Wer wegen Blome den „Spiegel“ abbestellt, bekommt ihn umsonst

Gut einhundert Leser haben ihr „Spiegel“-Abo ausdrücklich wegen des Transfers von „Bild“-Mann Nikolaus Blome zum Nachrichtenmagazin gekündigt, die meisten davon langjährige Abonnenten. Der „Spiegel“ hat den meisten von ihnen angeboten, das Heft drei Monate lang kostenlos weiter zu beziehen, damit sie sich überzeugen können, dass sich mit Blome als neuem Mitglied der Chefredaktion und Leiter des Hauptstadtbüros nichts an der journalistischen Haltung des Blattes ändern werde.

Einhundert Abbestellungen sind nach Angaben des „Spiegel“ keine große Zahl: Kontroverse Titelgeschichten würden des öfteren größere Wellen auslösen, und im Vergleich mit den Kündigungen nach der Umstellung auf die neue deutsche Rechtschreibung sei die Zahl „verschwindend gering“.

Andererseits sind das natürlich Faktoren, die für die Leser des „Spiegel“ unmittelbar erkennbar oder sogar unübersehbar sind, während sie die Kontroverse um die Personalie des „Bild“-Mannes nicht unbedingt wahrgenommen haben müssen. Das macht die Zahl von einhundert Kündigungen, bei denen Blome explizit als Grund genannt wurde, dann doch relativ eindrucksvoll.

Dass Verlage versuchen, kündigungswillige Abonnenten mit sogenannten „Halterangeboten“ zu überreden, dem Medium doch noch länger treu zu bleiben, ist nicht ungewöhnlich und offenbar in allen Verlagen übliche Praxis. Sofern die Kunden Gründe mitteilen, versucht der Kundenservice, auf diese Gründe individuell einzugehen und ein passendes Angebot zu machen. Neue Abonnenten zu gewinnen, wäre im Zweifel deutlich teurer.

Diejenigen „Spiegel“-Leser, die sich auf das Angebot einlassen, dreizehn Ausgaben kostenlos geliefert zu bekommen, müssen dann allerdings ausdrücklich erneut kündigen. Sonst werden sie automatisch wieder zahlende Abonnenten — dann eines Nachrichtenmagazins, das maßgeblich von einem herausragenden Vertreter des „Bild“-Verständnisses von Journalismus verantwortet wird.

Wie die Banditen von Union und SPD die „Spiegel“-Leute ausplündern wollen

Der „Spiegel“ hat in dieser Woche also das gleiche Motiv auf dem Titel wie der „Focus“. Das ist peinlich — nicht für den „Focus“ — aber wenn die beiden deutschen Zeitschriften, die sich als Nachrichtenmagazine verstehen, denselben Gedanken haben, dann muss es wohl stimmen: Die Bundeskanzlerin und der Vorsitzende der SPD sind Banditen, die uns, notdürftig maskiert, ausrauben wollen.

(Der neue „Spiegel“-Chefredakteur Wolfgang Büchner hat auf Twitter sogar stolz noch einen weiteren Cover-Entwurf gezeigt, auf dem Angela Merkel und Sigmar Gabriel „uns“ mit vorgehaltener Waffe „ausplündern wollen“.)

Also: Wem soll da was weggenommen werden?

Der Kern der „Spiegel“-Geschichte ist, wenn ich es richtig verstehe, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble seine Fachleute schon mal etwas durchrechnen lässt, was unter dem Codewort „Nord-Ost-Verschiebung“ läuft. Das Modell sieht vor, die sogenannte Reichensteuer für Einkommen ab 250.000 Euro bei Ledigen von 45 Prozent auf 46, 47 oder 48 Prozent zu erhöhen, dafür aber die Einkommensteuertarife so zu verschieben, dass die jeweiligen Sätze erst bei höheren Einkommen greifen.

Die Reichsten zahlen ein bisschen mehr, dafür wird der Effekt der „kalten Progression“ gemindert. Das heißt: Merkels und Gabriels Bankräuber-Forderung „Geld her!“ vom Cover richtet sich gar nicht gegen den durchschnittlichen Bürger oder Leser, sondern eher an den, sagen wir, „Spiegel“-Ressortleiter. Das räumt sogar die „Spiegel“-Geschichte ein:

der überwiegende Teil der Bürger [würde] sogar weniger Steuern zahlen.

Der „Spiegel“ geht entsprechend davon aus, dass der „uns“ ausplündernde Staat durch die Steuerreform weniger Steuern einnimmt und rechnet nun viele Zeilen lang vor, wie dieses Minus ausgeglichen werden könnte. Zum Beispiel durch einen „moderaten Anstieg“ des Spitzensteuersatzes von 42 auf 45 Prozent. Mit anderen Worten: Nicht nur der „Spiegel“-Ressortleiter, sondern auch der gewöhnliche „Spiegel“-Redakteur wäre im Visier der Beutezüge von Merkel und Gabriel.

Weil aber auch die Erlöse daraus nicht reichen, haben sich „die“ Politiker auf Bundes- und Landesebene angeblich „längst“ eine weitere Einnahmequelle „ausgesucht“: die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge. Der „Spiegel“ schreibt:

Nun fordert die SPD, den Abgabesatz auf Zinsen und Kursgewine auf 32 Prozent zu erhöhen.

Das ist ein interessantes „Nun“. Es ist nicht, wie man beim flüchtigen „Spiegel“-Lesen denken könnte, ein überraschendes „Nun“ des maskierten Banditen Sigmar Gabriel. Die Forderung nach einer Erhöhung der Abgeltungssteuer findet sich schon im Wahlprogramm der SPD.

Bis hierhin ist deutlich mehr als die Hälfte der „Spiegel“-Geschichte vorbei, und wir sind immer noch bei einem plusminus Null bei den Einnahmen — mit einer stärkeren Belastung der Bestverdiener zugunsten der Mittelverdiener.

Nun muss also der Raubzug von Union und SPD beginnen, und er kommt — als Konjunktiv. Der „Spiegel“ rechnet Möglichkeiten vor, wie die Bundesländer an mehr Geld kommen „könnten“. Ein Szenario: „Der Solidaritätszuschlag könnte in den normalen Einkommensteuertarif integriert werden.“ Das würde, so der „Spiegel“, „die Bürger nichts kosten“. Na sowas.

Eine zweites Szenario, laut „Spiegel“: Die vielen Ausnahmen der Mehrwertsteuer abschaffen, „ein bürokratisches Monstrum“, wie der „Spiegel“ selbst schreibt. „Wechselt ein Maulesel den Besitzer, werden nicht einmal halb so hohe Abgaben fällig wie beim Kauf eines Hausesels.“ Eine Reform wäre also ein echter Schlag für die Maulesel-Import-Export-Branche.

Weil das aber auch nur ein paar Milliarden brächte, werden CDU/CSU und SPD wohl einfach die Mehrwertsteuer erhöhen, schreibt der „Spiegel“. Quelle: Das „prophezeien bereits einige“. Na dann.

