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Uuuuuh, Cartoons für Erwachsene… Der (vorerst) gescheiterte Versuch, „Nichtlustig“ ins Fernsehen zu bringen

Er ist einer der erfolgreichsten Cartoonisten Deutschlands. Über eineinhalb Millionen „Nichtlustig“-Bücher, hunderttausende Kalender und andere Ableger hat Joscha Sauer in den vergangenen zehn Jahren verkauft. Fast 700.000 Menschen sind Fans von „Nichtlustig“ auf Facebook. 183.000 Euro kamen zusammen, als Sauer vor drei Jahren mit einem Crowdfunding Geld sammelte, um eine erste Folge einer Trickfilmserie mit seinen Dinosauriern, Lemmingen und Yetis, mit dem in der Wand wohnenden Herrn Riebmann und dem mit einem Pudel lebenden Tod produzieren zu können.

Aber die Fernsehserie gibt es immer noch nicht. Denn das deutsche Fernsehen hat kein Interesse daran. Sauers Geschäftspartnerin Britta Schewe hat nach eigenen Worten in den vergangenen Jahren alle abgeklappert: ZDF, ProSiebenSat.1, RTL interactive, Tele 5, RTL 2, Turner… Wenn es überhaupt eine Antwort gab, dann eine Absage.

Deshalb versucht es Joscha Sauer nun wieder mit einem Crowdfunding. Mindestens 110.000 Euro sollen zusammenkommen. Je mehr es werden, umso mehr Folgen können produziert werden.


Joscha Sauer.

War das Crowdfunding vor drei Jahren auch schon eine Notlösung, weil sich kein Fernsehsender fand, der „Nichtlustig – die Serie“ finanzieren wollte?

Joscha Sauer: Im Grunde ja. Ich kann mich an einen Kontakt bei ProSiebenSat.1 erinnern, auf den ich viel gesetzt hatte, und war verwundert, wie schleppend das voran ging. Dann kam irgendwann auch die Absage, mit dem Argument, dass wegen der Wirtschaftskrise die Werbeeinnahmen fehlten und die Sender sagten: Wir haben kein Geld mehr, um Experimente zu machen und neue Sachen zu finanzieren. Ich weiß bis heute nicht, inwieweit das stimmt oder nur ein vorgeschobenes Argument war, sich nicht weiter mit diesen seltsamen kleinen Zeichentrickfilmen zu beschäftigen.

Aber die kurzen Clips, die ich damals produziert habe, wären auch sehr verbesserungswürdig gewesen. Ich hätte eher verstanden, wenn die Absage gelautet hätte: „Daran musst du arbeiten.“ Aber das Argument kam nie.


Die im ersten Crowdfunding finanzierte Folge.

Das Crowdfunding hat dann ganz fantastisch funktioniert. Wir haben die erste Folge fertiggemacht und versucht, sie Sendern zu zeigen, um eine weitere Finanzierung zu bekommen. Natürlich hat auch das Ding Kinderkrankheiten – ich habe gemerkt, dass das Konzept eher für ein kürzeres Format passt, nicht für zwanzig Minuten. Wenn ich danach mit Sendern gesprochen habe, kam aber nie der Ansatz: Okay, lass uns daran arbeiten und das gemeinsam entwickeln, dass es passt.

Es gab grundsätzlich kein Interesse?

Joscha Sauer: Nein. Ich dachte, dass die Sender beeindruckt sind, dass ich ohne Hilfe zehntausend Leute mobilisiere, für eine erste Folge Geld auszugeben. Dass das zeigt, dass es da einen Bedarf gibt. Ich habe das Gefühl, Fernsehleute leben in so einer Blase: Alles, was nicht im Fernsehen erfolgreich ist, ist auch irgendwie egal. Dann war das Geld relativ schnell aufgebraucht, und das Team hat sich wieder zerstreut. Danach hat Britta, die ich lange kenne, sich darum gekümmert, auf Basis ihrer Kontakte zu versuchen, „Nichtlustig“ als Trickfilm an den Sender zu bringen.


Britta Schewe, Joscha Sauer im Skype-Interview.

Mit welchem Erfolg?

Britta Schewe: Ich beschäftige mich seit über zehn Jahren mit dem Vertrieb von Inhalten, im Netz und im Fernsehen. Ich habe mit jedem Sender in Deutschland wegen „Nichtlustig“ Kontakt aufgenommen. Man stößt dabei auf eine vorgefestigte Meinung: „Animation in Deutschland für Erwachsene? Uuuuuh, davon lassen wir besser die Finger.“ Einmal hat mich jemand vom ZDF mitten im Satz unterbrochen und gesagt: „Nee, wenn’s um Erwachsene geht, das machen wir gar nicht.“ Da kannst du erzählen, dass die „Nichtlustig“-Zielgruppe bei Jugendlichen losgeht und auch generationenübergreifend funktioniert – egal. Da wird nicht jedes Thema einzeln bewertet – wieviele Bücher sind verkauft worden, wie lange gibt es eine Merchandising-Linie, wieviele Fans verfolgen das Thema in Sozialen Netzwerken – alles, was man aus einer kaufmännischen Sicht beachten und bewerten würde. Soweit kommt es gar nicht. Die sagen: Erwachsene? Nee, lass mal.

Das heißt, ihr seid in den Verhandlungen gar erst nicht so weit gekommen, dass die andere Seite sagen konnte: Das ist uns zu teuer?

Britta Schewe: Es ging nie um den Preis. Das wäre auch nicht das große Problem gewesen. Natürlich hast du immer Geldverhandlungen. Aber das kommt ja erst in einem Prozess. Wir sind aber überhaupt nicht in diesen Prozess reingekommen. Wir waren froh, wenn uns überhaupt jemand geantwortet hat – und ich kenne in so ziemlich jedem Sender jemand persönlich. Das finde ich am Kritikwürdigsten an all dem: Man hat keine Chance, für den Animationsbereich kreativ an Businessmodellen zu arbeiten, weil du gar erst nicht so weit kommst.

Joscha Sauer: Ich hab das Gefühl, dass das deutsche Fernsehen generell nicht besonders innovations- und experimentierfreudig ist. Es fehlt der Mut, Dinge zu entwickeln, die noch nicht perfekt sind, in die man Zeit und Geld stecken muss, um dann aber auch etwas zu haben, was wirklich originell ist. Ich kann nicht sagen, ob das eine deutsche Mentalitätsfrage ist, ob das mit der bürokratischen öffentlich-rechtlichen Senderstruktur zu tun hat…

Und es gab auch nie Antworten wie: Okay, für ein Zehn-Minuten-Format haben wir nicht wirklich den Sendeplatz, aber lass uns doch mal gucken, ob wir das nicht als Fünf-Minuten-Clips in eine andere Sendung integrieren?

Britta Schewe: Nada, nüscht. Wir sind wirklich gegen Wände gerannt. Eine Antwort lautete: „Der Humor ist nicht schräg genug für uns.“

Joscha Sauer: Ich habe seit Jahren immer die Furcht, dass das Konzept nicht zugänglich genug ist. Weil es ja nicht als Pitch fürs Fernsehen konzipiert ist, sondern sich entwickelt hat mit diesen vielen seltsamen Figuren. Ich dachte immer, vielleicht ist es zu schräg, deshalb kann ich nicht bei den Leuten landen. Und dann kommt diese Mail…

Habt ihr mit den Leuten vom geplanten Jugendprogramm von ARD und ZDF gesprochen?

