Generation Kerner

Unlängst telefonierte ich mit dem Bestsellerautor Stefan Bonner.

Bestseller-Autor war Bonner da noch nicht; es war bloß kurz zuvor ein Buch erschienen, das er zusammen seiner Kollegin Anne Weiss geschrieben hatte.

Doch nachdem Bild.de am vergangenen Freitag das Buch „Generation Doof“ u.a. mit der darin enthaltenen Falschbehauptung anpries, dass sich ein „Wer wird Millionär?“-Kandidat auf die Frage nach dem Vornamen von George W. Bush für die Antwort „Edmund“ entschieden habe, hatte ich Autor Bonner plötzlich am Apparat. (Ein Anruf bei der Pressestelle des „Generation Doof“-Verlags Lübbe wurde zu meiner Überraschung direkt zu den Autoren durchgestellt, die, so steht’s in ihren Kurzbiografien bei luebbe.de, „Lektoren in einem großen deutschen Publikumsverlag“ seien).

Wo ich Bonner schon mal dran hatte, nutzte ich die Gelegenheit, ihn auch auf die „Bush“-Ente hinzuweisen, die er und Weiss offenbar ungeprüft aus dem Internet rüberkopiert hatten. Bonner gab sich verblüfft — und erwiderte sinngemäß, das sei ja dann wohl der beste Beweis für die Generation Doof, haha…

Das war, wie gesagt, am vergangenen Freitag. Und am vergangenen Dienstag erschien bei „Spiegel Online“ ein Interview mit Weiss und Bonner, das dem Erfolg des Buchs (derzeit Platz 6 der Spiegel-Bestsellerliste) nicht geschadet haben dürfte. „Spiegel Online“ stellt darin aber auch die gar nicht doofe Frage:

Sie halten sich selbst für Mitglieder der „Generation Doof“. Wie haben Sie es dann geschafft, an Lektorenjobs in einem großen deutschen Publikumsverlag zu kommen?

Autorin Weiss antwortet:

(…) man braucht auf jeden Fall ein bisschen Talent, seine gelegentliche Dummheit gut zu kaschieren. Außerdem ist es gut, die Recherchemöglichkeiten zu kennen, also zu wissen, wo man eine fehlende Information schnell findet.

Und ihr Kollege Bonner ergänzt:

Dann ist noch eine gewisse Kritik- und Lernfähigkeit nötig. (…)

Soviel zur Theorie. Doch am selben Abend saßen Weiss und Bonner bei Kerner.

Und als Kerner schließlich (Video ab ca. 10’51“) anhob, ausführlich, begeistert und sichtlich unbeleckt die „Wie heißt George W. Bush“-Anekdote nachzuerzählen (auf deren Falschheit ich die „Doof“-Autoren doch noch persönlich hingewiesen hatte), da saßen Weiss und Bonner da, nickten — und hielten lächelnd ihre Klappe.

Manchmal glaube ich: Woran unsere Gesellschaft krankt, ist nicht Dummheit, sondern die Schlauheit, andere für dumm zu verkaufen.

[Nachtrag: Überschrift geklaut bei Torsten Kleinz.]

81 Replies to “Generation Kerner”

  1. Ich habe mir auch kurz während der Sendung die Frage gestellt warum BILDblog nicht Pflichtlektüre ist. Zumindest als Moderator vor der Sendung kurz mal reinschauen, damit man nicht die gleichen Fehler macht wie die BILD, wird doch nicht so kompliziert sein.

  2. Vielleicht waren sie auch nur höflich. Den Kerner ins offenen Messer laufen lassen ist ja auch nicht nett.

    PR strategisch wäre es dabei doch vielleicht gar nicht mal blöd gewesen, die Bush-Geschichte an der Stelle zu bringen.

    Ich würde in der Situation lieber den Schnabel halten und mein Buch krampfhaft in die Kamera halten. Wenn ich nur an mein Lampenfieber denke…

  3. Achja. Weil ich neulich am Bahnhof war, wo mich immer der Zwang überfällt, ein Buch zu kaufen, hab ich mir dieses Machwerk zugelegt. Bereits nach kurzer Zeit beschloss ich, dieses Buch einfach als Beweis für die Dummheit seiner Autoren zu lesen. Als kleines Beispiel für deren unbestreitbare Mitgliedschaft in der „Generation Doof“ sei das Kapitel über Geld erwähnt bzw die angebliche Unfähigkeit der GD, damit umzugehen. Als schlagender Beweis wurde da die wahnsinnige Zunahme der Privatinsolvenzen seit 1990 angeführt: da waren es noch ~4.500, 2005 dann schon 100.000! Irre, oder? Stutzig machte mich dann allerdings, dass die Autoren dann wie folgt argumentieren:
    Überhaupt ist seit der Einführung der Privatinsolvenz im Jahr 2002 die Zahl der privaten Pleiten förmlich explodiert, von knapp 17.000 im Jahr 2001 auf rund 47.000 im darauffolgenden Jahr.
    Doof verschuldet sich, ohne nachzudenken
    .