Später schockiert das Blatt die Leser, die ihm aus schwer nachvollziehbaren Gründen bis hierhin gefolgt sind, mit der Information, dass die beiden größeren Parteien die Leistungen für Demenzkranke verbessern und die Altersversorgung langjährig Versicherter aufbessern wollen. Es stellt sich die Frage, ob das Skandalöse dieser — im Wahlkampf angekündigten — Pläne wirklich durch Politiker als maskierte Räuber angemessen drastisch dargestellt wurde oder nicht mindestens eine Parallele zu Mördern oder Amokläufern hätte gezogen werden sollen.

Der „Spiegel“ behauptet:

Es ist ein trauriger Rekord: Noch bevor sich die neuen Koalitionäre zum ersten Mal getroffen haben, ist der Ruf des Bündnisses bereits lädiert, und die Bürger rechnen schon mal nach, wie viel sie das Wahlergebnis kosten könnte.

Ich vermute, die Autoren glauben das wirklich — tatsächlich gab es ja zwischen allen Bürgern auf dem Flur des Ressorts eine verblüffende Übereinstimmung in dieser Frage.

Vor zwei Wochen hat der „Spiegel“ in einer besinnunsglosen Tirade denjenigen, die es wagen, nicht wählen zu gehen und sich womöglich dafür nicht einmal schämen, vorgeworfen, die Demokratie zu gefährden. Der „Spiegel“ hingegen gefährdet nicht die Demokratie — dieser Satz gilt völlig unabhängig davon, was der „Spiegel“ gerade macht, und sei es, Politiker noch vor dem ersten Sondierungstreffen einer möglichen Koalition schon einmal als Wahlbetrüger und Räuber darzustellen.

Die Versprechungen prominenter Unionspolitiker, unter keinen Umständen die Steuern zu erhöhen, hat der „Spiegel“ jetzt schon einmal sicherheitshalber in Stein meißeln lassen. Ach nee, das war die „Bild“-Zeitung. Man kommt so leicht durcheinander dieser Tage.

Angebot aus München: Suchen Texte, bieten Reichweite

Auch ich habe eine Anfrage aus München bekommen, ob ich nicht als „Kontributor“ für ein Online-Angebot schreiben möchte. Ich könnte so, dank der großen Reichweite des Burda-Portals, meine Themen noch bekannter machen und einem großen Leserkreis präsentieren, dürfte für mich werben und auf mein Blog und Bücher oder ähnliches verlinken.

Die Anfrage kam allerdings nicht von der deutschen Version der „Huffington Post“, deren Anwerbeversuche von Gratisbloggern gerade für ein bisschen Wirbel sorgt. Sie kam von ihrer Schwester „Focus Online“.

Der Deal wird in der E-Mail wie folgt beschrieben:

Die Idee dahinter ist, dass wir unsere Reichweite als drittgrößte deutsche Nachrichtenseite zur Verfügung stellen, um ausgewiesene Experten als Marke und Ihre Themen noch bekannter zu machen und einem großen Leserkreis zu präsentieren. Diese Experten wiederum schreiben dafür regelmäßig über ein bestimmtes Thema.

Da Sie als Medienjournalist arbeiten, könnten Sie uns natürlich als Experte bei vielen Themen zur Seite stehen. Ob der Verkauf der Springer-Traditionstitel oder die Arbeit mit Prominenten in den Medien, ich bin sicher, Sie hätten etwas zu sagen. Vielleicht möchten Sie das nicht nur auf Ihrem eigenen Blog tun, sondern auch bei uns? (…)

In der Ausgestaltung der Texte sind die Autoren frei, wir geben aber gerne Hilfestellung bei der Auswahl der Themen oder dem Zuschnitt der Artikel. Bisher schreiben zum Beispiel der Politiker Thilo Sarrazin für uns, der Historiker Michael Wolfssohn, der Wissenschaftler Jack Nasher, der Verschlüsselungsexperte Klaus Schmeh, der Wirtschaftswissenschaftler Gerald Mann, der Sportmarketingsexperte Gerd Nufer, der Außenpolitikexperte Thomas Jäger usw. usf. Ich denke, Sie sehen, in welche Richtung das Modell geht. Für die Zukunft ist auch die Zusammenarbeit mit bekannten Politikern, Sportlern oder Schauspielern geplant.

Ich habe mich für die Anfrage bedankt und gefragt, ob es dafür auch ein Honorar gibt. Daraufhin habe ich nichts mehr von „Focus Online“ gehört.

Dank „Tagesschaum“: Moderations-Trauma von Küppersbusch geheilt!

Jetzt ist der Raum, der den Sommer über im Fernsehen das Büro von Friedrich Küppersbusch spielte, wieder das Büro von Friedrich Küppersbusch. Die Sendetechnik und die nackte Glühlampe sind raus; ein Poster mit allen Abspann-„Krallen“ aus der Sendung erinnert an die „Tagesschaum“-Zeit. Und das Karma wird ja noch lange in den Räumen bleiben, sagt Küppersbusch.

Ich war als Autor Teil des Teams — und habe zum Abschied ein langes Gespräch mit dem 52-jährigen Moderator, Journalisten und Produzenten geführt: über das Medium Fernsehen, das gerade in Volkseigentum übergeht; Haltung als ein solide aufgepumptes Rettungs-Schlauchboot für ARD und ZDF; Alternativen zum Tagestalk und dem Fluch der „ZAK“-Interviews als Boxbude.


Fotos: WDR

Herr Küppersbusch — oder: Chef, wie ich jetzt vier Monate lang sagen durfte.

Auch gerne noch viele Jahre mehr!

Was ich da jetzt in der „Tagesschaum“-Redaktion erlebt habe: Wird so Fernsehen gemacht? Ich habe den Verdacht, dass das völlig untypisch war.

Ich fürchte ja. Da saßen viele Gewerke zusammen, die normalerweise getrennt sitzen. Wer Textinhalte macht, Bewegtbild, Online — das sind sonst alles verschiedene Abteilungen oder sogar externe Dienstleister. Und inhaltlich — da gibt es durchaus unter den beiden hier Anwesenden auch Leidtragende — war es ja eine Konferenz in Permanenz. Ich persönlich habe es so erlebt, dass die genuinen Ideen da entstehen, indem man sich gegenseitig befeuert oder das Rampensau-Gen gekitzelt wird und man sagt: Jetzt hau ich noch einen raus! Normalerweise sind das doch sehr hierarchisierte Ideenfindungsprozesse. Da sitzt dann ein Redaktionsleiter, der entscheidet etwas, und die verschiedenen Rudergaleerendecks müssen das dann ins Wasser peitschen. Insofern war unsere Produktion tatsächlich sehr untypisch.

Auch die Freiheit, dass alles möglich war und es keine feste Struktur gab. Wir hatten manchmal nachmittags um vier noch keine Vorstellung, wie die Sendung aussehen wird.

Sonst sagt man: Wir haben hier 45 Minuten, es gibt folgende Dramaturgie, wir wollen diese Quote und jene Zielgruppe ansprechen. Wir haben aber gesagt: Wir würden gerne null Formatzwang haben. Und große Meinungsfreiheit. Unser Angebot hieß: Lieber WDR, wir versprechen, das wir uns nach 38 Ausgaben selbst umbringen, es gibt keine Probleme mit der Entsorgung, aber vorher hauen wir auf die Kacke.

Vermutlich kann man sowas Sendern sonst nicht verkaufen.

