Malen nach Zahlen

Man kann natürlich fragen, welches Interesse die „Bild“-Zeitung und ihr Chefkorrespondent Einar Koch daran haben, das Ausmaß rechtsextremistischer Gewalt in diesem Land kleinzureden. Ich vermute, es ist ein alter, aus ideologischeren Zeiten übrig gebliebener, rechter Reflex, der in doppelter Hinsicht gegen die Linke zielt: Man versucht ihren Generalverdacht, dass Deutschland immer noch und wieder voller Nazis sei, zu widerlegen. Und man behauptet, dass die Gewalt von links ohnehin das viel drängendere Problem ist. (Die mutmaßlich linken Brandstifter, die in Hamburg und Berlin seit Monaten Autos anzünden, nennt „Bild“ nicht zufällig „Terroristen“.)

Aber der Grund, warum ich mich über die Falschmeldung über den Rückgang rechter Gewalt besonders geärgert habe, hat weniger mit „Bild“ zu tun. Sondern mit allen anderen. In dieser Geschichte steckt fast das ganze Elend des Journalismus von heute.

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Die „Bild“-Zeitung möchte also gerne wissen, wie sich die Zahl der rechten Gewalttaten im vergangenen Jahr verändert hat. Sie möchte aber nicht abwarten, bis im Frühjahr die offiziellen Zahlen bekannt gegeben werden. Sie möchte nicht einmal abwarten, bis in einem Monat die vorläufigen Zahlen für das ganze Jahr vorliegen. Mit anderen Worten: Sie möchte gar nicht wissen, wie sich die Zahl der rechten Gewalttaten im vergangenen Jahr verändert hat. Sie möchte nur irgendwas als erster melden, was vielleicht stimmt und vielleicht nicht. Ich fürchte, damit ist sie nicht allein.

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Glaubt überhaupt irgendjemand, dass sich die Gefahr des Rechtsextremismus durch solche Statistiken messen lässt? Dass man zum Beispiel aufatmen könnte, wenn die Zahl der Gewalttaten tatsächlich um 8,5 Prozent zurückgegangen wäre? Wenn überhaupt, bräuchte man doch einen Kontext: Warum ist die Zahl zurückgegangen? Haben irgendwelche sozialen Angebote geholfen? Gab es massive Razzien? Haben die Neonazis ihr Vorgehen vom brutalen Einschüchtern aufs unauffällige Unterwandern verlagert? Oder was?

Der Zahlenfetisch der Massenmedien hat bizarre Ausmaße angenommen. Irgendwelche Prozentwerte, Statistiken und Hitparaden sagen zwar oft nichts aus, tun aber immer so, als ob. Sie wirken wie Fakten, lassen sich knackig auch in kürzesten Meldungen formulieren und ersetzen die ungleich mühsamere Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit in Form von Anschauung und Reflexion. Was will eigentlich Karl-Theodor zu Guttenberg, wofür steht er, welche Widersprüche tun sich auf? Egal, aber er ist in der Liste der beliebtesten Politiker von Platz 2 auf Platz 1 geklettert! Kein Mensch beschäftigt sich inhaltlich mit den Urteilen des Presserates, aber wenn bekannt wird, dass die Zahl der Beschwerden um 70 Prozent zugenommen hat, seit man sie einfach online einwerfen kann, schreiben das alle. Wie gut sind eigentlich die Kommentare in den „Tagesthemen“? Keine Ahnung, wer guckt das schon, aber der WDR liegt in der Kommentarhitparade an erster Stelle, und Siegmund Gottlieb BR hat zweimal häufiger kommentiert als Holger Ohmstedt vom NDR.

Und nur so kommt auch das Thema Rechtsradikalismus verlässlich in die Nachrichten: als Hitparade (die Neonazis sind zum zehnten Mal dabei, bitte nicht wiederwählen).

Wenn Journalisten Zahlen sehen, setzt bei ihnen der Verstand aus. Eine Kosmetikfirma, die sich auf natürlich-dezente Alternativen zum Make-up spezialisert hat, veröffentlicht eine angebliche „Studie“, wonach den meisten Männern dick aufgetragenes Make-Up bei ihren Partnerinnen (!) nicht gefällt. Die offenkundige PR-Geschichte geht in all ihrer Belanglosigkeit um die Welt und erscheint natürlich auch auf „Spiegel Online“ samt zehnteiliger Bildstrecke — unter der bizarr-abwegigen Überschrift „Die Lockstoff-Falle: Wenn Stars zu viel auflegen“. Und weil Autorin und Ressortleiterin Patricia Dreyer offenbar meint, dass andere Leute genau so auf den Statistik-Quatsch reinfallen müssten wie sie selbst, formuliert sie, dass die Umfrage „Katie Price und Kolleginnen zum Nachdenken anregen dürfte“. Genau. Katie Price, das Fotomodell und Gesamtkunstwerk, wird sich jetzt fragen, was sie falsch gemacht hat, all die Jahre, mit der ganzen Schminke und dem ganzen Erfolg.

Mein Lieblingsbeispiel ist natürlich von den Kollegen vom Braanchendienst „Meedia“, die es schafften, in einer Meldung über getötete Journalisten in der Welt gleich zwei Hitparaden unterzubringen: Die Länder- und die Jahres-Hitparade:

Von den weltweit 88 getöteten Journalisten starben allein bei dem Massaker auf den Philippinen Ende November 35. Durch dieses eine Ereignis steigt die südostasiatische Region zum gefährlichsten Land für die Berufsgruppe auf. Auf den weiteren Plätzen: Acht Journalisten wurden in Pakistan getötet, sieben in Mexiko und sechs in Somalia. In Russland verloren fünf Journalisten ihr Leben. Weitere europäische Länder sind in dem Bericht nicht aufgelistet.

Bereits jetzt liegt 2009 im Jahresvergleich an dritter Stelle seit Beginn der WAN-Berichte im Jahr 1998: nur 2007 mit 95 und 2006 mit 110 getöteten Medienvertretern waren noch blutiger.

Ist das nicht toll? Wenn es in diesem Jahr kein einzelnes vergleichbares blutiges Massaker auf den Philippinen gibt, wird „Meedia“ es als „Aufsteiger“ des Jahres in Sachen Journalistensicherheit feiern können. (Die Meldung ist übrigens vom 1. Dezember. Natürlich wollte keiner das Ende des Jahres abwarten.)

Aber zurück zu den rechten Gewalttaten und „Bild“: Das Blatt behauptete gestern auch, die Zahl „rechter Straftaten insgesamt (z. B. Volksverhetzung)“ sei „um 0,35 %“ gestiegen. Diese (vermutlich falsche) Aussage fanden die Agenturen AFP, AP, dpa so interessant, dass sie sie begierig in die Welt trugen. Schreiben wir einmal aus, was der Wert tatsächlich bedeutet: Derjenige Teil der rechten Straftaten zwischen Januar und November 2009, der bereits in einer vorläufigen Zählung erfasst wurde, liegt um ein winziges Fitzelchen höher, als derjenige Teil der rechten Straftaten zwischen Januar und November 2008, die damals schon erfasst wurden, sich im Nachhinein als viel zu niedrig herausgestellt hatte, wovon auch in diesem Jahr wieder auszugehen ist. Das ist eine Nachricht? Wirklich? Warum?

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Und dann ist da der Fluch der Vorabmeldung. Vermutlich gibt es bei Nachrichtenagenturen interne Regeln, wie eine Nachricht auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen ist, bevor man sie veröffentlicht. (Ich weiß, der Anschein spricht nicht dafür, aber es soll solche Regeln tatsächlich geben.) Jede Pflicht zur Überprüfung einer Information erlischt aber offenbar dann, wenn sie per Fax oder E-Mail am späten Abend eintrifft und von irgendeinem Medium kommt, das ankündigt, darüber am nächsten Tag zu berichten.

Ohne jede Kontrolle beeilten sich dpa, APD, Reuters, AFP, die Behauptung von „Bild“, die Zahl rechter Gewalttaten sei zurückgegangen, möglichst schnell und möglichst weiträuming in die Welt zu pusten. So wichtig wie es für „Bild“ war, die vermeintlichen Zahlen über das Jahr 2009 noch vor dem Vorliegen auch nur vorläufiger Zahlen für 2009 in zu veröffentlichen (egal ob sie stimmen oder nicht), so wichtig war es für die Nachrichtenagenturen, diese Informationen noch vor Tagesanbruch weiterzutragen. AP schaffte es 0.15 Uhr als erstes, AFP zog um 1.56 Uhr nach, dpa brauchte bis 2.31 Uhr und die Nachtschicht von Reuters konnte um 4.28 Uhr Vollzug melden.

Keine dieser Agenturen fand die Quelle „Bild“ zu halbseiden, keine erinnerte sich, dass der Autor der „Bild“-Meldung einschlägig bekannt ist und vor knapp vier Jahren schon einmal zum selben Thema eine Falschmeldung produziert hatte. Keine der Agenturen stutzte, dass die Behauptungen von „Bild“, die auf Zahlen des BKA beruhen sollen, den von ihnen allen damals vermeldeten Äußerungen von BKA-Chef Jörg Ziercke widersprachen, der vor drei Wochen erst gesagt hatte, er rechne für 2009 mit ähnlich vielen rechten Straf- und Gewalttaten wie im Vorjahr, und auch angesichts der besonderen Brutalität rechter Schläger davor warnte, an Aussteigerprogrammen zu sparen.

Wenn die Nachtschicht sich nur auch nur zwei Minuten genommen hätte, ins eigene Archiv zu gucken, hätten sie vielleicht auch entdeckt, dass die aktuelle Behauptung von „Bild“, linksradikale Gewalt habe in den ersten drei Quartalen um 49,4 Prozent zugenommen (nein, nicht um die Hälfte, um 49,4 Prozent!) keine Neuigkeit war. Die Zeitung hatte das schon am 16. Dezember behauptet. Das Bundesinnenministerium und das BKA hatten damals davor gewarnt, diesen Zahlen zu glauben, weil sie noch vorläufig und nicht verlässlich seien. Aber die Agenturen hatten sie natürlich trotzdem übernommen.

Das war schlimm genug. Aber nicht zu merken, dass diese Zahlen, die „Bild“ noch einmal veröffentlicht hat, weil sie so einen schönen Kontrast darstellen zur angeblich zurückgehenden Zahl rechter Gewaltdelikte, und sie als Neuigkeit zu behandeln, wie es dpa, AFP und APD getan haben, ist schlicht bekloppt. AFP packte die Scheinnachricht sogar in die Überschrift: „Zeitung: Weniger rechtsextreme Gewalttaten in Deutschland – Laut BKA aber Zunahme bei Linksextremisten“ (wohlgemerkt: jenes BKA, das sich schon von der ersten Veröffentlichung im Dezember distanziert hatte).

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Nächster Akt: Bei dpa bekommt jemand plötzlich einen Rechercheflash. Am Vormittag fragt er beim BKA nach den Zahlen, die „Bild“ unter Berufung auf das BKA nennt, und bekommt zur Antwort: Von uns ist das nicht. Nun könnte man denken, dass das ein guter Grund wäre, die halbgaren Daten aus einer Quelle von der bekannten Seriösität der „Bild“-Zeitung nicht zu verwenden. Falsch. Für dpa ist es ein Grund, die Daten noch einmal zu vermelden — nur halt mit dem Zusatz, dass das BKA sie nicht bestätigen möchte.

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An dieser Stelle muss man noch einmal darauf hinweisen, was passiert, wenn Nachrichtenagenturen Meldungen aus dubiosen Quellen wie „Bild“ übernehmen: Sie machen aus ihnen Meldungen aus seriöser Quelle. Der Presserat, das Selbstkontrollsimulationsgremium, hat erklärt, dass Journalisten sich blind auf die Meldungen von Nachrichtenagenturen verlassen dürfen. Ihnen ist kein Vorwurf zu machen, wenn sie das nicht mehr nachrecherchieren. Ist das nicht toll? Unsere Nachrichtenagenturen melden Dinge, die sie nicht nachprüfen, und andere dürfen sie dann unbesehen übernehmen, weil sie von Nachrichtenagenturen gemeldet werden.

Das passiert im Online-Journalismus natürlich inzwischen sogar weitgehend automatisch, weshalb die Quatschmeldung vom Rückgang der rechten Straftaten innerhalb kürzester Zeit von den Internet-Ablegern vermeintlich renommierter Medien wie der „Süddeutschen Zeitung“, dem „Stern“ und der „Deutschen Welle“ weiterverbreitet wurde.

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Als nächstes habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe einem Kollegen bei dpa geschrieben, dass ich angesichts von deren Berichterstattung eine fiese Migräne bekommen habe (sinngemäß), was leider einen anderen dpa-Mann veranlasste, der Sache mit „Bild“ und dem BKA und den Zahlen noch einmal nachzugehen. Vom Bundesinnenministerium erfuhr die Agentur, dass die Zahlen nicht seriös seien, was sie in einer weiteren Meldung brav aufschrieb, bevor sie die unseriösen Zahlen zum inzwischen dritten Mal vermeldete. Vor allem aber hatte sie den Schwerpunkt ihrer, nun ja: Recherche fatalerweise auf nicht die fehlende Aussagekraft der „Bild“-Zahlen gelegt, sondern die Frage, woher die „Bild“-Zeitung schon den vorläufigen Wert für November kennt, obwohl der noch gar nicht veröffentlicht wurde.

Die dpa-Meldung trug den Titel „Wirbel um Zahlen zu rechtsextremen Gewalttaten“, was dem überaus ahnungslosen diensthabenden Nachrichten-Redakteur bei „Focus Online“ offenbar zu langweilig war. Er schmückte die ohnehin abwegige dpa-Geschichte noch weiter aus und verpackte sie so:

Wer hat geplaudert?

Eine Meldung über zurückgehende Zahlen bei rechtsextremer Gewalt hat für Wirbel gesorgt. Die Zahlen waren nicht amtlich, das BKA sucht nach der undichten Stelle. Eine angebliche Spur führt in den Bundestag.

Aus Zahlen ohne Aussagekraft (die aber ohnehin jeden Monat veröffentlicht werden) sind also nun Zahlen von höchster Brisanz geworden (die jemand lanciert hat, obwohl sie eigentlich geheim gehalten werden sollten).

