So mögen sie Gulaschsuppe essen: Eine Kritik der Kritik an der Lanz-Petition

[Hier geht es nur am Rande um Markus Lanz. Bitte haben Sie ein paar Zeilen Geduld.]


Illustration: skizzenblog.clausast.de

Norbert Himmler, der Programmdirektor des ZDF, hat einen einfachen Trick gefunden, mit der Aufregung um seinen Star-Moderator Markus Lanz umzugehen. Dem „Spiegel“-Redakteur Alexander Kühn sagte er:

(…) Markus Lanz hat in mehr als 500 Sendungen einen hervorragenden Job gemacht. Dann geht es einmal nicht gut, und das sorgt dann für eine Riesenwelle. Das ist unverhältnismäßig.

Ja, das wäre, wenn es so wäre, wirklich unverhältnismäßig.

Wenn es also nicht so wäre, dass die Sendung mit Sahra Wagenknecht zwar extrem war, aber eigentlich typisch für die Art, wie Markus Lanz über Politik und mit Politikern redet. Und wenn es nicht so wäre, dass man Markus Lanz auch als Symptom und Symbol sehen kann für das, was im öffentlich-rechtlichen Rundfunk allgemein schiefläuft.

Der Programmdirektor des ZDF verleugnet, dass die Kritik an Lanz sich an der Wagenknecht-Show nur entzündet hat, aber grundsätzlicher Natur ist. Das kann man aus seiner Sicht nachvollziehen, so ignoriert sie sich viel leichter.

Erstaunlicher ist es, dass Journalisten dasselbe tun, zum Beispiel eben jener Alexander Kühn. Im „Spiegel“ schreibt er, ganz auf der Linie seines Gesprächspartners:

Tatsächlich hat Lanz sich nur dies zuschulden kommen lassen: Er hat bei einem Interview versagt.

Viele Kollegen beschreiben es ähnlich. Wenn aber so ist, dass Markus Lanz abgesehen von diesem einen blöden Ausrutscher mehr oder weniger untadelig seine Talkshow im öffentlich-rechtlichen Fernsehen moderiert, wie erklärt sich dann das nicht unbeachtliche Ausmaß an Kritik?

Ist doch klar: Weil im Internet ein schlimmer Mob regiert, der per se „unverhältnismäßig“ agiert, weil er es nicht erträgt, wenn seine virtuellen Fackeln und Mistgabeln mal für eine Minute unbenutzt in der Ecke herumstehen.

Kühn unterscheidet zwischen „Zuschauern“ und „dem Internet“:

Die Zuschauer werden es [Lanz] verzeihen. Das Internet tut es nicht.

In der Art, wie die professionellen Medien über die Kritik an Lanz im Netz berichten, werden wieder die Ressentiments der richtigen Journalisten gegen die unqualifizierten Normalbürger sichtbar, die im Netz plötzlich einfach die Absetzung von Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen fordern dürfen und dafür sogar Aufmerksamkeit bekommen. Beides war früher Journalisten vorbehalten.

Oliver Jungen schreibt auf FAZ.net:

Die Fronten waren klar vor dieser „Wetten, dass..?“-Ausgabe aus Karlsruhe. Die allermeisten Redaktionen sind — vielleicht ein wenig zu humorlos — gegen die Online-Petition gegen Markus Lanz zu Felde gezogen, wohl weil eine Sache in der Medienwelt inzwischen noch deutlich nerviger und aufdringlicher wirkt als der manchmal ungehobelte, oft ungelenke Fragestil von Markus Lanz: das ritualisierte Echauffieren einer selbstherrlichen Netzcommunity.

Da nutzt eine Frau, die sich über Lanz geärgert hat, das Mittel einer Online-Petition, und es finden sich schnell eine Reihe von Leuten, die ihre Wut teilen. Was genau macht daraus „das ritualisierte Echauffieren einer selbstherrlichen Netzcommunity“, wie Jungen lesbar angeekelt formuliert?

Und wie kommen ausgerechnet professionelle Medien, die ritualisiert jede „Wetten dass“-Sendung besprechen, als handele es sich um einen Staatsakt, dazu, anderen „ritualisiertes“ Verhalten vorzuwerfen?

Zum Schluss nennt Jungen die Leute, die Lanz im Internet kritisieren, noch „Netzjunkies“. Er erklärt diese Wortwahl nicht. Anscheinend versteht sich von selbst, dass jemand, der eine Online-Petition startet oder sie unterzeichnet, irgendwie süchtig sein muss. Jedenfalls: unzurechnungsfähig. Wie praktisch.

Ernstzunehmen ist nur die Kritik der nüchternen professionellen Kritiker.

Das wichtigste für die professionellen Lanz-Kritiker ist es, sich von den Laien-Lanz-Kritikern zu distanzieren. Antje Hildebrandt tut es am Anfang ihres Welt.de-Artikels explizit:

Das Bashing überlassen wir den Unterzeichnern einer Online-Petition, die — kein Scherz — die Absetzung von Markus Lanz im ZDF fordern.

Keine Ahnung, was genau sie zu dem Einschub „kein Scherz“ veranlasst hat. Dass die Forderung so abwegig ist? Oder dass es so abwegig ist, dass Leute sie aufstellen, die dafür nicht ausgebildet oder wenigstens von Verlagen bezahlt sind?

Schön aber natürlich die Konjugation unter Journalisten:

Ich kritisiere,
du kritisierst,
er/sie/es basht.

Später spricht Hildebrandt noch von den „Heckenschützen und Trittbrettfahrer[n] in dieser Koalition der Lanz-Hasser“ und behauptet, die Diskussion um die Online-Petition habe gezeigt, „wo das Bashing um des Bashings wegen aufhört und wo die Körperverletzung anfängt“. (Sie verrät dann die erkannte Position der Grenze leider nicht.)

Hajo Schumacher, ein Mann, der aus mir nicht ganz klaren Gründen keine Online-Petition starten muss, um seine Meinung in den Medien unterbringen zu können, bezeichnet die Kritiker der Sendung in der „Berliner Morgenpost“ nicht nur — „kein Scherz“, wie Antje Hildebrandt schreiben würde — als undankbar.

Petitionen seien auch gefälligst für ernsthafte Missstände zu reservieren (vermutlich meint er sowas wie den Skandal, dass das Computerspiel GTA V nicht für den PC erhältlich ist — die entsprechende Petition wurde bislang von 663.000 Unterstützern unterzeichnet). Dass Menschen, die die Talkshow von Markus Lanz mit ihren Rundfunk-Beiträgen mitfinanzieren, sich einfach anmaßen, dessen Arbeit zu kritisieren, ist für Schumacher jedenfalls „digitales Mobbing“. Und ist dann auch sofort bei der Körperverletzung:

Jemandem einfach mal eine reinzuhauen, digital und anonym, das scheint ein ewiges Bedürfnis zu sein, ganz wie früher in der Schule, als sich die Horde großer Jungs sehr stark vorkam, weil sie den bebrillten Schwächling kopfüber in den Mülleimer gestopft hatten. Was manche Schwarm-Intelligenz nennen, ist bisweilen animalische Rudel-Aggression.

Markus Lanz, der bebrillte Schwächling, verprügelt von der mächtigen Frau mit der Online-Petition? (Und womöglich war sich Schumacher nicht sicher, ob die Leser der „Berliner Morgenpost“ wissen, was ein „Rudel“ ist, und hat sicherheitshalber einfach noch „animalisch“ dazu geschrieben.)

Wie genau dürften nach Ansicht dieser Leute Bürger und Beitragszahler gegen etwas demonstrieren, das ihnen nicht gefällt, ohne das Wort vom „Rudel“ zu provozieren? Jeder schön einzeln, per Brief, ohne jemand anderem davon zu erzählen?

Es müsste, jedenfalls, irgendwie mutig sein. Auch das ist ein wiederkehrender Vorwurf an die Unterzeichner der Petition: Dass sie ja gar nicht mutig sind.

Alexander Kühn:

Im Schutz der Anonymität rufen die Ankläger: Ans Kreuz mit ihm! Und kommen sich wohl mutig vor.

Kommen sie wohl? Halte ich für einen völlig abwegigen Gedanken. Vermutlich muss man dafür „Spiegel“-Redakteur sein, um zu glauben, dass Menschen, die nicht den ganzen „Spiegel“-Apparat hinter sich haben, die Dokumentation, das Justiziariat, die Ressortleitung, eine schlichte Meinungsäußerung für „mutig“ halten.

„Spiegel Online“-Redakteur Christoph Sydow schreibt:

Der Schock über den Auftritt von Lanz sitzt offenbar so tief, dass viele erst jetzt den Heldenmut aufbringen, sich offen gegen ihn zu stellen.

Und auch der Moderator (und aktuelle Lanz-Gast) Jörg Thadeusz fomuliert in seiner Kolumne in der „Berliner Zeitung“ sarkastisch:

Wer Markus Lanz auch „irgendwie“ doof findet, bleibt auf dem Sofa liegen und klickt mal kurz. Mutiger Widerstand eben.

Ich weiß gar nicht, wer das behauptet hat, dass es „mutiger Widerstand“ wäre. Es ist ein bloßes Strohmann-Argument, um die schlichte öffentliche Meinungsäußerung von Menschen im Internet zu diskreditieren. Wäre es besser, wenn man solche Petitionen nur unterzeichnen dürfte, wenn man dabei auf einem Bein auf der obersten Stufe einer mindestens zwei Meter hohen Leiter balanciert? Wäre das mutig genug?

Auch David Hugendick betont auf „Zeit Online“ die „Gefahrlosigkeit des Unternehmens“, die aus den Lanz-Kritikern im Internet eine „Hetzmasse“ mache und ihn an das „Scherbengericht“ der Antike erinnert. Er spricht von „jene[r] bequeme[n] Ausprägung der digitalen Steinigungskultur, die ihre Akteure meist nicht mehr kostet als selbstgerechte Häme“.

Antje Hildebrandt sieht eine „merkwürdige Koalition von gefrusteten Gebührenzahlern, von ‚Wetten, dass..?‘-Nostalgikern und Twitter-Piraten“ am Werk, „die sich unter diesem Schirm der Petition versammeln“. Twitter-Piraten, klar. „Man ist geneigt“, fügt sie hinzu, „von einer Hasskampagne zu sprechen.“ Vermutlich ist „man“ sie selbst, aber ob sie nun von einer Hasskampagne sprechen würde oder nicht, bleibt gewohnt unklar.

Anika Riegert stellt im „Hamburger Abendblatt“ schockiert fest, dass sich der Link zu der Petition „wie ein hochansteckendes Virus im Netz“ verbreitet habe, und warnt:

Das Bedenkliche ist, so ein Klick ist gefährlich einfach. Man muss weder in ein Wahllokal gehen noch komplizierte Stimmzettel ausfüllen. Wer Lanz doof findet, kann das mit minimalstem Aufwand unterschreiben.

Klugerweise, ja: „klugerweise“, habe sich das ZDF aber bislang nicht öffentlich dazu geäußert. „Netzdemokratie hat glücklicherweise noch ihre Grenzen.“

Vielleicht müsste man ihr und vielen ihrer Kollegen einmal erklären, was eine Petition ist. Dass es sich um eine Bitte, ein Gesuch handelt, und nicht um eine Form der direkten Demokratie. Wenn sie eine große Zahl von Unterstützern hat, bedeutet das nicht, dass die Forderung erfüllt wird, sondern nur, dass sie entsprechend leichter Gehör findet.

Natürlich kann man die Petition kritisieren, Form und Inhalt von Lanz-Beschimpfungen und überhaupt die Empörungskultur im Netz und anderswo. Doch die Art, wie eine ganze Reihe professioneller Medien über die Petition berichten, zeigt, dass sie ein grundsätzliches und nachhaltiges Problem damit haben, dass ihnen das Kritik- und das Aufmerksamkeits-Monopol abhanden gekommen sind.

Andrian Kreye schreibt in der „Süddeutschen Zeitung“:

Es geht um die Empörung. Und da liegt auch schon das Problem mit der Petition gegen Lanz. Was sich als direkte Demokratie geriert ist nicht viel mehr, als eine Kundenbewertung.

Der Vergleich mit der Kundenbewertung ist nicht ganz falsch, auch wenn der Zuschauer im Fall des öffentlich-rechtlichen Rundfunks viel mehr ist als nur Kunde. Und auch wenn es durchaus nicht abwegig ist, dass die Menschen in Lanz einen echten Missstand sehen, der sich durch schlichtes Abschalten nicht beseitigen lässt.

Aber auch Kreye bemerkt nicht, dass es nicht die Petition ist, die sich „als direkte Demokratie geriert“. Es sind die Medien, die sie als Volksabstimmung behandeln und die Unterstützerzahlen als Sensation und ihr damit überhaupt erst die unangemessene Bedeutung geben, über die sie sich dann hinterher beklagen.

Ist wirklich die Petition Grund dafür, dass die Debatte so ermüdend und hysterisch wirkt? Oder sind es die Reaktions-Reflexe der Medien darauf, die nicht aufhören können, auf die steigende Zahl der Unterzeichner zu starren und auf die Zahl der eigenen Seitenabrufe und aufgrund von beidem glauben, immer neue Artikel zu dem Thema veröffentlichen zu müssen?

Sie verzweifeln daran, dass sie nicht nur ihr Meinungs-Monopol verloren haben, sondern den neuen anderen Stimmen auch noch zusätzlich Gehör verschaffen. Deshalb sehnen sie sich, wie das ZDF, nach Zeiten zurück, als die Leute einfach schweigend konsumiert haben: das Fernsehen und die professionellen Kritiken darüber. Und wenn ihnen etwas nicht gefiel, lieber Gulaschsuppe aßen, anstatt das anzuprangern.

Korrektur, 12:25 Uhr. Ich hatte Christoph Sydow Volontär genannt, er ist aber Redakteur bei „Spiegel Online“.

275 Replies to “So mögen sie Gulaschsuppe essen: Eine Kritik der Kritik an der Lanz-Petition”

  1. einmal mehr brillant seziert, lieber stefan. die art und weise, wie kollegen, ja, ich bin selbst (print)redakteur, die petition reflektieren, kommt mir vor wie die letzten zuckungen einer selbstgerechten,dem untergang geweihten kaste, die noch immer glaubt, die deutungshoheit über alles und jeden zu haben.

  2. Tja, Sie haben es wieder einmal auf den Punkt gebracht. Schön, dass die Schreie des Empörjournalismus mal zusammengefasst wurden. Steckt in diesen Reaktionen die Furcht, es könnte sie als nächstes treffen? Wem der Wutbürger wohl als nächstes die letzte Stunde schlagen lässt?

    Mit was ich im Artikel nicht ganz einverstanden bin: „aber eigentlich typisch für die Art, wie Markus Lanz über Politik und mit Politikern redet“, denn es kommt auf die Couleur an. In diesem Zusammenhang bin ich gespannt, wie er mal den AfD Henkel befragt, sofern Lanz nicht vorher abgesetzt wird.

  3. Diese ganzen (auch nicht sehr viel klügeren als das Normalvolk) Köpfe, die fürs Verbreiten ihrer aufgeschriebenen Meinung auch noch bezahlt werden, haben es SEHR offensichtlich nicht nötig die Kommentarspalten ihrer eigenen Online-Angebote wenigstens gelegentlich mal zu überfliegen.

    Wann immer in der Vergangenheit über Lanz berichtet wurde, besonders im Zusammenhang mit der Ernennung zum Wettkönig, gab es sehr viel mehr Wortmeldungen als bei anderen Ereignissen dieser Art, die sich sehr kritisch mit seinem Unvermögen Sendungen anzusagen auseinander setzten. Der Unmut des Volkes brodelt da schon sehr lange, wurde aber von den professionellen Schreibern nicht wahrgenommen, weil man mit der „Prominenz“ doch viel lieber auf Kuschelkurs ist, wenn sie sich nicht gerade irgendwo versehentlich am Tafelsilber vergriffen hat.

    Es bedurfte jetzten eben nur eines „Mutigen“ diesen endlich mal zusammenzufassen und an einer Stelle zu bündeln. Dass die Schreiber bisher so wenig an Volkes Meinung interessiert waren, ist dann allerdings auch ein Zeichen für Elfenbeinturm.

  4. Die scharfsinnige Analyse und ernsthafte Sachlichkeit, die sonst Ihre Artikel ausmachen, gehen hier in bebender Entrüstung völlig unter.
    „Kühn unterscheidet zwischen »Zuschauern« und »dem Internet«:“– Es sind ja auch 200.000 Petitionszeichner, von denen wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte die Sendung gesehen haben. Wie viele Millionen Fernsehzuschauer sehen gegenüber dessen Lanz‘ Sendungen?
    „Weil im Internet ein schlimmer Mob regiert, der per se »unverhältnismäßig« agiert“ — Nicht per se, aber in diesem Fall absolut unverhältnismäßig und größtenteils unter der Gürtellinie. Es geht ja nicht vordergründig um die Klicks auf der Petitionsseite, sondern um die oft widerwärtigen Beleidigungen von vielen Zeichnern und Teilern auf Facebook und Co.
    „Ernstzunehmen ist nur die Kritik der nüchternen professionellen Kritiker.“ Wenn Kommentare so ausufern und die Kritiker sich fast durch die Bank im Ton vergreifen, ist das der Fall. Die große Masse der Kritikern zeichnet sich in diesem Fall durch Lautstärke und Entgleisungsgrad aus.

  5. Ich stimme insoweit zu, als die Medien ihren Teil zum Volksabstimmungscharakter beitragen, indem sie selbigen einer solchen Petition beimessen. Auch stimmt sicherlich, dass die Erkenntnis, ein Kritik-Monopol verloren zu haben, bei vielen Journalisten für Unbehagen sorgt. Die Frage ist nur, ob dieses Unbehagen immer bloß in einem rein egozentrischen Motiv begründet ist, oder ob nicht eine berechtigte Sorge um unsere Kultur vorliegt. Es ist ein Unterschied, ob ich meine persönliche Meinung publiziere und vertrete, oder ob ich Unterschriftenlisten starte. Eine Zeitung etwa könnte sich einen solchen Aufruf an ihre Leser nicht leisten, und das aus gutem Grund. Ich möchte nicht wissen, was los wäre, wenn die „Bild“ eine Unterschriftenliste gegen eine ihr missliebige Person (Moderator, Politiker) starten würde – sei es wegen Gebühren-, Steuergeld- oder sonstiger Verschwendung. Inhaltlich teile ich die Kritik an diesem Moderator übrigens voll und ganz, habe auch die Sendung gesehen und mich fremdgeschämt. Die Kritik an der Form der Kritik kann ich aber ebenso teilen.

  6. Eine witzig-brilliante Analyse der Arbeit von sog. Qualitätskournalisten! Klasse! Trotzdem macht es mich traurig zu sehen wie die Lanz-Petition sechstellige Unterzeichnerzahlen erreicht und unsere Petition gegen Politiker in den Verwaltungsräten von ARD und ZDF krebst im zweistelligen Bereich. Echt schade!

  7. Ich sehe schon auf Facebook und Twitter Strukturen, die kurzzeitige Empörungsspiralen fördern. Das kann man durchaus kritisieren und die albernsten Shitstorms ruhig ignorieren.

    Das Peinliche ist, dass die Medien mittlerweile jedem Shitstorm hinterherspringen. „Wie das Netz über xyz lacht“ist ritualisiertes Gegenstück zur ritualisierten Wetten-dass-Nacherzählung. Wenn es allzu gut lieft, kommt die vorhersehbare Gegenkritik und wenn die Klicks weiter reichlich fließen die Kritik an der Gegenkritik.

    Wäre die Lanz-Petition so albern: Wieso muss sich ausnahmslos jedes Medium damit beschäftigen?

  8. Und was all diese Kommentatoren vergessen: Ich habe ihre Texte im Internet gelesen.Bei der Wortwahl, die vor allem Schumacher und Hildebrandt an den Tag legen, muss ich ihnen mit der Peitsche in die Fresse sagen: „Ihr seid ein ganz schön hasserfüllter Internetmob.“

  9. @Curlygerman: »Es sind ja auch 200.000 Petitionszeichner, von denen wahrscheinlich nicht einmal die Hälfte die Sendung gesehen haben. Wie viele Millionen Fernsehzuschauer sehen gegenüber dessen Lanz‹ Sendungen?«

    -die Meisten, die die Petition unterschrieben haben dürften zumindest im nachhinein die Passagen gesehen haben, um die es geht, denn schließlich wurden die Ausschnitte auf allen Kanälen kommuniziert.

    -und wenn nicht sind da immernoch Erfahrungswerte aus anderen Lanz Sendungen, die auch übel auffielen, aber die Kartoffelsuppe nicht zum überlaufen brachten.

    -Frage: wieviele Fernsehzuschauer wohl nicht unterschrieben haben, obwohl sie vom Stil des Moderatoren angewidert waren und inkonsequenterweise einfach ab- oder umschalteten?

    -Letzteres wird im Übrigen häufig als die konsequente und angemessene Haltung kolportiert. Aber „wegschauen“ ist was für Feiglinge, wie wir aus anderen Debatten wissen.

  10. @Markus Hesselmann: Ja. Das Positive kommt ja (bei mir) immer zu kurz, ist hier auch nicht mein Thema. Aber ich versuche, das nächste Mal wenigstens eine Linkliste dazu zu machen mit Leseempfehlungen.

  11. @Anton Pree: „Wieviele Fernsehzuschauer wohl nicht unterschrieben haben, obwohl sie vom Stil des Moderatoren angewidert waren und inkonsequenterweise einfach ab– oder umschalteten?“
    Gegenfrage: Finden Sie, dass Mehrheitsmeinungen grundsätzlich ein geeignetes Argument sind, um über Qualität von Programm und/oder Personal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu diskutieren?

  12. Die Kritik an Lanz ist berechtigt. Aber nicht, weil viele Zehntausende Leute was anklicken im Netz. Sondern aus den von Ihnen bereits früher dargestellten Gründen. Die Onlinepetition kann (noch) nicht ernsthafte Geschäftsgrundlage sein. Daher ist sowohl die Kritik an der Petition als auch an den sie ständig pushenden Berichten berechtigt. Ich halte es für unzutreffend, dass die klassischen Journalisten die Onlinemeinung per es nicht akzeptieren. Sie weisen nur zurecht auf den Hype hin.

  13. Man könnte eventuell noch das Argument von Petitionskritikern anführen, dass die Reaktionen im Netz primär darin begründet seien, dass Lanz‘ (und Jörges‘) Verhalten die Äußerung linker (wahlweise auch: extrem linker, weil Wagenknecht) Meinungen verhindert hat. Und das lässt sich das böse linksdominierte Internet natürlich gar nicht gefallen. Als Beleg wird dann u.a. angeführt, dass die Initiatorin der Petition selbst einmal Mitglied der Linkspartei war.

  14. Das ist alles sehr stimmig und zugegeben treffend beobachtet. Aber das ist es eben auch: beobachtend, wie eben es die Kollegen auch tun. Wer sich die Kommentar zur Thadeusz-Kolumne auf Dieter Nuhrs FB-Seite durchfließt, begreift, warum diese Online-Petition womöglich gefährlich ist: sie ist hetzend. Das mag im Rahmen demokratischer erlaubt sein. Es mag ebenso erlaubt im buchstäblichen Toleranz-Sinne eines zu probieren: etwas aushalten oder eben wegklicken oder Suppe löffeln. Und eines muss auch mal bei aller berechtigten Lanz-Kritik gesagt sein: ein Meinungsmonopol haben die Petition steif über auch nicht.

  15. Der Beitrag ist okay. Ich glaube, das Problem ist aber doch komplexer. Und leider trauriger.

    Es scheint nämlich keine Möglichkeiten zu geben, auf das Öffentlich-Rechtliche Rundfunksystem zu reagieren in der Weise, dass man das dort auch wahrnehmen würde.

    Das passiert in diesem Fall nur deshalb, weil das Thema durch die Metadiskussionhochgekocht wird. Von beiden Seiten.

    Es gibt offenbar keine Möglichkeit, der Kritik an Lanz aus der Sache heraus die nötige Substanz beizubringen.

    Ich erinnere noch einmal an den Kampf gegen die Programmpläne im Rundfunk des NDR, als eine Bürgerinitiative mit umfangreichen Analysen versuchte darzustellen, dass es falsch ist, „ganze Werke“ der klassischen Musik auch tagsüber zu bringen.

    So wie hier dem „Mob“ ein Vorwurf gemacht wird, diffamierte man seinerzeit die Kritiker als Kultur-Ayatollahs. http://www.dasganzewerk.de

    Hallo? Darf jetzt auch die Art und Weise, die Form der Kritik von der Institution bestimmt werden, die ihrem Sinn nach doch eine Institution der Öffentlichkeit sein sollte, nämlich der Bürger und Bürgerinnen, der Hörer und Hörerinnen.

    Liebes ZDF, liebe Medien, die Frage sei gestattet: Was erlaubt ihr uns zu tun, um unsere Meinung kund zu tun? Und was tut ihr dafür, einen gewissen Qualitätsstandard zu halten. Wer der Lanz heißt, dann habt ihr euren Auftrag nicht gut erfüllt.