Ja. Ich bin durch Zufall vor Jahren auf Keith Olbermann und seine Sendung „Countdown“ auf MSNBC aufmerksam gemacht worden und auf seine Nachfolgerin Rachel Maddow. Das fand ich ganz prima, und bin dann vier Jahre hausieren gegangen, mit dem Generalbass: Jeden Tag steht in der Zeitung „Wir talken uns zu Tode“ — was wäre denn, wenn wir sagen: Lass sie quatschen, was machen wir denn stattdessen an gesellschaftlichem oder politischem Diskurs? Damit bin ich überall vor die Wand gelaufen, hab’s dann irgendwann aufgegeben. Aber dann gab es immer wieder Leute im WDR, die sich eine Wiederaufnahme von „ZAK“ von mir wünschten. Ich habe denen wahrheitsgemäß gesagt: Ich kann sowas wie „ZAK“ heute nicht mehr machen, das wäre unfassbar altmodisch. Ich finde es toll, wenn ihr es macht, aber gebt es den jungen Leuten. (Das ist der Fehler, der damals bei „ZAK“ gemacht wurde: Man hätte, statt es einzustellen, es der nächsten Generation geben müssen.) Jedenfalls habe ich den WDR-Leuten nun im Nebensatz gesagt: „Und im übrigen interessiere ich mich für ganz andere Sachen“ — und so habe ich das „Tagesschaum“-Konzept fast aus Versehen durch die Tür gekriegt.

Das Konzept war: Wir lassen alles weg, was der Küppersbusch nicht mehr will, und gucken, ob da noch was übrig bleibt.

Wir haben Konzepte präsentiert und einen ausführlichen Papierpiloten gemacht. Aber das hat nur bis zu der Stelle geholfen, dass die gesagt haben: „Naja, am Ende werdet ihr ja doch Interviewpartner einladen, und wir können ja immer noch drei von diesen Fünfzehnminütern aneinanderkleben und dann haben wir ein nomales Dreiviertelstundenformat. Dann macht halt mal ’nen Piloten.“ Die Piloten haben dann aber ergeben, dass man es sich tatsächlich ohne Gast vorstellen kann und es eigentlich dann auch mehr Sinn macht, es gefühlt täglich zu produzieren.

Ausgerechnet Interviews wolltest du nicht führen in der Sendung.

Ich hab diese „ZAK“-Interviews irgendwann als Klassenkeile erlebt. Ich versuchte herauszufinden, was interessiert mich an dem Gast, wie steht der zu dem, was ich vorher über ihn gefunden habe, wie sieht er das heute. In der Wahrnehmung im Fernsehen wurde daraus eine Boxbude: Wer haut hier wem einen rein?

Ich habe das gerne gesehen.

Ich hab es als belastend empfunden: Entweder du tust jemandem weh oder du bist schlecht. Das ist ja beides scheiße. Und die Gespräche, wo du jemandem vielleicht auch in seinem wohlverstandenen Sinne zur Kenntlichkeit verhilfst, die rutschen so durch. Wir waren damals, 1990/91, am Anfang einer Epoche, die hieß: Das ist dein Parteiprogramm, das ist deine Parole, aber wer bist du denn? Von daher waren wir vielleicht ein Fieberthermometer im Arsch des Zeitgeistes. Heute gehört es zur Rollenaufgabe des politischen Profis dazu, dass er auf alle Human-Touch-Fragen eine Geschichte hat. Das ist vollkommen müßig geworden.

Aber das macht doch noch nicht die Auseinandersetzung Mann gegen Mann müßig. Man könnte sich doch trotzdem im Fernsehen jemandem gegenübersetzen und mit ihm über Politik reden, wie es Sandra Maischberger auf n-tv gemacht hat.

Wir haben das ja produziert. Das hat auch total Spaß gemacht. Bei Sandra Maischberger gab es auch nicht die Rezeption: „Da stinkt’s richtig nach Testosteron im Studio, da gibt’s jetzt Boxbude“. Von daher war das nochmal ein gültiger Versuch. Der fing übrigens so an, dass die Sender sagten: Naja, One-on-one, eine Dreiviertelstunde und nichts, kein Einspieler, kein Fernsehballett, keine Digitricks, und dann noch diese Maischberger — das will ja keiner sehen. Als wir nach sieben Jahren aufgehört haben, bin ich auf meine kleine Senderreise gegangen bin und dachte: So, jetzt haben wir’s bewiesen. Aber dann sagten die: Naja, One-on-One, Dreiviertelstunde und kein Einspieler, kein Fernsehballett und dann noch ohne Maischberger — das will doch keiner sehen. Da bin ich einmal sehr eindrucksvoll im Kreis gegangen als Produzent. Das ist ja auch eine Fußnote der Fernsehgeschichte, dass das wunderbar funktioniert hat, aber auf der Höhe der die Nation erschütternden Debatte über die zu vielen Talkshows niemand gesagt hat: Lass uns verdammtnochmal ein One-on-One machen.

Ich sag das ununterbrochen!

Ich auch.

Das heißt, du glaubst an ein Gesprächsformat, aber du willst es nicht mehr selber machen?

Ja.

Mein Eindruck während der Zeit hier war auch, dass es gar keine Vorgabe gab: Lass uns mal gucken, was die Leute sehen wollen, was funktioniert, womit man Quote macht. Ich hatte das Gefühl — ich hoffe, es ist nicht geschäftsschädigend, das zu sagen — wir machen hier das, was uns Spaß macht, für uns Sinn ergibt, und Punkt.

Da ist dieser inzwischen in Granit gemeißelte Helmut-Thoma-Satz „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“, den man ja selbst als Metapher zerpflücken kann. Ein anderer, wie ich finde, auch nicht unredlicher Weg ist: Würde ich das denn selber gucken? Hinzu kommt, dass es im Moment so viele Lernchancen gibt, durch den Übergang des Fernsehens in Volkseigentum. Das passiert durch das Internet und dadurch, dass eine sendefähige Kamera heute noch 200 Euro kostet. Was die auf YouTube machen ist radikal subjektiv. Deswegen fließt viel Publikum zu YouTube und zu Bewegtbildangeboten im Internet, weil da Authentizität wahrgenommen wird — ob die da tatsächlich ist oder im Internet am Ende einfach das funktioniert, was niemanden ärgert und gute Werbebuchungen bringt, wo Mädchen ihre Schminkproduktebemusterung auspacken und empörende Aufrufzahlen haben… Aber das war Teil des „Tagesschaum“-Experiments: herauszufinden, wo landen wir damit.

Aber das funktioniert mutmaßlich auch nur unter dem Label „Experiment“. Dass das für die Nische sein würde und nicht das Programm, das den Jahresmarktanteil des WDR-Fernsehens in die Höhe treibt, war klar, oder?

Doch, da können wir uns einen schlanken Fuß machen. Ein redlicher Vergleich ist ja der, ob es dir ab und zu gelingt, mehr Zuschauer zu haben als das Vorprogramm – das ist gelungen. Ein zweiter ist, dass das, was vorher auf dem Sendeplatz lief, schwächer war als wir. Das Ding hat einen halben „Tatort“ gekostet und dafür haben wir 38-mal diesen Marktanteil höher gemacht. Da würde ich als Senderentscheider sagen: Das hab ich nicht ganz falsch gemacht. Zum Schluss hatten wir 5,8 %, damit stellt man normalerweise den Vizekanzler.