Das ist nun die Art Meldung, auf die der hysterisch-paranoide Mob der Möchtegern-politisch-Inkorrekten gewartet hat. Diese Leute sind der Meinung, dass Ausländer und Moslems dieses Land in den Untergang führen, und dass ihnen dabei eine Verschwörung der Massenmedien und der herrschenden Klasse hilft, die Meldungen über Ausländerkriminalität unterdrücken und die Gefahr durch deutsche Neonazis übertreiben. Man findet diese Leute in besonders konzentrierter Form bei „Politically Incorrect“, einer riesigen Internet-Selbsthilfe- und Selbstbestätigungsgruppe für Menschen, die nicht verstehen, warum sie Rassisten sein sollen, obwohl sie doch nur was gegen Moslems und andere Ausländer haben, aber auch massenhaft in den Kommentarspalten vieler Medien.

Diese Leute verstehen die „Focus Online“-Meldung nun als Beweis für ihre Verschwörungstheorie. Jemand habe verbotenerweise ausgeplaudert, was eigentlich geheim bleiben sollte: dass das mit der Neonazi-Gewalt gar nicht (mehr) so schlimm ist (nachzulesen u.a. in den Kommentaren auf „Focus Online“, natürlich bei „Politically Incorrect“, mit Kommentaren wie: „Der Kampf gegen Rechts ist die SA der LinksgrünInnen“, aber auch in ähnlich schlimmer Form in der „Readers Edition“). Wenn irgendwann im Frühling die tatsächlichen Zahlen über rechte Gewalt veröffentlicht werden (von denen noch unbekannt ist, ob sie zugenommen oder abgenommen hat, deren Zahl aber auf jeden Fall drastisch über den von „Bild“ genannten liegen wird, weil das in der Natur der Sache der vorläufigen Zählung liegt), dann werden diese Leute auch das wieder als Bestätigung für ihre krude Weltsicht interpretieren: Man habe die Zeit genutzt, so lange die Zahlen zu manipulieren, bis das rauskam, was rauskommen sollte, nämlich dass Nazis immer noch ein großes Problem sind, obwohl doch in Wahrheit die Ausländer das Problem seien.

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Hinter der hier exemplarisch beschriebenen Form der flächendeckenden Desinformation steckt keine Panne. Sie hat System. Wenn „Bild“-Chefkorrespondent Einar Koch in seinem Wahn, die Zahl rechtsextremer Gewalt kleinschreiben zu wollen (oder auch nur derjenige zu sein, den alle mit der Exklusiv-News über die Zahl rechtsextremer Gewalt zu zitieren) nächsten Monat oder nächstes Jahr wieder denselben Unsinn veröffentlicht, wird wieder genau dasselbe passieren.

199 Replies to “Malen nach Zahlen”

  1. „sich im Nachhinein als als viel zu niedrig herausgestellt hatte, wovon auch in diesem Jahr wieder auszugehen ist. Das ist eine Nachricht? Wirklich? Warum?“

    –> ein als zu viel.

    bin noch nicht durch

  2. Lieber Herr Niggemeier,
    es kommt leider zu selten vor, dass mal gelobt wird, was gelobt gehört: Eine sehr gute Beschreibung des Zustands der Medien und auch ihrer (schlimmen) Wirkung. So klar schreibt es kaum mehr einer auf. Schönen Dank!

  3. Ich sag nur: Vorläufige Top 10 der längsten Niggemeier-Blogtexte.

    Sehr guter Artikel. Fürchte nur, dass es wieder nichts nützt…

  4. Ich möchte mich Ben anschließen und aus Gründen der Lebhaftigkeitssteigerung die Frage in den Raum werfen, warum der juristische Begriff Sachbeschädigung im Zusammenhang mit Linken immer zu Gewalt gegen Sachen wird. Klingt gleich 120% terroristischer, klingt es nicht?

  5. Mich machen solche Artikel ja immer ein wenig depressiv und wütend zugleich. Wann dürfen wir eigentlich damit rechnen, für derartige Artikel auch etwas bezahlen zu dürfen? ;)

  6. Agenturen faseln Zeitungsberichte ungeprüft und unrecherchiert weiter, andere Zeitungen übernehmen das als „Nachricht“. BILD hat sich ja über Jahrzehnte hinweg als Garant objektiver, belegbarer Fakten profiliert – warum das hinterfragen?
    Das ist schützenswerter Qualitätsjournalismus der uns in die Zukunft führt.
    Genau so führen sich die Holzmedien samt Online-Ablegern ins Aus. Gut so!

  7. Darf ich die naive Frage stellen, warum sowas immer wieder und völlig absehbar passiert? Das kann doch mit Faulheit, Überlastung, fehlenden Resourcen etc etc. nicht entschuldigt werden. Und für eine Verschwörung (in was für einer Richtung auch immer) ist das ganze echt zu doof und offensichtlich.

    Es müßte sich doch inzwischen nicht nur bei Bildblog-Apologeten herumgesprochen haben, dass Bild nicht wirklich die zuverlässigste aller Quellen ist. Begründet man die ungeprüfte Übernahme von wirrem Gestammel denn wirklich immer noch mit der vermeintlichen Meinungsmacht des Blattes? Eine Meinungsmacht, die doch einzig daher rührt, das jeder behauptet, es gäbe sie.

    Ich bin verwirrt.

  8. Schöner und wichtiger Artikel welcher passend formuliert wurde. Lob. Leider werden den wohl zu wenig (und nicht die richtigen) Personen lesen.

  9. Zitat: „… innerhalb kürzester Zeit von den Internet-Ablegern vermeintlich renommierter Medien wie der ‚Süddeutschen Zeitung‘, dem ‚Stern‘ und der ‚Deutschen Welle‘ weiterverbreitet wurde.“
    Genau hier liegt das Problem. Natürlich ist es möglich, Vorabmeldungen zu prüfen und dann auch zu wegzuwerfen. Aber es ist sehr, sehr schwer, eine Meldung nicht anzufassen, wenn alle anderen Agenturen draufspringen und man am nächsten Morgen das Vorab ganz weit oben in einigen wichtigen Onlinemedien oder prominent im Frühstücksfernsehen sieht — egal wie unsinnig oder altbacken die Geschichte ist.

    Agenturen bedienen nur die Wünsche ihrer Kunden. Und diese Wünsche kann man wahrscheinlich am besten erkennen, indem man auf Onlineseiten schaut, Zeitung liest oder fernsieht. Viele Agenturjournalisten würden Geschichten wie diese am liebsten wegwerfen. Aber sobald einer anfängt, müssen die anderen nachziehen.

    Es ist unendlich frustrierend, dass dieses Abschreiben von falschen Vorabs keinerlei Konsequenzen hat. Die Abonnenten der falsch berichtenden Agentur beschweren sich selten bis nie. Kommt zwei Tage nach einer Falschmeldung eine interessant klingende Meldung auf Basis eines Vorabs, ist der Fehler längst vergessen und die Geschichte im Blatt oder auf der Internetseite. So lange Kunden dieses Spiel mitmachen, wird sich bei den Agenturen kaum etwas ändern.

    Zitat: Am Vormittag fragt er beim BKA nach den Zahlen, die „Bild” unter Berufung auf das BKA nennt, und bekommt zur Antwort: Von uns ist das nicht. Nun könnte man denken, dass das ein guter Grund wäre, die halbgaren Daten aus einer Quelle von der bekannten Seriösität der „Bild”-Zeitung nicht zu verwenden.

    Und wie hätte der Journalist dann die Geschichte aufmachen sollen? Die Zahlen waren schon im Raum, er hat nachgefragt und seinen Rechercheversuch für die Kunden dokumentiert. Leider gilt im deutschen Journalismus inzwischen (und zwar nicht nur für Agenturen), dass an einer Geschichte, die nicht hart dementiert wird, irgendwie etwas Wahres dran sein muss. Aber das ist ein eigenes Problem, das in diesem Blog sicher auch noch zur Sprache kommt.

    Zitat: An dieser Stelle muss man noch einmal darauf hinweisen, was passiert, wenn Nachrichtenagenturen Meldungen aus dubiosen Quellen wie „Bild” übernehmen: Sie machen aus ihnen Meldungen aus seriöser Quelle.

    Dazu sollte sich der Presserat nochmal ernsthaft Gedanken machen.

  10. Wollten BILD und all die anderen Rechts- und Linksextremismus gleichsetzenden Medien einmal wirkliche Zahlen sprechen lassen, so könnten sie einmal die Zahlen der in den letzten 20 Jahren durch rechtsetremistische (140) und durch linksextremistische (0) Gewalt getöteten Menschen aufführen. Doch das würde dem Zweck widersprechen, zu suggerieren, dass es eine ganz enorme, unmittelbare Gefahr durch unfassbar viele „Chaoten“ und „Terroristen“ von links (wie auch durch den Islamismus) in Deutschland gäbe.

  11. Ich persönlich finde viel schlimmer, dass grundsätzlich die falschen Zahlen gemeldet werden. Mich interessieren die Straftaten von Nazis ehrlich gesagt nicht im Geringsten, weil das sind eh alles Bekloppte, deren bekloppte Taten durch solche Meldungen nur unnötig aufwertet. PI-News ist schon mal interessant zu lesen, aber Bekloppt sind die für mich trotzdem.

    Bei Terrorismus ist es genau das Gleiche. Es einfach als Tote melden und gut ist oder noch besser gar nicht melden. Dann können wir uns auch die Milliardeninvestitionen und lächerliche Überwachung sparen.

    Zahlen, die mich als Bürger mal interessieren würden:

    – Wie hoch wird wohl das Staatsdefizit dieses Jahr in Schäuble Umschlägen?

    – Wie viel Geld ist eigentlich bei Toll-Collect, DE-Mail, Krankenkarte, Elena und ähnlichen Stasitechniken versenkt worden und wer hat da dran ausser Siemens noch verdient?

    – Wie viele Arbeitslosen gibt es denn nun wirklich? 3 Mio. sollen es ja sein, die anderen 3 Mio. kriegen ja Hartz IV nur für Spaß … und wieviele Kurzarbeiter können wir jetzt schon dazu rechnen?

    – Wie viele Steuern und Sozialabgaben mehr hat die gemeine Putzfrau (prozentual) von Ihrem Verdienst abgeben müssen im Vergleich zu
    a) der Bundeskanzlerin
    b) dem gemeinen FDP Wähler
    c) dem Siemenskonzern

    – Wie hoch sind die Chancen, dass die kapitalgedeckte Altersversorgung auf Aktion noch wert ist, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ihre Aktien auf einen Schlag verkaufen? Bzw. wie hoch sind die Chancen, dass es die Banken beim Verkauf noch gibt?

    Das wären mal wirklich wichtige Fragen … aber die Antworten wird man wohl niemals in unserer Qualitätsjournalie finden, so lange man solchen Schwachsinn von der BLÖD abschreiben kann.

  12. gut gebrüllt.

    anderes schönes beispiel für copy’n’paste ohne nachzudenken:
    ein spon-kurzartikel über die abstimmung im parlament zum kabinett karzai II. anstelle 5 minuten zu recherchieren, um den leser über das afghanische wahlrecht und die verfassung zu informieren, wird dort für alle verfahrensfragen ein „parlamentssprecher“ zitiert. wenn die formulierung schon so offensichtlich ist, kann man so einem medium nur noch schwer vertrauen.

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,669821,00.html

  13. Mal zu den Statistiken: eine besonders verbreitete Unsitte ist es in den Medien ja auch geworden, oft Zahlen zu präsentieren, unter denen man sich, z.B. auf Grund ihrer astronomischen Höhe, kaum etwas Konkretes vorstellen kann, v. a., da fast nie Vergleichsmaßstäbe genannt werden.
    „In Deutschland gab es soundsoviel hunderttausend Verkehrsunfälle“ o. ä.

  14. @ 7 malte:
    „Ich möchte mich Ben anschließen und aus Gründen der Lebhaftigkeitssteigerung die Frage in den Raum werfen, warum der juristische Begriff Sachbeschädigung im Zusammenhang mit Linken immer zu Gewalt gegen Sachen wird. Klingt gleich 120% terroristischer, klingt es nicht?“

    Richtig. So kann man rechte Gewalt (gegen Menschen) und linke „Gewalt“ (Sachbeschädigungen) gleichsetzen.

  15. „Wenn überhaupt, bräuchte man doch einen Kontext: Warum ist die Zahl zurückgegangen? Haben irgendwelche sozialen Angebote geholfen? Gab es massive Razzien? Haben die Neonazis ihr Vorgehen vom brutalen Einschüchtern aufs unauffällige Unterwandern verlagert? Oder was?“

    Genau! Das wären genau die Informationen, die ich mir zusätzlich zu den Zahlen (oder besser: statt dessen) wünsche. Statistiken kann ich mir auch selber zusammen suchen (oder ausdenken), aber diese Hintergrundinformationen zu bekommen, ist deutlich schwieriger. Und: Für diese Art Infos würde ich auch im Internet bezahlen. Aber nur ohne Popup-Werbung :).

  16. Polizeistatistiken sind nicht aussagekräftig: Man beachte man das Lüchow-Dannenberg-Syndrom.
    Es bezeichnet das Phänomen, dass die Erhöhung der Polizeipräsenz an einem Ort eine Erhöhung der statistisch erfassten Vergehen und Verbrechen nach sich zieht:

    Mehr Polizei verursacht mehr Kriminalität!

    Beobachtet wurde dieser Effekt zum ersten Mal, als 1981 die Polizeikräfte im Landkreis Lüchow-Dannenberg wegen der Demonstrationen gegen Atommülltransporte in Gorleben verstärkt und quasi kaserniert wurden. Während der Zeiten, in denen nicht demonstriert wurde, wurden diese Polizeikräfte für normale Polizeiaufgaben eingesetzt. In der Folge stieg in Lüchow-Dannenberg die Zahl der registrierten Verdachtsfälle deutlich stärker als in der Umgebung.

    Das Ganze gilt auch umgekehrt:

    Rauschgiftdelikte werden im Regelfall von niemanden angezeigt. Ermittelt die Polizei in diesem Bereich nicht mehr, geht statitisch die Rauschgiftkriminalität eklatant zurück

  17. Danke für die anschauliche Darstellung des Elends, dass in ähnlicher Form fast täglich durch die Medien fährt.
    Der Satz „Irgendwelche Prozentwerte, Statistiken und Hitparaden sagen zwar oft nichts aus, tun aber immer so, als ob.“ ist in meinen Augen aber nicht richtig. Die Zahlen tun nicht „als ob“ sie irgendetwas wären, sie sind einfach nur Zahlen, die interpretiert werden können. das Problem liegt beim Betrachter, der die Zahlen richtig interpretiert – oder auch nicht.

