Es ist alles noch viel schlimmer.
Seit über einem Jahrzehnt schreibt der Journalist Christoph B. Schiltz für die „Welt“ auf der Grundlage einer Statistik des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) immer wieder über den jeweiligen Krankenstand in Deutschland. Seit über einem Jahrzehnt missversteht er, was diese Statistik misst, und interpretiert die Zahlen falsch. Und seit über einem Jahrzehnt übernehmen Nachrichtenagenturen und vermeintliche Qualitätsmedien seine falschen Interpretationen.
Das BMG misst den Krankenstand mit der Statistik KM 1/13. Es ist eine höchst ungenaue Messung, und die Regierung räumt das selbst auch ein. Es handelt sich um eine Stichtagserhebung: Die Krankenkassen melden dem Ministerium, wieviel Prozent ihrer Versicherten am Ersten eines jeden Monats vom Arzt krankgeschrieben waren. Wenn eine Grippewelle Deutschland vom 5. bis 25. Februar lahmlegt, taucht das in der Statistik nicht auf. Wenn der Erste eines Monats auf einen Sonntag fällt, liegt der gemeldete Krankenstand für diesen Monat niedriger als wenn er auf einen Montag fällt, weil sich am Wochenende weniger Menschen neu krankschreiben lassen. Wegen der Feiertage am jeweiligen Monatsanfang fallen die gemeldeten Krankenstände im Januar und Mai immer relativ niedrig aus. Und weil die Statistik nur ärztliche Krankschreibungen zählt, erfasst sie Kurzzeiterkrankungen in der Regel nicht, weil für ein oder zwei Tage Fehlen meistens kein Attest nötig ist.
Die Aussagekraft der Zahlen ist also sehr gering, aber wenn man die Einschränkungen kennt, kann man natürlich dennoch interessante Rückschlüsse aus ihnen ziehen.
Christoph B. Schiltz kennt sie nicht. Christoph B. Schiltz glaubt, dass die Prozentangaben in der Statistik des BMG nicht das Verhältnis der Krankgeschriebenen zu den Nicht-Krankgeschriebenen am jeweiligen Stichtag angeben, sondern das Verhältnis der Fehlzeiten zur Soll-Arbeitszeit im jeweiligen Monat. Das tun sie nicht.
Oder wie das Gesundheitsministerium formuliert: „Schlüsse auf eine Differenz zur Sollarbeitszeit oder auf die Zahl der Fehl-Arbeitstage pro Jahr lassen sich nicht ziehen.“
Diese Schlüsse zieht Christoph B. Schiltz aber seit mindestens 1998. Er hat den Zahlen in zig Artikeln in der „Welt“ und ihrer Teilkopie „Berliner Morgenpost“ eine Bedeutung zugeschrieben, die sie nicht haben. Er tut das mit großer Routine.
„Welt“, 27.7.1999:
Nach der neusten Statistik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegt, fehlten die 30,1 Millionen Arbeitnehmer im ersten Halbjahr 1999 4,25 Prozent der Sollarbeitszeit. Dies entspricht 4,62 Arbeitstagen und einem Anstieg von 6,2 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 1998.
„Welt“, 20.1.2000:
Laut Statistik des Bundesge-sundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegt, fehlten die 32,08 Millionen Arbeitnehmer im Jahr 1999 4,25 Prozent der Sollarbeitszeit. Dies entspricht einer Fehlquote von 9,4 Arbeitstagen.
„Welt“, 5.7.2000:
Laut der neuesten Statistik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegt, fehlten die 31,9 Millionen Arbeitnehmer im ersten Halbjahr 4,23 Prozent der Sollarbeitszeit. Dies entspricht einer Fehlquote von 4,6 Arbeitstagen.
„Welt“, 31.7.2002:
Laut Statistik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegt, fehlten die Arbeitnehmer im ersten Halbjahr 4,18 Prozent der Sollarbeitszeit – ein Minus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies entspricht 5,1 Arbeitstagen.
„Welt“, 15.10.2002:
Nach den neuesten Erhebungen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegen, fehlten die Arbeitnehmer zwischen Januar und September 2002 insgesamt 4,02 Prozent der Sollarbeitszeit (Vorjahr: 4,17 Prozent). Dies entspricht 6,6 Arbeitstagen.
„Welt“, 2.1.2003:
Nach den neuesten Erhebungen des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS), die der WELT vorliegen, fehlten die Arbeitnehmer im vergangenen Jahr vier Prozent der Sollarbeitszeit. Dies entspricht 8,8 Arbeitstagen.
„Welt“, 21.10.2003:
Nach den neuesten Erhebungen des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS), die der WELT vorliegen, fehlten die Arbeitnehmer zwischen Januar und September 2003 aus Krankheitsgründen durchschnittlich 3,58 Prozent der Sollarbeitszeit. Dies entspricht 5,8 Arbeitstagen und bedeutet einen Rückgang von 11,2 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum (4,03 Prozent der Sollarbeitszeit).
„Welt“, 29.12.2003:
Laut neuen Statistiken des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS), die der WELT vorliegen, fehlten die Arbeitnehmer im abgelaufenen Jahr 3,6 Prozent derSollarbeitszeit. Dies entspricht 8,97 Arbeitstagen.
„Welt“, 20.12.2004:
Laut neuesten Statistiken des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung fehlten die 34,1 Millionen Arbeitnehmer im abgelaufenen Jahr aus Krankheitsgründen 3,3 Prozent der Sollarbeitszeit. Dies entspricht einer Fehlquote von 7,35 Arbeitstagen.
„Welt“, 15.1.2007:
Nach neuesten Erhebungen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegen, fehlten die Arbeitnehmer 2006 im Durchschnitt 3,29 Prozent der Sollarbeitszeit. Das entspricht 7,2 Arbeitstagen.
„Welt“, 28.12.2009:
Im abgelaufenen Jahr fehlten die Arbeitnehmer in Deutschland laut neuen Statistiken des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegen, 3,3 Prozent der Sollarbeitszeit. Dies ist ein Gleichstand gegenüber dem Vorjahr und entspricht 7,3 Arbeitstagen.
„Welt“, 19.7.2010:
Die Arbeitnehmer fehlten in den ersten sechs Monaten laut den neuesten Statistiken des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die der WELT vorliegen, 3,58 Prozent der Sollarbeitszeit – das sind zehn Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Fehlquote entspricht vier Arbeitstagen.
(Kleine Auswahl.)
Allein fast ein Dutzend Mal vermeldete Schiltz in der „Welt“, dass der Krankenstand auf ein „Rekordtief“ gefallen sei. Ungefähr ein Jahrzehnt lang variierte er minimal den Satz: „Arbeitsmarktexperten nennen als wichtigste Gründe für den niedrigen Krankenstand die schwache Konjunktur und die Angst der Arbeitnehmer, in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit im Krankheitsfall den Job zu verlieren.“ Gleich dreimal zitierte er den Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit, Joachim Möller, mit demselben Satz: „In wirtschaftlichen Krisenzeiten sinken tendenziell die Krankenstände.“
Das mag immerhin stimmen. Schiltz‘ Zahlen stimmen nicht. Noch einmal: Man kann aus den der „Welt“ jeweils „vorliegenden“ „neuesten“ Statistiken des BMG weder die Fehlzeit als Anteil der Sollarbeitszeit errechnen, noch die entsprechenden Arbeitstage.
Fast amüsant ist es nachzulesen, wie Schiltz die Schwankungen der Monatswerte von Jahr zu Jahr notiert, ohne die einfache Erklärung dafür zu erkennen. Am 16.4.1999 zum Beispiel notierte er in der „Welt“:
Besonders deutlich war der Anstieg in den Monaten Februar und März [1999 gegenüber 1998].
Ich verrate Ihnen und ihm ein Geheimnis: Die Stichtage für die Erhebung, der 1. Februar und der 1. März, waren 1998 Sonntage, 1999 Montage. Alles andere als ein besonders deutlicher Anstieg in der Zahl der Krankgeschriebenen an diesen Stichtagen 1999 wäre wahrlich bemerkenswert gewesen. Aber Schiltz glaubt ja, es handele sich um die Fehlzeiten.
Immer wieder betont er in seinen Jahres-, Halbjahres und Quartalberichten auch, dass der Krankenstand im Januar besonders niedrig gewesen sei. Nun ja: Da ist Stichtag Neujahr. Die meisten frisch Erkrankten werden erst am 2. Januar zum Arzt gehen und somit in der Januar-Statistik fehlen.
Nun könnte man das alles abtun als die erstaunliche, und doch irgendwie nicht überraschende Geschichte eines Journalisten, der vor vielen Jahren eine Statistik für sich entdeckt, sie aber in all den Jahren nicht verstanden hat. Es ist aber alles noch schlimmer. Seine Fehlinterpretation gibt seine Zeitung routinemäßig an die Nachrichtenagenturen, die sie routinemäßig ungeprüft zu Meldungen verarbeiten, die andere Zeitungen routinemäßig ungeprüft weiterverbreiten.
Allein die Nachrichtenagentur dpa vermeldete seit 1998 mindestens zwei Dutzend Mal die falschen Anteile der „Soll-Arbeitszeiten“ unter Berufung auf die „Welt“. Aber auch AP, AFP, Reuters, epd fielen auf den cleveren ahnungslosen „Welt“-Journalisten und seine Vorabmeldungen herein. Der Unsinn erschien im Laufe der Jahre u.a. in „Berliner Zeitung“, „B.Z.“, „taz“, „Bild“ und „Süddeutscher Zeitung“.
