Osterflausch

Ja, das ist dasselbe Foto wie im vergangenen Jahr. Das hat aber einen guten Grund. Der wunderbare Polyphem hat mir eine erweiterte Fassung des Gedichts geschenkt, das er damals dazu kommentiert hat.

Osterflausch

Zu schreiben, was im Lenz geschieht, wenn alle Blumen blühen,
In Multikulti-Prenzlberg, will ich mich hier bemühen.

Beim Osterhaseneiertanzturnier, mit spitzen Ohren,
Sitzt Herr BamBam und gibt gut acht. Er zählt zu den Juroren,
Die dort die feine Hasenkunst mit Sachverstand benoten.
Erstaunlich, was ein Hase kann, auf seinen Hinterpfoten.

Der Wettkampfplatz ist bunt geschmückt, mit Tulpen und mit Bändern,
Die Hasen sind herein marschiert aus allen Bundesländern
Im Publikum ertönt Applaus, nun kann der Tanz beginnen
Ein jeder zeigt sein Repertoire, nur einer kann gewinnen.

Im Walzertakt voll Eleganz dreht sich ein Paar Berliner,
Ein Brandenburger lädt zum Tanz mit einem smarten Diener.

Die Bayern platteln sehr gekonnt, das geht auch ohne Schuhe.
Der Vedder Has aus Hamburg ruft „Nur immer mit der Ruhe!“

Ein Tierquartett nach Brüder Grimm baut eine Pyramide.
Ihr Vorbild steht am Bremer Markt als Werk der Bronzeschmiede.

Die Schwaben üben Ringelpietz und hüpfen nur sehr sparsam.
Die Sachsen tanzen Dscha Dscha Dscha seit Eva und seit Adam.

Ein Hessenpaar zeigt Pas de deux, die Pfälzer geben Ländler.
Der Niederrheiner singt sogar und sagt, er sei „Der Wendler“.

Die größten Meister auf dem Platz, das sind die Niedersachsen
Den Rock’n Roll mit Überschlag drehn sie um alle Achsen.

Im Tangoschritt rund um den Platz wiegt sich ein Anhaltiner.
(Auch wenn es etwas komisch klingt: Er wär gern Argentiner.)

Ein Land, wo Stahl und Kohle wächst, ist sicher kein Agrarland.
Und doch gibt’s Hasen im Revier. Von denen schickt das Saarland
Die Volkstanzgruppe „Knappenstolz“ zum Marsch der Gruben-Lampen.

Von Deutschlands höchster Insel Sylt kommt jetzt ein Paar aus Kampen:
Das junge Glück im Seemannsgarn steppt überaus gelungen,
Als Hoppel- Heides „Gruß an Kiel“ aus Holstein Meer-umschlungen.

Wer Würstchen für Kulturgut hält, wird schwer das Tanzbein schwingen.
Die Klassik kam zu uns zurück aus Weimar in Thüringen.
Auf Schlegeln steht der Goethe-Has und dreht sich Schillerlocken.
Er schreitet Menuette ab und würd viel lieber rocken
Mit Frau Charlotte über Stock und Stein. Mit Vorderpfoten
Schreibt er ihr Verse, kurz und klein und sendet sie per Boten.

Aus der Provinz von Mecklenburg, wo Fuchs und Hase sagen:
„Ich wünsch Dir eine gute Nacht“, rät heut der Fuchs verschlagen:
„Du, Matten, Hase, tanz mit mir, lass uns den Foxtrott wagen.“
Doch Matten sagt: „Das wird wohl nix, Dir geht’s gleich an den Kragen,
Denn Herr BamBam, der gibt ja acht als Hasenfreund und -wächter.“
Da zieht der Fuchs die Rute ein und flieht unter Gelächter.

So sendet jedes Bundesland der Hauptstadt ein paar Hasen,
Und nach dem Fest, da sieht man wie sie vor dem Reichstag grasen.

Inspiriert von Klaus Groth und James Krüss

Vielen Dank und frohe Ostern!

Roma zwingen „Weltwoche“ zu Hetztitel

Roger Köppel gibt sich als eine Art Freiheitskämpfer. Der zwischenzeitliche Chefredakteur der „Welt“ hat aus der Schweizer Zeitung „Weltwoche“ ein Blatt gemacht, das vorgibt, gegen Tabus zu kämpfen, gegen die angebliche „Political Correctness“ und für die vermeintliche Freiheit, die ebenso vermeintliche Wahrheit sagen zu dürfen.

