Kein Grund zur Beruhigung

Ob die Menschen, die gerne behaupten, dass noch nie ein Medium ein anderes ersetzt habe, diese Zahlen kennen?

Die Forscher von Allensbach haben noch mehr Zahlenreihen von ähnlicher Brisanz. Sie zeigen zum Beispiel, dass Zeitunglesen keine Altersfrage, sondern eine Generationenfrage ist — anders gesagt: Wer mit 20 keine Zeitung liest, tut es auch mit 30 oder 40 nicht. Und sie zeigen, mit welch atemberaubender Geschwindigkeit das Internet den anderen Medien bei jüngeren Leuten den Rang als Informationsmedium abläuft.

Diese Entwicklung allein ist für die traditionellen Medien noch nicht existenzbedrohend: Viele von ihnen schaffen es dank Internet, viel mehr Menschen zu erreichen als je zuvor. Existenzbedrohend wird sie dadurch, dass diesen Zuwächsen keine entsprechenden Einnahmen gegenüberstehen. „Die Krise des Journalismus ist genau genommen nicht der Verlust des Publikums“, analysiert das amerikanische Projekt für Exzellenz im Journalismus. „Sie könnte, viel grundsätzlicher, das Ende der Verbindung zwischen Nachrichten und Werbung sein.“ Die Werbung wandert nicht so schnell ins Internet wie die Konsumenten, und von den rasanten Zuwachsraten dort profitieren vor allem Suchmaschinen, nicht journalistische Angebote.

Holger Schmidt hat das und mehr für sein „F.A.Z.“-Blog „Netzökonom“ zusammengetragen. Es sind Fakten, die jeder kennen sollte, der sich mit dem gegenwärtigen Medienumbruch und der Zukunft des Journalismus beschäftigt.

93 Replies to “Kein Grund zur Beruhigung”

  1. Hmm, wenn ich mir den Graph da oben ma so anschaue, erinnert der mich stark an die Auflage der Bild-Zeitung. Scheint fast so, als wären deren Auflageverluste genau mit diesem Phänomen zu begründen.

  2. Man sollte hier aber nicht einfach Tageszeitungen und Wochenzeitungen in einen Topf werfen. Eine Tageszeitung lässt sich viel einfacher durch das Internet ersetzen als eine Wochenzeitung, da Aktualität im Vergleich zu fundierter Recherche wichtiger ist.
    Ich selbst lese seit Jahren keine Tageszeitung mehr, jedoch jede Woche die ZEIT, gelegentlich auch den Spiegel.

  3. Die Werbung wandert also nicht schnell genug ins Internet nach. Das klingt nach Aufforderung. Die Menschen sind noch nicht genug überreizt und brauchen noch nen Schub. Vielleicht geht die Auflage der Zeitungen auch einfach deshalb zurück, weil sie jeden Tag die gleichen Wahrheiten erzählen, die ihnen kaum mehr ein Harzt4-Empfänger abnimmt.
    Wenn mir die FAZ schreibt, daß Hartz4 zum Leben reicht oder Studiengebühren das Studium besser machen, kann brauche ich denen doch nicht die paar Groschen, die man mir läßt, nach hinterherwerfen, oder?

  4. Dass es diese Entwicklung gibt, ist doch keine Neuigkeit. Wie Torsten in Beitrag 1 schon sagte, finde ich es daher äußerst lächerlich, wenn man sich im Bildblog über die fallende Auflage belustigt.

    Letztendlich finde ich diese Entwicklung aber auch nicht schlimm. Ich bin schneller auf dem neusten Stand wie jeder Zeitungsleser. Immer wenn ich eine Zeitung lese, langweilt es mich, dass ich nur das lesen kann, was ich am Vortrag sowieso schon erfahren habe. Dazu kommt, dass man sich im Internet seine Informationen viel gezielter zusammen suchen kann.

  5. Ich halte diesen Trend überhaupt nicht für problematisch, sogar für vorteilhaft.
    Im Internet ist es zum Beispiel viel schwieriger, eine Monopolsituation auszubilden.

  6. Das ist in der Tat ein alter Hut. Z.B. gab es die Entwicklung schon lange vor dem Internet – das sieht man auch in der Grafik. Und es ist der wichtigste Grund für die Aktivität der „Stiftung Lesen“ (u.a. Bertelsmann).
    Man sollte eher sagen, dass das Internet zu einer Zunahme von Information bei der „gefährdeten Altersgruppe“ geführt hat. Die Lesekompetenz nimmt hier zu, weil das Internet weitgehend textbasiert funktioniert.

  7. Manchmal scheine ich als Journalist vollständig darin zu versagen, Menschen einen Sachverhalt und seine Problematik zu erläutern.

  8. Weil ich mich ja immer gleich angesprochen und schuldig fühle: Von meinem siebten Lebensjahr bis zum Auszug bei meinen Eltern habe ich jeden Morgen die Zeitung gelesen. Im Studentenwohnheim hingegen lese ich höchst unregelmäßig Zeitung – und das liegt noch nicht mal hauptsächlich an den Abo-Kosten, sondern daran, dass man vor dem Frühstück erst mal vier Stockwerke zur Haustür runtermüsste und einem die Zeitungen immer aus dem Zeitungskasten geklaut werden.

    Ob es die Verleger allerdings beruhigt, dass sie gar nicht selbst schuld sind, weiß ich jetzt auch nicht …

  9. Hm. Tut mir leid aber ich sehe den Sachzusammenhang nicht in dieser Richtung.

    1985 kamen die Privat-Fernsehsender auf. Das sollte meiner Ansicht nach der Grund dafür sein, dass weniger gelesen wurde. Jetzt kann man nun nicht gerade behaupten, dass es dort nicht geschafft wurde, die Werbung mit rüber zu nehmen, oder etwa nicht?

    1989 gab es den ersten Gameboy.

    1995 produziert Microsoft mit Windows 95 das erste spielfähige Windows.

    1996-1998 kam dann das Internet auf. Da scheint der Knick noch etwas stärker zu werden.

    Die Playstation 2 wird veröffentlicht.

    Microsoft steigt mit der X-Box ins Konsolengeschäft ein – Sega steigt aus.

    Die Ariane 5 tritt in Dienst und ersetzt die Ariane 4. Zig neue Satelliten werden ins All befördert und ermöglichen billiges Internet und billige Fernsehsender rund um den Globus.

    2007: der Amazon Kindle wird in den USA vorgestellt (Inhalt: GSM-Handy für Datenübertragung und eInk Display für bis zu 30000 Seitenansichten mit einer Batterieladung)

    Dieses Jahr hat eInk eine neue Version seines elektronischen Papiers vorgestellt. DinA4 groß.

    Das iphone wird veröffentlicht. Displaygröße: knappe 10 Zentimeter.

    2008: das iPhone 3G wird veröffentlicht.

    Für mich sind das alles Faktoren. Mir ist „Das Internet“ als Antwort zu plump.

    Wenn die Zeitungen es schaffen, eInk zu verwenden, und dafür Vertriebswege zu finden, dann halte ich es für mehr als gut möglich, dass man die Kunden weiterhin dazu bringen kann, sich mit einem Stück Nachrichten in den Händen auf die Couch zu setzen.

    Die Anzeigegeschwindigkeit von eInk ist derzeit 3 Sekunden für den Bildschirm-Neuaufbau. Bildergalerien sind da ganz ganz schlecht ;-)
    (ok die nächste Generation ist runter auf 1 Sekunde).

    Ich jedenfalls habe meinen Werbeblocker hier und auf ausgewählten anderen Seiten abgestellt. Nur gibt es eben einen solchen für meinen Browser. Für ein proprietäres Gerät wie den Kindle oder jedwede andere Zeitungs-Hardware würde es das nicht geben. Auch auf meinem iPhone seh ich die winzigen Werbebildchen auf bildblog.de.

