Gedruckt weniger streng als online: Der Ethik-Kodex der „Zeit“

Man ahnt sowas ja nicht, aber auch die gedruckte „Zeit“ hat einen Ethik-Kodex. Es gibt ihn noch nicht so lange wie bei der Online-Schwester, nämlich erst seit Januar 2013, und er ist weniger umfangreich. Er lautet so:

CODE OF ETHICS
für DIE ZEIT

1. JOURNALISTISCHE UNABHÄNGIGKEIT

a. Redakteure der ZEIT legen mögliche Interessenkonflikte gegenüber ihrem direkten Vorgesetzten offen. Ein möglicher Interessenkonflikt liegt vor, wenn durch Mitgliedschaft, Bekleiden eines Amtes oder durch ein Mandat in Vereinen, Parteien, Verbänden und sonstigen Institutionen einschließlich Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, durch Beteiligung an Unternehmen, durch gestattete Nebentätigkeit oder durch Beziehungen zu Personen oder Institutionen der Anschein entstehen kann, dass dadurch die Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit/Objektivität der Berichterstattung über diese Vereine, Parteien, Verbände, Unternehmen, Personen und sonstigen Institutionen beeinträchtigt werden könnten. Der direkte Vorgesetzte entscheidet, ob der Auftrag aufrechterhalten wird, und ggf., ob der Umstand, der den möglichen Interessenkonflikt begründet, mit Zustimmung des Redakteurs in dem Artikel offengelegt wird.

b. Aktienbesitz wird innerhalb des Wirtschaftsressorts offengelegt.

c. Die Redaktion der ZEIT nimmt keine Journalistenrabatte in Anspruch. Auch von der privaten, außerdienstlichen Nutzung von Journalistenrabatten wird abgeraten. Insbesondere ist es nicht gestattet, bei privater Beantragung von Journalistenrabatten auf DIE ZEIT als Arbeitgeber zu verweisen.

d. Alle Arten von Geschenken werden sozialisiert, soweit sie einen Wert von 40 Euro überschreiten. Redakteure liefern Geschenke bei einer zentralen Stelle ab. Am Ende des Jahres werden sie zugunsten eines wohltätigen Zwecks versteigert.

e. Bücher oder andere Produkte von Redakteuren werden nicht redaktionell bewertet. Bei eventuellen Vorabveröffentlichungen solcher Werke wird die Befangenheit für den Leser deutlich gemacht.

f. Jede Nebentätigkeit von Redakteuren muss der Chefredaktion zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Prüfung erfolgt unter Berücksichtigung einer möglichen Beeinflussung der Berichterstattung, einer möglichen Beschädigung der Marke ZEIT sowie unter arbeitsökonomischen Gesichtspunkten der Redakteure. Der Chefredakteur muss seine Nebentätigkeiten dem Verleger mitteilen.

g. Freie Mitarbeiter müssen Tätigkeiten in den journalismusnahen Bereichen Marketing, PR offenlegen. Eine Tätigkeit in einem dieser Bereiche schließt in der Regel die redaktionelle Bearbeitung inhaltlich verwandter Themen bei der ZEIT für den Zeitraum eines Jahres aus, wenn nicht in beiderseitigem Einvernehmen eine Regelung getroffen werden konnte, die eine Einflussnahme auf die Berichterstattung ausschließt.

2. QUALITÄTSSICHERUNG

a. Jeder in der Printausgabe der ZEIT erscheinende Text wird in aller Regel außer von dem Autor noch von mindestens zwei Personen auf sachliche und stilistische Korrektheit überprüft. Zusätzlich überprüft das Korrektorat jeden Text auf Orthografie, Interpunktion und Grammatik. Die Verantwortung für die Richtigkeit von Daten und Fakten verbleibt beim Autor bzw. beim im Impressum als „verantwortlich“ Genannten.

b. Werden in Printartikeln Fakten (insbesondere zur Stützung eigener Argumente) wiedergegeben, die sich im Nachhinein als falsch erweisen, ist dies, nach Möglichkeit vom Autor selbst, im Blatt zu korrigieren.

c. Sofern zeitnah möglich, werden auch Fehler in bei ZEIT ONLINE veröffentlichten Texten aus der Printredaktion nach Rücksprache mit dem Autor online korrigiert.

3. SELBSTVERPFLICHTUNG

Etwaige Verstöße gegen den Code of Ethics ziehen keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen nach sich. Davon ausgenommen sind Verstöße gegen Pflichten, die sich bereits aus dem Arbeitsverhältnis der jeweiligen Kollegin/des jeweiligen Kollegen ergeben.