    @markus (19) Die Zahl „0“ bei den durch linksextremisten Getöteten in den vergangenen 20 Jahren wäre, wenn sie denn die mediale Runde machen würde, ein ähnliches Elend. Mir fallen ohne Recherche schon zwei ein.

  18. @22 „…da fast nie Vergleichsmaßstäbe genannt werden.“
    Und die Haare? Fußballfelder? das immer wieder gern genommene Saarland? der Bodensee? etc.

  19. Ich hasse lange Artikel und habe mich durch diesen körperlich durchgequält. Sehr gut!
    Zum Thema Vergleichszahlen (hier in den Kommentaren angesprochen) empfehle ich jedem die Schweinegrippe-Tode mit den jährlichen Grippetoden zu vergleichen.

  20. Stefan, du sprichst mir aus der Seele.
    Seit Jahren bin ich Gewerkschaftlich aktiv im Bereich „Rassismus & Gewalt“ mit dem Schwerpunkt ‚Rechtsextremismus‘. Bei Vorträgen, Foren und Seminaren bemühe ich ich darum die Bedeutung von Zahlenstatistiken herunter zu werten. Statistiken sind nur so gut wie die Zahlenerhebung es zulässt. Wen aus einer ‚Politisch motivierten Straftat‘ plötzlich ein ‚kultureller Konflikt‘ wird oder eine ‚Trunkenheits bedingte Sachbeschädigung‘ oder ein ‚Streit zwischen Personen‘ stimmt keine Statistik mehr. Diese ganzen Zahlen können nur als Orientierung dienen und sind ohne detaillierte Hintergrundinformationen (z.B. Sonderprogramme an Schulen, politische Ereignisse wie Wahlen, Großveranstaltungen wie Fussball-WM usw.) sowieso nicht Aussagekräftig.
    Über die Sonderrolle der BILD zu diesem Thema kann man nicht nur, sondern wurden ja auch schon ganze Bücher geschrieben.
    Es tut dennoch gut, das die Thematik noch einmal so vorgebracht wurde.

  21. Bei Meldungen dieser Art fühle ich mich immer an die alte 80er Jahre Werbung von Palmolive erinnert (mit Tilly und den Spülhänden). Da wurde zu dem Text „dermatologische Tests von Hautärzten haben bewiesen bla bla“ eine rote Kurve eingeblendet, die im leichten Zick-Zack nach oben zeigte. Keine Erklärung dazu, was diese Kurve eigentlich abbildet, man setzte auf die Suggestion: Kurve nach oben = gut!!

    Könnte man nicht Artikel wie diesen hier zwangsweise an sämtliche Zeitungen vor dem Verkauf tackern, damit der geneigten Leserschaft auch endlich mal das ein oder andere Licht aufgeht?

    Naja, in meiner perfekten Welt vielleicht…

  22. Vielen Dank für den kleinen Einblick in den Deutschen „Qualitätsjournalismus“. Im Ausland geht’s scheinbar noch „qualitativer“ zu: In Italien gibt nur einer die Nachrichten vor, der Rest tippt ab.

  23. Und ich dachte die moechtegernjournalistischen Blogger sind schuld? Nun bin ich ja ganz verwirrt.

  24. ..auch immer schön die jährliche Valentinstagstatistik, dass Pärchen gesünder sind; den Umkehrschluss, dass Gesunde eher einen Partner finden, erwähnt keiner..

    ;)

  25. @KatrinW #32:
    Hier sind immerhin die Achsen bezeichnet:
    http://www.youtube.com/watch?v=o8W0CxWYkbo

    Apropos Achsen, Bild gehört sicher zur Achse der Guten, oder? Da ich zu den linken Gutmenschen* gehöre, spricht mich diese Zahlengeschichte auf emotionaler Ebene an. Seitdem ich weiß dass einer meiner Nachbarn im Hauseingang bei der NPD ist stellt sich mir längst nicht mehr die Frage wie hoch die Zahl der Straftaten ist, sondern wie geht man um mit Opa Nazi? Über Zahlen kann man sich leicht streiten, aber aktive Auseinandersetzung mit leibhaftigen Neonazis ist was ganz anderes.

    (* ein „Schimpfwort“ das man PIlern und Co. dringend wieder abnehmen sollte, schließlich ist ein guter Mensch nichts schlechtes.. eigentlich..)

  26. Das mit den Zahlen und Statistiken wird doch bereits von den Politikern im Wahlkampf vorgelebt: Es geht prozentuale Veränderungen und Statistik-Interpretation, die so gedreht wird, dass man den größten Teil der Wähler anspricht / erreicht / für sich gewinnt. Im Journalismus ist das nicht anders. Da sind es halt die Leser / Werbekunden, die gebunden werden müssen. Wirklich ansprechender investigativer Journalismus ist nunmal kaum noch zu bezahlen. Demnach werden gute Journalisten verstärkt durch Tabellen-Reiter ersetzt. Das Problem ist vielschichtig.

  27. Der Zahlenfetischismus ist deshalb so weit verbreitet, weil damit eine gewisse Seriosität simuliert werden soll. Sie „beweisen“ etwas. Klassisch fast schon der Fall, in dem suggeriert wird, ein großflächiges Mammographie-Screening reduziere das Brustkrebsrisiko um 20% (was so natürlich Unsinn ist).

    Zahlen wirken komplexitätsreduzierend und lindern den Umgang mit schwierigen Problemstellungen. Sie sind leicht zu transportieren (= abzuschreiben). Ihre Überprüfung ist schwierig, weshalb man es häufig lässt. Ihre bloße Erwähnung verspricht Bewunderung ob des vorhandenen „Wissens“.

    Dass der Journalismus immer wieder falsche Korrelationen konstruiert und repetiert ist nur ein Spiegel einer Gesellschaft, die es oft genug nicht mehr so genau wissen will.

    Dort, wo Zahlen aufklärend wirken könnten, werden sie allerdings merkwürdigerweise sehr selten benutzt. Lottospieler vergegenwärtigen sich kaum, dass seine Gewinnchance für 6 Richtige + Superzahl bei ca. 1:140.000.000 liegt. Der Innenminister sagt nie, dass die Gefahr mit dem Auto tödlich zu verglücken soundsoviel Mal höher ist als bei einem Terroranschlag in Deutschland ums Leben zu kommen, usw.

  28. Schöner Riehmen. Geht das schon als Verschwörungstheorie durch?

    Rage und Migräne bekommen dir gut.

    PS und OT: Machst du noch etwas zum heutigen SZ-Artikel „Klagen bringt nichts“ (s. 19) von J. Boie?

  29. Danke, dass sowas endlich mal ausgesprochen wird. Ich frage mich, warum immer mehr Medien auf die Idee kommen, die BILD zu zitieren und deren Meldungen zu übernehmen.

    Es geht nur um Geld, um Effekthascherei. Aber schon lange nicht mehr um echten Journalismus.

  30. (Bei „Braanchendienst“ musste ich mich mal kurz lachend wegschmeissen. Sehr hübsch, sehr entlarvend. Mengenleere.)

    Ist das nur mein subjektiver Eindruck, oder ist es tatsächlich so, dass es -zumindest was deutschländige Meldungen angeht- fast ausschliesslich die „Bild“ ist, die von Agenturen so zitiert wird? Wenn ja, müsste da nicht irgendwann jemand was merken und eine interne Anweisung verfassen, die diese Praxis abstellt? Man fällt ja weissgott nicht zum ersten mal mit irgendwelchem Exklusiv- und Vorab-Schrott von denen auf die Nase. Oder geniesst die „Bild“ eigentlich sowas wie ein Ansehen unter Kollegen, die jeden Zweifel und jede Kritik von vornherein wegwischen? Wenn einem Normalbürger deutlich ist, wes Geistes Kind dieses Blatt ist und was von deren Inhalt, Stil und Intention zu halten ist (lies: nichts), muss das professionellen Kollegen nicht erst recht klar sein und sie ergo alles aus deren Ecke mit spitzen Fingern und Schutzhandschuhen anfassen sollten? Dass Politiker sich damit rausreden können, sie läsen die „Bild“ weil sie wissen wollen/müssen „was das Volk denkt“ (hüstel), das ist mir schon klar, aber Journalisten und andere Pressekollegen müssten doch erkennbar einen weiten Bogen um diesen Mist machen und die Lügen und die Scheinheiligkeit eher entlarven anstatt sowas immer und immer wieder mit völlig unangebrachter ratifizierender Beachtung zu würdigen.

    Was mich mindestens ebenso wie Bild-Zitierungen wurmt ist die typische sensationalistische Spracheskalation wie sie in dem „Wirbel um…“-Stück beispielhaft erscheint. Widersprüche in der Recherche werden nicht aufgeklärt, sondern sind gleich ein „Wirbel“ um irgendwas. Wenn nach dem Tod eines Promis ein Autopsiebericht inklusive Toxikologie nicht spätestens am nächsten Morgen vorliegt anstatt nach üblicher Frist, dann ist der Tod mindestens mal „rätselhaft“ und in den Folgetagen werden sinnlose „Weiter Rätsel um…“-Meldungen durch die Welt geblasen. Wenn der eine Polizeichef Nacktscanner anregt und der andere Lokalpolitiker dazu einfach „Nö“ sagt, dann ist das prompt eine Meldung über eine „Lebhafte öffentliche Debatte“ wert, oder das ganze ist „weiter in der Diskussion“. Wenn die Wissenschaft irgendetwas entdeckt und erwartungsgemäss nicht sofort erklären kann, dann ist das in Presseberichten mindestens mal „mysteriös“ und „unerklärlich“ – und zwar nicht im Sinne von „ich weiss, dass ich nichts weiss“ (richtig), sondern á là „X-Files“ (falsch). Von den ewigen „nicht abreissenden Pannen(sic)serien“ will ich garnicht erst anfangen. Lernt man dieses Prinzip der zwecks Berichterstattung darüber sich selbst kreierenden „Wirbel“ und „Rätsel“ und „Diskussionen“, und des dabei zu verwendenen Hype-Vokabulars, eigentlich irgendwo in der journalistischen Ausbildung?

  31. Aus diesem Grund lese ich bpsw. auch keine Wirtschaftsmeldungen zur prognostizierten Entwicklung von Arbeitsmarkt und Wirtschaft mehr.

    Da liest man gestern, dass „die Stimmung der Mittelständler sich überraschend aufhellt“, heute, dass „die Wirtschaft sich auf vier weitere magere Jahre einstellt“ und morgen, dass „Arbeitslosenzahlen so niedrig sind wie seit 1999 nicht mehr“. An einem Tag sind der Export, am nächsten Tag sind die Auftragszahlen gestiegen.
    Das alles unterlegt mit Prozentwerten und Zahlen, die auf irgendwelchen Statistiken und Umfragen irgendwelcher Institute beruhen, die meist als Pressemeldung versandt werden und von scheinbar hirnlosen Journalisten unkritisch wiedergekäut werden. Traurig, das…

  32. Es ist kein Problem der „Holzmedien“, wie hier ein Kommentator meinte feststellen zu müssen. Im Gegenteil fast: es sind oft die Online-Ableger, die Schindluder betreiben.

    Abr wir wollen daraus keine neue Hitparade machen. Vielen Dank an Stefan Niggemeier. Ich werde seinen Text weiterempfehlen.

  33. PS:
    Kann man es technisch so einrichten, dann man solche Texte ausdrucken kann (zum Faxen, fürs Schwarze Brett u.ä.)?

  34. @50:

    Danke. Der Gedanke war mir auch schon gekommen…

    Es war ne Anregung, das netter zu gestalten. Sie sollten mal wieder für ein paar Tage aus Berlin heraus, Niggemeier, die Übellaunigkeit der Stadt bekommt Ihnen nicht.

  35. Vielen Dank für den Artikel. Schön scharf geschrieben. Schlimm, dass scheinbar nicht mal mehr Journalisten nachfragen…

  36. @30:

    Zum Thema Vergleichszahlen (hier in den Kommentaren angesprochen) empfehle ich jedem die Schweinegrippe-Tode mit den jährlichen Grippetoden zu vergleichen.

    Den gemeldeten ~10 oder den geschätzten ~20.000? Was viele nicht wissen. Die Kleinstadt, die jedes Jahr angeblich an Grippe stirbt sind keine Meldezahlen, sondern (fantasievolle) Schätzzahlen.

    Dafür wird bewertet, wie viele Tote gab es in den Sommermonaten und wie viele Tote gab es in den Wintermonaten (alle, egal an was die gestorben sind). Die Differenz aus diesen beiden Zahlen sind dann die Grippetoten? Ach, das ergibt gar keinen Sinn? Stimmt!

  37. @treets: Sie können den Text ja copy und pasten und in Word einfügen, ein paar „coole“ Word-Art-Grafiken (zu Weihnachten kommt Ilex mit Glöckchen ganz gut, jetzt vielleicht eher zwei gekreuzte Sektgläser mit Konfetti) verfeinern. Dann diesen Drucker, von dem Stefan sprach, anschließen. Und fertig ist der Lesegenuss. Bon Appetit!

  38. @treets: Wie die Vorposter weiß ich auch nicht, wo das Problem mit dem Ausdrucken liegen soll. Ich finde die Druckausgabe akzeptabel, per CSS werden ja bspw. die Spalten links und rechts ausgeblendet. Wenn die Kommentare nicht gedruckt werden sollen, dann einfach nur von Seite 1 bis X drucken. Ansonsten tatsächlich mal per Copy-&-Paste versuchen. (Aber dann immer schon die Quelle mit rein.)

  39. Man kann schon fast sagen: ich liebe Sie und ihre journalistische Art Herr Niggemeier! Nicht nur, dass sie korrekterweise auf der richtigen, linken Seite zu stehen scheinen. Auch wie Sie den „irren Gier-Journalismus“ von heute bloß stellen – einfach klasse!

    Je l’aime..

  40. Ich finde das wirklich frustrierende in diesem Zusammenhang nicht einmal den Umgang der Medien mit reisserischen Vorlagen. Wirklich bitter finde ich, wie unverstanden Rassismus (und andere Formen von Diskriminierung) bis heute ist. Gerade „die Medien“ sollten sich doch um Aufklärung bemühen.

