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Die Müdigkeit des Christian Lindner

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Ich habe den Werbespot der FDP zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gesehen und will jetzt sofort Daniel Rosenthal wählen.

Der Berliner Fotograf hat Parteichef Christian Lindner beim Reden, Konferieren, Herumstehen, Rasieren, Im-Auto-Sitzen und Sich-die Augen-Reiben abgelichtet. Es sind fantastische Bilder geworden, die die FDP zu einem Film montiert hat. Sie zeigen Lindner in scheinbar privaten Momenten, und vermutlich muss man sie sich im Kino ansehen und nicht auf Youtube, um die maximale Wirkung dieser für die Öffentlichkeit inszenierten Privatheit zu erleben.

Es ist ein faszinierender Kontrast aus der scheinbar ungeschönten dokumentarischen Wirklichkeit in Schwarz-Weiß, die Lindner authentisch, verletzlich und real wirken lässt, und der großen Eitelkeit, die diese Inszenierung ausstrahlt. Der FDP-Chef im weißen T-Shirt nachdenklich auf einem Sofa, mutmaßlich im Hotel, das Mobiltelefon in beiden Händen – er könnte so auch für Calvin Klein werben.

Auf den meisten Fotos sieht er sehr müde aus. Vielleicht ist das die neue Art zu zeigen, dass sich ein Politiker aufreibt für die Menschen: Ihn nicht vor Kraft und Energie strotzend, dynamisch, stark darstellen. Sondern erschöpft, abgekämpft. Natürlich rennt Lindner am Ende trotzdem dynamisch ein paar Treppenstufen hinaus und spricht eindringlich zu Menschen, die ihm gebannt zuhören. Die Schlüsselszene, betont von der Musik und einer Schwarzblende, scheint der Moment zu sein, in dem Lindner sich im Spiegel einer öffentlichen Toilette selbst in die Augen guckt. Wenn die Müdigkeit und die Zweifel Christian Linder zu übermannen drohen, dann schaut Christian Lindner sich in die Augen und findet dort neue Kraft und Mut.

Es ist also ironischerweise nicht der Blick auf das Land und was dort alles zu tun ist oder die Begegnung mit Menschen, was Christian Lindner in dieser Dramaturgie letztlich motiviert. Viel zu wenige von uns erblicken beim Blick in den Spiegel einen Christian Lindner, der unsere innere Müdigkeit vertreibt.

Es ist ein faszinierender Werbespot, gewagt, anders, auffällig. Aber so überzeugend die Inszenierung Lindners als bis zur Erschöpfung arbeitender Widerstandskämpfer formal ist, so lächerlich wird sie, wenn man auf den Text hört. „Haben Sie mal was gemacht, von dem Sie überzeugt waren, dass es richtig ist?“, fragt Lindner aus dem Off – das ist auch der Titel des Videos. „Klar, dauernd, Sie etwa nicht?“, möchte man zurückrufen, aber natürlich meint Lindner etwas anderes, nämlich: Haben Sie mal was gemacht, von dem alle anderen überzeugt waren, dass es falsch ist?

Das attraktive Rebellen-Image Lindners entsteht aus dem behaupteten Widerstand, den der FDP-Mann für seine Positionen und Themen erfährt – angeblich muss er sich Kommentare anhören wie: „Warum sprecht ihr über Schulen? Rechtsstaat …“ (im Bild: der Kölner Hauptbahnhof) „… falsches Thema! Stau – Quatsch. Bürokratismus – interessiert keinen.“ Lustige Idee: Dass ein Politiker für verrückt erklärt wird, wenn er den Zustand der Schulen, die Silvesternacht in Köln oder den Stau zum Thema macht. Der Stau, das große verkannte Nischenthema unserer Zeit, über das sonst keiner zu sprechen wagt.

Außer Christian Lindner. Der deshalb müde ist. Sehr attraktiv müde.

Charité

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Es liegt also an mir.

Die deutschen Fernsehzuschauer lieben „Charité“, die große historische ARD-Krankenhausserie von Sönke Wortmann. Über acht Millionen haben die erste beiden Folgen eingeschaltet, über sieben Millionen die dritte, und es wäre ebenso kindisch wie aussichtslos, ihnen das ausreden zu wollen; sie zu schütteln, ihnen Programme zu zeigen wie „The Knick“, die historische Krankenhausserie von Steven Soderbergh, damit sie sehen, wie man solche Geschichten auch erzählen könnte, sie nochmal zu schütteln und ihnen dann lange Vorträge darüber zu halten, was an der Erzählweise und Inszenierung von „Charité“ so ermüdend ist und so wenig packend, wenn sie offenbar gepackt sind und nicht ermüdet – oder ihnen vielleicht sogar, im Gegenteil, diese gewisse Müdigkeit beim Fernsehen ganz angenehm ist.