    Ich glaube jedenfalls nicht, dass hier irgendein Medium ein anderes ersetzt. Auch glaube ich nicht, dass weniger gelesen wird. Der Berich „Medien“ fragmentiert sich einfach zunehmen.

  10. @ Arno
    Geht mir auch so. Ehrlich gesagt ist das vielleicht auch die beste Chance eines Qualitätsmediums: Aktuelles etwas zurückstellen und dafür die Themen fundiert aufbereiten. Alles andere kann das Internet sowieso schneller und genauso gut / schlecht.

    Und auch auf die Gefahr hin, damit noch mehr off-topic zu schreiben sowie Stefans innere Müdigkeit in Bezug auf seine didaktischen Fähigkeiten zu schüren: Ich frage mich, wie wohl eine Zeitung wie die „Zeit“ auf die Veränderungen reagiert d.h. wie die sich ein gutes Konzept für ihren Online-Ableger vorstellen, das nicht nur auf’m Übernehmen von Artikeln der Printversion fußt.

  11. @13. Gerade die Zeit hat ja online viel viel mehr und andere Inhalte als in der Printausgabe. Insofern gibt es das Konzept, von dem du sprichst, bereits. Die Frage wäre also eher, ob dir das Konzept gefällt. Schau einfach mal nach auf der Website der Zeit (www.zeit.de).

  12. Na, ich hoffe doch nicht, dass der Verfasser andeuten wollte, die Tageszeitungen seien am Ende und viele Journalisten brotlos, weil a) sowieso immer weniger junge Leute (die heute ja schon mittleren Jahrgänge) Zeitung lesen und b) das Internet zur Abwanderung der restlichen Leser führt?
    Dann wäre seine Didaktik erfolgreich gewesen. Nur dass wir nicht daran glauben wollen.
    Auch Online-Journalisten müssen sich finanzieren. Und, glaubt es oder nicht, die Tageszeitung kann noch immer Dinge leisten, die „das Internet“ nicht leistet.

  13. @5/Réka
    Wie kommen Sie denn darauf?

    @13 knorke + 14 Ben
    Bei der „Zeit“ zeigt sich mir die Ambivalenz zwischen tagesaktuellen Nachrichten im Online-Angebot und der Wochenprintausgabe.

    Würde man die Printausgabe „Zeit“ ganz lesen, bräuchte man als „normaler Leser“ tatsächlich rund 4-5 Tage. In der Regel sprechen mich nicht alle Themen und Artikel an; ich lese die „Zeit“ sehr selektiv und manchmal zeitversetzt. Artikel zu einer Landtagswahl, die eine „Gültigkeitsdauer“ bis zum Sonntag haben (wenn dann gewählt wird), braucht man eigentlich am Montag oder Dienstag nicht mehr.

    Die „Zeit“ macht m. E. aber den Fehler, dass sie ihre Printartikel nicht mit Hintergründen unterstützt, sondern sich – SpOn nachmachend – auch ins tagesaktuelle „Geschäft“ stürzt. Die Autoren sind mit denen der Printausgabe oft identisch, was ich glaube, an den Printartikel zu bemerken. Sie haben weniger Zeit zur Recherche und ergehen sich häufig in Beliebigkeiten und Floskeln – eine Eigenschaft, die für ein Organ wie die „Zeit“ nicht gut ist.

    Ich lese so gut wie nie eine Tageszeitung. Das ist tatsäch „traditionell“ bei mir: Ich habe lange in einer Stadt gewohnt, in der es nur zwei Zeitungen gab – eine war tiefschwarz; die andere halbschwarz. Aktuelle Informationen besorge ich mir entweder aus dem Radio oder Fernsehen. Von Lokalpolitik habe ich wenig Ahnung; oft nur das, was der WDR im Dritten anbietet. Das führt gelegentlich dazu, dass man manchmal von den Wahlen in Georgien mehr weiss als von denen in der Heimatstadt.

    Meine Wahl für ein Wochenmedium hat mehrere Gründe: Man braucht der unbedingten Tagesnachricht nicht hinterherhecheln; eventuell gibt es mehr Zeit, Hintergründe zu eruieren; ein Wochenmedium ist preisgünstiger als eine Tageszeitung (die FAZ kostet 1,70 Euro!).

  14. @ Thom #3:

    Hm, also ich sage auch, dass Hartz4 zum Leben reicht. Nicht jedem, und nicht überall, aber den meisten an vielen Orten. Ich denke, dass es kontraproduktiv wäre, wenn leistungsloses Einkommen zu hoch wäre. Es soll ja schon Menschen geben, die sich mit Hartz4 arrangiert haben und damit zufrieden sein sollen.

    Und erklären Sie mir bitte, warum ich für meinen 3jährigen Sohn 816 Euro Kindergartengebühr pro „Semester“ zahlen können muss, und 500 Euro für einen Studienplatz der Untergang des Abendlandes sind?

  15. @ SvenR:
    Was er meint, ist, dass er kein Geld ausgibt für etwas, dass nicht seine MEINUNG widerspiegelt. Das machen fast alle Leute so.

  16. Ich hab‘ schon seit *Wochen* (evtl. Monaten?) keine Tageszeitung gelesen. Gekauft habe ich dieses Jahr sicher noch keine. Was will ich damit? Darin die Nachrichten vom Vortag lesen?

    Ich bin allerdings andererseits ZEIT-Abonnent.

  17. Zurück zum Thema:

    Kann es nicht auch daran liegen, dass die Qualität der Zeitungen immer schlechter wird? Vielleicht liegt es an mir, dass ich jetzt aufgeklärter und informierter bin, aber früher glaubte ich mich auf FAZ, Süddeutsche und Co. verlassen zu können. Noch viel schlimmer ist es mit den Regional- und Lokalausgaben und den Heimatblättern.

    Mein Heimatblatt, die Offenbach Pest Post reichte aus, um mir über Dorf, Stadt, Kreis, Land, Bund und die Welt ein Bild zu machen. Die Kommentare waren schon immer, hm, sagen wir einmal, eigenwillig, aber im großen und ganzen war die Zeitung nicht so übel. Natürlich war Offenbach der Nabel der Welt, und je weiter der geografische Abstand von „der Stadt“ war – hin zum Dorf oder zur großen weiten Welt – desto weniger relevant war die Zeitung. Beim Lokalsport und den Familienanzeigen ist sie immer noch eine „Macht“ – aber sonst? Es wirkt auf mich, als ob da Leute gegen ihren Willen festgehalten werden, bis sie jeden Tag genau eine Zeitung vollgeschrieben haben…und so verhält es sich auch mit meinen Freunden und Bekannten und Ihren Heimatblättern.

  18. Aber es gibt auch kein positives Vorbild, an dem sich alle orientieren könnten …
    nur ein großes Negativ-Vorbild …

  19. @ Nobilitatis #19:

    Und ich dachte, dass die meisten Menschen sich eine Zeitung kaufen (müssen), um nach der Lektüre auch einmal eine Meinung zu haben. Wahrscheinlich haben Sie recht.

  20. @7: Das liegt aber vielleicht auch daran, dass die Grafik nicht wirklich geeignet ist, einen Kohorteneffekt zu illustrieren. Text-Diagramm-Schere, sozusagen…

  21. Waaaas, so viele Leute lesen noch Zeitung? Gerade bei den 14-29 Jährigen vermute ich schwer, dass die Zahlen nicht stimmen. Gibt es Infos darüber, wie das erhoben wurde?