Texte müssen also bei der gedruckten „Zeit“ von mindestens zwei zusätzlichen Personen „auf sachliche und stilistische Korrektheit überprüft“ werden, online genügt es, wenn ein Kollege redigiert.

Das ist allerdings der einzige Punkt, bei dem der Kodex für das gedruckte Produkt strengere Regeln vorsieht als für den Internet-Ableger. Eine Reihe anderer Vorgaben, die für „Zeit Online“ gelten, fehlen hingegen bei der Print-„Zeit“, darunter der komplette Block, der sich den heiklen „Beziehungen zu Anzeigenkunden“ widmet. Aus der „Zeit“ heißt es zur Erklärung: Der Gedanke, dass ein Werbekunde Einfluss auf die redaktionellen Inhalte des Wochenblattes nehmen könnte, sei für dessen Leser so abwegig, dass sie es schon zweifelhaft fänden, wenn ihre Zeitung glaubte, es ausdrücklich in einem Kodex ausschließen zu müssen.

Nun ja. Andererseits hatte die „Zeit“ ihren Kodex ohnehin bisher nicht selbst veröffentlicht. (Sie hat ihn mir allerdings auf Nachfrage ohne größere Umstände zur Verfügung gestellt.)

Erstaunlicherweise verzichtet die gedruckte „Zeit“ — anders als „Zeit Online“ — in ihrem Kodex auch vollständig auf Richtlinien, unter welchen Umständen Reisekosten für ihre Journalisten von denen übernommen werden dürfen, die ein Interesse an der Berichterstattung haben. Dabei ist gerade das ein Feld, bei dem ein Versuch hilfreich wäre, klare Vorgaben zu definieren.

Anders als ihren Online-Kollegen ist „Zeit“-Journalisten jedenfalls nicht untersagt, Politiker auf deren Kosten auf Reisen zu begleiten. Auch für den Reiseteil gibt es keine Vorgaben. „Zeit Online“ nimmt dieses Ressort von den strengen Bezahl-Regeln aus und fordert nur, die Finanzierung durch Dritte transparent zu machen. In der gedruckten „Zeit“ fehlt eine solche Kennzeichnung im Einzelnen. Stattdessen gibt es nur einen allgemeinen Hinweis in dieser Form:

Hinweis der Redaktion: Bei unseren Recherchen nutzen wir gelegentlich die Unterstützung von Fremdenverkehrsämtern, Tourismusagenturen, Veranstaltern, Fluglinien oder Hotelunternehmen. Dies hat keinen Einfluss auf den Inhalt der Berichterstattung.

Die gedruckte „Zeit“ sieht, anders als „Zeit Online“, offenbar auch keine Notwendigkeit, Werbung für kommerzielle Produkte des eigenen Verlages im Kodex zu reglementieren.

Die Vorgabe, dass Autoren, die für Corporate-Publishing-Medien (wie sie auch die „Zeit“-Schwester Tempus Corporate GmbH herstellt), nicht über ähnliche Themen für die „Zeit“ schreiben dürfen, fehlt im Print-Kodex, ist aber Teil einer separaten Vereinbarung.

Die Ethik-Regeln haben eine Sollbruchstelle. Sie hört auf den Namen Josef Joffe. Für den „Zeit“-Herausgeber gilt der Kodex offenbar bestenfalls nur bedingt. Obwohl er in einer unüberschaubaren Zahl von Vereinen, Verbänden und Gremien engagiert ist, insbesondere solchen mit engen Verbindungen zu den USA, habe ich bislang keinen Transparenzhinweis unter seinen „Zeit“-Artikeln gefunden. Auch die Pflicht, Fakten („insbesondere zur Stützung eigener Argumente“), die sich im Nachhinein als falsch erwiesen haben, im Blatt zu korrigieren, scheint für ihn nicht uneingeschränkt zu gelten.

Bei Fehlern, die Nicht-Joffes passieren, sollen Korrekturen aber in Zukunft auch bei den Online-Veröffentlichungen der Print-Artikel eingepflegt werden — vor einem Jahr war das anscheinend noch nicht umgesetzt, weshalb der „Zeit“-Irrtum über die Existenz einer „Shitstorm-Agentur“ online offenbar für alle Zeit ohne Korrektur bleiben muss.

