Angucken: Leiharbeit undercover

Da kommt mal sowas im Fernsehen, und ich verpasse es noch halb. Markus Breitscheidel, ein Undercover-Journalist und Schüler Günter Wallraffs, hat ein Jahr lang als Leiharbeiter gelebt und die systematischen Zumutungen und das Prinzip der Ausbeutung mit versteckter Kamera dokumentiert (und auch ein Buch darüber geschrieben).

Es ist so ein Film, der mich doppelt wütend macht. Zum einen über das politische System und wirtschaftliche Kalkül, das hinter diesem Umgang mit Menschen und „Arbeitskräften“ steht. Zum anderen darüber, wie selten es solche Berichte ins Fernsehen schaffen im Vergleich zu den vielen, ungleich billiger zu produzierenden Magazinen und Doku-Soaps, die die soziale Realität in Deutschland aus der Perspektive der Kontrolleure im Kampf gegen „Sozialschmarotzer“ betrachten.

Falls Sie „Die Story: Leiharbeit undercover“ auch gerade halb oder ganz verpasst haben — die Reportage wird (obwohl man es angesichts der Sendungshomepage der ARD nicht ahnt) wiederholt. Aufnehmen, angucken!

Heute Nacht, 3:05 Uhr, Das Erste.
Montag, 3. November, 5:30, Eins Extra.
Montag, 17. November, 22:00 Uhr, WDR.

155 Replies to “Angucken: Leiharbeit undercover”

  1. Die Wut habe ich schon seit mehr als 8 Jahren … War ein sehenswerter Film. Ungeschminkt und absolut glaubwürdig. Aber was wird sich ändern? Unser politisches System bräuchte eine Überarbeitung – neue Statuten – andere Gesichter – Charakterschulen … Es bedarf der Energie und Tatkraft der 68er. „Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit.“ Kafka?

  2. Und demnächst bei Will/Illner/Plasberg sitzt dann wieder ein Wulf/Koch/Steinbrück/Sinn/Kannegieser und schwadroniert:“Jede Arbeit ist besser als keine Arbeit“

  3. Leider nicht gesehen, aber eigene Erfahrungen mit Zeitarbeit als Arbeitnehmer. Durchweg positiv, aber das hätte als Reportage sicher nicht funktioniert. Und es fällt leider immer schwerer, zwischen unbedingten Enthüllungswillen und Journalismus zu unterscheiden.

  4. Gesehen und abermals für dieses menschenverachtende System geschämt. Einzig positiv die Tatsache, dass die ARD ausnahmsweise ihrer Aufgabe nachkommt und Wichtiges nicht wie sonst im späten Abend versteckt.

    Wenn ich einen Tipp nachschieben darf – morgen, Dienstag 22:15 ZDF: Neues aus der Anstalt!

  5. @ 5 (Alex): Zeit- oder Leiharbeit ist doch nicht grundsätzlich zu ächten. Wenn allerdings Leiharbeiter für körperlich anstrengende Arbeit nur 3 Euro Stundenlohn erhalten, muss hier der Finger in die Wunde gelegt werden. Und die Geschichte mit dem DIXI-Klo (Arbeitsbedingungen) war nicht weniger unerträglich. Meine Verbeugung vor Günter Wallraff und Markus Breitscheidel. Gute Arbeit!

  6. Subventioniertes Sklaventum unter dem Deckmantel der „Liberalisierung des Arbeitsmarktes“. War/bin aus exakt den selben Gründen wütend.

  7. Markus Breitscheidel war letzte Woche zu Gast bei Frank Plasberg. Thema war Ungerechtes Deutschland – wenn harte Arbeit arm macht! An eine Erwähnung seines Films kann ich mich nicht erinnern, aber auf sein Buch und seine Recherchen wurde zumindest eingegangen.

    (Man darf natürlich Zweifel anmelden, ob sich viel ändert, wenn der Autor bei „hart aber fair“ auftritt und gleichzeitig Politiker dort ihre auswendig gelernten Phrasen dreschen. Ich wollte das nur erwähnen, um zu zeigen, das Markus Breitscheidel und das Thema „arm trotz Arbeit“ einmal mehr im Fernsehen vorkamen.)

  8. Ein Familienmitglied arbeitet ab morgen wie folgt:

    6 Tage die Woche
    190 Stunden + x
    keine Pausen (werden geringer bezahlt, man hat am Arbeitsplatz zu bleiben)
    9 Stunden am Tag
    Lohn: 6 Euro 50

    Mit dem Hinweis darauf, dass man „versucht, mehr Lohn zu zahlen, aber das wird man sehen müssen“.

    Voraussetzung: eigenes Fahrzeug. Weil er mit meinem Auto beim Arbeitsamt war und das die Frau vom Amt gesehen hat, war das so in seiner Akte vermerkt, auch wenn er das inzwischen hat streichen lassen mit freundlicher Frage danach, ob „Sie noch ganz richtig ticken!?“. Begründung war „Wieso, Sie haben doch ein Auto, ich hab das doch gesehen“ und nach der Antwort „Das gehört meinem Bruder“ der Satz „Dann fragen Sie den doch einfach, ob Sie den Wagen nicht benutzen können“.

    Wo ist die Sendung, die die Kontrolleure kontrolliert, und bei solchen Sätzen, die man sich als Hartz IV-Empfänger anhören muss (nochmal zum Mitschreiben: 600 Euro für Essen/Trinken/Wohnung im Monat und das Auto wird als gegeben angenommen) mal so richtig deftig dokumentiert wird. So nach der Art verzerrte Stimme, Interview im dunklen Raum mit Beamtin „Klar gehen wir davon aus, dass der Leistungsempfänger grundsätzlich schwarz arbeiten geht, um sich das Auto leisten zu können. Der will doch sicherlich seine Berufschancen verbessern, da muss man das erwarten“.

    Generalverdacht auf Leistungserschleichung und Betrug, aber jedweder Ansatz der positiven Nebeneffekte wird gleich mal mitgenommen.

    Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen will.

  9. Wer nichts kann, der kann auch nichts erwarten. Es ist ja jedem freigestellt, in Schule/Ausbildung mehr zu leisten, und für mehr als ein paar Euro pro Stunde arbeiten zu gehen.

  10. Habe Bericht gesehen. Schockiert und traurig über diese Zustände. Aus meiner Lebenserfahrung weiß ich, daß sich trotzdem nichts ändern wird. Eine Offenbarung für diese Gesellschaft war das Interview mit dem Pressesprecher Europa von Opel. Das sollte man als Unterrichtsstück verwenden, um junge Leute über die Zustände in dieser Gesellschaft zu informieren. Entlarvender kann niemand die soziale Marktwirtschaft kommentieren.

  11. @13 ruhrpottjunge: das würde vorraussetzen, dass mehr/höhere Bildung mehr Arbeitsplätze schafft. Tut es aber nicht. Die jetzigen Strukturen bewirken nur, dass eben überwiegend (aber nicht ausschließlich) diejenigen mit keiner oder geringer (Aus-)Bildung am unteren Ende der Gesellschaft landen.
    Mehr (Aus-)Bildung bewirkt nur, dass diejenigen ohne Arbeit auf höherem Niveau um die wenigen prekären Jobs konkurrieren

  12. Ich habs auch gesehen. Unfassbar, aber ich glaube das kaum einer mit einem anderen Ergebnis gerechnet hat. Der Pressesprecher von Opel war ja ein echter Widerling in meinen Augen.

    Ansonsten kann ich Stefan nur beipflichten. Es macht einen wütend, wenn derartige Dokumentationen nur einmal pro Jahr im TV laufen und teilweise untergehen, weil 1. nur eine handvoll Leute sowas schaut und 2. weil sich „die da oben“ nur unzureichend damit befassen.

    Man bräuchte vielleicht mal einen offenen Brief an die Frau Bundeskanzlerin in allen großen deutschen Tageszeitung mit Unterschriften von äh 200 Zeit-/Leiharbeitern… DAS bringts bestimmt! ;>

  13. Ich muss ruhrpottjunge zustimmen, dass man als ungelernter Schulabbrecher o.ä. nicht den Top-Job erwarten kann, aber was die gezeigten Firmen in der Reportage machen, ist kalkulierte Abzocke. Ich Frage mich was mit den Geldern passiert, die solche Firmen an die Leiharbeitsfirma zahlen, da verdienen sich doch einige auf den Schultern der Leiharbeiter dumm und dämlich.
    Und wenn man dann sieht, dass Schering eine eigene Leiharbeitsfirma gegründet hat, vergeht einem Hören und Sehen.

    Und dann die unfassbaren Kommentare von dem Opel-Sprecher und unserem korruptem Super-RWE-Minister Clement… Von Clement habe ich nichts anderes erwartet, aber was der Opel-Sprecher zum Thema „Wir sind ein tolles Unternehmen, wir bilden mehr aus als wir brauchen“ hört, ist man irgendwie gewillt nie wieder einen Opel zu kaufen (Was ich eh nicht machen würde)

    Vielleicht hat die Finanzkriese ja auch was gutes, zumindest die Autobauer werden in nächster Zeit wohl keine Leiharbeiter mehr brauchen

  14. Ich arbeite bei einem „Sklavenhändler“ in der Verwaltung. Aktueller Tariflohn für die Gruppe der ungelernten Hilfsarbeiter 7,31 Euro (ab 1.11.2008 dann 7,51 Euro). Sicherlich ist das nicht die Welt, aber ohne Schul- oder Berufsausbildung eben die Folge. Ich sehe Mitarbeiter, bei denen ich denke, dass sie sicherlich mehr Lohn verdient hätten. Es gibt aber auch Mitarbeiter die es nicht schaffen, 3 Tage hintereinander arbeiten zu gehen, sich ständig krank melden oder einfach unentschuldigt fehlen. Deren Arbeit ist dann nicht einmal den oben angeführten Stundenlohn „wert“.
    Natürlich sind die Negativbeispiele wichtig, um solchen Machenschaften so oft wie möglich Einhalt gebieten zu können. Aber eine ganze Branche gemäß dem Schwarz-Weiß-Prinzip in die Schmuddelecke zu stellen, halte ich dann doch für sehr übertrieben.

  15. Interessant fand ich die Stellungnahme von W.C.
    Nein, so habe man sich das nicht vorgestellt…
    Den Leuten auch noch Sand in die Augen streuen wollen, was sagt man dazu?

  16. Oben angesprochener 6,50 Euro-Arbeiter hat Fachabitur und eine Weiterbildung zur Sicherheitsfachkraft mit 34A und Gabestaplerschein.

    @ruhrputtjunge und Konsorten erspar ich mir hier gerade tierisch einen extremen verbalen Ausfall.

    Der Arbeitsvermittler, der den Job vermittelt hat, bekommt JETZT SOFORT 1000 Euro und in 6 Wochen, wenn der Job hält, nochmal 1000. Angefangen hat er mit einem Raum im Keller des Gebäudes gegenüber der ARGE. Heute sitzt er in ALLEN Etagen in ALLEN Räumen.

    Wieso glaub ich bloß, dass der NICHT für 7,50 Euro die Stunde arbeitet und einen Ferrari fährt?

  17. Den Bericht hatte ich mir in der Fernsehzeitung angekreuzt und auch tatsächlich gestern gesehen. Mich hat nicht wirklich überrascht, dass die Leiharbeiter teilweise derart abgezockt werden.
    Was aufschlußreich war, waren die Interviews mit dem Opel-Pressesprecher und mit W. Clement. Der Pressesprecher verdeutlicht doch zwischen den Zeilen klar, dass die Firmen jede, aber auch wirklich jede, gesetzliche Möglichkeit nutzen, ihre Kosten zu drücken. Clement kann ich den Ahnungslosen und Empörten nun echt nicht abnehmen. Da saß ja nicht nur der ex- Minister sondern eben auch der aktuelle Adecco-Mann vor der Kamera. Echt dreist, der Kerl.

  18. In der IT-Branche gab es das Prinzip der „Leiharbeit“ schon ’94, ich bin als „Experte“ ohne fachliche oder organisatorische Unterstützung der Consulting Firma für damals ca. 200 DM die Stunde an die BfA ausgeliehen worden, und hab dafür ein Gehalt von 40 DM/Stunde bekommen. Die Differenz blieb ausschliesslich bei der vermittelnden Firma, bzw. bei den Leuten, die dieses Arbeitsmodell auch der BfA untergeschoben hatten. Den Leistungsdruck dieses Jobs hab ich selbst getragen, das Geld haben andere dafür kassiert…das wird so bleiben, das ist Wirtschaft. Gut bezahlt!?, sind die Leute die nichts geleistet und lediglich ihre überhöhte Ausschreibung eingereicht und geschmiert haben. Heutzutage bin ich mit 45 zu erfahren um das mitzumachen, deswegen nicht mehr arbeitsfähig in diesem Sinne.

  19. @ruhrpottjunge, 13: Ihr Kommentar erinnert mich an den alten Titanic-Aufmacher „Hungerproblem gelöst: Einfach mehr spachteln!“ Sie machen mir Angst.

  20. Bis vor ca. 3 Jahren hatte ich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, allerdings brachte mir das nicht viel, da ich mit mir nicht im Einklang war.
    Heute stehe ich nach einer Geschlechtsumwandlung zwar mit mir im Einklang, aber dafür kehrt mir der Arbeitsmarkt den Rücken zu. Meine Bürohilfskräften herumscheuchen lassen und darf eine „Drecksarbeit“ nach der nächsten machen.
    Zur Zeit arbeite ich als Büro- und Logistikassistent für eine Zeitarbeitsfirma auf einer Baustelle. 1100 Euro verdiene ich als Alleinerziehender für 40 Stunden. Jeder Bauarbeiter hier verdient mehr als ich, und man wird von den anderen oft ausgeschlossen.
    Es ist demotivierend und entmutigend zu wissen, dass ich, egal wieviel Lob ich hier auch für meine gute Arbeit erhalte, keine Chance habe, von der Leiharbeit wegzukommen.
    Wo man auch nachsieht: Fast jede Stelle im kaufmännischen Bereich wird von so einer Firma ausgeschrieben.
    Aber an all dem sind meiner Meinung nach diejenigen schuld, die früher gerne mal krank gemacht haben. Die Firmen haben Unmengen Lohn in den Wind geblasen für Simulanten, die sich ein paar schöne Stunden machten.
    Die Konsequenz daraus war, dass sich viele an die Zeitarbeit gewandt haben. Denn dann tragen sie keine sozialen Abgaben und auch bei Krankheit ist keine Zahlung fällig und sofort ein Ersatz da (dabei ist es fast egal, dass der nicht immer qualifiziert ist).
    Tja .. und dann kam noch Hartz 4 dazu und es haben einige Firmen mehr geblickt, wie man die Verzweiflung anderer für sich nutzen kann, um so billig wie möglich an Arbeitskräfte zu kommen.
    Deutschland ein Sozialstaat???? Schon lange nicht mehr!!!!!

  21. TV-Tipp: Leiharbeit undercover (ARD, 21:00 Uhr – und weitere Sendetermine)…

    Schon heute morgen beim Radiohören wurde ich auf die Reportage Leiharbeit undercover – Mein heimliches Leben in deutschen Fabriken aufmerksam, der heute um 21:00 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird.
    Der Film von Julia Friedrichs widmet sich der Lei…

  22. Ich muss Aftenburger in dem Fall zustimmen. Ich hab selbst für Zeitarbeitsfirmen vor und während meines Studiums gearbeitet. Ich habe als ungelernte Lagerhilfskraft 7,50€ bekommen, zusätzlich auf deren Kosten einen Gabelstaplerschein gemacht und im Anschluß 9,50€ bekommen. Ist gibt solche und solche Firmen. Positives Beispiel: Start Zeitarbeit NRW, gehört zum Teil sogar dem Land NRW und bildet im Verbund mit ihren Kunden auf eigene Kosten Schüler aus die schlechte Hauptschulabschlüsse haben oder durch andere Probleme kurz davor stehen durchs soziale Netz zu fallen.

    Ich hab den Beitrag nicht gesehen, aber ich kenne die Verträge in denen sich der Arbeiter quasi ausliefert und trotzdem gilt das nicht für die ganze Branche.

