Der homosexuelle Mann… und die Grenze der Toleranz bei der „taz“

Die Toleranz der „taz“ ist groß. Sie ist so groß, dass sie es sogar zulässt, dass ihr Redakteur Jan Feddersen auf taz.de ausdauernd Leute verächtlich macht, weil sie sich in einem Land wie Aserbaidschan für Menschenrechte einsetzen.

Doch auch die Toleranz der „taz“ kennt Grenzen. Und so wird morgen die traditionsreiche Kolumne „Der homosexuelle Mann…“ von Elmar Kraushaar nicht erscheinen. Kraushaar schreibt sie seit 1995 monatlich auf der „Wahrheit“-Seite. In der nächsten Ausgabe wollte er sich der Lage der Schwulen in Aserbaidschan widmen und dem eigenwilligen Blick des „taz“-Redakteurs Jan Feddersen darauf.

Doch am Mittag, kurz vor Redaktionsschluss, habe die Chefredaktion den Text von der Seite genommen, sagt Kraushaar — angeblich ohne Begründung außer dem Hinweis, Feddersen habe der Text nicht gefallen.

Auf Nachfrage erklärt mir Chefredakteurin Ines Pohl, es gebe seit langem eine Übereinkunft in der „taz“:

Man greift Kollegen nicht persönlich in der eigenen Zeitung an, auch nicht über Zitate Dritter. Das geht nur in Form offener Schreibschlacht, Pro & Contra. Dieses Pro & Contra hatten wir zu der Sache aber schon während des Grand Prix, Niggemeier und Feddersen. Ein zweites Pro & Contra wollte keiner der Beteiligten.

Das ist die Grenze der Toleranz bei der „taz“. Das — und nicht das Redaktionsstatut, in dem es über das „Selbstverständnis“ der Zeitung heißt: „Sie tritt ein für die Verteidigung und Entwicklung der Menschenrechte (…).“

Folgender Text erscheint deshalb morgen nicht in der „taz“:

Der homosexuelle Mann …

… in Aserbaidschan ist dem Westeuropäer ein Fremder. Möglicherweise ist – wie es in queerer Terminologie heißt – sein Konzept sowohl von Homosexualität als auch von Homosexuellenunterdrückung ein ganz anderes. Der gerade zu Ende gegangene Eurovision Song Contest sollte Aufschluß darüber geben. Denn kaum war im vergangenen Jahr in Düsseldorf das Duo aus Baku zum Sieger gekürt, fragten die ESC-Fans schon nach: Kann man als Schwuler überhaupt nach Baku reisen oder wird man gleich festgenommen beim ersten spitzen Schrei?

Viele von denen, die jetzt da waren, haben ihre Beobachtungen mitgeteilt, das Ergebnis ist ein „sowohl“ als „auch“. Festgenommen wurde wohl keiner der schwulen Gäste, aber wirklich gerne gesehen war man auch nicht. Falls man überhaupt von „gesehen“ sprechen kann. Denn das scheint die oberste Maxime der heimischen Schwulen zu sein: Aufpassen, dass man nicht gesehen wird. Ein schwules Leben ist möglich — als Doppelleben, im Versteck und in der Nacht.

Einzig Jan Feddersen, in Personalunion Baku-Blogger für taz und NDR, hat es anders wahrgenommen. Die Unterdrückung der Homosexuellen? „Westliche Gerüchte“, schreibt Feddersen, „Gräuelpropaganda von Menschenrechtisten“, stattdessen sei Baku ein einziger „schwuler Catwalk“ mit Männern in „hautengen T-Shirts“ und „Jeans mit eingebauten Gemächtebeulen“. Und die halten Händchen in aller Öffentlichkeit und sind „Buddies“ ein Leben lang.

Feddersens höhnischer Ton immer dann, wenn es um Pressefreiheit und Menschenrechte in Aserbaidschan ging, erstaunte die übrigen Pressevertreter, seine verklärten Worte über das schwule Leben dort erzürnte die Beobachter schwuler Medien. „Das Mindeste, das du jetzt tun könntest, aus Solidarität zu denjenigen, die ein anderes Verhältnis zu den Realitäten haben“, schreibt queer.de-Redakteur Christian Scheuß in einem offenen Brief an Jan Feddersen, „halt in Sachen Menschenrechte doch einfach die Klappe.“ Frank & Ulli schlagen auf ihrer Web-Seite „2mecs“ vor, Feddersens Wortschöpfung „Menschenrechtist“ zum Unwort des Jahres zu küren. Für die beiden Autoren macht es keinen Sinn einen neuen Begriff einzuführen, es gebe doch die „Menschenrechts-Aktivisten“: „Es sei denn“, unterstellen sie Feddersen, „man wolle ihrer Arbeit eine negative Konnotation anhängen, sie diffamieren, sie verächtlich machen.“

Auch Patsy l’Amour laLove lässt in ihrem Patsy-Blog kein gutes Haar an Feddersen und stellt — mit Blick auf seine idyllischen Mutmaßungen über muslimisch konnotierte Männerfreundschaften — fest: „Wenn Männersex in Badehäusern en vogue ist, dann träume ich nicht davon, wie befreit diese Gesellschaft sein muß, sondern denke darüber nach, warum schwuler Sex nur in der Begrenztheit dieser Räume stattfinden darf.“ Die Polittunte setzt ihre Forderung gegen jeglichen falschen Zungenschlag: „Solidarität mit unseren Schwestern anstatt selbstgefälliger Romantisierung!“ Denn „die Schwulenunterdrückung in Aserbaidschan ist kein Gerücht sondern Alltagsrealität!“

Elmar Kraushaar

242 Replies to “Der homosexuelle Mann… und die Grenze der Toleranz bei der „taz“”

  1. Wenn ich mein taz-Abo nicht eh schon seinerzeit aus Protest gegen die Einstellung des NRW-Teils gekündigt hätte, würde ich es spätestens jetzt tun.

  2. Wen meint Ines Pohl mit:

    „Ein zweites Pro & Contra wollte keiner der Beteiligten.“?

    Wurde Elmar Kraushaar ein solches Pro und Contra angeboten?

    Ansonsten: gerade für die taz, eine Zeitung mit so großer Debattierfreudigkeit nach außen hin, ein äußerst schwaches Auftreten.

  3. @theo: Offensichtlich gehöre ich nicht zu den „Beteiligten“, mir jedenfalls wurde keinerlei Angebot gemacht.

  4. schön, dass die taz eine Meinung zu (dem taz-medialen Umgang mit) den Meinungsverschiedenheiten zwischen Herrn Fedderrsen und Herrn Kraushaar hat.

    Umso erstaunlicher, dass sie keine Meinung dazu zu haben scheint, wie sich die Äußerungen (wie „Menschenrechtist“) mit dem taz-Redaktionsstatut vertragen (Ähnliches gilt für den NDR)

    Ulli
    Autor des oben zitierten 2mecs-Kommentars „Unwort Menschenrechtist“ ( http://www.2mecs.de/wp/?p=5156 )

  5. @Elmar, #3:

    Dann allerdings scheint der Pohlsche Schutz für Jan Feddersen wichtiger zu sein als alles andere. Kennt Feddersen irgendwelche Leichen in Kellern – oder warum betreibt Ines Pohl da gerade ein publizistisches Harakiri?

  6. @7 Unwort des Jahres? Der „nennen wir es mal“-ad-hoc- gebildete ironisch gefärbte (igitt!) Neologismus „Menschenrechtisten“?? Haben Sie es nicht ein bißchen kleiner?! In dem Kontext fällt Ihnen nur Extremist und Fundamentalist ein? Wie schade: Ich kenne auch Kanonisten, Anglisten, Klassizisten, Humanisten (ja!), Zivilisten (ja, bitte), Militaristen (nee aber auch), Propagandisten (lästig), Aktivisten (manchmal auch lästig) etc. Das Suffix -ist hängt eben nur an Fremd- und Lehnwörtern – sollte es sich an Wörter klammern, die die Germanisten am liebsten haben, wirkt es automatisch etwas deplaciert; nicht wahr, Ihr Bartschisten und Lafontainisten?! Und leicht deplaciert war Feddersens Wortschöpfung auch – aber nicht mehr. Das aufgewärmte Schittstörmchen, dwas hier eingerührt wird, halte ich für eine persönliche Rache-ist-Leberwurst-Attitüde. (In diese Richtung zielt übrigens auch der 1. Absatz des geschätzten Hausherrn – reichlich verzerrt, finde ich). Ich lese die Artikel von Feddersen und Kraushaar immer wieder sehr gern – nur dessen letzter Rundumschlag hat in der taz so nichts zu suchen. Glückwunsch, Frau Pohl!

  7. Meiner Meinung nach ist das, was Jan Feddersen so von sich gibt, ALLERUNTERSTE Schublade und schwer zu ertragen.

    Meiner Meinung nach wirkt es aber auch reichlich befremdlich, einen solchen – persönlich angreifenden – Text (und wenn er noch Recht hat) im gleichen Haus zu veröffentlichen. Insofern kann ich die TAZ hier durchaus verstehen. (Dass diese Feddersen nicht SO schreiben lassen sollte, steht auf einem anderen Blatt.)

    Ich finde, das sollte man intern regeln oder extern publizieren. Zum Beispiel hier.

  8. Die Geschichte ist verheerend. Die taz hätte die Souveränität einer (links)liberalen Zeitung bewiesen, hätte sie Kraushaars Kommentar veröffentlicht: nicht obwohl, sondern weil Kraushaar sich den Kollegen Feddersen persönlich vornimmt. Sie hätte ihren Lesern signalisiert, dass es unter ihren Redakteuren und Autoren durchaus Leute gibt, die dem Baku-Kolumnisten in der Sache, auch in Haltung und Wortwahl entschieden widersprechen, auch ad personam. Sie hätte damit etwas für ihren guten Ruf getan, den Feddersen als Wiederholungstäter fortgesetzt ruiniert hat und wohl weiter ruinieren wird. Frau Pohl hat dafür gesorgt, dass aus der Sache ein kleinkarierter unbd hässlicher Fall von innerer Zensur geworden ist.

  9. Und die geschminkten Frauen in Schanghai erst! Und da will mir jemand erzählen, in China gäbe es keine Freiheit oder Menschenrechtsverletzungen!

  10. Das Problem bei vielen Kolumnen der taz ist – so finde ich – dass sie oft eine ganz gewisse Art von Ironie und Sarkasmus besitzen, die selbst ein sehr großer Teil der taz-Leser nicht sofort erkennt (beispielhaft dafür finde ich die Kolumnen von Deniz Yücel). Die taz (bzw. die Chefredaktion der taz) findet das immer ganz ganz toll und ein Markenzeichen und will das unbedingt behalten und verteidigt dann ihre Autoren auch gegen jede Kritik von außen, was ich – ist das Ganze tatsächlich ironisch gemeint – auch vollkommen in Ordnung finde. Ich habe mir lange die Frage gestellt, ob diese Kolumne von Jan Feddersen auch so ein Fall ist, wo er mit bitterster Ironie und schwärzestem Humor versucht, die Missstände in Aserbaidschan anzuklagen. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie er sonst so über Homosexuelle, Menschenrechte und -rechtler schreiben könnte. Aber wenn ich jetzt in dem Pro-und-Contra-Text lese, dass Feddersen ernsthaft schreibt, Aserbaidschan brauche „gewiss mehr Akkuratesse in puncto Menschenrechte“ oder „dass auch durch den ESC die Stadt quasi europäisch „infiziert“, ja „gequeert“ wird“ und ja schließlich „Schwule und Lesben […] durch kein Gesetz verfolgt [werden]“, dann muss ich mir wohl eingestehen, dass ich völlig falsch gelegen habe und Feddersen den ganzen Stuss, den er in seiner Kolumne schrieb, tatsächlich ernst gemeint hat. Und mir stellen sich die Fragen: Wie mutwillig auf beiden Augen blind kann man denn als Journalist, der schon jahrelang über queere Themen schreibt, sein? Und warum stellt sich Ines Pohl, die doch sonst so aufgeklärt sein will, hinter Jan Feddersen? Warum darf man denn Kollegen nicht in der eigenen Zeitung angreifen, wenn sie in ebendieser Zeitung völligen Mist schreiben? Soll man ihnen einfach eine Mail schicken, und dann hat sich alles erledigt? Es ist ja nicht so, dass sich Feddersen jemals entschuldigt oder wenigstens in irgendeiner Weise seine Aussagen relativiert hätte. Und dann soll man ihm nicht öffentlich widersprechen dürfen – nicht mal in der taz? Merkwürdiges Verständnis von Meinungsfreiheit im eigenen Haus, Frau Pohl.

  11. Nun, Ines Pohl, das war wohl das größte Eigentor, das Sie sich bisher geleistet haben. Diese Story schreibt förmlich Geschichte in Sachen »taz«, ihrer Medien- und Meinungsfreiheit. Sie beißen jetzt sicher in sämtliche verfügbare Tischkanten.
    »Ein zweites Pro & Contra wollte keiner der Beteiligten.«
    Göttlich!
    Rumort es gerade in Ihrer Redaktion?

    Meinen Glückwunsch an Elmar Kraushaar für diesen sehr gelungenen, leider unveröffentlichten ;), Artikel.

  12. diese methode kritik klein zu halten war vor dem web sicherlich umsetzbar. in zeiten von stuhlgewittern und streisand hat sich das erledigt.

  13. „Doch am Mittag, kurz vor Redaktionsschluss, habe die Chefredaktion den Text von der Seite genommen …“

    Wann um Himmels Willen hat die taz denn Redaktionsschluss ???

  14. „Blick hinter die Fassade“. Immerhin das schafft die taz, wenn auch nicht im eigenen Medium.

  15. Die Kolumnen von Elmar Kraushaar gefallen mir meist besser als die oft schwurbeligen Texte von Jan Feddersen.
    Eine Chefredakteurin kann immer entscheiden, ob etwas erscheint oder nicht. Dafür ist sie die Chefin. Ob die Argumentation stimmt, kann ich von außen nicht beurteilen. Das „hatten wir schon“ zieht zwar nicht ganz (auch andere Themen werden mehrmals behandelt), aber die Entscheidung ist zu akzeptieren.
    Dass ich Kraushaars Kolumne hier lesen durfte, freut mich. Die taz werde ich wegen dieser Lappalie nicht abbestellen. Das ist nicht mal einen Shitstorm wert.

  16. […] siehe auch Steven Milverton 31.05.2012: ESC-Nachlese Elmar Kraushaar “Der homosexuelle Mann …“, in: Männer (online), 04.06.2012 Stefan Niggemeier 04.06.2012: Der homosexuelle Mann… und die Grenze der Toleranz bei der »taz« […]

  17. Die Wortschöpfung Menschenrechtisten halte ich nicht nur für leich deplatziert. Es gibt bei bestimmten Gruppen und Aktivisten Grenzen der Verniedlichung und Verkleinerung. Eine solche Grenze liegt meiner Meinung nach bei Menschenrechten, die meiner Meinung nach das bislang wichtigste geschaffene Gut von Philosophie und Rechtssystem sind. Eine solche Sonderposition misst ihnen schließlich auch die taz bei. Deshalb ist dieser Neologismus nicht deplatziert, sonder voll daneben gezielt.
    Aller Achtung auch vor Herrn Kraushaar für die Erschaffung dieser Kolumne, die sich auf Reaktionen stützt, statt selbst im Stil eines Kommentars wegen der eigenen Betroffenheit daraufzuhauen, wobei die Wahrheit-Seite ja auch „persönlich“ sein soll.

  18. Ach, so langsam bin ich’s leid… mittlerweile sollte es der größte Hinterwäldler mitgekriegt haben, dass Jan Feddersen sich als dumpfester Mitläufer seit Erfindung des Jubelpersers demaskiert hat.

    Und taz ist eben auch nur BLÖD von der anderen Seite.

  19. Das Kammerspiel der Eitelkeit: Die Päpstin und ihr Kammerdiener.
    In den Hauptrollen: Ines Pohl und Elmar Kraushaar.
    Nebenrolle: Stefan Niggemeier.
    Chor: Niggis Fanboys.

  20. „Niggi“, der Heuchler: Empört sich, weil die taz-Chefredakteurin einen Artikel nicht druckt. Löscht aber in seinem Blog ständig Kommentare und sperrt Kommentatoren.

  21. @24, 25, 26, 27, was soll das werden, wenn es fertig ist?
    Fühlt sich da wer auf den Schlips getreten?
    »Niggi« hat wenigstens den Arsch in der Hose um »Krausi« ein Forum zu bieten, was die weltoffene und tolerante »taz« verpasst hat.
    Woher Ihre Häme und wo soll das hinführen?

  22. Lieber Stefan,

    Du stellst Dich absichtlich naiv. Versuche mal bitte einen Artikel im Spiegel unterzubringen, in dem Du Spiegel-Kollegen direkt angreifst. Das ist nicht möglich, das weißt Du. Dieses ungeschriebene Gesetz ist in fast allen etablierten Medien gültig. Diesen Fakt solltest Du Deinen Lesern nicht vorenthalten. Wir haben Dir in unserem Pro&Contra die Möglichkeit gegeben, Deine Meinung über Feddersens Eurovision-Berichterstattung zu schreiben. Diese Möglichkeit hast Du ohne jede Zurückhaltung genutzt. Das wäre im Spiegel, der Dich (auch) zahlt, nicht möglich gewesen. Bitte sei nicht zu selbstgerecht.

    Das habe ich nun privat geschrieben, nicht im Namen der taz, und freue mich 1. auf die Diskussion hier und 2. auf Deine Antwort.

    Mit Gruß,

    Felix

  23. (Felix Dachsel ist Medienredakteur der „taz“.)

    @Felix:

    Seit wann will die „taz“ wie der „Spiegel“ sein?

    Und selbst wenn, wäre der Fall nicht so klar, wie Du suggerierst. Vgl.:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-81136885.html sowie: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-81933556.html

    Im aktuellen Print-„Spiegel“ greift übrigens Matussek explizit Sascha Lobo und seine („Spiegel Online“-)Kolumne an.

    Und warum sollte im „Spiegel“ kein solches Pro & Contra möglich sein? Das halte ich für bloß behauptet.

    Ich glaube, dass man einem Kolumnisten, der seit 17 Jahren eine nicht unbedeutende Kolumne schreibt, schon solche Freiheiten zugestehen könnte. Nicht nur, aber insbesondere auch, wenn man nicht so sein will wie „fast alle etablierten Medien“. Ich glaube, dass die „taz“ solchen Binnenpluralismus nicht nur aushielte, sondern dass er ihren Lesern sogar gefiele.

    Anders gefragt: Wem ist jetzt konkret damit geholfen, dass diese Kolumne nicht in der „taz“ erscheinen durfte?

    Und schließlich mag ich wirklich naiv sein. Ich war so naiv, dass ich dachte, jemand von der „taz“ würde Jan sachte die Tastatur bzw. die Publikationsplattform taz.de aus der Hand nehmen, bevor er sich so um Kopf und Kragen schreibt. Im Interesse von Jan. Und im Interesse der „taz“ und der Glaubwürdigkeit ihres Redaktionsstatuts, das — im Gegensatz zu den angeblichen ungeschriebenen Gesetzen — sogar schriftlich fixiert ist.