Britta Schewe: Ja, bei denen schlummern auch einige bislang unbeantwortete E-Mails von uns im Postfach.

Und Netflix?

Britta Schewe: Die tun in den USA viel, produzieren lokal aber nur sehr ausgewählt und nehmen den Produzenten dann in der Regel alle Rechte ab. Man muss man sich sehr genau überlegen, ob man das will. Aber wenn wir das wollen würden: Wir haben „Nichtlustig“ Netflix-Leuten in Amsterdam gezeigt, die wollten das ansehen und weiterreichen. Seitdem habe ich auch auf mehrere Nachfragen nichts mehr von den Kollegen gehört.

Joscha Sauer: Das Gute ist: Unternehmen wie Netflix müssen kreativ interessante Sachen machen, die sie von der Konkurrenz abheben. Also genau das Gegenteil von dem, was Fernsehen oft versucht: Möglichst nicht auffallen. Deswegen sehe ich da schon eine Chance – aber auch da ist es schwierig, an die richtigen Entscheider zu geraten.

Trotzdem habt ihr zwei weitere Folgen produziert. Wie ging das?

Joscha Sauer: Wir haben uns um Filmförderung beworben. Voraussetzung für diese spezielle Förderung war, einen Fernsehsender als Partner zu haben. Wir haben zusätzlich Universal als DVD-Vertrieb gewonnen. Die bringen vor Ostern eine DVD heraus, auf der die ersten Folgen sind plus alle existierenden Sachen aus dem Netz, inklusive Behind-the-scenes-Material, so dass wir auf circa eine Stunde Laufzeit kommen.

Britta Schewe: Und als Fernsehsender kommt joiz ins Spiel. Vor eineinhalb Jahren, als wir die Förderung beantragt haben – da war ich noch nicht Geschäftsführerin von joiz – habe ich das der damaligen Geschäftsführung vorgeschlagen. Die haben gesagt: Super Sache, aber wir haben nicht viel Geld. Wir brauchten allerdings einfach einen Fernsehsender, der mit an Bord ist – und die Zielgruppe passt auch super. Die Förderung, die wir beim Medienboard Berlin-Brandenburg beantragt und bekommen haben, ist eine TV-Pilot-Förderung. Eine andere Förderung, die serielle Formate unterstützt, gibt es aber auch nicht. Überhaupt gibt es für Animationsproduzenten bundesweit nur eine Handvoll Förderungen, die in Betracht kommen. Und die wiederum haben ganz strikte Regularien.

Wenn sich jetzt im Nachhinein ein anderer Sender fände, müsste der aber damit leben, dass joiz die Rechte hat?

Britta Schewe: Wenn ein TV-Sender sagen würde: Wir investieren eine Million, dann würde joiz sagen, wir geben ein paar Rechte zurück.

Das Crowdfunding ist also für weitere Folgen, zusätzlich zu den beiden neuen?

Joscha Sauer: Ja. Die, die wir haben, sind finanziert – mit eigenem Geld und Geld vom Medienboard Berlin-Brandenburg.

Britta Schewe: Der anarchistische Gedanke ist, dass sich nicht leugnen lässt, dass es ein Interesse an dieser Serie gibt. Die einzigen, die das nicht hören wollen, sind die Leute in der Industrie. Wenn das Crowdfunding gut funktioniert, werden eventuell andere Marktteilnehmer, die uns dazu befähigen würden, sehr viel mehr zu machen, vielleicht irgendwann auf den Trichter kommen, den ein oder anderen Euro zu investieren.

Joscha Sauer: Ich bin da inzwischen sehr viel skeptischer, muss ich sagen. Und bin gleichzeitig natürlich auch immer skeptisch, ob auch ein Crowdfunding ein zweites Mal wieder so gut funktioniert. Ein Crowdfunding ist ja auch heikel, weil man sich nackig machen muss. Man kriegt zwar viel Zuspruch von Leuten, das ist toll, aber man muss diese ganzen Prozesse, mit denen man in so einem kreativen Projekt hadert, öffentlich austragen. Man macht sich sehr angreifbar, weil ich plötzlich nicht intern mit einer Instanz darüber diskutieren muss, ob etwas nicht billiger geht, sondern mit zehntausend Leuten. Das ist schon auch sehr zermürbend.

Was kostet eine Folge „Nichtlustig“, so wie ihr sie jetzt produziert?

Joscha Sauer: Momentan liegt unser Budget bei 110.000 Euro pro Folge auf Kickstarter – abzüglich Fremdkosten landen wir bei circa 80.000 Euro Produktionskosten. Da müssen wir aber schon jeden Cent einzeln umdrehen, Kompromisse eingehen, die wir am liebsten nicht eingehen würden, und ich sitze jeden Abend bis Mitternacht an den verschiedensten Sachen herum. Es ist eigentlich zu wenig.

Britta Schewe: Wir reden von einer qualitativ sehr hochwertigen Art zu animieren. Man sieht sich immer mit dem Argument konfrontiert, dass Animation so teuer sein soll – Heidi Klum ist teurer!

Joscha Sauer: Es gibt im Animationsbereich entweder diese bombastischen Sachen, große Filme von Pixar und Disney, oder YouTube-Animationen, die extrem kostensparend sind. Da kommen einige Leute wunderbar mit klar: Mein Freund Ralph Ruthe macht auf diese Weise fantastische Videos. Aber es ist eben eine sehr eingeschränkte Art, an Animationen ranzugehen. Das gibt es: Sehr teure Projekte, vor allem aus Amerika, und Dinge, die überhaupt nichts kosten. Dazwischen gibt es leider fast nichts.

Was wäre dein „Nichtlustig“-Serientraum? Eine dreizehnteilige Serie aus Zehnminütern?

Joscha Sauer: Ich will mir nicht irgendwelche Luftschlösser bauen und dann enttäuscht werden. Ich kann mir natürlich wunderbar eine komplette Serie vorstellen, habe genug Material und ein Konzept, das das trägt. Aber ich versteife mich nicht darauf, dass es auf jeden Fall 12 oder 13 Folgen sein müssen. Das wäre auch utopisch, weil ich im Moment nur Crowdfunding als Finanzierung sehe. Auf nichts anderes kann ich zählen. Je nachdem, wie viel da zusammen kommt, weiß ich Ende des Jahres, wieviel Geld ich habe, damit das Team nicht wieder auseinandergeht, und ob es für ein oder zwei oder mehr Folgen reicht. Der Wunsch ist auf jeden Fall, eine Staffel zu machen – ein, zwei Folgen fühlen sich ja nicht nach „Serie“ an. Die Leute sollten sich für einen Zehner die Staffel kaufen können und sich dann schön ein, zwei Abende vor den Fernseher lümmeln und die komplette Serie „Nichtlustig“ angucken. Das wäre mein Wunsch: eine Serie zu schaffen.

Britta Schewe: Und dann natürlich Kino-Film und das Game, ist klar (lacht).