    Es muss für die Zeitarbeit festgelegte Mindestlöhne geben, bzw gibt es sogar. Allerdings gibt es mehrere Verbände in der Zeitarbeit denen unterschiedliche Firmen angehören. Diese handeln die Trafiverträge für ihre Mitglieder quasi aus. Informationen kann man sich entweder per google suchen oder einfach mal zu http://www.da-verdiene-ich-mehr.de/ gehen.

  23. @Ruhrpottjunge: Es sind bestimmt auch alle 500.000 Leiharbeiter dumm und haben keine Ausbildung. So wie ich. Bin auch Leiharbeiter in der grössten Molkerei Europas habe wunderschöne 6.00€ die Stunde und bekomme nebenbei noch Hartz IV weil ich sonst gar nich den Sprit bezahlen könnte um dort hin zu kommen. Habe so wie alle anderen „dummen“ Leiharbeiter (laut Ruhrpottspasti) 10.Klasse mit 2.1 abgeschlossen Lehre als Kfz-Mechaniker erfolgreich und jetzt bin ich automatisch dafür vorgesehen Hilfsarbeiten zu machen?Das Ding an der Sache is einfach nur das die großen Unternehmen das ganze nich mehr als Arbeitsleistung bei der Steuer abrechnen müssen sondern wie ein Fass Öl oder eine Packung Schrauben.

  24. Es ist ja kein großes, wohl gehütetes Geheimnis, dass man mit „10.Klasse abgeschlossen“ nicht das ganz große Geld verdient, vor allem, wenn man dann nicht im Ausbildungsberuf unterkommt.

    Ich habe niemanden als dumm bezeichnet. Aber die besseren Jobs sind halt bei den besseren, bei denen mit besserem Abschluss und/oder besserer Ausbildung. Vielleicht auch einfach bei denen, die andere nicht als „Spasti“ bezeichnen.

  25. @ ruhrpottjunge:
    Ich hoffe sehr für Sie, dass Sie nicht mal von Ihrem hohen Roß runterfallen. Sonst tun Sie sich sehr, sehr weh.

    Ansonsten ist vermutlich nicht jedes Zeitarbeitsunternehmen kriminell. Da ändert sich nur was, wenn es ein effektives Mindestlohngesetz gibt.

    @ Alex, #5: Sie sollten sich schon die Mühe machen und einen Film ansehen, bevor Sie ihn kritisieren.

  26. Ist es ein hohes Ross, auf dem ich sitze, wenn ich einen Zusammenhang zwischen Leistung und Entlohnung herstelle? Wenn ich schreibe, dass man, je entbehrlicher, je austauschbarer man ist, desto weniger Wahlfreiheit hat, was Arbeitgeber und Arbeitsbedingungen angeht?

    Es gibt Jobs, für die gibt der Markt nicht mehr Lohn und keine klassischen Arbeitsverhältnisse her, da ist die Wahl eben billiger Leiharbeiter hier oder billiger Arbeiter woanders. Das muss einem nicht gefallen, auch ich hätte es lieber anders. Auch ich habe eine Zeit lang für subjektiv zu wenig Geld zu viel undin zu unsicherer Stellung gearbeitet. Mittlerweile ist es anders, mittlerweile bin ich nicht mehr angestellt, daher geb ich dem hohen Ross, auf dem ich sitze, wenigstens selbst die Sporen – habe dadurch aber eben auch eine nüchternere Sicht auf Arbeitsverhältnisse. Die Arbeitgeber können sich nicht aussuchen, wem sie wie viel zahlen. Das tun andere, Auftraggeber und gegebenenfalls Aktionäre.

  27. Sorry, mir ist das auch zu selbstgerecht und einseitig.

    Wenn man hier die gleichen Maßstäbe anlegt wie bei den Sat.1-„Sozialfahnder“-Formaten, muss man sehen, dass auch hier nur Einzelfälle beschrieben werden. Und das Interesse des Autors ist hier genauso auf eine möglichst hohe Aufmerksamkeit gerichtet wie bei den „Gnadenlos gerecht“-Produzenten, nur eben aus einer anderen Perspektive.

    Wenn das Tragen von anderer Arbeitskleidung als die Opel-Beschäftigten schon als herabsetzende „Diskriminierung“ hervorgehoben wird, kommt bei mir der Verdacht auf, dass da in dem Jahr nicht viel passiert ist. Häufig hat man auch dn Eindruck, dass Markus Breitscheidel Benachteiligungen nur zu gerne hinnimmt, um sie später anprangern zu können.

    Ich habe nach der Schule bei McDonald’s gejobbt, unter dem Chef bei dem auch Wallraff für „Ganz unten“ gearbeitet hat. Wenn man danach seinen Bericht liest, kann man sich nur wundern, mit welcher Pseudo-Naivität er an die Sache herangeht (soweit ich mich erinnere beschreibt er mit gewisser Empörung, dass er ausgelacht wurde, als er beim Pausenburger nach Messer und Gabel fragte …). An anderen Stellen sabotiert er mit Absicht (da war was in Richtung Klo reinigen mit Grillputzer) oder stellt sich absichtlich dumm (er behauptet, seine Schnupfennase gezwungenermaßen auf den Grill tropfenlassen zu müssen, weil die Arbeitskleidung keine Taschen hat, dabei ist es ein leichtes, Taschentücher z.B. zwischen Schürze und Hose zu deponieren).

    Ich halte undercover-Reportagen für ein wichtiges Mittel, um Missstände aufzudecken, aber dann bitte mit der nötigen Sorgfalt und Objektivität. Denn natürlich gibt es Missbrauch im Leiharbeitssektor und einiges des von Markus Breitscheidel Beschriebenem ist wirklich skandalös. Aber Leiharbeit deshalb per se als Ausbeutung zu deklarieren ist genauso populistisch und falsch wie alle Hartz-IV-Empfänger nach einer Sat.1-Doku als Schmarotzer zu bezeichnen.

  28. Das gebashe vom ruhrpottjungen ist ja auch wieder eine typische Sache.. Er hat doch vollkommen Recht damit, dass man mit einem Realschulabschluss und einer „einfachen“ Handwerkslehre heute nicht mehr das große Geld verdient. In was für einer Welt lebt ihr eigentlich? Warum sind die Abendschulen voll mit Leuten die Abitur und Studium nachholen? Genau, weil sie im Gegensatz zu euch verstanden haben, dass man einen guten Verdienst heute nur noch gegen überdurchschnittliche Leistung erhält, so leid es mir tut.

    Das ist natürlich keine Entschulding für solche ausbeuterischen Firmen, aber einfach mal die harte Realität. Da kann man sich jetzt entweder stundenlang in Kommentaren drüber aufregen und andere als Spasti beschimpfen, oder sich einfach mal auf den Arsch setzen und sich weiterbilden.

    Was ich mich übrigens gestern gefragt habe: Der Breitscheidel wollte seine eigenen Ersparnisse nicht anrühren für das Jahr als Leiharbeiter, ging dann aber zum Jobcenter… Ist das nicht Sozialbetrug, wenn er dort seine Ersparnisse verschwiegen hat?

  29. klar ist „man muss ein auskommen mit seinem einkommen haben“

    ich möchte dem geneigten publikum aber mal verdeutlichen wo das her kommt und zwar vom motto „geiz ist geil“

    dies bedeutet hierzulande ist keiner mehr bereit für ein entsprechendes produkt einen entsprechenden gegenwert zu bezahlen, d.h. es fängt sich eine spirale an zudrehen in denen die unternehmer nicht die einzigen beteiligten sind, d.h. für ein produkt ist immer weniger geld zu erzielen und die konsequenz daraus ist, dass immer weniger geld für die herstellung über bleibt, dazu gehören auch die lohnkosten

    solange sich dieses verhalten nicht ändert wird sich am thema bezahlung auch nichts verändern

    mir kommt es immer mehr so vor, dass auch hier das solidaritätsprinzip abhanden kommt,
    zuerst komm mal ich, und dann erstmal nichts!
    ich fahre lieber dreimal im jahr in den urlaub,
    will den ganzen billigen kram aus fernost haben,
    will aber stolze deutsche löhne verdienen,
    jammere aber, dass deutsche produkte zu teuer sind (ich will ja zwei oder drei fernseher)

    wer sich dann nicht vorstellen kann, dass die gut bezahlten arbeitsplätze hierzulande verloren gehen ist noch nicht aufgewacht

    frohes weiterschlafen deutschland

  30. und nochmal was ich vergessen habe

    das system heißt: gewinnmaximierung

    angewendet wird es von unternehmen: billig einkaufen, teuer verkaufen

    transportiert auf die privat person auch anwendbar: mit wenig aufwand viel verdienen (ist deutsches system) und dafür aber viele billige produkte kaufen, da aber wegen einer anderen kostenstruktur meistens aus dem ausland kommen

    das dieses nicht funktionieren kann müßte einleuchten, wir haben uns hier in deutschland selbst den ast abgesägt auf dem wir sitzen

    wer dies nicht glaubt schaut in seine schränke und garagen …

    und kann sich bei den arbeitnehmervertretern bedanken, die denken es ist ein naturgesetz, dass wir den status quo der glückseligen arbeitnehmerinsel beibehalten müssen auf der gilt immer weniger leistung für immer mehr geld

  31. Werde jetzt selbst eine Leiharbeitsfirma aufmachen um mich dumm und dämlich an meinen Sklaven zu verdienen. In zwei Jahren bin ich dann hoffentlich mehrfacher Millionär.

    Dieser Bericht wird sehr viele animieren es mir gleich zu tun.

  32. http://is.gd/50kp :

    „Offensichtlich kam es vereinzelt in der Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten zu Unstimmigkeiten: Eine 51 Jahre alte Frau, die seit 29 Jahren bei Opel arbeitet und sich seit Weihnachten auf eine „schöne Abfindung“ von 170 000 Euro freut, berichtete gestern von einem nervenaufreibenden Verfahren; Zunächst hatte ihr Meister betont, das gehe schon in Ordnung, er sei froh um jeden, der freiwillig geht. Sie habe dann schon ihre Klamotten abgegeben und sei in Urlaub gegangen. Am 7. Januar unterschrieb sie einen Vorvertrag. Sie gibt allerdings zu, dass darin die Klausel steht, er werde erst verbindlich, wenn die Geschäftsleitung zustimmt. Nun sei plötzlich auch von ihrem Meister die Auskunft gekommen, es müssten erst Jüngere gehen. „Jetzt warte ich“, sagt die Frau – und hat die Befürchtung, dass sie dann vielleicht in einem halben Jahr ohne Abfindung rausfliegt. Dabei hat sie mit Opel längst abgeschlossen: „Meinen Sie, ich habe in der Scheißfirma nochmal Lust zu arbeiten?“ Mehrere andere seien im Übrigen in der gleichen Situation wie sie. “

    Wenn Arbeiter solche Privilegien genießen und sich dann noch dermaßen abfallend über ihren Arbeitgeber äußern, kann ich manchen Unternehmer sogar verstehen, der sich lieber für die risikolosere Leiharbeitsvariante entscheidet.

    Ist alles eine Frage von Ursache und Wirkung.

    Und nein, ich halte die Arbeitgeberseite nicht für moralisch unfehlbar, die Arbeitnehmer aber eben auch nicht.

    Es ist ein Widerstreit ökonomischer Interessen, nicht mehr und nicht weniger. Auswüchse sind dabei anzuprangern, Pauschalurteile helfen dagegen gar nix.

  33. Ich finde es immer interessant, dass es als gegeben hingenommen wird, dass Arbeitgeber Leiharbeiter billigst einkaufen müssten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Es scheint fast eine Art Naturgesetz zu sein. Der Markt, dieses unbekannte Wesen, „will“ es so. Dabei gibt es noch eine andere Sorte „Leiharbeiter“, und zwar die Unternehmensberater. Für die sind dann dieselben Unternehmen bereit, horrende Summen auszugeben, ganz ohne Feilschen. Und damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich sehe durchaus ein, dass ein Gabelstaplerfahrer weniger verdient als eine hochqualifizierte Projektleiterin, aber das Ausmaß der Diskrepanz zwischen beider Gehälter ist allein dadurch meist nicht zu erklären. Und was mir prinzipiell aufstößt: Wenn der Wert eines Menschen offenbar mit dem (meist: vermeintlichen) Wert seiner Arbeit gleichgesetzt wird.

  34. auch wenn da viel wahres und beklagenswertes zu sehen war, kann man leider nur sagen, dass die doku grottenschlecht gemacht und nicht nennenswert klug war. naiv, theatralisch, weinerlich und nie wach, wenn es wirklich mal interessanter hätte werden können.

  35. @milhouse:
    „Es ist ein Widerstreit ökonomischer Interessen, nicht mehr und nicht weniger.“

    Das stimmt schon. Allerdings treffen diese ökonomischen Interessen nicht auf dem von Wirtschaftswissenschafltern gerne postulierten „perfekten Markt“ aufeinander. Vielmehr stehen hinter ihnen völlig ungleiche Machtverhältnisse, die eben sehr häufig zu einer (auch im ökonomischen Sinne) ineffizienten Verteilung der Risiken und Chancen beider Marktteilnehmer fürhen. Die schwächere Seite hat dann eben das Nachsehen.

  36. Der Journalist möchte und muss mit seiner Arbeit Geld verdienen. Geld verdient er mit einer Reportage über, Zitat Niggemeier, „systematische Zumutungen und das Prinzip der Ausbeutung“, nicht mit einer ausgewogenen Reportage, die nicht aus dem Grundton der Empörung heraus nur das eine sieht und das andere nicht.

    Derartige verdeckt gedrehte Reportagen langweilen mich, steht doch das Urteil schon lange vor Beginn der Dreharbeiten fest, ist doch von Anfang an klar, dass so lange gedreht wird, bis genug Skandale und Skandälchen (andersfarbige Arbeitskleidung…) vorgefunden oder auch selbst herbeigeführt wurden.

  37. Leiharbeiter können wesentlich einfacher und schneller von ihrer Leiharbeitsfirma gekündigt werden, als in Festangestellte in einem Betrieb.
    Leiharbeiter müssen arbeiten, wo sie hingeschickt werden.
    Sie tragen also ein hohes Risiko.

    Die ganze Debatte wäre schlagartig beendet, müsste Leiharbeit besser bezahlt werden als die von Festangestellten. Dann würde Leiharbeiter nämlich nur noch eingesetzt, wenn im Betrieb wirklich Not am Mann ist, und das Risiko der Leiharbeiter wäre finanziell abgefedert.

    Dass darüber nicht öffentlich diskutiert wird, zeigt die Verlogenheit der Bonzen und die Harmlosigkeit der Medien

  38. @lupe

    Und wer ist zuständig für die Festsetzung der Bezahlung von Leiharbeit? Die zentrale Kommission zur Lohnfindung? Dieselbe, die auch die unangemessen hohen Löhne der Fußballer senkt und die der Krankenschwestern endlich mal an die „geleistete Arbeit“ anpasst?

    In welchem System möchten Sie leben? Ein marktwirtschaftliches ist es wohl nicht.

  39. #31:
    „Ist es ein hohes Ross, auf dem ich sitze, wenn ich einen Zusammenhang zwischen Leistung und Entlohnung herstelle?“

    Ja, wenn man es so formuliert: „Es ist ja kein großes, wohl gehütetes Geheimnis, dass man mit „10.Klasse abgeschlossen” nicht das ganz große Geld verdient …“

    10. Klasse abgeschlossen dürfte in etwa die normale Bildung in diesem Land sein, da kann man durchaus auch eine durchschnittliche Entlohnung erwarten. Wer auf normale Menschen in dieser Weise herabblickt, muss sich nicht wundern, wenn man ihn wie einen Manager behandelt. Was Sie durch Ihre Leistung erreichen ist vielleicht ehrenwert, deswegen haben aber andere arbeitende Menschen ein Anrecht auf ehrliche Bezahlung. Und wer denen das verweigert ist der Schädling in dieser Gesellschaft, denn auf dieser Entlohnung sind auch noch unsere sozialen Sicherungssysteme aufgebaut. Wenn die arbeitende Bevölkerung anständig behandelt wird, geht es dem ganzen Land besser.