  24. @29-Felix Dachsel

    Kurze Anmerkung eines ehemaligen taz-Autors: Vor ein paar Jahren wäre es auch nicht möglich gewesen, in der taz einen Artikel unterzubringen, der die Verhältnisse in einem autoritär regierten Land auf fahrlässigste Weise beschönigt und Menschenrechtsaktivisten systematisch verächtlich macht. Jan Feddersen ist dies gelungen, nicht nur einmal, sondern gleich in Serienproduktion. Das hat dem taz-Kollegen Elmar Kraushaar offenbar irgendwann gereicht. Die Nichtveröffentlichung seines Artikels zeigt, dass die taz auf dem besten Wege ist, interne Kritik zu entmutigen (indem man sie nicht nach außen dringen lässt) und sie am Ende zu ersticken. In diesem Punkt, da gebe ich Ihnen recht, ist die taz eine etablierte Zeitung geworden, anstatt Konsequenzen aus der Tatsache zu ziehen, dass unter Online-Bedingungen sich auch die Zeitungen verändern und für mehr Transparenz auf ihren Seiten sorgen müssen. Begriffe die taz diese Entwicklung, hätte sie die Chance, wieder Avantgarde zu sein.

  25. @Stefan

    1. Die Beispiele, die Deine Narrenfreiheit beim Spiegel belegen sollen, taugen nichts. Im einen Fall kritisierst Du einen Fernsehmoderator, der zu jenem Zeitpunkt nur über Umwege mit dem Print-Spiegel zu tun hat. Im zweiten Fall kritisierst Du die Omnipräsenz eines Themas, das es auch zweimal auf den Spiegel schaffte. Wenn diese Beispiele das Äußerste Deiner Narrenfreiheit beim Spiegel illustrieren, dann verlasse den Laden. Die Branche braucht unabhängige Medienjournalisten.

    2. Du willst tatsächlich die Kritik eines Print-Spiegel-Redakteurs an einem Spiegel-Online-Kolumnisten als Beweis für die Pluralität in Deinem Laden anführen. Wir wissen alle, wie es um die Harmonie zwischen Spiegel und Spiegel-Online steht, gefährlich schlecht.

    3. Die taz ist streitlustig und wie ich finde mutig, auch innerhalb des Hauses. So streitlustig, dass der Laden nicht lange funktionieren würde, wenn wir dazu übergehen würden uns nicht in der Konferenz gegenseitig anzugehen, sondern in der Zeitung. Diese Regel ist sinnvoll, das siehst Du, nach längerem Überlegen, denke ich auch so.

    4. Jans Ansinnen war es niemals, den aufrichtigen Kampf für Menschen- und Minderheitenrechte zu diskreditieren. Ich kenne ihn erst kurz, aber so weit kann ich ihn einschätzen.

    5. Zu Deiner Unabhängigkeit im Spiegel: Meinst Du, Du hättest im Heft die Unterstützung Deines Chefredakteurs für die Auszeichnung der Bild beim Nannenpreis kritisieren können?

  26. “ schreibt queer.de-Redakteur Christian Scheuß in einem offenen Brief an Jan Feddersen“

    queer.de?

    Ist das nicht dieses Hetzblatt, dessen geschäftsführender Redakteur Mitte Mai den bisexuellen Latzhosenpiraten „Faxe“ Brunner als „Deutschlands peinlichster schwuler Abgeordneter“ an den Pranger gestellt hat, nur weil der es sich erlaubt hat, die homosexuellen Lobbyisten vom Völklinger Kreis und von elledorado genauso zu behandeln wie heterosexuelle Lobbyisten, die nicht auf seine Bitten reagieren, ihm keinen weiteren Massenspam zuzusenden, der ans komplette AGH bzw. die Fraktion adressiert ist?

    Ich verwette meinen schwulen Arsch drauf, daß Elmar Kraushaar nicht über Serdar Somuncu lacht.

  27. „Die Branche braucht unabhängige Medienjournalisten.“

    Braucht sie nicht auch generell unabhängige Journalisten (Medien- oder nicht)?

    Ein „ungeschriebenes Gesetz“ sollte man nicht mit einer Gepflogenheit verwechseln. Journalisten, die in derselben Publikation schreiben, werden sich zwecks Erhalts des Hausfriedens selbstverständlich zurücknehmen, wenn es um die Kollegen geht… solange, bis etwas wichtigeres dazwischen kommt; wenn man etwas als Journalist/Mensch (beides ist ja nun mal unweigerlich verknüpft) nicht länger ertragen kann. Vielleicht ist mein Blick darauf romantisch-verklärt, naiv oder was auch immer, aber gerade dann – wenn ein Journalist gegen einen von ihm wahrgenommenen Missstand anschreiben muss – sollte doch „unabhängiger“ Journalismus im Rahmen von geschriebenen Gesetzen möglich sein.

    Der Haussegen hängt doch auch ohne die Publikation schon schief. Hat Herr Feddersen denn bei Herrn Kraushaar angefragt, was er in Sachen Menschenrechte von Schwulen so von sich geben darf? Ich kenne die hierarchischen Verhältnisse ja nicht; wieviele Kraushaar geben einen Feddersen? Wievielen Kollegen müssen Äußerungen kritikwürdig vorkommen, bevor sie reagieren dürfen?

  28. Sieh mal einer an. Zuerst dachte ich, dass sich da jemand (Feddersen) nur ein wenig im Ton vergriffen hat. Dass er sich etwas darin verheddert haben könnte, das politische Thema Aserbaidschan und das Thema ESC möglichst nicht zu sehr durcheinander zu bringen. Dass hier einer versucht haben könnte, nicht jedes Mal so gezwungen politisch zu klingen, wenn er über den ESC berichtet und nicht den Eindruck erwecken wollte, als fühle er sich gezwungen bei jedem Statement zum Grand Prix immer erst einmal ein paar einleitende Worte zu den Menschenrechten (und so) abzusondern („…and now for something completely different“) Dann hat er sich dabei vielleicht ein wenig verstolpert. Das mit der Spaßbremse hat er vielleicht nicht so gemeint. Und das mit den Menschenrechtisten war vielleicht einfach einwenig übertrieben aber doch nicht böse. Hätte ja sein können.

    Aber nun dieses seltsame Verhalten der taz und die ganz eindeutig wenig überzeugenden Rechtfertigungsversuche von Herrn Dachsel. Das macht die ganze Geschichte doch mal interessant.

    Herr Dachsel scheint beim Lesen des Textes Herrn Kraushaar den Federten „angehen“ zu sehen und will ihn mit der Pöbele lieber auf die Redaktionskonferenz verweisen. Und bei genauem Nachdenken soll man das nachvollziehen können…

    Ich denke nochmal nach, denke ich.

    Aber Herr Dachsel: Könnte es vielleicht nach außen hinunaufrichtig erscheinen, wenn man derart sachlich vorgetragene Kritik lieber unterschlägt, als sie der öffentlichen Meinungsbildung zur Verfügung zu stellen. Sind Zeitungen nicht dafür da ? Hier geht es doch gar nicht so sehr um Personen, sondern um Meinungen. Wieso nimmt die taz die Kritik an Feddersen für Feddersen persönlich?

  29. Felix Dachsel:

    Es stimmt, dass man im eigenen Blatt tunlichst keine Attacken gegeneinander fährt, das ist überall Usus.

    Aber wenn Ines Pohl selbst sagt, so etwas gehe nur „in Form offener Schreibschlacht, Pro & Contra“ und dann verkündet, „Ein zweites Pro & Contra wollte keiner der Beteiligten“, dann ist das für mich eine Art Täuschungsversuch.

    Außerdem war es Ines Pohl selbst, die in ihrem ersten Artikel als taz-Chefredakteurin die Bedeutung von Menschenrechten und mutigem Journalismus als ihre top issues bezeichnete. Davon ist wohl – dank Kungelei mit Feddersen – de facto nicht viel übrig geblieben. Da steht auch in der taz-Redaktion der eigene Machterhalt an vorderster Stelle.

  30. @Felix Dachsel

    „Jans Ansinnen war es niemals, den aufrichtigen Kampf für Menschen– und Minderheitenrechte zu diskreditieren. Ich kenne ihn erst kurz, aber so weit kann ich ihn einschätzen.“

    Ich kenne ihn nicht persönlich. Kann ihn also diesbezüglich nicht einschätzen und will das auch nicht tun müssen. Meine Beurteilung (und wohl die der meisten) muss notwendigerweise auf dem fußen, was er schreibt! Dennoch habe ich nicht verstanden – und verstehe auch nach Lektüre der Kommentare immer noch nicht: Was war denn nun genau sein „Ansinnen“, wenn er von „Spaßbremsen“ und „Menschenrechtisten“ plappert, wenn es nicht Verunglimpfung und Diskreditierung war? Was nützen all die nebulösen Behauptungen über angebliche Intentionen?! Ich dachte immer: Das klare (sic!) Wort ist das Werkzeug des Journalisten. An ihrer (feinen) Sprache soll man sie erkennen. Oder entgeht mir nur die Ironie?

    P.S. Gibt es auch „unaufrichtige“ Kämpfe für Menschenrechte?….Leute! Ihr wollt „Vermittler“ sein und geht doch so nachlässig mit Sprache um. Ich meine, es war Schopenhauer, der treffend sagte: „Hinter unklaren Worten, stecken immer unklare Gedanken.“

  31. @theo

    …und dieser „Usus“, ist der nun gut oder nicht? Also wenn man von gegenseitigen „Attacken“ spricht, dann mag das ja noch angemessen sein, so etwas nicht zu veröffentlichen. Allein aber wohl unter dem Gesichtspunkt, dass das Veröffentlichen von sachlichen Stellungnahmen den Attacken generell vorzuziehen sein dürfte und man bei Attacken immer etwas skeptisch sein sollte.

    Aber wenn es nicht um Attacken geht, sondern um Kritik, um eine Gegenposition, was um alles in der Welt sollte dann dagegen sprechen, dass dies veröffentlicht wird, auch wenn die zwei Meinungsvertreter im selben Blatt arbeiten?

    Soll dass dann nicht gehen wegen eines „Usus“? Soll das nur gehen, wenn jemand vorher ruft „Pro oder Contra!“ und die Diskussion dann in die entsprechende Form gegossen wird?

    Wer will „Geschlossenheit“ bei Zeitungsredaktionen? Für mich ist das eher ein Kriterium eine Zeitung nicht zu lesen. Und ich würde gerne eine Zeitung lesen in der die Redakteure die Meinungen und Ansichten untereinander diskutieren und von mir aus sich auch um die Ohren hauen, so lange es nicht zum blöden Meinungsgebalze wird.

    Wenn zwei Menschen das persönlich nicht aushalten können, unterschiedlicher Meinung zu sein, dann mag das für den Redaktionsfrieden eine Belastung sein. Wäre das aber nicht eine Belastung, die nicht die Redaktion, sondern der beleidigte aushalten muss?

    Und sind hier nicht die Seiten verkehrt worden?

  32. @Felix Dachsel:
    „Wenn diese Beispiele das Äußerste Deiner Narrenfreiheit beim Spiegel illustrieren, dann verlasse den Laden.“
    Verstehe ich Sie richtig, Stefan soll „den Laden“ „verlassen“, weil er dort Ihrer Ansicht nach nicht das machen kann, was die taz auch nicht erlaubt?

  33. Um möglichen Mißverständnissen vorzubeugen: Ich bin nicht Redakteur der taz, sondern freier Mitarbeiter, der einmal im Monat seine 3000-Zeichen-Kolumne „Der homosexuelle Mann“ auf der „Wahrheit“-Seite veröffentlicht. Ich bin auf keiner Konferenz oder sonstigen Veranstaltungen im Haus zugegen. Ein Ziel der Kolumne, die seit 1995 läuft, ist es, Vorkommnisse, Debatten etc. aus der sog. schwulen Welt (ggf. kommentierend) darzustellen – so auch im aktuellen Beispiel.

  34. Zeit für den Advocatus diaboli – sonst droht diese Diskussion (wieder mal?) in eine Art Kampagne umzuschlagen. Könnte es sein, daß die (Chef-)Redaktion der taz versucht hat, eine auch von außen (durchaus von interessierter Seite) gesteuerte Debatte darüber „Wie praktiziere ich meine Redaktionsrichtlinien“ schon im Keime zu ersticken?! Das war vielleicht nicht klug, aber immerhin verständlich. Die „Beteiligten“ wären somit Frau Pohl und Herr Feddersen (als Angegriffener), nicht aber weitere Dritte – und zwischen Redakteur und Freiem Kolumnisten bestehen tatsächlich kleine, feine Unterschiede, die (angeblich um der „Sache“ willen) aufzuheben nun wirklich nicht jeder wie auch immer organisierten Pressure Group zugestanden werden sollte. Verächtlich finde ich allerdings die Versuche, einen Beteiligten dadurch zu verunglimpfen, daß man ihm „Verunglimpfung“ unterstellt (das hat die taz im Pro und Contra immerhin gedruckt) – bitte beachten: Bei Infamievorwürfen weisen immer auch 3 Finger auf den Infamierenden zurück, er steht selbst im Fokus eines Infamievorwurfs. Also bitte, lieber Herr Niggemeier, werden Sie wieder seriös.

  35. @kampfstrampler:

    Wie Sie aus einem „Könnte es sein…?“ ein „Das war vielleicht nicht klug, aber immerhin verständlich“ zaubern, ist vielleicht gewagt. Aber mit Sicherheit nicht seriös.

    Wenn schon Advocatus, dann halten Sie sich doch an die Fakten und spinntisieren Sie nicht herum.

  36. Ich verstehe die taz: Dass sie den Text von Elmar Kraushaar nicht gedruckt hat, war eine richtige Entscheidung, weil hausinterne Streitereien aus dem Blatt rausgehalten werden sollten. Im Gegensatz zu inhaltlichen Differenzen – die wurden allerdings durch das „Pro und Contra“ mit Feddersen und Niggemeier sehr gut dargestellt. Weswegen hätten diese Differenzen ein zweites Mal durchgekaut werden sollen? Und: auf der „Wahrheit“-Seite? Was sollte das dort? So etwas gehört ins Feuilleton, auf die Medienseite, meinetwegen zu den politischen Kommentaren.

    Wen ich aber nicht verstehe, ist Jan Feddersen. Ich kann mir dessen Texte zum ESC nur so erklären, dass Feddersen sich einen Panzer zugelegt hat, angesichts der Kritik, die auf ihn einprasselte, einen Panzer, der ihn vollkommen unempfindlich macht gegen Argumente. Ein Nebeneffekt der Shitstorm-Unsitte.

  37. ich bin selbst kein Journalist, und es mag durchaus sein, dass es in der internen Hierarchie der taz ( und/oder anderen Publikationen ) einen Unterschied zwischen einem festangestellten Redakteur und einem freien Kolumnisten gibt, aber ich dachte immer, beim Journalismus geht es auch um Meinungsfreiheit und Meinungsplularismus, um den sachlich geführten Austausch von Standpunkten, und ja, auch um Kritikfähigkeit.
    Das darf natürlich nicht in persönliche Angriffe ausarten, aber aus meiner Sicht muss es auch möglich sein, in der Publikation einen Kollegen zu kritisieren, so lange das auf der Sachebene geschieht.
    Das eine solche Auseinandersetzung unterdrückt wird, halte ich für falsch, besonders, da in der heutigen Realität der Medien sowieso davon ausgegangen werden muss, dass solche Konflikte ans Tageslicht kommen. Und dann ist man als Verantwortlicher ruckzuck in der Defensive, und in Erklärungsnot.

  38. Hat Stefan Niggemeier eigentlich jemals über die formelle, medienjournalistische Schiene einen Journalisten angegriffen, dessen politische Meinung er inhaltlich teilt?

    Hat er jemals einen Journalisten formell verteidigt, dessen Meinung er inhaltlich ablehnt?

    Vielleicht habe ich’s ja übersehen. Oder vielleicht sind kritikwürdige Geschäftspraktiken bei Herrn Niggemeiers politischen Feinden ganz überdurchschnittlich häufig.

    Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, daß Herr Niggemeier oft der Versuchung erliegt, die Neutralität zu mißachten, die eine Betrachtung des Journalismus auf der Meta-Ebene eigentlich erfordert, und vielmehr diesen Stil wie eine Masche, wie eine Waffe einsetzt, um seine privaten politischen Anliegen zu fördern.

  39. Auch lustig, der Herr Dachsel…(beim ersten Mal glatt überlesen):
    „Menschen– und Minderheitenrechte“

    Dachte bislang immer Menschenrechte seien unteilbar, universell und egalitär. Wenn niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Hautfarbe, seiner Sprache, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen, seiner Behinderungen oder sexuellen Orientierung benachteiligt oder bevorzugt werden darf, welchen Sinn hat dann noch das Wort Minderheitenrechte (mal abgesehen von dem vielleicht ganz verwaltungstechnisch-pragmatischen Aspekt des national begrenzten Wahlrechts)?

    Für mich als (schwuler) Mann ist diese gesellschaftliche Kategorie „Minderheit“ völlig irrelevant, solange man mir als als (übriger) Mensch grundsätzlich und selbstverständlich alle Rechte einräumt und den Respekt entgegenbringt, die und den die Mehrheitsgesellschaft auch genießt. Und ich mag auch nicht ständig von einer „Mehrheit“ als Mitglied einer Minderheit zugeordnet werden. (Welchen Zweck soll das haben – außer vielleicht den der subtilen Ausgrenzung und Stigmatisierung? Ich gehöre aber z.B. als Architekt, Nicht-Autofahrer, Innereienliebhaber und mit ausgeprägten Fossae lumbales laterales wahrscheinlich zu weiteren Minderheiten im Land…nur interessiert das keine Sau. Es unterdrückt mich nicht und macht mich auch nicht schutzwürdig.)

    Jan Feddersen (und Felix Dachsel) gefällt es wohl – aus wahrscheinlich unterschiedlichen Gründen – , gedanklich und sprachlich auf „besondere Minderheiten“ zu fokussieren. Einer offensichtlich nicht unerheblichen Anzahl von Menschen in Aserbaidschan – und auch in der übrigen Welt – geht es dem Vernehmen nach aber um viel Allgemeineres: um´s (Über-)leben, um Toleranz, Respekt und gesellschaftliche und politische Teilhabe. Ich fände es also schon begrüßenswert, wenn Herr Feddersen sein (angebliches) Engagement für die lustige schwule Minderheit einstellen und seinen engen, obsessiv spaßfixierten und pseudoqueeren Blickwinkel für „mehrheitlich“ menschliche, allzumenschliche Themen öffnen würde. In diesem Sinne: L’État, c’est moi.

    P.S. Von wegen „Infamievorwurf“…Was genau hat Feddersen denn mitteilen wollen, wenn nicht, dass ihm die „Sperenzchen“ der „Menschenrechtisten“ am schwulen Arsch vorbeigehen? Was…bitte!..Was?

  40. Werter kampfstrampler,

    bisweilen wirkt die – offenbar als Konzept angelegte – Rolle des „Advokatus diaboli“ doch schon etwas angestrengt. Mir geht es da ähnlich wie „theo“ nur dass ich dann auch noch den weiteren Verlauf Ihres Einwurfs, nämlich über ein paar Mutmaßungen und Auslegungsverrenkungen von Formulierungen von Frau Pohl, dann zu einer Aufforderung an den „Blogisten“ zu gelangen, dass dieser zur Seriösität zurückkehren möge, dann doch als etwas sehr viel Auslegung und etwas wenig Nähe an den Texten empfinde.

    Man kann die Nadel der Verteidigung im Heuhaufen eben nicht immer finden. Das einzig brauchbare Argument für Frau Pohl wäre hier, dass man es konkret oder abstrakt für vertretbar hält, den Text zur Vermeidung interner Streitereien aus der Zeitung zu halten.

    Das taugt aber auch nur unter ungefähr drei Annahmen:

    1. Es ist überhaupt sinnvoll sich als Zeitung „geschlossen“ darzustellen
    2. Die unterschiedlichen Meinungen führen bei Veröffentlichung (trotz der Beteiligung Erwachsener) zu einem Streit, den die Redaktion nicht verkraften kann.
    3. Die Veröffentlichung konträrer Ansichten ist nicht jedem Falle Aufgabe einer Zeitung, jedenfalls dann nicht, wenn sonst 2. droht oder wenn nicht „Pro und Contra“ drüber steht.