Als ein „Event“ hat die ARD „Charité“ verkauft, und die Zuschauer machen es tatsächlich zu einem: Der Aufwand ist groß, die Schauspieler sind groß, die Kulissen sind groß – und das Publikum vor den Fernsehgeräten ist nun auch groß. Aber ich sitze davor und möchte irgendwen schütteln, zur Not die Figuren, die ausnahmslos Sätze sagen, mit denen sie sich, ihr Handeln, ihre Absichten und vor allem: ihre Funktion in der Serie und im geschichtlichen und gesellschaftlichen Gesamtbild erklären. Nichts geschieht einfach so, nichts bleibt unausgesprochen, es gibt kein Geheimnis. Alles ist dem Ziel untergeordnet, dem Publikum zu erklären, wie das damals genau war, in Berlin, als die moderne Medizin ihren Anfang nahm, und die Männer lebten und forschten, nach denen heute Institute und Kliniken benannt sind.

Es ist Schulfernsehen als Event, und dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, insbesondere weil das deutsche Fernsehpublikum das ja zu schätzen weiß: Ein Programm, das schöne Kulissen, eindrucksvolle Bärte und lustige Schwesternhauben hat; in dem Pferdekutschen über Kopfsteinpflaster rollen, wie man das aus solchen Programmen kennt; in dem man staunen kann, wie die Leute damals über Telefone und Fotoapparate staunten, und in dem alle halbe Stunde jemand sagt, dass Frauen damals überall schon Ärzte werden konnten, nur im Deutschen Reich nicht.

Der überragende Erfolg von „Charité“ wird die deutschen Fernsehsender dazu animieren, in Zukunft mehr große, konventionelle, lehrreiche Serien zu drehen, und das ist natürlich auch richtig so.

Nur ich bin raus.

Billy on the Street

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Billy Eichner ist der nervigste Schwule im amerikanischen Fernsehen. Und die schwulste Nervensäge. Er geht in New York auf die Straße, stellt sich mit seinem Mikrofon nichtsahnenden Passanten in den Weg, überfällt sie mit irgendeiner Frage oder einem Spiel und ist dabei so unfassbar dreist, unfreundlich und ungeduldig, dass man weiß, dass er damit nicht durchkäme, wenn er nur halb so dreist, unfreundlich und ungeduldig wäre.

Neulich hatte er Jon Hamm im Schlepptau, den aus „Mad Men“ bekannten Schauspieler, und spielte ein Spiel, das er „Würden Sie einen Dreier mit mir und Jon Hamm machen?“ nannte und das daraus bestand, Menschen zu fragen, ob sie – „für einen Dollar!“ – einen Dreier mit ihm und Jon Hamm machen würden. Einer verduzten Frau versuchte er es dadurch schmackhaft zu machen, dass er sagte, wie progressiv das wäre: Sie als füllige schwarze Frau, er als schwuler Mann, Jon Hamm als Gewinner eines Screen Actors Guild Awards. „Aber er hat keinen Oscar“, erwiderte die – und man wollte sofort in eine Stadt ziehen, in der zufällig angesprochene Menschen auf der Straße spontan solche Pointen liefern.

Ein Mann willigte spontan in den vermeintlichen Dreier ein, musste sich dann aber in eine Diskussion verwickeln lassen, wer denn oben und unten liegen würde. Eine Frau wollte gerade noch ihren Mann fragen, disqualifizierte sich aber dadurch, dass er Sprinkler-Anlagen designt. Eine ältere Dame schob Billy Eichner rüde aus dem Weg, bis sie realisierte, dass es um Jon Hamm ging, und doch nochmal kurz zurückkam.

Es sind jeweils nur wenige, unfassbar hektische und überdrehte Sekunden, und wenn man Eichner nicht für seine Art hasst, muss man ihn lieben – in diesen Zeiten ganz besonders.

Mit einem anderen Passanten, der eigentlich nur auf die Frage „Who you gonna call?“ richtig mit „Ghostbusters“ geantwortet hatte, entwickelt sich ein Streit, weil der es wagt, „Pretty Woman“ als „furchtbaren Film“ zu bezeichnen. Nach einer hitzigen, fast körperlichen Auseinandersetzung über die vermeintliche Glorifizierung von Prostitution darin, räumt der Fußgänger ein, sich den Film vielleicht doch nochmal ansehen zu müssen.

Den Schauspieler Seth Rogen rekrutiert Billy Eichner als Kameramann für ein grausames Spiel, in dem er Passanten mit der Nachricht konfrontiert, dass Seth Rogen gerade gestorben sei. Nachdem die in die Kamera formuliert haben, wie traurig sie das finden beziehungsweise dass sie keine Ahnung haben, wer das überhaupt sein soll, zeigt Eichner, dass der Mann direkt neben ihnen steht.