    In #40 kritisieren Sie dass nicht alles in der Reportage zum echten Skandal taugt. Aber Sie legen nur offen, wie weit Ihnen die Maßstäbe abhanden gekommen sind. Es wird ein System gezeigt, das besteht aus vielen zusammenwirkenden Elementen. Nur insgesamt ist es ein Skandal. Und es wird auch nicht behauptet, dass Leiharbeit grundsätzlich falsch ist, sondern dass solche Zustände – insbesondere Arbeitnehmer 2. Klasse zu sein wurde schon vielfach bestätigt – unter den gegenwärtigen Regeln möglich sind. Aber da fällt Ihnen nur ein „Gottseidank betrifft mich das nicht, weil ich so toll bin.“

  40. #44:
    Schon mal was von „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gehört?
    Das ist bei Ihnen wohl Sozialismus? Und Lohnsklaverei das gottgegebene Recht des Kapitalisten?

  41. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ – schöne, aber leider leere Phrase. Als Arbeitgeber möchte ich schon selbst entscheiden, wessen Arbeit mir wie viel wert ist. Und dass mir ein langjähriger Mitarbeiter und dessen Arbeit mehr wert ist als die Arbeit eines Leiharbeiters, den ich per definitionem schnell wieder loswerden möchte/muss, ist für mich selbstverständlich.

  42. Ich glaube hier verfehlen einige, dass Herr Ruhrpottjunge nicht für solche Löhne und Leiharbeitsfirmen verantwortlich ist, sondern einfach mal sagt wie es ist.

    Ich würde auch jedem Realschulabsolventen wünschen dass er mit seiner Handwerkslehre oder was auch immer faires Geld verdient, aber wie einer der Vorredner schon sagte leben wir immer noch in einer „Geiz ist Geil“ Mentalität, die es auch noch gibt, wenn Saturn seinen Claim ändert.

    Selbstverständlich ist die Jagd nach Dividende in solch großen Firmen wie Opel und Bayer unangemessen und wird auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen, aber wie soll das Verhindert werden? Abschottung der deutschen Wirtschaft nach außen? Dann könnten wir weiter in unserer heilen Welt bleiben in der Mutti auf die Kinder aufpasst und Vati arbeiten geht, das Geld für zwei Autos und einen Sommerurlaub reicht.

    Willkommen im 21. Jahrhundert, die Globalisierung hat Deutschland einfach mal ganz hart getroffen, anders kann man es nicht zusammenfassen und daran sollten sich einige Jammerlappen und PDS Wähler mal gewöhnen

  43. Auch wenn der Bericht reißerisch angelegt ist, so demaskiert er zumindest den Pressesprecher der Opel AG – und man fragt sich, wie der Mann an seinen Job gekommen ist, für den augenscheinlich das Leistungsprinzip nicht zu gelten scheint. (wahrscheinlich wird man ihn aufgrund diverser Betriebsvereinbarungen nicht mehr los ;-)) Jedenfalls hat er meinen Wunsch nach einem schicken Corsa direkt ad absurdum geführt – und in ein „Niemals nie“ verwandelt. Wie schnell man ein relativ positives Bild ins Gegenteil verwandeln kann!
    Skandalös ist meiner Meinung v.a. das Zusammenspiel von AA/Arge, Jobvermittlern und so einigen Zeitarbeitsfirmen, die sich ihrer „christlichen“ Tarifabschlüsse rühmen; die gezeigte Praxis von Arbeit auf Abruf (übrigens gilt das Teilzeit- und Befristungsgesetz) zeigt hierbei nur das unrühmliche Ende der Fahnenstange auf. Was allerdings zumindest mich an der wie auch immer gearteten Presse stört, ist, dass die Rechte der AN seltenst explizit dargestellt werden – weder in TV noch Print. Dies betrifft nicht nur die Zeitarbeit, sondern auch die sog. 400,-Jobs, bei denen von seiten des AG regelmäßig Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaubsanspruch verneint oder auch bei Arbeit auf Abruf die Fristen zur Arbeitsaufnahme nach Gutsherrenart entgegen klarer gesetzlicher Vorgaben bestimmt werden. Mittlerweile wäre es langsam Pflicht, regelmäßig in der Presse dies klar strukturiert darzustellen und zudem aufzuzeigen, wie das nicht gezahlte Gehalt eingefordert werden kann und auch sollte (die Arbeitsverhältnisse halten ja ohnehin in diesem Bereich nicht lange, so dass die geltenden Fristen locker für das Gesamtarbeitsverhältnis ausreichen).
    Aber zuletzt: die Niederlande oder auch Dänemark lachen über uns – dort erhalten Leiharbeiter ebenso viel oder gar mehr als normale Arbeitnehmer, da damit ja ein höheres persönliches Risiko einhergeht. Dies ist für alle klar …. In Deutschland ist auch vollkommen unverständlich, warum überhaupt auf Leiharbeit in diesem Maße zurückgegriffen wird, zumal AN in der Gleitzone mit Stundenkonto günstiger sind. Hat wohl noch kein AG bemerkt?

  44. @ruhrpottjunge
    Und warum sollte ein Leiharbeiter, der per definitionem ein höheres Risiko hat als ein fest angestellter Arbeitnehmer weniger Gehalt fordern und nicht ein höheres, um genau dieses Risiko abzusichern? Merkst Du was? Wäre der Markt perfekt, so würden solche Arbeitsverhältnisse gar nicht zustande kommen, da sie nicht effizient sind, denn keine der beiden Seiten hätte einen Anreiz, sich auf den Deal einzulassen (insbesondere, wenn auch noch die Transaktionskosten zu begleichen sind, sprich: Die Vermittlung des Leiharbeiters durch eine Agentur). Leiharbeit wäre nur dann sinnvoll, wenn der Arbeitgeber bereit wäre, für die höhere Flexibilität einen Aufpreis zu zahlen. So läuft das auch bei hochqualifizierten „Leiharbeitnehmern“, wie Unternehmensberatern. Bei Geringqualifizierten funktioniert das nicht (obwohl es auch dort effizient wäre), was allein an der größeren Marktmacht der Arbeitgeber liegt. Die Frage ist also nicht, ob der Arbeitgeber mehr zahlen sollte, als die Arbeit des Leiharbeiters wert ist, sondern, warum er sich erlauben kann, den Lohn zu drücken, sodass er weit unter der Produktivität des Arbeiters liegt.

  45. Wenn der normale Arbeitnehmer gleichwertig durch einen Leiharbeiter zu ersetzen wäre, kurzfristig, ohne Anlernphase und ähnliches, wäre das wohl ein Armutszeugnis für ersteren.

    Mich würde es wirklich interessieren, ob die Empörten hier Abfindungen bis zu 200.000 Euro für sozial sinnvioll und angemessen empfinden. Mir erscheint das nahezu pervers, eine Manifestation der Mauer zwischen denen, die einen festen Job haben und den anderen (Arbeitslose und Freie).

    Und ja, geht mir mit Managerabfindungen genauso.

  46. @13ruhrpottjunge: in welcher Welt lebst Du? Selbst gut ausgebildete Akademiker hängen in Call-Centern fest oder werden von einer Zeitarbeitsfirma zur nächsten geschoben. Zudem reichen gute Noten für einen Aufstieg schon lange nicht mehr aus.

  47. Hier wird im ganz großen Stil klar, woran es Deutschland (unter anderem) fehlt: Am Verständnis simpelster wirtschaftlicher Grundregeln.

    „Und warum sollte ein Leiharbeiter, der per definitionem ein höheres Risiko hat als ein fest angestellter Arbeitnehmer weniger Gehalt fordern und nicht ein höheres, um genau dieses Risiko abzusichern?“

    Fordern kann er vieles, bekommen wird er es nicht, weil seine Leistung austauschbar ist, er selbst somit austauschbar ist und derjenige den Job macht, der am wenigsten dafür fordert.

    „Bei Geringqualifizierten funktioniert das nicht (obwohl es auch dort effizient wäre), was allein an der größeren Marktmacht der Arbeitgeber liegt.“

    Nein, es liegt nicht an der „größeren Marktmacht der Arbeitgeber“. Es liegt einzig und allein daran, dass es Geringqualifizierte gibt wie Sand am Meer, und es niemand nötig hat, einem Geringqualifizierten viel zu zahlen. Das hat mit Marktmacht nichts zu tun, das ist einfach der Markt, und der funktioniert auch.

    Was ist an Leiharbeit nicht effizient? Unternehmen können dank Leiharbeit flexibler auf Schwankungen in der Auslastung reagieren, und für diese erhöhte Flexibilität zahlen sie. Das Schnäppchen bei Leiharbeit liegt nicht in der eingekauften Arbeit/dem geliehenen Arbeiter, sondern im nicht fest eingestellten und zeitweise unterbeschäftigten Angestellten.

  48. @ inga:

    da hast du wohl den Punkt erwischt, den „ruhrpottjunge“ nicht versteht – der Markt ist nicht perfekt! Gerade die Leiharbeit könnte eine ausgezeichnete ordnungspolitische Bühne darstellen (zum Wohle aller, natürlich auch der Unternehmen) … wer soll bei der herrschenden Lohndrückerei momentan überhaupt noch einen Neuwagen erstehen?

    Und: Trotz guter Bilanzzahlen kommt dies weder dem AN zugute – noch einer zukunftsweisenden Produktpolitik … warum sollte man einen Neuwagen kaufen, der keinen tatsächlichen Unterschied zu einem älteren Modell aufweist?

    Aber: wahrscheinlich möchte man demonstrieren, wie leicht man seinen eigenen Markt kaputt machen kann ….

    PS: die Stimmung scheint ja sowohl bei „normalen“ AN als auch bei Leih-AN bei Opel so richtig prächtig zu sein – den Einfluss auf die Produktivität kann aber wohl ein Pressesprecher nicht ermessen ;-)

  49. @54 ruhrpottjunge: das ist unlogisch was Du da schreibst. Es sind ja gerade nicht nur die von Dir abschätzig bewerteten „Geringqualifizierten“ die bei der Leiharbeit ausgebeutet werden. Im Gegenteil: da werden in einer Pharmafabrik die Fachkräfte durch Leiharbeiter ersetzt und bedienen dort hoch komplizierte Maschinen. Ach übrigens: Autos kaufen keine Autos.

  50. Wer beim schauen solcher Untercover-Unterschichten-Anheiz-Videos wirklich noch wütend wird, der hat es halt immer noch nicht gepeilt, wo die Schmarotzer im Staat wirklich sitzen. Sein soziales Fähnchen sollte man mal auf Halbmast stellen oder gleich ganz abflaggen und selbst ein „Parasitärer Halsabschneider“ werden. Geh in die Politik oder lass andere für dich billig arbeiten und mach dir selbst ein schönes Leben.

    Oder lass es wie es ist und werde eben immer nur sinnlos wütend.

  51. Ich habe die Sendung gestern auch zufällig entdeckt. Da ich als fauler Langzeitstudent mittlerweile zu alt für Kindergeld bin, arbeite ich zur Zeit auf 400€-Basis bei einer solchen Leiharbeitsfirma. Abgesehen von den im Film gezeigten Zumutungen fand ich es ja am absurdesten, als man mich nach Ende der Nachtschicht einmal mit einem Taxi abholen ließ. Ich bekomme 6,53€ ohne Schichtzulagen und die Zeitarbeitsfirma verdient selbst dann noch genug an meiner Arbeitskraft wenn sie mir ein Taxi schicken.
    Ich empfehle jedem, der nicht auf solche Arbeit angewiesen ist, einmal diese Erfahrung zu machen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es um die Wertschätzung von Menschen in der Industrie bestellt ist. In der Fabrik, in der ich meistens arbeite sind übrigens ungefähr die Hälfte aller Beschäftigten Leiharbeiter.
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass man Herrn Clement erst diesen Film zeigen musste, um ihn auf diese Zustände aufmerksam zu machen.

  52. Entschuldige, Ruhrpottjunge, aber so „simpel“ sind die wirtschaftlichen Grundregeln offenbar nicht, da Du sie offenbar gar nicht verstehst. Vielleicht liest Du Dir meine Argumentation oben noch mal aufmerksam durch, denn da stehen die Antworten auf Deine Fragen bereits drin. Ich halte es für sinnlos, noch mal das gleiche zu schreiben, denn darauf würde eine ernstgemeinte Antwort herauslaufen.

  53. Wenn ich das richtig verstanden habe, sagt Ruhrpottjunge, dass die Arbeitgeber natürlich ein Überangebot an arbeitswilligen Geringqualifizierten haben (oder solche, die notgedrungen bereit sind, unter ihrer Qualifikation zu arbeiten), und sich dieses Lohndumping daher erlauben können. Das bestreitet glaube ich auch niemand. Diverse andere Kommentatoren merken jedoch an, dass das wohl zu kurz gegriffen ist, da diese Unternehmer eben auch darauf angewiesen sind, dass ihre Produkte oder Dienstleistungen vom Konsumenten auch bezahlt werden können. Ist es nicht so, dass der kürzliche Konjunkturaufschwung hauptsächlich auf Exporten beruhte und im Inland der Konsum schon länger rezessiv ist?
    Schön finde ich in diesem Zusammenhang den Begriff „Karma-Kapitalismus“. Zukunftsforscher (was immer das sein mögen) sprechen nämlich davon, dass ein kapitalistisches System langfristig nur funktionieren kann, wenn es auf Altruismus setzt. Das Problem mit der Evolution ist halt, dass sie so lange dauert :-)

  54. Herr Niggemeier, Sie sollten regelmäßiger meinen Blog lesen, dann hätten sie diese Dokumentation nicht zur Hälfte verpasst.

    Mein Tipp für heute abend: Die Doku-Satire „Being W.“ auf Arte um 21.00

  55. @ ruhrpottjunge, # 31, 13 & GlowingHeart, # 57

    „Ist es ein hohes Ross, auf dem ich sitze, wenn ich einen Zusammenhang zwischen Leistung und Entlohnung herstelle?“
    Genau das tust Du ja gerade nicht! Auch die Leistung eines Leiharbeiters ist eine Leistung. Es gibt Menschen, die Vollzeit arbeiten, und ohne staatliche Zuwendungen nicht über die Runden kommen würden. Das ist ein Skandal! Was hat das mit dem Zusammenhang von Leistung und Entlohnung zu tun? Ich kann diesen Mist (mir würden passendere Wörter einfallen, aber meine Kommentare warten so ungern Moderationen ab…) mit „selbst schuld“ und „Es ist ja jedem freigestellt, in Schule/Ausbildung mehr zu leisten, und für mehr als ein paar Euro pro Stunde arbeiten zu gehen“ (#13) nicht mehr hören. Widerwärtig! Und wenn man selber noch einen Funken Anstand hat und dergleichen Ausbeutung kritisiert, kommt das höchstens noch ganz schwach glimmende aber dafür mit Sicherheit steinerne Herz daher und gibt ganz tolle Ratschläge, wie man selbst am Besten am Leid anderer profitieren kann. Ich will mich nicht am Leid anderer bereichern. Ja, solche Menschen gibt es auch, auch wenn Ihr dafür die Fantasie bräuchtet, die Ihr vor vielen Jahren unter einem großen Haufen Gleichgültigkeit vergraben habt.

    So, ich gehe jetzt die Einzelteile meines Kragens wieder zusammensuchen…

  56. Ruhrpottjunge, diese ganzen Aussagen sind einfach nur peinlich. Da wird, unabhängig von der Dokumentation, mehr als ein Beispiel gegeben, wie mit Arbeitern heute umgegangen wird, wo es im System krank, wie sich alles immer mehr in Richtung der „Standards“ in den USA entwickelt, wo Menschen wie Sklaven behandelt werden und ein eingefährter Mindestlohn 12 Jahre lang nicht erhöht wird, und alles was dem Herrn aus dem Pott einfällt ist „Selbst Schuld“.

    Gleichzeitig ist gerade in diesen Tagen immer wieder zu lesen, dass die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer. Und nebenbei gibt es noch Flankenschutz von so einer Wurst, die von „Geiz ist Geil“-Mentalität sprechen.

