Das hier ist möglicherweise die dümmste Spiegel-Online-Geschichte seit Wochen. Nur weil die Autorin nicht wusste, was jeder weiß, der es wissen will, dass nämlich die Sendungen von „Deutschland sucht den Superstar“, bei denen das Publikum nicht live abstimmen kann, vorher aufgezeichnet werden, und zwar immer schon, lässt sie die RTL-Sprecherin diese bekannte Tatsache „zerknirscht zugeben“.
Und setzt noch einen drauf:
Und das Erstaunliche für die nun enttäuschten Fans: Es ist das gleiche Prozedere wie bei den vergangenen drei Staffeln.
Ja, Hammer. Ich warte auf die Breaking-News-Meldung bei „Spiegel Online“, wenn die Kollegin erfährt, dass auch die Millionäre bei „Wer wird Millionär?“ aus ganz ähnlichem Grund vorher schon feststehen. Aber vermutlich müsste erst „Bild“ drüber schreiben, damit „Spiegel Online“ drauf kommt.
Nachtrag, 22.15 Uhr. Mooooment mal, Spiegel Online. Ihr habt den Artikel ‚unauffällig geändert. Ich weiß, dass da wörtlich stand, die RTL-Sprecherin habe „zerknirscht zugegeben“, dass die gerade gezeigten Sendungen aufgezeichnet sind. Jetzt steht da:
„Das stimmt“, sagt RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer zu SPIEGEL ONLINE und wirkt zerknirscht.
Okay, das ist nicht besser, aber anders. (Was sich sonst möglicherweise geändert hat, kann ich von hier aus leider nicht sagen.)
Und wo ich gerade dabei bin, Spiegel Online: Wenn man ausführlich aus einem (drei Wochen alten) Text in einem Internetmagazin zitiert, ist es wirklich so schwer, unter dessen Namen den Link dorthin zu legen?
Nachtrag, 22.30 Uhr. Erst stand es in „Fudder“. Dann in „Bild“. Aber „Spiegel Online“ kündigt den Text oben rechts auf der Startseite als „EXKLUSIV“ an. Nee, is klar.
bevor spiegel online gänzlich in ihrerer eigenen panorama ecke versinkt und sich mehr und mehr dem boulevard-journalismus hingibt, sollte das zügig geändert werden. aber das erlaubt deren ignoranz leider nicht.
Das passiert, wenn man jemanden drüber schreiben lässt, der selbst wohl noch nie eine Castingshow im TV geschaut hat…
Lieber Herr Niggemeyer,
über die thematische Nähe zwischen der BILD-Zeitung und Spiegel-Online kann man sicherlich geteilter Auffassung sein, aber die von Ihnen als „dümmste Spiegel-Online-Geschichte seit Wochen“ angeführte Meldung berichtet doch über einen Umstand, der vielen Menschen überhaupt nicht klar ist. Sowohl Sie als auch ich haben dadurch nichts dazugelernt, dennoch bin ich mir sicher, dass viele Leser jetzt Erkenntnisse gewonnen haben, die sie bislang nicht hatten. Und ich wette, dass die Autorin es auch gewußt hat.
Sei’s drum.
Also, seien Sie in derartigen Fällen nicht so streng, sondern erhalten Sie Ihre Energie für die wirklich wichtigen Dinge.
Beste Grüße
Sven Carlson
Natürlich mag das vielen Leute nicht klar sein. Aber dafür ist Journalismus doch da: Diesen Leuten zu erklären, dass das übliche Praxis und kein Geheimnis ist, und nicht durch viele Formulierungen den falschen Eindruck zu erwecken, das sei eine Neuigkeit und ein Skandal.
(Und so viel Energie hat mich das gar nicht gekostet.)
Ich hab mir den bild-Artikel (Nein, für diese Gazette bemühe ich gewiss nicht „shift“… ) nun auch mal durchgelesen… und fand ihn ehrlich amüsant.
Ich warte darauf, dass die Figuren bei meiner nächsten Schachpartie revoltieren… und, dass dies am Tag darauf in irgendeiner Boulevard-Blättersammlung zum Tagesthema gemacht wird, um dann von diversen Medien aufgegriffen zu werden.