  22. Das ist die Allensbacher Werbeträgeranalyse. Solche Zahlen sind äußerst zuverlässig. Erhebungsmethode ist eine repräsentative Befragung mit genügend großen Zahlen, dass man das auch auf einzelne Regionen + werberelevante Zielgruppenunterscheidungen runterbrechen kann.

  23. @ Stefan:
    Ich behaupte jetzt mal: WIE das erhoben wurde, steht online nicht zur Verfügung. Wenn man eine Daten-CD hat, gibt es da einen Methodenteil. Aber online nicht.

  24. lieber svenr, verzeihen sie mir die bemerkung, dass ich sie früher nicht mochte. sie ist aber notwendigerweise die basis für den wandel, die neue position: im nicht wörtlich zu verstehenden heute mag ich sie nämlich. beziehungsweise nicht sie, das weiß ich ja nicht, sondern ihre kommentare.
    woran mag das liegen: habe ich mich verändert oder sie sich?

  25. Diese These, dass zwar das (junge) Publikum im Internet präsent ist, aber niemand ausreichend Geld damit verdienen kann diesem dort präsenten Publikum journalistische (werbefinanzierte) Angebote zu unterbreiten, halte ich für gewagt bzw. zu kurz gedacht, aber interessant.

    Die Grundthese, mehr Publikum ja, aber keine Einnahmen, hat ja erstmal nichts mit Journalismus zu tun. Sie würde nur Sinn machen, wenn man sagt: Einnahmen nur bei veränderten Inhalten (Netzwerke, Spaß, Boulevard, Videoschnipsel) – dann könnte man sagen, der werbefinanzierte Journalismus stirbt aus.

    Zudem setzt der im Artikel zitierte und erläuterte Gedanke zur Verbindung von Nachrichten und Werbung ja vorraus, dass obwohl ja ohnehin hauptsl. die Suchmaschinen das Geld verdienen (steht im Artikel oben), die klassischen Journalismus produzierenden Medien dennoch Angebote ins Internet stellen. Wenn aber ohnehin nur die Suchmaschinen vom Werbezuwachs profitieren, dann müsste es eigentlich richtig heißen:

    [i]„Die Krise des Journalismus ist genau genommen nicht der Verlust des Publikums”, analysiert das amerikanische Projekt für Exzellenz im Journalismus. „Sie könnte, viel grundsätzlicher, das Ende der Verbindung zwischen [b]jeglichen Inhalten[/b] und Werbung sein.”[/i]

    Der Journalismus kommt erst dann ins Spiel, wenn das klassische Medium denkt, man könne langfristig nur mit nicht-journalistischen Inhalten Geld im Internet verdienen (was möglicherweise so ist?).

    Dann stimmt das Bild „Trennung von journalistischen Inhalten und Werbung“.

    Angenommen das alles stimmt und kommt so, ergeben sich für mich daraus zwei Schlussfolgerungen. Es mag dann zwar im Netz wenig privatwirtschaftlich organisierten Journalismus geben, die Oberschicht, die Entscheider, die Elite oder wer auch immer, wird weiterhin für gedruckten wie auch online verfügbaren Journalismus zahlen (und das kann sich ja nur über Werbung finanzieren) = der Konsum von Journalismus wird zur Klassenfrage und die „Unterschicht“ schaut sich lieber Youtube-Videos…

    Der Gegenentwurf wäre eine Anstalt öffentlichen Rechts für das Internet und damit auch eine fürs (online) geschrieben Wort.

    Überhaupt setzt der gesamte Artikel vorraus, dass Journalismus privatwirtschaftlich organisiert sein müsse. Was natürlich Quatsch ist, sage ich mal ganz provokativ.

  26. Wenn eine Nachfrage für Journalismus vorhanden ist, wird sich auch ein Weg zur Finanzierung finden. Das Angebot ist ja da.

  27. „Weil Journalismus irgendwie finanziert werden muss“

    Ist das das Problem des Konsumenten? Adapt or Die. Das galt schon immer.

    Du stellst hier die falsche rhethorische Frage. Ich würde zuerst mal fragen warum die Leute eigentlich ihre Infos aus dem Internet holen.

    An Anfang „glaubt“ man noch, dass Nachrichtenmagazine gut arbeiten. Dann wird man älter und stellt fest, dass Artikel über Themen, die man selbst gut kennt in der Regel qualitativ Mangelhaft sind. Da stellt man sich zum ersten Mal die Frage: „Wenn die das da schon nicht hinkriegen, wie mag das erst bei anderen Artikeln sein“.

    Irgendwann stellt man dann noch fest, dass es nicht nur eine Fülle von qualitativ äußerst mangelhafter Berichterstattung gibt sondern darüber hinaus einige Medien auch noch nicht ganz ideologiefrei sind und ihre eigene Agenda gerne mal in die „Berichterstattung“ einfliessen lassen. So Neue Soziale Marktwirtschaft oder „Ich mag keine Windkraftwerke“ mässig.

    Das Internet mit seiner Fülle an kontroversen Quellen und den zahllosen Diskussionen öffnet einem dann entgültig die Augen und zwar wie wenig in deutschen Magazinen recherchiert und nachgefragt wird und dass viele Journalisten selbst einfache Zusammenhänge nicht korrekt wiedergeben können. Außerdem das gerne mal wichtige Themen erst gar nicht gedruckt werden.

    Das Internet und die Art wie dort berichtet oder diskutiert wird hat mehr für meinen persönlichen Horizont und meine politische und soziale Bildung getan als alle Spiegels und Zeits der letzten Jahre zusammen genommen.

    Man kommt nämlich leichter auch an kontroverse oder vom gesellschaftlichen Konsens nicht gedeckte Meinungen heran und kann sich schon alleine deshalb persönlich eine weitaus fundiertere Meinung bilden.

    In der Presse wird einem doch nur die Meinung des Artikelschreibers vorgekaut.

  28. da wo ich herkomme (mehr als 200.000 einwohner) ist die zeitung so etwas von katastrophal, das könnte ich selbst dann nicht unterstützen, wenn ich es mir leisten könnte.

    seit es das internet gibt, kann ich mich wenigstens wieder regional informieren und auf der internetseite der angesprochenen katastrophe desinformieren lassen, ohne dass ich mich über den verschwendeten preis dieses fischblattes ärgern muss.

    die artikel automatisiert herunter zu laden und dann beim langsamen erwachen der hohen herren redakteure mit an zu sehen, welche artikel aus dem internetangebot wieder herausgenommen werden, das ist das einzige, was an dieser zeitung wirklich spaß macht.

    wo wäre ich ohne meine tägliche dosis internationale internetpresse und das eklektische blog-gewusel! weiter hinterm mond, als jetzt, mutmaße ich.

    .~.

    .~.

  29. @33/Thomas
    Eine Zeitung verdient über zwei Arten ihr Geld: Sie verkauft ihre Auflage und druckt bezahlte Werbeanzeigen.

    Beim Online-Angebot fällt ersteres in der Regel weg; Inhalte, die Geld kosten, werden nicht angenommen bzw. das Geld wird nicht bezahlt. Also bleibt nur Werbung.

    Wenn nun Onlinejournalismus im Netz zunimmt, nimmt auch Werbung zu. Da die Werbetats nicht in gleichem Masse zunehmen, entsteht ein Wettbewerb: Nur die Onlineplattform, die ausreichend Werbung hat, wird „überleben“ können. Wie solch‘ ein Onlinejournalismus unter Umständen aussieht – hierfür gibt es insbesondere bei Niggemeier aureichend (abschreckende) Beispiele.

    Wenn nun gleichzeitig die Auflagen der Printausgaben zurückgehen, diese jedoch mit Onlineangeboten auch kein Geld mehr verdienen können, gibt es gleich mehrere Probleme (auch hierüber lässt sich auf diesem Blog einiges nachlesen).