    Dass durch Leiharbeiter nur einer Reicher wird, nämlich der Shareholder, der Firmeninhaber, indem die „Lohnnebenkosten“ sinken, was laut Volker Pispers nur eins bedeutet, nämlich dass der Arbeiter als Lohnsklave auf einmal trotz gleicher Arbeit weniger Altersvorsorge erhält und weniger Krankenversicherung, und irgendwann mit halbem Gebiss vor dem Band steht und den Mund zum Lachen nicht mehr öffnen kann, während ihm die Festangestellten ins Gesicht lächeln, die ihren Job, wenn das Band mal still steht, weil die Wirtschaft grad Billionen im Wohnungs-Kreditmarkt versenkt hat, und die Leute kein Geld mehr haben, eben NICHT verlieren, während er SOFORT auf der Straße steht, alles mit dem Deckmantel der Flexibilität und der Gewinnmaximierung und der „Standortsicherung“, dann ja dann haben wir den Punkt erreicht, wo Menschen in „gut“ und „böse“ eingeteilt werden. Denn dann hängt Qualifikation irgendwann nicht mehr von der Bildung ab, sondern nur, ob man einfach mit 18 das Glück hatte, auf der Festanstellungsseite des Zauns herunter zu fallen oder eben nicht. Weil der, der weniger Geld hat, dann anfängt, weniger Gemüse zu essen, dadurch fetter wird, schlechtere Zähne bekommt, dessen Gesundheitszustand sich verschlechtert, der Diabetes bekommt und jahrelang arbeitslos ist und wenn er überhaupt Arbeit findet, dann nur eine solche die ihm gerade mal ein Auskommen beschert.

    Wir sind ganz ganz kurz davor, dass die Menschen in Deutschland genau wie in den USA zwei Jobs haben müssen, nur um sich ihre Krankenversicherung leisten zu können. Und Sie definieren das alles über die Bildung, ein paar Jährchen nach Pisa.

    Das ist genau so widerlich wie jeden Hartz IV-Empfänger mit den paar Betrügern in einen Sack zu schmeißen und ordentlich mit Polemik draußen draufzuschlagen.

    Ich find’s zum kotzen, sie sollten sich einfach mal ne Runde schämen.

  57. Ich habe das selber am eigenen Leib erlebt, wie es in der Leiharbeit zugeht.
    Diese Jobs werden von der ARGE vermittelt. Wenn man ablehnt, bekommt man eine Sperre.
    Meistens sind die Einsatzorte zwischen 50 und 100 km entfernt, so dass man im Monat noch 300 bis 400 Euro für Sprit drauflegen muss.
    Die Personaldisponenten der Leihfirmen bestechen dann noch die Vorarbeiter der Einsatzfirmen. All diese Kosten müssen letztendlich die Leiharbeiter zahlen. Das ist nicht anderes als moderne Sklaverei und Ausbeutung.

  58. interessantes thema – miserable umsetzung.

    als ich beim zappen auf die reportage stieß wähnte ich mich für kurze zeit in einer satire. der leicht lethargisch berichtende breitscheidel und der kommentator aus dem off in wiso-detektiv-manier gaben dem ganzen einen charme von aktenzeichen xy zu zimmermann-zeiten.
    und wie schon einige vorredner sagen: wirklich passiert ist wohl nichts. einmal fremdschämen für breitscheidel und seine vom erdbeerpflücken aufgescheuerten knie….

  59. @Chris: ich find wir sollten auch gar nicht über die Doku an sich reden. Die mag schlecht sein – von mir aus.

    Das Problem ist einfach, dass die Lobbyisten der großen Firmen in Berlin mit richtig viel Geld dafür sorgen, dass der Arbeitsmarkt in gewisse Richtungen gelenkt wird, und indirekt die Medien diese Dinge positiv begleiten. Oder von mir aus auch richtig direkt, wie die Blöd, bei der sich der Kunde verstanden und mit „seiner“ Sprache hinters Licht geführt wird, ohne es zu merken (Stichwort Rente etc. pp.). Daneben noch Hartz IV-Hetzsendungen wie die auf Sat.1 und fertig ist die perfekte Meinungsmaschinerie.

    Da muss man sich halt mit schlecht gemachten Dokus erst einmal zufrieden geben, wenn es um die Verteidigung der Rechte der Leiharbeiter geht. Ich könnte Michael Moore auch stundenlang kritisieren für seine Arbeit, muss es mir aber verkneifen, weil die andere Seite einfach den ganzen Tag lügt, ohne dabei rot zu werden. Da kann ich dann auch darüber hinweg sehen, dass Moore selbst durch die Doku-Arbeit fett geblieben und reich geworden ist. Das ist Stefan Raab auch (na gut, nicht SO fett) aber der kämpft auch nicht für die ungerecht Behandelten (ich weiß der Vergleich hinkt, bietet sich im Moment halt nur an. Beide wissen gut, mit Medien und Unterhaltung umzugehen).

    Ich seh es jedenfalls nicht ein, immer auf dem „faulen Pack“ herumzuhacken.

    Es sieht doch so aus, dass der ganze Wohlstandsfortschritt der letzten 60 Jahre immer mehr und mehr in die Taschen von immer weniger Menschen fließt.

    Anstatt dass wir ohne Probleme die 25-Stunden-Woche einführen könnten, bauen wir uns ein System, in dem ganz wenige sich eine 0-Stunden-Woche leisten können, und ganz viele wieder 60 bis 80 Stunden arbeiten müssen.

    Ich werde immer wieder rot vor Zorn, wenn ich in den USA McCain sagen höre, Sozialismus wäre schlecht.

    Wer sagt das? Was ist schlecht daran, wenn alle gleich viel haben, wenn es allen gut geht? Warum sind so viele der Ansicht, dass die Gesellschaft aus einem System bestehen muss, wo man gegenseitig aufeinander herab sieht und sich selbst in jedweder Situation in eine Gruppe packen muss, die „gut“ ist, wo man „dazu gehört“, während man über andere schlecht redet?

    Es ist kein Wunder, dass ich der absolute Zyniker vor dem Herrn bin. „Geiz ist Geil“ ist für mich lediglich die Ausprägung einer Mentalität, die nichts mit Faulheit, sondern mit Lästern, Herabwürdigen und Erniedrigen zu tun hat. Mit Eigennutz, Selbstverliebtheit und Ich-Zentriertheit. In der die Szene in Batman mit den zwei Fähren ungefähr so ausgesehen hätte nach 0,5 Sekunden:

    BUMM!

  60. >>> dass man einen guten Verdienst heute nur noch gegen überdurchschnittliche Leistung erhält, so leid es mir tut.

    @ 34: Laut Deiner Aussage arbeitet jeder Gutverdiener überdurchschnittlich viel.

    Sory, aber ich habe lange nicht so gelacht!

  61. Die Ausbeutung betrifft doch längst nicht mehr nur die Zeit und Leiarbeiter, sondern auch Festangestellte.

    Da werden Filialleiter mit Verkäufergehältern abgespeist, und wenn einer aufmuckt sofort gefeuert, der Kündigungsschutz wird mithilfe der Revisionsabteilung umgangen ,der Mitarbeiter wird
    abends von mehreren Revisonsmitarbeitern und Managern aufgesucht und ihm wird die Wahl gelassen , Aufhebungsvertrag unterschreiben oder Strafanzeige wegen Diebstahls (alle anwesende der Firmenleitung würden in so einem Fall bezeugen das der zu entlassene Mitarbeiter Notebooks gestohlen hat)
    Bei so einer drohkulisse geben die meisten klein bei.

    So was habe ich selber in mehreren Fällen miterlebt, und einiges mehr , und nein das sind keine krassen Einzelfälle.

    Mit Wut im Bauch

  62. Hey! Hört Ihr es auch? Da! Seid doch mal leise! Jetzt wieder! In den Parlamenten krümmt sich die Riege vor Lachen – hält sich den Bauch. Schnappatmung … Alle feixen, weil sich Deutschlands Bloger zwergengleich und machtlos übers Ungemach ereifern.

  63. Eine Frage:

    Wenn ein Wirtschaftsexperte den öffentlichen Umgang mit Managern heutzutage gleichsetzt mit dem Umgang mit Juden 1929, ist das eine „beispiellose Geschmacklosigkeit“ und eine „Beleidigung der Opfer“. Kann ich zumindest zu einem gewissen Grad nachvollziehen, wenn auch nicht die Hysterie.

    Wenn hier von Kommentatoren der Umgang mit Leiharbeitern heutzutage mit dem Umgang mit Sklaven verglichen wird, ist das okay. Zumindest hab ich noch von keinem der doch offensichtlich politisch engagierten Kommentatoren hier ein Wort des Protestes gelesen.

    Ganz ehrlich, find ich ätzend.

  64. Für die Kommentarsektion dieses Blogs sollte Godwin’s Law übrigens folgendermaßen modifiziert werden:

    „Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für die Erwähnung von Volker Pispers dem Wert Eins an.“

    :-) Gute Nacht!

  65. Hmm, komisch wie meine eigenen Erfahrungen von dieser Reportage abweichen. Weder in meinem jetzigen Job, in dem ich mit einigen Leiharbeitern zusammenarbeite, noch während meiner eigenen Jahre als Leiharbeiter, habe ich auch nur einen wirklich schlimmen Vorfall miterlebt, der in irgendeiner Weise auf das Verhältniss zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zurückzuführen ist. Im Gegenteil, die zwei Zeitarbeitsfirmen für die ich (in Hamburg und in Stuttgart) gearbeitet habe, waren beide sehr fair geführt und die Mitarbeiter dort haben sich immer um ein gutes Verhältniss zu den Leiharbeitern bemüht.
    Mir wurde sogar, als ich mich über die Kollegen in einem der Betriebe in den ich geschickt wurde, beschwert habe, innerhalb einer Woche ein anderer Job besorgt. Dieser bei einer Firma, die mich dann übernommen hat.
    Na vielleicht habe ich nur unglaubliches Glück gehabt.
    @Mad Wolf: So eine Aussage ist immer schnell in den Raum gestellt, lässt sich aber schwer belegen.
    In dieser Diskussion werden allgemein so viele Pauschalisierungen in den Raum geworfen, dass mir ganz schwindelig wird.
    Vergleich mit den USA sind IMHO auch grenzwertig, da die USA kulturell und politisch Deutschland nicht sehr ähnlich sind.
    Dass es in Deutschland unterbezahlte Jobs gibt, Arbeitnehmer die Unfair behandelt werden und Arbeitgeber und Staat teilweise unfair handeln, stellt glaube ich (fast) keiner in Frage. Hier aber ein Bild zu zeichnen, dass man nächste Woche so in eben diese übernehmen könnte, hilft auch keinem Weiter.

    Cheers, Kuang

  66. @milhouse:

    Hier geht es um das Thema Leiharbeit. Wenn Sie über das Thema „Kommentare in Blogs“ diskutieren wollen, rechts oben ist die Suchfunktion, das hatten wir hier alles schon.

  67. @ milhouse, #72

    Mag ja sein, dass auch der Sklave/Leiharbeiter-Vergleich so seine hinkenden Füße hat, aber… Beide werden (mit unterschiedlichen Mitteln, und bezogen auf den Leiharbeiter natürlich nur in bestimmten Fällen (vorher Hartz IV usw.)) genötigt, eine Arbeit zu machen, für die sie sittenwidrig bezahlt werden (und noch mal, ja, es gibt hier ganz große Unterschiede und Ausnahmen, der Vergleich hinkt an vielen Stellen.). Dagegen soll ich protestieren? Nö, lass mal.

    Der Manager/Juden-Vergleich hingegen ist eine bodenlose Frechheit gewesen, sagt er doch im Kern folgendes aus: Entweder haben die Manager nicht Schuld an der heutigen Finanzkrise ODER die Juden waren Schuld an der von 1929. Und da er die Manager in Schutz nehmen wollte, bleibt Option zwei als Wahrheit stehen. Wahr ist natürlich Option 3: Heute sind die Manager schuld, damals waren´s die Juden nicht. Diese Möglichkeit wird durch die Schwach-Sinns Aussage aber gar nicht gegeben. Er weiß schon, warum er sich entschuldigt hat! Das war eine bodenlose Frechheit! Schade, dass Du das nicht verstanden hast. Dafür verstehst Du ja den Markt und ich nicht…

  68. @ 72 (milhouse): Prof. Sinn ist kein Wirtschaftsexperte: Der Mann schreibt nur Gutachten für die regierenden Parteien, ohne sich wirklich für Wirtschaft und Staat zu interessieren. Ein völlig unbedeutender Wahlhelfer … Warum sollte hier – an dieser Stelle – eine Diskussion über seine neuerliche Aussage entfacht werden, wenn es doch gerade um Leiharbeit geht? Stefan greift viele aktuelle Themen in seinem Blog auf. Zu allem Geschehen kreuz und quer einen Protest abgeben zu wollen (müssen), ist bestimmt nicht sinnvoll.

  69. So ein Blödsinn, absolut unglaubwürdig. Ich kenne beide Seiten der Zeitarbeit und kann mich nicht an schlechte Erfahrungen erinnern.

  70. man kann von den Personalchefs großer Unternehmen kaum verlangen, altruistisch zu handeln. Deren Verantwortung ist das Wohl des eigenen Unternehmens, und im Zweifelsfall die Dividende der Aktionäre.
    Ihnen das vor zu werfen, ist naiv und geht an der Realität vorbei.

    Dass unter diesen Voraussetzungen Leiharbeit zur Ausbeutung von gering Qualifizierten führen kann, ist natürlich bedauerlich, aber hier ist es am Gesetzgeber, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass derartige Bedingungen unmöglich gemacht oder zumindest erschwert werden.

    Was das Lohngefüge in Deutschland betrifft, ich behaupte gar nicht mal, das es überall fair ist. Klar sollten Krankenschwestern und Altenpfleger mehr verdienen, und es wäre toll, wenn alle Menschen, egal wie sie qualifiziert sind, so viel verdienen könnten, dass sie nicht in Armut stürzen. Aber so funktioniert das System nun mal leider nicht.
    Da stimme ich Ruhrpottjunge schon in gewisser Weise zu. Jeder ist auch zu einem Teil für seine eigene Ausbildung, Weiterbildung, Qualifizierung selbst verantwortlich. Immer nur die Schuld auf den bösen Kapitalismus zu schieben, greift doch zu kurz, und bringt einem auch keinen Job.
    Diejenigen, die sich da den Sozialismus zurück wünschen, sollten sich mal fragen, wie viele sozialistische Staaten es auf der Welt gibt, die wirtschaftlich konkurrenzfähig sind. Genau.
    Der Sozialismus ist gescheitert, findet euch damit ab.
    Das Motto sollte heissen: „Mehr Bildung für alle“. Dann kommt der Wohlstand automatisch.

  71. man kann von den Personalchefs großer Unternehmen kaum verlangen, altruistisch zu handeln Auf die Gefahr hin, fürderhin als bekiffter Sozi-Hippie zu gelten:

    Warum eigentlich nicht?

  72. nochmal BSchuss: „Das Motto sollte heissen: „Mehr Bildung für alle”. Dann kommt der Wohlstand automatisch.
    Wissen Sie, wieviele promovierte Akademiker HarzIV-Empfänger sind ( und dann geht es ihnen gut, denn die sog. Lehraufträge an Unis bringen weniger Geld ein)? Wollen Sie diese Zahl vergrößern? So ein Blödsinn.

  73. „Warum eigentlich nicht?“

    Weil die Unternehmen im Wettbewerb miteinander stehen. Altruismus verursacht Kosten, und höhere Kosten verringern die Wettbewerbsfähigkeit. Ein Unternehmer kann nicht altruistisch handeln, weil es die anderen auch nicht tun.

    Zum Thema Akademiker und Arbeitslosigkeit/schlecht bezahlte Arbeit: Diejenigen Akademiker, die während des Studiums das Richtige lernen, die wirklich, wirklich gut sind, die arbeiten auch heute noch fast immer in guten Jobs. Fachidioten, sozial inadäquat agierende Menschen und Menschen mit überzogenen Ansprüchen haben es aber schwer, Akademiker oder nicht.

