Osterflausch

Ja, das ist dasselbe Foto wie im vergangenen Jahr. Das hat aber einen guten Grund. Der wunderbare Polyphem hat mir eine erweiterte Fassung des Gedichts geschenkt, das er damals dazu kommentiert hat.

Osterflausch

Zu schreiben, was im Lenz geschieht, wenn alle Blumen blühen,
In Multikulti-Prenzlberg, will ich mich hier bemühen.

Beim Osterhaseneiertanzturnier, mit spitzen Ohren,
Sitzt Herr BamBam und gibt gut acht. Er zählt zu den Juroren,
Die dort die feine Hasenkunst mit Sachverstand benoten.
Erstaunlich, was ein Hase kann, auf seinen Hinterpfoten.

Der Wettkampfplatz ist bunt geschmückt, mit Tulpen und mit Bändern,
Die Hasen sind herein marschiert aus allen Bundesländern
Im Publikum ertönt Applaus, nun kann der Tanz beginnen
Ein jeder zeigt sein Repertoire, nur einer kann gewinnen.

Im Walzertakt voll Eleganz dreht sich ein Paar Berliner,
Ein Brandenburger lädt zum Tanz mit einem smarten Diener.

Die Bayern platteln sehr gekonnt, das geht auch ohne Schuhe.
Der Vedder Has aus Hamburg ruft „Nur immer mit der Ruhe!“

Ein Tierquartett nach Brüder Grimm baut eine Pyramide.
Ihr Vorbild steht am Bremer Markt als Werk der Bronzeschmiede.

Die Schwaben üben Ringelpietz und hüpfen nur sehr sparsam.
Die Sachsen tanzen Dscha Dscha Dscha seit Eva und seit Adam.

Ein Hessenpaar zeigt Pas de deux, die Pfälzer geben Ländler.
Der Niederrheiner singt sogar und sagt, er sei „Der Wendler“.

Die größten Meister auf dem Platz, das sind die Niedersachsen
Den Rock’n Roll mit Überschlag drehn sie um alle Achsen.

Im Tangoschritt rund um den Platz wiegt sich ein Anhaltiner.
(Auch wenn es etwas komisch klingt: Er wär gern Argentiner.)

Ein Land, wo Stahl und Kohle wächst, ist sicher kein Agrarland.
Und doch gibt’s Hasen im Revier. Von denen schickt das Saarland
Die Volkstanzgruppe „Knappenstolz“ zum Marsch der Gruben-Lampen.

Von Deutschlands höchster Insel Sylt kommt jetzt ein Paar aus Kampen:
Das junge Glück im Seemannsgarn steppt überaus gelungen,
Als Hoppel- Heides „Gruß an Kiel“ aus Holstein Meer-umschlungen.

Wer Würstchen für Kulturgut hält, wird schwer das Tanzbein schwingen.
Die Klassik kam zu uns zurück aus Weimar in Thüringen.
Auf Schlegeln steht der Goethe-Has und dreht sich Schillerlocken.
Er schreitet Menuette ab und würd viel lieber rocken
Mit Frau Charlotte über Stock und Stein. Mit Vorderpfoten
Schreibt er ihr Verse, kurz und klein und sendet sie per Boten.

Aus der Provinz von Mecklenburg, wo Fuchs und Hase sagen:
„Ich wünsch Dir eine gute Nacht“, rät heut der Fuchs verschlagen:
„Du, Matten, Hase, tanz mit mir, lass uns den Foxtrott wagen.“
Doch Matten sagt: „Das wird wohl nix, Dir geht’s gleich an den Kragen,
Denn Herr BamBam, der gibt ja acht als Hasenfreund und -wächter.“
Da zieht der Fuchs die Rute ein und flieht unter Gelächter.

So sendet jedes Bundesland der Hauptstadt ein paar Hasen,
Und nach dem Fest, da sieht man wie sie vor dem Reichstag grasen.

Inspiriert von Klaus Groth und James Krüss

Vielen Dank und frohe Ostern!

18 Replies to “Osterflausch”

  1. Vielen Dank und frohe Ostern ebenfalls.

    Wo ist eigentlich der Zeichner, wenn man einen braucht? Wäre doch zu schön, die Bundesländer des ‚wunderbaren‘ Polyphem zu bebildern.

