Eine Haltung mit Anstand? Das kann für RTL nur ein Missverständnis sein

Es war der Versuch, bei einem Sender wie RTL so etwas wie Anstand zu beweisen. Er ist umfassend gescheitert.


Foto: RTL

Es geht, zugegebenermaßen, scheinbar um nicht viel: den „Deutschen Comedypreis“ bloß, eine Auszeichnung, die Jahr für Jahr in Erinnerung ruft, wie klein die fernsehaffine Humorindustrie in Deutschland ist. (Mario Barth wurde sieben Jahre in Folge ausgezeichnet; Olaf Schubert war in diesem Jahr in einer bezeichnenden Doppelfunktion als Vorsitzender der Jury und Gewinner in der Kategorie „bester Komiker“ beteiligt — das Personal ist knapp.)

Nun gewannen aber gestern in der Kategorie „beste Moderation“ auch Sonja Zietlow und Daniel Hartwich: für die RTL-Dschungelshow „Ich bin ein Star — holt mich hier raus“. Das war einerseits nicht ganz unverdient, andererseits aber unglücklich, denn es war der erste Jahrgang ohne den verstorbenen Dirk Bach. Man konnte das, mit bösem Willen, so interpretieren, als hätte es geholfen, dass Bach nicht dabei war. Die Auszeichnung war mindestens ungeschickt.

Zietlow und Hartwich empfanden das offenbar auch so und kamen nicht zur Preisverleihung. Sie schickten stattdessen eine bemerkenswerte Videobotschaft mit folgendem Wortlaut:

Zietlow: Pünktlich zum ersten Todestag von Dirk Bach bekommen wir für den Dschungel also den allerallerallersten Preis überhaupt. Und zwar für die erste Staffel ohne Dirk Bach. Was für ein beschissenes Timing! Seit exakt zehn Jahren machen wir jetzt „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“. Für diese zehn Jahre würde ich jeden Preis der Welt mit Kusshand annehmen. Aber nicht für die erste Ausgabe ohne meinen Dickie.

Hartwich: Für Sonja und Dirk kommt dieser Preis ein Jahr zu spät. Für Sonja und mich kommt er ein Jahr zu früh. Ich kann keinen Preis annehmen, den mein Vorgänger verdient gehabt hätte. Ich hab mich nur ins gemachte Nest gesetzt. Und dann gewinnen wir auch noch in der Kategorie „Beste Moderation“. Aber von den vier Menschen, die für diese Moderationen zuständig sind, sind zwei gar nicht nominiert: Nämlich unsere beiden Autoren Jens Oliver Haas und Micky Beisenherz.

Zietlow: Es fühlt sich nicht richtig an. Nicht die richtige Kategorie, nicht die richtigen Nominierten und nicht der richtige Zeitpunkt. Und deshalb bitten wir um Verständnis, dass wir heute nicht mit euch feiern können.

Hartwich: Vielleicht nächstes Jahr. Vielleicht bekommt die Show dann endlich ihren ersten Preis. Ausgezeichnet… ist sie ja sowieso schon.

In dieser Form schaffte es das Statement aber nicht in die Preisverleihung. RTL schnitt die ersten drei Sätze von Zietlow und die letzten drei von Hartwich weg.

Es blieb, immerhin, eine klare Haltung, die viel positive Resonanz auslöste.

Auf seiner Internetseite ließ RTL zwar die darin enthaltene Kritik weg, berichtete aber:

Große Gefühle beim Comedypreis 2013: Sonja Zietlow und Daniel Hartwich wurden in der Kategorie „Beste Moderation“ für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ausgezeichnet. Die beiden Moderatoren waren bei der Preisverleihung in Köln nicht anwesend, verkündeten aber via Video-Botschaft, dass sie den Preis ein Jahr nach dem Tod von Dirk Bach nicht annehmen. Aus Respekt für „Dicki“ und weil es sich „komisch anfühle“, wie Zietlow in ihrer emotionalen Botschaft verkündete.

Hier könnte die Geschichte enden.