    Ich möchte keineswegs jeden Auswuchs des „Systems“ schönschreiben. Es gibt Auswüchse, aber auch diese gehören eben zum System. Ich kenne kein besseres System. Es besteht die Chance, sich auf den Arbeitsalltag vorzubereiten. Man muss sie nur nutzen. Ein schlechter Schulabschluss, ein verbummeltes Studium und eingerostetes Schulenglisch als „Fremdsprachenkenntnisse“ z.B. sind nicht das, was die Arbeitgeber mit gutem Gehalt honorieren. Zu unrecht? Auf jeden Fall ist es das, was ich bei Bewerbern antreffe, im Verbund mit völlig abwegigen Vorstellung über Verdienst.

  74. Diejenigen Akademiker, die während des Studiums das Richtige lernen, die wirklich, wirklich gut sind, die arbeiten auch heute noch fast immer in guten Jobs. Fachidioten, sozial inadäquat agierende Menschen und Menschen mit überzogenen Ansprüchen haben es aber schwer, Akademiker oder nicht …

    Ihre Realität haben Sie auch nur aus der Focus-Lektüre, oder?

  75. Es ist doch der totale Schwachsinn, dass man mit der mittleren Reife nicht viel erwarten darf. Gott sei Dank gibt es nicht nur noch Leiharbeitsfirmen, sondern auch viele solcher, in denen Menschen in der Personalabteilung sitzen, die ihre Angestellten loben, fördern und belohnen und nicht auf irgendwelche Vermittlungsprämien scharf sind, oder sich die Hände reiben, wenn sie wieder jemanden ausbeuten können, der in seiner Verzweiflung alles nimmt, was ihm angeboten wird.

    Die dummen Leiharbeiter? Nein! Die habgierigen Entleiher! Warum schickt eine Zeitarbeitsfirma einen Rollrasenverleger als Sachbearbeiter zur Telekom? Warum schicken sie eine gelernte Friseurin und verkaufen sie als Bürokauffrau, nur weil sie ja aufgrund ihrer täglichen Chatterei versiert mit dem Computer ist? Der Rollrasenleger und die Friseurin haben sich die Arbeit jeweils nicht zugetraut. Aber aus einem Nichteinsatz heraus konnten sie ihn nicht ablehnen, sonst hätte ihnen die Kündigung gedroht.

    Es verwundert mich nicht, dass Leiharbeiter nicht selten für dumm gehalten werden, wenn sie aus lauter Geldgier oft so ungeeignet eingesetzt werden!

    Und diese Geiz-ist-Geil Geschichte geht nicht wirklich auf. Ich bin ja nun selbst zur Zeit Leiharbeiter. Die Firma, für die ich arbeite, zahlt 32,50 Euro/Stunde (wovon ich 11.50 Euro bekomme) für mich. Ich arbeite ca. an 20 Tagen im Monat und jeweils wenigstens 8 Stunden. Sie zahlen also monatlich 5200 Euro, während ich nach allen Abzügen 1150 Euro habe.

    Würde die Firma mich mit einem Bruttolohn von 2700 Euro einstellen, würden sie jährlich sehr viel Geld sparen, während ich jährlich sehr viel Geld mehr hätte – trotz des Arbeitnehmeranteils und der eventuellen Krankheitstage (die ein gewissenhafter, nicht blaumachender Mensch eher selten hat).

    Das einzig Positive, was ich der Zeitarbeit abgewinnen kann, sind die vielen Arbeitsstellen, die durch tausende von Filialen und verschiedenen Firmen geschaffen wurden. Es kann aber nicht sein, dass diese Firmen und Mitarbeiter darin übertariflich gut verdienen und ihre Geschäftswagen durch die Gegend schaukeln, während die Leiharbeiter am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig haben!!! Eine gerechte Verteilung ist hier also eher das Problem.

    Und da muss ich leider sagen, kann man – wenn man mal genau nachdenkt – nicht nur auf Zeitarbeitsfirmen herum hacken. Da denke ich dann eher an Menschen, die soooooooo viel Geld haben/verdienen, dass sie mehr als die Hälfte davon einfach „wegwerfen“ könnten, ohne sich in ihren Gewohnheiten einschränken zu müssen (inklusive Sinnlos-Shopping Tour nach Mailand oder Spontan-Frühlstück in Paris). Ein anderes Beispiel außerhalb der Zeitarbeit: Eine befreundete Rechtsanwaltsgehilfin verdient 950 Euro/Netto. Sie arbeitet 42,5 Stunden die Woche und muss unbezahlte Überstunden leisten. Hat Arbeitszeiten von täglich 7.30 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr (und kann mit der langen Pause überhaupt nichts anfangen und sitzt im Büro herum) und arbeitet sehr hart – ist permanent im Stress. Als ich über die Leiharbeit in einer 34 Stunden Woche bei der Telekom war, wo ich deutlich weniger Stress als sie hatte und jede Minute, die ich länger dort war, bezahlt bekam, habe ich in etwa dasselbe verdient, wie sie. Und ich habe dort tatsächlich auch Leiharbeitskollegen gehabt, die nichtmal einen Hauptschulabschluss hatten, aber dennoch mit demselben Tarif wie ich bezahlt wurden, weil sie auch als Sachbearbeiter eingesetzt waren. Ungerechtigkeiten gibt es ÜBERALL. Man muss aber an den richtigen Wurzeln ziehen, um das „Unrecht“ zu bekämpfen. Und hier wird an den falschen Wurzeln gezogen.

  76. Was ist das eigentlich immer für ein Flachpfeifenvolk, was immer gleich von „Sozialismus zurückwünschen“ faselt, wenn es um Defizite eines in Teilen völlig entfesselten, vollkommenen pervertierten Marktes geht? Gibt es bei euch zuhause auch nur Schwarz-Weiß? Zuviel „Polit“-Talkshows gesehen, zuviel Hans-Werner Blödsinn gelesen?

  77. @ruhrpottjunge
    Man löst volkswirtschaftliche Probleme nicht mit Betriebswirtschaft! Und was „Auswüchse des Systems“ anrichten, erleben wir gerade. Schau mal in die Zeitungen!

  78. Noch heute macht mich eine Sekunde aus der Reportage so richtig wütend, nämlich der, in der dem Opel-Pressesprecher Klaas ein „oh mein Gott!“ entfleucht. Schaut Euch Eure Aufzeichnungen an, es kommt in dem Moment, in dem er mit den Vorwürfen zur Behandlung der Leiharbeiter im Werk konfrontiert wird.

    Gleichzeitig zucken seine Mundwinkel, sein Mund wird spitz, als ob Zynismus sich bei ihm ausbreiten wollte. Zynismus war es nicht, sondern nur menschliche Kälte…. und das von einem Journalisten, der nun u.a. in Pressemitteilungen die Politik der Opel AG der Öffentlichkeit verkaufen möchte.

  79. @Alberto Green, #83: Hab ich was von Akademikern gesagt ?
    Ich sprach von Bildung im Allgemeinen. Deutschland steht vor einem riesigen Fachkräftemangel, weil es die Regierungen nicht geschafft haben, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die es so vielen Menschen wie nur eben möglich erlauben, Zugang zu qualifizierter Bildung zu erhalten.
    Wir haben zehntausende freier Stellen für Ingenieure, aber niemanden, diese Stellen zu besetzen.
    Das sind die Ergebnisse einer verfehlten und vor allem veralteten Bildungspolitik.
    Bildung ist der Schlüssel für wirtschaftlichen Wohlstand, sowohl des Einzelnen, als auch der Gemeinschaft.

  80. „Deutschland steht vor einem riesigen Fachkräftemangel, weil es die Regierungen nicht geschafft haben, die Rahmenbedingungen zu schaffen … “

    Ich dachte, das regelt der Markt?!

  81. Früher konnte man noch gutes Geld bei einem Sklavebhändler verdienen. Da war der Verdenst und jegliche andere Konditionen Verhandlungssache.
    Mit den staatlich vorgeschriebenen Tarifverträgen wurde dann alles anders. Damit werden die Leihfirmen regelrecht vom Staat dazu verpflichtet die Arbeiter auszubeuten. Es steckt also unsere Regierung hinter dieser Sklaverei.

    Wen wundert’s da noch, dass alle diese Politiker, die sich mal eben ihre Diäten erhöhen, gar nicht erst über Mindestlöhne diskutieren wollen.

  82. Die Argumente hier gehen mMn auf beiden Seiten am Problem vorbei: ruhrpottjunge tut so, als sein mies bezahlte Leiharbeit eine wirtschaftliche Notwendigkeit, während die Gegenseite mit moralischer Entrüstung reagiert. Meine Meinung ist, dass das Phänomen „ausbeuterisch bezahlte Leiharbeit“ wieder mal ein Versagen der Politik ist, nichts weiter. Man wollte, um den Standort Deutschland zu stärken, den Arbeitsmarkt flexibler machen, hat sich aber nicht getraut oder es nicht geschafft, dies bei regulären Arbeitsverhältnissen einzuführen. Deswegen wurde mit der Leiharbeit eine Krücke geschaffen, die das Bedürfnis der Industrie nach flexibleren Arbeitsverhältnissen befriedigt.

    Damit hat man aber eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geschaffen: Auf der einen Seite der reguläre Arbeitsplatzbesitzer, der sehr viel soziale Sicherheit genießt und den ein hinreichend großes Unternehmen fast nicht mehr los wird, wenn er nur alt genug und lange genug dabei ist, und auf der anderen Seite der Leiharbeiter, der sich von Dreimonatsvertrag zu Dreimonatsvertrag hangelt und der immer nur solange einen Arbeitsvertrag von der Leiharbeitsfirma kriegt, wie die Firma bereits eine Beauftragung für ihn in der Tasche hat. Die Firma hat also keinerlei Risiko mit dem Leiharbeiter, streicht aber einen Großteil der Zahlungen der beauftragenden Firma ein. Dass der Leiharbeiter für die beauftragende Firma billiger ist als ein Festangestellter, ist ja nur ein Gerücht: In der Regel kommt er für die Zeit, die er dort arbeitet, sogar erheblich teurer: Die Leiharbeitsfirma streicht ja einen erheblichen Anteil des gezahlten Geldes ein. Nur ist halt das Risiko für die Firma geringer als wenn sie jemanden regulär einstellt, und da wären wir wieder bei der Zweiklassengesellschaft. Lukas hat ganz recht dass es seine Firma billiger käme, ihn fest anzustellen, nur dann wird sie ihn halt im Zweifelsfall nicht mehr so einfach los, wenn sich die Auftragslage ändert.

    Nun hat also die Politik auf der einen Seite diese Zweiklassengesellschaft geschaffen, der natürlich selbstverständlich nicht nur gering qualifizierte zum Opfer fallen. Ich selber bin promovierte Informatikerin und habe ein Jahr lang in so einem Arbeitsverhältnis gearbeitet. Das ist jetzt zwar jammern auf hohem Niveau, aber in dem Jahr hat die verleihende Firma für mich 270.000 EUR verlangt (das wusste ich nur weil ich als Produktmanager meine eigenen Kosten in den Business Case des Produkts kalkulieren musste), während ich „lediglich“ 85.000 EUR brutto verdient habe. Selbst wenn ich das als Selbständige gemacht hätte und direkt beaufrtagt worden wäre, wäre das für alle beteiligten ausser der verleihenden Firma eine Win-Win-Situation gewesen: Selbst wenn ich das doppelte von dem verlangt hätte was ich verdient habe, hätte die beauftragende Firma noch 100.000 EUR gespart. Da sie aber ein extrem bürokratischer Laden war, ging das nicht.

    Also nun haben wir auf der einen Seite die Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Arbeitnehmern, von der Politik geschaffen, und auf der anderen Seite die Mittel, vorwiegend geringqualifizierte Menschen auch tatsächlich zu diesen ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen zu zwingen (vulgo HatzIV). Damit haben wir jetzt eine wunderbare Gelddruckmaschine für Leiharbeitsfirmen geschaffen, die auch noch aus Steuergeldern, also von uns allen, subventioniert werden.

    Es ist mMn keinem der Beteiligten am Markt vorzuwerfen, dass sie diese Mechanismen ausnutzen, wenn sie zu ihrem Vorteil gereichen. Es ist der Politik vorzuwerfen, die Bedingungen geschaffen zu haben, die diese Art von morderner Sklaverei (ein Arbeitsverhältnis, das einem trotz Vollzeitbeschäftigung tw. auch über die eigentlich erlaubten 48h hinaus nicht genug Geld zum Leben einbringt, ist mMn nichts anderes) möglich gemacht hat.

  83. @Augusten
    „Die“ Politik wollte es so. Vorzuwerfen ist es ihr nicht, denn „wir“ wählen diese Politiker ja. Ansonsten gebe ich dir völlig Recht.

  84. Hab ich das gesagt ? Die Unternehmen haben auch eine Mitschuld, weil sie selbst es teilweise versäumt haben, ausreichend qualifizertes Personal durch interne Maßnahmen ( Weiterbildung, Schulung, etc ) „heran zu züchten“.
    Aber Bildungspolitik ist nun Mal hauptsächlich Sache der Politik ( sic ). Das Problem, wenn man das Prinzip von Angebot und Nachfrage auf die Bildung überträgt, ist nun mal, dass man die Menschen nicht zwingen kann, das zu lernen oder zu studieren, was in 5-10 Jahren am Markt gebraucht wird. Dazu kommt, dass die Voraussetzungen bei jedem anders sind. Nicht aus jedem kann ein Ingenieur werden.
    Ich z.B. hätte schon vor Jahren ein Ingenieursstudium begonnen. Leider bin ich grottenschlecht in Mathe und Physik. Persönliches Pech. ^^

    Ich würde sagen, die Antwort auf deine Frage lautet Ja und Nein.
    In Deutschland ist die Bildungspolitik noch nicht so weit, das wir es schaffen, für jede freie Stelle den passenden AN zu „bauen“, ohne die Freiheitsrechte des Einzelnen massiv zu beschneiden.
    Andererseits ist Bildung zunehmend ein internationales Wirtschaftsgut. Wenn es in Deutschland nicht ausreichend Ingenieure gibt, werden die halt aus dem Ausland rekrutiert, aus Ländern, in denen viel mehr Leute diesen Beruf erlernen als bei uns.

    Auf diesem Level gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage also schon.

  85. B.Schiss:
    Als wir „die“ Politik, die das verbrochen hat, gewählt haben, haben wir aber noch nicht gewusst, dass sie das verbrechen würde. Mir fällt es in letzter Zeit schwer, mich für irgendeine Partei zu entscheiden, weil die mMn alle des gleichen hirnverbrannten Mists verdächtig sind. Vielleicht wähle ich die Piratenpartei, falls sie bei uns antritt :/.

  86. @98
    Sorry, aber ich habe glücklicherweiss noch keine Visionen. Ansonsten jammern im Moment vor allem die Anhänger der Marktreligion, hab‘ ich so den Eindruck.

  87. Über Ruhrpottjunge kann ich nur lachen, klaro „lern was dann wirste was“ das ist geballter Schwachsinn, demnach müsste ich stinkreich sein! Nach einer kaufmännischen ausbildung in den 90ern durfte ich Wehrdienst leisten hatte ewig pause und konnte entsprechend nie Arbeiten in dem erlenerten Beruf, nach dem Wehrdienst war ich 2,5 Jahre aus dem Job hat mich also auch keiner eingestellt. Nach ewiger Leiharbeiterei habs ich eine erneute Ausbildung absolviert und sogar in dem Beruf gearbeitet allerdings nur zwei Jahre, fest, bei einem Landkreis in Norddeutschland, danch wurde ich entlassen und gegen einen Leiharbeiter ausgetauscht. Nun mache ich meine dritte Berufsausbildung die wieder im Nichts enden wird. Aber eins ist sicher ich werde nie wieder bei einer Zeitarbeitsfirma Arbeiten.. da bleib ich lieber Zuhause als anderen den Porsche zu finanzieren!

  88. @Dumm Kopf

    Nomen est omen. Hör auf zu jammern, über den bösen Arbeitsmarkt, der nicht auf dich und deine Ausbildung zugeschnitten ist. Es ist nun einmal so: Menschen mit kaufmännischer Ausbildung, ohne allzu große Zusatzqualifikationen, sind nicht selten, und daher nicht gesucht. Wer roboterartig eine Ausbildung abschließt, ohne selbst ein Gespür für dn Arbeitsmarkt, für das, was gesucht wird, zu entwickeln, der bleibt auf der Strecke.

