Armenien? Und Lena auf Platz 5?

Jetzt höre ich seit über einer Woche Proben, verfolge öffentliche Auftritte, rede mit Kollegen — und bin kein bisschen schlauer, wer wohl den Eurovision Song Contest 2010 gewinnen wird. Nach wie vor glaube ich nicht an einen deutschen Sieg — allerdings fällt mir auch niemand ein, auf den es stattdessen hinauslaufen müsste. Wenn man heute Abend zum Auftakt der Show „Fairytale“ von Alexander Rybak (in einem gewagten neuen Arrangement) hört und sieht, wird wieder klar, was das Zwingende dieses Titels im vergangenen Jahr war, das kein Kandidat in diesem Jahr hat: diese Mischung aus Eingängigkeit und So-noch-nicht-Gehörtem, aus folkloristischen Elementen und schlichtem Pop, und diese Energie.

Lenas Chance ist klar: in dem Potpourri höchst durchinszenierter Auftritte, perfekt einstudierter Bewegungen, überladener Choreographien und operettenhafter Stimmen durch Natürlichkeit und Reduktion aufzufallen. Das könnte schon gelingen, aber bei der ersten Durchlaufprobe gestern hatte ich andererseits auch nicht das Gefühl, dass sie so sehr auffällt und in Erinnerung bleibt, wie es nötig wäre.

Ich tippe jetzt einfach mal, um irgendwas zu tippen, auf Platz 5.

Allen Finalisten in diesem Jahr fehlt für meinen Geschmack das gewisse Etwas. Vieles ist nett, professionell, wenig komplett misslungen — aber trotz meiner Schwäche für große Grand-Prix-Hymnen packt mich weder Irland noch Portugal noch Norwegen so richtig. Vielleicht funktionieren inmitten der ganzen Balladen die Gute-Laune-Nummern aus Griechenland und Frankreich, vielleicht reicht es, wenn ganz Ex-Jugoslawien auf diese merkwürdige Balkanpopnummer aus Serbien abfährt, vielleicht haben Armenien oder Aserbaidschan das Geheimrezept gefunden, regionale Identifikationsmöglichkeiten mit westeuropäisch kompatiblen, halbmodernen Songs zu kombinieren, und ganz möchte ich nicht einmal ausschließen, dass wir uns nächstes Jahr in Minsk wiedersehen, was auch eine sehr spezielle Erfahrung werden dürfte. (Und nichts gegen die tollen aufklappenden Schmetterlingsflügel!)

Die größte Enttäuschung für mich wäre ein Sieg für die plastikhafteste Nummer von allen: Dänemark.

Ich tippe jetzt einfach mal, um irgendwas zu tippen, auf Armenien.

In ein paar Stunden sind wir schlauer. Und das Schöne am Grand Prix ist, dass es sich mit ihm verhält wie mit Fußball: Es ist total wichtig, wer gewinnt. Und fast völlig egal.

Der kleine Grand-Prix-Führer findet sich diesmal natürlich nebenan im Oslog!

Nachtrag, 20.45 Uhr. Wir bloggen live aus dem Pressezelt.

173 Replies to “Armenien? Und Lena auf Platz 5?”

  1. Toll, und ich bin wahrscheinlich auf der Autobahn und kann noch nicht mal alle Auftritte sehen. Von dem, was ich bisher gehört habe, hat mich Nix vom Hocker gehauen. OK, außer Holland :-)
    Allerdings finde ich, das Lena MLs Lied öfter gehört werden sollte und für gut befunden zu werden…
    Warten wir es ab!

  2. Armenien habe ich auch auf meiner Liste ganz vorne, irgendwie hat die Nummer etwas, während Aserbaidschan mich vollkommen kalt lässt. Von den Balladen her sähe ich Irland lieber vor Norwegen, ist so ein bisschen der Susan-Boyle-Effekt. Der Serbe wirft frisurtechnisch alles nach vorne, für ganz oben dürfte das aber nicht reichen. Und die Dänen, bei denen die Frisur von Bon Jovi und die asiatische Maria Carey einen nicht veröffentlichten Song von ABBA performen, hebt sich fast auch schon wieder hervor.

    Ich tippe mal:
    1. Armenien
    2. Norwegen
    3. Deutschland
    4. Weißrussland
    5. Aserbaidschan

    Letzter kann aber nur England werden, oder?

  3. Oh Gott, dieses Grand-Prix-Eurovision-Gehampel geht mir schwer auf den Sack. Kein Sender, keine Zeitung, nicht mal der Blog von Niggemeier ist frei davon.

    Hoffentlich landet Deutschland auf dem letzten Platz. Ok, auf dem vorletzten. Der letzte Platz ist für Holland reserviert, ich habe kürzlich und versehentlich deren Beitrag gehört. Tony Marschall ist Hochkultur dagegen.

    Was die Platzierung angeht, gilt das gleiche gilt für die WM.

  4. Wenn’s danach geht, wovon nach Anhören der Songs im Web am ehesten was hängengeblieben ist, müsste der Sieger aus meiner Sicht Moldau oder Rumänien sein. Aber Sieger-Tippen beim ESC ist ein Talent, das mir traditionell völlig abgeht.

  5. Deutschland wird den besten Platz seit 2004 (Max) erreichen, ich tippe auf Platz 7. Mein Siegestipp ist Aserbaidschan.

  6. ich sehe gerade dass es auf oslog einen chat gibt. fuer alle die auch aversionen gegen facebook hegen.

  7. Grüße an alle, die an dieser Stelle im letzten Jahr genölt haben, dass wir wegen Ostblockmafia und fehlenden Künstlern sowieso nie wieder eine Chance haben. Gute Musik gewinnt, egal aus welchem Land!
    Habe aber (berechtigte?) Befürchtungen, dass wir im nächsten Jahr Barth oder Pocher als Moderator stellen werden. Wobei, das macht doch der NDR. Hirschhausen! Kann der Englisch?

  8. Ist Raab ein verdammtes Marketing-Genie oder was? Wenigstens versteht er welche Formate und Talente beim Publikum ankommen, auch wenn er es nicht alles selbst machen kann.

  9. Raab wird sich insgeheim ärgern: dreimal hat ers mit selbstgeschriebenen Songs versucht, und dann gewinnen wir mit ner fremdgeschriebenen Nummer, die eigentlich keiner so wirklich haben wollte …

  10. Ha, noch jemand den Eva Rivas aus Armenien überzeugt hat. Hübscher und visuell aufgeschlossender geht es kaum noch …

    Den Hype verstehe ich wirklich nicht, vielleicht höre ich zuviel Elektro. Mich haut Satellite so gar nicht vom Hocker. Aber gut, herzlichen Glückwunsch aus Köln, hier geht eine steile Party in der Innenstadt – trotz Regen.

    Jetzt fehlt nur noch die WM :-)

  11. Praktischer Nebeneffekt: Die Finanzierung des Contest dürfte jetzt für die nächsten Jahre gesichtert sein. Selbst wenn die anderen Geberländer aufgrund von Finanzkrisen klamm werden, die Deutschen werden mit Handkuss einspringen…

  12. sensation! sensationell auch das interview von ralph siegel, der lena nur mitleidspunkte einräumte. das wird ein spass bei tvtotal die nächsten wochen.

  13. raab ist unfassbar, was glück und einsatz angeht. wie gerade auf der pressekonferenz zu hören war, hat er die 10000 euro, die er als gewinn des bayrischen fernsehpreises bekam, bei einem buchmacher auf die sieg lenas gesetzt. die quote wird dementsprechend gewesen sein.

  14. Wer schlägt den Raab? – NIEMAND!
    @30 Die Quoten waren nicht so gut, sie war ja Favoritin.
    Hirschhausen als Moderator? Das muss verhindert werden!!! Soll Raab selbst machen.

  15. Weia, ich fand die Dänen ja nicht schlecht. Lange schwierige Diskussion ob er nun ’ne Hete oder Nicht-Hete war.

    Ansonsten war das was die Lieder anbelangt der schwächere ESC seit langem. Stimmlich eigentlich auch. Armer alter Ralph Siegel. Schlimme Sache das jetzt. Gewinnt so ein Mädel, das die Töne nicht treffen kann. Doof. Dafür hatte sie die Haare schöner als Nicole. Wenn nicht auch noch das Kleid. Und ihre Luftgitarre war auch geil.

  16. Wie, was, war das heute schon? Hab‘ ich’s verpaßt? Ich dachte das große Singen ist Sonntags. Ihr macht Witze! Morgen ist der große Tag! Auf Pro7 oder wo? Ich habe extra Popcorn gekauft, der ganze Kühlschrank ist voll.

  17. Ach, toll. Freue mich schon auf die Masse der neidischen, weinerlichen Anti-Lena-Postings, die dieses Blog (und viele, viele andere) in den nächsten Tagen heimsuchen wird. Diejenigen, die von ihrer vermeintlichen Intellektualität so geblendet sind, dass sie es noch nicht mal bemerken würden, wenn ihnen ihre in den meisten Fällen zweifellos noch vorhandene Jungfräuichkeit genommen würde (meistens zu erkennen an dem Satzanfang ‚Ich besitze ja Gott sei Dank seit Langem keinen Fernseher mehr, aber…‘)

    (dieser kommentar entstand unter gehörigem alkoholeinfluss)

  18. Ich hatte mich dem Lena-Hype bislang erfolgreich entzogen, aber nun hat sie auch mich im Sturm gewonnen. Das Mädchen ist eine Wucht, wie kann man sie bitte nicht lieben? :)

  19. O Yeaahh, Lena Feier-Tanzgut hat sie alle rumgekriegt. Ist es nicht schön, dass jemand das so machen kann ohne mit Bild zu reden, ohne öffentlich Privatmüll zu labern, ohne medial peinlich zu sein, ohne Plastikpuppen-, Amitussen- oder Prolletten-Aura, mit Sinn für Ironie, dennoch ernsthaft, aber leicht und das auch noch für Deutschland? Dass man sich für völlig unwichtigen und oberflächlichen Totalkommerz auch mal ausdrücklich NICHT fremdschämen muss, sondern ganz im Gegenteil fremdstolz sein kann – dass das gehen, weiß ich erst seit Lena.

  20. Ich bin noch ganz hin und weg. Sogar aus der Schweiz 12 Punkte. Lena hat zwischen all diesen staatstragenden Diven gezeigt, dass Musik einfach unterhalten soll.

    Für den ESC in Deutschland wünsche ich mir auf jeden Fall Hape Kerkeling als Gastgeber.