Joscha Sauer: Ich muss aber sagen: Früher war ich sehr viel mehr besessen von der Idee, eine Fernsehserie zu machen. Inzwischen denke ich: Nee, wir machen eine Serie, und es ist mir egal, wo sie die Leute erreicht, Hauptsache, ich kann die Mitarbeiter, die daran beteiligt sind, angemessen bezahlen.

[Offenlegung: Ich habe die beiden Crowdfundings unterstützt.]

Warum der ZDF-Korrespondent eine Demo in Athen unmöglich richtig beschreiben konnte

ZDF-Intendant Thomas Bellut gibt Entwarnung: Alles nicht so schlimm mit der vermeintlichen Glaubwürdigkeitskrise der deutschen Medien, schreibt er in der FAZ. Die Forschungsgruppe Wahlen hat repräsentativ ausgewählte Menschen gefragt und laut Bellut herausgefunden,

dass die regionalen und überregionalen Tageszeitungen, die wöchentlichen Nachrichtenmagazine sowie die öffentlich-rechtlichen Sender von der großen Mehrzahl der in Deutschland Lebenden als glaubwürdig angesehen werden und weiterhin unverzichtbar sind.

Aus der Tatsache, dass das Publikum unterschiedliche Medien unterschiedlich glaubwürdig findet („Bild“ liegt weit im negativen Bereich), folgert Bellut:

Folgt man der These, dass Leser, Zuschauer, User vertrauenswürdige, unabhängige, sorgfältig geprüfte Informationen wollen, dann liegt der Schluss nahe, auch in dem Programm selbst das Zustandekommen von Informationen und die Quellen nachvollziehbar zu machen. Wir müssen Fehler, deren völlige Vermeidung unmöglich ist, zugeben und korrigieren, entweder direkt auf dem Bildschirm oder zumindest in der Rubrik „Korrekturen“ auf unserer Website, die wir vor kurzem eingerichtet haben.

Ja, das ist richtig: Nur knapp neun Jahre, nachdem die „Bild“-Zeitung öffentlichkeitswirksam eine (längst wieder vergessene) Korrektur-Rubrik eingeführt hat, hat auch das ZDF dafür ein Eckchen auf seiner Internetseite gefunden.

Der aktuelle Eintrag dort geht so:

In den heute-Nachrichten vom 29. Juni berichtete unser Korrespondent in Athen in einem Schaltgespräch, dass die Demonstranten, die hinter ihm zu sehen waren, Euro-Befürworter seien. Tatsächlich hielten Demonstranten Banner hoch, auf denen „Europe all together“ und „Euro our future“ zu lesen war.

Es handelte sich allerdings um eine große Demonstration für den Kurs der griechischen Regierung und gegen die Spar- und Reformvorschläge der Gläubiger.

Interessant. Und rätselhaft. Irgendetwas hat der ZDF-Korrespondent in Athen wohl falsch gemacht, aber man weiß nicht genau, was es war. Wird nicht so wichtig gewesen sein.

Es hilft, sich die „heute“-Sendung selbst anzuschauen, die das ZDF sicherheitshalber nicht verlinkt. Am Montag vergangener Woche berichtete Alexander von Sobeck live aus Athen, wie kompliziert die Frage auf den Stimmzetteln des Referendum formuliert ist:


Screenshot: ZDF

Ohne die beiden Dokumente versteht das kaum ein Fachmann geschweige denn ein griechischer Bauer irgendwo auf dem Land.

(sic!)

Dieses Referendum entwickelt sich immer mehr zu einer Farce. Letztendlich geht es dann um die Frage, wollen die Griechen im Euro bleiben, in der Euro-Zone. Und wenn ich mich hier mal umschauen würde, was heute sich auf dem Platz vor dem Parlament abstimmt, das ist die größte Demonstration seit Tagen – und das sind alles Leute, die gerne im Euro bleiben würden.

Thomas Bellut sagt, die „völlige Vermeidung“ von Fehlern sei „unmöglich“, aber dieser Fehler hier ist schon bemerkenswert – und symptomatisch. Der ZDF-Korrespondent steht in Athen vor einer großen Demonstration von Syriza-Anhängern und tut so, als handele es sich um eine große Demonstration von Syriza-Gegnern – er betont extra noch, es sei die größte. Dieser Fehler scheint unerklärlich, ist aber fast unvermeidlich. Die zutreffende Beschreibung, dass die Demonstranten hinter ihm nicht (unbedingt) aus dem Euro wollen, aber trotzdem für den Kurs der Syriza-Regierung sind und mit „Nein“ stimmen wollen, hat von Sobeck unmittelbar zuvor nämlich ausgeschlossen, indem er behauptete, in diesem Referendum gehe es darum, ob die Griechen im Euro bleiben wollen.

Das hatten viele Vertreter der europäischen Institutionen und der deutschen Regierung behauptet, mutmaßlich auch um das Votum der Griechen entsprechend zu beeinflussen. Indem sich von Sobeck diese Behauptung voller Entrüstung (eine „Farce“!) zu eigen machte, konnte er nicht mehr zutreffend beschreiben, gegen was die Leute hinter ihm demonstrierten: gegen die Vorgaben der Gläubiger, aber eben nicht zwingend gegen den Euro. Tsipras hatte das auch vorher behauptet: Dass ein „Nein“ beim Referendum nicht notwendigerweise die Aufgabe des Euro bedeute.

Ich finde das einigermaßen dramatisch, weil es kein Flüchtigkeitsfehler ist: Der ZDF-Korrespondent beschreibt nicht, was – für jeden sichtbar – vor Ort passiert, weil es seiner Interpretation der Realität widerspricht. Er hat die Komplexität dessen, was in Griechenland passiert, soweit reduziert (mutmaßlich damit sie auch die Bauern irgendwo in Rheinland-Pfalz besser verstehen), dass sie mit den Bildern hinter ihm nicht mehr in Einklang zu bringen ist.

Und das ZDF meint, das mit einer läppischen, kryptischen „Korrektur“-Bemerkung angemessen berichtigt zu haben, und sein Intendant behauptet auch noch, das sei ein wichtiges, vorbildliches Mittel, um das Vertrauen in das ZDF wiederherzustellen?

Nein, das ZDF hat diese Korrektur-Ecke nicht, um sich zu berichtigen und kritisch mit der eigenen Berichterstattung auseinanderzusetzen. Sondern um auf Podien und in Gastbeiträgen in Zeitungen behaupten zu können, dass man das jetzt täte.

Die Wirklichkeit ist für die „Huffington Post“ nicht geschmacklos genug

In einer Bar in Kiew haben Menschen Ende Dezember eine Party veranstaltet, bei der sie gemeinsam einen Kuchen in Form eines Babys auf einer russischen Flagge anschnitten. Das staatliche russische Fernsehen hat sich darüber ausführlich empört. Die ukrainischen Veranstalter sagen hingegen, dass die Aktion gerade die Absurdität der russischen Propaganda verspotten sollte.

Tja. Traurig, würdelos, geschmacklos, das alles. Aber noch nicht geschmacklos genug für die deutsche „Huffington Post“ aus dem Hause Burda. Um die maximale Zahl von Klicks aus der Meldung zu schlagen, ging sie bei der Präsentation eines Nachrichtenfilmchens zum Thema den entscheidenden Schritt weiter:

„Super-TV“, ein Krebsgeschwür der deutschen Presselandschaft

Das war in der vergangenen Woche das Titelblatt der Zeitschrift „Super-TV“:

Die Zeitschrift „Super-TV“ erweckt den — falschen — Eindruck, dass die Sängerin Linda Hesse an Krebs leidet, weil Hesse als Botschafterin der Aufklärungs-Kampagne „Mit aller Kraft“ die Deutschen Krebshilfe unterstützt.