Das ist eine komfortable Situation. Jede rechtspopulistische Position, die das Blatt vertritt, ist in diesem Selbstbild und dieser Selbstdarstellung nicht Ausdruck von Anbiederung an die Masse, sondern von Widerstand und Auflehnung gegen vermeintliche Denkverbote. Jeder Artikel, der an die niedersten Instinkte der Menschen appelliert, ist dann keine Hetze, sondern ein Akt der Rebellion. Die „Weltwoche“ kämpft nicht gegen Vorurteile, sondern für das Recht, sie haben, pflegen und ausleben zu dürfen.

Selten hat das Blatt das so deutlich gemacht wie mit dem Titelbild dieser Woche:

Im Original, das aus dem Jahr 2008 stammt, lautet der Bildtext des Fotos übrigens:

In the outskirts of the Kosovar city of Gjakova (Djakovica in Serbian), a group of Roma kids live with their families in a slum built over a garbage dump. Moved after the war, they survive by sorting through and selling recyclable trash. Neither Kosovar or Serbian, this ethnic group has always been shunned. These Roma children only know life in the dump, a poisoned and diseased playground.

Im Heft geht es um Betrüger, die mithilfe des sogenannten „Enkeltricks“ ältere Menschen um ihr Geld bringen. Das Thema ist nicht neu, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete vor einem halben Jahr unter Bezug auf denselben Kölner Ermittler wie die „Weltwoche“ und formulierte:

Der „Enkeltrick“ wird nach Polizeiangaben fast ausschließlich von einer kleinen Gruppe polnischstämmiger Roma verübt. Diese kleine Gruppe — sie bringt die ganze Gemeinschaft unbescholtener Roma in Misskredit — operiert überwiegend von Posen aus.

Dass es so etwas wie „unbescholtene Roma“ überhaupt geben könnte, ist ein Gedanke, den die „Weltwoche“ auf ihrem Titel lieber nicht zulassen wollte. Vermutlich wäre das nur wieder Ausdruck dieser schlimmen „Political Correctness“ gewesen und hätte bedeutet, sich bösen Denkverboten zu beugen, wenn man auf die Gelegenheit zur Volksverhetzung verzichtet hätte.

Chefredakteur Roger Köppel antwortete auf die Kritik einer Leserin (zitiert nach Facebook):

Zentral an diesen Verbrechensmethoden ist die Tatsache, dass ganze Familien sich am kriminellen Geschäft betätigen, sogar Kinder werden instrumentalisiert. Ich war schockiert, als ich erfuhr, dass die in Zürich tätigen Roma-Prostituierten gleichsam im Einverständnis, sogar im Auftrag ihrer Familien handeln.

Deshalb sprechen wir von „Familienbetrieben des Verbrechens“, deshalb haben wir mit dem Titelbild auf diesen sehr problematischen Umstand der Instrumentalisierung sogar der eigenen Kinder hingewiesen. Das macht, wenn Sie so wollen, den Skandal dieser Verbrechensart aus.

Man darf meines Erachtens die Augen vor solchen Missständen nicht verschliessen.

Das ist die Schein-Alternative des Hetzers: Entweder die Augen vor Missständen verschließen oder ein ganzes Volk verunglimpfen.

Philipp Gut, einer der beiden Autoren der Titelgeschichte und stellvertretender Chefredakteur, hatte übrigens vor zweieinhalb Jahren schon einmal einen größeren Auftritt hier im Blog: Er hatte sich über die „Homosexualisierung der Gegenwart“ beklagt — in einem Artikel, der so dumm und homophob war, dass ihn die „Welt“ Monate später recycelte.

Euren Kopf habt ihr längst verloren

Ich habe mich an den falschen Altersangaben der „Bild“-Zeitung abgearbeitet, 9live-Sendungen transkribiert, eine dreistellige Zahl von Hitlisten-Sendungen der Dritten Programme zusammengetragen und mehrteilige Dieter-Wedel-Filme ohne vorzuspulen angesehen. Aber die Lügen, der Irrwitz, die Dummheit und die Dreistigkeit, die ganze niederträchtige Propaganda des „Handelsblattes“ und anderer Medienpartner in der Kampagne gegen die Piratenpartei und die sogenannte Netzgemeinde: Ich fürchte, die Auseinandersetzung mit all dem übersteigt selbst meinen Masochismus.

Bitte lesen Sie deshalb:

Die 136 superlativsten Programmideen der Dritten

Es ist noch nicht so lange her, da musste man sich Sorgen machen um die Dritten Programme. Es schien, als wäre ihnen ein bisschen der Sinn und das Ziel verloren gegangen — jenseits der bunten Regionalberichte im Vorabendprogramm jedenfalls. Mit ernsten Themen und sperrigen Formaten ließen sich nicht die entscheidenden guten Quoten machen; Experimente bargen jedesmal die Gefahr, dass sie schiefgehen könnten; bald würde auch der letzte Ameisenbär im letzten Zoo beim Wiegen gefilmt worden sein, und besonders sensible Verantwortliche ahnten, dass sich nicht einmal mit „Tatort“-Wiederholungen allein auf Dauer ein Programm machen ließe, für das die Menschen Gebühren zahlen.