Aber offenbar war das noch zuviel kritische Haltung für RTL. Und so mussten die beiden Moderatoren plötzlich in einer neuen Erklärung ihre Haltung revidieren. Nun verlautbarten sie:

„Der Comedypreis für die beste Moderation ist das Ergebnis einer Teamleistung — den können und wollen wir deshalb gar nicht ablehnen. Den Zeitpunkt für die Nominierung finden wir nicht glücklich, aber die Auszeichnung ehrt uns. Wir wollten nur erklären, warum wir kurz nach Dickies erstem Todestag keinen Preis entgegennehmen und feiern können, den wir für die erste Staffel ohne ihn bekommen.“

Dass das im klaren Widerspruch zur Videoerklärung der beiden steht — und sogar zur früheren eigenen Darstellung auf der Seite von RTL — verschweigt der Bohlen-Sender. In einer Pressemitteilung schrieb er, die Videobotschaft von Zietlow und Hartwich sei „missverständlich so interpretiert“ worden, „dass sie den Preis abgelehnt hätten“.

RTL hat auch seine Berichterstattung auf rtl.de nachträglich geändert. Nun steht da nicht mehr, dass Zietlow und Hartwich den Preis nicht annahmen, sondern dass es „Verwirrung um die vermeintlich abgelehnte Ehrung“ gegeben habe. Nach der entsprechenden vermeintlichen Richtigstellung heißt es jetzt im Text:

Zuvor hatte es so ausgesehen, als wollten sie die Auszeichnung gar nicht annehmen. Die beiden waren in der Kategorie „Beste Moderation“ für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ ausgezeichnet worden.

Die beiden Moderatoren waren bei der Preisverleihung in Köln nicht anwesend, hatten sich aber in einer Videobotschaft zu Wort gemeldet. Darin drückten sie sich allerdings so unklar aus, dass sie die Gäste im Saal ratlos zurückließen. Sie würden sich „komisch“ fühlen, weil Dirk Bach den Preis nicht bekommen hatte. „Der Preis kommt für mich zehn Jahre zu spät“, so Zietlow.

(Nein.)

Aus RTL-Sicht ist damit vermutlich alles wieder in Butter: Natürlich haben die tollen RTL-Moderatoren den schönen RTL-Comedypreis für die feine RTL-Sendung angenommen, sie wollten halt nur aus Pietät oderwiedasheißt nicht feiern kommen. Die eigene Berichterstattung wurde entsprechend geschönt.

Nur die Moderatoren, die eigentlich Haltung bewiesen hatten, stehen nun da wie Idioten, die nicht wissen, was sie wollen, und sich nicht einmal klar ausdrücken können.

Nachtrag, 18:55 Uhr. Als wäre die Sache nicht verworren genug, hat Sonja Zietlow nun gegenüber DWDL folgendes Statement abgegeben, das man schwerlich als „Erklärung“ bezeichnen kann:

„Eine Auszeichnung ist für mich wie ein Lob! Das hat man bekommen und Punkt. Ob man sich des Lobes für würdig hält und wie man damit umgeht, das steht auf einem anderen Blatt. Ich bin nicht wegen Terminschwierigkeiten nicht zur Verleihung des Comedypreises gegangen, sondern weil ich der Meinung bin, dass ich eine Auszeichnung zu genau diesem Zeitpunkt, in genau dieser Kategorie nicht verdient habe. Jedenfalls nicht NUR Daniel und ich.

Mit dieser Haltung wollte ich keineswegs respektlos gegenüber dem Preis, den Veranstaltern und der Jury erscheinen, nein, ich wollte meine höchste Anerkennung denjenigen zollen, die seit 10 Jahren für eine außergewöhnliche, mit Herzblut und Liebe gemachte Sendung stehen. Allen voran einem Mann, der zu Lebzeiten genau diesen Preis mehr als verdient hat: Dirk Bach! Aber wir haben diesen Preis nun mal genau JETZT bekommen, das Lob wurde ausgesprochen und ist angekommen. Und ich weiß auch schon genau, was ich damit machen werde…“

68 Replies to “Eine Haltung mit Anstand? Das kann für RTL nur ein Missverständnis sein”

  1. „verschweigt der Bohlen-Sender.“
    Alles richtig, was sie schreiben. Aber was hat nun Bohlen damit zu tun? Wieso nicht Jauch-Sender oder Formel 1-Sender? Der Bezug zur Story wäre der gleiche.