  21. Schon gesehen? Da hat sich doch just ein Marketing-Mensch aus Penzberg die Domain lenavision.de gesichert…(letzte Aktualisierung heute!)

  22. na wer hätte das gedacht…damit hat wohl nun keiner gerechnet/gehofft…ich hatte das Gefühl das das gestern nacht auch keiner wirklich fassen konnte…umso größer die Begeisterung heute :-)
    sind wir nicht alle ein bißchen Lena…auf ein Wiedersehen mit ganz Europa in Hannover ?

  23. Glückwunsch an Lena, Glückwunsch an Stefan Rabb als großartigem Mentor und Glückwunsch an die ARD, dass sie den Mut hatte, den ESC wieder ernst zu nehmen. Ansonsten kann ich nur dem Kommentar des BBC-Reporters zustimmen, der treffend analysiert, wieso Lena gewonnen hat (und wieso das Vereinigte Königreich verdientermaßen letzter wurde) und wieso der ESC endlich in der Gegenwart angekommen ist: http://news.bbc.co.uk/2/hi/entertainment_and_arts/10192518.stm.

    Danke an Stefan und Lukas für die Berichterstattung aus Oslo, die mehr als nur die Lenamania nahegebracht hat. Ich freue mich schon auf den Videoblog aus Berlin in 2011.

  24. Glückwunsch!
    Auch an das Oslog – Team.

    Angenehmer Nebeneffekt:
    Die Standardquälerei von SWR1 mich allmorgendlich
    mit Xavier Naidoos „Dieser Weg…“ zu peinigen,
    hat endlich ein Ende.

  25. Der Sieger dieses Jahr hat verdächtig viele Stimmen aus dem Ostblock bekommen (12 aus Estland, Lettland, Slowakei, 10 aus Albanien, Litauen, Slowenien.)
    Wenn da mal nicht die Türken um den Sieg betrogen wurden, wie Deutschland, dass die letzten Jahre nur letzter und nicht erster wurde, weil die Ossis alles manipulieren.

  26. @Mareike Kaa #47: Vollkommener Quatsch. Lukas Heinser (spricht Englisch) und Stefan Niggemeier (kommt aus Berlin). Ist doch glasklar, oder?

  27. Glückwunsch an Lena und Raab. Damit habe ich nicht gerechnet. 2011 sollen bitte Wolfgang und Anneliese moderieren!

  28. Mein Fernsehsender (Al Jazeerra) hat zu Nenas Sieg gemeint, daß der nichts mit der Qualität von Lied und Sängerin zu tun habe. Man habe nur das Land genommen, das als einziges während der Wirtschaftskrise nächstes Jahr vielleicht noch Geld für so eine Veranstaltung über hat.

  29. Man darf Herrn Raab und seinen Schützling zu diesem Erfolg sicher beglückwünschen.

    Aber: Ich persönlich wage stark zu bezweifeln, dass Lena ohne den in diesem Jahr neu eingeführten Länderjury-Anteil gewonnen hätte. (Wird eigentlich irgendwo veröffentlicht, wie die Abstimmungen ohne Jury aussahen?) Das hat insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Juries auf Druck der in letzter Zeit wenig erfolgreichen großen ESC-Finanziers eingeführt wurden, einen schalen Beigeschmack, auch wenn ich mich da nicht in Verschwörungstheorien versteigen möchte.

    Lenas Auftritt war unbestritten gut, sehr gut sogar, auch wenn ich das Liedchen selbst persönlich eher langweilig fand. Weniger verständlich waren mir dann aber diese Bewertungen, die doch eher nach nationalem Sympathiewettbewerb aussehen:

    – 12 Punkte aus Zypern für Griechenland
    – 12 Punkte aus Griechenland für Zypern
    – 10 Punkte aus Deutschland für die Türkei
    – 12 Punkte aus Weißrussland für Russland
    – 10 Punkte aus Israel für Russland
    – 12 Punkte aus Serbien für Bosnien-Herzegovina
    – 10 Punkte aus Weißrussland für die Ukraine

    Vielleicht wären solche „Garantiepunkte“ ohne den nationale Befindlichkeiten wohl eher dämpfenden Jury-Einfluss noch deutlicher aufgefallen; jedenfalls glaube ich, auch wenn die Türkei einen singenden Besenstiel ins Rennen geschickt hätte, wären ihr die Punkte aus Deutschland sicher gewesen.

    Davon mal abgesehen, gibt es erfreulicherweise diesmal genug Beispiele für Bewertungen, die mit Sicherheit nicht vom Nationen-Beliebtheitsranking diktiert waren: Etwa die satten acht Punkte aus Serbien für Deutschland (Deutschland führte 1999 noch Krieg gegen Serbien!), oder auch die 0 Punkte von Malta für Großbritannien.

    Ob allerdings die auffallende Häufung vieler Punkte für Deutschland aus seinen Nachbarländern (Belgien: 10, Dänemark: 12, Schweiz: 12, Polen: 7, Niederlande: 4; kein einziges abstimmungsberechtigtes Nachbarland hat keine Punkte an D vergeben) wirklich nichts mit dorthin reisenden (und telefonierenden) Lena-Fans zu tun hat? Kann sein, muss aber nicht. Immerhin: Viele Punkte gab es auch aus Norwegen, Schweden, Finnland und dem Baltikum, wohl doch eher zu weit für eine „Abstimmungsreise“ – insgesamt dürfte Lena also tatsächlich den skandinavischen Geschmack gut getroffen haben.

    Also, auch wenn ich mich für das Mädel freue, das ja nun wirklich sehr bescheiden und natürlich rüberkommt: Allzu viel Relevanz sollte man einem Wettbewerb nicht beimessen, in dem die 2 Millionen Mazedonier oder die 300.000 Isländer genauso viel Stimmgewicht besitzen wie etwa 140 Millionen Russen, und dessen Ausgang maßgeblich davon bestimmt wird, wie gut sich die Stimmen der Länder aufeinander verteilen (Lena hat vor allem deshalb gewonnen, weil sich die restlichen Stimmen nicht auf wenige Länder konzentriert haben). Und dass die Jury-Entscheidungen nicht offengelegt wurden (zumindest habe ich auf der ESC-Seite dazu nichts gefunden), dürfte dem Verdacht Nahrung geben, dass sie dazu dienen, eben doch bestehende und im Abstimmverhalten Ausdruck findende nationale Sympathien oder Antipathien zu maskieren.

  30. Glückwunsch an Lena und Raab. Und ich darf das nicht oft schreiben: ich fühle mich auch „fremdstolz“ (jokahl #38). Von Anfang an ein tolles Projekt. Man muss Raab nicht für alles mögen, aber das mit der Musik hat er drauf. Vier der fünf besten deutschen Platzierungen der letzten 15 (oder gar 20?) Jahre sind mit seiner Mithilfe entstanden, und mit Juryentscheid wäre zumindest auch Max Mutzke in Istanbul noch weiter oben gelandet … der Song war jedenfalls besser als „Satellite“ … egal, es geht mir um das Gesamtpaket und das hat einfach gestimmt und „uns“ international schlicht hervorragend vertreten. Danke dafür, an alle Beteiligten.

    Das tut gut.

  31. apropos Gesamtpaket:
    Jetzt muss Lena auch noch die Ehrung durch einen westfälischen Langweiler, der sich in Hannover als Landesvater tarnt, über sich ergehen lassen.

    btw.: Was hat Stefan Raab mit der ganzen Angelegenheit zu tun?
    Ich hatte immer geglaubt, die Entscheidung für Lena sei durch „public voting“ gefallen. Soll ich mir das Lied jetzt doch mal anhören?

    Gruß von polyphem

    P.S.: Jetzt werden Autokennzeichen mit OS-LO … in Osnabrück und Umgebung vermutlich noch beliebter.

  32. @polyphem #60: Ich rate ja immer dazu, sich das (Live)-Video anzuschauen, weil das Gesamtkunstwerk deutlich deutlisch besser als musikalischen Vortrag allein rüber kommt.

  33. @Kand.in.Sky #62: Oh ja, ich stimme sehr zu, eigentlich bin ich ja wegen des Medienjournalisten hier und nicht wegen des Lena-Fans.

  34. 1. Deutschland mit Lena

    2. Türkei mit maGna

    Für einen Deutschen mit türkischen Migrationshintergrund kann es nichts Besseres geben.

    Klitschko hat es auch gepackt, mal schauen was die WM bringt.

  35. @PC Service Bremen: lag wohl daran,dass die ganzen balladen genervt haben,vermute ich mal ^^

  36. @kurt #60:
    Sie machen sich sehr viel Gedanken über einen Wettbewerb, dem man ihrer Meinung nach nicht allzu viel Relevanz beimessen sollte.

  37. @marko #67:

    Naja, ungefähr zehn Minuten, um genau zu sein.

    Und wieviel Relevanz man dem Wettbewerb beimessen sollte, ist die eine Frage, wieviel Relevanz ihm (von der Öffentlichkeit und den Medien) beigemessen wird, eine ganz andere. Natürlich hat ein Wettbewerb mit (laut Eigenwerbung) 120 Millionen Zuschauern eine Außenwirkung, die über die rein musikhistorische Bedeutung der Beiträge hinausgeht. Vielleicht sollte das besser nicht so sein, aber es ist so, und deshalb verdient, oder sagen wir besser, erfordert dieser Wettbewerb Beachtung.

  38. ich nehme das mit den balladen zurück.hab das video gerade geguckt….kein plan was die leute geritten hat sowas kitschiges zu wählen

  39. @kurt: Wenn ich das mal verdichten darf?
    „Die Akzeptanz von Firlefanz führt manchmal auch zu Relevanz.“ ;-)

  40. @kurt
    Klar könnte die Türkei einen singenden Besenstiel schicken, die hier lebenden Migranten würden natürlich trotzdem für ihn abstimmen. So what?

  41. Verdammt da fehlt das nicht. :)
    Norwegen hat ja auch nciht nur deswegen gewinnen können sollte das eigentlich heißen.

