Das Konzert „Sing for Democracy“, mit dem Bürgerrechtler und Oppositionelle im Vorfeld des Eurovision Song Contest für Meinungsfreiheit in Aserbaidschan werben wollen, wird nicht in der Öffentlichkeit stattfinden. Die Regierung in Baku hat entsprechende Anträge abgelehnt. Gleich acht verschiedene Plätze hatten die Organisatoren vorgeschlagen — ohne Erfolg. Nun muss die Veranstaltung am kommenden Sonntag in einem Musikclub stattfinden.
Damit ist ungefähr nichts übrig von der Illusion, die Aufmerksamkeit rund um den ESC werde das autoritäre Regime in Baku dazu bewegen, sich wenigstens ein bisschen kompromissbereit, friedlich oder demokratisch zu geben. Natürlich hätte die Regierung auch ein Zeichen setzen können und einige politische Gefangene freilassen. Aber sie wusste wohl, dass das nicht nötig war.
Die Regierung zeigt, was sie darunter versteht, einen guten Eindruck zu machen: Nicht das Zulassen von Widerspruch. Sondern die möglichst umfassende Illusion, es gäbe keinen.
Die Fassaden stehen.
„Hübsch“, lautete das erste öffentliche Urteil von Jan Feddersen, der für den NDR über den ESC bloggt, über die Stadt nach einem knappen Tag Anwesenheit und einer Fahrt im Shuttlebus. „Wahrscheinlich darf man das nicht offen aussprechen“, fügte er hinzu, „weil wir doch in Deutschland so heftig über Boykott, Ächtung bis hin zur Disqualifikation debattiert haben.“ Als sei Deutschland das Land, in dem man Dinge nicht offen aussprechen darf. Und als sei es die Schönheit der Fassaden, die heftig debattiert wurde, und nicht der Dreck dahinter und die Brutalität, mit der sie errichtet wurden.
Die Logik, auf die sich viele Journalisten, Fans und Kritiker im Vorfeld einigen konnten, lautete: Es sei gut, wenn möglichst viele Leute nach Baku fahren und sich vor Ort ein eigenes Bild machen. Aber die Leute, die jetzt in Baku sind, sehen natürlich vor allem: die Fassaden.
Genau dafür wurden sie ja errichtet. Und sie sind wirklich eindrucksvoll. Baku ist überwältigend spektakulär. Die weiten Parks, die aufs Adretteste renovierte Altstadt, die Licht- und Wasserspiele überall, die Protzbauten aus unterschiedlichsten Epochen. Die Kontraste hier waren immer schon eindrucksvoll, jetzt ist die Stadt auch eine Leistungsschau für modernste, gewaltigste Architektur.
Unfassbar, wie die drei gerade fertig gestellten Flammentürme über der Stadt thronen. Sie wirken, als hätten Riesen sie einfach aus der Luft in die Stadt geworfen. Nachts zaubern zehntausende LEDs auf die Fassaden lodernde Flammen oder die Silhouette von Menschen, die die aserbaidschansiche Flagge schwenken. Die Kristallhalle leuchtet und glitzert nicht nur; riesige, bewegte Scheinwerfer markieren ihre Position im Himmel über Baku.
Ähnlich wie die Olympischen Spiele in Peking ist der Eurovision Song Contest in Aserbaidschan auch Werbung für ein politisches System, in dem die Verwirklichung großer und größter Visionen nicht durch lästige rechtsstaatliche Hürden behindert wird. Staunend flanieren Einheimische und Besucher auf dem prachtvollen Boulevard, der sich jetzt das ganze Ufer an vielen spektakulär herausgeputzten alten und neuen Gebäuden entlang bis hin zur Kristallhalle erstreckt. Sie sehen, was enorm viel Geld und fast uneingeschränkte Macht möglich machen.
Den Preis, der dafür gezahlt wurde, sieht man nicht.
Es ist ja nicht so, dass sich dieses Land für einen Besucher unmittelbar anfühlen würde wie eine Diktatur oder jedenfalls ein repressiver Staat. Es ist nicht so, dass Unrecht und Korruption einem beim Streifen durch die neuen alten Straßen mit den ganzen Läden internationaler Designer das Leben schwer machen würden, im Gegenteil.
Natürlich freuen sich auch die Bewohner Bakus, dass ihre Stadt sich so herausputzt; dass sie alles tut, um sich der Weltöffentlichkeit strahlend und modern und wohlhabend und europäisch zu zeigen. (Jedenfalls, wenn sie nicht zu den Tausenden gehören, die mit ihren Wohnungen oder ihren Geschäften dieser Verschönerung im Wege stehen.) Die Menschen freuen sich über die Aufmerksamkeit, sie sind stolz, diesen Grand Prix ausrichten zu dürfen, und in gewisser Hinsicht ist das alles sicher auch Teil der umwerfenden Gastfreundschaft, die die Aseris pflegen.
Die Summen, die Aserbaidschan direkt oder indirekt für den Wettbewerb ausgegeben haben sollen, sind atemberaubend. Einiges davon hätte die Stadt natürlich ohnehin in ihrem Modernisierungsprogramm ausgegeben; andererseits kommt anscheinend ein Teil der Mittel zum Beispiel für die Kristallhalle auch aus Etats, die eigentlich für grundlegende Sanierungsarbeiten reserviert war.
Die Innenstadt Bakus scheint vollständig dem Wettbewerb gewidmet zu sein. Überall hängen ESC-Poster und -Plakate, die kürzlich angeschafften Londoner Taxis fahren alle mit dem ESC-Logo, in den Straßen blinken aufwändige ESC-LED-Installationen.
Der Eurovisions-Zirkus, der um die Welt zieht, findet natürlich in einer Blase statt. Die Fans und Berichterstatter verbringen ihre Zeit hier in Shuttlebussen, bei Proben und auf Pressekonferenzen, auf denen es um nichts geht, schon gar nicht darum, wie die Polizei am Montag gegen Demonstranten vorgegangen ist, die für das Recht zu demonstrieren demonstrieren wollten.
