Milchmädchen im Einsatz gegen ARD und ZDF: Der Unsinn der Steuerzahler-„Studie“

Heute erkläre ich Ihnen, wie ARD und ZDF eine halbe Milliarde Euro jährlich einsparen können. Achtung: Indem sie das Geld einfach nicht ausgeben. Ta-daa!

Und jetzt sagen Sie nicht, das sei eine Rechnung, für die man nicht einmal ein Milchmädchen wecken müsste. Der Steuerzahlerbund, ein natürlicher Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, hat es mit dieser Rechnung heute in die „Welt“, die „Rheinische Post“, die „FAZ“ und diverse Online-Medien geschafft.

Er hat sie natürlich besser verpackt. Er hat sie als „Sonderinformation 1“ seines „Deutschen Steuerzahlerinstituts“ (DSi) herausgegeben und mit diversen Fußnoten, Quellenangaben und volkswirtschaftlichen Erläuterungen den Eindruck erweckt, es handele sich hier um eine seriöse wissenschaftliche Forschungsarbeit. Die Medien nennen das Papier „Studie“.

Angeblich weist es den öffentlich-rechtlichen Sendern nach, dass sie jährlich 650 Millionen Euro verschwenden.

Der größte Batzen dieses Betrages kommt aus den Sportrechte-Etats der Sender. Die ließen sich, laut der „Studie“, von jährlich 335 Millionen Euro auf 185 Millionen Euro senken. Auf die Zahl von 185 Millionen Euro kommt die „Studie“ nicht durch irgendein akribisches Nachrechnen, sondern durch den „Vorschlag“, es würde doch völlig genügen, wenn ARD und ZDF die Ausgaben für Sportgroßereignisse „generell auf z.B. fünf Prozent des Programmaufwands begrenzen“.

Hätte die „Studie“ ohne weitere Erklärung eine Begrenzung auf „z.B. vier Prozent“ oder „z.B. drei Prozent“ vorgeschlagen, hätten ARD und ZDF nach dieser Logik also noch viel mehr Geld verschwendet.

Darüber hinaus könnten ZDF, arte und Deutschlandradio laut der „Studie“ jährlich 50 Millionen Euro bei den Programmaufwendungen sparen. Diese Zahl ist nicht selbst ausgedacht, sondern stammt aus einer guten Quelle: Dem Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF). Die habe ein solche Kürzungspotenzial bei den Sendern festgestellt.

Das ist richtig. Und sie hat es nicht nur festgestellt, sondern diese Summe den Sendern auch gleich abgezogen. Die KEF hat die Etats, die sie ZDF, arte und Deutschlandradio bewilligt, für die aktuelle Gebührenperiode bereits um dieses Kürzungspotenzial reduziert. Anders gesagt: Die Sender mussten bzw. müssen dieses Geld ohnehin sparen und können es nicht mehr „verschwenden“. Denselben Logikfehler macht die „Studie“ auch beim von der KEF gekürzten Personalaufwand der Sender.

Ein erheblicher Anteil der 650 Millionen Euro, die ARD und ZDF angeblich verschwenden, ist Geld, das ARD und ZDF gar nicht bekommen: Das DSi schlägt vor, die 14 Landesmedienanstalten zusammenzulegen. Die bekommen jährlich 142 Millionen Euro von den Rundfunkbeiträgen. Was man auf diese Weise sparen könnte? Die „Studie“ weiß es — wie so oft — auch nicht, glaubt aber einfach mal — wie so oft — dem ausgewiesenen Medienexperten Hans-Peter Siebenhaar vom „Handelsblatt“. Weil der einmal von einer Ersparnis „im dreistelligen Millionen Euro-Bereich“ schrieb, zählt die „Studie“ einfach mal grob 100 Millionen auf die Gesamtverschwendungssumme — wohlgemerkt: von ARD und ZDF, die damit nichts zu tun haben.

Wie seriös die „Studie“ ist, zeigt sich auch in den Fußnoten. An einer Stelle heißt es:

Der Vorwurf, Politik und Rundfunk unterlägen gegenseitiger Einflussnahme kommt nicht von ungefähr. (…) Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk spielt gelegentlich sein Machtpotenzial gegenüber der Politik aus. So wurde den Abgeordneten des nordrhein-westfälischen Landtags z.B. gedroht, wenn diese gegen den neuen Rundfunkbeitrag stimmten, würde das im WDR eine negative Berichterstattung zur Folge haben.