  42. Der Sieg fühlt sich nicht gut an, mathematisch ergibt sich folgendes Bild:

    Land Einwohner Punkte ausl. SIP-Nr möglich

    Island 317.593 3
    Malta 410.290 4
    Zypern 950.000 4
    Estland 1.347.510 12
    Slowenien 2.003.584 10
    Mazedonie 2.063.122 8
    Lettland 2.286.700 12
    Armenien 3.200.000 0 N
    Litauen 3.384.800 10
    Albanien 3.563.112 10
    Irland 4.239.848 8
    Moldawien 4.455.421 0 N
    Kroatien 4.489.409 6
    Bosnien-H 4.498.976 8
    Norwegen 4.681.100 12
    Georgien 4.693.892 0
    Finnland 5.279.228 12
    Slowakei 5.431.363 12
    Dänemark 5.552.032 12
    ________________________________
    Summe 62.847.980 143

    Israel 7.496.200 0
    Schweiz 7.507.300 12
    Bulgarien 7.606.551 3
    Aserbaidsch 8.238.672 1
    Schweden 9.131.425 12
    Belarus 9.849.100 0 N
    Belgien 10.511.382 10
    Serbien-Mo 10.829.175 8
    Portugal 10.945.870 1
    Griechenl 11.057.000 2
    Niederlande16.587.551 4
    Rumänien 21.714.000 3
    Polen 38.153.389 7
    Spanien 45.116.894 12
    Ukraine 46.710.816 5
    Grossbri 60.209.500 4
    Frankreich 60.656.176 3
    Türkei 75.863.600 10
    Russland 142.400.000 6
    _______________________________
    Summe 600.584.601 103

    Von ca. 663 Millionen Menschen im Wahlgebiet haben gerade mal 63 Millionen schon 143 Punkte generiert, und zwar zufällig in den neunzehn (von 38 abstimmenden) kleineren Ländern. Die einzigen Ausreisser hierbei sind Moldawien, Armeninen und Georgien. Und jetzt ratet mal was da anders ist als in den anderen sechzehn Ländern? Man kann dort nicht über das Internet mit SIP, z.B. mit Asterisk oder einem anderen Voice-Tool so ohne weiteres einen Anruf aus Deutschland auf eine national eingeschränkte Nummer platzieren. In den anderen Ländern geht das, ich rufe von Deuschland aus an, aber der Televoting-Computer bekommt den Anruf in Estland als lokale Nummer aus Tallinn angezeigt und zählt. Schnell eine Anleitung mit der Liste der anzuwählenden Nummern verbreitet und eine Anleitung wie man die Software am PC einrichtet und ab geht das Powervoting.

    In den neunzehn größten Ländern hat sie nur 103 Punkte bekommen, von einem Raum der stellvertretend für 600 Millionen Euro-Bürger steht. Auffällig sind 12 Punkte aus der Schweiz, denn in der Schweiz ist die Stimmung den Deutschen gegenüber momentan nicht so ganz prima (Steuerfluchtdiskussion, Schweizer haben immer noch einen Riesenhals auf D), aber man ist ganz schnell mal von Deutschland aus mit dem Handy über die Grenze, bzw. man muß nur im Grenzgebiet ins Schweizer Netz einwählen und Rufe absetzen.

    Weitere 12 Punkte gab es noch aus Spanien und der Türkei, wo sich gerade eine Menge kinderlose Deutsche in der Vorsaison vergnügen.

    Das Ergebnis kann so stimmen, vielleicht spinne ich nur und meine Phantasie geht mit mir durch, aber es sieht trotzdem sehr seltsam aus.
    Wenn das so echt abgelaufen ist, dann müßten Wahlprognosen, so wie wir sie kennen komplett für die Tonne sein, und wir wissen doch wie präzise die meist sind. 63 Millionen Menschen aus verschiedenen geografischen Lagen und mit teils extrem unterschiedlichen kulturellen Hintergründen springen an und 600 Millionen ander nicht? 0,16 Stimmen pro Millionen Einwohner in den Ländern wo man aufgrund der Einwohnerzahl schwer das Televoting manipulieren kann gegenüber 2,27 Stimmen pro Millionen Einwohner in Ländern mit vielen Einwohnern, wenn das alles sauber gelaufen ist dann ist Statistik keine Wissenschaft mehr und kann sofort eingestampft werden. In kleinen Ländern ist also Lena 15fach besser angekommen als in großen Ländern, ist das erklärlich?

    Mit absoluter Sicherheit wird man nachher über mich herfallen und von künstlerischem Ausdruck und Natürlichkeit erzählen, mir Neid und Missgunst vorwerfen, aber daß diese Natürlichkeit und Kunst nur in den Ländern funktioniert wo man das Televoting attackieren kann- woanders so gut wie gar nicht; wer hält das für realistisch?

    Ich befürchte daß ein paar durchgeknallte Fans da ein ganz übles Spiel aufgezogen haben. Letztlich kann es uns egal sein denn wir haben endlich wieder mal gewonnen, nur wem nützt man damit wirklich? Timo Boll hat mal einen ihm fälschlich zugesprochen Matchball zurückgegeben und damit den Weltmeistertitel im Tischtennis verloren. Der ist auch einer der immer gewinnen will und alles gibt. Aber nicht um jeden Preis.

    So, jetzt könnt Ihr alle losschimpfen.

  43. @Alberto Green #80: Du bist ja noch kränker drauf, als ich, der sich andauernd zurückhalten muss, nicht irgendwelchen unschuldigen Kollegen ein „Leeeeeenaaaaaaaa“ engegenzurufen.

  44. @79: Unabhängig von Deinen Verschwörungstheorien (ich weiß ja, dass man sich Niederlagen schöntrinken kann, aber geht das aus andersrum?) möchte ich darauf hinweisen, dass nach Deiner Logik die USA bei der Fußball-Weltmeisterschaft mit mindestens 30 Mann auf dem Platz stehen müsste, wohingegen die Schweiz mehr Trainer als Spieler haben sollte.

  45. Ich bin ja für Köln.
    Und am Scvhluss sagt Ihr dann immer „Fordsetzung folgt“.

  46. Naja soll man sich doch einfach mal freuen das man mal wieder die Nummer 1 war. Warum soll dieses Jahr die Wahl anders ausgesehen haben wie sonst? Wahlbetrug muss ja dann schon in den vorjahren so geschehen sein. Also ich finde man sollte sich einfach über den Sieg freuen, den dieser wird mit garantie nicht mehr so schnell wieder kommen.

  47. Icke wünsche der Lena mal nur alles Gute und dass sie bald wieder ihre Ruhe haben möge von dem janzen Firlefanz (danke polyphem, jetzt habe ich dieses Wort inklusive Reim im Ohr).

  48. @85 et al.: Für sowas wie oslog aus Berlin habe ich schon einen ganz tollen Namen: Blog – vastehste!?!
    (scnr)

  49. @79:
    Ich weiß nicht, welche kruden Berechnungen zu der Aussage mit dem „15fach besser angekommen“ führten. Hast du irgendwo eine Liste mit den absoluten Anruferzahlen, oder rechnest du etwa tatsächlich die vergebenen Punkte pro Einwohner herunter?!
    Auch wenn man nur die Abstimmungszahlen der 20 größten Länder berücksichtigt (inklusive Deutschland), liegt Lena mit 103 Punkten ziemlich weit vorn – lediglich Armenien war da mit 109 Punkten noch stärker.
    Zum Thema „Wahlprognosen“: Abgesehen davon, dass Lena von den Buchmachern an zweiter Stelle gehandelt wurde und durchaus zum Favoritenkreis zählte, waren beim ESC Prognosen von jeher so gut wie unmöglich – mit einer Ausnahme: 2009 war es der Rybak-Sieg quasi von vornherein klar (und ja auch entsprechend deutlich). Zudem sind Armenien, Moldawien und Georgien ebenfalls per SIP-Call zu erreichen.
    Ich finde es da schon mehr als gewagt, von „ein paar durchgeknallten Fans“ zu sprechen, die das Voting von 660 Millionen Bürgern beeinflussen wollen. Und dass das „Power-Voting“ nicht nur aus Deutschland funktioniert, ist dir auch klar…?

  50. Horst ist jetzt schon auf einer art Meta-Witzlevel angelangt. Man könnte auch sagen, wir haben den Witz jetzt von hinten überrascht und angefallen.

  51. Ich habe ja auch auf Armenien getippt. Hach, da macht das Nicht-Rechthaben ja mal wieder Spaß.

  52. @MrBig: „Weitere 12 Punkte gab es noch aus Spanien und der Türkei, wo sich gerade eine Menge kinderlose Deutsche in der Vorsaison vergnügen.“ – klar, es ist zu schwierig, über Computervoting aus Deutschland von ESC-Fans Einfluß zu nehmen, aber die paar ESC-interessierten Urlauber vor Ort reißen natürlich alles raus.

    Und daß es gerade in den Kleinst-Ländern (< eine Mio Einwohner) Island, Malta und Zypern nur zu 3 bzw. 4 Punkten gereicht hat, liegt auch nur daran, daß man es nicht zu offensichtlich machen wollte, nehme ich an?

    Zudem war das Deutsch-Schweizer Grenzgebiet (12 Punkte) offenbar deutlich aktiver als die Deutschen an der (geografisch zu Hannover wesentlich näheren) holländischen Grenze (4 Punkte). Oder liegt das wieder an der großen Differenz in der Einwohnerzahl? Dann bliebe allerdings die Frage, wie man im mehr als doppelt (im Vergleich zu NL) so großen Polen 7 und im 9-mal so großen Rußland 6 Punkte organisieren konnte?

    Schon erstaunlich, welche Verschwörungstheorien jedes Jahr auftauchen, um den Siegertitel zu erklären.

  53. Lena ist nach dem Wunsch der Zuschauer nur Zweite
    Montag, 31. Mai 2010 03:06

    Sie hat überlegen gewonnen – allerdings hat allein das Abstimmungsverfahren der 19-Jährigen zum Sieg verholfen.

    Nach einer statistischen Berechnung des Maracon-Instituts aus Bonn wäre Armenien und nicht Deutschland auf dem ersten Platz gelandet – wenn der Sieger direkt von der Bevölkerung gewählt worden wäre. Jedes Land vergibt seine Punkte von eins bis zwölf für die anderen Länder. Danach hat Lena von den 30 abstimmenden Ländern 246 Punkte erhalten, nur von fünf Ländern bekam sie keine Punkte und war auch mit neun mal zwölf Punkten weit vor dem nächsten Land (Dänemark).

    Doch die Stimmen von 319 000 Isländern wiegen hier genauso schwer wie die von mehr als 142 Millionen Russen. Rechnet man die Punkte eines jeden Landes (58) in Prozente um (ein Punkt = 1,72 Prozent) und multipliziert den Prozentwert mit der Einwohnerzahl, erhält man sozusagen einen „fairen“ Wert. Lena hat somit 76,76 Millionen Fans in Europa und somit 9,82 Prozent der Bevölkerung. Armenien – in der ursprünglichen Wertung nur auf dem siebten Platz mit 141 Punkten – übernimmt jedoch nun den ersten Platz mit 81,48 Millionen Fans und 10,42 Prozent aller Abstimmungsländer.