Ich will das niemandem vorwerfen, ich bin ja selbst Teil davon. Es ist nur desillusionierend, in welchem Maße das Kalkül der regierenden Clique aufgeht.
Alle Teilnehmer, die auf den Pressekonferenzen gefragt werden, sagen, wie beeindruckt sie von der Stadt und allem sind. Und sie haben ja auch recht.
Ich habe ein mulmiges Gefühl hier. Nicht weil ich in irgendeiner Weise um meine Sicherheit fürchtete — als akkreditierter Journalist scheint man hier tatsächlich eine Vorzugsbehandlung zu genießen. Sondern weil es so schwer ist, nicht selbst Teil der Inszenierung zu werden, wenn man sich auf den Spaß an diesem bekloppten Wettsingen einlässt. Und weil es der Opposition so wenig gelingt, Anlässe zu schaffen, die sie sichtbar machen, kleine Störungen in der glatten Fassade, die das aserbaidschanische Regime und die Europäische Rundfunkunion EBU gleichermaßen bewahren wollen.
Dieser Eurovision Song Contest ist natürlich eine Veranstaltung, die der aserbaidschanischen Regierung dient. Wenn die EBU ihn in ihrer Mischung aus Kalkül, Feigheit und Naivität als „unpolitisch“ bezeichnet, entspricht das den Interessen der Regierung.
Die Zahl der Menschen, die hier versuchen zu demonstrieren, die Rechtsverstöße anprangern und für Bürgerrechte kämpfen, ist klein. Die Regierung hat den Menschen das Interesse an politischem Engagement systematisch ausgetrieben. Die Botschaft ist klar: Man kann gut leben in Baku, womöglich sogar immer besser dank des Ölreichtums, über den das Land seit wenigen Jahren selbst verfügen kann, wenn man sich nicht mit den Mächtigen anlegt.
Die wenigen Leute, die sich engagieren und die die Anwesenheit so vieler internationaler Gäste und Journalisten zu nutzen versuchen, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen, scheinen überfordert oder überlastet. Vielleicht sind sie aber auch nur chancenlos gegen die Professionalität des Apparates.
Human Rights Watch hatte die schöne Idee, einen Stadtplan von Baku für Touristen zu produzieren, auf dem nicht nur touristische Höhepunkte eingezeichnet sind, sondern auch Orte, an denen Oppositionelle überfallen oder Proteste niedergeschlagen wurden. Ich habe noch keine dieser Karten hier in Baku gesehen; ich wüsste auch nicht, wo sie zu finden sein könnten. Vielleicht ist die Regierung so erfolgreich, solche Versuche der Gegenöffentlichkeit zu unterbinden. Vielleicht muss sie sie gar nicht unterbinden, weil ihre Gegner so schlecht organisiert sind.
Überall ist Polizei. Als wir nach unserem Flug über Istanbul nach Baku gegen drei Uhr morgens in unserem kleinen Hotel ankommen, sitzen im winzigen Foyer vier Uniformierte. Ich weiß nicht, ob sie da sind, um uns zu beschützen oder andere vor uns, aber einer ist immer da. Meistens fläzen sie sich auf den Sofas und beobachten uns beim Ein- und Auschecken, mindestens einer lungert vor dem Haus herum und unterhält sich mit Kollegen. In jedem Shuttle-Bus sitzt vorne ein Beamter, auf jeder größeren Straßenkreuzung steht ein Streifenwagen, jeder Delegationsbus wird von einem Polizeiauto begleitet, Sicherheitsleute patroullieren durch die Parks, schreiten beim Filmen von Sehenswürdigkeiten ein, stehen zu Dutzenden an neuralgischen Umsteigepunkten herum.
„Vor Uniformierten muss man in Aserbaidschan keine Angst haben“, sagt der dapd-Korrespondent vor Ort, und für ihn gilt das bestimmt. „Baku ist eine sehr sichere Stadt“, lobt der Grand-Prix-Oberverantwortliche Jon Ola Sand, und das trifft zweifellos zu. Wie man auch in Polizeistaaten gewöhnlich Kriminalität nicht fürchten muss, solange man damit nicht die des Staates meint.
Ich will das Land nicht dämonisieren. Das hier ist nicht eine Art Nordkorea mit Geld. Und darin, dass Aserbaidschan seine Zukunft in Europa sucht, steckt ja eine große Chance, wenn Europa umgekehrt das Land nicht nur als Öl-Lieferanten und Geschäftspartner sieht, sondern selbstbewusst für seine Werte und Fundamente wirbt und einsteht. Das müsste man dann aber auch tun.
Gestern hat in Baku eine Konferenz stattgefunden, zu der die Opposition eingeladen hatte. Ich war leider nicht vor Ort, aber es muss ein Spektakel gewesen sein. Überraschend hat die Regierung mehrere Vertreter geschickt, was sensationell ist, weil beide Seiten seit Jahren nicht an einem Tisch gesessen haben. Andererseits sagt die Art, wie sie dann miteinander geredet haben, viel über den trostlosen Zustand der politischen Kultur im Land aus. Vertreter der Regierung und regierungstreue Journalisten beschimpften die Kritiker und Bürgerrechtler und griffen auch den deutschen Vertreter von Reporter ohne Grenzen an.
„Es sollte aussehen wie ein Dialog, aber es war kein Dialog“, fasste der Moskauer ARD-Korrespondent Georg Restle die Veranstaltung in der „Tagesschau“ zusammen.
Die Blogger vom „Vorwärts“ waren vor Ort und berichteten über den bezeichnenden Umgang mit der Journalistin Khadijah Ismayilova, die mit heimlich in ihrer Wohnung aufgenommenen intimen Bildern erpresst wurde. Kurz darauf wurde ein entsprechendes Video ins Netz gestellt, regierungsnahe Zeitungen machten es bekannt.
