teufel. Leider (oder immerhin?) habe ich bisher nur Erfahrungen mit 6000-Zeichen-Artikel sammeln dürfen, somit habe ich keine Ahnung, wie sehr der Teufel bei 37’500 drin steckt.

    P.S. Den Trüffelburger würde ich dennoch nicht ablehnen…

  158. naja.. das liest sich sehr amüsant, zustimmen kann ich da aber nicht. Ich mag den Spiegel genau für diese Art des Schreibens: Sie regt mich zum Denken an und erzählt mir eine Geschichte, sie kann mich auch mal abstossen oder ablehnend stimmen. Tatsache ist, dass so erzählte Geschichten viel mehr in mir auslösen. Sie zeigen mir ein grösseres Stück Welt als ein trockener, nach abnehmender Wichtigkeit aufgebauter News-Artikel. Zudem mag ich diese Details, die mich so nah ins Geschehen reinziehen. In diesem Artikel wird eine klare These aufgestellt und der wird auf den Grund gegangen. Ich finde es interessant, wenn ich den Reporter spüre und einig oder uneinig mit ihm sein kann.
    Ausserdem bringt mich kein anderes Magazin oder keine andere Zeitung als Schweizerin ein Porträt über einen mir unbekannten Deutschen Politiker zu lesen und voller Spannung von Zeile zu Zeile zu eilen.

  159. Schade, dass im ganzen Beitrag nie darauf eingegangen wird, wie es denn besser gewesen wäre, wie der Artikel ausgesehen hätte, wenn der Autor Stefan Niggemeier heissen würde. So erfährt man höchstens, wie es beim Schreiben des Artikels sicher nicht zu und her ging und wie man eben als „Medienjournalist“ NICHT Medienkritik betreiben sollte. Probleme und Fehler finden kann jeder. Die Ursachen dahinter zu sehen, scheint schon viel schwieriger und natürlich einiges weniger lustig. Das dann noch zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu bringen, wäre natürlich die Meisterprüfung. Aber das will ja eigentlich niemand lesen.
    Ob Spiegel-Journalist oder Medienjournalist; beide scheinen da ihren Job nicht ganz sauber zu machen. Denn: eine ähnliche Liste liesse sich wohl auch über solche Schneller-gemacht-als-gedacht-Blog-Einträge machen…

  160. Lieber A., sei doch so frei, noch einige andere Beiträge in diesem Blog zu lasen, da werden dann auch Ursachen hinter solchen Problemen und Fehlern thematisiert. Ich finde, da sollte man das Blog als ganzes betrachten und nicht erwarten, dass einige Sachen in jedem Artikel wiederholt werden…

Comments are closed.