Der Gute Mann von Axel Springer

Es ist nicht so schlecht, Mathias Döpfner zu sein. Er muss nur nach und nach, mit jeweils drei bis vier Jahrzehnten Verspätung, dezent andeuten, dass nicht alles so richtig koscher war, was der Verlag, dessen Vorstandsvorsitzender er heute ist, damals gemacht hat, um als Guter Mann von Axel Springer gefeiert zu werden.

Er muss sich dabei nicht einmal Mühe geben.

Am vergangenen Donnerstag meldeten die Nachrichtenagenturen: „Springer-Chef Döpfner bedauert ‚Bild‘-Vorgehen gegen Wallraff“. Das „Handelsblatt“ staunte:

Mathias Döpfner bricht ein Tabu. Der Chef des Medienkonzerns Axel Springer sucht die Aussöhnung mit dem Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff.

Der mutige Tabubrecher hatte sich in einem WDR-Film über die Methoden geäußert, mit denen sich Springer Ende der siebziger Jahre gegen Wallraffs Enthüllungen über „Bild“ gewehrt hatte. Der WDR verbreitete daraus vorab schon das Zitat Döpfners:

„Wenn damals Dinge in unserem Haus gelaufen sind, die sich mit unseren Vorstellungen, mit unseren Werten und im Rahmen unseres Handelns nicht vertragen — und so sieht das aus — dann wollen wir das wissen. Und wir sind gerade mitten dabei, das minutiös zu ergründen und aufzuklären. Und dann auch transparent zu machen. Wir haben nichts zu verstecken, weil, wenn damals Dinge falsch gelaufen sind, dann wollen wir sie heute zumindest wissen, um auch klar zu machen, so was tragen wir nicht mit.“

Das klingt merkwürdig verdruckst: die Kombination aus großer Aufklärerpose („minutiös aufklären“) mit dem Ziel eines zeit- und hilflosen potentiellen Aufstampfens („so was tragen wir nicht mit“).

Im Film geht die Szene mit Döpfner hier noch weiter. Der Autor fragt den Vorstandsvorsitzenden:

„Können Sie da ein konkretes Beispiel nennen? Zum Beispiel das Abhören von Telefonaten?“

Die „Bild“ konnte damals nämlich offenbar — ermöglicht durch eine „untere Ebene des Bundesnachrichtendienstes“, wie Wallraff sagt — seine Telefongespräche in der Redaktion mithören. Döpfner aber schüttelt sofort den Kopf, als der Interviewer nach konkreten Beispielen fragt, blinzelt, blinzelt, blinzelt und winkt dann ab:

„Ich weiß zu wenig. Ich glaube, es gibt noch kein ganz konkretes und abgeschlossenes Bild, aber ich denke, das soll es so schnell wie möglich geben. Uns würde das jedenfalls sehr interessieren und da sollten alle mitwirken, die was wissen.“

Döpfner weiß zu wenig. Er ist wirklich wahnsinnig interessiert an dem, was damals passiert ist. Aber dann doch nicht interessiert genug, um sich einfach zu informieren.

1979 ist Wallraffs Buch „Zeugen der Anklage“ erschienen, eine Art Fortsetzung von „Der Aufmacher“ und in vieler Hinsicht eindrucksvoller, bedrückender, überzeugender als das Protokoll der Hans-Esser-Aktion. Darin findet sich ein Kapitel „Die Parallelschaltung“. Wallraff zitiert ausführlich aus Protokollen, die in der „Bild“-Redaktion von den mitgehörten und aufgezeichneten Telefongesprächen angefertigt wurden. Er veröffentlicht die eidesstattliche Erklärung eines „Bild“-Redakteurs, wonach er 1976 Zeuge wurde:

„wie in der Kölner BILD-Redaktion eine Abhörschaltung an den Privattelefonanschluß des Schriftstellers Günter Wallraff hergestellt wurde. Dabei wurden ein- und ausgehende Telefongespräche des Privatanschlusses von Herrn Wallraff über Tischlautsprecher mitgehört und auf Tonband aufgenommen. Dies geschah im Beisein von sechs Redakteuren und einem Fotografen.“

Wallraffs Buch ist voll sehr konkreter Vorwürfe und sehr konkreter Belege. Und Mathias Döpfner setzt sich zweiunddreißig Jahre später vor eine Fernsehkamera und tut, als wüsste man ja noch nichts über die Zeit damals, als sei das alles eine sehr verschwommene Geschichte, über die sich gerade erst der Nebel lichtet.

Jedem Politiker, jedem Wirtschaftsführer würde eine solche Wurstigkeit von Journalisten um die Ohren gehauen. Aber Döpfner zollt man Respekt für seinen „Tabubruch“, seine leeren Versöhnungsgesten?

Ich kann mir schon vorstellen, dass es eine Gratwanderung für Döpfner ist, mit der langen Verleugnungs- und Rache-Tradition seines Verlages zu brechen. Doch seine Äußerungen im WDR-Film sind unredlich. Er sagt etwa:

„‚Bild‘ war in den sechziger und in den siebziger Jahren so etwas wie der Lieblingsfeind eines linksliberalen intellektuellen Millieus. Und insofern war es sicherlich ein sehr begehrliches Ziel. Und ein journalistisch interessanter Stoff, sich damit auseinanderzusetzen. Und es ist ja sicher so, dass ‚Bild‘ aus heutiger Sicht damals nicht alles richtig gemacht hat und Fehler gemacht hat, und insofern, rein unter journalistischen Gesichtspunkten kann ich [Wallraffs Vorgehen] gut nachvollziehen.“

Nein. Nein.

„Bild“ hat nicht nur „aus heutiger Sicht“ damals Fehler gemacht. Es hätte auch damals schon jedem Beteiligten klar sein müssen, dass die „Bild“-Methoden unzulässig waren. Das ist nichts, wie Döpfner suggeriert, das man erst mit irgendeinem Fortschritt in der Evolution der journalistischen Ethik in den vergangenen drei, fünf, elf Jahren erkennen konnte. Es war erkennbar falsch.

Und es ist auch nicht so, wie Döpfner suggeriert, dass „Bild“ bloß aus ideologischen Gründen von den Linken angegriffen wurde, etwa, weil „Bild“ sich gegen jeden gesellschaftlichen Fortschritt stemmte. „Bild“ war nicht deshalb ein legitimes Ziel für Wallraffs Undercover-Aktion, weil „Bild“ konservative Politik machte. Sondern weil „Bild“ log, manipulierte, Leben zerstörte.

Aus Döpfners Sätzen spricht kein Aufklärer. Sondern jemand, der hinter aufklärerischer Fassade weiter Geschichtsklitterung betreiben will, nur in zeitgemäßerer, erfolgversprechenderer Form.

Döpfner weiter:

„Da ist sicherlich auf Seiten des Axel Springer Verlages einiges falsch gemacht worden. Man hat sich durch diese Rolle als Lieblingsfeind der Achtundsechziger einfach zu sehr in eine Bunkermentalität geflüchtet und hat Positionen verhärtet und verschärft und sich damit auch selbst geschadet. Auf der anderen Seite glaube ich, dass natürlich viele Klischees, die sich damals gebildet haben, Anti-Springer-Klischees, Anti-‚Bild‘-Klischees, vermutlich schon damals nicht richtig waren und auch damals nicht fair waren.“

Auf subtile Weise rückt Döpfner, während er vorgeblich das Verhalten von Zeitung und Verlag damals kritisiert, die „Bild“-Zeitung mindestens teilweise in eine Opferrolle. Ein Opfer, dem von den Achtundsechzigern in einer Weise zugesetzt wurde, dass es sich falsch gewehrt hat.

Dann relativiert er gleich wieder, auf seine unnachahmliche über den Dingen schwebende Art: „Bild“ und Springer hätten teilweise unrecht gehabt, aber die Kritik an „Bild“ und Springer sei auch ungerecht gewesen.

Man dürfte hier jetzt vermutlich wieder nicht nachfragen, ob er dafür mal ein konkretes Beispiel für ein ungerechtes Anti-„Bild“-Klischee nennen könnte, und welche der vielen nicht nur und nicht erst von Wallraff belegten Manipulationen durch „Bild“ einer Überprüfung nicht standhalten. Vermutlich gibt es auch da „noch kein ganz konkretes und abgeschlossenes Bild“.