Urheber dieser Behauptung ist Christian Nienhaus, der Geschäftsführer der WAZ-Gruppe (heute Funke-Gruppe), der das 2011 in einem FAZ-Interview gesagt hatte. Die Passage sorgte — verständlicherweise — für einigen Wirbel; der WDR drohte Nienhaus mit rechtlichen Schritten. Eine Woche später nahm er seine Äußerungen zurück:

„Ich stelle ausdrücklich klar, das ich mit meiner Äußerung nicht die Behauptung aufstellen wollte, der WDR habe unmittelbar oder mittelbar Abgeordneten im Landtag von Nordrhein-Westfalen in Zusammenhang mit deren Abstimmungsverhalten über die Mediengebühr mit einer negativen Berichterstattung im WDR gedroht“.

Die Verfasser der „Studie“ haben das praktischerweise nicht mitgekriegt, was natürlich auch daran liegen kann, dass sie womöglich eher fachfremd sind. Autoren sind im Papier nicht angegeben, am Ende steht nur: „Bearbeitung: Karolin Herrmann“. Karolin Hermann ist Diplom-Volkswirtin und beim DSi eigentlich zuständig für Haushaltspolitik und Haushaltsrecht.

Als Positionspapier und Sammlung von Argumenten gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der bestehenden Form aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die Veröffentlichung natürlich völlig legitim. Es lässt sich aus ihr nur nicht seriös ablesen, wieviel Geld ARD und ZDF jährlich „verschwenden“.

Aber was ist „seriös“ schon für ein Kriterium, wenn es gegen ARD und ZDF geht?

[Offenlegung: Ich habe im Sommer mein Geld hauptsächlich damit verdient, für eine WDR-Sendung zu arbeiten. Persönlich unterstütze ich die Forderungen nach einer Deckelung des Sportrechte-Etats und einer Zusammenlegung der Medienanstalten, aber das ist ja nicht der Punkt.]

59 Replies to “Milchmädchen im Einsatz gegen ARD und ZDF: Der Unsinn der Steuerzahler-„Studie“”

  1. Wenn man selber an den Trögen hängt mangelts wohl so ein wenig an Objektivität…
    Warum sollte man den Sportetat nicht auf x Prozent beschränken? Hat irgend ein Fußballgeiere oder Skispringen irgendwas mit Grundversorgung zu tun? Wer das sehen will soll dafür privat zahlen.
    Aber 7,5Mrd Etat sind natürlich schon knapp bemessen. Da kann man keinen Cent einsparen.

  2. Und wieder können wir es beobachten, dass Kommentatoren ohne (genauere) Ansicht des Artikels (oder gar der Offenlegung), gar nicht auf die Metakritik im Artikel reagieren, sondern einfach nur auf das Stichwort Öffentlich-rechtlicher Runkfunk (bzw. die Gebühren dafür). Und ich vermute, @Peter wird nicht der letzte sein.

  3. Herr Niggemeier, Sie sind für eine Zusammenlegung der Landesmedienanstalten? Haben Sie das mal irgendwo erläutert? Sonst könnte man den Eindruck haben, dass Sie den Förderalismus abschaffen wollen. Wenn man die Bundesländer abschafft, kann man wahrscheinlich noch viel mehr Geld sparen. ;-)

  4. Das Dumme daran ist ja, dass durch solche dummen „Studien“ Diskussionen erschwert werden; die Kritiker meinen schön was fordern zu können und die Öffis wehren sich umso heftiger, weil doch die Basis der Forderungen nicht stimmt – und so schaukelt sich alles hoch und das ZDF zeigt weiter Champions League anstatt Journalismus zu machen.

  5. @Nobilitates #6: Hm, der NDR ist auch für mehr als ein Bundesland zuständig. Oder die Landesbanken. Und bislang scheint der Föderalismus noch existent. Das Zusammenlegen von einigen Bundesländern wäre übrigens auch nicht die schlechteste Idee.

  6. Guter Beitrag gegen irreführende Schlussfolgerungen von manchen „Studien“.

    Nebenbei: Man sieht bei den Kommentaren hier oft das Problem, dass manche den Kern eines Beitrags verkennen. Hier ist es ja die falsche Schlussfolgerung aus fraglichen Zahlen. Aber es wird dazu genutzt, über die „eigentliche“ Sache zu sprechen, obwohl es „eigentlich“ nicht darum geht. Quasi Off-Topic über was anderes zu reden, was durchaus auch relevant ist.

  7. Als ebenfalls natürlicher Gegener des öffentlich-rechtlichen Rundfunks würde ich mich gerne möglichst nachdrücklich von Peters Kommentar distanzieren und Stefan Niggemeier mit entsprechender Verve beipflichten.

  8. Sollten die „Unbedenklich-Abschreib-Journalisten“ der sogenannten Qualitätsmedien sich insgeheim für künstlerisch Gestaltende halten?