Zum Glück fand sich dann aber doch eine vielabendfüllende Aufgabe: Die Dritten Programme sortieren unsere Welt in Hitparaden.

Sie zerlegen sie in ihre Bestandteile, bereinigen sie von komplizierten Zusammenhängen und Kontexten, sortieren sie nach Beliebtheit und lassen sie von Leuten kommentieren, die nichts mit ihnen zu tun haben.

Es ist eine Aufgabe, die an Macher und Zuschauer eigentlich nur zwei Ansprüche stellt: Ausdauer und den Mut zur Anspruchslosigkeit. Und so füllen diese Listen-Formate, die aus dem Privatfernsehen eingeschleppt wurden, inzwischen die meisten Dritten Programme und sorgen dort für eine umfangreiche Versteppung. Im NDR, der früh auf dieses Format gesetzt hat, haben sie ihren Höhepunkt inzwischen offenbar überschritten. Aber der WDR, der wie kaum ein anderer öffentlich-rechtlicher Sender weiß, wie man seine Zuschauer unterfordert, hat für diese Monokultur inzwischen breite Schneisen in sein Programm gerodet.

Im WDR läuft allein in diesen Tagen: „99 Lieblingsorte in Nordrhein-Westfalen“, „Die 30 tollsten Haus- und Hoftiere“, „Die beliebtesten Bauernhöfe in Nordrhein-Westfalen“, „Die 40 beliebtesten Burgen und Schlösser in Nordrhein-Westfalen“, „Die 40 beliebtesten Ausflugsziele in Nordrhein-Westfalen“, „Die beliebtesten Liedermacher der Nordrhein-Westfalen“, „Die beliebtesten Schlagerduos der Nordrhein-Westfalen“ und „Die beliebtesten Schauspieler der Nordrhein-Westfalen“.

Aus diesem, äh, Anlass folgt eine — vermutlich unvollständige — Übersicht über die Hitlisten-Sendungen, die seit Anfang des vergangenen Jahres in der ARD gelaufen sind und, soweit ich es herausgefunden habe, die jeweiligen Erstplatzierten. (Wiederholungen im Tages- oder Nachtprogramm sind nicht aufgeführt.)