Natürlich ist es begrüßenswert, wenn Springer jetzt tatsächlich die Vorgänge rund um Wallraffs Enthüllungen aufarbeiten will. Aber wäre es vom Vorstandsvorsitzenden wirklich zuviel verlangt, sich zumindest auf den Stand von 1979 zu bringen, bevor er öffentlich den Aufklärer gibt?

Und die Formulierung „uns würde das jedenfalls sehr interessieren und da sollten alle mitwirken, die was wissen“ klingt für mich frappierend nach der Haltung, die Springer bei späten Dokumentation der unrühmlichen Verlagsgeschichte um 1968 entwickelte. Aus der spät erkannten Notwendigkeit, die eigene Geschichte kritisch zu erforschen, wurde ein Vorwurf an die Kritiker, sich der Debatte zu verweigern — weil die nicht nach Springers historischem Zeitplan und unter Springers Bedingungen diskutieren wollten.

Aber immerhin: Springer ist bei der Auseinandersetzung mit den eigenen Fehlern und Versäumnissen jetzt schon in den siebziger Jahren angekommen. Womöglich dauert es jetzt nur noch zwanzig, dreißig Jahre, bis der Vorstandsvorsitzende sich auch öffentlichkeitswirksam selbstkritisch Gedanken macht, wie „Bild“ in den vergangenen zehn Jahren gelogen, manipuliert, Menschenleben zerstört und ein ganzes Volk wie die Griechen verhetzt hat.

Aber vielleicht weiß man dazu ja einfach noch zu wenig.

112 Replies to “Der Gute Mann von Axel Springer”

  1. Was soll Herr Döpfner auch machen. Er kann sich als Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG schlecht hinstellen und verkünden, das Flaggschiff von Springer sei eine amoralische Dreckschleuder, die lügt, manipuliert, Gesetze bricht, Menschen gezielt fertigmacht und sich einen Dreck um Anstand, Fairness, Wahrheit und ähnliche lästige Überbleibsel von früher schert.

    Er will seinen Job nicht verlieren. Und er, seine Chefin und seine Kollegen wollen sicher weiterhin zur besseren Gesellschaft gehören, zum Opernball o.ä. eingeladen und von Politik und Prominenz hofiert werden. Da spielt man besser den ehrlich bemühten, aber von der dürftigen Faktenlage ausgebremsten Aufklärer. Passt genau ins Bild.

  2. Ach so. Natürlich! Ganz einfach. Günter Wallraff als Quelle und Beleg für Machenschaften von Springer hernehmen. Wie konnte der Herr Döpfner das bloß übersehen? Steht doch alles in den tollen Wallraff-Büchern. Und schwupps ist man auf dem Stand von 1979. Genau wie Herr Niggemeier…

  3. Vor allem der Punkt ist doch auch: Es hat sich seit der Esser-Aktion bis heute auch nicht wirklich viel verändert. Döpfner tut so, als ob es damals eine unschöne Zeit gegeben hat, in der sich die „Bild“ auch ein bisschen unschön verhalten hat, während sie heute dagegen einen makellosen Ruf und sich nullkommanix vorzuwerfen hat.

  4. Die Strategie dahinter ist doch die gleiche wie bei der unsäglichen Promi-Plakatkampagne, sehe ich das richtig? Bild geht jetzt plötzlich kritisch mit dem eigenen Image um und schafft so ein bequemes Feigenblatt für diejenigen, die noch immer nicht wahrnehmen wollen, dass es sich im Kern noch immer um das gleiche konservative Kampf- und Kampagnenblatt wie in den 70ern handelt.

    Vor allem zementiert man damit aber die eigene Bedeutung, nach dem Motto: Ihr könnt uns mögen oder nicht, aber wir sind auf jeden Fall das wichtigste Medium im Land und quasi der Klassensprecher des Volkes. Was angesichts der stürzenden Auflagenzahlen vielleicht gar nicht mehr stimmt, aber wenn man es nur laut genug behauptet…

  5. Was soll so ein guter Kommentar? Die ihn lesen, wissen das alles. Der gemeine Bild-Leser bekommt ihn nicht zu Gesicht. Und wenn, versteht (oder glaubt) er ihn nicht. Bis er vielleicht einmal selbst Bild-Opfer wird.
    So bleibt es dabei, dass sich Friede Springer, Mathias Döpfner und Kai Dieckmann weiterhin auf Empfängen als Gutmenschen feiern lassen (auch ob ihrer Wohltätigkeit) und vor dem heimischen Spiegel schon erkennen, dass sie nur zu verachten sind.

  6. Steve Jobs soll ja bei einem Treffen zu Rupert Murdoch gesagt haben „What you are doing with Fox News is ruining (it) for all of us“.

    Oder so ähnlich.

    Was Springer nicht begreift ist, dass ihre Art des Journalismus nicht nur Sensationsgeilheit ist sondern es das Gesellschaftsklima damals und heute (siehe Griechenland/Euro) zwischen den Menschen aufheizt und zerstört.

  7. Vielleicht hätte Herr Döpfner vor seinem Interview einfach mal ein wenig in die Bücher von Herrn Wallraff schauen sollen. Aber vielleicht haben die im Archiv nur die geschwärzten Ausgaben rumliegen.
    Auch wenn Herr Wahrlow diese nicht als Quelle anerkennt, genau darum dreht sich das alles.

    M.f.G.

  8. Wieder einmal ein wunderbares Beispiel dafür, dass BILD und Springer ihre ganz eigene „verrückte“ Weltsicht haben und auch leben – als das wichtigste Leitmedium in einem rundum rechtsfreien Elfenbeinturm

  9. @Stefan
    Warum ist es „begrüßenswert, wenn Springer jetzt tatsächlich die Vorgänge rund um Wallraffs Enthüllungen aufarbeiten will“?

    Ich würde mir von einer derartigen Aufarbeitung nichts Positives erhoffen. Und die Ergebnisse/Geschehnisse werden ja auch nicht wahrer/glaubwürdiger durch eine solche Beteiligung.

    Aus meiner Sicht ist das der völlig falsche Schritt, derartige Arroganz immer noch mit Gesprächsbereitschaft zu belohnen. Springer hat vor langer Zeit seinen Anspruch auf fairen Diskurs verwirkt. Die dürfen schreiben und drucken was sie wollen (im rechtlichen Rahmen), aber ich finde man sollte anfangen solchen Kräften durch Ignoranz zu strafen.

    Wenn lang genug keiner drauf reagiert haben wir vielleicht eines Tages Ruhe… :)

  10. @3; Gert Wahrlow

    „Günter Wallraff als Quelle und Beleg “

    möchten sie mit ihrer äußerung sagen, dass die umfangreichen belege zur telefonüberwachung, die wallraff im besagten buch vorgelegt hat (inkl. eidesstattlicher erklärung eines beteiligten bildmitarbeiters), nicht authentisch sind? mich beschleicht das gefühl, ich füttere hier grad die trolle..

  11. @ Gert Wahrlow (#3):
    Ich weiß nicht, inwieweit Wallraffs Bücher als Beleg taugen. Aber sie wären immerhin ein guter Anfangspunkt für eine Aufarbeitung der Machenschaften von Springer bzw. der Bild-Zeitung. Döpfner muss Wallraf ja nicht gleich in allen Punkten recht geben. Aber einfach so zu tun, als seien die sechziger und siebziger Jahre im Grau der fernen Vergangenheit kaum noch auszumachen, als sei über diese Zeit praktisch nichts mehr bekannt, als müsse man jetzt erstmal lange in alten Archiven stöbern, um herauszufinden, wer damals überhaupt bei Springer gearbeitet hat, ist Kaspertheater.

    Damit käme er als Vorsitzender eines Kleingärtnervereins durch, für den Vorstandsvorsitzenden eines Konzerns wie Springer ist das einfach nur peinlich.

  12. Vergleicht man das „mitten dabei, das minutiös zu ergründen und aufzuklären“ mit der legendären „brutalst möglichen Aufklärung“ von CDU-Koch, dann liegen schon sprachlich Welten dazwischen. Vergleicht man dann, was Koch „aufgeklärt“ hat, dann darf man die Erwartungenn entsprechend niedrig ansetzen.