    Mich überzeugt das eben nicht.

  41. @ Zahnwart

    ich verstehe Sie nicht:

    „weil hausinterne Streitereien aus dem Blatt rausgehalten werden sollten“ Seit wann sind konträre Standpunkte zweier Autoren zu einem medial vieldiskutierten Thema ein „hausinterner Streit“?

    „Im Gegensatz zu inhaltlichen Differenzen — die wurden allerdings durch das »Pro und Contra« mit Feddersen und Niggemeier sehr gut dargestellt. “ Inwiefern ist der Text von Kraushaar ein persönlicher Angriff gegen Feddersen? Nicht jede andere Meinung zielt gleich ad hominem Und warum sollte Kraushaar – unabhängig von Niggemeier – in seiner Kolumne nicht das Recht zugestanden werden, einen eigenen Standpunkt zu formulieren? Der muss doch nicht mit Niggemeier deckungsgleich sein. Ich hatte den Eindruck, dass Feddersen deutlich mehr Raum für sein Geplapper gegeben wurde.
    „So etwas gehört ins Feuilleton, auf die Medienseite, meinetwegen zu den politischen Kommentaren.“

    Herr Kraushaar hat doch schön erläutert, warum es genau in seine Kolumne gehörte.

    „Weswegen hätten diese Differenzen ein zweites Mal durchgekaut werden sollen? “ Nun, vielleicht weil es für den ein oder anderen Leser noch immer aktuell und von Interesse ist?!

    „dass Feddersen sich einen Panzer zugelegt hat, angesichts der Kritik, die auf ihn einprasselte, einen Panzer, der ihn vollkommen unempfindlich macht gegen Argumente. Ein Nebeneffekt der Shitstorm-Unsitte.“

    Na klar: Und der Pazifismus der Weimarer Republik war auch mitverantwortlich für den zweiten Weltkrieg…;-)
    Der arme Feddersen – gleichfangichanzuweinen: Musste er sich doch nen idiotischen Panzer „der ihn vollkommen unempfindlich macht gegen Argumente“ zulegen, weil ihm andere -als Reaktion auf seine Ejakulate – mitgeteilt haben, dass sie seine Ansichten nicht teilen? Zulegen?…Zulegen?…Also er stellt sich nur inzwischen dumm, weil er eigentlich so empfindsam ist? Um sich gegen Kritik und Widerspruch zu wappnen? Was soll den das für eine journalistische Strategie sein? Wem es in der Küche zu heiß ist, darf nicht Koch werden.
    Diese „Unsitte“ nennt man übrigens vornehm auch „öffentlicher Diskurs“.

  42. @49 superglue: Nochmal zur rechten Einordnung des Infamievorwurfs ein Zitat (Feddersen, taz.de, bitches in baku #6): „Sogar das westliche Gerücht, daß in Aserbaidschan Schwule – von Lesben ist nie die Rede – drakonisch unterdrückt werden, darf als Gräuelpropaganda (sic) von, nennen wir sie: Menchenrechtisten (sic) genommen werden“. Hieraus geht eindeutig hervor, daß nicht Menschenrechtsaktivisten der lauteren Art (etwa im Sinne des Redaktionsstatuts der taz) gemeint sind, sondern solche, die (vielleicht im Überschwang eines falschverstandenen Aktivismus) zur Verbreitung von Gerüchten greifen – das hält F. tatsächlich für „Greuelpropaganda“ (dieses Wort ist erheblich anstößiger), die Gerüchteverbreiter (und nur diese, Ihr absichtlichen Mißversteher!) folgerichtig als „Menschenrechtisten“ (naja, man hätte sie besser als „Menschenrechtsaktivististen“ bezeichnen können). Man muß schon ziemlich viel semantische Chuzpe aufbringen, um den Kontext, den F. bietet, so gröblich zu verzerren.

  43. @kampfstrampler: Ihnen ist aber schon bewusst, dass Ihre (ohnehin heikle) Argumentation logisch vollständig davon abhängt, dass es nur ein Gerücht ist, dass Schwule in Aserbaidschan unterdrückt werden?

    Feddersen erklärt die Diskriminierung zum Gerücht und dadurch Menschen, die gegen diese Diskriminierung kämpfen oder sie anprangern, zu lächerlichen Figuren, „Menschenrechtisten“. Und Sie meinen, das sei keine Verunglimpfung? (Abgesehen davon, dass es diverse Stellen mehr gibt.)

  44. @ Kampfstrampler
    „Man muß schon ziemlich viel semantische Chuzpe aufbringen, um den Kontext, den F. bietet, so gröblich zu verzerren.

    Das würde voraussetzen, dass F.´s These von der Gräuelpropaganda, zu der angeblich unlautere Menschenrechtisaktivisten „vielleicht im Überschwang eines falschverstandenen Aktivismus“ greifen, richtig ist. Ist sie aber nun mal nicht: F. will uns doch genau das weismachen, was Sie ausführlich in Worte fassen: Er suggeriert, dass westliche „Menschenrechtisten“, die Situation in Aserbaidschan zu Unrecht für eigene ideologischen Ziele ungeachtet der regionalen Realitäten benutzen. Dazu „erfindet“ er den despektierlichen begriff der „Rechtisten“, die er – so Ihre These – von den guten Aktivisten – unterscheiden will. Na, wenn das mal nicht gedanklich-rhetorisch ins Auge geht. Ich muss mir hier wohl eher nicht semantische Chuzpe vorwerfen lassen, während F. dümmliche Desinformation und Propaganda betreibt. F. bleibt uns nämlich a.) den Beweis für die Existenz solcher Schurken schuldig und schert dieses mediale Phantom , diesen konstruierten Popanz auch noch anschließend frech über einen Kamm mit den tendenziell „lauteren“ Aktivisten wie der „Spaßbremse“ Markus Löning. Außerdem gibt (!) es ja gemäß glaubwürdiger Auskunft lokaler Betroffener die als „angebliche Gräuelpropaganda“ belächelten Missstände eben durchaus.

    Was Sie „folgerichtig“ finden, ist in Wahrheit nichts als blöde und hinterfotzige Masche. Geht es doch im Kern darum, was F.s Leser als „drakonische Unterdrückung“ auffassen. Diese Frage wird die Tucke in Wanne-Eickel vermutlich anders beantworten, als die in der Scheinehe unglückliche Klemmschwester in Baku. Stößchen!

  45. @kampfstrampler
    Hinzu kommt, dass der Terminus „Greuelpropaganda“ (nach neuer Rechtschreibung: „Gräuelpropaganda“) ein politisch extrem vorbelastetet Begriff ist. Es ist in jeder Hinsicht heikel, ihn blindlings dem jeweiligen Gegner zuzuordnen in der Absicht, ihn rhetorisch zu erledigen. Aber auch das passt zu Feddersen: sein absolut defizitäres Sprachgefühl, das sich besonders in seinen Baku-Texten zeigt. Sie oszillieren seltsam, sind verwackelt, semantisch geht es oft haarscharf daneben. Das wäre durchaus eine politisch-philologische Analyse wert – nicht um der Texte, sondern um der Sache willen.

  46. Das Perfide an F.s Satz ist ja u.a. die in diesem Zusammenhang völlig falsche – und absichtlich irreführende – Wortwahl: Wenn ich persönlich in einem Land die Wahl hätte zwischen „drakonischer“ Unterdrückung (hart und in Gesetzen kodifiziert) und „nur“ Unterdrückung (gesetzlich nicht zwingend, aber gesellschaftlich allgemein praktiziert und nicht sanktioniert) würde ich wahrscheinlich versuchen auszuwandern.

  47. „aber gesellschaftlich allgemein praktiziert und nicht sanktioniert) „…meinte natürlich : sanktioniert.

  48. „Man greift Kollegen nicht persönlich in der eigenen Zeitung an, auch nicht über Zitate Dritter.“

    Journalismus-Vorstellungen aus dem 20. Jahrhundert. Da habe ich die Taz — und Frau Pohl — wohl überschätzt. Wenn’s drauf ankommt, erhalten bei aller progressiven Attitüde wohl immer noch die alten Reflexe den Vorrang. Schade.

  49. Geht es um die Lage der Homosexuellen in Aserbeidschan?
    Oder um einen schwulen Schwanzvergleich im Berliner Medienmilieu?

  50. @ Niklas

    Ihr Beitrag scheint mir merkwürdig schwanzfixiert.
    Was genau unterscheidet eigentlich einen „schwulen“ Schwanzvergleich von einem heterosexuellen? Und was genau soll das Adjektiv oder die Frage im Zusammenhang mit der Situation in Aserbaidschan? Oder glauben Sie, dass homosexuelle Männer nur mit dem männlichen Fortpflanzungsorgan denken?…
    Wenn es sich hier um eine inhaltliche Auseinandersetzung zwischen Ines Pohl und Alice Schwarzer zur – sagen wir mal – „Kopftuchdebatte“ handeln würde, würden Sie dann auch mutmaßen, es gehe in Wahrheit wohl nur um einen „lesbischen Votzencontest“?

  51. @stefan

    Bevor wir das ganze persönlich und live ausdiskutieren, worauf ich mich sehr freue, biete ich Dir Folgendes an:

    Ich schreibe auf Deinem Blog einen kritischen Gastbeitrag über Deine Baku-Berichterstattung und den Umgang mit Jan Feddersen, nicht im Namen der taz, sondern aus meiner persönlichen Sicht.

    Was meinst Du?

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen der taz.

  52. @BlueKO Ich werde mein Bestes geben :-)

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen der taz.

  53. Vielen Dank für diesen Beitrag, Stefan.
    Ich habe schon länger eine zwiespältige Meinung zur Taz.

    Solange Hr. Feddersen weiterhin sein seltsames Unwesen treibt, werde ich erst mal von der Taz Abstand halten.

  54. @ 50 Maxi: Die Figur des „advocatus diaboli“ wird bekanntlich im Kanonisationsverfahren der Kurie eingeführt, um dem Prozeß um die persönlichen Vorzüge und Nachteile eines zukünftigen „Heiligen“ das gute alte römische Prinzip des „Audiatur et altera pars“ angedeihen zu lassen. Es ist eine v.a. in der angelsächsischen höheren Rhetorik seit Jahrhunderten geübte Praxis, bei der Argumentation auch mal bewußt die Position der Gegenseite einzunehmen – das soll auf Aristoteles zurückgehen. Leider ist hierzulande eher die augustinische Tradition des „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ üblich – die Folge: Jeder Widerspruch des Opponenten dient dazu, die eigene Position noch weiter einzuschärfen. Das hat die fatale Folge, daß nur noch Gefolgschaften der eigenen „Partei“ gelten sollen – war übrigens in Göttingen am Wochenende in Gestalt des praktizierten „Oskarismus“ schön zu studieren. Ich halte es grundsätzlich mit dem Prinzip: Widerspruch ist geistige Entwicklungshilfe. Und manche hier an Bord sollten sich das mal gründlich zu Herzen nehmen. Die Einwände gegen meine „Menschenrechtisten“-These haben mich übrigens nicht überzeugt – aber das auszubreiten, führte nun wirklich zu weit.

  55. Felix, deine Diskussionsbereitschaft verdient Anerkennung. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob das deine Chefredakteurin und dein Kollege Feddersen nachher genau so sehen.

  56. betr.: kampfstrampeln

    „Leider ist hierzulande eher die augustinische Tradition des »Hier stehe ich, ich kann nicht anders« üblich — die Folge: Jeder Widerspruch des Opponenten dient dazu, die eigene Position noch weiter einzuschärfen.“

    q.e.d.:

    „Die Einwände gegen meine »Menschenrechtisten«-These haben mich übrigens nicht überzeugt“

  57. Klaus Thomas Heck fragte: „Wann um Himmels Willen hat die taz denn Redaktionsschluss???“

    Um 17 Uhr. Wobei das genau genommen nicht der Redaktionsschluss ist, sondern der so genannte Korrekturschluss: Bis dahin muss unsere Korrektur-Abteilung die letzte Seite auf Rechtschreibfehler gegengelesen haben. Unsere Korrekturabteilung ist allerdings nicht so besetzt, dass sie alle Seiten gleichzeitig korrekturlesen könnte. Auch unsere Fotoredaktion kann nicht für alle Seiten gleichzeitig Fotos raussuchen, die Layouter können nicht alle Seiten gleichzeitig bauen. Daher staffeln wir die Seiten zeitlich. 17 Uhr ist der Korrekturschluss für die Seite 2, 16.50 Uhr für die Seite 1, 16.40 Uhr für Seite 3, 16.30 Uhr für eine der beiden Inlands-Seiten, und so ist es im Takt von zumeist 10 Minuten weiter gestaffelt. Die Wahrheits-Seite hat den frühesten Korrekturschluss, weil sie häufig keine tagesaktuellen Inhalte hat (oder andersherum: Sie hat häufig keine tagesaktuellen Inhalte, weil sie den frühesten Korrektuschluss hat). Der Korrekturschluss der Wahrheit ist jedenfalls um 14.10 Uhr. Spätestens zehn Minuten vorher sollte die Redaktion ihre Arbeit an dem letzten Text beendet haben. Um einen Text auszutauschen, muss man die Entscheidung noch ein Stück vorher treffen, da ja dann noch ein neuer Text eingefügt und auf Länge gebracht werden muss. Und damit sind wir bei einer Uhrzeit, die als „Mittag“ ganz treffend bezeichnet ist.

    Um die Verwirrung nun noch weiter zu vergrößern: Das alles bezog sich auf den Korrekturschluss für alle taz-Exemplare, die in Frankfurt am Main gedruckt werden – das ist rund die Hälfte der Auflage. Später kann man einzelne Seiten nochmal aktualisieren. Zum Beispiel bis 19 Uhr, wenn in Berlin die Exemplare für den größten Teil Ostdeutschlands gedruckt werden. Oder sogar nochmal ungefähr eine Stunde später, wenn in der Berliner Druckerei der größte Teil der Auflage für Ostdeutschland schon gedruckt und ausgeliefert ist, man aber für die in Berlin selbst verbreitete Auflage (rund zehn Prozent der Gesamtauflage) noch einzelne Seiten aktualisieren will.

  58. Zur Sicherheit sollte dann aber noch jemand „Pro & Contra“ über die Kommentarspalte schreiben, damit das Ganze auch im korrekten Rahmen abläuft.

  59. @70 ach, Theo, nix begriffen. Wenn ich schreibe, daß mich die Einwände nicht überzeugt haben, dann habe ich mich doch vorher mit ihnen auseinandergesetzt. Ist das so schwer zu verstehen? Diese Technik der böswilligen Unterstellung finde ich allerdings vulgärsophistisch.

  60. Herr Feddersen liebt es, ihm nicht genehme Text mit Hilfe der Chefredaktion aus dem Blatt entfernen zu lassen. Die Geschichte jetzt, mit Elmar Kraushaar ist nicht der erste Fall. Ein Interview mit einem Netzaktivisten und Künstler hat ihm vor Jahren mal nicht gefallen. Zuerst hat Feddersen bei Herrn Reemtsma in Hamburg gepetzt, dass er in dem Interview kritisiert werde, Was natürlich nicht geht, Herrn Reemtsma zu kritisieren. Wo kämen wir dahin! Und dann schickte er Bascha Mika vor, die das Interview cancelte. Also es geht keineswegs um die Frage ob Kollegen andere Kollegen kritisieren dürfen, sondern darum ob Kollegen überhaupt Personen kritisieren dürfen, denen sich Herr Feddersen verbunden fühlt. Ich glaube im Übrigen, dass sich in der taz noch ’ne Menge solcher Geschichten von Feddersen-Zensur und -Intrige finden lassen würden.

  61. „Dieses Pro & Contra hatten wir zu der Sache aber schon während des Grand Prix, Niggemeier und Feddersen.“

    „Dieses Pro & Contra“ war kein Pro & Contra zu explizit DER Sache. Sondern ein eher allgemeines. Kraushaar widmet sich speziell Feddersens Angriffen auf Homosexuelle und seine Verdrehungen der Wahrheit.

    Meine Lieblingsstelle bei Feddersen ist allerdings die:

    „Andererseits ist es in Baku so, dass man es für einen schwulen Catwalk halten könnte. In der Fußgängerzone flanieren Männer, immer einen Buddy dabei; legen einander die Arme über die Schulter, haken sich an den Armen ein.“

    Feddersen war offensichtlich noch nie in der Türkei oder beispielsweise in Ägypten. Da gehen Männer schlicht anders miteinander in der Öffentlichkeit um. Bei nächsten Mal sollte er zwei von denen mal ansprechen und ihnen sagen, dass es hier aussieht wie auf einem schwulen Catwalk und fragen, ob sie schwul sind. Und dann schauen wir mal, wie es um Toleranz, Menschenrechte und Pressefreiheit in Aserbaidschan steht.

  62. Maxi: Oh doch, es schadet einer Redaktion, wenn interner Streit offen ausgetragen wird. Zum Beispiel, als der Künstler Peter Lenk vor zweieinhalb Jahren eine Plastik mit einem fünf Stockwerke hohen Pimmel an der Fassade des taz-Gebäudes installierte. Es gab über dieses Kunstwerk verschiedene Ansichten in der taz, und die taz trug diese auch offen nach außen. Der Spiegel lobte nicht etwa diese Transparenz und den selbstkritischen Umgang. Der Spiegel schrieb von „Chaostagen“ in der taz, die Redaktion stehe mit dem Rücken zur Wand. Im Vergleich zwischen taz und Axel-Springer-Verlag sei unklar, wer die Spontis und wer die Spießer seien. Die taz-Chefrdakteurin Ines Pohl wirke im Kampf mit BILD-Chefredakteur Kai Diekmann „wie jemand, der versucht, barfuß einem Ferrari hinterherzurennen“.

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-67964016.html

  63. B.Schuss, man kann nun wirklich nicht sagen, dass in der taz beim Streit um die richtige Berichterstattung über Baku die „Auseinandersetzung unterdrückt wird“. Klicken Sie doch mal den zweiten Link in dem Blogbeitrag. Der Link führt zu einem Pro und Contra von Jan Feddersen und Stefan Niggemeier, das in der taz erschien. Flankiert wird das Pro und Contra von einem Text des Medienredakteurs Felix Dachsel, in dem der kurz die Konfliktlinie skizziert. Dachsel gibt darin zum Beispiel auch die Ausssage des Generalsekretärs von Amnesty International in Deutschland wieder, Feddersens Aussagen seien „weltfremd“. Wenn Sie fordern, es müsse „möglich sein, in der Publikation einen Kollegen zu kritisieren, so lange das auf der Sachebene geschieht“: Genau das ist in der taz passiert, und zwar nicht erst heute, sondern schon in der gedruckten Ausgabe vom 25. Mai.

  64. @ Jan Bonse
    @ Stefan

    Jan Bonse, Danke für den Hinweis. Ich kann das nur ergänzen. Wir haben Dir Stefan 1. einen taz-Printaufmacher auf der Medienseite und 2. den taz-Onlineaufmacher zur Verfügung gestellt, Deine Kritik an der Baku-Berichterstattung von Jan Feddersen zu äußern. Ich bleibe dabei: Eine Kritik in dieser Deutlichkeit an einem Redaktionskollegen wäre in (Deinem) Spiegel unmöglich. Zumal ich in meinem Begleittext Jan alles andere als geschont habe.

    Jetzt bist Du an der Reihe, Deine Coolness zu beweisen. Mein Angebot, auf Deinem Blog einen kritischen Gastbeitrag über Deine Baku-Berichterstattung zu schreiben, wehrst Du mit dem Hinweis ab, ich könne ja in die Kommentarspalte schreiben („Felix: Schreib doch einfach. Hier ist ganz viel Platz:“). Warum hältst Du Kritik an Dir so klein wie möglich, während Du anderen mangelnde Kritikfähigkeit vorwirfst? Ist das nicht selbstgerecht?