Seit vergangenem Jahr scheint das Gesundheitsministerium zu versuchen, mit Pressemitteilungen gegenzusteuern. Mit welchem Erfolg können Sie im BILDblog nachlesen. Aber natürlich auch erraten.
Nachtrag, 20.20 Uhr. BILDblog-Leser Christian M. hat nachgerechnet und ein weiteres Detail dieses umfassenden Desasters offengelegt:
Wenn man um die Sache mit den Stichtagen weiß, bleibt von den aktuellen Meldungen über den (angeblich wegen der besseren Konjunktur) sprunghaft gestiegenen Krankenstand im ersten Halbjahr nichts, aber auch gar nichts übrig. Es verhält sich nämlich so, dass von den sechs Stichtagen 2009 gleich fünf auf einen Sonn- oder Feiertag fielen. 2010 waren das nur zwei. Das ist der Grund, warum der Krankenstand im ersten Halbjahr 2010 scheinbar sprunghaft gestiegen ist.
Danke für die Aufklärung!
Das einzige, was ich mich jetzt noch frage: Wozu veröffentlicht man überhaupt eine Statistik, deren Aussagekraft gegen Null tendiert?
Würde ein mathematisch unbegabtes Schreiberlein in seinem Kämmerlein still vor sich hinmöhren, möchte dies durchgehen. Das Bild einer moralisch verlotterten Arbeitnehmerschaft, die sich je nach Konjunkturlage krank zu melden pflegt, prägt aber als Folge dessen die öffentliche Wahrnehmung …
@Julius: Berechtigte Frage, die ich auch nicht beantworten kann. Langfristige Trends und Unterschiede zwischen Männern & Frauen oder Ost & West zeigt die Statistik natürlich durchaus.
Schön, dass hier mal Ross und Reiter genannt werden.
Ja, das mag Kollegenschelte sein, aber derart hartnäckige Ignoranz und selbstgerechte Routine beschmutzt das Image aller Journalisten heftig.
Naja, eine Stichtagsauswertung ist halt einigermaßen effizient. Aber vielleicht könnte man ja so vorgehen: Nimm immer den 1. des Monats. Wenn dieser auf einen Sonn- oder Feiertag fällt, nehme den nächsten darauffolgenden Werktag. Das Problem mit der Grippeepidemie vom 5. bis 25. Februar wäre damit natürlich trotzdem nicht vom Tisch.
Danke, wieder etwas gelernt.
Dass man nicht mal den Nachrichtenagenturen glauben kann… Wieso nehmen die sich nicht direkt die Quelle (also die Statistik) vor, statt eine Sekundärmeldung zu verbreiten?
Ach, wie wunderbar – eine weitere Anekdote aus dem bunten Feld fehlgedeuteter Daten. Erinnert mich an die wild spekulativen und sich ständig wechselnden Aussagen zur Wirtschaftsentwicklung.
Danke für die Hintergrundinformation!
@R. Kneschke: Das ist eines der großen Rätsel des Agenturjournalismus in Deutschland.
Interessanter Artikel – danke.
Verstehe ich das eigentlich richtig?
Eine Quelle ist frei zugänglich im Netz. Es gibt einen Journalisten, der diese Quelle regelmässig nutzt, und die Creme des Nachrichtenwesens sieht sich über all die Jahre genötigt, von diesen vermeintlichen „Exklusivinformationen“ abzuschreiben?
Da bin ich dann schon ein wenig platt.
Ich unterstelle dem Journalisten in diesem Fall volle Absicht. Sein Motiv dürfte das Schüren von Ängsten bei Arbeitnehmern sein, die sich auf Grund des Drucks der Masse (vermeindlich niedriger Krankenstand) den Gang zum Arzt verkneifen. Sollten die Zahlen höher als im Vormonat ausfallen, haben die Arbeitgeber ein Argument, um mehr Leistung von ihren vermeindlich faulen Angestellten einzufordern.
Beide an den Haaren herbei gezogenen Interpretationen nutzen folglich nur den Arbeitgebern.
Fazit: Qualitätslobbyismus
und prompt kann man die Abschreibe nachlesen:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-07/krankenstaende-anstieg
das nenne ich ‚zeitnah‘ ;-)
@6, R. Kneschke: Weil es einfacher ist schon vorgekautes Material zu verwenden nehme ich mal an …
Da es sich hierbei um Qualitätsjournalismus handelt, ist jegliche Kritik unangemessen. Die sachliche Richtigkeit wird durch die Verbreitung der Nachrichtenagenturen einerseits und die Vervielfältigung durch andere Qualitätsjournalisten bewiesen. Dieser Fall zeigt eindeutig, dass Qualitätsjournalismus nur durch intensive Auseinandersetzung mit den Themen durch umfassend gebildete und hochqualifizierte sowie angemessen bezahlte Fachkräfte möglich ist.
Womit erneut erwiesen wäre, warum wir ein Leistungsschutzrecht benötigen.
*hüstel*
/ironie aus
[…] von Arbeitnehmern”. Mit diesen Zahlen bzw. deren Interpretation hat sich der Journalist Stefan Niggemeier beschäftigt. Er hat recherchiert, dass sich die so oft in den Medien zitierte Zahl (Beispiel) […]
wie schön, dass es Selbstreferentialität nicht nur in der Blogosphäre gibt…^^
Was kann man aus dieser (und einigen anderen) Fehlleistung(en) schließen? Dass es der „Welt“ bzw. dem Springer-Verlag seit Jahren scheißegal ist, dass dort teils schlecht arbeitende Menschen sitzen und für ihre Fehlleistungen auch noch bezahlt werden? Vielleicht, weil der Durchschnittsleser das Produkt trotzdem kauft und es ihm eigentlich ebenso wurscht ist, was er da so vorgesetzt bekommt?
Erinnert mich ein wenig an den deutschen Konsumenten, der mit aller Selbstverständlichkeit davon ausgeht, dass sein Rindersteak aus dem Supermarkt für 9,99 Euro pro kg oder das KiK-T-Shirt für 2,99 Euro prima Schnäppchen sind und der sich den Teufel darum schert, wie so ein Dumping-Preis zustande kommt.
Wem Trash genügt, dem wird auch Trash geliefert.
Wenn es um wissenschaftliche Fragen geht, liefert „Die Welt“ meinem Eindruck nach sowieso das mit Abstand schlechteste Niveau aller Tageszeitungen ab. Ich habe das online eine Weile beobachtet und die zahleichen Fehler anfangs für Einzelfälle gehalten. Mittlerweile tue ich mir das nicht mehr an, deren „Nachrichten“ sind einfach zu unzuverlässig.
Klarer Fall: Für so gründlich recherchierten Qualitätsjournalismus benötigen Pressekonzerne eine Subventionierung durch das von den Verlagen geforderte Presse-Leistungsschutzrecht! Was für eine verdrehte Welt.
Das Leistungsschutz muss aber wirklich her! Wir wollen schließlich auch in Zukunft Journalismus auf gewohntem Niveau. *gg*
Und was sagt Herr Schiltz dazu?
Journalisten arbeiten häufig bei Zeitungen bei denen es sich Werbeschriften handelt mit einem erläuternden – teils hübsch formulierten – Anhang, der redaktioneller Teil genannt wird.
Rhesusaffen einen unschätzbarer Vorteil gegenüber den Genannten, sie können zumindest leichte mathematische Aufgaben lösen.
Wär ich Herr Döpfner, würde ich Sie hoch bezahlen.
Vielen Dank für diese Fleißarbeit!
Man sollte aber auch mal im Ministerium nachfragen, warum die ihre Statistik so unseriös machen. Es wäre doch ein leichtes, einfach jeden ersten Werktag im Monat die Abfrage zu machen anstatt jeden ersten Kalendertag.
Bemerkenswert finde ich, dass dpa noch heute, 14.06 Uhr, falsche Meldungen verschickt.
@Knut: Aus denen könnte man aber auch nicht den Anteil der Fehlzeiten von der Soll-Arbeitszeit errechnen.
21, Marcus:
Das würde mich auch interessieren. Haben Sie den Menschen oder die „Welt“ mal dazu befragt, Stefan?
Als Ergänzung zu meiner Frage (21) eben: Ich frage deshalb, weil ich gerade darüber brüte wie das eigentlich ist mit uns Bloggern und Journalisten. Im Blogbereich sieht man das ja verhältnismäßig oft: Es wird eine Person/eine Firma/Institution kritisiert, doch eine Stellungnahme desjenigen gibt es nicht, weil niemand gefragt wurde. Im Journalismus ist das eher üblich und auch gefordert, die kritisierte Seite auch zu Wort kommen zu lassen.
Stefan ist (wie ich auch) beides, Journalist und Blogger, und ich frage mich (ganz urteilsfrei) hat er Schiltz jetzt gefragt oder hat er nicht? Wann fragt man, wann nicht? Wann gebührt es sich und wann nicht? Wann ist es juristisch gefordert und wann nicht?
Auch das BMG ist mitschuldig: wenn die Zahlen ohnehin sehr begrenzte Aussagekraft besitzen, sollte man sie auch nicht unter „Krankenstand“ veröffentlichen. Sogar WIkipedia fällt drauf rein: http://de.wikipedia.org/wiki/Krankenstand#Entwicklung_des_Krankenstandes_in_Deutschland
@ Knut
Der erste Werktag im Monat wäre überproportional häufig der Montag. Damit wäre im Hinblick auf die Genauigkeit der Statistik nichts gewonnen.
