Der Fluch der Gleichgültig

In Dresden ist heute erstmals der Sächsische Förderpreis für Demokratie verliehen worden, und wenn man diesem Preis etwas wünschen darf, dann vielleicht, dass sich im nächsten Jahr ein richtiger Medienpartner findet.

Und nicht wieder nur stern.de.

Über welchen Fehler im Bericht über die Verleihung mag man sich dort wohl am meisten ärgern, wenn schätzungsweise am Montagvormittag erstmals wieder jemand mit Deutschkenntnissen zum Dienst antritt?

Über einen der Komma-, Anschluss- und Grammatikfehler? Über den falsch geschriebenen Nachnamen des sächsischen Ministerpräsidenten, den falsch geschriebenen Vornamen eines der Preisträger oder den mal falsch, mal richtig geschriebenen Nachnamen des Initiators? Darüber, dass man im Bildtext Anetta Kahane und Christian Petry zu Empfängern des Preises gemacht hat, obwohl sie ihn verliehen haben? Über die Schreibweise „Mittwaida“ statt „Mittweida“, obwohl es vier Zeilen vorher richtig steht? Darüber, dass der Link in der letzten Zeile nicht funktioniert, weil sich ein Leerzeichen darin versteckt? Oder darüber, dass dem Satz „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit“ aus einem Flugblatt der Weißen Rose die letzte Silbe abhanden gekommen ist?

Ich glaube, ich weiß es:



69 Replies to “Der Fluch der Gleichgültig”

  1. Oh mein Gott.

    Die Freitag-Abend-Praktikanten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

    Im Ernst: Ich als Laie dachte immer, so ein Artikel geht vor Veröffentlichung durch mehrere Instanzen, wo er jeweils gründlich begutachtet wird. Bei online-Medien scheint das aber anders gehandhabt zu werden.

  2. „den falsch Vornamen eines der Preisträger“?

    Ich schätze mal der Teil wird für Verärgerung sorgen… bei irgendwem. :P

    Aber jetzt fliegt der erste Stein schon… ;)

  3. @1: Nur eine Instanz kann eigentlich auch genügen, sofern sie der Syntax und der Orthographie mächtig ist. Muss ja nicht jeder so angehen wie der Spiegel, bei dem ein Artikel geschätzte zwölf bis 22 Schreibtische passiert.

    Sollte aber vielleicht.

    Ich habe die Vermutung, dass derlei Instanzen auch in der Printpresse immer seltener gefragt werden oder überhaupt vorhanden sind. Vielleicht sollte man Outsourcing betreiben und “ Niggemeiers Gegenleseservice“ einschalten. Oder gleich Sick fragen.

    Dann kommen auch keine falsch Namen mehr vor. ;-)

  4. Haarsträubend. Haben die beim stern heute schon ne vorgezogene Weihnachtsfeier gehabt? Puh!? Man kann doch so eine simple Meldung nicht so verhunzen? Da kann man ja mit dem Kopfschütteln überhaupt nicht mehr aufhören… :-(

  5. Groß.Artig.

    Vielen Dank für diesen Lacher vor dem Heiamachen. Und nicht vergessen:

    Zerreißt den Mantel der Gleichgültig!

    Zerreißt den Mantel der Gleichgültig!

    ZERREIßT DEN MANTEL DER GLEICHGÜLTIG!

  6. Das alte Lied: „Lass das doch den Praktikanten machen ..“ Obwohl das jetzt zu hart gegenüber der Praktikantenzunft wäre. Das Ärgerliche an dem Artikel ist nicht der Artikel selbst, sondern die Tatsache, daß es nur einer von vielen ist. In seiner Lieblosigkeit zwar schon beeindruckend, aber eben nur einer von vielen.

  7. Ich kann mir nicht mehr helfen: geht das mit rechten Dingen zu? Oder sind wir nur Zeuge einer kleinen perfiden Sabotageaktion eines Praktikanten oder Redakteurs, der am heutigen abend schlicht keine Lust mehr hatte?

    Wir werden es vermutlich nie erfahren. Aber bemerkenswert ist nicht nur, daß solche kapitalen Fehler sich in diesem Text geradezu tummeln, sondern daß dieser Text mit dieser Überschrift seit mehr als 2 Stunden unverändert online ist.