Das ist viel zu schnell, um überhaupt als selbes Genre wie die deutsche Schlafshow „Verstehen Sie Spaß“ wahrgenommen zu werden, und es ist bei aller Schroffheit immer wieder herzerwärmend: Wenn Rogen sich schüchtern und ein bisschen peinlich berührt („er hat mich gezwungen, das zu machen“) bei den Passanten bedankt, die ihm gerade einen freundlichen verfrühten Nachruf geschenkt haben. Oder wenn die eine Hälfte eines schwulen Pärchens – ein Mann, der gerade gestanden hat, wie attraktiv er den „Bären“ Seth Rogen fand – ihm gegenübersteht und ungelenk distanziert die Hand gibt.

Eine Frau sagt, sie könnte mit dem Kiffer-Humor Rogens nichts anfangen, da fände sie Billy Eichner witziger, und als Eichner fragt, ob es daran liegt, dass sein Humor einfach klüger sei, widerspricht sie: „Naja, da bin ich jetzt nicht so sicher.“

youtube.com/billyonthestreettv/

Nicht egal

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Nichts löst derzeit so viel Hass im Netz aus wie Kampagnen gegen Hass im Netz.

Anfang der Woche ist eine neue gestartet. Sie nennt sich „#nichtegal“, was dafür steht, dass uns Hass nicht egal sein soll. Bekannte Youtuber haben sich vor die Kamera gesetzt – oder besser: sind vor den Kameras sitzen geblieben -, um ein Zeichen dafür zu setzen, dass man ein Zeichen dagegen setzen soll, wenn Leute im Netz Hass verbreiten. Achselzuckendes Hinnehmen sei keine Lösung. Jeder Einzelne könne, müsse, aktiv werden gegen Beleidigungen und Hetze.

Das Video ist von größter Substanzlosigkeit, selbst für ein eineinhalb Minuten langes Filmchen, das nicht viel mehr will, als Aufmerksamkeit zu wecken. Am besten zu gebrauchen ist es vielleicht noch als Negativbeispiel für sinnlosen Hashtag-Aktionismus. Wogegen genau es sich richtet, bleibt genauso unklar wie die Frage, was denn helfen soll. Die 21-jährige Kölner BWL-Studentin Diana zur Löwen, die auf ihrem Youtube-Kanal sonst vor allem für Kosmetikprodukte wirbt, sagte bei der Vorstellung des Projektes, sie wolle „Negativität mit einem Lächeln begegnen und den Leuten zeigen, dass mir das gar nicht so nahegeht“, was ein bisschen klingt, als wären ihr der Hashtag „#mirdochegal“ und ein Projekt, in dem es darum geht, blöde Hasskommentare einfach zu ignorieren, genauso recht gewesen.

Andere Unterstützer scheinen in dem Hashtag einfach eine praktische Abkürzung zu sehen, wenn man auf Hasskommentare eigentlich nicht antworten, aber auch nicht nicht antworten will. Stattdessen könne man „#nichtegal“ hinschreiben.

Dass so vage ist, wie und wogegen diese Aktion kämpfen will, ist vor allem deshalb ein Problem, weil es eine erhebliche Zahl von Kritikern gibt, die genau zu wissen glauben, was tatsächlich dahintersteckt: eine beinahe allmächtige Koalition aus einem globalen Internetkonzern (Google), der Bundesregierung und linken, stasiähnlichen Organisationen, die gemeinsam eine Gutmenschen-Diktatur errichten und jeden Widerspruch wegzensieren wollen.

Der Verdacht, dass es in Wahrheit nur darum geht, unliebsame Meinungen zu bekämpfen, ist allgegenwärtig. Und selbst unter denjenigen, die meinen, dass die Kampagne auf üble Beschimpfungen zielt, gibt es Widerstand: Die Freiheit, Leute zu beleidigen, gilt vielen, die sich in den Kommentaren äußern, als ein Menschen- und Internetrecht. (In welcher Form diese Leute für dieses Recht kämpfen, können Sie sich leicht ausmalen.)

Es herrscht ein Klima, in dem viele der Kampagne nicht einmal abnehmen, dass sie „gut gemeint“ ist, und die Auswahl der Protagonisten hilft nicht unbedingt, ihre Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Dass eine Dagi Bee wegen ihrer Ultrakommerzialität umstritten ist, mag man vielleicht noch als Preis dafür hinnehmen, auch deren zahlreiche Fans zu erreichen. Christian Brandes („Schlecky Silberstein“) hat in einem Video aber auch Beispiele gesammelt, wie genau die Testimonials aus dem Video früher hasserfüllt auf Kritiker reagiert haben. Sein alternativer Hashtag: „#NichtEuerErnst“.