  2. @Andy S.: Nein, ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass ein Sender, der Dieter Bohlen zu seinem prominentesten Repräsentanten gemacht hat, ein Problem mit Haltung und Anstand hat. RTL ist der Bohlen-Sender. Ein Großteil des Elends steckt in diesem Satz.

  3. @1/Andy S.: Einerseits ein Moderator, dessen Markenzeichen sein despektierlicher Umgang mit den ihm ausgelieferten Menschen ist. Andererseits ein Sender, der sich offenkundig wenig um Kritik aus den eigenen Reihen schert, so lange sie sich nur gut verkaufen lässt. Wirklich abwegig finde ich den Bezug zwischen den beiden jetzt nicht gerade.

  4. Wieso überrascht es mich nicht, dass der Sender, der das Dschungelcamp ausstrahlt, mit Haltung, Anstand oder Respekt keinen Vertrag hat?

  5. Ich bin ja normalerweise mit solchen Vergleichen sehr vorsichtig, aber das klingt so, als haette die Parteileitung gesprochen. Der Orden wird angenommen und basta. Intern vielleicht noch eine Ruege wegen mangelnder Linientreue.

  6. Ist es zu weit her geholt, dass abgelehnte Comedypreise den Aktienkurs der Anteilseigner eher sinken als steigen lässt? Und sowas finden die ja eher doof.

  7. Bitter, das zu lesen und so noch mal deutlichst daran erinnert zu werden, dass es bei dem Medienuternehmen RTL nur um Umsatz geht, dem die Würde der Lebenden wie Toten untergeordnet werden.
    Auf dem Weg vom Pool in die Sauna wird es die Moderatoren sicherlich ordentlich geärgert haben.

  8. Ich nehme an, dass Zietlow und Hartwich (der ja sonst Kandidaten bei DSDS verarscht) genau wissen, bei welchem Sender sie da arbeiten. Insofern hält sich mein Mitleid in Grenzen.

  9. Die Bezeichnung „Bohlen-Sender“ stößt auch mir übel auf. Toller Artikel, aber das mit dem Bohlen-Sender kann man als Schubladendenken interessieren.

    RTL = Bohlen-Sender
    RTL2 = Katzenberger-Sender
    Pro7 = Raab-Sender
    ARD = Elstner-Sender

    ?

  10. Danke an die beiden Moderatoren, die mir beweisen, dass noch nicht alles verloren ist und es noch Menschen mit Rückrat gibt. Danke an Stefan das er (nicht nur diese Geschichte) hier aufgreift und mich informiert (gern auch mit seiner persönichen Meinung :)), ohne das ich mich einem umfassenden Studien der „Presse“ beschäftigen muss.
    Schade das RTL das Potential nicht erkennt (Rückrat undso) aber eigentlich habe ich das nicht erwartet.

    Zusammenfassend muss ich meine Meinung über Frau Zietlow (und Herrn Hartwich) weiter zum positiven verändern. Ist ja auch ein Prozess der anstrengt. Seine erste Meinung anpassen zu müssen. ^^

  11. @ Dominik, 10: Find ich ne gute Liste. So kann man den Markenkern gut auf den Punkt bringen. Das ZDF wäre dann vielleicht der Lantz-Sender.