Das klingt jetzt nach der Argumentation, mit der sich der WDR das im Nachhinein schönredet. Oder du dem WDR das schönredest.

Es gibt eine Geschichte, mit der ich mein Selbstbewusstsein illustrieren kann. Als in den siebziger Jahren die Korrespondenten wie Hanns Joachim Friedrichs aus den USA zurückkamen, sagten sie: Dieser Nachrichtenbeamte, der da steif vom Blatt irgendwelche dpa-Sachen vorliest, das geht gar nicht mehr. Dann hat man tatsächlich ein englisches Format genommen, „Newsnight“, und einen amerikanischen Moderationsstil – – und plötzlich gab es im Dritten Programm des WDR eine Sendung, die hieß „Tagesthema“, in der man das mal so ausprobiert hat. Und das war auch sinnvoll, als Vorläufer der „Tagesthemen“, obwohl es fürs WDR-Fernsehen damals eigentlich keinen Sinn gemacht hat.

Das heißt, das ist schon die Zukunft, was wir hier gemacht haben.

Absolut.

Also, auch ernsthaft: Es ist mehr als eine Spielerei, bei der du durch glückliche Umstände in einem Freiraum etwas ausprobieren kannst?

In Amerika gibt es ausdrücklich „liberale“ oder „republikanische“ Meinungssender und -sendungen. Wir verorten uns in meinem Verständnis nicht zwischen links und rechts, sondern es geht um den Unterschied Haltung / keine Haltung. Und ich glaube, in der Haltung liegt eindeutig das solide aufgepumpte Schlauchboot, in das eines Tages auch die Öffentlich-Rechtlichen hüpfen müssen. Diese ganzen Talkshow-Panels sind doch alle da, damit am Ende der Moderator sagen kann: „Ich gebe Ihnen allen recht.“ Da kommst du haltungsfrei durch.

Der Plan war ja von Anfang an, dass sich die Sendung rechtzeitig zur Wahl selbst einstellt. Gibt es eine Chance, dass sie trotzdem weitergeht?

Der WDR hat während der Serie angeboten, Formatkonzept und Titelrechte zu kaufen. Das heißt zunächst: Wenn die Sendung nochmal stattfindet, findet sie im WDR statt. Umgekehrt haben wir gesagt, wenn ihr es macht, dann mit uns. Das ist Produzentengeschäft. Ansonsten muss Frau Merkel klar sein, der Weg zu mehr „Tagesschaum“ führt nur über Neuwahlen. Ich glaube schon, dass man so ein Format seriell herstellen kann — dann vermutlich mit zweiter ModeratorIn. Aber wir hatten jetzt in der Redaktion auch mein absolutes Dream Team zusammen, weil alle wussten: Wir können dann wieder weg. Einige Kollegen haben sogar ihren Urlaub hier verbracht. Das wäre noch eine Aufgabe, das zu stabilisieren. Aber dem Format traue ich das zu.

Du hast gesagt: „Zweite ModeratorIn“, das heißt, Du würdest dich an dem Platz wieder sehen, gegebenenfalls?

Wie gesagt: Das spielt in diesen Bereich Größenwahn. Es ist eine dreiteilige Dienstleistung: Du gibst die Nachricht, den Hintergrund und eine Einschätzung oder Haltung. 20 Uhr Nachricht, 22:15 Uhr der Hintergrund, und dann fehlt etwas. Die haben sich im Moment entschieden, nach „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ — Tagestalk zu machen.

Nur war das gar nicht meine Frage. Sondern: Wird es jetzt wieder 16 Jahre dauern, bis du dich vor eine Kamera setzt?

Also. Es gab damals beim WDR immer einen mählich steigenden Druck, dass sie „ZAK“ nicht mehr wollten. Die Sendung machte viel Ärger. Dann hieß es: Macht eine Unterhaltungssendung draus, „Privatfernsehen“, geht auf den Samstagabend, da haben wir nämlich gerade ein Problem. Ich war jung und verwegen, und wir haben gesagt: Das machen wir. Das klappte halbgut, und ein paar WDR-Hirsche appellierten an meine Solidarität, es trotzdem durchzuziehen. Ich dachte, die würden dann umgekehrt auch solidarisch sein. Aber später, als ich es gebraucht hätte, sagten sie: Ja, wir fanden den auch immer schon scheiße. Da gab es nicht die Situation, wo du deinem verdienten Linksaußen sagst: Komm, Elfer verschossen, schieß den nächsten. Dann machst Du den rein und alle bleiben Freunde. — Jetzt waren WDR-seitig neue Leute da, ich schoss diesen Elfer, drin isser. Fertig.

Soll heißen: Du kannst nach der „Tagesschaum“-Erfahrung entspannt entscheiden, ob du in einem halben Jahr mit irgendwas auf Sendung gehst oder die nächsten 16 wieder nicht.

Genau so.

Das „Privatfernsehen“-Trauma ist weg.

Geheilt entlassen.

Woran würdest du den Erfolg der Sendung messen?

Es hat funktioniert! Dass ich im Bauch denke: Das haben wir gut gemacht. Dann in der Tat daran, dass die Quote besser war als vorher auf dem Sendeplatz. Und daran, dass es Leute gibt, die auch nach Wochen die ersten Folgen im Netz angucken. Die Aufrufe auf YouTube summieren sich zusammen mit WDR.de, ARD.de, Spiegel.de auf eine Million inzwischen. Das ist immer noch nicht soviel, als hätte ich einfach Schminktipps gegeben. Aber dieses Fach ist angelernt.

In meinem Bekanntenkreis haben viele Leute am Anfang mit der Sendung gefremdelt, aber gesagt, sie haben das Format irgendwann kapiert, sind in den Rhythmus der Sendung gekommen. Mein Bild vom Fernsehen ist, dass das eigentlich nur umgekehrt geht: Man macht das, wo die Leute den Rhythmus schon kennen.

Das ist die Schwierigkeit bei der Formatentwicklung, dass die Sender immer sagen: Ach, habt ihr nicht mal was Neues. Und wenn du was Neues hast, sagen sie: „Das können wir nicht machen. Da werden die Leute doch fremdeln. Habt ihr nicht was Neues, was was Altes ist?“

Hast du das Gefühl, dass das vielleicht eine Tür auch aufgestoßen hat, dass Sender sagen: Wir probieren mal Dinge, die man vorher noch nicht kannte, und die die bestehenden Regeln brechen?

Ja, es gibt vorsichtige Bauvoranfragen. Ein Teil des Erfolges von „Tagesschaum“ besteht aus vielen Kommentaren bei Youtube und Mails und Briefen aus der sehr zwiespältigen Kategorie: „Ich guck ja eigentlich gar kein Fernsehen“ oder: „Jetzt weiß ich endlich mal, wofür ich meine Gebühren bezahle.“ Wenn du Fernsehen machst für Leute, die kein Fernsehen gucken, dann ist das verdienstvoll im Sinne der Idee der Rundfunkgebühr. Es müssen alle bezahlen und einige, die sonst sagen: „Wir müssen immer für unsere grenzdebilen Nachbarn den Musikantenstadl bezahlen“, freuen sich jetzt. Insofern ist die Frage, ob andere Sender jetzt auch sagen: Wir müssen mal was machen für Leute, die kein Fernsehen gucken. Da wär ich mal gespannt.