    Na, wenn das mal keine überzeugende Argumentation ist: Vor der Einführung der Privatinsolvenz war die Zahl der privaten Insolvenzen viel niedriger! Die wahnsinnige Zunahme der privaten Insolvenzen ausgerechnet in dem Jahr, in dem die Hürden dafür erheblich gesenkt wurden, KANN nur ein Beweis für die explosionsartige Zunahme der Dummheit der gesamten Bevölkerung sein.

    Selten war ich so versucht, ein Buch zu vebrennen.

  4. Ach Stefan,

    Du hattest sie „DOCH“ noch darauf hingewiesen. Und sie haben es trotzdem nicht verbessert. Menno!

    Viel Spaß beim Beleidigt sein,

    Thomas

  5. @3/oko:
    Und wenn das Buch geschrieben worden ist, ohne das zuvor vernünftig recherchiert wurde, ist das möglich?

    Ich geb zu: Ich hab die Sendung (zur Hälfte) gesehen. Bei der Bush-Anekdote war peinlich, aber wie JBK mit schüchternem Gesichtsausdruck die Story erzählt hat, hatte was knuffiges. Wie die Autoren hingegen versucht haben, sich krampfhaft dumm zu stellen, war nur peinlich. Das kann jeder Dreijährige besser den Mama fragt, wo die Schokolade hin ist.

  6. Und ich stand gestern in Berlin in der Buchhandlung und suchte ein Buch, welches ich auf meiner anstehenden Zugfahrt lesen kann. Und sah „Generation Doof“ und wollte es schon in die Hand nehmen, als mir der „Bush“-Vorfall wieder einfiel. Ich hab’s dann liegen lassen und mir „Der Kilo-Killer“ gekauft und in einem Rutsch durchgelesen. War sehr unterhaltsam. Also danke für den indirekten Buchtipp ;-)

  7. Acht Thomas,

    da hast du wohl nicht aufgepasst, wer den Artikel verfasst hat ;) Ich selbst muss allerdings gestehen, dass ich deine Anmerkung nicht wirklich verstanden habe.

    Vielleicht ist der Zweck des Buches gar nicht Doofheit zu beschreiben, sondern Doofheit zu schaffen? Das jedenfalls scheint zu funktionieren…

  8. @ 11: […] Jetzt hat mir doch die Niggemafia die Überschrift gekaut. […]

    Ihh, dann würde ich sie auch nicht mehr nehmen *g*

    (Ich hoffe das fällt jetzt nicht unter Spam, ich konnte es mir nicht verkneifen.)

  9. Woran unsere Gesellschaft krankt, ist nicht Dummheit, sondern die Schlauheit, andere für dumm zu verkaufen.

    Weia, jetzt wird es aber arg moralisch. Nun gut, mache ich in der Selbsterfahrungsgruppe „Die Welt ist so schlecht/doof“ mal mit.

    Das ist meiner Meinung nach etwas umfassender, als nur mit „Schlauheit“ zu erklären.

    Dazu gehört m.E. auch Dreistigkeit, von mir aus auch Skrupellosigkeit. Und eine Gesellschaft, die doch recht spezielle Maßstäbe für den Erfolg besitzt. Der beherrschende Maßstab ist m.E. eine Melange aus finanziellem Erfolg und/oder Medienpräsenz.

    Der Erfolg rechtfertigt im Endeffekt alles, sei es nun Schlauheit, Dreistigkeit, Skrupellosigkeit oder gar erfundene oder falsch eingeordnete Fakten, siehe BILD oder Broder.

    Also, wenn Bonner, *beliebiger Name hier eintragen* bei Kerner, Will, *beliebiger Talkshowname hier eintragen* auftaucht, hat derjenige Erfolg, ergo auch Recht (Fakten stören dabei nur, wer wird den auch soo pingelig/korinthenkackerhaft sein……..).

    Es sei denn man heißt Hermann und wird rausgeschmissen. Aber auch dann hat frau eine Steigerung der Verkaufsauflage und damit auch wieder Recht.

  10. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen polemisch, aber: das Problem ist doch nicht, das versucht wird andere für dumm zu verkaufen. Das Problem ist, dass man sich für dumm verkaufen lässt.
    Mit anderen Worten: Wer Beckmann schaut ist selber schuld.

  11. @ Limited #13:

    Wenn Frau Herrmann bloß herausgeschnitten worden wäre, dann hätte ich mich nicht von diversen Mitgliedern der tatsächlichen Generation Doof beim Kommentieren anmachen lassen müssen.