    Und damit greift diese Problematik letztlich wieder in die Diskussion um den neuen Rundfunkstaatsvertrag: In dem Maße, wie öffentlich-rechtliche Medien sich von Werbung unabhängig aus Gebühren „bedienen“ können, wächst natürlich der Druck auf die „privaten“ Onlineangebote. Die „Grossen“ (SpOn; Zeit; FAZ, SZ, usw) werden sicherlich überleben; einige von ihnen vielleicht profitabel werden – die kleinen Blogger werden auch irgendwie weiterwursteln (aus Hingabe oder aus Trotz – je nach dem). Wer auf der Strecke bleibt, sind die mittelständischen, regionalen Angebote. Das Zeitungststerben und die Monopolisierung ist seit Jahrzehnten hier virulent. Ich glaube – auch wenn es einfach klingt – dass das Internet dies befördert.

  30. Wenn ich das bei meinem Studium richtig begriffen habe (so wird das ja nie formuliert), dann liegt die Ursache für die grauenhafte Qualität vieler Printmedien in der Grundüberzeugung der Verleger, Qualitätsjournalismus koste Geld, aber zahle sich nicht aus. So wird dann eine gut gemachte Sonderseite von Studenten völlig von Journalisten entstellt, weil die (im Nachhinein goldrichtige) Grundaussage potentiell Anzeigenkunden verprellt haben könnte (SäZ zum Börsengang von Pro7, ja, ist schon eine Weile her, aber hat sich nicht geändert).

  31. Journalismus basiert aber auf Vertrauen.

    Wozu soll ich ein Magazin kaufen und lesen, bei dem Ich jedesmal ein ungutes Gefühl habe und mich persönlich fragen muss „Werde ich auch richtig und ausführlich informiert“.

  32. @37 Gregor Keuschnig:

    Ich denke, umgekehrt könnte ein Schuh draus werden. Der einzige Grund, heute noch Lokalzeitungen zu lesen, ist (oder besser wäre) eben der Nahbezug. Analysen des Weltgeschehens im Kleinbüllesheimer Landboten sind überflüssig und meist peinlich, wenn sie nicht eh schon von irgendeiner Mantelredaktion kommen oder abgeschriebene Agenturmeldungen sind. Aber die Kenntnis der Vorgänge und ihrer Protagonisten in der Region sind in der Berichterstattung ein großes Pfund.

    Und das ist das frappierende: genau diese potentielle Stärke wird sträflich vernachlässigt, von den existierenden Lokalblättern sowieso, aber auch von möglichen Online-Alternativen. Was z.B. „Der Westen“ abliefert, hat bislang nicht gerade eine Renaissance der Lokalberichterstattung eingeläutet. Das mag daran liegen, daß Lokaljournalisten traditionell in regionalen Meinungsmonopolen arbeiten und mit der Konkurrenzsituation, wie sie online zu erwarten ist/wäre, schlicht überfordert sind.

    Hätte ich Ahnung vom Lokaljournalismus oder die Traute dazu, würde ich mich genau auf dieses Feld stürzen.

  33. für mich hat dieser auflagenrückgang drei gründe 1.alternative medien (internet,TV) 2.die qualität (oder auch glaubwürdigkeit ) der zeitungen. und 3.die menschen können sich printmedien einfach nicht mehr leisten.

  34. @maternus:
    Das liegt, nach meinen Erkenntnissen, zum größten Teil am bis zum letzten ausgeschöpften Sparpotential in den Redaktionen.

  35. @40/maternus
    Guter Gedanke. Im „gut gemachten“ Lokaljournalismus könnte durchaus eine Nische liegen, die bisher (bzw. inzwischen) sträglich vernachlässigt wird.

  36. ich war eher überrascht, dass immer noch so viele tatsächlich Tageszeitungen lesen. So um die 50% in der „werberelevanten“ Altergruppe der 14-49-jährigen ?
    Ich hätte gedacht, es wären weniger.
    Die Frage ist natürlich, welche Zeitungen da gelesen werden. Gilt das Blatt mit den vier Buchstaben als Tageszeitung durch ? ^^

    Ich denke, Glaubwürdigkeit ist ein Problem, und auch die Kosten. Warum soll ich Geld für eine Tageszeitung ausgeben, die Nachrichten bringt, die ich am Vortag bereits im Internet, oder über diverse Nachrichtenkanäle habe sehen können ?
    Für tagesaktuelle Nachrichten sind Printmedien bei dem Tempo, mit der sich die (Nachrichten-)Welt mittlerweile dreht, einfach zu langsam.

    Da sind wöchentlich erscheinende Publikationen sicher sinnvoller, bzw. bieten noch mehr Potential.
    Den Spiegel lese ich z.B. immer noch relativ häufig, auch wenn ich seit Jahren keine Tageszeitung mehr angefasst habe.

    Wie der Autor schon sagt: die Verlagshäuser müssen dorthin wo ihre Leser sind. Und wenn sich diese in immer stärkerem Umfang im Internet aufhalten, und dort Nachrichten suchen, dann muss man halt Geschäftsmodelle entwickeln, die dort funktionieren.
    Und bei der Entwicklung stehen wir halt noch am Anfang.

    Die Musikindustrie ist ja schliesslich auch nicht gestorben, nur weil Musik im Internet zur Verfügung steht.

    Den Effekt, den diese Entwicklung allerdings haben könnte, ist, dass es eine „Verschlankung“ des Marktes für Printmedien geben könnte.
    Es bleiben die übrig, die ihren Lesern die Nachrichten, die sie interessieren liefern können, über das Medium, das dafür am besten geeignet ist.

  37. (@maternus) Ahnung von Lokaljournalismus? Ist doch dabei eher hinderlich …
    Das traurige Ergebnis lässt einen jeden Tag aufs Neue erschauern, wenn man’s denn liest. Für Hofberichterstattung und Desinformation gebe ich freiwillig kein Geld aus.

    (Nach einer, natürlich völlig unrepräsentativen, Umfrage halten die meisten älteren Leute ihr Abo der regionalen Tageszeitung nur wegen der Todesanzeigen.)

  38. @ thea #32:

    [Ich bin verwirrt, ob Ihres Kommentar. Ich kann mich weder erinnern, dass Sie meine Kommentare schon einmal kritisiert hätten, noch finde ich, dass ich meinen Grundüberzeugungen treu geblieben bin. Mein Sprachstil ist momentan nicht der allerbeste, weil ich mir nicht genug Zeit zum Kommentieren lasse.]

    Also ich verändere mich (hoffentlich) noch jeden Tag. Sie nicht?

    @ dot tile dot #36:

    Warum schreiben Sie nicht einfach den Namen Ihrer Heimatgemeinde. Hab‘ ich doch auch getan, und ich musste immerhin „Offenbach“ schreiben.

    @ Gregor Keuschnig #37:

    „Beim Online-Angebot fällt ersteres in der Regel weg; Inhalte, die Geld kosten, werden nicht angenommen bzw. das Geld wird nicht bezahlt.“

    Woher wissen Sie das? Meiner Meinung nach hat das noch keiner ernsthaft versucht. Werden Sie bitte konkret.

  39. Vielleicht ist die Frage auch falsch gestellt? Ich würde die nämlich ebenfalls positiv beantworten, wenn ich am Tag vorher lediglich im Netz einen Zeitungsartikel gelesen hätte. Das Medium, ob nun Papier oder Bildschirm, ist mir persönlich ziemlich egal, wobei ich den Bildschirm sogar eigentlich tendenziell eher bevorzugen würde (der Computer kann zum Beispiel anhand meiner Vorgaben eine Vorauswahl an Artikeln zusammenstellen, auch über verschiedene Zeitungstitel hinweg). Was zählt (und was auch einen schnöden News-Ticker von dem Online-Äquivalent einer Tageszeitung im emphatischen Sinne unterscheidet) ist doch der Inhalt und dessen redaktionelle Qualität, also im besten Falle die originelle, eigenständige Aufbereitung von Themen. Ich bin übrigens knapp über 30.