    Denn dort bedeutet der Begriff „Studie“ üblicher Weise, einen Entwurf für eine künstlerische Arbeit herstellen, so etwas wie eine mehr oder weniger grobe Skizze. Etwas Unfertiges, noch nicht entgültig Fassbares. Oft auch etwas vollkommen wild Ausgedachtes und noch nie Dagewesenes.

    Dann wäre diese vage „Summenrumschätzerei“ ja eventuell übertragbar.
    Unglaublich das Ganze.

  9. Das Problem bei der Berichterstattung über unseriöse Studien zu dem Thema ist ja auch, dass der Ottonormal-Zuschauer dann gleich wieder das Gefühl bekommt, die Öffentlich-rechtlichen würden „seine“ Gebühren zum Fenster raus werfen. Und dann geht diese Diskussion wieder los…

  10. Man darf allerdings nicht vergessen, daß der Finanzbedarf der Öffis von diesen ebenso willkürlich festgesetzt wird.

    Die Diskussion hört sich für mich ein wenig so an, als würde man den Pizzabäcker kritisieren, der – mit schlechten Argumenten – die Schutzgeldforderungen von Don Corleone kritisiert.

  11. #8, SvenR: Eben deshalb finde ich, dass das erklärungsbedürftig ist. Es gibt zahlreiche Beispiele für länderübergreifende Zusammenarbeit, z.B. BKA. Es gibt eine „Kompetenz“ der Bundesländer für „Rundfunk“. Es gibt auch einige Blogbeiträge des Blogherren, in denen klar rüberkommt, dass die Landesmedienanstalten schon jetzt ihre Verpflichtungen nicht erfüllen (ich erinnere mich an Aufsichtspflichten wie bei Betrugs-Gewinnspielen in diversen Sendern). Es ist also entscheidend, wie das mit dem Zusammenlegen gemeint ist. Der Bund kann das nicht machen (obwohl das beim Fernsehen offensichtlich bundesweit besser zu regeln wäre).
    Aber im Blogbeitrag war der Vorschlag ja eher ein Beispiel für die Absurdität der „Studie“.

  12. Tim, #13:

    Ich warte noch auf deine Belege für die „willkürliche Festsetzung“. Oder möchtest du auf dem gleichen Niveau diskutieren wie der Pizzabäcker?

  13. @ theo

    Ach komm, Du kennst doch die Grundversorgungsdiskussion. Die Öffis können im Prinzip machen, was sie wollen, und bekommen dafür auch das Geld. KEF hin oder her. Alles auf höchst absurde Weise abgeleitet aus der Informationsfreiheit des Grundgesetzes.

    Im Endeffekt entspricht der Finanzbedarf dem, was für die Produktion der von den Anstalten definierten Grundversorgung nötig ist. Das ist: Willkür.

    Der Rechtfertigungsbedarf liegt IMHO in jedem Fall bei den Öffis und keinesfalls bei den Gebührenzahlern.

  14. @ Stefan Niggemeier

    Das lasse ich dem Steuerzahlerbund gern durchgehen, solange er nur weiter auf die Öffis eindrischt.

    PS: Daß der Steuerzahlerbund sehr oft Quatsch veröffentlicht, war Dir doch aber auch vorher klar, oder? NGOs verhalten sich in der Öffentlichkeit genauso wie Parteien. Heilige gibt es dort längst nicht mehr.

  15. @Niggemeier: Die Frage in #6 war ernst gemeint. Haben Sie das: „Persönlich unterstütze ich die Forderungen nach … einer Zusammenlegung der Medienanstalten“ schon mal irgendwo dargelegt? – Damit ichs erst mal dort nachlesen kann, bevor ich Sie hier sinnlos auffordere, das zu präzisieren?

  16. @Tim: Hey, Lügen für die gute Sache. (Sie werden in diesem Blog nicht froh werden.)

    @Nobilitatis: Warum sollten die Länder nicht eine gemeinsame Landesmedienanstalt per Staatsvertrag organisieren können, wenn es rechtlich schon unmöglich sein sollte, dass der Bund das übernimmt? Dass die jetzige Organisationsform der Medienaufsicht ein Anachronismus ist, haben die LMAs, glaube ich, gerade in jüngerer Zeit eindrucksvoll bewiesen.

  17. Stefan Niggemeier: Ein Grund gegen die Zentral-LMA: Sie wird ähnliche Prämissen vertreten wie die „Deutsche Content-Allianz“. Und daraus Schlüsse ziehen.