  12. Hihi, Eigentor.

    Aber zur Sache stehe ich.

    Klar ist das Ding nicht koscher, bei Kerner nicht die Eier zu haben, diesen Fehler zu gestehen.

    ABER, dieser moralisierende Zeigefinger á la „Aber ich habs denen Doch gesagt“ nervt. Auch von Christoph.

    Ich finde, die Nichterwähnung spricht für sich selbst.

    Nur meine Meinung, bitte jetzt verbale Prügel rausholen.

    Thomas

  13. Rollig (#14) hat nicht ganz unrecht. Ich gehe sogar noch weiter: „Generation Doof“ sind alle diejenigen, die dieses Buch für bare Münze nehmen. Ein fast genialer Vermarktungstrick ist das – und diese Medienmeute fällt willig darauf rein.

    Karasek ist das beste Beispiel dafür, dass Generation Doof nichts mit der biologischen Generation zu tun hat. Mein Gott, was für ein B***mann, diesen Quatsch noch zu antichambrieren.

  14. Klar ist das Ding nicht koscher, bei Kerner nicht die Eier zu haben, diesen Fehler zu gestehen.

    Das mit „nicht koscher“ zu bezeichnen ist möglich, trifft m.E. aber nicht den Punkt.

    Das geht in eine dominierende Richtung, die es zwar immer schon gab, die mir aber immer präsenter vorkommt.

    Nachrichtenagenturen, die falsch berichten und darauf folgend Zeitung und Fernsehen, die diese Falschmeldungen ungeprüft übernehmen.

    Stellt sich dann heraus, dass es eine Ente/Falschmeldung war, hört man kaum einmal von einer Berichtigung.

    Im Fall von BILD oder Broder wird noch nicht einmal der Versuch unternommen, auf diese Kritik einzugehen, sondern es erfolgen Abwehraktionen gegen die Kritiker.

    Mal mit dem Versuch Eingaben beim Presserat zu stoppen, mal mit Beleidigungen vulgärer Art.

    Bonner und Weiß sind da nur kleine Lichter, die das Spiel aber kennen und mitmachen.

    Kritik zu akzeptieren, Fehler einzugestehen und zu korrigieren ist passe. Damit gefährdet man seine Reputation.

    Das muss man auch gar nicht moralisch begründen, das hat auch wirklichkeitsprägende Aspekte, die gefährlich werden können.

    Irgendwann glauben dann viele, Banken würden vor einer muslimischen Weltverschwörung einknicken und Sparschweine aus dem Sortiment nehmen oder dass es ganze Generationen gibt, die so doof sind, den Vornamen Edmund dem gegenwärtigen US Präsidenten George W. Bush zuzuordnen.

    So entstehen Vorurteile und offenbar ist einigen daran gelegen, mit diesen Vorurteilen eigenen Vorteil abzuschöpfen.

    Bonner und Weiß sind auch dabei, die haben m.E. „nur“ ihre Auflage im Sinn. Andere sind da meiner Meinung nach gefährdender.

    Stand in der Zeitung, bei Broder, war bei Beckmann zu hören – und die haben ja immer Recht.

  15. hehe ja das sah ich live, da dachte ich mir „mensch kerner du vollhorst!“ und er sprach auch noch von „überliefert“ anstatt es zu überprüfen. Was ein schlaumeier…

  16. Andere für dumm zu verkaufen ist offensichtlich die Masche, die unsere Gesellschaft, wirtschaftlich wie politisch, lebt. Einfach BLÖD.

  17. Ich sehe das eher als Versagen von Kerners Redaktion. Wenn sowas im Internet kursiert, dann muss man sowas wissen – gerade bei einem Bestseller.

    Ein Aufrichtigkeitsorden gibt es für das Verhalten der Autoren vielleicht nicht, aber wer erwartet das bei einer PR-Show?

  18. Und bestimmt kommt morgen gleich wieder Herr Broder aus dem Busch und bloggt: Die Laus Niggemeier brüllt wieder. Die heutigen jungen Menschen sind eindeutig die Generation Doof, aber der korinthenkackende „Medienjournalist“ findet natürlich wieder mal das Haar in der Suppe und beweist dass eine schöne Anekdote nicht ganz wahr ist.

    Jetzt begreifen Sie doch mal endlich, dass es um die unterhaltende Qualität des Witzes/der Anekdote/der schockierenden Story geht und nicht um den Wahrheitsgehalt ;-)

    Note to self: Muss mir demnächst dringend mal ein langes Wochenende freihalten, um meine Bestseller „Fabeln für Manager neu erzählt“, „Die verkommene Generation“, „Klimapopulismus“, „Islamkrieger“ und „Amerikaner sind doof“ (alles Arbeitstitel) runterzutippen.

