Rupert Murdoch: Die Zukunft der Zeitung

Unlike the doom and gloomers, I believe that newspapers will reach new heights. In the 21st century, people are hungrier for information than ever before. And they have more sources of information than ever before.

Amid these many diverse and competing voices, readers want what they’ve always wanted: a source they can trust. That has always been the role of great newspapers in the past. And that role will make newspapers great in the future.

(…)

It’s not newspapers that might become obsolete. It’s some of the editors, reporters, and proprietors who are forgetting a newspaper’s most precious asset: the bond with its readers.

(…)

The more serious challenge is the complacency and condescension that festers at the heart of some newsrooms. The complacency stems from having enjoyed a monopoly—and now finding they have to compete for an audience they once took for granted.

The condescension that many show their readers is an even bigger problem. It takes no special genius to point out that if you are contemptuous of your customers, you are going to have a hard time getting them to buy your product. Newspapers are no exception.

(…)

It used to be that a handful of editors could decide what was news—and what was not. They acted as sort of demigods. If they ran a story, it became news. If they ignored an event, it never happened.

Today editors are losing this power. The internet, for example, provides access to thousands of new sources that cover things an editor might ignore. And if you aren’t satisfied with that, you can start up your own blog and cover and comment on the news yourself.

Journalists like to think of themselves as watchdogs, but they haven’t always responded well when the public calls them to account.

(…)

The newspaper, or a very close electronic cousin, will always be around. It may not be thrown on your front doorstep the way it is today. But the thud it makes as it lands will continue to echo around society and the world.

Aus einem Vortrag des Medienmoguls Rupert Murdoch bei den diesjährigen „Boyer Lectures“ in Australien. Drei von sechs Teilen sind bislang ausgestrahlt und auf der Homepage veröffentlicht worden.

Der Text sollte Pflichtlektüre sein für Journalisten, Chefredakteure und Verleger.

42 Replies to “Rupert Murdoch: Die Zukunft der Zeitung”

  1. Erstaunlich, wie viel richtiges Murdoch da sagt, wenn man sich mal anschaut, wie sein Medienimperium am Ende handelt. Denn Murdoch-Journalisten als „watchdogs“ zu bezeichnen wäre schon etwas seltsam – oder seit wann seit Wachhunde auf einem Auge blind?

  2. Murdoch ist ohnehin altersmilde geworden, vielleicht ist es auch seine neue Tussi, diese junge Wendy, oder wie sie heißt, sowas wirkt ja manchmal Wunder.

  3. Ich habe nun Alles komplett gelesen. Ich bin schockiert. Aus solch einem Text nimmst Du Zitate? Der gehört in seiner Gesamtheit beleuchtet. Und mir hat nicht gefallen was ich zwischen den Zeilen lesen kann und muss. Ich hoffe Du warst zu übermüdet oder der Beitrag ist eine Art Test.

  4. Das, was Murdoch hier sagt, und das, was er in seinem Unternehmen macht, scheinen nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun zu haben. Sein „Fox News“ oder seine „New York Post“ leben doch gerade davon, dass sie bestimmte Geschichten aufblasen und andere ignorieren.

    Für solche Scheinheiligkeiten brauchen wir übrigens nicht über den Atlantik zu schauen: Wenn der Axel-Springer-Chef Matthias Döpfner mal wieder eine seiner vielen Reden über Moral oder journalistische Ethik hält, kann man sicher sein, dass er so ziemlich jeden damit adressiert, nur nicht sein eigenes Haus.

    p.s. Ich hoffe, Herr Döpfner macht nach der Lektüre dieses Kommentars nicht den 20er.

  5. @6: Die Kritik, die Murdoch da übt, vor allem aber die Diagnose, die er da liefert: das ist alles so spezifisch, so unumwunden und so ganz und gar nicht sonntagsredenhaft, dass es in einem gewissen Sinne schnurzegal ist, ob Murdoch danach lebt, oder gelebt hat, oder nicht.