  16. Ja, ich habe die Petition unterzeichnet. Nein, ich bin dabei nicht anonym geblieben. Nein ,ich habe die Sendung nicht vollständig gesehen. Dass die Kritik von Seiten des ZDF abgebügelt wird, hatte ich erwartet, dass die Kommentatoren der Qualitätsmedien (nein, extra nicht in Anführungszeichen) das als Shitstorm und digitalen Pöbel abtun nicht. Hier wird also davon ausgegangen, dass nur weil die Masse schweigt, die Mehrheit mit so etwas einverstanden ist und lediglich der marodierende Mob vom gemütlichen Sofa aus per Mausclick mit den Füßen abstimmt. Kein Wunder, dass die Auflagen der Leitmedien und die Einschaltquoten der klassischen Fernsehformate runter gehen. Aber mit den wirklichen Gründen für die sinkenden Reichweiten muss man sich ja nicht befassen, wenn man auf den anonymen Pöbel eindreschen kann.

  17. Journalisten sehen sich gerne als neutrale Instanz aber als auch als Meinungsmacher. Nun erklärt Ihr Artikel sehr schön, dass es mit der Neutralität nicht so weit her ist. Danke.

  18. Die Hintergründe der Lanz-Petition sind eigentlich sehr offensichtlich, auch wenn Sie, Herr Niggemeier, das anscheinend ausblenden wollen. Hier geht es nicht um einen mittelmäßigen Moderator, der sich bei grünen und linken Politikern wiederholt im Ton vergreift und FDP-Politiker dagegen über den grünen Klee lobt. Der Erfolg der Petition liegt darin, dass Stimmung gegen den Rundfunkbeitrag gemacht wird. Die Zahl der sich als bestürzte Zwangsgebührenzahler outenden Zeitgenossen wächst stetig. Kein Medienartikel, der ARD und ZDF auch nur am Rande erwähnt, bleibt von solch Tiraden verschont. Die im Kern gerechtfertigte Lanz-Petition wird somit instrumentalisert, als Aufschrei der GEZ-Geknechteten verstanden.
    So wie man ARD und ZDF vor der Einflussnahme durch Politik und andere Interessengemeinschaften schützen muss, so sollte auch die Mitsprache durch den Gebührenzahler in gewissen Grenzen bleiben. Nur weil ich beim Italiener um die Ecke mein Ossobuco esse, sage ich dem Koch deshalb ja auch nicht, wie er es zuzubereiten hat und wer es zubereiten soll. Ich drücke bestenfalls mein Gefallen oder meine Kritik aus. So soll es auch mit dem öffentlich-rechtlichen Programm sein. Denn wenn wir wirklich eine laute Mehrheit über das Fernsehprogramm abstimmen ließen, wäre eine Helene Fischer wohl der Lanz-Ersatz und Opern nicht länger auf 3sat zu sehen.
    Darf ich Sie übrigens daran erinnern, dass Lanz erst im Dezember doch reichlich absurden Blackfacing-Vorwürfen auf Twitter ausgesetzt war? Hier wird auf einen Moderator eingedroschen, selbst um den Preis, dass man ihm Rassismus andichten muss.

  19. Die ganze Diskussion um den vermeintlichen Internet-Mob lenkt von dem Umstand ab, dass Markus Lanz eine offensichtliche Fehlbesetzung darstellt, dass diese Besetzung Symptom für die Schwindsucht der Öffentlich-Rechtlichen ist. Die Verantwortlichen stecken den Kopf in den Sand, es herrscht Bunkermentalität. Und an dieser wird das ZDF mittelfristig zugrunde gehen. Wenn nämlich die Politik begreifen wird, dass sie mehr gewinnen kann, die Abschaffung einer nicht mehr reichweitenrelevanten Rundfunksendeanstalt zu fordern als diese zu stützen, werden es alle schon immer gewusst haben, dass diese Entwicklung unvermeidlich gewesen sein wird – und schuld wird wieder mal „das Internet“ gewesen sein.

  20. Sehr gut recherchierter Artikel. Es gab auch in lokalen Medien wie dem Kölner Stadt-Anzeiger, miese Kommentare zur Petition.

    Im Grunde muss man weiten Teilen der etablierten Presse ein völliges Versagen in der Kritik des Fernsehens vorwerfen, denn sonst wäre eine solche Petition nicht nötig. Zum anderen haben sie erneut versagt, als sie die Petition nicht einmal zum Anlass genommen haben, noch einmal genau hin zu schauen und dann die doch sehr groben Fehler des Moderators zu bemerken.

    Statt dessen hauen sie auf eine meiner Meinung nach keinesfalls allzu hetzerisch formulierte Petition und beleidigen alle, die sie wohlüberlegt unterzeichnet haben.

    Ich habe M. Lanz nicht oft gesehen, fand die Sendung an sich ganz passabel. Die Ausgabe mit S.Wagenknecht dagegen habe ich als völlig anders als die anderen empfunden. So ist er mit den anderen Gästen nicht umgegangen. Das fand ich weit jenseits jeder Toleranz und habe daher die Petition unterschrieben, nachdem ich mir die Aufzeichnung angeschaut hatte.

  21. Es handelt sich in der sogenannten Lanz-Debatte wohl um das typische Auf und Ab in „den Medien“. Eine Kraft (Petition) erzeugt nach wenigen Tagen des medialen Säbelrasselns eine Gegenkraft (siehe die Beispiele von Niggemmeier). Das ist nichts Neues und passiert (vor allem in etwas bunteren Themen) regelmäßig – business as usual. Interessant ist dennoch, dass an Lanz andere Maßstäbe angelegt werden. Und das liegt natürlich ganz einfach daran, dass er eben „Wetten dass….“moderiert. Nach Samstag überschlagen sich voller Eifer nun wieder viele über den „neuen Minusrekord“ der Sendung. Das ist bei bei einem Marktanteil von 19,4 Prozent – nüchtern betrachtet – angesichts der allgemeinen Marktentwicklung albern. Aber es scheint mittlerweile refelexartig zu sein.

  22. Mir geht dieser ölige Typ auch auf die Nerven, aber jetzt ist auch langsam mal wieder gut.

  23. Alexander Kühn schrieb neulich unter dem Label „Satire“ (SPIEGEL 1/2014) dem „lieben Medienopfer“ Lanz:
    „Was soll man Ihnen, Markus Lanz noch raten? Wenn Fernsehen gerecht wäre … Sie würden im RTL-Regionalfernsehen das Wetter ansagen. (…) Kein Witz: Sie können sich jedenTag entscheiden: aushalten oder abhauen. Außer Ihrem Ego zwingt Sie niemand.“

  24. Wieder sehr gut recherchiert und sehr differenziert/ genau dargestellt, Herr Niggemeier. Es sind ja diese Adjektive, die das Beleidigtsein und die Überheblichkeit der Kollegen verraten : das angeblich „ritualisierte“ Echauffieren einer „selbstherrlichen Netzcommunity“ (Oliver Jungen, FAZ) und die angeblich „animalische Rudel-Aggression“ (Halo Schumacher). Und „anonym“ ist bei der Petition schon mal gar nix…

  25. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass viele Artikel in Mainstreammedien, die die Petition kritisierten, entgegen ihrem üblichen Linkgeiz tagelang in jedem Artikel einen Link dahin brachten.

  26. Kann Dir nur zustimmen. Bin selber kein Journalist. Aber ich habe meinen Fernsehkonsum schon seit längerem auf praktisch Null heruntergefahren, einmal wegen zu viel Werbung, aber auch wegen solcher „Interviews“.

    Das Schlimmste ist aber, dass wahrscheinlich sehr viele Zuschauer diese Sendung sehr gut fanden.

  27. Danke! Danke! (Zur Sicherheit: Danke!)

    Seit Tagen hat sich jedesmal mein Magen verkrampft, wenn ich einen der zitierten oder ähnliche Texte las. Jetzt hat sich da einiges gelöst (es ist nicht so eklig, wie man meinen könnte =).
    Wie kann man nur so abgehoben formulieren und sich so überlegen vorkommen, ohne auch nur den Spiegel-Test zu bestehen?
    Wir, die Profis am Florett – die da, die bolzenden Amateure.

    Dabei geht’s am Ende nur um das leidige Meinungs(mache)monopol, das deutsche Medien im Jahr 2014 immer noch für sich verbuchen.

  28. @#12: „Herr Käst… äh, Niggemeier, wo bleibt das Positive?“ – Ja,weiß der Teufel, wo das bleibt.

  29. Auch ich finde, dass Lanz eine deutlich erkennbare und schon viel zu lang währende Fehlbesetzung bei politischen Runden ist (Unterhaltungssendungen aber sind Geschmacksache). Und ich finde gut, dass sich diese breit vorhandene Meinung nun bündelt, um eine Änderung einzuläuten. Aber ich habe die Petition wegen des doch recht harschen Wortlauts nicht unterschrieben – da bin ich ganz bei Kerouac (#21).
    Herr Niggemeier, abermals vielen Dank für ihre Beobachtungen. Sehr gute Arbeit!

  30. Danke, danke Herr Niggemeier! Dauerempörte Netzgemeinde, Internet-Pöbel, selbstherrliche Netzcommunity, digitaler Mob was gab es nicht alles zu lesen in den letzten Tagen. Diese Debatte bekommt jetzt tatsächliche eine andere und vielleicht sogar größere Dimension, in der es nicht mehr um die Person Lanz geht oder so sehr um die Qualität des Gebührenfernsehens, sondern wie Sie so trefflich analysieren, um das Verhältnis der Medien zu ihren Lesern und Zuschauern, die ihr eigene Meinungen im Netz veröffentlichen. Man traut ja seinen Augen in den vergangen drei Tagen nicht, was viele Zeitungs-und Online Autoren so über das Internet denken.

  31. Ich bin keine Journalistin. Aber dennoch finde einfach nicht, dass Online-Petitionen das geeignete Mittel sind, seinen persönlichen Frust loszuwerden – wie es ja die Initiatorin Müller als Motivation freimütig zugibt. Wenn jeder, der sich mal über jemanden ärgert (und dann vielleicht nicht schlafen kann), eine öffentliche Entlassungsforderung und/oder Beschimpfung einzelner organisiert, dann kann ich das Mittel der Petition einfach gar nicht mehr ernst nehmen.
    Aus meiner Sicht war das Starten dieser Petition keine demokratische Handlung, sondern schlechtes Agressionsmanagement. Wenn man gegen die Rundfunkgebühr ist – warum nicht eine Petition dagegen? Aber die wäre vielleicht mühsam, wie das mit demokratischen Engagements so ist. Dabei geht es mir nicht um das Einfache, sondern um das Reflektieren über das eigene Tun – statt nur Reflex.
    Überschrift und Inhalt der Petition sind angefüllt von persönlicher Empörung statt inhaltlicher Argumentation, das setzt sich in den Interviews und Statements der Inititiatorin fort, die das Ganze offenbar als öffentliche Erziehungsmaßnahme ansieht. Wenn aber der „Volkszorn“ so schnell und aufgrund emotionaler Trigger entbrennt, finde ich das tendenziell furchterregend …

  32. @zweifelnd: Petitionen sind keine „demokratische Handlung“. Da wird nichts und niemand gewählt oder abgewählt, es gibt nicht einmal Gegenstimmen. Es geht einfach nur darum, dass jemand seine Meinung sagt und diese mit ein wenig Stimmgewicht unterfüttern möchte. Die Qualität schwankt entsprechend auch zwischen „Der Markus ist doof!“ und mit Gesetzeszitaten unterfütterten Forderungen. Nebenbei bemerkt gab es auch mehere Petitionen gegen die aktuelle Art der Rundfunkgebühr, lange bevor sie verabschiedet wurde – und das sogar auf der offiziellen Petitionsplattform des Bundestags.

    Natürlich gibt es bei Petitonen, Unterzeichnern und Werbern dafür auch jede Menge „Aggressionsmanagement“ – wie leider auch in der regulären Politik (Ausländerbashing anyone? Oder als Gegengewicht mal wieder das Klischee vom reichen, egozentrischen Selbstständigen?). Wichtig ist am Ende, was man draus macht. Nicht jede Meinung mit vielen Unterstützern ist richtig, aber man sollte zumindest mal überdenken, wie diese Meinung zustande kommen konnte. Im Fall Lanz ist nunmal auch völlig objektiv zu erkennnen, dass er mit Leuten, deren Meinung er nicht teilt (oder das zumindest glaubt), nicht umgehen kann. Und zu den Unterhaltungformaten verweise ich einfach mal auf das Bashing, pardon, die „professionelle Kritik“, nahezu aller „professionellen Journalisten“…

    Richtig ist allerdings sicher auch, dass in diesem Fall auch die generelle Problematiken des ÖR hierzulande und die eindeutige politische Einstellung von Lanz mit hinein spielen.

  33. Ich verstehe natürlich den Protest, solch eine Zwangsabgabe ist echt voll blöd. Da kann man seine Wut schon mal kanalisieren, auf jemanden der eh schon so durch ist. Auf die Wurst der Nation, dessen Sendung ich – ja hier diesen Clip auf Youtube – schon mal gesehen habe. Und Wetten das…? soll ja echt – kommt da nicht immer #ibes? – jedenfalls schlecht soll das sein, auch die Sendung auf Mallorca… WTF! Ich guck das eh nie, warum zahl ich Gebühren???

    Entlassung fordern ist echt ultrasexy, auch keine Ahnung warum die Journis da jetzt so Anti sind. Und nein, wenn man die Kommentare auf Facebook ließt, hat man nicht den Eindruck, die Unterzeichner hätten mal einfach so unterschrieben, wie man auch mal ein Tunnel nach Bud Spencer benennen wollte. Hier unterzeichnet man, weil es die beste und geeignetste Form der Kritik an einem Moderator ist.

    Lanz raus, gebühren weg! Ich war dabei! nilsn, 33 aus München.

  34. Ich habe nicht den Eindruck, das es hier noch um Mr. Lanz geht, sondern eher um Wut auf die Staatssender mit ihrer TV-Tax. Es ist auch wirklich komisch, dass man in Deutschland für Trash zur Kasse gezwungen wird …
    US-Sender würden den Protest ernst nehmen weil es ist schlecht fürs Image und den Profit.

    Was ich nicht verstehe: Warum soviele deutsche Kollegen die Petitionisten als „anonymen Pöbel“ bezeichnen. Soweit ich sehe, unterzeichnen die meisten mit ihrem Namen und es ist keine Beschimpfungsaktion. Ist das Recht auf Meinungsfreiheit in Deutschland nur auf die Wahlurne beschränkt?
    Vielleicht ärgern sich einige Journalisten darüber, dass eine Nobody mehr Aufmerksamkeit und Wirkung erielt hat, als ihre eigenen Artikel.

  35. Die Lobeshymnen auf Niggemeier sind zwar völlig berechtigt, aber auch bezeichnend. Der macht einfach nur seinen Job. Dass das so auffällt,sagt eine ganze Menge über den Zustand des Journalismus im Allgemeinen und den Umgang des Fernsehens mit Kritik (huch?) im Besonderen.

    Das ZDF hatte ja auch die Chuzpe, sich nach dem Zirkusnummerdebakel auf Usedom bei der Fussball-EM 2012 hinzustellen und die Kritik an der Übertragung abzubügeln mit dem Argument, die Einschaltquoten gäben ihnen ja schließlich die Bestätigung, alles richtig gemacht zu haben. Ich befürchte nur, die meinen das tatsächlich ernst.

  36. Lieber Herr Niggemeier, sehr oft haben Sie mir schon aus der Seele gesprochen mit Ihren Kommentaren, aber diesmal bin ich nicht einer Meinung mit Ihnen. Über den grottenschlechten Interviewstil von Markus Lanz sollte man gar kein Wort verlieren. Ich finde etwas ganz anderes bedenklich: wird das Instrument der Petition im Netz nicht völlig entwertet, wenn jetzt jeder seine persönlichen Blähungen zum Gegenstand einer Unterschriftensammlung macht, um sein Problem aus der Welt zu schaffen? Bei wirklichen Petitionen muss die Identität der Unterzeichner ja auch überprüft werden. Hier werden nur Mail-Adressen verifiziert, aber es ist für tricky users doch kein Problem, schnell mal ein paar hundert oder auch ein paar tausend Mail-Adressen zu generieren. Jeder findet ja irgendeine Fernsehsendung doof – kommen jetzt auch Petitionen gegen das Dschungelcamp, gegen Florian Silbereisen oder gegen den Tatort aus Münster? Diese Online-Petition ist strunzdumm und lächerlich. Dann doch lieber eine gegen den NDR, der ein Snowden-Interview vier Tage lang zurückhält, um es dann kurz vor Mitternacht ausstrahlt. Und das auch noch NACH einer Diskussionssendung genau zu diesem Interview.

  37. Mich überzeugen weder die professionellen noch die Laien-Lanzkritiker.
    Mich erinnert das alles an diese gruselige Lanz-Sendung mit Jürgen Fliege. Lanz legte es hier darauf an, Fliege als Esoterik-Scharlatan zu enttarnen, der skrupellos armen Rentnerinnen das Geld aus der Tasche zieht. Er mag recht gehabt haben, aber die Art, einen Ex-Kollegen gemeinsam mit ausgewählten Mitstreitern an den Pranger zu stellen, war unerträglich. Außerdem ging es glaube ich nur um 45 Fläschchen „Fliege-Essenz“, die verkauft wurden.
    Viele der heutigen „Unterzeichner“haben sich damals wahrscheinlich schlapp gelacht, wie Fliege da saß und fertig gemacht wurde.
    Vielleicht habe ich es überlesen, aber ein Kritik der Zuschauer und Medien habe ich vermisst.

    Und, mal ehrlich, Sarah Wagenknecht kann sich doch gut wehren und kommt gerade wegen Lanz´ eingeschränkter Moderatorenqualitäten immer wieder in die Sendung. Ich wette, sie WAR zufrieden mit der Sendung. Dieses Nachtreten auf Twitter war reines Kalkül. Ich habe in Erinnerung, dass frühere Lanz-Sendungen mit ihr nicht anders abliefen.
    Markus wird einfach überbewertet. Ich bin dafür, die Sendung in „Markus“ umzubenennen. Er ist und bleibt ein Bub aus einem Tal in Südtirol und ich wehre mich dagegen, ihn wichtiger zu nehmen als er ist. Genauso wie den anderen Quatsch, der so läuft.

  38. @43/Linus: Der Blog hier ist aber sicher nicht der Job vom Herrn Niggemeier. Und sowieso und überhaupt: es sollte Standard werden, jemanden zu loben, der „einfach“ nur seine Arbeit mit dem Prädikat „sehr gut“ macht!
    Und sooo schlimm ist der Zustand des Journalismus hierzulande nun auch nicht…

  39. @44/Rüdiger Becker:
    Nun, der feine Unterschied ist hierbei aber, dass Lanz politisch im Sinne des Bildungsauftrags talkt und Silbereisen & Co. unterhalten.
    Und dass die Petition an sich dadurch entwertet wird, weil das angesprochene Thema nicht jedem zusagt, nunja, ist irgendwie auch “ strunzdumm und lächerlich“.

  40. […] Lanz-Empörung in den Qualitätsmedien war aufgrund seines Selbstentlarvungsfaktors enorm spaßig: Schaumschläger echauffieren sich über die geschlagenen Schäume anderer. Jetzt möchte noch der bezahlten Witzemacher Nuhr auf den längst abgefahrenen Lanz-Zug […]

  41. @44: ich glaube Sie treffen den Kern schon ziemlich gut. Ihrer Meinung (und offensichtlich auch derer der vielen hier zitierten Journalisten) nach ist eine Online-Petition so etwas wie eine Volksabstimmung.

    Ist es nicht.

    Und das war es dann auch schon. Eine solche Petition hat so viel Aussagewert wie eine Facebook-Seite „Feuert Lanz“ mit 150.000 „Likes“. Es sind nicht mehr als „Likes“.

    So einfach ist das.

    Die Lächerlichkeit hier ist, dass das alles mit „Wutbürgertum“ gleichgesetzt wird oder einer direkten Auswirkung auf den Job von Herrn Lanz.

    Mich erinnert das frappierend an Zuschauer die der Ansicht sind, wenn sie bei RTL nur lange genug quengeln, würde sich das Programm ändern, weil sie ja die Kunden von RTL sind. Was ungefähr so ist als ob die Kühe auf der Weide vor der Schlachtung maulen ihnen wäre das Gras nicht grün genug.

    Stefan beschreibt hier ziemlich eindeutig, wie ein Strohmann attackiert wird. Es geht nicht darum, dass Lanz jetzt sofort rausgeschmissen wird, sondern um den eigentlichen Zustand der Diskussionskultur und der Selbstwahrnehmung des ZDF. Wer meint, dass Lanz „ein Mal“ einen Fehler gemacht hat, der schaut das eigene Programm nicht. Der Mann ist so unerträglich wie vor ihm schon Johannes B. Kerner, und wenn die Brücke nicht offensichtlich genug gewesen ist im Text von Stefan dann gerne nochmal: die gleichen Zeitungen, die sich über die „Wutbürger“ jetzt aufregen, schreiben über den gleichen Moderator zum Teil extremst herablassende Texte wenn es um „Wetten, dass…?“ geht.

    Es kommt einem WIRKLICH so vor, als ob hier viele der Jounralisten selbst überhaupt nicht wissen, über WEN sie da eigentlich reden bzw WAS der die ganze Zeit da Abends verzapft. Es ist wirklich komplett unerträglich dieses Ranwanzen an die FDP-Politiker und das Herunterputzen ohne jeden Sinn und Verstand von Gästen, die ihm PERSÖNLICH nicht in den Kram passen. Das ist nicht die Aufgabe eines Moderators, es sei denn man befindet sich auf Sendern wie Fox News.

  42. Wie stellt sich denn die versammelte Journalistenschaft valide Kritik am Programm sonst vor?

    Würde umschalten helfen, dann gäbe es denke ich keinen Grund für diesen Weg der Meinungsäusserung, da Personen wie Lanz schon lange – alleine wegen des Quotendrucks – weg vom Fenster wären. (Das ist zumindest meine ehrliche Hoffnung)

    Das Problem ist doch: Ob ich ARD und ZDF einschalte und wann spielt keine Rolle. Ich werde von der GfK nicht erfasst, bin dazu gezwungen jeden Monat meine Rundfungabgabe zu leisten und rein deshalb ist es schon egal ob ich tatsächlich zusehe oder nicht.

    So wie mir geht es sicherlich Millionen von Menschen. Wir sind zwar abstrakt für ‚Die Quote‘ relevant, da die GfK die ja irgendwie misst (auch wenn ich niemanden kenne, der so eine Messbox hat und auch niemanden kenne der jemanden kennt der…) aber ob die Quote mein oder wenigstens ein repräsentatives Bild des Nutzungsverhaltens abbildet – keine Ahnung. Selbst wenn nicht, würden heute alle abschalten dann könnte es ARD und ZDF in erster Instanz auch egal sein, sind wir ja weiter gezwungen unseren Beitrag zu leisten.

    Welche Art der Meinungsäußerung ist also jetzt der versammelten Journallie genehm? Tatsache ist, dass diese Petition jetzt schon mehr ‚Wind macht‘ und mehr Reaktionen von Lanz, dem ZDF und beteiligten ‚Stakeholdern‘ provoziert als das ganze pseudo-feuilletonistische Rumrezensieren an Tatort, ‚Wetten Dass!?‘, den Talkshows oder sonstigen Sendungen.

    Ist es nicht auch etwas Neid darauf, dass sich viele Medienrezensenten schon seit Monaten an der Personalie Lanz abarbeiten – teilweise sogar noch gemeiner und vulgärer als der sogenannte ‚Internetmob‘ – und ihn ‚wegschreiben‘ wollen aber eine Internetpetition tatsächlicher Zuschauer mehr Echo erzeugt als eine Legion rumironisierender Pseudo-Hipster mit Kolumne im Online-Teil einer beliebigen deutschen Zeitung?

    Es ist halt so viel leichter wenn man jede Woche mit der Haltung ‚es ist zwar alles scheisse, aber wir schreiben den Verriss trotzdem‘ Haltung den neuesten Output der ÖR ironisch kommentieren kann, ansonsten aber keine Haltung zum Zustand der Öffentlich-Rechtlichen Sender mehr hat (man schaut ja eh US Ware auf DVD, die ist ja so viel besser)

    Gäbe es andere – wirkungsvolle – Wege diese Kritik vorzutragen, wäre es wohl zu dieser Petition erst gar nicht gekommen. Deshalb muss man auch die – wie auch immer vorgetragenen – Meinungsäußerungen des echten Publikums, die vielleicht echtes Interesse daran haben dass sich etwas verbessert, nicht kleinschreiben nur weil sie nicht im Feuilleton der FAZ vorgetragen worden sind.