Vielleicht aber bewirken solche Anti-Hass-Aktionen doch etwas Positives: Mit etwas Glück ziehen sie so viel Hass auf sich, dass für diejenigen, die sonst regelmäßig Opfer davon werden, kaum noch etwas übrigbleibt.

nichtegal.withyoutube.com

Simultaneity Porn

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

„Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.“ Das war immer schon der Satz, der mehr Menschen als jeder andere dazu brachte, stehen zu bleiben und zu gucken, insbesondere, wenn schon andere Menschen da standen und guckten.

Im Moment stehen sehr viele Leute auf der Welt da und gucken, was es in dem amerikanischen Städtchen Jackson Hole, Wyoming, an der Kreuzung zwischen Broadway und Cache nicht zu sehen gibt. Eine Webcam auf Youtube zeigt, was dort passiert, nämlich: nichts besonderes. Es ist eine Straßenkreuzung. Autos halten an und fahren weiter. Andere Autos halten an und fahren weiter. Fußgänger überqueren die Straße. Im Hintergrund sieht man Berge. Vor einem Park steht ein Torbogen. Links ist ein Ladengeschäft.

Das Besondere, es passiert nicht in Jackson Hole, Wyoming, sondern auf der anderen Seite der Webcam: Tausende Menschen aus aller Welt schauen sich das an und kommentieren das Geschehen. Die Nachrichten im Youtube-Chat neben dem Video rauschen in irrwitziger Geschwindigkeit hindurch.

Sie haben ein Spiel daraus gemacht, zu kommentieren – oder auch nur zu erwähnen – was passiert, und auf irgendeine wundersame Weise ist ein roter Truck so etwas wie der Hauptgewinn in diesem Spiel. Wenn er durchs Bild fährt, rasten alle aus (also, noch mehr als sonst). Und weil das Besondere, das auf dieser Seite der Webcam passiert, natürlich auch Einfluss auf die andere Seite der Webcam hat, sieht man nun immer wieder Menschen oder Autos auf der Straßenkreuzung mit Schildern, auf denen Sachen stehen wie: „Red Truck Is Life.“

Es ist alles sehr sinnlos. Es ist von schönster, reinster, atemberaubender, faszinierender Sinnlosigkeit. Niemand weiß so richtig, wie alles begann. Es gibt keine richtige Geschichte, keinen Mythos. Die Webcam von der Straßenkreuzung Ecke Broadway Broadway und Cache in Jackson Hole, Wyoming, hat kein Geheimnis, außer das, kein Geheimnis zu haben. Man könnte sich jede andere Straßenkreuzungswebcam im Internet angucken, aber warum sollte man das tun, wenn alle anderen sich diese angucken?

Die Internetseite Fusion hat einen schönen Begriff, den Reiz dieses Gemeinschaftserlebnisses zu beschreiben: simultaneity porn. Das meint mutmaßlich, wie sich viele Fremde daran aufgeilen, dass sie gleichzeitig das Gleiche tun. Dass es darüber diese Gemeinsamkeit hinaus keine Bedeutung des Tuns gibt (noch nicht einmal einen Bezug zu dem Ort, der das Ziel ihrer Aufmerksamkeit ist), macht seinen Reiz noch größer.

„Es lockt mit dem Unbekannten“, schreibt „Fusion“. „Mit dem Jackson-Hole-Stadtzentrum-Livestream weiß man nie, welche Farbe der nächste Truck hat, der erscheint.“

Morgens um sechs Uhr Ortszeit sind alle ganz aufgeregt, weil dann die Ampeln wieder auf Tagbetrieb umgeschaltet werden. Wenn ein Traktor duchs Bild fährt, rufen alle: „Tractor!“. Wenn sonst nichts passiert, ruft garantiert einer: „Lobpreiset den Torbogen!“ oder halt: „Der Torbogen ist das Böse!“

Neulich nachts, die Ampeln blinkten rot, erschien der Wagen des Sheriffs. Er fuhr über die Kreuzung und aus dem Bild, setzte wieder zurück, stieg aus und machte den Dab, eine Art Verbeugung mit Armschwingen, eine Tanz- und Jubel-Bewegung, die auch so eine rätselhafte Hype-Sache ist, die sich irgendwann verselbstständigt hat.

Der Sheriff machte den Dab, stieg wieder ein und fuhr weg. Das Internet war glücklich.