    Grund dafür ist die Zwölf-Punkte-Wertung aus Russland (damit schon 29,73 Millionen Fans). Auch die Punkte aus Deutschland bringen den Armeniern 9,89 Millionen Fans. Größter Absteiger nach dieser Berechnung ist Dänemark (vormals Vierter, nun auf Rang zehn), den größten Sprung macht Portugal vom 18. auf den zwölften Platz. Die Briten jedoch bleiben auch nach dieser Berechnungsmethode weiter auf dem letzten Platz.

  54. @Araik: Deine Berechnungsmethode betrachtet aber nicht, wie viele Leute sich für den ESC interessieren und überhaupt angerufen haben.

  55. @alle selbsterannten Musikexperten, Verschwörungstheoretiker, Spassbremsen und sonstige Handlampen.

    Wahrscheinlich glauben die Leute, die verzweifelt auf der Suche nach irgendwas „Anti“ sind, wirklich, sie hätten sowas wie eine eigene Meinung. Und das auch noch exklusiv. Und wahrscheinlich glauben sie auch noch, sie wären irgendwie Punk. Weil dagegen und so. Dabei heißt Punk doch einfach nur: Do whatever the fuck you want!

    Wie anstrengend ist das bitte, sich seine Meinung durch den Mainstream diktieren zu lassen (in dem man konsequent die Gegenposition übernimmt) und dann auch noch im Grunde des Herzens zu glauben, man zeige dadurch irgendwie Individualität oder geistige Freiheit oder gar Reife.

    Armselig.

  56. @Araik
    Das hieße auch, dass bei dieser Rechenmethode ein russischer Beitrag kaum je gewinnen könnte – weil 142 Millionen auf andere Länder verteilte Russen ein dickes Handicap wären.
    Außerdem fielen in der Betrachtung die Stimmen für alle Plätze 11 bis 25 völlig weg. Wesentlich repräsentativer wäre diese Berechnung also auch nicht.

    @99
    ach komm, ist (und macht) doch Spaß. Immer die Nörgler! :)

  57. @ 98: naja, ich denke mal, die annahme, dass die zuschauerzahlen je land absolut unterschiedlich waren, dürfte bei dem bemühten beispiel schon nachvollziehbar sein.

  58. @102: Er hat ja auch nix gegenteiliges behauptet, aber wer sagt denn, daß die Anzahl der Abstimmenden Zuschauer im Verhältnis zu den Einwohnern steht?

    Aber mal davon ganz ab: Wenn wir das Beispiel nehmen, dann müßte man beim direkten Vergleich D-Armenien die Ergebnisse der beiden Länder ja rausnehmen, um Chancengleichheit zu gewähren und dann helfen der Armenierin auch die Millionen Russen nix mehr, denn dann fehlen etwa zehn Mio Stimmen aus Deutschland, während Lena aus Armenien nix bekommen hat.

  59. Irgendwie find ich die Theorien, warum der 1. Platz unberechtig warum, noch lustiger als die früher für die hinteren Plätze. Aber eigentlich ist doch alles klar: Rot/Grün hat es mit der Agenda 2010 geschafft, dass D (wg. Verelendung) in die Gemeinschaft der Ostblock-Mafia aufgenommen wurde. Die Rolle von Gasprom-Schröder dabei wäre noch näher zu klären.

  60. Ich finde es ja ganz amüsant, wie sich die Leute über den ach so undemokratischen Abstimmungsmodus echuffieren, wo eine Zuschauerstimme aus Deutschland weniger zählt als eine aus Albanien. Dabei ist ein solches Verfahren in föderalistischen Strukturen durchaus üblich und anerkannt.

    In Deutschland sind alle Länder im Bundesrat vertreten. NRW hat dort mit 17 Mio. Einwohnern 6 Stimmen. Bremen mit 661 Tausend Einwohnern 3 Stimmen. Auf 1 Mio. Einwohner gerechnet hat NRW ein Stimmengewicht von 0,3, Bremen eines von 4,5. Skandal!

    Noch lustiger ist es in einer der stabilsten Demokratien der Welt, den USA. Im Senat ist jeder Staat mit 2 Senatoren vertreten, deren Stimme jeweils das gleiche Gewicht hat. Die beiden Senatoren aus Rhode Island vertreten zusammen etwa 1 Mio. Einwohner. Die beiden aus Kalifornien vertreten 36 Mio. Einwohner. Auf eine Mio. Einwohner gerechnet hat RI 2 Stimmen, CA nur 0,055 Stimmen.

    Naja, aber im BUndesrat und im US Senate geht es ja in der Sache auch um vergleichsweise unwichtigen Kram. Da ist schon sinnvoll, wenn man seine Energie auf den ESC konzentriert.

  61. Was Peter Wolf (105) sagt!

    Aber meckern macht eben Spaß, vor allem wenn es um so was unwichtiges geht.
    Im Büro wurde heute mehr über den ESC diskutiert als über sämtliche Wahlen der letzten Jahre zusammen :-)

    Brot und Spiele

  62. Lena hat gewonnen. Unser Grüßaugust konnte es nicht mehr ertragen, übernimmt Verantwortung und ist zurückgetreten. Es passiert wieder was in diesem unseren Land.

  63. die verschwörungstheorien werden immer absurder Xd googelt mal „bilderberg lena“ XD

  64. Lena for President (wäre ja jetzt frei, der Job)!
    Und Stefan Raab for Bundeskanzler. Aber erst, nachdem er die deutsche Nationalmannschaft zum WM-Titel geführt hat.

  65. typisch deutschland, sowas wie „eigentlich hätte sie nicht gewonnen, wenn….“ aufzutischen. eigentlich hätte sie auch nicht gewonnen, wenn sie gar nicht angetreten wäre! heute war auch im radio eine sendung zu hören in der ein profi-musiker (seit 40 jahren) rumnölte, sie könne dies nicht, sie könne das nicht aber man spürte den unbändigen hass darauf, es selbst in der langen zeit nie zu etwas gebracht zu haben. und ein soziologieprofessor palaverte, dass er immer noch ein schlechtes gefühl habe, weil er so viele deutschlandflaggen sah. so einer sollte dringend zum psychologen.
    lena hat ihre sache hervorragend gemacht und völlig verdientermassen gewonnen. ich habe einen riesenrespekt vor ihr und ihrer tollen leistung.

  66. @peter wolf, #105:

    Auf 1 Mio. Einwohner gerechnet hat NRW ein Stimmengewicht von 0,3, Bremen eines von 4,5. Skandal!

    Ja, das ist tatsächlich ein Problem, finden Sie nicht? Und wenn man mich fragt, gehört das gesamte föderale System der BRD auf den Prüfstand. Der deutlich überproportionale Einfluss von Ländern wie dem Saarland ist nur historisch erklärbar. Wenn Sie sich bei Politologen erkundigen, werden Sie erfahren, dass es tatsächlich schon seit langem sehr umfangreiche Kritik am Bundesrat gibt – und dass dessen demokratische Legitimation tatsächlich fragwürdig erscheint. Im Resultat führte das schon mehr als einmal dazu, dass Oppositionsparteien über eine Mehrheit im Bundesrat trotz zahlenmäßig (nach Anzahl der Wähler) schwächerer Legitimation die Regierung weitgehend blockieren konnten.

    Noch lustiger ist es in einer der stabilsten Demokratien der Welt, den USA. Im Senat ist jeder Staat mit 2 Senatoren vertreten, deren Stimme jeweils das gleiche Gewicht hat. Die beiden Senatoren aus Rhode Island vertreten zusammen etwa 1 Mio. Einwohner. Die beiden aus Kalifornien vertreten 36 Mio. Einwohner. Auf eine Mio. Einwohner gerechnet hat RI 2 Stimmen, CA nur 0,055 Stimmen.

    Und das – zusammen mit weiteren Ungerechtigkeiten wie dem Mehrheitswahlrecht, das ja auch in Großbritannien zu einem weitaus geringeren Abgeordnetenanteil für die Liberalen geführt hat, als es den Wählerstimmen entsprach – hat uns unter anderem solche Nulpen wie Herrn Bush beschert, der bei seiner ersten Wahl verfassungsgemäß Präsident der Vereinigten Staaten werden durfte, obwohl sein Konkurrent mehr Stimmen erhalten hatte.

    Es stimmt zwar, dass dadurch das politische System der USA noch nie ins Wanken geriet. Daraus allerdings zu folgern, dass das System perfekt und gerecht ist, scheint mir doch etwas unlogisch. Die römische Demokratie – die unter anderem die Logik „Wer mehr Steuern zahlt, darf auch mehr bestimmen“ verfolgte – war auch lange Zeit stabil, aber gerecht war sie deshalb noch lange nicht.

    Naja, aber im BUndesrat und im US Senate geht es ja in der Sache auch um vergleichsweise unwichtigen Kram. Da ist schon sinnvoll, wenn man seine Energie auf den ESC konzentriert.

    Tja, wir diskutieren hier nunmal über den ESC, nicht über das politische System der USA und auch nicht über das Welternährungsproblem. Wenn der Auszählungsmodus beim ESC ungerecht ist, muss man auch mal darüber diskutieren dürfen, genauso wie man sich auch mal über die unpassende Kostümwahl gewisser ESC-Barden auslassen dürfen sollte, ohne dass gleich irgendwer schreit, dass man das doch unmöglich machen könne, während in Afrika Kinder verhungern.

    @polyphem, #71:

    Ja, das trifft es auf den Punkt!

  67. @Augusten, #74:

    Klar könnte die Türkei einen singenden Besenstiel schicken, die hier lebenden Migranten würden natürlich trotzdem für ihn abstimmen. So what?

    Ich denke, es entspricht nicht dem Grundgedanken des ESC, wenn über nationale Präferenzen statt über die Qualität der Darbietungen abgestimmt wird. Man könnte noch argumentieren, dass hier lebende Menschen mit türkischen Wurzeln eher orientalisch geprägter Musik zuneigen, aber in den letzten Jahren waren die Auftritte der türkischen Künstler ja gerade eher wenig typisch für türkische Musik. Das und die Konstanz hoher Punktwertungen aus Deutschland für die Türkei könnte dann doch zu dem Schluss verleiten, dass es den meisten für die Türkei Abstimmenden auf die Darbietung überhaupt nicht ankommt. Das gilt natürlich ebenso etwa für das Paar Griechenland/Zypern.