Merkwürdig sind auch die Umstände eines Artikels, den die Redakteure Jochen Bittner und Matthias Nass in der „Zeit“ 7/2014 veröffentlichten. Sie berichteten darin über die außenpolitische Neuorientierung Deutschlands und ein dabei entscheidendes Papier namens „Neue Macht, neue Verantwortung“. Entwickelt wurde es von einer Arbeitsgruppe, in der ein Jahr lang „Beamte aus dem Kanzleramt und dem Auswärtigen Amt ebenso mit[diskutierten] wie Vertreter von Denkfabriken, Völkerrechtsprofessoren, Journalisten sowie die führenden Außenpolitiker aller Bundestagsfraktionen“. Einer der „mitdiskutierenden“ Journalisten: Jochen Bittner.

Ein „Zeit“-Autor schreibt über ein Projekt, bei dem eine neue Außenpolitik verhandelt wird, woran er selbst beteiligt war, ohne das zu erwähnen — ein klarer Verstoß gegen den Kodex. Angeblich handelte es sich nur um eine Panne: Versehentlich habe der eigentlich vorgesehene Transparenz-Hinweis gefehlt. In der folgenden Woche veröffentlichte die gedruckte „Zeit“ eine dezente „Klarstellung“ ohne Entschuldigung. Unter der Online-Fassung des Artikels fehlt bis heute jeder entsprechende Hinweis.

Es scheint mühsam zu sein. Trotz Kodex.

Angeblich gibt es trotzdem tatsächlich eine zunehmende Sensibilisierung für Fragen von Transparenz und Distanz in der Redaktion. Eine Folge davon ist, dass die „Zeit“ ihren Platz in der berüchtigten Bilderberg-Konferenz aufgegeben hat, den sie über viele Jahrzehnte inne hatte — „unwiderruflich“, wie es heißt. Dieser Sitz wird nun von Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner besetzt.

25 Replies to “Gedruckt weniger streng als online: Der Ethik-Kodex der „Zeit“”

  1. Im Internet gibt es ja auch diesen „Schwarm“, der alles gleich online abcheckt und korrigiert, wenn nicht sogar skandalisiert. Da müssen die Regeln strenger sein.

  2. Warum genau sind Bilderberg-Konferenzen „berüchtigt“, lieber Journalist Niggemeier? Warum dieser Begriff?

  3. @2: Die Rolle, die die Bilderberger in zahllosen Verschwörungstheorien spielen, dürfte den meisten im Internet aktiven Menschen inzwischen bekannt sein. Da diese Theorien das sind, was ein „Neuling“ als erstes über diese Gruppierung hört, ist der Begriff insoweit gerechtfertigt, als die Bilderberger in ihnen normalerweise nicht gut wegkommen. Der schlechte Ruf der Gruppe mag nicht gerechtfertigt sein (ich erlaube mir dazu kein Urteil), aber seine Existenz ist schwer zu bestreiten.

  4. Vielen Dank für die Ausführungen zum Ethikkodex (eigentlich ein Moralkodex). Interessant ist auch, dass sich die ZEIT – etwa in ihrer Akademie – der philosophischen Ethik so gar nicht verpflichtet fühlt. Vielmehr wird der theonomen oder theologischen Ethik der Vorrang eingeräumt – und ausgerechnet Wolfgang Huber als Experte bemüht.

  5. Stanz,
    Sie wissen sicherlich um die Intransparenz dieses organisierten Machtklüngels. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um das Bilderberg-Treffen „berüchtigt“ zu nennen. Dass Journalisten der „Zeit“ regelmäßig daran teilgenommen haben und sich bereitwillig dem Geheimhaltungsgelübde unterwarfen, ist schon mehrfach mit Recht kritisiert worden.

    Hat David Schraven schon per Twitter den Rauswurf von Josef Joffe angemahnt?

  6. Mr. Bildblog goes Zeitblog?

    Bin gespannt, welche objektiviertere Ansicht als heute sich über die „interessenlose und unabhängige Presse“ ergibt, wenn alle Publikationen oberhalb einer mühelos zahlenmäßigen Sichtbarkeit durchleuchtet wurden. Der Blogger in mir hat da so seine Vermutungen.

