Vielleicht geht es Ihnen auch so

Ich möchte die ARD mögen.

Ich bin ein großer Freund der Idee des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die ARD hat mir einen tollen Preis verliehen. Ich verdanke ihr die „Sesamstraße“, Loriot, Eberhard Fechners „Prozess“, „ZAK“, Wiwaldi und Jörg Thadeusz.

Aber manchmal, wenn ich Pech habe und gefragt werde, was an der ARD eigentlich so toll ist, fällt mir nichts ein, weil mir nur Reinhold Beckmann, Alois Theisen, „In aller Freundschaft“ und Hansi Hinterseer einfallen.

Anscheinend bin ich nicht der einzige, dem es so geht. Anscheinend haben auch und gerade ARD-Mitarbeiter dieses Problem. Deshalb hat der SWR an seine Leute jetzt Spickzettel verschickt mit „10 guten Gründen für die ARD“.

SWR-Intendant Boudgoust schreibt ihnen:

Liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter,

„Ach, du arbeitest beim SWR?“ — diesen Satz kennen Sie sicher, und vielleicht geht es Ihnen auch so, dass Sie zunehmend darauf angesprochen werden, warum es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk überhaupt noch braucht.

Dass die GEZ keinen guten Ruf hat, ist klar. Wer zahlt schon gerne Gebühren? Dass sich das negative Image aber auch auf die Sender überträgt, ist relativ neu. Und auch wenn Sie sicher davon überzeugt sind, dass der SWR und der öffentlich-rechtliche Rundfunk wichtig sind, fällt es Ihnen vielleicht nicht immer leicht, dies auch konkret zu begründen.

Da möchte ich Ihnen gerne helfen, denn schließlich gehört es zu meinem Job, jeden Tag vielen Leuten zu erklären, dass wir uns in Deutschland auch in Zukunft den öffentlich-rechtlichen Rundfunk leisten sollten, weil wir es uns nicht leisten können, darauf zu verzichten.

„9 von 10 guten Gründen für die ARD“ haben wir auf dem kleinen Kärtchen, das diesem Brief anhängt, für Sie aufgeschrieben. Kurz und knackig formuliert, vom Kinderprogramm bis zur Kulturarbeit. Manches davon soll provozieren und bewusst zum Nachdenken anregen. Es handelt sich hier nicht um in Stein gemeißelte „10 Gebote“, sondern um einen Anstoß für die Diskussion in unserem Haus. Denn die Gründe gelten natürlich nicht nur für die ARD insgesamt, sondern auch für den SWR im Besonderen. Zusätzliche Infos, Zahlen und Beispiele zu den einzelnen Punkten finden Sie im SWR-Intranet unter >Der SWR>Gebühren. Dort können Sie auch weitere Gründe selbst beisteuern, die Ihnen besonders wichtig sind.

Und vielleicht möchten Sie ja das kleine Kärtchen in Ihren Geldbeutel stecken, damit Sie ganz schnell noch einen Blick darauf werfen können, wenn Sie das nächste Mal jemand auf Ihren Arbeitgeber anspricht. Denn Sie und Ihre gute Arbeit sind der zehnte und beste Grund, warum es uns geben muss! Seien Sie Fürsprecherin und Fürsprecher für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Er hat es verdient.

Viele Grüße,
Ihr
Peter Boudgoust

Hach. Wird einem da nicht warm ums Herz?

Freundlicherweise hat mir ein SWR-Mitarbeiter sein Kärtchen zur Verfügung gestellt. Das leg ich mir jetzt neben den Fernseher, für wenn die Zweifel wieder kommen.

Dann schauen wir mal:


Ooo-kay.

Das ist ja nicht alles falsch, und vermutlich muss man schon froh sein, dass sich nur der letzte Punkt reimt. Und Boudgousts Worte in der Gebrauchsanweisung, dass „manches davon provozieren und bewusst zum Nachdenken anregen soll“, sind vermutlich auch als eine Art Warnung gemeint, nicht jedes Wort beim Wort zu nehmen, oder eine Entschuldigung, dass die Verfasser selbst es mit dem Nachdenken nicht übertrieben haben.

Aber das wüsste ich dann doch gerne: Inwiefern die Tatsache, dass die öffentlich-rechtlichen Programme nur 60 Cent am Tag kosten, die ARD „unverzichtbar“ macht. Wäre sie verzichtbarer, wenn es mehr wären? Weniger?

Und die ARD hat „die meisten Zuschauer und Hörer“? Die Rechnung würde ich dann doch gern mal im Detail sehen. Vermutlich muss man dazu beim Fernsehen das Erste und die diversen Dritten zusammenzählen, darf aber andererseits nicht die Sender der RTL-Gruppe addieren.

Inwiefern sind die Fußballübertragungen, für deren Rechte die ARD absurd viel Geld ausgibt, „for free“, wenn der Zuschauer doch Rundfunkgebühren zahlt? Und kommt die „Pisa-Versicherung“, die Deutschland braucht, auch dafür auf, wenn dieser schiefgestapelte Argumententurm einstürzt?