[…] Ableger des angeblich aufklärungsstärksten Nachrichtenmagazins, der Blöße hingibt und Artikel Geschichten der “BILD”-Zeitung adaptiert um uninteressante längst bekannte Belanglosigkeiten zu verbreiten ist schon … naja – […]
Kann man sich die Niggeblog-Einträge eigentlich mit einem Tool in einem Kasten auf die eigene Seite bauen (so wie die Google-Suche o.ä.)? Das wird sonst ja anstrengend mit der ewigen Verlinkerei.
Ich sehe das Problem nicht. SPON schreibt doch auch bei The Sun ab (gerade gestern der doch etwas arg uebertriebene Artikel ueber die „Roentgenueberwachungskameras die durch Kleidung hindurchsehen koennen). Gegen die Sun ist die Bild Qualitaetsjournalismus…
Mir ist relativ egal, was die Quellen von „Spiegel Online“ sind, solange da Leute arbeiten, die wenigstens genügend Grundkenntnisse haben, um offensichtlichen Unsinn zu erkennen.
Im übrigen ist es lustig zu sehen, in welchem Maß „Bild“ eine glaubwürdige Quelle für „Spiegel Online“ (und andere) ist, wenn man – wie wir bei BILDblog – ungefähr täglich mit der Ansicht konfrontiert wird: Was arbeitet ihr euch an Bild ab, das glaubt doch eh keiner, was da drin steht.
Nur weil die Sun noch schlechteren „Journalismus“ als die BILD betreibt, rechtfertigt das noch lange nicht die immer größer werdende Verflachung des journalistischen Niveaus bei Spiegel Online und schon gar nicht das widerliche Schmusen mit dem Springer-Verlag!
„Damit hat bei RTL niemand gerechnet: Dass einer von 28.597 Teilnehmern von „Deutschland sucht den Superstar“ geheime Details ausplaudert, obwohl er einen Vertrag unterzeichnet hat, der ihn zum Stillschwiegen verdonnert.“
„Und das Erstaunliche für die nun enttäuschten Fans: Es ist das gleiche Prozedere wie bei den vergangenen drei Staffeln.“
Das ist möglicherweise nicht die dümmste Geschichte der letzten Wochen, sondern vielleicht einfach nur der (missglückte) Versuch ironisch zu sein.
ich stimme da zu:
bei dem Artikel auf Spiegel online kam mir doch alles sehr ironisch gemeint vor.
Ich hatte den Eindruck, das man sich über diese „neuen Erkenntnisse“ lustig gemacht hat. Quasi ein veräppeln derjenigen RTL-Zuschauer, die tatsächlich glauben, der Sangeswettbewerb finde täglich live statt.
Schade, das man in den Artikeln keine Ironie-Tags setzen kann…
Ich sehe da keine Ironie. Wo ist da Ironie? „Allan Garnelis pfeift auf die Zuschauer und auf die Verschwiegenheitsklausel erst recht. Der Versicherungskaufmann packt aus. Zum Ärger von RTL.“ etc. etc.
Der Artikel geht einfach ernsthaft Punkt für Punkt die von „Bild“ aufgebauschten vermeintlichen Vorwürfe durch und konfrontiert die RTL-Sprecherin damit.
Die oben genannten zwei Stellen könnten ironisch gemeint sein – sind sie wohl auch. Der Rest natürlich nicht, was es unter dem Strich noch schlimmer macht.
Vielleicht heisst exklusiv ja auch einfach: Aufgeschrieben exklusive Nachdenken.
Das „zerknirscht zugeben“ ist mir auch im gedruckten Spiegel aufgefallen, dort können sie es nicht mehr vertuschen: Ein Griff ins Klo, rundum.
im gedruckten spiegel??
Im gedruckten Spiegel stand überhaupt nix darüber, mein lieber Fabian.
Kurz Nachfrage: Die SPIEGEL ONLINE Panorama-Chefin kam doch von der BILD, oder? Ist das dann noch überraschend, dass in „ihrer“ Rubrik BILD-Artikel für glaubwürdig gehalten werden? (Wenn der Fakt stimmt, hätte ich den Hinweis in dem Artikel eigentlich noch erwartet…)
Fragen über Fragen. Aber: Schade ist’s trotzdem.
Die neue Panorama-Chefin hat ihren Dienst noch nicht angetreten.
Ich möchte dazu aus kaengs blog zitieren.