  13. Stefan – danke für diesen Artikel!
    „Aber wäre es vom Vorstandsvorsitzenden wirklich zuviel verlangt, sich zumindest auf den Stand von 1979 zu bringen, bevor er öffentlich den Aufklärer gibt?“ – vermutlich ist das wirklich zu viel verlangt …

  14. Es mutet schon etwas absurd an, wenn sich ein Vertreter einer verlogenen Schmierenpropagandapostille sich ernsthaft erdreistet, das Wort „Werte“ in den Mund zu nehmen.

  15. @Turm, #20

    Wenn Sie den Ehrgeiz haben, in Zeiten wie jetzt ein Minderheiten-Meinung zu pflegen, dann sollten Sie in die FDP eintreten.

    Wenn Markt-Liberalismus dann wieder mehrheitsfähig ist, können Sie auch wieder austreten.

  16. Danke. Aber in einigen Jahrzehnten werden die Gedanken von Springer-Vorständen über die „Zeitung“ vermutlich irrelevant sein – denn dann hat Diekmann seinen Auftrag erfüllt und die taz-Auflage überholt die der „Zeitung“.

  17. Danke, Herr Niggemeier, für diese Analyse. Gegen reaktionäre und antiaufklärerische Kräfte wie die BILD darf der Kampf nie aufhören.

  18. „Wir machen eine schöne, groß aufgezogene Reportage über den Penner, der sich’s unter der Brücke mit Möbeln bequem gemacht hat. Tolle Story“

    …einen Tag drauf

    „War ein super Aufmacher. Jetzt dran bleiben, wenn die Polizei den Typen vertreibt“

    Andere Boulevard-Zeitung – dieselbe Arbeitsweise.

    Das hat mir damals bei der journalistischen Orientierung sehr geholfen.

  19. Der Wolf hat ein bisschen Kreide gefressen, aber er bleibt ein Wolf. Man müsste dise Leute noch viel mehr sozial ausgrenzen, aber die leben ja schon jetzt nur unter ihresgleichen. Der einzige Trost ist die Gewissheit, dass sie früher oder später alle selbst zum Opfer ihrer Geschäfte werden, denn da gibt es keine Freunde, nur Rache. Auch auf Diekmann warten schon die nächsten Geier.

  20. Der Gute Mann von Axel Springer wusste, wie er der Witwe von Gott-hab-ihn-selig gefallen konnte: er macht es halt genauso wie Axel senior. Springer war Zeit seines Lebens bekannt dafür, dass er sich nie die Händ schmutzig gemacht hat mit dem Blatt, was ihm sein Vermögen bescherte. Es war sogar häufig die Rede davon, wie sehr er doch darunter leiden würde – als ob die Zeitung, die ihm gehörte, eine unaufhaltsame Naturkatastrophe sei. Das ist perfide in Höchstform. Und Döpfner ist ein blendender Schauspieler.

  21. Mir stellt sich gerade nur die Frage, wie groß eigentlich der Giftschrank bei Springer ist…
    Die 60er und 70er Jahre sind wahrscheinlich tief in einem Bunker in den Schweizer Alpen vergraben, da ist wohl nicht leicht ranzukommen…

  22. Die Schlacht geht weiter, die Kämpfenden können sich praktischerweise in die schon ausgehobenen Schützengräben legen. Ich bin mir sicher, dass keine Stellungnahme Döpfners Stefan Niggemeiers Wohlwollen gefunden hätte. Dafür hat jeder schon viel zu viel Munition gebunkert, die auch verballert werden will.

    Mich wundert nur, mit welcher Selbstverständlichkeit Material von Wallraff hier tatsächlich als Beweismaterial verwendet wird. Wallraff selbst steht dem Objekt seiner Recherche im Hand zu tendenziöser Interpretation von Wirklichkeit in nichts nach. Nur, dass er selbst dann noch als einer der Guten durchgeht, wenn er in karnevalesker Negerkostümierung „Aufklärungsjournalismus“ betreibt.

    Letztendes ist das alles gleich dem Hornberger Schießen. Die einen machen Boulevardjournalismus, nicht wirklich schön, aber allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz auch nicht direkt lebensbedrohlich, die anderen bauschen jede Geschichte und jedes Geschichtchen zum Superdupermegaskandal auf und geben diesem Quatschblatt eine Relevanz, die es gar nicht hat. Und warum tun sie das: Weil der deutsche Intellektuelle immer schon mit viel Sendungsbewusstsein ausgestattet war und immer schon die Hohlköpfe auf den Baustellen der Republik vor sich selbst schützen wollte.

  23. Gibt es eigentlich einigermassen objektive Untersuchungen, ob sich die Springer „Ethik“ in den letzten 30 Jahren geändert hat? Wenn man mal all die hübschen Mäntelchen (Herz für . . .; Volks . . .) runterzieht und vielleicht noch 10% mehr EK-Rendite dazurechnet, dann ist der Grundansatz für mich immer noch unverändert.

  24. Danke für die Analyse der Äußerungen Döpfners. Tabubruch, pah, es ist bedauerlich wie unkritisch und jubelnd die Presse diese nachplappert. Niemand scheint sich für die PR Strategie hinter den schönen Worten zu interessieren, obwohl es bei etwas genauerer Betrachtung klar wird das er BILD letztlich in Schutz nimmt.

  25. Ich habe keinerlei Sympathie für Springer. Ich glaube auch, dass Wallraff mit seiner Analyse recht hat, auch wenn ich seine Methoden nicht immer gutheiße und der Meinung bin, dass seine Charkterisierung als Journalist auf einem Missverständnis beruht. Und ich möchte nicht mit Kommentatoren wie Gert Wahrlow (#3) in einen Topf geschmissen werden.

    Aber: Ich verstehe Matthias Döpfner. Er wird „Der Aufmacher“ gelesen haben, sicher, aber als Quelle kann er Wallraffs Recherche nicht benutzen – schlicht weil der eigene Arbeitgeber von Wallraff massiv angegriffen wird. Er wird Wallraff als Basis eigener Recherchen nutzen, davon gehe ich aus. Und ich gehe auch davon aus, dass diese Recherchen zu nichts führen werden, was Springer tatsächlich im schlechten Licht dastehen lässt: Das ist schlicht Loyalität Döpfners gegenüber seinem Arbeitgeber. Die ist für jemanden auf Wahrheitssuche unbefriedigend, aber man kann sie einem Arbeitnehmer nicht vorwerfen.

    Und die Wahrheit über Springer, die müssen ohnehin andere aussprechen, Leute, die nicht aus dem Springer-Umfeld kommen: Günther Wallraff. Oder Stefan Niggemeier.

  26. Sorry, „Zahnwart“, aber das ist einer der bescheuertsten Kommentare, die ich seit langem gelesen habe (Trollkommentare ausgenommen). Döpfner ist als Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG kein „Arbeitnehmer“. Er ist vielmehr verantwortlich für das, was unter seiner Führung in dem Unternehmen vorgeht, und auch wenn er einen Vertrag hat, ist er der Arbeitgeberseite zuzurechnen und nicht der Arbeitnehmerseite. So wie man das in der Regel auch schon mit leitenden Angestellten ab einer bestimmten Hierarchieebene macht. Hier mit der reflexhaft so gerne vorgebrachten „Wes Brot ich es des Lied ich sing“-Formel anzukommen, ist einfach völlig verfehlt.

  27. Herr Döpfner macht, was er immer schon gemacht hat, seit er Springerchef geworden ist: Auf Veranstaltungen oder in Interviews mit fremden Zeitungen moralische („nachdenkliche“) Töne spucken und nach innen so weitermachen wie immer.

  28. Als damals Beteiligter (Anti-Springer) hab ich natürlich im Döpfner-Interview sofort all die Lücken, Fallen, Brücken und Rechtfertigungen des Herrn Döpfner sofort rausgehört.
    Obiger Nigge-Kommentar dazu ist ja noch recht mild; mir ging spontan anderes durch den Kopf: Relativierer! Verdreher! Leugner! Lügner!