Das liest sich beim besten Willen (und der steckt sicher dahinter) sehr angestrengt. Gibt es nicht eine psychologische Regel, dass es schwer ist, jemanden zu mögen, der sich selbst nicht mag?

Ich mache mir jetzt noch ein bisschen mehr Sorgen um die ARD.

115 Replies to “Vielleicht geht es Ihnen auch so”

  1. Bei dem „for free“-Argument fällt mir immer ein Dialog aus dem zugegeben recht flachen Film „Ballermann 6“ mit Tom Gerhard ein.

    Gerade am Ballermann angekommen: „Zwei Freibier!“ – „Freibier? Freibier kostet 5 Mark!“ – „Escht? Son Scheiss. Wer konnt den ahnen das Freibier hier so teuer is?!“

  2. Und der zehnte Grund, warum die ÖR unverzichtbar sind, ist, dass die Parteien ja Verlautbarungsorgane braucht.

  3. @1: Die Sesamstraße wurde (vermutlich dank der ARD) durch Jim Henson „lokalisiert“. Man denke nur an Horst, Lilo, Tiffy, Samson etc.

  4. Im aktuellen Besucherfilm des WDR nennt die Intendantin Monika Piel auch einige dieser Punkte und hebt auch die Gebühr heraus (bei ihr sinds nur 58 Cent pro Tag), vergleicht aber lieber mit zwei Frühstücksbrötchen als mit der BILD.
    Ganz hervorragend gelungen finde ich übrigens den Reminder: * … Der 10. Grund sind Sie!
    Das hat ein bisschen was vom Kleingedruckten.

  5. Deine Sorgen um die ARD sind berechtigt. Ist doch die letzte Firma, an die ich mich im Zusammenhang mit einem solchen Kärtchen erinnere, eine mit vier bunten Buchstaben, die sich selbst gern als „Internet-Auktionshaus“ bezeichnet(e) und von der die Geschichte mit der goldenen „Values“-Plakette, die jeder Mitarbeiter „freiwillig“ immer bei sich zu tragen hatte, noch mit die harmloseste von allem war, was man eine zeitlang so über das interne Arbeiten dort lesen konnte (und was sich für mich ganz gut mit der Entwicklung von deren Außenwirkung deckte).

    Nun ist das eine ein privatwirtschaftlich konstruiertes Unternehmen, das einem a.A. vorbei gehen kann. Das andere ist in der Tat etwas, von dem ich mir (in einer „idealisierten“, oder besser gesagt: der ursprünglich angedachten Form) viel verspreche/verspräche, auch und gerade im Hinblick auf eine sich irgendwie trotz allen guten Absichten der Republikväter jämmerlich wiederholende Medienkonzernkonzentrationsgeschichte.

    Aber wie Du schon so schön schreibst: Das erste, an das man denkt, sind Seifenopern, Das (Promi|Pisa|Hundkatzemaus|Muttervaterkind|Gehmiraufdenzeiger)-Quiz mit Jörg P., J. Pilawa oder zur Abwechslung auch mal mit Jörg Pilawa. Von der Entwicklung der einst als seriös geltenden „Tagesschau“ hin zu etwas, das mich ob seiner nicht selten keck und frohlockend verkündenden Sprecher(innen) immer öfter an etwas ganz anderes erinnert, und unsäglichen Lobbyistenplattformen wie „Christiane Will Sabinsen“ mal ganz zu schweigen.

    Gut recherchiertes, wie beispielsweise erst kürzlich einen Beitrag über das – in der dokumentierten Form sonst selten öffentlich wahrgenomme – Ausmaß der Korruption im Fall Karstadt wird hingegen schon mal gerne von abends auf spät nach Mitternacht verschoben und der zeitversetzten Abrufmöglichkeit in der Mediathek vorenthalten.

    Nein, bei aller Sympathie für die Grundidee des unabhängigen öffentlichen Rundfunks: Anspruch und Wirklichkeit sind hier inzwischen so weit auseinander, daß nur noch der Abschaltknopf hilft. (Also: Mir jedenfalls, schon seit längerem.)

  6. @4: Die Sesamstraße wurde lokalisiert, weil der Bayerische Rundfunk keine „Straßenkinder“ ausstrahlen wollte.

  7. „weil wir die meisten Preise kriegen.“

    Geile Sache. Die BILD-Journalisten sacken auch Preise en masse ein, muss ich ihre Arbeit deshalb mögen?

  8. Ja, ganz oft geht es mir auch so. Dieses „Ich möchte die ARD mögen.“ spricht mir voll aus der Seele, und ich muss es mir ganz fest einreden, wenn ich – was wegen der Arbeit nur noch sehr sehr selten vorkommt – aus Versehen bei Brisant reinzappe. Auf Herrn Beckmann möchte ich lieber gar nicht erst eingehen.
    Aber es gibt einen ganz einfachen Weg, mich wieder voll auf Schmusekurs zu bringen: sich einfach 5 Minuten zwingen, wahllos irgendein Reality-Format bei den Privaten anzuschauen. Hach, da ist die ÖR-Welt wieder schön…
    Aber ich verstehe trotzdem, was Du meinst…

  9. @StefanN:

    Ich mag die öffentlich-rechtliche Idee ja auch.