Wie ist denn dein Verhältnis zu dem Medium?

Meine eigene Mediennutzung ist komplett ins Internet abgewandert, sowohl was journalistische Inhalte angeht, als auch Bewegtbild. Deshalb finde ich, dass „Tagesschaum“ – von der Länge bis zum Stil — da auch anknüpft.

Aber du lebst noch vom Fernsehen. Und der Plan ist auch, das noch ein paar Jahre zu machen.

Laut Rentenbescheid muss ich noch 15 Jahre. Ich wünsche mir, das Team in der Produktionsfirma hier durch „Tagesschaum“ zu inspirieren. Allein weil ich auch mit meinem Job nicht fremdeln möchte.

Das heißt, diese Sendung hat auch eine strategische Funktion für die Firma, mit dem, was man in drei oder fünf Jahren machen will.

Ich musste mich ja überreden, als Geschäftsführer ein halbes Jahr auszufallen. Und mir eine schicke Ausrede ausdenken, warum das total gut für die Firma ist.

War unser Anspruch aber nicht auch eine riesige Anmaßung? Mit einer Handvoll Leute und viel weniger Ressourcen eine tagesaktuelle Berichterstattung zu machen, die lustiger, origineller und auch noch klüger sein soll als die der anderen?

Ja, zumal es auch noch funktioniert hat. Ich würde sagen, dass wir schon kompetente Kollegen hatten, die sehr genau wissen, was sie tun und sich das nicht zusammengoogeln mussten.

Klar, aber am Ende des Prozesses steht ja noch dieser Mann, der das alles wieder rausstreicht, auf links zieht und noch einen Knoten reinmacht.

Der ist mir nie begegnet. Aber ich weiß ja, dass ich jedes Thema so lange recherchieren kann, bis es sich in einem absoluten Fiasko von Sowohl-als-Auch auflöst. So entsteht keine Haltung. Ich weiß aber, dass ich eine Haltung habe. Du hast eigentlich als Anchor nur zwei Möglichkeiten: Du machst es aus der Perspektive der Regierenden oder der Regierten. Entweder du verdolmetscht das, was in der Machtkaste passiert und erklärst es so, das die Leute es kapieren können. Das ist legitim. Oder du sagst: Wer bin ich eigentlich, was macht das mit mir, das erzähl ich euch mal. Von daher ist es eine Anmaßung, dass ich glaube, dass das, was es mit mir oder mit uns macht, nun von besonderem Interesse für die Fernsehzuschauer da draußen sei.

Können wir den Leuten nachträglich noch einen Beipackzettel mitgeben? Wo wir den Leuten erklären, wie was gemeint war? Deine Selbstverpflichtung zur originellen Formulierung steht ja manchmal der Vermittlung der Botschaft im Wege.

Bei „ZAK“ musste ich diese ganzen saukomplizierten Texte auswendig können. Das war jetzt viel besser, dadurch dass ich den Prompter hatte.

Waren die Texte dadurch nicht noch komplizierter?

Nur deine. Wenn es ansonsten so war, muss ich jetzt die nächsten 16 Jahre dran arbeiten. Wir hatten einen Beitrag, wo wir über die Insolvenz von „Praktiker“ geredet haben, der endete damit, dass ich sagte: Wenn es die Manager so verholzen, dann gebt den Betrieb doch der Belegschaft, denn die sind die einzigen, die wirklich wissen, wie der Laden geht. Das fand ich eine ganz luzide Botschaft. Die YouTube-Kommentare aber waren: Wie könnt ihr denn die Mitarbeiter von „Praktiker“ so verarschen.

Wobei man an der Stelle auch vor dem Lesen von YouTube-Kommentaren warnen muss.

Absolut. Aber deine Frage war, ob ich eigentlich noch mitkriege, wie das wirkt, was ich mir da verschraube. Und da staune ich immer noch. Dass ich eindeutige Aussagen formuliere, und das so missverstanden wird. Da staune ich.

Wie lebst du ohne „Tagesschaum“ deinen fatalen Hang zum Kalauer aus?

Ich selbst lehne das ab, gewisse Autoren haben mich dahin getrieben. Die Familie hat Hornhäute auf den Trommelfellen. Ich habe aber auch mal für Dieter Hallervorden geschrieben. Didi rief dann aber gern mal am nächsten Tag an und sagte: „Dat war ja lustig, hab ick ooch genommen, aber dann seh ich, den hamSe vor zwei Wochen schon in der ‚taz‘ gemacht. Den kann ich also nicht bezahlen.“

Können wir jetzt bitte mal über die Fünf-Prozent-Hürde reden?

6,86 Millionen Menschen haben gestern bei der Bundestagswahl gültige Stimmen abgegeben, die nicht zählen.

In den Wochen zuvor waren wir ununterbrochen angeschrien worden, wir müssten wählen gehen. Nichtwählen bedrohe die Demokratie, wurde uns eingeredet. Prominente führten im Radio und auf YouTube erbärmliche Schwänke auf, um uns daran zu erinnern, wann der Wahltermin ist, und dass jede Wahl in Frage komme, nur nicht die Nichtwahl.

Der „Spiegel“, dessen Deutschland-Teil sonst daraus besteht, nacheinander jeder einzelnen Partei zu jedem einzelnen Thema zu attestieren, dass sie es nicht kann und womöglich nicht einmal will, behauptete nun, dass man diese Leute aber unbedingt wählen müsse. Er diffamierte Nichtwähler in einer hysterischen Titelgeschichte als „träge, frustriert und arrogant“ und bekam sich gar nicht wieder ein vor Fassungslosigkeit darüber, dass das Nichtwählen nicht einmal mehr ein Tabu sei und es sogar Leute gibt, die sich öffentlich dazu bekennen.

Im Namen des Kampfes gegen eine niedrige Wahlbeteiligung ließ sich noch der größte Unsinn als staatstragender Akt verbrämen. Edmund Stoiber schenkte ProSieben unter diesem Banner eine komplette Imagekampagne. Das ZDF machte mit Spitzenpolitikern Kinderspiele. RTL ließ seine Zuschauer von Daily-Soap-Darsteller ansingen: „Bewegt Euren Arsch“ („Und dann wählt, was ihr wollt, nur die Braunen bitte nicht, sowas hatten wir vor 80 Jahren schon einmal. Also bewegt euren Arsch ins nächste Wahllokal“). Und natürlich kamen auch die 41 Millionen Gratis-Ausgaben, mit denen die „Bild“-Zeitung die Republik zwangsbeglückte, als selbstloser Akt daher, „Lust auf Wählen“ zu machen. „Prost Wahlzeit“, stand auf der Titelseite, „Je mehr Prozent, desto besser!“, „Auf einem Kreuz kann man nicht stehen!“ und „Wer nicht wählt, wird Wirt.“ Das war in seiner Schlichtheit und Idiotie nicht untypisch für die Medienkampagne insgesamt.