(Im Gegenteil, aktuell erhält man laufend Werte für verschiedene Wochentage, die man mit einer Korrektur für den Wochentag relativ leicht bereinigen kann um zu einer akzeptablen Schätzung zu kommen. Liese man Wochenenden konsequent rausfallen stünden nach einer Weile nicht mehr genug Daten zur Verfügung, um diese Wochentagskorrektur vorzunehmen. Bzw., es würde u.U. nicht bemerkt, wenn sich die Wochentagskurve (und damit der Korrekturfaktor) verändert.)
Unter Strich muss man IMO einfach sehen, dass das BMG hier einen unaufwändigen Schnappschuss produziert, der langfristig und für spezielle Fragestellungen gut genug ist.
@Stefan @R. Kneschke Ich glaube, das Problem liegt in den Strukturen der Nachrichtenagenturen. Da will sich niemand gegen den Kunden / Miteigentümer stellen, in dem das Medien-Vorab (Pressemitteilung am Abend vorher) nicht „mitgenommen“ (verarbeitet und gesendet) wird. Ich glaube schon länger, dass es dafür nur eine Lösung gibt: Keine Medien-Vorabs mehr über den Ticker schicken oder nur dann, wenn selbest umfassend nachrecherchiert wurde, eine eigene Quelle vorliegt und das genauso an die Kunden kommuniziert wird.
Erst mal Danke (auch an das BILDblog) für den Artikel. Wurde eigentlich schon gesagt, dass der Begriff „Krankenstand“ ein Teekesselchen ist? Wenn das Gesundheitsministerium den Begriff nennt, dann meinen die die Stichtagserhebung (s.o.). Benutzen hingegen gesetzliche Krankenkassen den Begriff Krankenstand, so meinen die alle gemeldeten Arbeitsunfähigkeitstage eines Monates, die durch die Versicherungstage des Monates geteilt werden.
Auf den Werten des Ministeriums darf man wirklich keine mathematischen Modelle oder Aussagen aufbauen, auf den Werten der GKVs hingegen schon. Und zwar bitte nur über alle gesetzlich Versicherten.
Ich vermute mal, dass diese Statistik aus der Abrechnungsroutine der Ärzte resultiert. Auch heute können Praxen zum Quartalsende ihre Abrechnungen auf unterschiedlichen Wegen an die GKVs schicken. Bis nun alle AUs ausgewertet sind, können locker mal 3-6 Monate vergehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Gesundheitsministerium (und scheinbar manch ein Journalist) nicht diese Zeit abwarten will und daher diese Pi-mal-Daumen Stichtagserhebung eingeführt hat. So hat man schnell „irgendwelche“ Daten.
@ JO (#32): Das Wort Teekesselchen habe ich schon gefühlte 30 Jahre nicht mehr gehört. Aber stimmt, das haben wir mal auf Kindergeburtstagen gespielt. Nett, das :)
Meine Frage (21, 28) gehen natürlich auch an Lukas, nachdem ich jetzt endlich auch den zugehörigen BILDBlog-Artikel gelesen habe, sorry. Was für ein Geschichte, übrigens ….
Pfui, Nestbeschmutzer, einem am Hungertuch nagenden Kollegen macht man nicht seine regelmäßige Einkommensquelle schlecht. Denkt doch mal an seine Kinder!
Auch von mir ein Dankeschön für diesen Artikel.
Ich vermisse die Information, ob mit Herrn Schiltz oder der „Welt“-Redaktion Kontakt aufgenommen wurde. Ich hätte angesichts einer ausgewogenen Berichterstattung gerne die Reaktion gelesen…
Naja, offensichtlich wurde nicht Kontakt aufgenommen; es würde sonst im Text stehen.
„Teekesselchen“ meint aber was ganz anderes, z.B. Bank (zum Sitzen) und Bank (zum Überfallen). Hahn (der kräht) und Hahn (aus dem Wasser kommt).
In unserem Beispiel sind’s die Dinge doch sehr ähnlich: jedesmal irgendwie „kranke Lohnabhängige“, oder?
A propos: Wir spielen das Spiel immer noch. Ist auch ein gut geeigneter Spaß (neben Scrabble), um einer ausländischen Gattin (also meiner) etwas Deutsch noch näher zu bringen.
[…] BILDblog und Stefan Niggemeier haben sich aufgrund der aktuellen Berichterstattung (die man beispielsweise bei DerWesten oder […]
@ Jeeves
Ja, es geht um unterschiedliche Statistiken über „kranke Lohnabhängige” und nein, sie sind zwar ähnlich aber nicht gleichzusetzen. Interessant wäre natürlich mal die GKV-Werte mit denen vom Gesundheitsministerium zu vergleichen. Aber noch einmal zum „Teekesselchen“, für das ich mich langsam schäme. Wie heißt das denn nun richtig?
@ Anne
„Naja, offensichtlich wurde nicht Kontakt aufgenommen; es würde sonst im Text stehen.“
Das käme mir dann aber auch nicht wirklich sauber und fair vor. Zu einer runden Berichterstattung gehört – bis auf wenige Ausnahmefälle – auch die Gegenseite.
Nein, ich habe nicht bei der „Welt“ nachgefragt.
Ich habe zu der grundsätzlichen Frage dahinter auch keine wirklich überzeugende Antwort: Manchmal frage ich bei der Gegenseite nach, manchmal nicht. In diesem Fall wäre es vermutlich besser gewesen nachzufragen, weil mich auch interessieren würde, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Das heißt natürlich nicht, dass ich auch eine Antwort bekommen hätte — insbesondere bei Springer ist das eher unwahrscheinlich.
Kurz und unbefriedigend gesagt: Nein, ich finde nicht, dass man immer bei demjenigen nachfragen muss, über den man schreibt (vor allem, wenn das Thema dessen Publikationen sind). Ja, oft ist es hilfreich und fair, es zu tun.
Schönes Stück, nur eine Frage zu „weil für ein oder zwei Tage Fehlen meistens kein Attest nötig ist.“:
Schon länger nicht mehr abhängig beschäftigt gewesen oder auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht angewiesen?
@Stefan Niggemeier
Ohne den lesenswerten Beitrag und dessen Kernaussage schmälern zu wollen: Gerade in einem solchen Fall, bei dem der betroffene Journalist genannt und in einem bekannten Szene-Blog medial auf die Hörner genommen wird, hätte ich eine Kontaktaufnahme für gut befunden und auch für wünschenswert erachtet. Wenn der Kollege dann nicht reagiert, kann es ja immer noch heißen: Feuer frei! So bleibt für mich ein unangenehmes Geschmäckle. Vielleicht lohnt sich eine Nachfrage als Ergänzung des Artikels? Angesichts der bereits investierten Zeit kann das kaum der Rede wert sein. Die Wahrheit ist oft sehr vielschichtig.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Informationen von den Behörden per Brieftaube verschickt oder entgegen genommen werden. Die brauchen ja ab und zu ein wenig Ruhe. Die Brieftauben meine ich.
Heutzutage – eigentlich seit mindestens 10 Jahren – sollte es möglich sein, eine einfache Summe täglich bilden zu können, die auf elektronischen Wege übermittelt wird. Der Aufwand für die reine Implementierung sollte sich in Stunden messen lassen. Am Anfang des Monats kann dann gerne eine Übersicht über die Tage des letzten Monats veröffentlicht werden, damit das alles auch nicht in Stress ausartet.
Aber bei dem zu erwartenden Bedenkenträgertum unserer staatlich und halbstaatlich Bediensteten würde daraus bestimmt wieder ein Fall für den Bundesrechnungshof werden.
43:
Es ist nicht nur hilfreich und fair, manchmal verhindert das auch peinliche Irrtümer oder Einschätzungen. In diesem Fall sehe ich die Gefahr dafür zwar nicht. Aber wenn man es sich grundsätzlich zu eigen macht, der betroffenen Seite zumindest eine Chance zur Stellungnahme zu geben, ist das ein etwa gleich guter Automatismus wie vor dem Überholen nicht nur auf den Rückspiegel zu vertrauen, sondern auch kurz den Kopf zu drehen.
Großartig aufgeschrieben, danke! Manchmal ist es schon ein echtes Trauerspiel.
Was ich mich frage: Kennt man beim Bundesministeriums für Gesundheit dieses eine Medium… dieses Dings…. na, dieses Teil namens Telefon? Wenn man Jahr für Jahr beobachtet, dass da jemand einen Fehler macht, da hätte man ja auch mal irgendwann zum Hörer greifen und dem guten Mann über seinen Irrtum aufklären können. So vorsorglich. Nicht, dass man dazu verpflichtet wäre – aber so als nette Geste. Vielleicht auch als Dienst an der Öffentlichkeit.
Aber das ist vermutlich zu viel verlangt.
@Stefan Niggemeier (43)
Na dann bin ich ja beruhigt. Bei solchen Themen habe ich immer das Gefühl, ich bin sicher der einzige, der die Regel XY noch nicht kennt (klassisches Journalisten-Seiteneinsteiger-Syndrom).
Wäre ja aber vielleicht mal irgendwann sicher mal ein Punkt, den man irgendwo debattieren müsste/sollte/könnte …
@44 Dirk Landau
In großen Firmen ist es auch heute noch Usus, eine Krankmeldung erst ab dem 3. Krankheitstag zu verlangen.