  29. @Inga (#42): Darüber müsste man diskutieren, ob ein Vorstandvorsitzender nun Arbeitnehmer oder -geber ist. Aber darum ging es mir gar nicht. Mir ging es darum, klarzustellen, dass ich von einem Springer-Vertreter nicht erwarte, dass er aufrichtig die Rolle dieses Verlags reflektiert.

  30. @35 „auch nicht direkt lebensbedrohlich,“

    Für manche schon. Kann man ebenfalls beim Wallraff nachlesen.
    Und wer immer noch an Wallraffs Aussagen zweifelt, mag mal überlegen: Der hat alle juristischen Auseinandersetzungen mit Springer gewonnen. Wieso wohl? Weil die Juristen alle linke Spinner sind?

  31. Jetzt also Döpfner wäscht weißer! Man kann gar nicht so viel fressen . . .
    Springer ist eine vierte Gewalt in diesem Land, die spätestens seit Schröder offizielle Weihen erhalten hat. So lange opportunistische Politiker, Journalisten, Künstler und Intellektuelle diesem Hetzverlag ernsthaften Journalismus attestieren, wird sich in diesem Land nichts ändern. Man denke nur an diese widerlichen „Ich lese Bild“-Testimonials. Wer sich da alles schon für hergegeben hat. Leider nur wenige rühmliche Ausnahmen (Sachs etc.) Warum trauen sich die gerne bemühten „Anständigen“ nicht, mal Tacheles über diesen Wurmfortatz der Pressefreiheit zu reden. Max Goldts wahre Worte gehören ins GG.

  32. @ Nr. 36

    „die anderen bauschen jede Geschichte und jedes Geschichtchen zum Superdupermegaskandal auf und geben diesem Quatschblatt eine Relevanz, die es gar nicht hat.“

    Das ist eine sehr vermeintlich noble Haltung, so zu tun, als wäre jeder Kommentar schon eine verfehlte Adelung der zweifelsohne völlig indiskutablen und abartigen Verhaltensweisen von Springer und der Bildzeitung.

    Nur hilft das ja auch nicht weiter, still zu halten, wenn der Springersche Pöbel wieder pöbelt. Ich meine, dass genau das viel zu häufig passiert. Man hat der BILD-Zeitung ja in den vergangenen Jahrzehnten weiter immer mehr eine Art Sonderlingsstatus eingeräumt, den die Werbefritzen für das Blatt inzwischen intensiv auszunutzen wissen. Und man gibt nun ganz offen das Schmuddelnd, dass eben auch mal auf die Pauke haut (anders als die Gutmenschen) und eben kein Blatt vor den Mund nimmt. Und wenn es mal daneben geht, gott, dann soll man das doch bitteschön auch nicht alles so ernst nehmen. Sollen doch die Moralapostel mal ihren Biutdruck im Auge behalten.

    Ich sehe das anders, gehe hier voll mit Max Goldtens Worten und schließe mich der Forderung an diese ins Grundgesetz aufzunehmen (#47). Es gehört sich ständig und an jeder passenden Stelle mit vernünftigen Argumenten ordentlich über Springer und seine Zeitungen empört. Denn es ist offensichtlich falsch, was sie tun.

  33. Anmerkung zum letztenSatz und zu einem „Seitenstrang“ dieser Diskussion hier: Für die Einschätzung, dass es moralisch zutiefst verwerfliche Gesinnungen in beinahe jeder Ausgabe der BILD gibt, brauche ich übrigen aus keine Beweise von Wallraff. Dazu reicht das Aufschlagen der Zeitung selbst oft genug aus.

  34. Die Springer-Leute sind schon ziemlich ausgefuchst, schaffen es, ihre miesen Methoden und ihr zwielichtiges Image und nun auch noch die Geschichte als großen Pluspunkt zu verdrehen und zu gebrauchen. Und weil das so ist, taucht nun diese Aussage von Döpfner auf, 100 Jahre später. Man müsste Medien-Archäologe sein.

  35. Quote: „Womöglich dauert es jetzt nur noch zwanzig, dreißig Jahre, bis der Vorstandsvorsitzende sich auch öffentlichkeitswirksam selbstkritisch Gedanken macht, wie „Bild“ in den vergangenen zehn Jahren gelogen, manipuliert, Menschenleben zerstört und ein ganzes Volk wie die Griechen verhetzt hat.“

    Das bringt mich auf den Gedanken, wann es endlich ein entsprechendes „BildBlog“-Buch gibt, in dem all das drin steht und das von Döpfner in den nächsten Jahrzehnten souverän ignoriert werden kann? Ein Verlag müsste doch zu finden sein.

  36. Bild hat sich seither in keiner Form verändert. Um Frau Holofernes zu zitieren: „Die Bild­zei­tung ist ein ge­fähr­li­ches po­li­ti­sches In­stru­ment – nicht nur ein stark ver­grö­ßern­des Fern­rohr in den Ab­grund, son­dern ein bös­ar­ti­ges Wesen, das Deutsch­land nicht be­schreibt, son­dern macht. Mit einer Agen­da.“

  37. Schöner Text. Aber kann man ihn nicht im Medien-Teil des Spiegels veröffentlichen, wo er wesentlich mehr Leser bekommt als hier im Blog? Die Bild-Titelgeschichte gab’s doch vor einiger Zeit auch schon im Spiegel, da hat man doch vermutlich in der Redaktion keine Berührungsängste? Die Jauch-Geschichte vor kurzem ging nicht über die Maßen behutsam mit ihm um, dann kann man das Verhalten eines Döpfners an selber Stelle erst recht auf Ungereimtheiten abklopfen.

  38. Nachdem ich jahrelang Ihren „Teletext“ in der FAS verschlungen habe, bin ich von Ihrem „Medienlexikon“ im Spiegel bisher enttäuscht. Was ist los, Herr Niggemeier?

  39. Danke Herr Niggemaier, für Ihre super Analyse zu Herrn Döpfners „neuen Anwandlungen“ in Bezug auf den Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff.

    Herr Döpfner hat es natürlich nicht ernst gemeint, das mit der Aufklärung. Denn er sagte explizit:
    „Wenn damals Dinge in unserem Haus gelaufen sind, die sich mit unseren Vorstellungen, mit unseren Werten und im Rahmen unseres Handelns nicht vertragen — und so sieht das aus — dann wollen wir das wissen. “

    Da sich die Vorstellungen und Werte von damals bis heute bei Bild – und da brauche ich im einzelnen ja keine wohl bekannten Beispiele nennen- nicht geändert hat, dürfte es sich bei Döpfners Äußerungen nur um leere Worthülsen gehandelt haben.

    Obwohl, wünschen würde man sich eine Änderung bei dieser von Menschenverachtung geprägten Bildberichterstattung.

    Hier füge ich den Link über das Urteil des Bundesgerichtshof von 1984 in Sachen Bild und Wallraff ein.
    http://www.telemedicus.info/urteile/Presserecht/Vertraulichkeit-der-Redaktionsarbeit/181-BVerfG-Az-1-BvR-27281-Wallraff-I.html

  40. „Wenn damals Dinge in unserem Haus gelaufen sind, die sich mit unseren Vorstellungen, mit unseren Werten und im Rahmen unseres Handelns nicht vertragen — und so sieht das aus — dann wollen wir das wissen. “

    Er meinte damit das in meiner Interpretation aus ihrer Sicht wahrscheinlich Richtige:

    „Wenn .. Dinge … gelaufen sind, die sich mit unseren Vorstellungen,… und im Rahmen unseres Handelns nicht vertragen (A)“ klingt für mich wie:
    für uns ist alles in Ordnung, wir konnten uns alles gut vorstellen, machen wir auch heute noch und im Rahmen unseres Handelns liegt es wohl auch, hätten wir sonst nicht machen können.
    Also solche Dinge sind von unserer Seite nicht gelaufen.

    „und so sieht es aus,“: den Eindruck versuchen wir gerade zu erwecken.