Es schien in weiten Teilen nicht darum zu gehen, die Menschen für Politik zu interessieren, sondern bloß an die Wahlurne zu treiben. Demokratie wurde auf diesen einen Akt reduziert: alle vier Jahre sein Kreuz zu machen, egal auf welcher Grundlage, irgendwo (nur bei den Braunen bitte nicht). Dass Demokratie davon lebt, dass Bürger sich informieren und einmischen, spielte ebensowenig eine Rolle wie die Frage, ob die Menschen nicht die Möglichkeit haben sollten, über dieses Ritual hinaus über die Politik des Landes abstimmen zu können. Nein, zwei Kreuze alle vier Jahre, mehr muss nicht sein, aber das muss sein — weil sonst angeblich dem System die Legitimation fehlt.

Wie erklären wir jetzt den vielen Leuten, die das geglaubt haben, dass ihre Stimme trotzdem nicht zählt? 15 Prozent der gültigen Stimmen gestern wurden für Parteien abgegeben, die es nicht in den Bundestag geschafft haben. Fast eine Million Menschen haben die Piraten gewählt, die sich aber vom Außenminister der Axel-Springer-AG als irrelevante „Splitterpartei“ verhöhnen lassen mussten, denn die 2,2 Prozent werden von unserem parlamentarischen System automatisch genullt.

Es ist mir eine große Genugtuung, dass es die FDP nicht in den Bundestag geschafft hat, aber es geht hier ja nicht um persönliche Vorlieben, sondern um die Frage, ob es gerecht ist, dass ihre 2,1 Millionen Stimmen einfach verfallen, weil sie nicht dazu reichen, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. (Im übrigen würde der Wegfall der Sperrklausel dazu führen, dass nur Menschen die FDP wählen, die die FDP wählen wollen, was ihre Rolle eher relativiert hätte. Mit der Hürde wäre ein wesentliches Argument, die FDP zu wählen, weggefallen.)

Die Euro-Kritik und der Rechtspopulismus der AfD, wie immer man zu ihr stehen mag — hätten sie es angesichts von ebenfalls über zwei Millionen Wählern nicht verdient, im Parlament repräsentiert zu werden, und sei es nur mit einem kleinen Häufchen Abgeordneten?

Es braucht eine sehr gute Begründung, den Wählerwillen zu verzerren und mit einer Sperrklausel kleinere Parteien aus dem Parlament fernzuhalten. Nach dem zweiten Weltkrieg ließ sie sich leicht mit den Erfahrungen des zersplitterten Parlaments der Weimarer Republik rechtfertigen. Aber was ist die Legitimation heute? Ist unsere Demokratie wirklich davon bedroht, dass zuviele kleine Parteien im Bundestag sitzen und das Regieren schwer machen? Oder ist die größere Bedrohung aktuell nicht vielmehr, dass eine erhebliche Zahl von Menschen das Gefühl haben muss, dass ihre Interessen im Parlament gar nicht vertreten sind?

Wochenlang haben die Medien uns bis weit über die Schmerzgrenze hinaus eingetrichtert, dass unser Wahlrecht eine Wahlpflicht sei und dass jede Stimme zählt. Sollten wir nicht das Wahlergebnis von gestern zum Anlass für eine Diskussion darüber nehmen, ob es sich nicht lohnen könnte, dafür zu sorgen, dass das sogar stimmt?

Merkel vor Steinbrück, Tierschutz vor Piraten: Die Quoten der Wahlwerbespots

Angela Merkel liegt deutlich vorne: 35 Millionen Menschen haben, zusammengerechnet, den 90-sekündigen CDU-Wahlwerbespot bei ARD und ZDF gesehen. Die 16 Ausstrahlungen hatten deutlich mehr Zuschauer als das SPD-Gegenstück, das es nur auf 30 Millionen schaffte.

Die deutschen Fernsehsender dürfen eigentlich keine politische Werbung zeigen. Außer vor Wahlen: Dann müssen sie.

ARD und ZDF verteilen die Sendeplätze nach folgendem Schema: Die großen Parteien im Bundestag bekommen je acht Ausstrahlungen pro Sender, die kleinen vier. Jede Partei, die zur Bundestagswahl zugelassen ist und mit mindestens einer Landesliste antritt, hat Anspruch auf zwei.

Der Spielraum, einzelne Spots aufgrund ihrer Inhalte abzulehnen, ist für die Sender extrem gering. Es muss schon „ein evidenter und nicht leicht wiegender Verstoß gegen die allgemeinen Gesetze, insbesondere Normen des Strafrechts“ vorliegen. So konnte in diesem Jahr die Partei „Die Rechte“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Neonazis und Kriegsverbrecher als Opfer des System darstellen; die „Partei“ aus dem „Titanic“-Umfeld bekam Raum für eine mutmaßlich lustig gemeinte Parodie auf RAF-Entführungsfilme.

Die einzelnen Sendeplätze bekommen die Parteien nach einem komplexen System zugelost, das ungefähre Chancengleichheit herstellen (und Klagen von Parteien verhinden) soll. Das ist, an den Zuschauerzahlen gemessen, in diesem Jahr immerhin halbwegs gelungen.

Die Union profitiert dabei davon, dass die CSU als eigene Partei behandelt wird und bundesweit Sendezeit bekommt (obwohl der Spot, in dem Horst Seehofer davon redet, was er in den nächsten fünf Jahren tun will, zweifellos auf die bayerische Landtagswahl zielte).

Die kleineren Bundestagsparteien erreichten mit ihren ARD/ZDF-Spots zwischen 11,5 Millionen (FDP) und 14,3 Millionen (Grüne) Zuschauern. Bei den anderen Parteien reichte die Spanne von 6,6 Millionen (Die Partei, Bayernpartei) bis 9,8 Millionen (BIG).

Natürlich hängt die Quote nicht nur vom Glück des Sendeplatzes ab, sondern auch vom Spot selbst, also davon, wieviele Zuschauer sofort umschalten oder, und sei es aus Fassungslosigkeit, bis zum Schluss dranbleiben.

Frauen-, Rentner- und Familienpartei verzichteten auf die Möglichkeit, Fernsehspots zu zeigen.