Die Zeitschrift erscheint im Klambt-Verlag. Der Chefredakteur ist Herbert Martin.

[via Claus Grimm]

Geschenke für Terroristen

Okay, das war jetzt nicht der beste Sendeplatz, nachts um halb eins bei RTL. All die Terroristen da draußen wird es trotzdem gefreut haben; all jene, die darauf lauern, uns in Angst und Schrecken zu bannen. Gut 25 Minuten Sendezeit. Im deutschen Fernsehen. Und zudem Ausschnitte in anderen Sendungen, im Netz, in Zeitungen – das lohnt sich. Vor allem, wenn man so schön seine Punkte unterbringen kann, wie heute Nacht ein deutscher IS-Überläufer aus Solingen bei RTL.

Der Publizist Jürgen Todenhöfer hat ihn im Irak besucht, in Mossul. Und das muss man natürlich respektieren. Todenhöfer hat hartnäckig den Kontakt gesucht und sich im Dezember, noch vor den Attentaten in Paris, nach Mossul gewagt. Nur leider ist das, was er mitbringt und was da jetzt, als „Nachtjournal spezial“, über den Sender gegangen ist, auch ein Geschenk an die Terroristen.

Screenshot "Nachtjournal spezial" (RTL) 15.1.2015

Todenhöfer bummelt erst Mal ein bisschen durch die City, über die Straßen, den Markt, zum Freitagsgebet. Und er erzählt, dass es dort „eine gewisse Normalität“ gebe. Die Verkehrspolizei funktioniere. Das Gesundheitswesen auch. Und neben ihm habe sogar, total abgefahren, einer im Bayern-München-Trikot (Robben) gebetet. Zwar verschweigt Todenhöfer nicht, welche Gräuel geschahen, bis es zu dieser (Pseudo-)Normalität kam. Er sagt, Mossul sei die „gefährlichste Stadt der Welt“, aber eben auch, „mit aller Vorsicht“: irgendwie normal.

Ein bisschen erinnerte das dann doch an das Video des IS, das vor zwei Wochen im Netz landete. Nur dass es da nicht Todenhöfer war, der rumlief, sondern der vom IS entführte britische Journalist John Cantlie. Auch er berichtete, vielmehr: musste vermeintlich gelöst berichten, wie normal es in Mossul doch sei, wofür ebenfalls die funktionierende Polizei als ein Beispiel herhalten durfte.

Mag ja sein, dass Todenhöfer tatsächlich den Eindruck hatte, dass es in Mossul ganz heiter ist. Dass dies aber bloß eine geschickte Illusion ist, zeigt sich doch schon im Interview mit dem Überläufer, bei dem vier schwer bewaffnete IS-Kämpfer mit Sturmhauben permanent ringsum stehen. So normal ist das da in Mossul.

Natürlich ist es interessant, wie diese Typen ticken, die aus Deutschland nach Syrien oder den Irak gegangen sind, um sich dem IS anzuschließen, aber darüber, über den persönlichen Antrieb, erfährt man bei Todenhöfer nichts. Und was im Kopf der Terroristen vor sich geht (Alle umbringen!), kann man sich inzwischen auch ganz gut selbst ausmalen. Doch bei RTL darf der Terrorist das alles noch mal verbreiten. Todenhöfer fragt, ob denn mit Anschlägen in Deutschland zu rechnen sei? Der Überläufer sagt, man müsse sich gefasst machen. Und Todenhöfer hakt nach: „Größere Anschläge? Oder Anschläge von Einzelpersonen?“ Da fehlte es nur noch, dass sie eine Deutschlandkarte auspacken und rote Kringel einzeichnen.

Ich verstehe, ehrlich gesagt, den Mehrwert dieser Fragen und Antworten nicht. Wieso muss man sie senden? Wenn Terroristen im deutschen Fernsehen erzählen dürfen, dass sie Anschläge planen, und dass bitte alle dabei mitmachen sollen, die denken wie sie, machen sich Journalisten zwangsläufig zu Handlangern. Denn die Worte schüren weitere Angst. Sie bewirken, was die Terroristen beabsichtigen: Dass wir uns fürchten. Geduckt leben. Bibbern. Und unter Umständen animieren sie andere Terroristen, jene, die hier leben, konvertierte Deutsche. Die schauen RTL. Und hören dann, wie der Überläufer zum Beispiel einen Satz beginnt mit: „Wie unser Sprecher des Islamischen Staates gesagt hat…“ Um dann ausführlich referieren zu dürfen, wie der Pressesprecher an andere Islamisten appelliert, gegen die westliche Welt zu kämpfen. Und was im Detail zu tun sei.

Wie gesagt: Ich verstehe es nicht. Wieso müssen gerade (und immer wieder, wenn es um Terror geht) alle senden und schreiben, wozu Terroristen so aufrufen? Es sind ja nicht nur Todenhöfer und RTL, es sind auch die Online-Postillen, Zeitungen und Nachrichtensender, die mithelfen. Unlängst etwa wurde das Bekennervideo des Terroristen, der den jüdischen Supermarkt in Paris überfallen hat, bei Youtube hochgeladen. Nach seinem Tod. Ein Propagandavideo. Und ab diesem Punkt muss man das mal aus Sicht des IS-Pressesprechers denken: Wie toll das klappt! Weil die auch in Deutschland diese absurde Pressefreiheit haben, zeigen die alles, was wir rausschicken. Und sie lassen sogar, inklusive Texttafeln, den Aufruf drin, den unsere Brüder an die anderen Brüder da draußen richten.

Absurd, oder?

Es ist ja ganz edel, dass wir den Terroristen jene Pressefreiheit zuteil werden lassen, die sie in tiefer Verachtung bekämpfen. Dass wir ihnen Bilder und Infos vom Polizeieinsatz vor der Tür auf die Displays senden, wenn sie Geiseln genommen haben. Dass wir ihre Botschaften über die Sender jagen, ihre Manifeste drucken. Sehr edel. Aber vielleicht erkennt irgendwann jemand den Widerspruch.

Kurzer Prozess: „Zeit Online“ und der geschasste 150-Euro-Reporter

Unter den Artikeln, die der freie Journalist Moritz Gathmann für „Zeit Online“ über die Ukraine geschrieben hat, steht seit kurzem folgender Hinweis:

Offenlegung: Der Autor arbeitet für die vom russischen Staat mitfinanzierte Zeitungsbeilage Russland heute. Dies entspricht nicht unseren Grundsätzen. Wir entschuldigen uns dafür.

Testfrage: Wofür genau entschuldigt sich „Zeit Online“?

Man würde annehmen, dass Leute, deren Beruf es ist, mit Sprache umzugehen, es schafften, eine solche Offenlegung klar zu formulieren. Aber vermutlich ist das im konkreten Fall keine Frage des Könnens, sondern des Wollens.