  40. @47/SvenR
    Spiegel und Zeit machen ihre Archive kostenlos zugängig; die New York Times macht das seit September ’07 auch (nachdem man zwei Jahre vorher teilweise Geld forderte). Mehr fallen mir im Moment nicht ein, die sich geöffnet haben.

    Naja, die Testergebnisse de „Stiftung Warentest“ kosten immer noch 2 Euro.

  41. @ Gregor Keuschnig #49:

    Hm, ja, aber das hat nun mit „Online-Journalismus gegen Geld“ nicht wirklich was zu tun, oder? Ich warte auf den Anbieter, der mir das Beste aus den 80ern, 90ern und von heute SZ, FAZ, FAS, FR, FNP und Offenbach Post, gerne auch Handelsblatt, FTD, Börsenzeitung, Capital, Spiegel, Zeit, c’t, AMS und was mir sonst alles nicht einfällt qualitativ hochwertig redaktionell aufbereitet zur Verfügung stellt.

  42. Die unerwartet hohe Zahl an jugendlichen Tageszeitungslesern könnte ihre Ursache darin haben, dass diese im elterlichen Zuhause einfach frei zur Verfügung stehen. Da schaut man schon mal regelmäßig rein: aus Langeweile beim Essen, weil es für die Schule sein soll, aus Gewohnheit.

  43. @12 Sebastian

    völlig richtig, es gibt viel Faktoren. Zumindest bis zum Jahr 2000 ist das abnehmen nicht mit dem Internet zu erklären.

  44. Schon vor einigen Jahren habe ich mich über die Online-Angebote der Verlagshäuser gewundert. Wie wollen die das eigentlich finanzieren, habe ich mich gefragt. Wird denn noch jemand eine Zeitung auf Papier kaufen, wenn es die Artikel daraus schon vorher kostenlos im Netz zu lesen gibt, zweifelte ich.

    Heute sehe ich, wie die Online-Medien verzweifelt ihre Klickzahlen frisieren, um die schwachen Werbeeinnahmen zu steigern, wie Auflagen, Umsätze und Reichweite der Papier-Ausgaben einbrechen und wie Redaktionen — online wie offline — ihre journalistischen Sorgfaltspflichten vernachlässigen.

    Mir scheint, die klassischen Medien sind dem Netz einfach nicht gewachsen. Damit will ich nicht sagen, daß die sich zu doof anstellen, oder ich gar wüsste, wie es besser ginge.

    Es ist aber klar, daß das Netz im Begriff ist, die Presselandschaft massiv und nachhaltig zu verändern.

  45. @44:

    „Guter Gedanke. Im „gut gemachten” Lokaljournalismus könnte durchaus eine Nische liegen, die bisher (bzw. inzwischen) sträglich vernachlässigt wird.“

    Ist wegen der Rahmenbedingungen kaum möglich. Kein Verlag, der auch nur halbwegs bei Trost ist, steckt heutzutage noch Geld in Lokaljournalismus. Ich denke, das derzeitige Personal, dass in der sozialen Marktwirtschaft nicht ausgegliedert oder entlassen werden kann im Lokalen wird noch 10 bis 15 Jahre durchgeschleppt, bis irgendwann die Lokalzeitung komplett durch Tabloids ala 20 Cent mit minimalem journalistischen Anteil ersetzt wird.
    Die Frage ist nur, wer dann die lokale und regionale Politik kritisiert und kontrolliert.

  46. Das Rieplsche „Gesetz“, oder nennen wir es mal vorsichtshalber eine Annahme, hat sich bisher als zutreffend erwiesen. Ich wage auch mal – leicht überspitzt jetzt – zu behaupten, dass mit 20 in der Regel keine Sau eine Tageszeitung abonniert hat, und dass dieser Zustand kein neuer ist. Das Problem ist aber: wenn mir das Web (man wächst eben heute damit auf) alle Informationen liefert die ich benötige, oder glaube zu benötigen, dann werd ich auch mit 30 keine Zeitung mehr abonnieren. Das wäre auch kein Problem, wenn man es schaffte, Qualitätsjournalismus ins Web zu transferieren, aber momentan sieht es da nicht exakt danach aus, was auch hier im Blog ja glücklicherweise immer wieder thematisiert wird.

  47. In der Schweiz sind Gratiszeitungen gerade am boomen, die sich allein über Werbung finanzieren. Diese sind bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehr beliebt, praktisch jeder liest eine solche Zeitung. Ich fände intressant, wie sich diese auf den (Kauf)Zeitungskonsum auswirken. Sind solche Gratisblätter eine Art „Einsteigslektüre“, welche die Jugendlichen ans Zeitungslesen gewöhnt, so dass sie sich später vielleicht auch Zeitungen kaufen? Die Zeitungen lehnen sich nämlich manchmal auch stark an Kaufzeitungen, sind fast so etwas wie eine Tochterausgabe. Oder ist es eher so dass wer als Jugendlicher Gratiszeitungen liest auch als Erwachsener dabei bleibt und keine Zeitung kauft?

  48. @57 Thomas:

    „Die Frage ist nur, wer dann die lokale und regionale Politik kritisiert und kontrolliert.“

    Ja, aber genau daran besteht doch ein eminentes Bedürfnis. Ich erlebe z.B. derzeit in Köln, wie heftig die Debatte um die Bebauung des Rathausvorplatzes in der Öffentlich hin- und herwogt. Überregional interessiert das keine Sau, aber in einer Stadt, die nicht eben pfleglich mit ihrer Bausubstanz umgegangen ist und wo der Nachkriegswiederaufbau vor allem bedeutete, möglichst alles mit Bauhausimitat zuzuscheißen, ist das Leiden an verordneter Architektur und der Wunsch nach nachhaltiger, menschlicher Ästhetik immens groß. Das ist ein Thema, das hier viele umtreibt und das verdiente, nicht nur auf die populistische Weise der allhier alleinherrschenden Dumont-Presse aufbereitet zu werden.

    Ein lokales Online-Medium hätte da wegen des viel geringeren Kostenapparates auch ein entsprechend kleineres Erpressungspotential, was die örtliche Werbewirtschaft angeht.

  49. @51, SvenR: Das Epic-Video kennst Du aber – kennt jeder – oder?

    http://www.truveo.com/Google-EPIC-2015-Die-deutsche-%C3%9Cbersetzung/id/1220057836

    Ich habe in der Tat mit 20 eine Zeitung abonniert gehabt – das hielt ein paar Jahre.
    Dann ödete mich an, daß eigentlich immer das gleiche drin steht.
    Und daß mir morgens bereits die Laune versaut wird, von Meldungen, die eigentlich kaum eine Relevanz für mich haben – alle 4 Jahre darf ich bei einer Wahl alle Politischen Probleme in ein Kreuzchen konzentrieren. Ansonsten ist mein Effekt auf das, was ich da lese, Null.
    Und wann richte ich mein Handeln auf in Nachrichten gehörtes aus?
    Nahezu nie.
    Am ehesten kann noch eine Ausstellungsbesprechung meine Zukunft beeinflussen; Wirtschaft, Politik und Sport aber eher nicht.

    Und heute habe ich gar nicht die Zeit für Zeitung – die hätte ich aber notgedrungen, wenn ich mit der U-Bahn zur Arbeit führe.
    Für ÖPNV-Pendler ist ein Zeitungsabo eine feine Sache – man kann sich vor den Blicken der anderen verstecken.