  12. Beim Comedypreis wird die ursprünglich schöne Idee der Förderung der Comedyszene nach dem Start im Jahr 1997 nun nur noch als Kulisse für die Eitelkeit der Redaktion mißbraucht.
    Damit die Redaktion am Ende fürs Controlling genug Preise auf ihrer Liste hat, werden neuerdings wie beim deutschen Fernsehpreis auch extra auf den Sender zugeschnittene Kategorien eingebaut. Trauriges déja vu – die Sieger wollen den Preis gar nicht. Da es sich beim Dschungel und beim Comedypreis um die gleiche Redaktion handelt, ist das Ablehnungstheater entweder ein alberner PR-Stunt oder Ausweis totaler Ignoranz. Die Nomierung erfolgte im Juli und bis Oktober hat niemand mit den beiden Nominierten geredet? Oder werden die gegen ihren Willen ausgezeichnet?
    Nach und nach hat RTL alle Widerstände abgeräumt: Der Veranstalter wurde unter Druck gesetzt bestimmte Künstler auszuzeichnen, das früher unabhängige Juryverfahren ausgehebelt und seit 2013 bestimmt RTL nun konsequent die Nominierungen zur Sicherheit gleich selber.
    Diese Strategie, dem Comedypreis die Unabhängigkeit zu nehmen und nur noch auf interne wirtschaftliche Begründungen und Beziehungen zu setzen, macht den Preis zur Farce, auch wenn RTL sich das mit dem begrenzten Horizont seiner Zielgruppe schönredet.
    Meine Prognose: Ab 2015 geht der Comedypreis in einem neu konzipierten Fernsehpreis der Privatsender für Unterhaltungsprogramme auf.

  13. Herr Niggemeier ist scheinbar immer auf’s Neue beleidigt, dass eine Sendung, die er gut findet in einem Sender läuft, den er nicht gut findet. Dabei passt da nur zusammen, was zusammen gehört.

  14. Weiss gar nicht, was man an „Bohlen-Sender“auszusetzen hat. Ist doch zugleich sowohl diplomatischer als auch eindeutiger als die vermeintlich treffendere Bezeichnung ‚Gequirlte-Scheisse-Sender‘. Da wüsste ja wieder keiner, von welchem Sender jetzt die Rede ist ;)

    Scherz beiseite: Könnten wir derartige Bild-Komposita bitte einfach gar nicht niemals verwenden, Danke. Brrr.

  15. Stefan! Die haben den Preis doch gar nicht abgelehnt. Die wollten ihn nur nicht persönlich abholen. Was Du da gleich immer hineininterpretierst?</zynismus>

  16. RTL ist also der geschmacklose, ständig rülpsende Bruder von Nordkorea.

    @ Gregor Keuschnig: Wenn ich Stefans Beitrag mit dem Ton Ihres Kommentars vergleiche, klingt es eher, als seien Sie wegen irgendetwas beleidigt.

  17. Das ist COMEDY. Vielleicht ein Preis für fei lustigsten Umkipper oder Ver-Sprecher. Im nächsten Jahr dann. – Der Katzenberger-Sender heißt VOX.

  18. Ich verstehe den ganzen Beitrag nicht. Der Comedy-Preis wird von brainpool produziert – die sind erstmal (auch, wenn der SEnder das natürlich abnimmt) für den Ablauf verantwortlich und damit auch dafür, wie und in welcher Länge irgendwelche Video-Botschaften präsentiert werden. (Wofür es wahrscheinlich ganz praktiche, zeitliche Gründe gab.) Die Moderatoren Zietlow und Hartwig sind die Moderatoren Zietlow und Hartwig, denen man – glaube ich – ohne weiteres zutrauen kann, für sich selbst zu sprechen. Was ist das für ein seltsamer, verschwörungstheoretischer Ansatz zu sagen: Der „Bohlen-Sender“, das dunkle Imperium, hat dafür gesorgt, dass die beiden jetzt zurückrudern und schlecht aussehen? Diktiert Bohlen über RTL die Verlautbarungen von Zietlow und Hartwig? Ich halte das für absoluten Käse. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass man sowohl bei RTL als auch bei brainpool sofort erkannt hat, dass etwas Besseres als sie Ablehnung nicht hätte passieren können: So spricht im Vorfeld der Ausstrahlung wenigstens jeder über den Preis. Das zeigen doch auch die ziemlich entspannten Pressemitteilungen VOR dem Zurückrudern der Moderatoren. Alles in Allem: Ziemlich an den Haaren herbeigezogen, Herr Niggemeier…

  19. Masse statt Klasse: Mario Barth wurde das 7. Jahr infolge ausgezeichnet. Schon der berühme Biopoltiker und Genexperte Thilo Sarrazin behauptete unter großem öffentlichen Applaus, dass Intelligenz erblich sei. Demnach ist auch Dummheit erblich. Folglich müßten die 70.000 Besucher des Berliner Olympiastadions, die sich bei Mario Barth amüsierten, kastriert werden.