  8. @Marc: Da ist keiner mehr. Da arbeitet seit Stunden keiner mehr. Das ist so bei stern.de. Man kann es auch daran sehen, dass um 22.15 Uhr ein Fußball-Bundesliga-Spiel zuende gegangen ist. Auf sueddeutsche.de, faz.net, Spiegel Online, Focus Online, Welt Online kann man selbstverständlich Spielberichte dazu lesen. Auf stern.de nicht.

  9. „EINWNADERUNG

    Schwarzenegger erzürnt Latinos mit Sparchlern-Tipp“

    Gefunden auf SPon am 14.06.2007 – wurde aber immerhin im Verlaufe von 8 Stunden mit einigen Anläufen korrigiert.

  10. Vielleicht leide ich unter der Uhrzeit – aber der letzte Link im Text funktioniert doch sauber?! Ich sehe da auch kein Leerzeichen, weder im Linktext noch in der Link-URL selber.

  11. Wer selbst im Glashaus sitzt:
    >Nachnamen des Initiatoren?
    das ist schon eine etwas kreative Genitivgestaltung. ;-)

    Auch hätte sich die Formulierung „und organisieren Zivilcourage“ als schlichter Mumpitz anprangern lassen.

  12. @Markus Pirchner: Danke. Ich habe meine Genitivgestaltung jetzt nachträglich korrigiert.

    @Robert Z.: Ja, stimmt. Aber ich bin mir ziemlich sicher: Als ich das erste Mal darauf geklickt habe, war da noch ein Leerzeichen zwischen http:// und demokratie…

  13. @8: Wo wir grad beim Klugscheißen sind: Kein ß bei Großsbuchstaben. Man könnte sonst zerreiben lesen (was im Kampf gegen die Gleichgültig allerdings auch ein statthaftes Mittel wäre). Beispiel KLUGSCHEISSE. Klugscheibe ergäbe ja keinen Sinn.

    Die Fehler sind ja katastrophal, viel schlimmer finde ich aber, daß auf Spon irgendeiner auf den Kreativtrichter gekommen ist und Überschriften wie „iPhone? I wo!“ äh dichtet. Am besten noch „Wenn Roque Junior alt aussieht.“ Super! Namenwitze!

  14. Dieses Blog scheint bei der „Frühschicht“ von stern.de nicht zur Pflichtlektüre zu gehören. Aber offenbar auch die eigenen Inhalte nicht. Wie sonst ist es zu erklären, dass nach wie vor die „Topmeldung“ unter „Politik & Panorama“ nicht in die allgemeine Rechtsschreibung übertragen wurde?

  15. Interessant ist, dass wir Samstagvormittag, 11:35 Uhr haben und immer noch nichts korrigiert wurde. Das mit „Sachsen Ministerpräsident“ hat übrigens etwas: Man kann es ja so interpretieren, als wäre Milbradt der MP der Sachsen statt vom Bundesland Sachsen. Hat ja irgendwie eine Logik, wenn auch nicht mehr zeitgemäß.

  16. Vielleicht könnte ja mal jemand den in 25 verlinkten Kommentar der Redaktion melden. Sonst merken die das doch nie. :)

  17. Ob Marcus Eick nun Marcus Eick heißt, oder doch Markus Eick und eben nicht Marcus Eick, das bleibt wohl auf ewig ein Geheimnis.

    Oder ist Herr Niggemeier etwa auf die wahnwitzige Idee gekommen, ihn einfach mal persönlich zu fragen??? :)

    (zumindest die Google-Suche ergibt mehr und sinnigere Treffer für die C-Version)

  18. Verstehe ich euch richtig?Die Demokratie wird durch ein paar Extremisten gefährdet, aber die totale Abschaffung der Bügerrechte und die totale Überwachung aller Bürger ist kein Problem?

    Ihr solltet etwas vorsichtiger sein was ihr raucht.

  19. @37, 38: am gestrigen Freitag hat der Bundestag dem Gesetz zur Telekommunikationsüberwachung inkl. Vorratsdatenspeicherung zugestimmt, das wird der Bezug sein. In der Tat habe ich mich beim Überfliegen einiger Nachrichtenportale auch über die Gleichgültig gewundert, mit der dieses Thema behandelt oder auch eben gar nicht behandelt wird.

  20. Und der stellvertretende Chefredakteur des „stern“ (ja, ich weiss, das hat mit „stern-online“ rein gar nichts zu tun) schmeisst mit Dreck auf Blogger und schwafelt von „Qualitätsjournalismus“.