    Aber um private Sendungen aus dem Ausland auszustrahlen, braucht es wirklich keine ÖR.

  10. „Weil, weil, weil oh-hund weil,“ weil es zum Glück nicht aus Frankfurt kommt. (Ich kenne die Weise, ich kenne den Text…)

    Herr Niggemeier… Das ist jetzt aber auch..
    Wie können Sie „frohe Botschaften“ auf Logik abklopfen?

  11. Auch wenn diese Wörter aus dieser finsteren Zeit immer so wahnsinnig gefährlich sind: Das hat etwas von Gleichschaltung. Traut der Intendant seinen Schäfchen etwa nicht zu, dass sie eigene Gründe für ihren tollen Job finden werden? Zumal Sätze wie „weil jeder Grund einen Hintergrund hat.“ vielleicht rhetorisch super klingen, aber mehr auch nicht. Oder hat der Musikantenstadl etwa einen Hintergrund?

  12. @eeeeeee: Nicht? Wer hätte das denn sonst in den frühen 70er Jahren gemacht? Außerdem ist es keine „private Sendung aus dem Ausland“, sondern stammt vom nicht-kommerziellen PBS mit eigenen (öffentlich-rechtlichen) deutschen Anteilen.

    (Übrigens müssen Sie eine gültige E-Mail-Adresse angeben, um hier zu kommentieren.)

  13. Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber ich verstehe das mit den 60 Cent einfach nicht. Soll das heißen ARD, ZDF und DeutschlandRadio kosten uns nur 219 Euro im Jahr? Was passiert mit den anderen 7 Milliarden?

  14. scheint der steuer-debatte verwandt zu sein; die bundesregierung hat eine ähnliche kampagne gestartet, indem sie dem steuerzahler jedoch (leider) keine 10 varianten aufzeigt, sondern einfach (aus der not heraus?) nur den 10.grund variantenreich hingestellt hat: Du bist Deutschland.

  15. #14: Ich kenne solche oder ähnliche GehirnwäscheArgumentationstrainings übrigens neben Berichten Dritter auch aus eigenem erleben in mehreren Firmen. Und jede einzelne Anstrengung, die in eine solche Richtung unternommen wird, belegt (finde ich) spürbar, daß denen, die sie veranlassen, selbst der Glaube an die Richtigkeit des eigenen Wegs fehlt. Oft genug ist sowas sogar einfach nur das klassische Resultat des „in internen Umfragen haben wir herausgefunden, daß…Motivation sinkt…gründe sind…meine Herren, welche Maßnahmen schlagen Sie vor?“-Meetings, das der eigene Chef einberufen hat.

    Es klingt simpel, aber ich kenne auch Leute, die in – freilich: meist kleinen – Firmen arbeiten, von deren Führung und Vision sie so angetan sind, daß sie ganz von allein schwärmen oder zumindest plausibel argumentieren, auch ganz ohne schicke bunte Kärtchen im offiziellen Haus-CD, das die Imageagentur für teuer Ge(bührenge)ld entwerfen durfte. Ach richtig: Diese Kärtchen, nehme ich an, sind sicher in den 60 Cent enthalten.

  16. #19: Ist ja auch nicht verkehrt, wenn man sich voll und ganz mit seinem Arbeitgeber identifiziert. Der Arbeit ist es sicher nur förderlich. Aber diese Identifikation sollte keine Einbahnstraße sein, nach dem Motto: „Wir können über alles reden, aber am Ende solltet ihr diese Karte in der Tasche haben und hervorkramen, wenn euch jemand dumm fragt.“ Dass die Karte vor den Gesprächen da war, sollte als Beweis genügen.

    Wahrscheinlich ist diese Aktion im Rahmen des allgemeinen Geraunes um Soziale Medien entstanden. Frei nach dem Motto: „Offensichtlich sind diese Gespräche wahnsinnig wichtig. Und unsere Zukunft ist vielleicht auch nicht so sicher, wie wir immer glauben. Ach: Schmeißen wir doch einfach mal kurz die Propagandamaschine an. Kann schon nicht schaden.“ Vorausgesetzt natürlich: Die Mitarbeiter sind Schafe. Flausch, wie unser werter Schirmherr es zu nennen pflegt.