    Zur Erinnerung: Wir haben Deine Kritik an Jan in unserer Zeitung so prominent platziert wie möglich. Ich glaube, auch über Eure Baku-Berichterstattung gibt es einiges zu sagen.

    Was spricht dagegen, dass ich einen Gastbeitrag schreibe? Mein Angebot steht. Ich bin ernsthaft an einer Antwort interessiert.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprach mit der taz.

  65. Damit es jeder nachlesen kann. Dieser Beitrag stand als Aufmacher auf unserer Medienseite und an Stelle 1 auf taz.de:

    http://www.taz.de/ESC-Berichterstattung/!93993/

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprach mit der taz.

  66. Am meisten gefallen mir bei Feddersen diese Vergleiche mit anderen Regimen, die viel krassere Menschenrechtsverletzungen begehen. Das ist doch echt Kindergartenniveau, allerdings bei einem bestimmten Schlag Journalisten/Politiker/Deppen offensichtlich weit verbreitet. Erinnert mich auch an meine Oma: „Du beschwerst dich über das Essen und in Afrika verhungern Kinder!“

    Regen wir uns halt einfach über nichts mehr auf, gibt ja immer noch was Schlimmeres.

  67. Felix,

    entscheidet eigentlich die Redaktion, wann es ein Pro und Contra gibt? Oder ist das allein Sache von Ines Pohl? Wie vertragen sich Redaktionsstatut und Feddersen-Schreibe?

    Und was genau meint Ines Pohl mit „Ein zweites Pro & Contra wollte keiner der Beteiligten?“ Habt ihr darüber in der Redaktion gesprochen?

    Das sind doch die Fragen, die man als taz-Leser gerne beantwortet hätte. Aber offenbar fühlen sich weder Chefredakteurin noch Feddersen bemüßigt, dazu etwas zu sagen. Und so nähern wir uns langsam dem Punkt, dass die taz – die ja immer „anders“ sein wollte – Stück für Stück ihre Ideale aus den Augen verliert.

    Was soll man denn halten von all den Sprüchen über journalistische Freiheit und dem Bekenntnis zu Menschenrechten, wenn es dann sinngemäß heißt: wir haben einmal ein Contra zugelassen, das muss reichen.

    Stefan hat dir angeboten, hier deine Meinung zu veröffentlichen. Du verlangst aber einen eigenen Beitrag. Ich weiß nicht, was dann anders wäre – und was Du dann anders schreiben würdest als jetzt. Ich halte zudem Feddersens Bewertungen über die angebliche Toleranz in Baku für ein wichtigeres taz-Thema als irgendwelche Fußnoten zu dem, was Stefan Niggemeier veröffentlicht hat.

    Ich möchte noch auf einen Unterschied zwischen diesem Blog und der taz hinweisen:

    Hier wird keine konträre Meinung unterdrückt.

  68. Kommentar Nr. 30, letzter Absatz:
    „Und schließlich mag ich wirklich naiv sein. Ich war so naiv, dass ich dachte, jemand von der »taz« würde Jan sachte die Tastatur bzw. die Publikationsplattform taz.de aus der Hand nehmen, bevor er sich so um Kopf und Kragen schreibt. Im Interesse von Jan. Und im Interesse der »taz« und der Glaubwürdigkeit ihres Redaktionsstatuts, das — im Gegensatz zu den angeblichen ungeschriebenen Gesetzen — sogar schriftlich fixiert ist.“
    Hier empfiehlt Niggemeier ungeniert, Feddersen Schreibverbot in der „taz“ zu erteilen. Was für ein Heuchler!

  69. @65/66: Wenn so eine Kommentarspalte also der angemessene Ort für eine Replik von Hern Dachsel ist: Dann hätte Herr Niggemeier sicher auch kein Problem damit gehabt, wenn die taz Herrn Kraushaars Beitrag in die Leserbriefecke verschoben hätte.

  70. Theo, Sie schreiben: „Hier wird keine konträre Meinung unterdrückt.“
    Können Sie das nachweisen oder wenigstens glaubhaft darlegen?

  71. @theo: „Felix, deine Diskussionsbereitschaft verdient Anerkennung. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob das deine Chefredakteurin und dein Kollege Feddersen nachher genau so sehen.“

    Es gehört zu den Vorzügen der taz, dass hier nicht Menschen sitzen, die bei jedem Gedanken, bei jeder Äußerung, bei jedem Wort denken: Was wird mein Chef/ meine Chefin dazu sagen? Deshalb mag ich das Haus.

    Ich konnte beispielsweise scharf die Arbeit einer Jury kritisieren, in der meine Chefredakteurin sitzt. Ich konnte die Jurymitglieder sogar auffordern, zurückzutreten.

    http://www.taz.de/Kommentar-Henri-Nannen-Preis-fuer-Bild/!93272/

    Wäre Vergleichbares im Spiegel möglich gewesen? Darauf müsste Stefan antworten. Ich denke nicht.

    Wäre das bei der Zeit möglich gewesen? Ich bin an jedem Erfahrungsbericht interessiert.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  72. @Felix: Du erweckst jetzt — nicht zum ersten Mal — den Eindruck, ich hätte darum gebeten, Jan in der „taz“ widersprechen zu dürfen und womöglich sogar noch um möglichst prominente Aufmachung gebeten. Beides ist nicht der Fall. Die Wahrheit ist: Du hast mich dringend darum gebeten, an einem „Pro & Contra“ mit Jan in der „taz“ mitzuwirken.

    Inzwischen ahne ich, warum Dir das so wichtig war: Weil so ein „Pro & Contra“ offenbar die einzige Möglichkeit war, innerhalb der „taz“ eine Gegenposition zu den waghalsigen Aussagen Jans unterzubringen.

    Es ist rührend, wie Du den Eindruck erweckst, es gehe in diesem Blogeintrag irgendwie um mich. Es geht aber nicht um mich. Es ist nicht so, dass ich unbedingt in der „taz“ schreiben wollte und Dich nun umgekehrt nicht hier schreiben lassen würde. Es geht darum, dass ein langjähriger, nicht ganz unbedeutender Kolumnist in der „taz“ nicht die Freiheit hat, zu schreiben, was ihm am Herzen liegt.

    Trotzdem kannst Du Dich gerne, wie viele andere, in diesem Blog mit mir und meiner Arbeit auseinandersetzen. So ausführlich, kritisch und oft wie Du magst. Warum für Dich dafür, anders als für alle anderen, die Kommentarspalte nicht geeignet sein sollte, erschließt sich mir allerdings nicht.

  73. http://www.freiewelt.net/blog-4382/%22nicht-die-beste-idee-der-welt.%22-%DCber-medienw%E4chter.html
    Zitat Wolfgang Röhl:
    Mal angenommen, ich würde Stefan Niggemeier, das Idol aller Bildblogwarte, so umschreiben: „…ein fetter, froschgesichtiger Freak im linken Medienzirkus, eine groteske Medienmenschen-Karikatur, die immerzu das tut, was sie am besten kann: die niederträchtigsten, plattesten Vorurteile ideologisch verblendeter Vollidioten bedienen…“
    Passt auch für diesen Hetzartikel gegen Jan Feddersen.

  74. @Felix (87): Warum ist es denn so wichtig, dass Stefan sich dazu äußert, was im Spiegel möglich ist und was nicht? Es geht doch nicht um einen Redaktionenwettbewerb in Sachen Toleranz. Das Argument „Der Andere macht aber auch/nicht“ ist doch völlig inhaltsfrei.

  75. @30/31, 83: Gewiß, der Hausherr und Mitgesinnte sind Überzeugungstäter – ihnen geht Feddersen mordsmäßig gegen den Strich, und das kann man sogar nachvollziehen. Zugleich läuft aber auch ein interessantes, weil neues Machtspielchen ab, das da heißt: Wie weit geht die Macht eines angesehenen Bloggers – kann sie die Ablösung eines unliebsamen Gegners in der Redaktion einer renommierten Tageszeitung bewirken? Meinte Kreimeier solches mit dem hübschen Satz an die Adresse der taz „Konsequenzen, daß unter Online-Bedingungen sich auch die Zeitungen verändern müssen“? Dazu das Winken mit dem Redaktionsstatut und eine Glaubwürdigkeitsüberprüfung, wie sehr die Menschenrechte in der Redaktion berücksichtigt werden – na, wenn das nicht nach Wohlfahrtsausschuß im neuen Gewande riecht. Citoyens, folgt immer der Tugend – Niggespierre hat ein wachsames Auge. (Für alle, die übelnehmen wollen – das ist Satire!)

  76. Nun, der Einwand, es gäbe keine falschen Vorwürfe gegen das Əliyev-Regime in Aserbaidschan ist falsch. Natürlich gibt es diese. Ein Beispiel: Fernseh-Moderator Peter Urban verstieg sich in seiner sicher gut gemeinten Absicht, kritische Töne über Aserbaidschan während der bunten Schau eines Semifinals in seine Kommentare einfließen zu lassen, zu der Aussage, Əliyev habe sich zum „Präsidenten auf Lebenszeit“ wählen lassen. Das ist purer Unsinn, Əliyev ist für 5 Jahre zum Präsidenten gewählt (wenn auch Wahlfälschungen dazu beitrugen und sicher auch beim nächsten Mal zur Wiederwahl beitragen werden). Urban ist also weit übers Ziel hinausgeschossen. Und ähnliches gibt es häufiger, sei es aus Überschwang des guten Willens oder bloße Unkenntnis oder Verwechslung. Solch fehlerhafte Kritik, auch wenn sie von Seiten der Menschenrechtsaktivisten kommen, zu kritisieren, ist sicher Feddersens gutes Recht – und sicher auch notwendig. Falsche Vorwürfe nützen niemanden, sie schaden mehr. Allerdings ist auch er dabei weit übers Ziel hinausgeschossen, was Verallgemeinerung (konkrete Beispiele blieb er in der Tat schuldig) und Wortwahl anbetrifft.
    Ein Weiteres zur Intention Feddersens: Am Rande eines seiner Beiträge zu Baku fiel mir eine Bemerkung auf, die ich nicht mehr zitieren kann, da mir der Wortlaut nicht erinnerlich ist, aber in der es sinngemäß darum ging, Aserbaidschan in seiner historisch-kulturellen Situation zu betrachten, wohl insbes. seiner religiösen und ethn. Verbundenheit mit dem Iran (in der Tat: beides schiitisch-islamische Länder, ca. 20% der Iraner sind ethnisch und sprachlich Aserbaidschaner, es leben dort mehr Aseris als in Aserbaidschan, nicht ganz unwichtig: auch viele religiöse Führer Irans wie Khamenei sind ethn. Aserbaidschaner). Vor diesem Hintergrund erscheint die säkulare Republik Aserbaidschan (AZ) in der Tat relativ (!) als Hort der Freiheit und relativ (!) westlich orientiert. Homosexualität ist in AZ formal erlaubt und nicht strafbar, während im Iran Schwule an Baukränen aufgehängt werden. Und auch das andere große Nachbarland, Russland, ist gerade dabei, wieder Gesetze gegen Homosexualität einzuführen. Aber auch ohne Gesetze gibt es Diskriminierung gegen Schwule in AZ, Gesetze sind nicht alles. Aber vor diesem Hintergrund Notwendigkeit, Umfang, Lautstärke und Adressierung der Kritik an AZ zu hinterfragen, ist nachvollziehbar. Das gilt nicht nur in Bezug auf Homosexuellenrechte, auch Menschenrechte allgemein. Man kann AZ nicht beurteilen als läge es in Skandinavien (andererseits darf das Berücksichtigen der geopolitischen Lage Kritik an Menschenrechtsverletzungen natürlich auch nicht verhindern). Aber auch hier verhedderte sich Feddersen mit seinen Texten, weil er damit durcheinander kam, genau zu artikulieren, wen er warum kritisieren wollte und wen er da eigtl. und warum in Schutz nahm, er solidarisierte sich faktisch zu sehr mit dem Regime (ich vermute, weil er es für einen Garanten der jetzigen relativ (!) glimpflichen Lage hält) und versuchte gar fast gänzlich jede Kritik abzuschmettern, statt die notwendige Distanz zu wahren, von Beschönigungen der dortigen Situation ganz zu schweigen. Eine – im Prinzip – positive Intention will ich ihm dabei gar nicht absprechen.

  77. @stefan

    Du hast Recht. Richtig ist, dass ich Dich darum gebeten habe. Ich wollte nur darstellen, dass wir uns um eine prominente Platzierung Deiner Kritik gekümmert haben. Ich war sehr froh, dass Du geschrieben hast und dankbar. Die Initiative ging von uns aus.

    „Inzwischen ahne ich, warum Dir das so wichtig war: Weil so ein »Pro & Contra« offenbar die einzige Möglichkeit war, innerhalb der »taz« eine Gegenposition zu den waghalsigen Aussagen Jans unterzubringen. “

    Wir haben das Pro&Contra gewählt, weil wir, um es zu dramatisch auszudrücken, zwei Titanen der Eurovision-Berichterstattung im Ring sehen wollten. Das war die journalistische Überlegung dahinter.

    Ich habe noch immer nicht verstanden, was gegen einen Gastbeitrag spricht. Aber Dein Blog. Deine Zeilen. Deine Entscheidung.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  78. @Nickless, Schreibverbot:

    Feddersen soll schreiben, was er will – die Frage ist, warum die taz seinen dumpfen Summs auch noch veröffentlicht. In jeder Redaktion kann es vorkommen, dass es „sachter“ kollegialer Beihilfe bedarf, um einen Mitarbeiter daran zu hindern, sich um Kopf und Kragen zu schreiben. Warum Frau Pohl ihrem Schutzbefohlenen F. in diesem wohlverstandenen Sinne ihre Fürsorge entzieht, erschließt sich mir nicht. Wenn schon von Schreibverbot oder besser: Publikationsverbot die Rede ist, dann wurde es über Kraushaar verhängt. Sie verwechseln oder verdrehen da irgendwas!

  79. @ Katharina (90)

    Ich finde, Stefan dramatisiert in seinem Beitrag über die taz wider besseren Wissens.

    Deshalb nenne ich Beispiele aus dem Medienumland, um seine Kritik in ein Verhältnis zu setzen.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  80. In 79 und 84 werden wohl die Unterschiede zwischen einem persönlichen Blog und einer Zeitung (von mehreren Autoren) übersehen oder unter den Tisch gekehrt…

  81. @Stefan

    „Es ist rührend, wie Du den Eindruck erweckst, es gehe in diesem Blogeintrag irgendwie um mich.“

    Das Wort „rührend“ gefällt mir, das Paternalistische daran. Klingt ein bisschen nach: „Komm geh, hast eh keine Chance, Dein Abstrampeln amüsiert mich.“

    Richtig. Es geht in Deinem Blogeintrag nicht um Dich. Genau das ist das Problem. Aber du spielst eine Rolle in der Geschichte, eine die Du nicht thematisierst.

    Deshalb habe ich das getan.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  82. @Felix: Durch die Auswahl von Beispielen legst Du natürlich selbst den Referenzrahmen fest. Darüber könnte man diskutieren, aber das führt meines Erachtens zu weit und außerdem (oder dadurch?) vom eigentlichen Thema weg.

  83. Es ist ja schon schlimm genug, dass man im heutigen Mediengeschäft die vermeintlichen Argumente „Das war schon immer so“ und „Die anderen machen es ja auch“ ständig zu hören bekommt. Aber ausgerechnet aus dem Mund eines „Taz“-Redakteurs…?

    Und bei „Spiegel Online“ darf sich ein Spon-Kolumnist (Lobo, frei) offenbar durchaus an einem anderen Spon-Kolumnisten (Matussek, zugleich „Spiegel“-Autor) abarbeiten: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/sascha-lobo-da-ist-kein-gott-im-netz-a-836904.html

  84. Es ist unbegreiflich, dass die taz an Fedderson festhält, er wirkt immer mehr wie ein aus der Zeit gefallener Einfaltspinsel. Es ist ihm natürlich unbenommen, einen Blog zu unterhalten. In der vermeitlich liberalen taz sollte er keinen Platz mehr haben. Und da es ja auch meine Gebühren sind: auch der NDR sollte sich Gedanken über eine Alternative machen.

  85. Meine Güte Felix, schreib doch Deinen Gastbeitrag hier rein als Kommentar. Ist in der Vergangenheit schon häufiger vorgekommen, dass Stefan dann einen eigenen Blogpost draus gemacht hat…

  86. @Katharina (98) Alles klar. Finde ich ein spannendes Thema. Können wir gerne mal diskutieren.

    felixdachsel at taz de

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  87. @91 Kampfstrampler

    Sie zitieren mich: „(…) daß unter Online-Bedingungen sich auch die Zeitungen verändern müssen“.
    Ich unterstelle Ihnen, dass Sie genau verstanden haben, was sich verändern muss: die Transparenz bei den Zeitungen auch bei internen Auseinandersetzungen, wenn es sich um gravierende inhaltliche Widersprüche handelt. In den Blogs oder auf Facebook kommt sowieso alles raus – es gibt also einen Druck von der Online-Seite auf den Printbereich im Sinne größerer Offenheit.

    That’s it. Sie machen einen Appell zum Rauswurf von Herrn F. daraus. Fürwahr eine subtile aristotelisch-antiaugustinische Großtat!

  88. @Felix Dachsel: Ich schließe mich Kris (#101) an. Da Sie offenbar schon eine relativ konkrete Idee davon haben, was Sie an Niggemeiers Berichterstattung kritisieren möchten, wäre es doch schade, wenn diese Kritik aus falschem Stolz ungelesen bliebe.

    Ein eigener Blogpost wäre vielleicht schöner gewesen, aber man kann auch nicht von jedem erwarten, das Maß an Transparenz und Debattenkultur, das man von anderen einfordert, auch selbst zu bieten.

  89. @Hecke

    Ich werde darüber schreiben, versprochen. Wenn nicht hier, dann an anderer Stelle.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  90. @103 Och, Herr Kreimeier, jetzt enttäuschen Sie mich aber – Sie haben doch nur nicht die Konsequenzen aus Ihren hehren theoretischen Axiomen gezogen. Was ist denn, wenn der betreffende Gegner in der Redaktion halsstarrig (oder auch nur charakterstark) ist, wenn er den Danton zu geben beliebt?! Was macht dann die auf Transparenz pochende „Öffentlichkeit“ (in Wirklichkeit: eine gut organisierte Gruppe mit den gleichen Zielen)? Das wird sie, die „Öffentlichkeit“, doch nicht auf sich beruhen lassen – oder um es im Fußball-Jargon: Man muß eben das Pressing erhöhen. Oder wollen Sie nur – wie bei Jacques Offenbach – eine schöne Arie als „Öffentliche Meinung“ singen?!

  91. „Aber du spielst eine Rolle in der Geschichte, eine die Du nicht thematisierst.

    Deshalb habe ich das getan.“

    Wirklich? Ich verrate jetzt mal ein anderes Geheimnis: Die meisten, die deinen Kommentar gelesen haben, haben die anderen Blogbeiträge von Stefan auch gelesen – die wussten das schon längst! Unglaublich, nicht wahr?

    Sorry, sieht mehr so aus, als versuchst du, das Abwürgen der Kritik an Feddersens Lobhudeleien für ein repressives Regime in einer ehemals kritischen Zeitung durch die altbekannte Taktik „Angriff ist die beste Verteidigung“ zu neutralisieren.

  92. @Kati

    „Sorry, sieht mehr so aus, als versuchst du, das Abwürgen der Kritik an Feddersens Lobhudeleien für ein repressives Regime in einer ehemals kritischen Zeitung durch die altbekannte Taktik »Angriff ist die beste Verteidigung« zu neutralisieren.“

    Wäre ’ne richtig schöne Erklärung, ja.