  7. Ich finde es bedenklich wenn innerhalb eines Firmenkonstrukts unterschiedliche Maßstäbe gelten . Da kann es ja immer passieren, dass Irgendwer irgendwas macht , was gegen einen der Kodizes oder gar Alle verstösst und da bei Nachfrage nur ein ‚ach ja.. für diiiie gilt das nicht‘ dransteht.
    Mehr als eine moralische oder ethische Grundlage wird da schnell zu keiner moralischen und ethischen Grundlage oder zumindest zu einer beliebig Löcherigen.
    Das Herr JJ über den Dingen (und Regeln) steht wird er ja vermutlich gerne bestätigen .

  8. Gilt der Kodex eigentlich nur für die Redaktion? Oder auch für die redaktionell aussehenden Inhalte, die von der Anzeigenabteilung des Verlags befüllt werden? Die ZEIT wirbt ja gegenüber ihren Anzeigenkunden mit Aussagen wie diesen: „Ihre Anzeige in redaktioneller Anmutung (…) Als besonderen Service bietet Ihnen der Zeitverlag die Erstellung Ihres persönlichen Advertorials (PR-Text). Die redaktionelle Anmutung ermöglicht Ihnen einen professionellen Auftritt“ oder: „Sie unterstützen damit hervorragend Ihre Öffentlichkeitsarbeit und erreichen ein großes und interessiertes Leserpublikum, ohne dabei einen werbenden Charakter zu haben.“
    http://blogs.taz.de/rechercheblog/2011/04/01/die_zeit/

  9. [nicht veröffentlichen] Am Ende des siebten Absatzes nach dem Kodex muss es „sepAraten“ heißen…

  10. @2, @3
    ich glaube auch, dass in die „Bilderberger“ mehr hereingeheimnist wird als drin ist. Wenn diese Konferenz transparent und öffentlich arbeiten würde, wäre das alles kein Problem und auch weniger „berüchtigt“. Wie dort Journalisten hereinpassen, deren Berufsaufgabe doch Transparenz und Öffentlichkeit ist, wird solange ein Rätsel bleiben.

  11. Aus der „Zeit“ heißt es zur Erklärung: Der Gedanke, dass ein Werbekunde Einfluss auf die redaktionellen Inhalte des Wochenblattes nehmen könnte, sei für dessen Leser so abwegig, dass sie es schon zweifelhaft fänden, wenn ihre Zeitung glaubte, es ausdrücklich in einem Kodex ausschließen zu müssen.

    Als Zeit-Leser* frage ich mich:

    Haben die das echt so gesagt?

    Und wenn ja, haben die das echt so gesagt, um zu erklären, warum der Passus im „Code of Ethics“ von ZO steht, aber nicht in dem der Zeit?

    Also haben die ernsthaft implizit behauptet, dass die Leser die Vorstellung, dass Zeit-Print-Journalisten korrumpierbar sind, als absurd abtun, während sie von Online-Journalisten selbstverständlich eine ‚Unterlassungserklärung‘ verlangen würden?

    ——-
    * Das Abo ist gekündigt, läuft aber noch ein paar Wochen. Ich lese Zeitung ohnehin hauptsächlich aus Masochismus. Aber ich habe festgestellt, dass mir Online-Masochismus reicht und meine Altpapiertonne entlastet.

  12. Wer die Zeit liest, dem sollte eigentlich aufgefallen sein, dass der Reise-Teil zu 90% aus von Anbietern gesponserten Paketen besteht. Nur hin und wieder tauchen Road-Trips o.ä. zwischen Luxus-Savannen-Tours, Abenteuer-Dschungel-Lodges und Co auf. Das Ressort lohnt sich in der Regel nur zum Foddo-Gucken. ;-)

  13. Kein Wunder, dass man bei der „Zeit“ keine große Lust hat, sich an diesen Kodex zu halten. Wenn ein Verstoß doch sowieso keine Konsequenzen hat. Dann gibt es den Kodex eben nur, damit man nach außen gut aussieht…

  14. @Susanne #17

    Wenn ein Verstoß doch sowieso keine Konsequenzen hat. Dann gibt es den Kodex eben nur, damit man nach außen gut aussieht…

    Ein Kodex der nicht veröffentlicht wird, soll nur dazu dienen, dass man nach außen gut aussieht? Das wäre eine seltsame PR-Strategie.

    Nun ja. Andererseits hatte die „Zeit“ ihren Kodex ohnehin bisher nicht selbst veröffentlicht. (Sie hat ihn mir allerdings auf Nachfrage ohne größere Umstände zur Verfügung gestellt.)

    ——
    Off-Topic:
    Während die Startseite normal schnell lädt, brauchen die Einzelansichten der Blogbeiträge ewig und drei Tage. Scheint ein relativ neues Problem zu sein.