Lohn- oder Gehaltsfortzahlung gibt es bis zur 6. Woche, danach Krankengeld.
Abgesehen von den „Interpretationen“, ist da natürlich auch eine Statistik-Industrie am Werk. Das Statistische Bundesamt hat nicht von ungefähr einen Etat von 178 Millionen Euro. Und die übrigen Ministerien scheinen ebenfalls sehr erhebungsfreudig zu sein. Da wird in Auftrag gegeben, was das Steuersäckl hergibt. Und wenn das Ergebnis nicht passt, wird eine Studie hinterhergeschoben und alles passend gemacht-
Naja, ich frage mich, was eine Stellungnahme hier bringen würde im Hinblick auf Fairness (um die Neugier, wie das so kommen konnte, zu stillen, wäre es schon interessant). Was soll der Mann denn zu seiner Verteidigung anbringen? Wenn er zehn Jahre lang die Daten falsch interpretiert?
@ Markus (#30): Um einen Wochentagseffekt herausrechnen zu können wäre es natürlich egal, wenn der Montag überproportional häufig vorkommt (wenn ich nicht irre etwa 3x so oft wie die Tage Di bis Fr, Feiertage jetzt mal ignoriert, da es mit den vielen Donnerstagfeiertagen sonst z.B. auch eine Häufung der Freitage gäbe), solange noch ausreichend viele Werte für Di bis Fr zur Verfügung stehen. Für die Variante „1. Werktag im Monat“ fällt der Stichtag übrigens etwa genauso oft auf Di bis Fr wie bei der Variante „jeder 1. des Monats“ (lediglich ein Wochentagsfeiertag würde das ändern). Nur Sa und So gibt es halt nicht. Die Berechnung eines Wochentagseffekts ist übrigens bei der herkömmlichen Variante eher problematischer, weil sich durch die Feiertage Verzerrungen ergeben.
@ Dirk Landau (#44): Ich bin abhängig beschäftigt und muss nicht immer schon ab dem ersten Tag ein Attest bringen. Wäre ja auch blöd, wenn man sich z.B. mit einem Migräneanfall zum Arzt schleppen müsste, um den Wisch abzuholen, obwohl man einfach nur einen Tag Ruhe braucht. Da könnte man ja auch gleich ins Büro gehen.
@ Michael Nordmeyer
Wenn Sie „Panzertauben“ sagen würden, lägen Sie gar nicht so falsch. Medizinische Daten haben die höchste Sicherheitsstandards und dürfen nicht über das Internet versendet werden. Die Disketten mit den Abrechnungen werden an die Abrechnungszentren in der Tat oft noch per Post von den Ärzten, Apothekern, Krankenhäusern, Hebammen und Entbindungspfleger, häuslichen Krankenpflege, Haushaltshilfen, Erbringer von Krankentransportleistungen usw. geschickt. Erst nach und nach etabliert sich eine Übertragung der Daten per VPN-Tunnel. Und trotz größter Sicherheit liegen die Verluste jedes Jahr laut den GKVs im Milliardenbereich.
Gibt es nicht irgendeine Möglichkeit diesem Typen das Handwerk zu legen? Und idealerweise könnte man auch diese reichlich seltsame Statistik durch etwas brauchbareres ersetzen.
Wäre eine Kontaktaufnahme nicht schon alleine deswegen sinnvoll, damit der Herr den Fehler im nächsten Jahr nicht mehr macht?
Betr. Nachfragen
Eben nicht „nachfragen“ in solchen Fällen!
Journalisten sind der Wahrheit verpflichtet, nicht dem Journalismus. Schlitz hat sein Berufsethos verletzt. Das wird ihm hier völlig unpolemisch und sachlich vorgerechnet.
Das hinterlässt bei mir gar kein „Gschmäckle“.
@ Stefan Niggemeier: Du schreibst „ich finde nicht, dass man immer bei demjenigen nachfragen muss, über den man schreibt“. Das finde ich handwerklich falsch, moralisch höchst fragwürdig und kann mir nicht vorstellen, dass Du das in Ordnung fändest, wenn es um einen Artikel ginge, der sich kritisch mit Dir auseinander setzen würde. Ob die Kritik berechtigt oder nicht ist, ist dabei aus meiner Sicht völlig egal.
Pfff, bei einer Person, die Jahr für Jahr offenbar den gleichen „Fehler“ begeht und sich auch von anschließend erscheinenden Richtigstellungen aus der entsprechenden Quelle und Hinweisen von anderer Seite nicht davon abbringen lässt, wollt ihr ernsthaft nachfragen, wie so etwas passieren kann?
Das ist kein Fehler, dahinter steckt vollste Absicht.
@JO #53
Es geht nicht darum, Patientendaten zu verschicken, sondern die in den Berichten genutzten Summen des jeweiligen Krankenstandes.
Ich verspreche mir keine interessanten Erkenntnisse aus einer Stellungnahme des Autors. Was soll er sagen? Dass er sich einmal geirrt hat, und seitdem meist nur die Zahlen anpasst? Dass ihm aufgefallen ist, das etwas nicht stimmt, aber dass die Proteste so leise waren, dass er sie meinte überhören zu dürfen?
Solch eine Selbstbezichtigung kann ja eigentlich nur peinlich enden – das würde ich auch nicht einfordern.
@ Michael Nordmeyer #59
Die pure Tatsache, ob jemand krank ist, ist eine extrem relevante Patientendate. Sie geht niemanden etwas an und wird über den Patientendatenschutz geschützt. In ihm gibt es kein Gesetz das zulässt, dass der Staat täglich den Krankenstand seiner Bevölkerung erheben darf. Warum auch?
@Stefan (#57):
Doch.
Stauen Sie hier. (Das steht so auch in der Papier-NOZ)
Wer nicht nur die Überschrift liest, erfährt mehr.
„..Aus den Zahlen ließen sich aber nur schwer Rückschlüsse auf die Ursachen ziehen, meinte der Sprecher, da die Krankenstandstatistik nur den jeweiligen Monatsersten erfasst: Fällt dieser auf einen Montag, ist der Wert regelmäßig höher als an einem Mittwoch oder Donnerstag. Nicht erfasst ist auch, wie lange die Beschäftigten schon krank sind: Ob sie noch Lohnfortzahlung erhalten oder schon – bei mehr als sechswöchiger Erkrankung – Krankengeld von der Krankenkasse..“
„Ich verspreche mir keine interessanten Erkenntnisse aus einer Stellungnahme des Autors. Was soll er sagen?“
So eine Haltung kann und will ich auch gar nicht nachvollziehen. Nur weil wir uns nicht vorstellen können, was der betroffene Journalist zu seiner Verteidigung vorbringen könnte, sollte man den hier Angeklagten gar nicht erst fragen? Da tun sich Abgründe auf.
Möglicherweise hätte er sich für seinen Fehler einfach nur entschuldigen wollen. Allein das hätte ihn an dieser Stelle in einem etwas anderen Licht dastehen lassen. Wir machen es uns zu einfach, harsch zu urteilen und einem anderen seinen (jahrelangen) Lapsus genüsslich aufs Brot zu schmieren. Schiltz ist in diesem Fall gesichts- und stimmlos und damit ein leichtes Opfer. Kein Mensch, sondern ein vorsätzlich agierender „Täter“.
Wie gesagt: Eine simple Anfrage per Mail hätte – angesichts des enormen zeitlichen Aufwands für die gesamte Recherche – nicht geschadet und den Beitrag wirklich rund gemacht.
Befor Fragen kommen: Stauen ist eine Zusammenfassung für „Schauen und Staunen“
*grummel* http://www.neue-oz.de/dpa/brennpunkte/2010/07/19/dpa-25624364.html
Guten Tag!
Wunderbares Stück – viel Arbeit, gute Arbeit.
An die pcBs (political correctness-Bedenkenträger): Nein. Man muss nicht nachfragen, wenn eigene Recherche und Arbeit die Fakten benennen.
Im Zweifel läuft man Gefahr, vor Veröffentlichung eine Verfügung zu kassieren. Die kann man hinterher immer noch kassieren, aber dann ist es wenigstens öffentlich gewesen.
Welchen Erkenntnisgewinn hätte eine Nachfrage bringen können? Keine Antwort, weichgespülte Antwort, Post vom Anwalt?
Herr Niggemeier hat sich mit einem Thema befasst, dieses formuliert und veröffentlicht. Dieses Grundrecht genießt er wie jeder andere nach Artikel 5 unserer Verfassung.
Man kann seine Meinung teilen, nur Teile teilen, sie ablehnen und so weiter.
Die meisten Nachrichten würden nie erscheinen, wenn man immer jeden Beteiligten zu seiner Sicht der Dinge fragen und diese auch noch alle darstellen würde.
Der Herr Statistik-Journalist kann hier wie jeder andere seine Meinung äußern, Herrn Niggemeier verklagen oder die Klappe halten.
Den Herren Bedenkenträgern wünsche ich gute Unterhaltung beim „in Abgründe schauen“. Sie erschaudern vor ihren eigenen Bedenken und wünschen sich sehnlichst alles „rund“ – guter Journalismus ist meist eckig.
Man stelle sich das mal bei der Berichterstattung über Bundespolitik vor – jeder Journalist fragt vor Erscheinen die jeweils genannten Personen zu ihrer Sicht der Dinge. Und danach wieder andere zu ihrer Sicht auf die Sicht derer, die man schon befragt hat und dann andere zur Sicht auf die Sicht auf die Sicht.