    „dann wollen wir das wissen“: wollen wir nicht, siehe oben, wollten wir in den letzten dreissig Jahre nicht, bloß jemand fragte und …

  41. Ich verstehe wirklich nicht, warum Wallraffs albernes Büchlein nach über dreißig Jahren noch immer so eine Relevanz zu haben scheint, dass sich sogar der Vorstandsvorsitzende von Springer genötigt sieht sich dazu zu äußern.
    Ich habe es vor einiger Zeit mal gelesen und bis zum Ende vergeblich auf die großen skandalösen Enthüllungen gewartet.
    Letztlich beschreibt Wallraff im „Aufmacher“ nur irgendwelche albernen Bagatellen.
    Einmal hat Bild falsch über das Mallorcawetter berichtet (Skandal!), dann gab es eine falsche Geschichte über eine strafzettelschreibende Politesse (Ogottogott!), der Höhepunkt ist dann, dass Wallraff enthüllt, dass die Texte neben den nackten Seite-1-Mädchen frei erfunden sind.
    Ach nein, ich dachte immer die sitzen wirklich den ganzen Tag nackt zu Hause und warten darauf, dass der Klempner vorbeikommt um ein „Rohr zu verlegen.“ Nimmt Wallraff eigentlich auch Dialoge aus Pornofilmen ernst? Ist der Mann wirklich so naiv oder gehört das zu seinem Image als ewiger Gutmensch?
    Garniert wird das ganze dann mit völlig unbewiesenen Anekdoten aus dem Redaktionsalltag, die allerdings so dermaßen an den Haaren herbeigezogen wirken, dass man Wallraff eigentlich nur dafür auslachen kann. So zum Beispiel die Geschichte vom pöhsen kapitalistischen Miethai, der doch glatt die Unverfrorenheit besitzt einen armen geknechteten Mieter, der blöderweise seit Monaten keine Miete zahlt vor die Tür zu setzen (Buhu!). Der Miethai ist zwar von Grund auf böse, leider aber auch etwas doof und daher nicht in der Lage ein richtiges Kündigungsschreiben zu formulieren. Daher ruft er , äh naheliegenderweise, in der Bildredaktion an um sich Formulierungshilfen zu holen (Klar wer würde anders handeln?), wo er dann zufälliger weise Herrn Wallraff an die Strippe bekommt der ihm in grundguter Klassenkämpfermanier die Leviten liest. Ja klar, Günni so wird’s wohl gewesen sein.

    Naja, wieso Wallraff als der große Enthüller gefeiert wird, wird mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben, denn auch seinen anderen Bücher und Reportagen sind eigentlich allesamt irgendwo zwischen absolut trivial und extrem unglaubwürdig.
    In „Ganz unten“ erfahren wir, dass die Mitarbeiter von Mc Donald’s keine Großverdiener sind (Ach nein wirklich?), vor einiger Zeit klärte er darüber auf, dass die Leute die einen am Sonntagmorgen anrufen um einem zu erzählen, man sei quasi schon fast Millionär, nicht ganz die Wahrheit sagen (wer hätte das gedacht?) und sein letzter Coup war als Faschingsneger verkleidet Frauen sexuell zu belästigen, um sich dann über „Rassismus“ zu beklagen wenn deren Ehemänner das nicht ganz so toll fanden.

    Man verneige sich vor dieser wichtigen Aufklärungsarbeit

  42. lieber lv: wir erfahren in „ganz unten“ nicht nur, dass man bei mcdonalds kein gutverdiener wird, sondern, was dort damals für (unmenschliche) arbeitsbedingungen herrschten. damals wurden noch die hosentaschen der mitarbeiteruniform vernäht, dass eventl gegebenes trinkgeld immer in die kasse wandern muss. alles lappalien, nicht war. die geschichten aus den fabriken, sinterstaub&co, zustände in den arbeiterwohnheimen für ausländer, ausbeuterische leiharbeiter-bedingungen (bis heute nicht geändert!). alles lappalien. subunternehmer-machenschaften bei

    großbaustellen undundund. ihr versuch, die geschichte und die rezeption der bücher umzuschrieben ist ideologisch motiviert,nicht mehr und nicht weniger.

    neben der „miethai“-geschichte, standen aber im „aufmacher“ auch noch mehr. zu der eidesstattlichen erklärung zur telefonüberwachungs sagen sie nichts, nicht wahr? sicher ebenso lappalien

  43. @ Klaus Thomas Heck (#67): Das ist bestimmt ein Beleg für die Korruption, gegen die Bild immer anschreibt, oder für Voreingenommenheit einer nach links abgedrifteten Justiz…

  44. Eine faire Diskussion ist schwer möglich, wenn man die Vertreter einer anderen Meinung als Troll beschimpft oder ihnen gar unterstellt, für ihren Kommentar von bösen Mächten bezahlt zu werden.

  45. @silvio machunze,
    „ihr versuch, die geschichte und die rezeption der bücher umzuschrieben ist ideologisch motiviert,nicht mehr und nicht weniger.“
    Ach ja, und Wallraffs „Reportagen“ sind freilich vollkommen unideologisch.
    Zu der angebliche Telefonüberwachung, so die „eidesstattliche Versicherung“ des Bild-Redakteurs denn stimmt.
    Bild-Leute lügen ja immer, es sei denn sie sagen zufällig mal was , das das eigene Weltbild bestätigt, nicht wahr.

    Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie wenn sich ein Spitzel darüber baklagt, bespitzelt worden zu sein.

    @Trill,

    Naja, ich habe hier nichts anderes erwartet, wer eine andere Meinung vertritt ist entweder ein Troll, oder es ist irgendeine finstere Verschwörung im Gange.
    So ist das halt mit Gläubigen, wenn man einen ihrer Säulenheiligen beleidigt.

  46. @LV: ich habe keine Ahnung, wie alt Sie damals waren oder ob es Sie überhaupt schon gab. Jedoch war das damals eine Zeit, wo die Leute noch nicht komplett abgestumpft war, ja man ging sogar auf die Straße um gegen eine Volkszählung zu demonstrieren. Heute undenkbar.
    Genauso hat es doch einige schockiert, was für Zustände G. Wallraff aufgedeckt hatte, die Sie aus heutiger Sicht traurigerweise als Banalität und Lapalie abtun.

    Tja, so ändern sich die Zeiten.

  47. LV:

    „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie wenn sich ein Spitzel darüber baklagt, bespitzelt worden zu sein.“

    Erst einmal ist das Eine strafbar, das Andere nicht. Zudem war eine Behörde in die strafbare Handlung involviert. Wenn Sie da keinen Unterschied erkennen können, ihr Problem.

    Dann argumentieren Sie andauernd aus dem Heute heraus. Sie müssen aber die Zeitumstände erkennen, den Wissenstand damals (es gab kein Web), um die Qualität damaliger Reportagen bemessen zu können.

    Ansonsten lässt ihre Schreibe schon auf trollhaften Charakter schließen. Wer – so wie Sie – derart Bücher auf ein oder zwei Aussagen reduziert und diese ins Lächerliche stellt, will vor allem polemisieren. Das können Sie gerne machen – aber dann sollten Sie auch nicht erwarten, dass andere Menschen mit Ihnen ernsthafte Daloge pflegen.

    Und schließlich empfiehlt es sich, in seinem Leben selbst mal etwas auf die Beine zu stellen, bevor man sich über das Lebenswerk anderer lustig macht. Ich habe die leise Ahnung, dass Sie da noch eine Menge zu tun haben.

  48. @Theo

    Sie sagen es. Günter Wallraffs aufklärerischen Reportagen, Bücher, sein Lebenswerk auf ein Buch zu reduzieren ist einfach grotesk.

    @LV : Es gibt genügend Internetseiten, auf denen man sich gut über Wallraffs Arbeit und seine wichtigen investigativen Recherchen informieren kann.
    „Angebliche Telefonüberwachung“: Die von Genscher in 1974 eingeleitete Telefonüberwachung Wallraffs wurde nach Klage Wallraffs in 1.Instanz als unrechtmässig in 2. Instanz vor dem OVG Münster als rechtmäßig erklärt.