„Zeit Online“ hat an den Texten von Moritz Gathmann nichts auszusetzen. Markus Horeld, der stellvertretende Chefredakteur, sagte gegenüber dem Mediendienst „Newsroom“: „Wir waren mit seinen Beiträge[n] sehr zufrieden.“

Nicht zufrieden ist „Zeit Online“ damit, dass Gathmann außer für „Zeit Online“ auch für „Russland heute“ gearbeitet hat, ein deutschsprachiges Monatsmagazin, das der „Süddeutschen Zeitung“ beiliegt, vom Kreml finanziert wird und die Aufgabe hat, das angeblich „einseitige Bild“ Russlands in den ausländischen Medien zu korrigieren.

Dass Gathmann für „Russland heute“ gearbeitet hat, war kein Geheimnis. Es stand auf seiner Internetseite. (Vor allem habe er Texte redigiert und über eher unverfängliche Themen berichtet, sagt er.) „Zeit Online“ hat sich dafür wohl nicht interessiert, bis David Schraven sich darüber beschwert hat.

David Schraven leitet das Ressort „Recherche“ bei der Funke-Mediengruppe („WAZ“), er sitzt im Vorstand von „Netzwerk Recherche“ und er hat, was womöglich nicht ganz unwesentlich ist, eine andere Meinung zu den Vorgängen in der Ukraine als Gathmann. „Eher voreingenommen und gefärbt“, nennt er dessen Artikel.

Er fand einen Weg, sehr schnell etwas dagegen zu tun. Am Samstag um 17 Uhr twitterte er Jochen Wegner an, den Chefredakteur von „Zeit Online“:

diverse Sichtweisen in der Zeit sind gut. Aber es wär besser zu sagen, dass Moritz Gathmann für Russlands Propagandadienst schafft

Wegner ist zwar gerade in den USA auf einer Konferenz, antwortete aber eine Stunde später:

Ja, wir diskutieren dies gerade (auch aus anderen Gründen). Ich melde mich in spätestens 2h.

Es dauerte kaum mehr als eine Stunde, bis Wegner schnell mal geklärt hatte, dass die Zusammenarbeit mit dem freien Autor (an dessen Texten für „Zeit Online“ man, wie gesagt, nichts auszusetzen hat) mit sofortiger Wirkung beendet wird, was er ebenfalls auf Twitter bekanntgab.

So zügig geht das heute, dank Twitter, auch am Wochenende, auch aus der Ferne, wer wollte da bis zum folgenden Montag abwarten, um womöglich ein Gespräch mit dem betroffenen und eigentlich respektierten Autor abzuwarten?

David Schraven fand’s jedenfalls super so. „Danke“, twitterte er Wegner zurück, und lobte die unkomplizierte Ruck-Zuck-Trennung auf Facebook als „gut und bewundernswert“. Na, von so einem Mann möchte man doch gerne seine Interessen als Journalist vertreten lassen.

Nun räumt Gathmann selbst ein, dass die Arbeit für ein Medium, das vom russischen Staat mitfinanziert wird, problematisch war — jedenfalls in der aktuellen politischen Situation und „angesichts der immer stärker werdenden medialen Polarisierung aufgrund der Ukraine-Krise“. Er hat diese Arbeit jetzt beendet.

Warum war das nicht die Lösung: Gathmann arbeitet nicht mehr für „Russland heute“ und dafür weiter für „Zeit Online“? Weil dessen Ethik-Kodex das angeblich nicht erlaubt. „Unsere Grundsätze sehen eine Übergangszeit von mehreren Monaten vor“, antwortet mir Markus Horeld. „Heißt: Ein Autor kann erst nach einer gewissen Zeit wieder für uns über ein Thema schreiben, für das er zuvor PR o.ä. gemacht hat.“

Es geht also nur und ausschließlich ums Prinzip. „Zeit Online“ hat es vorher verschlafen, sich darum zu kümmern, ob der Reporter den Verhaltenskodex erfüllt, erzwingt diesen Verhaltenskodex aber im Nachhinein gnadenlos. Gathmann sagt übrigens, er habe von diesem Kodex und seinen Vorgaben, denen seine Arbeit für „Russland heute“ widersprach, nichts gewusst.

„PR o.ä.“ ist übrigens in diesem Fall eine treffend vage Beschreibung. Hat Gathmann wirklich PR für Russland gemacht? Das soll keine rhetorische Frage sein, sondern eine offene — meiner Meinung nach liegt die Antwort nämlich nicht auf der Hand.

Aber vielleicht bin ich da auch befangen, denn mir hat der „Spiegel“ vor ein paar Jahren vorgeworfen, als Medienjournalist für ein Magazin gearbeitet zu haben, das von ProSiebenSat.1 herausgegeben wird. Mir ist schon klar, dass die Fallhöhe und Brisanz in Gathmanns Fall um ein vielfaches größer sind, aber es geht „Zeit Online“ ja ums Prinzip, und das ist dann vielleicht doch vergleichbar.

Ich glaube im konkreten Fall unabhängig von der Frage, ob „PR“ der richtige Ausdruck ist, dass der Interessenkonflikt zu groß ist. Und dass es notwendig war, dass Gathmann nicht mehr für „Russland heute“ arbeitet. Aber solche und ähnliche Konflikte werden in Zukunft häufiger auftreten, nämlich zunehmend mit der abnehmenden Bereitschaft oder Fähigkeit unabhängiger Medien, Journalismus ordentlich zu bezahlen.

Gathmann formulierte es gegenüber „Newsroom“ so: „In gewisser Weise hat die Redakteursarbeit für Russland Heute mir auch erlaubt, mich in der übrigen Zeit mit ‚reinem‘, aber schlecht bezahltem Journalismus zu beschäftigen.“

Konkret hat er für seine Texte von „Zeit Online“ offenbar den „Standardsatz“ für Texte von mehr als 5000 Zeichen bekommen. Das sind 150 Euro. Außerdem hat sich „Zeit Online“ offenbar an den Spesen beteiligt.

Gathmann will sich über diese Bezahlung gar nicht beklagen. „Wenn gerade Revolution ist“, hätten Journalisten und Experten wie er kaum Finanzierungsprobleme. Schwierig sei eher die Zeit zwischen den Krisen, wenn die Medien keinen besonderen Bedarf an Berichterstattung aus Russland oder der Ukraine haben. Da hilft natürlich, scheinbar, ein Auftraggeber wie „Russland heute“.

Matthias Dell hat im „Altpapier“ heute einen dazu passenden Text von Gemma Pörzgen zitiert, die vor einem halben Jahr in der „taz“ darüber schrieb, dass „deutsche Zeitungen immer weniger Wert auf den eigenen Korrespondenten und ein Büro in Moskau zu legen [scheinen]“. Wieviel günstiger so ein freier Journalist ist, kann man da erahnen, und im Zweifel ist man ihn auch innerhalb von zwei Tweets los.

Gathmann sagt, dass andere deutsche Medien weiter mit ihm zusammenarbeiten wollen.

Das Revanchefoul des „Zeit“-Geschäftsführers an Klein Erna

So ein Interview ist eine feine journalistische Form. Wenn die Fragen zu forsch sind, kann der Gefragte bremsen. Wenn die Fakten nicht stimmen, kann er widersprechen. Wenn ein Vergleich absurd ist, kann er das bemängeln.

