Betreff: DSDS / Foto von Frau Schäferkordt

Dokumentation eines E-Mail-Wechsels zwischen mir und RTL, veröffentlicht auf nachdrücklichen Wunsch von RTL-Sprecher Christian Körner. Die Geschichte dazu steht hier.

von: Stefan Niggemeier
an: Anke Eickmeyer, Christian Körner
Datum: 7. Januar 2010 16:12
Betreff: DSDS / Foto von Frau Schäferkordt

Liebe Frau Eickmeyer,
lieber Herr Körner,

vor zwei Jahren habe ich auf fernsehlexikon.de live über den „Deutschen Fernsehpreis“ gebloggt ( http://www.fernsehlexikon.de/1168/der-deutsche-fernsehpreis-2007-live/ ). Mir und anderen war damals u.a. der Busen von Frau Schäferkordt aufgefallen, der durch das Kleid, das sie trug, in besonderer Weise hervorgehoben wurde. Ich dokumentierte die Szene mit einem kleinen Screenshot (im Anhang).

Herr Körner forderte mich daraufhin auf, das Foto zu entfernen, und drohte indirekt auch mit juristischen Konsequenzen, falls ich dieser freundlichen Bitte nicht nachkäme, was ich daraufhin tat.

Ehrlich gesagt, bereue ich diese Entscheidung, seit ich gestern „DSDS“ gesehen und heute die Erklärungen von Frau Eickmeyer gelesen habe, warum es richtig war, dass RTL das Missgeschick eines Kandidaten, der mit einem Urinfleck in der Hose vor der Jury steht, ausgebreitet hat: „Wir zeigen, was beim Casting passiert. Wenn sich ein Kandidat mit nasser Hose vor die Jury stellt, darf er sich nicht wundern, wenn er darauf angesprochen wird“, wird Frau Eickmeyer u.a. von „Meedia“ zitiert. Deshalb hätte RTL den Kandidaten nicht vor sich selbst schützen und die Szene weglassen müssen.

Ich frage mich nun: Wusste Frau Schäferkordt damals nicht, dass der „Deutsche Fernsehpreis“ im Fernsehen ausgestrahlt wird? Gilt für Frau Schäferkordt nicht: Wenn sich jemand mit einem unglücklich sitzenden Kleid bei einer eigenen öffentlichen Veranstaltung zeigt, darf sie sich nicht wundern, wenn andere Leute das kommentieren? Aus welchem Grund muss man Frau Schäferkordt mit einer sehr viel harmloseren Panne vor sich selbst schützen, einen jungen „DSDS“-Kandidaten aber nicht? Wie kann jemand, der eine Sendung wie „DSDS“ verantwortet, einen besonderen Schutz vor öffentlicher Zurschaustellung für sich in Anspruch nehmen?

Ich würde mich freuen, wenn Sie mir helfen könnten, diese Fragen zu beantworten. Sonst würde ich das Foto gerne wieder zeigen.

Vielen Dank,
mit freundlichen Grüßen
Stefan Niggemeier

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von: Christian Körner
an: Anke Eickmeyer, Stefan Niggemeier
Datum: 7. Januar 2010 18:23
Betreff: AW: DSDS / Foto von Frau Schäferkordt

Lieber Herr Niggemeier,

Ob ich wirklich gedroht habe … ich denke, wir haben vernünftig miteinander gesprochen. Meine Begründung war damals wie heute: Es ist ein Unterschied, und der ist es wohl auch juristisch, was für mich aber sekundär ist – ob ich zu einem TV-Casting gehe, das wenig überraschend auch im TV gezeigt wird – und das man sich seit Jahren im Fernsehen anschauen kann, wie Millionen Zuschauer es bekanntlich tun – oder auf einer Bühne auftrete, weil ich vielleicht Preisträger oder Künstler bin – oder eben ein Gast von vielen einer Veranstaltung im Publikum, dem vielleicht mal etwas verrutscht. Darum geht’s.