    Die Frage ist auch, welchen Nimbus eine Zeitung hat.
    Ich denke als Angestellter der 60er und 70er mußte man Zeitung lesen.
    Bürgertum, Zeitung, Thomas Mann.
    Heute kann man problemlos behaupten seiner Zeitung vorraus zu sein.

    Wenn um mich herum niemand mehr Zeitung liest beunruhigt mich das. Aber ich will nicht derjenige sein welcher. :)

  50. Mein Grund, keine Zeitung mehr zu lesen, ist ganz einfach der, dass ich zu viele Fehler finde, und mich enttäuscht abgewendet habe.

    Mir ist es lieber ich suche mir meine zwei Quellen selber, anstatt einer Agentur zu vertrauen, deren Meldungen sowieso die ganzen Tageszeitungen füllen.

    Wenn sowieso nur noch alles aus dem Ticker kommt und allerhöchstens ungeprüft umgeschrieben wird, wieso soll ich DAFÜR auch noch bezahlen? Ich habe diesen Frust hier schon mehrfach kund getan, vor allen Dingen in Beispielen von mangelnder journalistischer Fleißarbeit, die Stefan immer so gerne hier anprangert.

    Das Problem ist, dass ich inzwischen herausgefunden habe, dass die Online-Ableger der Tageszeitungen ja nicht besser sind.

    Angefangen hat es mit Dingen, über die ich gut informiert war. Die c’t war nach kurzer Zeit die einzige Wahl am Kiosk wenn es um Computer und Technik geht z.B., das Speichelleckertum der PC Pro und das Dilettantentum der Chip und PC Welt konnte ich nicht mehr ertragen einfach ob der sich immer neu wiederholenden „1000 besten PC Tricks“. Das Problem ist, dass diese Zeitungen online den gleiche Mist verzapfen, zum Teil in noch ausgeprägterer Form.

    Spätestens, als zu Zeiten des Tsunamis auf einmal Spiegel-Online-Mitarbeiter Sri Lanka mit Madagaskar verwechselt haben, war’s für mich vorbei. Da wurde mir dann ganz einfach gezeigt, dass nur noch Idioten in den Redaktionen sitzen, unfähig zu journalistischer Arbeit und einfach nur damit beschäftigt, die Agenturmeldungen in’s CMS zu ziehen und ggf. noch die passenden Sponsorlinks rauszusuchen.

    Gelinde gesagt: zum kotzen.

    Außer tagesschau.de vertraue ich inzwischen keiner einzigen Webseite einer normalen Zeitung, und wenn dann lese ich mindestens zwei Quellen, die sich unterschiedlich anhören (sprich unterschiedliche Textbausteine haben, um die gleiche Agenturmeldung als Quelle auszuschließen).

  51. Mich freut, dass es jetzt auch die Zeitungen trifft, nachdem erst die Film- und dann noch stärker die Musikindustrie betroffen und beschädigt wurde.
    Denn genau diese Zeitungen schrieben – und schreiben noch – hämische Artikel über die sterbende aber ach-so-böse Musikindustrie (meist ohne jede Ahnung, was z.B. beim beim ständigen Verwechseln von Begriffen merkte); und nun trifft diese Digitalisierung und das Internet sie ebenfalls.
    Schadenfreude ist auch ’ne Freude, haben wir als Jungs immer gesagt.
    Apropos Jungs, und wegen „…das Internet den anderen Medien bei jüngeren Leuten den Rang als Informationsmedium abläuft.“ = ich les seit ein paar Jahren auch keine Zeitung mehr (wie zuvor: SZ, NZZ, Tagesspiegel, Zeit, Spiegel), sondern informier mich im Internet; und ich bin nun schon fast im Rentenalter.

  52. Volle Zustimmung zu #62 Sebastian.
    Genau so ging’s mir beim lesen von Zeitungen. Da wo man sich auskennt merkte man sofort, wie (sorry:) doof Journalisten sind. Das verärgert und das musste man sich nicht mehr antun.

  53. Ich stimme SvenR in #51 zu, dass die Zukunft wohl in stark personalisierten news-Portalen im Netz liegen wird, die ihren zahlenden Kunden nach deren Wünschen Nachrichten aus verschiedensten Quellen aufbereiten, und zugänglich machen.

    Darüber hinaus wird es aber auch langfristig mit Sicherheit noch klassische Tageszeitungen geben. Das 100% der Leser auf digitale Medien umsteigen, ist nicht zu erwarten.

    Bedarf für gute Journalisten wird es immer geben.
    Allerdings werden diese in Zukunft viel stärker als bisher medien- bzw. plattformübergreifend arbeiten müssen, so wie es Stefan ja auch tut.
    Die Fixierung auf ein Medium macht im Zeitalter global agierender Medienkonzerne, die klassische Printmedien, Fernsehen, Radio, und Internet-basierte Nachrichtenportale unter einem Dach vereinen, keinen Sinn mehr.

    Beispiele: Time Warner, Bertelsmann, oder die News Corporation.

  54. ” Die Werbung wandert nicht so schnell ins Internet wie die Konsumenten, und von den rasanten Zuwachsraten dort profitieren vor allem Suchmaschinen, nicht journalistische Angebote.

    was den tageszeitungen vor allem den kleinen den wirtschaftlichen boden entzieht ist nicht so sehr der verlust von werbung im allgemeinen an suchmaschienen, sondern der verlust der lukrativen anzeigen im bereich stellenmarkt, immobilien, auto, partnerschaft und in zukunft auch wahrscheinlich amtliche bekanntmachungen und todesanzeigen.

    menschen die keine zeitung lesen und abonnieren werden möglicherweise nicht einmal auf die idee kommen so etwas zu machen wie eine gedruckte todesanzeige oder geburts- bzw. taufanzeige … so-etwas könnte in die social networks wandern … tweet mit trauerrand 50€, +15 fett, +20 für die nächsten 140 zeichen o.s.ä. .

    mein lokales käseblatt hat nur ein alleinstellungsmerkmal gegenüber dem internet man kann sehr gut die petersile damit frisch halten, würde dort tatsächlich kritischer lokaljournalismus betrieben und nicht nur redaktionelles und werbung vermischt das es nicht mehr schön ist und ansonsten der ihk nach dem mund geredet würde ich mich sogar zu einem totebaum-abo hinreißen lassen, denn ich bin eigentlich gelernter zeitungsleser …

    gute lokal nachrichten sind eine immens schwer zu finazierende lücke im netz besonders in kleineren städten, wenn es mehr als ein hobby sein soll. vielleicht werden das vereine oder bürgerinitiativen übernehmen wenn wirklich die lokalzeitungen verschwunden sind … deprofessionalisierung des journalismus … nette ironie der entwicklung.

  55. Ach, ich lese eigentlich so gerne die Kommentare unter den Einträgen, weil sie meistens eine wertvolle Ergänzung zum Artikel sind, meist auf hohem Niveau und sie oft auch zeigen, was missverstanden wird und warum.

    Diesmal sträube ich mich allerdings sehr, weil ich das Gefühl habe, es geht total am Thema vorbei… Wie kann man sich denn erntshaft hämisch freuen, dass den Zeitungen das angeblich selbe Schicksal widerfährt wie der Musikindustrie, wo doch die Analogie in so vielen Punkten hinkt.

    Das Problem ist doch, dass sich Zeitungen über Auflagenverkauf und Werbung finanzieren. Das heißt, die 1-2 Euro, die ich am Kiosk oder im Abo bezahle, bezahlen auch die Journalisten, nicht nur das Papier. Herr Niggemeier hat einen sehr lesenswerten Eintrag über Spiegel Online geschrieben, mit der schönen Formulierung, ein Leben als SpOn-Leser sei unwesentlich interessanter als das eines tagesschau.de-Lesers, da die Nachricht so gefiltert und überspitzt wird, dass die Grenze zur Lüge wenn nicht überschritten, so doch zumindest angekratzt wird.