Das Erste
17.03.11 Die beliebtesten Volksschauspieler der Deutschen
09.06.11 Die beliebtesten Komiker der Deutschen
24.11.11 Die beliebtesten Showmaster der Deutschen
19.04.12 Die beliebtesten Komiker-Duos der Deutschen
NDR
02.01.11 Die schönsten Evergreens des Nordens „Dancing Queen“
04.03.11 Legendäre Interviews und Talks „Strunz ist wie eine Flasche leer, ich habe fertig!“
07.03.11 Was den Norden bewegte Grenzöffnung, 1989
19.04.11 Die schönsten Bauernhöfe Norddeutschlands Hof Neversfelde, SH
25.04.11 Die besten Witze des Nordens, Bauern-Witze
03.05.11 Die bewegendsten TV-Momente 1953 bis 2010 11. September 2001
17.05.11 Die beliebtesten Fernsehpaare Jan Fedder & Peter Heinrich Brix
03.06.11 Die beliebtesten Kultschlager „Dschinghis Khan“
05.06.11 Die schönsten Inseln Norddeutschlands Juist
13.06.11 Die besten Witze aus der DDR Ausgefallener Wunsch
07.08.11 Die größten Popsongs des Nordens „Nordisch by Nature“
01.01.12 Die erstaunlichsten Dörfer Norddeutschlands
15.01.12 Die schönsten Fernsehmomente
15.01.12 Die beliebtesten Kultschlager „Dschinghis Khan“
17.02.12 Die besten Comedy-Momente aus den Talkshows
25.03.12 Die schönsten Naturparadiese des Nordens
08.04.12 Die schönsten Inseln Norddeutschlands
WDR
04.01.11 Die 50 größten Bauwerke in Nordrhein-Westfalen Kölner Dom
12.01.11 Die beliebtesten Schlagerstars aus Nordrhein-Westfalen Wolfgang Petry
19.01.11 Die beliebtesten Quizmaster der Nordrhein-Westfalen Hans Rosenthal
26.01.11 Die beliebtesten TV-Reporter der Nordrhein-Westfalen Hanns Joachim Friedrichs
13.02.11 Die 50 beliebtesten Karnevalslieder der Nordrhein-Westfalen Viva Colonia
23.02.11 Die beliebtesten Karnevalsstars aus Nordrhein-Westfalen Colonia Duett
16.03.11 Die beliebtesten Ruhrpottlieder in Nordrhein-Westfalen „Bochum“
30.03.11 Die beliebtesten Ruhrpottgrößen aus Nordrhein-Westfalen Herbert Grönemeyer
24.04.11 Die 25 beliebtesten Quizmaster der Nordrhein-Westfalen Hans Rosenthal
25.04.11 Die 40 beliebtesten Ausflugsziele in Nordrhein-Westfalen Kölner Dom
13.06.11 Die 30 beliebtesten Urlaubsziele der Nordrhein-Westfalen Nordseeküste
15.06.11 Die beliebtesten TV-Paare der Nordrhein-Westfalen Evelyn Hamann und Loriot
22.06.11 Die beliebtesten Fußballvereine in Nordrhein-Westfalen Borussia Dortmund
23.06.11 Die 25 beliebtesten Schlagerstars der Nordrhein-Westfalen Udo Jürgens
29.06.11 Die beliebtesten Städte in Nordrhein-Westfalen Münster
13.07.11 Die größten Fernsehpannen der Nordrhein-Westfalen WC…T
27.07.11 Die beliebtesten TV-Ärzte der Nordrhein-Westfalen „Die Schwarzwaldklinik“
03.08.11 Die beliebtesten Mundarten der Nordrhein-Westfalen Ruhrdeutsch
17.08.11 Die beliebtesten TV-Sketche der Nordrhein-Westfalen Regenlied Rudis Tagesshow
24.08.11 Die beliebtesten Liedermacher der Nordrhein-Westfalen Reinhard Mey
31.08.11 Die beliebtesten Bauernhöfe in Nordrhein-Westfalen Vennhöfe
01.11.11 Die 25 beliebtesten Ruhrpott-Größen der Nordrhein-Westfalen Herbert Grönemeyer
01.11.11 Die beliebtesten Fernsehfamilien der Nordrhein-Westfalen Familie Tetzlaff / „Ein Herz und eine Seele“
02.11.11 Die beliebtesten Millowitsch-Theaterstücke der Nordrhein-Westfalen „Der Etappenhase“
13.11.11 Willy Millowitsch – seine besten Rollen „Willy, der Schlagerstar“
18.12.11 Die 50 beliebtesten Weihnachtslieder der Nordrhein-Westfalen „Stille Nacht, heilige Nacht“
20.12.11 Die beliebtesten TV-Gesichter 2011
01.01.12 Die beliebtesten Bauernhöfe der Nordrhein-Westfalen Vennhöfe
11.01.12 Die beliebtesten Hits der Neuen Deutschen Welle Nena: 99 Luftballons
18.01.12 Die beliebtesten Musicals der Nordrhein-Westfalen Starlight Express
25.01.12 Die ersten TV-Auftritte Ihrer Stars Hape Kerkeling
01.02.12