Khadijah Ismayilova hatte aufgedeckt, dass die Präsidentengattin, der laut aserbaidschanischem Recht Firmenbeteiligungen untersagt sind, in Panama unter 5 Firmen registriert ist. Sie ist sich deshalb sicher, dass hinter der Diffamierungskampagne das Ministerium für nationale Sicherheit beziehungsweise die Staatskanzlei des Präsidenten stecke.
An dieser Stelle gab es lautstarke Tumulte der Regierungsfreunde im Saal; ein Vertreter des Justizministeriums erdreistete sich nicht, der Journalistin die Schuld an dem Video selbst zuzuschieben, indem er betonte, wie konträr ihre moralische Einstellung doch zum Rest der Frauen des Landes stünde.
Ihr Privatleben sei ihre Sache, konterte die Journalistin. Nein, erwiderte ein Vertreter des Regierungssenders, sie habe schließlich auch über die Familie des Präsidenten geschrieben.
Aber wer will diese Geschichten hören? Das Thema Menschenrechte ist durch. Leute wie Jan Feddersen haben es ohnehin fast ausschließlich auf abstrakte Art behandelt. Er verbrämt die menschlichen Schicksale hinter kunstvollen Formulierungen wie: „Dass da einige Häuser auf demokratisch unschöne Weise geräumt werden mussten… “ Er schreibt von der „miesen Menschenrechtslage“ und dass er es „ziemlich verdienstvoll“ findet, „menschenrechtlich Kritik zu üben“. Er spricht unkonkret vom „Anliegen der Menschenrechte“ und davon, dass „kein Land zuvor, gerade was die menschenrechtspolitischen Belange anbetrifft, so sehr mit Aufmerksamkeit bedacht worden“ sei. Er verspricht, die „Menschenrechtsangelegenheiten in Aserbaidschan, ja, in der ganzen Welt heftig im Auge (zu) behalten“. Die Menschenrechtsangelegenheiten!
Feddersen nennt die Fixierung auf das Thema Menschenrechte einen „Medienhype“ und entsprechende Journalisten „politisch beinah Übersensibilisierte“. Er plädiert dafür, Länder wie Aserbaidschan am ESC teilnehmen zu lassen, weil man dann „bis zum Finale alle Probleme und Missstände prima erörtern kann“. Wenige Absätze weiter fragt er dann: „Täuscht mich der Eindruck oder ist es nicht so, dass von nun an alle vor allem Glamour und Entertainment in den Berichten erwarten (…)?“
Thomas Mohr, der für NDR 2 vom Grand-Prix berichtet, kommentiert in Feddersens Blog: „Ich lass mir die Freunde am ESC auch nicht verbieten, so sehr mir das Wohlbefinden aller Menschen in Aserbaidschan natürlich am Herzen liegt.“ Ich wüsste gerne, woher diese Leute das Gefühl haben, dass sie es sind, denen in Aserbaidschan etwas verboten wird.
Ich kann und will niemandem etwas verbieten (außer vielleicht diese „Darf man nicht mal mehr Freude haben“- oder „Darf man Baku hübsch finden“-Rhetorik, die auf perverse Weise uns zu Opfern macht). Ich stelle nur fest, dass meine Freude an dieser wunderbar albernen Veranstaltung in diesem Jahr getrübt ist. Es hat mir niemand das Feiern verboten und ich darf auch mit dem kindlichem Staunen, mit dem ich immer schon vor LED-Wänden stand, die Flammentürme bewundern. Es gelingt mir einfach nicht so gut, das unbeschwert zu tun.
Das ist die Mulmigkeit, die ich meine. Und die ein eigentlich unbeschwertes, vierteljournalistisches Format wie unser Videoblog vom Grand-Prix zu einer Gratwanderung macht.
Die umfangreiche Berichterstattung aus Anlass des Grand-Prix über die wahre Natur des Regimes hat sicher dazu beigetragen, dass die Arbeit der PR-Agenturen und Lobbyisten, die international für die aserbaidschanische Regierung arbeiten, eher schwerer geworden ist. Andererseits sieht es nicht so aus, als ob der Grand-Prix den Anstoß für irgendwelche demokratischen Fortschritte im Land geben würde. Vielleicht wäre es ein erster Schritt, sich von dieser Illusion zu verabschieden.
Der Shuttle-Bus, der uns von unserem Hotel über die brandneue, achtspurige Straße an den Rand des Geländes mit dem Nationalen Flaggenmast und der Kristallhalle bringt, hält exakt an der Stelle, an der die Häuser standen, deren verzweifelt um ihr Recht kämpfende Bewohner ich im Januar kennen lernen durfte (und aus dem das Foto oben entstand). Die Tefloniker von der EBU sagen, sie hätten sich sogar Satellitenbilder zeigen lassen, die beweisen, dass dort, wo jetzt die Halle steht, vorher nichts war. Was dort war, wo jetzt die Zufahrtsstraße zu dieser Halle ist, hat sie nicht interessiert.
In der Tasche, die alle hier bei der Akkreditierung im Pressezentrum bekommen, steckt ein Briefbeschwerer mit etwas Öl im Inneren — eine freundliche Aufmerksamkeit des Eurovisions-Sponsors Socar, der staatlichen Ölgesellschaft Aserbaidschans. Das ist dieselbe Firma, deren Sicherheitsleute im April in den beinahe tödlichen Angriff auf einen bekannten kritischen Journalisten verwickelt waren.
Nachtrag, 20. Mai. Jan Feddersen hat eine Art Antwort auf diesen Eintrag geschrieben, obwohl er nichts davon verstanden hat.