  49. @theo,

    Interessant, dass sie meinen mein „Lebenswerk“ anhand dreier Kommentare in einem Blog beurteilen zu können.
    Rechtz witzig finde ich auch, dass man die ganzen reaktionären Sprüche heute von Leuten zu hören bekommt, die sich selber als Linke verstehen. Mit „Früher hat es sowas nicht gegeben!“ und „Tu Du erst mal was leisten!“ war ja schon einiges da. Ich bin gespannt wann mir der erste zuruft: „Geh doch nach drüben!“

  50. @LV:

    Wenn Ihr „Lebenswerk“ ähnlich polemisch und oberflächlich ist wie Ihre obigen Texte, will ich es gar nicht kennenlernen. Aber bekomme ich auf meine Frage in #67 noch eine Antwort oder wollen Sie einfach bloß weiter rumstänkern?

  51. @Klaus Thomas Heck ,
    Zu ihrer Frage, oder sollte ich besser sagen zu ihrer Behauptung:
    Wallraff hat keineswegs alle Prozesse gegen Springer gewonnen. Zahreiche Passagen aus seinem „Werk“ mussten schließlich geschwärzt werden. Da hat es der gute Günni wohl mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau genommen. Welch eine Überraschung.

  52. @LV

    Sie sind definitiv einer dieser sehr gescheiten Bild-Leser. Oder Bild-Schreiber?
    Naja, was solls´s, selbst Herr Döpfner hat offensichtlich keine Ahnung, was da alles im eigenen Haus „gelaufen“ ist. Siehe oben. Strangthema!

    Hier können Sie nachlesen, warum Textpassagen geschwärzt werden mussten:

    http://www.telemedicus.info/urteile/Presserecht/Vertraulichkeit-der-Redaktionsarbeit/181-BVerfG-Az-1-BvR-27281-Wallraff-I.html

    Die Telefonüberwachung wurde eingeleitet, weil man vermutete, dass Wallraff Verbindungen zur RAF hatte. Dies konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.

    Hier noch ein Artikel von Spiegel:
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40349068.html

    Und hier noch einer:
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40348858.html

  53. LV:

    Das Schwärzen von Teilen eines Textes ist nicht per se Beleg für die Unwahrheit.

    Ihr Auftritt hier gerät mehr und mehr zu einer Art „Herr-Lehrer-ich-weiß-was“-Nummer. Laut, provokant, Aufmerksamkeit erheischend… typische Troll-Show.

  54. @ LV: Sie glauben, theo könne Sie wegen dreier Kommentare nicht beurteilen. Sie könnten gar nicht falscher liegen. Ich beurteile Sie wegen eines einzigen Buchstaben: Dem „p“ in böhse. Der sagt alles aus, was ich über Sie wissen muss.

  55. @Olly,

    Jetzt bin ich aber wirklich gepannt welch eine schröcklicliche Botschaft das „p“ vermittelt.
    Bitte lassen Sie mich an Ihrer immensen Weisheit teilhaben.

  56. „Laut, provokant, Aufmerksamkeit erheischend… typische Troll-Show.“

    Das dürfen Sie für sich beanspruchen!

    „Art „Herr-Lehrer-ich-weiß-was“-Nummer“: Ich kann leider nichts dafür, dass Sie offensichtlich mit großen Leseverständnisschwierigkeiten einfachster Presseartikel von Spiegel, Urteil telemedicus ausgestattet sind!

  57. wirklich guter eintrag, bis auf den griechen-mist am Ende. Die Berichterstattung war gut und richtig. praktisch alles geschichten, die bild gemacht hat, wurden verschämt tage später von den „seriösen“ zeitungen nachgedreht (gestern wieder die faz mit den kindern in heimen). Fair sein, Niggemeier, auch an dieser stelle.

  58. @ gastritis (84)

    Wo leben sie? Bizarro-World? Sehen sie mal aus dem Fenster, ist Superman bei ihnen ein Bösewicht? Nur in so einer Welt könnte ich mir nämlich die Griechenland-Berichterstattung der BILD als „gut und richtig“ vorstellen. Für näheres empfehle ich
    http://print-wuergt.de/ . Einfach mal durchsuchen, der Mann hat so einiges zur Krise geschrieben, das wirklich „gut und richtig“ ist.

  59. @ LV: Entschuldigung, ich habe Sie für einen Diskussionsteilnehmer gehalten. Mein Fehler, kommt nicht wieder vor.

  60. @lv

    „Ach ja, und Wallraffs „Reportagen“ sind freilich vollkommen unideologisch.
    Zu der angebliche Telefonüberwachung, so die „eidesstattliche Versicherung“ des Bild-Redakteurs denn stimmt.
    Bild-Leute lügen ja immer, es sei denn sie sagen zufällig mal was , das das eigene Weltbild bestätigt, nicht wahr.“

    nein, wallraffs reportagen sind nicht unideologisch, das habe ich auch nie behauptet, sie versuchen mir das manipulativ in den mund zu legen. was ich allerdings zu beahupten wage ist, das sämtliche stories, die ich ihnen aufgezählt habe, der wahrheit entsprachen. weiterhin sind diese stories damals ein skandal gewesen und heute immernoch relevant, sofern man sich für die abreitsbedingungen in prekären verhältnissen interessiert. oder wollen sie das bestreiten? bis heute sind viele dieser damals erst aufgedeckten verhältnisse vorhanden und immer noch für mehrere millionen menschen aktuell. das hat damals niemand thematisiert. das ist ein verdienst wallraffs, auch wenn er den objektivistischen blick als stilmittel nicht verwendete beschrieb er doch nicht die unwahrheit.

    „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie wenn sich ein Spitzel darüber baklagt, bespitzelt worden zu sein.“

    mit dieser begründung müsste man jede überwachung von investigativen journalisten rechtfertigen. ich höre das eis, auf dem sie sich bewegen förmlich knacken. sie gehen nicht auf meine argumente ein, sondern eröffnen ein paar absurde nebenschauplätze mit quatschargumenten.

    und wegen ihrer vermutung mit den geschewärzten stellen: die sind wegen des persönlichkeitsrechts der betroffenen schwarz und nicht weil wallraff die unwahrheit schrieb. schwarz ist nicht gleich unwahrheit.

    fassen wir also zusammen: wallraffs reportagen sind heute noch relevant, damals revolutionär, da es kaum investigativen journalismus in dtschl gab (gerade von freien journalisten, außerhalb der etablierten medien). dabei war wallraff nicht neutral aber log/manipulierte seine reportagen auch nicht (ist mir zumindest nicht bekannt, ihnen vielleicht?). sie stört, dass er nicht neutral war, was sie seine verdienste und den wert seiner reportagen für breite bevölkerungsgruppen nicht anerkennen lässt. sie haben offensichtlich ein ideologisches problem mit wallraff, dass ihre entscheidungsfindung irrational werden lässt.

    ps: seinen neuen sachen gefallen mir eher nicht so.

  61. der überbringer der nachricht (hier: der reportage) wird vo könig (hier: ihnen) wegen der farbe seiner haare in verbindung mit dem inhalt der nachricht (hier seines standpunktes) geköpft. ihnen geht es nicht um wallraffs arbeit. ihnen geht es um seinen politischen standpunkt.

  62. @silvio machunze
    Ich bleibe dabei: der Erkenntnisgewinn aus Wallraffs Reportagen geht gegen Null.
    Dass man einer albernen Boulevardzeitung die mit Schlagzeilen wie „Ufo-Sekte will jetzt Hitler klonen!“ aufmacht (Zu Wallraffs Zeiten gab es sicherlich ähnliche), nicht all zu viel Glauben schenken sollte erschließt sich wohl jedem auch ohne Wallraffs ach so investigative Leistung.
    Dass es Arbeitsverhältnisse gab und gibt, die nicht gerade rosig sind ist auch nichts wirklich neues.
    Wallraffs persönliche ideologische Einstellung war die alleinige Motivation für seine „Reportagen“.
    Glauben sie ernsthaft er hätte die Methoden der Bildzeitung angeprangert, wenn es sich um eine linke Zeitung gehandelt hätte?
    Er wollte auch mit „Ganz unten“ nicht auf schlechte Arbeitsbedingungen aufmerksam machen, sondern eine Generalabrechnung mit dem was er für Kapitalismus hält, liefern. Nicht umsonst zitiert er ja recht ausgiebig aus Marx‘ Kapital.
    Wallraffs „Reportagen“ sind nichts anderes als politische Propaganda.