    Also das hier ist schnell:
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/

    Das hier ist sehr, sehr, sehr lahm:
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/gedruckt-weniger-streng-als-online-der-ethik-kodex-der-zeit/
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/super-symbolfoto-103/
    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/jan-boehmermanns-traum-und-muehe-ein-besuch-beim-neo-magazin/

  15. @stefan
    off-topic – weil bei „Hammerharte Zensur“ die Kommentare geschlossen sind (was ich gut verstehen kann):
    Schade, dass Dir nach den „Autisten“ jetzt ein „Tourette-Mann“ unterläuft.

  16. spontan zu Ethik+Moral
    Zum aktuellen Thema Akif Pirinçci stören mich nicht die Formulierungen und Ausdrücke. Sie sind nur ein Ausdruck seiner Umwelt. Viel nachdenkenswerter sind die geäußerten Sachverhalte. Für mein Empfinden belegen sie den tatsächlichen Verfall von Moral und Ethik und Identifikation und die ausgeprägte Duldung dieses Verfalls.
    Ich erinnere an die unglaubliche Rechtschreibreform in einem angeblichen Land der Dichter und Denker.
    Ich erinnere an 2006, als erstmals und „verwundert zur Kenntnis genommen“ die deutsche Identität am Beispiel Fußball übergreifend öffentlich wurde.
    Ich erinnere an die geistlose und protestlose Hinnahme der Gender-Diktatur.
    Ich erinnere an die sogenannte „political correctness“ als Vehikel zur Unterdrückung zwar richtiger, aber ungewollter Zustandsbeschreibungen.
    Der Gipfel dieser Entwicklung ist für mich das Urteil OHNE Feststellung der besonderen Schwere in einem Mordprozeß vorige Woche wegen angeblicher islamischer Prägung des Mörders. Na hallo, wo leben wir eigentlich?
    Zu Ihrer Kodex-Kritik kann ich nur sagen: Schön das es überhaupt etwas gibt, daß man kritisieren kann. Wer hat denn eigentlich überhaupt einen Ehrenkodex in unserer Gesellschaft. Anhand des Ehrenkodexes der Stadt Duisburg war die Katastrophe zur Love-Parade durch Unterlassungen vorprogrammiert. Aktuell gibt es aber keinen mehr, ist das vielleicht besser?
    Vor fast 1700 Jahren hat Platon erkannt:
    !Ich sehe den Untergang für jeden Staat kommen, in dem nicht das Gesetz (Moral) über den Herrscher bestimmt, sondern dieser über das Gesetz. Ersteres ist aber freilich nur in einer Dorfstruktur mit entsprechender Transparenz möglich. Uns fehlt beides, überschaubare Struktur und ehrliche Offenheit.

  17. “ Na hallo, wo leben wir eigentlich?“

    Ich weiß nicht, wo Sie wohnen, Uwe. Ich wohne in einem Land, in dem es jedem frei steht und möglich ist, sich intensiv über Sachverhalte wie etwa das Urteil zum Wiesbadener Prozess zu informieren. Hätten Sie das getan, würden Sie vielleicht anders schreiben.

    Vielleicht aber auch nicht, denn irgendwie – um ehrlich offen zu sein – mangelt es ihrem Posting an überschaubarer Struktur – um nicht zu sagen: ziemlich wirres Zeug, mein Herr. Aber das ist dann doch das Schöne an diesem Land, dass jeder so Jeck sein darf wie er mag.

  18. wenigstens ein Zeitartikel jetzt mit klarstellender Redaktionsanmerkung:

    Jochen Bittner und Matthias Nass in der „Zeit“ 7/2014

    http://www.zeit.de/2014/07/deutsche-aussenpolitik-sicherheitskonferenz/komplettansicht

    „Anmerkung der Redaktion: In diesem Artikel aus der ZEIT Nr. 7/14 erwähnen die Autoren unter anderem ein Studienprojekt der Stiftung Wissenschaft und Politik und des German Marshall Fund über die Bausteine einer deutschen Sicherheitsstrategie. Einer der Autoren des Artikels, Jochen Bittner, war Teilnehmer dieses Projekts. Die Gruppe setzte sich aus gut fünfzig Teilnehmern zusammen und erarbeitete im Laufe des vergangenen Jahres das Papier „Neue Macht, neue Verantwortung“.

Comments are closed.