Ich überlege schon mal, wer den nächsten Wettbewerb gewinnen könnte um eine ähnliche, endlose Mulmigkeitswelle zu erzeugen. Wie wär’s mit Russland? Ah – war ja schon. Da ging’s um Kaminer. Ukraine? Topaktuell, aber auf Dauer langweilig, wenn Frau T. wieder gesund geworden ist. Vielleicht Bosnien-Herzegowina um einmal auf die Künstlichkeit dieses Gebildes hinzuweisen? Oder FYROM? Besser gleich Belarus?
(Wenn es sich schon um einen Wettbewerb handelt, der politisch sauber sein soll: Warum schließt die EBU denn solche Staaten nicht gleich aus?)
In Anbetracht dessen, was sich so allgemein ereignet finde ich den jährlichen zwei- bis dreimonatigen Dauerbeschuss mit diesem ESC langweilig. Aber ich muss ja nicht lesen.
Ja, schon klar, das ist mein persönlicher Film. Zwingt mich ja keiner, ein lustiges Videoblog über den Grand-Prix zu machen. (Und das meine ich nicht pampig. Ist ja so.)
Das scheint mir immer mehr ein Problem zu werden, oder zumindest bemerke ich es zunehmende:
Wann auch immer man auf einen Missstand hinweist, sind die ersten Antworten immer „Ja darf man denn nicht mal mehr…“ oder „Und dann soll man wohl…“ oder ähnliches. Keiner will irgendwem etwas verbieten! Aber dieselbe Diskussion hab ich kürzlich erst zum Thema Political Correctness geführt. Man verteidigt gar nicht erst die Zustände sondern sein Recht, sie ignorieren zu dürfen gegenüber Leuten, die einem da angeblich ein Bewusstsein aufzwingen wollen.
Die Antwort die mir dazu einfällt ist immer die gleiche: Niemand will euch zu irgendwas zwingen. Ihr dürft gerne Ungerechtigkeit und Rücksichtslosigkeit ignorieren, herunterspielen, etc. Dann müsst ihr eben nur damit leben, dass ich euch auch für unsensible, oberflächliche, rücksichtslose Idioten halten darf. Wenn Ihr euer Recht auf Ignoranz unbedingt ausüben wollt, dann muss ich eben auch auf mein Recht darauf bestehen, euch dafür verachten zu dürfen. Klingt doch fair.
#3: Ich kenne auch solche Leute. Traurig.
Beliebt ist auch: „Wir müssen erstmal vor unserer eigenen Türe kehren, bevor wir andere Länder, bla bla.“
Die Welt wäre schon ein bißchen besser, wenn es ein paar mehr Menschen gäbe, die zugeben, dass sie scheiße ist, und die darunter so leiden, wie man selbst.
Na ja…
… sorry, das war etwas selbstmitleidig!!
Ich hab das manchmal. :-)
Das eigentlich Erschütternde sind ja nicht die Zustände in Aserbaidschan. Die waren ja schon bekannt.
Das eigentlich erschütternde ist die Berichterstattung unserer Medien, denn von denen habe ich …
Ähm…
Ich weiß nicht mehr, was das eigentlich Erschütternde ist.
Danke.
Danke für den Artikel, danke für Bakublog und ich hoffe, dass Lukas und du die richtige Balance zwischen ESC-Begeisterung und kritischer Berichterstattung findet.
Btw.: Sendet TV Total dieses Jahr eigentlich aus Baku? Ohne es zu wissen würde ich auf Nein tippen, denn ich denke Stefan Raab ist die Situation dort zu heikel. Wenn er sich auf kritische Berichte einlässt wird er wohl vom Stammpublikum zu hören bekommen, das gehöre nicht in eine Unterhaltungssendung. Wenn er die Lage komplett ignoriert, wird er von anderer Seite zu hören bekommen, wie er DORT eine Unterhaltungssendung machen könne.
Zitat: „Und die ein eigentlich unbeschwertes, vierteljournalistisches Format wie unser Videoblog vom Grand-Prix zu einer Gratwanderung macht.“
@Niggemeier: es müsste, meine ich, „unseren videoblog“ heißen, weil sich „unser“ nich auf das Format bezieht, sondern auf den blog.
[4. Absatz von unten]
Danke fürs kritisch bleiben, bei aller Unterhaltung.
Die Kommentatoren #3 und #4 scheinen eher ihre jeweilige letzte Kneipendiskussion fortsetzen als sich inhaltlich mit #1 befassen zu wollen.
Dort steht ja gerade nicht, dass man nicht über Mißstände in Aserbaidschan berichten soll. Sondern da steht, dass man sich nicht wundern braucht, wenn einen ein mulmiges Gefühl über die eigene Beteiligung an dieser Veranstaltung befällt, weil sie eben schon konzeptionell keine saubere Sache ist.
Das grundsätzliche Befremden darüber, dass Herr Niggemeier dieser albernen Veranstaltung regelmäßig soviel Aufmerksamkeit widmet und verschafft, empfinde ich übrigens auch – aber vielleicht zieht er ja in Zukunft die Konsequenz aus der Kritik, die er hier sehr klar formuliert.
@Muriel: Ach, ich weiß nicht. Der „Spiegel“ hat im Januar über die deutschen PR-Leute und Politiker berichtet, die Aserbaidschans schmutzige Wäsche weiß waschen. Die „Tagesschau“ räumte dem Thema, wie verlinkt, Platz in der 20-Uhr-Ausgabe ein. Im „SZ-Magazin“ und in der „FAZ“ standen tolle große Reportagen aus Baku. In der aktuellen „Männer“ ist Roman Lob nicht nur Coverboy als „Babybär“, sondern steht auch eine ernste, gut geschriebene Geschichte aus Baku. stern.de berichtet ausführlich und kritisch, „Spiegel Online“ hat eine Kollegin nach Baku geschickt, die mit vielen interessanten und erhellenden Berichten zurückgekommen ist, und sogar der „Stern“ hat in der Ausgabe von der vergangenen Woche ein größeres gutes Stück zum Thema gehabt. Ich hab da an der Berichterstattung der Medien wirklich wenig auszusetzen.