    Selbst wenn er gerade keine Wandlung zum Paulus durchmacht, bei so etwas emanzipieren sich die Worte weitgehend vom Schöpfer. Das ist ein Unterschied zu allgemeiner Verleger-Laberei im Ethik-Nebel.

  6. „It used to be that a handful of editors could decide what was news—and what was not. They acted as sort of demigods. If they ran a story, it became news. If they ignored an event, it never happened.“

    Ein Satz für die Ewigkeit – wunderbar.

    Stefan, danke für die Zusammenfassung!

  7. Schon die erste Aussage:“people are hungrier for information than ever before“, glaub ich nicht, sie sind eher überfordert und kaufen weniger Zeitung und lassen sich lieber von singing bees oder Uri Geller verarschen. Es sei denn er meint den Begriff „information“ viel schwammiger und komplexer. Der einzige dem Information noch was bedeutet ist der Unternehmer, um einfach seinem Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein.

    Oder so…

  8. Ich bin nun weder Journalist, Chefredakteur oder gar Verleger. Mich interessiert zunächst auch nicht, was Herr Murdoch alles so mit „seinen“ Medien treibt (oder nicht treibt) und ob da jemand Wein predigt und letztlich nur Wasser abliefert. Ich habe diesen Lecture 3 nun auch gelesen und kann weder einen besonderen Schock noch begeisterte Zustimmung bei mir feststellen, weil es dann doch leider ein wenig arg sonntagsredenhaft daherkommt.

    Sicher, er plädiert beispielsweise für eine Öffnung hin zu den Bloggern, das Ablegen der Arroganz von Journalisten, die auf ihren Stühlen kleben (kennt er eigentlich die deutschen Verhältnisse?) und wünscht sich eine Anpassung an den Geschmack der Leser. Ich werde allerdings immer hellhörig, wenn jemand zu sehr auf die Wünsche und Bedürfnisse „seiner Leser“ schaut und das nicht ausreichend ausfüllt. Soll da dem Leser nach dem Mund geplappert werden? Oder sollen Themen ausgesucht werden, die sich der Leser wünscht? Soll eine Zeitung als Verstärker eines imaginären Leserwillens dienen? (Womit wir dann beim Selbstverständnis der „Bild“-Zeitung wären.)

    Murdoch erzählt verhältnismässig viel über Formate, also über Äusserlichkeiten und eher wenig über Inhalte. (Ich musste an den Aufschrei der Empörung denken, als dei FAZ im vergangenen Jahr ihre Titelseite veränderte und jetzt Farbfotos zuliess [S/W ging wohl irgendwie nicht mehr]. Ähnliches wäre zu erwarten, wenn die ZEIT ihr sperriges Format aufgeben würde.)

    Ich glaube auch nicht, dass der Satz Readers want news as much as they ever did in dieser Konsequenz stimmt (siehe auch Ste #10). Und auch Integrity is not just a characteristic of our company, it is a selling point scheint in Anbetracht des Verkaufserfolgs der sogenannten Boulevardzeitungen eher ein frommer Wunsch zu sein. Spätestens da stellt sich dann doch die Frage, ob Murdoch in diesem Vortrag seinen Wunschtraum erläutert und dabei die Realität unterschlägt, weil sie so fürchterlich desillusionierend ist, oder ob er noch eine Karriere als eine Art Medien-Gorbatschow plant.

  9. @Ste: Sowohl „Singing Bee“ als auch „Uri Geller“ hatten miserable Quoten und taugen daher sicher nicht als Beleg für das Ende des Interesses an seriöser Information.

    @Martin: Fox News ist zumindest ein riesiger Erfolg. Irgendetwas hat Murdoch da richtig gemacht, und wenn er den Leuten mit den Lügen und Verdrehungen von Fox News genau die Art Sender gibt, den sie sehen wollen, ist das zwar höchst beunruhigend, aber kein Widerspruch zu Murdochs Thesen.