    Bin für Kritik an jedem, immer und überall. Vor allem auch für Selbstkritik und Selbstprüfung – Disziplinen, die besonders jenen schwer fallen, die etabliert sind und im Applaus untergehen.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  93. @ Jan Bonse (78)

    Sie schreiben

    „Flankiert wird das Pro und Contra von einem Text des Medienredakteurs Felix Dachsel, in dem der kurz die Konfliktlinie skizziert. Dachsel gibt darin zum Beispiel auch die Ausssage des Generalsekretärs von Amnesty International in Deutschland wieder, Feddersens Aussagen seien „weltfremd“. Wenn Sie fordern, es müsse »möglich sein, in der Publikation einen Kollegen zu kritisieren, so lange das auf der Sachebene geschieht«: Genau das ist in der taz passiert, und zwar nicht erst heute, sondern schon in der gedruckten Ausgabe vom 25. Mai.“

    Dachsel schrieb in der taz über Feddersen das hier:

    „Für die taz berichtet aus Baku Redakteur Jan Feddersen, der den Eurovision Song Contest seit vielen Jahren beobachtet – schon vor seiner Abreise hatte er über Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan berichtet.“ Anschließend gab er den Amnesty-Mann wieder.

    Meinen Sie ernsthaft, dass das eine Kritik am eigenen Kollegen ist, die sich sehen lassen kann?

    Ja, was schrieb Feddersen denn vor seiner Abreise nach Baku über Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan?

    Äh, das hier zum Beispiel, in einem Portrait von Thomas D.:

    „Nicht jedoch in Sachen Menschenrechte und Aserbaidschan, eine Frage, bei der Thomas D eher zu den Nüchternen zählt. Er hat für Amnesty International einen Aufruf unterzeichnet – Statement genug. Aber: „Man muss schon die Verhältnismäßigkeit wahren. Ich will mich nicht raushalten und sagen, es ist mir wurscht. Ist mir ja nicht wurscht. Aber es hört sich an, als ob in Aserbaidschan zigtausende von Menschen in politischer Gefangenschaft sind – ich hörte, es sind siebzehn.““

    Läppisch, oder?

    Damit fing die Verharmlosung der Lage dort an. Ich find’s peinlich, wie Sie Feddersen in Schutz nehmen. Und peinlich für die taz.

  94. @JensDaniel

    Ich nehme in Schutz, wen ich will. Nach bestem Wissen und Gewissen. Manchmal auch gegen den Mainstream, den tatsächlichen oder den suggerierten.

    Disclaimer: Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz, kenne Jan Feddersen seit wenigen Monaten, kommentiere hier jedoch ausdrücklich nicht im Namen von und in Absprache mit der taz. Zusatz: Stefan Niggemeier kenne ich bisher nur vom Telefon, erst ab Morgen kenne ich ihn persönlich.

  95. @Felix: Den Disclaimer bitte langsam mal weglassen, das ist nur unnötiges Scroll-Geröll und verlangsamt die Lektüre.
    Und: Ich kann mich an viele ähnliche Debatten in der taz erinnern, nicht immer, aber öfter auch um Jan (der, auch wenn es manchmal wehtut, selbstverständlich seinen Platz in der taz hat). Vielleicht solltet Ihr mal darüber diskutieren, das Kritik-an-Kollegen-Verbot abzuschaffen (oder auf Schmähkritik zu beschränken) – das würde der taz m.E. ganz gut tun. Es bringt ja auch sowieso nichts, die Texte erscheinen dann eben anderswo.

    Disclaimer: Ich kenne sie alle. Nicht erst seit gestern.

  96. @kampfstrampler, #106

    „Was macht dann die auf Transparenz pochende »Öffentlichkeit« (in Wirklichkeit: eine gut organisierte Gruppe mit den gleichen Zielen)? Das wird sie, die »Öffentlichkeit«, doch nicht auf sich beruhen lassen — oder um es im Fußball-Jargon: Man muß eben das Pressing erhöhen.“

    Haha, was für ein vulgärjesuitischer Rabulismus! Man muss nun wirklich bei weitem kein blind das Internet verherrlichender Naivling sein um anzuerkennen, dass der Versuch nicht weniger etablierter Printredaktionen, den symbolischen Abstand zwischen Print und Blog – bzw. zwischen vox iovi und vox bovi – zu zementieren, sich an der schieren Realität blamiert; und das ist und bleibt ein Verdienst (von wem auch immer). Der Versuch, darüber als das abgefeimte Werk einer Art von pressure group zu raunen, ist bestenfalls abgeschmackt, im schlechteren Fall gruselig.
    Aber richtig, ich vergaß: Sie betreiben diesen Rabulismus ja eh nur als Rollenspiel…

  97. Wieso legt denn Stefan zweierlei Maß an? Er hat ja nicht gefordert, in die taz zu kommen, sondern ist gefragt worden. Dass jetzt ein taz-Redakteur mehrfach halbwegs darauf bestand, in den Blog zu kommen, verstehe ich nicht.

    Ein persönlicher Blog ist doch auch was anderes als eine Tageszeitung mit überregionalem Anspruch. An die legt man auch andere Kriterien an in punkto Debattenkultur…

  98. @Felix Dachsel: Bitte lassen Sie doch jetzt einfach mal diesen albernen Disclaimer weg. Es gibt wirklich Leute, die lesen sich jeden Beitrag einer Diskussion durch, da ist sowas doch ganz schön nervig.

  99. @112 Mein Gott Walter, die Wertungen können Sie ruhig stecken lassen. Über die Arbeit von Pressure Groups in Internetzeiten wird es demnächst akademische Abschlußarbeiten en masse geben. Tatsache ist doch, daß innerredaktionelle Dispute, ja auch: Diskrepanzen, auf einmal – wenn sie denn in Blogs Außenstehender geraten – die Aufmerksamkeit von ggf. Abertausenden auf sich ziehen und darüber ihren Charakter verändern, und zwar nicht nur zum Guten. Und jetzt dürfen Sie 3x raten, wem daran gelegen ist. Cui bono?

  100. @ Felix ‚Disclaimer-Gott‘ Dachsel (106)
    „Ich nehme in Schutz, wen ich will. Nach bestem Wissen und Gewissen. Manchmal auch gegen den Mainstream, den tatsächlichen oder den suggerierten.“

    Hä? Tatsächlichen oder suggerierten Mainstream?

    Fahren Sie doch mal nach Aserbaidschan und buchen Sie ein paar Tage Knast dort, wünsche viel Spaß. Oder unterhalten Sie sich nicht nur mit Jan Feddersen, der es Ihnen in wenigen Monaten Ihres Daseins dort bei der taz ja angetan zu haben scheint, sondern mit Leuten, die sich auskennen. Finden Sie bestimmt auch in Ihrer Zeitung. Die wird ja gerühmt für ihre Auslandsberichterstattung. Fragen Sie, posten Sie aber bitte erst dann hier weiter. Okay?

  101. Jan Feddersen verleugnet ja auch, dass es Transsexualität gibt. Frauen, die in Männerkörpern geboren wurden, sind seiner Ansicht nach *eigentlich* schwule Männer, die Angst vor einem Coming Out haben. Selbstbestimmungsrecht, Definitionshoheit über den eigenen Körper… – alles Quatsch, weiß Herr Feddersen, woher auch immer (aus eigener Erfahrung offenbar nicht, und mit den einschlägigen Fachmenschen – z.B. Betroffenenverbänden – scheint er sich auch nicht wirklich beschäftigt zu haben).

    http://atme-ev.de/index.php?option=com_content&view=article&id=156%3Aeiner-von-der-taz-schreibt-und-atme-schweigt-immer-noch&catid=4%3Asonstiges&Itemid=2

    Dass jemand mit so einer Idee von Recherche, eigener Weltklugheit und allgemeiner Unverfrorenheit, wenn es um die Bewertung anderer Perspektiven als der eigenen geht, auf solche Wahnwitzigkeiten wir „Menschenrechtist“ kommt, wundert dann irgendwie auch nicht mehr. Dass so jemand sich in der taz verbreiten darf, dann irgendwie schon eher. Wobei nee, eigentlich auch nicht…

  102. Dass die Kollegen Elmar Kraushaar & Jan Feddersen sich nicht übermäßig schätzen, ist treuen Lesern der taz-„Wahrheit“ nicht neu. Schon 2011 durften sie einer dort veröffentlichten Kraushaar-Kolumne entnehmen:
    http://www.taz.de/!65483/

    Dieser Hinweis beinhaltet keine (versteckte) Bewertung der Menschenrechtsdiskussion, sondern dient nur der inhaltlichen Ergänzung.

    P.S: Ich kenne sie alle – außer Elmar Kraushaar. Und ich finde, dass Kolumnen auf der „Wahrheit“ der falsche Platz für solche Auseinandersetzungen sind.

  103. @120, gast:
    „Jan Feddersen verleugnet ja auch, dass es Transsexualität gibt.“

    Schwachsinn.

    Er stellt (sich) lediglich die Fragen, die (sich) auch die Ärzte stellen MÜSSEN, die darüber entscheiden sollen, ob ein Mensch die Erlaubnis bekommt, seinen Körper durch Hormone/OP verstümmeln zu lassen oder ihm diese Erlaubnis verweigert wird.

    Ist Dir irgendeine reproduzierbare Methode bekannt, um Transsexualität zu diagnostizieren? Das wäre prima, dann könnte man sich die ganzen Einzelfallentscheidungen sparen.

    Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß die Ärzte, die einem Jungen, der sich als Mädchen fühlt, noch vor dessen Pubertät Eier und Schwanz abschneiden sollen, gerne 100%ige Gewißheit hätten, daß sie das richtige tun.

  104. Astrid, #121:

    „Solche Auseinandersetzungen“ liest sich, als ob der geplante Kommentar von Elmar nur eine weitere Episode regelmäßiger Zwistigkeiten wäre. Elmars Text (s.o.) liest sich aber ganz anders, und es geht auch nicht um seine eigene Person.

    Wenn nun aber die „Wahrheit“ der falsche Platz für solche Auseinandersetzungen sind: wo wäre der richtige Ort? Darf es unter Ines Pohl ein Pro und Contra noch geben, wenn es sich um Feddersen handelt? Oder war die Einbindung Stefan Niggemeiers die einzige (und letzte) Möglichkeit, im eigenen Blatt einen konträren Standpunkt zu Feddersen einzunehmen?

    Es geht hier doch nicht um rein persönliche Animositäten. Es betrifft den Umgang der taz mit den eigenen Grundwerten.

  105. @ 122
    Falsch! F. stellt sich keine Fragen mehr, sondern er polemisiert gegen Betroffene und verantwortungsvolle Ärzte und Beteiligte!

    „Die Option, sich umoperieren zu lassen, wird nach meinem Gefühl viel zu stark unterstützt. Du empfindest dich als im falschen Körper befindlich? Na, dann holen wir mal die Hormonpillen und das chirurgische Skalpell. Es wird immer einfacher, diese Option zu wählen – der medizinische Fortschritt, wenn man ihn als einen solchen bezeichnen will, ist so weit gediehen, dass transsexuell inspirierte Operationen mittlerweile Routine sind.“

    Gegen diese grob gestrickte und unredliche Argumentation und das „Gefühl“ F.s sprechen die Zahlen:

    „Laut Statistik sind in Deutschland 0,5% der Bevölkerung (sic!) transsexuell (…)
    Im Gegensatz zu anderen Staaten ist Transsexualität in Deutschland als Krankheit anerkannt. Aus diesem Grund übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Geschlechtsumwandlung. Jedoch ist der Weg bis zu Geschlechtsumwandlung, oder auch Geschlechtsangleichung genannt, lang. Neben dem körperlichen Übergang zum Wunschgeschlecht muss auch ein seelischer, sozialer und rechtlicher erfolgen. Es müssen psychologische und psychosoziale Tests durchgeführt werden. Im ‘Alltagstest’, der von gewisser Dauer sein muss, wird die Rolle des neuen Geschlechts in all ihren Facetten übernommen. Nach 6 – 9 Monaten kann man mit der Einnahme von Hormonen beginnen. Nach wiederum 6 – 9 Monaten kann die Planung der Geschlechtsangleichung, welche den größten Schritt darstellt, beginnen.“ (http://www.unique-online.de/geboren-im-falschen-koerper/325/)

    Sogar der Focus bleibt da sachlicher: „Zwar ist die Zahl der Transsexuellen (in Deutschland auf 10 000 geschätzt) nicht gestiegen, aber 300 Transsexuelle wagen pro Jahr den konsequenten Schritt, sich einer etwa dreijährigen psychologischen und aufwändigen hormonellen Therapie oder sogar Operation zu unterziehen….“
    http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/sexualitaet/sexlexikon/im-falschen-koerper_aid_7512.html
    300 bei einer Bevölkerung von über 80 Millionen. Wer hier von „Routine“ plappert, hat meiner Ansicht nach die Absicht zu desinformieren.

    „Früher gab es diese Alternative auf dem OPTisch nicht – und auch heute müssen Gutachten vorliegen, ehe sich jemand einer transsexuellen Operation unterziehen darf. Aber wird denn immer auch geprüft, ob, wie beispielsweise die Mutter des oben genannten Jungen, ob nicht die Eltern insgeheim und unbewusst sich von ihrem Kind ein anderes Geschlecht wünschen? Dass also die Mutter keinen Sohn möchte, sondern schon immer eher ein Mädchen gewollt hat?“ Zitat F.

    Ja! Das wird geprüft. Verräterisch nebenbei, dass er sich – ebenso wie Jeff – auf die ehemals männlichen Transsexuellen kapriziert: Stichwort „Eier und Schwanz abschneiden“ – gerade so, als wäre der umgekehrte Fall irgendwie nicht so schlimm.

    „Transsexualisierung um jeden Preis bedeutet immer, einen Menschen körperlich um etwas zu bringen, was psychisch schon vor einer OP problematisch war. Wer von Natur redet, gar von einer transsexuellen Natur, hat die Gesellschaftlichkeit unserer Körper längst verdrängt. Es wäre eine Verdrängung, die einer Körperverletzung gleichkäme.“ Zitat F.

    „Transsexualisierung“(sic!)…das ist auch so ein „Menschenrechtismus“ um den auch angeblich noch „um jeden Preis“. (Damit meint er wahrscheinlich die „Eier und Schwänze“.) F. spricht den Betroffenen, (von denen sich ja übrigens bislang die wenigsten als Teenager haben behandeln lassen) ihre Selbstbestimmung ab und erklärt sie zu willfährigen Opfern eines perfiden, wenn nicht kriminellen, so wenigstens grob fahrlässigen homophoben Umfelds. Den von ihm unterstellten sorglosen Umgang mit den Thema bei allen beteiligten, kann ich nirgendwo spüren. Und nur weil eine Sache derzeit öfter mal medial verhandelt wird, heißt dass noch lange nicht, dass die Fallzahlen steigen und sich ein Trend zur Geschlechtsumwandlung entwickeln würde.

  106. Theo, # 123

    Puh, ich hatte schon befürchtet, dass ich nun mit solchen Unterstellungen bedacht werde. „Solche Auseinandersetzungen“ war kontextfrei und wertneutral gemeint. Der von mir formulierte Satz kann nämlich auch heißen: die (wichtige!) ESC/Menschenrechts-Debatte gehört nicht auf die Satireseite der taz in eine Kolumne. Ebensowenig wie Feindseligkeiten unter Kollegen.

    Auch hatte ich nicht behauptet, in dem Streit gehe es um „rein persönliche Animositäten“.

    Aber auf solche Feinheiten kommt’s hier vielleicht gerade nicht an.

    Wünsche also weiterhin ein fröhliches Köpfeeinschlagen…

  107. Wieso geht eigentlich weder Felix Dachsel noch sonst jemand auf die spannenden und atemberaubenden Vorwürfe von Brigitte Werneburg ein, dass Feddersen nicht zum ersten Mal in der taz Zensur ausübt bzw. ausüben lässt?!? Wenn das nämlich stimmt, was ich gerne glaube (s.u.), dann würde dieser Skandal noch unglaublicher und noch unerträglicher als sein arrogant-reaktionäres Geschwätz zu diesem und anderen Themen.
    Disclaimer: Ich kenne Jan Feddersen seit Jahren und traue ihm ALLES zu!

  108. 122. jeff

    erwachsene müssen auch einen arzt um erlaubnis fragen, ob sie dürfen – ziemlich pervers ist das.

    und was soll in dem zusammenhang das wort „verstümmelt“? mir tun transmenschen leid, denn sie müssen sich mit solchen menschen wie dir auseinandersetzen, denen die verachtung aus jeder pore trieft und dann solche gestalten auch noch um erlaubnis anbetteln.

    den rest ergoogelst du dir bitte selbständig, es gibt möglichkeiten transsexualität bei kindern festzustellen, wird sich auch irgendwann zu den deutschen betonköpfen herum sprechen.

    und zu feddersen, jeff, lies bitte den artikel, den er geschrieben hat. es ist wie immer bei feddersen, ich. ich. ich. dass seine persönlichen erfahrungen als junger schwuler vielleicht andere sein könnten als die von transmenschen, auf die idee kommt er gar nicht.
    ich persönlich halte es nicht mehr aus, von feddersen noch irgendwas registrieren zu müssen, weil es jedes mal wieder eine neue qualität an egozentrismus bietet, dass es einfach nur weh tut. er hat sich null mit transmenschen auseinandergesetzt, sonst könnte er nicht so einen artikel verfassen.

  109. Disclaimer: Ich kenne KEINE der beteiligten Personen und daher interessiert es mich auch nicht.

    Es scheint sich hier um ganz normale Animositäten unter Arbeitskollegen zu handeln, wie sie in jedem Betrieb an der Tagesordnung sind.

  110. @126 Danke, liebe Frau Geisler – dafür, daß es im Chor der heulenden Derwische (Satire!) auch noch korrigierende Anmerkungen gibt. Es ist schon eine Crux, wie hier bisweilen recht einseitig interpretiert wird. Vielleicht hilft ja die Lektüre des neuesten Anti-Tugendboldes Martenstein: „Der Terror der Tugend“ (ZEIT-Dossier, eben gerade) – manche sollten den Text 10x abschreiben. Naja, zur Einstimmung auf die nächsten Wochen (und zum Ärgernis aller Fußballfeinde) sollte man den Song anstimmen: „Der Theodor, der Theodor, der steht für uns im Tugendtor. Wie der Ball auch kommt, wie der Schuß auch fällt – der Theodor, der hält“ (geschätzter Theo, das ist überhaupt nicht persönlich gemeint, sondern bezieht sich nur auf ihre schriftlichen Emanationen hier).

  111. @ Stefan M. Weber (127)

    Ich bin zu kurz bei der taz, um das Ablehnungsgeflecht im Haus verstanden zu haben und nicht lange genug, um Teil davon zu sein. So lange das so ist, will ich nach bestem Wissen und Gewissen verteidigen, was mir lieb ist: Die publizistische Unabhängigkeit und alle weiterer Freiheiten bei der taz.

    Disclaimer (mundgerecht): Ich bin seit November 2011 Medienredakteur der taz.

  112. @Jeff
    Immer wieder interessant zu sehen, wie leicht sich jemand mit wenigen Sätzen so umfassend als hasserfüllt und gleichzeitig Ahnungslos outen kann.

    :-)

    Das Verhalten von Hr. Dachsel erinnert an einen willfährigen Erfüllungsgehilfen, der unbedingt in der Gunst und/oder Hierachie aufsteigen möchte.