@Jonas: Raab sendet nicht aus Baku, angeblich aus produktionstechnischen Gründen. Tatsächlich kann ich mir vorstellen, dass das viel Aufwand und teuer geworden wäre. Und man hätte sich was einfallen lassen müssen, inhaltlich, und wer will das schon im Fernsehen?
@Sudel: Die Kommentare #3 und #4 beziehen sich nicht auf Kommentar #1, sondern den Blogeintrag.
Und: Was wäre denn das Leben ohne dem sich Widmen alberner Veranstaltungen? Meine ist halt z.B. nicht die Fußball-EM, sondern diese.
@tacke: Ich will da keinen Glaubenskrieg draus machen, aber für mich heißt es „das Blog“.
Danke für den Artikel, Stefan!
Ich denke, als Einzelner scheint es schwer zu sein, gegen die Professionalität der Regierung anzukämpfen und nicht ein Zahnrad im System zu sein. Ich habe aber zumindest das Gefühl, daß Euch das deutlich besser gelingt als z.B. dem eurovision.de-Videoblog. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob dort durch die Blume Kritik üben ist oder einfach nur Naivität, wenn man sich darüber freut, daß bei den Delegationsbussen immer Polizei mitfährt oder daß man die Halle von außen nicht filmen darf oder das Interview mit den Volunteers, die sich als überaus regimekritisch herausgestellt haben ;)
Wird es im Bakublog bis auf den kleinen Ausschnitt und die Schlüsselübergabe noch etwas zu sehen geben von Deinem Besuch Anfang des Jahres?
Jetzt hab‘ ich einen Kloß im Hals.
Nachdem ich auf SPON eine „Episode“ von BakublogTV gesehen habe muss ich dem klammheimlich gelöschten Kommentar von vor ein paar Tagen zustimmen, Herr Niggemeier könnte wirklich etwas für seine Fitness tun!
@12: Da hätte ich besser erstmal ausgeschlafen. Naja, ich nehms also zurück, die Herrschaften #3 & #4!
Und was die Beschäftigung mit Albernem angeht, gilt für mich natürlich dasselbe wie für #1: Ich muss es ja nicht lesen. Es fällt eben bloß seltsam aus Ihrem sonstigen Schaffen heraus.
Mein Verdacht: Jan Feddersen ist zu sehr Teil des ESC, als dass er den notwendigen professionellen Abstand wahren könnte. Er reist mit dem Tross Jahr für Jahr herum, so etwas macht oft betriebsblind.
M.E. sollte auch der NDR mal darüber nachdenken, ob die Feddersen-Schreibe einer seriösen deutschen Fernsehanstalt würdig ist. Es geht hier ja nicht um eine Kaffee-oder-Tee-Nachmittagssendung.
Danke für diesen wirklich sehr guten Beitrag, Stefan. Jetzt zeigt sich, wie wichtig und richtig deine Entscheidung war, nach Baku zu fahren.
@Sudel:
Das ist doch das Tolle!
@Stefan Niggemeier: Dass es auch okaye Berichterstattung gibt, will ich gar nicht abstreiten.
Man kann die schlechte ja trotzdem erschütternd finden.
Und nun?
Zum Thema TV Total:
Produktionstechnische Gründe? Wie ich gestern in den Tagesthemen erfahren durfte, wird der ESC in Baku von Stefan Raabs Firma Brainpool produziert (http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1116828.html)
Vielen Dank für diesen scharfsinnigen, beherzten Artikel. Und liebe Grüße aus Australien, von wo ich euer Bakuabenteuer verfolge.
@21: na da bin ich ja gespannt wie die Opposition die Show und das „Herz“ vom ESC als Bühne benutzen wird…. (und was brainpool davon überträgt…)
leider glaub ich nicht daran das was anderes passiert als „Befehle zu befolgen“ von daher bin ich schon etwas enttäuscht, dass deutsche Firmen das Geld von dem Regime annehmen.
Jan F. und Stefan N. werden wohl keine Freunde mehr werden.
Aber wer würde das auch schon verantwortend absegnen wollen ?
Wenn diejenigen, die sagen, dass man solche Veranstaltungen in Diktaturen besuchen muss, um der Öffentlichkeit die wahren Zustände zu zeigen, und dass man vor Ort etwas für die Menschenrechte tun muss, wenn also diejenigen zwei Wochen lang mit offenen Mund und glänzenden Augen stattdessen als Botschafter dieser Regierungen durch die Gegend laufen, dann bin ich vielleicht auch dafür, solche Länder in Zukunft zu boykottieren und auszuschließen.
Die EBU hätte von Anfang sagen sollen: „Damit ihr in einem Jahr den Kram austragen dürft, habt ihr für die nächsten drei Monate ein paar Hausaufgaben, sonst war es das.“ Die schlimmste Konsequenz wäre eine wutschnaubende Austrittsdrohung Aserbaidschans gewesen, über die man aber, so wie die sich an Europa(s Geld) ranwanzen, kurz hätte schmunzeln können.
Hätte, hätte, Herrntoilette.
Ich werde vermutlich nie verstehen, warum Journalisten, die für ein paar Wochen die Demokratie daheim mit den diktatorischen Verhältnissen in der Ferne tauschen, zu Pressesprechern der jeweiligen Regierung werden und durch die Blume sagen: Ja, die Menschenrechtsnummer, schlimme Sache, aber schaut mal, ist doch sonst alles schön bunt hier.
Das sind Berichterstatter, die es doch als Privileg betrachten sollten, dass sie ohne Angst um ihr Leben vom tatsächlichen Alltag in solchen Ländern berichten können. Denn nach ein paar Wochen werden sie sowieso wieder daheim in ihrer sicheren Umgebung sein.