  63. „Er wollte auch mit „Ganz unten“ nicht auf schlechte Arbeitsbedingungen aufmerksam machen, sondern eine Generalabrechnung mit dem was er für Kapitalismus hält, liefern.“
    Aaaahhhrggg!
    Das ist, als würde man jemandem vorwerfen: Du meckerst ja nur deshalb über Mückenstiche, weil du keine Mücken magst. Oder anders gesagt: Wallraff kritisiert den Kapitalismus, u.a. weil er schlechte Arbeitsbedingungen hervorbringt. Und diese Aussage belegt er mit seinen Undercover-Aktionen. Dass er damit Recht hat, bestätigen Sie ja selbst („Dass es Arbeitsverhältnisse gab und gibt, die nicht gerade rosig sind ist auch nichts wirklich neues.“). Und doch, in den Siebzigern war das was Neues, so darüber zu berichten. Damals war man noch so hin und weg vom Wirtschaftswunder, dass man die Schattenseiten (wie z.B. die neuerdings auftretende Arbeitslosigkeit) nicht so gerne wahrnehmen wollte.
    Abgesehen davon darf und sollte man durchaus auch Dinge anprangern, die zwar „wirklich nichts Neues“, aber immer noch Scheiße sind.

  64. sie gehen nicht auf meine genannten punkte ein. finden sie die telefonüberwachung nun gerechtfertigt? sollte wallraff nur über massiv menschenfeindliche arbeitsbedingungen berichten dürfen, wenn er die cduspd wählen würde? ist ihnen nun klar, woher die schwarzen stellen kommen und, dass sie vorher unsinn darüber behauptet haben? sind die genannten arbeitsbedingungen (ich zitiere sie : „nicht gerade rosig“) nun ok, weil die menschen heute davon wissen, dass es sie gibt, damals aber nicht?

    ihre argumentation ist quatsch. als würde das eventuelle wissen in der bevölkerung um die existenz von menschenfeindlichen arbeitsbedingungen eine reportage über diese verhältnisse sinnlos machen.

    sie sagen, dass stellungnahmen (uuuh ideologie) wallraffs im buch zur abscheu über diese arbeitsbedingungen, denen unsere mitbürger ausgesetzt sind, seine reportage im wert schmälern oder gar unglaubhaft machen. hanebüchen

    damals war es in dtschl quasi unbekannt, dass solche abreitsmethoden, wie ich sie aufgezählt habe an der tagesordnung sind. es war unbekannt, wie man als tagelöhner, ausländer, leiharbeiter und angestellter von subunternehmen (oder einer kombination aus diesen punkten) arbeiten musste. das war damals ein riesenskandal und ist es noch heute.

    ich zitiere mich mal selbst:“sie haben offensichtlich ein ideologisches problem mit wallraff, dass ihre entscheidungsfindung irrational werden lässt.“

    zu der nummer mit den ufos nur so viel: glauben sie etwas selbst, dass es wallraf bei seiner investigativen arbeit um die erfndung von quatschthemen in der bildredaktion ging? vielleicht ging es eher um die menschen, denen bild bei seiner suche nach überschriften imdreck liegen lässt, oder die bild in den dreck stöt um überschriften zu generieren. verkehrverunfallte, selbstmörder, verwirrte etc.pp. alles nachgewiesen fälle, die sie abtun und nihilieren.

    ihrer meinung nach darf ein journalist nur investigativ arbeiten, wenn er auf der „richtigen “ oder keiner politischen seite steht. weiterhin ist eine telefonüberwachung legitim, weil er ja als investigativer journalist leuten etwas vorgemacht hat (selbst aber nie telefone abgehört hat). merken sie, dass die stichhaltigkeit ihrer argumente nicht gegeben ist?

  65. @Silvio:

    „sie gehen nicht auf meine argumente ein, sondern eröffnen ein paar absurde nebenschauplätze mit quatschargumenten.“

    Das ist nun einmal ein Wesenszug eines Trolls.

    Wenn er nicht mehr weiter weiß, deklariert er auch Deutschlands größte Zeitung zu einem albernen Blättchen. Wer gegen dieses „Blättchen“ ankämpft, macht sich somit lächerlich.

    Sie können einem Troll nicht mit Argumenten begegnen. Lassen Sie es einfach bleiben, sonst ärgern Sie sich noch.

  66. @silvio machunze,

    Fassen wir also zusammen: Früher lebten alle im rosaroten Lala-Land, und niemand war sich je irgendeines Missstandes bewußt. Dann endlich kam der große Aufklärer Super-Günni und öffnete dem dummen Pöbel die Augen.
    Glauben Sie das ernsthaft?

    Wer solchen Stuss wie besagte Miethai-Geschichte verzapft macht sich unglaubwürdig. Wer sich darüber echauffiert, dass die Scharfmachergeschichten neben den Nacktfotos frei erfunden sind macht sich lächerlich.

    Die Geschichte mit Wallraffs Tarnung in „Ganz unten“ ist nun auch nicht gerade plausibel.
    Eine schwarze Perücke und ein „Ich nix verstehn“-Jargon soll ausgereicht haben um selbst seine türkischen Kollegen zu täuschen? Come on!
    Ja ja er hatte ja auch noch diese tolle Geschichte er wäre zwar Türke aber in Griechenland aufgewachsen, die er dann angeblich durch das rezitieren altgriechischer Gedichte belegte.
    Wer glaubt denn bitte diesen hanebüchenen Mist?

    Und um nochmal zur Telefonüberwachung:
    Wallraff versuchte recht erfolgreich der Bildzeitung ans Bein zu pinkeln, weil ihm ihre politische Ausrichtung nicht paßte.
    Das gefiel der Bild freilich nicht, woraufhin sie weit weniger erfolgreich versuchte zurück zu pinkeln .
    Und um damit wieder zu meiner Ausgangsfrage zurückzukehren: Warum soll diese Pipi-Party von vor über dreißig Jahren heute immer noch von Belang sein?
    Gut für Wallraff sind die Siebziger nie vergangen, der gibt heute noch die gleichen abgedroschenen Klassenkämpferphrasen von sich wie damals, aber hat sich der Rest der Welt nicht irgendwie weiter entwickelt?

    @Olly

    Jetzt haben Sie mir immer noch nicht verraten was es mit dem „p“ auf sich hat. Welche düstere Verschwörung haben sie da aufgedeckt?
    Ist das „p“ ein Gehiemcode der Weisen von Zion, der Illuminaten, irgenwelcher außerirdischer Nazi-Kommunisten aus Bielefeld?
    So erleuchten Sie mich doch bitte, ich kann sonst nicht schlafen.

  67. @LV
    Passen sie auf, ich bin zwar nicht Olly und weiss nicht was er im Sinn hatte, aber ich will ihnen ins Bett helfen.

    Nach meiner Erfahrung wird der Begriff „pöhse“ von zwei Gruppen von Menschen benutzt. Die sind beide ziemlich gross und undifferenziert, aber die Unterscheidung scheint mir dennoch Sinn zu machen, auch wenn ich nicht den Hauch einer Ahnung habe, wie das Wort eigentlich zur zweiten Gruppe vorgestossen ist.
    Die eine Gruppe sind Menschen die den Film „Das Leben des Brian“ gesehen haben und gut finden.
    Die andere Gruppe sind Menschen, die das Wort als eines unter vielen ihrer stets von Zynismus, Sarkasmus, Arroganz und gefühlter Ironie geprägten Kommunikation verwenden.
    Ich habe es nie verstanden, warum Leute diesen Stil für auch nur annähernd satisfaktionsfähig halten, aber das ist eine andere Sache.
    Dieser Stil nun wird, nach meiner Erfahrung und wenn er im Extremen praktiziert wird, zu locker 95-99% verwendet von, ich bitte die Verallgemeinerung zu verzeihen, Nazis. Nazis im Sinne von „intolerante Menschen mit überwiegend „rechten“ Meinungen“, nicht gleich im Sinne von „Mordhelfer“.