  113. Astrid, #126

    Dann habe ich ihren Kommentar falsch verstanden. Fühlst du dich von mir zu hart angegangen? Das würde mir leid tun, es war nicht beabsichtigt. Sorry.

    strampelkampfler:
    Musste erst einmal nachschlagen, was Emanationen sind. :-) Immerhin was Griechisches – was mir persönlich besser gefällt als ihre zuletzt etwas kopflos wirkenden Fallbeilspiele aus alten französischen Zeiten. Theo ist auch aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet etwa „Geschenk Gottes“, also halten Sie mir bitte nicht meine Tugendhaftigkeit vor, ich kann nicht anders.

  114. Lieber Felix Dachsel (131),
    ach, und danach nicht mehr? Wie das bei Frau Pohl und Herrn Feddersen offensichtlich der Fall zu sein scheint? Das wäre aber schade (um Sie), vielleicht überdenken Sie noch mal diese bedenkliche Ankündigung bzw. Drohung…
    Ich verweise nochmals verschärft auf den Eintrag #74 von Brigitte Werneburg. Es gehört eigentlich zur journalistischen Sorgfaltspflicht, dem nachzugehen!
    Was mich auch noch interessieren würde: Unter welchem Pseudonym beteiligt sich eigentlich Jan Feddersen an dieser Diskussion? „Jeff“? „Strampelkampfler“? Oder versteckt er sich wie üblich hinter jemand anderer/m und lässt den/die die Drecksarbeit machen?

  115. @125, superglue:
    „Falsch! F. stellt sich keine Fragen mehr, sondern er polemisiert gegen Betroffene und verantwortungsvolle Ärzte und Beteiligte!“

    Jaja, die Halbgötter in Weiß. Die Ärzte, die neugeborene Hermaphroditen ungefragt operieren, sind sicherlich auch total verantwortungsvoll. Die Opfer können Jahre später schauen, wie sie damit klar kommen, wenn der Arzt mit seiner Schätzung, ob es wohl eher ein Männlein oder ein Weiblein sein soll, danebenlag.

    „Gegen diese grob gestrickte und unredliche Argumentation und das »Gefühl« F.s sprechen die Zahlen:
    Im Gegensatz zu anderen Staaten ist Transsexualität in Deutschland als Krankheit anerkannt.“

    Transsexualität ist ebensowenig eine Krankheit wie Homosexualität. Staaten, die Transsexualität als „Krankheit“ einstufen, sind Entwicklungsländer, was die partielle Ahnungslosigkeit von Dir und Jan Feddersen erklärt.

    Schau in den Spiegel: Was Du siehst, ist ein Menschenrechtist.

    „Wer hier von »Routine« plappert, hat meiner Ansicht nach die Absicht zu desinformieren.“

    Nur wenige Kliniken führen diese OPs durch. Die Anzahl der OPs steigt. Die Wartezeit ebenfalls.

    „Verräterisch nebenbei, dass er sich — ebenso wie Jeff — auf die ehemals männlichen Transsexuellen kapriziert: Stichwort »Eier und Schwanz abschneiden« — gerade so, als wäre der umgekehrte Fall irgendwie nicht so schlimm.“

    „Schlimm“ ist daran gar nichts, wenn die Diagnose korrekt ist.

  116. @128, 132:
    „Immer wieder interessant zu sehen, wie leicht sich jemand mit wenigen Sätzen so umfassend als hasserfüllt und gleichzeitig Ahnungslos outen kann.“

    In der Tat. Erschreckt mich auch immer wieder aufs Neue, was für merkwürdige Typen sich hier rumtreiben. So vorurteilsbeladen, so einseitig informiert, ironie- und sarkasmusresistent. Sie spucken Wörter aus, die andere nicht mal in Bücher schreiben würden.

  117. @136 Mathias: Sie haben noch eine Fraktion vergessen, Ihre eigene, die der einäugigen Vergleichsmanipulateure, denen die Verbreitung ihrer eigenen Klischees über das genaue (und verstehende) Lesen abweichender kritischer Meinungen geht. Hauptsache, das eigene Ressentiment ist bedient …

  118. @ Jeff

    „Transsexualität ist ebensowenig eine Krankheit wie Homosexualität. „….Danke für den Hinweis. Bin ja selbst auch ganz gesund. Es geht in dem von mir gelieferten Zitat lediglich darum, dass Transsexualität „formal“ in Deutschland als „Krankheit“ anerkannt wird, damit die Krankenkasse die Umwandlung zahlen und dies niemand aus eigener Tasche tun muss.

    „Transsexualität oder Transsexualismus ist laut ICD-10, der „Internationalen Klassifizierung von Krankheiten“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO), eine Form der Geschlechtsidentitätsstörung. Sie liegt vor, wenn ein Mensch körperlich eindeutig dem männlichen oder weiblichen Geschlecht angehört, sich jedoch als Angehöriger des anderen Geschlechts empfindet und danach strebt, sich auch körperlich diesem Geschlecht so gut wie möglich anzunähern.“

    Der Rest Deines Beitrags verbuche ich unter polemische Desinformation.

  119. @superglue: Naja, nachdem die Krankenkasse nun aber die Umwandlung mit allem drum und dran übernimmt, könnte man es ja auch so sehen, dass der falsche Körper als die „Krankheit“ angesehen wird und nicht das Empfinden, im falschen Körper zu sein. Ansonsten müsste medizinisch alles getan werden, dass der/die Transsexuelle wieder die „richtige“ Empfindung bekommt. Und das wäre dann genauso verwerflich wie die Versuche, Homosexualität zu „heilen“, weil es ein direkter Angriff auf die Identität eines Menschen ist.

  120. @141:
    „Es geht in dem von mir gelieferten Zitat lediglich darum, dass Transsexualität »formal« in Deutschland als »Krankheit« anerkannt wird, damit die Krankenkasse die Umwandlung zahlen und dies niemand aus eigener Tasche tun muss.“

    Transsexualität wird in Deutschland nicht „formal“ als „Krankheit“ anerkannt, um OPs zu ermöglichen, sondern sie ist als Krankheit nach ICD-10 klassifiziert. In Deutschland gelten Transsexuelle als geisteskrank.

    „Der Rest Deines Beitrags verbuche ich unter polemische Desinformation.“

    Das überrascht mich nicht.

  121. (inga: nein, das wäre „Theo d’or“ τὸ δῶρον ist „das Geschenk.)

    Sagt mal, spinnt ihr alle?

  122. @inga

    ich hatte garnicht vor dies inhaltlich weiter zu diskutieren. Es ging mir nur darum F.s These zu widersprechen, man könne in Deutschland einfach so – schnipp-schnapp – eine Geschlechtsumwandlung bekommen. (Wollte er auf derart gelagerte Probleme aufmerksam machen, böten Iran oder Thailand auch sicher mehr Stoff.)

    Fakt ist: Die Einstufung als Geschlechtsidentitätsstörung erlaubt den deutschen Krankenkassen die Kostenübernahme, was allerdings gleichzeitig langwierige und ich unterstelle mal – gutwillig oder „naiverweise“ – sorgfältige Prüfungen durch Ärzte und Psychologen nötig macht.
    Die Selbstmordrate von Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörungen (und auch von homosexuellen Menschen) ist übrigens – nach allem, was mir bekannt ist – durchaus signifikant höher als die von „gesunden“ Heterosexuellen. Derzeit sind mir aber keine Studien bekannt, die darauf hindeuten würden, dass Menschen nach einer Geschlechtsumwandlung wegen dieser Entscheidung unglücklicher leben als vorher oder den Schritt grundsätzlich bereuen. Es gibt nicht wenige Stimmen, die deshalb Geschlechtsumwandlungen als therapeutischen Erfolg, als potentiell lebensrettende Maßnahme und Verbesserung der Lebensqualität sehen.

    Für eine Zunahme von – gar leichtfertigen – Geschlechtsumwandlungen oder einer steigenden Ermunterung durch Ärzte, Psychologen oder andere wie F. andeutet, gibt es keine Indizien. Hätte er sich mit journalistischer Sorgfalt um das Thema bemüht, wäre ich der erste, der ihm für diesbezügliche Aufklärung auf der Basis seriöser Informationen Beifall gezollt hätte. Mit nebulösen Bauchgefühlen des Herrn F. mag ich mich aber nicht ernsthaft befassen. Das tun ja hier schon andere.

  123. @ Jeff

    „Transsexualität wird in Deutschland nicht »formal« als »Krankheit« anerkannt, um OPs zu ermöglichen“

    Habe ich nirgendwo behauptet. Aber die Einstufung als Krankheit ist nötig, um eine Kostenübernahme der Kassen zu ermöglichen.

    “ In Deutschland gelten Transsexuelle als geisteskrank.“

    Wenn Sie das so sehen wollen.
    „Geisteskrank“ ist lediglich noch ein juristischer Begriff, an dem Sie sich gerne berauschen dürfen. In der Medizin findet er im Grunde keine Anwendung mehr.

  124. @147/48 Mathias: Im Vergleich zu Ihrem grobschlächtig ausgefallenen -Ei-Länder-Vergleich (# 136) lassen Sie jetzt durchaus Züge eines amüsanten Scherzkeks sich anmerken (hat man Ihnen sicher schon im Kindergarten attestiert) – eine leichte Selbstreferentialität ist allerdings nicht zu verkennen. Aber besser noch als all die verbiesterten Statements …
    @144 Inga: Schade, sprach die Dorade – ich schwämme so gerne im Theodorado. (Leider nix mit „Deaureatus“, der Vergoldete).

  125. „Transsexualität ist ebensowenig eine Krankheit wie Homosexualität. Staaten, die Transsexualität als »Krankheit« einstufen, sind Entwicklungsländer (…).“

    Aus dem BSG-Urteil von 1987:

    „Die Klägerin hat einen Anspruch auf die streitige Leistung dann, wenn ihr damaliger psychophysischer Zustand rechtlich als behandlungsbedürftige Krankheit iS der §§ 182 Abs 2, 184 Abs 1 RVO zu gelten hat. Das LSG hat den Rechtsbegriff der Krankheit nicht verkannt. Es brauchte insoweit nur zu prüfen; ob bei dem als Transsexualität zu beschreibenden Zustand der Klägerin die innere Spannung zwischen ihrem körperlich männlichen Geschlecht und ihrer seelischen Identifizierung mit dem anderen Geschlecht eine derartige Ausprägung erfahren hat, daß eine Krankheit im Sinne der genannten Vorschriften anzunehmen war. Das hat das LSG ohne Rechtsverstoß bejaht. Es ist dabei von einem Krankheitsbegriff ausgegangen, bei dem nicht nur auf das Bestehen eines regelwidrigen, vom Leitbild des gesunden Menschen abweichenden Körper- oder Geisteszustand abgestellt wird, (…), sondern darüber hinaus ein Leidensdruck gefordert wird, durch den sich die Regelwidrigkeit erst zur eigentlichen Krankheit im Sinne der genannten Gesetzesbestimmungen qualifiziert.“

    Willkommen im Entwicklungsland BRD.

  126. @superglue #152: Ich glaube nicht, dass sich Samtkrampfler seine Ahnung Meinung durch irgendwelche dahergelaufenen Argumente versauen lässt – da könnte ja jeder kommen!

    @Stefan: Ich glaube, jede Randgruppe ist ausreichend – wenn auch noch nicht von jedem – beleidigt worden. Der Erkentnissgewinn auf beiden Seiten scheint sich nicht einzustellen. Man könnte die nach unten offene Kommentarspalte an dieser Stelle abschließen. Ich muss den ganzen Rotz doch sonst noch weiter lesen.

    Disclaimer: Ich bin erster Gardeoffizier des internationalen Verwundertenbattalions der Stefan-Niggemeier-Claquere, Mitglied der anonymen Kommentatorenarmee, Speichellecker, Fanboy und Freund Niggemeiers.

  127. @superglue: Na, da steht doch aber ziemlich genau das Gegenteil: Nicht die Transsexualität selbst ist die Krankheit sondern erst der dadurch erzeugte Leidensdruck. Es gibt auch Beispiele, dass Menschen, die extrem unter ihrer subjektiv zu großen Nase leiden und daher von den Kassen eine Verkleinerung bezahlt bekommen, trotzdem ist es nicht die zu große Nase, die hier als Krankheit betrachtet wird, sondern die Depression.

  128. @153/54 SvenRegener: Sie zeigen transsexuelle Ermüdungserscheinungen – es war Jeff und nicht der Strampler. Im übrigen hat inga natürlich vollkommen recht (BGS-Urteile verstehe ich denn doch noch).

  129. @dampfhampler #155: Sie oder Jeff, ich oder Sven Regener – macht das wirklich einen Unterschied?

    @inga #155: Ist das nicht vollkommen egal und ein wenig böswillige Wortklauberei? So kenne ich Dich nicht. Hauptsache, die Operationen müssen nicht auch noch von den Leidenden bezahlt werden.

    Disclaimer (Hihi): Ich bin nicht Sven Regener und kann diesen noch weniger leiden als Jan Feddersen.

  130. Ja, wenn die Nase gar nicht die Krankheit ist, scheint es zumindest inkonsequent, die Nase zu behandeln. Aber man kommt immer in Teufels Küche, wenn man versucht, „Krankheit“ allgemein zu definieren. Der Ausdruck „regelwidriger Geisteszustand“ vom BSG zeigt das ja recht deutlich.

  131. Mathias, #142:

    („Theo meint schlicht »Gott«.“ )

    Du kannst aber gerne weiterhin „theo“ zu mir sagen.

    kampfstrampelfix, bester Polyhistor („Deaureatus, der Vergoldete“)… was Sie so alles wissen… da wäre selbst mein Urahn Christian Fürchtegott (sic!) Hellert von den Socken…

  132. @SvenR: Ich finde das, im Gegenteil, ziemlich wichtig und keineswegs eine Wortklauberei. Ich finde es gut, wenn die Betroffenen das nicht selbst zahlen müssen, ich finde es aber schlecht, wenn ihr Empfinden, im falschen Körper zu sein, als krankhaft bezeichnet wird. Deswegen gefällt mir das oben zitierte Urteil, weil eben nicht das Gefühl, im falschen Körper zu sein, als behandlungswürdig bezeichnet wird sondern akzeptiert wird, dass es sich für den/die Betroffene/n um einen unerträglichen Zustand handelt. Besser kann ich nicht erklären wie ich das meine.

  133. Jetzt nimmt es expressionistische, ja dadaistische Züge an. Ich erklär’s zu Literatur. Doch:

    Warum fordere ich jetzt erst,
    genervt und mit virtueller Tinte:
    Feddersen und Niggemeier,
    singt „Ein bisschen Frieden“!

  134. @inga

    „Na, da steht doch aber ziemlich genau das Gegenteil: Nicht die Transsexualität selbst ist die Krankheit sondern erst der dadurch erzeugte Leidensdruck.“

    Das Gegenteil von was? Ich kann mich nicht erinnern, mich in dieser Frage so positioniert oder behauptet zu haben, Transsexualität sei eine Krankheit in jenem engen (!) Sinne, welchen auch die unterlegene beklagte Partei (die Versicherung) im Verfahren von 1987 angeführt hat und verneint (!) sehen wollte (um die Kosten zu sparen). (Eben jene Sicht, die Krankheit nur als „regelwidrigen, vom Leitbild des gesunden Menschen abweichenden Körper– oder Geisteszustand“ betrachtet.) Ich hatte das oben beschrieben Aha-Erlebnis offensichtlich schon etwas früher als einige Mitforisten.

    “ ich finde es aber schlecht, wenn ihr Empfinden, im falschen Körper zu sein, als krankhaft bezeichnet wird.“

    Habe ich – wie gesagt – nie getan. Ich sprach – in der Absicht das ebenfalls nicht von mir stammende Zitat zu erläutern – ja ausdrücklich von der Anerkennung als „Krankheit“ als lediglich zwingende formaljuristische Voraussetzung für die Kostenübernahme der Therapie und Behandlung. Was vordergründig klingt wie eine aus der Zeit gefallene Verunglimpfung von Betroffenen (der Jeff ja mit seinem hyperventilierenden Beharren auf die angebliche Einordnung der Transsexualität als „Geisteskrankheit“ auf den Leim geht) ist im Effekt wie Sie richtig bemerken, ein notwendiges – und humanitäres – juristisches „Konstrukt“, um einen für die Betroffenen „unerträglichen Zustand“ zu heilen, ohne dabei fragen zu müssen, ob man sich diese Behandlung auch finanziell leisten kann. Auch wenn man natürlich weiterhin mit Recht argumentieren kann – wie das in Frankreich ja getan wurde – dass mit dieser Einordnung als „Krankheit“ eine verabscheuungswürdige Stigmatisierung erfolgt, so ergibt das alles im Rahmen der deutschen Reichsversicherungsordnung durchaus einen mir sympathischen Sinn.

  135. „Was vordergründig klingt wie eine aus der Zeit gefallene Verunglimpfung von Betroffenen (der Jeff ja mit seinem hyperventilierenden Beharren auf die angebliche Einordnung der Transsexualität als »Geisteskrankheit« auf den Leim geht)“

    Es sind die Transsexuellen selbst, die darauf „beharren“, daß sie durch die Klassifizierung nach ICD-10 als „geisteskrank“ diskriminiert werden.

    Daß sie auf Deine Meinung nichts geben, läßt sich beispielsweise dem Schreiben des ATME an die WHO aus 02/2012 entnehmen, in dem darauf hingearbeitet wird, das die Einstufung entfernt wird.

  136. Ich habe den Eindruck, der ganze Wirbel um Feddersen ist lediglich das Symptom für die Ausbreitung der Kolumnenkultur im Journalismus. Offenbar nehmen Kolumnen an Bedeutung zu, vielleicht, weil sie billiger sind als recherchierte Stücke. Kolumnen sind aber subjektive Meinungsbeiträge. Sie leben von der pointierten Sprache, von Rhetorik und Polemik. Sie sollen unterhalten.

    Das Wort „Menschenrechtist“ zeigt das. Es ist kein Wort eines sachlichen Beobachters, sondern ein polemischer Angriff auf andere. Mich stört dieses Wort an sich nicht, was mich eher stört, ist, dass die Frage der Unterdrückung Homosexueller in Aserbaidschan so zu einem Meinungsthema wurde und das in einem journalistischem Medium. Dessen Aufgabe wäre es eigentlich, die für die Urteilsbildung nötigen Fakten zu beschaffen.

    Stattdessen wird dem Leser offenbar nur ein subjektiver Standpunkt geboten, der vor allem über den Autor der Kolumne informiert, aber nicht über das von ihm besprochene Land. Auf diese Weise mögen Zeitungen vielleicht spannende Feuilletiondebatten initiieren können, die die Aufmerksamkeit des mit-streitenden Publikums fesseln. Immerhin, die Debatten haben dann auch ihren eigenen Nachrichtenwert und werden wiederum zum Medienthema. Und dem Leser wird es leicht gemacht, sich mit dem einen oder anderen Standpunkt zu identifizieren und entsprechend mitzureden. Der Journalismus jedoch bleibt bei so etwas auf der Strecke.

    (Die Ausbreitung der Kolumnen ist jetzt freilich mein subjektiver Eindruck.)

