Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Daten

„Papier ist geduldig.“
(früheres Sprichwort)

Vorweg sollte ich sagen, dass das neue Jahrbuch des Verbandes der Zeitschriftenverleger (VDZ) auf schwerem, hochwertigem Papier gedruckt ist. An der Qualität der Texte kann also überhaupt kein Zweifel bestehen.

Und doch wird jemand, der versucht, sich mit Hilfe dieser Essays von Geschäftsführern führender Verlage ein Bild vom Zustand dieser Branche zu machen, ratlos zurückbleiben. Im Vorwort blickt der Verbandspräsident Hubert Burda auf ein „erfolgreiches Jahr 2009“ zurück und findet: „Wir haben allen Grund, selbstbewusst zu sein“.

Auch wenn wir uns von den hohen Renditen der letzten Jahrzehnte verabschieden müssen, bleibt Print ein höchst lukratives Geschäftsmodell, vorausgesetzt, es ist klug gemanagt.

Auf den nächsten gut 200 Seiten aber wechseln solche Lobreden auf die Zukunftsfähigkeit des Geschäftes mit dem Drucken und Vertreiben von Inhalten auf Papier sich mit Beschwörungen ab, dass sein Ende unmittelbar bevorsteht, wenn nicht sofort diverse Gesetze geändert, Steuern erlassen, Konkurrenten ausgeschaltet und Subventionen beschlossen werden.

Das Jahrbuch zeichnet das schizophren anmutende Bild einer Branche, die gleichzeitig demonstrieren will, dass es ihr bestens geht (und all die Todesprognosen verfrüht sind) und dass sie im Sterben liegt (und also alle alles tun müssen, was sie sagt). Es ist eine Branche, die vollkommen davon überzeugt ist, unverzichtbar zu sein, und fassungslos feststellen muss, dass nicht alle die gleiche Überzeugung haben.

Passenderweise wird der VDZ von einem Mann geführt, der Hysterie und Propaganda für angemessene Reaktionen auf eine komplexe Gemengelage hält. Wolfgang Fürstner arbeitet sich in seinem Essay noch einmal an der geplanten Aufbereitung der Inhalte von tagesschau.de auch für das iPhone ab – und hat sich von Jürgen Doetz, der als Cheflobbyist der Privatsender jahrzehntelang gegen ARD und ZDF gekämpft hat, leider immer noch nicht die Grundbegriffe für diese Auseinandersetzung erklären lassen.

Fürstner schreibt:

Zur Erinnerung: Die Idee der Grundversorgung entstammt den fünfziger Jahren, als es noch Frequenzmangel gab, und sie war ein Versuch, einen Mindeststandard zu setzen.

Das hat er fast wörtlich im Januar schon der „Welt“ gesagt und ist falsch. Den Begriff der Grundversorgung hat das Bundesverfassungsgericht 1986 in seinem Vierten Rundfunkurteil geprägt, und er bezeichnet gerade nicht einen Mindeststandard, sondern die umfassende Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, „für die Gesamtheit der Bevölkerung“ Programme zu bieten, und zwar Information, Bildung und Unterhaltung. Dahinter stand, dass das Gericht privat finanziertem Rundfunk dies nicht zutraute. ARD und ZDF sollten nicht die Lücken füllen, die die Privaten ließen, sondern ein vollwertiges Programm machen dürfen und müssen, das alle Ansprüche erfüllt. Das meint der Begriff „Grundversorgung“.

Wolfgang Fürstner kennt nicht einmal die Grundlagen des Dualen Systems, will aber der Politik und der Öffentlichkeit erklären, wie es auszusehen habe.

Nun hätte ich aber vermutlich kein Wort über das VDZ-Jahrbuch verloren, wenn ich darin nicht auf das Gedicht den Beitrag „Das gedruckte Wort ist wie ein Kuss“ gestoßen wäre, verfasst von Wolfram Weimer, dem ehemaligen Chefredakteur von „Cicero“ und neuen Chefredakteur von „Focus“.

Sein Text beginnt wie folgt:

Riechen Sie lieber an einer Blume oder am Bild einer Blume? Erleben Sie lieber einen Sonnenuntergang mit Grillenzirpen aus den Dünen und Sand zwischen den Zehen oder reicht Ihnen der Film eines Sonnenuntergangs? Lieben Sie lieber ohne zu küssen?

Man kann lieben ohne zu küssen, aber warum sollte man? Die Blume und der Kuss sind wie das gedruckte Wort. Sie sind, sie werden nicht, sie sind, das macht sie so faszinierend.

Jawohl, das ist allen Ernstes der Beginn eines Plädoyers, warum gedruckte Inhalte elektronischen Inhalten überlegen sind. (Fairerweise muss ich sagen, dass Sie die ganze Pracht seiner Argumentation hier im Blog natürlich nicht erkennen können. Sie müssten den Text bitte ausdrucken.)

Das „Pic“ von der Blume, das downgeloadete Onlinevideo vom schönsten Sonnenuntergang auf Tonga, der elektronische „Hug“ auf dem Flirtportal haben tausend Vorteile, aber einen entscheidenden Nachteil: sie sind flüchtig. Das virtuelle und das gedruckte Wort sind daher in Wahrheit keine Konkurrenten, weil sie sich auf unterschiedliche Kategorien des Lebens und Lesens beziehen. Das gedruckte Wort wird vom Internet so wenig verdrängt wie der Apfel von der Vitamintablette.

Das ist auf so vielen Ebenen falsch, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Andererseits ist es so offensichtlich falsch, dass ich gar nicht weiß, ob ich überhaupt irgendwo anfangen soll.

Zunächst beschreibt Weimer den Unterschied zwischen einem realen Gegenstand oder Erlebnis und seiner Abbildung oder Beschreibung. Dann tut er so, als sei das gedruckte Wort mit dem eigenen Erleben identisch und das digital veröffentlichte Wort mit seiner Beschreibung. Ich bin mir nicht sicher, ob das der Versuch einer Gehirnwäsche ist oder ihr Ergebnis.

Und dann weitet er den bekannten Irrtum, Online für ein flüchtiges Medium zu halten, auf elektronische Inhalte insgesamt aus – was besonders absurd ist. Schon das Foto von der Blume ist im Gegensatz zur echten Begegnung mit ihr eben gerade nicht flüchtig. Und zumindest in meinem Leben ist auch das elektronische „Pic“ (wie Weimer es mit spitzen Fingern nennt) deutlich weniger flüchtig als der Papierabzug, weil ich den gerne mal verliere. Und man kann, wenn man will, viel gegen den „elektronischen ‚Hug'“ sagen – ein entscheidender Vorteil ist, dass ich ihn mir immer wieder ansehen kann, im Chatprotokoll oder meiner Facebook-Historie.

An der behaupteten Flüchtigkeit des Internets hängt ein Großteil der Argumentation Weimers – und offenbar der Zukunft der Print-Branche. Weimer schreibt:

Das Flüchtige wird in den flüchtigen Medien ein Zuhause finden. Das Relevante aber wird immer nach Gravitation streben.

Sie ist wirklich so schlicht, die Welt der Print-Ideologen: Was schwer wiegt braucht ein schwer wiegendes Medium. Virtuelle Inhalte haben in doppeltem Sinne kein Gewicht.

Dabei ist es schon in einem ganz praktischen Sinne genau umgekehrt mit der Flüchtigkeit: Versuchen Sie mal den Inhalt des Artikels einer Zeitung von gestern herauszufinden. Wenn er online steht, können sich Menschen mühelos auch morgen und nächste Woche noch darauf beziehen und darüber diskutieren.

Die behauptete unterschiedliche Flüchtigkeit der Medien hat immerhin einen wahren Kern: Gute Zeitungen zum Beispiel werden so gemacht, dass sie verlässlich sind, Autorität und Bestand haben. Dass zukünftige Generationen auf sie zurückgreifen können als Dokumentation von Geschichte. Im Englischen gibt es dafür den schönen Begriff „Newspaper of record“. Richtig ist, dass viele Online-Medien nicht mit diesem Anspruch gemacht werden, sondern auf die Schnelle, für den Tag. Ich behaupte aber, dass das nicht im Medium selbst begründet ist, sondern an dem, wie es nicht zuletzt die Verlage nutzen. So gesehen ist es fast eine Frechheit, wenn Weimer von der „zirkusähnlichen Gestalt“ des Medienbetriebs in elektronischen Medien schreibt und „Klickgalerien für Bikini-Outfits“ als typisches Beispiel nennt. Was für eine geschickte Aufteilung: Erst gehen die Verlage in einen ruinösen Wettbewerb um die dümmsten Klickstrecken. Dann verweisen sie auf sie, um die Notwendigkeit ihrer Print-Produkte zu legitimieren.

Aber zurück zu Weimers oben zitierten Vergleich: Print ist der Apfel und Online die Vitamintablette, also nur eine künstliche Nachahmung der natürlichen, echten Sache? Ja, und Weimer hat noch mehr Beispiele:

In den sechziger Jahren gab es Science Fictions, die das Ende des herkömmlichen Essens vorhersagten. Es werde gesundheitsperfekte Pillen, ästhetisches Designerfood und technische Ballaststoffe mit Geschmacks- und Aromastoffen geben. Keiner werde mehr natürliche Früchte, fettes Fleisch, verderbliches Gemüse wollen. Weit gefehlt. Obwohl wir uns längst künstlich ernähren könnten, werden wir weder auf den Geruch von Omas Apfeltorte verzichten noch auf das Erlebnis einer platzenden Traube im Mund.

Für Leser, die es weniger anschaulich und mehr intellektuell lieben, spricht Weimer später auch von der „strategischen Chance von Printmedien als Heimstatt der Eigentlichkeit“: „Print ist (…) nicht nur der Form nach wirklicher als elektronische Medien, auch dem Print-Inhalt wird die Wirklichkeitsnähe stärker zugesprochen.“

Dass wir uns „in immer rascheren Abfolgen mit Scheinskandalen beschäftigen“, liegt laut Weimer natürlich auch am „hastigen Überschlag des Elektronischen“. Als Beispiele, wie wir „von einer Panik in die andere jagen“, nennt er:

Vorgestern das Waldsterben, die Kampfhunde und Sars, gestern Feinstaub, BSE und Vogelgrippe, heute die Klimakatastrophe und die Schweinegrippe – der Alarmismus prägt die Multimediademokratie.

Wenigstens bei der Angst vor dem Waldsterben, die aus einer Zeit stammt, als es noch kein World Wide Web, ja noch nicht einmal nennenswert privaten Rundfunk in Deutschland gab, hätte er doch merken müssen, dass Printmedien diesen Alarmismus ganz gut alleine hingekriegt haben – und was wäre die Panikmache in den Fällen Kampfhunde, Sars, Vogel- und Schweinegrippe ohne das Zutun der gedruckten „Bild“-Zeitung gewesen?

Ich würde mich nicht so lange an diesem Essay abarbeiten, das vermutlich ohnehin außer mir kaum jemand gelesen hätte, weil solche Jahrbücher mit ihrem schönen, schweren Papier doch eher dafür gemacht sind, dass man sie ungelesen ins Büroregal stellt, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass es in erstaunlicher Deutlichkeit zeigt, wie irreal das Weltbild dieser Leute geworden ist und wie fern ihnen immer noch die Binsenweisheit ist, dass guter Journalismus nicht davon abhängt, ob er in analoger oder digitaler, gedruckter oder elektronischer Form vorliegt.

Am Ende wagt Weimer noch einen anderen Vergleich:

Ich plädiere daher für mutige Investitionen unserer Verlagshäuser in ihre Kernprodukte. So wie die Autoindustrie seit Jahrzehnten totgesagt wird, so investiert sie doch immer wieder in neue Modelle und in die Verbesserung ihrer Autos. Sie flüchten nicht in den Flugzeugbau, den Bahn- oder Schiffsbetrieb, noch glauben sie ernsthaft daran, dass Geschäftsreisen verschwinden, nur weil Online-Konferenzen möglich sind.

Mag sein, nur wären sie schlecht beraten, wenn sie glaubten, auch in Zukunft müssten Autos mit Benzin angetrieben werden, und anstatt neue Antriebswege zu entwickeln, den Menschen Vorträge darüber halten würden, dass der Otto-Motor das Maß aller Dinge ist — und ein Fahrzeug ohne ihn wie die Liebe ohne den Kuss wäre.

235 Replies to “Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Daten”

  1. Alter, das war mal wieder echt unterhaltsam. Danke. Sind die doof. Danke.

    Diese Realitätsferne und polternde Argumentation voller impliziter und expliziter Widersprüche bei offensichtlicher Unkenntnis des Gegenstandes und Negierung der Faktenlage ist aber nicht nur im VDZ zu finden.
    Frag mal den handelsüblichen Medienwissenschaftler, Fernsehmanager, Marketingchef oder auch gerne Politiker.

    Ich glaube, das ist einerseits eine Generationenfrage und auch eine Frage fehlender Reflektionsfähigkeit. Ich glaube langsam nicht mehr, dass diese Leute ihre fast schon surreal anmutenden Pamphlete wirklich selber lesen. Sie schreiben bzw. schreien sie nur in die Welt hinaus, ein Pfeifen im Walde in Furcht vor einer Zukunft, die, wie auch immer genau sie sich gestaltet, definitiv nicht die ihre ist.

  2. Ich habe dieselbe Erfahrung mit alten Print-Hasen im Gespräch gemacht. Das Bezeichnendste ist, dass sie, da sie Print für selbstverständlich halten, keinerlei Bezug zu den Vor- wie Nachteilen dieser Art der Verbreitung haben, sie kennen ihr eigenes Medium nicht, wie ein Fisch, der keine Ahnung von Wasser hat. Und aus diesem Erfahrungshintergrund kommen dann so hirnlose Äußerungen. Lustig ist, dass sehr viel, was heute gesagt wird, praktisch wörtlich damals genauso gesagt wurde, als Gutenberg mit dem Druck für alle anfing.

  3. Vielen Dank für diesen flüchtigen Beitrag! Ausdrucken möchte ich ihn dann doch nicht, sonst kommt die Tagesezeitung wieder mit Abholzung der Wälder…

  4. Man kann über Print denken was man will – Menschen sind Gewohnheitstiere. Ich würde viel Geld darauf wetten, dass auch in 20 Jahren noch gedruckte Medien die stärkste Komponente in einem Medienmix sind, in dem natürlich auch „Online“ seine Rolle hat. Zumindest in Deutschland.

    Ganz davon abgesehen ist es immer noch so lange angenehmer, von Papier zu lesen, bis es elektronische Displays mit ähnlichen Eigenschaften gibt, was Flexibilität, Lesbarkeit, Preis (sehr wichtig, man kann ein Magazin in die nächste Mülltonne kloppen, ein iPad eher nicht) angeht.

    Was ich dann auch noch sagen wollte: vorallem in letzter Zeit scheint dieses Blog ja geradezu von den Printmedien zu leben. Was gäbe es denn sonst, worüber Sie sich die ganze Zeit so zielsicher aufregen könnte? :)

  5. Vor allem der Absatz mit der Autoindustrie zeigt doch das grundsätzliche Missverständnis der Verleger: Genauso wenig, wie Mercedes der Verkäufer von Blechkarosserien auf vier Rädern ist, die durch die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen fortbewegt werden, ist Springer ein Verkäufer von gefaltetem Altpapier, dass mit bunten Mustern bedruckt wurde.

    Mercedes verkauft Mobilität, Springer Journalismus (ok, darüber könnte man streiten ;) ), alles andere geht an den Fakten vorbei.

    Die Autoindustrie scheint mir da auch sehr viel lernwilliger zu sein, als die Verleger, siehe neue Antriebskonzepte, oder auch Projekte wie car2go von Mercedes in Ulm http://bit.ly/cnIOys

    Manchmal hab ich echt das Gefühl, wenn die Zeitungsverleger in diesem Land die Autoindustrie übernehmen würden, wäre ihre erste Forderung zur Rettung der Industrie einen Anteil an der KFZ- und Benzin-Steuer zu fordern, weil der Staat ja sonst an ihren Produkten verdienen würde, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu bringen.
    Oh und natürlich 50 Cent für jedes runde Brot, was der Bäcker backt, das Design stammt schließlich eindeutig von der Autoindustrie.

  6. Vielen Dank, jetzt ist mein Drucker kaputt! Aber die Fehlermeldung „Minderwertige Mataphernqualität“ kannte ich auch noch nicht…

  7. Sehe es genauso wie Fred in #2 – eigene Ahnungslosigkeit und Ignoranz in Bezug auf moderne Medien mit wirrem Gefasel und lautem Geschrei kompensieren zu wollen ist momentan einfach en vogue, siehe z.B. auch die schwachsinnigen Diskussionen um „Killerspiele“, Access-Sperren, etc…

    Da hilft nur eins – einfach nicht mehr ernst nehmen! Denn solange man diese Leute ernst nimmt, regt man sich nur jedesmal weit über jedes gesundheitsverträgliche Maß auf ob ihrer unfassbaren Blödheit, die sie einem geradezu in Gesicht schreien. Betrachtet man das Ganze aber mal aus einer anderen Perspektive, fällt einem auf, dass es eigtl Comedy pur ist, was diese Leute so von sich geben – „das gedruckte Wort ist wie ein Kuss“ ist doch einfach nur der Hammer, ich hätte gerade fast Tränen gelacht… und wenn ich daran denke, dass der Autor das alles anscheinend tatsächlich ernst meint, muss ich schon wieder losprusten! :D

  8. Die Distanz zur Wahrheit finde ich hier grässlich… warum wird solch inhaltslose selbstbelügung erzeugt?

    Als ich jünger war, hatte ich vor (respektablen) Zeitungen einen gewissen respekt, weil ich annahm, dass jemand sich dort viel Mühe machte, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. *Das* ist für mich die Qualität von Journalismus.

    Würden sich papierzeitungen darauf besinnen, diese Dinge zu leisten, wäre es gar nicht mehr nötig, dass sie darauf hinweisen, wie viel besser sie als das Internet seien. Aber wenn schon der „Wir Zeitungen sind besser als das Internet“-Text voll mit Unwahrheiten ist, wie woll man denn da *nicht* desillusioniert werden?

  9. @Florain Fink: Es wäre aber umgekehrt auch ein Missverständnis, dass ich irgendetwas gegen Print hätte. Ich liebe Zeitungen — und das nicht nur, weil eine davon zur Zeit einen erheblichen Teil meines Lebensunterhaltes bezahlt.

  10. Ich würde Wolfram Weimer nicht weiter ernst nehmen. Immerhin hat er Sie, Herr Niggemeier, mit einer doch ganz netten Laudatio anlässlich der Verleihung des Hans-Bausch-Mediapreises bedacht. Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass er damals jedes lobende Wort aus Überzeugung gesagt hat.

    Damit meine ich, dass Weimer bar jeder Haltung genau dessen Lied zu singen scheint, wessen Brot er isst. Wie gesagt: nicht weiter ernst nehmen.

  11. Herlich, dieser Text von Herrn Weimer. Da kann man in 20 Jahren bestimmt noch herzhafter drüber lachen. Sollte mal jemand einscannen um ihn der Nachwelt zu erhalten.

  12. Nachtrag zu #13:

    Oh, das ist lustig: Hatte mir gerade eben nochmal Weimers Laudatio angesehen und musste feststellen, dass sein Text im Jahrbuch des VDZ teilweise ein Remix aus seiner damaligen Rede ist – oder umgekehrt.

    Jetzt würde ich gerne wissen, wie häufig Weimer bereits seine Bilder in anderen Artikeln und Reden verwurstet hat. Erstaunlich, wie viele „Inhalte“ man anscheinend aus einem kleinen Repertoire an Bildern und Binsen produzieren kann.

  13. Das besonders Schöne an deinem Kommentar zu diesem Text von Wolfram Weimer ist, dass man in jeder zweieinhalbten Zeile unterschwellig dein gedachtes „Ich fass es nicht!“ lesen kann.
    Denn genau das ist es: unfassbar!
    Man hat ja gar nicht so viele Köpfe wie man schütteln möchte.
    Aber geschüttelt muss werden! Dann halt nur mit einem Kopf, und wenns sein muss bis zum Schleudertrauma. Denn hört man damit auf, bekommen eines Tages tatsächlich alle Ver- und Gebote, die sich diese Verleger und Medienmacher, Film-, Fernseh- und Musikproduzenten zum Erhalt ihrer (meist wachsenden) Imperien wünschen, eine gesetzliche Basis. Was dann verloren ginge, ist weit mehr als nur ein kostengünstiger Zugang zu aller Art von Information und Unterhaltung via Internet.

    Das einzig Tröstliche ist, dass die Argumente der alten Informations/Entertainment-Vertreiber-Mogule und ihrer Sprachrohre immer unhaltbarer und absurder werden.
    q.e.d. Wolfram Weimer

  14. Ohne schleimen zu wollen, aber das ist das Beste, was ich in den letzten Wochen gelesen habe. Das Schönste daran ist jedoch, dass es einen solch guten Text wahrscheinlich niemals in ein gedrucktes Medium geschafft hätte, was Ihnen indirekt nochmal Recht gibt.

  15. Re: Fürstner – Grundversorgung
    – ich als Nicht-Jurist hätte hier das 5. Rundfunkurteil für relevanter gehalten, weil es sich explizit auf die Frage bezieht, ob Grundversorgung als Minimalversorgung bzw. Ergänzungsversorgung-für-Defizite definiert werden kann.
    – Ja, Fürstner hat wohl wirklich keine Ahnung, wovon er da redet.
    – Aber, ihm geht es ja darum, den Begriff der Grundversorgung nachzuverhandeln. Natürlich wäre es gut, wenn er sich dazu erstmal informieren würde, damit man ihm nicht alles von Anfang an erklären muss. Andererseits könnte man mit den Fürstners dieser Welt, deren Worte nicht durch Ignoranz oder Lobbyismus verwässert werden ja durchaus darüber reden, ob der BVG-definierte Grundversorgungsbegriff noch sinnvoll ist. Bzw. ob man ihn nicht dahingehend präzisieren sollte, dass er stärker und klarer als bisher ein Kerngeschäft der öffentlich-rechtlichen Anstalten definiert so dass diese nicht mehr jede Initiative mit dem lapidaren Verweis auf ein bisweilen recht allumfassendes Verständnis von Grundversorgung rechtfertigen können.

  16. „Riechen Sie lieber an einer Blume oder am Bild einer Blume?“
    Oder riechen Sie lieber an der Beschreibung einer Blume?
    Der große Unterschied zwischen gedrucktem und virtuellen Wort ist dann in meinen Augen eigentlich nur folgender: Beim ersten riechts nach Druckerschwärze, beim zweiten nach Plastik.

    Um die Blume zu „riechen“, brauchts für mich in erster Linie etwas anderes: Vorstellungskraft. Und zumindest meiner Vorstellungskraft ist’s egal, ob die jetzt durch etwas Gedrucktes oder Virtuelles angeregt wird.

  17. danke für den schönen artikel, jetzt bin ich wieder versönt (habe mit mir gehadert wegen des unreflektierten „inneren reichsparteitags beitrag“ aber das eine wie das andere kann ihnen ja eigentlich egal sein)

  18. Ach ja. Die beständige Papierzeitung. War das nicht die, in der man früher[tm] den Fisch einwickelte, der sich mangels allgemeiner Kühlschrankverbreitung auch nur bis zum Abend hielt?

    Natürlich hat die ordentliche Hausfrau das stinkende Rotationspapier nicht weggeworfen, sondern – um die kulturelle Ewigkeit der Verpackung wissend – feinsäuberlich desodoriert, aufgebügelt und archiviert.

    Ich weiß: MEIN Bild kommt beiweitem nicht an das mit dem druckerschwarzen Kuß heran… mea culpa.