Pit Klein – wahrscheinlich glauben Sie bis heute, dass der gute, edle Journalismus immer alles richtig macht und vor allem objektiver ist, als es jedes Objekt überhaupt sein kann.
Journalismus ist immer in Bewegung, beschreibt Augenblicke, guckt vor und zurück – ist mithin lebendig.
Der Journalismus, den sie sich wünschen, würde an sich selbst zugrunde gehen.
Beste Grüße
Hardy Prothmann
[…] Journalie bereits seit 1998 mit hochinfektiösen Krankenstandsmeldungen. Ein pathologischer Befund, erhoben vom Herrn Niggemeier [Lesebefehl]. [Idiokratie – die Doko-Soap] Tags: Antidementiva, Christoph B. Schiltz, […]
[…] Im Grunde führt das Unverständnis eines einzelnen Redakteurs seit Jahren zu diesen Meldungen. Mehr hier… « […]
@ Hardy Prothmann, #67: Es ist doch löblich wenn Kommentatoren hier höflich von Stefan Niggemeier eine noch umfangreichere Recherche einfordern, deshalb solltest Du sie auch nicht als „pcBs (political correctness-Bedenkenträger)“ abkanzeln.
Freilich hätte eine Anfrage die von Dir prognostizierten Reaktionen erzeugen können: „Keine Antwort, weichgespülte Antwort, Post vom Anwalt?“. Trotzdem hätte ich in dieser Sache, nach der eh schon akribischen und womöglich zeitaufwändigen Recherche, noch mal beim Betroffenen nachgefragt; das wäre doch sehr interessant, wie Christoph B. Schiltz das sieht und vielleicht hat sich ja auch Stefan Niggemeier bei seinen Auslegungen geirrt.
Dass Niggemeier in seinem Blog so agiert, ist für mich okay, er muss das verantworten; ob es etwa bei der „FAZ“ ohne das „Audiatur et altera pars“ durchgehen würde, bezweifele ich eher. Obendrein hat ja Schiltz jetzt die Möglichkeit sich hier zu den Recherchen und Interpretationen Niggemeiers zu äußern.
Journalisten und die Statistik. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Danke Herr Niggemeyer, sie lassen mich weiter an Ihren Berufsstand und die 4. Gewalt glauben!
Das mit den Stichtagen war mir auch neu. Thx für den Hinweis!
Mir kam der Krankenstand als „Konjunkturbarometer“ zwar auch spanisch vor, ich hab’s aber bisher einfach mal auf’s Wetter geschoben…;-)
In einem Jahr in dem (fast) allen deutschen Städten das Streusalz aus geht und in HH sogar zum erstem mal seit 20 Jahren die Alster zufriert, denke ich würd auch eine Statistik zum Thema Knochenbrüche und Verkehrsunfälle die Aussagekraft der Zahlen zumindest ewtas abschwächen. Und naja, Migräne- und Herz-Patitenten haben ja bisher im Sommer auch nicht viel zu lachen.
Danke danke danke für diesen Artikel! Da kann man mal deutlich sehen, was für ein hanebüchener Mist sogar über Nachrichtenagenturen verzapft wird. Schlimm, einfach nur schlimm.
Warum legen die (Trottel) nach all den Jahren den Stichtag für ihre Statistik nicht einfach mal auf den 1. Werktag eines Monats. Dann hätte die Statistik etwas mehr Aussagekraft.
Mal abgesehen davon, dass es schon erschreckend ist, dass sämtliche Meldungen, die ich in den letzten Jahren darüber so nebenbei gehört und gelesen habe, alle Quatsch mit Sauce sind. Und das erfährt man erst jetzt. Nicht zu fassen. Danke. ^^
Oder Stichtag 2. oder 3. Werktag eines Monats, damit die WE-Effekte da nicht so rein fließen.
@ Stefan (#53):
Christoph B. Schiltz lebt davon, dass er Texte schreibt und in Zeitungen veröffentlicht. Mit der Veröffentlichtung sind diese Texte eben öffentlich und können von jedem, der das jeweilige Blatt kauft, gelesen und analysiert werden. Es lässt sich objektiv zeigen, dass er seit über zehn Jahren immer wieder einen bestimmten Fehler macht. Darüber darf man schreiben, ohne den Mann dazu zu befragen. Eine Stellungnahme könnte sicher nützlich sein, an der Tatsache, dass der Mann denselben Fehler alle Jahre wieder macht, ändert sie nichts.
@ JO (#61): Hier wird doch aber nur weitergemeldet, wieviele Arbeitnehmer an einem bestimmten Stichtag krankgemeldet sind. Da wird bestimmt nicht die Namensliste der Krankgemeldeten verschickt. Und aus der Zahl der Krankgemeldeten lässt sich kein Rückschluss darauf ziehen, ob ein bestimmter Arbeitnehmer an dem Stichtag krank war.
Und warum sollte man nicht auch täglich den Krankenstand feststellen lassen dürfen? Warum sollte man das verbieten?
@ Pit Klein (#64): Es steht dem Mann frei, sich für seinen Fehler zu entschuldigen. Es steht ihm auch frei, seinen Fehler nicht wieder zu machen. Dazu braucht er keine Anfrage von Stefan Niggemeier. Spätestens die Stellungnahmen, die das Gesundheitsministerium seit letztem Jahr zur Sache schreibt, hätten ihn stutzig machen müssen. Wenn er über diese Statistik schreibt, gehören die Pressemitteilungen das Gesundheitsministeriums doch ganz sicher zu seinem Lektürepensum.
@ gnaddrig
OK, ich lass mal das Argument Patientenschutz weg. Wir haben ca. 60.000 Hausärzte in Deutschland. Sagen wir mal, eine solche Übertragung der Daten dauert 2 Minuten, dann wären es 120.000 Minuten Mehrarbeit. Das ist eine Zeitspanne, in der 24.000 Patienten behandelt werden könnten – täglich. Insgesamt bräuchte man 250 Ärzte, die bei einem 8 Stundentag diese Statistik sammeln müssten und die so um die 1.25 Millionen € pro Monat Zusatzkosten produzieren würden, nur damit… ja warum denn eigentlich?
Gäbe es so etwas, müsste es verboten werden!
Hi zusammen,
ich weiss nicht ob es so sinnvoll war den C. Schlitz namentlich so herauszuarbeiten. Ich kann es nachvollziehen, denn wenn man sich das ganze genau überlegt und auf der Zunge zergehen lässt wirft das ein ganz schön dunkles Licht auf unsere Demokratie. Denn diese funktioniert nur mit entsprechender, gut funktionierender Infromationsinfrastruktur (zumindest sollte sie das theoretisch :-) )
Aber, der gute Mann hat letztendlich nur einen Fehler gemacht, und möge der den ersten Stein werfen der noch nie einen Fehler immer wieder aufs neue begangen hat, bis er darauf hingewiesen wurde. Das wäre dann allerdings eine namentliche Erwähnung wert, Beratungsresistenz ist ohne Frage, bei dem Job, ein schweres Vergehen.
Tatsächlich finde ich den Prozess, wie diese Informationen dann weiterverbreitet wurden, das viel grössere Drama. Wobei Drama da noch ne ziemliche Verharmlosung ist. Das ist, unter dem Gesichtspunkt der Aufgabenverteilung innerhalb einer Demokratie, grobe Pflichtverletzung und sollte eigentlich mit Entlassung bestraft werden, nur wen alles???
@ JO (#77): Ok, das ist ein Argument. Man müsste schon gut begründen, wozu man solche Statistiken führen will. Für „einfach mal so“ oder „weil’s erlaubt und technisch möglich ist“ ist das viel zu teuer, da haben Sie recht.
@Sven (#78) „der gute Mann hat letztendlich nur einen Fehler gemacht“
Klar, kann mal passieren. Komisch ist nur, wenn die Fehler immer in die Richtung gehen, bestimmte Gruppen zu denunzieren: Die Krankmacher, die Sozialschmarotzer, die Ausländer.
Ich kann mich noch bestens an den Desinformationsartikel erinnern, der die Grundlage für Westerwelles Dekadenzrede abgab. Wahrscheinlich waren das auch alles nur Fehler, die halt mal passieren.
Ich warte bisher vergeblich auf einen Artikel, der fälschlicherweise berichtet: „Linke Gewalt bei Demos im Jahresvergleich zurückgegangen“.
Und deshalb: da die wissen, was sie tun, gibt es auch keinen Grund, nachzufragen, bevor man eine Kritik schreibt.
Wenn meine Kinder in der Mathe-Schulaufgabe einen Rechenfehler machen, der auf die folgenden Berechnungen durchschlägt, dann sind zwar alle weiteren Ergebnisse ebenfalls falsch, aber das wird als „Folgefehler“ bewertet. Sofern die weiteren Rechenschritte in sich korrekt sind, tut der Lehrer so, als hätten die Kinder mit dem richtigen ersten Zwischenergebnis weitergearbeitet.
Was heißt das im Fall Schiltz? Dass man ihm erst mal nachweisen müsste, dass er in all den Jahren mal kapiert hätte, dass er es nicht kapiert hatte. Ihm zu unterstellen, es sei nicht Dusseligkeit oder Ignoranz, sondern volle Absicht gewesen, ist unfair. Um so wichtiger ist, dass er – und dpa! – jetzt auf den Folgefehler aufmerksam gemacht werden.