    Aus deinem Text trieft das Selbstmitleid. Es gibt Menschen, die lernen aus Misserfolg. Und es gibt Menschen, die meinen, dass nur andere am eigenen Misserfolg Schuld haben.

    Wenn du nicht arbeiten willst, dann bleib zu Hause. Aber beklag dich nicht. Nimm lieber mal ein Buch zur Hand und arbeite an deiner Ausdrucksfähigkeit.

  89. Die Trennung zwischen Menschen mit Festanstellung und Leiharbeitern ist eben nicht alleine Schuld von Politikern und Wirtschaftsbossen.

    Wer hat denn immere höhere Löhne gefordert? Wer wehrt sich denn mit Zähnen und Klauen gegen eine Lockerung des Kündigungsschutzes? Die Arbeiter.

    Was aus ihrer Sicht ja mehr als verständlich ist. Aber eben Teil des Problems.

    Und zum Thema „Sklavenarbeit“, nachdem ich oben wohl einige mit meinem Vergleich überfordert habe:

    Das, was Leiharbeitern in der Bundesrepublik Deutschland geschieht, hat nichts, aber auch gar nichts mit dem historisch gewachsenen Begriff „Sklavenarbeit“ zu tun. Menschen kommen hunderte, tausende Kilometer aus Osteuropa, um diese „Sklavenarbeit“ freiwillig zu tun. Menschen riskieren ihr Leben in Schlauchbooten auf dem Mittelmeer, um eine Chance zu bekommen, diese Arbeit zu tun.

    Nein, das heißt nicht, dass wir tatenlos zusehen müssen, wie Löhne gedrückt und Arbeitsbedingungen erschwert werden. Aber herrgottnochmal, mit „Sklavenarbeit“ hat das nichts zu tun. Kommt mal raus aus eurer Blase der Selbstbezogenheit und seht die Welt.

  90. @milhouse:
    Was sollen denn Arbeiter sonst fordern? Höhere Gehälter für Manager? Es ist nun mal das Wesen einer politischen Gemeinschaft dass jede Gruppe erstmal ihre eigenen Interessen vertritt. Die Aufgabe der Politik ist es dann, zwischen diesen Interessen einen vernünftigen Ausgleich zu schaffen. Und dabei hat sie einfach völlig versagt.

    Zu behaupten, dass Menschen die ihre eigenen Interessen vertreten, Teil des Problems seien, ist doch Unfug.

    Und zum Thema „Menschen kommen hunderte, tausende Kilometer aus Osteuropa, um diese „Sklavenarbeit” freiwillig zu tun“ kann ich nur sagen dass auch die nicht so rundum zufrieden damit sind, wie sie hier behandelt und abgespeist werden. Die werden nämlich noch sachlechter bezahlt und teilweise auch noch um ihre kargen Löhne beschissen. Das wäre dann echte Sklavenarbeit, vielleicht sind wir ja für Inländer auch bald soweit.

    Im Übrigen ist es für mich kein Argument wenn jemand aus Osteuropa mit den Löhnen, die hier tw. bezahlt werden, dann ganz gut leben könnten. Die Leute, von denen wir reden, leben hier und sollten das mit ihrer Arbeit auch finanzieren können. Wenn ich anprangere, dass dies mittlerweile tw. nicht mehr der Fall ist (und via Lohnsubvention also schlicht nur noch höhere Unternehmensgewinne und Leiharbeitsfirmen subventioniert werden), hat nichts mit einer Blase der Selbstbezogenheit zu tun. Wenn ich selbstbezogen wäre würde ich sagen, dass mir das alles scheissegal ist weil ich genug Geld verdiene …

  91. @ milhouse:

    du kannst doch nicht ungleiches miteinander in verbindung bringen – ja klaro sind „wir“ im vergleich zu einem namenlosen im sudan reich! dieser vergleich bringt jedoch nichts, wenn ich mir von meinem „reichtum“ als leiharbeiter oder hartz 4 – empfänger nicht ausreichend nahrungsmittel kaufen kann.

  92. Und jetzt rechne mir mal vor, wie viel man so essen muss, um mit dem Lohn eines Leiharbeiters und/oder den aktuellen Sozialhilfesätzen nicht satt zu werden. Meine Beiträge empfinden manche hier als zynisch. Mir hingegen erscheint es zynisch, wenn man die Situation eines Leiharbeiters hier mit der eines Armen in Afrika vergleicht. Oder Leiharbeit mit Sklaverei.

  93. zusatz @ milhouse: im grunde geht es doch gerade im bereich leiharbeit oder auch hartz 4 um die frage, in welch einer gesellschaft man leben möchte – wie sollte eine gesellschaft ausgestaltet sein? meiner meinung kann es doch nicht sein, dass wir uns hartz 4 – hetzjagden, leiharbeitsschikane, dummdreiste pressesprecher antun müssen …. zur zeit schallt uns aus allen richtungen die angst des wirtschaftlichen niedergangs und jobverlusts entgegen, so dass man den eindruck erhalten könnte, deutschland’s wirtschaftskraft befindet sich knapp über jener bürgerkriegsgeschüttelter entwicklungsländer. und diese endzeitstimmung haben wir der neuen liberalen marktwirtschaft sowie „experten“ wie prof. sinn zu verdanken – eigentlich sollte man sich da tatsächlich fragen, wie man angesichts diesen pessimismus überhaupt irgendeine leistung noch erbringen kann. eher müssten wir kollektiv in psycho-behandlung, da ja anscheinend sogar ein normalmaß an selbstbewusstsein fehlt! ich glaub‘ ich heul‘ erstmal ’ne runde in mein kuscheltuch ;-)

  94. @ steve: es geht eben nicht ums verhungern! gerade da ich einiges im bereich entwicklungszusammenarbeit zutun habe, empfinde ich es als vollkommen zynisch anzuführen, dass in einem x-beliebigen entwicklungsland ja zig menschen am tag sterben – gerade, wenn man dann aus einem solchen land zurückkehrt, ist es vollkommen erschreckend, wie demütigend mit bedürftigen hier umgegangen wird. beschämend!

    @ ruhrpottjunge: wenn du bei einer zeitarbeitsfirma mit christlichem tarifvertrag unter vertrag stehst, würde mich interessieren, wie du mehrere hundert kilometer an fahrtkosten, wohnung, monteurszimmer, heizung, strom + wasser, nahrungsmittel, mindestmaß an versicherungen bei niedriger lohnstufe zu zahlen gedenkst?

  95. @ruhrpottjunge:
    Ich habe gesagt, eine Arbeit, zu der man gezwungen wird und die einem trotz Vollzeitarbeit den Lebensunterhalt nicht sichern kann, ist moderne Sklaverei, und dazu stehe ich auch. Die modernen Sklaven in Ländern wie Brasilien oder China werden heutzutage auch nicht mehr ausgepeitscht und in Ketten gelegt.

    Was mich am Thema Leiharbeit besonders erzürnt ist dass diese Situation völlig ohne Not geschaffen wurde: Die ausleihenden Firmen zahlen ja sehr häufig bedeutend mehr an die Leiharbeitsfirma als was der Leiharbeiter für ein ordentliches Gehalt halten müsste. Die bereichern sich auf Kosten der Arbeiter, und die Politik macht diese ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse nicht nur möglich, sondern kann sie mittels HartzIV auch noch erzwingen. Und wir subventionieren das wie gesagt mit unseren Steuergeldern. Tolle Wurst.

  96. @ augusten

    Dann bist du also für die Lockerung des Kündigungsschutzes?

    Scheint mir die einzige (und vernünftige) Alternative, um die in der Tat nicht selten sinnlosen Auswüchse des Leiharbeitsmarkts zurückzufahren.

  97. @ 93 (Augusten): Ein interessantes Beispiel, welches Sie hier anführen: Die Verleihfirma bekommt 270.000 €/Jahr für Ihre Arbeitskraft, lässt Sie aber nur 85.000 € Brutto verdienen. Ein krasses Missverhältnis! Hier könnte (müsste) der Gesetzgeber vielleicht eine Verhältnisformel kreieren. Es soll (und muss) ja jeder verdienen, aber eine – in Ihrem Fall – so entartete Verteilung von Lohn-Geldern halte ich für ungerecht!

  98. Dass der Arbeitsmarkt nicht so funktioniert, wie er könnte, hat in der Tat mit Beschränkungen des Arbeitsmarkts zu tun: Vieles von dem, was z.B. Gewerkschaften als vermeintliche Wohltäter der arbeitenden Bevölkerung durchgesetzt haben, macht eine sinnvolle Allokation von Arbeitnehmer zu Arbeitgeber schwierig. Wer die unzähligen Aspekte des Kündigungsschutzes gegen schwankende Konjunktur und ungleichmäßig aufkommende Arbeitslast stellt, der sieht schnell, warum flexiblere Lösungen, wenn auch kurzfristig teurer, für den Unternehmer so reizvoll sind.

    So bitter es ist: Wäre es einfacher, einen regulär eingestellten Mitarbeiter loszuwerden, dann würden ein solcher auch eher eingestellt. Unsere Gesetze bevorzugen denjenigen in Arbeit vor dem, der Arbeit sucht. Die Sicherheit ersterer ist eine Sicherheit durch Abschottung.

    Entweder eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aus Festangestellten und „Wanderarbeitern“ oder aber ein echter Arbeitsmarkt, auf dem sich jeder immer neu beweisen MUSS, aber auch DARF.

  99. @115
    Der (Wirtschafts-)Liberale wird jetzt fragen: Warum ist das ungerecht?
    Wenn ich als Unternehmer „Gierig&Unfähig IT AG“ die Dienstleistung erbringe und meine Entwickler und Consultants (mit relativ üppigem Gehalt) das für mich erledigen, dann gibt der Markt das wohl her und alles ist in Ordnung. So what? Mal nur so als Gedanke …

  100. „So bitter es ist: Wäre es einfacher, einen regulär eingestellten Mitarbeiter loszuwerden, dann würden ein solcher auch eher eingestellt.“ Das ist übrigens durchaus umstritten!

  101. @cornelius

    „Unternehmer ‚Gierig&Unfähig IT AG'“

    Ich möchte dich mal sehen, wenn hier mit ähnlicher Polemik über Hartz-IV-Empfänger gesprochen würde …

    @118

    „Das ist übrigens durchaus umstritten!“

    Im Ernst? Das ist schon dein ganzes Argument gegen eine Kündigungsschutzlockerung?

  102. Was ich bei dieser ständigen „Lern was dann verdienst du was“-Argumentation vermisse, ist eine Aussage dazu, was mit den Menschen geschehen soll. die einfach nicht die nötige Intelligenz oder die nötigen sprichwörtlichen Ellenbogen haben, deren widrige Lebensumstände eine gute Ausbildung nicht zulassen, oder die schlicht dem beruflichen Erfolg nicht oberste Priorität beimessen. Ist es denn gerechtfertigt, dass die dann eine Arbeit verrichten, von deren Lohn sie nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten können? Sind Ruhrpottjunge und Konsorten ernsthaft derart große Sozialdarwinismus-Fans, dass sie der Meinung sind, der „Markt“ diktiere nun einmal, dass wer dumm, faul oder beides ist nunmal verhungern müsse?
    Ich glaube, das Grundproblem in dieser Diskussion sind zwei konträre Gerechtigkeitsmodelle: Das eine ist das derjenigen, die hier als Sozialismus-Zurückwünscher denunziert werden: Gleich viel für alle; das andere ist das der Turbokapitalisten: Wer mehr in seine Ausbildung investiert hat, soll auch mehr bekommen.
    Ich glaube (und hoffe) kaum, dass irgendjemand hier eines der beiden Modelle in letzter Konsequenz fordert. Die Frage ist also, wo liegt der Kompromiss? Klar soll der Manager mehr verdienen als der Fließbandarbeiter. Aber ist es wirklich noch mit einem wie auch immer gearteten Sinn für Gerechtigkeit vereinbar, dass Leiharbeiter, die oft nicht wissen, ob sie Morgen (und zwar im eigentlichen Wortsinn) noch Arbeit haben, einen derartigen Hungerlohn dafür bekommen. Ist diese Diskrepanz der Gehälter nicht vielleicht etwas größer als notwendig?
    Und natürlich kann ein Personalchef altruistisch handeln. Innerhalb der Regeln des freien Marktes mag das langfristig sogar die einzige Lösung sein. Schließlich sind die Arbeiter doch auch diejenigen, die die Produkte am Ende kaufen sollen. Mal ganz abgesehen davon, dass vernünftig bezahlte Arbeiter motivierter und loyaler sind.

  103. @milhouse
    ich wollte keine sensible Unternehmerseele beleidigen, sorry. Ich war übrigens auch schon Unternehmer und bin Gewerkschaftsmitglied – aber über Kündigungsschutz muss ich hier wirklich nicht diskutieren, zumal ich hier keine Argumente „contra“ sehe, sondern nur ein paar schwammige Behauptungen. Und noch was: mein Nebenfach an der Uni war BWL.

  104. Der Doku war exzellent.

    Ich war an jenem Tag noch hier vorbeigekommen und hatte mich ein bisschen gewundert, dass der hier nicht empfohlen worden war. Erstes Mal seit langem, dass ich außer für Fußball gezielt ferngesehen habe. Der Doku hätte noch deutlich mehr Aufsehen erregen sollen als es der Fall war. Immerhin, die Clement-Stellungnahme am Ende des Films war ehrlich.

  105. Kann das alles nur bestätigen, und hoffe das das System des modernernen Sklavenhandels endlich aufhört.

  106. @68, sebastian: ich finde nicht, dass man sich mit schlecht gemachten dokus zufriedengeben muss, nur weil die gesinnung so einigermaßen hinkommt.
    die doku war ja nicht nur miserabel gemacht, sie war eben auch nicht die bohne informativ, von der
    für eine derart aufwendig gemachte und großspurig daherkommende recherche gab es wirklich erschreckend wenig zu berichten.

  107. Ich habe den Beitrag nicht gesehen, soviel vorab. Deswegen weiß ich auch nicht, ob über- oder untertrieben wurde, nach Skandälchen geschürft wo keine sind etc.
    Möchte hier nur kurz meine Erfahrungswerte zum Thema Zeitarbeit schildern.
    Ich habe diese Form der Erwerbstätigkeit gerne genutzt, in den frühen 90er Jahren. Ganz einfach weil ich immer nur 3-6 Monate in Deutschland war, weil bei der Zeitarbeit einsteigen kein wochen- oder monatelanges Bewerbungsverfahren beinhaltete. Anrufen, kurz mit der Disponentin sprechen, nächsten Montag zum ersten Einsatz. Ich fand das toll. Der Stundenlohn war nicht berauschend, aber sehr okay. Kein Hungerlohn! Zwischen 30 und 50% der Unternehmen, wo ich im Einsatz war, boten mir auch eine Festanstellung an.
    Vor drei Jahren befand ich mich in einer beruflichen Übergangsphase und dachte mir, warum nicht Zeitarbeit? Damit bist du ja vor 10 Jahren ganz gut gefahren. Ergebnis: Die Branche hatte sich völlig gewandelt. Mir wurden Stundensätze angeboten, die etwa 60% der Sätze vor 10 Jahren ausmachten. Ich habe mich bei über 10 Zeitarbeitsfirmen beworben, dabei nicht auch nur einen kompetenten Menschen gesprochen (der Disponenten-Verschleiß hat wohl auch zugenommen), mir wurden trotz deutlich anderer Qualifikation absurde Angebote zu Hungerleider-Gehalt gemacht.
    Aus meiner Erfahrung ist die Branche vom sinnvollen Arbeitsmarkt-Instrument (schnell, flexibel, bedarfsorientiert) zum – sorry – Sklavenmarkt verkommen. Das hat auch mit dem Fallen der gesetzlichen Schranken zu tun.
    Was da grade passiert, ekelt mich an. Ganz ehrlich. Der Grundgedanke Zeitarbeit ist gut, für den akut Arbeitssuchenden wie für das akut arbeitskraftsuchende Unternehmen. Was daraus geworden ist: Bääääh

  108. @peacekeeper
    Ach was, das ist betimmt nur so, weil der Arbeitskartoffelmarkt so überreguliert ist! Wenn wir erst den Kündigungsschutz schleifen, nimmt auch wieder das Angebot an Akademikern für Disponentenstellen bei Zeitarbeitsfirmen zu, dann regelt der Markt das von alleine.