    Was unter anderem auch daran liegen mag, dass sie im Feuilleton von FAZ, Spiegel Online und Co eben schon erst gar nicht vorgetragen werden. Und Nein, ‚Wir lachen jetzt alle mal drüber wie wie verdammt Scheisse der letzte Tatort/die letzte Talkshow/das letzte Wetten Dass!? so war‘ fällt da nicht drunter.

    Liebe Journalisten als letztes möchte ich euch noch folgendes mitgeben: Selbstverständlich reicht es wenn ich sage: ‚Ich finde Lanz … (hier bitte beliebiges soziotopisch übliches Negativum einfügen)‘, nur weil die Meinung nicht die Ansprüche irgendeiner Dialektik erfüllt ist sie deshalb nicht weniger wert.

  43. Gut geschrieben , gut zusammengefaßt. Nüchtern, sachlich, klar.

    @Linus bringt es wirklich auf den Punkt:
    „Dass das so auffällt,sagt eine ganze Menge über den Zustand des Journalismus im Allgemeinen und den Umgang des Fernsehens mit Kritik (huch?) im Besonderen.“

    Und ergänzend: Wer in diesem Land Kritik übt, wird schnell in eine Schmuddelecke geschoben.

    Machen Sie weiter so Stefan!

  44. @45 j.
    Sie haben Recht! Ich gehöre zu denen, die sich damals gefreut haben dass der Scharlatan Fliege enttarnt wurde. Aber es ist völlig richtig, auch wenn es hier den richtigen getroffen hat – wenn man sich die Sendung noch einmal nüchtern betrachtet, war es ein Schauprozess, mit sehr ähnlichen Mitteln wie das Wagenknecht-Interview. Nur: in wie Fern diskreditieren die Fehler in der Fliege-Sendung die Kritik an der Wagenknecht-Sendung? Es bestätigt doch nur, dass Lanz gelegentlich zu unfairen Mitteln greift. Nur weil es damals nicht oder zu wenig kritisiert wurde, heißt das doch nicht dass Lanz in alle Zukunft immun gegen neue Kritik ist, das wäre eine sehr seltsame Logik.

  45. Schöner Artikel und was mir noch auffällt, die Anonymität, die immer angesprochen wird, ist gar nicht notwendig. Ich habe bisher bei jeder Petition, die ich unterschrieben habe, auch meinen Namen anzeigen lassen. Also ganz so Anonym ist die Masse bei der Petition gar nicht.

  46. Vielen Dank für diesen geistreichen Text. Sprichst mir aus der Seele, lieber Niggi. Und während wir hier fröhlich vor uns hinschreiben, sitzen sie weinend und zähneklappernd in ihren Redaktionsstuben und sind sauer, weil sie die Weltherrschaft verloren haben. Der böse Internet-Mop hat sie ihnen mit seinen Twitter-Mistgabeln ganz unmutig entrissen. Ätsch!

  47. An alle die der Meinung sind das der unhöfliche und ungehobelte Umgang mit einer Person wie Frau Wagenknecht durchaus probat sei, weil sie ja irgendwie geartete ‚extreme‘ oder sonstige politische Haltungen vertrete.

    Ich ließe das sogar gelten wenn der Moderator diese Haltung allen Politikern gegenüber an den Tag läge, von Merkel über Schäuble von Kohl und Helmut Schmidt bis zum Chef der AfD. Tut er aber nicht. Deshalb ’schmeckt‘ das nach Parteinahme.

    Besser jedoch wäre es, wenn man die Personen für sich selbst sprechen lässt und dem Publikum genug Verstand zutraut, sich ihr Urteil selbst zu bilden. Wirklich extremistische Personen haben die Neigung sich auch ganz ohne Druck selbst zu entlarven, wenn man ihnen nur die richtigen Fragen stellt und ihnen eben danach nicht ins Wort fällt.

    Wie man jeden Gesprächspartner – von der Showbusinessgröße bis zum Diktator – mit Respekt behandelt und ihm/ihr doch Informationen entlockt, die dem Zuschauer ein vollständiges (und mitunter entlarvendes) Bild vermitteln, kann man bei den Großen in diesem Metier – in den USA z.B. Larry King, Jon Steward und Steven Colbert und in Grossbritannien z.B John Snow – sehen, Markus Lanz gehört da definitiv nicht dazu.

    Das mir spontan kein deutscher Journalist einfällt, den ich in diese Liste einreihen würde ist bezeichnend (entweder für meine Unkenntnis oder die deutsche Medienlandschaft).

  48. Werter Herr Becker,
    mehr als 200.000 Leute für so „strunzdumm“ zu halten, weil sie eine Petition unterzeichnen, die ihnen nicht passt, ist, um es mal mit Sahra Wagenknecht zu sagen: „…ein bisschen arg frech!“

    Ich glaube kaum, dass sich irgendjemand die Mühe macht, „einige tausend e-mail accounts“ zu generieren, um diese Petition zu unterzeichnen. Ich habe sie mit vollem Namen und Adresse unterzeichnet und ich habe mich, was vielleicht sinnvoller, wenn auch weniger wirksam ist, direkt an den ZDF-Fernsehrat gewandt um nachzufragen, ob das Verhalten des Herrn Lanz denn für die, in den ÖR Fernsehanstalten ansonsten so beschworene Ausgewogenheit steht.

    Die Antwort kam prompt und direkt von Ruprecht Polenz und jetzt schau´n mir mal, welche Konsequenzen diese Beschwerde und diese Petition erzeugen. Sollte es zu einem anständigeren Verhalten von Lanz führen, wäre ja schon ein wenig erreicht. Sollte er deswegen „gefeuert“ werden, dann wäre es auch nicht schade um das Sendeformat, dass ich ohnehin für verunglückt halte.

    Soviel von einem „Strunzdummen“.

  49. wenn man, ja wenn man nur die berechtigte empörung über den lanz, die öffis allgemein und überhaupt mit einer substanzunterfütterten petition verbinden könnte. also: sinn trifft erfolg. und dann den kurs der öffentlichen riesentanker etwas abändern (muss ja nicht gleich die große kehrtwende sein). das würde mich freuen. so ist es nur ein weiteres stück entertainment. von beiden seiten.

  50. Ich bin auch Journalist und schäme mich beinahe, wenn etwa einer dieser zitierten „Großjournalisten“ Lanz allen Ernstes für „sauberes Handwerk“ lobt.
    Welches vollkommen irrationale Gefühl treibt jemand dazu, seine Qualitätsmaßstäbe und die seines Blattes auf diese Weise mit Füßen zu treten, bloß um sich gegen das Publikum zu erheben?
    Ich habe unsere Zunft bisher immer gegen die „Digital“-Kritik verteidigt, dass „traditionelle“ Journalisten eine sich elitär fühlende Bande seien, die bloß ihre eigene Meinung unters Volk bringen wollen und sich als die alleinigen Weltversteher und -erklärer fühlen. Die Leitartikel der Großmedien zur Lanz-Petition erlauben diese Verteidigung nicht mehr. Zum Trost sind diese Leitartikler aber alle seitenweise von ihren Internet-Lesern abgewatscht worden – egal ob in den Foren von ZEIT, SZ oder FAZ. Erkenbar intelligent und nicht Mob seiende Leute erklären ihnen immer wieder, dass sie einfach eine Untergrenze der Qualität erreicht sehen und Lanz als Symptom nur der Auslöser und letzte Tropfen war. Aber die Leitartikler werden es wohl weiter nicht verstehen wollen, solange sei es nicht selber sagen.

  51. Niggemeier kann auch positiv, man denke an den „Tatortreiniger“. Er war maßgeblich daran beteiligt, den „Tatortreiniger“ aus seiner Versendung ohne Publikum zu befreien.

  52. Das Journalistenpack hält eben zusammen. Die wollen ihren eigenen Lesern doch auch keine Rechenschaft schuldig sein und bald der Nächste sein, der völlig zurecht am online-Pranger steht.
    Von daher muss man jetzt Eintracht zeigen und dem Lanz den Rücken decken. Erschreckend, wie das sogar auf die wenigen, angeblich seriösen Blätter (Faz, SZ) zutrifft.

  53. ARD/ZDF müssen sich halt daran gewöhnen dass bald die beiden größten Gruppen der unter 40Jährigen Zahler folgende sind:
    1. Menschen ohne Fernseher die die Öffentlichen komplett ignorieren.
    2. Leute die sich über das von ihren Gebühren finanzierte Fernsehen aufregen.

    Langfristig müssen sie auf die zweite Gruppe zugehen.

  54. Wer online umgesetzte Petitionen als „Mob“, „Menschenjagd“ oder ähnliches niederschreibt, wird morgen das Demonstrationsrecht auf der Strasse als unnötig verkünden.

    Wenn überhaupt, dann ist der größte Mob gegen eine Kultur, für deren Qualität man sich nicht schämen müsste, die schweigende Masse, die es zulässt, dass solch postdemokratisches Gehampel wie das von Lanz im ÖR-TV als Journalismus durchgehen darf.

  55. @65 Also ich will auch auf der Straße keinen Lynchmob sehen. Und wäre die Petition mit Argumenten untermauert und nicht von hysterischem Gekreische und diffusem Bashing gegen die öffentlich-rechtlichen Sender getragen, dann könnte man sich ihr durchaus anschließen. Denn natürlich versagt Lanz in seiner Talkshow, ist schlichtweg nicht neutral.

    Wie würde denn eine Demo gegen Lanz aussehen? Momentan kann ich mir nur zwei Plakate ausmalen: „Ans Kreuz mit Lanz“ und „Keine Zwangsgebühren“. Da habe ich schon Demos mit konkreteren und konstruktiveren Forderungen erlebt.

  56. Lieber „hannes66“, eigentlich würde ich Ihnen gerne direkt antworten, aber ich verkneife es mir schon seit langem, mit Leuten zu diskutieren, die sich hinter irgendwelchen Nicknames oder Pseudonymen verstecken.
    Ich will aber, weil sich mehrere auf meinen Kommentar bezogen haben, nochmal meine Position verdeutlichen. Es geht mir ausschließlich darum, dass ich das Instrument einer Online-Petition, das ich für ein sehr wichtiges halte, nicht für jeden kleinen Seelenschmerz einsetzen möchte. Denn wenn jeden Tag Hunderte von solchen Petitionen durch das Netz schwirren, nimmt das niemand mehr ernst. Mit dem Demonstrationsrecht hat das nicht viel zu tun. Wer auf einen Unterschriftsbutton klickt, demonstriert damit nur, dass er weiß, wie man eine Maus (bzw. einen Touchscreen) bedient.
    Die Ausgangsthese von Herrn Niggemeier, dass Journalisten nur deshalb diese Petition kritisieren, weil sie beleidigt sind darüber, dass das Volk selbst seine Angelegenheiten in die Hand nimmt, finde ich sehr gewagt. Ich glaube eher, dass viele Journalisten ebenfalls besorgt sind, dass Onlinepetitionen in völliger Beliebigkeit versinken. So jedenfalls habe ich die meisten Kommentare verstanden.
    Ich bin auch der Meinung, dass Herr Lanz, der im übrigen eine Unterhaltungssendung und keinen politischen Diskurs moderiert, in seinem Job völlig überfordert ist. Wie übrigens auch Herr Walde von „Berlin direkt“, der kurz vor der Bundestagswahl ein völlig unterirdisches Interview mit Herrn Steinbrück abgeliefert hat, während Frau Merkel völlig professionell, durchaus kritisch, aber auch fair von Frau Schausten befragt wurde. Trotzdem bin ich nicht auf die Idee gekommen, eine Petition zu starten. Ich zahle auch Gebühren, sogar gerne, und bin trotzdem mit vielem nicht einverstanden, was ARD und ZDF tun.
    Natürlich ist es gut, dass über solche Entgleisungen wie die Auftritte von Herrn Lanz diskutiert wird. Ich glaube, dieses Forum dürfte die Verantwortlichen auch mehr und nachhaltiger beeindrucken als Tausende von Unterschriften, von denen viele noch nicht mal unter ihrem Namen gezeichnet haben.

  57. @66

    Dieses post-modern ironisierte „Man reiche mir eine Petition, die bis ins letzte Detail meinen Wünschen entspricht, ansonsten mache ich mich erstmal weiter lustig über diese Aaaaufregung, Kinder“ geht mir auf den Sack.

  58. @mokoko: „…und bald der Nächste sein, der völlig zurecht am online-Pranger steht.“ So weit sind wir also bereits, dass man „völlig zu Recht“ an einem „Pranger“ stehen kann? Und dass jeder zittern soll, ob er der Nächste ist? Merken Sie gar nicht, wie Ihr eigener Sprachgebrauch die Kritik an solchen „Petitionen“ nur bestätigt?

  59. @68 Oh, ich kann mich durchaus auch ärgern, wenn wirres Geschrei Argumente ersetzt. Unmut ohne Substanz ist Hysterie. Ist es nicht interessant, dass in all den Zeitungsforen oder auch hier niemand einen Gegenvorschlag gemacht, wer einen allerlei Themen umfassenden, unterhaltsamen Talk statt Lanz machen sollte? Oder welche Dokus, Reportagen oder Magazine den Sendeplatz einnehmen könnten? Wer Mitsprache einmahnt, sollte auch Gegenvorschläge bringen. Den Kopf von Lanz fordern, das ist ein bisschen wenig.

  60. „…aber ich verkneife es mir schon seit langem, mit Leuten zu diskutieren, die sich hinter irgendwelchen Nicknames oder Pseudonymen verstecken“: Sagt jemand, der „Rüdiger Becker“ heißt.

  61. @Rüdiger Becker

    Ich glaube eher, dass viele Journalisten ebenfalls besorgt sind, dass Onlinepetitionen in völliger Beliebigkeit versinken.

    Das ist ulkig, besonders wenn es von Journalisten kommt, die sich abends vor lauter praktizierter Beliebigkeit noch nicht mal mehr erinnern können, welche Sau sie mittags durch Dorf getrieben haben.

    Aber Scherz beiseite: Die meinungsmachenden Journalisten, insbesondere die, die sich lediglich dafür halten, möchten sich ungern eingestehen, dass ihr Agendasetting-Potential in Zeiten direkterer Kommunikationskanäle keinen mehr interessiert. Zumal sie es auch nur dann einsetzen, wenn die Bild grad mal wieder nach vorne prescht und man sich nicht selbst die Finger schmutzig machen muss. Aus der gleiche Ecke kommen doch die mahnenden Zeigefinger, Snowdens Enthüllungen seien doch erst dann valide zu nennen, wenn anstäntige teutsche Journalisten erstmal ausgesiebt haben, was sie denn in ihrer unglaublichen Gnädigkeit und Weisheit überhaupt für Wert befinden, veröffentlicht zu werden. (siehe auch unter“Dokumente, die uns exklusiv vorliegen, die wir Ihnen, werter Leser, aber nicht zeigen, sondern nur häppchenweise vorwerfen).

  62. Es wäre schon schön (im Sinne der „Beteiligungsdemokratie“), wenn die Vielen, die letzte Woche zum ersten Mal eine Petition unterschrieben haben, nicht einfach ignoriert würden.
    Denn sollten die Leute erst einmal die schöne Erfahrung machen, dass ihre Einmischung etwas bringen kann (sprich: dass das ZDF irgendwann – und sei es auch erst bei etlichen Millionen Unterschriften – gezwungen ist zu reagieren), dann werden sie vielleicht demnächst noch viel bereitwilliger die Mitentscheidung über ihre eigenen Belange suchen und betreiben, und die Welt wird so am Ende (auch dank dem doofen Herrn Lanz) ein besserer und gerechterer Ort.
    http://misanthrope.blogger.de/stories/2369507/

  63. @Kerouac

    Der ist zwar alt, aber ich glaube trotzdem nicht, dass es meine Aufgabe als zahlender Kunde ist, dem Bäcker, der mir ein verbranntes/versalzenes/vertrocknetes Brötchen verkauft, zu zeigen, wie ers besser machen soll.

  64. Das Zeichnen einer (m.E. sachlichen) Online-Petition und einen Shitstorm im Social Web sollte man doch auseinander halten können, gerade wenn man selbst im Medienbereich arbeitet.

  65. @Linus: Das dazu passende Zitat lautet: „Ich finde meine Suppe versalzen: darf ich sie nicht eher versalzen nennen, als bis ich selbst kochen kann?“ (G.E. Lessing)

  66. @Linus

    Dieses „Wer zahlt, schafft an“ ist schon einmal die Wurzel des Problems. Ich zahle auch Steuern und würde mir wünschen, dass auf allen Autobahnen Wiesen gepflanzt werden. Da das eine Mehrheit sicher nicht wünscht, wird sich mein Wunsch nicht durchsetzen. Und wenn sie Ihrem Bäcker die Leviten lesen und er daraufhin sagt, dass sich bei 1000 verkauften Brötchen gerade einmal fünf Kunden – zugegeben lautstark – aufgeregt haben, dann wird er Rezept nicht ändern. Aber ihr Punkt ist ein wirklich guter. Sie geben dem Bäcker keinen Rat, weil sie sich im Handwerk wohl nicht auskennen. Aber was im Fernsehen schief läuft, wer zuviel Geld erhält, was geändert gehört, dass weiß jeder Fernsehzuseher natürlich immer sofort.

  67. @67: Wo sie das Demonstrationsrecht ansprechen. Ich glaube nicht, dass die Vorstellung, dass man, wenn man mit einer Sache nicht einverstanden ist und dies auch zum Ausdruck bringen möchte, auf die Straße gehen muss, nicht wirklich zeitgemäß ist. Ich sehe eine Petition – auch, wenn sie nur einen Mausklick erfordert – sehr wohl als legitimes Mittel an, meine Meinung zu äußern. Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, warum ich mich dafür jetzt zwei Stunden auf die Straße stellen sollte. Ich gebe Ihnen Recht damit, dass sicherlich unsagbar viele Petitionen im Netz herumgeistern und nicht alle die Aufmerksamkeit erhalten, die Sie verdienen, aber wer will das schon abschließend bewerten.

  68. @Kerouac

    Hä? Ich darf Lanz also erst dann doof finden, wenn ichs besser kann als er (kann ich mit Sicherheit, davon mal abgesehen)? Und solange ich dem ZDF nicht die glorreiche Idee unterbreite, Kerner zurückzuholen, habe ich die Klappe zu halten? Gilt das auch für politische Entscheidungen? Darf ich Merkel und die Bundesregierung erst dann kritisieren, wenn ich überprüfbar bessere Ideen für die Eurorettung vorschlagen kann? Dann würde Demokratie letztendlich nur funktionieren, wenn wir alle Universalgenies wären und nur per Lostopf bestimmt würde, wer jetzt gerade ran darf. Was für eine feige, lahmarschige, absurde Vorstellung.

  69. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass zum „unterschreiben“ der Petition die Angabe des vollständigen Namens, der Adresse sowie der Email-Adresse erforderlich ist.
    Ganz so „anonym“ ist es für uns miese Hetzer dann doch nicht. Aber das interessiert die Journaille ja nicht. Wäre ja mit Pech sowas wie Recherche.

  70. @gebimmel: Ein legitimes Mittel sind sie, vor allem aber ein bequemes – und deshalb eines, dem leicht der Geruch des Selbstgefälligen anhaftet. Im Internet ist eben schnell mal irgendwas unterzeichnet und wenn auch nur aus bloßer Langeweile. Bei wirklich wichtigen Themen ist schon mehr Engagement nötig (ich vermute jedenfalls, dass etwa den ukrainischen Bürgern eine Online-Petition nicht wirklich als attraktive Alternative zum Stehen auf der Straße erscheint). Ich glaube allerdings, dass die Medien selbst daran schuld sind, dass diese mäßig relevante Online-Umfrage so überhöht wird.

  71. @ 44 Rüdiger Becker

    Sie haben das Internet und das Instrument Onlinepetition nicht verstanden. Die Relevanz einer solchen Petition ergibt sich nicht daraus, dass sie existiert, sondern aus der Zahl ihrer Unterstützer.

    Was Sie als „Blähung“ bezeichnen, ist für andere Menschen möglicherweise wichtig. Was für Sie wichtig ist, halten anderen Menschen wiederum für eine „Blähung“. Wie das eben so ist, wenn man nicht gerade in Nordkorea wohnt und der liebe Führer ist.

    Davon abgesehen nützen Ihnen hunderte von E-Mail-Adressen nicht viel, wenn Sie nicht auch hunderte von verschiedenen IP-Adressen haben. Ist schon tricky, dieses Internetdingens…

  72. @Rüdiger Becker #67

    Der ihrer ganzen Argumentation zugrundeliegende Vergleich ist bereits falsch. Bei dieser Petition handelt es sich nicht um „Seelenschmerz“, sondern um die Besorgnis, dass ein Stil von sogenanntem „Journalismus“ fortgesetzt werden kann, der in Augen vieler besorgter Bürger ein falsches Vorbild gibt.

    Es handelt sich also nicht um ein persönliches Problem, das man auch durch einfaches Umschalten lösen könnte, sondern eine gereifte Besorgnis, die durch den Wagenknecht-Vorfall zum Überlaufen kam.

    In einer Gesellschaft von 80 Millionen+ sind hunderte oder gar tausende sich im Umlauf befindliche Petitionen auch kein Problem, sondern Ausdruck einer lebendigen demokratischen Gesellschaft.

    Ebenso sind ihre Vergleiche mit anderen Journalisten, die mal einen Ausrutscher haben, Unsinn. Es gibt, wie sich das für eine pluralistische Gesellschaft gehört, viele TV-Journalisten, deren politische „Schlagrichtung“mich nur den Kopf schütteln lässt, aber das ist vollkommen okay und kein Grund eine Petition zu starten. Wenn jemand aber am Verfall unserer Kultur einen so großen Anteil hat wie Lanz, gehört er eben nicht in ein durch Bürgergeld finanziertes Programm.

    PS: Viele Namen der Unterschreibenden sind zwar nicht öffentlich, aber der Plattform und dann auch denjenigen bekannt, denen die Petition zum Schluß überreicht wird.

  73. @Linus
    Sie wollen mich missverstehen. Ich erwarte mir nicht von Ihnen, dass sie auf alles eine Antwort haben. Ich erwarte mir aber von den Initiatoren der Lanz-Petition und den führenden Befürwortern, dass sie eben mehr als „Rübe ab“ und „ZDF ist Bockmist“ aufbieten. Jede Bürgerinitiative hat ein paar Köpfe, die im besten Falle Kritik konstruktiv vorbringen und nicht einfach loskrakeelen. Wie sieht die Lösung in diesem Fall denn nach Wunsch der Unterzeichner aus? Lanz muss gehen. Und ein höflicherer Zeitgenosse rückt nach? Und das penetrante Zwangsgebührengeschrei führt dazu, dass ein paar CDU-Politiker die Rundfunkgebühr um 10 Cent senken, worauf ARD und ZDF wieder auf die Idee kommen, bei Autoren und Kreativen und Journalisten weiter zu sparen, weil sich an den Bürokratieapparat niemand herantraut? Und dann haben wir ein besseres öffentlich-rechtliches Fernsehen? Na, wenn das so ist, dann Hurra zur Petition. Und mir bitte nicht als Lösung so etwas wie einen Publikumsrat vorschlagen. Es wäre ein weiteres Gremium, wo sich postensammelnde Tausendsassa reischmuggeln und das eigene Süppchen kochen. Beim ORF etwa gibt es einen Publikumsrat, der in seiner letzten Sitzung mehr kritische Berichterstattung über die EU (anlässlich Europawahl) und einen Ausbau der Service-Sendungen gewünscht hat. Na toll!

  74. @Kerouac

    In der Lanz-Petition steht „Rübe ab“ und „ZDF ist Bockmist“? Das wäre mir neu. Oder verwechseln Sie (wie das auch Nuhr, Thadeusz und andere) etwa irgendwelche facebook-Kommentar-Kotze mit der Petition, um die es hier geht?

  75. @78 Ohje, der große Lessing durfte jetzt nicht fehlen! Wissen Sie, wie manche den Polemiker Lessing einschätzen? „Aber manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß der lautere Lessing eine grausame Lust daran hatte, seine Gegner um der Wahrheit willen zu vernichten. „Kein Kopf war vor ihm sicher“, beobachtete schon Heine beifällig, „ja, manchen Schädel hat er sogar aus Übermut heruntergeschlagen, und dann war er dabei noch so boshaft, ihn vom Boden aufzuheben und dem Publikum zu zeigen, daß er inwendig hohl war“. Man kann auch, wenn man die gerechte Sache verficht, auf schreckliche Weise recht haben; will sagen: der Wahrheitssucher Lessing, der polemisch für sie streitet, kann auch inhuman werden, indem er seine Gegner zu Opfern seiner Polemiken. Es wäre der Mühe wert, einmal zu fragen, was Lessing durch seine polemische Energie eigentlich kompensierte. Vielleicht kämen dann auch bei dem edlen Lessing abgründigere Seiten zum Vorschein, die man lieber schweigend übergeht“ (Klaus L. Berghahn, Lessing Yearbook XXIV).
    Wieviele kleine Lessings müßten sich jetzt diesen Schuh anziehen?!