Partei Sendetermin Zuschauer
(in Mio.)
Summe
(in Mio.)
CDU ZDF Mo 18:00 2,1 35,0
ARD Di 21:45 3,5
ZDF Do 17:10 1,2
ARD Fr 18:00 2,4
ZDF Di 19:20 2,8
ARD Di 22:50 1,6
ARD Do 17:35 1,0
ZDF Sa 23:00 1,9
ZDF Mi 22:10 3,2
ZDF Fr 18:00 1,7
ARD Do 21:45 3,2
ARD Fr 23:30 1,8
ARD Mo 22:15 3,0
ZDF Di 22:15 2,7
ZDF Fr 17:00 1,8
ARD Fr 18:00 1,1
SPD ZDF Mo 22:15 3,3 30,0
ARD Mo 18:00 0,9
ARD Sa 21:45 3,1
ZDF Sa 23:00 2,5
ZDF Di 17:10 1,5
ARD Mi 23:30 0,9
ZDF Do 19:20 2,3
ARD Fr 22:00 2,0
ZDF Mo 18:00 2,7
ZDF Mi 17:10 1,7
ARD Do 22:45 1,6
ARD Mo 18:00 1,5
ARD Di 17:50 1,4
ZDF Mo 22:15 3,6
ZDF Fr 18:00 2,6
ARD Fr 22:00 2,0
FDP ZDF Mi 18:00 2,0 11,5
ARD Do 18:00 0,8
ZDF Do 19:20 2,0
ARD Do 22:45 1,6
ZDF Di 23:10 1,4
ZDF Do 17:10 1,7
ARD Sa 23:00 2,2
ARD Mi 21:45 2,0
Die Linke ZDF Mi 17:10 1,4 13,0
ARD Fr 23:30 1,5
ZDF Mo 19:20 2,1
ARD Do 21:45 2,4
ARD Sa 17:45 1,5
ZDF Sa 23:00 2,7
ZDF Di 18:00 2,4
ARD Do 22:45 1,4
Grüne ZDF Do 19:22 2,3 14,3
ARD Fr 22:00 2,4
ARD Mo 23:50 0,9
ZDF Fr 17:10 1,1
ZDF Mi 23:30 1,2
ARD Do 22:15 2,7
ZDF Mo 18:00 2,6
ARD Mi 18:00 1,1
CSU ZDF Di 18:00 2,1 13,6
ARD Sa 23:40 1,2
ZDF Mo 23:40 1,4
ARD Mi 23:00 1,4
ZDF Fr 17:10 1,3
ARD Mi 18:00 1,3
ZDF Do 19:20 3,0
ARD Do 22:15 1,9
Piraten ZDF Mi 19:23 2,4 6,6
ARD Do 22:45 1,7
ZDF Mo 17:10 1,6
ARD Sa 17:00 0,9
NPD ZDF Fr 19:23 2,0 6,8
ARD Di 22:15 2,2
ZDF Di 17:10 1,4
ARD Di 18:00 1,2
Tierschutzpartei ZDF Sa 22:40 2,5 8,8
ARD Sa 17:45 1,5
ARD Di 22:50 2,1
ZDF Di 18:00 2,7
REP ZDF Di 18:00 2,2 8,2
ARD Sa 23:55 0,6
ARD Fr 21:45 2,5
ZDF Fr 19:20 2,7
ÖDP ARD Mo 22:00 2,1 6,9
ZDF Mi 19:20 2,3
ZDF Mo 17:10 1,7
ARD Sa 0:00 0,8
Bayernpartei ARD Do. 22:15 2,0 6,6
ZDF Di 23:30 1,1
ARD Fr 23:35 1,4
ZDF Sa 19:20 2,1
PBC ARD Do 21:45 2,6 7,8
ZDF Mi 17:10 1,2
ARD Sa 23:05 1,5
ZDF Mo 19:35 2,5
BüSo ARD Di 22:15 2,5 7,6
ZDF Mo 22:10 2,9
ARD Mo 17:35 1,0
ZDF Sa 17:55 1,2
Die Violetten ARD Mi 18:00 1,0 7,1
ARD Do 22:15 2,1
ZDF Sa 19:20 2,1
ZDF Mi 17:10 1,9
MLPD ZDF Mo 17:10 1,4 6,7
ARD Mi 22:45 1,5
ZDF Mi 19:20 2,8
ARD Do 18:00 1,0
Volksabstimmung ARD Sa 23:45 1,2 8,7
ZDF Mi 18:00 2,3
ZDF Di 19:30 2,8
ARD Fr 21:45 2,4
PSG ZDF Sa 18:00 0,8 8,1
ARD Sa 23:15 1,9
ZDF Di 18:00 2,7
ARD Fr 22:00 2,9
AfD ZDF Sa 19:20 2,1 7,8
ARD Mi 21:45 2,6
ZDF Do 18:00 2,2
ARD Do 17:55 0,9
Bündnis 21/RRP ZDF Do 18:00 1,8 7,8
ARD Mo 23:00 2,1
ZDF Mo 22:10 2,8
ARD Fr 18:00 1,1
BIG ARD Di 18:00 1,0 9,8
ZDF Do 18:00 1,9
ARD Di 21:45 3,9
ZDF Mi 19:20 3,0
Pro Deutschland ZDF Di 17:10 1,4 8,1
ARD Sa 17:00 0,7
ZDF Do 19:20 3,2
ARD Di 22:20 2,8
Die Rechte ARD Mi 22:15 2,3 9,2
ZDF Mo 18:00 2,7
ARD Fr 18:00 0,9
ZDF Sa 22:40 3,3
Freie Wähler ARD Mo 18:00 1,0 7,8
ZDF Do 17:10 1,2
ARD Mi 22:50 2,3
ZDF Di 19:20 3,3
Partei der Nichtwähler ARD Di 22:55 1,9 6,7
ZDF Fr 17:10 1,2
ARD Sa 17:50 0,9
ZDF Mo 19:20 2,7
Partei der Vernunft ARD Sa 17:00 0,7 7,5
ZDF Mo 17:10 1,6
ARD Mo 22:30 2,8
ZDF Fr 19:20 2,4
Die Partei ZDF Fr 18:00 2,0 6,6
ARD Mi 18:00 0,9
ZDF Di 23:35 1,9
ARD Sa 23:05 1,8

Die Realität lässt sich die Zukunft nicht vom „Stern“ vorschreiben

Beim „Stern“ hatten sie diese Woche eine originelle Idee. Die Titelgeschichte beschreibt, was in den 48 Stunden vor der Schließung der Wahllokale passieren wird.

Wobei, das trifft’s nicht. Genau genommen beschreibt die Titelgeschichte, was in den 48 Stunden vor der Schließung der Wahllokale passiert ist. Der am Donnerstag erschienene Text ist nämlich nicht als Vorschau formuliert, sondern als Reportage. Er schildert nicht Pläne, Absichten und Möglichkeiten, sondern Tatsachen. „Vorabprotokoll“ nennt die Redaktion das.

Die Methode eröffnet dem Journalismus ganz neue Möglichkeiten. Lesen Sie schon am Donnerstag, was am folgenden Freitag passiert ist!

Im Fall der aktuellen „Stern“-Ausgabe liest sich das so:

FREITAG.
18.00 Uhr, München, Odeonsplatz.
Der Anfang vom Ende beginnt mit ohrenbetäubenden Beats, die wie Faustschläge in der Magengrube landen. Mit Taataa, das von ihrer Ankunft kündet. Die Kanzlerin erscheint. Heute an ihrer Seite: Franz Josef II., Horst Seehofer, der Triumphator der Bayernwahl. Es ist Merkels 52. Großkundgebung. 5000 und mehr Leute hören zu. Sie schreitet durch eine Gasse von Menschen, die mit „Angie“-Schildern winken. Die Kanzlerin lächelt, nickt und schüttelt Hände.

(„Beats, die wie Faustschläge in der Magengrube landen“ — auch „Stern“-Reportagen aus der Zukunft beginnen mit den abgegriffensten Sprachbildern aus der Vergangenheit.)

Das kann man natürlich so machen. Allerdings nur um den Preis der Seriösität. Denn es ist ja nicht mangelnder Ehrgeiz, der sonst dazu führt, dass Reportagen von Dingen handeln, die tatsächlich schon passiert sind, sondern der Gedanke, dass es einen Unterschied gibt zwischen Journalismus und Fiktion. Und dass es vielleicht keine gute Idee ist, beide zu mischen, wenn man in Zukunft noch darauf angewiesen sein könnte, dass die Menschen einem vertrauen.