  109. @milhouse
    In der Tat wäre eine Lockerung des Kündigungsschutzes zumindest die bessere Alternative zu dieser grotesken Situation.

    In Ländern mit lockererem Kündigungsschutz wie z.B. UK ist es der Arbeitsmarkt idR dann auch dynamischer und man muss auch sich nicht um jeden Preis an seinen Arbeitsplatz festklammern, wie es viele Arbeitsplatzbesitzer hierzulande tun. Ich habe echt persönlich Menschen erlebt, die Abfindungen in Höhe von 200.000 EUR ausgeschlagen haben, obwohl ich ihnen dringend geraten habe, sie zu nehmen, weil die Pleite des Unternehmens für jeden, der nicht völlig in einer Traumwelt lebte, schon absehbar war (und dann auch wenige Monate später eintrat). Die Angst, mit über 40 dann keinen neuen Job mehr zu finden, war tatsächlich größer als der gesunde Menschenverstand.

  110. Hui, mit 200.000 mache ich mich sofort wieder selbständig und schaf‘ gleich noch 2 Arbeitsplätze, zumindest für ein Jahr. Wer so handelt, muss eine Großfamilie ernähren oder ein Cayenne als Zweitwagen abzahlen. Oder den Bodenkontakt verloren haben. Ich glaub‘, du übertreibst.

  111. @ B.Schiss (126):
    Neugierig, wie ich bin, hab ich die Disponenten durchaus gefragt, wielange sie denn schon diese Position inne haben und was sie dahin treibt. Laut meiner (statistisch unerheblichen) Umfrage sind es durchweg Akademiker, die sich diesen Job ohne viel Herzblut antun. Als letzte Ausfahrt Pinneberg sozusagen. Ein guter Disponent wie ein guter Projektleiter wie eine gute Sekretärin etc. wird nicht an der Uni geboren. Uni schadet nix, nur Erfahrung und Spass an der Arbeit im Verbund mit Kompetenz die wächst machen daraus gute Leistung und gute Arbeit. Wie überall, quelle surprise!
    Thema 2: Würde Deregulierung helfen? Ja. Und nein. Im Moment sollen die Arbeitnehmer flexibel sein, die Flexibilität der Arbeitgeber beschränkt sich darauf, die Flexibilität der anderen Seite vorauszusetzen und selbst wie ein Stein im Getriebe zu hocken. Hurtig loswerden muss 1:1 mit hurtig wieder unterkommen gepaart sein. Sonst wird kein Schuh draus. Das ist aber nicht die deutsche Arbeitsmarktkultur, und ich finde es höchst unfair, erstmal den Arbeitenden die Flexibilität abzuverlangen, damit die andere Seite dann bei Gelegenheit und Gusto nachziehen kann. So ja nu nich.
    Back on topic: Zeitarbeit braucht (offensichtlich) klare Schranken vom Gesetzgeber. Damit es sich lohnt, für alle.
    Abschließend: Nur freier Markt geht in die Grütze, nur steifes Reglementierungskorsett geht in die Grütze, die Balance zu finden ist eigentlich Aufgabe der Politik. Nie scheiterte sie so schön wie grad in diesen Tagen und Jahren.
    Ich bin fein raus, selbständig, hab mein Auskommen. Immer mehr kommen aber unters Rad. Auch Akademiker, nicht zuletzt die Disponenten für ein Jahr, die dann die Quote nicht schaffen und zur Not ja als Produktionshelfer wieder anheuern können (Hartz IV stockt das dann auf).

  112. „… die Balance zu finden ist eigentlich Aufgabe der Politik“. Die Hoffnung darf man im Moment hegen. Befürchten muss man allerdings, das sich gar nichts ändert („Wir brauchen nur mehr Deregulierung bla bla …“ oder „Wenn schon Regulierung, dann bitte den Bock zum Gärtner machen, damit die Regulierung auch ja ein Papiertiger bleibt, weil sonst flieht ja das scheue Reh „Kapital“ ins Ausland und ihr müsst alle stürben!“) und die anstehende Rezession vor allem die Schwachen am Härtesten trifft.

  113. @ 130 (peacekeeper): Sehr schöne Analyse! Wäre die Berufspolitik nicht so talentfrei und dümmlich, könnte uns eine sozioökonomisch kluge Variante von „heuern und feuern“ viel weiter als bisher bringen. Augusten hat es ja selbst erlebt und nachgerechnet: Ihr ehem. Arbeitgeber hätte sehr viel Geld sparen, und ihr auch mehr bezahlen können, wenn die Kündigungsschutzgesetze anders konstruiert wären. Unser Arbeitsmarkt ist definitiv zu unbeweglich. Das Thema ist allerdings ein sehr heißes Eisen.

    Übers Stammtischgeschwätz hinaus, sollte man sich schon sehr tief und ernsthaft mit dem Thema befassen – gegendenken – gegenrechnen – auch die Erfahrungen anderer Länder auswerten. Es muss eine Lösung geben, die dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer größere Vorteile verschafft, als es die heutige (verfahrene) Situation bietet. Davon bin ich überzeugt.

  114. Wären die Guten und Qualifizierten so gut und qualifiziert, wie der Ruhrpottjunge sich das wünscht, bräuchte es keine Zeitarbeitsanbieter. Denn dann würden die Guten und Qualifizierten ihr Unternehmen mit so viel Weitblick und Engagement führen, dass sie Fehlplanungen nicht mit Wanderarbeitern gegendisponieren müssten. In der Wirklichkeit sieht es so aus, dass die einfacher qualifizierten Mitarbeiter für die Unfähigkeit der Entscheider zahlen. Im Nebensatz werden sie dann noch zu Minderleistern disqualifiziert und wie Verschiebemasse behandelt.

    Wer mit den komplexen Herausforderungen der Globalisierung nicht umgehen kann, ist eben minderqualifiziert. Solche Leute haben auf Führungsposten nichts zu suchen. Vor allem sollten sie von ihren Produktivkräften nicht einen Leistungswillen fordern, den sie selbst längst ad absurdum geführt haben.

    Für mich sind Leistungsdespoten unglaubwürdig, solange sie sich brav nach Stunde bezahlen lassen. Wer so sehr von sich überzeugt ist, könnte sich doch auch entspannt nach messbarem Erfolg seiner Arbeit honorieren lassen. Der dumpfe Stundensatz ist schließlich die Bemessungsgrundlage für… die da unten, die noch mit den Muskeln arbeiten. Ist halt was anderes, als drei Stunden Meeting mit Powerpoint-Gehampel als „Leistung“ zu verkaufen. Sowas geht nach 10. Klasse Realschule keinesfalls.

  115. @Cornelius
    Dir ist aber schon klar, dass
    1. Erfahrungen in anderen Ländern nicht unbedingt übertragbar sind auf Deutschland. Ferner das man diesen Faktor nicht isoliert betrachten kann, da es in anderen Ländern z.B. weniger Kündigungsschutz, aber auch bessere Leistungen für Arbeitslose gibt.
    2. Kündigungsschutz a. für viele auch bei uns gar nicht (wirklich) besteht und b. jemanden schützen soll, der nicht unbedingt immer der Stärkere sein muss.
    3. der Arbeitsmarkt eben kein Kartoffelmarkt ist – um das leider noch mal zu bemühen – und das ich meine Ausbildung und meinen Beruf nicht unbedingt wechseln kann, wie mein Hemd. Ein Germanist oder Ingenieur kann vielleicht auch Spargel stechen, ob das dann volkswirtschaftlich Sinn macht – naja gut, das ist vielleicht übertrieben – oder auch nicht.

  116. … äh, nur um das kurz zum Ende zu bringen: Also der Spargelstecher ist nicht unbedingt ein so guter Deutschlehrer und sollte auch nicht unbedingt sicherheitstechnische Anlagen abnehmen.

    @Christian
    Das Powerpoint-Gehampel ist vielleicht keine Leistung (physikalisch „Arbeit pro Zeit“, glaub ich …), aber es hat bestimmt „Werte geschaffen“ ;-)

  117. Nette Diskussion bis hierher. Ich hab die Doku leider nicht gesehen, und war bisher auch nur eine Woche in der Zeitarbeit beschäftigt. Alles in allem vielleicht nicht der beste Ausgangspunkt, um mit all den Marktexperten, Zeitarbeitprofis und Hobbypolitikern mitzuhalten.
    Ich wundere mich dennoch über eines: Die Menschen selbst bleiben bei dieser Diskussion ein wenig auf der Strecke. Und um deren widrige Umstände geht es doch eigentlich gerade.
    Zeitarbeit ist für viele Betriebe, ja auch für den ein oder anderen Menschen sicher grundsätzlich eine schöne Geschichte. Aber – auch ohne den Sozialismus wiederhaben zu wollen – frage ich mich doch ein wenig, woher immer diese Arroganz kommt, mit der gerechtfertigt wird, dass irgendjemand bei den Preisen hierzulande von 1000 € brutto leben muss, wenn er Vollzeit arbeitet.
    Nicht, dass ihr mich falsch versteht: Ich komme mit dem Geld „gut“ aus (heisst halt dann kein Auto, keine neuwertigen Möbel, kein Stereo-Fernseher etc.), aber es gibt Leute, denen ihre Ausbildung heute kaum noch eine Wahl lässt. Da wird etwas staatlich gefordert, was spätestens bei Menschen mit Familie wieder zum Zurückgreifen auf andere staatliche Mittel (Hartz4) führt. Für seine Bildung ist jeder selbst verantwortlich. Das gestehe ich den Kritikern hier ja zu, aber selbst da: Wenn einer in seiner Jugend die Schule hat schleifen lassen, dann ist er fürs Leben bestraft? Dann ist er als Mensch weniger wert.
    Dass Top-Jobs nicht an jeden vergeben werden können, sehe ich ein. Aber wozu ein Arbeitgeber Arbeiter braucht, die es nicht einmal wert sind, ihr eigenes Zuhause finanzieren zu können, das frage ich mich auch. Wie wichtig ist den der Job eines Managers? Und wenn er keine Arbeiter mehr zu managen hat?
    Ich will die Arbeit der „Verantwortlichen“ nicht kleinreden, aber kein Opel-Manager hätte einen Job, wenn keiner die beschissenen Karren aus Rüsselsheim zusammenschraubt.
    Und unter diesen – leider durch keine politische Diskussion aus der Welt zu schaffenden – Umständen, komme ich zu meiner vielleicht unbedeutenden Meinung, dass die Vielverdiener doch erst dann eine Existenzberechtigung haben, wenn die Arbeiter von ihrem Geld leben können.

    Wie gesagt: Ich bin kein studierter Wirtschaftswissenschaftler, kein Politologe, nur ein dummer kleiner Mensch. Eine Antwort, wie denn das optimale System aussehen soll, habe ich nicht. Selbst als nicht direkt Betroffener möchte ich aber mal in die Runde schmeißen: Der bisherige Zustand ist doch nicht ernsthaft verteidigenswert, oder?

  118. @B.Schiss (128)
    Nee, keine Übertreibung, ich hab die Angebote schwarz auf weiss gesehen. Die waren für Leute, die schon lange dabei waren, wirklich sehr gut. Aber es ging dann ja schon damit los, dass man das ja versteuern muss, und dann bleibt ja nur noch die Hälfte übrig, also nur noch so um die 100k. Das klang dann schon nicht mehr nach so atemberaubend viel. Dann kam noch eine absolut traumtänzerische Naivität dazu, die sich einfach nicht vorstellen konnte, dass diese Firma wirklich, also so ganz echt, einfach zusperrt oder Pleite macht. Und drittens dann halt noch die Sorge, dass man nichts anderes mehr findet und die 100k dann nach 2-3 Jahren auch aufgebraucht sind.

  119. @Augusten
    Na, Faktor 2 ist aber wenigstens eine kleine Übertreibung, oder? Ich revidiere mein Aussage und schaffe erst mal nur einen Arbeitsplatz. Den Rest der Kohle hole ich mir dann über Innovationsförderung, Existenzgründungsdarlehen etc. zurück. Ist aber alles nur Schmarn, denn ich kenn‘ die Leute (und ihre Lebensverhältnisse) nicht wirklich, über die Du sprichst.

    @Sash: „Der bisherige Zustand ist doch nicht ernsthaft verteidigenswert“
    Das hängt davon ab, ob Du davon profitierst. Ich behaupte mal ganz frech für mich: auch wenn ich selbst davon profitieren würde, es würde trotzdem stinken und der Geruch würde mich auf Dauer gewaltig stören.

    Ich verstehe die Geschichte mit der Opel-Mitarbeiterin auch nicht, soll heissen: Was konkret wird dadurch belegt oder bewiesen? Ich verspreche jemandem im Alter von 51 irgendwie was, damit er kündigt. Gleichzeitig sag ich ihm, dass das was ich ihm verspreche, nicht unbedingt eintritt. Hinterher bin ich dann sauer, weil er mir mein Versprechen nicht glaubt? Hä? Die Frau ist offenbar nicht gerade hochqualifiziert, sonst gäb’s da nicht den „Meister“. Die Frau findet wahrscheinlich nie wieder einen vergleichbaren Job, zumindest nicht in der Opel-Metropole, aber sie ist bestimmt ein Beleg für was jetzt genau? Und ein Einzelfall lehrt uns jetzt nochmal was genau?

  120. @B.Schiss:
    „..es würde trotzdem stinken und der Geruch würde mich auf Dauer gewaltig stören…“ Irrtum. Die Nase, (das Gehirn, der Mensch)gewöhnt sich nach ca. drei Tagen auch an unangenehme Gerüche und nimmt sie nicht mehr wahr…

  121. @B.Schiss: Wieso Faktor 2? Ich hab gesagt 200k wurden ihnen angeboten, und so war es auch. Wo siehst Du da eine Übertreibung?

    Die Lebensverhältnisse der Leute sind eher irrelevant, denn die reale Alternative war, die 200k nehmen und gleich gehen oder nicht nehmen und in einem halben Jahr dann weder Abfindung noch Job zu haben (wegen drohender Pleite, die aber vollständig ausgeblendet wurde).

  122. @polyphem
    Das setzt eine konstante „Aussetzung“ voraus, die muss nicht gegeben sein. Seit ich durch Nichtrauchertum meine Lebenserwartung ins Methusalemsche gedehnt habe und meine Geruchsinn potenziert habe, kann ich das einfach ohne statistische Belege behaupten, sogar Sonntags bei „Anne Will“. (Welche Folgen das für die Sozialversicherungssysteme und die Rente hat, kann ich bei Bedarf gerne mit Graphen belegen.)

    @Augusten
    Die Hälfte von 200 sind 100. Die „Lebensverhältnisse“ sind insofern nicht irrelevant, als dass die relevante Stichprobe sicher nicht mit „“200 jetzt“ und „0 später“ gerechnet hat, sondern das es da noch Nebenbedingungen gab, von denen ich nichts ahne oder weiss, ferner: der Mensch neigt dazu, sich seine eigene Situation schön zu reden, während der Aussenstehende auch gern das halb leere Glas sieht etc. pp.

  123. @B.Schiss:
    Ich weiss auch dass 100 die Hälfte von 200 sind. Trotzdem wurde ihnen 200 angeboten, und nichts anderes habe ich gesagt. Wieso meinst Du also ich hätte übertrieben? Weil ich nicht ausdrücklich erwähnt habe, dass Abfindungen versteuert werden müssen? Nicht Dein Ernst, oder?

    Und natürlich haben die nicht mit „200 jetzt und 0 später“ gerechnet, aber das hätten sie mal besser tun sollen da die Tatsachen für jeden offen zutage lagen. Die Angst war trotzdem stärker.