  76. Die Kritik-Kritisierer haben Angst. Weil sie wissen, dass sie nicht (mehr) gut (genug) sind. Weil sie sich verkauft haben. An den Teufel, an Kunden, an die eigene Selbstgefälligkeit, an Banken, an Rating-Agenturen, an Parteien und Kanzerlinnen, usw. usw. Sie versuchen es mit Spott, wie die Führung des ADAC. Und sie wollen den Fisch, deren stinkender Kopf sie selbst sind, in die Zeitung von heute einwickeln. Es wird nicht mehr gelingen.

    (Wir brauchen mehr liminski-moments.)

  77. Wie relevant oder nicht eine Petition oder Meinungsäußerung ist, sollte ja vielleicht weniger von ihrer Form und ihrem Namen als von den enthaltenen Argumenten abhängen. Wenn man die Kommentare vieler Unterzeichner liest (vorausgesetzt, man will sie lesen), heben sie sich ja deutlich von dem ab, was gemeinhin als „Shitstorm“ gilt (unabhängig davon, dass viele „Shitstorm“ ohnehin nur als abweisendes Schimpfwort auf berechtigte, aber unerwünschte Kritik kleben).
    Ob jemand sagt, „Die Suppe schmeckt mir nicht“ oder „Die Suppe ist versalzen“ macht doch einen Unterschied – es sei denn der Empfänger der Kritik will ohnehin keine Kritik hören.

    Wie sollte denn eine Kritik von „Normalmenschen“ am ZDF aussehen, die Leitartiklern usw. nicht übel aufstößt und gleichzeitig nicht bloß einen Klick auf den Antwort-Textbaustein im herablassenden Smart-Deutsch auslöst?

    Ach so, Posting ohne Name – also nicht satisfaktionsfähig, schade :-(

  78. @blunt: Natürlich ist es ein bequemes Mittel und ich will auch gar nicht ausschließen, dass oft aus Langeweile irgendetwas unterschrieben wird. Aber das ist ja bei den Wahlen auch nicht viel anders..;-). Nein, im Ernst, ich denke, solange wir uns in einer Demokratie bewegen und keinen Kampf gegen das System als solches führen, kann doch eine Unterschrift ausreichen, insofern man inhaltlich mit der Petition übereinstimmt. Die aktuelle Debatte um Herrn Lanz hat doch jetzt schon deutlich mehr bewegt, als ein Protest vor den Sendeanstalten.

  79. @ leser #61

    Aber die Leitartikler werden es wohl weiter nicht verstehen wollen, solange sei es nicht selber sagen.

    Scheint so zu sein.

  80. @Kerouac

    Sie behaupten ihr munter ins Blaue und ohne jeglichen Nachweis, dass die Lanz Kritiker keine Argumente hätten und hysterisch seien, und dass außerdem niemand eine Idee hätte, wie besseres Fernsehen auszusehen hätte.

    Lesen Sie den Petitionstext, lesen Sie die beiden Beiträge von Herrn Niggemeier zu dem Thema oder lesen Sie wahlweise die tausende Kommentare in den Foren von Spon, SZ, FAZ, TAZ, etc. zur Lanz Petition, und Sie sollten viele sachlich vorgetragene Argumente finden. Wie sollte eine bessere Fernsehtalkshow mit politischen Themen aussehen? Ein Moderator, der ansatzweise eine Ahnung davon hat wonach er seine Gäste fragt, wäre ein Anfang.

    Wer könnte einen besseren Job als Lanz machen? Ich! Oder drei, vier Leute in meinem Bekanntenkreis fallen mir auch spontan ein, die politisch informierter sind, um eine Frau Wagenknecht zu interviewen oder schlagfertiger und witziger sind als Lanz, um Wetten dass zu moderieren.

    Ich bin einfach nicht gewillt ungefragt einen monatlichen Geldbeitrag zu zahlen, damit jede Woche auf den besten Sendeplätzen und mit den besten Gästen ein untalentierter Moderator mich nicht nur schlecht unterhält, sondern auch noch versucht mich falsch und schlecht zu informieren.

    Und ja, abschalten hilft auch nix. Das habe ich wie viele andere bereits seit langem getan. Als Dank gibt es jetzt die geräteunabhängige Fernsehgebühr für alle.

  81. @Eike Lerch: Stimmt leider nicht. Online-Petitionen können Sie auch mit Nicknames oder Pseudonymen unterschreiben. Sie müssen ja nur mal die Liste der Unterzeichner dieser Petition durchgehen. Es muss nur eine gültige E-Mail-Adresse vorliegen, weil die Unterschrift bestätigt werden muss. Ich habe auch schon manchmal Aufforderungen zur Bestätigung von Online-Petitionen bekommen, die ich nie unterschrieben habe.
    @Jens Best: Dass ich alles andere als ein Lanz-Fan bin, habe ich ja schon geschrieben. Mich stört auch nicht seine politische Richtung, die nicht meine ist, sondern sein völliges handwerkliches Unvermögen. Seine Interviews sind hervorragendes Lehrmaterial für die Journalistenausbildung, weil sie komprimiert alle Fehler enthalten, die man als Interviewer nur machen kann. Aber seinen Anteil am „Verfall unserer Kultur“ überschätzen Sie dann doch. Da hat das Dschungelcamp die Messlatte inzwischen sehr hoch gelegt ;-)))

  82. Wenn aber eine Million Leute ins Internet brüllen:
    „Sarrazzin hat recht!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
    dann ist es kein Shitstorm, sondern „besorgte Bürger“ oder so ähnlich.
    Ich glaube auch, das viele Journalisten eigentlich die Kritik an Lanz teilten, aber wenn sie das schrüben, würden sie ja irgendwie auf Seite der Linkspartei stehen. Und da sei der Herr vor! (also der Arbeitgeber).
    Aber es ist schon auffällig, wie viele Journalisten, die sonst nur Hofberichterstattung kennen, plötzlich ihre 3 gramm Mut zusammenkratzen, wenn es mal gegen die ganz ganz Bösen geht, so Antichristen wie Putin oder Lafo. Dann wird der Interviewstil plötzlich ein ganz anderer.

  83. „Was genau macht daraus »das ritualisierte Echauffieren einer selbstherrlichen Netzcommunity«, wie Jungen lesbar angeekelt formuliert?“ Der vorangegangene Shitstorm auf Twitter, der zur Legitimierung der Petition genutzt wurde? Nur so eine Idee…

  84. Ach so, ganz vergessen: Lob Lob Lob für diesen Artikel.
    (Und den Titel). Herr N. ist wieder einmal der Seher unter den Einäugigen.

    P.S. Wieder was gelernt. Viele Anführungszeichen sorgen also für Moderations-Quarantäne. :-)

  85. @67 Rüdiger Becker

    Woher weiß ich, dass Rüdiger Becker wirklich so heißt und nicht unter mehreren 100 anderen accounts mit sich selber diskutiert?

    Sie sehen, so einfach ist die Sache nicht. Der Blogbetreiber hat meine e-mail und weiß wer ich bin, das muss reichen um hier meine Meinung zum Ausdruck bringen zu dürfen. Ich will nicht, dass mein e-mail account zugemüllt wird mit Antworten von allen möglichen Leuten, ich will hier über das Thema diskutieren und sonst nichts. Ich bemühe mich dabei um einen anständigen Ton und versuche beim Thema zu bleiben, dasselbe erwarte ich auch von allen anderen Kommentatoren.

    Mein Ärger bezog sich lediglich auf den Ton. Eine Petition „strunzdumm“ zu nennen, die von mehr als 200.000 Leuten gezeichnet wird (übrigens keineswegs anonym) zeugt lediglich von mangelndem Respekt gegenüber den Leuten, die sich was dabei gedacht haben bei der Unterzeichnung.

    Das müssen Sie sich schon gefallen lassen, auch wenn Sie mich namentlich genausowenig kennen, wie ich Sie.

  86. @Jack

    Wie soll den eine legitime Meinungsäußerung von Ihrer Sicht nach aussehen? 200.000 Emails? 200.000 Postkarten ans ZDF? Wenn mehr als zehn Leute der gleichen Meinung sind, darf sich dann niemand mehr sich anschließen? Brauchen Meinungen erst die Absolution von Zeitungsjournalisten, wenn nicht, dann ist es nur ein „Shitstorm“ vom Internetmob?

    @Rüdiger Becker

    IP-Adressen

  87. @95 Alle haben angebliche gute Argumente gegen Lanz und Co., aber keiner benennt sie. „Ich kann es besser“ ist leider keines. Im übrigen ist ihre Tirade bester Beleg dafür, dass die Verfechter der grassierenden Petition Lanz meinen und in Wahrheit einfach nur den Rundfunkbeitrag sparen wollen. Geiz ist wohl geil.

  88. Eine Kritik an der Kritik an der Kritik …

    … Ich verstehe die Aufregung über die Aufregung über die Aufregung… (Herrlich – das kann man stundenlang weiterführen) nicht. Auch die öffentlich-rechtlichen unterliegen schon seit geraumer Zeit dem Diktat der interaktiven Petition namens „Einschaltquote“- und Markus Lanz bettelt ja teilweise regelrecht ums Nicht-mehr-einschalten. Niemand wird gezwungen, sich von ihm, seinen Gästen oder seiner Art, Verhöre – Verzeihung – Interviews zu machen, nerven, aufregen oder gar quälen zu lassen. Zwar kann man sich im Ynetz damit nicht profilieren, aber die meiste Macht hat der, der medial mit den Füssen abstimmt oder einfach abschaltet.

  89. Angesichts der Popularität des laz-Themas wäre der Lanz-Fall ein prima Thema für die Großkommentatoren gewesen, über den medialen Umgang mit Publikums-Resonanz aus dem Internet zu räsonnieren. Da der Geist aus der Flasche ist, geht es doch nur noch darum, was Medien damit machen. Endlich mehr vom Rezipienten zu hören, als nur die immergleichen nörgelnden Leserbriefschreiber und Rechtschreibfehler-Korrektoren zu haben, ist erstmal ein Geschenk. Jetzt ginge es um die Frage, wie mit Gefahren und Risiken professionell umzugehen ist, auch mit Blick auf die Journalistenausbildung – Stichworte wie Repräsentativität, Substanz, Lobby-Einflüsse, gezielte Kampagnen, bezahlte Schreiber, blinde Stellen (Themen mit minimalem Anteil internet-affiner Betroffener) und und und.
    Einfach zu sagen „Publikum ist nicht qualifiziert zu solcher Meinungsäußerung und wenn es das zu unserem Unwillen tut, ist es Shitstorm/Mobbing/Scherbengericht“ klingt nicht viel anders als Lanz beim Aufeinandertreffen mit Wagenknecht.

  90. @105 Ihnen ist aber klar, dass die Quotenmessung fragwürdig ist. Von ein paar tausend Haushalten wird hochgerechnet, Migranten sind de facto nicht in der Messgruppe vorhanden. Wenn Sie, ihre Familie oder Nachbarn also abschalten, hat das nicht den geringsten Einfluss auf die Quote. Sofern Sie nicht einem Messteilnehmer den Revolver an die Brust setzen und zum Ausschalten zwingen, wird sich an der Quote nichts ändern.

  91. @“Kris“: Ok, sollten auf der Plattform der Open Petition tatsächlich die IP-Adressen abgeglichen werden, nehme ich diesen Teil meiner Kritik zurück. Die meisten Plattformen machen das meines Wissens nicht, aber vielleicht ist es hier ja tatsächlich so.
    So, aber jetzt muss ich Schluss machen, ich muss nämlich noch meine Online-Petition an den FC Bayern „Verliert endlich mal wieder ein Bundesligaspiel“ vorbereiten….

  92. @Kerouac 103: Haben sie außer beweisbar falschen Aussagen (‚ Alle haben angebliche gute Argumente gegen Lanz und Co., aber keiner benennt sie‘) und einer geradezu perfiden Diskussionsstrategie auch inhaltlich etwas zum Thema beizutragen?

    Jedes Mal wenn einer ihrer Mitdiskutanten einen ihrer Strohmänner demontiert hat bauen sie einfach einen anderen auf und behaupten das die Diskussion ihrerseits sich eigentlich schon immer darum gedreht hätte oder unterstellen Motive für die sie keine Belege haben.

    Im englischen Sprachraum würde man das ‚moving the goalposts‘ nennen und neben dem Apell an die schweigende Mehrheit (Jeder.., Keiner…) und dem Konstruieren von Ablenkungsthemen an denen sich der Diskussionspartner abarbeiten soll (der sprichwörtliche Strohmann) ist es einer der Eckpfeiler einer unlauteren Diskussionsstrategie bei der es nicht ums Thema sondern nur ums ‚Recht behalten‘ geht. Das natürlich Sie definieren, was legitime Kritik zu sein hat und ab wann man in dieser Diskussion das Recht erworben hat eine Meinung äußern zu dürfen gehört natürlich auch zu dieser Taktik.

    Ihr Vorwurf uns ginge es nur um die Abschaffung des Rundfunkbeitrages ist dann nur die Krönung einer Argumentation, bei der es ihnen nicht ums Thema zu gehen scheint.

  93. @107: der Ein-/Ausschalter meines Empfangsgeräts IST unbestechlich. Mein persönlicher Masochismus-Faktor ist nicht hoch genug, um mich freiwillig darüber aufzuregen, dass dieser oder jener Knilch sich im Fernsehen so oder so aufführt, und die Relevanz ist so gering, dass ich nicht eine Sekunde darauf verschwenden will, etwas daran zu ändern oder andere dabei zu unterstützen, es zu tun.

  94. Was ist geschehen.

    1. Eine Gruppe äußert öffentlich Kritik über eine mediale Person.

    2. Eine Gruppe äußert öffentlich Kritik über mediale Personen.

    Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um Personen aus dem monomedialen Zeitalter. Man wirft der ersten Gruppe „bashing“ vor.

    Man ist nicht in der multimedialen Welt angekommen, indem man eine Senderwebseite bzw. -App betreibt, eine Onlineausgabe eines Printmedium vorhält und eine relativ anonyme online-Petition anstößt.

    Der Auslöser scheint fast vergessen, es ist ein Streit der Systeme.

    Hier ist ein generelles Neudenken im Umgang miteinander erforderlich. Und zwar von beiden Gruppen.

  95. @54 – Tilman_s
    also ich habe mich nicht gefreut. Jürgen Fliege war so ein leichtes Opfer.Wie Lanz heute. Die Art des Schauprozesses bei Fliege initiiert von Lanz (oder besser gesagt seiner Redaktion?!) erinnert mich nicht an die Geschichte mit Wagenknecht (die sich gut wehren kann), sondern an diese Petition: Da verhält sich jemand unmöglich und der soll es jetzt mal gezeigt kriegen. Und alle sollen mitmachen. Das ist ist doch der Grund, warum so viele unterschreiben. Und das stört mich an der Sache. Leichtes Opfer…alle drauf. Juhu, lustig. Von daher stimmt für mich das Bild vom bebrillten Schwächling, der er in meinen Augen ist. Warum sonst hat er bei Wagenknecht kleinlaut angerufen und sich „mehrfach entschuldigt“.

  96. Ich weiß nicht genau, woher sie das hat, aber meine Tageszeitung zitiert die Reaktion des ZDF sinngemäß damit, dass die Petition ja nur von hunderttausenden unterschrieben wurde, nicht von den Millionen anderen Zuschauern, die der Sender täglich bestrahlt.

    Jener schweigenden Mehrheit also, auf die schon Richard Nixon seine Politik gestützt hat, wobei sie bei ihm womöglich sogar deutlich größer und realistischer war als beim ZDF.

  97. Da eine Meinung ja anscheinend nur dann etwas wert ist, wenn es in irgendeiner Weise weh tut, sie zu äußern, schlage ich vor, bei Online-Petitionen zukünftig ein schwer entzifferbares 87-teiliges Captcha vorzuschalten. Und bei jeder siebten Stimmabgabe erfolgt ein Elektorschock über die Tastatur, damit wäre dann auch ausreichend Mut bewiesen worden.

  98. Ich hätte es nicht gedacht, aber die ganze Geschichte hat innerhalb weniger Tage nicht nur Herrn Lanz, nicht nur das ZDF, sondern die ganze Medienlandschaft in gewisser Weise bloßgestellt (hat sich eigentlich schon irgendjemand die Rechte an der Bezeichnung „Lanz-Gate“ gesichert?)

    Daß Lanz nicht gerade der beste Moderator ist – und schon gar kein Entertainer – ist nichts neues. Und daß ARD/ZDF ein Qualitäts- bzw. Zielgruppenproblem haben, das sich langsam aber sicher zu einem Legitimationsproblem auswächst, ist auch nicht unbedingt neu. Der Druck im Kessel steigt also schon seit längerem. Und wie das so oft bei Protesteten oder gar „Revolutionen“ ist: Irgendwann zündet ein Funke bzw. irgendwann sprengt es den Deckel weg. Das Wagenknecht-Interview war so ein geeigneter Anlaß, das ganze Thema mal zur Diskussion zu stellen.

    Die Petition mit gängigen Twitter-Shitstorms zu vergleichen, die es gerne durchaus auch schon wegen harmlosen Lappalien gibt, greift viel zu kurz. Die „Aufschrei“-Debatte vor einem Jahr hielt ich für absurd, ebenso wie den Shitstorm gegen Lanz im Dezember wegen der Sache mit dem Gesichtschwarzfärben. Da hätte ich ihn also sogar verteidigt, obwohl ich nun wahrlich kein Fan von ihm bin.

    Die jetzige Petition greift viel tiefer und kritisiert (in meinen Augen zurecht) die grundsätzlichen Qualitätsdefizite in Lanz´ Talkshow.

    Hier stellt sich in der Tat die Frage: Wie kann sich der Zuschauer, der via Rundfunkbeitrag ja für ARD/ZDF bezahlt, wirksam Gehör verschaffen?

    E-mails oder Anrufe bei irgendwelchen Zuschauertelefonen haben nur begrenzte Wirkung, also warum nicht eine modernere Form via Internet wählen?

    Absolut enttäuschend und geradezu erschreckend sind die Versuche diverser Medien, die Kritiker als anonyme Masse zu verunglimpfen. Wie bereits von anderen Nutzern erwähnt, ist die Petition selbst nicht anonym und es ist dort auch nicht mit einem bloßen „Gefällt mir“-Klick getan.

    Teilweise fallen in den Medien sogar Bezeichnungen wie „Pöbel“ oder „Online-Mob“. Das kann nicht sein! Sowas ist nicht nur ein schlechter Stil und argumentativ mehr als dürftig (passend zu der Ausgabe der Talkshow, die Stein des Anstoßes ist). Es ist auch eine Beleidigung der eigenen „Kundschaft“!

    Gerade Journalisten, die selbst alles und jedes kritisieren und die immer häufiger Meinung und Meldung vermischen, erheben nun gewissermaßen eine Art „Monopol“ auf die öffentliche Meinung. Ist das eine Art Kadergehorsam, weil es hier gegen „einen der eigenen Mannschaft“ geht?

    Wie schon Horst Seehofer neulich im Spiegel(?) sagte, stellen Journalisten Kritiker ihrer eigenen Arbeit gerne entweder als weinerlich oder als Feinde der Pressefreiheit dar. Dabei wird für die eigene Arbeit ein Qualitätsanspruch erhoben, der selbst gar nicht eingehalten wird.

    Oder anders formuliert: Viele Journalisten sind sehr groß im Austeilen, aber ganz klein im Einstecken.

    Genau davon scheinen aber nun viele Nutzer die Nase voll zu haben. Sowas ist kein Qualitätsjournalismus. Sowas ist kein Gang zum Kiosk und kein Abo wert. Und auch keinen Rundfunkbeitrag oder wie auch immer. So ist es kein Wunder, wenn Zuschauerzahlen, Auflagen und Einnahmen sinken.

    Wenn die jetzige Petition angeblich „Mobbing“ sein soll: Was waren dann die unzähligen Presseberichte über Rainer Brüderle („Dirndlgate“), Christian Wulff (spätestens etwa ab dem Punkt, als über ein Bobbycar diskutiert wurde) oder den Bischof Tebartz-van-Elst („Protz-Bischof“)? Letztgenannter soll offenbar von Prüfern in Kürze weitgehend entlastet werden. Gibt es dann eine Entschuldigung der Presse? Wahrscheinlich nicht… dabei sollten Journalisten doch eigentlich nicht richten, sondern *be*richten. Damit der Nutzer sich seine *eigene* Meinung bilden kann.

    Viele Journalisten scheinen sich als Mitglied eines feinen, elitären Clubs zu sehen, der ja angeblich so gut und wichtig ist. Da freut man sich über diverse „Vorzüge“ vom eventuellen Mitflug in der Kanzlermaschine bis hin zum Presserabatt im Autohaus. Die Journalisten sind so aber keine unabhängige „vierte Gewalt“ mehr, sie werden selbst „Teil der Matrix“.

    „Wichtige“ Leute werden gerne mit Samthandschuhen angefaßt, damit man es sich mit ihnen nicht verdirbt (Sommerinterview mit Kanzlerin Merkel beschäftigt sich mit Fragen wie Streuseln auf dem Kuchen). Andere, die ohnehin schon „angeschossen“ sind, werden fertiggemacht (Steinbrück und der Wein aus dem Discounter). Das soll Fairness sein?

    Daß sich das ZDF vor Lanz stellt, war da noch halbwegs zu erwarten. Es ist logisch, Probleme erstmal intern zu diskutieren, statt über die Medien. Die Frage ist, ob eine solche Aufarbeitung tatsächlich erfolgt. Die journalistischen Schwächen der Lanz-Talkshow und der beispiellose Niedergang von „Wetten, dass…?“ lassen schwere redaktionelle Fehler vermuten und eine mangelnde Kontrolle durch die Senderführung. Es gibt also gleich mehrere Baustellen im Programm, wo eigentlich keine sein dürften. Schließlich geht es um prominente Sendeplätze – gerade der Samstagabend ist ja im Grunde ein echtes Filetstück im Programm.

    Es tut mir weh, zu sehen, wieviele talentierte Leute heute in die Medien drängen und lediglich mit Praktika oder (meist schlecht bezahlter) freier Mitarbeit abgespeist werden. Falls ihnen nicht sogar ganz die Türe vor der Nase zugeschlagen wird. Gleichzeitig werden andere Leute mit übersichtlicher Qualifikation und bescheidenem Talent gefördert, von Sender zu Sender gereicht und als toller Star verkauft. Wirkliche Förderung von Talenten und neuen Konzepten: Fehlanzeige! Es ist alles so verkrustet, wo bleibt der langersehnte frische Wind?

    In den letzten Tagen hieß es oft: „Wem es nicht gefällt, der kann ja umschalten“. Zumindest bei „Wetten, dass…?“ scheinen dies nun immer mehr zu tun. Gerade hier wird das ZDF auf Dauer nicht tatenlos zusehen können. Sender und Moderator werden da keine dauerhaften Mißerfolge ertragen wollen (das ZDF aufgrund der Quoten, Lanz wegen seines Egos).

    Meine Prognose: Im Sommer 2014 werden sich ZDF und Lanz darauf einigen, daß es mit Wetten, dass…? so leider nicht funktioniert. Nachfolger wird dann Johannes B. Kerner und Lanz wird sich dann wieder auf seine Talkshow konzentrieren.

    Und ja, ich halte Kerner für durchaus erträglicher als Lanz. Bei der freitäglichen Kochshow konnte man bereits deutlich sehen, wer für die Unterhaltung eher gemacht ist.

  99. Mich lässt das alles verwundert zurück. Online-Petitionen mögen ihre Berechtigung haben. Dieser speziellen mit Begründungen wie “ Ein Moderator, der offenbar große Probleme damit hat, dem politischen Spektrum links von der Mitte mit einem Mindestmaß an Höflichkeit zu begegnen, passt nicht in ein öffentlich rechtliches Format.“einzuräumen, halte ich an sich für gewagt – meine Sache. Aber vielleicht ist das ein demokratisches Verständnis, dass ich auch nicht begreife, auch meine Sache.

    Was ich ebenfalls nicht begreife, ist, wie ein derart diffus-abstruses Thema derart präsent ist. Wieso gibt es keine Online-Petition, die bestimmt, dass bestimmte Bundesliga-Trainer ausgetauscht werden – schließlich bekommen die Vereine z.T. auch Gelder über meinen GEZ-Betrag. Oder warum muss die Tagesschau nur 15 Minuten lang sein? Warum ist die Ziehung der Lottozahlen nicht spannender und so kurz so Ende?

    Vielleicht hätte Lanz einen NPDler einladen sollen, dann hätte er mit dem Fragestil punkten können – auch medial.

    Was Niggi jetzt in der Fleißauflistung oben tut, ist allerdings auch nichts anderes, als sich in eine weitere Spirale zu bewegen nach dem Motto: „Liebe Kollegen, ihr liegt falsch.“ Das ist, finde ich genauso läppisch wie zwei Dinge: Markus Lanz und eine Online-Petition zu seiner Absetzung.