Die Verlobung von Dagi Bee

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Nun ist es passiert. Es hatte sich schon länger abgezeichnet. Es mangelte auch nicht an Indizien und verräterischen Zeichen. Und spätestens nach dem gemeinsamen Kurzurlaub in Paris, der sogenannten Stadt der Liebe, war das Getrapse der Nachtigall ohrenbetäubend geworden. Am vergangenen Donnerstag machte Dagi Bee es endlich offiziell, in der einzigen angemessenen Form: Sie setzte sich vor ihre Videokamera und erzählte ihren vielen hunderttausend Fans, dass sie sich mit ihrem Eugen verlobt hat. In den vergangenen Wochen waren die Fragen immer lauter geworden, in der Presse, auf Instagram, auf Twitter, in den Youtube-Kommentaren: Was ist das für ein Ring da an deiner Hand, Dagi? Hast du dich verlobt? Nee, ist nur Schmuck, oder? Oder doch verlobt? Nee, nur Schmuck, oder?

Dann hatte sie auch noch getwittert: „Ich bin das glücklichste Mädchen auf dieser Welt“, und Eugen hatte getwittert: „Ich bin der glücklichste Mann auf dieser Welt“, einige Leute dachten aber, sie wollten ihre Fans nur wieder foppen, was ja auch nicht das erste Mal wäre – so was gehört in Youtuber-Kreisen zum Handwerk der Aufmerksamkeitssteigerung. (Ein Video, das die beiden vor zwei Wochen mit der Zeile „Wir werden Eltern!“ zeigte, entpuppte sich als Film, in dem sie mit der Welt teilten, dass sie nun einen Hund haben, einen Zwergspitz, der natürlich auch schon einen eigenen Instagram-Account hat.)

Eine Internetseite machte prompt eine Umfrage unter ihren Lesern, ob die „Anspielungen von Dagi Bee und Eugen nerven“, und von den, jawohl: mehr als 13 000 Teilnehmern sagte die Mehrheit: „Ja, total. Das glaubt doch niemand mehr!“

Tjaha. Stimmt aber. Dagi Bee ist, was man den meisten Unter-25-Jährigen nicht erklären müsste, eine der bekanntesten und erfolgreichsten Webvideoproduzentinnen Deutschlands. Ihr Youtube-Kanal hat mehr als 2,7 Millionen Abonnenten. Sie plaudert darin über Kosmetik, Mode, Shopping und ihr Leben. Ihre Verlobung ist ein faszinierendes und leicht bestürzendes Beispiel dafür, wie ein größeres persönliches Ereignis wie eine Verlobung in der Welt dieser neuen Stars inszeniert und begleitet wird.

Dagi Bee ist prominent genug, um Thema für die Boulevard- und People-Berichterstattung zu sein, mit deren üblichen Spekulationen über das Privatleben. Gleichzeitig gibt sie selbst mit Videos, Fotos und Kommentaren auf den unterschiedlichsten Plattformen immer wieder Anlass und Nahrung für solche Berichte. Und, vor allem: Diese Kommunikation von ihr ist nicht, wie bei traditionellen Prominenten, ein Begleitprogramm zur eigentlichen Arbeit in der Öffentlichkeit. Diese Kommunikation ist das, wofür sie berühmt ist; worauf ihre Prominenz beruht und woraus sie besteht.

Entsprechend wichtig sind diese privaten Ereignisse in der Real-Life-Soap, die sich in einem nicht enden wollenden Strom aus Postings auf den unterschiedlichen Kanälen entfaltet, entsprechend genau werden sie verfolgt – und entsprechend niedlich ist es, wenn sie erzählt, dass sie so ein Verlobungs-Bekanntgabe-Video ursprünglich gar nicht machen wollte, weil das „eigentlich ’ne ziemlich private Sache ist“. Aber „weil ich mein ganzes Leben mit euch teile, war es wirklich an der Zeit, es euch zu sagen“. Sie sagt dann noch, dass sie ihren Freund, „so gut es geht, aus der Öffentlichkeit heraushält“, aber das bedeutet bloß, dass er nicht in jedem ihrer Videos vorkommt, sondern nur in manchen.

Körperteile-Challenge

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Ich habe das vielleicht traurigste Youtube-Video der Welt gesehen. Es trägt den Titel „Welcher Youtuberin gehören diese Titten“, und es ist nicht das, was Sie jetzt glauben.

Die deutsche Youtube-Welt wird seit einigen Monaten von einem Genre heimgesucht, das man „Körperteile-Challenge“ nennen könnte. Zwei Jungs sitzen vor deKr Kamera, zeigen einander Fotos von Brüsten oder Pos und raten, wem sie gehören.

Das ist einfältig, aber nicht sehr dramatisch: Die Fotos, die als Material dienen, sind aus dem unerschöpflichen Fundus öffentlicher Selbstdarstellungsdokumente auf Instragram und ähnlichen Kanälen. Alles atmet den Geist der Ferienlager-Abendgestaltung pubertierender Schüler: sehr peinlich anzusehen, wenn man nicht selbst Teil der Clique ist.