  18. An welcher Stelle genau wird in der Studie oder in den Presseberichten eigentlich davon gesprochen, dass die Sender 650 Millionen Euro „verschwenden“ würden? Das zitiert Stefan Niggemeier ja sogar wörtlich, also muss es ja irgendwo stehen.

    Das ist für mich der entscheidende Punkt. Dass es immense Einsparpotentiale im ÖR gibt, dürfte ja wohl niemand bestreiten wollen. Was z.B. die Sportrechte-Etats angeht: was ist falsch an dem Vorschlag, diese zu begrenzen?

    Den ersten Absatz von Niggemeiers Text verstehe ich übrigens nicht. Der ÖR ist frei darin, wieviel Geld er seinen Moderatoren zahlt, wieviel Geld er für Sportrechte raushaut etc. Also ja, wenn er Geld einsparen will, dann einfach dadurch, dass er es nicht ausgibt.

  19. Die 5%-Forderung ist ein großartiges Scheinargument. Ich werde das in umgekehrter Richtung mal in eine Gehaltsverhandlung einbringen. „Ich finde, man sollte nicht mehr als 10% seines Gehaltes für Verpflegung ausgeben müssen. Ich gebe aber deutlich mehr aus, also muss mein Gehalt erhöht werden. “ :)

  20. Das heißt dann also, in der Studie selbst taucht das Wort Verschwendung nicht auf. Sondern nur in Presseberichten.

    Wieso schreibst du dann: „Hätte die »Studie« ohne weitere Erklärung eine Begrenzung auf »z.B. vier Prozent« oder »z.B. drei Prozent« vorgeschlagen, hätten ARD und ZDF nach dieser Logik also noch viel mehr Geld »verschwendet«“?

    Das sieht doch nach einem Wortzitat aus. In der Studie wird doch aber offenbar lediglich von Einsparpotentialen gesprochen. Es ist ein erheblicher Unterschied, ob Geld „verschwendet“ wird oder ob man schlicht weniger Geld ausgeben könnte.

  21. Es ist müssig, über Verschwendung zu streiten. Das ist systemimmanent überall gegeben, wo Apparatschiks mit zwangsweise abgezocktem Geld anderer umgehen. Das Grundproblem ist ein anderes: Ein sich allzuständig gebärdender sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat organisiert sich praktischerweise auch gleich die Medien grossenteils selbst, die in echten Demokratien die Machthaber kontrollieren sollen – statt dessen gibt es Brot und Spiele für das Volk der „glücklichen Sklaven“. Da ist „Verschwendung“ halt relativ – wer sich schon heute mit (direkten und indirekten) Steuern, Abgaben, Gebühren, usw. zwei Drittel seines Arbeitsergebnisses widerstandslos abnehmen lässt, regt sich über 500 Mio mehr oder weniger nicht mehr auf. Wozu auch?

  22. „organisiert sich praktischerweise auch gleich die Medien grossenteils selbst, die in echten Demokratien die Machthaber kontrollieren sollen“

    So ein Quatsch. Die Aufgaben der Medien ist neutral zu informieren. Die Kontrolle des Staates ist Aufgabe des Souveräns, nicht der Medien.

  23. Ach, Tim hat recht. Hier heiligt der Zweck die Mittel. Da ist noch Luft nach oben, Steuerzahlerbund!

    Warum ist noch keiner auf die Idee gekommen, der GEZ die Schuld für „Helden – Wenn dein Land dich braucht“ (ich habe den Trailer im Kino gesehen, der ganze Saal hat noch bis zum Anfang des Hauptfilms gelacht) zu geben?
    Memo an mich…

  24. Es ist schon etwas traurig, wie man mit schlabbrigen Studien versucht Stimmung zu machen, dabei gäbe es doch genug ernsthafte Ansätze, um den öffentlich–rechtlichen Rundfunk zu kritisieren. Traurig ist aber auch das Nachplappern von Medien, die nicht die Voraussetzungen für Zahlen prüfen. Allerdings bedienen sich die öff.-r. selber dieser Strategie, große Zahlen zu verkünden, die erst mal ungeprüft gemeldet werden. Aktuell sieht WDR-Intendant Buhrow ein Milliarden-Loch beim WDR drohen, bei einem Jahres-Etat von etwas über 1 Mrd.. Dies schöne Loch kommt durch die Aufaddierung von 10 Jahren zustande unter der Prämisse, dass es keine Beitragserhöhungen gibt. Wie dramatisch die Lage ist, zeigen die ersten Sparankündungen: 50 von über 4000 Stellen sollen gestrichen werden, also etwas über 1 %.