Warum sie einzelne Casting-Auftritte einer Sendung mit der Garderobe der Geschäftsführerin der Sendergruppe/des Senders in unmittelbare Verbindung bringen, bleibt mir darüber hinaus schleierhaft – und wirkt am Ende nicht anders als konstruiert. Wie manches Stück, dass Sie schreiben eben auch eher schwarzweiss und weniger für Zwischentöne geeignet ist – vielleicht ist es so auch nicht gedacht, wir haben mehrfach drüber gesprochen. Haben Sie auch bei männlichen Managern schonmal festgestellt, geschrieben und im Bild gezeigt, dass der Anzug vielleicht etwas eng war oder der Hosenstall auf – und es direkt in Zusammenhang gebracht mit einem Produkt, dass seine Firma herstellt, welches Ihnen nicht passt? Welchen Sinn macht das?

Auch die Empörung kann ich nur bedingt nachvollziehen, weil Sie – anders als andere – vorzugsweise davon ausgehen, dass die Menschen, die zB zu einem Casting kommen, vor sich selbst und der Welt geschützt werden müssen.

Ich hoffe für den Moment, das hilft etwas weiter. Wenn nicht geben Sie gern Bescheid.

Beste Grüße, Christian Körner

Christian Körner
Bereichsleiter
Kommunikation

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von: Stefan Niggemeier
an: Anke Eickmeyer, Christian Körner
Datum: 7. Januar 2010 18:36
Betreff: Re: DSDS / Foto von Frau Schäferkordt

Sehr geehrter Herr Körner,

ja, ich habe auch über männliche Fernsehmanager schon geschrieben (und sie im Bild gezeigt), die selbst ins Fernsehen gegangen sind und dabei eine unglückliche Figur abgegeben haben (konkret war das ihr Kollege Körfer von ProSieben).

Der Zusammenhang aber ist einfach und gar nicht konstruiert. Es geht um die Frage, ob man Menschen, denen beim bewussten Gang in der Öffentlichkeit etwas mehr (Urin) oder weniger (Dekolleté) Blödes passiert ist, öffentlich ausstellen darf. Sie sagen: Kandidaten, die zu einer Castingshow gehen? Unbedingt. Die Veranstalterin einer im Fernsehen übertragenen Preisverleihung? Auf gar keinen Fall. (Frau Schäferkordt, Sie werden sich erinnern, war 2007 nicht Gast, sondern Gastgeberin.)

Ich weiß übrigens – anders als Sie mir unterstellen – gar nicht, ob die Menschen vor sich selbst und der Welt geschützt werden müssen. Ich frage mich nur, warum Frau Schäferkordt nicht selbst aushalten muss, was sie anderen zumutet.

Viele Grüße
Stefan Niggemeier

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von: Christian Körner
an: Anke Eickmeyer, Stefan Niggemeier
Datum: 7. Januar 2010 19:55
Betreff: AW: Re: DSDS / Foto von Frau Schäferkordt

Lieber herr niggemeier – oder werden sie jetzt offiziell und wir sind beim sehr geehrt? Wie auch immer:

Meinen freund und fachlich sehr geschaetzten kollegen koerfer in allen ehren – aber ich meinte schon eher die ebene schaeferkordt. Unabhaengig davon bleibt wohl ein unterschied, ob ich wie er vor die kamera gehe und anderen erklaere, wie sie sich gut praesentieren – oder eben genau das nicht.

Erstaunlich, wie ungenau sie an stellen wie diesen werden, nur damit es passt. Zumal die geschaeftsfuehrerin nun auch in der regel nicht persoenlich die sendung schneidet. Das meine ich mit konstruiert.

Aber: wir haben uns ausgetauscht und kommen wohl heute abend nicht mehr ganz auf einen nenner. Machen sie doch einfach, was sie fuer angemessen und angebracht halten, fuer inhaltlich begruendet oder auch nur fuer witzig. Empoerung rund um dsds kommt sicher nicht nur in ihrer redaktion oder ihrem blog gut an – und der beifall ist ihnen sicher. Dann sehen wir entspannt weiter.

Beste gruesse, christian koerner

Ps. Stellen sie doch unseren kompletten mailverkehr direkt mit online, wenn sie berichten sollten.