Ganz besonders fein ist es für den Interviewten, wenn er seine Antworten hinterher noch nachbearbeiten kann. Wenn er Informationen nachtragen kann, die ihm spontan nicht einfielen. Wenn er Formulierungen reparieren kann, die missverständlich oder versehentlich verständlich waren.

Soweit die Theorie.

Silke Burmester hat für die „taz“ ein Interview mit Rainer Esser, dem Geschäftsführer des „Zeit“-Verlages geführt. Es ging um die äußerst lukrativen Nebengeschäfte der „Zeit“, um den Umgang des Blattes mit seinen freien Mitarbeitern und die Frage, ob es angesichts der anscheinend blendenden Verfassung der „Zeit“ nicht angemessen wäre, die Freien Mitarbeiter besser zu bezahlen.

Es wurde ein kontroverses Gespräch, das Esser hinterher noch in Form bringen durfte — ein Angebot, von dem er reichlich Gebrauch machte. (Sein Satz „Für ‚Die Zeit‘ zu arbeiten, macht sehr viel Freude“ stand allerdings schon in der Originalfassung.) Der Verlag erklärte den Änderungsbedarf gegenüber newsroom.de damit, dass „in dem Interview einige überraschende Themen angesprochen worden sind, die vorher nicht angekündigt worden sind“. Burmester bestreitet das.

Am Ende des Interviews fragte Burmester Esser jedenfalls:

Wenn „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo käme und mehr Budget wollte, weil es nicht zu rechtfertigen sei, die Freien — auch die Onlinekollegen und die Fotografen — so schlecht zu bezahlen: Würden Sie ihm dann mehr geben?

Essers nachträglich geschriebene Antwort klang plötzlich gar nicht mehr nach den Jubelmeldungen des Verlages, troff aber vor Überheblichkeit:

Vermutlich wissen Sie es noch nicht, aber unsere Branche ist sehr unter Druck. Jedes Jahr kommt anders. Die Anzeigenerlöse sind sehr volatil. Einfach zu sagen, hier sind ein paar Millionen mehr, so stellt sich Klein Erna die Verantwortung eines Zeitungsgeschäftsführers vor. Aber, ich gebe zu, Sie haben ein sehr wichtiges Thema angesprochen, das mich auch bewegt.

Die Figur der „Klein Erna“ war Esser erst im Nachhinein eingefallen, und so passte Silke Burmesterin auch ihre Replik entsprechend an:

Dann dankt Klein Erna dem Onkel für das Gespräch.

Dieser Satz war der einzige, den Esser vor der Veröffentlichung des von ihm redigierten Interviews noch nicht kannte.

Nun weiß ich nicht, ob es diese neun Wörter waren, die Esser im Nachhinein in Rage geraten ließen. Oder ob Burmesters Fragen, auf Zeitungspapier gedruckt, diesen Effekt hatten. Oder, was ich für mindestens so wahrscheinlich halte, der Anblick seiner Antworten. Jedenfalls war er mit dem von ihm redigierten Interview plötzlich gar nicht mehr einverstanden. Und so hinterließ er auf taz.de folgenden Kommentar:

Bevor sich noch mehr TAZ Leser über die Behauptungen von Silke Burmester echauffieren: Silke Burmester weiß bestens, dass die ZEIT in der Regel deutlich besser zahlt als sie in ihrem Interview behauptet hat. Sie selbst hat für ihre Artikel im ZEITmagazin Honorare zwischen 1.300 Euro und 2.000 Euro erhalten für 9.800 bis 19.800 Zeichen.

Sie hat wider besseren Wissens, um den Spin ihrer Geschichte zu erhalten, die Dinge verzerrt dargestellt. Ob solche Scheinheiligkeiten den berechtigten Forderungen von freien Autoren nach angmessener Vergütung dienen?

Das ist eine für den überaus erfolgreichen Geschäftsführer des von Rekord zu Rekord eilenden „Leitmediums“ „Zeit“ eine erstaunlich verspannte Anmerkung — und ein Foul. Anscheinend muss jemand, der frei für die „Zeit“ arbeitet und trotzdem mit kritischen Fragen nervt, damit rechnen, dass der Geschäftsführer der Öffentlichkeit die gezahlten Honorare mitteilt — obwohl die hier überhaupt nichts zur Sache tun, denn was die Magazin-Beilage der „Zeit“ zahlt, stand gar nicht zur Debatte.

Inwiefern Burmester wider besseres Wissen falsche Behauptungen aufgestellt hat, lässt Esser ebenso offen wie die Frage, warum er nicht gleich im Interview oder spätestens bei dessen nachträglicher Bearbeitung diesen angeblichen „Scheinheiligkeiten“ angemessen widersprochen hat. Es ist aber auch ein Kreuz mit diesem kritischen Journalismus.

[Ich bin wie Silke Burmester Mitglied beim Verband freier Journalisten, Freischreiber.]

Grand Prix Eurovision de la Manipulation: ESC zu kaufen?

Sagen wir so: Wenn in den nächsten Tagen Mitglieder der diesjährigen aserbaidschanischen Eurovisions-Jury leblos ans Ufer des kaspischen Meeres angespült würden, wäre es keine große Überraschung. Die sind nämlich offenkundig verantwortlich für das schändliche Null-Punkte-Votum Aserbaidschans für den russischen Beitrag. Der aserbaischanische Außenminister musste sich dafür vom russischen Außenminister öffentlich heftige Vorwürfe anhören.

Das Regime sieht die Schuld allerdings anscheinend bislang noch beim Ausrichter des Grand-Prix, der EBU. Die habe Russland um die Stimmen Aserbaidschans betrogen.

Die Politiker haben sogar etwas, das wie ein Beweis aussieht: Die aserbaidschanische Regierung hat sich bei den Telefongesellschaften des Landes die Abstimmungsergebnisse besorgt, und danach lag der russische Beitrag in der aserbaidschanischen Publikumsgunst auf dem zweiten Platz. Dass das Land trotzdem keinen einzigen Punkt an Russland vergab, ließe sich nur durch eine skandalöse Verschwörung oder wenigstens einen Fehler bei den westlichen Verantwortlichen erklären.

Die Nachrichtenagentur AFP (blind übernommen von „Spiegel Online“ und anderen) macht sich die aserbaidschanisch-russische Regierungspropaganda gleich zu eigen, spricht vom abweichenden „tatsächlichen“ Abstimmungsergebnis der Aserbaidschaner und einer „jetzt publik gewordene[n] Panne“, als handele es sich tatsächlich um eine solche.

Die EBU bestreitet das aber vehement und glaubwürdig. Denn das Votum des Publikums macht nur die Hälfte der zu vergebenen Punkte eines Landes aus. Die andere Hälfte wird von fünf Juroren bestimmt. Denen muss der russische Beitrag so wenig gefallen haben, dass sie ihn weit nach unten platzierten. In der Addition von Jury- und Zuschauer-Votum sei Russland nicht unter die Top-Ten Aserbaidschans gekommen, sagt die EBU. Das Votum der Juroren sei notariell beglaubigt.