  100. Trotz der Beschimpfung als anonymer Netzbasher/junkie… heute wieder ohne Klarnamen (den gibts erst, wenn das ZDF mir Geld für meien Meinungsäußerung bezahlt. Und nicht zu knapp. Ich messe das in Lanz-Monats-Gagen.):

    Der Artikel enthält in meinen Augen eine schöne Aufzählung von Jounalisten bei Blättern, die völlig verständlich am Auflagenschwund leiden. Im Fernsehen wird die Quote als Qualitätsmaßstab genommen, da darf man denen mal die Auflage unter die Nase halten. (Und vermutlich würden genau diee dann laut losschreien, dass man das so nicht machen kann.)

    Man kann der Petitentin doch nicht vorwerfen, dass sie einen Nerv getroffen hat und die Resonanz so deutlich ist. Es ist auch absurd, über die Motive der Mitzeichner herzuziehen und den Vorgang in undemokratische Ecken stellen zu wollen. Klar kann man sich ärgern, dass andere Vorgänge vielleicht wichtiger wären und dass auch diese Petition gewissen Aufmerksamkeits-Gesellschafts-Gesetzen folgt. Aber so what. Ich persönlich habe bei der Gelegenheit gleich noch andere Petitionen mitgezeichnet und schaue seitdem regelmäßig auf der Seite vorbei, alleine schon um den Stand der Anti-Lanz-Aktion zu checken.

    Den Vorgang unter demokratischen Gesichtspunkten abwerten zu wollen ist auch deshalb absurd, weil auch im Wahllokal niemand die Wähler fragt, warum sie dort angekreuzt haben, wo sie es getan haben. Ich persönlich kenne die Beweggründe mancher Wähler und hätte dann schon Lust, denen den Stimmzettel wegzunehmen. Aber so läuft das nun mal nicht.

    Ich bin auch der Meinung, dass Dieter Nuhr sich mit seiner Anti-Petition-Petition-Aktion nur deshalb nicht für eine Anti-Nuhr-Petition qualifiziert, weil ich aus Gründen der Plurailität akzeptiere, dass es FDP-Kabarett im deutschen gebührenfinanzierten Fernsehen gibt. (An seinem Demokratieverständnis zweifle ich jetzt trotzdem mehr denn je. Das Petitions-Konzept hat er wohl noch nicht verstanden.)

    Und an den ZDF-Prgrammdirektor muss man mal die Aussage richten: Es ist einfacher, Lanz einzuschalten, als eine Petition zu zeichnen. Und es ist hochpeinlich, dass diese Leute sich nicht mal den Vorgang angesehen haben, den sie als Einfach-Klick abwerten wollen.

    Und müssen erst 41 Mio. Deutsche aufmarschieren, damit die Verantwortlichen „Demonstrationen“ zur Kenntnis nehmen? Absurde Argumente…

  101. Dann haben Sie z.B. die 2 Sendungen mit Jutta Ditfurth zu Gauck nicht gesehen. Das war genauso grotesk. Entweder hat Lanz ein Problem mit Meinungen, die nicht seine oder die des „mainstreams“ sind oder aber mit Frauen…oder beides. So oder so disqualifiziert ihn das einfach als Moderator des ÖR.

  102. @109 Wenn man keine Argumente hat, dann wirft man anderen perfide Gesprächsführung vor? Wie konstruktiv!

  103. Den Journalisten ihre Anti- Lanz-Petitions-Texte als arrogante Auswüchse ihrer Angst vor Verlust eines Meinungs-Monopols zu attestieren ist genauso platt wie die Petitionisten als anonymes Rudel abzutun. Die Stilform der Kritik oder des Kommentars impliziert eine als herablassend deutbare Haltung – hier wird Meinung bezogen und das gern in überzogen kritischer Form. Natürlich geht dies mehr oder minder selbstverliebt etc., dennoch ist der Ansatz, diese Texte als pure Selbsterhöhung abzuwerten, meines Erachtens fehl am Platze. Dass viele der journalistischen Kommentare zu diesem Thema in diese eine Richtung gehen, liegt in der Natur der Sache und ist also vielmehr ein systemimmanentes Problem. Der Journalist versteht sich ja auch gerne mal als Gegengewicht zur öffentlichen Meinung (was immer das ist) – die kritischen Texte entstehen folglich auch aus einer Abgrenzung zur offenbar großen Pro-Petition-Gegen-Lanz-Bewegung. Dass sich der ein oder andere dabei deutlich im Ton vergreift – geschenkt. Ich möchte nur sagen: „Den Journalisten“ Furcht vor dem Verlust der Deutungshoheit zu unterstellen und dies als argumentativen Ansatz zu gebrauchen, ist im Rahmen dieses Blogs ungewohnt schwach.

    Ich selbst kann mit der Lanz-Moderation vor allem im Fall der Sendung mit Wagenknecht überhaupt nichts anfangen und habe auch Ihren Blog-Beitrag zu diesem Thema genüsslich gelesen. Dennoch geht eine Petition definitiv zu weit. Es hat ein bisschen etwas von dieser Casting-Mentalität. Wollen wir nun nach jeder Tagesschau abstimmen, ob der Sprecher eine Weiterbeschäftigung verdient hat? Kritik und Ruf nach Mitbestimmung am öffentlich-rechtlichen Rundfunk – gerne. Aber ein wenig mehr Sachlichkeit – auch vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Beliebigkeit der Meinungsäußerungs-Form Petition – wäre angebracht.

  104. Ich bin froh, dass der Großteil der Journalisten diese Art von Hetzjagd 2.0 kritisch bewertet. Die sogenannte „Netzgemeinde“ entwickelt sich mehr und mehr zu einem Schulhof-Mob, der von einem Opfer zum nächsten zieht. Niggemeier gefällt son etwas offenbar. Ihn habe ich allerdings auch noch nie für einen guten Jouranisten gehalten.

  105. Sehr geehrter Herr Niggemeier, lieber Niggi,

    ich verneige mich vor ihrer journalistischen Arbeit sowie ihrer Unabhängigkeit, der Sie mit diesem brillianten Artikel ein Denkmal gesetz haben.

    Nach Georg Diez sind sie erst der zweite Journalist, der den Kern der Anti-Lanz-Petition richtig erkannt und formuliert hat.

    Ihre Sezierung der Kritik an der Lanz-Kritik ist beispielhaft und höchst eindrucksvoll, zumal Sie sich gefühlt gegen all Ihre Berufskollegen stellen.

    Meine Anerekennung gilt Ihnen und Ihrer Arbeit.

    Lukas

  106. Es wird einiges übersehen. Erstens war es schon immer so, dass viel mehr Leute bereit waren, etwas zu kritisieren, als etwas zu loben. Wozu soll man auch eine gute Show loben? Man guckt sie einfach an, reicht doch. Zweitens war es für die angepasste Masse schon immer einfacher, sich der Mehrheitsmeinung anzuschließen. Markus Lanz ist, seit er die Nachfolge von Thomas Gottschalk bei „Wetten dass“ angetreten hat, öffentlich im Verschiss. Niemand weiß wieso, und niemand hat eine Antwort darauf, warum Männer wie Stefan Niggemeier an einem Samstagabend nichts besseres mit ihrem Leben anzufangen wissen, als „Wetten dass“ zu sehen (okay, Stefan ist Medienjournalist, er ist entschuldigt). Es gibt keine Petition, Florian Silbereisen, Marianne und Michael oder Andy Borg aus dem öffentlich rechtlichen Fernsehen zu verbannen, obwohl die noch schwerer erträglich sind. Dafür hat meine Fernbedienung mehrere Tasten… Was ich auch nicht mehr hören kann, das ist die Art, mit der vorgeblich intelligente Menschen mit Medienkompetenz sich über die „Zwangesgebühr“ GEZ aufregen. Leute: Davon bezahlen wir mindestens 20 Showmaster. Wenn euch einer nicht gefällt, dann guckt einen anderen. Oder guckt überhaupt einen der anderen rund 15 werbefreien, mit feinstem Programm gefüllten Kanäle, die ihr für ein Kleingeld jeden Monat hinterhergeschmissen bekommt, viele sogar in HD und uncodiert. Ich bezahle mit meinen Steuern und Abgaben unendlich viele Sachen, die ich nicht brauche: Schwimmbäder, in denen ich nie schwimme, Bibliotheken und Opernhäuser, die ich nicht besuche, Busse die zwischen Stadtviertel verkehren, in denen ich weder arbeite noch wohne, breite Anschlussstraßen zu Fußballstadien, aus denen eine eine extensive Fußball-Berichterstattung kommt, die mir ebenso am Arsch vorbei geht wie Volksmusik. Und da gehen ernsthaft 150.000 Leute hin und klicken „Lanz muss weg“und erheben einen Anspruch darauf, dass man auf sie hört? Obwohl rund 70 Millionen Fernsehzuschauer sich nicht geäußert haben? Geht’s noch? Ich bin dagegen, Markus Lanz zu entlassen. Erst muss Sabine Töpperwien weg. Und Yvonne Willicks.

  107. @cc:“ Geschenkt“, sagen Sie, wenn sich einer der Leitartikler im Ton vergreife. Aber woher kommt Ihrer Ansicht nach, dass etwa der Leitartikler der SZ Lanz für „sauberes Handwerk“ lobt?
    Das liegt ja schon an oder über der Grenze zur falschen Tatsachenbehauptung und bedeutet – Abgrenzung zu Mainstream hin oder her – ein argumentatives Armutszeugnis. Im „Ton vergriffen“ oder „herablassende Meinung“ ist es ja nicht. Woher kommt dann aber so eine Art Realitäsverleugnung, wenn es nicht Angst vor Bedeutungsverlust ist?

  108. Noch was: Ganz grundsätzlich halte ich diese Art von Online-Petition für zu irrelevant um überhaupt den Weg in die mediale Berichterstattung zu finden . Was sagt es denn z.B. aus, wenn 200.000 Bürger FÜR Homophobie unterschreiben? Außer, dass es eine beträchtliche Anzahl von Menschen gibt, die ich eigentlich gar nicht kennenlernen möchte, denn das wusste ich schon vorher. Mit entsprechender medialer Beachtung kann jeder für jedes Anliegen eine beeindruckende Anzahl an Unterschriften sammeln. Wenn es dazu noch „kontrovers“ ist, umso leichter, denn wer will schon kostbare 2 Minuten für so ein „Langweilerthema“wie etwa „Für Bundesweite Volksentscheide“ opfern? Was mich immer wieder überrascht, ist die Unfähigkeit vieler, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden.

  109. „mt Ihrer Ansicht nach, dass etwa der Leitartikler der SZ Lanz für »sauberes Handwerk« lobt?“

    Das ist ja nun wirklich eine Geschmacksfrage. Ich z.B. kann ihn in Wetten Dass bei nicht sehen, aber in seiner Talkshow macht er für meine Begriffe einen sehr ordentlichen Job. Nicht als Journalist, aber als Meister des gepflegten Smalltalks.

  110. „Ich mag Lanz nicht“ ist etwas anderes als „Ich will ein Sendeverbot für Lanz“.
    Das erinnert mich an „Ich habe nichts gegen Schwule, wenn sie öffentlich unsichtbar bleiben“.

  111. @127 Frank

    Es geht eben nicht darum, missliebige Leute aus dem Programm zu entfernen. Die genannten Volksmusik-Sternchen dürfen gerne ihre Arbeit machen, und auch ich finanziere das mit, ohne es zu gucken, solange sie ihren Job professionell machen.

    Lanz ist sicher nicht der einzige, (aber nun mal der, bei dem es zum ersten Mal auf diese Art hochkocht) der in seinem Job handwerkliche Mängel begeht. Er macht es eben nicht professionell! Es ist nicht mal ein Problem, dass er politisch verortbar ist. Man kann in einer pluralistischen Gesellschaft akzeptieren, dass es konservativ-liberale Kommunistenfresser-Journalisten gibt. (…Wenn es zugleich auch den einen oder anderen sozialistisch angehauchten Journalisten gibt, darüber kann man schon streiten, diese Rolle wird ja im ZDF eher von Kabarettisten ausgefüllt.) Aber man kann nicht dauerhaft (!)akzeptieren, dass er seine Gäste nicht anständig behandelt. Es ist eben auch ein Unterschied zwischen Lanz und Friedman. Friedman fährt seinen Gästen auch über den Mund, aber er macht das bei allen (!!!), die rumlabern. (Es ist Konzept.) Und er nimmt gegenüber jedem einen Kontra-Standpunkt ein, unabhängig davon, was seine eigene Meinung ist. Und es ist bekannt, dass er CDU ist. (Bei den ÖR-Journalisten muss man sich im Allgemeinen zusammen suchen, wem die „nahe stehen“ sollen. Wenn es nicht gerade offensichtlich ist, nicht wahr Herr Sigmund Gottlieb?)

  112. Tausend Dank, Herr Niggemeier, für diesen überfälligen Artikel!

    Die Selbstgerechtigkeit vieler Journalisten gegenüber „dem Internet“ ist bekannt, in diesem Fall aber besonders perfide. Denn waren es nicht vor allem Journalisten, die sich für nicht allzu langer Zeit zu „animalischem Rudelverhalten“ hinreißen ließen, als es darum ging, vom damaligen Bundespräsidenten wegen ungeklärten Verdächtigungen (wahrscheinlich, wie gerade geklärt wird: Bagatellen) – „kein Scherz“- den Rücktritt zu fordern? Nicht einmal, sondern über Wochen! Wenn man die damaligen Leitartikel nochmal mit dem Text der Petition vergleicht, dann muss man wirklich vermuten, dass es bei der jetzigen Aufregung der Journalisten tatsächlich nicht um die Sache geht, sondern um die Hoheit über die öffentliche Kritik.

    Und das Kampagnen-Medien wie Spiegel oder Bild oder Meinungsmacher wie Zeit und FAZ (bei denen kein Leitartikel ohne explizite Forderung an „die Politik“, „die Kanzlerin“, „President Obama“, „Deutschland“, etc. auskommt) bei einer schlichten Petition von „Mobbing“ sprechen, ist eh der größte Witz!

  113. @Marcel: Finden Sie es nicht zumindest ein bisschen überheblich, bestimmen zu wollen, was Ihren Mitmenschen wichtig und was unwichtig sein soll?

  114. Wenn ich mir die ganzen Lanz-Verteidiger und ihre Argumente so anschaue, geht es – glaube ich – ganz grundsätzlich eher darum, dass sachlich fundierte Kritik immer weniger verstanden oder adequat verarbeitet werden kann. Da ist dann viel auf einmal „Geschmackssache“. Oder „aber die anderen/die Mehrheit/die Schweigenden. Oder „Gibt es nichts wichtigeres?“. Man hält es nicht aus, wenn man kritisiert wird. Weil man selber soviel Kraft dafür aufbringen muss, überzeugt davon zu sein, wie toll man ist, dass man niemanden, aber auch absolut niemanden akzeptiert, der das anders, und zwar zu Recht anders, sehen könnte.

    Das ist in den Künsten nicht anders als bei Medienschaffenden verschiedener Couleur.

  115. @ Marcel, # 124:

    „Ich bin froh, dass der Großteil der Journalisten diese Art von Hetzjagd 2.0 kritisch bewertet. Die sogenannte ‚Netzgemeinde‘ entwickelt sich mehr und mehr zu einem Schulhof-Mob, der von einem Opfer zum nächsten zieht.“

    Da gehe ich mit. Ich habe dabei weniger ein Problem mit der Petition an sich, sondern mit dem dazugehörigen Tonfall in Internetkommentaren – „Schulhof-Mob“ trifft es m.E. schon ganz gut.

    @ Frank, # 127: Word!

  116. @Frank Wehrmann“
    Lanz soll bitte auf keinen Fall jemals einen NPD-ler einladen! Bei der Unfähigkeit zu moderieren, kommt der NPD-ler am Ende noch sympathisch, besonnen und top-informiert rüber.

  117. @129 Marcel

    Das wird doch die spannende Frage sein, wenn der Rauch sich verzogen hat. Was wird denn aus der Petition in Baden-Würtemberg gegen diesen Bildungsplan (deren Gegenpetition die Hälfte an Mitzeichnern hat)? Wie gehen die Rundfunkanstalten mit dieser Art von Kritik um? Konstruktiv oder arrogant?

    Sie werden sich hüten, Schwäche zu zeigen. Denn dann würde der kritische Beobachter lernen, dass Kritik zu Verbesserung führt. Damit ist im Fall Lanz nicht gemeint, dass er fliegt. Sondern dass er sich einfach mal zu Beginn seiner Sendung hinstellt, zugibt, dass er Bockmist gebaut hat, gelobt, in Zukunft professioneller zu sein und man sich in einem Jahr doch ein Urteil bilden soll, ob er es hingekriegt hat. Moderieren auf Bewährung… Wenn er das macht, dann hat die Petition doch ausreichend Wirkung gehabt. Dann hat man sich doch in der Mitte getroffen und jeder wahrt sein Gesicht.

    Es ist doch auch kein Wunder, dass in den Foren- und Kommentarbereichen des ÖR schon häufiger der Bär gesteppt hat (hart-aber-fair, Jauch,…) und das hatte immer NULL Auswirkung. Das sind einfach Mitsprache-Simulationen und Kontroll-Instrumente.

    Früher gab es nur den Leserbrief in der Zeitung, redaktionell ausgewählt und bearbeitet. Da ist es doch gut, heute auf sowas nicht mehr angewiesen zu sein.

  118. Ich denke ja schon seit längerem, dass der Herr Lanz beim ZDF irgendeine Leiche im Keller hat, weil der Sender so unerschütterlich an ihm fest hält. Dass er allerdings auch mit den meisten deutschen Journalisten eine Leiche im Keller haben könnte, überrascht mich. Welche Leiche auch immer es ist, ich hätte sie auch gern. Sorgfältiges Arbeiten kann man sich dann wohl sparen…

  119. Aha, dem gemeinen Pöbel ist auch mal aufgegangen, dass Lanz die Fehlbesetzung überhaupt ist? Das ist ja nicht der erste Ausfall oder der erste Beweis seines journalistischen und menschlichen Vollversagens.

  120. Online-Petitionen sind wunderbare Gradmesser öffentlicher Reaktion auf Geschehens. Diesen Vorgang „Mobbing“ oder „Bashing“ zu nennen, ist der perfide Versuch durch maßloses Übertreiben das Statement von über 200.000 Reagierenden als hinterhältig und abwertend einstufen zu können. Und es birgt eine unverfrorene Abwertung aller echten Mobbing-Opfer in sich!
    Eine Petition hat den Charakter einer Bitte, eines aus Sorge vor Fehlentwicklungen vorgetragenen aufmerksam machen Wollens. Von „Kreuzigung“ und dergleichen ist nirgendwo die Rede. Es böte in sich die Chance zumindest für drei Sekunden darüber nachzudenken, was Hunderttausende von Menschen dazu bringt, sich die Mühe der Reaktion zu machen? Könnte zu erhellenden Einsichten führen, muss nicht, ich weiß. Man kann auch, statt sich zu äußern, was essen gehen, wie es der teigige Spaßvogel Tadeusz vorschlägt. Dann sieht man über kurz oder lang auch so aus wie der Ideengeber. Da ist eine Stimmabgabe bei einer Petition der gesündere und nachhaltigere Vorgang!

  121. @ inga

    Ich „bestimme“ es ja nicht. Wie sollte ich das tun? Ich wundere mich nur.

    @ Susanne „im ZDF irgendeine Leiche im Keller hat, weil der Sender so unerschütterlich an ihm fest hält.“

    Ja, an den 1,5-2 Mio, die jeden Abend zu später Stunde einschalten, liegt es ganz sicher nicht. ;)

  122. @leser: »Woher kommt dann aber so eine Art Realitäsverleugnung, wenn es nicht Angst vor Bedeutungsverlust ist? « Wer dies beantworten kann, ist in fremden Köpfen. Ich möchte die Autoren gar nicht inhaltlich verteidigen, lediglich der Ansatz, diese Angst als Schreibanlass für diese Form der Kritik zu unterstellen, war mir zu schwach.

  123. „Es böte in sich die Chance zumindest für drei Sekunden darüber nachzudenken, was Hunderttausende von Menschen dazu bringt, sich die Mühe der Reaktion zu machen? “

    Ich glaube, die Antwort darauf wäre ziemlich desillusionierend.

  124. Nur so aus persönlichem Interesse, grundsätzlich geht mich das natürlich nichts an: Haben Sie die Petition eigentlich auch unterschrieben, Herr Niggemeier?

    (wenn, wäre das nur konsequent; wenn nicht, so ist das auch in Ordnung – ich selbst habe unterschrieben, wenn’s was bedeutet. In jedem Fall würde mich interessieren, ob Sie vorher lange überlegt haben – ich nämlich gar nicht…)

    Ich dachte nur vorhin daran, wie komisch das wäre, wenn man einfach mal die Intellektuellen/Prominenten aus der Petition rausfiltern würde…Habermas, Chomsky,Zizek…was sagen die eigentlich zu Lanz? Allerdings saß ich auf dem Klo, während ich das dachte.

  125. (und ja, ich denke dieser Artikel macht Ihre Haltung schon deutlich, wie auch die anderen zu Lanz, aber ich dachte, ich frag halt nochmal)

  126. Seufz. Willst du mich vielleicht heiraten? Sehr clever analysiert mal wieder, genau wie dein anderer Blogantrag über diesen Flachwichser Lanz und Konsorten.

  127. mir war gar nicht klar gewesen, dass die lanz-petition einen solchen schwarm an gegenkritikern heraufbeschworen hat.
    war lanz deswegen in seinem eingangsmonolog bei wetten dass so zuversichtlich? wie lustig.
    fünf minuten später musste ich zwanghaft wegschalten, als karlsruhe zu einer der schönsten/whatever städte deutschlands hochsterilisiert wurde.

  128. Ich habe die Petition unterschrieben, nicht anonym übrigens, und sehe mich seither in den Qualitätsmedien als Pöbel beschimpft. Eine wichtige Erfahrung nicht nur für mich. (Die Unterzeichner stammen übrigens – wie einer Grafik auf openpetition zu entnehmen ist – weitgehend aus den westdeutschen Kernlanden und Berlin. Den Osten interessiert es nicht allzu sehr.) Herr Niggemeier kommentiert den Vorgang, wie ich finde, fachkundig und zutreffend. Ich gehöre auch zu denjenigen, die schon bei früherer Gelegenheit Möglichkeiten gesucht haben, dem ÖR per E-Mail eine wertende Äußerung zukommen zu lassen: Es gibt dergleichen nicht! Nicht einmal eine Sternchen-Vergabe, wie sie jeder Versandhändler hat. Deshalb bin ich jetzt wirklich gespannt, wie das ZDF mit dieser Petitions-Leserpost umgeht. Ignorieren geht nicht, dazu waren zu viele gutbürgerliche Petenten dabei. Was sich im übrigen auch als Reaktion auf die meisten Leitmedien-Artikel gezeigt hat – das war eben kein Pöbel, der sich da in der SZ, der FAZ und bei ZEIT als Leser geäußert hat. Jedenfalls Dank an Herrn Niggemeier, der diese längst überfällige Debatte mit ausgelöst hat.

  129. Ich finde den Chor an Gegenstimmen gar nicht überraschend, sondern nachvollziehbar. Die ganze Aktion ist angesichts des nichtigen Sachverhalts sowas von überzogen und peinlich, dass ich mich frage wie „flach“ man gestrickt sein muss, um sich an so etwas zu beteiligen.

  130. @ schotstek:

    „Die Unterzeichner stammen übrigens — wie einer Grafik auf openpetition zu entnehmen ist — weitgehend aus den westdeutschen Kernlanden und Berlin. Den Osten interessiert es nicht allzu sehr.“

    Wieso? Der Osten Deutschlands ist schlicht dünner besiedelt als das Ruhrgebiet und Berlin – Berlin hat eine Million mehr Einwohner als Brandenburg. Eine Karte, in der die Bevölkerungsverteilung und -dichte durch Punkte dargestellt wäre (1 Punkt stünde für eine bestimmte Zahl Einwohner) sähe genauso aus wie diese Karte zur Anti-Lanz-Petition.