    Da lese ich in der Welt einen Artikel, aus dem ersichtlich wird, dass die Redakteure sich auch noch für weltoffen und progressiv halten, wenn sie den multikulturellen Hintergrund der U21-Nationalmannschaft als notwendige integrative Entwicklung unseres Landes betrachten. Und schließen daraus, dass man dann damit leben müsse, dass in Zukunft von diesen integrierten Spielern keiner mehr die Nationalhymne singt. (Fun-Fact am Rande: Entgegen der Vermutung/vorurteilsverwirrten Beobachtung haben von den Jungs eine Handvoll die Hymne gesungen. Darunter am lautesten „der Spanier“, „der Weißrusse“ und „der Türke“) Spieler der Nationalmannschaft werden nach ethnischen Kriterien gruppiert und mit Vorurteilen betrachtet. Rassismus pur.

    Sobald man solche und andere Fälle von Alltagsrassismus aber benennt, greifen die Beißreflexer derer, die vom Rassismus nicht mehr verstanden haben. als dass sie nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden wollen. Rassismus beginnt aber nicht erst da, wo Ausländerheime brennen.

    Auch wenn mein erster Versuch, verschiedene wissenschaftliche Ansätze zur Rassismusforschung pointiert aufzubereiten, etwas unbeholfen daherkommt und hier wohl in der Rubrik „liest eh wieder keiner“ liegt, findet sich ja vielleicht doch ein Interessent: Wir und die Anderen

  41. Nur mal so nebenbei, ich glaub die Funktion „Stichwörter“ im Blog ist ein bisschen kaputt ;-)

  42. @47 das bundeswirtschaftsministerium, das bundesjustizministerium und auch das bundesarbeitsministerium bieten einen „newsletter“ service an. auf diese weise erhält man zahlen sozusagen aus erster/offizieller hand. nichtsdestoweniger sollten auch zahlen dieser quellen mit der gebotenen skepsis betrachtet werden.

    @45 sehr gut erkannt im hinblick auf „sensationalistische spracheskapaden“. desgleichen konnte und kann man in bezug auf die sog. „finanzmarktkrise“ beobachten. bemerkenswerterweise hat einer der kombattanten im sandkasten auf das versagen der journaille bei diesem nicht unwichtigen thema hingewiesen.

  43. @55/Alberto Green:
    Naja, so ein Klick-Element »Druckversion« währe schon eine feine Sache und ist im Netz ja auch nicht ganz unüblich. (Toll wäre es z. B., Links als solche in der Druckversion erkennbar zu machen [Fußnote oder so], damit der Witz/Sinn bestimmter Wortgruppen oder ganzer Blog-Einträge, nach dem Druck nicht abhanden kommt.)

  44. Erstaunlich ist aber, dass Herr Niggemeier sich des Themas annimmt, wenn die Bild einmal niedrige Vorab-Zahlen meldet. Die „Zeit“ hat in den vergangenen Jahren jeweils dreimal jährlich zu hohe Vorab-Zahlen gemeldet (basierend auf Informationen von Frau Pau), die sich jeweils ebenso epidemisch über dpa verbreiteten. Das war aber wohl nicht so schlimm, weil zu hoch in dem Bereich irgendwie korrekter ist als zu niedrig.

    Ich hätte mir überdies ein Eingehen auf die Tatsache gewünscht, dass die „Bild“ 624 Gewalttaten Rechter mit 614 Opfern nennt. Vielleicht hätte dann jemand einen Tipp für mich gehabt, wie diese Ungleichung zu lösen wäre.

  45. clifnotes:

    *Autor behauptet Verschwörungen wonach Medien (z.B. Bild) Nazikram vorsätzlich klein schreiben

    *Autor macht sich über andere Verschwörungstheorien lustig, welche behaupten, Medien und Staat würden Nazikram vorsätzlich groß schreiben.

  46. Sehr, sehr stark, dickes Lob. Endlich weiss ich wieder warum ich hier lese. Weiter so Herr Niggemeier.

  47. Ich bin hier in der Diskussion wahrscheinlich die Ausnahme, denn ich mag Zahlen.
    Die menschliche Wahrnehmung der Realität ist sehr anfällig für Fehler und Zahlen, wenn sie korrekt erhoben werden, können helfen diese Fehler zu vermeiden. Die Alternative ist leider oft eine Argumentation beruhend auf persönlichem Gefühl oder selektiver Wahrnehmung, die für die Realität nur noch bedingt zugänglich ist („traue keiner Statistik usw…“)

    Das Problem im Umgang mit Zahlen ist aber leider, dass die Leser zu anspruchs- und die Journalisten zu ambitionslos mit ihnen umgehen. Eine „Statistik“ aus irgendeiner Umfrage, weiterverbreitet ohne Angabe dessen, was von wem gefragt wurde und ohne Nennung der Fehlermarge ist nutzlos und schädlich, egal welche Zahlen man am Ende in den Artikel schreiben kann.

    Geht man dagegen seriös mit Daten um und gibt mit an, wie sie zu Stande kamen, dann wird aus der Bild Meldung z.B. genau dass, was Stefan ober geschrieben hat: „Derjenige Teil […] der bereits in einer vorläufigen Zählung erfasst wurde, liegt um ein winziges Fitzelchen höher…“
    Das Problem wäre sehr viel kleiner, denn niemand wird so etwas in seiner Zeitung stehen haben wollen und Leute, die damit argumentieren würden ausgelacht.

    @42/ Gregor Keuschnig: Ihrem Kommentar an sich und dem Lottobeispiel stimme ich zu, beim Innenminister muss ich allerdings widersprechen. Das dieser nie sagt, wie wahrscheinlich es ist, bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen ist seriös, er weiss es ja schliesslich nicht (nur so funktioniert Terror; alles was er sagen könnte ist, wie wahrscheinlich es war umzukommen)

  48. danke für den artikel!
    da mich das thema interessiert, waren mir bereits die entsprechenden überschriften (ohne die artikel dazu zu lesen) seltsam auf den magen geschlagen. ihr artikel dazu hat dann alles aufgelöst.

    die bild hat es i.ü. auch vor kurzem exclusiv geschafft, aus einer in teilen gefundenen frauenleiche in hannover eine dann von ihr identifizierte ’straßenhure‘ zu machen. diese info einladend präsentiert im google-teaser: top-info in satz 1.
    in entsprechenden artikeln einiger anderer titel habe ich dann mal geguckt, ob diese info aufgeschlagen ist.
    bei spon fand ich die info, dass die frau „gelegentlich auf dem Straßenstrich“ gearbeitet habe. nur bei spon.

  49. Auch wenn ich den Eintrag mangels Zeit noch nicht komplett gelesen habe..

    Dazu (einigermaßen) passend ein Zitat von David Simon (u.a. The Wire, großartige Show):

    „We are no longer a culture than can recognize our own problems, much less begin to solve them. We will accept the short-term solution, the juked statistics, the jerry-rigged profit over actual substance every time. This is the America we’ve built and paid for, and it’s all we deserve. We have not paid the real cost of… being a first-rate society.“

    Trifft den Punkt sehr gut, auch wenn er natürlich viel mehr als nur Journalismus meint, aber der Zahlenfetisch ist wohl nicht nur dort vorhanden.

  50. „Ausländer und Muslime“? Ist das sowas wie „Deutsche und Versicherungsvertreter“?

    Eigentlich dachte ich ja, dass der Hausherr Mengelehre beherrscht.

  51. Danke für diesen informativen, erhellenden Beitrag!!!! Einen Kritikpunkt habe ich jedoch: Beim Lesen drängt sich mir der Eindruck auf, dass vom Autor die linke Ideologie in dem selben Maße relativiert wird, wie er das – vollkommen zurecht – über die rechte beim angeblichen „Qualitätsjournalismus“ anprangert. Schon Friedrich Hayek hat vor 80 Jahren detailliert dargelegt, dass links und rechts im Kern die gleiche, unmenschliche Ideologie darstellen. Dennoch empört man sich über die Verbrechen des Kommunismus und des Sozialismus in vielen Bevölkerungsschichten nie so sehr wie über die des Nazionalsozialismus.

  52. Danke für diesen Artikel, besonders die letzten Absätze sind so wichtig, denn sie weisen auf eine stetige Entwicklung rassistischen Gedankenguts, eben auch in den Kommentarspalten, hin.

  53. @ 68/Blixten: Wenn Sie Zahlen mögen, sind Sie hier sicher nicht die Ausnahme. Auch ich bilde mir gern eine Meinung aufgrund von Daten, die andere für mich zusammentragen. Die Frage ist halt nur, wie diese Zahlen entstehen. Die Werthaltigkeit der Bild-Zahl (und nicht, wer sie ausgeplaudert hat), ist ja er Ausgangspunkt des Beitrages. Und es ist dieselbe Frage die sich auch sonst (aktuell bei Arbeitsmarkt- und Konjunkturzahlen) stellt. Selbst zählen istauch keine Alternative.

  54. Ich glaube seit ca. einem halben Jahr lese ich ihren Blog, Herr Niggemeier. Seitdem geht es mir zusehends schlechter… dennoch danke ich Ihnen herzlich für diesen Beitrag.

    Wie könnte man diese Misere denn ändern? Stärkung der Rechte des Presserates..? Irgendwelche Ideen?

  55. Vielen Dank für Ihre Kritik. Mich beunruhigt seit langem der Zustand der Medien, die immer mehr versuchen Meinungen zu machen, statt nach Recherche zu berichten, zu analysieren und aufzudecken.
    Wie kann sonst z.B. ein Mann wie KTzG ohne jegliche erfolgreiche Leistung im Beruf , in der Politik oder im Amt, zum Medien-Star avancieren ?
    Die Medien sind in der Demokratie zur Schaffung von Transparenz die wichtigste Instanz zur Kontrolle der Machtausübung und der damit immer einhergehenden Beeinflussung durch Korruption.

  56. Wie schaffst Du es bloß, lieber Stefan, bei dem ganzen Elend, Dir Deine Fröhlichkeit und Dein fast kindliches Gemüt (als dreifacher Vater weißich, wovon ich schreibe, und ich meine das ausschließlich positiv) zu bewahren?

    Ich schrub ja schon öffters in dieses Blog, dass ich mich wundere, dass es noch immer keiner einfach mal mit Qualität ernsthaft versucht. Nein, Geschwindigkeit, Menge und Klicks die Götzen, denen hinterhergehechelt wird.

  57. Unglaublich. Natürlich überrascht mich dieser Vorgang nicht wirklich, aber es noch einmal in dieser Klarheit hier zu lesen – das trägt doch dazu bei, dass man nochmal verblüfft innehält.

    Eigentlich kann ich es dem Presserat ja nicht verdenken, dass er den Journalisten erlaubt, Agenturmeldungen „blind“ zu übernehmen. Wenn die Agenturen ihren Job richtig machen würden, wäre das auch kein Problem: Sie sollten nur gründlich recherchierte Nachrichten liefern.

    Leider hat sich wieder einmal bestätigt, dass dies nicht der Fall ist. Da gibt es eigentlich nur eines: Der Presserat muss den Nachrichtenagenturen ihren gesonderten Seriösitätsstatus umgehend aberkennen und erklären, dass Journalisten künftig eben NICHT mehr die Agenturnachrichten ungeprüft übernehmen würden.

    Ich glaube zwar nicht daran, dass dadurch alles (oder vieles) besser würde, aber vielleicht würde ein solch öffentlicher Rüffel einige Entscheider in den genannten Agenturen zum Nachdenken anregen.

    Und wenn wir ganz viel Glück haben, kommen die beim Nachdenken sogar drauf, dass der Rüffel berechtigt ist und möglicherweise ändern sich dann die Redaktionsregeln.

    Dass Millionen Deutsche die BILD-„Zeitung“ für seriös halten, ist schlimm genug; aber auch noch die Agenturen? Et tu, Brutus DPA?

  58. Herr Niggemeier, ich danke Ihnen von Herzen für diesen Artikel. Selten habe ich mich beim Lesen einer journalistischen Arbeit dermaßen wohl und verstanden gefühlt. Einfach herausragend!

  59. @kurt: Ich hab das schon extra so geschrieben, weil das der Weltsicht von „PI“ entspricht.

    @ppk: Zu den „Gewalttaten“ zählen nicht nur Tötungsdelikte und Körperverletzungen, sondern auch versuchte Tötungsdelikte, Brandstiftungen, Erpressung, Freiheitsberaubung. Das heißt, nicht bei jedem Gewaltdelikt wird zwingend ein Mensch verletzt. Deshalb kann die Zahl der verletzten Personen kleiner sein als die Zahl der Gewalttaten. Sie hätten das übrigens durch einen Blick in den Verfasssungsschutzbericht herausfinden können. Alternativ lässt sich auf der Ahnungslosigkeit aber auch eine rechte Verschwörungstheorie über „Taten ohne Opfer“ aufbauen, wie Sie es in der „Readers Edition“ getan haben.)

    Haben Sie mal einen Link zu den Geschichten aus der „Zeit“? Es ist nämlich eigentlich sehr schwer bis unmöglich, auf der Grundlage der Zahlen von Frau Pau die Zahl der Straf- und Gewalttaten zu hoch einzuschätzen.

  60. Nutzwert gegenüber dem Sandkasten: +162.389% Danke! (auch wenn man den Tenor schon im „Handbuch des Journalismus“ lesen kann. Sobald Zahlen auftauchen, setzt der Verstand aus. Man kann damit quasi jede Aussage herleiten, es wird nicht mehr reflektiert).

    Zum Thema Zahlen in der Presse auch empfehlenswert „Huff: How to Lie with Statistics“ oder „Beyond Numeracy“ oder vielleicht noch besser „A Mathematician Reads the Newspaper“ von Paulos.

    Wer nicht genug Zahlen in der Presse um die Ohren gehauen bekommt, kann gerne hier schauen:
    http://egghat.blogspot.com/search/label/zahldestages
    Da gibt’s jeden Tag eine neue ;-)

  61. @Kurt:

    Beachten Sie bei der Mengenlehre, dass Muslime mitnichten eine Teilmenge von Ausländer ist, so wie Versicherungsvertreter keine Teilmenge der Deutschen ist: In beiden Fällen finden sich Schnittmengen. Aber es gibt nun auch mal eine Schnittmenge zwischen Deutschen und Muslimen.