  19. Ob Jauch die Angelegenheit im nächsten WWM richtigstellen wird?
    Die Edmund-Sache kann er schließlich nicht auf seinen Kandidaten und Saalpublikum sitzen lassen …

  20. Der oben verlinkten Leseprobe nach, ist das Buch vor allen Dingen geschwätzig. Lange Rede, kurzer Sinn. Danke, dass ich nun nicht so doof sein mußte, es zu kaufen!

  21. @Thomas:
    Ich meine das Buch, bzw die Autoren. Das Spiegelinterview hat mich unglaublich angewidert. Zudem ist das ganze Big Time Bullshit; diese Generation hat eine Elite wie kaum eine Generation zuvor. Die Guten studieren in mindestens 2 Ländern, sprechen 3 Sprachen, und leben sehr international. Außerdem gibt es einen Wideraufstieg des Bürgertums, mit Kindernamen wie Friedrich, und Werte wie Bildung, Umweltschutz, usw.
    Das Hacken auf die nächste Generation ist zutiefst … menschlich. Bäh.

  22. Es war doch schon oft erfolgreich, mit der eigenen Dummheit zu kokettieren. Die Autoren versuchen (s. Buchdeckel) aus einem Zwiebelfisch einen Goldfisch zu machen. Generation Goldfisch. Fröhliches Copy and Paste, wie Stefan Niggemeier an anderer Stelle in diesem Blog schon mal anmerkte. Wellenreiter sind viele von denen, die sich heute „Autoren“ nennen. Die können ganz toll surfen, finden immer die perfekte Welle, sind aber nicht in der Lage, eigenständig auch nur einen Sturm im Wasserglas zu Stande zu bringen. Nichts Eigenes, nichts Kreatives.

    Vielleicht war die Kerner-Sendung schon vor dem Telefonat von S.N. mit Bonner aufgezeichnet? Ich habe etwas von der Sendung gesehen. Bonner und Weiss spielten ihre Rolle der Doofen intelligent weiter. In der Runde saß ja auch mit Wigald Boning die eine Hälfte eines ehemals erfolgreichen Gesangsduos, das sich „Die Doofen“ nannte. Wie sinnig. Die andere Hälfte dieses Duos glaubt wohl, dass wir ihr mittlerweile alles abkaufen.

    @ 20 Limited. Ihrer Bewertung stimme ich weitgehend zu. Von Kerner, Bild, etc. etc. können wir wohl nicht erwarten, dass da freiwillig Richtigstellungen kommen. Das wäre ja auch viel zu aufwändig. Das würde ja Nachbereitung der eigenen Veröffentlichungen bedeuten. Wir müssen das Problem anders angehen. Damit die Berufsbezeichnung „Journalist“ nicht weiter beschädigt wird, müssen wir für die Verlautbarer der genannten Kategorie eine andere Bezeichnung finden. Vielleicht können wir in diesem Blog versuchen, einen Begriff für diese Nicht- Journalisten zu finden. Nein erster Vorschlag: Text(v)erbrecher. :-)

  23. @30 – Alberto Green.
    Zukünftig werde ich von oben nach unten lesen und auch alle Kommentare lesen, damit ich nicht die klugen Gedanken wiederhole und mir nicht einbilde, die seien von mir.

  24. Worin ich einigen Kommentatoren hier zustimmen muß: der Klammersatz „(auf deren Falschheit ich die „Doof”-Autoren doch noch persönlich hingewiesen hatte)“ ist wirklich überflüssig.
    Auch der Leser wurde kurz zuvor darauf hingewiesen, soviel Kurzzeitgedächtnis sollte man ihm zutrauen.
    Wir sind ja nicht doof!

  25. Moralisch habe ich den Satz „auf deren Falschheit ich die „Doof”-Autoren doch noch persönlich hingewiesen hatte“ nicht gelesen.

    Dieser Satz drückt nach meinem Dafürhalten eher so etwas wie eine überraschte Fassungslosigkeit Christophs darüber aus, dass man mit manchen Menschen etwas freundlich oder witzig besprechen und dabei scheinbar etwas klären kann, wobei man annimmt das Besprochene sei auch angekommen – ohne dann letztendlich eine sichtbar werdende Änderung zu erreichen. Aber vielleicht war das schiefe Schweigen der zwei Au Toren ja schon der Erfolg des Telefonates…

  26. So nebenbei. Hast du dich im Spiegel betrachtet Niggemeier? Ich sehe einen Verlierer, der nötig hatte ein Forum (Blog) zu einrichten um überhaupt gehört zu werden. Deine Schreibe und Stil sind wirklich das Letzte was ich bis jetzt im deutschsprachgen Raum gelesen habe. Und ehrlich, du siehst wirklich aus wie ein deutscher Schweinchen-„Qualitätsjournalist“.

