Die gute Bildergalerie

Das Furchtbare an den Bildergalerien der Online-Medien ist ja nicht die Bildergalerie an sich, sondern die Tatsache, dass da einfach wahllos sämtliches verfügbares Material ausgekippt wird — bei Extrem-Klickmaschinen wie sueddeutsche.de* gerne auch ohne Zusammenhang zum Text.

Dass es anders geht, zeigt „Focus Online“ mit einer Galerie aus grandiosen Schwarz-Weiß-Fotos, die Fabian Mohr beim CSU-Parteitag gemacht hat.

*) Lesenwert dazu: Thomas Mrazeks Artikel „Qualitätsjournalismus nach sueddeutsche.de-Art“ in der Zeitschrift „Berliner Journalisten“ [pdf]

33 Replies to “Die gute Bildergalerie”

  1. Auch auf die Gefahr hin, wieder als arschkriechender Schleimer verunglimpft zu werden: Die sind wirklich unglaublich gut, die Fotos. Richtige kleine Kunstwerke. Da ich normalerweise Focus-Online nicht lese, bedanke ich mich für’s darauf hinweisen.

    Frei nach Thomas Hoof: Es gibt sie also noch, die guten Dinge.

  2. Ebenfalls Danke für den Hinweis. Sind wirlich selten solche Fotos in Nachrichten Medien. SW kommt ja sonst eh nur im Zusammenhang mit Trauer vor wie es scheint. Gerade mit der SW-Fotografie kommt der Bildinhalt erst richtig zur Geltung. Sollten sich andere wirklich mal ein Beispiel nehmen.

  3. Zu den wirklich tollen Fotos noch dieser eine Satz aus seinem Blog: Die unfassbare Provinzialität, mit der die Partei einen harmlosen, bunten Vogel wie Gabriele Pauli niedermacht. Kein Stil, kein Witz.

    Das ersetzt seitenlange Artikel.

  4. Das ist die Art Fotos, die im Spiegel so sehr wirken. Ich hätte ja nicht gedacht, dass das Tortengrafiken-Statistik-Blatt so etwas auch verwendet.

    (um es genauer zu erklären: ich lese den Fokus nicht, weil in den frühen Jahren immer gerne Tortengrafiken verwendet wurden, in denen das Viertel, was dem Autor wichtig war, zum Leser hin zeigte und deshalb größer wirkte als die Viertel rechts und links. Heute bin ich ja mittlerweile so weit, dass ich die Fehler im Spiegel im Text finde und sauer sein kann, aber dafür hat’s dann doch 10 Jahre gebraucht)…

  5. die bilder sind gut und gegenüber dem rest der üblicherweise offerierten bildergalerien tatsächlich positiv aus dem rahmen fallend, nur für ‚grandios‘ halte ich sie jetzt nicht (das wird ein bild nicht automatisch dadurch, dass man versucht, mittels sw auf ‚kunst‘ zu machen).

  6. Mein erstes Ich: Ist halt ne Bildreportage. Kriegt man, wenn man einen Bildreporter engagiert.

    Mein zweites: Aber ne ziemlich gute.

    Zaungast: „Focus online“ zeigt, wie man’s macht. Ist mir schon mehrfach aufgefallen – „despite myself“.

  7. Auf die Gefahr hin, als Klugscheißer abgestempelt zu werden: den Link zur Bilderserie hast du nach meiner Meinung falsch im Text platziert, Stefan. Nicht „Focus Online“ gehört verlinkt, sondern „einer Galerie aus grandiosen Schwarz-Weiß-Fotos“.

    Wenn ich einen Link auf den Worten „Focus Online“ sehe, erwarte ich einen Link zur Focus-Homepage. Da ich da nicht hin will, zögere ich mit dem Klick und suche nach dem direkten Link zu den Fotos. Wenn ich den nicht finde, gehe ich zurück zum „Focus Online“-Link und sehe in der Statuszeile, dass der in der Tat direkt dorthin führt.

    Ist natürlich auch kein Drama, aber ich wollte es mal gesagt haben.