  62. @Vince Ebert (#74): Abgesehen davon, dass ich alle anflehen möchte, die abzusehende end- und fruchtlose Diskussion über die angebliche Übereinstimmung von Nationalsozialismus und Kommunismus, Rechts- und Linksradikalismus woanders auszutragen als in dieser Kommentarspalte…

    …geht es in diesem Blog-Eintrag fast gar nicht um Ideologie, sondern fast nur um Reflexe und Handlungsmuster in den Medien, die auch unabhängig von einer politischen Agenda funktionieren.

  63. @Stefan Bogdanski, #85:

    Und jetzt raten Sie mal, was ich mit meiner Bemerkung wohl ausdrücken wollte, Captain Obvious..

    Nebenbei, ich habe aus genau den von Ihnen genannten Gründen schon öfters in diesem Blog kritisiert, wenn Kritik am Islam von berufener Seite mit Rassismus oder Ausländerfeindlichkeit gleichgesetzt wird. Man kann durchaus gleichzeitig Islamgegner und Rassist sein, aber das eine bedingt nicht das andere.

    Insbesondere kann man sich aussuchen, ob man Versicherungsvertreter sein möchte oder nicht, genauso wie man sich übrigens in einem Staat wie dem unsrigen, wo Religionsfreiheit gilt, was auch Freiheit vor Religion bedeutet, aussuchen kann, ob man sich zu dem Islam und seinen Postulaten bekennen will oder nicht. Deshalb ist es ein sehr großer Unterschied, ob ich jemanden wegen seiner Herkunft oder wegen seiner Religion kritisiere.

    Aber Stefan Niggemeier hat ja zwischenzeitlich klargestellt, wie seine Formulierung gemeint war.

    @SN: Nein, keine Sorge, ich breche keine weitere Debatte vom Zaun. Dafür fehlt mir gerade sowieso die Zeit.

  64. […] Das aber durch den Umweg über eine Nachrichtenagentur auch vermeintlich renommierte Publikationen wie "Stern" und "Süddeutsche Zeitung" die Falschmeldungen der BILD in der ganzen Nation verbreitet werden, und wie Boulevardblätter wie "Focus" noch eins draufsetzen, das kann – nein sollte – man hier nachlesen: Malen nach Zahlen « Stefan Niggemeier […]

  65. Ich gehe davon aus, dass diese von Stefan Niggemeier so wunderbar beschriebene Arbeitsweise auf Journalistenschulen und während Volontariaten in 72,3% der renommierten und weniger renommierten Redaktionen gelehrt, verfeinert, und später von den Ressortchefs gefordert wird. Aber warum werden für die Auswahlverfahren des euphemistisch so genannten Journalistennachwuchses und für dessen Ausbildung so viel Zeit, Geld und Mühe verschwendet? Ein kostenloses Praktikum auf dem Hamburger Fischmarkt reicht doch als Qualifikation allemal. 98,37 % der Verkaufsprofis dort wissen genau, wie sie die Massen ansprechen müssen, um sie zum Kauf von Aalen, Bananen und Blumen bewegen, die sie eigentlich gar nicht haben wollten. Und 100 % von ihnen stehen im Gegensatz zu den beschriebenen Meldungsweiterreichern mit beiden Beinen mitten im Volk, zudem verfügen sie über eine unverfälschte Direktsicht auf ihre Kunden, nicht nur über die teleskopische und demoskopische Ansicht von höherer, meinungsklimatisierter Warte. Dies ist, einer noch nicht abgeschlossenen Umfrage zu Folge, 60,2% aller Redaktionschefs durchaus bewusst, und etliche davon (angeblich 21,1 % bei kleineren, 40-80% bei grossen Zeitungen, Agenturen und Wochenmagazinen) betreiben angeblich schon lange ihre persönliche Weiterbildung vornehmlich auf den buntesten und lautesten Märkten und deren begrenzenden Arealen.
    (alle Zahlen ohne Gewähr, vorläufig, noch unbestätigt).

  66. „Wenn der Jäger am Hasen einmal links und einmal rechts vorbeischießt, dann ist der Hase im Durchschnitt tot.“

    Leider lassen sich Zahlen nach Schwarzweiß-Mustern besonders gut merken und schaffen – gut an menschliche Bedürfnisse angepasst – Einfachheit, wo keine ist.

    Sehr guter Artikel. Besonders diese unehrliche Verdreherei („Wer hat geplaudert?“) ist so absurd, dass man gar nicht weiß, ob man darüber weinen oder lachen soll.

  67. @G.G.

    Wichtig ist auch in einem guten Artikel alle durchschnittlich 82,4 Worte einen Fachmann zu Wort kommen zu lassen, der in 87,2% der Fälle ein Professor, in 10,2% ein Doktor und ansonsten zumindest „renommiert“ sein muss.

    Das ist sooo peinlich. Die Journalisten tun so, als wenn sie nicht selber eine Nachricht verfassen könnten und sich die Authentizität/Autorität erst „einkaufen“ müssten. Vor allem könnten sie im Internetzeitalter die Quellen/Belege auch einfach verlinken. Was kaum ein Presseangebot im Internet macht. Nie ein Link zur Pressemitteilung, zum Destatis, zur Bundesagentur für Arbeit oder gar zur Nachrichtenagentur. Haben die Angst, das auffällt, wie klein der Anteil des Journalisten an vielen Artikeln ist?!?

  68. Das ganze Geschwätz können wir hier unbeachtet lassen. Es reicht ein Blick auf das Bild von PPQ, um die Wirklichkeit zu beurteilen. Und wenn’s dann die Rechten nicht gibt, läßt man eben Kinder im Wettbewerb Verbotsschilder malen. Motto: „Kein Bier für Nazis“. Bei jeder Antirassismus-Tagung fällt der DGB Kreativabteilung zusammen der Stasisektion der alten,neuen SED beim Brain-Storming immer wieder was Neues ein. Seltsamerweise schreiben hier, die über PPQ Aufgebrachten, über einen Zustand, der durchaus vor 500 Jahren seine Wirkung nicht verfehlte. Die Hexen wurden immer weniger. Und man muß ja von etwas leben, auch wenn es nur unsere Steuergelder sind, 24 Millionen Euro jedes Jahr für viele Scheiterhaufen.

  69. Vielen Dank für diesen tollen Text, der anspricht, was mich in einschlägigen Medien schon lange stört: Statistik ist nicht gleich Statistik und bedarf Hintergrundinformationen, um angemessen interpretiert werden zu können.
    Ich darf an dieser Stelle aber darauf hinweisen, dass einen Unterschied zwischen Prozent und Prozentpunkt gibt. Liegt eine Zahl 2008 bei 45% und 2009 bei 55%, ist sie um zehn ProzentPUNKTE gestiegen. Wäre sie um 10% gestiegen, müsste sie 2009 bei 49,5% liegen. Auch dies ist ein weit verbreiteter Fehler, der sich ebenfalls in ihren Text geschlichen hat, wie mir scheint.

  70. Man darf in Zeiten des auch von BILD betriebenen Kampagnenjournalismus (zumal bei Beteiligung von Herrn Einar Koch) davon ausgehen, dass die BILD-Zahlen-Meldung einer strategischen Absicht entspricht.

    Was könnte das sein?

    Ich vermute, dass es mit den erwarteten ersten Amtshandlungen der Hochintelligenzlerin Bundesministerin für Extremismusbekämpfung (vormals: Familienministerium) zusammen hängen könnte. Rückläufige rechte Gewalt bei gleichzeitig wachsendem „Terrorismus“ seitens von Linksextremen macht sich da wohl ganz gut.

    Nur: Das ist eine reine Vermutung. Aber ich bin mir sicher, Herr Einar Koch mag Frau Kristine Köhler sehr. Frei nach dem gemeinsamen Motto:

    Linksextremistische Gewalttaten dürfen nicht verharmlost werden

    Mehr dazu findet sich bei Frau Köhler auf ihrer Webseite.

  71. „Wirbel“ um Ernst August

    Bezeichnend, bei welchen Beteiligten die Recherche Vorrang hat vor der Eilmeldung – und das liegt sicher nicht an SNs Artikel…

    Do 07.01.2010, 15:28, dpa – Basisdienst, Hamburg
    Monaco/Leute/
    (Achtung) =
    Die dpa recherchiert Berichte in- und ausländischer Medien über Vorkommnisse in einem Urlaub von Prinz Ernst August von Hannover. Wir bitten um Verständnis, dass wir erst eine Meldung anbieten werden, wenn uns die Stellungnahmen der Beteiligten oder deren Beauftragten vorliegen.

  72. Hallo Yassi Yackici !
    Natürlich kann man glaubhafte Meldungen ohne Recherche veröffenlichen. Hier sollte aber immer der Zusatz erscheinen z.B.
    „Nach unbestätigten Meldungen ….“. Bei Zahlen od. Statitiken muss man m.e. aber zumindest auf Plausibilität prüfen. Wenn ich Zahlen aus meinem Fachgebiet in den Medien sehe und höre, sind die häufig nicht nur falsch sondern oft total abwegig..

  73. @Stefan Niggemeier: Haben Sie vielen Dank für dir Aufklärung, wieso 624 Taten nur 614 Opfer haben können. In der Vergangenheit hat diese Tücke der Statistik allerdings nie verhindert, dass es mehr Opfer als Taten gab – mithin müsste die Frage nun wohl lauten: Richtet sich der Hass der Rechten vermehrt gegen Dinge?

    Ihr Vorwurf, wir würden aus „Ahnungslosigkeit eine rechte Verschwörungstheorie über „Taten ohne Opfer” aufbauen“, natürlich genauso dünn wie ihr Beitrag oben spät kommt. Seit Jahr und Tag arbeiten nicht nur die „Zeit“, sondern auch die Nachrichtenagenturen etwa dreimal im Jahr (Links unten) mit vorläufigen Zahlen rechter Strataten, die am Ende naturgemäß nie stimmen. Und immer, das ist das Frappierende, steigen diese Zahlen. Und nie wird irgendwo erklärt, wie sie eigentlich zustandekommen: Dass nämlich seit 2000 zweimal an den Erhebungskriterien „gearbeitet“ wurde, dass seit der letzten Verschärfung sogar Kinderzeichnungen unter „rechte Straftat“ fallen, dass nicht aufgeklärte Taten für immer rechtsradikale bleiben.

    Ihre Ahnungslosigkeit dahingehend in allen Ehren – aber mit dem obigen Beitrag kommen Sie einem seit langem gepflegten Ritual nicht nur recht spät auf die Spur, sondern Sie springen auch noch sehr kurz. Dass Agenturen jeden Quatsch ungeprüft verbreiten, ist ein Problem, dass sämtliche Endverbrauchermedien den Kram ungeprüft weiterleiten ein anderes. Dass aber das eigentliche Problem im Umgang mit „rechten“ Straftaten darin liegt, dass ihnen stets ein Aufmerksamkeitspotential zugemessen wird, das ihnen gar nicht zukommt, übersehen Sie.

    Oder um es ganz einfach auszudrücken: die vorläufige, geschätzte und endgültige Statistik mit den 20.000 rechten Straten beschäftigt Deutschland pro Jahr vier- bis fünfmal, sie erhält Schlagzeilen, sorgt für Streit und Aufregung. Die Statistik der 6,1 Millionen Taten umfassenden gewöhnlichen Kriminalität ist in aller Regel nur einmal im Jahr ein Thema, das dann zuverlässig schnell in einer Meldungsspalte verschwindet.

    http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2009/11/23/mehr-als-13000-rechtsextreme-straftaten-in-diesem-jahr_1993

    http://www.politplatschquatsch.com/2009/12/rent-hamsterrad.html

    http://www.politplatschquatsch.com/2008/12/neue-rekorde-mit-weniger-taten.html

    http://antifa-aktionen.blogspot.com/2007/01/das-fass-ohne-boden-stetiger-anstieg.html

  74. @PPQ: Natürlich liegt die endgültige Zahl der Taten immer über der vorläufigen. In der vorläufigen Zahl sind noch nicht alle Fälle enthalten. Was ist daran so schwer zu verstehen?

    Und, ja, die Zahl der rechtsextremen Gewalttaten hat laut der endgültigen Zahlen zugenommen über die letzten Jahre, auch wenn Sie das nicht glauben wollen.

    (Übrigens haben wir das schon 2006 aufgeschrieben: „Bild“ verzählt sich bei Rechtsextremen.)

  75. @ Stefan Niggemeier: Sehen Sie, schon die Logik, dass die „endgültige Zahl der Taten immer über der vorläufigen“ liegt, stimmt ja nicht. Oder sie stimmt doch nur, weil die Art der Zählung das so will. Objektiv betrachtet, kann eine Tat rechtsextremistisch sein, so lange die Meldung vorläufig ist, aber um sie endgültig so einzustufen, müsste man schon mehr haben als einen Verdacht. Sehen Sie sich den oben verlinkten Beitrag „Malen nach Zahlen“ auf PPQ an, das ist nicht erfunden, das war eine „rechtsextremistische Straftat“, zumindest im Sinne der Statistik.

    Wenn Sie meinen, dass das so in Ordnung ist, dann bitte, trauen Sie diesen Statistiken weiter, natürlich nur, so lange die Zahlen „endgültig“ sind. Aber fragen Sie bei Gelegenheit mal nach, ob die endgültigen Zahlen denn angezeigte Taten oder eröffnete Ermittlungsverfahren beinhalten. Wenn Sie nachschauen, werden Sie nämlich sehen, dass die Staatsanwaltschaften stets ganz andere Zahlen melden als die Polizei bzw. das Innenministerium, das beide aber nie erläutern, was sie da melden: Anzeigen? Verfahren? Niedergeschlagene? Erfolgreich abgeschlossene? Mit Täter? Oder ohne?

    Den Medien ist das egal, denen reicht eine Zahl, der Bild eine erfundene, Ihnen eine mit Quelle, Pressekonferenz und Stempel. Aber das Karussell dreht sich nicht durch das Fehlverhalten der Bild in diesem Fall hier, sondern eben durch diese Sucht nach Zahlen, von denen Ihnen deutschlandweit vielleicht zehn Journalisten sagen könnten, was sie eigentlich aussagen, wie sie zustandekommen etc.

    Letztes Jahr mailte uns ein Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums , dass Meldeschluss für die Fallzahlen der Länder beim Bundeskriminalamt“ der 31. Januar ist, danach würden „die endgültigen Fallzahlen zwischen Bund und Ländern sowohl auf Ebene der Kriminalämter als auch der Innenministerien einer Feinabstimmung“ unterzogen.