  20. Diese Preise sind doch alle die reinste Inzucht.
    Wenn aber diese Sendung eine Auszeichnung verdient haben sollte, dann schon in den letzten Jahren mit Dirk Bach.

  21. „Was für ein beschissenes Timing! Seit exakt zehn Jahren machen wir jetzt »Ich bin ein Star, holt mich hier raus«. Für diese zehn Jahre würde ich jeden Preis der Welt mit Kusshand annehmen. Aber nicht für die erste Ausgabe ohne meinen Dickie.“

    Endlich mal wieder ein „echter“Moment in diesem ganzen Fernseh-Quatsch. Dafür sollte Sonja Zietlow mal einen Preis bekommen. Und Katja Riemann gleich mit.

  22. Es ist irgendwie schade, dass es immer noch Menschen gibt, die über diesen (und andere) Sender berichten. Ich würde sonst von denen gar nichts mehr mitbekommen.

  23. Interessant wäre auch (nein, wäre es im eigentlichen Wortsinne natürlich nicht, aber mir fällt gerade keine andere Satzanfangsphrase ein), inwiefern die Erklärung von Herrn Hartwich ernsthaft und freiwillig gesprochen wurde oder ob da seitens Frau Zietlow sanfter Druck mit dem Verweis auf die Moderationszukunft von Herrn Hartwich ausgeübt wurde. So ganz einflusslos wird Frau Zietlow zumindest bei DIESER Show nicht sein.

  24. Der Eintrag liest sich sehr einseitig. Zietlow und Hartwich haben doch die Freiheit allem zu Widersprechen, was RTL da angeblich versaut. Niggemeiers gewünschter Qualitätsunterschied zwischen RTL und Dschungelcamp existiert gar nicht.

  25. Können Sie das auch beweisen Herr Niggemeier oder ist das die typische journalistische „Ich behaupte einfach mal was, weil ich damit durchkomme“ Art?

  26. Wenn man mal davon absieht, dass alles, was auf RTL passiert irrelevant ist, ist es doch schon lustig von Olaf Schubert, gleichzeitig Preisträger und Juryvorsitzender zu sein. Man sieht, der Mann hat Humor!

  27. Hm…
    Ich mache es mir in meinem Idealismus ja manchmal zu leicht, aber …
    Zweifelt noch jemand daran, dass auch schon die ursprüngliche Erklärung von Frau Zietlow und Herrn Hartwich nicht sooo besonders anständig und haltungsstark war?
    Wenn der Preis Käse ist, dass nimmt man ihn nicht an, Punkt. Nicht dieses Jahr, nicht nächstes, und letztes auch nicht.
    Wenn der Preis ernstzunehmen ist und nach vernünftigen Kriterien vergeben wird, kann man ihn annehmen, ob nun jetzt oder später oder egal.
    Was von beidem auf den Comedypreis zutrifft, müssen wir wahrschienlich nicht diskutieren, aber umso merkwürdiger doch die Idee „Nächstes Jahr wäre in Ordnung, aber jetzt will ich ihn nicht.“
    Andererseits vielleicht immer noch besser als gar nichts zu sagen.

  28. Oh Mist. Im dritten Satz habe ich mich mit der Zweifel-Formulierung verstolpert. Ich hoffe, man versteht trotzdem, dass in der Erklärung bestenfalls ein bisschen Haltung und Anstand erkenne, nicht viel.

  29. Bach oder nicht, das Dschungelcamp bleibt ein widerlicher, hirnloser Dreck. Welche Preise damit gewonnen werden, ist mir vollkommen wurscht — ernstzunehmende jedenfalls nicht.