Das ist natürlich undenkbar in einem Land wie Aserbaidschan: dass Juroren bei einem solchen internationalen Wettbewerb ihrem eigenen Urteil folgen und nicht der Staatsraison. Genau so erwartet die EBU das zwar von den Beteiligten. Aber sie könnte die Betroffenen nun, nachdem sich der Staat die Televoting-Ergebnisse besorgt hat und daraus das Jury-Urteil rekonstruieren kann, auch nicht vor Repressionen schützen. Dass die Leute in ihrem Land nie wieder in irgendeiner offiziellen Jury sitzen werden, darf man als sicher annehmen — es ist aber auch die harmloseste mögliche Folge.

So politisch ist der Grand-Prix in machen Ländern, so wichtig. Ich komme gleich nochmal drauf zurück.

Vorher aber ein Ausflug in die Statistik. Dass ein Beitrag, der beim Publikum weit vorne landet, trotzdem ohne Punkte ausgehen kann, ist nämlich Folge einer im Vorfeld kaum beachteten Regeländerung. Bislang wurden für jedes Land die Jury- und Televoting-Ergebnisse einzeln in die üblichen ESC-Punkte 12, 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 umgerechnet und dann addiert, um die Gesamtreihenfolge zu bestimmen. Dadurch wurden beim Mitteln jeweils nur die zehn Favoriten von Jury bzw. Publikum berücksichtigt.

In diesem Jahr wurden erstmals alle 26 Länder in die Reihenfolge ihres jeweiligen Abschneidens bei Jury und Publikum gebracht, bevor sie addiert wurden. Das klingt nach einer marginalen Änderung, aber die Wirkung ist erheblich, wenn Jury- und Publikums-Votum sich deutlich unterscheiden.

Ein Titel, der bei der Jury komplett durchfiel, lag früher rechnerisch vor der internen Addition nicht schlechter als auf Platz 11. Dadurch hatte er, wenn das Publikum ihn liebte, immer noch gute Chancen, insgesamt unter den Top Ten und also im Punktebereich zu landen. Das ist nach der neuen Rechenmethode nicht mehr unbedingt der Fall. Setzt die Jury den Publikumsliebling zum Beispiel auf Platz 18 oder 26, hat er trotz einer Höchstwertung von den Zuschauern kaum eine Chance, insgesamt in den Bereich der Punkte eines Landes zu kommen.

Genau das ist offenkundig in Aserbaidschan passiert: Ein Platz sehr weit hinten in der Jury-Rangliste sorgte dafür, dass Russland trotz eines zweiten Platzes im Publikumsvoting keine Punkte aus Aserbaidschan bekam — so unwahrscheinlich das klingen mag.

In Italien ist etwas ähnliches passiert. Die RAI hat freundlicherweise die Televoting-Ergebnisse veröffentlicht. Danach haben im Finale sagenhafte 23,2 Prozent der Anrufer in Italien für Rumänien gestimmt. Trotzdem bekam der rumänische Beitrag nur einen Punkt. Bei den Juroren muss er auf einem der letzten Plätze gelandet sein.

Dieses Maß an Relativierung ist von der EBU gewollt: Extrem populäre Geschmacksausreißer wie Lordi 2006 sollen keine Chance mehr haben. Die neue Additionsweise der Jury- und Zuschauer-Stimmen pro Land begünstigt Konsenskandidaten — aber eben auch Verschwörungstheorien wie die in Aserbaidschan und ein zumindest gefühltes Gerechtigkeitsproblem: Soll ein Beitrag, der in einem Land auf so breite Unterstützung bei den Anrufern stößt wie Rumänien jetzt in Italien wirklich von fünf Einzelpersonen in der Jury so heruntergestuft werden können?

Helfen würde es, wenn die EBU die nationalen Einzelergebnisse von Jurys und TED getrennt veröffentlichen würde, damit man das Gesamtvotum wenigstens nachvollziehen kann. Andererseits wäre dann der Druck auf die Jurys in undemokratischen Ländern wie Aserbaidschan, sich für ein politisch unabhängiges Votum rechtfertigen zu müssen, noch größer.

Die Eurovisions-Verantwortlichen haben noch andere Gründe, solche Transparenz abzulehnen. Sie würde auch andere Unzulänglichkeiten im Abstimmungsprozess gnadenlos öffentlich machen. Zum Beispiel, wenn die Teilnahme am Televoting in einem Land so niedrig war, dass die Zuschauerstimmen nicht in die Wertung eingingen. Die EBU gibt weder die Höhe des notwendigen Quorums bekannt noch die Länder, die daran jeweils gescheitert sind. Es ist aber angeblich kein seltener Fall, dass aus diesem Grund nur das Jury-Ergebnis eines Landes gewertet wurde.

Wären die Fälle mit so niedriger Abstimmungs-Teilnahme konkret bekannt, so die Argumentation der EBU, würde man es potentiellen Betrügern zu leicht machen. Sie könnten sich diese Länder herauspicken, um zu versuchen, mit relativ wenigen zusätzlichen, gekauften Stimmen das Ergebnis zu beeinflussen.

Ein mit versteckter Kamera gefilmtes Video soll zeigen, wie Aserbaidschan das in Litauen versucht hat. Auffällige (und nicht allein durch Nachbarschaft oder kulturelle Ähnlichkeiten erklärbare) Abstimmungsergebnisse gibt es einige. So gibt Malta seit vier Jahren plötzlich Aserbaidschan im Finale konsequent zwölf Punkte.

Die Kölner Firma digame, die für die Abwicklung des Votings zuständig ist, hat Mechanismen eingebaut, die Manipulationen erschweren sollen. Das System registriert ungewöhnliche Zusammenballungen, wenn, sagen wir, in einem kleinen Ort in Irland plötzlich abweichend vom Trend Hunderte Anrufe für Aserbaidschan abgegeben werden. Solche Stimmen werden aussortiert. EBU-Verantwortliche räumen allerdings ein, dass das System bei einem gut und geschickt organisierten Stimmenkauf machtlos ist — und in kleineren Ländern ist der Aufwand dafür für jemanden, der daran interessiert wäre, durchaus überschaubar.

Es sind wohl weniger die Fernsehsender oder Staaten selbst, die hinter solchen Manipulationsversuchen stehen. Ein Interesse daran, ein Land mit allen Mitteln zum Sieg zu bringen, könnten vor allem regierungsnahe Organisationen oder Wirtschaftsverbände haben, die sich davon Vorteile von der Aufmerksamkeit und dem möglichen Imagegewinn versprechen. Länder mit schlechtem Image oder EU-Anwärter sind besondere Kandidaten dafür.

Unabhängig davon, ob sich die Berichte aus Litauen als zutreffend herausstellen, scheint die EBU ein echtes Problem darin zu sehen, diese Form der Manipulation des Ergebnisses zuverlässig zu verhindern.

Anstatt Zuschauerstimmen zu kaufen, bietet sich natürlich auch der Versuch an, die Jurys zu beeinflussen. Wenn es da Verdachtsfälle gibt, schickt die EBU nach eigenen Angaben unangekündigt einen Wirtschaftsprüfer bei der Jury-Sitzung vorbei. Bei begründeten Zweifeln soll es auch möglich sein, dass das Jury-Votum eines Landes nicht gewertet wird. Ob das schon einmal vorgekommen ist, wollte man mir nicht sagen.