    Wer will schon so lange warten? Die letzte Runde der Rekordfängerei hatte im Dez. 2008 übrigens die FR eingeleitet, deren Zahlen dann eine Woche lang wundgeritten wurde. Ehe der „Spiegel“ dazu kam, ins eigene Archiv zu schauen und zu bemerken, dass die Zahl ein Jahr zuvor höher gewesen war.

    http://www.readers-edition.de/2009/01/02/zahl-rechtsextremer-straftaten-sinkt-extrem/print/

  76. @PPQ: Hilfe, Sie haben ja denselben Unfug gemacht wie „Bild“ vor drei Jahren und die endgültigen Zahlen von 2007 mit den vorläufigen von 2008 verglichen, um aus dem Vergleich von Äpfeln mit Birnen zu schließen: „Zahl rechtsextremer Straftaten sinkt extrem“. Sie warnen vor dem Gebrauch der Zahlen, benutzen Sie selbst falsch und ziehen falsche Schlüsse daraus? Wow.

  77. ‚ … sie stimmt doch nur, weil die Art der Zählung das so will.‘

    Der ist gut, wirklich, erst behaupten, die endgültigen Zahlen würden nicht über den vorläufigen liegen, dann einen Rückzieher machen mit der Begründung, die Mathematik und der übliche Ablauf von Zeit sowie Ursache und Wirkungen hätten sich hier gegen Ihre Interpretation, PPQ, verschworen.

    Soweit ich das sehe, hat Herr Niggemeier Bezug auf die uns vorliegenden Zahlen und damit die Methodik, die diese hervorbringen, genommen. Möglicherweise ist es falsch, diese Methodik – Addition der Taten von Zeitpunkt t1 zu Zeitpunkt t1+x – fragwürdig, aber es ist die verwendete! Da kann auch Stefan N. nichts dran ändern.

    Legen wir einmal das Kalenderjahr zu Grunde, sind endgültige Zahlen frühestens am 1. Januar des Folgejahres verfügbar, alles, was vorher veröffentlicht wird, sind vorläufige Zahlen. Kann das Ergebnis einer Zählung vom 1. Januar bis zum 15. November größer sein als eine Zählung vom 1. Januar bis zum 31. Dezember? Nur falls jemand mathematische herausgefordert ist …

  78. @ Stefan Niggemeier

    PPQ hat mich verwirrt. Eine Frage daher: Das Innenministerium hat ja hier ganz gut beschrieben, was politisch motivierter Kriminalität bedeutet und warum sie sich darum kümmern und nicht das Bundeskriminalamt (ich hoffe, dass ich mit der Aussage recht habe). Schaut man sich die Liste der aufgeführten Straftaten im stgb an, wie etwa die Fortführung einer für verfassungswidrig erklärten Partei oder die Verbreitung von rechtsextremer Musik, wird doch schnell klar, dass es sich hierbei um eine extremistische Straftat handelt. Es bedeutet aber nicht, dass ein Rechtsextremist sagen wir mal „in seiner Freizeit“ eine andere Straftat begeht, z.B. Körperverletzung, Nötigung, Brandstiftung o.ä. Die werden ja in diesen Zahlen nicht mit erfasst (ich hoffe, ich habe noch immer keinen Fehler gemacht).

    Meine Verwirrung beginnt nun bei PPQs Aussage „Objektiv betrachtet, kann eine Tat rechtsextremistisch sein, so lange die Meldung vorläufig ist, aber um sie endgültig so einzustufen, müsste man schon mehr haben als einen Verdacht.“ Das Wort „vorläufig“ bedeutet doch, dass das Jahr noch nicht abgeschlossen ist, so dass die Statistik noch nicht geschlossen ist und nicht, dass ein Gerichtsprozess gegen eine Person abgeschlossen ist und ein Täter ermittelt wurde. Oder?

    Ich dachte immer, dass diese Statistik so geführt wird wie die Bundeskriminalstatistik, d.h. es werden die Straftaten und nicht die Verurteilungen gezählt.

  79. @JO: Wenn Verurteilungen gezählt würden, müsste man ja bis zum letzten verhandelten Fall in letzter Instanz warten, um eine endgültige Statistik zu bekommen – das würde sich viele Jahre hinziehen. Aber auch daraus, dass dem nicht so ist, können Leute wie PPQ bestimmt wieder eine Verschwörungstheorie basteln.

  80. @ Stefan Niggemeier: Es gibt also nach Ihrer Definition vorläufige und endgültige Rekorde. Wow.

    @ Dierk: Gute Frage. Genau das aber wird ja fortgesetzt behauptet. Dass nämlich die vorläufiegn Zahlen ein „Rekord“ seien und die endgültigen sind dann wieder einer. Das ist doch der Kernpunkt, darum geht es doch bei ganzen Quatsch.

    Und in der großen Aufregung darüber wird nicht mal mehr gefragt, wie die Zahlenm zustandekommen. Nehmen Sie nur die letzten paar Einträge hier – niemand weiß es: JO etwa meint, es würden „Straftaten“ gezählt“, meint aber Strafanzeigen. Auf die hin wird häufig ermittelt, manchmal ergeben die Ermittlungen sogar, dass keine Straftat vorliegt. Nun ist sie aber vielleicht schon gezählt? Was denn dann?

    @ Jo: Eine rechtsextremistische Straftat ist objektiv gesehen eine rechtsextremistische Straftat, wenn sie aus rechtsextremistischen Motiven heraus begangen wurde.

    Nach Maßgabe der Statistik, über die so viel geredet und geschlagzeilt wird, ist dies hier allerdings auch eine rechtsextremistische Straftat: http://www.politplatschquatsch.com/2007/04/malen-nach-zahlen.html – und es wäre sogar eine, wenn man den Täter nicht ermittelt hätte. Selbst wenn der dann Helge Schneider hieße und hier nur eine Skizze für seinen Hitler-Film gemacht hat.

  81. @PPQ: Ich habe gar nicht von Rekorden gesprochen. Aber wenn in diesem Jahr die Birnenernte deutlich schlechter ausfällt als Apfelernte im letzten Jahr, können Sie daraus nicht die Schlagzeile machen: „Drastischer Rückgang bei Äpfeln“.

    Ich versuch’s ein letztes Mal, Ihnen zu erklären: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Laden. Sie machen jeden Monat eine vorläufige Abrechnung dessen, was sie verkauft haben. Dabei gehen ihnen immer einige Posten durch die Lappen, weil einige Verkäufe immer erst im Nachhinein abgerechnet werden können. Aber das macht nichts, denn am Ende des Jahres machen Sie eine große, sorgfältige Inventur. Sie stellen jedes Jahr fest, dass sie nach dieser richtigen Inventur viel mehr verkauft haben als der Summe der 12 vorläufigen Monatsrechnungen entspricht.

    Was Sie in Ihrer Rechnung gemacht haben, ist, die Summe der 12 vorläufigen Monate mit der Jahresinventur des Vorjahres zu vergleichen. Die fällt, wie gesagt, immer niedriger aus. Sie ignorieren das aber und brüllen: „Sensationeller Einnahmerückgang!“

  82. „Kann das Ergebnis einer Zählung vom 1. Januar bis zum 15. November größer sein als eine Zählung vom 1. Januar bis zum 31. Dezember? Nur falls jemand mathematische herausgefordert ist …“

    Angenommen es wurden im Zeitraum 15.11 bis 31.12 keine weiteren Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund begangen und zugleich wurde bei einem oder mehreren Taten festgestellt, dass das zuvor angenommene rechtsextreme Motiv nicht bestand, so kann das Endergebnis in der Tat geringer ausfallen.
    Wie wahrscheinlich das ist, ist wiederum eine andere Frage.

  83. @ PPQ

    Sie haben recht, ich habe Straftat mit Strafanzeige verwechselt, viele bleiben ja völlig unerkannt. Objektiv ist eine Straftat natürlich dann in der Statistik als rechtsextremistisch zu finden, wenn sie der Definition des Innenministeriums entspricht und es zu einer Strafanzeige kommt. Stimmt.

    Ansonsten machen stimme ich Herrn Niggemeier zu: bei ihrem Vergleich machen Sie leider einen logischen Fehler.

    @ Stefan Niggemeier

    Ich glaube, jetzt haben Sie einen Fehler gemacht:

    „…die Summe der 12 vorläufigen Monate mit der Jahresinventur des Vorjahres zu vergleichen.“

    Müsste da nicht eine Zahl stehen, die kleiner ist als 12, da das Jahr ja noch nicht zu Ende ist?

  84. @ Stefan Niggemeier: Dann versuche ichs auch noch ein letztes Mal. Wir reden hier, glaube ich, beide eigentlich über Medien. Diese Medien aber sind es, die viermal (nicht einmal) im Jahr den ominösen Rekord durchs Dorf treiben – dreimal aufgrund vorläufiger, einmal aufgrund endgültiger Zahlen.

    Rekorde haben aber naturgemäß die Eigenschaft, Rekorde zu sein, also absolut die höchsten Zahlen. Wenn Sie danach gehen, gäbe es überhaupt keine Möglichkeit, einen „Rekord“ bei rechtsextremen Straftaten festzustellen, weil die Art der Rekordermittlung in den vergangenen Jahren, das scheint Ihnen entgangen zu sein, zwei- und in einzelnen Bundesländern sogar viermal geändert worden ist.

    Es erstaunt mich, dass Sie diese grundsätzlich wichtige Voraussetzung zur Bewertung der statistischen Zahlen (der vorläufigen wie der endgültigen) einfach nicht zur Kenntnis nehmen, sondern so tun, als handele es sich zumindest bei den endgültigen Zahlen um ernstzunehmende Fakten, die sich mit auf gleicher Grundlage entstandenen Zahlen aus vergangenen Jahren im Kurzmeldungsstil vergleichen ließen.

    Dem ist nicht so – und nur darum geht es in den Texten zum Thema auf http://www.ppq.be. Damit aber gut.

  85. @PPQ: Nein. Wir reden über Ihr hier stolz verlinktes Beispiel: http://www.readers-edition.de/2009/01/02/zahl-rechtsextremer-straftaten-sinkt-extrem/print/

    Und ganz egal, wie wenig aussagekräftig die Statistik, auch die endgültige, überhaupt ist (da sind wir uns womöglich einig): Ihre Rechnung ist schlicht falsch (Äpfel, Birnen), und ihre Schlussfolgerung, dass die Zahl rechtsextremer Straftaten extrem gesunken sei, extrem falsch.

    (Wenn Sie so überzeugt davon sind, dass irgendeine ernstzunehmende Aussage auf Grundlage der Statistiken nicht möglich ist: Warum treffen Sie dann ununterbrochen Aussagen auf Grundlage der Statistiken und tun so, als bewiesen sie, dass die Zahl rechtsextremer Straftaten abgenommen hätte? Nach Ihrer Logik, und wie gesagt: Da sind wir gar nicht so weit auseinander, beweisen sie: nichts.)

  86. Vielen Dank für den tollen Artikel, Stefan. Besonders der erste Absatz spricht mir aus dem Herzen. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass das Relativieren des Rechtsextremismus in Deutschland reiner Reflex ist. Dahinter steht doch pures Marketingkalkül. Einar Koch weiß ganz genau, was seine geschätzte Leserschaft präsentiert bekommen will.

    Wem (und vor allem was) nützt es also, wenn deutscher Rechtsextremismus kleingeredet wird? Warum bemühen sich so Gestalten wie Einar Koch, die Macher und Leser von PI oder auch der hier in Erscheinung getretene PPQ so herzhaft und emsig darum das Problem zu bagatellisieren? Warum wollen manche (oder vielleicht sogar viele?) Leute sowas lesen?

    Ich bin da einfach nur ratlos.

    P.S. Gibt es eigentlich einen Grund, warum so viele brisante Artikel hier nicht ihren Weg in eine überregionale Zeitung finden? Ich meine, willst Du die nur hier veröffentlichen, oder will keine Tageszeitung solche Texte drucken?

  87. @109 (teekay): Jeder Thread in diesem Blog hat seinen Konstantin Neven DuMont, egal, ob der sich so nennt oder nicht.

  88. @ Stefan Niggemeier: Ich verlinke nichts „stolz“. Und verweise Sie der Einfachheit halber darauf, dass die Zahlen, die Sie oben in Ihrem Beitrag anführen, nur andere Äpfel und Birnen sind, wie Sie es auszudrücken belieben. Schauen Sie hier – im Verfassungsschutzbericht zu 2008 sind beispielsweise zu den Gewalttaten ganz andere Zahlen enthalten, als sie die Bild zum Vergleich heranzieht. http://tiny.cc/rechts

    Wie gesagt, dass wir es hier mit einem grundsätzlichen Problem zu tun haben, an dem der Journalismus krankt, sehe ich ebenso. Dass Sie jedoch den Umgang der Bild mit Zahlen kritisieren, mit denen ein wirklich seriöser Umgang gar nicht möglich ist, weil die Zahlen selbst nicht seriös sind, kritisiere ich. Sie gehen auf diese Kritik nicht ein, okay. Sie werden ja wissen, warum.

    Was Ihre Schlußfolgerung betrifft: Da liegen Sie genau richtig. ppq.be ist nicht dazu da, etwas zu beweisen oder zu belegen, sondern dazu, zu verballhornen und zu überteiben, bis jeder merkt, dass alles andere auch nur Verballhornung und Übertreibung ist. Aber naja, jeder merkt das nicht.

  89. Es nützt jedem, den deutschen Rassismus kleinzureden, der den Rassismus als ideologischen Kampfbegriff statt als gesellschaftliches Problem begreift. Da die Banalisierung von „Rassismus“ zu einem Schimpfwort für politische Unkorrektheit in vielen Köpfen verankert ist, werden die haarsträubendsten stereotypen Vorurteile gerne mit den Worten „Ich bin zwar kein Rassist aber…“ eingeleitet.

    Und Leute, die „das wird man jawohl noch sagen dürfen“ von sich geben, glauben in den meisten Fällen auch wirklich, dass sie keine Rassisten seien. Viele Menschen argumentieren ja sogar: „Ich habe ja einen türkischen Freund, da kann ich kein Rassist sein.“

    Das Phänomen ist eigentlich ein Grundsätzliches von fehlgeleiteten Rollenbildern und resultierenden Vorurteilen, das auf jedwede gesellschaftliche Gruppe angewendet wird. „Ich hab ja nix gegen Schwule, aber… In der Öffentlichkeit…“ sind analoge Beispiele von Diskriminierung, die selten mit echtem Hass, häufig aber mit Mangel an Erfahrung und mit latenter Bedrohung des Selbstbildes einhergehen.