  30. Ich als Moderator würde mich nach so etwas doch ziemlich respektlos behandelt fühlen. Wenn Frau Zietlow sich jetzt wie ein Idiot behandelt fühlt (zu recht), zeigt sie RTL den Mittelfinger und verabschiedet sich von dem Sender. Ein anderer Sender nimmt sie sicher mit Kusshand und bei RTL hat sie ja eh kaum noch was zu tun. Von Herrn Hartwich kann man so etwas sicher nicht erwarten.

    Im Übrigen: Es ist doch eine Strafe, bei dieser seit Jahren schlimmen Veranstaltung ausgezeichnet zu werden. Noch mehr, als beim Fernsehpreis.

  31. Dschungel-Camp? Dumpfbacken-Talk-Shows? Bei RTL arbeiten? Alles kein Problem. Aber bei einem Comedy-Preis, da ist Schluss mit lustig.

    Endlich mal eine Moderatorin mit Haltung!

  32. Ganz schöne Aufregung hier :-) Viele hauen mit Lust RTL in die Pfanne, schauen aber Jauch, Bohlen, Zietlow, Hartwich, Bause & Co. :-) Zumindest WwM und Supertalent sind doch oft ganz unterhaltsam, jedenfalls häufig entspannter als ARD- und ZDF. Man muss sich ja nicht gerade die RTL-Nachrichten reinziehen.

  33. Guter Artikel, der beispielhaft zeigt, wie RTL Fernsehen macht, bzw. wie die grundsätzliche Einstellung in diesem Hause ist.
    Bohlen-Sender ist daher nicht falsch, da seine Shows das Aushängeschild des Senders sind, und ihre Machart die Gesamt-Einstellung des Senders wiederspiegeln.
    Es braucht schon ein selbstbewusstes Produktionsteam wie von „Ich bin ein Star “ um sich über den sonst vorhandenen RTL Stil hinweg zu setzen. Das wurde nun nochmal durch diese versuchte Preisverleihung konzentriert deutlich.

  34. Mir gehen aber auch wirklich jedesmal dieselben Dumpfbacken auf den Keks, die vom Dschungelcamp nix gesehen haben (weil sie gar keinen Fernseher und wenn, ist RTL auf der Tastatur verklebt) und den Untergang des Abendlandes ausrufen. Dadurch wirds nicht richtiger.

    Leute, die den Unterschied zwischen Promi Big Brother und Dschungelcamp nicht sehen wollen, trau ich ohne weiteres zu, bei der von ihnen präferierten ach so anspruchsvollen Hochkultur brav zu klatschen und dann den Nachbarn zu fragen, worums da jetzte eigentlich grad ging. Aber gehört wohl dazu, bei dieser Kunst, mit der ich mich so gern schmücken tu, als Inteleller.

  35. Will heißen: Zwischen Peter Steiner und Franz Xaver Kroetz gibts einen Unterschied, auch wenn beide bayrisch nuscheln und Krachlederne tragen.

  36. Wer nicht den Arsch in der Hose hat, zu seiner ursprünglichen Haltung zu stehen, der steht manchmal wie ein Idiot da.

    Da hab ich jetzt mal exakt null Mitleid mit.

  37. Ist Rumeiern eigentlich auch eine Haltung? Frage ich mich grade, wo ich nebenan bei DWDL eine Erklärung von Sonja Zietlow lese, für die zu verstehen ich wahrscheinlich einfach nur zu doof bin.

    Schade, weil die oben zitierte -ursprüngliche- Erklärung hatte mir gefallen. Jetzt nicht mehr. Leider!

  38. „Und ich weiß auch schon genau, was ich damit machen werde…«

    Weiß jemand zufällig wieviel Platz auf den Wänden des Gästeklos von Frau Zietlow noch frei ist? topfvollgold? Anyone?

  39. @Linus (#37)

    Erläutern Sie doch bitte mal den Unterschied zwischen Promi Big Brother und Dschungelcamp. Ich verstehe es nämlich nicht. Ihr krawalliges Geschreibe hat mich noch nicht so richtig überzeugt.