  10. Zitat Niggemeier: „Fox News ist zumindest ein riesiger Erfolg. Irgendetwas hat Murdoch da richtig gemacht, und wenn er den Leuten mit den Lügen und Verdrehungen von Fox News genau die Art Sender gibt, den sie sehen wollen, ist das zwar höchst beunruhigend, aber kein Widerspruch zu Murdochs Thesen.“
    Warum gibt es dann überhaupt Bildblog? Bild steht auch nicht im Widerspruch zum Markt.

  11. Eine schöne Rede halten um beklatscht zu werden und selber auch danach handeln sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Murdoch gehört sicherlich zu den Leuten die dem Berufsstand des Journalisten in den letzten Dekaden am meisten geschadet haben. Eine solche (inhaltlich richtige) Rede von ihm zu hören ist endweder blanker Hohn, Opportunismus oder (zu)späte Einsicht. Hat ein bisschen was davon als wenn der Ladendieb dem Kaufhaus erklärt wie sie sich besser vor Dieben schützen können.

  12. „Bedeutungsverlust und Imagegewinn“ prophezeite Harald Martenstein den Papierzeitungen in einem Beitrag zu den Berufsaussichten und -Wünschen aktueller Journalistikstudenten in der NDR-Sendung „Zapp“ vom 19.11.2008.

    Die Sendung hatte ich mir eigentlich wg. DFB-Zwanziger und Jens Weinreich angeschaut. War OK; aber die Worte von Martenstein sind fürs Poesiealbum.

  13. Warum gibt es dann überhaupt Bildblog? Bild steht auch nicht im Widerspruch zum Markt.

    Das wäre ein Argument, wenn BildBlog von Diekmann betrieben würde. Stefan sagt ja nicht, daß das, was die Murdoch-Medien so tun und lassen gut ist. „Nicht im Widerspruch zum Markt“ heisst nicht, dass alles prima ist, sondern dass es finanziell funktioniert. Nicht vergessen: Das Hauptziel von Murdoch ist es immer noch, Geld zu machen. Journalistische Ansprüche sind zweitrangig. (Steve Jobs will übrigens auch keine tollen Computer machen, der will Geld verdienen. Die Bionade-Eigner wollen nicht die Welt retten, die wollen Geld verdienen. Und so weiter.)

    Murdoch widerspricht sich auch nicht: Wenn er sagt, dass ein Medium seinem Publikum gegenüber herablassend ist, dann hat er dem mit FOX News überzeugend entgegengewirkt. Der durchschnittliche FOX-Fan wird gerne bestätigen, dass er FOX als ehrlich, bodenständig und auf seiner Wellenlänge empfindet — Murdochs Sender bedient eine anti-intellektuelle Haltung die auf seinem Markt nun mal vorhanden ist. Ob das gut oder schlecht ist und ob es relevant ist, dass die „Volksnähe“ hauptsächlich ein Schmierentheater ist, ist eine andere Frage, mit der sich dann die Kritiker befassen.

    Beispiel Bill O’Reilly: Gutes Elternhaus, teure Ausbildung, verdient massig. Ist aber erfolgreich, weil er sich als „working class“, „simple“ und für die Interessen des „kleinen Mannes“ engagiert präsentiert. Als „watchdog“ für den ganzen unsinnigen Krempel, über den sich die Joe Sixpacks der Welt (tschuldigung) mehr oder weniger unberechtigt Sorgen machen: Kerry sieht französisch aus, Obama war in einer Madrassa, etc. etc.

    Dass er damit erfolgreich ist, ist im Einklang, nicht im Widerspruch zu Murdoch. Die Bedürfnisse des Marktes werden angesprochen. Ob das auf eine ehrliche Art und Weise geschieht und ob diese Bedürfnisse problematisch sind, steht auf einem anderen Blatt. Das ist der Punkt, an dem BildBlog ansetzt.