  137. @ Jeff

    Lesen hilft:

    „Auch wenn man natürlich weiterhin mit Recht argumentieren kann — wie das in Frankreich ja getan wurde — dass mit dieser Einordnung als »Krankheit« eine verabscheuungswürdige Stigmatisierung erfolgt, so ergibt das alles im Rahmen der deutschen Reichsversicherungsordnung durchaus einen mir sympathischen Sinn.“

    Im Augenblick nützt die Anerkennung als GIS und damit Krankheit im Sinne der RVO den Betroffenen, weil es die Kostenübernahme der Behandlung durch die Krankenkassen rechtlich erst möglich macht. Es ist völlig offen, was eine vergleichbare Regelung wie in Frankreich – wo die Einstufung der Transexualität als GIS (nicht Geisteskrankheit) abgeschafft wurde – für die Versicherten in Deutschland für Folgen hätte. Nochmal: Es waren die Krankenkassen, die argumentierten, Transsexualität und die damit verbundenen oder durch sie ausgelösten Leiden, seien keine (!) Krankheit und demzufolge die therapeutischen Behandlungskosten auch keine durch sie zu erstattende Leistungen! Dieser Auffassung ist – zum Glück für die Betroffenen – weder das LSG noch das BSG in der Revision gefolgt.
    Wer nun eine andere Einstufung haben will, müsste aber gleichzeitig klären, wie die Kostenübernahme juristisch anders geregelt werden soll. Auf entsprechende Klagen der Krankenkassen dürfte man wohl nicht lange warten müssen, würde das Sozialgesetzbuch (respektive die RVO) nicht ebenfalls viel grundlegender geändert. Warum sollten die Kranken (sic!)-Kassen für kosmetische „Flausen“ zahlen?
    Hier geht es nämlich eben nicht nur um die sehr berechtigten Befindlichkeiten der Betroffenen bezüglich der begrifflichen Stigmatisierung, sondern eben auch um handfeste finanzielle Interessen auf beiden Seiten.

    Fast könnte man meinen, F. und Jeff stehen auf den Gehaltslisten der Versicherungslobby, so sehr wie man sich bemüht, den versicherungsrechtlichen Status der Transsexualität abzuschaffen.

    Dass die ATME für die Interessen aller Transsexuellen spricht bezweifele ich. Vielleicht hat man dort den oben beschriebenen Zusammenhang einfach noch ebensowenig durchschaut wie Sie.

    Nochmal erkläre ich das übrigens jetzt nicht mehr.

  138. @Milo #165: Eine gute Kolumne kennzeichnet, dass sie auch gut recherchiert ist. Das ist ja das Problem mit Feddersens Geblubber und dem Umstand, dass die taz es druckt. Da gefällt sich jemand als Provokateur, schreibt beharrlich schlichten Unsinn und die Chefredaktion verteidigt es auch noch als Meinung.

  139. @kampfstrampler: Ich bin übrigens froh, dass Sie hier schreiben. Gelegentlich sind in diesem Blog zu viele Menschen einer einzigen Meinung. Und diejenigen, die doch – und dann wohl eher aus Prinzip – widersprechen, wirken oft recht unerfreulich. Das gilt ausdrücklich nicht für Sie.

  140. @ Milo

    Ich stimme Ihnen da grundsätzlich zu.
    Der „BILD Dir Deine eigene Meinung“s-Fetischismus ist sicher eine Kehrseite des Mediums Internet. Dass unreflektierte, polemische Stimmungsmache offensichtlich für viele mehr Aufmerksamkeit und Enterntainment-Value hat als sorgfältig recherchierte und sachlich vorgetragene Analyse, spült Typen wie F. zangsläufig nach oben. Dabei habe ich mir trotz allem das Wort „bitchy“ immer mit scharfzüngig und (!) scharfsinnig übersetzt. In Texten von F. gerinnt der Anspruch aber meist nur zur substanzarmen, vulgären Attitüde. Ärgerlich nur, dass der bei seinen intellektuellen Husarenritten (gegen gerne gerade jene, die mit genügend anderen Sorgen zu kämpfen haben), viel zu oft auch noch von zwangsgebührenfinanzierten Medienanstalten alimentiert wird.

    Leider – und auch da haben Sie völlig Recht q.e.d.- gerät dabei das eigentlich wichtige „ad rem“ zunehmend zugunsten des am Ende doch wenig Erkenntnis und „Aufklärung“ liefernde „ad hominem“ ins Hintertreffen. There´s eben no business like media business. Und F. hat seine 15 Minuten Fame von Ines Pohl, NDR (und natürlich auch Niggemeier) quasi garantiert.

  141. @ Moritz

    Aber wie sagte schon Torquato Tasso:
    „und wenn sie auch
    die Absicht hat, den Freunden wohl zu tun,
    so fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.“

    Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass es – angesichts der meist durchaus wahrhaft konträren Meinungen und Standpunkte hier – eines sophistisch oberlehrerhaften advocatus diaboli ernsthaft bedarf. Mnachmal ist es einfach nur d(t)rollig.

  142. @172 Goethe am frühen Morgen – und dein Tag ist gerettet! Die Reaktion zeigt allerdings: „Der Wurm, der getreten, krümmt sich“. Jaja, es ist schon schwer, andere Meinungen aushalten zu müssen – und so einfach, die Mißliebigen in die Troll-Ecke abzuschieben. Wie war das mit den Dissidenten in stalinistischen Regimen? Sie können nur irren, also sind sie irre, also ab mit ihnen in die Zwangsanstalten. Hauptsache, man selbst ist reinen Herzens und verfolgt unbeirrt die Sache des real existierenden Egozentrismus … Und dabei sind wir alle doch einer Meinung unserer Big Sister DankeAnke: Europe is watching you. Jau – nur daß sie (aus Versehen?!) zu einer Formel gegriffen hat, die der allumfassende Tugendstaat, wo alle einer immer schon geltenden Meinung sind (inclusive Two Minutes Hate), als Maxime ausgibt. Worse or well?! Sagt ein Menschenrechtist …(Für alle, die übelnehmen wollen – da sind Anflüge von Satire enthalten)

  143. „Wie war das mit den Dissidenten in stalinistischen Regimen?“

    Sie sollten die Angriffe gegen ihre Posts nicht derart kleinreden. Es ist absolut menschenunwürdig, wie man hier mit Ihnen umgeht. Dass die Staatsorgane, inzwischen offenbar vollständig in der Hand der 68er-Selbstgerechten, teilnahmslos dabei zuschauen, ist ja kein Wunder. Mein Held.

  144. @174 Hey, theo – als Uralt-68er hätte ich noch ein paar Kampfparolen drauf. Kennen Sie noch „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt“? Oder: „Brecht dem Schütz die Gräten – alle Macht den Räten“. Als zu meiner Zeit das Rektorat gestürmt wurde (nur bewacht von zwei ältlichen Ordnungskräften mickriger Statur), waren an der Spitze der Bewegung zwei sehr sportliche, groß und ausladend gebaute junge Damen, die den schwachen Widerstand hinwegfegten mit dem ewiggültigen Schlachtruf: „Keine Gewalt gegen Frauen!“ Andere Slogans sind ja mittlerweile wunderschön parodiert bei Joko/Klaas: „Stehen, damit es weitergeht“ -„Steht kaputt, was euch kaputtmacht“ – „Ulrike, der Kampf steht weiter“. Sie sehen, mich erschüttert jarnüscht mehr – am liebsten wiehere ich in den Gegenwind.

  145. @176 Nee, paßt mir nicht – aber ich mach mir Sandalen draus und latsche auf Ihren Eindrücken herum.

  146. Hallo, Herr Niggemeier.
    Gibt es irgendeine Möglichkeiten die Kommentare von speziellen usern im vorherein auszublenden ?
    Das wäre nice !

  147. Dirk,

    so ein Kommentarstrang ist kein Wunschkonzert. Wir müssen das Leben nun einmal so annehmen, wie es ist.

  148. Was für eine Wortklauberei. Transsexualität ist natürlich keine Krankheit, insofern ist es nachvollziehbar, wenn sich Betroffene gegen eine Erwähnung im ICD-10 wehren, auch wenn sie sich damit ins eigene Fleisch schneiden und eine Abschaffung dieser Regelung bedeuten würde, die (bestimmt immensen) Kosten selbst tragen zu müssen.
    Hat vielleicht Ähnlichkeit mit einem unschuldigen Angeklagten, der weiß, dass er aufgrund der falschen Beweislast auf jeden Fall mit einer Verurteilung zu rechnen hat und das Strafmaß erheblich senken könnte, wenn er sich schuldig bekennt. Würde ich ja nicht wollen, auch wenn es schlimme Konsequenzen für mich hätte.

    Hier fehlt eine neue Terminologie. Transsexuelle sind doch (hoffentlich größtenteils) glücklich, wenn ihre Umwandlung abgeschlossen ist. Das Unerträgliche, Krankhafte ist der Zustand davor. Das könnte man vielleicht „unbehandelte Transsexualität“ nennen (vielleicht fällt jemanden hier ein schicker griechischer Ausdruck dafür ein). Und das ist in meinen Augen eindeutig eine Krankheit.

    Irgendwie erscheint mir die Diskussion darüber typisch deutsch.

  149. @178/79 Meine Güte, nun habt Euch nicht so – wenn Ihr nur Eure eigenen Texte und Parodien lesen wollt, wie langweilig. Mit dem Ausschluß fuchtelten die lieben K-Gruppen vor 40 Jahren herum, wenn ihnen Nase und Gesinnung nicht paßten. Das kenne ich schon: „Dir fehlt das richtige Bewußtsein“. Und: „Wir tagen so lange, bis wir die Mehrheit haben“.

  150. @ 180

    Wortklauberei oder Wissenschaft

    „In der derzeit gültigen Fassung der von der Weltgesundheitsorganisation herausgegebenen und auch in der Bundesrepublik Deutschland verbindlichen „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen“ (ICD-10 1991) werden „Störungen der Geschlechtsidentität“ (F 64) dem Kapitel „Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen“ (F 6) zugeordnet.

    ICD-10
    Störungen der Geschlechtsidentität (F 64)
    Transsexualismus (F 64. 0)

    Symptomatische Klassifikation:
    • Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechts zu leben und anerkannt zu werden
    • meist einhergehend mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht
    • Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht so weit wie möglich anzugleichen.

    (…)

    Weil die Diskussion über eine angemessene Terminologie und Klassifikation nach wie vor im Fluss ist, werden derzeit alte und neue Begrifflichkeiten nebeneinander oder miteinander kombiniert benutzt. Dies geschieht in unterschiedlicher und z. T. in sich widersprüchlicher Weise: Besonders verbreitet ist die Verwendung des DSM-IV-Terminus „Geschlechtsidentitätsstörung“ als Oberbegriff, unter den „Transsexualität“ i. S. des ICD-10 als Unterkategorie subsumiert wird. In diesem Fall wird „Transsexualität“ – unter Beibehaltung der Kopplung des Begriffs an das Verlangen nach/die Indikation zu „geschlechtsumwandelnden“ Operationen – als „besondere Form“ (als „besonders schwere“, als „Extrem“-Form) der Geschlechtsidentitätsstörungen definiert („transsexuelle Geschlechtsidentitätsstörung“). Auch wenn man dem DSM-IV inhaltlich folgt, lässt sich der inzwischen etablierte Begriff „transsexuell“ schon aus Gründen der Verständlichkeit nicht vermeiden.

    I. d. S. ist der Begriff „Transsexualität“ reduktionistisch und trifft nicht den Kernkonflikt der Betroffenen; andererseits hat er aber insofern eine Legitimität, als er auf die (nach wie vor ungeklärten) Zusammenhänge zwischen Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung verweist. In Deutschland haben Selbsthilfegruppen den Begriff „Transidentität“ vorgeschlagen.“

    Alles nachzulesen bei
    Sophinette Becker
    Transsexualität – Geschlechtsidentitätsstörung
    in: Götz Kockott/Eva-Maria Fahrner (Hrsg) : Sexualstörungen. Thieme Verlag Stuttgart New York 2004, 153-201

    Man nehme mal zur Kenntnis: kein Wort von „Geisteskrankheit“.

    Und auch,wenn ich´s nicht mehr tun wollte: Der Krankheitsbegriff entstammt der deutschen RVO. Wobei die Richer ganz deutlich gesagt haben:
    „Es ist dabei von einem Krankheitsbegriff ausgegangen, bei dem nicht nur auf das Bestehen eines regelwidrigen, vom Leitbild des gesunden Menschen abweichenden Körper– oder Geisteszustand abgestellt wird, (…), sondern darüber hinaus ein Leidensdruck gefordert wird, durch den sich die Regelwidrigkeit erst zur eigentlichen Krankheit im Sinne der genannten Gesetzesbestimmungen qualifiziert.“

  151. @ krampfaufstampfler,
    da Sie recht intelligent sind, haben Sie gleich bemerkt,
    dass ich sie (als Einziger) als speziellen user gemeint habe.
    wäre schön, wenn Sie ihre Intelligenz für positivere (im Allgemeinen, nicht im Speziellen pro Niggemeier und fanboys) einsetzen würden.
    Aber damit kann man wohl nicht mehr rechnen.
    Positiv wäre es aber, dann bräuchte ich solch technisches Hilfsmittel nicht (das Vorgeschlagene bekomme ich leider auch nicht zum Laufen).
    -> zu Hülfe !

  152. @184 Dirkules: Ooch, das schaffen Sie schon und der liebe Howie auch. Ist doch Happy Cadaver – da läuft so manche Prozession. „Einen Jux will er sich machen“ – gewiß. Aber im wesentlichen geht es doch darum, die schwachen Lesenerven mancher so ungemein toleranten (! Ha – jetzt sind wir beim Generalthema) Mitforisten zu stärken und abzuhärten für die wahren Schlachten im Leben, auf daß der Luschtverluscht nicht auf den Lebensnerv übergreift. Auf der Parallelschiene läuft der Transsexualitätsexpress der Spezialisten – wenn mir danach ist, schau ich mal rüber; tun Sie es einfach auch. Sehen Sie, geht doch. Der Hausherr hat das Toleranzedikt ausgerufen – er hat eben den Gleichmut eines Westfalen.

  153. Ich habe mir gestern Abend zwei leckere Eissorten gegönnt.
    Zum Glück habe ich mir vorher ein Loch in den Bauch gefreut, weil ich es mir so gut geht und ich so glücklich bin.
    Intelligentes Rumgenöle und Meinungen, die meinen so dermaßen diamentral entgegenstehen brauche ich einfach nicht.
    Daher wünsche ich mir ein Add-on um mich abzugrenzen.
    Das ist mir einfach wichtig.
    Genauso wie das Eis, dass ich mir jetzt auf dem Balkon in der Sonne löffeln werde.
    Gruss aus OWL (Minden)

  154. @186 Na gut, das erklärt natürlich so einiges – ein Mindener Eisbär (Knut? Lars??) ist ja auch kein echter Westfale, sondern nur Nachkomme von Eisenbahnern, die auf der Strecke Köln-Berlin vergessen worden sind. Meine Eltern sind noch ein Stück weiter gefahren und in Bielefeld ausgestiegen – daran leide ich heute noch (ich hätte so gern im Film „Bielefeld gibt es ja gar nicht“ mitgespielt).

  155. Wer hier so lange durchhält, wird belohnt: Er darf noch bis Mitternacht und darüber hinaus mit dem Kampfstrampler herumstampfkrampeln.
    Vermutlich hat ihn Niggemeier deswegen angestellt.

  156. Wer will noch mal – wer hat noch nicht?! Ach, liebe Leute, gönnt mir die kleine Pause zwischendurch – ich muß einen Vortrag schreiben und brauche zum Luftholen ab und zu ein bißchen Tüddelüüt an Backbord.

  157. Einige möchten im Film »Bielefeld gibt es ja gar nicht«, Andere im Kommentarstrang »kampfstrampler gibt es ja gar nicht« mitspielen. Ist es nicht schön, wie sich immer irgendwo Gemeinsamkeiten finden?

  158. @191 Theo, this my standard procedure for doing it. Nur mein Mittelenglisch hat doch arg gelitten.
    @192 Olly, sometimes the magic works and sometimes not.

  159. @191

    Danke, Theo, auch für das Filmchen.
    Irgendwie „knuffig“, sehr gut. Wollen wir den Mann umtaufen in „Stumpfstrumpfknuffler“?

  160. Nach 1,5h des angestrengten Lesens mit einem 320*240-Pixel-Handydisplay frage ich mich, was kommt nun dabei herum? Wird die taz schlau draus?
    Ist doch aber ansonsten toll, dass wegen der vielen potentiellen Ausweichmöglichkeiten zukünftig mehr (Eigenblatt-)Kritisches “gedruckt“ wird.

  161. Ich hätte da mal ’ne grundsätzliche Frage, da dies das erste Mal ist, dass ich die Kommentare zu einem Blog-Eintrag kontinuierlich verfolge: Ist es eigentlich immer so, dass irgendwelche Klugscheisser manisch ihr Stäbchen wichsen und auch dann noch nicht damit aufhören können, wenn es schon ganz blutig ist, endgültig nur noch unappetitliche Sachen rausquillen und das Strampelhöschen schon ganz nass ist und mieft?
    Würde es eventuell helfen, wenn nur noch Beiträge von Leuten veröffentlicht werden könnten, die sich nicht feige hinter irgendwelchen mal mehr, meist aber mal weniger witzigen Pseudonymen verstecken?
    Und vielleicht können Sie mir, geschätzter Stefan Niggemeier, irgendwann mal erklären, woher Sie eigentlich die Eselsgeduld nehmen, neben dem K(r)ampf-Geschwalle auch noch die widerwärtigen persönlichen Angriffe und Beleidigungen Einiger zu ertragen!?
    Ach so, Sie lesen das alles garnicht. Klasse Idee!!

  162. @198 Da hat jemand einen so schönen Namen wie Sie, Herr Weber – aber was ist er wert, wenn Sie noch nicht mal die elementarste Tugend der Toleranz aufbringen: Geduldig über das hinweglesen, was einen nicht interessiert. Dafür befleißigen Sie sich eines absolut inakzeptablen Tones, der auf Ihre Kinderstube und Ihre charakterliche Eignung zum Kommentieren ein ganz schlechtes Licht wirft. Weswegen ich ein Ergonym (nachschlagen!) verwende, ist u.a. durch die Existenz solcher Pöbler, wie Sie es sind, bedingt. Husch, husch zurück ins Körbchen – werden Sie neuer Pressesprecher bei den Berliner Piraten. Übrigens bin ich Pirat, naja ein halber … aber meine Augenklappe habe ich beim Nachbarn über den Stuhl gehängt. Könnte es sein, daß Sie sie (zusätzlich zu Ihrer) auch noch aufgesetzt haben?!

  163. So, jetzt noch ich!

    @ kampfstrampler
    Da ja hier auch über echte oder falsche Krankheiten diskutiert wurde, bei ihnen diagnostiziere ich Morbus Vielschwätz im letzten Stadium, den passenden ICD-Code habe ich gerade nicht parat!

    Die Auswirkungen sind wie bei Alzheimer, die Betroffenen merken nichts mehr davon, alle anderen müssen jedoch unendlich darunter leiden!

    Lassen sie es gut sein, sie hatten ausgiebigst ihren Spass!

  164. @kampfstrampler: Apropos Toleranz. Falls Sie angesichts des Themas dieses Eintrags die Grenzen meiner noch mehr testen wollten als sonst, kann ich Ihnen berichten: Sie haben sie jetzt allmählich erreicht.

  165. „Die Grenzen der Toleranz von Kommentarspaltenlesern“
    Stefan M. Weber, Dirk: Habt Ihr sie eigentlich noch alle? Ihr fordert Zensur missliebiger Kommentare ausgerechnet unter einem Artikel zum Thema Meinungspluralität in der taz? Merkt Ihr eigentlich noch was?

    Disclaimer: Ich teile die Meinung von kampfstrampler zum Thema Feddersen nicht.

  166. @200/1 Gut, dann ist ja mein Ziel erreicht. Vielleicht denken Sie über Toleranzgrenzen und taz jetzt etwas differenzierter nach. Und auch darüber, daß nicht jede Entrüstung, die hier in vielerlei Spielarten vorgebracht wurde, auch tatsächlich berechtigt ist (von den Ausdrucksformen mal ganz zu schweigen). … Und wech.