Die beliebtesten Karnevalslieder der Nordrhein-Westfalen Viva Colonia
08.02.12 Die beliebtesten Karnevalssitzungen der Nordrhein-Westfalen
11.02.12 Die jecksten Karnevalsbands aus Nordrhein-Westfalen
17.02.12 Die beliebtesten Karnevalsstars aus Nordrhein-Westfalen
18.02.12 Die beliebtesten Karnevalslieder der Nordrhein-Westfalen
22.02.12 Die beliebtesten Kabarettisten der Nordrhein-Westfalen Jürgen Becker
29.02.12 Die größten Bauwerke in Nordrhein-Westfalen Kölner Dom
07.03.12 Die beliebtesten Landschaften in Nordrhein-Westfalen Sauerland
14.03.12 Die beliebtesten Burgen und Schlösser in Nordrhein-Westfalen Schloss Nordkirchen
29.03.12 Die beliebtesten Tierparks in Nordrhein-Westfalen Kölner Zoo
04.04.12 Die beliebtesten Schauspieler der Nordrhein-Westfalen Heinz Rühmann
11.04.12 Die 40 beliebtesten Ausflugsziele in Nordrhein-Westfalen
18.04.12 Die beliebtesten Neue Deutsche Welle-Hits der Nordrhein-Westfalen
HR
01.01.11 Die beliebtesten Dialekte der Hessen
11.01.11 Hessens beliebteste Bauwerke Schloss Auerbach
11.01.11 Hessens schönste Feste Hessentag
22.02.11 Die schönsten Ausflugsziele der Hessen Geopark Bergstraße-Odenwald
23.02.11 Die beliebtesten Fastnachtslieder der Hessen
03.04.11 Hessens beliebteste Ausflugsziele Geopark Bergstraße-Odenwald
22.04.11 Die schönsten Kirchen in Hessen Limburger Dom
25.04.11 Die beliebtesten Komiker der Hessen Badesalz
22.06.11 Hessens beliebteste Sportler Timo Boll
27.06.11 Die schönsten Sportmomente der Hessen
06.07.11 Die beliebtesten Fußball-Lieder der Hessen
12.07.11 Die beliebtesten TV-Paare
13.07.11 Die beliebtesten Reiseziele der Hessen Ostseeküste
18.07.11 Die beliebtesten Fernsehfamilien
25.07.11 Unsere beliebtesten Hunde
10.08.11 Die ungewöhnlichsten Spektakel der Hessen
03.10.11 Die beliebtesten Volksschauspieler der Deutschen
11.12.11 Die Lieblingsgerichte der Hessen Grüne Soße mit Kartoffeln und Ei
14.12.11 Die größten Hessen
19.12.11 Die beliebtesten Weihnachtslieder der Hessen
20.12.11 Die schönsten Bauernhöfe der Hessen
26.12.11 Die schönsten Schlösser in Hessen
29.12.11 Die beliebtesten Klassiker des Kinderfernsehens Sendung mit der Maus
30.12.11 Die beliebtesten Komiker der Hessen
31.12.11 Die beliebtesten Stimmungslieder
04.01.12 Die beliebtesten Heimatfilme der Hessen
05.01.12 Die beliebtesten Dialekte der Hessen
05.01.12 Die unglaublichsten Orte der Hessen
09.01.12 Die beliebtesten Liebeslieder der Hessen
05.01.12 Die ungewöhnlichsten Spektakel der Hessen
11.01.12 Die beliebtesten Hausmittelchen der Hessen
08.02.12 Die besten Büttenreden der Hessen
16.02.12 Die beliebtesten Fastnachtslieder der Hessen
17.02.12 Die beliebtesten Stimmungslieder der Hessen
28.02.12 Die Lieblingsgerichte der Hessen
20.03.12 Die beliebtesten Schlösser in Hessen
06.04.12 Die beliebtesten Städte in Hessen
09.04.12 Die schönsten Landschaften in Hessen
RBB
12.01.11 Die 30 tollsten Erfindungen Fernseher
26.01.11 Die 30 größten Berliner Aufreger Mauerbau
23.02.11 Die 30 lustigsten Lieder
16.03.11 Die 30 erstaunlichsten Berliner Straßen Kurfürstendamm
23.03.11 Die 30 schönsten Brandenburger Bräuche Osterfeuer
13.04.11 Die 30 schönsten Brandenburger Bauwerke Schloss Sanssouci
20.04.11 Die 30 tollsten Haus- und Hoftiere Promenadenmischung
25.05.11 Die 30 beliebtesten Berliner Plätze Gendarmenmarkt
11.06.11 Die 30 legendärsten Fernsehshows Dalli Dalli
26.06.11 Die beliebtesten Kultschlager
06.07.11 Die 30 schrägsten Frisuren Atze Schröder
13.07.11 Die 30 beliebtesten Hobbys
03.08.11 30 x verschwundenes Berlin Stadtschloss Berlin
10.08.11 Die 30 schönsten Modesünden
05.10.11 Die 30 schönsten Brandenburger Ausflugsziele Spreewald-Dorf Lehde
12.10.11 Die 30 tollsten Schlagerstars der Siebziger Udo Jürgens
02.11.11 Die beliebtesten TV-Ärzte
09.11.11 Die 30 außergewöhnlichsten Berliner Brücken Die Oberbaumbrücke
03.12.11 Die 30 verrücktesten Sammelobjekte Miniaturklaviere
14.12.11 30 Gründe, Weihnachten zu lieben Weihnachten in der Familie
18.01.12 Die 30 schönsten Brandenburger Bräuche Osterfeuer
25.01.12 Die 30 größten Berliner Aufreger
01.02.12 Die 30 lustigsten Lieder I
08.02.12 Die 30 lustigsten Lieder II
15.02.12 Die 30 tollsten Tänze
26.02.12 Die 30 tollsten Schlagerstars der Siebziger XXL
29.02.12 Die 30 erstaunlichsten Berliner Straßen
10.03.12 30 x schönes Deutsch Berlinerisch
14.03.12 Die 30 schönsten Berliner Aussichtspunkte Fernsehturm
21.03.12 Die 30 schönsten Freizeit-Vergnügen
11.04.12 Die schönsten Brandenburger Landschaften
18.04.12 Die 30 außergewöhnlichsten Berliner Brücken Die Oberbaumbrücke
26.02.12 Die 30 tollsten Schlagerstars der Siebziger

 
(Keine Ahnung, ob es sich etwa bei „Die schönsten Ausflugsziele der Hessen“ und „Hessens beliebteste Ausflugsziele“ um dieselbe Sendung handelte. Beide liefen innerhalb von sechs Wochen in der Primetime und wurden in den folgenden Tagen insgesamt sieben mal wiederholt. Ich kann auch nicht sagen, ob sich der WDR für die Ballung von karnevalistischen Hitlisten in Genf eine Ausnahmegenehmigung von der Menschenrechtskonvention besorgt hat.)