Nicht zu vergessen: Der Kollege steht hier stellvertretend für all jene Zeitungs- (+ Radio- + TV-) Journalisten am Pranger, die Statistiken verwursten, ohne sich Gedanken zu machen, wie die Statistiker arbeiten. Walter Krämers zehn Jahre altes Buch „So lügt man mit Statistik“ ist immer noch aktuell und – egal wie man zu Krämer steht – eigentlich Pflichtlektüre für Journalisten, die aus Zahlen Schlüsse ziehen.
Die öffentliche Arbeit eines Journalisten öffentlich zu kritisieren erfordert m.E. nicht grundsätzlich eine Rückfrage bei diesem Journalisten. Insbesondere dann nicht, wenn der Fall so klar liegt wie hier. Außerdem ist dies ein Blogeintrag, der ja im Gegensatz zu einem Zeitungsartikel aktulisiert werden kann. Schiltz hat also die Möglichkeit, sich hier in den Kommentaren zu äußern oder sich an Niggemeier zu wenden, der ggf. dann einen Nachtrag verfassen kann, falls Dinge richtiggestellt werden müssten. Ich finde im vorliegenden Fall den Vorwurf, nicht nachgefragt zu haben, ein wenig albern.
@Ulf J. Froitzheim (#82)
Also was nun? „ohne sich Gedanken zu machen“ oder „so lügt man“?
@Ulf J. Froitzheim:
Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst! Sie sehen es allen Ernstes als so etwas wie mildernde Umstände an, dass der Mann womöglich jedes Mal, wenn er zu dem Thema schrieb, nur seinen alten Artikel recycled hat? Ob es „Dusseligkeit“ oder Absicht war, was dazu führte, dass der Mann seit 10 Jahren denselben Mist rauslässt und alle anderen blind abschreiben, ist ehrlich gesagt ziemlich wurscht. Man erwartet doch nur, dass die Leute mal ihr Hirn einschalten, wenn sie etwas verfassen, gerade wenn es erfahrungsgemäß ein großes Medienecho gibt.
@All
Der überwiegende Anteil der Leser äußert hier die Meinung, ein Pranger im Internet ist sinnvoll – halten es sogar für richtig, dass der „Angeklagte“ gar nicht erst befragt wurde. Ich selbst – und nur wenige andere – sind nach wie vor der Auffassung, es ist falsch. Belassen wir es dabei.
@Hardy Prothmann
Sie scheren in Ihrer Polemik vieles über einen Kamm. Das bleibt Ihnen unbenommen. Ich sehe es differenzierter. Das bleibt mir unbenommen.
Ich habe mich mit diesen Zahlen schon einmal beruflich auseinander setzen müssen.
Gott sei Dank wurde ich aber, was die Aussagekraft der Zahlen des BMG betrifft, sehr schnell im Internet bezüglich der „Probleme“ (Stichwort: Stichtag) fündig.
Dabei bin ich aber auch auf „spectrum k“ gestoßen, welche die krankheitsbedingten Fehlzeiten von rund 2,74 Millionen BKK-Versicherten analysiert und somit ein teilweise völlig anderes Bild zeichnet.
Meine Güte, jetzt kommt der mit „Pranger“. So ein Schmarrn.
@ Pit Klein (#86): Wieso Pranger? Hier wird ein Fehler beschrieben, den Herr Schiltz in seiner Arbeit beharrlich wiederholt. Er schreibt seine Texte dafür, dass sie gelesen werden. Er schreibt sie, um damit Informationen weiterzugeben. Diese Informationen zu analysieren und gegebenenfalls auf Fehler darin hinzuweisen ist völlig legitim, besonders wenn er in den Blättern eines Verlags schreibt, dem viele vorwerfen, er nehme es mit Wahrheit, Unabhängigket und Überparteilichkeit nicht immer so ernst wie man das gern hätte.
Von Pranger im Internet könnte man sprechen, wenn Stefan Niggemeier (oder die Kommentatoren hier) über Schiltz herzögen, sein Privatleben in die Öffentlichkeit zerren und lächerlich machten, ihn unter der Gürtellinie angriffen. Das ist bisher nicht passiert. Schiltz steht hier ganz sicher nicht am Pranger.
Also „Pranger“ halte ich auch für etwas übertrieben. Gleichwohl finde ich, dass eine Aussage wie die von Inga:
„Außerdem ist dies ein Blogeintrag, der ja im Gegensatz zu einem Zeitungsartikel aktulisiert werden kann.“
nicht als Argument in Frage kommt, da es nicht um einen Blog eines Taubenzüchters von St. Goarshausen geht, sondern um den Blog eines professioneller Journalisten.
Es ist keine Verpflichtung, sondern eine Frage der Höflichkeit, VOR einer solchen Veröffentlichung (ist ja wohl etwas anderes als eine Fernsehkritik) um eine Stellungnahme zu bitten.
Wie schon jemand anders hier geschrieben hat: in der FAZ hätte man sicherlich darauf gedrungen, so etwas vorher zu machen. Hier nun zu sagen, der Betroffene könne ja (im Nachhinein) reagieren, ist schon nicht die feine Art.
Das Nicht-Einholen von solchen Statements kann mitunter auch ein Zeichen dafür sein, dass einer sich partout nicht die schöne Geschichte verderben lassen will. Alleine schon um diesen Verdacht nicht aufkommen zu lassen, wäre es zumindest taktisch klüger gewesen. Es hätte Stefan Niggemeier einen Nebenkriegsschauplatz (Achtung, Frau Maldeites ;-)) erspart.
Andererseits ist diese Diskussion doch irgendwie auch konstruktiv.
Die ZEIT hat sich redlich bemüht, ihren Fehler transparent zu korrigieren:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2010-07/krankenstaende-anstieg
allerdings ist man daran gescheitert, den Link hierher korrekt zu setzen. :-)
@84 Hilde Hannsen
„Also was nun? „ohne sich Gedanken zu machen” oder „so lügt man”?“
Das Buch von Walter Krämer ist keine Anleitung zum lügen, sondern liefert reihenweise Belege dafür, dass (und wie) Medien im Zusammenhang mit Statistiken die Unwahrheit berichtet haben, sei es aus Vorsatz oder Dummheit. Wer mit Statistiken gedankenlos umgeht, begibt sich also in die Gefahr, für einen Lügner gehalten zu werden.
@85 Inga
„Mildernde Umstände“? Ein großes Wort. In Tageszeitungen und Agenturen herrscht aber nun mal Fließbandproduktion, und wenn jemand für seine Routine-Arbeiten Textbausteine verwendet, liegt das womöglich auch an der Geringschätzung solcher journalistischen Arbeiten seitens der Chefredakteure. Die Kollegen fangen dann an, sich die Arbeit, da sie nicht wirklich gewürdigt wird, mit zweifelhaften Methoden leichter zu machen. Ich heiße das nicht gut, verstehe aber, warum so etwas passiert.
Aus Wikipedia.de:
Der Pranger war ein Strafwerkzeug in Form einer Säule, eines Holzpfostens oder einer Plattform, an denen ein Bestrafter gefesselt und öffentlich vorgeführt wurde. Zunächst Folter-Werkzeug und Stätte der Prügelstrafe, erlangten Pranger ab dem 13. Jahrhundert weite Verbreitung zur Vollstreckung von Ehrenstrafen.
Die Strafe bestand vor allem in der öffentlichen Schande, welche der Verurteilte zu erdulden hatte und die vielfach ein „normales“ Weiterleben in der Gemeinschaft unmöglich machte oder sehr erschwerte. Auch war der Bestrafte den Schmähungen der Passanten ausgesetzt, die für ihn nicht ungefährlich waren.
Solche Fälle sprechen Bände…
Danke für den Artikel.
@pit klein (93):Wo wird der Herr nun geschmäht oder gar gefesselt? und er wird genauso weiterleben können wie bisher und auch weiterhin Artikel für die Welt schreiben…
Also ich teile nicht unbedingt die Ansicht das da mehr als ein Versehen hintersteckt:
„Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend erklärbar ist“ (Hanlon´s Razor)
Ich wollte mich auch gar nicht all zu sehr darüber Aufregen das besagter „Verschwörer“ hier namentlich genannt wurde, ich denke nur das es letztendlich vom eigentlichen Drama ablenkt und gar nicht wirklich notwendig war, meiner Meinung nach.
Ich kann mich nur wiederholen, die Katastrophe ist wie die Information weiterverarbeitet wurde, von den weiteren „Nutzern“ und das aufzuzeigen ist das eigentlich Thema, wie gesagt, auch nur meine 2 Ct.
Also nix für ungut…
Je länger ich über diese Enthüllung nachdenke, desto mehr frage ich mich, warum man sich darüber überhaupt aufregen kann. Da hat sich ein Journalist über Jahre zum Fachmann geschrieben. Die Geschichten sind immer informativ (!), haben Neuigkeitswert, sind ein kleiner Aufreger (Superlative), werden von anderen zitiert, haben also alles, was man sich in der Branche von Meldungen so wünscht. Soll das etwa eine Ausnahme sein? Was sind denn durchschnittliche Spiegel-Geschichten, die grundsätzlich immer rund und glatt sind? Sind sie es etwa, weil die Wirklichkeit so ist? Nein, natürlich nicht. Da wird zurechtgebogen, weggelassen – denn am Ende soll der Leser wissen, wer der Gute und wer der Böse ist. Wie in einem guten Western. Und wer recherchiert denn Medizin- oder Wissenschaftsmeldungen nach? Hauptsache, irgendjemand kann zitiert werden, dann ist das schon Beweis genug für die Richtigkeit. Wir alle wissen um die Unzulänglichkeiten – hören wir deshalb auf, solche Meldungen und Geschichten zu lesen? In Anbetracht der sich ausdünnenden Redaktionen, müsste man genau das tun. Machen wir aber nicht. Aber warum blos nicht?