  131. Die Pedition habe ich nicht unterschrieben, weil sie meiner Meinung nach das Problem von der falschen heißen Seite anpackt. Markus Lanz, so sehr ich ihn nicht mag, steht in diesen ganzen Diskussionen nur stellvertretend für die eigentlichen Probleme und/oder Verantwortlichen, die eigentlich massgebend sein sollten.
    Selbst wenn (recht unwahrscheinlich) die Reaktion sein sollte, dass Herrn Lanz die Kündigung ausgesprochen wird, dann wird er lediglich ersetzt. Die gesamte Qualität einer Sendung oder Gesamtprogramms der ÖR wird sich höchstwahrscheinlich nicht dadurch verbessern.
    In so fern hat Herr Lanz mein Mitgefühl von allen Seiten instrumentalisiert zu werden.
    Ja – von allen Seiten!
    Zum einen von denen, die ihn nicht mögen, weil er so seltsam auf seinem Stuhl hockt; den Anderen, die ihm sonstwas neiden; den Sonstigen, die die gesamte ÖR-Landschaft bemängeln; den nicht wenigen, die ihren Rundfunkgebühren hinterhertrauern; von denen, die ihn (ungeachtet seiner geringen Eignung dennoch) toll finden, etc pp

    Herr Niggemeiers Beitrag entlarvt ein recht breites Spektrum der Medienlandschaft, die sich gerne das Prädikat der „Investigativen Journalismus“ aufdrückt, aber nur den einen oben genannten wackeligen Aspekt aufgreift.
    Hinzu wird nicht mit den Worten „bashing“, „Internetmob“ usw gespart, um dem ganze eine „unfaire“ Dramatik zu verleihen. Wer Reverenzen im Themenbezug und die unfaire Behandlung durch Anonyme, Plattformen wie Twitter und Facebook heranzieht, sollte sich eigentlich schämen. Jedem einigermaßen klugen Internetnutzer ist bekannt, dass gerade dort eine differenzierte Meinungsäusserung der Natur dieser Plattformen widerspricht.

    Damit wollte ich eigentlich meinen Komentar abschließen, wenn mich nicht noch etwas arg stören würde.
    Die „Lebenshilfe“, man solle bei einem Programm, das einem nicht gefällt einfach wegschalten, halte ich für eine Unverschämtheit.
    Wir reden hier nicht von privaten Sendern, sondern von den „Öffentlich Rechtlichen“.
    Es gibt eine Reihe von Programmen im ÖR die mich nicht interessieren, ansprechen oder bei deren Sendezeiten ich etwas besseres zu tun habe. Zahle ich die Beiträge alleine? Nein – tue ich nicht und die Aufgabe der ÖR sollte nicht sein Interessensgebiete nach belieben Weniger ein- oder auszublenden.
    Bei einer Informationssendung, Politrunde oder Talkshow kann ich aber unabhängig meiner persönlichen Präferenzen erwarten, dass diese korrekt, ordentlich und ohne eine suggestive Grundhaltung der Journalisten, Moderatoren und sonstwie Mitverantworlichen vorangeschoben wird.

  132. @Peter (#152): Nein, ich habe die Petition nicht unterschrieben. Ich finde das auch keine gute Petition. Ich halte diese Form der Meinungsäußerung allerdings für legitim — übrigens auch im Fall der Petition zum Thema sexuelle Vielfalt in Schulen in Baden-Württemberg, der ich inhaltlich nicht ferner stehen könnte.

  133. Hier mal ein weiterer Kommentar aus dem ach so beliebigen Internet.
    http://blog.netplanet.org/2014/01/27/der-herr-lanz-der-herr-lanz-kanns-nicht/

    Hier mal der Einstieg, den Rest bitte einfach vor Ort lesen…

    Allzu merkwürdiges geht gerade vor. Drei Beobachtungen:
    Beobachtung 1: Guter Freund des Hauses teilt mit, dass seine Kinder – einst große Wetten-dass-Zuschauer – schon vor einigen Tagen angekündigt haben, dass sie Samstag zur Primetime nicht das ZDF schauen möchten, sondern einen Spielfilm.
    Beobachtung 2: Meine Mutter, sonst immer eine treue Zuschauerin von Wetten dass, hat von Anfang an nicht zugeschaut, sondern ein Buch gelesen und den Apparat meinem Vater überlassen.
    Beobachtung 3: Eine Online-Petition, die eine Absetzung von Markus Lanz aufgrund seines fragwürdigen Interviews mit der Politikern Sahra Wagenknecht fordert, hat es just am Samstag geschafft, 200.000 Unterzeichner zu versammeln – und die Petition geht zu diesem Zeitpunkt noch lange 51 Tage lang.
    Was ist da eigentlich los?

  134. Sehr treffende Analyse! Es macht Angst, wie der schwadronierende Teil der politischen Klasse – in England nenne sie es „das Kommentariat“ – die Reihen schließt und sich einig wird im „Ressentiments der richtigen Journalisten gegen die unqualifizierten Normalbürger“.

  135. Treffende Analyse! Markus Lanz steht am Pranger. Wo? Auf den Titelseiten der Printmedien, online und offline, prangen Schlagzeilen, die seine Kompetenz in Frage stellen. Warum? Er sei ein schlechter Journalistendarsteller. Die Artikel unter den fetten Buchstaben allerdings verteidigen ihn meist. Die Journalisten dahinter beschweren sich darin unter anderem darüber, dass sie durch eine stetig wachsende Online-Petition dazu gezwungen würden, diese Geschichte auf die Agenda zu setzen. Und das, obwohl diese gerade deshalb wächst, weil sie sie ständig auf die Agenda setzen. Aber sei’s drum: Die Medien haben halt die Zirkelschluss-Toleranz eines erfahrenen Jahrmarkt-Paradoxers.

  136. “ die Reihen schließt und sich einig wird im »Ressentiments der richtigen Journalisten gegen die unqualifizierten Normalbürger«.“

    Ein Fall von Überinterpretation. Denn dass die Mehrheit der „unqualifizierten Normalbürger“ das Anliegen dieser 200.000 Unterzeichner teilt, wage ich zu bezweifeln.

  137. Immerhin hat das ZDF über einen bloßen Email-Postkasten hinaus auch ein Zuschauer-Forum für die einzelnen Sendungen („Community-Container“), in den auch eine frühe „Anmerkung der Redaktion“ eingestellt wurde http://community.zdf.de/ZDFCommunity/151/sendungen/lanz/F7219/?parent_url=http%3A%2F%2Fwww.zdf.de%2FForen-%25C3%259Cbersicht-17821788.html&parent_pid=151
    Sind reichlich Stimmen zu DER Sendung vorhanden, so dass Medienjournalisten auch ein petitionsfreies Stimmungsbild fänden. Die Öffentlichkeitswirkung des etwas abgelegenen Community Containers scheint aber etwas geringer.

  138. @Monaco_Franze

    Wäre schön, wenn Sie diese Kommentarspalte für sachliche Kritik benutzen würden, wenn Sie mit dem vorangestellten Blogeintrag von Stefan Niggemeier nicht übereinstimmen. Oder wenn Sie den Blogeintrag überhaupt erst mal lesen würden.

    Was genau empfinden Sie als peinlich, übertrieben und flach gestrickt?

    Die Mehrheit der Normalbürger guckt nicht Lanz, der hat nur 2 Mio Zuschauer. Der Mehrheit der Normalbürger geht Lanz also am Hinter vorbei. Eine beachtliche Minderheit (von Rundfunksbeitragszahlern) ist von Lanz aber genervt. Warum darf diese Gruppe nicht ihre Meinung äußern? Warum soll nur Autoren von Verlagsmedien es erlaubt sein, zu entscheiden, was und wer gut ist und was und wer nicht? Weshalb ist das eine ein Shitstorm und ein Mob und das andere legitime Meinungsäußerung von respektablen Meinungsmachern?

  139. Allerdings würde ich jetzt, wo das so hohe Wellen geschlagen hat (und nachdem ich den eigentlichen Petitionstext mal richtig gelesen habe), auch nicht mehr unterschreiben. Ich schätze, die „richtige“ Petition zu einer umfassenden Reform des Rundfunksystems steht wohl noch aus und ist vermutlich zu detailliert, um so viel Beliebtheit zu sammeln, deswegen ist das hier schon mal ein Anfang.

  140. Vielen Dank für ihren Beitrag Herr Niggemeier.

    Diese ehrabschneidende Herabwürdigung zu ‚mutlosen‘ Handelns zeugt schon von einem recht feudalem Gesellschaftsbild. Als wenn es nicht ein Gebot politischer Klugheit wäre, zu handeln ehe man Mut dazu braucht.

    @Peter (#172): Einen Kompromiss gibt es immer nur im Handeln, nie bei Überzeugungen und Werten. So konnten sich in der Petition viele auf eine Forderung einigen, obwohl sie verschiedene Beweggründe haben.
    Ich stimme dir zu, dass eine Strukturreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wünschenswert wäre. Auch ich will ihn nicht einfach abschaffen.
    Aber wie auch immer seine Struktur aussehen sollte: Institutionen fördern oder behindern Haltungen der in ihnen Wirkenden, doch sie garantieren sie nicht.
    Eine bessere institutionelle Aufsicht der Qualität der Moderationen hätte Lanz längst die Leitung politischer Talkshows abgenommen und würde uns daher entlasten und stetiger sein als es Internetkampagnen je sein können. Doch auch sie könnte versagen. Institutionen gleich welcher Art, alt oder neu, ob Gremien oder Parlamente, entlassen uns nicht aus unserer eigenen Verantwortung für eine demokratische Öffentlichkeit.

    Aber falls du trotzdem deine Unterschrift unter die Petition zurückziehen möchtest, findest du unter https://www.openpetition.de/blog/hilfe/hilfe-unterstutzer/ einen Link dazu.

  141. Ich mag nicht die Art, wie Herr Lanz moderiert oder Interviews führt. Deshalb schaue ich seine Sendungen nicht.

    Und trotzdem ekelt es mich, wie inzwischen über Herrn Lanz hergefallen wird. Mit sachlicher Kritik hat das nicht mehr ansatzweise etwas zu tun. Das gilt im Übrigen für die Printmedien (Stichwort: Wetten dass) wie auch für „das“ Internet.

    Wenn jetzt der eine oder andere Journalist angesichts der Dynamik, die das Lanz-Bashing gewonnen hat, zurecht auf die Bremse tritt, wird das von Herrn Niggemeier als unsachlich und überheblich abgetan und viele hier folgend dem ohne seine Motive zu hinterfragen.

    Dabei gehört Herr Niggemeier zu denjenigen, die die aus dem Ruder gelaufene Situation mitverursacht haben. Auf seinen Artikel in diesem Blog berufen sich viele der Lanzbasher, und meinen damit das intellektuelle Feigenblatt für ihren Aggressionsabbau gefunden zu haben.

    Nochmal: Herr Lanz mag ein schlechter Moderator sein. Das ist aber kein Grund, die Kritik soweit zu treiben zu lassen, dass sie beruflich und persönlich vernichtende Züge annimmt. Offenbar haben viele aus der causa Wulf nichts gelernt.

  142. Dank an Stefan Niggemeier für die klaren Worte – dem ist von meiner Seite aus Nichts hinzuzufügen.

    Alles nur Aliens im Internet …

    „Ich hatte Christoph Sydow Volontär genannt, er ist aber Redakteur bei »Spiegel Online«. „

    ymmd

    Hat da etwa jemand von der BILDamMontag angerufen und das klargestellt?

    Ist doch eigentlich schon peinlich genug, wenn die Arbeit eines Redakteurs der „Qualitätsmedien“ qualitativ nicht von der eines Volontärs zu unterscheiden ist …

  143. Entschuldigt bitte, falls dies schon erwäht wurde. Das habe ich bloß gerade im Netz gefunden und halte es für eine interessante Ergänzung zu dem Thema:

    Nach Lanz-Kritik: Portal verbietet Petitionen gegen Personen

    http://web.de/magazine/tv/stars/18557162-markus-lanz-petition-verbot-dieter-nuhr.html#.news_spotlight.Schluss%20mit%20Online-Hetzjagden.400.874

    Vielleicht ist jemand anderes schon auf eine etwas bessere Quelle als web.de gestoßen, wenn ja, dann bitte verlinken!

  144. […] Stefan Niggemeier: Eine Kritik der Kritik an der Lanz-Petition Norbert Himmler, der Programmdirektor des ZDF, hat einen einfachen Trick gefunden, mit der Aufregung um seinen Star-Moderator Markus Lanz umzugehen. Dem »Spiegel«-Redakteur Alexander Kühn sagte er: „(…) Markus Lanz hat in mehr als 500 Sendungen einen hervorragenden Job gemacht. Dann geht es einmal nicht gut, und das sorgt dann für eine Riesenwelle. Das ist unverhältnismäßig.“ Ja, das wäre, wenn es so wäre, wirklich unverhältnismäßig. Wenn es also nicht so wäre, dass die Sendung mit Sahra Wagenknecht zwar extrem war, aber eigentlich typisch für die Art, wie Markus Lanz über Politik und mit Politikern redet. Und wenn es nicht so wäre, dass man Markus Lanz auch als Symptom und Symbol sehen kann für das, was im öffentlich-rechtlichen Rundfunk allgemein schiefläuft. Der Programmdirektor des ZDF verleugnet, dass die Kritik an Lanz sich an der Wagenknecht-Show nur entzündet hat, aber grundsätzlicher Natur ist. Das kann man aus seiner Sicht nachvollziehen, so ignoriert sie sich viel leichter… In der Art, wie die professionellen Medien über die Kritik an Lanz im Netz berichten, werden wieder die Ressentiments der richtigen Journalisten gegen die unqualifizierten Normalbürger sichtbar, die im Netz plötzlich einfach die Absetzung von Moderatoren im öffentlich-rechtlichen Fernsehen fordern dürfen und dafür sogar Aufmerksamkeit bekommen. Beides war früher Journalisten vorbehalten… Natürlich kann man die Petition kritisieren, Form und Inhalt von Lanz-Beschimpfungen und überhaupt die Empörungskultur im Netz und anderswo. Doch die Art, wie eine ganze Reihe professioneller Medien über die Petition berichten, zeigt, dass sie ein grundsätzliches und nachhaltiges Problem damit haben, dass ihnen das Kritik– und das Aufmerksamkeits-Monopol abhanden gekommen sind. Quelle: Stefan Niggemeier […]

  145. @ Andreas1976/# 174

    Aber funktioniert „auf die Bremse treten“ nicht auch etwas anders, als Tausende völlig unbekannter Menschen rundheraus als geifernden Mob zu bezeichnen, der feige von seinem Rechner aus den virtuellen Lynchmord an einem Moderator „per Mausklick“ beschließt? Das ist wohl eher Beschleunigung in die entgegengesetzte Richtung.

    Ich habe die Petition, nach einigen Tagen des Überlegens unterzeichnet, weil ich finde, dass mit Lanz‘ Wagenknecht-Interview das eh schon erbärmliche Niveau seiner Sendung einen für meinen Begriff vom ÖR intolerablen Tiefpunkt erreicht hatte. Vielleicht würde ich sie heute nicht mehr unterzeichnen, kann sein. Mir ist es tatsächlich nicht wichtig, ob die Petition erfolgreich im Sinne ihres Erstellers ist. Von Lanz‘ Beschäftigungsverhältnis hängt mein Glück dann doch nicht ab. Und ich schaue auch nicht nach, wie viele da noch unterzeichnet haben. Ich wollte meinen Unmut zum Ausdruck bringen und sah dies als eine – zugegebenermaßen bequeme – Möglichkeit.

    Man kann über die Petition geteilter Ansicht sein, wie über fast alles. Ja, es gibt deutlich wichtigere Sachen als Lanz. Aber im Interesse des Diskurses, den die Zeitungen da angeblich gefährdet sehen, wäre es angebracht, erst einmal anzunehmen, dass es wenigstens einem Teil der Unterzeichner nicht bloß um das Ausagieren niederster Instinkte geht, anstatt blind draufzuhauen. Das nennt man in der linguistischen Pragmatik die „Aufrichtigkeitsvermutung“. Wenn man stets davon ausgeht, der andere sei wahnsinnig, unzurechnungsfähig, bösartig oder ein Lügner, begibt man sich nämlich in eine denkbar schlechte Kommunikationsposition.

  146. Die Macher von openPetition haben die letzten Wochen ihre Geltungssucht über Prinzipien wie Fairness und Anstand gestellt. Den Hetzern von Politically Incorrect, den Piusbrüdern und gloria.tv ein Forum zu bieten war schon schlimm genug. Dazu aber noch die peinliche Art wie jetzt mit der Lanz-Petition umgegangen wird – in Zukunft nicht mehr erlaubt, aber man will es sich ja nicht mit den Unterzeichnern der aktuellen Petition verderben – danke, solch eine Seite braucht kein Mensch. Wobei die Medien in ihrer Berichterstattung natürlich eine gehörige Mitschuld an dem Ganzen haben.

  147. @174:

    „Nochmal: Herr Lanz mag ein schlechter Moderator sein. Das ist aber kein Grund, die Kritik soweit zu treiben zu lassen, dass sie beruflich und persönlich vernichtende Züge annimmt.“

    Wieso sollten schlechte Moderatoren ein Recht auf dauerhafte Beschäftigung im Fernsehen haben? Am besten noch als Festangestellter mit Vertrag bis zur Rente?

    Gerade in einer Branche, die durch Zeitverträge und Blitz-Karrieren (schnell hoch, schnell runter) gekennzeichnet ist?

    Und gerade vor dem Hintergrund, daß es mit Sicherheit viele Leute gibt, die es besser könnten als Lanz, aber gar keine Chance bekommen oder fernab der großen Bühne irgendwo versauern?

    Wer so prominente Sendeplätze bekommt, wie Lanz, sollte sich durch eine besondere Qualität auszeichnen. Die kann ich bei Lanz nicht erkennen und genau das kritisiere ich – und viele andere eben auch.

  148. Herausragender Kommentar. Mir scheint es, als schlotterten den“großen Meinungsmedien“kräftig die Knie, da zumindest ein Teil der Bevölkerung es mittlerweile tatsächlich schafft sich ohne diese eine Meinung zu bilden.

  149. @ Lennart:

    „Mir scheint es, als schlotterten den ‚großen Meinungsmedien‘ kräftig die Knie, da zumindest ein Teil der Bevölkerung es mittlerweile tatsächlich schafft sich ohne diese eine Meinung zu bilden.“

    Natürlich. Da Lanz ja von „den großen Meinungsmedien“ seit Jahren in den Himmel gelobt wird. Nur einige mutige Petitionsunterzeichner wagen es, sich gegen diesen Mainstream zu stellen.

    Die Argumentationsweise kommt mir irgendwie bekannt vor. Was ist nochmal der Unterschied zwischen Liminski und Teuscher, die sich einem übermächtigen Feind gegenübersehen, der ihre Meinung unterdrücken möchte und Ihnen?

  150. @DaW #184: Der Zusammenhang scheint mir doch arg konstruiert. Ich entnehme Lennarts Kommentar lediglich, dass den großen Medienunternehmen das Internet und dessen Möglichkeiten eher unangenehm ist. „Mainstream“, „mutig“ und vor allem „unterdrückte Meinungsfreiheit“ kann ich da auch nicht implizit rauslesen.

  151. @ alter Jakob:

    „Der Zusammenhang scheint mir doch arg konstruiert.“

    Mir nicht. :)

    „Ich entnehme Lennarts Kommentar lediglich, dass den großen Medienunternehmen das Internet und dessen Möglichkeiten eher unangenehm ist.“

    Naja, die von Liminski, Teuscher und ihren Anhängern verbreitete Attitüde, dass man eben klüger ist als „die großen Meinungsmedien“ und die Masse, die ihnen dumpf folgt, dieses David-gegen-Goliath-Bild, schimmert meiner Ansicht nach schon recht deutlich durch, auch wenn Lennart es vielleicht nicht in dieser Deutlichkeit formuliert.

  152. @DaW

    Aber der Unterschied ist doch, dass in diesem Fall gar nicht über Inhalte oder vermeintlich unterdrückte Meinungen geredet wird. Und dass „die Medien“ nichts gegen gepflegte, meinethalber auch unsachliche, Kritik am Lanz haben, solange sie sie nur selbst formulieren. Wenn das aber ein uninformierter, unmündiger Bürger (sprich: der Mob) tut, ist das plötzlich der Untergang des Abendlandes und fiesestes Schulhof-Mobbing.

  153. @DaW

    Im Übrigen sind Teuscher/ Liminski und Online-Petitionen eben zwei Seiten derselben Medaille. Ich brauche nicht mehr irgendwelche Gatekeeper bei Bild und im Spiegel, die die Agenda besetzen, wen sie denn jetzt durchs Dorf treiben wollen, um meine Meinung kund zu tun. Dafür habe ich aber als Beifang jede Menge Vollhorste, die mir die „Wahrheit“ über Schwule, Schwarze und Juden erzählen wollen.

  154. Die Wiederentdeckung der Meinungsfreiheit, nenne ich die Petition zum Abschalten von Lanz. Der Mann ist nicht erst seit dem unsäglichen Interview mit S.W. unerträglich, er ist es für mich seit ungezählten Sendeminuten. Vielleicht gefiel mir die erste von 500 Sendungen, der Rast gab mir die Lizens zum Umschalten, das geht ganz von selbst, ich muss gar nicht mehr nachdenken. Alles in mir sagt Nein zu der verlanzerei durchs ZDF. Und der nächste von dem ich mich befreit sehen möchte, ist der unsäglich Möchtegern Satiriker Nuhr in der ARD. Aber diese Petition wurde von openpetion als unzulässig abgeschaltet. So schnell geht das mit der Nettikette und der Meinungsfreiheit für den Angry Mob.

    Meinungsfreiheit bleibt ein Privileg der Journalsiten und der wenigen Blogger die ein akzeptables Ranking vorweisen können und sich somit Gehör verschaffen.

    Der Mob gehört dem 4. Stand an und über den dürfen sich Promis und Journalisten lustig machen. Das sind nur von Hass und Wut getriebene Bürger – undankbare Bürger. Die sollten besser den Mund halten und sich die Worte der Kanzlerin in Erinnerung rufen, die sie während einer Wahlkampfveranstaltung dem pfeifenden Publikum entgegnet hat. „Sie können froh sein, dass sie hier noch ihre Meinung kunt tun dürfen!“ So ist es, ich bin jeden Tag froh, froh, froh, froh!

  155. @189 H.-L. Oppermann: „der unsägliche Möchtegern Satiriker Nuhr“ Bei dem fehlt nicht mehr viel, und er bewirbt sich als Regierungssprecher. Nach seiner Petition scheint er auf dem besten Weg dorthin…

  156. @ Linus:

    „Aber der Unterschied ist doch, dass in diesem Fall gar nicht über Inhalte oder vermeintlich unterdrückte Meinungen geredet wird. „

    In dieser Deutlichkeit nicht. Es schwingt aber durchaus mit rein, wenn Lennart von „großen Meinungsmedien“ spricht und im gleichen Atemzug von „einem Teil der Bevölkerung“, der sich die Meinung ohne eben „die großen Meinungsmedien“ bildet (ergo: vorschreiben lässt).

    „Und dass ‚die Medien‘ nichts gegen gepflegte, meinethalber auch unsachliche, Kritik am Lanz haben, solange sie sie nur selbst formulieren.“

    … was übrigens Lennarts These widerspricht, der ja einen Widerspruch zwischen „veröffentlichter Meinung“ und „öffentlicher Meinung“ zu konstruierte (oder dies zumindest andeutete). Dabei dürfte Lanz-Bashing noch mainstreamiger sein als Fußball. Und das will was heißen.

    Vielleicht bin ich inzwischen auch einfach etwas überempfindlich gegen Begriffe wie „die großen Meinungsmedien“, „Mainstream“ oder „ein Teil der Bevölkerung, der sich selbst eine Meinung“ bildet, sprechen sie doch aus meiner Sicht für eine Selbstüberhöhung und Arroganz gegenüber „der Masse“, der pauschal Dummheit unterstellt wird.

    „Wenn das aber ein uninformierter, unmündiger Bürger (sprich: der Mob) tut, ist das plötzlich der Untergang des Abendlandes und fiesestes Schulhof-Mobbing.“

    Das ist es zum Teil durchaus auch. Nicht der Umstand, dass es eine Petition gibt, sondern viele dazugehörige Kommentare. Wenn ich in den nächsten Tagen mal Zeit habe, werde ich sie mal sammeln.

  157. @162: Ihr Beispiel der Petition zur sexuellen Vielfalt in Schulen ist m.E. geeignet, den Kern der hier diskutierten Problematik aufzuzeigen. Dieser Kern betrifft nämlich nur am Rande das Medium Internet und vielmehr die Strategie einer Unterschriftenaktion an sich. Im Unterschied zu Ihnen finde ich die Baden-Württembergische Petition nicht legitim (jedenfalls nicht in einem ethischen Sinne), weil sie sich sehr konkret gegen eine klar definierte Gruppe des Gesellschaft richtet. Je konkreter aber eine reine Unterschriftenaktion Personen als Gegner benennt, desto näher gerät sie an die Grenze zur Hetze. Besonders problematisch war in diesem Zusammenhang eine Unterschriftenaktion der hessischen CDU gegen die Einführung einer doppelten Staatsbürgerschaft 1999: eine im Prinzip legitime Meinungsäußerung, die aber durch ihre klare Begrenzung auf eine bestimmte Personengruppe im Prozess der Unterschriftensammlung eine besorgniserregende Eigendynamik erlangte („Wo kann ich hier gegen Ausländer unterschreiben?“). Es ist vielleicht ganz gut, dass der Sinn und die Grenzen solcher Petitionen am Beispiel eines TV-Moderators diskutiert werden können, der bei aller Problematik das Ganze schon überstehen wird und einen Großteil der Kritik ja auch völlig zu Recht ertragen muss.