  14. Natürlich sind Murdoch und Fox streitbar, allerdings muss man doch sagen, dass er in seiner Rede grundlegend richtiges gesagt und auf den Punkt gebracht hat. Von daher finde ich, dass man als Journalist zumindest einmal versuchen sollte, über seine Analyse nachzudenken.

  15. @18/shuttlecock
    Stefan sagt ja nicht, daß das, was die Murdoch-Medien so tun und lassen g u t ist
    Er sagt aber, dass der Text Pflichtlektüre „für Journalisten, Chefredakteure und Verleger“ sein soll. Und ich interpretiere das dahingehend, dass es nicht als abschreckendes Beispiel gemeint ist (kann mich aber täuschen).

    Daher meine (nicht rhetorische) Frage, ob ein Medium quasi als Verstärker eines imaginären Leser- oder Zuschauerwillens sein soll, ob das wünschenswert ist und was letztlich daran (1.) neu ist und (2.) was damit über die Qualität gesagt ist.

    Ihre Äusserungen decken sich mit meinen Vermutungen.

  16. „readers want what they’ve always wanted: a source they can trust.“

    Erstaunlich. Und das von Rupert Murdoch? (Ich würde ja sagen, was ich davon halte, aber in Deutschland wäre das dann vermutlich doch justiziabel, insofern halte ich mich lieber zurück.)

  17. @20: Pflichtlektüre m.E. deshalb, weil Murdochs Methoden eben erfolgreich sind und er seine Konkurrenten damit haushoch schlägt. Eine Ausrichtung auf den Leser/Zuschauer muss ja nicht unbedingt damit einhergehen, Lügen aufzutischen und ausgerechnet da Nähe zum Publikum zu demonstrieren, wo eher Distanz angebracht wäre.

    Es ist schon möglich, sein Publikum ernst zu nehmen und dessen Interessen zu bedienen, ohne wie FOX zur medialen Märchenstunde zu werden. Ich vermute zum Beispiel, daß die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Publikum weitgehend unterschätzen. Murdoch folgend wäre es erfolgreicher, sich wirklich mal damit zu befassen, was der brave Gebührenzahler gut fände. Einerseits würde sich sicher herausstellen, daß es genug Interesse am BILD-Niveau gibt. Andererseits würde sich mit Sicherheit auch herausstellen, daß die Zuschauer durchaus mit etwas komplexeren, aber neuen und unterhaltsamen Formaten konfrontiert werden können, ohne sofort überfordert zu sein. Die Wahl, ob man sich für (möglicherweise verlogenen) Populismus oder für ansprechendere aber nicht ethisch fragwürdige Formate entscheidet, ist damit ja nicht aus der Welt; Murdoch hat sich für ersteres entschieden, das muss aber nicht sein.

    Das Problem ist, daß sich diejenigen, für die der Text Pflichtlektüre sein sollte, gar nicht erst auf den Markt einlassen, sondern ihr Publikum oft genug vollkommen übergehen: gar nicht erst rausfinden was ankommen könnte oder gar experimentieren, sondern stur das machen, was man schon immer gemacht hat. Dazu gehört schon das völlige Ignorieren von Kommentaren zu Online-Artikeln. Wenn man sich mal fünf Minuten über das Publikum Gedanken macht, ist klar, daß Kommentare auch mal gelesen werden müssen. Passiert aber nicht, weil die Kommentarfunktion fast überall nur pro forma da ist. Das (zum Beispiel) zu ändern, würde Murdochs Forderung absolut entsprechen, ist aber nicht sofort ethisch verwerflich sondern nur ein Schritt in Richtung „weniger Herablassung“.