Schöner war’s, als diese Vergnügungen noch nicht vor der digitalen Weltöffentlichkeit stattfanden, und schöner wär’s, wenn die jungen Leute die Möglichkeiten von Webvideos kreativer nutzen würden – aber das sind beides natürlich sinnlos-spießige Erwachsenen-Gedanken.

Der Erfolg dieser Anatomie-Heim-Quiz-Shows ist allerdings bemerkenswert: Einige von ihnen sind über eine Million Mal angesehen worden. Das ruft immer mehr Nachahmer auf den Plan. Die Youtube-Trends sind oft voll mit Varianten von „Welchem Youtuber gehört der Arsch?!“ und „Youtuber Brüste erraten extrem!“ – oft beworben mit Standbildern, die sehr sexuelle Inhalte versprechen.

Ein Tiefpunkt schien in der vergangenen Woche erreicht, als MarcelScorpion, ein bekannter hauptberuflicher Youtuber, mit seinem Kumpel Haptic ein Video veröffentlichte: „Welcher Youtuberin gehört diese F**ze?!“ Ihre Variante bestand darin, mit Fotoausschnitten zu spielen, die den Unterleib von Personen zeigten, bekleidet natürlich. Dazu sagten die beiden immer und immer wieder das F-Wort, jedes Mal überpiept. Es wirkte fast wie eine Parodie auf die Plumpheit all dieser Videos.

Stellt sich raus: Es war wirklich eine Parodie. Marcel hatte sich sogar, als Signal, eine Perücke aufgesetzt (was aber bloß zur Nachfrage führte, ob er nicht mal wieder zum Friseur wolle). Verstanden wurde das Video anscheinend von den wenigsten, geklickt aber massenhaft.

Und so haben Marcel und Haptic in dieser Woche ein Erklärvideo nachgeschoben, natürlich unter dem Titel „Welcher Youtuberin gehören diese Titten“, in dem sie sich beklagen: Überall die Bekloppten, die sich solche Videos angucken, und überall die Bekloppten, die sich solche Videos angucken, nur um sich über sie zu beklagen. Darüber, dass man ihnen zutraut, so ein Video im Ernst zu machen, und darüber, dass man es ihnen nicht zugesteht, auch mal so ein Video zu machen, im Ernst, aus Spaß, als Protest – und weil es eben super geklickt wird.

Marcel beklagt sich, dass solche Billig-Videos viel besser geklickt werden als gute, aufwendige Sachen. Er verheddert sich hoffnungslos in seinen Erklärungen, dass doch klar sei, dass er in seinen Videos immer nur eine Parodie darstelle, darin aber ganz oft auch „real“ sei. Und sagt Sätze wie: „Man muss gucken als hauptberuflicher Youtuber, wo man bleibt. Und Erfolg bekommt man durch so was. Man muss sich anpassen. Ich passe mich auf einem solchen Level an, dass ich immer noch Marcel bin, aber trotzdem immer noch erfolgreicher werden kann.“ Und das ist noch trauriger als all die traurigen Titten-Rate-Videos.

Der Heimwerkerkönig

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Es gibt nicht viele erste Sätze, nach denen man ein Youtube-Video einfach weitergucken muss, aber diese gehören sicher dazu: „Heute bauen wir einen Selfie-Stick. Dazu brauchen wir Cocktailwürstchen und einen Putter zum Golfen.“

Später wird sich herausstellen, dass man noch einiges mehr braucht, Gaffa-Tape natürlich, einen Draht, einen Radkreuzschlüssel, verschiedene Halter und natürlich einen Kompressor, der das Cocktailwürstchen mit Luftdruck auf das Mobiltelefon schießt, aber erstens hat man das alles ja im Haus, und zweitens kann man zur Not improvisieren, macht der Fynn ja auch, das ist schließlich der halbe Spaß, wenn nicht fast der ganze.

Am Ende zeigt er seiner Freundin den Selfiestick. „Wie findste das?“ – „Gut.“ – „Würdste das auch verwenden?“ – (Stille.)

Fynn Kliemann nennt sich „Heimwerkerkönig“, aber er meint das nicht so. Er ist niemand, der Videos dreht, in denen er vorführt, wie man mit Geschick und einem guten Plan große Dinge bauen kann. Er dreht Videos, in denen er vorführt, wie man als Chaot ohne Angst vor Elektrizität, Schweißgeräten, scharfen Kanten und Nahtoderfahrungen aller Art viel Spaß dabei haben kann, Dinge auseinander zu nehmen und neu wieder zusammen zu setzen – und am Ende mit etwas Glück und viel Schwund etwas geschaffen zu haben, das so ähnlich ist wie das, was man eigentlich bauen wollte.