  17. Programm fürs Publikum: Ja, für das unter 14 und über 60, aber ich fühle mich dabei irgendwie nicht angesprochen. (Das Kinderprogramm ist das einzige, was ich bei der ARD als qualitativ hochwertig bezeichnen würde.)
    Die meisten Preise: Ja, wenn sich die Branche selbst feiert.
    60 Cent am Tag: Ich kauf mir allerdings auch keine BILD.
    Jeder Grund hat einen Hintergrund: Und das heißt … so ziemlich gar nichts. Denn Hintergründe vergisst man auch bei der ARD gerne mal, wenn’s um Jugendkultur wie Mangas, Computerspiele oder so etwas geht.
    Korrespondenten von Mosbach bis Mexiko: Und dann doch sooo selten im Programm, weil man dafür ja lieber ne schnulzige Seifenoper, ein Boulevardmagazin oder einen schmierigen Talkschnösel senden muss.
    „Pisa-Versicherung“: Ach kommt. Selbst bei der Sendung mit der Maus wird nur Faktenwissen vermittelt, keine Fähigkeiten, die einem beim Pisa-Test helfen würden.
    Nicht nur für die 14-49-Jährigen: Da habt ihr n Fehler. Statt „nicht nur“ müsste „gar nicht“ stehen.
    Größter Kulturveranstalter: Um zu sehen, was der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk kulturell so macht, muss ich also in Konzerthallen und Theater, statt den Fernseher einzuschalten? Karnevalssitzungen sind keine Kultur.
    Fußball „for free“: Ja klar, und deswegen zahlt der ÖR für die Rechte an einem Fußballspiel mal eben das Doppelte von dem, was die Privaten hinblättern würden. Und dabei guck ich nicht mal Fußball.

    Ich schaue dann neidisch auf die Freunde von der Insel. Die BBC kriegt mit einem ähnlichen Budget wie die ARD Serien wie Dr. Who, Torchwood, Life on Mars und The Office und Shows wie Top Gear und Screenwipe/Newswipe hin. Bei der ARD ist man vermutlich ganz dicke stolz auf die trägen, immer irgendwie gleichen Tatorte und Polizeirufe, aber die Kreativität ist doch da schon vor Jahrzehnten gestorben, man weigert sich nur, sie zu begraben, und jubelt sich mal hoch, wenn man gelegentlich mal Themen anschneidet, für die manche Leute auf die Straße gehen.

  18. Traurig. Ganz ganz traurig.

    Mir hat die ARD Friedrich Küppersbusch gegeben und genommen. Dafür hat mir Vox „Kanale Grande“ gegeben und genommen.

    Ich würde mir wünschen dass sich dieser Sender nicht immer als Garant für Qualität sieht, weil er nicht gewinnorientiert arbeitet, trotzdem aber Schleichwerbe- und Bestechungsskandale hat. Wenn der Sender nicht so tun würde, als würde bei der Bundesliga nicht Werbung. Sowieso: warum läuft überhaupt Werbung? Warum laufen Doku-Soaps?

    Generell: warum ist der Sender nicht so gut wie die BBC? Nicht so transparent? Nicht mit einem so guten Online-Angebot gesegnet (wobei ich sagen muss: Nachrichten hol ich mir nur auf Tagesschau.de, aber die Sendung gucke ich seit Jahren nicht mehr, wie auch so ziemlich alles).

    Mehr noch: wenn demnächst die Gebühren umgestellt werden, bezahle ich höchstw. für das Internetangebot der Tagesschau 17 Euro im Monat, ohne mich dagegen wehren zu können.

    Und noch mehr: der Brief fängt an mit „Die GEZ hat einen schlechten Ruf“. Ja. Äh. Wie wär’s denn mal wenn man was dagegen machen könnte? Was bitte entkräftigt die Kritik an der GEZ an diesen ganzen Punkten?

    Ich kann’s nur nochmal wiederholen: ganz ganz traurig.

  19. Wir sind unverzichtbar, weil wir die meisten Preise kriegen.
    Wo sollten die armen Preise denn sonst hin? Die hätten kein zu Hause, müssten obdachlos ein karges Dasein fristen. Habt Mitleid mit den Preisen!

  20. Die ARD ist wichtig, weil sie an PHOENIX beteiligt ist (und eventuell auch an arte, bin mir aber nicht sicher).

  21. Das ganze ARD-Bashing in allen Ehren, aber was ist die Alternative zu öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern? Logisch ist einerseits, dass die Sender es nicht allen recht machen können (das ist ja auch eine Begründung für die Existenz mehrerer davon), andererseits muss man es eben auch akzeptieren, dass dort Programme gezeigt werden, die einen persönlich nicht ansprechen. Die ARD ist ja kein Spartenkanal. Und dass die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender viel mehr Korrespondenten als etwa CNN oder BBC haben, spricht meines Erachtens für die journalistische Qualität – warum das nicht betonen? Wenn man weiter davon ausgeht, dass Preise tatsächlich relativ objektive Qualitätsehrungen sind (ja, ist hypothetisch), würde es auch heißen, dass die ARD eben gut ist.
    Die GEZ hat einen schlechten Ruf, weil Leute nicht gerne Geld bezahlen.
    Fußball wird gezeigt, weil sehr viele Leute Fußball schauen wollen.
    Amerikanische Serien laufen ja wohl zur Genüge auf Privatsendern.
    Et cetera ad infinitum…

  22. @Kim: „was ist die Alternative zu öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern?“
    Ich mache nicht gerne plump den Captain Ovious, aber die Alternative ist: Keine öffentlich-rechtlichen Rundfunksender. Ich könnte damit gut leben.
    (Abgesehen davon wird hier doch nicht mal die ARD insgesamt gebasht, nur darauf hingewiesen, dass die neun Gründe doof sind. Und das kann man doch nun wirklich kaum bestreiten, oder?)