  19. Stefan! Du tust mir leid. Daß du DAS lesen musstest grenzt schon an Körperverletzung an deinen Augen.
    Voller Mitgefühl

    medien’newzblog’floh

  20. Eigentlich lässt mich der „Kampf“ zwischen Print- & Online-Journalismus ziemlich kalt – ich lese täglich sowohl eine gedruckte Tageszeitung als auch mehrere Blogs und möchte weder auf das eine noch auf das andere verzichten.
    Dieser Text ist allerdings wirklich ein intellektuelles Armutszeugnis und sollte er wirklich die Denkweise etablierter Zeitungsmacher illustrieren dann hält sich mein Mitleid über die Probleme im Printbereich in wirklich engen Grenzen. So viel Blasiertheit/Selbstgerechtigkeit und Arroganz gehört vielmehr zu Recht abgestraft.

  21. @23 An das geflügelte Wort vom Fischeinwickelpapier (Zeitung von gestern) musste ich auch sofort denken als die „Flüchtigkeit des Mediums“ erwähnt wurde. Als Kind hab ich tatsächlich regelmäßig einen Packen gesammelter Zeitungen dem Fischladen an der Ecke Fidicin- und Kloedenstraße in Berlin-Kreuzberg gebracht und dafür dann was bekommen (hab vergessen was es war; ’n Groschen oder ’ne kleine Portion Fisch?).
    Auch ich wette, DIESEN tollen Artikel hier oben kann Meister Niggemeier bestimmt nicht in seinem Lebensunterhalts-Medium unterbringen.

  22. Informationen wie die, woher der Begriff „Grundversorgung“ kommen, sind es, die das Blog hier so wertvoll machen.

    Ist eigentlich „Ich hab Dich geflattrt“ das neue „You Made My Day“?

  23. Bitte um Hilfe. Ich hab‘ da wohl ’ne kleine Blockade, denn ich kapier‘ die Überschrift nicht: „Hab noch Sand…“

  24. Bleibt nur noch die Frage ob man in dem „schweren Papier“, auf dem dieses Jahrbuch gedruckt ist, die Fische noch einwickeln kann oder ob es eher geeignet ist die Fische zu erschlagen.

  25. Schade, dass den Bossen des VDZ nichts besseres einfällt, als sich auf diese Weise der Lächerlichkeit auszusetzen.
    Erstaunlich ist, dass aus so manchen Beiträgen viel Freude am möglichen Untergang der Printmedien herrauslugt oder geglaubt wird, mann könne so leicht auf sie verzichten.
    Seit fast 40 Jahren in der Branche, kann ich die stets sich wiederholenden Abgesänge nicht mehr hören.

  26. ..auf der Titelseite des regionalteiles meiner Zeitung (ach, was soll’s, es war „die Rheinpfalz“) stand letztens ein absolut undistanzierter sog. Bericht ueber Subway, wobei sich der Schreiber vor Begeisterung ueber das Volks-sub fast einnaesste und allen ernstes behauptete, die Bildzeitung wuerde das Teil sponsern und nur deshalb sei es so billig.

    Dass zwei Wochen spaeter ein staunender Aufmacher ueber die sanfte Wirkung von homoeopathie folgte, war da nur logisch.

    So sehr ich die Zeitung als Medium schaetze, so wenig ertrage ich diese Verbreitung von Unwissen. Scheint wohl doch auf die kuendigung des Abos hinaus zu laufen.
    Schade.

  27. @Markus/20: „Aber, ihm geht es ja darum, den Begriff der Grundversorgung nachzuverhandeln.“

    Nach Ansicht des BVerfG wäre das nicht nötig. Dem BVerfG ging es damals bereits darum, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk dauerhaft gegenüber den privatrechtlichen Wettbewerbern abzusichern. Das ist ein Punkt, den Stefan nicht erwähnt hat.

    Das BVerfG argumentierte, dass dem ÖR ein Wettbewerb „auf Augenhöhe“ möglich sein muss. Dabei geht es um 2 Faktoren: Einem ÖR, der lediglich ein Programm für Eliten veranstaltet (also das, was von der Allgemeinheit unter Grundversorgung verstanden wird: Kunst, Bildung, Information) würde es an Akzeptanz in der Bevölkerung mangeln. Damit wäre das zweite – ungleich wichtigere – Ziel des dualen Rundfunksystems nicht zu erreichen: Der ÖR soll als qualitativer Gegenpol dienen, an dem sich die privatrechtlichen Veranstalter orientieren müssen, um Geld zu verdienen. D.h. RTL muss zumindest ein Mindestmaß an Qualität und Inhalten liefern, damit a) die Zuschauer bleiben und b) in Folge ausreichend Werbung geschaltet wird.

    Die Alternative wäre ein Programmangebot wie z.B. in den USA (der Vergleich hinkt massiv, das hat vor allem aber mit der Größe der bespielten Fläche und den daraus resultierenden Refinanzierungsmöglichkeiten zu tun): Ebenso manipulatives wie lausiges FreeTV (PBS zählt nicht …), ansonsten Premium-Cable/Sat-Anbieter auf einem Preisniveau, bei dem Sky-Manager feucht im Schritt werden. Das kann’s auch nicht sein, oder?

    Man sieht: Letztendlich ist die Idee vom solidarisch finanzierten Qualitätsfernsehen gar nicht schlecht. Finden ja auch die Verleger, sonst würden sie kein „Leistungsschutzrecht“ fordern. Aber das ist nochmal eine andere Baustelle.

  28. @ 28: Ich kapier es auch nicht, aber die Überschrift hat mich dankenswerterweise dazu gebracht, endlich mal wieder das wunderbare „Wirklich schon wieder ein Jahr“ von Reinhard Mey anzuhören… ;-)
    Auch wenn das jetzt natürlich komplett off topic ist, sorry dafür.

  29. @33 auch diesen Zusammenhang kapier ich nicht.
    Was hat denn nun die Überschrift zu bedeuten, Herr N.? Irgendein Witz? ein Zitat?

  30. herr niggemeier, das ist ein guter artikel geworden. inhaltlich. stilistisch ein bisschen schwülstig. aber das sind wir ja gewöhnt. wichtiger: es ist – ernsthaft – ein guter artikel geworden! chapeau.

  31. @ Jo/32
    Sie beschreiben das Problem sehr schön: Was heißt „auf Augenhöhe“ im Zeitalter des Internet? In wie weit sollen die Öffentlich-Rechtlichen als Gegenpol zu einer praktisch jetzt schon unüberschaubaren Zahl von „Sendern“ dienen? Sollen sie, konkret, auch zu Stefan Niggemeiers Privatblog einen Gegenpol bilden? Zu YouTube? Facebook?
    Darum geht es natürlich Fürstner nicht, aber wir dürfen uns schon Fragen, ob Ideen, die unter den Bedingungen immenser Kosten, großer Mitarbeiterzahlen und exklusiver Sendelizenzen formuliert wurden noch passen, wenn jeder Bürger praktisch kostenfrei selbst senden kann, in absehbarer Zeit mobiles Internet allgegenwärtig wird und alles, Bilder, Videoes, Textes, Interaktionen nur noch Varianten des selben Datenstroms ist.

    Ein bisschen weniger zukunftsgewand dann noch die Nebenfrage: Ist es in Zeiten von x-Spartenkanälen, Video-Streaming, iTunesMusicStore, dailyme etc. noch notwendig, für die Anerkennung durch die Bevölkerung auch seichte Unterhaltung im Programm zu haben? Wenn das Prinzip, jederzeit seinen eigenen Medienmix aus einer Vielzahl von Quellen zusammen zu stellen (alter Hut, Phänomen Zapping in den 90ern) fest etabliert ist, warum braucht es dann für die Anerkennung noch das Vollprogramm.
    Oder, um das ganz konkret runter zu brechen: Wäre es heutzutage nicht sinnvoller, den Gegenpol dadurch zu bilden, dass ein absolut 100%ig werbe- und PR-freies Programm produziert wird?

    FWIW, ich bin ein großer Fan des Ö-R-Rundfunk (ich würde bloß die Landesrundfunkanstalten radikal zusammenlegen). Aber ich finde es falsch, die Debatte über die Rolle, die der ÖRR zukünftig spielen soll mit einem Verweis auf eine 25 Jahre alte BVG-Entscheidung zu beenden.

  32. @markus: Wir können gerne darüber diskutieren, was „Grundversorgung“ heute bedeuten kann oder soll. Herr Fürstner aber schreibt:

    Zur Erinnerung: Die Idee der Grundversorgung entstammt den fünfziger Jahren, als es noch Frequenzmangel gab, und sie war ein Versuch, einen Mindeststandard zu setzen.

    Das ist in jeder Hinsicht schlicht und ergreifend: falsch. Und deshalb würde ich mit ihm das Thema ungerne diskutieren wollen. (Wenn sein Beitrag online erschienen wäre, könnte er das natürlich nachträglich korrigieren. Leider steht er auf diesem komischen Papier.)

  33. Laden Sie sich gern Furzgeräusche aufs Handy? Oder ist ihnen ein frischer lieber? Mit Geruch? Dann kaufen Sie sich morgen einen FOCUS und lesen das Tagebuch des ersten Journalisten.
    Fiel mir grad bei „fettem Fleisch“ ein.

  34. @ Steffan Niggemeier
    Wir sind uns da völlig einig, siehe mein Beitrag #20.
    Nur, mit irgendwem sollte man darüber reden, sonst wird die Frage in Hinterzimmern entschieden, von Leuten, die keine Ahnung haben.
    Bitte nicht falsch verstehen: Dass Fürstner den Begriff immer wieder falsch gebraucht wäre doch eigentlich ein guter Anlass, mal mit ihm darüber zu reden.

  35. Erst einmal Danke für den guten Artikel. Gerade Herr Fürstners Beitrag zeigt, dass es nicht gut ist, Äpfel und Birnen miteinander zu vergleichen. In diesem Fall erkenne ich z.B. die großen Fehler, die deutsche Verleger nach meinem Verständnis machen. Die Automobilbranche lebt vom Ingenieursdenken, die Medienbranche hingegen von großen Worten. Praktisches Denken versus Polemik.

    Im Durchschnitt dauert es 10-15 Jahre, bis dass ein neuer Motor, ein neues Getriebe von der Idee bis zur Realisierung entwickelt wurde. Scheitern und auf die Nase Fallen, jedoch wieder aufstehen, aus den Fehlern lernen und weitermachen prägen den Alltag. Wenn aber nach 3-5 Jahren ein noch nicht fertig entwickeltes Modell einfach so weggeschmissen wird und wieder etwas neues ausprobiert wird, muss man sich nicht wundern, wenn dabei nichts heraus kommt und man sich auf Dauer damit keine Freunde macht.

    Außerdem, gerade Querköpfe, die neue, andersartige Ideen haben – vielleicht sogar etwas verrückt sind – sind oft die Triebfedern in den Entwicklungsabteilungen der Motorkonzerne, hingegen habe ich das Gefühlt, dass gerade diese in den Medien schnell „aussortiert“ werden, so dass oft die aalglatten Laberköpfe und Ja-Sager in ihren schweren Redaktionssesseln vor sich hindümpeln. Mut, mal was neues, was freches, vielleicht auch mal etwas falsches zu machen, besitzen die wenigsten. Diesen hingegen finde ich immer wieder bei jenen, die sich im Internet verwirklichen. Mit geringen finanziellen Mitteln – vielleicht nicht 100% perfekt – aber dafür ehrlich, wahrhaftig und durch von eine individuelle Art von Schönheit geprägt. Und je länger ich schaue, desto besser und schöner wird es. Daher an alle da draußen: Einfach machen und nicht tot labern lassen. Eure 10-15 Jahre sind noch nicht vorbei.

  36. „Das gedruckte Wort ist wie ein Kuss.“
    Ein Cicerocus.
    In Weimar rotiert es in den Gräbern und Gruften.
    Wegen der/dem Schufte(n).

  37. und auf dem Lokus brüllt einer „Papier“.
    und bei Focus ruft Weimer laut: „Hier“.

  38. Das Interessante an der ganzen Sache bleibt ja, dass diese absonderlichen Kritiken mancher gestriger Publizisten noch so lange verfangen werden, wie sich die Blogfraktion ständig mit der Holzfraktion balgt.

    Klar ist das dumm, was er geschrieben hat, auf vielen verschiedenen Ebenen. Nur zeigt das hier eben auch, wie klein die Bereitschaft ist sich von solchem zu emanzipieren.

    Dies ist mein definitiv letzter Kommentar zu „Holzmedienmenschen haben das Internet nicht verstanden“. Ich hab noch ein Leben.

  39. Weimer: „Erleben Sie lieber einen Sonnenuntergang mit Grillenzirpen aus den Dünen und Sand zwischen den Zehen oder reicht Ihnen der Film eines Sonnenuntergangs?“

    –> Sand in den Schuhen aus Hawaii

    –> Sand in den Schuhen aus Athen

    –> Sand in den Schuhen aus Daten

    (Alberto fand den okay.)

  40. @ Sebastian, Stefan Niggemeier, Alberto
    Tschuldigung, ESC hin oder her, aber der Link da oben ist echt pervers! Irgendwo hab´ja selbst ich meine Grenzen! Geht ja gar nicht!

  41. Klasse Text, sehr unterhaltsam!

    Meine Lieblingsstelle:

    „Das ist auf so vielen Ebenen falsch, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Andererseits ist es so offensichtlich falsch, dass ich gar nicht weiß, ob ich überhaupt irgendwo anfangen soll.“

    Bitte mehr von sowas :-)

  42. Dies ist ein Trollkommentar. Der Artikel hat übrigens keinen guten Anfang. Ein guter Anfang muß einen guten Aufmacher, womöglich gar einen Aufreißer haben, der einen spannenden Einstieg ins Thema vermittelt und zum Weiterlesen animiert. Der Artikel ist zu langatmig. Das Problem des Artikels ist, er hat auch kein interessantes Thema. Weshalb er auch keinen interessanten Anfang haben kann.

    Hmm, ich glaube Medienjournalismus, um so mehr Medienblogjournalismus hat einiges (um nicht zu sagen viel) von Inzest. Medien beschäftigen sich mit Medien und besteigen sich quasi ständig selbst einander. Das ist auch das Öde an vielen deutschen Blogs. Dass sie sich soviel mit dem ganzen Bloggereimist selbst beschäftigen.

    Das Printgejammer kann ich auch nicht mehr hören. Das Thema wird sich ganz von allein in dem Maße erledigen, wie immer weniger Printmedien gekauft werden. Dann hören auch immer weniger Leute dem Gejammer der Printfuz^°Wjournalisten zu, sondern beschäftigen sich um so mehr mit den guten Onlinemedien, die die Gegenwart und Zukunft angehen. Wer nicht begriffen hat, dass Print spätestens seit dem Aufkommen der Tables ein mittelfristiges Auslaufmodell ist, und es allerhöchste Zeit ist, sich schon jetzt gute Gedanken über den Umzug ins Netz zu machen, hat das Ausmaß der digitalen Umwälzung im Medienbereich leider noch nicht ganz erfasst.

  43. #49 (Mist, das ist aber ganz gemein, jetzt muss ich ja doch noch mal)

    Ich halte eben genau nichts von solchen Fraktionen, aber genau so sinnlos wie die Rückzugsgefechte der Verlage sind doch die Konter vieler Netzautoren und -nutzer. Und wer sich im Gefecht wähnt, muss ja wohl irgendwo einen Gegner gesichtet haben.

    Ich habe aber – so wie Sie offenbar auch – nichts zu bekämpfen und habe ja nur zu Protokoll gegeben, dass ich keine Lust mehr habe der Schlacht beizuwohnen.

  44. Wer meint, hier solche Weisheiten verkünden zu müssen wie:
    „Ein guter Anfang muß einen guten Aufmacher, womöglich gar einen Aufreißer haben, der einen spannenden Einstieg ins Thema vermittelt und zum Weiterlesen animiert…“, der kommt doch gerade eben erst vom Deutsch-Leistungskurs der Oberstufe nach Hause, oder?

  45. Müsste sich Print als Verbreitungsmedium an Herrn Weimers intellektuell bestürzendem Beitrag messen lassen, wäre jedwede Liaison schon lange vor dem ersten Kuss gescheitert.

  46. @theo: Und diese Deutsch-Leistungskurse bescheren uns (im schlechten Regelfall) Journalisten wie Herrn Dr. Weimer. Im guten Ausnahmefall solche, wie Stefan Niggemeier.

    Der Laudator (oder war es der Preisträger selbst) zum diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis (bin mir nicht mehr sicher, ich glaube ich habe es beim Autofahren im Radio gehört – ich weiß auch nicht mehr, wer Laudator und/oder Preisträger sind und habe jetzt keine Lust mehr, im flüchtigen web danach zu suchen); sagte sinngemäß, dass der deutsche Hang zu Analyse und Interpretation den deutschen Deutschunterricht, besonders in der Kategorie „Literatur“ hemmt und stört. Das Ergebnis der kritisierten Unterrichtsform sei, dass Schüler das schreiben, was ihre Lehrer erwarten. Schüler entwickeln „Fremddenken“.

    Gute Journalisten oder Autoren werden so nicht gemacht. Darum haben wir denn Journalisten, die sich gleichen, wie ein BWLer oder McKinsey- Eleve dem anderen. Ausnahmen bestätigen die Regel (s.o.)

  47. Apropos Fremddenken, auf die originelle wie zündende Idee, dass gute Artikel einen animierenden Anfang brauchen, bin ich ganz von allein gekommen. Mag sein, dass ich das auch früher mal gelehrt bekommen habe. Aber das ist so lange her, dass ich es so direkt sicher vergessen habe. Ich dachte, dieser Hinweis wäre hier hilfreich (g). Will auch nicht weiter stören, das Thema ist doch langsam tot. Ungefähr so tot wie in Bälde die Printmedien.
    Viel interessanter wäre, wenn sich auch ein Medienjournalist, zumal im Internet, mit der Zukunft der Onlinemedien beschäftigen würde. Wie sollen und könnten sie werden – Medienwandel, Bezahlmodelle, Informationsarchitektur von Onlinemedien, Wissensorganisation im Zusammenhang mit dem Internet usw.

  48. Eine interessante Entwicklung.
    Die Medien, die auf geschwärztem Papier publizieren, versuchen aufgrund der Wahl des Mediums Glaubhaftigkeit und Dauerhaftigkeit zu beanspruchen.
    Aber wer mal paar Jahre zurückschaut, erinnert sich an Goebbels:
    „Wer eine Lüge glaubhaft machen möchte, drucke sie. Denn das Volk würde nie auf den Gedanken kommen, daß es eine Lüge ist, weil sich einer die Mühe gemacht hat, sie zu drucken“ (alles frei aus Gedächtnis zitiert).
    Es geht also um Folgendes: die Printmedien haben Angst um das Monopol der alleinseligmachenden Wahrheit, weil ihr Medium Papier infrage gestellt wurde.
    Und ob on- oder offline: es gilt „was juckt mich mein Geschwätz von gestern? [Adenauer]“, kombiniert mit „nichts ist älter als die Zeitung von gestern“. Das Problem ist, daß die Zeitung von gestern schon im Altpapier liegt, während man im Netz ganz fix mal in die gestrige Zeitung schauen kann.
    Ob das eine Forderung nach Kontinuität oder nach den balls, auch mal Bockschüsse einzugestehen ist (wenn man allerdings letzteres tut, sägt man an seinem mühsam aufgebauten Unfehlbarkeitsanspruch), ist eine leicht zu beantwortende Frage. Denn Goebbels sagte auch „wenn Du einmal angefangen hast zu lügen, lüge weiter!“. Ersetzt man „lüge“ durch „irre“ und schaue auf die Konsequenzen (Verlust von Glaubwürdigkeit, wenn man auch nur einen Hauch von Irrtum zugibt), weiß man, warum Printmedien sich vor der leichten Archivrecherche fürchten wie der Papst vor Luther.

  49. Das ist ja süß.
    Offenbar gibt es solche Jubelprodukte in jeder Branche. Ich erinnere mich an eine ähnliche Denkschrift aus der Fotobranche, die noch vor vier Jahren ernsthaft die Macht der analogen Fotografie beschworen hat.
    Jeder halbwegs denkende Mensch wußte da schon, dass es in kürzester Zeit keine entsprechenden Kameras mehr geben wird (und sich auch niemand mehr dafür interessiert)
    Bei den Printprodukten bin ich nicht so sicher. Zum Mittagessen nehme ich leiber eine Zeitung mit als ein IPad.
    Auf die Zeitung kann ich nämlich auch gefahrlos mal die Suppe kleckern…

  50. 59, Frau Maldeites:

    „Apropos Fremddenken, auf die originelle wie zündende Idee, dass gute Artikel einen animierenden Anfang brauchen, bin ich ganz von allein gekommen.“

    Höre ich da so etwas wie einen inneren Reichsparteitag heraus?

    „Viel interessanter wäre, wenn sich auch ein Medienjournalist, zumal im Internet, mit der Zukunft der Onlinemedien beschäftigen würde.“

    Noch so eine originelle wie zündende Idee.

    :-)

  51. Ich hab hier noch 5 Seiten Büttenpapier, aber irgendwie ist mir das zu teuer um es in den Laserdrucker zu legen um ein doofes Essay auszudrucken. Es bleibt doch trotzdem doof – egal ob in Bits oder DPI.

  52. @theo (#62):

    Don’t feed the troll!

    Der Troll hat unter #52 gesagt: „Hmm, ich glaube Medienjournalismus, um so mehr Medienblogjournalismus hat einiges (um nicht zu sagen viel) von Inzest. Medien beschäftigen sich mit Medien und besteigen sich quasi ständig selbst einander. Das ist auch das Öde an vielen deutschen Blogs.“.

    Nur um dann unter #59 zu sagen: „Viel interessanter wäre, wenn sich auch ein Medienjournalist, zumal im Internet, mit der Zukunft der Onlinemedien beschäftigen würde.“.

    Alles klar?

  53. Ist doch auch irgendwie unfair eine Schallplatte mit dem Ipod zu vergleichen , das sich die Schallplatte aufregt ist doch klar . Deshalb verschenke ich heute meine alte Platten , dann ist endlich Ruhe – ruhe sanft !

  54. Wie sieht es denn, wenn man nun Weimers Argumentation folgt, mit E-readern und ähnlichem aus? Verderbe ich das hochwertige Printjournalismusprodukt wenn ich es auf meinem Kindle lese, werden die Texte dann automatisch in eine schlechtere Ausdruckweise usw übersetz? Und ist das vielleicht der Grund, warum deutsche Zeitungen solche Dienste kaum unterstützen?

  55. @ Lena Maldeites

    Die Printmedien sind bald nicht tot. Sie haben nur ihren wirtschaftlichen Zenit überschritten und wachsen nicht mehr. Wären sie ein Mensch, würde man einfach sagen: Jippy, endlich erwachsen! Daher auch das Augenrollen von vielen hier über dieses Rumgejammer. So spricht ein Geschäftsmann und kein Journalist.
    Und was die Wissensorganisation angeht, nun ja, das ist für mein Verständnis nicht die Kernkompetenz von Journalisten, die sollte doch die der Informationsbeschaffung sein. Nicht der Journalist organisiert das Wissen der Menschheit, die Menschen tuen es für sich selbst! Doch bevor ich jetzt anfange über Habermas oder Konstruktivismus zu reden, mach ich mich mal lieber an die Arbeit – heute Abend spielt ja Deutschland und das will ich nicht verpassen!

  56. In der Hoffnung genau solche Beiträge zu lesen schaue ich hier regelmäßig vorbei. Einfach großartig. Das mag zwar den Einen oder Anderen Kommentator als „nichts Neues“ in einer inzwischen uninteressant gewordenen „Schlacht“ langweilen. Für mich ist das Weimer’sche Höhlengleichnis und die hiese Reblik große Unterhaltung. Danke dafür. Zur gewählten Überschrift habe ich irgendwie keinen Zugang, der folgende Teil hat mir dafür ein *LOL* im Wortsinne abgerungen:

    „Fairerweise muss ich sagen, dass Sie die ganze Pracht seiner Argumentation hier im Blog natürlich nicht erkennen können. Sie müssten den Text bitte ausdrucken.“

    Weiter so bitte.