Das Ganze ist, so unwahrscheinlich das klingen mag, regelmäßig lehrreich. Wenn Fynn zum Beispiel nach Dutzenden Fehlversuchen darauf kommt, warum die Cocktailwürstchen kein Bild auslösen. „Würstchen funktionieren nicht grundsätzlich“, sagt er dann in die Kamera. „Würstchen funktionieren nur, wenn sie leiten.“ Der Fachbegriff „Kapazitiver Touchscreen“ wird dann eingeblendet, während Fynn sich daran macht, seine waghalsige Konstruktion um einen Draht zu ergänzen, der den Wurstfinger mit der menschlichen Hand verbindet und so für die nötige Leitfähigkeit sorgt.

Er ist ein grandioser norddeutscher Dummschwätzer, eine ADHS-Variante von Dittsche. „Für eine Wurstschussmaschine brauchen wir vier Bar“, doziert er, nur um grinsend hinzuzufügen: „Das ist ein Schätzwert.“ Als er Erde aushebt für einen Teich, sagt er: „Ich untergrabe die Autorität dieses Ackers.“

Überhaupt, der Teich. Der ist am Ende viel größer geworden als geplant, weil ihm ein Nachbar seinen Bagger geliehen hat und „baggern einfach Bock macht“. Wenn man ihn dabei sieht, glücklich wie ein Kind, ist man versucht zu sagen, dass das Hauptproblem von Youtube, ach, der ganzen Welt ist, dass nicht genug gebaggert wird.

Definitiv aber gibt es nicht genug Fynns. Seine Kamikaze-Heimwerker-Videos sind ein fantastisches Gegenprogramm zu den Frauen, die Drogerieartikel auspacken, und Männern, die am Computer spielen. Und praktisch sind sie auch noch! Zuletzt hat er einem Kumpel die große Maschine „gepimpt“, mit der auf dem Rübenacker die Steine aussortiert, wobei er aber immer blöd ums Gerät herumlaufen musste, um es aus- und wieder einzuschalten. „Diese Anleitung dürfte für sehr viel Menschen interessant sein“, schreibt der Fynn dazu, „da ja jeder dieses Problem kennt und selbst so eine Maschine besitzt. Daher gehe ich davon aus, hiermit Gangnam Style recht flott vom Youtube-Thron zu stürzen.“

„Soll ich auf die schießen, damit Sie was zu filmen haben?“ – „Ach, okay, warum nicht.“

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Die Kriegsreporterin Kitty Logan war frustriert. Sie war nun schon eine Weile im Osten der Ukraine unterwegs gewesen, hatte aber statt Kämpfen bloß verlassene Haustiere filmen können. Endlich hatte sie Glück und fand eine Gruppe von separatistischen Kämpfern an der Front, ihre ukrainischen Gegner auf der anderen Seite eines offenes Feldes.

„Soll ich auf die schießen, damit Sie was zu filmen haben“, fragte sie der Kommandant. Die Fernsehjournalistin zögerte. „Wir müssen eh auf sie schießen, weil sie uns vorher beschossen haben“, fuhr der Mann fort. Der Redaktionsschluss nahte, und Kitty Logan dachte sich: „Ach, okay, warum nicht.“ So beschrieb sie es auf ihrer Facebookseite.


Screenshot via examiner.com

Eine gefühlte Ewigkeit habe sie daraufhin im Schützengraben im Kugelhagel verbracht. Innerhalb von einer Stunde war das totale Chaos ausgebrochen, beide Seiten beschossen sich mit Raketen und Mörsern und taten es noch, als sich das Kamerateam schließlich davon machte. „Von wegen Waffenstillstand“, notierte Kitty Logan auf Facebook. „Fühlte mich aber ein kleines bisschen schuldig.“

Aber sie hatte nun gutes Material für ihren Bericht und zeigte, mit Aufnahmen ganz nah an den Kämpfern, wie der Waffenstillstand gebrochen wird. Das Stück lief im Programm der Deutschen Welle.

Kitty Logan dachte, dass ihr Facebook-Eintrag privat sei, sichtbar nur für Freunde, die sie kennt. Aber er blieb es nicht, sorgte für Empörung und hatte Konsequenzen: Die ukrainischen Behörden entzogen ihr die Akkreditierung.

