Carolin Emcke spricht am kommenden Sonntag im „Streitraum“ der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin mit dem Frankfurter Pädagogik-Professor Micha Brumlik, dem NDR-Journalisten Kuno Haberbusch, dem Chef der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger und mir über:
„Öffentlichkeit und Vertrauen — wie viel Zweifel an unseren Medien brauchen wir?“
Die Krise stellt zur Zeit alles auf den Prüfstand: unsere Vorstellung von Kapitalismus, von Bildung, von Arbeit, von Globalisierung — nur die Öffentlichkeit selbst, das Instrument, mit dem wir uns als Gesellschaft über uns selbst verständigen, mit dem wir uns über unsere Werte und Konflikte auseinandersetzen, bleibt seltsam ausgenommen. Warum? Taugen unsere Medien eigentlich noch, diese dringend anstehenden Diskussionen zu führen? Gibt es eine Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus, der nicht nur den Journalismus beschädigt, sondern auch unsere Fähigkeit, uns kritisch mit uns selbst auseinander zu setzen? Führt die Entwicklung des Internets zu einer größeren kritischen Distanz und partizipativer Lebendigkeit der Diskussion oder nur zu einer Fragmentisierung und Individualisierung der Gesellschaft? Was ist der Ort für soziales Lernen oder politische Bildung – das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das Internet, das Klassenzimmer? Wieviel Selbstkritik ertragen die Medien selbst?
Ist die „Schaubähne“ eine Schaubühne? Oder ist’s vielleicht ein schwäbisches Schaubähnle? ;)
Also meine Vorstellung von Kapitalismus hat die Krise jetzt nicht auf den Prüfstand gestellt.
Ich hoffe, bei der Bandbreite der Diskussionspunkte kommt auch ein Sinvolles Gespräch heraus.
Die aktuelle Jugend, Information u (Multi-)Media Informationen zum Medienumgang von 12 – 19 Jährigen JIM-Studie 2008. zeigt auf, dass gerade junge Menschen das Internet mehr nutzen als andere Medien. Daher sehe ich gerade für die heranwachsende Generationen das Fernsehen als Zentrum der Meinungsbildung nicht mehr. Sie zeigt auch das bekannte Prinzip, dass Menschen soziale Wesen sind und kommunizieren wollen (siehe Handy).
Persönlich sehe ich diese Tendenz als sehr positiv an, da der Schritt weg geht vom passiven, konsumierenden Bürger hin zum aktiv, partizipierten Mitgestalter der Gesellschaft. Heutzutage sind Menschen nicht nur besser gebildet, sie kommen an Informationen über das Internet direkt und schnell heran und besitzen über viel mehr Medienkompetenzen, wie es sicherlich den meisten Meinungsmachern lieb ist.
Für den Journalismus stellt dies eine besonders hohe Anforderung und auch Chance dar. Wurde er früher oft als Mediales Rohr von „Gesellschaftslenkern“ benutzt, fällt dies interessierten, medienkritischen Menschen heutzutage einfach auf. Ihrer Kritik können sich über die Jahre hinweg nur Journalisten stellen und standhalten, die sich auf die Stärken des Journalismus konzentrieren. Zum Unterhalten braucht man keinen Journalisten, das können Künstler viel besser – zum Übermitteln von wahrhaftigen Informationen hingegen schon!
Und noch etwas, was mir immer wieder auffällt: Seit wann sind Soziale Netzwerke denn primäre, journalistische Medien? Das ist doch nur Nebengeplänkel. Journalisten sind ja auch früher nicht zu beliebigen Kaffeekränzchen oder Stammtischen erschienen um ihre Artikel zu publizieren. Soziale Netzwerke automatisch mit Journalismus gleichzusetzen ist für mich ein weiteres Beispiel, warum das Ansehen immer weiter den Bach herunter geht und der Berufsstand in vielen Köpfen nur noch als platte Meinungsmache gesehen wird:
Boulevard ist zwar Journalismus, aber Journalismus ist nicht Boulevard!
Jedoch musste ich gerade an mir selber mal wieder feststellen, dass es eindeutig einfacher ist sich auf triviale Themen zu konzentrieren, als auf wichtige Diskussionen. Wenn mir das passiert, dann anderen sicherlich auch.
Daher wünsche ich allen Beteiligten viel Erfolg und eine gute Diskussion.
Noch ein Hinweis: Kapitel 7. der Studie (ab Seite 22) geht nur über das Thema Glaubwürdigkeit.