  57. Liebes Internet,
    heute setze ich mich an das Pult, zückte die Feder und begann, dir einen Brief zu schreiben. Nach einem lockeren, aber doch packenden Einstieg kam ich ohne Umschweife zum Punkt, indem ich erst einmal treffend analysierte, wo deine Schwächen lagen. Dann setzte ich noch eins drauf und erläuterte schlüssig und umfassend, wie man diese leicht aus der Welt räumen konnte um dich zu etwas zu machen, das deiner jetzigen Form in jeder Hinsicht überlegen ist. Am Schluss – ich gebe es zu – hatte ich dann aber doch zu knabbern, da ich die Latte doch ziemlich hoch gelegt hatte. Trotzdem gelang es mir schließlich, eine grandiose Pointe zu finden und alles perfekt abzuwickeln.
    Aber jetzt still dir bitte meine Überraschung vor, als ich den Brief anschließend in meine Wireless-Verbindung hielt und er einfach zu Boden fiel! Es brachte nicht einmal Abhilfe, einen Papierflieger daraus zu falten. So bleibt mir nun leider nur, dir eine flüchtige Zusammenfassung zu unterbreiten, die dem eigentlichen Inhalt schwerlich gerecht werden kann. Aber gib die Hoffnung nicht auf: Wenn man eines Tages Server entwickelt, die mit Miniatur-Schwarzen Löchern betrieben werden wirst auch du die nötige Kraft haben, um derart Gehaltvolles festhalten zu können.

  58. @krusty20

    Dass Medienjournalismus oft unangenehm inzestuös und sich narzistisch selbstbespiegelnd wirkt, ändert ja nichts daran, dass es auch interessanten ebensolchen Medienjournalismus geben kann und gibt, der auch für Nichtmedienfuz°^Wleute von großem Interesse sein kann. Zuweilen auch von Herrn N. Medienjournalismus rutscht wie auch dieser Artikel leider viel zu oft in interne Insiderdebatten, die nur noch Medienleute interessieren. Stimmt natürlich auch, dass ich das nicht lesen muß. Aber wo ich schon mal hier war. Von einem national bekannten Medienjournalisten kann man vielleicht schon ein bißchen mehr pfeffrigeres Profil und nicht nur einschläferndes Insiderz°infos in den Texten erwarten.

  59. Ist eigentlich alles schon zum Thema gesagt worden – todes- und logikverachtender als Weimer kann man sich wohl nicht um Kopf und Kragen reden.

    Aber wieso hat noch niemand „Science Fictions“ moniert?! Wenn der mir vor das Laserschwert kommt…

  60. @Jo #68
    Dass sich Printmedien nicht längst im Siechtum, sondern gerade erwachsen geworden sind, halte ich für eine irrwitzig optimistische Prognose. Zeitungen halte ich im Prinzip bei den „Digital Natives“ und damit in absehbarer Zukunft für mausetot (abgesehen vielleicht von Boulevardzeitungen mit großem Optimismus). Zumal der Medienumgang der Jugend auch stark auf den Medienkonsum anderer Generationen abfärbt. Illustrierte und Magazine lesen und fassen sich ja noch ganz nett an, ihr Umzug ins Netz ist mit weiterer Ausreifung, Verbreitung und Verbilligung der Tablets aber m.M. auch nur eine Frage der Zeit.
    Wissensorganisation ist auch für die journalistischen Medien in Zukunft eine viel größere Anforderung, weil Onlinemedien nun mal in einem viel umfassenderen technischen und Wissensmedium Internet publiziert werden. Solche enge Verzahnung mit dem Internet ist nicht nur Forderung, sondern noch viel mehr auch Möglichkeit und Chance, als Onlinemedien im Internet Tritt zu fassen. Zumal Medien ja selbst Wissen verbreiten – wieso Lesern dann nicht auch, wenn man schon mal im Internet ist, gleich selbst attraktive Angebote zur Organisation desselben machen. Insbesondere Spiegel Online hat da ja einige erste interessante Ansätze, die freilich längst noch nicht ausreichen.

  61. @theo #62 Statt dem Bild der Genugtuung eines Reichsparteitages trifft hier wohl eher das Bild des Stolzes über eine gerade gelegte große Wurst. Hoffe doch, diese Fantasien sind hier nicht zu schmutzig.

  62. @jo, #32:

    Das BVerfG argumentierte, dass dem ÖR ein Wettbewerb „auf Augenhöhe” möglich sein muss.

    Und ist das Bundesverfassungsgericht etwa unfehlbar? So eine Art Papst, nur dass man dem Unfehlbarkeitsanspruch auch als Bundesbürger zu folgen hat und nicht nur als Katholik?

    Angesichts teilweise haarsträubender Entscheidungen diverser Richter (ich werfe nur mal „Hamburger Landgericht“ in den Raum) finde ich es bemerkenswert, wie unkritisch in Deutschland mit staatlichen Einrichtungen und deren Entscheidungen umgegangen wird. Auch zum Beispiel von Stefan Niggemeier, wenn er darauf verweist, jemand, der angeklagt ist, eine Straftat begangen zu haben, sei bis zur Verurteilung „unschuldig“ und werde danach quasi blitzartig „schuldig“. Das mag zutreffen, wenn man Schuld allein als Gerichtsentscheidung definiert, aber dafür muss man mitunter das eigene Rechtsempfinden komplett ausschalten und darauf vertrauen, dass die deutsche Gerichtsbarkeit wie auch die deutschen Gesetze und die deutsche Exekutive perfekt und ethisch unantastbar arbeiten.

    Also: Nur weil das BVerfG vor langer, langer Zeit mal den Begriff „Grundversorgung“ definiert hat, muss diese Definition noch lange nicht unanfechtbar sinnvoll gewesen sein. Und selbst wenn sie das damals war, muss sie das in der heutigen Zeit, wo jedermann – vor allem durch das Netz – die Möglichkeit hat, sich viel breiter als durch die ÖR möglich am Filter der Staatspropaganda vorbei zu informieren, nicht mehr sein.

    Die Alternative wäre ein Programmangebot wie z.B. in den USA (der Vergleich hinkt massiv, das hat vor allem aber mit der Größe der bespielten Fläche und den daraus resultierenden Refinanzierungsmöglichkeiten zu tun): Ebenso manipulatives wie lausiges FreeTV (PBS zählt nicht …), ansonsten Premium-Cable/Sat-Anbieter auf einem Preisniveau, bei dem Sky-Manager feucht im Schritt werden. Das kann’s auch nicht sein, oder?

    Warum? Warum „kann’s das aucht nicht sein“? Ich hab eine ganze Weile in den USA gewohnt. Das „lausige FreeTV“ muss sich niemand antun, der das nicht will. Glauben Sie mir, da vermisst man überhaupt nichts. Wenn Sie gute Filme sehen wollen, gehen Sie ins Kino oder leihen Sie sich DVDs aus. Es gibt auch eine wachsende Zahl von Video-on-Demand-Angeboten im Netz.

    Warum wollen Sie nicht einfach jedem selbst überlassen, wieviel er für das vermeintlich doch so hochwertige Angebot der ÖR bezahlen will? Mit Verschlüsselung wäre das problemlos möglich, übrigens nicht nur für das Fernsehprogramm, sondern auch für das gesamte Angebot im Web, das man mit Login ausstatten könnte. Weil dann zu wenige Bürger bereit wären, weiterhin sieben Milliarden Euro im Jahr für Staatspropagandafunk mit größenteils seichten Inhalten auszugeben? Ist das jetzt ein Argument dafür, alle dazu zu zwingen, das System zu stützen, oder nicht doch eher dafür, ganz darauf zu verzichten?

    Sie wollen nur weiterhin die von Ihnen als gut empfundenen Programme der ÖR sehen, aber andere (hauptsächlich) dafür zahlen lassen. Denn nur mit dem Geld derjenigen, die so denken wie Sie, wäre das nicht möglich. Das ist zutiefst egoistisch, und es wird nicht besser dadurch, dass antike Urteile deutscher Gerichte aus der Prä-Internet-Ära diese Ansicht zu legitimieren scheinen.

    Wissen Sie, was wirklich toll ist an dem Fernsehmarkt in den USA? Dass man sich ihn nicht antun muss und dann gar nichts bezahlt. Ich zum Beispiel habe die – in der Tat recht happigen – Gebühren für ein Cable-Abo gespart und bin stattdessen mit Freunden zum Wildwasser-Rafting gefahren. Ich glaube, das Konzept nennt man „Freiheit“. Das wird in den USA sehr hoch gehalten, bei uns leider weniger. Hierzulande findet man es selbstverständlich, willkürlich festgesetzte Gebühren in stattlicher Höhe jeden Monat abdrücken zu müssen für Medienprodukte, die man nicht will, solange nur das höchste Gericht erklärt hat, dass das schon alles gut und richtig so ist. Ein Wunder, dass es noch keine öffentlich-rechtliche Zwangszeitung gibt! Auf so viel Obrigkeitshörigkeit wäre Wilhelm II. sehr stolz gewesen.

  63. Das war jetzt beste Unterhaltung. Selbstverständlich erst nach dem Ausdrucken – nur mit Papier in der Hand konnte ich richtig lachen.

  64. @kurt: Nein, das Bundesverfassungsgericht ist nicht unfehlbar, und es kann sein, dass seine Definition damals falsch war und / oder es heute ist. Das war aber gar nicht mein Thema. Der Hauptgeschäftsführer des VDZ schreibt:

    Zur Erinnerung: Die Idee der Grundversorgung entstammt den fünfziger Jahren, als es noch Frequenzmangel gab, und sie war ein Versuch, einen Mindeststandard zu setzen.

    Ich schreib’s gerne auch nochmal für Sie auf: Das ist falsch. Die Idee entstammt nicht den fünfziger Jahren und sie war kein Versuch, einen Mindeststandard zu setzen. Das ist nichts, worüber wir diskutieren können. Das ist eine Tatsache.

    Und jetzt können Sie natürlich gerne die Gelegenheit nutzen, wieder einmal über das Duale System und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu diskutieren. Ich hab nicht so richtig viel Lust, das mit Ihnen zu tun, wenn Sie sich ohne Not auf das „Staatspropagandafunk“-Niveau begeben, aber vielleicht erklären Sie mir eines: Sie fordern, dass jeder selbst festlegen darf, wieviel ihm ARD und ZDF Wert sind. Warum gilt das nur für öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Warum fordern Sie nicht auch, selbst bestimmen zu dürfen, wieviel andere, staatlich erwünschte und deshalb in der ein oder anderen Form von uns allen getragene Einrichtigungen uns Wert sind? Warum kann ich nicht bestimmen, wie viele Zuschüsse Kindergärten bekommen, Theater, Schwimmbäder etc.?

  65. Es gibt eigentlich nur eines wohin die Automobilindustrie in den letzten 10 Jahren geflüchtet ist: Sie hat viele Banken und Investmentfirmen gegründet. Sie hat also das getan, was Weimer so schrecklich findet – sie ist flüchtig geworden. Aber ob Innenminister de Maiziére jetzt auch einen Radiergummi für unflüchtige, gedruckte Artikel in Jahrbüchern fordern wird, kann ich im Moment noch nicht absehen.

  66. @ 80: ich bin auch dafür selbst zu bestimmen, wieviel meine pizza beim italiener kostet. freiheit für alle preise!

  67. @kurt (#78) „Wissen Sie, was wirklich toll ist an dem Fernsehmarkt in den USA? Dass man sich ihn nicht antun muss und dann gar nichts bezahlt.“

    Und ich dachte immer, die Privatsender würden sich über Werbung finanzieren. Und die Kosten für die Werbung würden dann den Konsumenten bezahlen.

  68. @84: Naja, also auch wenn ich nicht auf öffentlich-rechtliches Fernsehen verzichten möchte und das für eine Leistung des Sozialstaats halte (s.Stefans längerer Kommentar): Die Diskussion geht ja eher darum, wieviel man denn für eine Pizza bezahlen soll, auch wenn man sie gar nicht bestellt hat, unter anderem, weil es nebenan Pizza umsonst gibt (nichtmal zwangsläufig schlechter, häufig genug besser als die Bezahlpizza).

  69. @84, 86 usw.
    Die Diskussion sollte aber eher darum gehen wieviel es einem Wert ist das es eine Brücke in einem anderen Bundesland gibt über die man nie fahren wird, die aber trotzdem gebraucht und vom Bund in Auftrag gegeben wird.
    Ich diskutiere nicht mit dem Staat warum meine Steuergelder für ferne Straßen eingesetzt wurden die ich in meinem ganzen Leben möglicherweise nie befahren werde.

  70. @wortvogel (75):
    „science fictions“ dürfte in diesem Zusammenhang als Wissenschafts-Fiktionen verstanden werden und ergeben demnach auch einen Sinn.
    Semantisch ins Trudeln geraten bin ich eher beim Satz Das meint der Begriff „Grundversorgung“ vom Verfasser des an sich bemerkenswerten Beitrags.
    Ist Herr Stefanowitsch zur Klärung anwesend?

  71. @Stefan Niggemeier, #80:

    Das ist nichts, worüber wir diskutieren können. Das ist eine Tatsache.

    Ja, ich weiß, dass Sie recht haben (und dass Sie sehr gern recht haben, und dass Ihr Thema leider nicht selten darauf begrenzt ist, recht zu haben).

    Im übrigen stimme ich inhaltlich dem meisten, was Sie in diesem Blogbeitrag geschrieben haben, zu – diese Unterteilung in „Print vs. Netz“ ist selten dämlich, Print ist meistens flüchtiger als das Netz (nicht andersrum), und überhaupt hat die Qualität von Geschriebenem mit dem Medium, in dem es auftaucht, soviel zu tun wie die Qualität eines Fußballspiels mit der Farbe der Trikots.

    Allerdings glaube ich auch, es ist eine sehr wohlmeinende Unterstellung, der VDZ wäre an Wahrhaftigkeit interessiert. Ich sehe da ein sehr viel stärkeres Interesse an Einnahmensteigerung durch, wie Sie selbst so treffend schreiben, Gesetzesänderungen, Steuern und Subventionen zugunsten der Mitglieder des VDZ. Und jemand, der solche Interessen verfolgt, dürfte sich ähnlich viel um Wahrhaftigkeit scheren wie jeder andere Werbetexter. Ob Werber X wirklich glaubt, dass Schokolade Y „eine der besten Schokoladen der Welt“ ist, weil das sein eigener Werbespot behauptet, darf zumindest bezweifelt werden. Vielleicht bekämen Sie Weimers echte Ansichten also eher heraus, wenn Sie ihn mal auf ein Bier in einer gemütlichen Eckkneipe einladen würden. Aber vielleicht wäre das, was er dann erzählt, auch viel weniger relevant als das, was er in seiner Funktion als Verbandsfunktionär öffentlich behauptet.

    Meine Einlassung bezog sich auf einen Kommentar von jo, die offenbar der Ansicht ist (verzeihen Sie mir diese Zuspitzung), Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts seien als Naturgesetz oder göttliche Order hinzunehmen. Na schön, ist nicht so ganz on-topic, aber auch nicht so ganz off-topic.

    Sie fordern, dass jeder selbst festlegen darf, wieviel ihm ARD und ZDF Wert sind. Warum gilt das nur für öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Warum fordern Sie nicht auch, selbst bestimmen zu dürfen, wieviel andere, staatlich erwünschte und deshalb in der ein oder anderen Form von uns allen getragene Einrichtigungen uns Wert sind? Warum kann ich nicht bestimmen, wie viele Zuschüsse Kindergärten bekommen, Theater, Schwimmbäder etc.?

    Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Den Nutzen von Kindergärten, Straßen oder Krankenhäusern für die breite Allgemeinheit würde kein vernünftiger Mensch bestreiten (und ich würde wetten, bei jeder Umfrage erhielten Sie eine satte Mehrheit dafür, diese Institutionen weiterhin zu finanzieren). Das gilt auch für Schwimmbäder, die zum Beispiel durch staatlichen Schwimmunterricht dazu beitragen können, die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken erheblich zu reduzieren. Volkswirtschaft dürfte sowieso fast alles, was die Menschen dazu bringt, ihren Hintern vom Sofa wegzubewegen, sich doppelt und dreifach auszahlen, weil falsche Ernährung und zu wenig Bewegung zwei der vier Hauptursachen für schwere Gesundheitsprobleme in allen Industrieländern sind (die anderen beiden sind Alkohol- und Tabakkonsum), deren Behandlung letztlich vom Gesundheitssystem bezahlt werden muss.

    Ohne Straßen und Wege würde unsere Wirtschaft nicht funktionieren, und in eingeschränktem Maße gilt das auch für erschwingliche Kindergärten – ohne sie wird es schwierig mit der Erwerbstätigkeit von Eltern. Museen sehe ich da schon kritischer, aber immerhin bieten die echte Schauwerte – „the real thing“, echte Gegenstände zum Anfassen, und das ist tatsächlich was anderes als ein Bildchen oder ein Artikel mit historischen Informationen, die ich mir ansonsten in der Tat oft genauso gut aus dem Netz besorgen könnte.

    Was Theater betrifft: Nein, ich halte es nicht für gerechtfertigt, die in diesem Umfang zu subventionieren. Erstens gibt es auch in Deutschland Theater, die ohne Subventionen auskommen (etwa die Wagner-Festspiele), und zweitens gibt es etwa in den USA bei viel weniger Subventionen durchaus eine funktionierende Theaterkultur, nur dass dort eben vorwiegend Musicals aufgeführt werden, die trotz horrender Preise ihr Publikum finden und sich selbst tragen können. Aber über Musicals rümpfen die elitären selbsternannten Kulturträger in deutschen Theatern ja die Nase – lieber macht man irgendwas Experimentelles, was keine Sau sehen will, denn etwas, was die Masse mag (falls Sie mal in NY sind: Schauen Sie sich „Avenue Q“ an, lohnt sich!), das ist ja bäh und überhaupt höchstens noch Popkultur.

    Ich verdiene gelegentlich Geld mit Musik (als Hobby-Jazzpianist), und ich finde, Künstler sollten ihr Geld vom zahlungsbereiten, interessierten Publikum bekommen und nicht von der Allgemeinheit über Solidarleistungen. Wenn jemand etwas macht, was niemanden interessiert, ist das in Ordnung, aber es ist nicht in Ordnung, zu behaupten, das sei staatstragende Elitekultur und der Staat habe es zu finanzieren, anderenfalls der Untergang des Abendlandes in Reichweite rücke.

    Ansonsten: Ich glaube, man muss das je nach Einzelfall entscheiden, aber generell ist längst nicht alles subventionswürdig, was in Deutschland subventioniert wird. Oft schaden Subventionen sogar dem, wofür sie gedacht waren. Zum Beispiel machen Subventionen von Solarzellen selbige tatsächlich teurer (weil man ja für die hohen Preise dank der Subventionen Abnehmer findet) und verhindern dadurch eine größere Verbreitung.

    Übrigens gilt die GEZ-Gebühr bislang offiziell nicht als Steuer, obwohl sie es effektiv natürlich schon ist (und sogar nach der Reform wird sie offiziell keine Steuer sein, obwohl sie es dann effektiv noch mehr ist als vorher). Das hat schon seinen Grund: Ursprünglich angedacht war, dass nur die zahlen, die auch davon profitieren. Die Väter des Gebührensystems waren also gerade nicht der Ansicht, die Allgemeinheit habe das Bedürfnis Einzelner nach TV-Inhalten zu tragen.

    In meinen Augen ist das „Killerargument“ gegen die ÖR aber, dass es schlicht eine Unzahl viel hochwertigerer Alternativen gibt. Ich weiß nicht, ob Sie schonmal verfolgt haben, wie Joachim Bublath zum x-ten Mal seine Kugeln aufs Gummituch schickt (und „Abenteuer Forschung“ gilt noch als hochwertiger Inhalt, das geht noch viel, viel schlimmer, aber das wissen Sie ja selbst); wenn, dann werden Sie mir zustimmen müssen, dass etwa in der Wikipedia viel tiefergehende und detailliertere Inhalte zu den dort vorgestellten Themen kostenlos abrufbar sind. Unterhaltungssendungen kann ich inzwischen auch zuhauf aus dem Netz streamen.

    Was genau ist es, was die ÖR so einzigartig macht, dass wir jeden einzelnen Bürger zwingen wollen, über 10 Jahre gerechnet mehr als 2000 EUR dafür zu bezahlen, also immerhin den Gegenwert eines gebrauchten Kleinwagens? Wären diese sieben Milliarden Euro im Jahr nicht viel besser im Gesundheitssystem angelegt? Ein viel höheres Budget hat die Entwicklung eines neuen Medikaments gegen Krebs auch nicht. OK, mag ein Totschlagargument sein, aber trotzdem: Diese Leichtfüßigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der die Intendanten etwa für Fußballübertragungsrechte mit den Millionen der Beitragszahler um sich werfen, verhöhnen jene, die zum Beispiel im Gesundheitssektor dafür kämpfen, dass auch Über-70-jährige noch künstliche Hüftgelenke bekommen (in UK etwa nicht der Fall).

    Es gibt ein gigantisches Überangebot an Medien in Deutschland. Das, denke ich, wird niemand ernsthaft bestreiten, außer Journalisten vielleicht, die davon leben. Es erscheint mir nicht gerechtfertigt, den Leuten Hunderte von Euros pro Jahr dafür aus der Tasche zu ziehen, dieses Überangebot weiter zu vergrößern, zumal Sie zu jedem beliebigen Thema bessere und hochwertigere Informationen aus dem Netz beziehen können.

    Warum, meinen Sie, sollte es öffentlich-rechtlichen Rundfunk geben, der mit Zwangsbeiträgen finanziert wird, aber keine öffentlich-rechtliche Zwangszeitung? Sie haben doch gerade in diesem Blogbeitrag so breit dargestellt, dass es gar nicht so sehr auf das Medium ankommt, sondern auf die inhaltliche Qualität. Widerspricht dem dann nicht diametral, zu behaupten, Zeitungen seien etwas gaaaanz anderes als Fernsehen? Wozu ÖR-Hörfunk, wenn dank mobiler Flatrates bald sowieso jeder an jedem Ort jeden Internetaudiostream hören können wird, von denen es tausende gibt? Wozu ÖR-TV, wenn der Fernsehmarkt sowieso langfristig von Video on Demand verdrängt werden wird? Und nicht zuletzt: Wozu gebührenfinanzierte ÖR-Webseiten, wenn ich im Internet qualitativ vergleichbare Inhalte zuhauf finden kann – mitunter millionenfach?

    Würden wir keine Schwimmbäder subventionieren, würde es (fast) keine geben und wahrscheinlich auch kein Schulschwimmen, weil das eben nicht in den sich oft selbst tragenden Spaß- und Erlebnisbädern stattfindet. Würden wir keine ÖR finanzieren, würde es kein Fernsehen und keine Webseiten im Netz geben und keine Radiosender.. oder, ähm, vielleicht ja doch? Die ÖR sind schlicht und einfach redundant, und das Broadcast-Fernsehen insgesamt ist eher auf dem absteigenden Ast. Für jede Subvention muss ein sehr hoher Nutzen für eine breite Mehrheit der Bürger existieren, der die Ausgaben rechtfertigt. Bei vielen Einrichtungen – besonders den ÖR – sehe ich diesen Nutzen nicht. Schwimmen zu können kann lebensrettend sein, die Schleichwerbung-Show „Wetten, dass..“ gesehen zu haben, bestimmt nicht. Jede Gesellschaft braucht Straßen und Wege, braucht soziale Einrichtungen und so weiter. Aber doch nicht Fernsehen. Das ist Luxus. Und eigentlich ist Konsens, dass für Luxus nicht die Allgemeinheit aufkommen sollte.