    Möglicherweise würde man den Wettbewerb interessanter gestalten, wenn man das Abstimmen für Kombinationen, die in den letzten Jahren zu stabil waren, nicht zulassen würde, denn statistisch ist nicht zu erwarten, dass die Kombinationen stabil bleiben, wenn die Qualität der Auftritte – auch relativ zueinander – das offensichtlich nicht ist und letztere tatsächlich bewertet wird.

    Warum es für den ESC nicht gut ist, daraus einen Nationen-Beliebtheitswettbewerb zu machen? In erster Linie, weil es ungerecht gegenüber den Künstlern ist – und zwar sogar gegenüber denen, die davon profitieren. Wieviel ist denn noch eine Stimme für den türkischen Auftritt wert, wenn ich als türkischer Künstler weiß, dass sie mir für meine Nationalität und eben gerade nicht für meine Performance gegeben wird? Die Einführung der Juries zeigt ja auch, dass den Organisatoren des ESC das Problem bewusst ist und sie es dadurch abschwächen wollen.

  68. @kurt: Ich verstehe nicht, wieso Du ein Problem damit hast, wenn Expats oder Migranten „ihren“ Teilnehmer bei so einem Wetbewerb unterstützen. Regst Du Dich bei der FussballWM denn auch auf wenn man nicht für die Brasilianer jubelt (wo die doch den shcönsten Fussball spielen), sondern für sein eigenes Land?

  69. Retourkutsche von RTL für die PK: Sie haben heute Lenas Vater ausgegraben, den sie wohl seit dem 3. Lebensjahr nicht gesehen hat. Arschloch-Vater hält natürlich bei RTL die Visage in die Kamera.

  70. @kurt:

    Möglicherweise würde man den Wettbewerb interessanter gestalten, wenn …

    Interessanter im Sinne von unberechenbarer? Deutschland hat in den vergangenen Jahren sowohl den ersten als auch den letzten Platz erreicht. Gewonnen haben zuletzt so unterschiedliche Länder wie: Norwegen, Russland, Finnland, Serbien, Griechenland. Russland, das durch die vielen Russen in den Nachbarländern begünstigt wird, landete in diesem Jahr nur auf dem 11. Platz. Von den Ländern Ex-Jugoslawiens, die sich alle angeblich die Punkte zuschustern, schafften es in diesem Jahr nur zwei ins Finale, und die landeten auf den Plätzen 13 und 17. Zypern bekommt immer die Punkte aus Griechenland, schaffte es aber ins Finale, obwohl Griechenland im Halbfinale nicht abstimmen durfte. Auch die Skandinavischen Länder schustern sich angeblich immer die Punkte zu, und trotzdem kam Norwegen nur auf den 20. Platz. Ja, Armenien bekommt immer viele Punkte aus den Niederlanden, die Türkei aus Deutschland, aber das sind 2 Wertung von insgesamt 390.

    Natürlich gibt es bestimmte Muster bei den Wertungen, aber sie sind, wie die Ergebnisse der letzten Jahre zeigen, nicht entscheidend. Die Hartnäckigkeit, mit der Sie Tatsachen leugnen und sich dabei noch als Stimme der Vernunft gerieren und so tun, als seien die Ergebnisse des Wettbewerbes vorhersehbar oder würden sich sogar dauernd wiederholen, ist wirklich absurd.

    Rund um diese ganzen Freundschafts-, Nachbarschafts- und Diasporawertungen stimmen die Leute nach ihrem Musikgeschmack ab und bewerten, was ihnen gefällt oder sie gut unterhält. Und wenn Sie darauf mal achten würden, fänden Sie viel aufschlussreichere Muster. Zum Beispiel hat Europa in diesem Jahr mit großer Konsequenz die klassische Grand-Prix-Hymne abgewählt. Portugal, Irland, Norwegen, Weißrussland landeten alle weit hinten. Ist das nicht interessant?

  71. @creezy:
    „..Arschloch-Vater hält natürlich bei RTL die Visage in die Kamera…“ Was ist daran natürlich?

  72. Noch ein wenig RTL-Zynismus:
    Theoretisch wäre es noch möglich daß RTL Dieter Bohlen den Auftrag gibt für den nächsten zu wählenden Superstar ein ESC-Lied anzufertigen. Die RTL-Muttergesellschaft CLT ist immer noch Mitglied der EBU. Der Song müßte dann nur für Luxemburg starten. Aus Kostengründen entsendet die CLT seit Jahren aber niemanden mehr für ihr Land aber die Älteren werden sich erinnern: Jürgen Marcus war für Luxemburg mal am Start. Es ginge also.

    Das Szenario wird zum Glück allerdings nie Realität werden. Im Falle eines tatsächlichen Gewinns müßte man dann die Show am Ende noch produzieren. Das wird man aber auf gar keinen Fall wollen, da mit möglichst billigen Programmen möglichst viele Werbeerlöse erzielt werden sollen. Und das geht mit dem ESC einfach nicht.

  73. „…aber das sind 2 Wertung von insgesamt 390…“
    Hach, ich bin mir sicher, Sie haben ein so großes Herz, dass auch die anderen 351 Länder hinein passen würden – die mir aber leider gerade entfallen sind, Herr Niggemeier.

    @ kurt
    Spalter!

    @ BlueKO
    „Der Song müßte dann nur für Luxemburg starten.“ Bohlen soll für Luxemburg starten? Welche Pein muss dieses arme Land noch ertragen? Aber, Glück gehabt, die machen ja nicht mehr mit. Wie wäre es denn mit UK? Als letztjahres letztplatziertes Land kann man ja mal ein paar gute Tipps geben. Ob die aber ausgerechnet Bohlen heißen müssen, würde ich eindeutig verneinen.

  74. @Stefan: Vielleicht könnte man soetwas wie eine Quote einrichten, dass mindestens eine Ballade in die Top 3 kommt und Deutschtürken nur Eurodance wählen dürfen. Und die internationale Metalfangemeinde muss sich vorher registrieren und die Telefone sperren lassen, damit die nicht einfach für Lordi anrufen, nur weil denen danach ist. Außerdem muss man Screenshots einreichen, um zu belegen, dass man auch alle Lieder angehört hat.

  75. @JO: Die BBC will sich für das nächste Jahr wahrscheinlich wirklich Deutschland als Vorbild nehmen. Der Kommentator war am Samstag jedenfalls schwer beeindruckt.

    Auf der BBC-Webseite wird Joshs Abschneiden mit seiner Unerfahrenheit auf großen Bühnen entschuldigt. Wenn die die Lena-Geschichte wirklich kennen würden…

    Den Briten ist es aber leider wieder so ergangen wie vor ein paar Jahren. Ein ohnehin schlechtes Lied wurde auch noch sch***e performt. Die Hintergrundmädels waren viel zu laut und allesamt haben ständig einen halben Ton daneben gelegen. Da war die Katastrophe vorprogrammikert. Aber es ist unverständlich wie sowas nach nur ein paar Jahren noch einmal passieren konnte.

    Zurück zu RTL:
    Der gemeine RTL-Zuschauer wäre natürlich sehr irritiert wenn Frauke Ludowig ein halbes Jahr von Luxemburgs ESC-Teilnehmer schwafeln würde und sich nur fragen: „Wo is’n das?“

  76. @Stefan N., #117:

    Interessanter im Sinne von unberechenbarer?

    Ja, genau.

    Ich habe doch niemals behauptet, dass der ESC nicht trotz der bestehenden Schwächen interessant sein könne – und auch nicht, dass die Bewertungen nun ausschließlich oder auch nur mehrheitlich auf nationale Sympathien zurückzuführen seien.

    Klar ist das flach, wenn RTL und Konsorten von „Ostblock-Connection“ oder „Skandinavien-Connection“ reden und damit die unterirdische Performance deutscher Barden schönreden wollen, und es ist in dieser Flachheit auch ganz sicher falsch. Aber Sie schreiben doch selbst, dass es bestimmte Muster in den Wertungen gibt. Manchmal sind die entscheidend, manchmal nicht. Wenn es knapp wird, können natürlich auch zwei Wertungen von 390 den Ausschlag geben.

    Um da mal eine vielleicht eher unpassende Analogie zu zeichnen: Wenn es geringfügige Mängel im deutschen Wahlsystem gäbe, die normalerweise nichts am Sieger änderten, aber beispielsweise bei der letzten NRW-Wahl dazu geführt hätten, dass die CDU mit 2000 Stimmen Vorsprung dann doch Anspruch auf den Ministerpräsidenten anmelden durfte – glauben Sie, das hätte niemanden interessiert?

    Natürlich sind das Verschwörungstheorien, dass „die da im Ostblock“ sich die „Stimmen zuschustern“ würden, aber das heißt doch nicht, dass das Gegenteil automatisch richtig sein muss. Und Sie nehmen dabei – sicherlich auch, weil Sie im Gegensatz zu mir eher unbeschwert Spaß an dem Wettbewerb haben wollen, den ich Ihnen auch nicht nehmen will – eher die entgegengesetzte Extremposition ein, wenn Sie mehr oder weniger absolut behaupten, die von mir kritisierten Muster seien kaum auszumachen, gegenüber den an der Musik orientierten Bewertungen vernachlässigbar und schon gar nicht siegentscheidend.

    Rund um diese ganzen Freundschafts-, Nachbarschafts- und Diasporawertungen stimmen die Leute nach ihrem Musikgeschmack ab und bewerten, was ihnen gefällt oder sie gut unterhält.

    Ja. Aber müssen deshalb diese ganzen Freundschafts-, Nachbarschafts- und Diasporawertungen wirklich sein? Darf man die denn nicht mit einer gewissen Berechtigung doof finden? Darf man nicht vorschlagen, sich einen Abstimmungsmodus zu überlegen, der diese Einflüsse vielleicht noch weiter abschwächt? Warum hat man denn die Juries eingeführt, wenn das alles eh kein Problem ist? Und ist eine Bewertung nach solchen Kriterien nicht auch eine Beleidigung der Künstler?

    Zum Beispiel hat Europa in diesem Jahr mit großer Konsequenz die klassische Grand-Prix-Hymne abgewählt. Portugal, Irland, Norwegen, Weißrussland landeten alle weit hinten. Ist das nicht interessant?