  23. Die ARD hat tolle ARD-Tator Hörspiel-Podcasts – aber 60ct am Tag?

    Hr. Niggemeier bekommt (die meisten?) Preise – unverzichtbar! Eindeutig!

  24. Warum Öffentlich-Rechtlich? Ein Grund wäre vielleicht: Weil die ÖR-Sender als einzige noch hin und wieder journalistische Beiträge und interessante Dokus senden. Gut, dass sie die dann meistens im Nachtprogramm versenden (schöne Grüße ans ZDF und ihre „KoranKinder“ heute um 00:30 Uhr), macht mein Argument dann natürlich wieder zunichte.

  25. Volker Herres hat in seinem Interview, das er Anfang März DWDL zur ARD gegeben hat, folgende geradezu skandalöse Aussage gemacht: „… Sie können in einem nationalen Vollprogramm natürlich manche Programmfläche tendenziell etwas jünger halten, aber radikale Inseln der Jugendlichkeit passen nicht in das Programm des Ersten. Solch harte Brüche würden dem Ersten die Identität rauben… “

    Hier soll eine ganze Gesellschaftsschicht geradezu ausgegrenzt werden – und zwar die der intelligenten Jugendlichen! (für die anderen gibts ja Marienhof und Co. )

  26. Also mir fallen außer Reinhold Beckmann, Alois Theisen, „In aller Freundschaft” und Hansi Hinterseer noch ein:

    Inas Nacht, Weltspiegel, Quarks & Co., Menschen hautnah, die story, Expeditionen ins Tierreich, Abenteuer Erde, ARD Ratgeber, Bericht aus Brüssel, Die Sendung mit der Maus, Dittsche, WDR-dok, „titel, thesen, temperamente“, Rockpalast, frauTV, Presseclub, Harald Schmidt, Europamagazin, Länder – Menschen – Abenteuer, Weltbilder

    und noch vieles mehr.

  27. Eben. Das ultimative Argument für die ARD ist eben gefallen: die Sendung mit der Maus. Die ARD hat der Welt diese Sendung geschenkt und hat damit für immer und alle Zeiten ihre Existenz gerechtfertigt. Die Sendung mit der Maus! Armin! Christoph! Blaubär! (Und neuerdings, das sollte den Hausherren milde stimmen, Shaun das Schaf)! Sachgeschichten! Das „Wä“ der Ente, das „Pruut“ des Elefanten, das „Klippklipp“ der Maus. Keine 10000 Silbereisen gleichzeitig könnten das kaputt machen.

  28. @35
    Also in Berlin haben Sie z.B. nicht die Möglichkeit für nur 60 Cent am Tag Quarks & Co., frauTVoder Rockpalast zu sehen. Dafür In Aller Freundschaft bis der Arzt kommt.

  29. @ Muriel:
    Presse und Runfunk im Allgemeinen haben eine öffentliche Aufgabe zu erfüllen. Information, Bildung, Unterhaltung. Da sich Information im Fernsehen aber nicht verkauft und die Privaten deshalb höchstens eine Alibinachrichtensendung zeigen, braucht es Sender, die die Grundversorgung gewährleisten. Wie genau die jetzt auszusehen hat, ist natürlich offen zur Diskussion; das Konzept selbst halte ich aber für unverzichtbar.

  30. Eines der Grundprobleme der ARD, ganz besonders aber der Anstalten wie dem SWR, ist, dass sie ganz gerne begründen, warum sie angeblich so wichtig sind, aber auf’s Gründe liefern lieber verzichten. Im Prinzip hat die Chefetage hier nichts anderes gemacht als die Programmetage sonst. Die Leute wollen mehr Abwechslung? OK, dann bringen wir den Teaser, dass unser Programm die meiste Abwechslung bieten, jetzt eben schon nach jedem zweiten Titel! Alle sieben Minuten, irgendwann müssen es die Leute doch glauben!

    Dass der Stuttgarter Senderspitze beim Brainstorming zum Thema „wie können wir der Öffentlichkeit unseren Nutzen darstellen?“ tatsächlich nichts besseres einfällt als „wir bringen da eben mal eine Karte heraus“ spricht für sich.

    z.B. Das Korrespondentennetz: ja, die ARD hat viele gute Reporten da draußen in der Welt. Und jeder Grund braucht einen Hintergrund, logisch. Aber was habe ich als Nutzer davon, wenn die öffentlich-rechtliche Programmdirektion Schmonzetten auf 20:15 Uhr setzt und mir im Radio den besten Musikmix mit den größten Hits aller Zeiten vorsetzt, und die teuren und guten Hintergrundberichte dann zur Nachtzeit oder auf unempfangbaren Nebenprogrammen abgespielt werden.

    schön, dass sich die ARD auch für die über 50-Jährigen interessiert. Schade aber für viele über 50-jährige z.B. in Bayern, Thüringen oder Schleswig-Holstein, dass sie in ihrem Radio kein Programm (mehr) finden, dass ihre Bedürfnisse bedient, weil in ihrem Sendegebiet sämtliche populären Programme – öffentlich-rechtlich wie privat – sich auf die U50-Zielgruppe konzentrieren?

    um nur zwei Beispiele herauszupicken: Mir geht es mit meiner Einstellung zur ARD ähnlich wie Stefan; ich halte das öffentlich-rechtliche System im Prinzip für das beste Mediensystem, und Anstalten wie Deutschlandradio, WDR, BR und RBB halte tatsächlich noch die öffentlich-rechtliche Fahne hoch. Aber Anstalten wie der SWR, der MDR oder der hr bringen mit ihren Programmen, die sich redlich darum bemühen, die privaten Sender in ihrer Infantilität noch zu überbieten, letzten Endes um ihre Legitimität.