  72. […] Ich hab noch Sand in den Schuhen aus Daten Stefan Niggemeier nimmt das Jahrbuch des Verbandes der Zeitschriftenverleger auseinander. Eine Branche zwischen Sterben und tollen Umsätzen. (tags: Journalismus Zeitschriften Verleger) […]

  73. @kurt
    „Aber doch nicht Fernsehen. Das ist Luxus.“

    Soviel Schreibschwall um zu dieser Schlussfolgerung zu kommen? Sie hätten einfach schreiben können: Tagesschau ist Luxus, RTL2 News genügt mir.

  74. Der Artikel ist gut, aber er zeigt auch schön drollig, warum Print doch nicht so schlecht ist.
    Es stimmt, in einer guten Zeitung wäre dieser Artikel nie erschienen und zwar aus einem Grund: Er ist zu lang und trotz seiner Länge kommt wenig dabei rum.
    In einer Zeitung gibt es „natürliche“ Grenzen. Eine gute Zeitung wird schauen, dass viele reflektierte Meinungen auf wenig Platz kommen. Der Drang nach Kondensation ist da.
    Das Internet hat diese Begrenzung nicht, kein Problem für gute Journalisten, aber dass selbst so gute Journalisten wie der Blogautor darauf hereinfallen und ins Labern kommen, zeigt doch erst, wie schwierig das für schlechte Journalisten ist.

  75. @gurky

    Die mangelnde Strukturierung, Fokussierung und Pointierung des Onlinejournalismus scheint mir als eine seiner Kinderkrankheiten schlechthin. Dass Printzeitungen „natürliche” Grenzen“ haben, würde ich im übrigen auch weitgehend bestreiten. Sie haben diese natürlichen Grenzen selbst stetig erweitert, indem sie immer dicker wurden. Diese ausgewalzten Formate versuchen sie jetzt auch noch ins Internet zu kippen, wo es für User millionenfach mehr zu lesen gibt als in Printmedien. Das führt dann zwangsläufig zum vielbeklagten „Information Overload“.
    Das Problem der Verkürzung und Fokussierung stellt sich im Internet in der Tat noch viel mehr, weil es hier viel mehr zu lesen gibt.
    Ich denke, es besteht ein großer Bedarf und eine große (Markt-) Lücke nach stärkerer Ordnung, Übersicht und Verkürzung der Informationsmassen. Wer hier wesentlich verbesserte Lösungen anbietet, könnte das ganz große Rennen im Onlinenews-Bereich machen.

  76. @gurky: Zugegeben, ich möchte nicht wissen, wieviel mancher Journalist einfach in eine Zeitung schreiben würde, wenn diese ewig dick sein dürfte. Wenn ich aber zum Beispiel in die Monopolzeitung meines Heimatortes schaue, tröstet es mich auch nicht, dass das Lesen dieses Blödsinns schnell wieder vorbei ist. Ich fürchte, gegen schlechte Journalisten kann weder die Zeitung noch das Internet etwas tun. Eine viel interessantere quantitative Grenze bietet für mich das schlichte „TL;DR“ der Leser. Und ist der Text interessant und wert ausgewalzt zu werden, dann wird man schon dran bleiben.

  77. Ommelbommel, falls die lustige Spitze so gemeint ist, dass Web 2.0 bereits Möglichkeiten zur Informationsaggregation bietet: So handelt es sich ja meist nur um Links zu anderen Artikeln im Internet und um riesige Linkmeere in Twitter. Die auch ziemlichen persönlichen Aufwand zur Organisation und Auswertung erfordern. Ich hätt News und Informationen gern mundgerecht wie feine Schnittchen von professionellen Newsanbietern dargeboten bekommen. Ich will mich doch nicht den ganzen Tag durch ellenlange Artikel wühlen müssen, sondern die wichtigsten Informationen nach Möglichkeit erstmal als Übersicht auf wenigen Seiten bekommen.

  78. Selbstredend sind diese Ausführungen von Wolfram Weimer kaum zu ertragen.

    Über das hier vertretende Konzept von faktisch „falsch“ in Bezug auf Wolfgang Fürstners Ausführungen zur Grundversorgung muss ich mich doch sehr wundern.

    Es ist doch offensichtlich so, dass Fürstner das Urteil interpretiert, weil er es, wie Marktus (#20) richtig anmerkt, „den Begriff der Grundversorgung nachverhandeln“ möchte. Es geht also um Diskurs – und da kommen mir Wahrheitskonzepte wie richtig und falsch doch arg unterkomplex und besserwisserisch vor.

    Fürstner sagt, dass die „Idee“ aus den fünfziger Jahren stamme – nicht das Urteil. Welchen „Versuch“ er dahinter sehen mag, ist eine interpretationsfrage. Es gehört zur Verfassungsrealität, dass Urteile ständig neu interpretiert werden.

    Man kann mit triftiger Begründung Fürstner vorwerfen, dass er das Urteil uminterpretiert oder gar verbiegt. Man kann ihm diskursive Taschenspielertricks und sonstwas vorwerfen, sogar „Propaganda“ und „Hysterie“ (Stilfrage).

    Aber „falsch“ ist zu billig und zu einfach gedacht.

  79. @Lena und Ommelbommel:
    „Sie haben diese natürlichen Grenzen selbst stetig erweitert, indem sie immer dicker wurden.“ Halte ich für kein Argument, denn bei Print zahlst du pro Papier, das führt bei qualitativ hochwertigen Zeitungen zur Kondensation.

    Die Sache, die mir nur auffällt ist die: ich selbst habe eine Zeit lang bei einer Zeitung gearbeitet und niemand bekommt es besser hin, dich ans raffen eines Artikels zu machen, als ein genervert Layouter, der keinen Platz mehr hat. Das nervt dich, das mag manchmal dazu führen, dass gewisse Dinge ausgelassen werden, aber im Endeffekt dient es der Vermittlung.
    Diese Kontrollinstanz fehlt bei Online-Content fast immer, ich weiß nicht, wer es war, aber ein Journalistenlehrer meinte, glaube ich, dass man jeden seiner Texte zweimal mit Hand abschreiben solle, bevor man ihn veröffentlicht, denn dadurch wird er automatisch kürzer.

  80. Mit der Tatsache, dass Zeitungen immer dicker werden, wollte ich nur verdeutlichen, dass bereits die Printzeitungen keinen großen Drang zur Verkürzung und Fokussierung haben, sondern ihre Papier- und Textmengen einfach stetig erweitert haben. Das führt jetzt mit zu der in meinen Augen in der Tat kaum noch beherrschbaren Informationslawine im Internet. Jeder versucht, soviel wie möglich Text ins Internet zu kippen. Um die Informationen selbst und ihre lesbare Portionierung wird sich noch weniger Gedanken gemacht als schon in den Printtiteln.

  81. @Robin: Die „Idee“ eines Konzeptes, in dem es um die Funktion öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Voraussetzung für die Existenz privater Rundfunkanbieter geht, soll aus einer Zeit stammen, in der es nur einen einzigen, öffentlich-rechtlichen Kanal gab? Das wäre wahrlich komplex. Wer hatte die damals, diese „Idee“? Und wer hat sie als „Mindestversorgung“ definiert? Herr Fürstner? Herrn Fürstners Großeltern? Oder nicht zynisch gefragt: Gibt es irgendeinen Beleg dafür?

    Fürstner darf gerne den Begriff „Grundversorgung“ nachverhandeln. Was er aber tatsächlich versucht, ist, ihn rückwirkend umzuinterpretieren.

  82. @ 86, ommelbommel. war nicht ernst gemeint.

    ich weiß wohl zwischen solidarleistung und privatwirtschaftlicher leistung zu unterscheiden.

    meine überspitzung galt – kurt -, der vielleicht als nächstes, aus lauter freude über die freiheiten der neuen welt, das tragen von waffen empfiehlt, was dem konflikt der medien eine völlig unerwartete wendung bescheren könnte.

  83. @SN, #92:

    Kein Problem.

    Nur eins noch: Die Akzeptanz von jeder Subvention ist offensichtlich vor allem von ihrer Höhe abhängig. Soll heißen: Wenn jeder Bundesbürger soviel für die ÖR wie für Kindergärten zahlen würde (letzteres verursacht bestenfalls Kosten von wenigen Cent pro Monat umgelegt auf alle Bürger), gäbe es da für niemanden ein Problem – nichtmal für mich. Es ist die schwindelerregende Höhe des „Rundfunkbeitrags“, die die ÖR so umstritten macht. Es entbehrt jeglicher Grundlage zu behaupten, mit 500 Millionen Euro im Jahr könne man kein gutes Fernsehen machen (das wären dann nämlich nur noch unter 2 EUR pro Haushalt, was kaum jemanden stören würde).

  84. @chinamann: Ich weiß, ich wollte auch nur darauf aufmerksam machen, dass es durchaus diskutabel ist, ob Fernsehen denn eine Solidarleistung ist.

  85. @kurt: Nöööööööt. Und was ist mit Radio? Mit 500 Millionen Euro könnte man vielleicht einen guten Sender betreiben, aber nicht zwei große, viele Regionale, dazu die Radios – und meiner Meinung nach gehört das Internetangebot zurecht dazu. Die ganze Infrastruktur dahinter will auch bezahlt sein, oder denken Sie auch noch dass es ohne Korrespondenten geht?

  86. @ Lena Maldeites

    Ich glaube, dass selbst alle Journalisten Deutschlands innerhalb eines Tages nicht in der Lage sind, zum Begriff „Fußball“ alle wichtigen von unwichtigen Seiten im World Wide Webs zu unterscheiden. Daher wird ja auch fleißig am Semantischen Web gearbeitet. So weit meine Einschätzung zum Thema Wissensorganisation.

    Was nun die lesbare Portionierung angeht, kommt´s ganz drauf an, was das Thema ist. Hat jemand nur Interessiert am Geburtsdatum vom Joachim Löw, so ist jedes Wort mehr als der 3. Februar 1960 überflüssig. Anders verhält es sich bei komplexeren Fragen, wie z.B. „Was ist die Grundversorgung”. Hier ist es wichtig, richtige von falschen Daten zu trennen. Bei wertenden Fragen hingegen, wie z.B. „Ist eine GEZ-Gebühr heutzutage gesellschaftlich noch akzeptabel“, treffen unterschiedliche Welten und Werte aufeinander. Ein Mensch, der am Rande seiner wirtschaftlichen Existenz lebt und hauptsächlich im Internet unterwegs ist, wird sicherlich ganz andere Argumente und eine andere Sprache benutzen als z.B. die Intendanten der ARD. Beides zu kennen und zu erkennen ist wichtig für den Meinungsprozess. Daher sehe ich auch eine hohe Medienkompetenz als Schlüssel für den weiteren gesellschaftlichen Entwicklungsprozess an.

  87. @Thomas L.:

    In welcher Welt leben Sie? Die ProSiebenSat.1 Media AG, Betreiber einer ganzen Reihe von Privatsendern, machte 2009 einen Gewinn von 113,4 Millionen Euro. Das ist mehr als 60mal weniger als die Einnahmen der ÖR. Ist das Programm der ÖR wirklich sechzigmal besser? Und wozu brauchen wir eigentlich die Regionalen, die eh kaum jemand sieht? Oder die Radios? Gibt es nicht genug private Radios und nicht genug Internetradios (das sind mehrere tausend)?

    Und wieso gehört das Internetangebot „zurecht dazu“? Ist das Internet so einsam und leer ohne die ÖR-Inhalte? Höchstens doch für jemanden, der Google nicht bedienen kann..

    Die ÖR sind ein Selbstbedienungsladen geworden, deren Mitarbeiter den Griff in die Haushaltskasse jedes einzelnen Bürgers für ihr gottgegebenes Recht halten. Und nichts könnte diese Einstellung besser illustrieren als deren Hybris, Programme mit zeitweise wenigen tausend Zuschauern und Dutzende Regionalsender mit jeweils eigener Verwaltung seien unentbehrlich für die Informationsversorgung der Deutschen. Wenn dann noch behauptet wird, die ÖR seien quasi genauso notwendig wie Kindergärten oder ein Straßennetz und deshalb zwangsläufig von der Solidargemeinschaft zu tragen, wird’s absurd. Sowas können sich nur Medienmenschen ausdenken, die ihr eigenes Geschäft für den Mittelpunkt des Universums halten.

    Ich würde übrigens lieber eine öffentlich-rechtliche Zwangszeitung finanzieren als die ÖR, jedenfalls, wenn sie die Qualität der FAZ oder der ZEIT hätte. Letztendlich kann den ÖR aber egal sein, was ich oder irgendein anderer Gebührenzahler meint, denn das Geld fließt ja sowieso, und jeder Politiker, der ihn zudrehen will, ist medial geliefert. Wie meinte doch mal eine Kusine von mir, als sie noch klein war: „Wo habt ihr denn euer Geld her? Wir holen unseres immer von der Bank!“

  88. „Letztendlich kann den ÖR aber egal sein, was ich oder irgendein anderer Gebührenzahler meint“ – Kurt, in ihrem Fall bin ich sogar froh darüber. Ich widerspreche Ihnen in allen Punkten; und da ich ebenso Gebühren zahle wie Sie, ist – zumindest demokratietheoretisch – der Impuls ihrer Grundmäkelei verpufft.

    Die „schwindelerregende Höhe“ des GEZ-Beitrags liegt übrigens deutlich unter dem Monatsabo einer Tageszeitung, und selbige habe ich in 20 Minuten durchgelesen.

    Ich darf aber bei Ihnen davon ausgehen, dass ihre Anti-ÖR-Rabulistik dadurch nicht gebremst wird?

  89. @kurt: Sie vergleichen den Gewinn von ProSiebenSat.1 mit den Einnahmen der Öffentlich-Rechtlichen? Sie sind aber wirklich nicht in Form gerade. Die Vergleichsgröße wäre der Umsatz. ProSiebenSat.1 hat 2009 einen Umsatz von 2,76 Milliarden Euro gemacht, also ungefähr ein Drittel des Etats von ARD und ZDF.

    Um Ihre Frage aufzunehmen: Ist das Programm aller öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Hörfunksender wirklich drei mal besser als das von ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24 und 9live? Nun ja. Ich finde schon.

    (Auch die von Ihnen genannte Gewinnzahl ist falsch, das ist die des 4. Quartals. ProSiebenSat.1 hat 2009 einen Gewinn von 144,5 Mio Euro gemacht.)

  90. Frau Maldeites,

    „Dass Printzeitungen „natürliche” Grenzen” haben, würde ich im übrigen auch weitgehend bestreiten. Sie haben diese natürlichen Grenzen selbst stetig erweitert, indem sie immer dicker wurden.“

    Wenn viele Anzeigen geschaltet werden, muss auch der Umfang größer werden. Denn sonst könnte man diese Anzeigen ja auch nicht veröffentlichen. Umgekehrt: weniger Anzeigen, desto dünner. So hat man bislang gedacht in den Verlagen. Es wird Zeit, dass Sie, Frau Maldeites, den Verlagsmanagern erklären, was eine „originelle wie zündende Idee“ ist.

    Alternativ dazu können Sie das Thema auch nach den Sommerferien mit einem Lehrer ihrer Wahl diskutieren, besser: darüber plappern.

  91. Da es hier noch niemand erwähnt hat, nur ein Nachtrag: Der Tag der hiesigen Blogveröffentlichung (6. Juli) war der internationale „Tag des Kusses“. Gut getimt, der Hausherr, danke.

  92. Herr theo, ich empfehle mal eine Beschäftigung und Google-Recherche mit dem Thema Auflagenverlust und Anzeigenschwund von Tageszeitungen. Dass Zeitungen im Umfang immer dicker wurden, hat nicht unbedingt was mit Anstieg von Anzeigenschaltungen zu tun. Ich empfinde dieses stetige Dickerwerden der Zeitungen in der Vergangenheit (mittlerweile werden sie wohl z.T schon wieder dünner) als eine Art Krebs. Die Artikel wurden immer länger, ohne dass man sich Gedanken um deren Lesbarkeit machte. Die Folge war (so ging und geht es mir jedenfalls), dass man von einer Tageszeitung nur noch 5 bis, wenn es hoch kommt, 15 % ihres Inhalts liest. Wo ist das Blatt, in dem soviel konzentrierter Inhalt drin steht, dass man 50-80 % davon liest? In Medien, Print wie online, überlebt in der Informationslawine zukünftig nur, wer statt nur auf (Buchstaben-) Masse, auch wieder mehr auf Textqualität, Informationsstruktur und Lesbarkeit setzt.

  93. @ Lena Maldeites

    Ich weiß ja nicht, wo Sie suchen. Aber geben sie mal hier als Suchbegriff „BILD“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Süddeutsche Zeitung“, „Zeit“ und „FAZ am Sonntag“ ein.

    Mir sagen diese Statistiken, dass schlechten, dünnen Blättchen und Regionalzeitungen im Verkauf immer geringere Zahlen nachweisen, während hingegen anspruchsvolle, qualitativ hochwertige Zeitungen eine recht stabile Verkaufszahlen nachweisen. Sogar die „FAZ am Sonntag“ hat es als neue Zeitung geschafft, sich am Markt zu etablieren.

    Konzentriert man sich also auf das wichtigste beim Schreiben – den Leser, nicht den Abokunden – sprechen diese „Striche“ eine klare Sprache, für mich jedenfalls. Aber vielleicht verstehe ich da auch was nicht ganz richtig.

  94. Mag sein, dass sich die Auflagen der überregionalen Tages- und Wochenzeitungen in letzter Zeit wieder etwas stabilisiert haben. Aber von stetigen Auflagenverlusten der Printtitel hörte und hört man ja in den 00/10er Jahren ständig. Die Auflagen stabilisieren sich dann also auf zuvor gesunkenem Niveau. Mit genauen Statistiken zur Auflagenentwicklung kann ich im Moment leider auch nicht dienen. Falls jemand ein paar Links daliegen hat …. Wenn Papierzeitungen zwar allgemein Auflagen verlieren, sich die großen Zeitungen aber konsolidieren, wäre das ja zumindest ganz gut – für sie und ihre Leser. Ich les sowieso kaum noch welche.

  95. “ … Ich les sowieso kaum noch welche… “
    Ehm, und was ist dann bitte die Basis, auf der Sie Ihre hier vertretende, detaillierte Meinung bauen?

  96. a) Interesse für den Medienwandel und Informationen darüber – es gibt mittlerweile auch das Internet, wo darüber ausführlich berichtet wird (g + *hüstel*)
    b) gelegentliche Lektüre von Tageszeitungen in der Bibliothek, sowie regelmäßig Die Zeit + Spiegel

  97. @Stefan N., #118:

    Sie vergleichen den Gewinn von ProSiebenSat.1 mit den Einnahmen der Öffentlich-Rechtlichen? Sie sind aber wirklich nicht in Form gerade. Die Vergleichsgröße wäre der Umsatz.

    Eigentlich weder das eine noch das andere. Von dem Umsatz der ProSiebenSat.1 entfällt ja ein gewisser Teil auf Aufwendungen, von denen die ÖR gar nicht betroffen sind (bzw. nicht sein sollten!): Akquise von Werbekunden etwa, Marktforschung, Sponsoring von Veranstaltungen.. Wieviel vom Umsatz tatsächlich für den „Content“ ausgegeben wird, wäre interessant zu wissen, allerdings konnte ich dafür auf die Schnelle keine Quelle finden – scheint jedenfalls nicht im Quartalsbericht zu stehen (hier: Quartalsbericht 1/2010).

    Dann bezieht sich der von Ihnen genannte Umsatz ja auf sämtliche Sender des Konzerns, darunter auch die in Österreich, der Schweiz, Niederlande, Belgien, Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland, Ungarn und Rumänien. Die ÖR operieren aber nur in Deutschland.

    Um Ihre Frage aufzunehmen: Ist das Programm aller öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Hörfunksender wirklich drei mal besser als das von ProSieben, Sat.1, Kabel 1, N24 und 9live? Nun ja. Ich finde schon.

    Ich glaub, Neun Live ist auch der Chefetage von ProSiebenSat.1 peinlich (Kalkofe hat mal in der Richtung was verlauten lassen; bezeichnenderweise wird es im Quartalsbericht bei der Auflistung der Marktanteile gar nicht erwähnt). Aber davon mal abgesehen, zur Gruppe gehören außerdem noch die folgenden Sender:

    Österreich: Sat.1 AT, ProSieben AT, Kabel Eins AT, Puls 4.
    Schweiz: Sat.1 CH, ProSieben CH, Kabel Eins CH.
    Niederlande: SBS6, Net5, Veronica.
    Belgien: VT4, VIJFtv.
    Norwegen: TV Norge, FEM, The Voice.
    Schweden: Kanal 5, Kanal 9.
    Dänemark: Kanal 4, Kanal 5, 6’eren, The Voice.
    Finnland: The Voice, TV Viisi.
    Ungarn: TV2, FEM3.
    Rumänien: Prima TV, Kiss TV.

    Ich zähle da insgesamt 31 Sender mit Vollprogramm, von denen aber zugegebenermaßen einige sich deutlich überschneiden dürften (etwa ProSieben CH mit ProSieben DE).

    Noch krasser ist ja, dass eigentlich die zahlreichen Spartensender der ÖR vergleichsweise wenig des Budgets auffressen – allein für das ZDF geht ein beträchtlicher Anteil drauf (klar, davon muss ja z.B. Kurt Becks Geburtstagsparty bezahlt werden). Wenn Sie das Budget des Senders ProSieben mit dem des Senders ZDF vergleichen, dürfte das Verhältnis weitaus weniger vorteilhaft aussehen. Ich werde das bei Gelegenheit mal heraussuchen.

    So richtig interessant wird es aber erst, wenn Sie die deutschen Öffentlich-Rechtlichen mit ähnlichem (Quasi-)Staatsfunk in anderen Ländern vergleichen. (Siehe dazu auch: Telepolis: „ARD und ZDF im Europavergleich: Groß, teuer, unpopulär“, schon etwas älterer Artikel von 2004.) Da kommt heraus, dass die BBC mit mehr Mitarbeitern weniger Kosten verursacht als allein die ARD und trotzdem ein viel besseres Programm macht – was übrigens auch in Deutschland hoch gelobt wird, gerade die BBC-Dokus haben einen guten Ruf.

    Dafür halten es die deutschen ÖR für notwendig, etwa zu britischen Aristokratenhochzeiten zwei unabhängige Drehteams von ARD und ZDF zu entsenden. Man gönnt sich ja sonst nichts! Und ohne Live-Bilder aus 25 verschiedenen Winkeln von diesem epochalen Ereignis wäre die Grundversorgung wahrlich in Gefahr.

  98. @kurt: Ich stimme Ihnen insofern zu, dass die öffentlich-rechtlichen sich zum Teil absurd überteuerten Blödsinn veranstalten. Wenn ARD und ZDF sich zwei Reporterteams leisten, ist das schon seltsam, grotesk wird es dann, wenn bei Pressekonferenzen auch noch mehrere regionale „Sendeanstalten“ dazu kommen, die alle ihr eigenes Team und Mikrofon mitbringen.
    Nur ist ja das Beispiel der BBC, die schließlich auch Maßstäbe für andere Sender setzt, eher ein Argument FÜR gutes öffentlich-rechtliches Fernsehen und nicht dagegen. Daraus würde ich schließen: Öffentlich-rechtliches Fernsehen: ja. Schlechtes öffentlich-rechtliches Fernsehen: Nicht so gerne. Ich denke, auf den zweiten Teil können sich alle einigen.

    @alberto: Hab nen Ghettoblaster mitgebracht (angemeldet natürlich).

