Vielleicht raten Sie einfach mal mit, ob es sich bei diesem Text um eine Pressemitteilung von Gruner+Jahr oder den aktuellen Aufmacher des Online-Medien-Dienstes „Meedia“ handelt:
’stern‘-Sensationserfolg mit Jacko-Sonderheft
(…) Die Verkaufszahlen sind vor dem Hintergrund des auch für ein Sonderheft hohen Copy-Preises extrem ermutigend. (…)
Beim Thema Michael Jackson konnte der „stern“ seine hohe Kompetenz in der Verbindung anspruchvolle [sic] Redaktion plus eindrucksvolle Fotostrecken ausspielen. „Ein solches Projekt“, so [„Stern“-Chefredakteur Andreas] Petzold, „ist eine Freude für jeden Layouter“. Für den Text zeichnete unter anderem der versierte Fachautor Jochen Siemens verantwortlich.
Die Produktion des Sonderheftes war laut Petzold schnell entschieden: „Wir waren überhaupt nicht zögerlich und wussten gleich, dass dies ein Sonderheft werden muss.“ Folgerichtig sicherte sich das Hamburger Magazin für den Extra-Titel umgehend die Exklusivrechte an dem legendären Jackson-Foto von Herb Ritts und brachte dieses auf dem Cover. (…)
Okay, war leicht.
[via Swarley in den Kommentaren]
Haben die also ihre PR-Abteilung jetzt ausgelagert? Sonst haben Osterhold und Petzkorn das im Editorial immer selbst gemacht.
Meedia wird wirklich leider täglich schlechter. Anfags war ich noch erfreut über einen Branchendienst, der über die Tellerrand hinaus ins Internet guckt. Allerdings führt das immer öfter zu einer Verwässerung (da berichtet man plötzlich über reine Tech-News) und die Qualität und Niveau…
P.S.: Beschäftigen die eigentlich den gleichen Photoshop-Azubi wie turi2?
Versteht noch jemand nicht, wie das mit dem „legendären Foto“ und den „Exklusivrechten“ zusammenpasst? Um den Legendenstatus zu erlangen, muss das Foto doch schon ein paar Mal veröffentlicht worden sein. Oder fehlen mir da Hintergrundinformationen?
@Muriel #3:
Der Stern darf es als Einziger auf einem Stern-Titel verwenden. Voll-Exklusiv!
…in der Verbindung anspruchvolle [sic] Redaktion plus eindrucksvolle Fotostrecken…
Wieso [sic]? Das ist doch ganz eindeutig kein deutscher Satz, sondern eine in einen Satz eingebaute Formel: …in Verbindung x + y… Da braucht man x und y nicht zu deklinieren. Das ist zwar nicht schön, aber so richtig falsch eigentlich auch nicht.
Viel spannender finde ich, dass ja noch gar nicht bekannt ist, ob sich das Heft wirklich so gut verkauft, zur Zeit haben sie ja nur Grosso-Schätzungen. Wie fundiert oder zuverlässig die sind, kann ich nicht beurteilen, aber ein sensationeller Erfolg kann das Heft doch erst sein, wenn es sich tatsächlich gut verkauft hat, nicht schon, wenn jemand meint, es werde sich gut verkaufen. Oder habe ich da was nicht mitgekriegt?
@gnaddrig: anspruchsvoll
Ach so, und in der Sache: Der Grosso ist der Pressegroßhandel. Die haben schon einen ganz guten Einblick, wie gut sich ein Heft verkauft (hat). Ob man aus solchen vorläufigen Zahlen gleich einen „Sensationserfolg“ machen will, ist natürlich eine andere Frage.
Musste ja so kommen, Muphry’s Law.
Ich muss morgen mal schauen, obs das Heft noch gibt, das hätte ich ganz gerne. Danke für den (unfreiwilligen) Tipp! Ansonsten denke ich klingen Seiten wie Meedia öfter mal nach PR weil sie ihre eigene Begeisterung nicht bremsen können. Ist das so, dann ist das zumindest weniger schlimm als bewusste PR. Finde ich zumindest. Und zu extremen Formulierungen neigen die eh seit jeher.
Hoffentlich bringen sie die den tiefgekühlten Jacko bald mal unter die Erde, die Autopsie haben sie ja am Montag endlich abgeschlossen. Dauer: sechs Wochen, Ergebnis: geheim. Dumm für die Fans, schön für die Medien. Man muss ein Thema eben auspressen, solange es noch Saft hat. Ist MJ denn nun komplett ausgeblutet?
Klingt tatsächlich nach PR. Aber: Meedia hat in der Vergangenheit auch regelmäßig die schlechten Verkaufszahlen (um nicht zu sagen Krise) des Stern thematisiert. Jetzt bringen sie mal eine zugegebenermaßen unkritisch redigierte Erfolgsmeldung des Hauses. Vielleicht hat man es den Kollegen einfach mal gegönnt? Mir tut’s jedenfalls nicht weh.
Das ist ganz einfach ein schlechter Text – ob nun von ‚Stern‘ oder ‚meedia‘:
„…vor dem Hintergrund des auch für ein Sonderheft …“ – miauuoow!
Sehr passend dazu ist das „Beispiel Nummer 3“ in diesem neuen Blogeintrag bei meedia.
Das ist doch mal eine schöne, wenn auch unfreiwillige Form der Selbstkritik.
In dem einen Satz fehlt auch noch ein „sich“. Auch ein Fehler von Meedia oder haben Sie das Wort vergessen?