  27. Ich werde dieses Buch nicht lesen und mich der unnötigen Aufregung darum verschließen.

    Der Gedanke, dass Menschen, die in einem gleichen Zeitraum unter gleichen politischen Bedingungen geboren wurden, unter einer Eigenschaft zusammengefasst, die sich mit einem Wort [„Golf“, „Doof“, …] ausdrücken lässt, widert mich an. Ich brauche nur auf meine Schulfreunde zu blicken, um zu sehen, dass trotz der Rahmenbedingungen Entwicklungen in verschiedenste Richtungen möglich sind, Entwicklungen, die sich eben nicht unter ein Attribut stellen, dass eine Generation zusammenfasst und von einer anderen abgrenzt.

    Der Gedanke, es würde bei im gleichen Zeitraum Geborenen Berechtigung geben, diese einer bestimtmen Generation zuzuordnen, mag bequem und angenehm sein, doch kann ich ihn nicht akzeptieren.

  28. @30 – Moni: Das ist aber auch mal ein beispielloser Qualitätskommentar, unter einem Text von Herrn Schultheis den Herrn Niggemeier gänzlich ohne erkennbaren Bezug zu beschimpfen. Oder, um es in deinen Worten auszudrücken: „Respekt“!

  29. Es hat doch keinen Sinn, über so einen Müll zu reden. Das ist doch bloß PR für Leute mit dieser unangreifbar pseudoironischen Haltung. Wenn keiner darüber schreiben würde, wär das Ding schnell wieder aus den Buchhandlungen verschwunden und man könnte etwas sinnvolles mit dem Rohstoff anfangen, zum Beispiel Klopapier daraus recyceln.

  30. @Moni: Ist im „Spiegel“ ein BILD von Stefan Niggemeier? In welcher Nummer? Auf welcher Seite?

    » Deine Schreibe und Stil sind wirklich das Letzte «
    Das gilt für Moni und dem ist nichts hinzuzufügen

  31. @“wortwart“
    Wer unter dem Namen eines renommierten Bloggers schreibt und einen linken Link verlinkt, ist „Feige“. :-)

  32. @polyphem:
    Bitte nicht so streng mit dem „wortwart“ Herbert Braun sein. Er hat auch eine Mehl-Adresse, die so heisst, auch wenn man es beim angegebenen linken Link nicht glauben sollte. Herbert Braun ist jedenfalls eher wortwart als Christoph Schultheis Stefan Niggemeier.

  33. Ich finde es unerträglich, dass man mit Machwerken wie „Generation Doof“ heute noch viel Geld verdienen kann ohne etwas Sinnvolles zum Diskurs in der Gesellschaft über Bildung und Chancengerechtigkeit beizutragen. Zumal schon antike Philosophen wie Sokrates und Cicero sich über die Dummheit und den Wertefall der Jugend beklagt haben. Es ist in den letzten Jahrtausenden genug über dieses Thema geschrieben worden, ohne dass man daraus gelernt hätte. Die Welt ist in der Zwischenzeit weder schlechter, noch sind die Menschen dümmer geworden. Dass es in jeder Gesellschaft Menschen gibt, für die Bildung keinen großen Wert hat (weil sie sie im Alltag oft auch nicht brauchen oder einfach nicht die Zeit haben, sich damit zu beschäftigen), ist auch schon seit Jahrtausenden so. Im Schnitt sind heutzutage aber die Menschen informierter und gebildeter als je zuvor. Mit der Klage über die Jugend geht immer auch eine ungerechtfertigte Verklärung der Vergangenheit einher.

  34. Allein der Titel und die Vermarktungsarie drumherum genügen doch schon um zu wissen, das das Buch mit einem flotten Titel schnell zurechtgeschwurbelte warme Lüftchen – oder um Lichtberg zu zitieren ein „wehendes Vakuum“ verhüllt und sich in die Riege jener Werke einfügt, die den Viertelwissenden und vermeintlich Gebildeten das wohlige Gefühl eines elitären Daseins vermittelt, weil es immer noch einen Dümmeren gibt.

  35. Das eigentlich Bedrückende ist, dass die Gesellschaft im Durchschnitt über einen exakt bei 100 liegenden Intelligenzquotienten verfügt.
    100 ist zu wenig, man sieht das seit vllt 20 Jahren in den Proll Talk-Shows, die es im Staatsfernsehen so früher nicht gab, und leider auch in den neuen (Web-)Medien, die den gesellschaftlichen Bodensatz zu Wort kommen lassen.

    Noch schlimmer als dieser Bodensatz sind aber in der Tat diejenigen, die diesen unerfreulichen Sachverhalt dokumentieren (und sich dabei auch noch vermeidbare Ungenauigkeiten bei der Recherche zukommen lassen) und damit in dieselben Medien drängen, die ursächlich sind für den aufzuarbeitenden Missstand.