  99. Oh, und nochmal @kurt:
    Sie sind noch nicht so recht auf Frau Hannsens Argument eingegangen, dass „privat“ ja nicht „von Gott bezahlt“ bedeutet, sondern „wir“ jedes Fernsehen finanzieren, und zwar nicht nur Pro7.Sat1, sondern eben auch nochmal die ganze (Super)RTL(2)-Chose und was es nicht alles gibt, indem die PR-Etats der Werbekunden in deren Produktpreise einfließen. Und das sogar dann, wenn wir nicht einmal GEZ-Gebühren bezahlen müssten. Oder habe ich das überlesen? (Das ist jetzt keine rhetorische Frage)

  100. @kurt

    Könnten Sie mal das Argument aus dem letzten Beitrag zu zwei Sätzen kondensieren (falls eins drin war)?

  101. @stefan: WAS? ICH HÖRE DICH SO SCHLECHT HIER HINTEN!
    „YOU GOTTA FIGHT! *DÄNG DÄNG* FOR YOUR RIGHT! *dumdum* TO PAAAAAAAAAAAR…“

  102. @ kurt

    Hallo Auslandsstudio? Also, ich finde es nur OK, dass die Anstalten, die sich auch feste Auslandsstudios leisten mit festen Angestellten, sich auch den „Luxus“ gönnen, das Personal, dass sowieso bezahlt wird, auch vor die Türe zu schicken.

    Diesen „Luxus“ bietet nach meinem Erkenntnisstand die Sat1 Gruppe den Zuschauern nicht. Schon doof, wenn dann mal ein World-Trade-Center zusammen bricht, ein Tsunami anrollt oder sonst wie die Welt untergeht. Aber solange man von Bildagenturen Material kaufen kann, ist ja alles gut. Wirklich großartiger Journalismus!

  103. @alberto: Ich habe mich heute als meine Witze verkleidet.
    Bzw: Ich trage einen aufgemalten Bart? Hä?

  104. Mal ein Beispiel zu dem unendlichen Sandmeer aus Daten und ausgewalzten Onlineartikeln im Internet:

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article8374241/Vatikan-bringt-Erzbischof-Marx-in-Erklaerungsnot.html

    Ein Artikel über Bischof Marx in Erklärungsnot. Ich will eigentlich bloß kurz wissen, warum da wer in Erklärungsnot ist. Statt dessen muß man sich durch einen elend langen Ser°WArtikel kämpfen, um diese Information aus dem Text zu fischen. Und das bei sämtlichen solchen Informationen im Onlinejournalismus macht ihn im Prinzip weitgehend unleserlich.

    http://www.youtube.com/watch?v=fSlw3sk-1oc

  105. Ich hab mir jetzt nicht die Mühe gemacht, jeden einzelnen der Kommentare hier durchzulesen. Auch auf die Gefahr einer Wiederholung hin: Lieber Herr Niggemeier, dass Sie ein überzeugter Anhänger des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind, ist bekannt. Gleichwohl finde ich Ihre Argumentation etwas merkwürdig. Natürlich bezog der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Daseinsberechtigung ursprünglich aus der Frequenzknappheit. Später hat das Bundesverfassungsgericht – um den ö-r Rundfunk halten zu können – auf den schwammigen Begriff der Grundversorgung abgestellt. Insofern bieten die öffentlich-rechtlichen natürlich eine Art Mindeststandard, eben weil das Bundesverfassungsgericht der Ansicht war, die privaten Rundfunkanbieter könnten aufgrund ihrer Werbefinanziertheit der Pflichten, die die Rundfunkfreiheit impliziert, nicht hinreichend genügen.

    Sofern Sie sich in diesem Zusammenhang darüber mokieren, dass jener Herr Fürstner offenbar die „Aufbereitung der Inhalte von tagesschau.de auch für das iPhone“ ablehnt, kann ich das nicht nachvollziehen. Es ist berechtigt, zu hinterfragen, wieso eigentlich im Bereich moderner Medien – iPhone, Handy, Internet etc. – die öffentlich-rechtliche Pflicht zur Grundversorgung, die auf das Fernsehen bezogen ist, weiter wirken soll. Im Internet gibt es keine Meinungsknappheit. Im Internet besteht keine Gefahr, dass ohne die Angebote von ARD und ZDF eine Verflachung der Angebote eintreten würde. Schließlich sind auch große Zeitschriften und Zeitungen online, die genauso seriös arbeiten wie ARD und ZDF. Immerhin gibt es auch keine öffentlich-rechtliche Zeitung; wieso also muss es ein öffentlich-rechtliches Angebot auf dem iPhone oder im Internet geben? Es gibt dafür schlicht keine Berechtigung.

    Man muss sich immer vor Augen führen: Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten haben gegenüber ihren privaten Konkurrenten den unschätzbaren Vorteil, dass sie sich nicht über Werbeeinnahmen finanzieren müssen, sondern vom Steuerzahler alimentiert werden. Dafür mag im Bereich des Fernsehens aufgrund seiner besonderen Struktur und auch der Tatsache, dass privates Fernsehen allein über Werbeeinnahmen zu finanzieren ist, eine Berechtigung bestehen. Aber diese Berechtigung besteht nicht – oder nicht ohne weiteres – auch für andere Medien.

    Wir leisten uns in Deutschland den teuersten Staatsrundfunk der Welt, mal abgesehen von der BBC. Gerade in Zeiten des Sparens sollte darüber nachgedacht werden, ob nicht das öffentlich-rechtliche Angebot auf das Fernsehen beschränkt werden sollte. Mag sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk dann irgendwann ein kümmerliches Ende findet. Aber das ist eben der Lauf der Zeit, wenn neue Medien entstehen.

  106. @ 147. „Es gibt dafür schlicht keine Berechtigung.“ Wie kommen Sie denn auf dieses Stöckchen?
    Es gibt eine sehr subjetiven Grund den ÖR überall verfügbar zu machen. Als Konsument und Gebührenzahler erwarte ich, dass die Inhalte des ÖR auf allen technischen Kanälen auch rückwirkend, d.h. mit allen archvalischen Inhalten, erreichbar sind. Wozu gibt es diese Möglichkeiten, wenn sie nicht genutzt werden dürfen?
    Ich kann nicht erkennen, dass hier eine Wettbewerbsverzerrung stattfindet. Gerade die Privatwirtschaft sollte Konkurrenz nicht fürchten. Qualität wird sich überall durchsetzen, gell?

  107. @S. Arenz: Ich hab mir jetzt nicht die Mühe gemacht Ihren Kommentar zu lesen, kann aber ganz klar sagen, dass Sie die Sache viel zu stark vereinfachen.
    Was ist mit dem Korrespondentennetz? Was ist mit Radio, soll das auch weg? Warum darf der ÖR die produzierten Inhalte nicht über das Internet veröffentlichen (wo es mich eher erreicht als im TV)? Ihre Argumentation geht davon aus, dass der ÖR Fernsehen sein soll und irgendwann mit dem Fernsehen untergehen soll, das ist zumindest zu stark vereinfacht, wenn nicht gar falsch. Wenn die BBC teurer ist und anerkanntermaßen von höherer Qualität, sollten wir, die wir eine höhere Wirtschaftskraft als die Briten haben, den ÖR nicht noch mit mehr Finanzmitteln ausstatten?

  108. @S.Arenz

    Ich könnte mir „in Zeiten des Sparens“ viele Sachen denken, bei denen mir der Verzicht leicht fallen würde. Wieso brauchen wir RTL, RTL2 und Super RTL. Wer würde was vermissen, wenn man wenigstens einen der Sender einsparen würde? Für was brauchen wir einen Bundespräsidenten? Brauchen wir wirklich CDU/CSU/FDP/SPD? Vom Content her wäre das leicht auf die Hälfte zu kondensieren. Bevor am Öffentlich-Rechtlichen gespart würde, hätte ich noch eine lange Liste von anderen Sparvorschlägen.

    PS. Dass am ÖF man Einiges besser machen könnte, das bestreitet hier sicher niemand. Das ist aber eine ganz andere Debatte.

  109. @S. Arenz
    Im Internet gibt es sicher keine Meinungsknappheit. Aber ohne die Öffentlich-Rechtlichen gäbe auch mit Internet wenig bis kein niveauvolles Fernsehen. Das Internet ersetzt das ö.-r. Fernsehen in dieser Hinsicht leider nicht.

  110. @S. Arenz

    Gerade weil die ÖR vom Steuerzahler „alimentiert“ werden, müsste es doch im Interesse der Steuerzahler sein, dass der Kram, den man da finanziert, möglichst breit zugänglich gemacht wird, oder nicht? Sonst puste ich mein Geld dafür raus, das irgendne spannende Doku oder wasweißichwas nachts um halb drei versendet wird.

    Es geht ja nicht darum, dass die ARD plötzlich anfängt die Bild, oder die Welt oder RP-online sein zu wollen. Wenn das denn der Fall sein sollte, könnte man sicherlich herzhaft diskutieren, aber der Rest ist schlicht Pfeifen im Walde.

  111. Dass das gedruckte Papier flüchtig ist soll mal lieber nicht der Stapel Zeitungen hören, den ich hier jede Woche ins Altpapier gebe.

  112. @Ommelbommel, #131:

    Sie haben recht – und ich habe darauf sogar selbst in einem anderen Kommentar auf diesem Blog hingewiesen.

    Allein: Niemand wird gezwungen, die mit enormem Werbedruck dem Verbraucher eingehämmerten Produkte zu kaufen. Alternativen gibt es genug. Nur ein Beispiel: Warum sollte ich „Autan Active“ für 6 EUR kaufen, wenn ich ein Produkt einer Drogerie-Eigenmarke mit exakt dem gleichen Wirkstoff in exakt der gleichen Dosierung für 2,50 EUR bekomme? Man kann keineswegs pauschal behaupten, die No-Name-Produkte der Discounter seien schlechter als die aggressiv beworbenen Marken – das besagen auch regelmäßig Tests der Stiftung Warentest, wo schonmal Aldi-Olivenöl Bestnoten erhält und hochpreisiger Ware mangelhafte Qualität attestiert wird.

    Wenn Bayer also meint, zig Millionen in die Anpreisung von Aspirin investieren und die Kosten dafür auf den Preis aufschlagen zu müssen, ist das die Sache von Bayer, nicht unsere. Aspirin ist ja schließlich nicht das einzige Medikament mit ASS, nur halt so ziemlich das teuerste. Ob sich dafür Kundschaft findet, entscheidet allein der Markt.

  113. @kurt

    Ihre Beiträge werden langsam absurd: wir sollen also regelmäßig Werbefernsehen gucken, damit wir wissen, wer dort wirbt, damit wir die entsprechenden Produkte boykottieren können. Und wenn wir dann alle werbetreibenden Firmen boykottieren, dann werben die nicht mehr und das Privatfernsehen wird kostenlos.

  114. @Hilde Hannsen, #157:

    Ihre Beiträge werden langsam absurd: wir sollen also regelmäßig Werbefernsehen gucken, damit wir wissen, wer dort wirbt, damit wir die entsprechenden Produkte boykottieren können.

    Lassen Sie mal die Kirche im Dorf. Niemand soll irgendwas boykottieren.

    Wenn Sie zuviel Geld für überteuerte Markenprodukte ausgeben, ist das a) Ihr gutes Recht und b) habe ich nichts dagegen, denn Sie finanzieren damit das Privatfernsehen, und dort kommt immerhin noch gelegentlich Sehenswertes. Ich sage nur, dass ich sowas nicht für klug halte. Letztlich ist es aber Ihre Sache, wofür Sie Ihr Geld ausgeben.

    Und wenn wir dann alle werbetreibenden Firmen boykottieren, dann werben die nicht mehr und das Privatfernsehen wird kostenlos.

    Nein, wenn sich das Privatfernsehen nicht mehr über Werbung refinanzieren kann, warum auch immer, dann geht es entweder unter, oder es finanziert sich halt über Beiträge, wie das in den meisten anderen Ländern ja auch läuft. In Deutschland tut das „Sky“ (ehemals Premiere), allerdings sehen deren Finanzen zur Zeit nicht besonders gut aus.

    Aber um mein Argument darzustellen und Ihre Verdrehung geradezurücken:

    Ommelbommel meint, werbefinanziertes Privatfernsehen sei doch gar nicht kostenlos, wir würden alle über die Produktpreise dafür bezahlen. Und meine Entgegnung dazu ist, dass das Privatfernsehen eben nicht den Wettbewerb außer Kraft setzt; soll heißen, entweder ist die Werbung so erfolgreich, dass man Leute motivieren kann, das überteuerte Produkt zu kaufen, oder eben nicht, dann muss man den Preis reduzieren, bis die Leute wieder kaufen. Sie bekommen Klopapier nicht zwanzigmal teurer verkauft, nur weil es breit beworben wird.

    Im Gegensatz zur Finanzierung der ÖR besteht eben kein Zwang für irgendjemanden, die beworbenen Produkte zu kaufen. Wenn Ihr Hund die Noname-Hundenahrung vom Aldi futtert, wird er nicht dran sterben, auch wenn nicht Chappi draufsteht. Niemand, der im TV wirbt, bekommt damit ein staatlich verbrieftes Recht, dass die Verbraucher seine Produkte kaufen müssten. Wenn es sich trotzdem lohnt: So what?

    Im übrigen: Sinnvoll ist es doch, das Produkt zu kaufen, das den Bedürfnissen am ehesten entspricht, das man sich leisten kann und dessen Preis-Leistungs-Verhältnis möglichst gut ist. Wenn ich diese Kriterien auf den Markt anwende, kommt dabei eher selten heraus, dass es sinnvoll ist, breit beworbene Produkte zu erwerben. Wenn doch, dann handelt es sich vielleicht um eine dieser Ausnahmen, wo Werbung tatsächlich Produkte billiger macht – das ist zwar selten, aber es kommt vor, etwa bei einer Autovermietung, die durch Werbung (bei gleichbleibenden Fixkosten) höhere Auslastung erzielt.

    Ob dafür jetzt nun Spots geschaltet werden oder nicht – wen interessiert’s, wenn der Preis stimmt? Und wenn der Preis nicht stimmt, findet sich schnell ein Wettbewerber, der es besser und günstiger macht. Das nennt sich übrigens Marktwirtschaft und funktioniert erstaunlich gut: Die ist nämlich dafür verantwortlich, dass Sie bei den Discountern der Markenware funktional meist gleichwertige Produkte, die teilweise sogar aus den gleichen Fabriken stammen, für die Hälfte oder weniger bekommen können.

    Das Privatfernsehen kann praktisch nicht dazu führen, dass alternativlose Produkte teurer werden, weil sich durch die Marktmechanismen dann sofort eine Nische für Alternativanbieter auftut.

  115. @kurt: Nicht jedes Produkt ist ohne weiteres substituierbar, z.B. ist für mich Nudossi ein sehr schlechtes Substitut für Nutella. Es soll ja Menschen geben, die Qualität höher schätzen als einen möglichst niedrigen Preis. Außerdem führt die freie Marktwirtschaft auch gern zu Monopolen oder zu Preiskämpfen, wobei der Kostendruck auf die Arbeitnehmer der betreffenden Firmen abgewälzt wird.
    Ich begrüße einen ÖR, der zumindest dem Prinzip nach, nicht der freien Wirtschaft, sondern den Gebührenzahlern verpflichtet ist. Die Privaten fahren ihr Programm ja lieber nach rein Marktwirtschaftlichen Erwägungen. Das führt dazu, dass immer billigere Programme im Privatfernsehen ausgestrahlt werden. Scripted Reality mit dem absolut repräsentativen und komplett ungestellten Einblick in die echte Wirklichkeit. Ein Betriebswirt würde da natürlich sagen „aber es wird ja auch geguckt“ – klar. Privatfernsehen hat überhaupt keinen Anreiz qualitativ hochwertiges Fernsehen zu produzieren, die Rendite dafür ist viel zu gering.
    Ich weiß ja nicht wie Sie es halten, doch ich guck gerne etwas mit Anspruch (BBC Dokus fallen mir als erstes ein, klar) und darum will ich einen starken ÖR, mit Auftrag. Dabei finde ich es nur gerecht dass auch Sie ihren (Zwangs-)Beitrag leisten müssen, damit die Gesellschaft nicht komplett der Verdummung durch die Privaten ausgesetzt ist.

  116. @kurt

    Einfach irgendetwas lang und breit zu erzählen, um vergessen zu machen, dass ein Argument zum Thema fehlt, das machen Kinder gern. Meinen Töchter hatte ich das mit 13 oder 14 abgewöhnt. Bei Ihnen geb ich es auf.

  117. @ Sebastian:
    Zitat von Thomas L:
    „Nicht jedes Produkt ist ohne weiteres substituierbar, z.B. ist für mich Nudossi ein sehr schlechtes Substitut für Nutella.“

    Die magischen zwei Worte sind: für mich

    Aber Sie könnten Recht haben, es könnte auch nur an der >tollen< (/ironie off) Manuel Neuer Nutella Werbung liegen, oder an "Nutella-Kevin". Alle tun!

  118. @brownpearl Ich hatte den darauffolgenden Satz als Begründung des „für mich“ verstanden.

  119. @Thomas L, #160:

    Nicht jedes Produkt ist ohne weiteres substituierbar, z.B. ist für mich Nudossi ein sehr schlechtes Substitut für Nutella.

    Stimmt. Das Nachahmerprodukt von Netto (vormals Plus) ist viel besser. :-)

    Außerdem führt die freie Marktwirtschaft auch gern zu Monopolen oder zu Preiskämpfen, wobei der Kostendruck auf die Arbeitnehmer der betreffenden Firmen abgewälzt wird.

    Monopole sind schädlich und werden in jeder funktionierenden Marktwirtschaft durch Regularien bekämpft. Preiskämpfe sind allerdings notwendig. Ohne Kostendruck keine Optimierungen der Produktionsprozesse. „Optimierung“ heißt zum Beispiel, wenn ein großes Unternehmen zu viele Ressourcen darauf verwendet, sich selbst zu verwalten, dann kommt ein kleines, innovatives und erobert ruckzuck den Markt. Wenn eine Behörde zu viele Ressourcen darauf verwendet, sich selbst zu verwalten, passiert.. achja, richtig, gar nichts. Außer, dass die Steuern erhöht werden.

    Aber tun Sie mir den Gefallen und lassen Sie die Diskussion nicht Richtung „Kapitalismuskritik“ abdriften, da kann man viele Romane drüber schreiben.

    Privatfernsehen hat überhaupt keinen Anreiz qualitativ hochwertiges Fernsehen zu produzieren, die Rendite dafür ist viel zu gering.

    Wie wäre es hiermit: Privatfernsehen hat keinen Anreiz, qualitativ hochwertiges Fernsehen zu produzieren, weil der Markt für „bessere“ Inhalte schon von den ÖR besetzt wird, die jeder Fernsehkonsument ja sowieso finanzieren muss?

    Ist doch klar, dass niemand ein zweites „br-alpha“ machen und dafür viel Geld verlangen kann, solange jeder gezwungen wird, das erste zu bezahlen. Könnte es aber sein, dass es durchaus einen Markt für hochwertiges privates Pay-TV gäbe, wenn man nicht die Konkurrenz durch die ÖR an der Backe hätte?

    Dabei finde ich es nur gerecht dass auch Sie ihren (Zwangs-)Beitrag leisten müssen, damit die Gesellschaft nicht komplett der Verdummung durch die Privaten ausgesetzt ist.

    Woher kommt eigentlich dieser überhebliche Anspruch der „Intellektuellen“, ihre Vorstellung von Bildung der Masse auf deren Kosten und zur Not auch gegen deren Willen einimpfen zu müssen? Warum ist jemand, der sich ÖR-TV reinzieht, gebildeter als ein anderer, der für die Summe, die ein paar Jahre ÖR-Beiträge kosten, nach New York fliegt und sich ein Musical ansieht oder eine Tour durch Frankreich macht? Und vor allem, warum sollte es Ihnen oder mir oder irgendjemand anderes obliegen, darüber zu entscheiden?

    Aber selbst wenn jemand sich davon ein paar tausend Flaschen Bier kauft und die regelmäßig vor der Glotze beim Scripted-Reality-Konsum versäuft: Nochmal, was zum Geier geht uns das an? (Und glauben Sie, jemand, der so etwas tut, der schaut stundenlang begeistert Bildungssendungen in den ÖR, ob er sie nun finanziert oder nicht?)

    Ich glaube aber, das Argument der „Volksbildung“ ist nur vorgeschoben (und wie gesagt, von ein paar Sendungen mit Kugel-auf-Gummituch-Schubsern oder noch niveauloseren Pseudo-Bildungssendungen wird man auch nicht viel klüger, wenn man wissen will, wie die Relativitätstheorie aufgebaut ist). In Wirklichkeit geht es Ihnen nur darum, dass weiterhin die Allgemeinheit für etwas aufkommt, was Sie und eine überschaubare Gruppe weiterer Leute, die ähnlich denken, interessiert.

    Wir könnten ein System haben, indem es keine ÖR gibt – dafür aber gute Private und schlechte Private, aber die guten kosteten viel Geld, mehr als bislang der ÖR-Beitrag. Dafür würden aber nur diejenigen, die gutes TV haben wollen, dafür bezahlen, und der Rest würde halt das schlechte TV konsumieren oder gar nicht fernsehen und das gesparte Geld für die hochwertigen Inhalte für das ausgeben, was als sinnvoller erachtet wird. Solche „Premium“-Privatsender könnten sich nicht leisten, mit den Mitteln zu aasen, weil sie sich sonst nicht halten könnten. Sie könnten es sich aber auch nicht leisten, auf Qualität zu verzichten, weil ihnen sonst der Kundenkreis abhanden käme.

    Ja, so könnte es sein. Aber es ist nicht so. Warum? Weil Leute wie Sie es viel toller finden, wenn alle, die das nicht interessiert, gute TV-Inhalte mitfinanzieren müssen, damit Sie statt 100 EUR „nur“ 20 EUR im Monat dafür bezahlen. Man mag den hehren Bildungsanspruch vorschützen, letztendlich geht es doch nur darum, auf Kosten anderer Leute was umsonst zu kriegen.

    Wenn Sie jetzt einwenden: „Aber ein Pay-TV-Sender mit guten Inhalten, der für eine kleine Zielgruppe der TV-interessierten Intellektuellen produziert, der müsste doch soviel verlangen, dass es selbst für diese Zielgruppe zu teuer würde – also wird es solche Sender nie geben“, dann kann ich nur entgegnen: Erstens hat das noch niemand ausprobiert (wie gesagt, solange die ÖR das Feld besetzen, rentiert sich private Konkurrenz nicht), und zweitens: Wenn es so sein sollte, dann bedeutet das nur, dass die Gesellschaft als Ganzes eben kein ausreichendes Interesse an hochwertigem Fernsehen hat, um seine Kosten zu tragen.

    Das hieße dann nicht, dass die Republik verdummt, sondern nur, dass vielen, vielen Menschen Fernsehen offenbar nicht annähernd so wichtig ist, wie die Fernsehleute offenbar glauben.

    Im übrigen vertauscht die Behauptung, trashige Privat-TV-Sendungen „verdummten“ ihr Publikum, Ursache und Wirkung: Dummheit bedingt den Konsum, nicht andersrum. Deshalb „bilden“ auch noch so tolle Bildungssendungen der ÖR nicht wirklich, denn sie werden vorwiegend von Leuten gesehen, die schon gebildet sind – und sich darüber freuen, dass die Allgemeinheit für den letzten Feinschliff ihrer Bildung zwangsweise aufkommt.

  120. @Kurt: Hören Sie beim Schreiben ihrer Kommentare auch die Pippi-Langstrumpf-Melodie, wie es mir beim Lesen geht.
    Aber mal ins Argumentative: Werbung wirkt. Selbstverständlich nicht auf Sie, aber auf den durchschnittlichen Menschen. Das ist im Übrigen der Grund, warum Bayer etc. bereit sind, so viel Geld in Werbung zu investieren und warum Red Bull ne Dose Limo für nen Euro verticken kann. Der ‚Zwang‘ zum Kauf von Markenartikeln ist sicherlich nicht die Pistole im Rücken sondern eher von Soziologen und Psychologen einzuschätzen. Nichtsdestotrotz ist er vorhanden. Und da steht das Medium (Privat)Fernsehen an vorderster Stelle.