Nach der Aufmerksamkeit, die die verschiedenen Vorwürfe in diesem Jahr bekommen haben, bis hin zur Außenministerebene, will die EBU in den nächsten Wochen über die notwendigen Konsequenzen diskutieren. Dass sie in der Folge auf größere Transparenz setzt, gilt allerdings als unwahrscheinlich. Immerhin will sie das Gesamtergebnis in der Aufteilung nach Jury und Televoting in diesem Jahr nicht erst nach Wochen veröffentlichen, sondern schon in diesen Tagen.

Neue „Tatortreiniger“-Folgen: Der NDR hat schon Geschenke für Weihnachten


Dreharbeiten zur Folge „Auftrag aus dem Jenseits“: Regisseur Arne Feldhusen, Heiko Schotte (Bjarne Mädel), Kameramann Kristian Leschner (von links). Foto: NDR.

Es sind zwei neue Folgen vom „Tatortreiniger“ fertig, und sie sind sehr fein geworden. Aber im Fernsehen werden sie vorerst nicht zu sehen sein. Gestern konnte man sie sich in vielen Städten im Kino ansehen, und in ein paar Wochen sind sie auch auf DVD erhältlich. Aber der NDR, der sie in Auftrag gegeben hat, meint, im regulären Programm nach wie vor keinen Platz für seine preisgekrönte Serie zu haben.

Die fertigen neuen Folgen werden deshalb erst wieder im sogenannten „Weihnachtssonderprogramm“ im NDR-Fernsehen laufen, also grob in der ersten Woche des Jahres 2014. In dieser Weinachtsferienzeit bricht der Sender traditionell vorübergehend seinen Programmschemabeton auf und wagt das Unglaubliche: Er zeigt an einem Mittwochabend um 22 Uhr etwas anderes als eine Wiederholung des „Großstadtreviers“. (Morgen läuft zum insgesamt sechsten Mal die Folge 188 aus dem Jahr 2003.)

Ja: Wenn es dem deutschen Fernsehen schon mal gelingt, herausragende Serien zu produzieren, findet es dafür angeblich keinen Platz in seinem Programm. Die zweite Staffel der ebenfalls preisgekrönten DDR-Serie „Weissensee“ ist seit dem Sommer vergangenen Jahres fertig und wartet darauf, dass das Erste irgendwann damit aufhört, am Dienstag um 20:15 Uhr „Um Himmels Willen“ und „Tierärztin Dr. Mertens“ zu zeigen. Im September soll es endlich soweit sein – das ist dann knapp drei Jahre nach dem Ende der ersten Staffel. Auch die „Weissensee“ ist nun immerhin von der Produktionsfirma Ziegler Film vorab auf DVD veröffentlicht worden.

Man mag sich nicht ausmalen, was passieren könnte, wenn der NDR aufhörte, in seinem Programm nach einem Sendeplatz für den „Tatortreiniger“ zu „suchen“ und stattdessen einen schafft. Und dann umgekehrt nach Programmen suchen könnte, die dort auch hinpassen würden: Feine amerikanische Serien zum Beispiel, für die die ARD die Rechte hat, wie „Taras Welten“ (Erstausstrahlung war 2011 auf dem damaligen US-Serienplatz der ARD: Freitagsmorgens nach 2 Uhr.)

Und dann, womöglich, sogar gezielt Programme für einen solchen Sendeplatz in Auftrag zu geben: Kleine, besondere, humorvolle, genau beobachtete, liebevoll gemachte deutsche Serien, nicht zu teuer, die nicht unbedingt ein Viele-Millionen-Publikum ansprechen, aber eine treue Fangemeinde glücklich machen. Sowas wie den „Tatortreiniger“, bestenfalls.

In „Auftrag aus dem Jenseits“ trifft Bjarne Mädel als Schotty in einem heruntergekommenen, abgelegenen, alten Haus eine andere Art von „Tatortreiniger“: einen Schamanen, der der Seele des dort umgekommenen Obdachlosen helfen will, den Ort zu verlassen. Der bodenständige Schotty glaubt natürlich nicht an so einen ebenso okkulten wie geschäftsträchtigen Hokuspokus, aber dann entdeckt der Schamane mit seinen guten Verbindungen ins Jenseits einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen ihm und dem Toten. Die Geschichte lebt vom wunderbar irre spielenden Milan Peschel und balanciert auf den Klischees — gerade, wenn es abgeschmackt werden könnte, nimmt sie einen unerwarteten Abzweig zurück in die schnöde Realität und auf den Boden der billigen Komik.

„Angehörige“ schafft einen ähnlichen Balanceakt zwischen Pathos und Witz. Hier landet Schotty in der Wohnung eines Verstorbenen, der nach vielen Jahren als vermeintlich heterosexueller Familienvater sein Coming-Out hatte. Sein bester schwuler Freund Fanny Fee (Florian Lukas) will nun die Leiche entführen, um ihm ein angemessen schwules Begräbnis zu verschaffen — im Kreise seiner wahren Familie, wie er sagt.

Durch einige sehr aberwitzige Zufälle sind Schotty und die Tunte dann in einer telefonzellengroßen Kiste gefangen — schätzungsweise die Hälfte der Folge spielt auf diesem engsten Raum, ein grandioses Kammerspiel in einem Kammerspiel.

Aus dem Aufeinandertreffen (und -liegen) von Schotty mit Fanny entwickeln sich einige erstaunlich tiefgründige Gespräche über Identität und Glück. Und immer, wenn die Geschichte gerade allzu moralisch zu werden scheint, schlägt die Handlung einen Haken zur Comedy und umgekehrt.

Christian Granderath, der zuständige Fernsehspielchef des NDR, ist sehr zufrieden damit. Und so sieht es danach aus, dass der Sender weitere Folgen in Auftrag gibt, auch ohne Sendeplatz. Granderath bestätigt die Absicht, diesmal sogar gleich sechs weitere Ausgaben zu bestellen – das wären die Folgen 10 bis 15. Drehstart könnte im Oktober sein, deutete Regisseur Arne Feldhusen gestern im Kino an. (Mit einer Ausstrahlung würde man dann vermutlich ungefähr im Januar 2015 rechnen können, nehme ich an, Weihnachtssonderprogramm, Sie wissen schon.)

RTL sucht die Supershoweröffnung — und findet sie beim ESC

Es ist für eine so strunzunkreative Produktionsfirma wie die Grundy Light Entertainment vermutlich nicht leicht, sich für das groß gemeinte Finale von „Deutschland sucht den Superstar“ einen halbwegs orginell wirkenden Sendungsauftakt einfallen zu lassen. Und natürlich lässt sich jeder Macher bei der Arbeit von bereits Dagewesenem beeinflussen. Ich war dann aber trotzdem überrascht, als ich gestern gesehen habe, was die RTL-Leute sich bei der Show gestern zum Vorbild genommen haben — und in welchem Maße sie sich davon haben inspirieren lassen.

Wenn Sie bitte mal schauen und staunen mögen:

(Natürlich ist der DSDS-Beginn auch und erst recht 13 Jahre später nicht halb so cool wie das Opening des Eurovision Song Contest 2000 in Stockholm. Ich wär aber auch gern beim DSDS-Autorenbriefing dabei gewesen… „Und dann sollte der Off-Sprecher irgendetwas sagen, dass die Leute wissen, dass die Show jetzt beginnt.“ — „Da fällt mir schon was ein.“ — „Hauptsache, das Saalpublikum weiß, dass es dann sofort ausrasten muss.“ — „Läuft.“)