  124. Nachtrag: Ich war BTW nicht aussenstehend, ich hab in der gleichen Firma gearbeitet. Leider wurde mir keine Abfindung angeboten …

  125. ch hatte bereits ein Vorstellungsgespräch bei einer Leihabeitsfirma.
    Ich erwäge meine seit 17 Jahre feste Anstellung in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufzugeben. Die Arbeitszeit liegt nicht unter 10 Stunden, sechs Arbeitstage in der Woche, kein Arbeitsvertrag in Schriftform, die gesetzlichen Feiertage sind bei mir normale Arbeitstage ohne irgendeinen Ausgleich und das bei einer Entlohnung von etwas mehr als 900 Euro Brutto und Sachleistung in Wert von 275 Euro monatlich.
    Nun habe ich die Sendung gesehen. Was Markus Breitscheidel da erzählte, das einige Dinge, was mit der Zeitarbeitsfirma abgesprochen wurde, Bezahlung nach Tarif bei Tätigkeit, Bezahlung auch bei Nichttätigkeit (selbstverständlich weniger), nicht eingehalten wird. Diesen Modus mit der Bezahlung wurde bei meinem Vorstellungsgespräch auch angesprochen!
    Na da bleibe ich doch lieber bei meiner jetzigen Arbeitsstelle. Da stehen mir die Sanitäre Einrichtungen, eine Dusche, eine Waschmaschine für die Arbeitswäsche und ein Ruheraum (kann auch als Wohnkammer bezeichnet werden) für mich persönlich zur Verfügung.

  126. EinsExtra hat den Betreig
    zugunsten von

    03.11. 05.30 Alltag einer Supermacht – Eine Reise durch Amerika
    gecancelt….

    Mal schauen, ob der WDR die Wiederholung ausstrahlt. War wohl ein zu kontroverser Beitrag…

  127. bin erst durch das Interview in ttt auf die Dokumentation aufmerksam geworden – und hatte dann am 17.11. Abends keine Zeit … hat irgendjemand noch eine Idee, wann und wo der Film noch zu bekommen ist?

    Walter Jungbauer

  128. Walter Jungbauer,

    Fr/Sa, 12.12.
    00:30-01:15
    EinsExtra
    Leiharbeit undercover Mein heimliches Leben in deutschen Fabriken

    Das müsste es sein, denke ich.

  129. Ich habe die Dokumentaion „Leiharbeit undercover“ leider erst am Montag, 18.05.2009, gesehen und freute mich, endlich mal einen Erlebnisbericht zu sehen, der auf der Erfahrung eines Leiharbeiters eines gesamten Jahres beruht. Bevor ich detaillierter auf die Doku eingehe, muss etwas Grundsätzliches erwähnt werden:

    1. Leiharbeitsunternehmen schaffen keine Arbeitsplätze!!!
    Die Arbeit ist sowieso vorhanden. Was durch dieses abartige Konstrukt, und zwar die Leiharbeit, erfolgte, ist, dass die festangestellten Verwaltungskräfte der Personalleasingunternehmen im Grunde von den Entleihfirmen outgesourct wurden. Sie sitzen also jetzt in den Büros der Leihbuden anstatt in den Räumen der Personalabteilungen der Unternehmen. Ebenso verhält es sich mit den Leiharbeitern. Die Bezeichnung Arbeiter ist korrekt, da es sich um Lohnempfänger handelt. Auch in Verwaltungsberufen!

    2. Grund der Einführung von Leihfirmen
    Arbeitrechtlich wäre es absolut kein Problem, Leihfirmen durch den Gesetzgeber zu verbieten. Dies ist aber nicht gewollt, da die Politik den Unternehmen insofern entgegenkommt, dass der ursprüngliche Gedanke, eine temporäre Anstellung zu ermöglichen, um betriebsbedingten Bedarf abzudecken, durch die Änderung der Arbeitsgesetzgebung ad absurdum geführt wurde. Da es den Unternehmen eh möglich ist, Personal mehrmals befristet einzustellen, hat sich die Existentberechtigung der Leihfirmen eigentlich erübrigt. Wieso gibt es also noch diese Einrichtungen? Ganz einfach um die Arbeitsgesetzgebung im Allgemeinen zu umgehen. Das Arbeitnehmerüberlassungesetz, welches aussagt, dass ein Leiharbeiter genauso viel zu verdienen hat wie die Stammkraft des Entleihers, ist eine Farce, da Personalleasing-Tarifverträge eingeführt wurden, die aufgrund der Tarifautonomie eine wesentlich geringere Entgeltung zulassen.

    3. Wer arbeitet bei Leasingfirmen?
    Manche Kommentare dieser Seite sind mehr als unverschämt. Es sind doch nicht nur Ungelernte oder Hauptschüler, die bei Leiharbeitsfirmen angestellt sind, sondern auch gelernte Kräfte und Akademiker. Selbst wenn es nur Ungelernte wären, haben diese Menschen keinen Anspruch auf Grundrechte und eine faire Bezahlung? Wer so denkt, der sollte sich hinterfragen, ob er nicht noch einmal zur Schule gehen sollte, um besser aufzupassen, was zum Beispiel der Geschichtsunterricht vom Tenor gelehrt hat. Das, was wir heute erleben, ist ein Spiegelbild der Geschichte.

    4. Macht Leiharbeit Sinn?
    Definitiv nein! Denn es sind nicht nur Einzelunternehmer, die eine Leiharbeitskraft kurzfristig benötigen, sondern überwiegend Großunternehmen bzw. Konzerne, die abgesehen von der aktuellen Finanzkrise riesige Gewinne machen zuungunsten der arbeitenden Bevölkerung und des Staates. Deshalb klafft die Einkommens- und Vermögensschere auch so weit auseinander. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen mittlerweile bei Personalleasingfirmen, im Rahmen der Mini- und Midijobs, ehrenamtlich oder im zweiten Arbeitsmarkt arbeiten, dann versteht man zwangsläufig, wieso so viele am Existenzminimum leben und auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind.

    5. Bricht unser System zusammen?
    Definitiv ja! Obwohl die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen gestiegen sind, sinken die Einnahmen in den Sozialkassen. Die Ausgaben steigen, da immer mehr Menschen für dieselbe Arbeit immer weniger verdienen, somit weniger einzahlen und mehr Leistungen beanspruchen. Der Staat, also die arbeitende Bevölkerung, nicht die solventen Unternehmen, da die Körperschaftsteuer im Laufe der Zeit immer weiter sank, sorgt dafür, dass Unternehmen wie Bayer-Schering immer höhere Umsätze und Gewinne erzielt, zulasten des Arbeiters, der durch die hauseigene Personalleasingfirma als Maschinenführer und somit als produktives Element statt 17,50 nur noch 6,50 € verdient, wenn überhaupt. Diese Differenz streicht Bayer als Gewinn ein, zahlt durch die geringe Körperschaftsteuer und durch legale Steuersparmodelle kaum noch Steuern. Der Arbeiter kann, obwohl er im Schichtsystem Vollzeit arbeitet, davon noch nicht einmal seine Kosten für ein bescheidenes Leben in unserer reichen Gesellschaft bestreiten und muss staatliche Leistungen beanspruchen, um zu überleben. Im wahrsten Sinne des Wortes! Dabei „soll Arbeit sich lohnen“, waren das nicht die Worte der Schröderischen Regierung, der Agenda 2010, der Hartz-IV-Gesetze.

    5. Ich mache mir große Sorgen!
    Alle, die nicht ihre Schäfchen im Trockenen haben, sollten wirklich Existenzängste haben. Die Entwicklung unserer Gesellschaft zur Bananenrepublik schreitet weiter voran. Warum auch nicht? Keiner hindert sie daran. Die Gewerkschaften denken in erster Linie an ihre Mitglieder, die Kapitaleigener, Manager, höheren Angestellten erzielen kein bescheidens Einkommen, die Politiker sind versorgt, auch durch die Tatsache, dass sie auf den Gehaltslisten dieser Unternehmen stehen, Beamte ebenso, es sei denn, dass der Staat zusammenbricht, die Menschen, die im öffentlichen Dienst tätig sind, verdienen nicht schlecht, solange sie Arbeit haben! Und der Rest? Wenn viele Rentner nicht schon senil wären, dann müsste ihnen angst und bange werden. Durch die aktuelle Finanzkrise steht der Staat wirklich am Abgrund, die Masse zahlt kaum noch ein, nur Wenige werden immer reicher, unvorstellbar reich. Wenn alles zusammenbricht, dann sind die weg!

    6. Gemeinschaftsinn
    Auch wenn ich selber betroffen bin, so mache ich mir Sorgen um unsere Gesellschaft, um Andere, die von dieser Thematik betroffen sind. Ich bin keiner von denen, die nichts gelernt haben. Ich habe Abitur, bin Industriekaufmann, arbeitete als Konzernbuchhalter, studierte Nachrichtentechnik. Wer mir vorwirft, ich könnte nichts, der sollte mal in den Spiegel schauen. Ich habe meine Erfahrungen gemacht, sowohl im ersten als auch im zweiten Arbeitsmarkt, und muss sagen, dass ich gute, sehr gute Kräfte kennenlernte, aber auch viele Flaschen, trotz Qualifikation und guter Vita. Auch wenn geistige Arbeit in der Regel besser bezahlt wird als körperliche, so weiß ich auch diesbezüglich aus eigener Erfahrung, dass letztere sehr kräftezehrend ist und aus meiner Sicht entsprechend bezahlt werden müsste, früher bezahlt wurde, heute nicht mehr bezahlt wird. Als kaufmännischer Handlungsgehilfe laut HGB, der sich sehr für Wirtschaft- und Sozialpolitik interessiert, kann ich sehr gut beurteilen, was hier in unserer Gesellschaft passiert. Es ist alles konstruiert, den Menschen wird vorgegaukelt, die Globalisierung sei an allem schuld. Was für ein Schwachsinn! Wie kann ein Konzern wie Bayer, der uns doppelt beutelt, da er seinen Arbeitnehmern immer weniger zahlt und unserem Gesundheitswesen immer mehr Kohle entzieht, den Menschen vorspielen, dass die Entbehrung notwendig sei, wenn er gleichzeitig Milliarden-Gewinne erzielt. Ich verstehe auf jeden Fall alle Betroffenen nicht, da sie dieses perfide Spiel mit zu verantworten haben. Die Menschen haben die Möglichkeit, zu hinterfragen und durch Vereinigung dagegen vorzugehen, sei es auch durch das Ankreuzen des Wahlzettels. Was passiert? Sie stürzen ab oder sie schauen sich Heidi Klums Topmodel oder Bohlens DSDS an. Wann erfolgt eine Reaktion wie in Frankreich? Wieso gab es die RAF in den 70er- und 80er-Jahren, obwohl wir heute erst diese Probleme haben? Lohnt es sich auf Dauer für einen Hungerlohn zu arbeiten oder von Hartz-IV und Schwarzarbeit zu leben? Anscheinend ja.

  130. Ruhrpottjunge,

    aus meiner Sicht hast Du einiges angelesen und verinnerlicht, um dann als Ausnutzer des Systems zu agieren. Das ist keine Leistung. Das ist Bauernschläue ohne Herz, Sinn und Verstand.
    Du hast die Wirtschaft nicht vertanden. Die Wirtschaft ist ein Kreislauf! Versuch doch mal als Unternehmer ohne staatliche Infrastruktur zu agieren. Schaffst Du nicht. Du nutzt sie, willst aber nichts zurückgeben. Du hast nichts verstanden. Es geht nicht darum, dass alle gleich verdienen, sondern dass derjenige, auch wenn es sich um die geistig einfachste Arbeit handelt, so viel verdient, dass er keine staatlichen Leistungen beanspruchen muss, gemessen an unserem Wohlstandniveau. Wenn Du könntest, dann würdest Du Deinen Arbeitnehmern gar nichts zahlen. Das hatten wir schon so oft in der Geschichte, die Du wahrscheinlich nur so studiert hast, um Dir Vorteile zu verschaffen. Klopf Dir auf die Schulter!
    Außerdem, wenn wir einen freien Markt – ein theoretisches Modell – dann würdest Du bestimmt untergehen. Da bin ich mir ziemlich sicher!

  131. Ruhrpottjunge,

    ich sehe erst peu à peu, was Du für Beiträge geschrieben hast. Diese sind ja nicht unbedingt falsch, aber leider nicht zu Ende gedacht. Nur eine Seite der Medaille.
    Wenn Du z. B. Bezug nimmst auf die Verhältnisse der schwarzen Bevölkerung in Afrika, dann sei dazu zu sagen, dass wir dort einen viel liberaleren Markt vorfinden als bei uns. Und wie sieht das Ergebnis aus! Menschen verhungern, obwohl unheimlich viele Bodenschätze vorhanden sind. Wie kann jenes sein? Du solltest Dich doch mehrfach hinterfragen. Ich glaube, Deine Persönlichkeit beinhaltet zu viel Negatives. Hochmut kommt vor dem Fall!!!

  132. Ich hatte eigentlich lediglich vor den Namen des Opel-Pressesprechers zu recherchieren, da ich in ihm definitiv den Inbegriff der Unmenschlichkeit sehe. Jetzt bin ich hier gelandet und habe mich zum ersten mal in „schlichten“ Kommentaren festgelesen, obwohl ich dringend in die Falle müsste.
    Leider muss ich feststellen, dass scheinbar der „rote Faden“ verloren ging. Natürlich sollte in der sozialen Marktwirtschaft leistungsgerecht entlohnt werden, aber sobald die bereitgestellte Arbeitskraft nicht genügt, um ein- für europäische Verhältnisse- menschenwürdiges Leben zu führen, brennt es. Und dass es offensichtlich Arbeitnehmer in gehoberner Position überhaupt nicht interessiert wie es den Menschen geht, die im gleichen Unternehmen arbeiten finde ich einfach nur beschämend. Sowohl Entlohnung,wie auch Umgang zählen. Und das Beispiel Opel zeigt zumindest, dass es soetwas in unserer Gesellschaft gibt. Nicht grundsätzlich in der Zeitarbeit, aber solche Verhältnisse existieren. Da ist die Legislative unseres Staates in der Verantwortung schnellstmöglich zu reagieren. Um zum Schluss die Objektivität mal gänzlich zu vernachlässigen: Wenn ein Unternehmen wie Opel mit solchen Mitteln arbeitet, tut es mir persönlich gleich ein Bisschen weniger Leid, dass es scheinbar vor dem Aus steht. Eventuell kann man doch besser auf solche Mitbewerber verzichten.

    Gute Nacht

  133. Habe den Rechner nochmal hochgefahren, weil mir ein Kommentar keine Ruhe lässt. Zitat: „Wer nichts kann, der kann auch nichts erwarten. Es ist ja jedem freigestellt, in Schule/Ausbildung mehr zu leisten, und für mehr als ein paar Euro pro Stunde arbeiten zu gehen.“
    Wenn ich soetwas lese, vergeht mir wirklich alles. Völlig vernachlässigt wird hier, dass nicht alle Menschen die gleichen sozialen, körperlichen wie auch geistigen Potentiale haben. Selbstverständlich sind ALLE Menschen in Deutschland Männer, haben dunkle Haare, sind 1,90 Meter groß und geistig absolut ebenbürtig! Eines der höchsten Ziele unseres Sozialstaates ist die Gleichberechtigung. So steht JEDEM das Recht zu sich selbst versorgen zu können, sofern nicht durch Behinderung etc. arbeitsunfähig. Hinzu kommt, dass in unserem Grundgesetz steht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Durch Verhältnisse wie im Beispiel Opel sehe ich persönlich dieses Grundgesetz wenigstens gefährdet.

    Jetzt aber gute Nacht

  134. Hallo,
    ich bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen und habe mir den Film soeben bei youtube angeschaut. Das ist einfach nur erschreckend!!!
    Da ich mich aufgrund der Wirtschaftskrise demnächst auch nach einem neuen Job umschauen muss, bekommt man richtig Angst. Und das, obwohl ich seit 11 Jahren als Dipl.-Ing. in einem großen Konzern arbeite. Nun suche ich schon seit 3 Monaten und bekomme selbst als Ingenieur nur noch Angebote von Leihfirmen. Aber nicht mit mir, dann verliert Deutschland wohl bald wieder eine akademische Fachkraft und ich gehe in ein anderes Land, wo noch Geld zu verdienen ist, denn das kann man in Deutschland schon lange nicht mehr! Aber wie auch, wenn jetzt die Leihbuden (bzw. moderne Sklavereifirma) schon damit werben: Nimm 2 Ingenieure für den Preis von einem…
    Also wenn ihr mich fragt, ist Deutschland auf dem besten Weg unter zu gehen…
    In diesem Sinne…

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