    @S.Arenz: Der ÖR will mit seinem Online-Angebot keine OnlineZeitung machen, sondern nutzt das Netz und weitere Medien lediglich als Distributionskanäle für produzierten Content. Wer gegen Online-Archive ist, könnte sich aus den gleichen Gründen dagegen aussprechen, dass ÖR-Dokus auf DVD verfügbar sind. Die Flüchtigkeit, und damit kann man sogar halbwegs zurück zum eigentlichen Thema kommen, ist/war die größte Schwäche des Rundfunks (egal ob ÖR oder Privat). Mir jetzt unabhängig von der Zeit, und bei der Iphone-App auch vom Ort, Zugriffsmöglichkeit auf Inhalte zu geben, ist einfacher, herrlicher Fortschritt. Warum sollte dieser Fortschritt nur von privaten Organisationen genutzt werden dürfen?

  121. @Hilde Hannsen, #157:

    Einfach irgendetwas lang und breit zu erzählen, um vergessen zu machen, dass ein Argument zum Thema fehlt, das machen Kinder gern. Meinen Töchter hatte ich das mit 13 oder 14 abgewöhnt. Bei Ihnen geb ich es auf.

    Sie wollten eigentlich nur schreiben: „Ich habe keine Lust, auf Ihre Argumente einzugehen, aber ich muss trotzdem das letzte Wort haben“. Richtig?

    Ich bin übrigens immer noch gespannt, wo ich gefordert haben soll, im Privatfernsehen beworbene Produkte zu boykottieren, oder gar behauptet haben soll, ein Boykott würde zu kostenlosem Privatfernsehen führen. Vielleicht könnten Sie den Beitrag von mir nennen, in dem das steht?

    Aber ich nehme an, Sie haben in der Schule nicht gelernt, dass „Argumentation“ was mit Argumenten zu tun hat – bzw. mit dem Eingehen auf selbige mit eigenen Argumenten anstelle der pauschalen Beschimpfung von Diskussionsgegnern.

    Übrigens: Wenn jemand die Einrichtung bzw. Aufrechterhaltung einer sehr, sehr, sehr teuren Institution fordert, die über Zwangsbeiträge von der Allgemeinheit finanziert werden soll; meinen Sie nicht, dann stünde dieser Jemand in der Pflicht, ein Argument dafür zu bringen? Analog: Wenn ich sage, in Ihrer Garage wohnt ein unsichtbares rosafarbenes Einhorn, müssen Sie dann sich aufwendig Argumente überlegen, wie man das widerlegen könnte, oder müsste nicht ich vielmehr Argumente vorbringen, um das zu belegen?

    Wer Geld von der Allgemeinheit einsammelt, der muss sich dafür rechtfertigen – nicht derjenige, der die Ansicht vertritt, dass es ohne sehr gute Argumente ein Unding ist, von der Allgemeinheit für irgendetwas Geld einzusammeln. Genauso wie Sie sich nicht rechtfertigen müssen, warum Sie der Ansicht sind, dass ich nicht Ihre Brieftasche ausräumen darf (ich gehe mal zwanglos davon aus, dass das der Fall ist).

  122. @christian, #167:

    Der ‘Zwang’ zum Kauf von Markenartikeln ist sicherlich nicht die Pistole im Rücken sondern eher von Soziologen und Psychologen einzuschätzen. Nichtsdestotrotz ist er vorhanden. Und da steht das Medium (Privat)Fernsehen an vorderster Stelle.

    Sie sind der Meinung, Werbung sei unzumutbar und freier Wille eine Illusion? Dann versuchen Sie gesellschaftliche Mehrheiten dafür zu mobilisieren, Werbung zu verbieten – natürlich einschließlich Plakatwänden an Bushaltestellen, Litfasssäulen und diversen bezahlten Statements von Andrea Kiewel.. Viel Spaß.

    Oder wollen Sie mir sagen, die angebliche Notwendigkeit der ÖR erwachse aus der Tatsache, dass werbefinanziertes Privatfernsehen erfolgreich Konsumenten manipulieren kann? Ich sehe beim besten Willen nicht, wie das eine ein Argument für das andere sein kann, zumal es auch nicht werbefinanziertes Privatfernsehen gibt.

    Nebenbei bemerkt, gibt es nicht nur (weitgehend) werbefreies Privatfernsehen, sondern die ÖR sind auch alles andere als werbefrei. Abgesehen von ein paar aufgedeckten Skandälchen (wie im Fall Kiewel) wird auch Schleichwerbung dort im großen Stil toleriert, wenn nur die Kasse stimmt. Warum nochmal steht bei Gottschalks Show immer so auffällig eine große Schale Gummibärchen auf dem Tisch?

  123. @Sebastian:

    Netto hat natürlich Nutella nachgeahmt, nicht Nudossi. Ich dachte eigentlich, der Bezug in meinem Satz ist klar genug.

  124. @Kurt 170: Nachtrag – Der Markt des Qualitätsfernsehen ist also in Deutschland schon besetzt durch den ÖR und deswegen kann sich kein weiterer Mitbewerber etablieren? Was ist denn was für ein nachgeplapperter Unsinn.
    Sie können doch nicht allen Ernstes im gleichen Artikel darüber philosophieren, dass es so viele Leute gibt, die teure Markenartikel kaufen obwohl es günstigere Alternativen gibt und dann den geringen Preis des ÖR als unüberwindbare Wettbewerbsschranke für jeden Neueinsteiger deklarieren.
    Interessant ist Ihr Ansatz, dass es Qualitätsfernsehen nur noch für Leute geben soll, die dafür 100€ im Monat ausgeben können und wollen. RTL2-News für die Armen oder außerhalb der Kabelnetze wohnenden reicht auch. Rein betriebswirtschaftlich eine nachvollziehbare Ansicht, aus gesellschaftlichen Gesichtspunktenwohl eher ein gewichtiges Argument pro ÖR.

    Wenn ich heute jeden Bundesbürger fragen würde, ob er weiterhin jedes Jahr 500€ für die Armee oder 2000€ für Sozialleistungen ausgeben will – was meinen Sie wohl, was die Gesellschaft als Ganzes darauf sagen würde? Niemand zahlt gerne Steuern oder Zwangsgebühren – deswegen wird ja auch keiner gefragt, So viel nur zu Ihrem Argument des ‚Gesellschaftsinteresses‘.

    Ganz allgemein – Die BRD ist nicht die USA. Das man mag man bedauern oder auch nicht. Ihre Idee vom möglichst freien Menschen ist in vielen Punkten verlockend, aber sobald es in den Bereich der Verantwortung für das Gemeinwohl geht, ist der liberale und selbstbestimmte Mensch der heutigen Zeit eigentlich nur in Krisenzeiten halbwegs zu ertragen.

    Man kann durchaus der Meinung sein, dass Rundfunk ein Gut sei, dass sich alleinig den Gesetzen des Marktes unterwerfen soll – quasi nicht mehr und nicht weniger als Klopapier oder eine Armbanduhr. Ich halte das für dumm und kurzsichtig. Das gilt im Übrigen nicht nur für Deutschland, die Situationen in anderen Ländern gibt unserem System (bei aller Verschwendung) eher Recht.

  125. Nargh, an meiner Adressierung muss ich noch arbeiten. Also, Kommentar 171 bezog sich auf kurt 165.
    @#169
    Nein, ich bin nicht der Meinung, dass Werbung unzumutbar ist oder der ÖR davon nicht betroffen ist. Hätte ich ja sonst so geschrieben. Also weg vom „in den Mund legen“, zurück ins Argument.
    Sie haben als Atnwort auf die These eines Vorposters „Privates Fernsehen wird in Deutschland aktuell durch den Konsumenten gezahlt“, geschrieben, dass den Konsumenten ja keiner zwingt, dies zu tun. Nur darauf bezog sich mein Einwand, dass es durchaus einen Zwang gibt. Sie selbst nannten es Werbedruck, die Psychologen und Marketingexperten haben sicherlich einen schönen Fachbegriff für die Entscheidungsbeeinflussung.
    Sie haben ja schon die logischen Gründe für den Kauf günstigerer
    Substitute aufgezählt. Also sind entweder die Käufer von Aspirin bei funktionierendem freien Willen ‚dumm‘ oder der freie Wille ist vielleicht doch nicht ganz so frei, wie wir es gerne hätten.
    Sei es, wie es sei, sobald ich mein Nutella kaufe, finanziere ich RTL2. Da ich RTL2 quasi gar nicht und seine Werbung absolut gar nicht sehe, habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, bei welchen Einkäufen ich jedesmal dafür bleche.
    Die GEZ muss ich nur zum Teil zahlen (kein Fernseher im Haushalt), aus der Finanzierung von RTL2 kann ich mich gar nicht entziehen.

  126. @christian, #171:

    Sie können doch nicht allen Ernstes im gleichen Artikel darüber philosophieren, dass es so viele Leute gibt, die teure Markenartikel kaufen obwohl es günstigere Alternativen gibt und dann den geringen Preis des ÖR als unüberwindbare Wettbewerbsschranke für jeden Neueinsteiger deklarieren.

    „Geringer Preis“? Knapp 240 EUR im Jahr sind ein „geringer Preis“? Rechnen Sie mal aus, wieviel Geld Sie jetzt hätten, wenn Sie die letzten 20 Jahre keine ÖR-Gebühren hätten bezahlen müssen.

    Und natürlich behindern die ÖR den Pay-TV-Wettbewerb. Würden Sie noch eine zweite – bessere – Tageszeitung abonnieren, wenn sie eine erste – gute, aber nicht herausragende – abonnieren müssten? Oder würden Sie nicht vielmehr sagen: „Eine Tageszeitung zu bezahlen, muss reichen“?

    Normale Menschen rechnen nicht in getrennten ÖR- und Sonstiges-Pay-TV-Budgets. Die sagen sich: X EUR im Monat will ich fürs Fernsehen ausgeben, also GEZ + evtl. Kabelgebühr + Rest. Gäbe es die GEZ-Gebühr nicht, könnte ein privater Sender eben 20 EUR mehr im Monat verlangen, ohne das Fernsehbudget seiner Zielgruppe zu überschreiten.

    RTL2-News für die Armen oder außerhalb der Kabelnetze wohnenden reicht auch.

    Ist Ihnen schonmal in den Sinn gekommen, dass die so „günstig“ in den ÖR-Bezug Gezwungenen vielleicht gar keine Tagesschau sehen wollen? Meinen Sie nicht, man sollte es den Leuten selbst überlassen, ob ihnen RTL2-News nun reicht oder nicht? Und meinen Sie nicht, wenn das nicht reicht und man kein Geld für hochwertiges Fernsehen hat, dass es dann tausend andere Möglichkeiten gibt, sich – z.B. über das Netz – viel reichhaltiger und tiefergehender und gleichzeitig kostengünstiger zu informieren, als das die ÖR je bieten könnten?

    Was für ein Menschenbild muss man haben, um der Ansicht zu sein, die ach so hochwertigen Bildungsinhalte der ÖR müssten der Gesellschaft als Ganzes aufoktroyiert werden? Ist es nicht meine Sache, ob ich mir nun Goethes „Faust“ kaufe oder nicht? Und sollte es nicht auch meine Sache sein, ob ich nun hochwertige Bildung wie „Leute heute“ sehen und bezahlen will oder nicht?

    Was sind die Menschen, doofes Konsumvieh, das von der Bildungselite zum Guten und Wahren bekehrt werden muss? Oder mündige Bürger, die eigenverantwortlich über ihr Schicksal entscheiden dürfen? Ihr Demokratieverständnis macht mir Angst.

    Wenn ich heute jeden Bundesbürger fragen würde, ob er weiterhin jedes Jahr 500€ für die Armee oder 2000€ für Sozialleistungen ausgeben will – was meinen Sie wohl, was die Gesellschaft als Ganzes darauf sagen würde?

    Ich glaube, dass die Gesellschaft – einschließlich des vielzitierten „Mannes von der Straße“ – eine viel differenziertere Meinung dazu hätte, als Sie glauben. Und dass fast niemand der Ansicht wäre, etwa die Sozialleistungen seien gänzlich überflüssig.

  127. @christian, #172:

    Meine Argumente zur Werbung – die Frau Hansen geflissentlich ignoriert und als nicht existent bezeichnet hat – waren in kondensierter Form:

    Entweder ein Produkt wird durch Werbung teurer. Dann öffnet sich dadurch ein Markt für Konkurrenten, die darauf setzen, statt über Werbung über günstige Preise Absatz zu finden. Also können Sie diese Produkte kaufen.

    Oder ein Produkt wird durch Werbung nicht teurer. Dann ist es egal, ob Sie das kaufen oder ein anderes.

    Werbefinanzierung und ÖR/Privat haben nichts miteinander zu tun. Es gibt ÖR mit Werbung, ÖR ohne Werbung (aber nicht in Deutschland), Private mit Werbung und Private ohne Werbung. Werbedruck als psychologischer Mechanismus mag interessant bzw. bedenklich sein, ist aber deshalb kein Argument für oder gegen die Existenz der ÖR.

  128. @ kurt

    Sie bleiben bei aller Eloquenz eine Sache schuldig: Einen Grund für Ihre Gewissheit, dass die Lücke, die der ÖR bei seiner Abschaffung hinterlassen würde, durch Private gefüllt werden würde.

    Haben Sie schon mal diese ganzen menschenverachtenden Formate im Programm der Privaten gesehen? Ich habe einige Jahre meinen Lebensunterhalt damit verdient, Fernsehen zu schauen (so ziemlich alles außer Spielfilmen und Fernsehserien). Ich habe sehr viel von dem ganzen Reality-Müll der Privaten gesehen, obwohl ich diese Sendungen eigentlich für ihre Vermittlung von Oberflächlichkeit verachte.

    Woher stammt ihre Gewissheit, dass die Privaten, wenn es den ÖR nicht mehr gibt, statt Frauentausch, Top-Model und den Ordnungshütern auf einmal investigative Politmagazine senden? Sie sagen, man müsse den ÖR nur abschaffen, dann werden die Pivaten diese Nische schon besetzen. Ich habe Angst vor diesem Experiment, wei ich mir ziemlich sicher bin, dass Ihre Prognose nicht eintreten wird. Und dann?

  129. @kurt:
    1)Rechnen Sie mal aus wieviel Geld sie jetzt hätten, wenn Sie keine Krankenkassengebühren zahlen müssten, es ist ein Wahnsinn wieviel da raus kommt, oder?

    2)“Normale“ Menschen ignorieren eigentlich immer dass zu den monatlichen Fernsehgebühren eigentlich auch noch die GEZ hinzu kommt.

    3)“Ist Ihnen schonmal in den Sinn gekommen, dass die so „günstig” in den ÖR-Bezug Gezwungenen vielleicht gar keine Tagesschau sehen wollen?“ Nö
    Oder weniger kurz: Erstens gibt es im Netz viel zu viele Meinungsanbieter. Wussten Sie z.B. dass 2012 Nibiru auf die Erde stürzen wird? Ich halte die Story für großen Quatsch, aber in diesem tollen Dings, hier, Internet, da findet man viele Seiten zu dem Thema. Man muss im Netz viel mehr darauf achten wie seriös der Anbieter der Information ist. Zuweilen muss man zu einem Thema lange recherchieren und suchen. Eine gute Möglichkeit sich weitergehend zu Informieren ist: Auf dem Internetangebot des ÖR nachzusehen, verrückt, oder? Ich bekomme übrigens viel Information übers Radio, ÖR und das alles in einer Gebühr – achso, das ist ja kein Argument für SIE.
    Ach und zu Ihrer Fantasie dass das auch noch billiger sein soll, also meiner bescheidenen Information nach sind Flatrates immer noch ungefähr genauso teuer wie die GEZ, dazu kommen die Opportunitätskosten, wenn man alles selbst recherchieren muss. Die noch zaghafte Entwicklung zu Paid Content hilft auch nicht gerade Ihr Argument zu stärken.

    5)IHR Gesellschaftsverständnis macht MIR Angst. Klar sind die Menschen zumeist mündige Bürger, die eigenverantwortlich entscheiden dürfen. Andererseits sind wir keine Gesellschaft aus Egoisten, wie Sie, sondern eine Gesellschaft die auf solidarischen Prinzipien ruht. Dass man das mit rein marktorientierter Argumentation nicht begreift ist offensichtlich. Aber nur weil Sie anderer Meinung sind als ich, oder christian, oder einige andere, heißt das nicht dass wir falsch liegen.

    6)Es geht im Übrigen nicht darum der breiten Masse Bildung einzutrichtern, sondern nur diese Verfügbar zu machen. Wer RTL2-New für Nachrichten hält ist selber schuld, da kann man wirklich nicht viel machen. Ihre Einstellung, dass jeder so dumm bleiben soll wie er es für richtig hält, ist dabei viel schlimmerer Elitarismus als die Meinung, dass anspruchsvolles Fernsehen für Jedermann zu haben sein muss. Echten Eliten liegt nichts ferner als den Elitestatus zu gefährden indem nicht-elitären Kreisen die gleiche Bildung/Information zukommen soll.

    Fazit: Ich glaube es hat solangsam jeder ganz klar verstanden dass sie den ÖR aus Prinzip ablehnen. Sie müssen das gar nicht weiter ausführen. Ich verstehe nicht warum ich (und andere) Ihnen immer noch erklären muss, dass ich (und andere) den ÖR aus Prinzip gutheiße. Ich habe ihre Meinung registriert, ich werde meine nicht ändern.

  130. @173/kurt: Was wollen Sie eigentlich mit Ihren Argumenten bezwecken? Das sind doch einerseits naive (i.S.v. sehr grundlegend) Allgemeinplätze und andererseits nicht haltbare Positionen??

    „Geringer Preis”? Knapp 240 EUR im Jahr sind ein „geringer Preis”? Rechnen Sie mal aus, wieviel Geld Sie jetzt hätten, wenn Sie die letzten 20 Jahre keine ÖR-Gebühren hätten bezahlen müssen.
    -> Knapp 59cent für eine Flasche Lild-Bier sind kein geringer Preis? Rechnen Sie mal aus, wieviel Geld Sie gespart hätten, wenn Sie die letzten 40 Jahre kein Bier getrunken hätten… (alternativ Klopapier, Obst, Möbel, Blumen an Ihre Frau…)

    Und natürlich behindern die ÖR den Pay-TV-Wettbewerb. Würden Sie noch eine zweite – bessere – Tageszeitung abonnieren, wenn sie eine erste – gute, aber nicht herausragende – abonnieren müssten? Oder würden Sie nicht vielmehr sagen: „Eine Tageszeitung zu bezahlen, muss reichen”?
    -> Würden Sie noch ein zweites – besseres – Fortbewegungsmittel kaufen (etwa ein Auto), wenn sie ein erstes, gutes aber nicht herausragendes bereits über die Steuern subventionieren (öffentliche Verkehrsmittel)?

    Normale Menschen rechnen nicht in getrennten ÖR- und Sonstiges-Pay-TV-Budgets. Die sagen sich: X EUR im Monat will ich fürs Fernsehen ausgeben, also GEZ + evtl. Kabelgebühr + Rest. Gäbe es die GEZ-Gebühr nicht, könnte ein privater Sender eben 20 EUR mehr im Monat verlangen, ohne das Fernsehbudget seiner Zielgruppe zu überschreiten.
    –> Normale Menschen rechnen in Bedürfnissen und damit selbstverständlich in unterschiedlichen „Schubladen-Teilbudgets“. Gäbe es die GEZ-Gebühr nicht, würde ich nur dann mehr zahlen, wenn im Gegenzug das Angebot der Privaten besser würde. Ist das jedoch nicht der Fall, kaufe ich mir lieber Eiscreme…

  131. Eine Frage, kurt:

    Gibt es eigentlich in Sachen ÖR auch nur irgendein einziges Argument für den Erhalt der ÖR, das – zumindest theoretisch – Sie zum Nachdenken bewegen würde?

    Ich frage nur deswegen, weil ich es zunehmend ermüdend finde, wie Sie hier wirklich jedem gegenüber zu hundert Prozent Recht behalten wollen. In einer Kneipe hätte man Sie spätetens beim zweiten Glas Bier alleine gelassen.

  132. ad 1)

    Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Es gibt einen klitzekleinen Unterschied in der gesellschaftlichen Relevanz zwischen dem Gesundheitssystem und den ÖR, meinen Sie nicht? Auch wenn ich es gewissen Journalisten zutrauen würde, dass sie ihre Tätigkeit für mindestens so wichtig und unentbehrlich wie die eines Unfallchirurgen halten.

    ad 3)

    Erstens gibt es im Netz viel zu viele Meinungsanbieter.

    Da hab ich ja Glück, dass mir der Staatsfunk, äh, der Roland-Koch-Funk, äh, der Kurt-Beck-Funk, äh, ich meine natürlich, die in jeder Beziehung völlig unabhängigen Öffentlich-Rechtlichen Orientierung im Dschungel der Meinungen bieten. Selber denken und aus mehreren, sinnvoll gewählten Quellen informieren ist ja auch so anstrengend! Dagegen sind Sendungen wie „Monitor“, „Report Mainz“ oder „Report München“ eine echte Perle des Journalismus, denn da wird abwechselnd in beide politischen Richtungen polemisiert und simplifiziert.

    Wenn die ÖR darüber berichten, dass es eine neue Wundersalbe aus Vitaminen gegen Neurodermitis gibt, dann weiß ich: Da muss was dran sein! (Siehe auch Stefan Niggemeiers Berichterstattung dazu.) Danke, ÖR, dank Dir muss ich nie mehr selbst denken. Bekanntermaßen sind gerade Journalisten die für jedes beliebige Thema qualifiziertesten und kompetentesten Menschen überhaupt (auch dieses Blog hat ja niemals Fehler von Journalisten zum Thema), Zweifel sind also unangebracht. Und selbst zu recherchieren, das sind ja „Opportunitätskosten“, sowas macht das ÖR-Konsumschaf nicht.

    Ich verrate Ihnen was: Wenn Sie sich zu irgendeinem beliebigen Thema wirklich eine fundierte Meinung bilden wollen, haben Sie diese „Opportunitätskosten“ immer. Weil nämlich auch ein noch so gut aufbereiteter TV-Beitrag nur an der Oberfläche kratzen kann, das liegt einfach in der Natur des Mediums Fernsehen. Und gerade das ist der Grund, warum ich der Ansicht bin, dass der „Bildungseffekt“, wenn es ihn überhaupt geben sollte, keine ausreichende Rechtfertigung für die Kosten der ÖR darstellt.

    ad 5)

    Andererseits sind wir keine Gesellschaft aus Egoisten, wie Sie, sondern eine Gesellschaft die auf solidarischen Prinzipien ruht.

    Die man nicht für (im Vergleich etwa zum Gesundheitssystem) Tinnef leichtfertig überbeanspruchen sollte. Denn jemand, der Ihnen gerne solidarisch eine lebensrettende Operation finanziert, möchte Ihnen vielleicht ungern einen Urlaub auf Mauritius finanzieren – oder Gottschalks Altherrenwitze.

    ad 6)

    Ihre Einstellung, dass jeder so dumm bleiben soll wie er es für richtig hält, ist dabei viel schlimmerer Elitarismus als die Meinung, dass anspruchsvolles Fernsehen für Jedermann zu haben sein muss.

    „Anspruchsvolles Fernsehen“ ist ein Oxymoron. Allenfalls Harald Leschs Sendungen und einigen weiteren Ausnahmen kann ich noch etwas Anspruch zubilligen. Der Rest ist oberflächliches Eyecandy für Bildungsbürger, ganz besonders auch die Suggestivshows von Guido Knopp. Ist aber auch logisch: Sie können die Quantenfeldtheorie oder die Funktionsweise einer Turingmaschine nunmal nicht per TV-Konsum erlernen. Da muss man sich halt doch mal hinsetzen und Bücher lesen.