Aber das Konzept des „Stern“ wirft nicht nur medienethische Fragen auf, die man womöglich als akademisch abtun kann. Es ist vor allem kontraproduktiv. Der „Stern“ will beschreiben, wie spannend die letzten Tage des Wahlkampfes werden, und tut das dadurch, dass er zeigt, wie sehr es sich bis ins Detail vorhersagen lässt?

Er weiß und beschreibt, wie Merkel auftreten wird (wie immer), wie Steinbrück auftreten wird (wie immer), wie die Abschlusskundgebung der CDU wird (wie erwartet) und wie die der SPD (wie erwartet).

Das Unerwartete kann in der „Stern“-Reportage nicht passieren, weil es noch nicht passiert ist und weil es unerwartet ist.

18.30 Uhr, München, Odeonsplatz.
Wie immer hat ihr der Moderator zum Aufwärmen ein paar nette Fragen gestellt. Übers Kochen: ja, Rouladen. Übers Autofahren: nur noch auf Waldwegen. (…)

18.45 Uhr, Kassel, Rainer-Dierichs-Platz.

“Noch zwei Tage, und es gibt einen Regierungswechsel. Noch zwei Tage, und Sie sind die los“, sagt Peer Steinbrück. Das sagt er immer.

Gegen die Langeweile helfen ein paar behauptete Details, mit denen die vorher bekannten Termine ausgeschmückt werden:

SAMSTAG
16.45 Uhr, Haan, Neuer Markt.
Steinbrück läuft über die Kirmes, vorbei am Riesenrad Jupiter und dem Skooter Drive In.

(Ich wär so gern dabei gewesen, als sie in der Redaktionskonferenz beim „Stern“ delegierten, wer die Fahrgeschäfte der Kirmes in Haan recherchiert und wer den genauen Fußweg ermittelt, den Steinbrück dort aller Wahrscheinlichkeit nach zurücklegen wird.)

Vorher aber noch an diesem Samstag hat Jürgen Trittin einen besonderen Auftritt in der „Stern“-Zukunfts-Reportage:

14.50 Uhr, Berlin, Flughafen Tegel.
Jürgen Trittin besteigt die Air-Berlin-Maschine AB 6501 nach Köln/Bonn. Am Abend sitzt er bei Stefan Raab. Trittin fühlt sich nicht wohl in seiner Haut, seit Tagen schon. Seit bekannt ist, dass die Göttinger Grünen 1981 im Programm zur Kommunalwahl für straffreien Sex zwischen Erwachsenen und Kindern geworben haben. Er hat das Programm presserechtlich verantwortet. Er weiß, das wird an ihm hängen bleiben. Vier Jahre lang hat er sich akribisch vorbereitet: noch einmal Rot-Grün, mit ihm als Vizekanzler und Finanzminister, das war sein Traum. Sogar Schwarz-Grün, der letzte Ausweg zur Macht, bliebe ihm jetzt versperrt. Das könnte sich Merkel schon aus Anstandsgründen nicht mehr leisten. Nicht mit ihm. Aber niemand sonst könnte die ungeliebte Koalition in seiner Partei durchsetzen. Trittin ist seit über 30 Jahren Vollblutpolitiker. Jetzt kann auch er nur ohnmächtig zuschauen, wie ihm alles entgleitet.

Das ist nun der Gipfel der Anmaßung: Der „Stern“ schaut nicht nur in die Zukunft, sondern auch in einen Menschen hinein. Er behauptet zu wissen, was in Trittin vorgehen wird. (Und stellt nebenbei noch ein paar weitergehende Behauptungen über die Zukunft aus.)

Und so rührig es ist, dass die „Stern“-Leute extra vorab recherchiert hatten, wann Trittin mit welcher Maschine nach Köln fliegt, um bei Stefan Raab zu sitzen, damit es sich so richtig anschaulich liest, so sinnlos ist es. Vor allem …

… weil Trittin gar nicht bei Stefan Raab saß. An seiner Stelle war Katrin Göring-Eckardt da. (Die brisante Frage, ob sie dafür sein Ticket benutzten konnte und die gleiche Maschine nahm, könnten viellicht die Investigativprofis vom „Stern“ recherchieren. Wenn sie aus der Zukunft zurück sind.)

Die Realität fühlt sich nicht an das „Vorabprotokoll“ des „Stern“ gebunden. Ich halte das für eine gute Nachricht.

Die spannende Reportage endet übrigens am Sonntagabend:

17.59 Uhr, Berlin-Mitte, Wilhelmstraße.

Jörg Schönenborn wischt jetzt auf seinem Touchscreen zwei Grafiken ins Bild. Er hat die Digitaluhr im Blick, auf der die letzten Sekunden bis 18 Uhr leuchten. Schönenborn holt noch mal Luft und beginnt: „Jetzt in der Prognose von infratest dimap für die ARD: CDU/CSU …“

Einen Lanz für die FDP brechen

Falls die FDP es nicht in den nächsten Bundestag schafft, hat es jedenfalls nicht an Markus Lanz gelegen. In einer Talkrunde des Grauens (Til Schweiger! Hellmuth Karasek! Markus Lanz! Til Schweiger! Til Schweiger!) verteidigte er gestern tapfer die kleine Partei gegen die Kritik seiner Gäste, nahm rührend Sabine Leutheusser-Schnarrenberger vor persönlichen Angriffen in Schutz und rühmte die Arbeit von Philipp Rösler.

Üblicherweise muss er das nicht, das machen die FDP-Leute schon selbst, die sich in seiner Sendung die Klinke in die Hand geben. (Lanz macht’s ihnen aber auch kuschelig. Dem Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel attestierte er im Juli, vermutlich auch zu dessen eigener Überraschung: „Sie haben definitiv gute Arbeit geleistet, das bescheinigen Ihnen ja viele.“) Aber jetzt, unmittelbar vor der Wahl, scheint es bei „Markus Lanz“ eine Karenzzeit für Politiker zu geben.

Ich nehme das einfach mal als Vorwand, die Statistik ins Blog zu stellen, die ich hier noch rumliegen hatte. Sie zeigt, welche Parteien die Politiker vertreten, die die Redaktion der ZDF-Talkshow in diesem Jahr eingeladen hat. Und obwohl ich nicht der Meinung bin, dass eine solche Sendung irgendeinem Proporz folgen oder ausgewogen sein muss, ist die politische Neigung von „Markus Lanz“ schon erstaunlich:

28 Prozent für die FDP.

(CDU: Peter Harry Carstensen, Wolfgang Bosbach (2x), Rita Süßmuth, Peter Altmaier, Julia Klöckner. CSU: Michael Glos, Norbert Geis, Ilse Aigner, Markus Söder (2x), Alexander Dobrindt (2x), Edmund Stoiber. SPD: Karl Lauterbach, Matthias Machnig, Malu Dreyer, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Hans Eichel, Andrea Nahles, Kurt Beck, Heinz Buschkowsky, Martin Schulz, Heide Simonis. FDP: Dirk Niebel (2x), Daniel Bahr (2x), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (2x), Wolfgang Kubicki (4x), Hans-Dietrich Genscher, Christian Lindner, Martin Lindner, Katja Suding. Grüne: Renate Künast, Claudia Roth, Jürgen Trittin, Christian Ströbele. Linke: Gregor Gysi, Sahra Wagenknecht, Katja Kipping. Piraten: Katharina Nocun, Johannes Ponader, Marina Weisband, Christopher Lauer.)