  25. @29

    „Warum ist noch keiner auf die Idee gekommen, der GEZ die Schuld für »Helden — Wenn dein Land dich braucht« (ich habe den Trailer im Kino gesehen, der ganze Saal hat noch bis zum Anfang des Hauptfilms gelacht) zu geben?
    Memo an mich…“

    Vielleicht mal RTL fragen?

  26. @theo:
    Man könnte ja noch weitergehen (ich überstrapaziere den Witz wohl schon…) und von mir aus RTL im Gegenzug „Unsere Mütter, unsere Väter“ überlassen…bekanntermaßen sind die Öffentlich-Rechtlichen aber so verdammt stolz auf dieses Machwerk.

  27. Die Medienanstalten betreiben reine Standortpolitik, daher können die Privaten auch die Regeln „beugen“… außerdem haben wir eben Provinzmedienpolitik, genau wie die dt. ÖR provinzielles Fernsehen machen, und kein weltläufiges. Danke Föderalismus.

  28. Also bei der Studie sehe ich nur die 50 Millionen bei ARTE und das Zitat als Fehler an. Da haben sie Fehler gemacht aber das andere ist in Ordnung.
    Bei den Sportrechten schlägt die Studie halt eine Budgetirrung vor das sie auch genauso klar schreiben:
    „Ein weiterer Einsparvorschlag wäre also, die Ausgaben für Sport-
    großereignisse generell z. B. auf fünf Prozent des Programmauf-
    wands zu begrenzen.“
    Eine Budgetirrung bei den Sportrechten ist ein gangbarere Weg um Geld einzusparen/nicht mehr Geld auszugeben. Die „Sparmaßnahme“ der Budgetirrung wird in der Studie ja auch erklärt. Ich finde das in Ordnung.

    „Die Monopolkommission schlägt daher vor, den öffentlich-recht-lichen Funktionsauftrag über die Kostenseite einzugrenzen. So
    könnte das Programmangebot z. B. budgetiert werden. Da es un-
    ter den gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen nicht mög-
    lich sei, einzelne Programmsparten einzusparen, sollten diese
    zumindest einer pauschalen Budgetvorgabe unterstellt werden. “

    Da die Landesmedienanstalten eben auch mit den Gebührengeldern finanziert werden kann man diese auch in die Sparmaßnahmen rein nehmen. Wenn da Geld eingespart wird werden die Gebühren/Beiträge ja niedriger. Das die Landesmedienanstalten aus Beitragsgeldern finanziert werden ist ja generell reformbedürftig.

    In der Studie sind sehr viele richtige Einsparmöglichkeiten und Gedanken verfasst über die man diskutieren könnte… aber anstatt das zu machen wird sich an ein zwei Fehlern auf gehangen. So kommt man natürlich nicht weiter. Warum keinen Artikel schreiben wo über die richtigen Einsparmaßnahmen diskutiert wird.

    Zu den 650 Millionen Einsparmöglichkeiten sagt die Studie ja selber das sie nur geschätzt sind:
    „Als Größenordnung erscheint ein geschätztes
    Einsparpotenzial von 600 bis 650 Mio. Euro aber eine durchaus
    realistische Untergrenze zu sein“

  29. @ Thorium, #35:

    Was ist denn „weltläufiges Fernsehen“? Und was ist an „provinziellem Fernsehen“ per se schlecht? Klar haben die Dritten die Aufgabe, auch auf regionaler und z.T. lokaler Ebene zu berichten.

  30. @DaW: es geht nicht um die Dritten und die Nachrichten. Aber in Deutschland macht der ÖR lieber 15 Provinz-Schmunzelkrimi Serien als drei richtige, die auch international ernst genommen würden. Deutschland hat einen 7,5 Milliarden ÖR, der aber eben trotz dieser riesen Summe in vielen Bereichen kein internationales Niveau, sondern eben nur Provinzniveau erreicht.
    Und Verschwendung bedeutet für mich Ausgaben, die zu keinem Mehrwert führen. Man kann auch gute regionale Information bieten, ohne dass jede Provinz ihren eigenen Intendaten plus Verwaltungsapparat hat. Alleine die Zahl der ARD Anstalten ist Verschwendung, genau wie die Zahl der Landesmedienanstalten.
    Man muss doch nur anschauen, was zB das schwedische TV mit weit weniger Gebühreneinnahmen leistet, gegenüber dem Deutschen.

  31. Des Steuerzahlerbunds selbst auferlegte Aufgaben erstrecken sich qua Name gar nicht auf Beiträge und Gebühren, aber egal. Vielleicht fühlten sich die Leute einfach schon lange nicht mehr medienpräsent genug. Und ÖR-Bashing geht ja immer.
    Das Großziel ist ja ohnehin, das Fernsehen komplett zu privatisieren. Über die Auswirkungen kann man jetzt streiten, aber besser wird dadurch sicherlich nichts.