Aber was machen sie? Dienen sich repressiven Systemen an.
Insofern fand ich diesen Beitrag von Ihnen, Herr Niggemeier, recht erhellend. Gut finde ich, dass Sie versuchen, hinter den schicken Vorhang zu schauen. Auch wenn ich sonst nach wie vor der Meinung bin: Diktaturen kann man bei solchen Veranstaltungen nur mit einem Boykott angemessen begegnen. Alles andere spielt ihnen meiner Ansicht nach in die Hände.
@Alberto Green: Das Dumme ist ja, dass Aserbaidschan sich überhaupt nicht an Europa „ranwanzen“ muss. Die sind dank ihrer reichen Öl- und Gasvorkommen ziemlich autark und werden deshalb höchstens von anderen „angewanzt“.
Ich bin seit 24 Stunden in Baku und muss sagen, tagsüber bei Licht eine große, laute Baustelle. Schön wird die Stadt nur bei Nacht, das ist schon sehr beeindruckend. Allerdings finde ich auch, dass man hinfahren muss, wenn man ein politischer Mensch ist, vor allem um sich ein eigenes Bild zu machen. Ich habe gestern sehr freundliche hilfsbereite Menschen kennengelernt, die mir geholfen haben, nachdem ich mich verlaufen hatte. Man ist nicht gezwungen die Shuttle-Busse zu nehmen, man darf auch laufen. Dort bin ich auch an einem Krankenhaus vorbeigekommen in denen alte, verwahrloste Menschen eher aufbewahrt wurden als gepflegt. Menschen zu treffen hilft immer auch um ihnen zu zeigen, dass man sie eben nicht allein läßt. Und lieber Stefan beim CSD in Moskau während des Songcontests habe ich dich nicht gesehen. Dort waren nur drei ESC-Teilnehmer, vier Kollegen und hunderte Polizisten und eine mutige lesbische Moskowiterin, die sich von den Gegendemonstranten bespucken lassen musste. In Berlin ist es keine Kunst zum CSD zu gehen, in Moskau hätten die anwesenden Schwulen ihren Mut zeigen können. Doch sie waren leider zu feige. Übrigens steht es Dir während der Pressekonferenzen doch frei jedes teilnehmende Land nach den Menschrechtsverletzungen zu fragen, dann würde die Regierung merken, dass es ein Thema ist. Mein Englisch ist leider zu schlecht, sonst würde ich es machen.
Ich finde es schon erstaunlich, was hier manche von der Europäischen Rundfunkunion erwarten oder verlangen. Ich meine, wir haben die Vereinten Nationen, die haben im Gegensatz zur EBU eindeutig ein politisches Mandat, und zu deren Aufgaben gehört sogar ausdrücklich der Schutz der Menschenrechte. Wenn die das schon nicht auf die Reihe kriegen, warum dann ausgerechnet ein Zusammenschluss von 74 Rundfunkanstalten, der Programmaustausch und einheitliche technische Standards befördern soll?
… und folgenden Anspruch an sich selbst formuliert:
An outspoken defender.
Ich finde, man darf Leute an ihren eigenen Ansprüchen messen.
@ Mark: Ich finde, dass ich von Öffentlichen Sendern, die zu einem Teil von mir mit fast 20 € im Monat mitfinanziert werden, sehr wohl kritischen Umgang mit Menschenrechtsverletzungen erwarten darf. Und dass Sie nicht Fähnchenschwenker wie Feddersen und Mohr dahin schicken.
@ Stefan (# 30):
Dann würde Jan Ola Sand wieder sagen: „Der ESC ist eine unpolitische Veranstaltung. Die in der EBU versammelten Sender berichten aber in ihren vielen anderen Sendungen auch über Politik und Demokratie.“
Das übliche Gewäsch halt. War bei der Formel 1 neulich schon fragwürdig, und ist es hier jetzt auch. Dass die EBU damit dem Regime eine Plattform bietet, sich freundlich darzustellen, blendet Herr Sand offenbar aus.
Alles in allem in sehr guter Essay. Ich kann das mulmige Gefühl sehr gut nachvollziehen. Ich betrachte die Baku-Fotos meiner Facebook-Freunde, die vor Ort sind, mit gemischten Gefühlen. Man kann die Flammentürme sicher architektonisch bewundern, aber wie im Text richtig steht: Man sieht nicht, unter welchen Bedingungen sie entstanden sind.
Wo viel Licht ist, ist viel Schatten, heißt es. In Baku – so scheint es, wenn ich die Fotos von Nachtaufnahmen mir ansehen – gibt es viel Licht.
Und schon der nächste Schatten: http://blog.prinz.de/grand-prix/verbot-keine-armenische-musik-im-euroclub
In der heutigen Ausgabe der „Hamburger Morgenpost“ bezeichnet Jan Feddersen übrigens mögliche Proteste der Künstler als „Polit-Sperenzchen“. Was für ein A…
#34:
Dass Feddersen ausgerechnet in der taz mit geschwätzigen Glossen regelmäßig sein Nichtwissen in Sachen Menschenrechte dokumentieren darf, ist für mich völlig unverständlich. Offenbar liest das in der taz niemand, so wie auch beim NDR wohl niemand dessen Kolumnen zur Kenntnis nimmt.
Dieser Text, lieber Herr Niggemeier, ist großartig, weil er so viele schwer problematische Aspekte des diesjährigen ESC klar auf den Punkt bringt, und das auch noch prima geschrieben. Ich freue mich übrigens auch sehr darüber, dass es Herrn Heinser und Ihnen bisher tatsächlich gelungen ist, in bakulog.tv Ihre kritische Grundstimmung rüberzubringen – das ist einfach ganz großes Fernsehen.