Statistische Aussagen, sei es wie in diesem Beispiel, seien es auch andere, m.E. wichtigere Beispiele, werden häufig von Journaluisten unhinterfragt übernommen und dann in der gesamten Presselandschaft unreflektiert kopiert und kolportiert. Selbst wenn ein einfacher Blick auf die Hintergründe, ein bisschen rumgoogeln, schon Aufschluss über den Aussagegehalt geben würde. Dass dies hier an einem einzelnen Journalisten aufgezogen wird, ist ein bisschen ungerecht, denn erstens sind es oft die herausgebenden Institutionen selbst (wie hier bei der Mittelschichtmeldung:
http://blog.beck.de/2010/06/16/broeckelnde-mittelschicht-droht-deutschland-chaos-und-gewalt) zweitens sind es oft – und zwar über Jahrzehnte hinweg fast sämtliche Journalisten (etwa bei der Kriminalstatistik, hier:
http://blog.beck.de/2009/06/16/die-polizeiliche-kriminalstatistik-2008-%E2%80%93-und-jaehrlich-gruesst-das-murmeltier), die ähnlich versagen wie Herr Schiltz.
Sorry für die Selbstzitate.
@Godderjahn
Dazu fällt mir frei nach Homer Simpson ein:
„Zu einer Lüge gehören immer zwei. Einer der sie erzählt und einer der sie glaubt.“
Und genau das ist es, was der ganzen Journalistenschelte fehlt: Die Leserschelte! Stefan N. und Co. können immer wieder auf die „Journalisten“ eindreschen, solange sie die Leser nicht erreichen, bleibt sie wirkungslos.
Beispiel: Wer liest denn BildBlog? Doch sowieso nur Leute, die die Bild sowieso nicht kaufen würden. Aber was ist mit den Leuten, die die Bild Tag für Tag kaufen und sogar zugeben, dass das was in der Bild steht, größtenteils gelogen ist und selbst nicht glauben?
Ich würde mir hier an dieser Stelle eine Analyse wünschen, wie es dazu kommt, dass normale Menschen wie du und ich, sich Tag für Tag durch „Journalisten“ manipulieren lassen.
Ich denke Effekt der Wochentage wird sich besonders bei Quartalsanfang nochmal verstärken, weil nicht wenige den Arztbesuch ins neue Quartal hinauszögern. Praxisgeld sei dank
vielen dank für den excellenten bericht. warum kann ich den nicht in mein faceboolprofil posten? die „welt“ muss das erfahren.
beste grüße
ralf e. hansen
[…] Komisch kommt mir die starke Veränderung ja vor, nur habe ich keine Lust alles genauer unter die Lupe zu nehmen. Und potztausend – mein Gefühl täuscht mich nicht, Herr Niggemeier hat das Vergrößerungsglas rausgeholt und einiges zu Tage befördert. […]
Kurze Antwort: weil wir nicht Stephen Wiltshire sind. Automatisch selektieren und bewerten wir unterbewusst Informationen, so dass wir uns in unserer Umwelt zurecht finden können. Und genau das macht ein Journalist, er reduziert die Realität auf nur wenige Details, damit der Leser oder Zuschauer sich auch zurecht finden kann.
Eine kurze Anmerkung noch zu Ihre Frage. Manipulation bedeutet, bewusst einen ökonomischen oder sittlichen Schäden zu verursachen. Der ethische und moralische Codex im Journalismus verhindert Manipulation; hingegen kann PR-Journalismus manipulativ sein. Da sich nun diese Berufsgruppe in Deutschland auch „Journalist“ nennen darf, wundert es mich nicht, dass diese Verwechslung immer wieder auftritt.
Sorry, 103 ist für karl (#99)
Krankenstands-Meldungen sind höchst „politische“ Nachrichten. Insofern halte ich die Vorstellung, bei der Interpretation der Zahlen würden zufällige Fehler passieren, für blauäugig,
Dass Arbeitslosenzahlen und Krankmeldungen gegenläufig sind, das ist m. E. eine allgemein anerkannte Tatsache. Strittig ist vielleicht, wie eng der Zusammenhang ist. Und natürlich, warum das so ist.
Mal abgesehen von Epedemien etc. kann es ja eigentlich nur zwei Argumente geben: entweder werden die Leute mehr oder weniger krank, weil sich die Lebens- oder Arbeitsbedingunge ändern (Umwelt, Ernährung, Überstunden u.ä.) oder weil sie sich unterschiedlich häufig krank melden trotz gleichem „objektivem“ Gesundheitszustand.
Und um den letzten Punkt geht es. Die einen meinen, der „Normalzustand“ sei, sich auch mit Fieber, Schmerzen etc.zur Arbeit zu schleppen. Bei etwas ökon. Druck würden nur die Weicheier zur Räson gebracht. Andere halten diese Interpretation für zynisch.
Ohne jetzt nachgelesen zu haben, was der Hr. Schiltz in den letzten 10 Jahren im einzelnen geschrieben hat: der Fakt, dass er für die „Welt“ schreibt, legt den Verdacht nahe, dass er die erste Position statistisch zu illustriern hat.
Zu Pranger, Höflichkeit und Stellungnahme noch einmal:
Wenn A über B etwas sagt, und man hat nur A als Quelle, dann sollte man wohl B um seine Stellungnahme bitten. Hier geht es aber nicht um A, sondern um die Tatsache, dass jahrelang die Daten falsch interpretiert werden, und von soundsoviel anderen dann falsch wiederholt werden. Der Tatbestand ist eindeutig, und belegbar.
Eine Aussage von A hätte dann Sinn, wenn es um die Motive ginge, oder um die Frage ob es eine bewusste Irreführung, oder einen Fehler ginge.
Mir ist doch die Person A weitgehend schnuppe – es geht darum, dass solch ein Fehler jahrelang nicht entdeckt wird, und den Verdacht, es sei mit der Qualität des Journalismus oft nicht so weit her.
Fehlinterpretierte Statistiken sehe ich bei Niggemeier/Bildblog nicht zum ersten Mal – daher finde ich die Einordnung als ‚Medienkritik‘ glaubwürdig.
Bei einem Pranger hätte die Person, die den Fehler begangen hat, im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Man würde ihn beschimpfen, und andere Personen einladen mitzuschimpfen, mit Dreck zu werfen, und vielleicht mit Steinen. Das sehe ich hier nicht.
Ihn vorab um eine Stellungnahme zu beten, das wäre vielleicht höflich gewesen – vielleicht auch nicht. Wenn er keine gute Erklärung hat, dann ist das doch eher eine peinliche Situation, also nichts, was die Höflichkeit gebietet anzustreben.
Höflicher Journalismus – das kann man sich schon wünschen, Medienlaien beispielsweise nicht in einer Schock- oder Trauersituation auszunutzen, und Erdbebenüberlebende, die ihre Angehörigen gerade verloren haben, zu fragen „wie fühlen Sie sich?“
Vielleicht gibt es ja eine Erklärung für den Fehler, die ich nicht bedacht habe, ja – kann sein. Aber so lange die Wahrscheinlichkeit dafür doch äußerst gering ist sehe ich keine Pflicht vorher nachzufragen.
Der Fehler des werten Herrn Kollegen von der „Welt“ ist objektiv. Es geht hier nicht um subjektive Behauptungen Dritter oder subjektive Wahrnehmungen des Springer-Journalisten, sondern um seine objektive Fehldeutungen einer objektiven Statistik.
Die Berichterstattung darüber benötigt daher keine Rückfrage, ihre Behauptungen sind für jeden nachprüfbar. Herr Niggemeier hat völlig korrekt gehandelt und keinerlei journalistische Sorgfaltspflichten verletzt.
Was hätte Herr Schiltz zur Wahrheitsfindung beitragen können? „Oh, sorry, ist mir nie aufgefallen!“ vielleicht. Oder „Bin halt ein kapitalistisches Schwein, das die Arbeiter fertig machen möchte?“ Oder lieber: „Ohne Sie, Herr Niggemeier, wäre ich nie drauf gekommen, vielen Dank!“
Mit Pranger hat das nicht zu tun. In der Wissenschaft kritisiere ich auch die Werke wissenschaftlicher Autoren, die nie Gelegenheit bekommen haben, sich zu meiner Kritik zu äußern. Und das ist ganz normal.
Dr Schwede,
„Was hätte Herr Schiltz zur Wahrheitsfindung beitragen können?“
Weil Sie es nicht wissen, ich es nicht weiß, sondern nur der Herr S. selbst: fragen schadet nicht.
Mit Pranger hat das wirklich nicht viel zu tun. Es ist eigentlich Bestandteil einer handwerklichen Routine. Und im Unterschied zu ihrer wissenschaftlichen Kritik geht es hier doch nicht nur um einen Fakt, sondern um eine (äußerst aufschlussreiche) Schilderung, wie der Herr von der Welt seinen Job ausübt.
PS: Der August verspricht ein Monat mit vielen gesunden Deutschen zu werden. Freuen wir uns darauf.