    Ja, das ist interessant. Und ja, ich glaube auch, dass Lena wegen ihrer Ausstrahlung und der Art ihrer Musik gewinnen konnte und dass es keine große Rolle gespielt hat, aus welchem Land sie kam. Gerade deshalb war aber auch ihr Sieg in gewisser Weise wieder vorhersehbar (sie hatte bei den Buchmachern die zweithöchste Platzierung): Wer will schon die x-te übergestylte ESC-Trällernudel sehen, wie sie sich zu pathetischen Gesten und staatstragendem Gesang von der Windmaschine anwehen lässt? Auch die verdient schlechte Platzierung Weißrusslands dürfte abgesehen von Antipathien gegenüber einer Diktatur maßgeblich auf die Überdosis Kitsch zurückzuführen sein. Und glauben Sie mir, ich freue mich wahrscheinlich noch mehr als Sie darüber, dass Ralph Siegel jetzt irgendwo in München vor sich hin grummelt, denn ich fand seine Titel durch die Bank furchtbar. Klar ist eine Lena gegenüber den Schlagerfuzzies von Siegel ein Unterschied wie Feuer und Wasser, und es ist begrüßenswert, dass sich das so deutlich im Ergebnis niedergeschlagen hat. Und ganz sicher waren die traditionellen „Cliquen“ bzw. „Connections“ zumindest in diesem Jahr nicht siegentscheidend, ganz sicher waren sie es bei vielen vorangegangenen Wettbewerben auch nicht, wie etwa bei Lordi.

    Trotzdem: Ich glaube, Sie übertreiben, wenn Sie den Leuten die Berechtigung dafür absprechen wollen, sich über nicht an der Musik orientierte Wertungen und/oder den ungerechten Auszählungsmodus zu ärgern. Natürlich ist der ESC nicht die Wahl zum Europaparlament, natürlich kann man das alles mit einer gewissen Gelassenheit betrachten. Aber wäre ich einer der Auftretenden, für die es um sehr viel Geld geht und die oft große Mühen auf sich nehmen, um beim ESC auftreten zu können, es würde mich unglaublich wurmen, wenn ein Konkurrent knapp gewonnen hätte, nur weil ein paar Expatriates mal wieder für ihre (Ex-)Heimat abstimmen mussten. Ich finde es unglaublich borniert, wenn Griechenland immer wieder für Zypern (und vice versa) abstimmt, genauso wie ich es unglaublich borniert finde, wenn deutsche Fans ins Ausland fahren, um für Deutschland abzustimmen (das soll bei Guildo Horns Auftritt ja in größerem Umfang passiert sein). Dass das nicht passieren kann, ist falsch, denn die Muster existieren, wie Sie ja auch im Kern nicht bestreiten.

    Ich habe übrigens nirgendwo behauptet, die Ergebnisse dieses Wettbewerbs seien gänzlich vorhersehbar oder würden sich dauernd wiederholen – diese Aussage bezog sich nur auf die erwähnten Muster. Ich habe ebenfalls nicht behauptet, diese Muster seien symptomatisch für den ganzen Wettbewerb oder würden maßgeblich seinen Ausgang entscheiden – vielleicht sollten Sie meine Kommentare mit etwas weniger Schaum vorm Mund lesen.

    Also: Ja, man darf Spaß an dem Wettbewerb haben, ja, man darf sich für die Sieger freuen, auch wenn beim Bewertungssystem und den Bewertungskriterien der Abstimmenden mitunter einiges im Argen liegt. Und ja, es gibt zum Glück Einflüsse, die viel dominanter sind als nationale Befindlichkeiten – wäre das nicht so, könnte man sich diesen Wettbewerb ja auch im Prinzip komplett sparen und die Leute ohne Musik gleich für die Länder abstimmen lassen. Ich denke auch, gerade dieses Jahr hat der Wettbewerb gut unterhalten und damit seinen eigentlichen Primärzweck erfüllt. Aber jetzt Hipp, Hipp, Hurra zu schreien und alle, die sich daran stören, dass es eben immer noch viel zu oft nicht um die Musik geht, als unverbesserliche Miesepeter abzuqualifizieren, scheint mir auch etwas einseitig.

  77. @Kurt: Wie ist denn Ihre Einschätzung zur Punktevergabe von Israel an Russland. Hat Russland die 10 Punkte bekommen weil (wie von Peter Urban behauptet) in Israel viele Exilrussen leben, oder etwa doch weil sich die Songs beider Länder gleich anhören und der Musikgeschmack in beiden Ländern ähnlich ist?

  78. @kurt: Sie verkennen, dass schon die Idee des Grand Prix, Nationen um die Wette zu singen und das Publikum entscheiden zu lassen, einigermaßen absurd ist. Es geht nicht darum, mit möglichst wissenschaftlicher Genauigkeit dafür zu sorgen, dass das beste Lied gewinnt. (Mal abgesehen davon, dass sich das gerade nicht messen ließe.)

    Wenn die Griechen immer für Zypern stimmen und umgekehrt, ist das kein Fehler im System des Grand Prix, sondern sein Prinzip. Erstens weil es Ausdruck dessen ist, dass die beiden Länder befreundet sind, kulturell verwandt, vermutlich mit sich überschneidenden Mediensystemen (wasweißich), das heißt: Wenn die Griechen Zypern immer 12 Punkte geben wollen, dann dürfen sie das tun, weil sie es wollen. Und zweitens weil genau durch diese Muster, die man erkennt oder zu erkennen glaubt und die trotzdem nicht den Gewinner bestimmen, einen wesentlichen Reiz der Veranstaltung ausmachen. Wurde der Grand Prix langweiliger dadurch, dass es früher so selten Punkte von der Österreichischen Jury für Deutschland gab? Nein, im Gegenteil: interessanter. Man konnte sich darauf freuen, darüber ärgern, darüber reden.

    Und trotzdem ist es wahnsinnig schwer, vorherzusagen, wer gewinnt. Und trotzdem scheint es jedes Jahr wieder ein relativ eindeutiges Urteil von Island bis in den Kaukasus zu geben, darüber, was den Menschen gefällt. Und wenn gerade sich alle einig sind, dass nur gewinnt, wer die größte Show macht, mit Windmaschine, Pyro-Effekten und Tänzern, die den 7-fachen eingesprungenen Rittberger können, gewinnt ein Mädchen, weil es auf all das verzichtet und mit ihrer Natürlichkeit verzaubert.

    Das ist der Grand Prix. Eine Veranstaltung, die in ungefähr jeder Hinsicht irrational ist, bis hin zu der abwegigen Idee, jedem teilnehmenden Land denselben Einfluss zu geben. Da ist das kleine Andorra (wenn es teilnimmt) so mächtig wie das große Russland, ganz anders als in der „richtigen“ Welt.

    Genau das ist kein Fehler im System; das ist es, was den Reiz der Show ausmacht.

    (Und kann es sein, dass Sie Ihre ganzen langweiligen und endlos ausufernden Thesen, wie man den Grand Prix interessanter und gerechter machen müsste, schon letztes Jahr in dieses Blog gekippt haben? Und vorletztes? Und das davor?)

  79. Kurt,

    ein Nebensatz in ihrem doch ziemlich langen Schreiben an Stefan Niggemeier blieb bei mir hängen:

    „…weil Sie im Gegensatz zu mir eher unbeschwert Spaß an dem Wettbewerb haben wollen…“

    Ich glaube, Sie sollten sich im Leben nicht so sehr beschweren.

    Ich habe in den vergangenen Jahren nur sehr selten und eher auszugsweise den Contest geschaut. Ich habe mich anfangs auch nicht sonderlich für das Raabsche Casting interessiert. Erst die „ultimative Lobhudelei“ des Stefan N. hier hat mich neugierig gemacht. Und dafür herzlichen Dank, ansonsten hätte ich wirklich etwas verpasst. Das Osloblog fand ich sehr erfrischend.

    An diesem Sonntag sah ich hier in Köln viel mehr Menschen als sonst mit einem leichten Lächeln spazieren.

    Und irgendwie passen dazu nun weder Verschwörungstheorien noch, werter Kurt, vermeintliche Demokratie-Defizit-Debatten.

  80. England ist leider der heimliche Gewinner, hat die Siegerin doch englisch gesungen. Ich sage es wirklich ungerne. England!

    Ich finde, wer nicht in Landessprache singt, der soll disqualifiziert werden. Und Dopingtests soll es auch geben.

  81. Darf man die geheimen Pläne von Stefan Raab jetzt schon enthüllen? Nachdem ich mal eine Nacht drüber geschlafen habe: ich will es nicht RTL und Bild überlassen. Die Wahrheit muss ans Licht. Welche Hintergedanken hatte Raab, als er ankündigte, dass Lena nächstes Jahr wieder antreten soll?

    Ganz klar, Lena wird nicht mit einer Solo-Nummer antreten, sondern:

    Plan A: im Duett mit Alexander Rybak. Die Kombination ist so naheliegend, dass sie fast schon langweilig ist. Etwas verrückter ist dagegen

    Plan B: Lena mit maNga in einer Rocknummer. Fragt sich allerdings, wie man die überzeugt, auf Pyrotechnik zu verzichten. Vielleicht mit der Alternative

    Plan C: die „osmanische Lösung“, also Lena mit maNga *und* griechischer Beteiligung. Je 12 Punkte aus der Türkei, Griechenland und Zypern wären schon mal sicher. Und ganz nebenbei würde der ESC zur Aussöhnung zwischen Erzfeinden beitragen.

    Plan D brächte den Pop nach England zurück: eine deutsch-englische Co-Produktion. Wäre doch gelacht, wenn Raab keinen geeigneten Song hinbekommen würde. Fehlt nur noch

    Plan E, eine Balkan-Nummer. Auch wenn die Ost-Mafia sich als Mythos herausgestellt hat: auch in die Richtung könnte man sich Gedanken machen. Warum sollte Lena nicht mit modernem Balkan-Pop was Vernünftiges hinkriegen?

  82. @131: Wie wäre es denn mit einer Armenien-Aserbaidschan-Türkei-Versöhnungsnummer mit Eva Rivas, maNga und Safura?

    Armenien und Aserbaidschan sind Nachbarländer, geben sich aber keine Punkte! Skandal! Da muss doch mal was getan werden!

    Ich für meinen Teil hatte Samstag Spaß. Ein deutscher Sieg ist ein unerwarteter Bonus, aber ich hatte auch schon 1997 Freude an der Veranstaltung, und das ist seitdem eher schlimmer geworden. ;)

  83. @Twipsy: Man muss nicht jeden Witz aufsammeln, der irgendwo im Dreck auf der Straße rumliegt.