    An und für sich sagt das Wort „pöhse“ also nichts über den Verwender.
    Wenn er aber im gleichen Absatz Dinge wie „ewiger Gutmensch“ und „Faschingsneger“ unterbringt und das Wort „Rassismus“ dann in Anführungszeichen setzt, um, ganz dezent versteht sich, seine Mißbilligung der öffentlich verwandten Rassismusdefinition zum Ausdruck zu bringen…, da kann die Verwendung eines solchen Wortes dann schon ein gewisser Indikator sein, mit wem und welcher Agenda man es möglicherweise zu tun hat.

    Also, wenn Sie ernsthaft mit dem politischen Gegner argumentieren wollen, oder warum kommen Sie hierher, dann sollten sie an ihrer Sprache arbeiten, so wird das nix.
    Dieser Pseudoironiestil (oder wie nennt man das denn am besten, gibts da ein Wort für?) den sie da mit (Skandal!), (Ogottogott!), (Buhu!) und all den unterstützenden Worten im Text pflegen, der ist wenn sie mich fragen übrigens noch das viel grössere Problem als die reinen Begriffe.

    So, jetzt bin ich aber mal gespannt, sagen sie mal, sie haben „Das Leben des Brian“ gesehen? Ich frag mich nämlich schon immer, wie diese Schnittmenge zwischen den beiden Gruppen wohl aussieht, also Leute die den Film kennen, gut finden, und trotzdem diese Verwendung des Wortes zelebrieren und dann noch irgendwie „rechts“ sind. Ob es die wirklich gibt? Sind sie so einer?
    Ps: Geh doch nach drüben.

  68. @manu,

    „Werft den Purschen zu Poden!“
    Natürlich habe ich den Film gesehen.

    Dass der Begriff „Nazi“ von Linken recht inflationär gebraucht wird, eigentlich für jeden mit einer abweichenden Meinung, was mir ja bekannt.
    Dass allerdings schon ein einfaches „p“ ausreicht um sich als solcher zu qualifizieren, ist mir neu.
    Seltsamer weise ist es ja nur das „p“ in „pöhse“, das „h“ scheint ja in Ordnung zu gehen, obwohl doch eigentlich das „h“ der viel pöhsere Puchstabe ist.
    Fragen über Fragen.
    Mir Rassismus zu unterstellen, weil ich Wallraffs durch und durch rassistisch Aktionen kritisiere, ist natürlich auch etwas gewagt.
    Diese paternalistische Vorgehensweise von Wallraff, à la der große weiße Wallraff rettet die armen kleinen Negerlein in dem er sich schwarze Schuhcreme ins Gesicht schmiert ist einfach nur widerlich.
    Irdendwie hat das was von :“Meine sehr verehrten Damen und Herren,liebe Neger!“
    Aber auch schon die Aktion in „Ganz unten“ war, abgesehen davon dass sie komplett unglaubwürdig war, mehr als grenzwertig.
    Der „Türke“ „Ali“ (Wie nannte er sich eigentlich als Schwarzer? Bimbo?) den Wallraff darstellt ist ja ein ziemlicher Dorftrottel. Diese Darstellung finde beleidigend und rassistisch.
    Insgesamt erinnert mich Wallraffs wohlmeineder Rassismus sehr an das Verhalten dieses Kaffekränzchens:

    http://www.youtube.com/watch?v=kTrqX2QeV5A

  69. Wenn das Gegenüber schnell auf Nebenkriegsschauplätze ausweicht, sobald es in der eigentlichen Sache widerlegt ist, ist das ein sicheres Zeichen, dass man mit einem Troll diskutiert.

    Man muss Wallraff und seine Methoden nicht mögen (ich finde auch manche seier Aktionen grenzwertig). Dass man die in Wallraffs Büchern geschilderten Vorgänge über die Bild aber als Tatsachen ansehen kann, sollte schon deshalb klar sein, weil die Bild alles außer Tatsachen aus dem Buch herausgeklagt hätte. Aber wer glauben will, dass Feuerwehrautos blau statt rot sind, den kann man auch nicht überzeugen, wenn man ihm ein Feuerwehrauto zeigt.

    Tatsächlich könnte sich Döpfner erst einmal auf den Stand von 1979 bringen, bevor er seine heuchlerischen Rechtfertigungsversuche und Schönfärbereien vom Stapel lässt. Allerdings ist er wahrscheinlich schon auf dem Stand und sein ganzes hohles Geschwafel ist eben nichts als ein erbärmlicher Versuch seine Tintenkloake als verantwortungsbewusst oder zumindest weniger schäbig darzustellen.

  70. So kann man freilich auch deutlich machen, dass man nichts auf der Hand hat. Aber ich gebe zu, den großen Skandal aus Wallraffs Büchlein zu benennen wäre wohl wirklich schwierig gewesen.

  71. Ich zitier noch mal eben aus dem Eintrag oben, was ich „auf der Hand“ habe:

    1979 ist Wallraffs Buch „Zeugen der Anklage“ erschienen, eine Art Fortsetzung von „Der Aufmacher“ und in vieler Hinsicht eindrucksvoller, bedrückender, überzeugender als das Protokoll der Hans-Esser-Aktion.

    Vielleicht gibt es einen Schattenboxclub bei Ihnen in der Nähe, wo Sie Mitglied werden können?

  72. OK. war jetzt zwar nicht genau der Punkt, aber gut.
    Die Fortsetzung (die ich mir nicht angetan habe) soll also besser sein. Das ändert jetzt aber nichts daran, dass Teil 1 Müll ist.

  73. @ lv

    prima, auf keines meiner argumente eingegangen, dafür aber die verkleidung wallraffs als irgendwie unglaubhaft beurteilen und mit diesem gefühl den wahrheitsgehalt des kompletten buches bezweifeln. was soll man da noch sagen.

    halt stimmt auf eines meiner argumente sind sie noch eingegangen: das rosarote lala-land. wo habe ich das nochmal beschrieben..nirgendwo. ich habe lediglich geschrieben, dass die von mir genannten arbeitsbedingungen und fälle (von ihnen natürlich ignoriert) den weiten teilen der bdr unbekannt waren, aber sie beliben lieber bei den seite1girls..

    sie haben ein ideologisches problem mit wallraff und nihilieren deshalb seine leistungen in der investigativen reportage. sie stellen sie sogar als unglaubhaft dar.

  74. Dafür mag ich die Trolle: Nebenschauplätze aufmachen und, wenn man mit Fakten und Argumente kommt, rotzfrech zu sagen, dass das „nicht genau der Punkt ist.“ Pack.

  75. @105: Ist doch eine altbekannte Methode: Ich versuch jemanden mit irgendwelchem Quark als lächerlich hinzustellen, und dann kann ich ihn schön grundsätzlich als unglaubwürdig bezeichnen, so muss ich gar nicht auf Details eingehen. Im Film „Enemy of the State“ sehr ausführlich dargestellt. Pack.

  76. Dafür, hier kurz vor einer mehrtägigen Abwesenheit einen ziemlich klärungsbedürftigen Kommentar lieblos hinzurotzen, möchte ich mich ehrlich entschuldigen. Das war blöd. Eine bessere Erklärung auf die durchaus erwartbare Nachfrage als manu in #97 hätte ich aber eh nicht geben können. Danke. Genau so war es gemeint. Nächstes Mal sollte ich es dann auch vielleicht so schreiben. Oder halt gar nichts. Sorry.

  77. Nun gibts wohl erste *hust* „Ergebnisse“:
    „Es ist bemerkenswert, dass wir bislang im ganzen Haus nichts Verwertbares gefunden haben“, sagt Vorstandschef Mathias Döpfner der Nachrichtenagentur „dpa“. Bei einer hausinternen Untersuchung seien bislang zwar keinerlei aufklärende Unterlagen über die Abhöraktion aufgetaucht, so Döpfner…Döpfner fordert allerdings auch gleichzeitig Wallraff auf, genau so transparent mit seiner Vergangenheit umzugehen: „Wir würden uns wünschen, wenn Günter Wallraff mit ähnlicher Bereitschaft zur Selbstkritik die Vorwürfe seiner Kontakte zur DDR-Staatssicherheit aufklären würde.“

    Ah, daher weht der Hase…wir finden leider nix, aber nun bist Du dran…oder wie? Bezeichnend.

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