  31. da bin ich aber froh, dass sie keinen „flotten“ Rap-Song (ja, stimmhaftes S) produziert haben!
    (hat das schon jemand geschrieben? mein arzt/anwalt hat mir nämlich verboten, kommentare zum thema öffentl-rechtl. rundfunk zu lesen.)

  32. Und was hab ich vom Korrespondenten in Porada Ninfu wenn bei der Krise in Lampukistan dann doch der Chefredakteur vor Ort das Wort ergreift?

  33. Ich würde freudestrahlend Gebühren zahlen, wenn ich dafür das komplette bbc-onlineangebot sehen darf :)
    denn
    bbc online >>> unsere Onlineangebote
    bbc >>> unsere Angebote
    Bezeichnend: Jetzt zur Griechenland“Krise“ kommen politische Hintergrundsendunen ausnahmsweise mal zu vernünftigen Zeiten. Bezeichnend: Am selben Tag macht das ZDF eine Sondersendung von 19(?) bis 20 Uhr und die ARD von 20.15 bis 21.15. (Gestern). Okay…

  34. @39/freiwild: Aber Anstalten wie der SWR, der MDR oder der hr bringen mit ihren Programmen, die sich redlich darum bemühen, die privaten Sender in ihrer Infantilität noch zu überbieten, letzten Endes um ihre Legitimität.

    nein. solche programme sind bewusst so ausgelegt, um andere bevölkerungsschichten (zu denen sie nicht gehören. ich auch nicht) zu binden. ziel ist es, darüber den versorgungsauftrag nachkommen zu können. beispiel: das ZDF etwa sendet regelmäßig nach wichtigen fußballübertragungen dokumentationen, um in den genuß eines hohen zuschauer-„stocks“ aus dem fußballspiel zu kommen

  35. @44: verzeihung. es sollte nicht „schichten“, sondern „interessen“ heißen

  36. Ich habe am Samstag aus versehen die letzten 3 Minuten von Hansi hinterseer gesehen. Und wenn ich jetzt noch an die zigtausend € Produktionskosten für diese Kärtchen denke, dann ärgere ich mich mal wieder um so mehr.
    Ich bin pro ör, aber bitte verwendet mein hart verdientes Geld für etwas sinnvolles und qualitatives!

  37. Ohne den Artikel jetzt gelesen zu haben.. (wird das schon gefiltert? hihi.. Ich hab tapfer gelesen, jedes Wort)

    Um die Eingangsfrage zu beantworten: JA, mir gehts auch so. Ich verteidige den ÖR im privaten, wenn ich mich dazu provoziert sehe, kann es aber nicht immer mit guten Gewissen tun. Wenn ich mich über die Verdummung bei den privaten beschwere, dann wird sofort mit Musikantenstadl gekontert. Unterhaltungssendungen bei den ÖR sind oft so angestrengt dass es schmerzt. Andererseits haben Musikantenstadl und Co. ihre Funktion in der Fernsehlandschaft. Bei den Privaten wird schließlich kein Fernsehen für die Ü50-Gruppe optimiert (andererseits gucken einige Beispiele aus meinem Umfeld immer „den Jauch“ – den ohne Stern im TV – und eine Ü70 guckt immer Boxen auf RTL).
    Und dann wieder würde ich mir wünschen dass der ÖR meine Generation mehr erreichen dürfte – die Generation Internet. Meinen Lieblingsradiosender(*) in Berlin kann ich auf der ganzen Welt empfangen, dank Internet. Ganze Sendungen nachhören kann ich nicht, wenngleich vieles als Podcast verfügbar ist. Auch das Fernsehprogramm kann ich dank Zattoo live verfolgen, da kann ich sogar die lustigen Digitalsparten sehen, die ich im Kabel nicht habe. Aus der Konserve kann ich nur einen Teil der Sendungen, die mir gefallen, ansehen – und dann oft nur 7 Tage lang.
    Die Welt könnte so toll sein wenn sich die Privaten und der ÖR nicht ständig so sehr um die gegenseitige Abgrenzung und Abwertung bemühen würden. Wenn der ÖR sich mehr der Erfüllung seiner Ansprüche, denn derer Definition bemühen würde.
    Der ÖR hat doch schon gute Karten, schließlich beleidigen die Privaten den Intellekt der Zuschauer ständig. Während die meisten Leute schon verstanden haben, dass Gerichtsshows nur Show sind, glauben ja immer noch viele, dass Jugendcamps und Kindermädchensendungen echt sind. Scripted Reality ist der Billigkrebs des, pardon, „Unterschichtenfernsehens“.
    Wenn man dem nun gegenüber stellt dass die ARD ihren Geburtstag lieber von Jauchs Firma produziert, weil das billiger ist, dann vergeht einem der Idealismus doch schnell. Und wer kennt nicht die elendig gleichen knuffigen Pseudodauerdokus aus den Zoos Deutschlands? Das ist natürlich für die Nerven viel besser als vermeintlich verwahrloste Kinder mit Schandmaul, trotzdem ist es billig produzierter Scheiß. Ich gebs zu, ich guck die Sendungen gelegentlich, die Masche wirkt vor allem mit Tierbabys. Das ist jedoch trotzdem nicht das von mir erwartete Anspruchsfernsehen für den Normalbürger ab IQ 100.
    Es gibt sie auch, die positiven Beispiele. Ein besonders tolles hat Stefan eingangs erwähnt: Jörg Thadeusz (sprich Ta-de-uss). Er ist ein geborener Moderator mit Wunschschwiegersohn-Charakter, vor allem aber mit extrem sympathischen Humor. Dass solche Talente nie auf die Primetime-Plätze der ARD kommen ist vielleicht noch irgendwann der Untergang des Abendlandes.
    Es heißt immer wieder, dass die Menschen das Fernsehen bekommen welches sie wollen. Bestätigung durch Einschaltquoten. Mir scheint es dass dadurch die intelligenten und witzigen Sendungen stets im Nachteil sind. Egal was die ÖR behaupten, wieviel Preise sie sich auch selbst verleihen. Ein paar laue Pseudoargumente machen es einem Verteidiger der ÖR-Systems nicht wirklich leichter ein Ideal zu verteidigen, welches weitgehend an der Realität scheitert.