  40. Ist das eigentlich ernst gemeint Herr Niggemeier ? Dass sie tatsächlich einen Unterschied machen zwischen den „edlen“ Sonja Zietlow (!) und diesem DSDS-Moderator sowie dem bösen RTL.

    RTL appeliert an niederste Instinkte
    DSDS appeliert an niederste Instinkte
    Das Dschungelcamp appeliert an niederste Instinkte
    Sonja Zietlow appeliert an niederste Instinkte
    Daniel Hartwich appeliert an niederste Instinkte

    Versuchen Sie doch nicht, da noch irgendwelche Unterschiede zu konstruieren, bloß weil diese Zietlow nen bisschen sentimental wird wegen Dirk Bach.

    Stehen Sie einfach dazu, dass Sie ab und zu auch mal ihre eine Stunde Dschungelcamp/Bildzeitung/Freakshow oder was auch immer brauchen.

  41. Jeweils nur eine Folge. Das Konzept ist doch im Grunde das gleiche: permanente Beobachtung von abgehalfterten Stars. Es werden Wettbewerbe/Prüfungen durchgeführt und Kandidaten rausgewählt. Nun ist das Dschungelcamp womöglich besser produziert und ach so ironisch, aber da soll der Qualitätsgewinn liegen? Oder habe ich was Grundlegendes verpasst?

  42. Ich fand „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ auch immer völlig unerträglich und konnte nie begreifen, wie jemand Freude daran haben kann.
    Andererseits halte ich es für ziemlich witzlos, die Qualität von Unterhaltungsshows objektiv bestimmen zu wollen, und wenn man sich das restliche Feld der Comedypreisanwärter anschaut, liegt auch der Verdacht eher fern, jemand eigentlich total Preiswürdiges wäre übergangen worden.
    Oder anders gedacht: Eigentlich haben dieser Preis und diese Sendung in meinen Augen einander aufs Wunderbarste verdient.

  43. Also, ich mag ja eigentlich die beiden Moderatoren und halte sie für menschlich und sympathisch – gerade außerhalb ihrer Formate, Sonja wegen ihres Engangements für Kinder und Tiere und Daniel, weil er in Interviews immer noch total bescheiden, natürlich und reflektiert wirkt im Gegendsatz zu vielen anderen Prominenten, die mit den Jahren im Showbiz immer überheblicher werden. Allerdings: Dass die Beiden jetzt wie sich nicht klar ausdrückende Deppen dastehen, haben sie sich selbst zuzuschreiben und nicht RTL. Erst nicht zur Preisverleihung gehen und eine theatralische Videobotschaft drehen, die man so verstehen kann, dass der Preis nicht angenommen wird, und hinterher per Erklärung die Meinung um 180 Grad drehen, wirkt halt nicht gerade gradlinig. Da hätten sie besser bei ihrer Meinung bleiben und den Preis weiterhin nicht annehmen sollen und ihnen wäre der Respekt vieler Leute sicher gewesen. Oder – was ich persönlich besser gefunden hätte, da es nicht so Reich-Ranicki-like wirkt – sie hätten auch persönlich hingehen und den Preis annehmen und Dirk widmen können und dabei in der Ansprache darauf hinweisen können, wie unglücklich sie den Zeitpunkt der ersten Vergabe eines Preises an IBES finden.

  44. @Jan-Hendrick

    Nun ist das Dschungelcamp womöglich besser produziert und ach so ironisch

    Aus der Sicht eines Klassikhörers ist Popmusik wahrscheinlich ähnlich differenziert. Da sind „Wir sind Helden“ wahrscheinlich auch das Gleiche wie „Juli“nur „besser produziert und ach so ironisch“. Oder die Pet Shop Boys auch nur Modern Talking in „besser produziert und ach so ironisch“.