  8. Welchen Gefahren man sich im Alltag immer wieder aussetzt, wir sind schon Helden, der Herr Begemann – der Recht hat – und ich…

    *g*

  9. Ich denke an eine Zeit, da die Bilder von den Wörtern genommen, also noch im Kopf gemacht wurden. Geistesblitze. Kopflicht. Die Arbeit des Denkens. Oder die Freude an jenen kürzesten, im Gehirn zündenden Nachrichtengeschichten des Felix Feneon. No. 81, beispielsweise : „Mit einem Rattenschwanz versehen und zur Täuschung mit feinem Grus gefüllt, wurde ein Zylinder aus Weißblech in der Rue de l’Quest gefunden.“ Nichts weiter.

  10. Die Qualität der Bilder kann ich als Foto-Laie nur begrenzt beurteilen. Was mir aber aufgefallen ist, sind die intelligenten Bildtexte, die diesem Werk zusammen mit den ungewöhnlichen Blickwinkeln der Fotos seinen Reiz verleihen (finde ich).

  11. @9: Hinzu kommt, dass Herr Niggemeier in fahrlässiger Weise auch die umschließenden Anführungszeichen mit dem Link hinterlegt hat, was gleichermaßen verwirrend ist. Die verlinkte Seite weist nämlich im Titel gar keine Anführungszeichen auf – diese sind eine eigenmächtige Ergänzung von Herrn Niggemeier.

  12. @ 14: Der Link lautet völlig richtig: <a href=“http://www.focus.de/politik/deutschland/stoiber/csu-parteitag_did_17297.html“>„Focus Online”</a>.
    Entscheidend ist, was innerhalb von <a href=&q2uot; … "> steht.

  13. Ja, sorry, die sind kaputt. Mein altes Ironie-Tag-Plugin ist nicht kompatibel mit der neuen WordPress-Version, was seit Wochen schon nix als Ärger macht.

  14. Immer diese verdammten Ironietags…
    Aber nicht zu oft im Internet benutzen, das Wort, sonst muss es bald bei Callactive-Sendungen erraten werden :D

  15. Beeindruckende Fotos.

    Jedoch etwas suggestiv – die Realität eines Parteitags und der Stimmung vor Ort wird damit meiner Meinung nach nicht eingefangen.

    Das (Parteitag) ist doch eher eine Messe der Behaglichkeit, Bauchpinselei und der Langeweile – ungeachtet der Motive, die sich bei Fotografen in den Vordergrund schieben.

  16. Ach, so war’s also gewesen: historisch, denkschwer, im Zentrum des Ganzen.
    Das drücken doch die Bilder aus, oder? Ich habe im Fernsehen irgendwie eine andere Veranstaltung gesehen. Den ‚üblichen Zirkus‘ halt.
    Hut ab vor dem Fotografen, der versteht sein Handwerk. Diesen Parteitag spiegeln die Bilder für mich aber überhaupt nicht.

  17. @ Limited, grey23: Kurz zu diesem Parteitag – ich kann nicht sagen, wie er im Fernsehen „gewirkt“ hat, weil ich ihn dort nicht oder nur später in kleinen Fragmenten gesehen habe. Aber von etwa 20 Parteitagen, die ich bisher besucht habe, gehörte dieser zu den ungewöhnlichsten. Nicht so sehr, was die Reden und die „großen Auftritte“ angeht, sondern das Drumrum, wie sich die Leute im Kleinen verhalten haben. Dazu muss man sagen – die CSU tut sich schwer, wenn mal was passiert, was nichts ins gewohnte Schema passt, entsprechend unsouverän und verspannt war die Atmosphäre zum Teil. Erheblicher Kontrast z.B. zu den Grünen, wo Parteitage schnell unkalkulierbare Eigendynamik bekommen, aber alle relativ routiniert damit umgehen, weil sie es halt kennen (und auch hochhalten).