    @Alberto: Dein Arzt hat recht.

    (* Radio Eins, die Moderation ist toll, es gibt einige spezielle „Wissenssendungen“ wie z.B. „die Profis“ – die Musik find ich eher.. meh)

    PS: Stefan, falls du das schon wieder freischalten musst, sorry für die Länger ;o)

  38. Die Alternative lautet halt RTL, SAT.1, Pro7, 9 Live und Konsorten. Davon gibt es wirklich schon mehr als genug. Und ein Sender überflüssiger als der Andere. Wenn es keine öffentlich-rechtlichen Sender mehr gibt, und stattdessen nur noch solche Werbeträger – na dann gute Nacht.

  39. Wenn mich die ARD 60ct pro Tag kosten soll (was ja anscheinend auf alle Gebührenzahler umgerechnet ist… irgendwie), warum zahle ich dann mehr als 22 Euro pro Jahr?

  40. Zehn Gründe für die ARD – das muss doch zu packen sein:

    1. Die Sendung mit der Maus – muss man nix mehr zu sagen, sind wir wohl alle einig

    2. Wissen macht Ah! – für die etwas größeren unter uns

    3. Tatort – nicht immer, aber ganz oft, insbesondere »Weil sie böse sind«

    4. Tagesschau und Tagesthemen – aus meiner Sicht zwar nur jeweils zweitbester hinter heute und heute journal, aber immer noch um Klassen besser als alle privaten Nachrichtensendungen zusammen

    5. Loriot – ich sehe gerade, die Reihenfolge ist willkürlich, das gehört weiter nach oben

    6. Total normal und alle anderen Radio-Bremen-Klassiker – ich sag‘ nur »Hurz«

    7. Wickie, Daktari, Fünf Freunde, Niels Holgerson, Barbapappa, Sandmännchen, Es war einmal…, Percy Stuart, Auf Achse, Graf Yoster gibt sich die Ehre, Liebling Kreuzberg, Plumperquatsch, das feuerrote Spielmobil, Sesamstraße, Die Sendung mit dem Elefanten, Unsere kleine Farm, der Doktor und das liebe Vieh, Das Haus am Eaton Place, Durbridge- und Edgar Wallace-Krimis, Vorstadtkrokodile und all die anderen Serien, die ich jetzt beim ZDF verorte (wie Der Kommissar), die mir meine Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben versüßt haben

    8. Schmidteinander

    9. Je später der Abend, Inas Nacht, Thadeusz, Böttinger, So isses, Late Lounge und viele andere Latenightshows/Talkshows

    10. Spielshows wie Einer wird gewinnen, Am laufenden Band, Spiel ohne Grenzen, Auf los geht’s los, Wünsch‘ Dir was, Schlag den Raab das läuft ja noch bei Pro7

    Je länger ich daran rumschreibe, desto mehr Sendungen und Serien werden zusammengepackt, ich höre an der Stelle einfach mal mit dem Kommentar auf, machen ganz große Blogger ja mit Ihren Artikeln auch so!

    P.S.: Ich zahle gerne GEZ. Die Höhe ist diskutabel, das Erhebungsschema indiskutabel, aber ich habe schon den Eindruck, dass ich was für mein Geld bekomme. Ich zahle ungern die monatlich € 16,90 für den Kabelanschluss und werde sicherlich nicht irgendwelche astronomischen Summen für HDTV bezahlen.