  133. @theo, #178:

    Gibt es eigentlich in Sachen ÖR auch nur irgendein einziges Argument für den Erhalt der ÖR, das – zumindest theoretisch – Sie zum Nachdenken bewegen würde?

    Aber sicher: Würden die Beiträge auf 1 EUR/Monat oder weniger gesenkt (was immer noch für ca. 400 Millionen EUR/Jahr reichen würde), wäre mir die Sache vollkommen egal. Über zwei Euro könnten wir auch noch reden. Aber dass hier per Gesetz Medienkonsum auf eine Stufe mit Straßenbau, Gesundheitssystem und Sozialleistungen gestellt und – verglichen mit vielen anderen Posten im Staatshaushalt – mit immensen Summen von allen finanziert werden soll, das halte ich nicht für gerechtfertigt.

    Vielleicht gibt es ja Verfassungsklagen auf dieser Grundlage gegen das neue Gebühreneinzugssystem. Man darf gespannt sein. Denn entgegen Ihrer Ansicht ist sooo offensichtlich nicht, dass die ÖR zu den Grundbedürfnissen des Lebens gehören wie täglich Brot oder die Gesundheitsversorgung.

    Und natürlich haben Sie recht: Es wird mir nicht gelingen, jemanden, der es gut findet, eine Leistung wegen unfreiwilliger Quersubventionierungen durch andere günstiger zu beziehen, als es ein freier Markt gestatten würde, davon zu überzeugen, dass es besser wäre, dieses Privileg aufzugeben. Genauso gut könnten Sie versuchen, einen Bergmann davon zu überzeugen, dass die Kohlesubventionen besser woanders angelegt wären.

  134. @palosalto, #177:

    Knapp 59cent für eine Flasche Lild-Bier sind kein geringer Preis?

    Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen (jetzt wird es langsam wirklich redundant): Ich kann bei jeder einzelnen Flasche Lidl-Bier selbst entscheiden, ob ich das Geld dafür ausgeben möchte oder nicht. Wenn nicht, dann lasse ich es eben. Zwangsabnahmen gewisser Bierkontingente durch die Konsumenten haben die Brauereien bislang nicht durchsetzen können.

    (öffentliche Verkehrsmittel)

    Ach bitte, Sie werden jetzt doch nicht die ÖR gleichauf mit der Relevanz öffentlicher Verkehrsmittel sehen. Meinen Sie auch, wenn’s hart auf hart kommt, sollte man den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Grundnahrungsmittel abschaffen, damit das ÖR-Programm nicht leidet? Was zu essen zu haben ist doch nicht so wichtig wie die tägliche Tagesschau..

    Gäbe es die GEZ-Gebühr nicht, würde ich nur dann mehr zahlen, wenn im Gegenzug das Angebot der Privaten besser würde.

    Genau! Und dann sind wir bei dem, was ich vorschlug: Die Privaten würden ihr Angebot verbessern (bzw. neue Nischenangebote schaffen), damit Sie dafür zahlen, was Sie könnten, weil Sie ja die GEZ-Gebühr zur freien Verfügung hätten. Denn als zahlender Kunde bestimmen Sie, was läuft.

    Das Image der Privaten in Deutschland leidet halt nur darunter, dass deren Kunden eben meist nicht die Zuschauer, sondern die Werbetreibenden sind. Die werbefinanzierten Privaten sind auch kundenorientiert, aber leider sind wir nicht ihre Kundschaft!

  135. @kurt: 1 war Sarkasmus, siehe palosalto

    3: Es gibt keinen einzelnen Meinungs-/Informationsanbieter dem ich vertraue. Ihr „Das Internet ist sowieso überlegen, darum brauch es keinen ÖR“ finde ich eben sehr abwegig, auch wenn Sie das nicht begreifen wollen.

    5: Überbeanspruchung und Tinnef sind Ihre Interpretation.

    6: Quantenfeldtheorie ist ein schlechtes Beispiel, sollte man ohnehin studieren oder Bücher lesen – Ihr geliebtes Internet ist da auch nicht als Primärmedium zu empfehlen.
    Die Turinmaschine lässt sich jedoch ganz prima im Fernsehen erklären, wo ist da jetzt das Problem? Beim Telekolleg gibts auch eine passende Sendung.

    Mein Fazit haben Sie ignoriert, gerade das wäre so interessant gewesen.

    Man kann sich übrigens von den Rundfunkgebühren befreien lassen – keine Lust zu zahlen ist jedoch leider kein Kriterium.

    „Würden die Beiträge auf 1 EUR/Monat oder weniger gesenkt (was immer noch für ca. 400 Millionen EUR/Jahr reichen würde), wäre mir die Sache vollkommen egal.“ -> Damit der ÖR funktioniert ist nunmal viel mehr Geld nötig, die BBC hatte 2009 einen Umsatz von mehr als 5 Mrd Euro, weit über 3 Mrd davon kommen von den Gebührenzahlern. In GB zahlt man pro TV-Gerät (farbe) jährlich etwa 200 Euro. Würden Sie der BBC schlechte Qualität nachsagen?

    „Es wird mir nicht gelingen, jemanden, der es gut findet, eine Leistung wegen unfreiwilliger Quersubventionierungen durch andere günstiger zu beziehen, als es ein freier Markt gestatten würde, davon zu überzeugen, dass es besser wäre, dieses Privileg aufzugeben.“ -> Bei Krankenversicherung lassen Sie das Argument nicht gelten, aber Spaß beiseite: Ein freier Markt kann die Leistung nicht bringen, da die umfangreichen Leistungen des ÖR auf einem freien Markt keinen Abieter finden würde. Es wird nur das verkauft was Gewinn bringt.

    Nochmal: Ihre Meinung ist registriert, reicht das nicht?

  136. @181/kurt: sie haben mich nicht verstanden. ich wollte durch meine kurtiven verhohnepiepelungen aufzeigen, dass ihre argumente eben keine sind. denn, wenn wir uns überlegen, was die GEZ-gebühren über 40 jahre aufaddiert ergeben, ist dann nicht um so mehr die haltung „geringer preis“ abzulehnen? was aber, wenn wir die GEZ-gebühr pro tag nehmen? dann müsste man doch – ihrer logik folgend – pro GEZ sein. weil es ja „nichts“ kostet. verstehnse das? mir gings nur um ihre tumbe argumentation.

    genau das gleiche ist mein vorwurf bei ihrem zweiten argument. sie schreiben, dass die GEZ-gebühr die privaten sender einschränkt, weil sie die empfundenen kosten der TV-nutzung erhöht. sie unterstellen hier eine „preis-absatz-funktion“, die keiner prüfung standhalten wird. wenn die GEZ-gebühr nämlich eine zwangsabgabe darstellt (ob mit wenig oder ohne gegenwert ist unerheblich, sie ist ja ohne individuellen gegenwert ausgelegt), hat sie genauso viel auswirkung auf die nachfrage nach privatfernsehen wie ein knöllchen fürs falsche parken. das bisschen „weniger“ verfügbares einkommen kann nun eben nicht mehr auf die „konsum-warenkorb“ aufgeteilt werden.

    ich behaupte, dass die GEZ-gebühr einen folgenden einfluss auf die nachfrage von PayTV hat: je höher die GEZ-gebühr, desto niedriger die nachfrage nach PayTV. Sinkt die GEZ-gebühr jedoch, bleibt die Nachfrage nach PayTV im wesentlichen unverändert bzw. steigt marginal.

  137. @Thomas L:

    Es gibt – soviel zu Ihrem „Fazit“ – einen sehr wesentlichen Unterschied zwischen Ihrer Position und meiner: Ihre impliziert den Zugriff auf meine Brieftasche zu Ihren Gunsten, andersherum aber nicht. Wenn es hier darum ginge, ob Dimmu Borgir den besten Metal macht oder Merkels Frisur gestern schlimmer war als sonst, könnten wir uns gerne auf ein versöhnliches „Jeder so, wie er es mag“ einigen.

    Aber es stimmt schon, das hier führt zu nichts. Besser selbst eine Verfassungsklage anstrengen. Vielleicht mache ich das mal, wenn ich genug Zeit habe.

    Die Turinmaschine lässt sich jedoch ganz prima im Fernsehen erklären, wo ist da jetzt das Problem?

    Das Problem ist, dass die Telekolleg-Sendung viele Stunden bräuchte, um zu erklären, wozu so ein formales Modell eines Rechners gut ist, warum die Mächtigkeit dieses Modells für die Berechenbarkeitstheorie so eine grundlegende Bedeutung hat, was man mit Sprachen, die von weniger mächtigen Automaten erkannt werden können, so alles machen kann, wozu sich Chomsky eigentlich seine Hierarchie ausgedacht hat, was das Halteproblem ist, warum primitiv-rekursive Sprachen wie LOOP nicht turing-mächtig sind und warum man Turingmächtigkeit etwa für die Ackermann-Funktion benötigt, und und und.

    Ohne die Telekolleg-Sendung gesehen zu haben, behaupte ich, dass bereits der Wikipedia-Artikel über die TM locker erheblich mehr Informationen über selbige enthält, als in der Sendung insgesamt vermittelt werden (ich bezweifle, dass sie auch nur die formale Definition der TM beschreibt). Dabei ist Telekolleg ja noch eine der sehr wenigen (und insgesamt auch nicht besonders teuren) Sendungen der ÖR, die wirklich ernsthaft Bildungsinhalte vermitteln wollen. Vergleichen Sie das mal mit Guido Knopps Machwerken – oder die wiederum gar mit Müll wie „Leute heute“.

    Sendungen á la Telekolleg könnte man mit meinem einen Euro im Monat locker finanzieren. Aber wenn man sich natürlich für Fußballübertragungsrechte über den Tisch ziehen lässt, eine riesige Bürokratie betreibt, Gottschalks ständige Luxusklasse-Kalifornien-Flüge bezahlen und unbedingt alle Adelshochzeiten live übertragen muss, dann könnte das knapp werden. Was das alles mit „Grundversorgung“ zu tun haben soll, selbst wenn man – wie Sie – der Überzeugung anhängt, sowas müsse es geben, bleibt für mich offen. Ich glaube kaum, dass br-alpha – der m.E. noch die besten und ernsthaftesten Bildungssendungen bringt – viel mehr als ein Prozent des ÖR-Gesamtbudgets beansprucht. Verglichen mt dem, was für seichteste Unterhaltung ausgeschüttet wird, die man beim besten Willen nicht als Beitrag zur Volksbildung interpretieren kann, dürften das alles Peanuts sein.

  138. Es geht doch nur um Meinungen. Sie meinen dass es Qualitätsfernsehen nur für (Finanz-)Eliten geben soll und wer sich das nicht leisten kann, muss mit RTL2-News zufrieden sein.
    Ich meine dass sie auf sehr hohem Niveau heulen, wegen der 54 Euro im Quartal. Das sind ja gerade mal 60 Cent am Tag. Ein Jahresabo der FAZ kostet gerade mal… 514,80 Euro im Jahr, ui, das ist ja viel teurer, für nur eine Zeitung.
    ÖR ist eben auch mehr als nur Bildung, u.a. ist es auch Unterhaltung für ältere Menschen. Ich finde diesen ganzen Musikantenkram furchtbar, doch für alte Menschen lohnt Privatfernsehen nicht – einfach nicht die relvante Werbegruppe. Aber alte Menschen sind ja auch egal, die wissen nichts über Turingmaschinen und dass die total wichtig sind.
    Und dann denken Sie einmal an Chewbacca, er lebt auf Endor, warum? Das macht keinen Sinn, sehen Sie? Es macht einfach keinen Sinn..

  139. Sie meinen dass es Qualitätsfernsehen nur für (Finanz-)Eliten geben soll und wer sich das nicht leisten kann, muss mit RTL2-News zufrieden sein.

    Tja, und Sie meinen, dass es kleine Luxus-Extras wie ein besonders schneller Internetzugang, der Gang zum Eiscafé an einem heißen Tag oder auch nur jeden Tag eine warme Mahlzeit nur für Leute geben soll, die so viel verdienen, dass ihnen die Rundfunkzwangsabgabe nix ausmacht und sie das trotzdem noch bezahlen können. Wie viele alte Leute wegen den ÖR auf Internet ganz verzichten („Wir zahlen doch schon zwanzich Euro im Monat, das muss reichen für so Medienkram“), weiß ich nicht, aber vielleicht sind es mehr, als Sie denken. Geld kann man halt nur einmal ausgeben. Wenn Sie meinen, 20 EUR im Monat seien doch „nichts“, sollten Sie sich vielleicht mal mit Leuten unterhalten, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen, und davon gibt es mehr als genug – wovon die Mehrheit nicht befreiungsberechtigt ist.

    Sie meinen, dass die Millionengehälter gewisser Profi-Fußballspieler von der Solidargemeinschaft ebenso kritik- und einflusslos bezahlt werden sollen wie das ansehnliche Salär etwa der Intendanten oder Gottschalks Transatlantikflüge. Sie setzen das sogar mit so essenziellen Bedürfnissen wie der Gesundheitsversorgung gleich.

    Glückwunsch, dass Sie soviel Geld zu haben scheinen, dass Ihnen all das egal ist. Würde es Sie großartig stören, mir jeden Monat 10 EUR zu überweisen? Ich meine, das sind doch nur ca. 33 Cent pro Tag. Und ich verspreche auch, dass ich ab und zu einem Penner einen Euro davon in die Hand drücke. Der braucht die Kohle sicherlich dringender als Herr Gottschalk, meinen Sie nicht?

  140. @187:

    Ja. Aber wer hat denn hier angefangen? (Was soll der Chewbacca-Kommentar?)

    Immerhin gab es noch keinen Nazivergleich.. :-)

  141. @189:

    Sowas wie dieser Strang kommt halt dabei heraus, wenn jeder das letzte Wort haben will. Wobei ich nicht finde, dass ich jetzt schlimmer war als meine Diskussionsgegner. Also gemessen an der Zahl der Wörter, jedenfalls. Ausführliche Fragen wie #176 provozieren nunmal ausführliche Antworten.

    Ich versteh immer noch nicht so ganz, warum Sie das so ankotzt. Zu wenig Speicherplatz auf dem Server? Oder meinen Sie, Sie müssten wirklich alles von meinem Geschreibsel auf juristische Fallstricke prüfen, bevor Sie zulassen können, dass es so stehen bleibt, weil ich da drin ein „Anwalt X ist doof“ versteckt habe, nur um Sie zu ärgern? Ist das wirklich so schlimm, wenn eine Diskussion mal etwas ausufert? Scrollt irgendwer so weit nach unten außer denen, die es lesen wollen, weil sie es waren, die die Fragen gestellt haben?

    Ernstgemeinter Vorschlag: Sollte ich vielleicht mit anderen, die gerne ausführlich mit mir diskutieren wollen, andere Orte dafür ausmachen, um das fortzusetzen, um Ihre Nerven zu schonen, sobald sich eine längere Diskussion anbahnt? Anbieten würde sich z.B. das Heise-Forum, dort hat man wenig Probleme mit ellenlangen Threads.

  142. @kurt: Ich finde die Grundsatz-Diskussionen, die Sie provozieren und offenbar gerne führen, unglaublich unergiebig. Sie drehen sich im Kreis, entfernen sich spiralförmig immer weiter vom Ursprung, finden kein Ende und machen niemanden klüger. Wenn Sie ein Thema kapern, verhindern Sie eben auch andere Gespräche, die stattdessen stattfinden könnte.

    Was ist daran so schwer zu verstehen, dass ich Sie — zum wiederholten Male — bitte, Ihre Wortschlachten zu Ihren Lieblingsthemen an einem eigenen Ort zu führen? Sie halten sich seit Jahren nicht einmal an die eine Anforderung, die ich an Kommentatoren hier habe, eine gültige E-Mail-Adresse anzugeben. (Bitte sparen Sie sich Ihr vorbereitetes 10.000-Wort-Essay, warum das sinnlos ist.)

    Kurze Antwort auf Ihren Vorschlag: Ja, bitte. (Ich dachte, auch das hätten wir schon mehrere Male geklärt.)

  143. @Thomas L., #185

    You made my day: „Chewbacca“

    Wobei ich finde, dass RA Cochran, verglichen mit kurt, doch durchaus gradlinige argumentiert und die Sache schnell auf den Punkt bringt.

  144. @Stefan: Sorry, aber die Steilvorlage nehm ich noch mal mit..

    @kurt: Sie sind mir ja der Meister der Verdrehung. Na denn man tau:

    Luxusextras: Nö, meine ich nicht. Ihr Verständnisproblem: Alte Menschen haben weniger mit den Kosten ein Problem als mit der Technik an sich. Ihr Weltbild schließt alte Internet-unmündige Menschen von guten Informationen aus. Der ÖR tut das nicht.
    Die 17,98 Euro tun mir in der Tat noch weh, aber ich zahle sie obwohl ich befreihungsberechtigt wäre. Wenn Sie so rumheulen wegen dem Geld und schon mit 10 Euro im Monat was anfangen könnten, ja dann müssten Sie doch auch für eine Gebührenbefreiung in Frage kommen. Oder gehören Sie auch zu der armen Mehrheit, die nicht berechtigt ist? Ist das eventuell so eine gefühlte Mehrheit?

    Wie genau kam ich darauf dass die Gehälter der Fußballer von .. moment, so ein Quatsch hab ich ja nie von mir gegeben. Der Teil, der von Rundfunkübertragungsrechten bezahlt wird, kommt der nicht überwiegend von „Sky“? Du meine Güte wie unwichtig das ist!

    Dass Gottschalk übern Atlantik fliegt hat für mich nichts damit zu tun ob es einen ÖR und eine relativ hohe Gebühr (deutlich mehr als Ihre 2 Euro/Monat, nicht mehr als „meine“ 20 Euro im Monat) für alle geben sollte. Ich setze das nicht mit den KV gleich, sondern vergleiche es. Meiner Meinung nach trägt der ÖR eine wichtige Gesellschaftsfunktion und Ihre Meinung ist, dass das Tinnef ist.

    Mit dem Versuch noch mal zum Kern zu kommen:
    – Dass SIE dem ÖR nichts abgewinnen können heißt nicht dass es ein Fehler im System sein muss.
    – Dass SIE der Meinung sind, dass die Rundfunkgebühren zu hoch sind ist ihr gutes Recht, sie können aber nicht erwarten dass jeder der gleichen Meinung sein muss.
    – SIE finden es asozial von mir, dass ich will, dass jeder für den ÖR bezahlen muss. Ich finde es asozial von Ihnen, dass Sie alles dem freien Markt überlassen wollen.

    Wir kommen auf keinen grünen Zweig mit dieser Diskussion und die Welt wird davon auch nicht besser.

  145. kurt,

    was es so unglaublich anstrengend und irgendwie auch überflüssig macht, mit Ihnen zu diskutieren, ist dies:

    Es ist völlig wurscht, was einer an Argumenten vorbringt, sie haben schon eine Replik parat. Notfalls gehen Sie nicht wirklich auf das Argument ein, notfalls wird von Ihnen einfach mal so etwas behauptet. Sie wollen partout in allen Details Recht behalten, pardon, korrekt müßte es heißen: Sie wollen die „Lufthoheit“. Mal ehrlich: möchten Sie mit einem, der so vorgeht, selbst ein Gepräch führen?

    In ihrer antrainierten Rabulistik begehen Sie einen entscheidenden Fehler. Sie machen sich mit ihrer Art keine Freunde. Auf diese Weise verlieren Sie jede Diskussion.

  146. Weiß eigentlich noch jemand, was ein „Essay“ ist? Es ist der Versuch, mit neuen Gedanken und stilistisch glänzend ein Thema zu bewältigen.

    Nur zur Erinnerung – in einer Zeit, in der jeder Aufsatz ohne Recherche „Essay“ genannt wird.

  147. @Stefan: Oder Schluckaufsatz. Ich werde jetzt auch mal ein Glas Wasser auf ex trinken und so lange an etwas anderes denken, bis dieser Thread von alleine weg geht.
    @hilde:Kommentieren Sie bitte öfter hier! Ich mag, was Sie schreiben.

  148. […] Stefan Niggemeier beschreibt sehr schön die Beiträge einer Jubelschrift für Printverlage, in denen Enthusiasmus und Grabreden sich die Hand geben. Ich persönlich weine dem augenblicklichen Printjournalismus nur wenig Tränen nach; das Beste, was ich darüber sagen kann, ist, dass Fernsehjournalisten oft noch schlechter sind. Oder, im Falle von Sportjournalisten, viel, viel schlechter (aktuelle Frage aus der Pressekonferenz der Nationalmannschaft: »Was ist ihre Lieblingsfarbe?«). […]

  149. Ich bin selbst Journalist. Seit 20 Jahren. Bin also etwa ein Jahrgang mit Stefan Niggemeier, dessen Blog ich sehr gerne lese. In all seinen Texten aber, die vom Kulturkampf Print vs Online berichten, und in all den Kommentaren, die sich dann mit diesem Texten auseinandersetzen – fehlt in den Regel eine nicht ganz unwichtige Gruppe von Personen: Die Journalisten als solche.

    Kommen sie zu Wort, werden sie mal zum Gegenstand eines Artikels, handelt es sich entweder um Chefredakteure oder ganz besondere Zierden unseres Berufsstandes wie Mitarbeiter der Bild, vom Spiegel, von bestimmten TV-Redaktionen. Diese Journalisten aber bilden nur eine Minderheit unseres Berufsstandes. Der Durchschnittsjournalist sitzt in einem miefigen Büro (mal ein Großraumbüro, mal eine Kaschemme, mal das eigene Arbeitszimmer in der eigenen Wohnung) und arbeitet seine Texte ab.

    Er ist ein Angestellter, ein Befehlsempfänger, ein Arbeitnehmer bzw. ein Freiberufler. Natürlich gibt es viele Überzeugungstäter und ich möchte an dieser Stelle Stefan Niggemeier dafür gratulieren, dass es ihm gelungen ist, seinen Namen in eine eigene Markte zu verwandeln, dass er aus dem Heer der Namenlosen hervorgetreten ist und „sein Ding durchzieht“. Das Gros der Journalisten jedoch – ist abhängig beschäftigt. Der normale Journalist ist ein Angestellter wie eine Fleischereifachverkäuferin bei Real, ein Bademeister im städtischen Schwimmbad oder ein Kfz-Mechaniker beim Schrauber des Vertrauens. Der normale Journalist hat eine Familie, Kinder, Hypotheken. Und der freiberuflich tätige Journalist muss darüber hinaus seine Altersabsicherung selbst finanzieren.

    Und – der Durchschnittsjournalist ist frustriert. Ich mache da keine Ausnahme. Ich bin, wie viele andere Journalisten auch, nicht mit Herz und Seele Journalist geworden. Der Überzeugungstäter, der die Welt verbessern will, ist eher eine Ausnahme in als die Regel. Journalismus war ein Job, mit dem ich zunächst etwas Geld nebenher verdient habe. Es war ein schöner Job und irgendwann ist aus dem Job ein Beruf geworden. Aber diese schöne Zeit ist vorbei. Meiner Ansicht nach hat dies nicht nur mit einem Kampf Print vs Online zu tun, es geht nicht um publizistische Weltbilder, die hier aufeinandertreffen und zu Zank und Streit führen. Sicher, dieser Kampf findet statt. Aber es wäre einmal an der Zeit zu analysieren, wer diese Kämpfe austrägt. Und da gibt es eine interessante Entwicklung, die ich einmal hier in den Raum stellen möchte: Es ist ein Kampf der Söhne um ihre Macht.