[…] Niggemeier berichtet uns, wie ein Journalist seit Jahren die Statistik über den Krankenstand in Deutschland […]
Im WDR wird der Ansteig noch mit einer Reportage begleitet:
http://www.wdr.de/tv/wdraktuell/sendungsbeitraege/2010/kw29/1907/Krankmeldungen_01.jsp
„WDR aktuell hat bei Arbeitspsychologen und Arbeitnehmern nach den Ursachen der Entwicklung geforscht.“
A propos „erst nachfragen“: ich erinnere mich, dass in der Regel aus dem Haus Springer (deren Pressesprecher, hieß er nicht „Fröhlich“?) zu Fragen von Bildblog und Niggemeier eher KEINE Antworten kamen?
Zwei Anmerkungen:
1. Zum Anstieg des Krankenstands: Der Anstieg ist kein Artefakt der Stichtagsstatistik, auch die kumulativen Statistiken der großen Krankenkassen verzeichnen wieder steigende Krankenstände (z.T. schon seit zwei Jahren).
2. Was die Aussagekraft von Krankenstandsstatistiken angeht (Datenlage ist nicht mehr aktuell, der Rest schon):
http://www.bsafb.de/fileadmin/downloads/pa_5_10_2006/pa5_10_2006_der_krankenstand.pdf
Meine Fragen: Seit wann gibt es dieses Blog und warum wird das erst jetzt aufgedeckt. Und schreibt der Autor dieses Blogs rund 80 Zeilen über diese Nichtigkeit (exkl. der Zitate aus der „Welt“), die man ohne weiteres in 20 Zeilen hätte darstellen können. Langeweile? Narzismus? Gar Häme??? Bitte um Aufklärung …
@Hotzenplotz
hä?
ich finde du solltest live über das bloggen, was da gerade auf n24 und ntv abgeht. boar!
jap, auch Spiegel hat einen widerlichen live-ticker. Der hat mehr mit Gaffen als mit Informieren zu tun.
@Marcus
In meinem Beitrag ist leider ein „warum“ verloren gegangen, und zwar zwischen „Und“ und „schreibt“ am Anfang des zweiten Satzes („Meine Fragen“ mal nicht als Satz betrachtet). Ich hätte nach wie vor gerne eine Antwort/Aufklärung: Warum ist der Missstand erst jetzt aufgefallen, beziehungsweise, falls er schon früher aufgefallen ist, warum wird (erst) jetzt drüber geschrieben. Und zweitens: Warum über eine solche Petitesse in dieser Weitschweifigkeit? Ich vermute beim Autoren dieses Blogs vor dem Hintergrund: Langeweile, Narzismus und einen Hang zur Häme. Jetzt verständlich?
Verständlich schon, Hotzenplotz. Aber wenn Sie das so fragen, haben Sie leider nichts verstanden.
1.) Es ist keine Petitesse. Der Fehler zieht/zog sich dank der Agenturen durch hunderte Tageszeitungen.
2.) Der Fehler war nicht nur hier, sondern beispielsweise auch im Bildblog publiziert. Und er war auch schon im letzten Jahr bekannt (dank der betroffenen Behörde). Und selbst nachdem er spätestens in dieser Woche auch dem allerletzten Beteiligten hätte klar sein müssen, haben ihn die Nachrichtenagenturen trotzdem munter weiter verbreitet.
3.) Erst in dieser Ausführlichkeit zeigt sich das Versagen aller Beteiligten.
Mit Häme oder Narzissmus hat das nichts zu tun.
@Klaus Thomas Heck:
Schon klar. Nur, mal ehrlich, kein Mensch macht sich ernsthaft Gedanken über diese Statistik und die Meldungen darüber. Das sind nur Nebentöne im täglichen Mediengrundrauschen, das weiß jeder. Krankenstand rauf, Krankenstand runter, wen interessiert das ernsthaft. Was sagt so eine Information dem Leser? Nichts. Wer wirklich mit solchen Zahlen ARBEITEN muss, der holt sie sich bestimmt nicht aus der Zeitung.
Deren Leser indes hat nur ein paar Zahlen mehr für den Smalltalk. Und das auch nur für ein paar Tage, wenn er Glück hat. Dann hat er es nämlich schon wieder vergessen. Und weil diese völlige Bedeutungslosigkeit solcher Statistiken auch dem Blogger hier bekannt sein dürfte, hat es schon viel mit Langeweile, Narzissmus und Häme zu tun, dennoch den Kollegen von der „Welt“ so ausführlich durch den Kakao zu ziehen (warum wird der Kollege eigentlich beim Namen genannt? Bringt das einen zusätzlichen Informationsgewinn?) Wie gesagt: Die Info, dass da was schief läuft, ist sicher ok, aber die kann man in deutlich weniger Zeilen unterbringen. Vielleicht nimmt sich der Blogger die Kritik ja zu Herzen. Aber wahrscheinlich liest er sie garnicht, weil er grade für die vergangenen Jahre rückwärts recherchiert, wie oft der Jörg Kachelmann mit seinem Wetterbericht daneben lag.
[…] durch alle Medien kursierenden Meldungen zum schwankenden Krankenstand in Deutschland: „Seit über einem Jahrzehnt schreibt der Journalist Christoph B. Schiltz für die „Welt” auf der …„ So einfach geht […]
Guten Tag!
@Thomas Mrazek, #67: Ich bleibe dabei: An die pcBs (political correctness-Bedenkenträger): Nein. Man muss nicht nachfragen, wenn eigene Recherche und Arbeit die Fakten benennen.
Die Forderung „Audiatur et altera pars“ ist erstens eine juristische und keine journalistische. Wer das ins Feld führt, würde gerne vor Gericht mitspielen. Genauso wie die Pranger-Jünger.
Wir haben das Mittelalter hinter uns und einen ordentlichen Rechtsstaat. Der garantiert übrigens (mit Einschränkungen) die Meinungsfreiheit. Und die darf immer von der Norm=Mehrheit=Moral=Akzeptanz=usw. abweichen.
Der Geist der pcBs ist geprägt von einer Obrigkeitshörigkeit, dem Glauben an Normen und „Gesetze“, die man sich selbst auferlegt hat, ohne je darüber nachzudenken, welche Einschränkungen damit verbunden sein könnten und sind.
Was der Herr Niggemeier hier macht, ist beständig diese Spießigkeit aufs Korn zu nehmen und die Normen zu verletzen.
Die öffentliche Aufmerksamkeit gibt ihm recht. Von den pcBs ist hier auch nicht im Ansatz irgendwas zu erwarten. Sie mahnen, bedenken, differenzieren und holen sich hoffentlich in all ihrer Verklemmtheit ein Magengeschwür damit. Dann haben sie etwas, was sie pflegen können.
Beste Grüße
Hardy Prothmann
http://linksaktiv.de/linksaktiv/pg/blog/NannyOgg07/read/266667/wahrheitsgehalt-von-meldungen-oder-copy-and-paste
Vielen dank. DAbei hab ich das tatsächlich geglaubt, da die Glaskugel- Gucker vom Komsu- und GEschäftklimaindes eine Entspannung der Lage geweissagt haben wollen hätts ja sein können dass die Arbeitgeber nicht mehr ganz so viel Angst um den Job haben und sich mit Herzrhythmusstörungen oder akuter Pneumonie nun doch auch mal krank schreiben lassen.
MfG NannyOgg
Die offiziellen Statistiken wurden besonders in den Neunzigern, ungeachtet ihrer geringen Aussagekraft, von der Politik und den Wirtschaftsverbänden immer wieder für den Versuch genutzt, Arbeitnehmerrechte (Lohnfortzahlung im Krnakheitsfall) auszuhölen.
Lieber Herr Prothmann,
„Die Forderung „Audiatur et altera pars” ist erstens eine juristische und keine journalistische. Wer das ins Feld führt, würde gerne vor Gericht mitspielen. Genauso wie die Pranger-Jünger.“
„Von den pcBs ist hier auch nicht im Ansatz irgendwas zu erwarten. Sie mahnen, bedenken, differenzieren und holen sich hoffentlich in all ihrer Verklemmtheit ein Magengeschwür damit.“
ich mag es, wenn man eine deutliche Sprache spricht. Aber man muss nicht Unsinn schreien, um Gehör zu finden.
Ich glaube, die Sache ist ganz banal. Seit Ewigkeiten benutzen Menschen Zahlen/Statistiken, um ihre Sicht der Welt zu belegen oder ihr zumindest ein Stück mehr Realitätsgewicht zu verleihen. Das machen Journalisten, das macht die Politik, das tun Lobbyisten, Aktivisten, das tun auch Blogger … und es ist schön, wenn hin und wieder einer kommt, recherchiert, rechnet, nachdenkt, wie hier Herr Niggemeier, der solch publizierten Blödsinn offenlegt.
Ich erinnere mich dunkel an einen Beitrag, den ich während meines Volontariats 1997 machte und darlegte, warum es Unsinn ist, die Arbeitsmarktzahlen etwa von Frankreich, Deutschland und England zu vergleichen (was damals gerne gemacht wurde, obwohl die Zahlen nach völlig unterschiedlichern Kriterien erhoben wurden).
Leider sind Zahlen verführerisch, täuschen sie doch Fakten vor. Und leider gibt es, zumindest gefühlt, immer weniger Geld und Anerkennung für gute, tiefgründige Recherche.
Viele Grüße
mayarosa
[…] die Sache ist, wieder einmal, noch […]