Nicht schön dagegen ist, dass mein Kommentar auf Feddersens Blogeintrag zum homophoben Hackerangriff auf ein ESC-Fanprojekt (http://eurovision.blog.ndr.de/2012/05/18/esc-today-gehackt) im Gegensatz zu zahlreichen anderen, zugegebenermaßen freundlicheren, Kommentaren nicht freigeschaltet worden ist. Das erscheint mir bezeichnend für ein gewisses Grundproblem, dass Herr Feddersen, den ich früher ziemlich geschätzt habe, inzwischen womöglich hat. Vielleicht veröffentlichen Sie ihn ja, er passt zu Ihrem Artikel:
„Martin: Der Kommentar wartet auf Freischaltung.
18. Mai 2012 um 18:31 Uhr
Lieber Herr Feddersen,
schön dass Sie nun auch kritische Worte zu dem, nun ja, eigenwilligen Kommentar der EBU zum homophoben Websitehack gefunden haben; schade, dass sie nicht so deutlich ausfallen wie die Worte von Stefan Niggemeier zum selben Thema (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wie-die-eurovision-schwulenfeinden-nicht-entgegentritt). Mag sein, dass Ihnen solche harten Worte fremd sind, allerdings hab ich Sie als Autor des immer noch wichtigsten deutschen Standardwerks zum ESC und auch als TAZ-Autor anders kennengelernt: kritischer, deutlicher, auch witziger, mehr auf dem Punkt.
Manchmal mache ich mir beim Lesen Ihres Blogs hier Sorgen, dass dieses Schreiben quasi auf den Seiten des Co-Veranstalters Ihrer Schärfe nicht gut tut, dass Sie, vielleicht ohne es zu wollen, zu einem braven, offiziellen Sprachrohr werden und ihren guten alten unabhängigen Status verlieren. Ich finds schade.“
Wenn man bedenkt, daß es Mitarbeiter der staatlichen Ölfirma waren, die die Häuser von den lästigen Bewohnern geräumt haben, wird mir dieser seltsame Briefbeschwerer als „Geschenk“ bei genauer Überlegung immer unheimlicher.
Ob die Putzfrau die Dinger wohl schnell wegräumen würde wenn sie als Zeichen des Protestes plötzlich in größerer Menge in einer Ecke des Pressezentrums liegen würden?
[…] Georg in den Kommentaren, mit Dank an […]
[…] Gulag? Oder: Ist es wirklich interessant, was machen die Menschenrechte? Richtig ist, wie Kollege Stefan Niggemeier in seinem Blog geschrieben hat, dass seine Überschrift “Mein Mulm in Baku” gut gewählt ist. Denn wie […]
mulmigkeit kennt keine grenzen, ebensowenig wie die ambivalenz derer, die glauben jedes unrecht dieser welt warte nur auf sie, um bekämpft zu werden. nun soll gar eine schlagerparade deutsche weltanschauung und moral nach baku exportieren.
ist ja schön, wenn im rahmen des schlagerrummels über das eine oder andere hinter den pachtvollen fassaden bakus berichtet wird, aber diese ewige moralinsaure deutsche besserwisserei, man mag sie einfach nicht mehr hören. mit der gleichen attitüde wurde schliesslich die letzten 150 jahre deutsche weltanschauung exportiert. die mitgeführten flaggen mögen unterschiedliche farben getragen haben, der arrogante kern war damals wie heute derselbe.
(Und auch beim 100. Kommentar dieser Art wundert es mich wieder, dass viele Menschen universale Menschenrechte für deutsche Weltanschauung zu halten scheinen.)
@golda meir: Das Bild stimmt ja nicht. Dass es in Aserbeidschan selbst Opposition und Kritik gibt und dass das Regime bemüht ist, die Unterdrückung unter den Teppich zu kehren, zeigt doch, dass das Thema Menschen- und Bürgerrechte im Land selbst Konflikte und Widersprüche hervorbringt und nicht als etwas Fremdes von außen ungebeten herangetragen wird. Wenn die Werte, um die es dabei geht, dort gar keine Gültigkeit besäßen, gäbe es keine Opposition und keine Notwendigkeit für das Regime, nach außen ein geschöntes Bild von sich zu kommunizieren.
[trollkommentar gelöscht]
Die Antwort von Feddersen auf diesen Blogbeitrag ist wirklich nur noch armselig. Motto: Baku ist nicht Nordkorea, also alles halb so wild. Das schreibt ein Redakteur der taz. Kai Diekmann dürfte sich die Augen reiben. Auch darüber, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der NDR solche Zeilen honoriert:
„Man nimmt übel, dass man nicht das gleich ein Päckchen Papiertaschentücher hervorholt, um die Menschenrechtsprobleme an sich zu beweinen.“
[…] auf dem Ort eingezeichnet sind, an denen es zu Übergriffen auf Oppositionelle kam. Die sonst nicht immer bestens organisierten Anti-Regierungskräfte versuchen ihr Möglichstes, die Medienöffentlichkeit für ihre Anliegen zu […]
[…] auf dem Ort eingezeichnet sind, an denen es zu Übergriffen auf Oppositionelle kam. Die sonst nicht immer bestens organisierten Anti-Regierungskräfte versuchen ihr Möglichstes, die Medienöffentlichkeit für ihre Anliegen zu […]
GUTER SCHACHZUG! Auch auf diese Weise kann man Menschen dazu animieren, sich mit Missständen zu befassen! Danke Feddersen! Und wir gucken trotzdem zu ( und hin!)
Ja sollten die russischen Omis gewinnen, dann könnte Herr
Niggemeyer beweisen, dass er echt Mut hat und dort mit der
Opposition demonstriert.
Sich nur auf Herrn Feddersen verbal einzuschiessen ist dann doch nur eine billige Zickerei.
Es gibt nicht nur Weiss und Schwarz, sondern auch viele Grautöne, die ein seriöser Journalist differenziert beschreiben sollte.