  90. KNDM hätte es auch schwer, hier was vernünftiges zu berichten, da er ja selbst Mitglied des Presserates ist,

    http://www.dumont.de/dumont/de/100877/unternehmen/daten

    der meint, es wäre guter Journalismus, Agenturmeldungen einfach abzuschreiben.

    Aber mich würde es schon interessieren, wie der Presserat zu dieser Meinung kommt.
    KNDM könnte uns das ja mal erklären. Fände ich wesentlich hilfreicher, als seine Aussagen über seinen Wasserkonsum.

    MfG

    A. Pachl

  91. Eine Frage an Niggemeier:

    In der Entscheidung des Presserates, die sie verlinkt haben, ist ganz allgemein von Agenturmeldungen die Rede und es wird nicht speziell auf die Glaubwürdigkeit von AFP abgehoben.

    Verstehe ich also den Presserat richtig, daß „erlaubte“ ungeprüfte Übernahme von Agenturmeldungen also auch z.B. für Meldungen der chinesischen Nachrichtenagentur u.ä. gilt?

    MfG

    A. Pachl

  92. @ PPQ

    Sie machen es mir aber schwer mit ihren Quelnachweisen:

    Daher mal schnell zu den Orginal Verfassungsschutzberichtszahlen, Politisch motivierte Straftaten nach Phänomenbereichen, Straftaten dem Bereich „Politisch motivierte Kriminalität – rechts“

    2008: 20.422 (Seite 34)
    2007: 17.607 (Seite 33)
    2006: 18.142 (Seite 34)
    2005: 15.361 (Seite 33)
    2004: 12.553 (Seite 40)
    2003: 11.576 (Seite 40 im Verfassungsschutzbericht von 2004).

    Hm. Wenn ich nun die offiziellen Zahlen mit den von Ihren genannten Zahlen vergleiche, fällt mir auf, dass die irgendwie hinten und vorne nicht stimmen. Bitte klären Sie mich doch auf, wo ich meinen logischen Fehler mache und ob ich die Zahlen nicht richtig Copy/Pasted habe. Tschuldigung, aber ich werde bei solchen Dingen immer nervig!

    Übrigens fällt mir auf, dass es 2007 zu einem Rückgang der Straftaten gekommen ist. Somit ist die Rekord-Theorie dahin. Schade!

  93. Ups, mir fällt gerade auch auf, dass sich der Verfassungsschutzbericht selbst widerspricht:

    2006 nennt er 15.914 Straftaten für das Jahr 2005, im Bericht von 2005 werden aber nur 15.361 genannt.
    2005 nennt er 12.051 Straftaten für das Jahr 2004, im Bericht von 2004 steht aber die Zahl 12.553.

    Merkwürdig.

  94. @ erz: Ja, diese Beobachtung habe ich auch schon oft gemacht. Findet sich auch oft bei von Abstiegsängsten geplagten Mittelschichtlern, die sich über „Sozialschmarotzer“ echauffieren…

    @ PPQ: Du verwechselst 1. die vorläufigen mit den endgültigen Zahlen und 2. die Zahlen für 11 Monate mit denen für zwölf Monate. Für das ganze Jahr 2008 wurden vorläufig 735 Gewalttaten gemeldet, endgültig waren es 1042.

    Bild schreibt von vorläufigen 682 Gewalttaten im Zeitraum 01.-11.2008 (also 11 Monate). Das ist völlig korrekt, wie man auf der HP von Frau Pau nachlesen kann: Dazu musst Du einfach in der dritten Zeile die Zahl in der vorletzten Spalte von der in der letzten Spalte subtrahieren. Das haben ja sogar die Leute bei Bild geschafft.

  95. @ JO: Es gab 2005 im Phänomenbereich „Politisch motivierte
    Kriminalität – rechts“ 15.914 Straftaten, davon wurden 15.361 als extremistisch eingestuft. Für 2004 gilt bei Deinen Zahlen dasselbe.

  96. Journalistischer Zahlenfetichismus…

    Stefan Niggemeier zelebriert anhand einer Milchmädchenrechnung der Bild das "ganze Elend des Journalismus von heute." Da werden Falschmeldungen unreflektiert, -recherchiert und -geprüft per "Script" veröffentlicht, au…

  97. […] Malen nach Zahlen Man kann natürlich fragen, welches Interesse die „Bild”-Zeitung und ihr Chefkorrespondent Einar Koch daran haben, das Ausmaß rechtsextremistischer Gewalt in diesem Land kleinzureden. Ich vermute, es ist ein alter, aus ideologischeren Zeiten übrig gebliebener, rechter Reflex, der in doppelter Hinsicht gegen die Linke zielt: Man versucht ihren Generalverdacht, dass Deutschland immer noch und wieder voller Nazis sei, zu widerlegen. Und man behauptet, dass die Gewalt von links ohnehin das viel drängendere Problem ist. (Die mutmaßlich linken Brandstifter, die in Hamburg und Berlin seit Monaten Autos anzünden, nennt „Bild” nicht zufällig „Terroristen”.) Aber der Grund, warum ich mich über die Falschmeldung über den Rückgang rechter Gewalt besonders geärgert habe, hat weniger mit „Bild” zu tun. Sondern mit allen anderen. In dieser Geschichte steckt fast das ganze Elend des Journalismus von heute. Quelle: Stefan Niggemeier […]

  98. Vielleicht darf ich hier off topic eine Bemerkung zum bildblog loswerden (man kann dort ja nicht kommentieren): Die Geschichte über Dieckmanns Schlagzeilenerfindung in Sachen Lehmann (http://www.bildblog.de/14869/diekmanns-irre-pipi-schlagzeile/) sollte deutlicher gewürdigt werden. Dass die Bild Geschichten erfindet, ist bekannt. Dass sie sich im Erfindungsprozess selbst filmt und das auch noch ins Internet stellt, hätte ich nicht gedacht. Ich hätte vermutet, die tun wenigstens so, als seien sie Journalisten.

    Was sagt denn der Presserat zu solch offensichtlicher Manipulation?

  99. Was für ein Heckmeck! Ich, als mittelmäßig begabter und halbwegs interessierter Mensch und Bürger dieses Landes habe weder die Lust noch die Zeit und den Willen mich mit allen Details statistischer Zahlenkolonnen zu beschäftigen. – Jetzt lese ich in der Bild (Sorry: lese die Bild nicht, höre also oder lese woanders davon) von einem „Rekord“ im Bereich rechtsextremistischer Straftaten. Dann stellen sich zwei Reaktionen bei mir ein: Bild verfolgt ein Ziel damit, nämlich populistische Stimmungsmache zwecks Auflagenverkauf und Verbreitung des Weltbildes. Und: Glaube ich nicht! Dabei ist völlig unerheblich welche Äpfel mit welchem anderen Obst verglichen werden.
    Fakt ist doch: es gibt rechtsextremistische Straftaten in bemerkenswerter Zahl und es gibt rechtes, latentes Gedankengut in den Köpfen der Mitmenschen (auch ich erwische mich immer mal wieder dabei, gedanklich Gruppen auszugrenzen, weil ich sie als Bedrohung meines Status Quo ansehe). Beides ist mit aller Macht zu bekämpfen. Egal, wo ich darauf stoße.

    Nun lese ich einen Beitrag von Herrn Niggemeier, der heraussstellt, dass die von Bild kolportierten Zahlen Quatsch sind (unerheblich ob seine Berechnungen nun stimmen, oder nicht). Das heißt ich fühle mich in meiner Meinung bestätigt, dass ich Bild nicht glauben sollte. Warum? Weil ich Herrn Niggemeier abnehme, dass er ernsthaft um korrekte journalistische Arbeit bemüht ist. Und bild nehme ich das nicht ab. That’s all.

    Gestiegen, gefallen, Straftat, Anzeige? Irrelevant! – Erarbeitete Glaubwürdigkeit: Relevant!

  100. @genova: Was sagt denn der Presserat zu solch offensichtlicher Manipulation?

    Was der Presserat immer sagt: meh.

    (Falls es Sie wirklich interessiert, gibt es einen einfachen Weg, es herauszufinden: Beschweren Sie sich.)

  101. nachtrag: ich räume allerdings ein, dass es dialekte im schafischen gibt. hochschafisch, wie es hier an der küste geblökt wird, schreibt sich mit „ä“. als flauschmaster sollte man das wissen, tz tz tz

  102. Der „Braanchendienst Meedia“ entbehrt nicht einer gewissen Genialität :) Aber ansonsten sehr guter Artikel. Leider wird das wohl am verbreiteten Zahlenfetischismus nicht viel ändern.

  103. Schon lange verspüre ich bei genau diesem Thema üblen Brechreiz, konnte meine Vorbehalte aber nie richtig verbalisieren.
    Brauch ich offensichtlich nicht, sie können das viel besser :-)

    Gegenwärtig fühle ich mich erschlagen von nichtssagenden Politik-meldungen, bestehend aus Umfrageergebnissen (1000 wurden gefragt, Ergebnisse sind natürlich repräsentativ für ganz Deutschland) garniert mit nichtssagenden Kommentaren (XY hat gesagt, YZ widerspricht) dazu.

    Ihre Blogeinträge schärfen regelmässig meine Sicht auf die mediale Realität.

    Danke dafür!

  104. @palosalto (140): Ich denke, das ist ein Tippfehler im Artikel. Aber da dieser Tippfehler irgendwie doch wunderschön passt, würde ich ihn nicht „korrigieren“. Es passt einfach zu gut.

  105. @treets (144): Sorry, ich musste mich erst mal von dem Lachanfall erholen. Passt einfach zu gut. Aber das trifft nicht nur auf Schafe zu, die im Internet ersteigert werden. Das triff auch auf Schafe zu, die im Internet tätig sind. zum Beispiel hier.

    Sind wir nicht Alle ein bisschen Schaaf?

  106. „Sind wir nicht Alle ein bisschen Schaaf?“

    Als Werder-Bremen-Fan möchte ich deutlich widersprechen.

  107. Ich geb‘ jetzt mal einen Tipp vor: Die (vielleicht in der Summe sogar horrenden) Sachschäden durch jugendlichen Vandalismus (zerbrochene Bierflaschen, kaputte Parkbänke, Tags und Grafitti in Schulen…) sind allesamt dem linksextremen Terrorlager zuzurechnen, denn das sind die Desintegrierten, Desinteressierten – aber links, weil sie halt weder Hakenkreuze malen, noch CDU wählen.

    Und bei passender Gelegenheit addieren wir noch die Autounfälle von Parteimitgliedern der Partei „Die Linke“ dazu, denn links sind sie, und das sie zu dumm zum Autofahren sind, ist echt extrem.

    Anders: In Berlin haben Linksautonome vergangenes Jahr über 250 Autos entzündet, von rechtsextremen ist hier keine Tat bekannt. Das ist ein Anschlag auf die Grundrechte jedes Bürgers, einen teuren deutschen Wagen zu fahren!!

  108. @145: ich war versucht, schafisch im „braanchendient“ herausgelesen zu haben und fand das eigentlich ganz lustig. aber da die ja nicht in wales sitzen….

  109. Mit viel Verspätung, aber das bin ich noch schuldig:

    @Kurt: Ich bitte vielmals um Entschuldigung! Sie haben natürlich recht – ich hatte ihre Aussage schlichtweg falsch aufgefasst und ihre Intention missinterpretiert (mein alleiniger Denkfehler), daher mein Einwurf.

    Also zum Glück auch überhaupt kein Grund, einen Zaun vom Streit zu brechen oder so. Darf ich Sie dann Captian Atrabilious nennen? ;-)

    Caption Obvoius Ende.

  110. Stefan Niggemeier (135): Ich habe mich nun online beschwert. Mal sehen, was passiert.

    Ich halte diesen Fall schon, wie gesagt, für den außergewöhnlichsten, der mir in Sachen Bild bislang bekannt wurde, denn Diekmann weist höchstpersönlich seine Vorgehensweise nach. Man kann nicht einmal von einem Versehen sprechen.

  111. naja genova, also ich wage zu bezweifeln, dass es der außergewöhnlichste fall ist. ich halte ihn eher für einen typischen fall. :-)

  112. Sagen Sie mal, Stefan Niggemeier, was wollen Sie überhaupt?
    Es spielt doch überhaupt keine Rolle, welche Zahlen über die sagenumwobene rechte Gewalt herbeischwadroniert werden.
    Politisch motivierte Gewalt in Deutschland ist links, nur links.

    Welche rechte Gewalt meinen Sie denn?
    Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass alle in den letzten Jahren medial an die große Glocke gehängten Fälle sich später als Ente erwiesen haben?

    Wollen wir über die Hakenkreuzritzungen in Halle, Guben, Mittweida reden?
    Bei the way, die couragierte antifaschistische couragierte Widerstandskämpferin couragierte Rebecca couragierte Katzmann hat sich Hakenkreuze eingeritzt und diese öffentlich gezeigt. Wie sieht´s aus, ist das auch eine rechtsradikale Tat?

    Was ist mit der Lebkuchenmesserritzung in Fürstenzell?
    Was ist mit dem angl. Rechtsradikalen Anschlag auf die Synagoge in Düsseldorf?
    Wollen wir über den Potzdam-Fake reden? Über den Backnang-Fake? Über den Möhlau-Fake? Über den Sebnitz-Fake? Über …
    Die Liste der durch Rechte-Gewalt-Fälschungen bekannt gewordenen Ortschaften ist mittlerweilen fast so lang wie das Registers einer Deutschland-Karte.

    Oder wie sieht´s damit aus http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/kopftuch-bedeutete-schlaege/ Stephan Niggemeier, glauben Sie diesen Blödsinn denn selbst? Und komisch, die taz hat selbst irgendwie keine Interesse weiter an dem Fall. Investigativer Journalismus vom feinsten. Tür aufmachen, in den Saal schei…, Tür wieder zu und schnell weglaufen. Toll!

    Am 9. November 2009 wurde an die Synagoge in Dresden ein Hakenkreuz geschmiert. Selbst das nicht gerade helle Publikum des NPD-Blog hat sofort erkannt, dass der Täter nur ein Araber sein kann. Was unsere so gar nicht gleichgeschalteten Medien aber nicht gehinderte, gleich mal wieder eine ordentliche Aufklärungskampagne aufzuziehen.
    Als sich dann herausstelle, dass es tatsächlich ein Algerier war, sank das Interesse schlagartig.
    Und, unter welcher Rubrik wird dieses Hakenkreuz geführt? Tschuldigung, ich frage ja nur.