    Das alles, um die Klickzahlen zu erhöhen, um für Werbepartner interessant zu werden. Soweit nichts Neues und auch nicht unbedingt verwerflich, aber doch gefährlich, falls sich diese Entwicklung fortsetzt.

    Die Schwierigkeit besteht doch darin, eine Gesellschaft aufzuklären, die sich für aufgeklärt hält. Deswegen (ich kann es kaum glauben, dass es nötig ist, sowas zu schreiben!) braucht eine Gesellschaft Medien, die sich einer journalistischen Ethik verpflichten, sich bewusst sind, dass eine Nachticht immer subjektiv gefiltert wird, wenn sie aufgeschrieben wird, dass Objektivität niemals zu erreichen ist und Journalisten, die sich trotzdem dieser Arbeit stellen, von der Sache her argumentieren und nicht mit einem schielenden Blick auf Klickzahlen und Werbeeinnahmen. Ein unabhängiger Journalismus, der sich allein der Qualität verpflichtet.

    Die Argumentation hier ist nun, dass dies
    a) oft genug nicht passiert – ok, dann hat der Leser aber immer noch genug Möglichkeiten, auf eine andere Zeitung umzusteigen, oder sich kritisch, meinetwegen per Leserbrief, zu beteiligen (aber auch das ist eine Möglichkeit, das kritisiert Hr. Niggemeier oft genug, die im Sterben liegt, weil sie von Redakteuren oft nicht ernst genommen wird)

    b) die Zeitungen offenbar nicht das richtige Angebot liefern, schließlich sinkt die Nachfrage, Qualitätsjournalismus kann sich nicht durchsetzen, also – nach marktwirtschaftlicher Argumentation – hat er auch keine Existenzberechtigung.

    Es gibt ja die These, dass wir bereits in post-demokratischen Verhältnissen leben, in der Wahlen ein Spektakel sind, die wirkliche Politik aber in den Hinterzimmern betrieben wird. Wenn da auch noch die kritische Berichterstattung dem Spekatkel unterliegt, wenn es auf bunte Werbung und Sudoku-Rätsel ankommt, dann verliert auch die Demokratie ein wichtiges Kontrollorgan und dies ist auf jeden Fall ein Grund zur Beunruhigung.

    Eine Analogie sehe ich eher zu staatlich geförderter Kultur, wie Museen und Theater, die auch nicht marktwirtschaftlich genug arbeiten, um zu überleben.

    Aber ein Staat, der seine eigene kritische Berichterstattung fördert, wie merkwürdig wäre das denn.

  56. Nicht die Tageszeitung verliert an Relevanz, sondern die Tageszeitung der Sechzigerjahre: Das ist ein Blatt, das auf dem Aktualitätsstand von gestern, 18 Uhr, möglichst viele Themen auf begrenztem Platz unterbringt. Folge: Beliebigkeit, und keine Geschichte wird wirklich richtig erzählt, kein Hintergrund ausgeleuchtet. Gerade die jüngeren Leser bekommen, was sie schon wissen – Schnee aus dem Internet von gestern. Deshalb ist das auch eine Generationenfrage: Sie haben die Zeitung vielfach nicht von klein auf „gelernt“, und wenn sie sie zur Hand nehmen, ist sie eher abschreckend.

    Interessant ist, dass „Zeit“ und „Spiegel“ goutiert werden. Warum? Weil das Storytelling hier meistens stimmt. Wenigstens der Ansatz ist richtig. Für die Tageszeitungen der Zukunft gilt: Anstatt auf überregionalen Seiten zehn Vierzigzeiler und zwei kleine, uninteressante Händeschüttel-Bilder auf jede Seite zu quetschen und im Lokalen schön abstrakt und liebedienerisch den Interessen der örtlichen Prominenz zu entsprechen, sollten Zeitungen dort die großen Geschichten mit anständigen, guten und großen Bildern, ausrecherchierten Hintergründen spannend und personalisiert darbieten, und hier sollten sie ihre noch immer ungeschlagene lokale Kompetenz nutzen und näher an die Leser und deren Interessen rücken. Zugleich müssen sie sich im Internet ganz anders präsentieren. Da hat die Zeitung von gestern, 18 Uhr, nämlich nichts verloren, und es muss aktiv mit den Lesern gerade über Regionales debattiert und kommentiert werden. Dann sind die Zeitungen im Print wie im Netz auch für Jüngere (und weiterhin für Anzeigenkunden) relevant. Leider fährt dieser Zug gerade ab, und nur wenige springen auf…

  57. „Die Werbung wandert nicht so schnell ins Internet wie die Konsumenten“ – Eine kühne Behauptung. Meine Surferfahrung und Emailkonto beweisen mir jeden Tag das Gegenteil. Ausserdem: Wer, zum Teufel, will denn die Werbung überhaupt im Internet haben? Doch nicht wir, der Otto Normalsurfer! Der hasst Werbung! Die Industrie will die Werbung und schneidet sich dabei immer mehr ins eigene Fleisch denn der Normalsurfer meidet Webseiten, die besonders durch übermässige Werbung auffallen. Warum gibt es denn solche Erfindungen wie Popup-Blocker uns Spamfilter und was weiss ich noch? Die Infiltration der Werbung in alle unsere Lebensbereiche sehe ich als gefährlicher an als die Sorge sich seinen Internetauftritt nicht rückfinanzieren zu können weil angeblich die Werbung nicht so schnell im Netz ist wie die Konsumenten. Wer sich seinen Internetauftritt nicht leisten kann der soll sich eben nach Alternativen umschauen oder es einfach sein lassen. Und wir alle zahlen auch noch dafür das die Werbung uns täglich belästigt. Denn, natürlich wirden die Werbekosten im Produkt eingepreist. Das ist absurd und pervers gleichzeitig. Und auf den Suchmaschienen rumzuhacken, nur weil die die Entwicklung NICHT verpasst haben ist ganz schön billig. (Auch wenn ich die Monopolstellung und die Datenpolitik von z.B. Google ebenfalls für problematisch halte.)

  58. ja Anreger. Das „Storytelling“ stimmt dort meist. Hoffentlich erdreistet sich niemand, irgendwann im „Spiegel“ oder der „Zeit“ mal eine „Geschichte“ zu erzählen.

    Das wär so totally lame.

  59. „Deswegen (ich kann es kaum glauben, dass es nötig ist, sowas zu schreiben!) braucht eine Gesellschaft Medien, die sich einer journalistischen Ethik verpflichten, sich bewusst sind, dass eine Nachticht immer subjektiv gefiltert wird, wenn sie aufgeschrieben wird, dass Objektivität niemals zu erreichen ist und Journalisten, die sich trotzdem dieser Arbeit stellen, von der Sache her argumentieren und nicht mit einem schielenden Blick auf Klickzahlen und Werbeeinnahmen. Ein unabhängiger Journalismus, der sich allein der Qualität verpflichtet.“

    Das ist als Einleitungssatz für eine Rede vor dem Journalistenverband sicher toll. es wäre nur schön wenn sich das in Deutschland auch tatsächlich in der täglichen oder wöchentlichen Presse fände.

    Wenn mir selbst für seriös erachtete Magazine wie der Spiegel oder die Zeit oder Fernsehmagazine wie Panorama, Monitor oder Frontal21 jede Woche aufs neue verdeutlichen, dass sie Themen verdrehen, nicht verstehen, gesellschaftliche Entwicklungen demonisieren oder ganz klar die Agendas der Eigentümer wiederkäuen, dann kommt mir dein Lobgesang auf den kritischen Journalismus zwar ehrenvoll aber auch leicht naiv vor.