    Man sieht und hört den Unterschied. Anders kann ichs nicht erklären. Promi Big Brother ist die oberflächliche leere Hülle der Kopie vom Dschungelcamp, wo die Macher vermeintlich alle Versatzstücke samplen (die wichtigsten aber gar nicht verstanden haben) und sich wundern, warum das Ding trotzdem kein Soul hat. Vielleicht ist es aber auch die Ernsthaftigkeit, das eigene Produkt nicht zu ernst zu nehmen, die den Unterschied ausmacht.

    Die begleitende Berichterstattung zumindest, sei es auf RTL selbst oder in der Bild oder sonstwo, ist ähnlich und ähnlich schlimm. So dass man sich manchmal fragt, ob RTL überhaupt weiß, dass Bohlen und Bach ne andere Sportart betreiben. Von den Leuten, die das mit gleicher Begeisterung wie DSDS gucken und den Kritikern (alles menschenverachtend!), mal ganz zu schweigen.

  45. @Linus (#49)

    Nun gut. Nach dieser Erläuterung finde ich, dass man Promi Big Brother und Dschungelcamp durchaus gleichstellen darf. Wenn man als Betrachter diese Art des Voyeurismus und möglicherweise Ausnutzung der Situation einzelner Teilnehmer (jaja, ich weiß, dass jeder frei entscheiden darf) ablehnt, spielt die Gestaltung der Sendung eine untergeordnete Rolle.

  46. Stefan! Die haben den Preis doch gar nicht abgelehnt. Die wollten ihn nur nicht persönlich abholen. Was Du da gleich immer hineininterpretierst?</zynismus>

    (Geht mit gesenktem Kopf und wirrem Blick langsam ab durch die Mitte)

  47. Es ist tatsächlich die Frage, ob irgendein anderer Sender anders mit einem solchen Statement umgegangen wäre. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sich die Sender weder im Programm noch in ihrer eigenen Politik noch großartig unterscheiden. Oder kann mir da jemand ein Gegenbeispiel von offenem Umgang mit Kritik nennen?

  48. Ich habe schon in Folge 80 von Fernsehkritik-TV vor zwei Jahren den Beitrag über den Deutschen Comedypreis „Ein Hauch von Inzest“ genannt, weil in der Tat sich immer wieder die selben Gestalten gegenseitig abfeiern und auszeichnen. Dass RTL sogar seine beiden Aushängeschilder Sonja Zietlow und Daniel Hartwig zensiert und unter offenbar Druck setzt, ist aber in der Tat eine neue bemerkenswerte Ebene.

  49. Bemerkenswert ist aber auch, dass sich Zietlow und Hartwich offenbar unter Druck setzen lassen. Entweder man hat Rückgrat oder man hat es nicht. Ein bisschen schwanger ist schwierig. Außerdem würden die in anderen Sendern auch unterkommen, wenn es sein müsste. Scheint ja ganz schön am Dschungel zu hängen, die gute Sonja. Aber gut, einmal im Jahr einen bezahlten Urlaub in Australien, warum nicht.

  50. Unstimmigkeiten bei der Vergabe eines Fernsehpreises (deren genaue Hintergründe mich kaum interessieren) zu einer Frage des Anstands eines ganzen Fernsehsenders hochzustilisieren, fällt auch nur einem Medienkritiker ein. Auf solchen Preisverleihungen können ja immer nur die selben Figuren ausgezeichnet werden, gut und anständig unterhalten fühlte ich mich trotzdem von der Veranstaltung.

  51. In der Tat. Was muss man für ein Mensch sein, um das Verhalten einer Organisation als Indikator für den Anstand dieser Organisation heranzuziehen, vor allem, wenn das fragliche Verhalten Michael kaum interessiert?
    Tse.
    Diese Medienkritiker.

  52. Ich lache mich kaputt. Die Zietlow nimmt ihre byzantinische Dekadenzschau doch tatsächlich selbst ernst. Das deutet auf einen besorgniserregenden Realitätsverlust hin. Ich habe bei dieser Show nur einmal wirklich gelacht, das war vor einem Jahr.

  53. Kennt jemand eigentlich die beiden Herren links und rechts am Bildrand des Aufmacherfotos? Sind das Zwillinge?

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