Wenn Sie mich jetzt fragen, ob ich beim Auflisten nicht Sorge hatte, verrückt zu werden, muss ich ihnen antworten: Nicht so sehr wie beim Ansehen der Sendungen.

Moderator am WDR-Fließband ist konsequenterweise Thomas Bug, der etwa gegen Ende des Countdowns der „beliebtesten Schauspieler der Nordrhein-Westfalen“ folgende Überleitung von Romy Schneider zu Heinz Rühmann auf Platz 1 schafft:

„Was für eine Frau. Ein-zigartig. Und wo die Eins hier quasi schon so mitschwingt, bleiben wir ein-fach Spitze auf der Besetzungsliste der beliebtesten Schauspieler.“

Die Sendung in der vergangenen Woche mit den „beliebtesten Tierparks in Nordrhein-Westfalen“ hatte er tatsächlich mit folgenden Worten begonnen:

Eigenlob stinkt, ich weiß, aber heut wird die Sendung wirklich tierisch gut.

Die neue Show-Vielfalt im ZDF

Die Nachrichtenagentur dpa hat den neuen ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler per E-Mail unter anderem nach der Zukunft von Jörg Pilawa gefragt.

Norbert Himmler: „Pilawa präsentiert derzeit ‚Rette die Million!‘ und dann eine neue Staffel der ‚Quizshow mit Jörg Pilawa‘, in der es für die Kandidaten um Grips und sportliche Leistung geht. Es folgt die neue Spielshow ‚Der Super-Champion 2012‹ und die Fortsetzung von ‚Deutschlands Superhirn‘. Zudem haben wir für den Herbst ‚Der neue deutsche Bildungstest‘ geplant.“

Man kann die häufig gedachte Frage „Merken die noch was?“ also getrost mit „Nein“ beantworten.

Das Hornauer Schießen

Sehr geehrter Herr Niggemeier, wir vertreten Herrn Thomas Hornauer. In Ihrem Medienblock "Stefan Niggemeier" führen Sie unter der Überschrift "Thomas Hornauer" unter anderem folgendes aus: "Herr Thomas Hornauer ist am ehesten wohl mit den traurigen wirren Monologisierern, die entweder in der Mitte der Fußgängerzone zur Welt predigen oder am Rand der Fußgängerzone zu ihrem Bier. [...] Lesen ist nicht seine Stärke, aber Reden, Gucken, Charisma ausstrahlen auch nicht. Richtig gut ist er nur im peinliche Momente entstehen lassen und Geld verdienen."

So fängt das Schreiben an, das ich im vergangenen Oktober bekommen habe. Und lustig ist — neben allem anderen — schon mal, dass es sich bei dem kursiven Text zwischen den Anführungszeichen nicht, wie man annehmen sollte, um ein wörtliches Zitat handelt.

Herr Thomas Hornauer hatte über einen eigenen, „bewusstseinserweiternden“ Fernsehsender unter anderem dazu aufgerufen, ihm per kostenpflichtigem Anruf Geld als „Energieausgleich“ zukommen zu lassen. Seine Anwälte wiesen mich nun darauf hin, dass ich ihren Mandanten als „Scharlatan“ bezeichnet hätte. Dies stelle eine unzulässige Schmähkritik dar. Unzulässig sei auch, dass ich schrieb:

„Herr Thomas Hornauer fällt durch Verbindungen zu sektenähnlichen Gruppen auf.“

(Satz auch eher aus dem Gedächtnis zitiert.)

Dies sei jedenfalls unwahr. Ich sollte eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abgeben und insgesamt 1.196,43 Euro Rechtsanwaltsgebühren zahlen.

(Immerhin sollte ich diesmal nicht für das Wort „Fisselhaare“ blechen.)

Mein Anwalt antwortete:

Erstens scheine Herrn Hornauer die Sache „nicht sonderlich dringlich“ zu sein. Der Text (der ursprünglich aus der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ stammt) sei über dreieinhalb Jahre alt, und Hornauer habe aus meinem Blog sogar schon vor Jahren im Fernsehen vorgelesen.

Zweitens enthalte der Text keine Schmähkritik — der „erforderliche Sachbezug“ sei das teils justiziable Geschäftsgebaren Hornauers und die Art, wie er sich öffentlich präsentiere.