  167. „Gut, dann ist ja mein Ziel erreicht. Vielleicht denken Sie über Toleranzgrenzen und taz jetzt etwas differenzierter nach.“

    Er merkt es wirklich nicht. Da fragt man sich schon, wie er sich wohl durchs wirkliche Leben durchschlägt. Kann einem auch irgendwie leid tun.

  168. @204 Keine Ursache, Theo – und schon gar kein Mitleid. Mir geht es gut, und eigentlich war ich bisher sehr erfolgreich. (Und meine Statements hier sind nun wirklich durch z.T. unsägliche Geisteshaltung evoziert worden – da kann man doch nur widersprechen). … Und nochmal wech.

  169. @inga/202:

    Nö, darum ging es vermutlich nicht. Dieser Kommentarstrang hätte sehr interessant werden können, wäre er dicht beim ursprünglichen Thema geblieben. Leider haben ihn Krampfstammler & Co. so lange zerredet und mit Nebenkriegsschauplätzen befüllt, bis jede Diskussion zum eigentlichen Thema gestorben war. Schade drum.

  170. @206: DANKE!
    Der zähe Abschied des Strampelhöschens verspricht leider peinigender zu werden als Zarah Leanders Abschiedstournee…
    Es ist zwar albern, ueberhaupt darauf einzugehen, aber wo habe ich bitte zur Zensur aufgerufen? Ich habe lediglich ein paar Fragen gestellt…

  171. Hallo kampfstrampler,

    ich habe nach ’68 nicht mehr weitergelesen. Das hier ist also eine Antwort auf die 68. Das, was Sie da schreiben, ist ganz schön entlarvend, finde ich.

    Erst kommt von Ihnen ein kurzer kenntnisreicher Vortrag zum „advocatus diabloi“, der genau was soll? Ihren Kenntnisreichtum unterstreichen? Fall ja: warum sollte das interessant sein? Falls nein: Warum dann?

    Dann kommt eine Abstrahierung, die die Meinung anderer verpsychologisiert. Also: Anstelle einer Auseinandersetzung mit dem Argument wählt man die Auseinandersetzung mit der Gruppe der Personen, den der Opponent vermeintlich angehört („Leider ist hierzulande….“).

    („Jeder Widerspruch des Opponenten dient dazu, die eigene Position noch weiter einzuschärfen“) So kommen Sie zu dieser Behauptung, die wieder eine Generalisierung zum Gegenstand hat, die nicht nur irrelveant für das Thema ist, sondern gleichzeitig auch noch den Verdacht nicht nur einseitiger Darstellung und auch vielleicht einseitiger Wahrnehmung begründen könnte – wenn man den nun zurück psychologisieren wollte. Was ja aber hier keiner will.

    Dann äußern Sie – als Schlussfolgerung dieser Irrfahrt – ein Prinzip, mit dem Sie es auch noch „grundsätzlich halten“. Ein doppelt grundsätzliches Prinzip also. Unumstößlichkeit in Ihrer Vollendung. Das Prinzip lautet: „Widerspruch ist geistige Entwicklungshilfe“.

    Wir wollen mal gar nicht weiter vertiefen, was das Aufstellen von Prinzipien über den Aufsteller aussagen könnte.

    Wollte ich mich zu dem Prinzip an sich dazu äußern, würde ich meinen hier eine Ausprägung von Zynismus zu sehen. Wenn man es genau betrachtet, ist es aber doch eher in einer Vielzahl aller Fälle Unsinn, anzunehmen, dass destruktives Verhalten „prinzipiell“ zu konstruktiven Ergebnissen führen kann. Zudem ist der Widerspruchsgeist ja womöglich auch ein selbsternannter Schulmeister, der meint, dass er seine Schäfchen lenken muss, indem er sich taktisch äußert. Ich wohne nicht in Ihrer Welt. Grüße aber nach dahin und wünsche Reisefreiheit.

    Am Ende Ihres Eintrages kommt nur die Ankündigung, dass sie Ihre Argumente zum Thema gar nicht ausbreiten wollen. Das ist nun natürlich besonders interessant: D.h. ja, dass all das da oben gar nicht die Einleitung war, sondern der Hauptteil. Warum haben Sie das dann geschrieben?

    Warum habe ich das geschrieben? Ach,….

    Weiter arbeiten!

  172. Fräulein Inga !
    Zensur ?
    Ich habe lediglich nach einer technischen Möglichkeit mir unliebige Kommentare von speziellen (nachschlagen) Aussonderer schon im Vorfelde meines Lesens (ich habe auch nur ein Leben) auszusortieren.
    Sie dürfen immer noch lesen was Sie möchten !
    Oder hatte ich das in Abrede gestellt ?
    Nö.
    Toll !

  173. @Klaus Thomas Heck

    „Dieser Kommentarstrang hätte sehr interessant werden können, wäre er dicht beim ursprünglichen Thema geblieben.“

    Völlig richtig. Das ist allerdings, anders als bei den Leserbriefspalten einer Zeitung, kaum zu steuern. Auch plötzlich aus dem Hauptstrang herausschießende Nebenstränge – wie in diesem Fall die Debatte über medizinische und rechtliche Aspekte der Transsexualität – sind ein typisches Muster der Blog-Kultur, ziemlich neu im Verhältnis zu traditionellen Diskurs-Systemen, zugleich aber auch uralt: genau so geht es ja auch zu in der face-to-face-Kommunikation innerhalb einer Gruppe. In diesem Sinne sind Blogs mediengeschichtlich progressiv und anthropologisch regressiv.

    Ein Fall wie der des Kampfstramplers beweist das in jeder regressiven Tendenz angelegte Zerstörungspotential, das wohl jeder von uns aus der Primärkommunikation kennt. Nun legt er selbst Wert darauf, sich ein „Ergonym“, also einen Produktnamen, gegeben zu haben. Man kann sich also – nur um ein Beispiel zu nennen – einen ostwestfälischen Apfel vorstellen. Nur, dass ein Apfel in der Regel nicht strampelt, sondern schrumpelt.

    Im übrigen stimme ich Stefan M. Weber zu: Niggemeier sollte sich dazu durchringen, nur Klarnamen zuzulassen – auch wenn diese im Einzelfall nicht zu überprüfen sind. Meine Euphorie in puncto Anonymität im Netz ist verflogen.

  174. @ Maxi

    DANKE!

    Ich tendiere ja dazu, das selbstverliebte und schulmeisterliche Wortgeklingel des Strumpfkrumplers einfach zu überlesen. Ist mir schlicht zu fad. Aber seien Sie sich für Ihre inhaltliche Auseinandersetzung meiner Bewunderung versichert.

  175. Naja, kampfstrampler wäre aber mit dem Zerreden und Nebenkriegsschauplätze-Aufbauen vermutlich nicht sehr weit gekommen, wenn nicht immer genügend Leute drauf reagiert hätten. Irgendwann kam da doch nun wirklich nichts Neues oder Sinnvolles mehr rüber.

    Beim Nochmal-Lesen der entsprechenden Kommentare von Dirk und Stefan M. Weber muss ich allerdings eingestehen, dass ich Euch beide wohl fehlinterpretiert habe. Ich hatte Euch so verstanden, dass gefordert wurde, diesen kampfstrampler komplett zu sperren. Das hätte ich anmaßend gefunden (wenn sich ein Blogbetreiber zu so einem Schritt entschließt, ist das ein bisschen was anderes, schließlich muss er denn Kram ja lesen und kann ihn nicht einfach ignorieren). Entschuldigung für das Missverständnis.

  176. @ Klaus Kreimeier

    Interessant, die gleiche Diskussion wird auch ständig bei Michael Sprengs Blog „Sprengsatz“ geführt. Auch er muss seine davongaloppierenden Kommentatoren immer wieder einfangen und zum eigentlichen Thema des Artikels zurückführen.

    Bei so stark frequentierten Blogs wie „Sprengsatz“ oder diesem hier, scheint mir das ein unmögliches Unterfangen zu sein.

    Lieber alles so lassen, als zu viel reglementieren zu wollen, das nimmt dann auch den Spass an der Diskussion!

  177. @ Inga:
    macht ja nichts, wir haben schon alle was fehlinterpretiert, nicht woahr ?
    kampfstrampelchen habe ich ja bisher auch höchstens überflogen seitdem er mir in andern nach unten offenen Kommentarspalten amüsierend, aber dennoch unangenehm konnotierend aufgefallen ist.
    ich möchte ja nur für mich persönlich aus phlegmatismus, bequemlichkeiten persönlicher ard und so on gerne eine robert-gernhardt-gedächtnis add-on haben, dass diese speziellen kommentare automatisch ausblendet.
    was der hausherr liest und veröffentlichen lässt ist ja sein Beck´s oder Berliner Kindl oder Berliner Pils oder what ever.
    Danke fürs Verständnis.

  178. @kreimeier: warum “ anthropologisch regressiv“? Sie sagen doch selbst, das sei schon immer so gewesen. Also doch eher „anthropologisch konstant“.
    Die Tatsache der Nebenstränge an sich finde ich denn auch nicht problematisch. Die Eigendynamik der Kommentarspalte kann — wie ja doch so einiges — in gute oder in schlechte Energie umschlagen. Wenn die Nebenstränge lebhaft und interessant oder auch amüsant sind, dann finde ich das eher progressiv. Es zählt doch nur das Niveau.
    Was so jemand wie „Kampfstrampler“ nicht sehen will, ist, dass sich die Leute — ok, einige Leute, ich zum Beispiel – ja weniger wegen seiner Inhalte über ihn aufregen. Er tut so, als seien da, natürlich, wieder Meinungswächter am Werk, die seine Beiträge selbstverständlich aus ihrem eigenen Verschulden und ihrer Meinungsintoleranz heraus „evozieren“. Dabei ist es ja vor allem der Ton, der Dünkel, der Sprachnarzissmus, der nurmehr sich selbst dient und keiner Sache mehr, der die Leute zurecht vergrault. Bisschen Eitelkeit ist ok, kann sogar produktiv, weil amüsant sein. (Man muss ja ehrlicherweise auch sagen: Er ist ja nicht der einzige Eitle hier.) Aber hier ist eine Grenze überschritten, sodass – auch immer wieder ungern gesehen — der Schreiber ziemlich exakt das darstellt, worüber er sich zu empören vorgibt. Da gebe ich Ihnen recht: Das hat schon eher regressiven Charakter, weil es repressiv ist.
    Schreiben soll er ruhig, so enervierend das auch sein mag. Im Kern finde ich es dennoch trollhaft. Er mag ein Troll deLuxe sein, wegen der vielen Bildung und so, die unbedingt rausmuss, aber es hat etwas Primitives. Nicht trotz, sondern wegen der Attitüde. (Klar, dass eine solche Attitüde dann auch, wenn es ernst wird, tatsächlich so ein Wort wie „Kinderstube“ ganz ironiefrei produziert.) Das sollte aber weniger als Problem des Kommentarstrangprinzips verhandelt werden, sondern, wenn überhaupt, als das des Kampfstramplers selbst.

  179. Amüsements ist anscheinend sehr wichtig,
    jedenfalls für mich, sollte ich Pipi Langstramplerin weiterhin nicht ignorieren können, aber… naja, lassen wir es dabei.
    Es wird hier noch weiter vor seinem Bildschirm kleben und sein Ego über unsere Kommentare über ihn aufhübschen.
    Wenns ihm Spass macht und er niemanden weiter groß behelligt ist es ja auch gut so.

    Zum topic:
    sollte der liebe Beitragsersteller Jan F. mir mal über den Weg latschen, würde ich ihm gerne mal ein Post-it von „m3“ an die Stirn tackern mit der Aufschrift:
    „Ich bin kein Menschrechtsquerulatin“.
    Aber das könnte rechtliche Folgen haben wg. Aua !
    Dann doch lieber auf die kleberische Weise nur ankleben.
    Der Tyrannosaurus König der Baku-Berichterstatter hat zum Glück zu kurze Ärmchen um es wieder zu entfernen, oder Herr Dachsel ?
    Achso, so lange und gut kennen sie den Herrn Kollegen ja noch nicht.
    Aber finden ihn dennoch nicht hemdsärmlich
    – erbärmlich –
    TAZ ?
    Taugenichtse
    aller
    Zeiten…

    Gute Nacht und vertatzte Träume.

  180. […] Ich gehöre zwar nicht zu ihren regelmäßigen Lesern, aber der «Skandal», dass die Kolumne im Juni ausgesetzt wurde, hat über die dadurch ausgelöste Welle der Empörung («Zensur, Zensur, rund um die Uhr!») […]

  181. @217 und 219
    Ich bitte um Verzeihung, wenn ich den kampfstrampler auch ermutigt haben sollte. Mir ging es um etwas anderes. Ich meine der kampfstrampler hat sich hier insgesamt etwas verhoben. Er versucht den schlauen Disputanten zu geben, der den vermeintlich naiven Kommentatoren endlich einmal aufzeigt, dass man die Sache doch auch anders sehen kann. Das mag von innen für ihn gut aussehen. Von außen sieht es schäbig aus und bemüht. Das ahnt er vielleicht noch nicht einmal.

    Daher, liebe Wendy, ist es nicht nur die Attitüde und die Sprachverliebtheit, sondern die ganze Zielrichtung, die mich stört. Oder um auch mal das Psychlogisieren anzufangen: Ich habe manchmal das Gefühl, dass dem Kampfstrampler nicht bewusst ist, dass hier durchaus auch erwachsene und gefestigte Persönlichkeiten mitdiskutieren, denen so eine ärgerliche und gezwungene Kacke einfach auffällt und die in den Augen der Leute, die sich in Diskussionen nicht bemüßigt fühlen, eine Rolle anzunehmen, fast schon ein wenig bemitleidenswert wirkt.

    Ich entschuldige mich für das Wort „Kacke“ und ziehe es zurück. Verdammt es steht immer noch da…

  182. @MAxi: Mit dem Ziel zu kommentieren, die Möglichkeit einer anderen Sichtweise aufscheinen zu lassen, finde ich völlig in Ordnung. Ist ja sein gutes Recht, den Menschenrechtsschwerpunkt überbetont zu finden. Wenn er das sagen wollte, ist er an seinem eigenen Rabulismus sprachlich gescheitert. Wenn er es nicht sagen wollte, bleibt die Frage nach seiner Zielrichtung; insofern gebe ich Ihnen recht.

  183. @201: Danke, Niggi, dass Sie hiermit Kampfstrampler zum Abschuss freigegeben haben.

  184. Herr Niggi hat hier keinen zum Abschuss freigegeben.
    Solange alle dagegen sind, bin ich dafür.
    Wenn sie dafür sind, bin ich dagegen !
    Noch Fragen, Herr Bertrand Hussel ?

  185. @224: Doch, hat er. Nun werfen ihm alle noch Dreck hinterher. Aber Kampfstrampler kann sich nicht mehr wehren, weil Niggemeier ihn nicht lässt. Das die ist Toleranz des Herrn Niggemeier.

  186. @224, 226: Äh…habe ich was überlesen? 201 besagt, die Grenze der Toleranz sei „allmählich erreicht“. Wie konstruiert man daraus, dass Kampfstrampler ab sofort zensiert wird, noch dazu, wo er sich selbst verabschiedet hat?

  187. [gelöscht. liedtexte sind urheberrechtlich geschützt. und der absender stimmte nicht. und überhaupt: vielleicht ist es jetzt einfach mal gut?]

  188. Danke, Heinz Rudolf Kunze, für dieses wunderbare Gedicht! (Ich nenne das jetzt mal ein Gedicht, in freien Versen, das ist seit dem 18. Jh. erlaubt; auch der Grass erlaubt sich das neuerdings, aber es kommt nur Murks dabei heraus.)

    Überhaupt könnten wir jetzt, nachdem F. und Transsexualität erschöpfend abgehandelt sind und der Sumpfkrumpler weg ist, einen schönen Lyrik-Salon eröffnen. Nur ein Vorschlag.

  189. @ Klaus Kreimeier:
    aber leider nicht mit urheberrechtlich geschützten Texten.
    Da dieses HRK-Gedicht noch nicht im Netz veröffentlich wurde, sondern von mir persönlich gekauft wurde,
    ist es leider verboten von


    8. Juni 2012
    16:16
    228.

    [gelöscht. liedtexte sind urheberrechtlich geschützt. und der absender stimmte nicht. und überhaupt: vielleicht ist es jetzt einfach mal gut?]

    Nichts für ungut.
    Man belese sich dann auf den einschlägigen Lyrics-Seiten.
    Viel Spass noch Niggilein.
    (PÜH!)

  190. Wer jetzt kommentiert, anstatt Fußball zu schauen, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, zumindest wenn er ein Mann ist, schwul.

  191. @ 233: Falsch! Viel zu spannend dennoch, das Spiel. Deshalb nur halbfalsch, geht ja beides gleichzeitig dieser Tage.

    Schreibt Herr Dings von der taz schon an seinem Superkommentar? Ich empfehle, vorher die Bakublogfolgen in HD bei Youtube zu schauen. Kleiner Witz.

    Fuehren wir nun ne Debatte ueber Anonymitaet im Netz? Wenn ja, mach ich mit.

  192. Das Kommentarabwehrsystem des Herrn Niggemeier wird immer undurchdringlicher.
    Kampfstrampler kommt nicht mehr durch.

  193. …mich würde interessieren was los wäre wenn es nicht „nur“ um Schwule ginge sondern um Frauen. Bei der realen Diskriminierung von Frauen und Schwulen gibt es in der Welt eine riesige Asymmetrie – auch in Deutschland. Zu Ungunsten der Schwulen. Nur in Punkto Empörung, politische Korrektheit und Debatten über jedes Punkt und Komma fällt die Asymmetrie zu Gunsten der Frauen aus. Die Schwulen sollen sich hingegen „nicht so anstellen“, das ist immer so der Eindruck der bei mir entsteht. Als Schwuler „Nichtjournalist“, der gelegentlich gerne mal hier einen launigen Blogeintrag liest, entsetzt mich mancher Kommentar in der Diskussion zu diesem Blogeintrag mehr als der Diskussionsgegenstand. Man muss wohl doch konstatieren dass sich Nichtschwule nicht vorstellen kann wie es manchmal ist in dieser Haut zu stecken, zum Paradiesvogel, Freak (und Schlimmerem) abgestempelt zu werden wo man sich doch selbst normal fühlt und auch nicht zur schrillen CSD-Truppe gehören möchte, sich nicht für Szeneleben etc. interessiert. Teilweise mag es verständlich sein wenn schrillen „Klischeeschwulen“ Ablehnung entgegenschlägt, richtigen Hardcore-Heteromachomännern schlägt in der Gesellschaft ja auch nicht selten Verachtung entgegen. Das muss man aushalten, es gibt kein Menschenrecht darauf gemocht zu werden. Aber kein Macho, keine „Tussi“, kein anderer Stereotyp der sich im heterosexuellen Rahmen bewegt, wird so subtil im Alltag untergebuttert. Dazu bedarf es nicht immer staatlicher Gewalt, auch wenn sie oft beteiligt ist. Über „die Lage der Frauen“ wird doch andauernd und zurecht kritisch berichtet wenn es um Beziehungen zu Ländern gibt wo Frauenrechte staatlich und/oder gesellschaftlich mißachtet werden. Da gibt es stundenlange Dokumentationen auf 3sat darüber dass Frauen jetzt in irgend einem arabischen Land Auto fahren dürfen. Aber keine darüber wenn in einem arabischen Land vom kreischenden Mob, ein junges schwules Paar an einem Baukran aufgehängt wird, als „Strafe“ für ihre Liebe. Der Umgang der Medien mit Schwulen, Lesben sind ein Thema für sich und da ich keine Lesbe bin möchte ich mich darüber auch nicht äußern, erschöpft sich meist in Bezug auf „Konfliktthemen“ wie die „Homoehe“ und, augenzwinkernde, mit schrillen Stereotypen.

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