    Und am allerschlimmsten sind diejenigen, die auf Meta-Meta Ebene auch daran noch Kritik üben, also Leute wie, äh, wie Stefan Niggemeiner bspw. (oder ich gerade jetzt, noch eine Meta-Ebene höher ;).

    LG und weiterhin viel Erfolg!
    Sky

  36. Der Titel ist echt treffend.
    Das größte Problem ist doch Kerner an sich, eh man ihm erklärt hat wie es zu dem „Fehler“ kam schweigt man lieber und lässt die Flachpfeife glauben sein lustiger Vortrag, den ihm ein Redakteur der das Buch gelesen hat, eingeflüstert sei echt.
    Wie man bei den öffentlich-rechtlichen einen intellektuellen Weichspüler wie Kerner tatsächlich beschäftigen kann ist mir ein unerklärliches Rätsel.
    Aber wen wunderts, Mario Barth füllt Stadien, 9live und Co finden Anrufer und JBK hat messbare Einschaltquoten. Willkommen in der „Generation Kerner“.
    Gruß,
    Torben.

  37. Wenn so etwas wie „Das Doofe“ nicht vorhanden wäre, könnte man drüber wegsehen. :-) Da aber leider auch „Premiummedien“ die Produzenten des dritten Aufgusses der hinterletzten Produkte – oft unkommentiert – zu Wort kommen lassen, muss man den Schwachsinn kritisieren. „Nichmal ignorieren.“ war früher meine Devise in Bezug auf „Bild“ o.ä. Es ist eine Folge der Arbeit von Bild(Fr)Esser Günter Wallraff und von BildBlog und der Arbeit der Aufrechten dort und an anderen Stellen, dass ich mittlerweile die Herstellung von Gegenöffentlichkeit zu vielem Mist für sinnvoll halte und ich empfinde Hochachtung vor den Menschen, die den Dreck wegputzen. Sie sind die Pfannenschieber im Krankenhaus (oder kranken Haus?) unserer Mediengesellschaft.

    Dass Herr Henryk M. Broder über Stefan Niggemeier sagt, dieser würde BildBlog nur benutzen, um seiner schmuddeligen Geliebten unter den Rock greifen zu dürfen und dieses Tun als „Analyse“ zu bemänteln, ist in etwa so, als würde er allen Menschen, die mit oder an Leichen arbeiten, Nekrophilie unterstellen. Die Schreibe von Broder sagt nur etwas über Herrn Broder aus. Er gehört zu den Leuten „mit dieser unangreifbar pseudoironischen Haltung“. (Zitat Wortwart unter Nr. 41) Es ist halt Aufgabe des Teufels und Hobby vieler Zyniker, Gutmenschen, Moral, Ethik usw. zu diffamieren. Dass „Bild“ mittlerweile nervös auf BildBlog reagiert, zeigt, dass die Arbeit von Niggemeier und Schultheiß Lob verdient.

    Damit das Leben erträglich bleibt und nicht der ständige Umgang mit Dreck und Krankheit die Pfleger und Leichenwäscher krank macht, empfehle ich allen als Gegenprogramm: „Suchet das Gute (und Schöne) und redet darüber.“

  38. Man kann Tiefpunkte eigentlich nur noch dadurch öffentlichkeitswirksam bearbeiten und kenntlich machen indem man neue Tiefpunkte setzt, vgl. die „Broder-Niggemeier Debatte“ oder auch das BILDBlog oder auch die hier zu Recht kritisierte Doofen-Kritik.
    Wir merken uns:
    „Du kannst noch so doof sein, hier im (Biotop der Wahl) gibt es immer noch einen, der ist döfer.“

  39. #51: jetzt noch mal ganz doof gefragt (und ohne wie ein Fangirl wirken zu wollen): warum soll BILDblog denn so schlimm doof sein? War dann Wallraff auch doof? Gar döfer? Oder weniger doof?

  40. @Sky:
    Das eigentlich Bedrückende ist, dass die Gesellschaft im Durchschnitt über einen exakt bei 100 liegenden Intelligenzquotienten verfügt.
    100 ist zu wenig, […]

    Au weia.
    Der IQ ist eine um 100 normierte Normalverteilung. Egal welche Population Du misst — selbst wenn das alles Physik-Nobelpreisträger wären, der Durchschnitt ist immer bei 100, weil das so definiert ist.

  41. Doofheit ist normal, alle hier sind mehr oder weniger doof, die Hochleister sind auch nur mässig weniger doof als die Weakies.

    Die Wissenschaft behauptet, dass die Verständigkeit der Menschen innerhlab der letzten 10.000 Jahre nur minimal zugenommen hat. Erst (ggf. staatliche ;) Bildung und Gemeinwesen unterscheiden und vom dummen August der Steinzeit. (Der auch nicht doof war, aber wohl auch nichts von Ironie verstand.)