    Das Internet hat vielen jungen Menschen die Augen geöffnet und zwar darüber, wie die Welt von klassischen Medien und den Journalisten die du hier so verteidigst, verdreht, vereinfacht und gestaltet wird. Welche Stories tatsächlich wichtig sind und noch viel interessanter über was keine Zeitung berichtet.

    Schirrmacher, Aust, Diekmann und Co. die die ihnen unterstellten Medien schon lange zur Pflege der eigenen Meinung gebrauchen anstatt wenigstens den Versuch zu unternehmen objektiv über die Welt zu berichten. Warum soll ich Springer, Bertelsmann und Co. mein Geld geben, wenn diese ihre Medienorgane doch nur als Sprachrohr für 68er-Hetze, Propaganda für die Initative neue soziale Marktwirtschaft oder dazu missbrauchen Windräder vor der eigenen Haustür zu verhindern?

    Wozu soll ich die Lokalpresse kaufen, die in den meisten Fällen doch nur den örtlichen Honoratioren oder der gerade herrschenden Partei nach dem Mund redet und Journalismus auf Pamphlet-Niveau abliefert?

    Das was du oben forderst findet man schon lange nicht mehr in der Zeitung oder dem Wochenmagazin, sondern im Internet.

    Selbst das was Stefan hier macht oder bei Bildblog, oder die zahlreichen Angebote von HuffPo, über Spiegelfechter bis hin zu den Nachdenkseiten und ähnliches, wäre in einer deutschen Zeitung nicht möglich, man will ja keinen anpissen.

  60. @72 – Sebastian, mein süßer, kleiner Hase: „Storytelling“ ist die lernbare Kunst, etwas auf die richtige (interessante, anschauliche, treffende, Leser gewinnende) Weise zu erzählen bzw. zu berichten. So heißt das eben leider unter Eggheads wie ich einer bin; „Story“ z.B. im Sinne eines Zeitungsartikels (engl. auch: story, news story). Und was, zum Geier, wäre „lame“ daran, wenn Zeitungen endlich anfingen, erzählerisch zur Substanz eines Themas vorzudringen – meinetwegen auch recherchierte, wahre „Geschichten“ zu erzählen, die man lesen möchte -, anstatt immer nur auf höchstem Abstraktionsniveau Ereignisse abzublö – äh – abzubilden oder Zitate zu kolportieren? (Disclosure: Abstraktion hat nicht zwingend etwas mit Malerei zu tun, sondern ist der Zustand der Entrücktheit von einem gegebenen Gegenstand. Siehe auch: „sintflutartige Regenfälle“; „eine Absage erteilen“; „an den Pranger stellen“ …weitere nichtssagende Floskeln aus dem gängigen Nachrichtendeutsch in jeder Zeitung und Sendung bitte hier einfügen… )

  61. @Anreger: Kennen Sie den Sebastian? Wenn nicht, wäre mir eine Diskussion ohne herablassende Formulierungen wie „mein süßer, kleiner Hase“ lieber. Wenn doch, auch.

  62. Übrigens: Traue keiner Statisktik, die Du nicht selbst gefälscht hast.
    In meiner Schulzeit hat mein Vater mal als „Interviewer“ für die großen Meinungsforschungsinstitute gearbeitet (Allensbacher, Emnid usw..). Und da man pro Interview bezahlt wird war sobald der Freundes- und Bekanntenkreis abgeklappert war Eigeninitiative angesagt.
    Sehr bald hat ist es dann darin geendet, dass er sich ins Wohnzimmer gestzt hat und alles selbst ausgefüllt hat. Mit den Namen und Kontaktdaten von einigen Freunden, die er dann darum gebeten hat, bei Kontrollanrufen des Instituts anzugeben sie seien X Jahre alt usw. und ein Interview mit ihm gehabt.

    Das hat meinen Glauben an jede Statistik, egal von welchem Institut, zerstört.

  63. Zeitungen interessieren niemanden. Zu recht. Umständlich, keine Links, keine zeitgleichen Recherchen möglich, …

  64. „Anreger“ hat ja nicht ganz Unrecht. Nur sein Ton… dann auch noch in so ’nem Reklameagenturenglisch…

  65. vielleicht kann uns Stefan ja mal erzählen, wie er sich seine persönliche berufliche Zukunft als Journalist vorstellt.

    Oder gibts noch andere hier, die eventuell Betroffene sein könnten..;-)

  66. Na also. Müssen wir uns dann wirklich um den Qualitätsjournalismus Sorgen machen ?

    So wie sich Stefan über die Arbeitsweise mancher seiner Kollegen beschwert, sollte man annehmen, er wäre froh, wenn der Markt eventuell etwas „bereinigt“ würde. ^^

  67. @80/Stefan
    aber es ist doch erwartbar, daß es hier auch viele Leute gibt, die Mitlesen – und in der Folge dessen auch mitkommentieren – , weil dein Blog so bekannt ist und nicht etwa, weil sie deine Artikel aus einigen großen deutschen Zeitungen kennen würden (oder einfach mal das Impressum gelesen hätten) und somit wüssten, in welcher Beziehung du zum Medium Zeitung stehst. Mal abgesehen davon ist doch dein oben stehender Artikel wie prädestiniert für solche Kommentare. Nicht zuletzt würde ich spekulieren, daß du auch deshalb dieses Blog betreibst, weil dir der genannte Vorteil allein nicht mehr ausreicht.

  68. Nun ja, Medienwissenschaftler und Historiker der Disziplin sind sich doch heutzutage einig darüber, dass man nicht mehr von dem Medium spricht, sondern von seiner Funktion. Denn die Funktion des Marktschreiers von damals oder des Flugblattes, haben andere Medien mehr oder weniger aufgenommen und zum Teil auch transformiert.

    Auch wenn die Auflagen der Printmedien im Sinkflug sind, heißt das ja nicht, dass Journalisten um ihren Job bangen müssen, insofern sie halt für die Zukunft in online publizieren. Ich sehe darin nichts Beunruhigendes.

  69. @57:

    Welches Personal, wäre zu fragen. Von einer Lokalredaktion hört man, sie habe noch genau einen angestellten journalistischen Mitarbeiter. Alles andere sind nur noch Freie. Wie im öffentlich-rechtlichen Rundfunk also …

    Dabei liefern die sogar eine soweit brauchbare Berichterstattung, daß ich glatt dafür bezahlen würde, müßte ich nicht unweigerlich den ganzen überregionalen Teil mitkaufen, der zu weiten Teilen nur aus dem dpa-Einheitsbrei besteht. Dafür ist mir mein Geld dann doch zu schade.

    Seit ein paar Monaten gibt es diese Berichte aber ohnehin kostenlos im Internet. Wir dachten erst, es sei eine technische Panne, daß man kein Patzwort mehr eingeben muß (der Login beruhte dabei im Zweifelsfall auf einem Totholzabo). War es aber nicht, sonst hätten sie es sicher inzwischen wieder dichtbekommen. Interessanterweise hütet das Blatt des angrenzenden Bezirks seine Lokalberichte nach wie vor als Kronjuwelen, die zu schade fürs Internet sind. Mal sehen, ob und wann auch die es sich anders überlegen, anders überlegen müssen …

  70. Sehr interessante Grafik, man kann wirklich sehen, dass wir in ungefähr 10 Jahren keine „richtigen“ Zeitungen mehr lesen.
    Die großen Zeitungsverlage sollten aber langsam mal anfangen, ihre Zeitungsangebote Attraktiv ins netz und in den App Store zu bringen.

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