    Dass die Bilder suggestiv wirken – da kann man gern drüber diskutieren. Kann ich selber auch schwer was zu sagen, muss jeder entscheiden, ob er die Bilder fair bzw. authentisch findet oder suggestiv. Sie sind eigentlich mit dem Gegenteil im Kopf entstanden – mit der festen Absicht, die Atmo einzufangen, die wirklich da ist (das ist nicht so esoterisch gemeint, wie es sich vielleicht liest). Ob das aber gelungen ist – up to you.

    Nochmal zurück zum Ausgangspunkt: Ich würde etwas vorsichtig sein, auf den Charakter eines Parteitags allein auf Basis der TV-Bilder zu schließen. Man muss da sein. Diesmal würde ich es nicht als „Messe der Behaglichkeit“ oder den „üblichen Zirkus“ einsortieren, jedenfalls nicht, wenn man es in Kontext setzt zu vielen anderen Parteitagen (die in der Tat vorhersehbar und lückenlos durchinszeniert sind).

  18. Schwarz-weiß hat doch nix mit Pseudo-Kunst zu tun. Ich persönlich bearbeite meine Bilder auch öfter dahingehend, wenn die Farben keinen echten Mehrwert aufweisen.

  19. @ Bernie #17:

    Juristen und Ironie – das musste ja schief gehen. </ironie>

    [Ahhhh, das Ironie-Tag funktioniert schon wieder. Danke für’s schnelle reparieren, Stefan.]

    Aber vielleicht ist ja auch nur Ihr Ironiedetektor kaputt, man kan Werner so oder so verstehen. Das ist der Nachteil am geschriebenen Wort.

  20. Das geschriebene Wort ermöglicht auch den Transport von Ironie und anderem Subtext, sogar ohne Gebrauch von Emoticons. Dazu muss man nur u. U. darauf verzichten, „nach Schnauze“ zu schreiben.

    Wollte ich nur kurz anmerken, bevor das geschriebene Wort hier was missversteht und beleidigt ist.

  21. Der Link zum PDF von Thomas Mrazek führt über Google. Das Dokument wurde wohl über Google gefunden, und Google hat den Link über den Tracker laufen lassen.

  22. @27 dann muss das ja doch ein aussergewöhnlicher Parteitag gewesen sein.

    Wieso dann aber vorher (Nr. 20) das Gegenteil mitteilen?

  23. Das Problem an den Bildergalerien ist, dass sich die Portalbetreiber/Verlage gerne in die eigene Tasche luegen und – schlimmer noch – diese Luegen glauben. Warum aber die gesamte Werbewirtschaft da noch keinen Riegel vorgeschoben hat (selten werden Banner in den Galerien ausgeliefert, dafuer aber Zeaehlpixel), verstehe ich nicht. Oder sind es die Agenturen, die lieber grosse Zahlen sehen und zeigen wollen als dem Kunden sagen zu muessen, die Seite x zwar viele Klicks hat, aber keine Sau das Banner sieht.

  24. Kommt mal runter. Es sind wirklich schöne Fotos, die Fabian gemacht hat, keine Frage. Sie sind Ausnahmefotos – speziell wenn man es mit sueddeutsche.de vergleicht.

    Ich hab mir ja selbst auch schon paar mal die Pfoten fuddlig geschrieben, indem ich über „Die Nackten des Jahres“ et. al. hergezogen habe und besseres aufgezeigt habe. Doch solange 100 Tittenpaare mehr Klicks bringen als 10 wirklich gute Artikel, solange kann ich das predigen wie ich will. Warum soll ich rausgehen und eine Woche an einem Stück schreiben, dass am Ende x-Tausend Leser findet, wenn ich doch genausogut rausgehen kann, Eis essen und dann 100 Knutfotos, Bierflaschen, Sommerlöcher oder sowas aneinanderreihen kann – und Leser den Schwachsinn goutieren? Und wieso sollte ich das als Verleger finanzieren? Nur, weil meine Journalisten meckern, dass das seichte Kacke ist? Die Werbekunden gehen dann zum Nachbarn. Unique User, schön und gut. Aber solange die Verweildauer keine Rolle spielt, wird sich die Klickviehfütterung fortsetzen. Und dann werden wir statt Klickschindern plötzlich Zeitschinder finden…

Comments are closed.