  158. @DaW

    Wenn man „nur“ die Kommentare meint, dann soll man das bitte in der Berichterstattung auch so benennen. Und Online Petitionen an und für sich außen vor lassen. Lesen Sie sich die Kommentare unter den regelmäßigen journalistisch hochwertigen Wetten Dass?-Verissen, die auf Halde produziert werden, durch. Da braucht es offenkundig keine Petition für, dass Leute verbal Amok laufen. Das ist nur bitteschön ein ganz anderes Thema.

  159. @101 Sie warfen die Frage auf, was Jungen mit „ritualisiertem Echauffieren einer selbstherrlichen Netzcommunity“ gemeint haben könnte, es handele sich doch nur um eine einzelne Petition. “ Sowohl das Lanz-Bashing als auch der allgemeine Trend zum Online-Pranger hatten aber einen langen Vorlauf und in dem Kontext verortet Jungen seine Kritik – völlig zu Recht, schließlich tut das die Petition selbst auch. Wie man das dann inhaltlich beurteilt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ansonsten halte ich Aussagekraft der Petition für völlig wertlos, weil sie beliebig manipulierbar ist. Sich eine neue IP-Adresse zuweisen zu lassen geht schneller als sich bei Twitter einen Zweitnick anzumelden. 10.000 Postkarten ans ZDF hätten vermutlich tatsächlich mehr Aufmerksamkeit verdient.

  160. @176 oasenhoheit
    Nuhr ist ja schon immer damit hausieren gegangen, im Internet werde nicht diskutiert, sondern dort werde „plattgemacht“. Fragt man sich natürlich, ob seine Petion nun auch Plattmache ist. Nuhr kann jedenfalls mit gewisser Berechtigung behaupten, Urvater der hier von vielen Journalisten vorexerzierten Haltung zu sein. Anarchie bricht aus, wenn Leute offen ihre Meinung zu Einzelfragen proklamieren und diskutieren können, ohne dabei an die althergebrachte Kanalisation der Meinungsbildung durch Zeitungskommentare, Leserbriefseiten,Parteien, Vereine etc. gebunden zu sein. Eine Diskussion von Sachfragen ohne dass sofort erkennbar ist wer da aus welcher Ecke kommt, wenn er etwas sagt, ohne die Möglichkeit, das schon anhand vordefinierter Kategorien (ist das eine „Gewerkschaftsmeinung“ oder eine „Arbeitgebermeinung“) schnell einordnen zu können. Man müsste da tatsächlich komplizierten Argumenten folgen, um festzustellen, ob die tragen oder nicht, ob es stimt oder nicht, ob man die Meinung jetzt teilt oder nicht. Welcher Lohnkommentarscheiber hat denn für sowas Zeit? Und mancher Kabarettist hätte es eben auch gern etwas einfacher beim Lustigsein.

    Am lustigsten finde ich aber die Kontrastierung der Petition der Feiglinge und Netzsüchtigen mit den braven Bürgern, die sich die Mühe machen „komplizierte Stimmzettel“ auszufüllen. Ahja. Alle vier Jahre oder so. Ich muss da immer an „Leben des Brian“ denken: „Durch die Tür hinaus, zur linken Reihe, jeder nur ein Kreuz. Der Nächste. Zur Kreuzigung?“

  161. @Blunt, 193

    So sehe ich das auch.
    Die Petition ist ein durch die Verfassung verbrieftes Recht.
    (Art. 17 GG)
    Das bedeutet meiner Ansicht nach aber auch eine gewisse Verantwortung der Petenten mit diesem Recht. Einfach mal aus Ärger über einen Fernsehmoderator eine Online-Petition zur Verbannung dieses Moderators aus dem TV in die Tastatur zu hacken, ist, wenn schon kein Mißbrauch, dann doch wenigstens eine Überdehnung dieses Rechts.

  162. Ich gebe zu: ich habe die Sendung nicht im Fernsehen gesehen. Das Gerät habe ich vor Jahren abgeschafft, ich bin kein Zuschauer. Aber die relevante halbe Stunde habe ich auf Youtube angeschaut. Ich bin also „der Internet-Mob.“

    Was mir an dem Vorgang mißfällt ist, daß einerseits stets herumgetönt wird, öffentlich-rechtlicher Rundfunk sei wegen seiner überparteilichen Ausgewogenheit quasi demokratienotwendig und daher auch von mir als Nichtfernsehzuschauer fürstlichst mit zu alimentieren. Dann möge das Programm diesen Ansprüchen genügen. Nur: das tut es nicht. Offensichtlich nich.

  163. das ZDF, die „richtigen Journalisten“ und Dieter Nuhr verstehen diese Petition bewusst falsch. Die sind doch nicht blöd, die wissen genau worum es geht. Aber genau das können sie weder zugeben, noch zulassen, denn dann käme, nicht nur bei der »ritualisierten, echauffierten und selbstherrlichen Netzcommunity«, eine Diskussion auf, die womöglich den über die Medien Herrschenden auf die Füße fallen könnte. Denn es sind sicher nicht nur diejenigen die einen Zugang zum Netz haben empört gewesen. Und nicht jeder der empört war hat sich auch zu Wort gemeldet. Allerdings haben die ohne Netzzugang keine Stimme und werden somit nicht gehört, was ungemein praktisch ist, denn darum braucht man sich nun nicht zu scheren. Wenn allerdings die Diskussion das Netz verläßt könnte es außer Kontrolle geraden.
    Ich bin nicht dafür Menschen an den Pranger zu stellen, in diesem Fall habe ich die Petition allerdings unterschrieben. Denn Herr Lanz hat kein Problem damit ,anderen genau das in der Öffentlichkeit anzutun, falls sie sich erlauben gegen die Herrschende Meinung der Eliten (ob Herr Lanz eine eigene Meinung hat mag ich nicht beurteilen) zu verstoßen. Den „richtigen Journalisten“ Herrn Jörges möchte ich hier nicht erwähnen. Der fällt mir jede Woche im „Stern“ mit seinen neoliberalen Kommentaren negativ auf. Dass der auch keinerlei Anstand besitzt ist nicht weiter verwunderlich.

  164. „Das Online-Portal OpenPetition hat seine Nutzungsbedingungen geändert“ – so schnell geht das und schwups ist das mit der Meinungsfreiheit für den Mob auch schnell vorbei!!! Also Gulaschsuppe essen gehen, denn Moderationsbashing fällt unter die Nettikette, denn wer Moderatoren angreift, beschimpft und … der wird mit Klappe dicht, Mund halten belegt. Was solls, wir der Mob sind ja der 4. Stand und immer druf uff den Pöbbel, dat war nie anders und dat blievt alleweil wie ‚t immer schon woar.

  165. @131 Peter von Kahn
    Wer fordert denn ein Sendeverbot? Die Petition will, dass Lanz nicht mehr aus der Rundfunkgebühr finanziert wird. Er kann zu RTL gehen oder sich im Internet äußern. Es gibt einen Unterschied zwischen jemandem das Reden verbieten wollen und ihn nicht für das Reden bezahlen zu wollen..

  166. @203

    Lassen Sie’s gut sein. In manchen Universen ist Kritik vor allem immer nur die Einschränkung anderer.

  167. Ich fand Herrn Norbert Himmler, mit seinem „(…) Markus Lanz hat in mehr als 500 Sendungen einen hervorragenden Job gemacht“ auch sehr lustig. Man schaue sich das Gespräch von Lanz mit Herrn Lindner (FDP) am 10.12.2013 an (http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2046722/Markus-Lanz-vom-10.-Dezember-2013). Bei ca. 20:56 Minuten sieht sich ein weiterer Talkgast genötigt Herrn Lanz zu sagen: „Lassen Sie Herrn Linder doch mal ausreden, ich würde gerne hören was er […] zu sagen hat“ …. Aber klar: Lanz hat einen super Job gemacht.

    Grüße

  168. ich würd gern mal wissen, welche meinung frau riegert vom abendblatt zur zukünftigen möglichkeit, kommunal-, landes-, bundes- und europaparlament online wählen zu können (ich bin mir sicher, daß das kommen wird), hat. denn „Das Bedenkliche ist, so ein Klick ist gefährlich einfach. Man muss weder in ein Wahllokal gehen noch komplizierte Stimmzettel ausfüllen.“ man stelle sich vor, eine bundestagswahl ist gefährlich …

  169. Damih hat Jörg Thadeusz aber doch nun mal recht:

    (Frau Wagenknecht) …ist so geübt in Interviewsituationen, dass sie Fragen lediglich als beiläufiges Geräusch wahrnimmt, während sie ununterbrochen spricht.

  170. @Automatenaufsteller: nun gab es aber genau beim lanz gerade KEIN ununterbrochenes sprechen von frau wagenknecht, weil herr lanz ja immer wieder unterbrochen hat.
    und daß sie fragen nicht als nebengeräusch wahrgenommen hat, ist ja daraus ersichtlich, daß sie sich auch darüber beschwert, daß er sie nicht mal ausreden läßt, um die fragen zu beantworten:
    „Wagenknecht: Aber Sie müssen mich auch ausreden lassen …
    Lanz: Ja.
    Wagenknecht: … wenn Sie mir Fragen stellen und ich kann nicht antworten.“
    aber vielleicht hast du die sendung ja gar nicht gesehen oder das wortprotokoll gelesen …

  171. Dieselben Redakteure, die Wulff wegen Bobby-Cars und seines geklinkerten Reihenhauses aus dem Amt gemobbt haben, regen sich nun darüber auf, dass andere es ihnen gleich tun wollen? Das ist ja wohl mehr als verlogen.

  172. Chapeau Herr Niggemeier. Gute sachliche Analyse der Medienreaktion. Vielen Dank dafür. Dank Ihnen und dank zahlreicher Kommentare hier habe ich nun nicht länger das dringende Bedürfnis, diverse Journalisten wegen Beleidigung anzuzeigen. Alles in mir wehrte sich dagegen, mich wehrlos und unkommentiert als Mob, Pöbel, hysterisch, feige etc. etc. beschimpfen und diskreditieren zu lassen.

    Zuletzt hatte ich mich anlässlich eines Gesprächs des Herrn Lanz mit Stephen King, den er auf dessen Alkoholismus reduzierte, und über sein menschliches und handwerkliches Unvermögen (konkret: Wer auch nur ein Wochenendseminar zum Thema Kommunikation besucht hat, kennt den Unterschied zwischen geschlossenen und offenen Fragen und der jeweiligen Tauglichkeit für eine konstruktive Gesprächsführung; Herr Lanz kennt ihn ganz offenkundig nicht) so sehr geärgert, dass ich nach einer Möglichkeit des kritischen Feedbacks im Internet gesucht hatte – vergeblich. Weshalb fragt das ZDF nicht proaktiv nach der Meinung seiner Zuschauer, wie es in der Privatwirtschaft Gang und Gäbe ist? Während ich jedes Mal nach Beendigung einer Dienstleistung meine Kunden danach frage, was ihnen gefallen hat und was ich hätte besser machen können, ist das ZDF offenbar an der – formulierten -Meinung seiner Kunden nicht interessiert.

    Ich hatte in den vergangenen Monaten daher tatsächlich die einzige anscheinend zulässige Methode „Abschalten“ gewählt. Aber der Ärger darüber, dass jemand einen so schlechten Job machen darf, ohne zur Verantwortung gezogen zu werden, und noch nicht einmal ein Feedback eingeholt wird, ließ mir keine Ruhe. Jede Bäckereifachverkäuferin, jeder Facharbeiter, jeder Selbständige kleine oder große Unternehmer muss sich der Kritik an seiner Arbeit stellen, Kritikfähigkeit und die Fähigkeit zur Selbstreflexion sind längst Softskills, die bei jeder Einstellung von Personal eine mindestens ebenso große Rolle spielen wie Sach- und Fachkenntnis. Herrn Lanz scheint derzeit beides abzugehen, bemerkenswert vielen Journalisten aber leider ebenfalls.

    Die Petition zu unterschreiben war tatsächlich wie eine Befreiung, eine Befreiung von lange angestautem Ärger, und in der Tat war und ist es ein gutes Gefühl, zu merken, dass man nicht allein war mit seinem Ärger. Dafür dann aber undifferenziert beleidigt, herabgewürdigt und beschimpft zu werden, war eine sehr merkwürdige Erfahrung, die im Augenblick zumindest mein Vertrauen in die gesamte Medienlandschaft zutiefst erschüttert hat. Hatte ich vorher täglich bei NTV, Spiegel, Sueddeutsche und Co. versucht, mir ein halbwegs objektives Bild vom Geschehen in der Welt zu verschaffen, fühle ich mich jetzt hilfloser denn je, da ich nach dieser Erfahrung an der Objektivität aller dieser Meinungsmacher noch viel grundlegender zweifle denn je.

    Ich schaue seit Jahren nicht „Wetten, dass…?“, sehe keine Notwendigkeit, Frau Wagenknecht in irgend einer Form zu verteidigen, bin Mitglied keiner politischen Partei, habe lange an den wohlüberlegten Formulierungen meines Kommentars zur Petition gefeilt, habe zahlreiche Kommentare mit beleidigendem Inhalt aus der Petition an die Betreiber der Plattform gemeldet, und habe nicht den Wunsch, Herrn Lanz zu mobben oder sonstwie persönlich anzugreifen. Ich äußerte mit Hilfe der Petition – keineswegs anonym – meine fundiert begründete Meinung zu einer Dienstleistung, die zu bezahlen ich gezwungen bin,und zu einem Talk-Format mit oft sehr interessanten Gästen, das zu verfolgen mit einem in Moderationstechnik versierten und empathischen Moderator ich auch große Lust hätte.

    Genügt das, um der pauschalen Verurteilung als mobbender, feiger, cybersüchtiger, hämischer, dosencolatrinkender etc. Pöbel zu entgehen? Welche weiteren Anforderung bitteschön müsste ich erfüllen, um mich als Bürger dieses Landes und Beitragszahler für ein Recht auf Meinungsäußerung qualifizieren?

    Nochmals Danke an Herrn Niggemeier, Sie haben mir dank Ihrer Analyse ein Stück Ehre zurückgegeben, die Ihre Kollegen mit ihren Beschimpfungen tatsächlich verletzt hatten.

    An dieser Stelle möchte ich daher auch, bei aller Kritik an seinen beruflichen Leistungen, ausdrücklich beim Mitmenschen Markus Lanz stellvertretend um Verzeihung bitten für die leider zahlreichen verunglimpfenden und ehrenrührigen Schmähtiraden, die in der Petition und im Zusammenhang mit ihr aufgetaucht sind. Derartiges hat nichts mit grundgesetzlich geschütztem Recht auf freie Meinungsäußerung zu tun. Entschuldigung!

    Beste Grüße Anke

  173. Wenn wir jetzt auch noch aufhören würden, so zu tun, als sei Wulff a) zu Unrecht nicht mehr unser Präsi und b) von Bild und Konsorten aus dem Amt gemobbt worden und c) als hätte das irgendwas mit Lanz zu tun, wäre die Welt schon wieder ein angenehmerer Ort. (Wahrscheinlich wars, weil er gesagt hat, der Islam gehöre zu Deutschland und das konnten ihm diese linksgrünen Mainstreammedienindoktrinierer nicht durchgehen lassen…öhm).

  174. @Hanns-Lutz Oppermann (#189):
    »Sie können froh sein, dass sie hier noch ihre Meinung kunt tun dürfen!« Ich habe das wichtigste Wort mal fett gemacht. In ihrer Aufzählung der üblen Eigenschaften des vierten Standes haben Sie übrigens den Neid vergessen.

    und zu #202:
    Schnupdiwup
    Kartoffelsupp
    (nix mehr Gulaschsuppe. )

  175. *Ironie an* Es geht ja auch nicht, dass undankbare Fernsehzuschauer an einer Unterhaltungsikone wie Markus Lanz kratzen *Ironie aus* Was ich besonders erschreckend an der Diskussion um diese Petition finde ist der Beißreflex, den etablierte Medienmacher an den Tag legen. Wenn mehr als 200.000 Menschen eine Petition unterstützen (möge sie nun sinnvoll sein oder nicht), dann sollte das Thema von Journalisten und Medienmenschen respektvoll behandelt und ernst genommen werden. Es ist kein Problem, anderer Meinung als die Unterzeichner der Petition zu sein. Das Problem ist, dass sich ein Großteil der Journalie gar keine Gedanken darüber macht, was 200.000 Menschen dazu gebracht hat, ihren Namen unter die Petition zu setzen. Zumal Menschen wie Herr Lanz, die im öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig sind, ja auch durch diese Unterzeichner finanziert werden. Wenn in Bild, Spiegel, Focus, Stern, Welt, WAZ oder sonst irgendwo Artikel veröffentlicht werden, die meiner Meinung nach schlecht sind, dann steht es mir frei, diese Zeitung/Zeitschrift nicht zu kaufen. Beim ÖR habe ich diese Möglichkeit nicht, da ich um die GEZ in aller Regel nicht herumkomme…

  176. Die Torwächter mussten schon tatenlos zusehen wie die sinnlos gewordene Stadtmauer Stück für Stück eingerissen wurde. Nun gehen die frechen Bürger durch die Lücken ein und aus wie es ihnen passt. Sogar Nachts wenn die Wächter wie schon immer die Tore schließen. Aber nun nehmen sie sich das Recht heraus einen besonders hoch bezahlten und unhöflichen Wächter zu kritisieren. Die Bürger wünschen gar seine Entlassung. Das macht nun auch die anderen Wächter unruhig und sie verteidigen den Kollegen obwohl sie ihn eigentlich auch nicht besonders gut leiden können. Aber warum tun sie das? Aus Angst. Der Stadtrat könnte nämlich auf die Idee kommen man eigentlich viel Geld spart wenn man alle Wächer entlässt oder ihnen eine andere Arbeit gibt bei der sie wieder etwas Sinnvolles tun müssen.

  177. Muss ich für Sendungen zahlen, die ich nicht mag? Ja.
    Muss ich Sendungen anschauen, die ich nicht mag? Nein.
    Ich zahle, ein ganz kleines bisschen, auch für Herrn Lanz im ZDF.
    Ich zahle, nicht besonders viel, auch für Herrn Bohlen auf RTL.
    Theoretisch könnte ich die Zahlung an Herrn Bohlen vermeiden, wenn ich keine Produkte von Firmen kaufen würde, die bei DSDS ihre Werbespots zeigen lassen. Aber praktisch ist das kaum möglich.
    Würde das ZDF auf Herrn Lanz verzichten, müsste ich ihn beim ZDF nicht mehr bezahlen,aber wahrscheinlich bei der ARD oder bei einem privaten Fernsehsender. Würde er ganz vom Fernsehen verbannt, ginge er vielleicht zum Radio.
    Die größte Chance, keinen Cent an Herrn Lanz überweisen zu müssen, hätte ich, wenn er zu einem der Einkaufssender ginge. Aber nur, wenn ich nichts kaufen würde. Schade, dass es 9 Live nicht mehr gibt, da würde er am besten hinpassen (oder Astro TV).

  178. @Blunt: Es geht aber nicht so sehr um Lanz als Privatperson. Niemand will ihn lynchen, weil er etwa „einfach ein schlechter Mensch“ ist. Er steht aber in der Öffentlichkeit und wird von dieser bezahlt, er besitzt durch seine Sendung einen gewissen Einfluss auf die Meinungsbildung, den der Rest der Bevölkerung schlicht nicht hat und wir bezahlen ihn dafür, dass er eben diesen Einfluss nicht missbraucht, dass er nicht Leute wie Jörges als sein Sprachrohr benutzt oder sich von ihnen benutzen lässt.
    Wenn die Petition ihm also vermittelt, dass er etwas nicht richtig macht, dann ist das schon ein Erfolg.

  179. Der Unterschied zwischen Markus Lanz und Florian Silbereisen ist, das letzterer eben für das bezahlt wird, was er auch tut – ganz gleich, ob man Volksmusik mag oder nicht.

  180. „(…) Markus Lanz hat in mehr als 500 Sendungen einen hervorragenden Job gemacht. Dann geht es einmal nicht gut, und das sorgt dann für eine Riesenwelle. Das ist unverhältnismäßig.“ Habe ich es richtig verstanden?:
    Herr Norbert Himmler schlaegt vor, auch dann eine „fuer“ Online-Petition zu starten, wenn immer eine Sendung nicht misslungen ist?

  181. @Bernd Baumann (#217): Schöne Bilder.
    „..oder ihnen eine andere Arbeit gibt bei der sie wieder etwas Sinnvolles tun müssen…“ Nuhr was?

  182. Danke für den wunderbaren Artikel. Sie sprechen mir mit jedem Satz aus der Seele. Ich habe die Petition ebenfalls unterschrieben, halte mich nicht für mutig, bin kein Netzjunkie und hätte die Petition auch in der Fußgängerzone unterstützt. Ich habe meinen Namen und meine Adresse angegeben und erhoff(t)e mir, dass ich auf diesem Weg mehr bewegen kann als durch Briefe oder E-Mails an den Sender.

    Auch ich bin der Meinung, dass die Qualität im ÖR-Fernsehen permanent sinkt, was man unter anderem daran sieht, dass kritische Politmagazine immer öfter Platz machen müssen für belanglose Quiz- oder Talkshows. Lanz ist nur die Spitze des Eisberges. Während er Gästen, die seiner neoliberalen Gesinnung entsprechen (schwarz-gelbe Politiker, aber auch Schauspieler, die sich als Mitglieder oder Sympathisanten von CSU,CDU oder FDP outen, wie z.B. Uschi Glas oder Sophia Thomalla oder Sky du Mont), quasi permanent Honig ums Maul schmiert, tickt er bei Politikern wie Wagenknecht und Co. regelmäßig aus. Dazu wurde eigentlich schon alles geschrieben.

    Quasi osmotisch durchdringen Themen und Inhalte des Privat-TV, personifiziert durch Personen wie Lanz, Atze Schröder oder Cindy von Marzahn, die Qualitätsschranke des ÖR-TV. Und die Intendanten der ÖR-Sender geifern gleich ihren Kollegen vom Privat-TV wider ihrem eigentlichen Bildungsauftrag gierig nach der Quote. Obwohl sie es doch gar nicht müssten. Am Ende dieser Entwicklung kann eigentlich nur das Dschungelcamp in ARD oder ZDF stehen.

    Was mir aber wirklich Sorgen bereitet,sind die von Ihnen in Ihrem Artikel zusammengestellten Reaktionen vieler Printmedien-Vertreter. Da wird man zum Junkie und Teil eines Mobs oder sogar eines animalischen Rudels herabgewürdigt. Und das von kritischen (?) und gebildeten (?) Journalisten von Welt und Co. Diese Form verbaler Diffamierung und Entwürdigung erinnert(e) mich in dieser geballten Zusammenstellung, sorry, so ist es nun mal gewesen, an die ähnlichen Gepflogenheiten faschistischer/stalinistischer Parteien und Regierungen. Auch sie haben gerne Menschen mit tierischen Begriffen und Ähnlichem bezeichnet. Wenn man keine wirklichen Argumente hat, muss man eben die begrifflich-emotionale Schiene fahren, um „abweichendes Gedankengut“ zu bekämpfen. Dass es bei neuen Formen demokratischer Willensäußerung wie der Lanz-Petition, aber auch der Mitgliederbefragung der SPD zum Koalitionsvertrag war das zu beobachten, in den Medien immer öfter nur noch um die Form geht und nicht mehr um den Inhalt, gibt mir zu denken. Mir kommt da frei nach Tucholsky folgender Satz in den Sinn: Wenn Demokratie etwas ändern würde, wäre sie verboten. Zumindest gilt das für die gegenwärtige neoliberalistische Phase der kapitalismuskonformen Demokratie. Am liebsten ist den Politikern und führenden Medien halt, wenn der Dummbürger alle vier Jahre sein Kreuzchen macht und sie (Medien, Politiker) in der Zwischenzeit den Willen des Souveräns frei, sehr frei interpretieren dürfen…

  183. Alle Journalisten schreiben einig von einem „anonymen“ Vorgang. Dem ist ja nun einmal nicht so. Wie bei Unterschriftenlisten in analogen Zeiten, muß man auch bei Open Petition seinen Namen und die Adresse angeben. Und diese Daten sind unter dem Menüpunkt „Unterschriften“ auch problemlos einsehbar.
    Auch wenn ich bei Google meinen Namen eingebe, ist die Unterzeichnung innerhalb der ersten 10 Treffer gelistet.
    Eine öffentlichere und unanonymere Form des Protestes könnte ich mir nicht vorstellen.