    Wen vertritt diese Lobby da eigentlich? Lt. Wikipedia nach eigenen Angaben 60–70 % mittelst. Unternehmen, Mitgliederzahl 2010: 310.000, -27 % in zehn Jahren.
    Was ist ihr Selbstverständnis? Niedrigeres, einfacheres und gerechteres Steuersystem (kennen wir das nicht irgendwoher?), weniger Verschwendung.
    Wer hat die Studie veröffentlicht? liberal, ein Magazin der Friedrich-Naumann-Stiftung.
    Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, dass die FDP sich für ihre neue Rolle in der außerparlamentarischen Opposition warmläuft.

    Die Studie selbst wirkt ziemlich zusammengeschustert, wie ein Schnellschuss. Es ist z. B. ziemlich abwegig, irgendeine Prozentzahl für Sportübertragungen festzusetzen, die sich aus dem Programmaufwand ergeben soll. Das sind Maßnahmen von Unternehmensberatern, die mit der Materie nicht vertraut sind. Was sind 335 Mio. Euro für Sportrechte? Unter 5 % der gesamten Beiträge. Ich halte das schon für gerechtfertigt. Da gibt das Innenministerium 241 Mio. Euro (2011) für die Sportförderung aus, und wir sollen das dann nicht mehr sehen?

    Vielleicht sollten die ÖR eher ihre Marktmacht einsetzen und überteuerte Forderungen von Sportverbänden bzw. deren Vermarktern einfach nicht bezahlen. Dann gibt es halt in einem Jahr kein Olympia oder CL im ÖR, sollen doch die Privaten sich die Finger mit dem Verlustgeschäft verbrennen. Dann wird’s danach eben billiger.
    Fakt ist, dass die Menschen das sehen wollen, also gibt es guten Grund, das auch zu übertragen.
    (Leider gilt das auch für Sachen wie Telenovelas und Stadls.)

  32. @Thorium: Da mag etwas dran sein, aber wann ist etwas besser geworden, wenn man es billiger gemacht hat? Und wie soll gutes regionales Fernsehen stattfinden, wenn es weniger lokale Sender gibt?
    Es gibt sicher Reformbedarf im ÖR, aber einfach mal nach weniger Geld schreien ist m. E. kein guter Ansatz. Es lassen sich bestimmt durchdachtere Lösungen finden, die am Ende auch weniger kosten.

  33. Da es jetzt ja doch wieder eine Diskussion in der Sache wird (nachdem Niggemeiers Artikel nicht so recht überzeugend ist):
    – Wieso sollten die ÖR überhaupt Sportübertragungen machen? Das können die privaten Sender genauso gut.
    – Wieso sollen die ÖR von Gebührenzahlergeld Telenovelas senden, oder Unterhaltungsshows? Die besseren Telenovelas (wenn’s das gibt) und die besseren Shows laufen auf den privaten Sendern.
    – Wieso keine Streichung / Zusammenlegung von ARD-Sendern? Wozu brauchen wir x ARD-Sender, die auch noch jeder einen oder mehrere teure Tatorte produzieren?

    (Ja, ich kenne die Rechtsprechung des BVerfG zur Grundversorgung, halte sie aber für überholt und falsch.)

  34. Ergänzung: AMC z.B. ist KEIN öffentlich-rechtlicher Sender. Deshalb / trotzdem schaffen die Serien wie Breaking Bad oder The Walking Dead.

    Zur Rundfunklandschaft in den USA (Zitat aus Wikipedia): „Daher existiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk (in den USA) nur in Nischen, die für Unternehmen als Werbende weniger attraktiv scheinen und daher anderswo in der Medienlandschaft nicht zu finden sind. Dazu gehören Bildungs- und Kultursendungen, Dokumentationen, öffentliche und politische Angelegenheiten.“ – Wieso ist das in Deutschland nicht möglich, zumindest aber eine erhebliche Eingrenzung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?

  35. @Stanz: Ich kann Ihnen in keinem Ihrer drei Punkte zustimmen. Aber das ist ja nicht das Thema.
    Dennoch ist es interessant, wie eine Lobby, die sich mit ihrem Namen einen großen Anstrich verleiht, mit halbgaren Behauptungen Schlagzeilen und Draufschlagphantasien erzeugt, wo sie nach eigener Positionierung gar nichts zu sagen hätte.