Über SpOn und den Spiegel:
„Der anspruchslose, gleichgeschaltete Unterhaltungsmüll ist ubiquitär. Wer nicht untergehen will, der springt auf den Zug Richtung Volksverdummung. Print-Produkte, die bezahlbar sein wollen, müssen große Auflagen fahren. Und diese verkauft man nur, wenn man den Geschmack der Masse trifft.“
Eine Zeitung (ein Magazin) muss heute alles enthüllen, zuerst dort gewesen sein und möglichst exklusiv berichten (oder dies alles bloß vorgeben). Das sind die Maßstäbe des Erfolgs. Aber was ist aus Tugenden wie Ehrlichkeit (Aufrichtigkeit) und Überparteilichkeit geworden? Sind diese wirklich unvereinbar mit der Auflage oder nur der Wurmfortsatz des heutigen Journalismus?
Das eigentlich Unglaubliche bei fudder hat mal wieder niemand gesehen:
„Allan Garnelis, gelernter Versicherungskaufmann aus Kollnau… hat … drei Semester Musikwissenschaften studiert. Das hat er aber abgebrochen, weil es ihm zu trocken war.“
Ganz neu: Die Redaktion von Spiegel Online erfindet das Novo-Virus formerly known as Noro-Virus…
Gruß
Alex
@mspro – musikwissenschaften ist irrsinnig langweilig. mal in vorlesungen zur analyse von generalbass oder so reingeschnuppert?
spiegel.de hab ich persönlich aus meiner weblektüre entfernt – faz.net oder sueddeutsche.de sind zwar nicht so aktuell wie spiegel.de, bieten dafür aber weniger krawall und bessere artikel.
Ach, endlich mal ein Tag, indem Herr Niggemeier mich nicht erwähnt – heute hat er andere Opfer gefunden…
Aber zum Thema: Schon den Raketenstart des DSDS-News-Blogs gesehen? Ist auf Platz 6 der Blogscout-Charts ( http://blogscout.de/info/mediadaten/DSDS ) – scheint also nicht so viele Leser zu interessieren, was wann wo wie aufgezeichnet wird … nur ein paar Freiburger Fudder.de-Redakteure.
Diese badischen Cleverle sind übrigens scheinbar besser informiert als der BILDBlog …
Ach, der Huber Frank ist wieder da. Na, geht Ihre Website wieder (ich werde nicht nachschauen)? Was hat das, was Sie da schreiben, eigentlich mit dem Thema zu tun? Das da DSDS steht, ach so, ja klar, ist ja auch so relevant, was Sie schreiben. Wow, und die sind gleich auf Platz 6 eingestiegen. Die sind bestimmt von Ihnen beraten worden, oder?
[…] irgendwelche Bild-Schlagzeilen abschreibt, wie das in der Vergangenheit leider immer häufiger der Fall […]
Bei mir läuft alles prima – v.a. wenn ich das trübe Chaos hier sehe, mein Gott wie anödend und unproduktiv das alles ist.
Da mach ich doch lieber was Kreatives …
Was denn, Herr Dr.?
Ich hab mich jetzt nicht getraut, das zu schreiben, was meine ersten Gedanken bei dem großkotzigen Beitrag des Hr. Dr. H. waren.
Irgendwie ist Huber auch „ubiquitär“. Ich habe heute zumindest ein neues Wort gelernt und damit ist das „anödend und unproduktiv“ schonmal widerlegt…
„Anmaßend und a priori autopoietisch“ sind hingegen die Wortblasen des Dr.H.
Viel Spaß beim Lernen ;-)
Lustig – immer wieder, ja heutzutage muß man die Menschen für dumm verkaufen, sonst gehts ja an die Auflage! Ohje wo sind sie alle geblieben die Journalisten vom Schlag eines Hemingway’s oder Thompson :-)
Alleine die Tatsache, das der Mob das wirklich geglaubt hat, das bei einer Show wie DSDS Ergbenisse in die Hände der Zuschauer gelegt werden, finde ich erstaunlich. Aber so sind sie (wir), die Menschen :)
Naja – und das Spiegel da eine Story draus bastelt.. hmm, ich finde Spiegel ist schon ein bißchen die „BILD für Intellektuelle“ geworden – sollte man aus Prinzip schon nicht mehr lesen…
Lieben Gruss!