  184. 201. @ Margarete52

    „das ZDF, die »richtigen Journalisten« und Dieter Nuhr verstehen diese Petition bewusst falsch. Die sind doch nicht blöd, die wissen genau worum es geht. Aber genau das können sie weder zugeben, noch zulassen, denn dann käme, nicht nur bei der »ritualisierten, echauffierten und selbstherrlichen Netzcommunity«, eine Diskussion auf, die womöglich den über die Medien Herrschenden auf die Füße fallen könnte.“

    Diese Vermutung scheint erst einmal naheliegend.
    Meine Überzeugung ist, „sie“ merken es wirklich nicht, „sie“sind auf selektives Wahrnehmen konditioniert. Und „sie“ werden, wie jeder „vernünftige“ Mensch, alles tun um ihre Sicht auf die (Welt) Begebenheiten beizubehalten. So sind wir Mensch wohl. Und es ist nicht unbedingt mit „bösen“ Absichten verbunden. Zum „Selbsttest“ habe ich folgendes Foto entwickelt.Auf im existiert ein beinahe unentdeckbarer Fehler:

    http://meykosoft.jimdo.com/anderes/visual-illusion/

    (Das Foto war hier bereits einmal verlinkt. Ich finde jedoch, beim betrachten wird unser individuelles „Eingeschränktsein“, besonders deutlich…)

  185. Der Mob, der 4.Stand meldet sich nochmals zu Wort: Noch darf ich ja reden (@polyphem) und ich gestehe, ich hab gegen Lanz gepöbelt, hab mit unterschrieben, hab den König aller Moderatoren gebashed. Und der ganzen Foristenschar hier und der @anke (die 212.) sage ich Danke. Diese Persepktive fehlte noch der Polonaise. Ach, da ist es wieder dieses Wort. Noch gelten, auch für Herrn Lanz die Regeln guter Moderationstechnik des professionellen Journalismus. Und wir, der Mob, sind nicht der Misthaufen für den 1. und 2. Stand. 220’OOO Unterschriften sind schon eine Hausnummer, aber sie ist wohl noch nicht groß genug, um nicht ignoriert zu werden.

  186. Hallo Nigge, wenn ich den von Ihnen zit. ZDF-PD-Satz lese und richtig verstehe („Norbert Himmler, der Programmdirektor des ZDF, hat einen einfachen Trick gefunden, mit der Aufregung um seinen Star-Moderator Markus Lanz umzugehen. Dem »Spiegel«-Redakteur Alexander Kühn sagte er: (…) Markus Lanz hat in mehr als 500 Sendungen einen hervorragenden Job gemacht“), dann kann ich von Sprechduktus her nur sagen: Der Mann ist ein Kohlistischer Hardliner … jaja, in Mainz, im ZDF, da oben, da lebense noch;-). (Kleiner Tipp am Rande. Recherchieren Sie mal über Bozener Rechtsmilieu der letzten 50 Jahre …) Gruß PB

  187. Hmmm, Journalisten sind darauf trainiert und darauf aus, Neues zu finden (oder dafür auszugeben), zu analysieren und zu bewerten. Sie haben daher zwangsläufig ein recht waches Bewusstsein für Veränderungen.
    Ich glaube eher nicht an ein Wahrnehmungsproblem, auch wenn die Realitätsverweigerung schon beängstigend und deprimierend ist.
    Zur gemütlichen Rolle des belehrenden Welterklärers zurückgefunden hat heute die ZEIT, die die ÖR heftigst für ihren Umgang mit den russischen Olympia-Schattenseiten tadelt und zum TV-Boykott aufruft.
    Wovor die alle Angst haben? Journalisten werden immer gebraucht, sonst übersetzt keiner mehr den gequirlten Quark der PR-Leute oder ganzen anderen kryptischen Quellen. Dafür reicht allerdings nur die Fähigkeit zur Meinungsentäußerung nicht aus.

  188. So manche Kritiker der Lanz-Kritik wissen nicht einmal, dass es mehr als nur eines Klickes bedarf, um sich einer Petition anzuschliessen.
    Wer den eigenen Namen samit dazugehöriger Daten hinschreibt, macht erheblich mehr als nur einen Klick. Aber für eine solche Analysearbeit scheint so manche(r) Jounalist(in) heillos überfordert zu sein.

  189. widerspreche Herr Niggemeyer, da das ZDF sehr wohl reagiert, wenn auch äußerst peinlich, allerdings dabei den Streisand Effekt vergessen hat.
    So wurde versucht die letzte kritisierte Sendung aus dem Netz zu nehmen.
    Warum die anderen Entgleisungen nicht, vielleicht rechtzeitig gemerkt, dass es nichts nütz in der heutigen Zeit?
    Auch in den eigenen Foren wird scheinbar „gearbeitet“.

    Zu den Verzweiflern, welche zu wenig Unterschriften für vielleicht wichtigere Petitionen hatten:
    Diese besprochene Petition hatte halt das Glück von den Medien, welche die Folgen nun als Mob bezeichnen , vorher sehr gut verbreitet zu werden von denselben.

    So sichert man sich halt das Zeilengeld.

    Derzeit geht halt leider nichts, ohne das die altbekannten es auch verbreiten.

  190. So wie sich die „professionellen“ Medien durch überhebliche Distanz zum Netz zum alleinigen Richter aufspielen (und dabei oft schlimmer und ungerechter agieren als der letzte Anonymus); so sehr verharmlost diese Analyse jene, die sich da in Kommentarspalten und unsinnigsten Petitionen (!) absolut unverhältnismäßig Luft machen. Da Kollege Niggi es gewohnt brillant seziert und sich die Beleg-Häppchen so zurecht legt, wie sie bestens in seine Argumentation passen, wirkt das auf den ersten Blick überzeugend. Niggi kann das perfide perfekt. Und das Lob fuer die Fleißarbeit verdient er allemal. Mir fehlt hier aber eine deutliche(re) Abgrenzung zu den Foren-Hooligans.

  191. Vielen Dank für diese Analyse. Interessant erscheint mir u.a. die Formulierung „Grenzen der Netzdemokratie“. Im Netz herrscht zumindest in demokratischen Staaten Meinungsfreiheit. Setzen wir die Formulierung um, dann kommen wir zu „Grenzen der Meinungsfreiheit“ und sehen sehr schnell, wie der Urheber der Formulierung zu demokratischen Grundrechten steht.
    Persönlich bin ich übrigens ein Gegner der Anti-Lanz-Petition. Das hat nichts mit dem u.a. von mir finanziell zwangsbeatmeten Moderator zu tun, für den ich den Begriff „Lanzweilig“ kreiert habe. Mich stört die Urheberin der Petition, die u.a. für die SED (Oder wie auch immer sie sich heute nennt) aktiv war und mit ihrer Abberufungsforderung gegen Herrn L. auftritt, weil dieser der großen Einheitsprofiteuse Sarah W.ein verbales Wehweh verpasst hat.
    Und was mich letztlich an dieser Petition und der Dame erbost: Ich bin als bekennender Freund der Meinungsfreiheit gezwungen, Herrn L. zu verteidigen. Das schmerzt in der Tat!

  192. Wäre schade, wenn die Kommentarspalte ausgerechnet mit @241 endet:

    Deswegen @241, W. Möhring: Sie sind also ein Freund der Meinungsfreiheit. An der Petition stört sie aber weniger die vertretene Meinung, sondern dass diese von jemandem vertreten wird, der ausgerechnet mal in der Linken war. (Davor übrigens in der SPD.) Sie schließen allein von dieser Eigenschaft darauf, dass Sie diese Person „stört“ und verstehen absichtlich falsch, dass es eben nicht nur darum geht, wie Lanz mit Linksvertretern umgeht. Sie irren obendrein noch darin, dass ausgerechnet Sie gezwungen sind, Lanz zu verteidigen. Was nicht mal ansatzweise Logik hat. Wieso müssen Sie Lanz verteidigen, weil jemand sein Recht auf Meinungsfreiheit nutzt, um zum Ausdruck zu bringen, dass er Lanz‘ Verhalten unangemessen findet?

    Noch dazu verniedlichen Sie die Zumutungen durch Herrn Lanz als „verbales Wehweh“ und nennen Wagenknecht eine „Einheitsprofiteuse“, was aus welchem Grund ein gerechtfertigter Vorwurf sein soll?

    Ich denke, sie sind einfach nur ein/e Meinungsfreiheitprofiteur/euse.

    mfg

  193. Der Artikel bringt es auf den Punkt. Für mich spiegelt sich in der Kritik an den Lanz Kritikern ein ähnliches Phänomen: die Rede vom sogenannten Wutbürger.
    Weil man sich manche Sachen nicht mehr gefallen lassen möchte wird man diffamiert: als Mob, als Wutbürger. Würde das Ganze auf der Straße geschehen wäre von *gewaltbereiten Radikalen* die Rede. Es ist so offensichtlich und peinlich.
    Und ich habe es satt mich fremdzuschämen.
    Lanz macht keinen guten Job im Talkformat. er ist parteiisch und er verbündet sich mit denen, die seiner Meinung sind.
    Kritik ist gerechtfertigt, vor allem wenn man ihn durch die Zwangsabgabe *Rundfunkgebühren* mitfinanziert.

  194. @Oliver Wurm (240): „Mir fehlt hier aber eine deutliche(re) Abgrenzung zu den Foren-Hooligans.“
    ganz ehrlich, diese kritik an der kritik der kritik an der lanz-petition verstehe ich nicht ganz. denn S. Niggemeier betrachtet das verhalten bzw. die reaktionen von medien/journalisten auf die petition, die letztlich nichts anderes ist als die unzähligen vorherigen und hinterherigen zeitungs-, rundfunk-, fernseh-, internet-beiträge z. b. zum markus lanz (aber auch dschungel-camp usw.).
    wenn man aber die reaktionen der medien/journalisten betrachtet, dann kann man auch beiträge in foren/blogs betrachten, muß man aber nicht.

    @W. Möhring (241): „Mich stört die Urheberin der Petition, die u.a. für die SED (Oder wie auch immer sie sich heute nennt) aktiv war und mit ihrer Abberufungsforderung gegen Herrn L. auftritt, weil dieser der großen Einheitsprofiteuse Sarah W.ein verbales Wehweh verpasst hat.“
    es ist schon interessant, daß man die kritik an der anti-lanz-petition an der (politischen) vergangenheit der urheberin festmacht. wenn markus lanz diesen stil, wie er mit frau wagenknecht gesprochen hat, auch mit z. b. herrn stegner durchgezogen hätte und ein SPD-mitglied z. b. aus hamburg (ohne DDR-vergangenheit natürlich) eine gleichartige petition aufgesetzt hätte, dann wäre diese, nach der obigen logik, vollkommen berechtigt, oder?
    „Und was mich letztlich an dieser Petition und der Dame erbost: Ich bin als bekennender Freund der Meinungsfreiheit gezwungen, Herrn L. zu verteidigen. Das schmerzt in der Tat!“
    wenn es um die inhalte gehen würde, die herr lanz gefragt hat, dann würde ich ihn auch verteidigen. aber ein permanentes unterbrechen und damit die unterbindung der beantwortung der fragen – das hat nichts, aber auch wirklich nichts mit meinungsfreiheit zu tun. das ist ganz einfach ein grottenschlechter umgangsstil – egal mit wem und öffentlich oder nicht. vermutlich haben sie das interview nicht gesehen bzw. gelesen, sonst wüßten sie, worum es in der kritik an markus lanz eigentlich geht.

  195. […] Petition gegen Lanz gab es dann auch noch Petition(en) gegen (die) Petition(en)… • stefan-niggemeier.de: So mögen sie Gulaschsuppe essen: Eine Kritik der Kritik an der Lanz-Petition • der-postillon.com: Unglaublich! Petition gegen Lanz hat nach jedem Medienbericht über ihren […]

  196. @ 203 / anke

    ihr zitat :“Hatte ich vorher täglich bei NTV, Spiegel, Sueddeutsche und Co. versucht, mir ein halbwegs objektives Bild vom Geschehen in der Welt zu verschaffen,……“

    das habe ich mir schon länger abgewöhnt . die rückzugsgefechte der unterbezahlten journos ( und vor allem deren niveau ) in den meinungsführungsmedien“ zegen deutlich , dass ein umbruch im gange ist . das bittere daran ist , dass selbst ein guter journalist innerhalb dieser zerbröselnden / renditeoptimierten maschinerie keinen hochwertigen job mehr machen könnte . bleiben blogs und themenorientierte spezialisten , die man sich eben zusammensuchen muss . noch bitterer ist es , aus der tastatur von schlechtbezahlten „fachjournalisten“ lesen zu müssen , es sei ein leichtes , mit der fernbedienung abzustimmen : die haben offenbar nicht einmal mehr die zeit , darüber nachzudenken , dass die ÖR medien in keinster weise von der fernbedienung abhängig sind …….

    ach egal .

  197. @Christian A., 115
    „Daß sich das ZDF vor Lanz stellt, war da noch halbwegs zu erwarten. Es ist logisch, Probleme erstmal intern zu diskutieren, statt über die Medien. Die Frage ist, ob eine solche Aufarbeitung tatsächlich erfolgt.“

    Ich glaube nicht, dass dieses unverschämte und ungehobelte Verhalten von Lanz und Jörges („wir müssen langsam die Schleusen zumachen, um den Dreck aus den Sielen draußen zu halten“ – als Bemerkung im Stern über die Zunahme der Kritik und deren Heftigkeit am Stern vor ein paar Jahren) ein Zufall war oder aus einer Laune heraus entstand, so wenig wie es Zufall ist, dass bestimmte kritische Doku-Sendungen meist erst nach 22:30 ausgestrahlt werden, auch wenn manche Doku-Sendungen auch schon um 21:00 gesendet werden. Dies trägt übrigens auch ein bischen zur Spaltung der Gesellschaft bei: Es gibt Leute, die es sich leisten können gut informiert zu sein und die dann die nicht-informierten, sich nicht-leisten könnenden Leute überheblich behandeln.
    Es war sicher kein Zufall, dass neben Frau Wagenknecht ausgerechnet Herr Jörges mit dabei war. Die Frage ist von wie weit oben dieser Nicht-Zufall verordnet wurde.

    Ich fand Lanz in der Zeit in der ich noch einen Fernseher hatte, eigentlich ganz okay, auch wenn ich mir nur ab und zu mal eine Sendung komplett angeschaut hatte. Herr Lanz hatte jetzt in der Sendung nur für jeden offensichtlich seine Agenda publik gemacht.

    So weit ich weiß, haben die Moderatoren jeweils einen kleinen Lautsprecher im Ohr für die fünf-sekündlich eintreffenden Regieanweisungen. Gibt es diesen Lautsprecher eigentlich auch bei „Lanz“?

    @Jeff Kelly, 52.
    Zur Herkunft der Fernsehquote:

    Das Unternehmen (GFK) erhebt die Einschaltquoten für das Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Gemeinde Haßloch dient als durchschnittlicher Ort als Testmarkt für das Instrument GfK BehaviorScan, mit dem vor allem die Wirkung von Fernsehwerbung untersucht und die Neueinführung von Produkten simuliert wird.
    http://de.wikipedia.org/wiki/GfK_%28Unternehmen%29

    Ich bin noch Antworten in den DLF-Artikeln schuldig. Die kommen noch.

  198. Da ist mir ein Satzteil abhanden gekommen:
    Statt „haben die Moderatoren jeweils einen kleinen Lautsprecher im Ohr “ müsste es heißen „haben die Moderatoren von “Wetten dass“ jeweils einen kleinen Lautsprecher im Ohr „

  199. Immerhin eines haben die sich aufregenden „Profis“ erreicht: So hat die Petition noch mehr Aufmerksamkeit gekriegt…
    Mir wäre sie beispielsweise komplett entgangen ohne diesen Artikel, so habe ich mich ihr direkt mal angeschlossen. Dummheit im Fernsehen ist eine Sache, an die ich inzwischen schon gewöhnt bin, aber derartige Polit-Propaganda wie Lanz sie hier veranstaltet hat, hat meiner Meinung nach im Fernsehen (ganz besonders im öffentlich-rechtlichen, das ja schließlich unabhängig sein soll) nichts zu suchen!
    Eigentlich sollte man auch direkt noch eine Petition starten gegen den verantwortlichen Produzenten und denjenigen, der die Ausstrahlung dieser Farce zugelassen hat…

  200. Oh mein Gott, Meta-Meta-Meta…, eine Meta-Kritik folgt der Anderen.

    Dabei ist das ursächliche Problem doch so einfach: der Lanz ist ein Soziopath, das ist er auch schon immer gewesen. Er kann sich nicht auf seine Gäste oder Interviewpartner einlassen, weil ihm schlicht und einfach das „Soziale“ fehlt, die zwischenmenschliche Interaktion, Mimik, Gestik und all die damit zusammenhängenden Dinge sind einfach nicht seine Stärke.

    Was total untertrieben ist: das sind die Dinge, die ihm total abgehen. Was nicht heißen soll, dass Lanz ein schlechter Mensch wäre – wahrscheinlich hat genau dieser Mangel an sozialem Geschick, an sozialer Kompetenz, ganz maßgeblich seine Karriere beeinflusst, weil er eben in die Richtung vorgeprescht ist, die ihm die Natur eigentlich hatte vorenthalten wollen.

    Das wirklich Erstaunliche ist doch, dass er überhaupt so weit gekommen ist.

    Dass da jetzt irgendeine linke Totalüberzeugte solche Wellen schlägt? Ja, naja, sei es drum. Wenigstens schwappt damit aber endlich mal wieder das Thema „Personalentscheidungen im ÖR“ in das öffentliche Bewusstsein. Denn da liegt noch so einiges im Argen, was diskutiert gehört!

  201. Jawollja, sehr gut erkannt. Habe mein Spiegel-Abo gekündigt aufgrund des hier aufgeführten Mangels an Selbstkritik aller journalistisch Beteiligten.

    Ist irgendwie schon schräg, dass normale Bürger hier langsam aber sich so ne Art Aufsichtsrat bilden, weil die eigentlich dafür vorgesehenen Instanzen Fernseh-/Verwaltungsrat und die außenstehende Kontrollinstanz „Medien“die ganzen Verfehlungen irgendwie nicht hinreichend thematisiert und sich dann dafür als pöbelnder Mob beschimpfen lassen muss.

    Ich zweifle mittlerweile, ob der Journalistenmehrheit die Bedeutung der Trennung von Unterhaltung und politischer Meinungsbildung überhaupt noch bekannt/wichtig/verteidigungswürdig erscheint. Ebenso der Zweck öffentlich-rechtlicher Medien. Ich kämpfe gern dafür, dass das so bleibt…und wenn mir jemand geeignetere Mittel zeigt als eine Online-Petition, dann nutze ich gern auch diese. Wie ich im Zusammenhang mit diesem Thema erkennen durfte, ist die Diskussionsfreudigkeit über Mails bei ZDF, Stern, Spiegel und Co. eher dürftig. Wahrscheinlich ist man nur dann mündiger Kritiker, wenn man bei -7°C einen halben Tag mit Transparent an der im Titel angedeuteten Gulaschkanone auf dem Mainzer Lerchenberg verbracht hat. Das fände ich dann aber wiederum irgendwie albern und unangemessen…

  202. @Stephan (#249):
    „..Ich glaube nicht, dass dieses unverschämte und ungehobelte Verhalten von Lanz und Jörges (»wir müssen langsam die Schleusen zumachen, um den Dreck aus den Sielen draußen zu halten« — als Bemerkung im Stern über die Zunahme der Kritik und deren Heftigkeit am Stern vor ein paar Jahren) ein Zufall war..“

    Wer die Schleusen dicht macht, darf sich nicht wundern, wenn aus einer Badeanstalt ein Klärwerk wird. Und dann gilt wieder das, was ich kürzlich schon mal einer Gattin eines „Vorarbeiters im Klärwerk“ in den Mund legte:

    „Mein Mann, der ist schon etwas mehr.
    Der rührt den Scheiß so hin und her.“

  203. Ich finde es schlecht, dass mit der Sache Lanz/Wagenknecht so unsachlich umgegangen wird. Sind wir besser, wenn wir uns so aufführen? Fühlen vielleicht ja, sein devinitiv nein. Wird in den plemischen Beiträgen nicht genau das gemacht, was Lanz getan hat?
    Einen gelungenen Beitrag habe ich unter http://w-portal.de/index.php/kommentar gefunden.

  204. @Robert Frunzke: „der Lanz ist ein Soziopath… weil ihm schlicht und einfach das »Soziale« fehlt“: Da geht’s jetzt aber langsam schon ein bisschen weit, meinen Sie nicht?

  205. @119 – Ich persönlich habe bei der Gelegenheit gleich noch andere Petitionen mitgezeichnet und schaue seitdem regelmäßig auf der Seite vorbei, alleine schon um den Stand der Anti-Lanz-Aktion zu checken.

    jo, genauso habe ich das auch gemacht, vielleicht bekommen wir so ein bißchen mehr „Demokratie“ hin. Hier noch mal ein Link: https://www.openpetition.de/petition/online/keine-politiker-in-den-verwaltungsraeten-von-ard-und-zdf. Das wäre auch schon mal ein Anfang!Leider nur 187 zur Zeit, eigentlich sehr schade.

  206. @234: Wenn man schon einen Nachruf postet, sollte man sichergehen, dass es darin um die richtige Person geht. Pete Seeger und Bob Seger sind zwei komplett verschiedene Personen.

  207. Jan Fleischhauer kritisiert heute auf Spiegel-Online Stefan Niggemeier unter ausdrücklicher Bezugnahme. Josef Joffe gesellt sich in der ZEIT heute ebenfalls zu den Kritikern. Hat irgendein etablierter Journalist irgendwo die Petition mal verteidigt?! Scheint nicht so zu sein. #Alle gegen Niggemeier

  208. @263: Alles so vorhersehbar. Ich entwickle zur Zeit eine Software, die aufgrund weniger Stichworte Fleischhauer-Kolumnen schreibt.

  209. […] Damit zurück zum ZDF. Die Petition gegen Markus Lanz zählt über 231.000 Unterstützer. Dem folgten zwei Anti-Anti-Lanz-Petitionen von Dieter Nuhr und Christopher Lauer, die von openPetition inzwischen gelöscht wurden, und mindestens eine weitere Petition für den Erhalt der Anti-Anti-Lanz-Petitionen. Die Medien fanden schon die erste Petition spannend und haben sie ordentlich gefördert. Immerhin wird Lanz von ihnen regelmäßig zerrissen, spätestens seit er “Wetten, dass.. ?” übernommen hat. Inzwischen erinnern sich manche Journalisten an ihre Gatekeeper-Rolle, betiteln die Unterstützer als Lynchmob und vermissen nebenbei ihre Meinungshoheit, wie Stefan Niggemeier schön zusammenfasst. […]

  210. Die Petition als Instrument der Zuschauerkritik ist in der Welt, und sie wird für immer bleiben. Finde ich gut – denn die Folklore von der Abstimmung mit der Fernbedienung war noch nie wahr. Fernsehen konsumiert man, wie so Vieles, nur bedingt freiwillig. Voyeurismus, Gewohnheit, Verführung durch Marketing und Werbung – da unterscheidet sich die Ware TV kaum etwa von Schokoriegeln, Hamburgern und anderen Produkten, die unter Umständen die Gesundheit schädigen, auch bei den ÖR nicht. Okay, Markus Lanz ist kein Supersize-Softdrink , der verboten gehört, aber man muss es sagen dürfen, wenn er ätzt – was man erst kann, wenn man die Sendung gesehen hat. Bei einem Massenmedium wie dem Fernsehen ist das meines Erachtens auch mit einem anderen Massenmedium gestattet – der Petition.

  211. Zitat: „Deshalb sehnen sie sich, wie das ZDF, nach Zeiten zurück, als die Leute einfach schweigend konsumiert haben: das Fernsehen und die professionellen Kritiken darüber.“

    Das dürfte der eigentliche Punkt sein. Danke.

  212. @Blunt: „@Robert Frunzke: »der Lanz ist ein Soziopath… weil ihm schlicht und einfach das »Soziale« fehlt«: Da geht’s jetzt aber langsam schon ein bisschen weit, meinen Sie nicht?“

    Nein, ich meine das wirklich so. Ich bin aber kein Mediziner, kein Psychologe, und deshalb streichen wir mal bitte den „pathologischen“ Teil. Das ging wirklich zu weit.

    Aber ich habe schon seit geraumer Zeit den Eindruck, dass der Herr Lanz nicht dazu in der Lage ist, soziale Kompetenzen wie Mitgefühl, Einfühlungsvermögen und Unrechtsbewusstsein zu entwickeln. Ich habe den Eindruck, dass ihm Dieses fehlt, und seine Moderationen, Interviews und Reportagen deshalb so trocken, gespielt, unaufrichtig und starr wirken.

    Ehrlich gesagt, es wundert mich, dass das noch Niemandem aufgefallen ist.

    Aber nur mein Eindruck, meine Meinung, vielleicht liege ich ja auch total daneben…

  213. […] So mögen sie Gulaschsuppe essen: Eine Kritik der Kritik an der Lanz-Petition « Stefan Nig… "Es sind die Medien, die sie als Volksabstimmung behandeln und die Unterstützerzahlen als Sensation und ihr damit überhaupt erst die unangemessene Bedeutung geben, über die sie sich dann hinterher beklagen. […]

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