Auf Twitter notierte Logan „fürs Protokoll“: „Ich habe nie jemanden gebeten, irgendetwas anders zu schießen als Bilder, und würde das auch nicht tun.“

Bei der Deutschen Welle in Bonn betont man, dass Kitty Logan als erfahrene freie Reporterin seit vielen Jahren für den Sender aus Kriegsgebieten berichte. Der Ablauf an dem fraglichen Tag in der Nähe des Flughafens von Doneszk sei anders gewesen, als Logan es flapsig auf Facebook notierte: Der Kommandant habe ihr gesagt, man werde nun das Feuer auf die Regierungstruppen eröffnen, und ihr die Wahl gegeben, vorher das Gebiet zu verlassen oder die Kämpfe zu filmen. Das Team sei geblieben, auch weil der Schützengraben der sicherste Platz in der Umgebung war.

„Wir haben an der journalistischen Arbeit von Kitty Logan nichts auszusetzen und keine Zweifel an ihrer Integrität“, sagt Deutsche-Welle-Sprecher Christoph Jumpelt. „Ihr privater Facebook-Post ist allerdings sehr unglücklich formuliert. Sie hat sich dafür auch gegenüber der Regierung in Kiew entschuldigt. Mit keiner Silbe hat sie die Soldaten gebeten, das Feuer zu eröffnen.“

Bis die Situation mit den ukrainischen Behörden geklärt ist, will die Deutsche Welle die Reporterin nicht einsetzen.

[via stopfake.org]

Teletext: Lars Reichow

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Die beste Erklärung für die Existenz der „Lars-Reichow-Show“ ist, dass es sich um so eine Yin-Yang-Sache handelt. Dass das ZDF in den vergangenen Jahren so viele moderne, schlaue Unterhaltungssendungen am späteren Abend in sein Programm genommen hat, dass aus Gründen des kosmischen Ausgleichs eine Sendung hermusste, die den Muff und die Bräsigkeit längst vergangener Humorjahrzehnte atmet.

Die erste Ausgabe am vergangenen Dienstag hatte das Thema „Urlaub“, und Reichow begann sie damit, dass er, noch vor dem Vorspann, im Bademantel Handtücher auf die Sessel legte, um sie für seine Gäste Verona Pooth und Lutz van der Horst zu reservieren, Handtücher, haha, wie die Deutschen im Urlaub immer, bohoho. Fast möchte man die Verantwortlichen dieser Sendung dafür beschimpfen, dass sie sich für die erstbeste Idee entschieden haben. Andererseits handelt es sich mit etwas Pech auch um die letztbeste Idee dieser Redaktion. Vermutlich besteht sie aus Überresten der „Wetten, dass“-Abteilung im ZDF, der zu „Bremen“ auch nach jahrelangem Nachdenken nichts einfiel als „Stadtmusikanten“. (Eine Rubrik, in der die Gäste Geräusche erkennen und kommentieren sollen, heißt – wie sonst? „Hört, hört“.)

Reichow erzählt dann eine nicht enden wollende Geschichte darüber, wie eng es in Wohnmobilen ist, deren Höhepunkt die Stelle ist, an der er seine Frau, die zu ihm nachts in den winzigen Alkoven will, anfährt: „Wie? Ich denk‘, du schläfst in der Küche?“ Er fragte Lutz van der Horst, den man als Reporter aus der „Heute Show“ kennt, ob er im Urlaub auch Leuten immer ein Mikro ins Gesicht hält, und nächste Woche fragt er Sabine Lisicki, die Tennisspielerin, die in Florida lebt, ob sie dort in einer Tennisanlage lebt, und am Ende singen alle immer gemeinsam schrecklich schief ein Lied, und Reichow kommt am Klavier aus dem Rhythmus, und dass er laut Wikipedia ein „Musikkabarettist“ ist, muss irgendetwas anderes bedeuten, als man denken könnte.

Fürs noch Gröbere hat er Wolfgang Trepper, der rätselhafterweise in den Zoo geht und so tut, als wären die Pinguine Italiener. Als er einen trifft, der „nur das Maul aufmacht und sich alles reinfüttern lässt“, fügt Trepper hinzu: „Das ist der einzige griechische Pinguin, den wir finden konnten.“ In der zweiten Folge zum Thema „Partnerschaft“ ist Trepper auf einer Hochzeitsmesse und freut sich, als er eine Schaufensterpuppe sieht: „Frau zum Heiraten. Sacht nix, fragt nix, nervt nicht.“

Viele harte Schnitte deuten darauf hin, dass es nicht so leicht war, die Aufzeichnung so zu kürzen und neu zusammenzusetzen, dass es wirkt, als hätte sich wenigstens das Studiopublikum blendend amüsiert. Nach der selig vergessenen Verbrauchershow „Ohne Garantie“ im vergangenen Jahr ist es schon der zweite Versuch des ZDF, Reichow aus seinem natürlichen Lebensraum beim SWR herauszuholen. Es ist ein überaus rätselhafter Ehrgeiz.

Fotos: ZDF/Pascal Amos Rest