  36. @Olive 40
    Wie haben eben auch keine bessere Qualität wenn wir viel mehr Geld ausgeben als die anderen. Mehr Geld ausgeben ist kein Garant für Qualität wie man bei unsere ÖR sieht. Dann lieber weniger Geld ausgeben.
    Die Zusammenlegung von Rundfunkanstalten und Landesmedienanstalten sind doch konkrete Sparvorschläge die auch umsetzbar sind. Wie viel Regionales wird den in den Sendern gezeigt? Ein Drittel?
    Der NDR versorgt vier Bundesländer mit regionalem..und das funktioniert. Warum sollen dann z.B. das kleine Saarland oder Bremen einen eigenen Rundfunkanstalt haben. Da gibt es Einsparpotentiale ohne das regionale Berichterstattung weniger werden müsste. Genauso wie bei vielem anderen bei den ÖR.

  37. @Olive 39
    Was ist denn realistischer… das die ÖR freiwillig keine Sportrechte mehr erwerben um Druck aufzubauen oder das die Gremien eine Budgetirrung (egal in welcher Höhe) festlegen um den bei den Sportrechten zu sparen.
    Ich finde den Ansatz der Studie realistisch und umsetzbar… Mehr auf jeden Fall als auf die Vernunft der ÖR zu setzten.

  38. @Patrick S.:
    Reformbedarf im ÖR ist ja eine eigene Diskussion. Unter Reform wird aber viel zu oft nur Kostensenkung verstanden. Ich hätte gerne (weniger Gerangel und) mehr Qualität. Die meisten Zuschauer scheinen das aber nicht zu wollen (Bsp. Quoten: RTL vs. Arte).
    Mit dem Saarländischen Rundfunk und Radio Bremen gebe ich Ihnen Recht, aber fragen Sie lieber die Saarländer und Bremer.

    Meine Überlegung bzgl. der Sportrechte ist die, das Kostenproblem auf Seiten der Anbieter zu sehen. Die Verbände/Vermarkter werden immer gieriger, und testen aus, was der Fan bereit ist zu zahlen/ertragen. Sollten die nicht eigentlich darum betteln, dass sie mit ihren Werbebanden (tolle Doppeldeutigkeit!) gezeigt werden?
    Der ÖR sagt: Gut, wir haben Versorgungsauftrag, also müssen wir zahlen. Das gilt dann für die Großevents. Leider gibt es aber mehr als nur Fußball, Wintersport und Olympia. Die schlucken aber schon einen Großteil des Budgets.
    Normalerweise kann man sich den Rest dann bei Eurosport ansehen, die können sich durch das immer absurdere Hochbieten aber vieles gar nicht mehr leisten (und machen dennoch das bessere Programm).
    Im Sport dominieren wirtschaftliche Aspekte immer stärker. Ich frage mich immer, warum das ein Wachstumsmarkt sein soll, wo Sport doch damals mal zur Freizeit gezählt hat.
    Aber das ist nun wirklich ein sehr weites Feld.

  39. @ Thorium, #38
    Wieviele schwedische Krimis laufen denn so in anderen Ländern?

    (Ich möchte den ÖR nicht bis ins Letzte verteidigen, aber dieses ständige Schreien nach irgendeinem vermeintlichen Weltniveau ist mir genauso fremd.)

  40. @Twipsy, 31: Dankeschön.
    @Alle: Weniger Fernsehen kostet immer weniger Geld. Eine Kostendiskussion müsste nachrangig sein einer Leistungsdiskussion. Erst wenn man sinnvoll und mehrheitsfähig festgelegt hat, was „Grundversorgung“ sein soll, kann man über Einsparungen sinnvoll sprechen. Das amerikanische System kann nicht der Ersatz für das deutsche sein. Dort findet praktisch fast kein ö.-r. statt und das merkt man dem Mediensystem auch an.

  41. @DaW #48: viele ! Die Wallander Reihe und auch Produktion wie „The Bridge“ oder die Stieg Larsson Reihe waren internationale Hits, in Großbritannien wird das mittlerweile unter „Scandinavian Crime Drama“ geführt. zB. auch „Lund“ aus Dänemark.
    Aber das war nur ein Beispiel, besonders heftig deutlich wird das Provinzwesen auch im Radiobereich. Die ARD hat 65 Sender, 3/4 sind Chart und Schlagerdudler. Wer mal BBC Radio2 oder Radio4 gehört hat… die haben weniger Sender, aber bessere.

    @Olive: da stimme ich sogar zu. Das ist ja auch der Fehler der von Niggemeier zurecht kritisierten Studie. Verschwendung ist für mich, wenn jemand einspart aber dann immer noch dasselbe bietet – oder aber, wenn er mit demselben Geld, ohne Einsparungen, mehr bietet ! Letzteres fände ich den besten Weg. 18 Euro im Monat sind nicht zuviel, aber es müsste für diese 18 Euro weit mehr geboten werden als derzeit geschieht.
    Es heißt immer „German efficiency“. Beim Autobau vielleicht – beim Rundfunk und Fernsehen haben wir eines der ineffizientesten Systeme der Welt.