    Die modernen Medien offenbaren einiges über den Urcharakter des Menschen, ich selbst bin bspw. von den aktuellen Vorträgen der Herren Broder und Niggemeier fasziniert, andere wären es vllt von den Ausfällen Poseners gegen Diekmann, wieder andere vom sktuellen inkonsistenten Vorstoss Becks.

    Doofheit ist also nicht wegzukriegen, weder durch Aufarbeitung noch durch Repitition, und das ist auch gut so. Aufarbeitung würde nur alles schlimmer machen, wir sind alle nur kleine Würstchen, erst zusammen (als Gemeinschaftsform, als Staat bspw.) sind wir stark.

  42. Lass mal Augusten, Sky hat im Eigentorschießen doch grade einen so guten Lauf, siehe

    „Und am allerschlimmsten sind diejenigen, die auf Meta-Meta Ebene auch daran noch Kritik üben, also Leute wie, äh, wie Stefan Niggemeiner bspw. (oder ich gerade jetzt, noch eine Meta-Ebene höher ;)“

    lash +++ Stefan hat den Artikel nicht geschrieben +++ Newsflash +++ Stef

  43. Doof bedeutet „taub“, es gibt auch keinen Komparativ und Superlativ. Metaphorisch ist Unverständigkeit gemeint.

  44. Die Wissenschaft behauptet, dass die Verständigkeit der Menschen innerhlab der letzten 10.000 Jahre nur minimal zugenommen hat. Erst (ggf. staatliche ;) Bildung und Gemeinwesen unterscheiden und vom dummen August der Steinzeit. (Der auch nicht doof war, aber wohl auch nichts von Ironie verstand.)

    Wie kommst Du drauf dass der Steinzeitmensch ein dummer August war?

    Whatever — es wird Dich vielleicht überraschen, dass „die Wissenschaft“ auch behauptet, dass die absolut erreichte Punktzahl in IQ-Tests in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen hat. D.h. man muss in einem IQ-Test absolut viel mehr Punkte schaffen als früher, um den normierten Duzrchschnittswert 100 zu erreichen.

    Wie passt das jetzt damit zusammen, dass wir alle immer dümmer werden?

  45. Der Ausschnitt bestätigt meine Meinung zu Kerner´s Sendung. Die beiden Autoren sitzen da und nutzen die eigene „Doofheit“ als Alibi, als Ausrede, wenn sie auf Fragen nicht antworten können. Die geschilderten Erlebnisse mit der Begründung, selber doof zu sein, abzuschließen ist unfassbar. Was für ein erbärmliches Bild die beiden da abgeben! Man könnte wirklich den Eindruck haben, Doofsein ist toll und wer was weiß, ist der Dumme. Selbst Karasek machte daneben keinen wirklich intellektuellen Eindruck. Und über Kerner muss ich nicht mehr schreiben, als dass er der perfekte Gastgeber für dieses Thema war.

  46. empfehle ich allen als Gegenprogramm: „Suchet das Gute (und Schöne) und redet darüber.”

    Nur wer will das hören/lesen?

    Das widerspricht dem fundamentalen Satz des Mediengewerbes. „Only bad news are good news“.

    Würde es sich jemand getrauen Bücher mit Titeln wie „Generation Genial“ o.a. zu schreiben, niemanden würde es interessieren.

    Und sei es noch so fundiert und belegt – es bedient einfach nicht die weitverbreitete Lust auf andere herabzusehen.

    Sollte ein Autor eines entsprechenden Werks dann doch in eine Talkshow eingeladen werden, kann man darauf wetten, dass er/sie Post von Wagner bekommt und von Broder wahlweise als Blockwart an den Pranger oder unter Wichsverdacht gestellt wird.

    Die Achsen um die sich alles dreht sind Häme, Defätismus, Abwertung und Hysterie.

    Dagegen kommt man auch mit Blogs nicht an. Auch hier sind das die zentralen Themen, mitunter sogar noch in übersteigerter Form (nicht bei allen Blogs, aber bei vielen).

    Die s.g. „Achse des Guten“ macht das beispielhaft vor.

  47. „Die geschilderten Erlebnisse mit der Begründung, selber doof zu sein, abzuschließen ist unfassbar.“

    LOL, kam das so?
    Tja, nicht immer im erforderlichen Masse vorhandene Verständigkeit ist durchaus menschlich, schön, dass das mal festgestellt worden ist.

  48. „Die s.g. „Achse des Guten” macht das beispielhaft vor.“

    Die aber keine Gesinnungstankstelle ist, sondern ein journalistisches Angebot, LOL.

  49. Die aber keine Gesinnungstankstelle ist, sondern ein journalistisches Angebot

    Nun, ich bin mit dem Begriff „Gesinnungstankstelle“ nicht vertraut.