    Am 18. Oktober 2009 wurde eine Gruppe von drei jungen Leuten in der Dresdner Altstadt von einem maskierten Mob überfallen. Einem 22-jährigen wurden dabei so schwere Verletzungen zugefügt, das man durchaus von versuchtem Mord sprechen kann.
    Das Opfer erlitt einen Schädelriss, ein Blutgerinsel im Hirn und zahllose Hämatome, die über den ganzen Körper verteilt sind.
    Stephan Niggemeier, waren die Täter
    a) die pösen Rechten oder
    b) Ihre Genossen Antifaschisten?
    Es reicht die Frage zu stellen, die Antwort liegt auf den Hand. Denn politisch motivierte Gewalt in Deutschland ist links, nur links!
    Und wenn Sie das nicht glauben, dann nennen Sie doch mal ein Beispiel aus Dresden, wo die angel. so pösen Rechten so ein Verbrechen begangen hätten.
    Wie, Sie kennen keins?
    Ach so, Dresden (immerhin eine halben Million Einwohner) ist nicht repräsentativ?
    Kein Problem, erweitern wir auf ganz Sachsen, also über 3 Millionen Einwohner.
    Wie, immer noch kein Beispiel?
    Nein, ich frage nicht weiter. Wenn Ihnen bis hier nichts aufgefallen ist, merken Sie sowieso nichts.
    Es gibt nämlich ganz dolle viele rechte Gewalt, nur eben keine Einzelfälle. Und wenn Einzelfälle, dann waren´s immer Fälschungen.

    Macht aber nichts, wir haben ja die Schwachsinns-Erkenntnisse der Opfer-Verbände, der Sozial“wissenschaft“, des Verfassungsschutzes und des BKA.

    So viel für heute. Nun mag der linke Mob mit der Nazi-Keule um sich schlagen und die üblichen „Widerlegungen“ anschleppen. Ja, das „nur links“ ist natürlich nicht richtig in dieser Absolutheit. Ein paar Fälle, die evtl. unter „rechte Gewalt“ subsumiert werden können, gibt es wohl. Und an diesen paar Fällen mag sich hochziehen wer will.

    Und wie sieht´s aus mit linker Gewalt? Blöde Frage, ich weiß.

  113. @#160 TorstenKlier: Aber das die Medien genau so falsch mit Zahlen umgingen, wenn es sich einfach um Gewalt handeln würde, möchten sie nicht in Abrede stellen? Wäre ja auch möglich eine Statistik aller Gewalttaten ( egal ob links rechts oben oder unten ) misszudeuten.

    By the way: Was ändert sich an der Qualität der Gewalt, wenn wir festgestellt haben, welche politische Motivation dahinter steht?

  114. FaulerSack, um eine Statistik falsch zu deuten müsste es erst mal eine geben.
    Wir haben eine halbwegs zuverlässige Statistik zu den im StGB aufgeführten Straftaten. Jedenfalls den meisten. Denn wenn Du einen Würdenträger (Bürgermeister, Richter etc.) als „Schwein“ titulierst, kriegst Du eine drüber nach § 185 StGB und das wird in die Statistik aufgenommen. Wenn jedoch ein Türke Dich als „scheißdeutsches Christenschwein“ anspricht, erscheint das nirgendwo. Musst Du mir nicht glauben. Geh einfach mal ins Türkenviertel und versuche dann bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Viel Spaß!

    Wir wissen aber nicht, was eine rechte Straftat ist. Wir wissen jedoch, dass dieser Begriff exzessiv aufgeblasen wird. So wird das von dem Algerier an die dresdner Synagoge geschmierte Hakenkreuz als rechte Straftat geführt. So kann man sich natürlich jede gewünschte Statistik zusammenbasteln, oder um es mit der Strangüberschrift zu sagen: Malen nach Zahlen.

    Was sich an der Qualität der Gewalt ändert, wenn wir festgestellt haben welche poltische Motivation dahintersteckt?
    Gute Frage. Oder besser: Frage das einfach mal Frau Pau und ihre Jüngerinnen. Und frag den Chefredakteur Deines Vertrauens, was er mit seinen alljährlichen rechte Gewalt Kampagnen will.
    Selbst unterstellt, die pösen Rechten begehen alljährlich ca. 1000 Gewaltstraftaten, sind das im Vergleich zu den alljährlich ca. 500.000 Körperverletzungen eben nicht viele. Man fragt sich schon, warum der Fokus gerade auf diesen 0,2% liegt – wo die Motivation doch an der Qualität der Gewalt nichts ändert.

  115. @ TorstenKlier, 160:

    Warum haben Sie denn nach den „drei jungen Leuten“ den Nebensatz „die am Tag zuvor an der nationalen Demonstration in Leipzig teilgenommen hatten“ aus Ihrer Paraphrase der NPD-Pressemitteilung über den Angriff der Autonomen am 18. Oktober entfernt? Haben Sie etwas zu verbergen?

    Wenn Sie jedenfalls der Meinung sind, dass die NPD im Gegensatz zu Zeitungen, Polizei, Opferverbänden, Sozialwissenschaft, Verfassungsschutz und BKA eine glaubwürdige Quelle ist, machen Sie das doch wenigstens transparent. Dann würde neben der sachlichen Fundiertheit Ihrer Position auch ihre Unparteilichkeit erkennbar.

    P.S. Hier ein paar Schwachsinnserkenntnisse aus Dresden.

  116. Mehrere Personen aus dem Umfeld der 2007 verbotenen Kameradschaft „Sturm 34“ aus der Region Mittweida (Sachsen) verüb­ten am 17. Juli 2008 einen Brandanschlag auf ein alternatives Ju­gendzentrum in Rochlitz (Sachsen) und griffen politische Geg­ner an. Zwei ehemalige Führungsaktivisten der verbotenen Gruppierung wurden zudem am 6. August 2008 wegen weiterer Straftaten (gefährlicher Körperverletzung) zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.

    (Verfasssungsschutzbericht 2008, auf die Schnelle)

  117. @ TorstenKlier

    Ich befürchte, Argumente haben sicher keine Chance bei Ihnen, ich versuche es aber trotzdem mal:

    Ich habe unter #123 die Verfassungsschutzberichte der letzten Jahre verlinkt. Gehen Sie wirklich davon aus, dass alle Daten gefaked sind? Überlegen Sie sich doch einmal, diese Straftaten sind auch gerichtlich verfolgt und belagt worden. Wie viel Statisten, was für einen Aufwand und wieviel Geld würde denn so etwas kosten? Als Richtwert verrate ich Ihnen, dass ein durchschnittlicher Fernsehfilm so um die 1 Million Euro kostet, ohne irgend ein Schweigegeld, was dann sicherlich auch zu zahlen wäre. Bei 20.422 Fällen 2008 käme da aber eine sehr utopische Summe bei heraus.

    Und nun die entscheidende Frage, wir leben hier ja schließlich in der Marktwirtschaft: Was wäre bitte der Nutzen für diesen Preis, den dieses Land hier aus so einer Aktion ziehen könnte – und ginge das ganze nicht auch viel, viel günstiger?

  118. Der nächste Kommentar von Herrn Klier hatte sich im Spamfilter vergangen, wo ich ihn aufgrund seines Inhaltes auch belasse, wie auch eventuelle weitere Äußerungen von ihm. Seine Botschaft ist ja angekommen, denke ich.

  119. Lustig an diesen Leuten wie dem Kommentator gerade finde ich ja, dass sie behaupten, die ganzen deutschen Medien seien gleichgeschaltet und Teil einer Verschwörung, künstlich die Zahl der rechten Gewalt- und Straftaten hochzurechnen. Und nicht merken, dass Ausgangspunkt dieses Blogeintrags war, dass fast die komplette Medienmeute behauptet hat, die Zahl rechter Gewalttaten sei im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen.

  120. Wie schaffen es bloß immer wieder Menschen in dieses Blog zu finden und Kommentare abzugeben, die nicht einmal wissen, wie sich Dein Name schreibt, Stefan?

  121. @stefan niggemeier/maschinenraum: deine stichwörter funzen nicht: Fatal error: Call to undefined function st_tag_cloud() in /www/htdocs/w00a3bc1/blog/wp-content/themes/txp/index.php on line 85, was auch immer das heisst

  122. Danke @97, mal gucken ob mein Brief veröffentlicht wird, der einzige der im Moment dort ist ist ja nur peinlich.

    @167: Thema verfehlt?! Text nicht verstanden?!

    Statistik ist ein guter Anfang, sollte aber eigentlich nicht der Inhalt sein.

  123. @SvenR #168: schon mal was von google-alert gehört?
    @SN #166: „…hatte sich im spamfilter vergangen..“ hihi
    im oder am oder hatte er sich verlaufen?

  124. Herrjeh, ihr schlagt Euch ja immer noch mit dem Thema rum. Dann sage ich auch nochmal was, zu Herrn Niggemeiers Beitrag Nr. 167: Es sollte eben gerade egal sein, ob hoch oder runter, denn eine gelogene Zahl wird nicht wahrer, wenn sie einem guten Zweck dient.

  125. @polyphem
    was für ein blick zur späten stunde, den schönen verschreiber von sn im kursiven versteckt noch zu erkennen. sie sind ja ein total wacher.

  126. Diese Art der Sensationalitis, des Aufbauschens und Skandalisierens mittels Zahlensalat ohne Kontextualisierung ist ja nun wirklich nicht neu. Bild und Co. haben daraus ein Geschäftsmodell gemacht und andere hängen sich dran.

    Allerdings habe ich den Eindruck, dass dies auch zu einem etwas wacheren/anderen Umgang mit der täglichen Berichterstattung geführt hat. Das Bild lügt, dürfte wohl mittlerweile auch in bürgerlichen Kreisen konsensfähig sein. Andere wenden sich einfach ab, wenn die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird und beschäftigen sich lieber mit Rosenzucht.

    Man findet diese Leute in besonders konzentrierter Form bei „Politically Incorrect”, einer riesigen Internet-Selbsthilfe- und Selbstbestätigungsgruppe für Menschen, die nicht verstehen, warum sie Rassisten sein sollen, obwohl sie doch nur was gegen Moslems und andere Ausländer haben, aber auch massenhaft in den Kommentarspalten vieler Medien.

    Zwischen den Pi-Anhängern und etlichen Kommentarschreibern in „vielen“ Medien dürfte eine nicht geringe personelle Überschneidung bestehen. Es ist dort ja (im Rahmen der selbstauferlegten wahnhaften Kreuzerrettung des christlichen Abendlands) quasi Pflicht auf diese Artikel in etablierten Medien hinzuweisen und sich gegenseitig zu ermahnen (wenn nicht sogar die anonyme PI-Schriftleitung mit einem explizit hervorgehobenem Link zur Medienquelle gleich schon die Richtung vorgibt) mit fleißigem Kommentarschreiben ein genehmes Stimmungsbild zu suggerieren.

  127. […] Malen nach Zahlen Wie die Bildzeitung berichtet, ist die Zahl rechtsextremer Gewalttaten 2009 gesunken, doch woher kommen diese Zahlen. Stefan Niggemeier schreibt dazu in seinem Blog: “Die „Bild”-Zeitung möchte also gerne wissen, wie sich die Zahl der rechten Gewalttaten im vergangenen Jahr verändert hat. Sie möchte aber nicht abwarten, bis im Frühjahr die offiziellen Zahlen bekannt gegeben werden. Sie möchte nicht einmal abwarten, bis in einem Monat die vorläufigen Zahlen für das ganze Jahr vorliegen. Mit anderen Worten: Sie möchte gar nicht wissen, wie sich die Zahl der rechten Gewalttaten im vergangenen Jahr verändert hat. Sie möchte nur irgendwas als erster melden, was vielleicht stimmt und vielleicht nicht. Ich fürchte, damit ist sie nicht allein.” Das diese Zeitung nur Schund verbreitet dürfte jedem wohl klar sein, viel schlimmer ist aber die Tatsache, das die von den Nachrichtenagenturen verbreiteten Meldung von vielen anderen ungeprüft übernommen werden um eine Lücke im eigenen Blatt zu füllen […]

  128. Als Journalist kann ich da nur sagen: Danke, danke, danke, danke, danke, danke! Du sprichst mir aus dem Herzen.

  129. Da schweigt der Wald nun fein still. Die eigenen Fehler sind halt weniger falsch als die anderer. Danke, dass das mal klargestellt wurde.

  130. Schon Kinder malen begeistert nach Zahlen. Unsere Enklekinder
    haben schon die schönsten Bilder gemalt.
    Ich finde, das das eine sinnvolle Beschäftigung ist, da man am Ende ein wirklich hübsches Ergebnis erziehlen kann.
    Beste Grüße aus Dresden

  131. “Politically Incorrect”, einer riesigen Internet-Selbsthilfe- und Selbstbestätigungsgruppe für Menschen, die nicht verstehen, warum sie Rassisten sein sollen, obwohl sie doch nur was gegen Moslems und andere Ausländer haben…behaupten kann man recht viel, ohne Belege dafür, ist es völlig gehaltlos. Und die Formulierung belegt auch keinen objektiven Journalismus;)

  132. @crapmann
    Die Belege liefert die genannte Seite doch selbst. Ich denke, sie ist jedem ein Begriff.
    Aber man kann’s ja mal versuchen. Und dann jammern, ‚der Journalismus‘ (TM) sei ja gar nicht objektiv.
    Objektiv genug, würde ich sagen. Jedenfalls um etliches objektiver als PI selbst. Immerhin verlangt hier noch niemand, die Besucher jener Seite ‚auszuweisen‘, ‚mal da vorbeizuschauen‘ und was noch an netten Andeutungen auf PI toleriert wird.

  133. Die Belege liefert die genannte Seite doch selbst…wahnsinnig gutes Argument, damit wäre quasi alles bewiesen.
    Ich bezog mich übrigens auf die Art und Weise der Formulierung;)

  134. @crapman:
    Über PI wurde an dieser Stelle und auch im Bildblog doch nun wirklich schon mehr als genug berichtet – und die dort latent vorhandene Ausländer- und Islamfeindlichkeit belegt. Man muss das nicht jedesmal erneut aufschreiben. Benutzen Sie halt einfach mal die Suchfunktion.

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