    Als ich meinen Beruf aufnahm, da saßen in den Chefetagen der Zeitungen / Verlage die alten Männer, die bereits Zeitung zu einer Zeit machten, als Nachrichten noch umständlich in Stein gemeißelt werden mussten. Ich behaupte nicht, dass das alles nette und streitfreudige Publizisten gewesen sind, denen es allein um das Wohl und Weh der Informationsfreiheit ging. Ganz bestimmt nicht. Sie waren ebenso eitle Pfauen, hysterische Krakeler, Halbgötter in ihren selbst erschaffenen Olymps wie ihre Nachfolger heute. Aber, und das ist der eine aber feine Unterschied: Diese alten Männer wussten, wie man eine Zeitung macht – wobei der Begriff Zeitung stellvertretend für die Vermarktung von Informationen verstanden werden soll. Sie haben vergleichsweise gute Löhne gezahlt, haben auch die Freien leben lassen, haben „das Ding durchgezogen“. Da kam es nicht auf 2,50 Mark an, wichtig war, was unterm Strich stand. Und stand dort eine schwarze Zahl, war alles wunderbar.

    Nun aber haben die Söhne das Ruder übernommen. Waren die Väter oft Selfmademen, Publizisten, Leute vom Fach, sind die Söhne hingegen Absolventen von American Business Schools, sind lebendige Rechenschieber, die eine Zeitung führen wie jedes andere x-beliebige Unternehmen. Das heißt: Weniger Leute machen mehr Arbeit zu niedrigeren Konditionen. Nur ein Beispiel: Ich beliefere eine Zeitung mit Bildern, für die ich heute weniger Geld bekomme als 1995. Warum ich es tue? Familie, Hypothek, etc. Ich bin erpressbar. Dass ich allerdings keine Top-Bilder abliefere, dass ich den Photoshop nicht anschmeiße, sondern das einzige Kriterium meiner Bilder die Frage darstellt, ob sie scharf sind oder nicht, sei nur am Rande erwähnt. Für gutes Geld würde ich natürlich meine Arbeitskraft ganz anders einsetzen, aber für eine miese Bezahlung gibt es auch nur Dienst nach Vorschrift.

    Was in anderen Industriezweigen ja funktionieren mag (ich kann nun einmal kein Auto in meiner Garage bauen, ich brauche dafür eine Fabrik), funktioniert im Journalismus allerdings nicht, denn das Internet bietet hier eine kostengünstige Vertriebsplattform für meine Inhalte. Ein Stefan Niggemeier kann eben mit seiner Arbeit bei einem überschaubaren Arbeitsaufwand Geld verdienen (womit er allerdings zu einer kleinen Gruppe gehört). Hier sind Vertriebswege entstanden, die die relativ kostenintensiven Vertriebswege der etablierten Verlage alt aussehen lassen.

    Nun muss man eines klar sagen: Am Hungertuch leidet keiner der Lamentierer. Es geht vielmehr um Gier. Die Printmedien haben ihren Zenit überschritten. Aber wenn ich von einer Business School komme, habe ich gelernt, dass ich jedes Jahr meine Dividende steigern und die Kosten minimieren muss. Dies ist das Mantra der besagten Söhne.

    Was aber bedeutet das im Umkehrschluss? Dass gespart wird. Und wo? Bei der Qualität. Letztlich soll der Journalist nur das Umfeld schaffen, in dem sich die Werbung wohl fühlt. Das kann man auch mit Agenturtexten irgendwie schaffen. Warum soll sich der Durchschnittsjournalist da noch den Hintern aufreißen?

    Klar, der ehrenvolle Blogger oder Kommentierer wird dies anders sehen. Ehre, Anstand, Überzeugungen stehen da auf einem Podest des Unantastbaren, wer schreibt, er arbeite einfach nur seine Honorare ab, wird da schnell zur Schreibhure degradiert. Aber am Ende des Tages sind auch die meisten Journalisten nur Arbeitnehmer.

  150. Christian,

    ich denke mal, Sie und Niggemeier und ich und viele andere sind da nicht weit auseinander. Die Kritik an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (vulgo: Gier) hat in diesem Blog stattgefunden und wird, denke ich, auch weiter stattfinden.
    Mal einen Blick über den medialen Tellerrand, quasi aktuell:

    Das übertriebene Kostensparen ist der Bahn AG teurer gekommen als alles andere. Bei BP ist es ebenso. Oft, wenn radikale BWLer das Ruder übernehmen, geht etwas schief. Leider zahlen selten die Verursacher die Zeche.

    Allerdings stimmt es natürlich auch, dass Schlamperei und Faulheit dadurch nicht zu entschuldigen sind.

  151. Der Journalismus steht m.M. aus zwei Gründen vor einem äußerst langwierigen und schwierigen Medien(strukur)wandel.
    1. Weil der Übergang vom alten Print- zum neuen Onlinemedium ein zeitlich sehr langer Übergang sein wird. Womöglich splitten sich beide Medienformen sogar nur auf und es bestehen am Ende anstatt nur einer neuen zwei mehr und weniger große parallele Medieninfrastrukturen.

    2. Weil es für bisherige Printmedien im Informationsüberangebot des Internets sehr schwierig werden wird, sich ökonomisch zu ebenso starken Marken wie einst im Printbereich zu etablieren.
    Hinzu kommt ein weiterer dritter wichtiger Punkt: Das Internet bringt als viel universelleres und interaktiveres, sowie als Bildschirmmedium auch völlig neue mediale und technische Anforderungen, u.a. in den Formaten der Medien und einzelner Artikel.

    Derweil, in dieser äußerst langen Übergangs-Durststrecke könnte es mit dem Journalismus zwar nicht unbedingt quantitativ, aber qualitativ „bißchen“ dünner werden. Zu den Printmedien muß leider kritisch angemerkt werden, dass sie diesen Medienwandel leider selbst längst nicht aktiv genug angehen. Wieso beginnt man nicht verstärkt (d.h. für alle sichtbar) damit, die eigenen guten Printartikel, die im Netz sicher genauso Leute lesen wollen, auch im Internet zum guten Preis per gutem Bezahlsystem anzubieten? Wer den eigenen Verkauf nicht selbst startet, braucht sich auch nicht wundern, dass er nichts verkauft.

  152. Frau Maldeites. Ich stimme ihnen schon zu, dass sich die Medien auch in Zukunft immer weiter wandeln werden; jedoch halte ich es für eine Illusion, dass es in der Vergangenheit nicht anders war. Es gab nie einen beständigen Status quo. Bücher, Zeitungen, Radio, Fernsehen, Internet. Ständig haben sich die Informationsformen geändert und manche Techniken – ohne hier jemanden den Spass am Morsen oder Funken abzusprechen – sind dabei auf der Strecke geblieben. Was mich immer wieder wundert ist, dass es als fast normal empfunden wird, wenn in der „Print versus Online“ Diskussion ein Verlust an „Qualität“ einfach so hingenommen werden soll. Das ist, und da möchte ich christian zustimmen, BWLler Denken.

    Jedes Medium hat seine spezifischen Qualitäten. Hat eine Zeitung einen Redaktionsschluss und eine begrenzte Seitenzahl, liegt ihre Qualität in komprimierten und wahren Fakten.
    Im Internet hingegen kann man vernetzen und so ein komplexes Bild einer Sachlage vermitteln. Man kann mühelos Strukturen, Beziehungen und auch schwierige, offene Fragen und Themen darstellen; die Qualität liegt also in der Darstellung der Möglichkeiten.

    Zwei Medien mit zwei unterschiedliche Denkprozesse und wir brauchen sie beide. Würde sich beide Seiten stärker auf ihre spezifischen Funktionen und Qualitäten besinnen, so wäre diese Diskussion sehr schnell vom Tisch – nach meinem Gefühl.

  153. @JO

    Die Entwicklung der Medien in der Vergangenheit war schon eine ziemlich andere als heute. Das Internet stellt die bisherige Medienentwicklung völlig in den Schatten und auf den Kopf in folgenden Eigenschaften:
    – in seiner (abgesehen von geringen Kosten) fast völlig unbegrenzten Zugangsfreiheit für Sender und Empfänger
    – in seinen kolossal gesunkenen Kosten für Medienproduzenten
    – daraus folgend in der kolossalen Entwertung journalistischer Produkte (wovon es in einem Übermaß gibt, wird zwangsläufig viel weniger wert)
    – dass jeder, der will, etwas in diesem Medienweg veröffentlichen und senden kann. Die Folge ist eine ungeheure Vermehrung von Informationen durch das Internet.

    Das Internet ist daher eine völlige Umwälzung bisheriger geschlossener, schwer zugänglicher und viel kostenintensiverer Medienformen.
    Qualitativ guter Journalismus kostet auch im Internet Geld, weil er viel Zeit und Recherche braucht. Professionellen guten Journalismus kriegt man nicht von Luft, Liebe und Idealismus allein. Er muß auf Dauer finanziert werden. Es geht also nicht darum, dass Onlinejournalismus eine geringere Qualität als Printjournalismus hat, weil man es einfach so hinnimmt oder gar will – sondern weil er es bisher nicht verstanden hat, für eine solche ebenbürtige Qualität die ökonomische Basis zu schaffen. Beim Eintritt in ein so kolossal neues Medium auch nicht verwunderlich, finde ich – das braucht wie gesagt seine Zeit und die ökonomische wie qualitative Durststrecke des Übergangs, von der ich sprach.
    Allerdings fallen im Onlinejournalismus die Kosten für die bisherigen Vertriebswege (wie Papier, Druck, Zustellung u.ä.) weg. Ein Kostenvorteil, der m.M. noch viel zu wenig als Vorteil begriffen und in Gewinne umgesetzt wird.

  154. Ich stimme mit Ihnen in vielen Punkten zu, auch wenn wir uns auf andere Ebenen beim Wort „Qualität“ beziehen. Allerdings sind für mich Aussagen wie die „kolossalen Entwertung journalistischer Produkte“ und „jeder, der will, … veröffentlichen und senden kann“ kontraproduktiv. Diese, Gebetsmühlenartig wiederholten Sprüche zerstören doch gerade die Basis, auf der sich eine stabile Werbewirtschaft entwickeln kann. Denn, hey, warum sollte eine Firma für Werbung im Internet bezahlen? Da kann kann ja jeder schreiben. Gerade durch diese Sprüchen sägt man doch den Ast ab auf dem man sitzt.

    Noch einmal kurz zum Thema Qualität: Wenn Journalisten in Zeitungen Internettexte veröffentlichen dürfen – ich finde es ja immer wieder großartig in einer Zeitung einen SEO-optimierten Text mit „klicken sie hier“ zu finden – und Verlage Online-Journalismus nur so begreifen, dass die Printartikel online gestellt werden, dann kann das doch so nichts werden. Mit Professionalität hat beides nichts zu tun.

  155. @Lena 204: Dazu habe ich zwei Anmerkungen:
    Zum einen: „Daraus folgend“wird erst einmal gar nichts entwertet. Selbst wenn Sie mit „entwertet“ eine rein betriebswirtschaftliche Bewertung, also Bezahlung meinen, stimmt das nicht. Das mag gerade so laufen, aber daraus zu schließen, dass das logisch zwingend, quasi aufgrund unabänderlicher Gesetze so sei, kann ich nicht nachvollziehen. Dass überall Steine herumliegen, führt auch nicht dazu, dass keiner mehr für schönen Schmuck Geld ausgibt. Durch Qualität schaffen es viele auch noch, dass Leute für sie (gutes) Geld bezahlen, obwohl man ähnliche, aber eben nicht so gute Produkte woanders quasi für lau bekommt.
    Und zum Zweiten: Wer sagt denn überhaupt, dass Verlage in der Zukunft für Onlinejournalismus zuständig sein müssen? Wäre es nicht (auch ökonomisch)viel sinnvoller erst einmal ganz klein, auf Hobbybasis anzufangen und bei Erfolg eine Schippe draufzusetzen bis hin zum professionellen Journalismus? Verlage und große Zeitschriften bilden heute eine Infrastruktur, durch die teurer Journalismus möglich wird, das sehe ich auch so. Nur müssen diese Strukturen eben auch bezahlt werden. Vielleicht kommt man ja auf bessere Ideen als einen zentralen Arbeitgeber als Finanzgrundlage.

  156. @JO
    „kolossale Entwertung journalistischer Produkte” und „jeder, der will, … veröffentlichen und senden kann” sind leider nicht nur Sprüche, sondern Sprüche von Realitäten, also Realitäten selbst.
    Im Internet ist es wegen dieser Realität des Überflusses an einzelnen Medien schwerer als in sämtlichen anderen Medien, Journalismus zu etablieren. Ökonomisch so schwer wie noch nie und eine Herausforderung wie noch nie. Je größer das Angebot von Medien in einem Medienkanal, desto schwieriger folglich auch die Möglichkeiten weitere neue Medien in ihnen zu platzieren. Das ist zusammen mit der eigenen Unerfahrenheit der Hauptgrund für die Schwierigkeiten der Printmedien, im Internet Fuß (oder Tritt?) zu fassen. Eine Lösung habe ich dafür als Kunde und Leser schon garnicht. Es bedarf der Verbindung aus noch besserer journalistischer Qualität, viel besserer Beachtung der spezifischen Bedingungen von Onlinemedien und solider bis genialer Lösungen in der Vermarktung.

  157. @Ommelbommel
    Beiden Absätzen kann ich eigentlich weitgehend zustimmen. Wegen der beschriebenen Realitäten des Überflusses glaube ich aber, dass es mit dem bezahlten und sich finanziell selbst tragenden Journalismus im Internet eine äußerst schwere und lange Geburt wird – bis sich da dauerhaft starke und tragfähige Marken herausbilden.
    Eigentlich haben wir ja heute schon ein Überangebot an Onlinemedien. SPON, Bild, Welt, Zeit, SZ, FAZ, FR, taz usw. usf. sind bereits alle im Netz vertreten. Nur mit der profitablen Übertragung der Artikel, die bisher gedruckt verkauft werden, hapert es bisher.

    Eigentlich auch nicht mein Bier als Internetnutzer, der mit dem bereits verfügbaren Informationsüberfluss im Internet kaum hinterherkommt – sondern das der Printverlage. Zu einer Zuspitzung der Situation, zu erhöhten Verwertungschancen, aber auch zu aus der Not geborenen neuen Ideen der Printmedien im Internet wird es wahrscheinlich in dem Maße kommen, wie den Printprodukten ihre ökonomische Basis zahlender Leser immer weiter wegbricht. Vermutlich geht es den Printmedien längst noch nicht schlecht genug, als dass sie den Übergang ins Netz aktiver und einfallsreicher angehen. Heißt, der Medienwandel ist längst noch nicht weit genug fortgeschritten für brauchbare Innovationen der Printmedien.

  158. @Ommelbommel
    Noch was zur Entwertung journalistischer Produkte durch das Internet: Das Angebot an guten Technik-, Internet- und Medienblogs ist so gigantisch, dass es bisheriger Medienjournalismus sehr schwer haben wird dagegen anzukommen. Wieso noch für Artikel bisheriger Printzeitungen Geld bezahlen, wenn ich auf diesen Gebieten mit CARTA, basicthinking, netzwertig, imgriff, engadget, rivva, googlewatch, connect usw. im Internet bereits bestens und im Überfluss und obendrein kostenlos versorgt werde. Da ist die Entwertung ganz augenscheinlich. Gegen dieses Überangebot kann die Printpresse dann nur mit äußerst guten, originellen, alleinstehenden, also nur mit hochwertigen Produkten und Lösungen ankommen. In meinen Augen deshalb ein äußerst schwieriges bis aussichtsloses Unterfangen.

  159. @ Lena Maldeites
    Für eine gelegentliche Zeitungeninbiblothekenleserin argumentieren Sie ja schon sehr ökomomisch. Wie Sie selber ja festgestellt haben sind die Verlage bereits im Internet – und das nicht erst seit gestern. Wenn Sie sich die Reichweiten der Seiten nun anschauen, werden Sie feststellen, dass das Gejammer unberechtigt ist. Eine Entwertung des Journalismus von Seiten der Leser, kann ich bei solchen Zahlen nicht erkennen. Gejammert wird trotzdem – wahrscheinlich aus „Gier“, wie Christian bereits bemerkte.

  160. @JO: Naja, Frau Maldeites hat natürlich schon Recht, dass das Internet nicht besonders profitabel ist, „große“ Reichweite hin oder her. Die Anzeigenpreise im Internet sind nicht mit denen der Printmedien vergleichbar und bringen kaum was ein. Von einer SPON-Redaktion und ihren über hundert Mitarbeitern können da andere Marken nur träumen.

  161. @216
    Dass die Vermarktung und Werbung im Internet in Deutschland nicht klappt, habe ich auch schon mitbekommen. Dass es aber komplett unmöglich ist, würde ich durch die Erfolge von manchen Seiten nie sagen wollen. Und, stimmt – einfach geht anders. Da gebe ich Ihnen beide recht.

    P.S. Darf ich Sie Ommel nennen?

  162. @JO
    Das Internet hat nichts weniger als das Monopol bisheriger Printmedien (Periodika, Bücher) am geschriebenen Wort gebrochen. Ein gewaltiger Strukturbruch bisheriger Medien und Mediengewohnheiten, dass mit dem Internet quasi jeder was Schriftliches veröffentlichen kann. Mit dem Internet kann technisch quasi jeder zum Autor und Journalisten werden.

    Die Entwertung des Journalismus im Internet zeigt sich auch in den Onlinemedien trotz ihrer hohen Reichweite darin
    – dass sie kostenlos angeboten werden und mit ihnen bei Lesern kaum bis gar kein Geld verdient wird.
    – dass bisher kaum, vor allem kaum vernehmbare und sichtbare Anstrengungen unternommen werden, mit bisherigen Printartikeln im Internet Geld zu verdienen. Der Versuch von Springers Morgenpost, das ausgerechnet mit Allerwelts-Lokalnachrichten im Internet zu versuchen, ist vermutlich gescheitert (nehme ich mal an).
    Mag sein, dass es in irgendwelchen hintersten Ecken bereits hochwertige Artikel und Archive für Geld gibt. Aber richtig mit Karacho wird diese Sache in Deutschland kaum angegangen.
    Versteht sich übrigens auch, dass mit der Entwertung des Journalismus qua Überfluss im Internet auch der Printjournalismus zunehmend entwertet wird. Wer per Internet seine tägliche Dröhnung Information bekommt, ist auch immer weniger geneigt, zu diesem Zweck noch Printtitel zu kaufen. Einige große Zeitungen mögen sich zwar noch halten, aber die Gesamtauflagen nehmen stetig ab.

    Hat zu dem Thema vielleicht jemand paar interessante Links mit Übersichten zur Profitabilität deutscher Onlinemedien?

  163. „Hat zu dem Thema vielleicht jemand paar interessante Links mit Übersichten zur Profitabilität deutscher Onlinemedien?“

    Wollen Sie etwa ihre Allgemeinplätze mit Details verunstalten?
    Nicht doch. Das riecht nach Proseminar.

  164. @ Lena Maldeites
    “ Mit dem Internet kann technisch quasi jeder zum Autor und Journalisten werden. “

    Ich würde an Ihrer Stelle übrigens noch einen Schritt weiter gehen: Es kann auch jeder Verleger werden. Das ging auch früher schon. Hat nur niemand gemacht. Obwohl – Verlag der Autoren, taz, Emma, meine Schwägerin, sogar meine eigene Schwester … – aber lassen wir das mal. Persönlich erinnert mich ja das Argument: „Das kann ja jeder!“, immer wieder an Pepitahutträgerrinnen, die vor gelben, gesprayten Bananen an Häuserwänden genau diesen Satz gerufen haben. Das ist wahrscheinlich aber nur ein Kindheitstrauma. Tschuldigung.

  165. @Lena: Nee, habe ich nicht, dafür aber die Hinweise, dass Print, genauso wie der Internetjournalismus, seine Gewinne zum Großteil durch Werbeeinnahmen erwirtschaftet und die Abnahme- bzw. Leserzahlen eher deswegen interessant sind, weil sie die Anzeigen teurer machen und nicht, weil durch den Kaufpreis wirklich gut verdient wird. Es wäre also evtl. gar nicht nötig, für Artikel Geld zu verlangen, wenn der Anzeigenpreis denn stimmte.

    @JO: Sie können mich auch Fritz-Dieter nennen, wenn Sie das wollen, ja: mich sogar duzen, da bin ich nicht so.

  166. @JO
    Richtig, es hat früher auch schon jeder eine Zeitung, Verlag, Privatsender gründen können. Der Unterschied zum Internet ist, die technischen wie ökonomischen Hürden waren viel größere. Weshalb es auch kaum jemand gemacht hat. Im Gegensatz zum Internet, wo jeder was reintippen kann (wie wir hier z.B. gerade).
    Genau diese Aufhebung technischer Hürden für Journalismus führt zu seiner Entwertung, wegen der sich mit ihm heute noch so schwer Geld im Internet verdienen läßt. Er ist heute ein technisches Kinderspiel, weshalb es heute soviel von ihm umsonst im Internet gibt. Wobei sich das Blatt wie gesagt in dem Maße wenden könnte, je weniger Printmedien verkauft werden. Ich sehe die Schwierigkeiten des Medienwandels wie gesagt vor allem in seiner Langwierigkeit begründet. Es werden lange Zeit niedergehende alte Printmedien und ökonomisch, technisch und journalistisch schwachbrüstige neue Onlinemedien nebeneinander bestehen und das Wehklagen, Genöle und Gezerre der Printmedien ob ihres Niedergangs noch lange zu hören sein.

  167. Es kommt nicht darauf an, wer angefangen hat, sondern darauf, wer aufhört, hat meine Kindergärtnerin früher gesagt.
    Also werde ich jetzt schweigen:

    .

  168. @Bommel:
    Skuril! Erst gestern las ich:
    „Ich weiß nicht, wer mit dem Streit angefangen hat, aber ich weiß, wer ihn beendet hat.“
    In der 5 Jahre alten Gebrauchsanleitung von X³-Reunion. Zufälle gibts …
    (Seit diesem Kraken scheint es einen Riss im Wahrscheinlichkeitsgefüge des Universums zu geben. Von 250 Kraken schafft einer das, was Paul geschafft hat.)

  169. Wenn man nicht mehr weiter weiß bzw. weiß, dass jemand recht hat, ihn einfach mal als Kindergartenkind beschimpfen, ist kein sehr sachlicher, allenfalls eigener kindischer Stil. Was ist eigentlich so schwer daran anzuerkennen, wenn man schon einräumt, dass Journalismus im Internet nicht einfach ist – dass das mit an den (wie noch nie) niedrigen technischen Einstiegshürden eben dieses Mediums Internet liegt. Was technisch jeder kann und wovon es folglich ein Überangebot gibt, ist eben wie zu sehen, besonders schwer finanziell zu verwerten.

  170. Nur ganz kurz:Das war wirklich nicht als Beleidigung gemeint. Meine Kindergärtnerin hat das wirklich gesagt und sie hatte Recht damit. Deswegen höre ich jetzt auf, bevor wir alles ein viertes Mal von vorne erzählen.

  171. Ich meinte auch mehr den unbelehrbaren JO mit seiner doo°^^Karrikatur, das war dann wohl mißverständlich meinerseits. Wiederholungen in der Diskussion kann im übrigen am besten begegnet werden, indem man einfach mal bestätigt, was das Gegenüber sagt. Also indem man einfach mal „mmh, richtig“ sagt bzw. indem man schlüssig erwidert, warum etwas nicht stimmt – anstatt sich weiter mit irgendwelchen Witzchen auszuflüchten –

  172. Frau Maldeites, ich wollte Sie nicht verletzen und sollte ich es getan haben, so lag es nicht in meinem Interesse. #226 war als Endpointe gemeint und zwar auf meine Kosten.

  173. Schmunzeln muss ich, weil ich gestern eine Führung der Nationalbibliothek in Leipzig mitgemacht habe, die den Anspruch hat, deutschsprachige Medien für die Ewigkeit festzuhalten. Tageszeitungen werden fotografiert, digitalisiert und anschließend weggeschmissen. Das säurehaltige Papier ist einfach zu unbeständig.

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