Drittens enthalte der Text keine unwahren Tatsachenbehauptungen.

Ich hatte gedacht, die Sache wäre damit erledigt. Aber Hornauer verklagte mich. Ich bekam eine Vorladung zur mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Stuttgart.

Es ging nun nicht mehr um die Fußgängerzone, das Bier, das Lesen und das Charisma. Es ging nur noch um die sektenähnlichen Gruppen („Der Kläger hat keinerlei Verbindungen zu sektenähnlichen Gruppen“) und den „Scharlatan“ („Es ist nicht erkennbar, inwiefern mit der Bezeichnung ‚Scharlatan‘ eine Auseinandersetzung in der Sache geführt werden soll“).

Die Erwiderung wurde dann etwas länger. Auf insgesamt 15 Seiten (ohne Anlagen) erklärte mein Anwalt, warum die Klage fehlerhaft beantragt, ein möglicher Anspruch verwirkt und die Formulierung als Meinungsäußerung zulässig sei.

Ich glaube aber, er hatte besonderen Spaß daran, die Absätze zu formulieren, in denen es um den „hinreichenden sachlichen Bezug“ meiner Formulierung geht, Hornauer habe Verbindungen zu sektenähnlichen Gruppen:

Bei der „Wankmiller-Sekte“, die sich auch selbst als „Stamm der Likatier“ bezeichnet, handelt es sich um eine kommunenähnliche Lebensgemeinschaft, die 1974 von dem ehemaligen Hausmeister Wolfgang Wankmiller gegründet worden ist.

Wankmiller fungiert bis heute als ihr Oberhaupt und hält sich für eine Reinkarnation von Jesus, Einstein und Ludwig II.
Diese Gruppierung wird von Kritikern und Medien als „Sekte“ bezeichnet, denn die Mitglieder hängen einer eigenen esoterischen Weltanschauung an, haben sich eine eigene Zeitrechnung gegeben und eine eigene Währung. (…)

Zu dieser Sekte hat der Kläger auch nachweisliche Verbindungen, die er selbst eingeräumt hat.

Zudem habe das Verwaltungsgericht Stuttgart 2007 in seinem Urteil über die Zwangseinstellung von Hornauers Fernsehsender festgestellt:

Es sollten „Heilungsgottesdienste“ gesendet werden, wohingegen Polizeireporte aus dem Programm entfernt werden sollten, weil diese zu viel „negative Energie“ verbreiteten.

Der Sender sollte zum „Lichtsender“ werden, zum „Sprachrohr Gottes“. „Es sollten jeden Tag 1.500 Leute ins Studio kommen, um dort geheilt zu werden; er [Hornauer] habe die besten Heiler an der Hand.“ Zudem habe der Sender „auch drei Tage lang (von Donnerstag bis Samstag) Heilungsgottesdienste vom ‚G.-Forum‘ in Stuttgart mit einem Wunderheiler aus W. aufgezeichnet…“

Mein Anwalt folgerte:

Angesichts all dieser feststehenden Fakten hat die Meinungsäußerung, er [Hornauer] unterhalte Kontakte zu sektenähnlichen Gruppen, jedenfalls einen ausreichenden Tatsachenbezug und stellt damit keine Schmähkritik dar.

Und was den „Scharlatan“ angeht, schrieb mein Anwalt nach längerer Hinführung:

Wer aber gegen Geld Wahrsagerei anbietet und sich überdies als „Herrscher“ und „Retter“ bezeichnen lässt, muss es auch hinnehmen, wenn man ihn einen Scharlatan nennt.“

Ich weiß nicht, was dieses Schreiben bei der Gegenseite ausgelöst hat. Man möchte einem Menschen wie Hornauer ja auch nicht grundlos etwas wie Einsicht unterstellen. Aber kurz vor dem Gerichtstermin hat er die Klage zurückgezogen.

[Mit Dank an Thorsten Feldmann und Ansgar Koreng von JBB Rechtsanwälte.]

Vom Umgang mit Enten

Gestern mittag veröffentlichte das „Handelsblatt“ eine Exklusivmeldung. Hans-Peter Siebenhaar, der langjährige Medienredakteur der Wirtschaftszeitung, berichtete:

Susanne Müller: Neue Chefin für den ZDF-Spartensender Neo

(…) Zum ersten Mal in der Geschichte des ZDF steht eine Frau an der Spitze eines Senders. Susanne Müller übernimmt die Geschäftsführung von ZDF Neo, dem Zweitkanal der Mainzer Sendeanstalt. Das bestätigten ZDF-Manager dem Handelsblatt auf der Film- und Fernsehmesse Mip-TV in Cannes. Damit schließt der neue ZDF-Intendant Thomas Bellut eine Lücke in der Führungsspitze. Er hatte vor kurzem den bisherigen ZDF Neo-Chef Norbert Himmler zum ZDF-Programmdirektor berufen.