  84. @128/SvenR: Haste gut gemacht. Wenn Outlook funktioniert, kriegste nächstes Jahr an entsprechender Stelle einen herzlichen Gruß mit Bitte für eine neue Prognose…

    @Hausherr: habe mich über Dein Lenglisch schlappgelacht. …Oi boot nu ounderweer thai bluu…

  85. @palosalto: Ich weiß nicht, wie Sie auf „Lenglisch“ gekommen sind, aber das ist mein neues Lieblingswort.

  86. @136: Ich bin, ohne jetzt redundantisch semant sein zu wollen, ausgesprochen sprachvirtuos!

  87. @Ommelbommel #144: Coy und aste geht doch auch nicht. Menno! Und mein „@“ geht doch noch.

    Hihi.

  88. Wenn die Mamma mit dem Klamma-
    @ffen Pastadobbel tanzt,
    Wenn der Ommel mit dem Bommel
    Blödsinn in das World-Web stanzt,
    Wenn SvenR vom P pefreit
    sich hinter seiner Maus verschanzt,
    Dann ist dieser Thread zu Ende.
    Ich hab mich total verfranzt.

  89. @SvenR: Im Notfall „Alt“ gedrückt halten und auf dem Ziffernblock 0,0,8,0 bzw. 0,1,1,2 tippen. Damit kann man sich behelfen solange die Tastatur noch nicht vom gröbsten Unrat befreit ist.

    PS: Klammeraffe ist natürlich 0,0,6,4

  90. @Stefan N., #126:

    Wenn die Griechen immer für Zypern stimmen und umgekehrt, ist das kein Fehler im System des Grand Prix, sondern sein Prinzip.

    Also so ganz verstehe ich Sie nicht: Zuerst mokieren Sie sich über Kritiker, die sich über das gegenseitige Zuschanzen von Stimmen beschweren, mit dem Argument, das alles sei doch gar nicht so wesentlich für den Wettbewerb und schon gar nicht relevant für das Endergebnis. Und jetzt erheben Sie ein, wenn ich das so sagen darf, vermutlich von den ESC-Veranstaltern doch eher ungern gesehenes Abstimmungsverhalten sogar zum Prinzip des Wettbewerbs. Was denn nun? Erst existieren die „Garantiestimmen“ für Sie gar nicht, dann existieren sie zwar, sind aber vernachlässigbar, und jetzt sollen sie sogar eine Art Feature des ESC sein und „einen wesentlichen Reiz der Veranstaltung“ ausmachen?

    Allerdings: Sie könnten recht haben, dass ein gerechter Wettbewerb auch ein langweiliger Wettbewerb wäre. Die Polemiken eines Henryk Broder etwa sind ja auch gerade deshalb unterhaltsam, weil sie mitunter doch recht einseitig sind. Wer verlangt, dass es überall differenziert und gerecht zugeht, der langweilt.

    Ich schlage vor, Sie regen an, dass nach dem Zufallsprinzip einer der auftretenden Schlagerbarden bei der nächsten Show auf Knopfdruck während der Darbietung durch eine Falltür in ein vorbereitetes Wasserbecken fällt, wobei im Hintergrund Furzgeräusche erklingen. Das wäre bestimmt noch viel unterhaltsamer und könnte das Interesse von RTL an einer Übertragung und Finanzierung sicher deutlich erhöhen. Bei Jauchs Rateshow könnte man den Unterhaltungswert dadurch steigern, dass ab und zu ein Teilnehmer rausfliegt, obwohl er richtig geraten hat – einfach so, weil es so lustig ist, wenn sich jemand ärgert. Ich meine, hey, das ist ne Show! Wer bei dem Wort „Wettbewerb“ an gerechte Teilnahmebedingungen und Fairness denkt, ist ein Idiot wie die, die langweilige und endlos ausufernde Thesen in Blogs abkippen, statt einfach mal zünftig ihren Spaß daran zu haben, wie Künstler und Zuschauer verarscht werden.

    Aber ich hab schon kapiert, dass ich Ihnen mit meinen Einlassungen nur den Spaß verderbe. Ich hör ja auch schon auf. Nur dass jemand wie Sie, der seine Brötchen damit verdient, akribische, detaillierte und mitunter recht scharfe Kritik zu üben, so dünnhäutig reagiert, wenn jemand anders das mit seinem „Baby“ tut, finde ich etwas befremdlich.

  91. @133 -155:
    Endlich mal wieder ein paar sinnvolle Kommentare hier.

    Hoffentlich hat der dominus sich bald mal genug erholt.

  92. War Joggen und hab noch etwas gebastelt.

    Wenn die Mama mit dem Klamma-
    @ffen copy-paste betreibt,
    Wenn der Ommel seinen Bommel
    Mal als Zauberstab bereibt,
    Wenn SvenR vom P befreit
    Nur noch „null null achtzig“ schreibt,
    Wenn Herr Green im Kölner Süden
    Einen eignen Blog betreibt,

    Dann herrscht große Langeweile.
    Niemand weiß, wo „Nigge“ bleibt.

    @BlueKO: Führende Nullen sind nicht notwendig.
    (zumindest beim Feuerfuchs)

  93. Hey polyphem, ich hab gehört in der BRD ist noch eine Spitzenposition frei. In Reimen erträgt sich die Finanzkrise doch schon viel besser.

  94. @polyphem: Wie soll ich das bitte verstehen?
    @kurt: Wo sehen Sie genau den Widerspruch zwischen „gehört dazu“ und „ist nicht wichtig für das Endergebnis“? Cheerleader gehören auch zum Basketball.
    Und finden Sie nicht, dass das tatsächlich Spielverderberei ist bei einem Schönheitswettbewerb, über den sich zwei Wochen später niemand außer der Siegernation mehr unterhält, so etwas wie standardisierte Kriterien einer Bewertung zu fordern? Bis auf die Ralph Siegels dieser Welt scheinen doch alle eine gute Zeit zu haben bei einem bombastisch inszenierten, gemeinsamen Konzert. Die ersten drei gehen dann mit geschwollener Brust nach Hause und den letzten fünf ist es peinlich, dass sie so schlecht angekommen sind.
    Was wäre Ihrer Meinung nach angebracht, wenn die Bad Zypernhausener nächstes Jahr dann das griechische Lied tatsächlich gut finden, zum Beispiel, weil sie den Text in griechischer Sprache mögen oder sowas abwegiges? Wird dann ein Geschmackssonderantragsformular ausgefüllt, um eine einstweilige Verfügung über zwölf Ausnahmepunkte zu erwirken, oder muss dann der Lügendetektor ran?
    Bis auf die ganz schlechten Verlierer wird jeder anerkennen, dass jede Delegation diesen Wettbewerb gewinnen kann, wenn das Lied gut genug ist. Und je besser man ist, desto weniger entscheiden scheinbar vorher festgelegte Punkte über die Platzierung.

  95. (Bei diesen endlosen Diskussionen fühle ich mich wieder wie damals 2006, ich wusste gar nicht mehr, wie sich das anfühlt. Hach, die Nostalgie.)

  96. @Stefan

    Ich bin mir nicht ganz sicher, ob irgend jemand noch auf Kommentar 158 guckt, aber trotzdem:

    Eine abschließende Bemerkung zu Lenas Englisch

    Mitte der 70er Jahre wohnte ich mit meinen Eltern in einer kleinen Garnisonsstadt in der Heide. Damals waren wir noch geteilt und die BRD „besetzt“. Also gab es auch eine Kaserne, in der englische Soldaten stationiert waren. Ich weiß nicht wie es heute ist, aber damals waren die „Limeys“ echtes Kanonenfutter, 3 Monate HongKong, 6 Monate Deutschland, 3 Monate Irland.

    Die Jungs kamen von überall her aus ganz Great Britain. Oxford-Englisch sprach von denen keiner.

    Weil ich mich mit meinen 157 cm und 48 kg ein paar Mal in die durch Sprachschwierigkeiten verursachten Kneipenprügeleien zwischen englischen und deutschen Soldaten geworfen hatte, war ich bei beiden Gruppen als eine Art Dolmetscher anerkannt.

    Zu der Zeit habe ich ein ganz schönes Kauderwelsch gesprochen, dass aus Cockney, ein bisschen Schottisch und dem Amerikanisch meines Oberstufenlehrers bestand.

    Wenn ich Lena höre, geht mir das Herz auf.

    Ich muss dann immer an meinen besten Kumpel Skip denken, der jetzt genauso ein alter Knochen sein müsste wie ich, aber leider 1975 in Londonderry erschossen wurde.

    Oxford-Englisch spreche ich erst, seitdem meine Kinder Englisch lernen.

    Ach ja, Spanisch habe ich bei einer Mexikanerin gelernt, spreche mit kanarischem Einschlag. Mein Sohn hat in der Schule Kastilian gelernt, klingt völlig anders.

  97. @Ommelbommel # 156: Gar nicht. das ist nur Dada eines westfälischen Langeweilers aus Osnabrück. :-)

    @Petra: Die britischen Offiziere in der Garnisonsstadt OS haben uns in den 60er und 70er Jahren die schönsten Mädchen ausgespannt. Das waren tolle Kerle. Noch früher, Anfang der 1950er Jahre versorgten uns die britischen Soldaten, wenn sie im „Camp“ zelteten, mit wunderbaren englischen Drops und Cadburry-Schokolade. Dafür versorgten wir den Küchenbullen mit nestwarmen Hühnereiern.

    Und ich habe an diesen Soldaten mein erstes Schulenglisch „ausprobiert“. Passt das jetzt noch zum Thema?

  98. Da fällt mir ein wie uns damals ganz stinknormale Steckrüben durch den harten Winter 1916/1917 gerettet haben. Ich finde dass in diesem Blog Steckrüben viel zu wenig beachtet werden! Keine Treffer Nichts gefunden. Dass sich das ein A-Blogger in Deutschland traut ist glattweg unverschämt! Da kann Herr Niggemeier noch so lustige Videos produzieren, aber hier hört der Spaß auf.

  99. @ polyphem
    Apropos Steckrüben, Cadburry-Schokolade und Westfalen. Vielleicht können Sie mir ja weiterhelfen, wenn Sie daher kommen. Seit geraumer Zeit frage ich mich ja, was eigentlich eine „Nigge“ ist (eine Ziege oder doch ein Schaft?) – hinter meiner Sprachgrenze gibt es das Wort nämlich nicht.