  42. „(Ja, ich kenne die Rechtsprechung des BVerfG zur Grundversorgung, halte sie aber für überholt und falsch.)“

    Super!

    >> Ja, ich kenne die Rechtsprechung zu Steuerhinterziehung/Diebstahl/Mord, ICH halte sie aber für überholt und falsch und daher sollte sich bitte jetzt das ganze Land nach meiner Meinung richten. <<

    Ist das so gemeint? Dann brauche wir den Kommentator wohl nicht weiter erst nehmen, oder?

  43. @Olive
    Gerade da der Sport im teurer wird ist eine Budgetierung doch sinnvoll… da können die ÖR nicht mehr für alles jeden Preis bezahlen. Dann müssen sich die ÖR überlegen was sie mit ihren Geld einkaufen. Das wirkt sich dann auf den Preis aus.
    Deshalb finde ich den Vorschlag der Studie auch sinnvoll.

    Natürlich darf man bei Reformen nicht nur an die Kostenseite sondern auch an die Qualität und Strukturen denken. Da stimme ich voll zu. Aber bei der Studie ging es halt um die Finanzen.

    Das mit dem SR und BR geht aber nicht nur die Saarländer und die Bremer an. Jeder Gebührenzahler zahlt für die mit. Alleine sind diese beiden Rundfunkanstalten ja schon seit Jahren nicht überlebensfähig. Sie werden von allen Beitragszahlern subventioniert. Deshalb darf man sie auch in Frage stellen.

  44. Danke für diesen Artikel… dein Fazit fasst es schon perfekt zusammen! Gerne wird einfach nur gegen die öffentlich-rechtlichen geschossen ohne fundiertes Hintergrundwissen oder überhaupt einem Faktencheck.

  45. @Patrick S.:
    Ich bin ja gar nicht dafür, das der ÖR weniger für Sportrechte ausgibt, sondern dass mehr Geld für andere Sportarten neben den „großen“ übrig bleibt. Die Wikipedia listet über 500 Sportarten auf (inkl. Zwergenwerfen). Wie viele werden übertragen?
    Bsp. Tennis: Abgesehen davon, dass das ganz gut von Eurosport abgedeckt wird, klinken sich der ÖR ab und zu ein, wenn gerade Fußballpause ist und der Kohlschreiber es mal ins Halbfinale gegen Federer geschafft hat. Doll!

    Ich hätte aber noch einen anderen Sparvorschlag: Zwischen 14 und 19 Uhr einfach mal Sendepause! ;-)

  46. Arte Geld wegzunehmen ist schon mal der größte Unfug. Schließlich istd as der einzige ÖR-Kanal, den man ansehen kann.

    Bei den Sportrechten zu sparen, wäre dagegen sehr sinnvoll. Aber da ist die Lobby stärker.

    Die ÖR mit schlechten Studien anzugreifen, ist allerdings saudumm. Aber vielleicht hat ja jemand von der ARD einen Freund beim Bund der Steuerzahler und dem eingeflüstert „mach doch mal das so und so, dann fliegt es auseinander und wir haben wieder ein paar Jahre Ruhe vor dem Vorwurf der Gebührenverschwendung“…

  47. Wenn kein (oder weniger Sport) läuft, muss ja wohl was anderes gesendet werden. Was kostet da? Also, so einfache Rechnungen wie in der „Studie“ sind Humbug.
    Mit den Landesmedienanstalten ist es so wie bei den Landesämtern für Verfassungsschutz – keiner brauchr sie wirklich, aber sie bieten gut bezahlte Arbeitsplätze.

  48. @Hahn
    Naja die Sportrechte sind ja schon sehr teuer… bestimmt teurer als was da sonst so gesendet wird. (wenn man sich z.B. die CL ansieht) Außerdem haben die ÖR ja jede Menge Sachen die sie senden können. Da könnte man Dokumentationen statt um 23 30 Uhr halt mal früher senden oder jetzt Mad Man statt 23 45 auch früher senden. Genauso haben sie ja viele Rechte an Filmen,Dokumentaionen etc die sie senden können. Das Problem bei ARD und ZDF ist ja nicht zu wenig Sendematerial haben sondern eher das sie zu viel.. sie finden oftmals keinen Sendeplatz dafür.
    Bei den Sportrechten kann man natürlich sparen…
    und einfach mal die Studie lesen… hat wahrscheinlich kaum einer gemacht ;-)

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