Der Meldungskern wurde mit dem üblichen Phrasenstyropor ausgepolstert (ausgewiesene Programmexpertin … ZDF-Eigengewächs … exzellent verdrahtet … bestens vertraut).

Zwei Stunden später gab das ZDF eine Pressemitteilung heraus:

Dr. Simone Emmelius leitet ZDFneo (…)

Mainz (ots) – Dr. Simone Emmelius (53) leitet künftig den Digitalkanal ZDFneo und folgt damit Dr. Norbert Himmler, der am 1. April 2012 sein Amt als Programmdirektor des ZDF angetreten hat. Emmelius leitet seit 2009 die Redaktion ZDFneo und war in dieser Funktion bereits maßgeblich an Aufbau, Ausrichtung und Programmgestaltung von ZDFneo beteiligt.

Blöd gelaufen.

Der „Handelsblatt“-Chefredakteur Gabor Steingart will dringend, dass seine Redakteure exklusive Nachrichten produzieren. Er hat vor eineinhalb Jahren eine Art Prämiensystem eingeführt, das dem Mitarbeiter, dessen Meldungen im Jahr am häufigsten von Nachrichtenagenturen zitiert werden, 3000 Euro Bonus verspricht.

Die Möglichkeit, dass Fehler produziert werden, ist dabei offenbar nicht vorgesehen.

Nachdem sich die Susanne-Müller-Personalie als Ente entpuppt hat, wurde der Original-Artikel ohne Erklärung gelöscht. Die korrekte Meldung, sicherheitshalber übernommen von der Nachrichtenagentur dpa, enthält keinen Hinweis auf die widersprüchliche frühere Meldung. Das „Handelsblatt“ setzt offenbar auf Leser, die die falsche Meldung übersehen oder schon wieder vergessen haben oder denen egal ist, ob sie stimmt oder nicht.

Die stolze falsche Exklusivmeldung steht jetzt noch vergessen im Online-Auftritt des Schwesterblattes „Wirtschaftswoche“ herum, das Meldungen des „Handelsblattes“ vermutlich als Teil einer Qualitätsoffensive aufträgt.

Nach einer aktuellen Meinungsumfrage haben nur 58 Prozent der Deutschen Vertrauen in das „Handelsblatt“. Mein Vertrauen in solche Umfragen ist gering, aber diesen Wert könnte ich womöglich erklären.

Die ARD gehört nicht Frau Piel

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehört der Gesellschaft.

Ich kann mir keinen amtierenden Intendanten von ARD und ZDF vorstellen, der diesen Satz so sagen, geschweige denn danach handeln würde. Formuliert hat ihn immerhin ein ehemaliger Intendant, der frühere NDR-Chef Jobst Plog. In einem Leserbrief an die „Funkkorrespondenz“ zu einem Artikel von Jakob Augstein schreibt er über die Kamikaze-Strategie der ARD-Vorsitzenden Monika Piel und seines Nachfolgers Lutz Marmor:

Kaum nachvollziehbar ist die Strategie der Rundfunkanstalten in der Auseinandersetzung mit den Verlagen. Das fängt damit an, dass sie Vergleichsverhandlungen ausgerechnet dann begonnen haben, als das Gericht zu erkennen gab, dass die Klage der Verleger abweisungsreif war. Problematischer: Die Rundfunkanstalten sind möglicherweise dabei, eine mühsam erkämpfte und vom Bundesverfassungsgericht gerade bestätigte Rechtsposition aufzugeben. (…)

Man ist auf Vermutungen angewiesen, weil die Gespräche mit den Verlegern seit langen Monaten vertraulich geführt werden. Das ist für die Verleger ein normales Verfahren. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehört indessen der Gesellschaft. Sollte er auf Rechtspositionen verzichten wollen, bedarf es einer öffentlichen und transparenten Diskussion mit dieser Gesellschaft, ehe vollendete Tatsachen geschaffen werden.

Ich fürchte, dass Monika Piel, die fast vom ersten Tag ihrer leider immer noch andauernden Amtszeit als ARD-Vorsitzende gegen die Interessen der Gebührenzahler argumentiert hat, diesen Gedanken nicht nur nicht teilt, sondern für komplett irrwitzig hält.

Plog schreibt außerdem:

Erstaunlich, in welchem Umfang sich Journalisten der Printmedien mit der Verlagspolitik ihrer Geschäftsführungen und den dahinter stehenden vermeintlichen Interessen der Gesellschafter identifizieren und wie wenig Mut zur Pluralität vorhanden ist.

Ja.