  100. @Ommelbommel, #156:

    Wo sehen Sie genau den Widerspruch zwischen „gehört dazu” und „ist nicht wichtig für das Endergebnis”? Cheerleader gehören auch zum Basketball.

    Die Analogie ist falsch. Cheerleader sind nicht nur „nicht wichtig“ für das Endergebnis, sie nehmen exakt Null Einfluss darauf, weil nämlich nicht spielentscheidend ist, wie gut die Cheerleader ankamen, sondern wie die Spieler gespielt haben.

    Natürlich sind auch die Garantiepunkte wichtig für das Endergebnis, jede Wertung zählt für das Endergebnis. 10+x Punkte aus Deutschland für können genauso gut den Unterschied zwischen Sieger und Verlierer bedeuten wie eine entsprechende Punktwertung, die sich tatsächlich auf die Musik bezog (was wir in diesem Beispiel wohl getrost als abwegig betrachten können).

    Entweder es gibt die Garantiepunkte nicht, dann gehören sie nicht dazu und sind auch nicht wichtig für das Endergebnis. Oder sie „gehören dazu“, dann gibt es sie, und natürlich sind sie dann automatisch auch relevant für das Endergebnis. Es wird bei der Bewertung nämlich nicht jeweils zweimal abgestimmt („Bitte hier für nationale Sympathiepunkte und nochmal hier für den musikalischen Beitrag“), sondern einmal. Man kann nicht so tun, als seien die Punkteschiebereien einerseits ein witziger, unterhaltsamer Beitrag zum Wettbewerb, spielten aber andererseits keine Rolle für die Platzierungen.

    Und finden Sie nicht, dass das tatsächlich Spielverderberei ist bei einem Schönheitswettbewerb, über den sich zwei Wochen später niemand außer der Siegernation mehr unterhält, so etwas wie standardisierte Kriterien einer Bewertung zu fordern?

    Ich würde nicht bei einem Wettbewerb mitmachen, bei dem ein beachtlicher Störfaktor als „interessant machendes Element“ betrachtet wird, der meine eigene Leistung vollkommen entwerten kann. Natürlich ist Musikgeschmack subjektiv, aber ich finde ganz schlicht, bei einem Musikwettbewerb haben alle Teilnehmer das Recht, nach dem subjektiven Musikgeschmack der Zuschauer und nicht nach ihrer Nationalität bewertet zu werden. Dass das beim ESC niemand als Problem sähe, ist im übrigen sachlich falsch, gerade deshalb wurden doch die Juries eingeführt, die natürlich angehalten sind, eben gerade nicht nach nationaler Sympathie zu entscheiden.

    Was an Garantiepunkten nun den Wettbewerb „interessanter“ machen soll, ist mir unklar. Sie definieren sich doch gerade dadurch, dass sie konstant bleiben. Wenn aus Deutschland normalerweise 10-12 Punkte für die Türkei kämen, aber bei einem verdammt guten Auftritt etwa eines kroatischen Musikers plötzlich nur 4 und dafür 6 für Kroatien, dann wäre das interessant. Tatsächlich aber scheint es ein paar Bindungen zu geben (wie eben auch die genannte), die so fest sind, dass sie von der Musik überhaupt nicht beeinflusst werden. Und wenn die Punktwertungen wirklich komplett unabhängig von der Musik konstant bleiben, ist das das Gegenteil von interessant, nämlich total vorhersehbar. Das war in der Vergangenheit zwar längst nicht bei allen „Connections“ der Fall, bei einigen jedoch schon.

    Dass der Wettbewerb als solcher insgesamt wenig Bedeutung hat, ist doch kein Argument dafür, dass es egal ist, wie er gestaltet wird. Das wäre ungefähr so, als würde man bei einem Hundezüchterwettbewerb plötzlich direkt vor der Siegerehrung den Zweit- und Drittplatzierten vertauschen mit dem Argument, darüber könne sich doch keiner so wirklich aufregen, solange in Afrika Kinder verhungern, und außerdem seien Bewertungen bei so einem Wettbewerb prinzipiell subjektiv, also könne man auch einfach mal willkürlich herumpfuschen. Ja klar, natürlich gibt es Wichtigeres. Aber deshalb darf der Hundezüchter doch trotzdem erwarten, dass es fair zugeht.

    Ich kritisiere doch gar nicht Stefans Haltung zu dem ESC, die ich gut nachvollziehen kann. (Bei einer Feier zu einem deutschen WM-Sieg wäre es wohl doof, wenn man sich detailliert Gedanken darüber machen würde, wer von den deutschen Spielern wohl was gedopt hat und ob Schiedsrichter geschmiert wurden.)

    Nur kann man das eben schlecht argumentativ begründen, wie er es tut: Gehört zwar irgendwie dazu, ist aber trotzdem irgendwie egal. Macht den Wettbewerb interessanter, wo doch schon rein mathematisch anzunehmen ist, dass es ihn prinzipiell vorhersehbarer machen muss („Muster“ bedeutet Regelmäßigkeiten, und jede Regelmäßigkeit erhöht die Vorhersagbarkeit, das muss schon ganz abstrakt so sein; deshalb sind gute Verschlüsselungsalgorithmen z.B. gerade die, deren Ausgabe möglichst hohe Entropie aufweist).

    Wird dann ein Geschmackssonderantragsformular ausgefüllt, um eine einstweilige Verfügung über zwölf Ausnahmepunkte zu erwirken, oder muss dann der Lügendetektor ran?

    Natürlich wäre es übertrieben, sich ein fein ziseliertes Regelwerk auszudenken. Aber warum zum Beispiel setzt man nicht einfach ausschließlich auf Juries? Das hat man meines Wissens in der ESC/GP-Geschichte schonmal gemacht, und es hat dem Wettbewerb nicht unbedingt geschadet.

    Bis auf die ganz schlechten Verlierer wird jeder anerkennen, dass jede Delegation diesen Wettbewerb gewinnen kann, wenn das Lied gut genug ist.

    Ja, aber manche eben leichter als andere. Und ich finde einfach, dass es ein schlechtes Argument ist, das damit zu rechtfertigen, dass es so viel lustiger und bunter und interessanter sei und man den ganzen Wettbewerb sowieso nicht so ernst nehmen solle und Mäkelei daran kleinkariert und langweilig sei, und so weiter. Jeder Wettbewerb, auch ein Kaninchenzüchterwettbewerb in Wanne-Eickel, nimmt für sich in Anspruch, fair zu sein und gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer zu bieten. Wenn der ESC diesen Anspruch nicht hätte, hätte er die Juries nicht als Teilbewertung wieder eingeführt. Und dass die Veranstaltung so, wie sie ist, funktioniert, sollte nicht als Begründung dafür herhalten müssen, dass man sie nicht mehr verbessern könne oder gar dürfe.

  101. @kurt:
    „Aber warum zum Beispiel setzt man nicht einfach ausschließlich auf Juries? Das hat man meines Wissens in der ESC/GP-Geschichte schonmal gemacht, und es hat dem Wettbewerb nicht unbedingt geschadet.“

    Ja, das hat man lange Zeit gemacht, und auch damals gab es bereits Diskussionen über Sym- und Antipathiewertungen. So what?
    Der Unterschied zwischen Jury und Telefonvoting liegt nicht in fair oder unfair, sondern darin, ob man eher handwerkliche Qualität oder lieber Massentauglichkeit honorieren möchte.
    Die derzeitige 50/50-Mischung erscheint mir vernünftig.

  102. Gniiihihi. Harte Zeiten.
    Ein westfälicher Langweiler aus OS soll Bundespräser werden und der Sohn eines cadbury- Offiziers soll MP von lower saxonia werden.
    ROFL.

  103. @168: Ausschließlich Jurys, ja? Der ESC wäre Mitte der 90er beinahe gestorben, weil alle Teilnehmer (inklusive der gerade erst dazu gestoßenen Osteuropäer, und in vielen Jahren gerade die) den immer gleichen Balladensülz zum Wettbewerb geschickt haben, in der (durchaus berechtigten) Annahme, damit bei den Jurys anzukommen (man schaue sich die Siegertitel ab 1992 bis 1996 an).

    Tendenzen zu immer gleichen Langweilerballaden hatte auch dieser Jahrgang (Georgien, Irland, Norwegen, Russland, Israel), insofern wäre das eine ganz schlechte Idee. Und die Griechenland-Zypern-Mafia funktionierte auch zu „seligen“ Juryzeiten nahezu perfekt, ebenso wie die Skandinavien-Connection (seltsamerweise mit Ausnahme von Norwegen) oder die Balkanbruderschaft.

    Natürlich ließe der ESC sich fairer gestalten, aber das ist ein Drahtseilakt. Zu fair hieße beliebig – wenn es nur um die Lieder ginge, könnte man das Ganze auch im Radio senden. Fernsehen als Medium funktioniert aber nun mal anders, und der visuelle respektive Show-Aspekt gehört dazu. So kann auch Durchschnittsware ganz oben landen – ebenso wie gute Lieder durch einen schlechten Auftritt in den Keller fallen (Norwegen 1981, anyone? Oder Großbritannien 2003?). Das Ziel des Stimmsystems ist es nicht, Nachbarschafts- und Diasporavoting komplett loszuwerden (das ist nicht möglich), sondern den Effekt zu minimieren. Ja, Zypern hat auch dieses Jahr wieder die obligatorischen 12 Punkte aus Griechenland bekommen – aber sonst fast nichts. Ja, Serbien schob seine 12 an Bosnien und umgekehrt – aber aus beiden Ländern gingen eben auch Punkte an Deutschland, Belgien und andere „unerwartete“ Kandidaten. So gehört das. Es ist nicht perfekt, aber besser als das Juryelend Mitte der 90er, und (sofern sich das schon sagen lässt) besser als das reine Televoting-Elend Mitte des letzten Jahrzehnts.

  104. @172: Cry Baby ist auf Platte ein sehr brauchbarer Eurodance-Schlager, der durch eine wirklich abgründig miese Performance (angeblich hatten die Briten in Riga keine Ohrmonitore. Wie unprofessionell kann man sein?) verdient tief fiel. Mein Lieblings-Gegenbeispiel: Irland 2007. Das Lied klang auf Platte ebenso entsetzlich schräg wie auf der Bühne. Wo die fünf Punkte aus Albanien herkamen, ist mir ein Rätsel – das wäre mal ein verdienter Nulpointer gewesen.

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