  18. Aber warum will „man“ sich informieren? Es gibt jene, die es tun, weil es ihr Geschäft ist, aber selbst die suchen eher die Information die für Sie gewinnbringend erscheint (man nennt sie oft „Elite“) und es gibt jene die sich mit einem kritischen Bewusstsein herumplagen, weil Mama immer fein gesagt hat: „Lass dich nicht verarschen, mein Kind!“ und die jetzt tatsächlich versuchen sich „seriös“ zu informieren… Man nennt sie manchmal oft in beleidigender Weise „Intellektuelle“ und dass eine Definition dieser Gruppe heutzutage fast unmöglich ist (Derrida versucht es im Kontext „absoluter Widerstand“) und zumeist als Schimpfwort gilt, kann doch als eine Art Misere gelten. Eines ist aber Tatsache, Intellektuelle waren und sind niemals die Merhheit. Somit läuft der Weg der Information und/oder einer (einer?) Wahrheit stets mit einem Kampf um deren Mittel (der Produktion, der Verteilung, der Sicherung, der Manipulation etc.) einher.

    Ich weiß nicht, ich glaub is Quatsch. Sorry. Bin noch am überlegen.

  19. @Gregor Keuschnig: Ich meine Pflichtlektüre im Sinne von: Man muss das lesen, darüber nachdenken, sich damit auseinandersetzen — denn vieles, was der Mann sagt, ist meiner Meinung nach richtig. Und was nicht richtig ist, mindestens klug und wach. Und anderes lohnt jedenfalls den Streit, zum Beispiel seine Darstellung, wie er behauptet, durch den Umzug der britischen Zeitungen nach Wapping, die Entmachtung der Gewerkschaften, die totale Konfrontation mit den Druckern, letztlich die Zeitung gerettet und Arbeitsplätze geschaffen zu haben. So rosarot, wie er es darstellt, ist es sicher nicht. Aber was wäre die Alternative gewesen?

  20. #18: Auch ich verstehe „Pflichtlektüre für alle Chefredakteure“ etc. pp. als Wertschätzung des Redners und somit seiner Arbeitsweise. In der Rede findet sich auch folgender einfacher Satz Murdochs: „For all of my working life, I have believed that there is a social and commercial value in delivering accurate news and information in a cheap and timely way.“ Sollte man nach solch einer dreisten Lüge das ganze Blabla wirklich lesen? 2005 warf sich Murdoch fürs Online-Geschäft ins Gefecht, weil er doch SCHON erkannte, dass sich was tut in diesem Bereich. Jetzt will er, dass das Zeitungsgeschäft nicht völlig abschmiert. So what?

  21. @22/shuttlecock
    Naja, damit haben Sie eine Steilvorlage für ein Zitat von Stefan Niggemeier gegeben: Der Gedanke, dass die Menschen sich nach Qualität sehnen, ist ein schöner Traum. Das nur mal so, um die Debatte aus den Sphären der wohlfeilen Empörung und einfachen Antworten auf den schmutzigen Boden der Tatsachen zu bringen.

    Will sagen: Das es genug Interesse am „Bild“-Niveau gibt, sieht man an diversen Erfolgssendungen (wobei der ein oder andere Flop das desillusionierende Gesamtbild kaum trüben dürfte). Mit dem oben genannten Diktum Niggemeiers, welches vermutlich Konsens in sehr vielen Redaktionen ist (vielleicht hat er ja sogar recht?), liegt doch die vorauseilende Kapitulation vor dem Massengeschmack sehr nahe. Die Darstellung komplizierter Sachverhalte in aufgehübschter Form erschöpft sich doch in der Regel auf komplexitätsreduzierende Parolen, die dann irgendwann der „Bild“-Schlagzeile in nichts mehr nahestehen (sehr schön zu beobachten bei der Betitelung der aktuellen Talkshows von Illner und Will).

    Der Einbezug der Leser bei Online-Kommentaren gilt dann tatsächlich schon als revolutionär. Wenn man sich mal die Mühe macht, diese bei tatsächlich kontroversen Themen zu druchforsten, kann man dann teilweise auch schon wieder die Resignation verstehen. Und als Zeitungsleser interessieren mich die dann evtl. gar nicht.

  22. (Nachtrag zu #24: Was Murdoch natürlich auch unterschlägt, ist der ruinöse Preiskampf, den er jahrelang in Großbritannien betrieben hat.