    Sollte dies ein Ort sein, an dem man den für den jeweiligen Gemütszustand und vorliegende Einstellungen entsprechenden Nachschub bekommt, würde ich der o.g. Achse diesen Status durchaus zusprechen.

    Der Begriff des „journalistischen Angebots“ ist dagegen m.E. weiter gefasst.

    Auch wenn Herr Wagner Kommentare in Postform verbreitete, offeriert er ein journalistisches Angebot, das man aber ebenfalls als „Gesinnungstankstelle“ auffassen kann.

    Man könnte sogar so weit gehen, jedes journalistisches Angebot als „Gesinnungstankstelle“ zu bezeichnen.

    Das würde ich nicht machen, ich kenne durchaus noch andere Formen der journalistischen Auslegware, die zum Glück gar nichts mit den Plattitüden und den vulgären Umschreibungen eines Broders und Co. gemein haben.

    Allerdings ist es um etliches mühsamer derartiges zu gestalten, als ein schlecht recherchiertes Buch über Doofe zu schreiben oder mit Verbalkacke um sich zu werfen.

  50. Für mich ist „Gesinnungstankstelle“ Wort des Jahres, mittlerweile zeigt Google 300 Treffer, vor einigen Wochen waren es noch 10 bis 20. :)
    „Gesinnungstankstelle“ stammt von „Maxi&Miersch“, wobei ich nicht genau weiss, obs der Max oder der Miersch war. ;)

  51. Max&Miersch?

    Offenbar Autoren, die sich mit der Materie, auch aufgrund eigener Erfahrung, intensiv auseinandergesetzt haben.

    Das führt mich – Verzeihung wenn ich etwas abschweife – immer zu dem Sinnspruch, dass wenn man mit dem Zeigefinger auf jemanden weist, stets drei Finger zu einem selber zurückverweisen.

    Natürlich ist es auch nicht zwingend notwendig selbst doof zu sein, um ein Buch über vermeintlich Doofe zu schreiben.

    Aber wie die Kerner Story zeigt, hilft eigene Erfahrung durchaus weiter.

  52. Genauso moralisch verwerflich wie Zumwinkel. Wo bleibt hier der Staatsanwalt? Achso, mist! Das Volk für dumm zu verkaufen ist leider NICHT verboten.

  53. „Natürlich ist es auch nicht zwingend notwendig selbst doof zu sein, um ein Buch über vermeintlich Doofe zu schreiben.“

    Nichtsdestotrotz ist die Doofheit ein spannendes Thema, nicht erst seit Helge oder Karl damit Geld verdienen.
    Ich habe schon mehrfach teilweise recht flammende und erregte Plädoyers für die Doofheit geschrieben, will mich aber jetzt nicht wiederholen und nur kurz anmerken:
    Ja, wir sind alle doof, aber am döfsten sind die, die meinen nicht doof zu sein. Erst das ist die wahre Doofheit und nur diese Doofen sind potentiell gefährlich. (Übrigens sind u.a. Humorlosigkeit und mangelnde Selbstdistanz klare Indizien für wahre Doofheit.)

  54. @64 – Limited.

    Hoffentlich halten Sie mich nicht für naiv. Natürlich weiß ich, dass Menschen, die sich hier oder in anderen Blogs oder in Foren oder in Leserbriefen äußern, das meist tun um etwas zu kritisieren. Besonders diesen Menschen empfehle ich gerade darum, an der Gegenposition zu arbeiten. Es gelingt vielleicht nicht oft und man findet sicher nicht so leicht Gehör dafür.

    Aber wenn wir nur meckern, polemisieren und zynisch, hämisch etc. daher kommen, werden wir irgendwann so, wie Herr Broder schon ist. Verhärmt und miesepetrig. Wenn solche Menschen trotzdem glauben (und behaupten), sie hätten doch Humor, so ist dieser oft nur das sich lustig machen über die Opfer der eigenen Häme.

  55. @43: Kein linker Link – ich bin seit ziemlich genau zehn Jahren ganz unprominent als wortwart im Netz unterwegs (nämlich auf woerter.de) und möchte mir das nicht nehmen lassen. Kann leider nichts dafür, dass Nachrücker mit diesem Namen bekannter sind.

  56. @75: Der Link führt ja nicht zu woerter.de… Detlef Guertler hat mich aufgeklärt und ich habe Sie an anderer Stelle schon gern zitiert.

  57. […] Im Interview mit Spiegel Online stellen sich die beiden Autoren dann auch noch mal selbst als dumm da. Was sie nicht sind. Zum Beispiel sind sie schlaug genug, Informationen, die sie falsch ergoogelt haben, nicht nicht zu korrigieren, wenn dies die Pointe in verkaufsfördernden TV-Shows wie “Kerner&#…. […]

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