Herr Niggemeyer beschreibt nur die eine Hälfte der Wahrheit, indem er zu Recht auf Menschenrechtsverstösse und fehlende Demokratie hinweist. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Azerbaidschan eines der liberalsten islamischen Länder dieser Welt ist, was geradezu in einem gewaltigen Kontrast zu dem Nachbarland Iran steht, in dem mehr Azeris als in Azerbaidschan
leben. Zu einer differenzierten Berichterstattung gehört, darauf
hinzuweisen, dass Azerbaidschan eines der wenigen islamischen
Länder ist, in dem Homosexualität legal ist. Sicher gibt es Schwulenfeindlichkeit im Alltag, jedoch auch nicht mehr als in einigen republikanisch geprägten Staaten der USA.
Ebenso sollte man auf die Frauenrechte, gerade im Vergleich zum Nachbarland Iran hinweisen. Während man im Iran als Frau nur züchtig bekleidet aus dem Haus gehen kann, können Frauen in Azerbaidschan sich in der Öffentlichkeit anziehen wie sie wollen.
Herr Niggemeyer erweckt bei mir den Eindruck, dass er sich nur selber profilieren will als knallhart kritischer Journalist, ihm aber die Menschen in Azerbaidschan nicht wirklich interessieren.
Wenn er die Vertreibung weniger Menschen aus ihren Häusern kritisiert, dann sollte er sich wenigstens auch mit ein paar Worten um das Schicksal der 1 Million Menschen beschäftigen, die aus Bergkarabach vertrieben wurden.
Eine derartig selektive Kritik kann bei der azerbaidschanischen Bevölkerung nicht gut ankommen, und wird für eine weitere Westorientierung der Bevölkerung, die eine Vorausetzung für demokratischen Wandel ist, nicht hilfreich sein.
Es ist Herrn Feddersen zu danken, dass er einer der wenigen ist, die ein differenziertes Bild aller Grautöne zeichnet, während Herr Niggemeyer nur schwarzmalt.
@vulkansturm
Ist das bei all den Rufen nach Differenzierung wirklich so schwer, den Namen des Hausherren richtig zu schreiben? Zumal der auch noch oben in der Adresszeile steht…
Und zum Thema Grau: Haben Sie mal son Bakublog gesehen? Ja? Da ist Monitor und Panorama n feuchter Furz an investigativem Journalismus dagegen.
Aber Spaß beiseite: Feddersen faselt was von Menschenrechtssperenzchen und Sie mahnen Niggemayr zu mehr Differenzierung? Prima, weitermachen!
Genau. Und wems in Azerbaidschan nicht passt, der kann ja nach Nordkorea gehen! Die sollen da mal lieber froh sein, dass die überhaupt noch den Mund aufmachen dürften ohne sofort gesteinigt zu werden, wie das im Islam ja so üblich ist!
(Sorry, kann sein, dass ich wegen des Halbfinals noch etwas gereizt bin…)
Ich liebe schwule Zickenkriege.
[…] einen Überblick zu bekommen, seien euch vielleicht mal diese drei empfohlen: Mein Mulm in Baku, Keine guten Nachrichten aus Baku und Die Eurovision ist unglücklich, tut aber nichts dagegen. Das […]
Human Rights Watch hat die schöne Idee im Netz verwirklicht.
Den Stadtplan der Stadt Baku findest du hier:
http://www.hrw.org/de/news/2012/05/17/aserbaidschan-aktivisten-freilassen-journalisten-werden-aufgrund-zweifelhafter-ankla
[…] abgezogen sind, alles so weitergeht wie vorher, war ja schon Anlass zahlreicher philosopischer Betrachtungen auf hierfür kompetenteren Seiten als meiner. Niemand hätte ein schöneres, versöhnlicheres […]
[…] es folgt mir auf Schritt und Tritt und springt mich immer wieder plötzlich an, ein Gefühl, das Stefan Niggemeier sehr schön mit „Mulm“ umschrieben […]
[…] am Wesensgehalt der Überlegungen völlig vorbeigehende Retourkutsche auf Niggemeiers Betrachtung “Mein Mulm in Baku” (“Man nimmt übel, dass man nicht das gleich ein Päckchen Papiertaschentücher hervorholt, […]
[…] Elementen des Eurovision Song Contest lag somit der schon häufiger beschriebene “Mulm“. Es fehlte das Entspannte, Unbeschwerte, das die Veranstaltungen in Oslo und Düsseldorf […]
[…] Mulm (den Stefan Niggemeier so treffend beschreibt, und den wir auch schon erwähnt haben) habe ich auch verspürt, dieses Gefühl, dass man ungewollt […]
[…] Jedoch ist es um Bürgerrechte oft nicht gut bestellt in Aserbaidschan. Wer die Regierung zu harsch kritisiert, muss mit Sanktionen rechnen und die Pressefreiheit wird oft arg beschnitten. Eine Journalistin wurde sogar heimlich beim Sex im eigenen Haus gefilmt um sie zu erpressen. Staatspräsident Ilham Aliyev und seine Familie gelten als furchtbar korrupt und werden regelmässig von “Transparency International” dafür mit “Auszeichnungen” bedacht. Diese Verwerfungen gefährden auf Dauer den Rechtsstaat in Aserbaidschan. Das wunderschöne Land muss also leider trotz seiner unglaublich positiven Seiten wohl auf eine Stufe mit Putins Russland gestellt werden und es bleibt zu hoffen, dass sich hier in Zukunft- auch gerne über Druck von aussen- vieles zum Besten ändern wird. (Siehe hierzu auch Stefan Niggemeiers Ausführungen zum Eurovision Song Contest letztes Jahr.) […]
[…] weder der von Stefan Niggemeier so trefflich beschriebene “Mulm in Baku” hinsichtlich der auch während des Contest unvermindert weiterlaufenden […]