    Und mich erstaunt ein bisschen, für wie viele hier es reicht zu sagen: Der Murdoch ist böse, also muss er unrecht haben.)

  23. @12/Stefan:
    dass Murdoch Fox News u.ä. betreibt, ist sicherlich kein Widerspruch zu seinen Thesen, zeigt aber doch, dass Herr Murdoch ein Heuchler ist.

  24. @23/Ste
    Die Rubrizierung „intellektuell“ dient(e) den Intellektuellen zur elitären Abgrenzung und denjenigen, die es als Schimpfwort gebrauch(t)en, als Ausrede.

    Nicht jeder, der eine sauber recherchierte Nachricht wünscht, ist deswegen schon ein Intellektueller. Obwohl es Ansätze dazu gibt, Refugien zu implementieren, die proforma noch die Möglichkeit geben, sich entsprechend zu informieren. Ich rede nicht von den privaten Fernsehstationen, sondern von den ö-r Medien. Die zeigen lieber stundenlang Biathlon statt ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Dafür soll man dann irgendwelche Spartenkanäle konsultieren. Die werden zu Legebatterien des anspruchsvollen Zuschauers.

    Bei Zeitungen ist dieses Auseinanderklaffen schon lange der Fall. Wobei der Trend zur Trivialisierung auch dort weiter fortschreitet. Naja, jetzt beginnt das übliche (und unfruchtbare) Klagen.

    @24/Stefan
    Man kann wirklich vieles unterschreiben und spontan zustimmen. Interessant wäre es gewesen, die Zitate zu bringen ohne sofort zu „verraten“, dass sie von Murdoch sind. Dann wären einige Kommentare sicherlich anders ausgefallen.

    Aber ein bisschen kommt mir das auch alles „aalglatt“ vor – und nicht nur, weil es von Murdoch ist, sondern weil es doch allen gerecht werden will und niemandem weh tut. Das ist tatsächlich das Kennzeichen von Sonntagsreden: Man geht quasi gereinigt nach Hause und fühlt sich selber nicht betroffen. (Die Herzogsche „Ruck“-Rede war so ein Fall.)

    Die ökonomischen Details, die angesprochen werden, kann ich nicht beurteilen.

  25. Hmm Stefan, das Problem mit Murdoch ist, dass das, was er in der Regel sagt, für ihn eine Feindbilderstellung ist (meiner Auffassung nach).

    Er erklärt die Dinge, die er sieht.

    Und Du kannst dann davon ausgehen, dass er die Produkte, die er hat, genau auf diesen Markt zuschneidet, und die Ergebnisse zu manipulieren versucht.

    Beispiel Informationsgier: die Leute verlangen nach Nachrichten viel mehr als früher. Ergebnis: wenig recherchierte Beiträge werden in Massen auf den Markt geworfen, alle mit der jeweiligen Agenda, die Murdoch passt, zu ALLEN Themen. Dass er über diese Art des Überfluten des Marktes mit „manipulierten“ (oder sagen wir einfach: vorher feststehenden Ergebnissen/Meinungen) Artikel/Nachrichten/Informationen die Meinung des Volkes beeinflusst, das kommt bei solcherlei Marktanalysen nicht wirklich durch.

    Natürlich sind seine Thesen irgendwo nicht falsch, aber für mich ist das bei Ihm wirklich eher so, dass er herauszufinden versucht, was der Kunde will, um ihm dann unterschwellig sein Verlangen zu manipulieren, durch pure Marktmacht.

    Das was Berlusconi in Italien halt auch macht.

    Man kann ihm seine Analysefähigkeiten des Marktes nicht absprechen, aber er selbst ist ein so großer Faktor darin, dass er entweder seine Prophezeiungen selbst erfüllt oder aber den Markt nachhaltig so beeinflussen kann, dass es am Ende doch anders kommt, als er selbst gesagt hat, weil er es geschafft hat, seine Vorhersage (die richtig gewesen wäre) so sehr zu manipulieren (durch seine Macht) dass es am Ende anders kommt. So oder so ist er immer der große Weise, der es vorhergesehen hat.