  2. Danke an Polyphem!

    Das Faszinierende an manchen Hunden ist, dass man beim Fotografieren mitunter das Gefühl bekommt, sie würden sich sehr bewusst in Positur setzen. BamBam zählt wohl auch dazu.

    Feiner Kerl, der Herr BamBam.

  3. @theo: Ja, da sieht das tatsächlich so aus. Es ist aber eher ein „Welche Zumutung muss ich jetzt wieder ertragen, also gut, ausnahmsweise, wenn’s hilft, dass ich mich dann schnell wieder weiter um diese Mäuseplage hier im Land kümmern darf, vielen Dank“.

  4. @Stefan:
    Warum auch immer: er macht das sehr berechnend.
    In diesem Fall nur wegen der Mäuse. Profi halt. ;-)

  5. Also er guckt auch etwas skeptisch. Weshalb er sich da ausgerechnet abknipsen lassen soll. Die Blümchen riechen bestimmt in seiner feinen Nase sehr blümerant… ein bischen erinnert er mich an die Sendung auf ARTE, die gerade um 17.30 die Woche über läuft. Da zieht eine französiche Journalistin mit einem Dalmatiner (schwarz-weiß) als Blindenhund durch diverse Länder. Er immer wieder in Großaufnahme. In manchen Situationen ist seine Verwunderung zu spüren, was sie da alles anstellt.

    Finde die Landeskunde, die wir durch unsere Medien erhalten, überhaupt sehr interessant. Nicht nur in Blogs, auch ganz konventionell für die Normalzuschauer. In überregionalen Radiosendern durch andere Anrufer oder auf den Websiten der lokalen Sender. Man erfährt, was die auf dem Land oder in anderen Städten beschäftigt oder wie sie was lösen.

    BamBam ist ja nun auch schon richtig herumgekommen…

  6. die hundeliebe und ihre Inszenierung geht mir zu weit, dieser bambam ist nett, aber, herr niggemeier, ein durchschnittlicher Hund, lassen Sie ihn Hund sein und verklären sie das Tier nicht- es hilft vielleicht, sich andere Hunde anzusehen- ansonsten ist es nur ein Zeichen des einsamen Alterns. Sorry

  7. Habe auch richtig gelacht, als ich gestern das „Ahhhrggg“ von SvenR hier las, der so gar nichts hiermit anfangen kann… Aber: diese harmlos wirkenden Tier-Themen können es in sich haben. Auf NDR-Seiten haben sich schon Berichte über Seeadler gefunden, die durch unnötige Bleimunition vergiftet wurden. Und einige Zuschauer haben dann eindringliche Kommentare geschrieben, die von den PR-Mitarbeitern der Jagdverbände gelesen werden. So als Appelle aus Familiensicht, denn bei Greifvogelschauen wird auch pädagogisch gearbeitet.

    Das interessiert die Menschen halt und kann auch eine Breitenwirkung haben.

    Besser, wenn nicht nur herzlos nüchtern berichtet wird. Und von etwas einseitig fokussierten Nerds ein Agendasetting über den Rest unserer demokratischen Republik gehängt wird, oder?

  8. Ich mag Hunde. Und Gedichte, die sich um ein flüssiges Versmaß bemühen. Beides finde ich hier vor. Danke.

  9. Einige Themen werden nämlich von den meisten ausgeblendet – dass es beipielsweise etliche Bürger gibt, die sich ihren Netzzugang einfach nicht mehr leisten können oder die spätestens nach dem nächsten Totaldefekt mangels Ersatzgerät resignieren. Weshalb sie diese Probleme haben, interessiert scheinbar keinen. Solange man selbst zu den Lebenstüchtigen gehört… Tafeln und Tierärzte für obdachlose Hundehalter gibt es in einzelnen Städten bereits.

    Hier noch ein niedlicher Tipp: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/mein_nachmittag/videos/pinguinpulli105.html

    Vielleicht ist das sogar eine gute Idee und funktioniert bei der nächsten Öl-Havarie? Nasskalt und schwer wär immer noch besser als Ablecken und ja auch nur temporär.

    Wenn die Fehlermeldung hier eine Blockade bedeutet: man findet es auf ndr.de unter „Mini-Pullis für Zwergpinguine“.

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