    Vielleicht, weil man das am meisten mag, von dem man eigentlich am wenigsten weiss.

  21. @ 27: Ganz große Klasse. Ganz große Klasse. Ganz große Klasse. Wie man eine lächerliche 7-Zeilen-Meldung auf eine ganze Seite bringen kann. Ganz große Klasse. Wie man eine lächerliche 7-Zeilen-Meldung auf eine ganze Seite bringen kann. Ganz große Klasse!

  22. Oh, da wird Herr Niggemeier aber eine Aushilfe die zum ersten Mal was alleine schreiben durfte ganz schön traurig gemacht haben… na, ja muss halt nicht jeder Medienjournalist werden…

  23. Ein paar hier sind wohl zu sehr von ordentlich redigierten Print-ausgaben großer Zeitungen verwöhnt.
    Wer schonmal die Pforzheimer Zeitung (print, nicht online) lesen musste, weiß was Rechtschreibfehler und Grammatik anrichten können.

  24. Hm, wundert mich gar nicht. Ich wette, bisher hat das noch niemand von den Verantwortlichen gemerkt. Tritt sich fest, ehm, das verliest sich, oder so…

  25. Ha.
    Fast noch schöner war letzte Woche ein Fall von Gefälligkeitsjournalismus auf Süddeutsche.de über irgendeinen startup-pitch Wettbewerb in dem das Ex-Unternehmen der Sponsoren „ABADO“ statt „ALANDO“ genannt wurde und so auch (trotz sofortigem Hinweis) über das ganze Wochenende unkorrigiert stehen blieb.

  26. Einen korrigierten Text gratis geliefert zu bekommen ist doch eine durchaus „konstruktive Kritik“, die der Stern nach kaum 24 Stunden dann auch gerne aufgegriffen hat. Hoffentlich wurde der arme Mitarbeiter der das Original verbrochen hat nicht gleich gefeuert, sondern nur zum „Deutsch für Profis“ Auffrischungskurs verdonnert ;-)

    Vielleicht hat das Stern.de Content Management System bzw. das Layout der Webseite auch ein „Jahr 2000 Problem“, und man hatte bei der Erstellung nicht damit gerechnet dass ein Redakteur der Stern-Leserschaft so lange Überschriften zumuten würde…

  27. Ohhhh mein Gott, alles was ich hier lese ist Kopfgewichse. Ihr scheint alle einen langweiligen Sonntag zu haben. Es gibt wichtigeres, als sich über andere Leute Rechtschreibung aufzuregen.

  28. […] Stefan Niggemeier hat uns wieder aufgezeigt, wie wichtig den großen Zeitschriften ihre Website ist: Anscheinend gar nicht! Sofort fallen einem eine ganze Menge Fehler in die Augen. Komma- und Grammatikfehler, wie auch der falsch geschriebene Nachname des sächsischen Ministerpräsidenten! Fehler über Fehler! War hier nur ein Praktikant am Werk oder doch sogar ein ausgebildeter Journalist? Bei einer gedruckten Ausgabe von “Stern” wäre sowas nie passiert, aber im WWW anscheinend doch! Hier sieht man wieder, wie ernst es der Verlag mit den neuen Medien meinen! […]

  29. hm, kommt wohl davon, wenn man ständig an den falschen stellen sparen will – nämlich an leuten, die auch tatsächlich der deutschen sprache mächtig sind. „das decken wir aus unserer redaktion ab“, ist da eine gern bemühte standard-antwort. das ergebnis sieht man ja. :-(

  30. früher schrob ich darob noch lesermails.
    heute sehe ich die kreative gestaltung vor allem von spon, stern und focus ertrage ich nicht, in sachen rechtschreibung und grammatik bis hin zur völligen sinnentstellung per kopieren&einfügen als eigenständigen teil des unterhaltungsangebotes an.

  31. Früher sagte man ja in mancher Redaktionen: „Das bißchen, was ich lese, schreib ich mir selber.“ Da wurde also noch gelesen!

    In Online-Redaktionen geht’s heute ohne, da wird nur noch geschrieben. Das heißt dann „content“, von englisch „sich mit etwas begnügen“.

  32. Mittlerweil ja schon Alteis, aber herzlichen Donk Herr Niggermeyer
    vür diese gar amühsante bloggeray.

    – Grinsregierung.

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