    Als Zyniker kann ich mir diese Texte nicht wirklich in ganzer Länge durchlesen, ich werde dann zu sauer.

  26. Alles eine Frage von welchem Standpunkt aus man es betrachtet. :-)
    Natürlich hat Murdoch Recht- der Leser wünscht sich mehr Qualität.
    Das Problem: Der Leser versteht unter Qualität gut recherchierte + lesbare Texte über Themen die den Leser interessieren.
    Der Journalist versteht unter Qualität gut recherchierte + lesbare Texte über Themen die den Journalisten interessieren.
    Die Themen die den Leser interessieren sind nach Meinung der Journalisten „Bildzeitungsniveau“. Am meisten hört der Leser den Begriff „Bildzeitungsniveau“ von „Journalisten“ die die BILD-Zeitung aus gutem Grund niemals einstellen würde.
    Wie war das noch…
    „…..It used to be that a handful of editors could decide what was news—and what was not. They acted as sort of demigods…..“
    Wie Recht Murdoch hat zeigt recht anschaulich die Diskussion.
    Hilft also nix.
    Das hohe Gericht entscheidet: Die langjährige Ehe Leser/Zeitung wird wegen hoffnungsloser Zerrüttung geschieden. Ein jeder möge seiner Wege gehen.
    Ein Zugewinn- oder Versorgungsausgleich findet nicht statt.

  27. Ich blättere gerade im neuen G.Henschel: Die Springer-Bibel.
    Auf Seite 16 wird aus einem Buch über Herrn Murdoch zitiert; er hatte gerade zwei Zeitungen In Australien gekauft:

    „Beide Neuerwerbungen sind rechte Wurstblätter von einer Sorte, wie man sie sich in Deutschland kaum vorstellen kann – Postillen der niederstenm publizistischen Kategorie, in die so manch rechtschaffene europäische Bildungsbürger noch nicht einmal einen Fisch… Im Vergleich zu ihnen ist selbst die deutsche Bild-Zeitung eine Art Kulturmagazin auf hohem intellektuellen Niveau.“

    Und, dann Henschel: „Als Verleger des Mirror ging Murdoch sogar noch einen Schritt weiter…“

  28. @Jeeves: Wenn das Gehirn halt voll und ganz damit beschäftigt ist, Erregung zu produzieren… ;-)

    @Der Postillon: Weiß nicht, ob er da bald verschwindet. Hier landet immer nur eine Auswahl. Sorry!

  29. @40/Stefan
    Nun ja, nur weil Murdoch (vielleicht) das Falsche tut, ist das, was er sagt nicht auch automatisch falsch. Aber weil er einmal (?) was Richtiges sagt, ist nicht alles das, was er tut, richtig.

    (Ich sage mit keinem Wort, dass Ihre Entgegnung das suggeriert. Wollte nur mal ein bisschen originell sein. Sorry.)

  30. Hauptsache, es gibt Gedanken, die zum Nachdenken anregen. Wenn jemand wie RM eine solche Rede vorlegt, ist es auch jeden Fall schon einmal ein Anfang. Vielleicht bleibt bei der Pflichtlektüre (!) ja etwas hängen, etwa: das Internet ist keine Zeitung. Vielleicht versteht man Blogger dann endlich als Leute, die „value adden“ können. Vielleicht kommt man dann auch endlich auf den Trichter, dass alle Medienschaffenden gemeinsam gegen Konkurrenz wie Google eigene Netz-Werberäume etablieren müssen. …jedenfalls sollte man sich nicht darauf versteifen, zu prüfen, ob RMs Gedanken mit seiner Unternehmensrealität zusammenpaasen. Imperien wachsen, Gedanken reifen, auch nebeneinander…

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