    @polyphem #13: »Isch wais woh dein Haus wohnt!«

  41. Sehr lustig, dass die Kritik an der GEZ reduziert wird auf „die Leute wollen halt nicht zahlen“.

    Das Image der GEZ hat sicherlich überhaupt nichts zu tun mit deren rüden Methoden der Geldeintreibung, dem ausufernden Datensammel-Wahn, und dem immer absurder werdenden Auffinden neuer, angeblich gebührenpflichtiger Geräte (die neueste Lachnummer: „GEZ will für Registrierkassen kassieren“).

  42. @case #52: Das ist (leider) auch schon ganz oft die ganze Wahrheit.

    @Stefan #53: Ich weiß nicht…

    Für Sat1 sprechen zuletzt Danni Lowinski, Genial Daneben für Pro7 Stefan Raab, Die Simpsons uvm., für Vox Criminal Intent, Ab ins Beet, Unser Traum vom Haus, selbst für RTL2 fällt mir Zuhause im Glück ein. Zu RTL fällt mir nix ein.

    @Alberto Green#54: Ich schick‘ Dir meine Konto-Nr. per E-Mail, wenn’s recht ist. Die Flattrs wollen mich (noch) nicht.

  43. Danke – jetzt mache ich mir noch mehr Sorgen – nicht nur um die ARD, sondern um unser Mediensystem.

    Punkt 9 ist ein 100prozentiges Eigentor.

  44. Erinnert mich an die Werbung der Sparkassen:
    „Wir machen Das mit den Fähnchen!“

  45. Warum ist Fernsehen eigentlich auch im Internet immer so ein emotionales Thema? Wird TV nicht sowieso bald abgeschafft bzw. gefressen?

  46. @51:

    Sven, Deine Auflistung zeigt doch das ganze Problem von ARD und ZDF sehr schön auf: Denn ein Großteil der von Dir genannten Sendungen (insbesondere bei den Unterpunkten 5, 6, 7, 8 und 10) wurden vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren produziert.

    Neue Produktionen, die man in ferner Zukunft mal als „Klassiker“ bezeichnen und dann in Sendungen wie in „100 Jahre ARD“ (moderiert, produziert und kommentiert von einem dann 94-jährigen Günther Jauch) zeigen könnte, fehlen im heutigen Programm großteils.

    Wo gibt es heute noch Sendungen wie früher „Schmidteinander“ oder „Total Normal“?

    Wo gibt es in der ARD noch Samstag-Abend-Shows jenseits von Silbereisen, Hansi Hinterseer und Verstehen Sie Spaß (letzteres eine Sendung, die mit jeder Reform nur noch langweiliger und belangloser wurde)?

    Wo sind neuentwickelte Serien, die es mit Klassikern wie „Liebling Kreuzberg“, „Ein Herz und eine Seele“ oder „Auf Achse“ aufnehmen können?

    Das Problem ist nicht das Geld. Gerade das kleine Radio Bremen hat doch z.B. mit Loriot und „Total Normal“ früher oft gezeigt, daß Kreativität nicht teuer sein muß. Wo keine Ideen sind, nützt aber auch viel Geld nichts. Und daß Ideen fehlen, zeigt sich bei ARD und ZDF jeden Tag aufs Neue.

  47. @55:

    Erstmal Zustimmung zu Deiner Auflistung für Sat.1 und ProSieben.

    Für RTL lassen sich auch ein paar Sendungen positiv anrechnen, die es so in dieser Form bei ARD und ZDF nicht gibt:

    Dr. House; Monk; Rach, der Restauranttester; Wer wird Millionär?

    Eingekaufte Lizenzserien gibt es bei ARD und ZDF praktisch gar nicht mehr (von wenigen Ausnahmen insbesondere bei ZDF neo abgesehen).

    Bei Realityformaten hätte man Sendungen wie den „großen Finanzcheck“ aus dem WDR-Fernsehen ins Erste holen können und dieses Feld nicht nur RTL mit seinen Realityshows überlassen müssen.

    Und „Wer wird Millionär?“ ist zwar mittlerweile deutlich in die Jahre gekommen, beinhaltet aber immer noch die Chance auf ganz besondere Unterhaltungsmomente (je nachdem, wie gut Jauch und der Kandidat harmonieren), die in jeder Pilawa-oder-Lanz-Show völlig undenkbar wären.

  48. Tja, das Gefühl kommt meiner Meinung nach einfach daher: die ARD „braucht“ es nicht wirklich, ebensowenig wie alle anderen Sender. Wir leisten sie uns als Gesellschaft, um Kultur zu fördern. Dazu fehlt mir wie einigen Vorpostern vieles, was die BBC macht, und einiges, das die BBC ebenfalls nicht macht.

    Die ÖR müssen für mich:

    – ihr komplettes Angebot dauerhaft im Internet verfügbar machen. Die Archive sind zu aufwendig, aber sagen wir ab: jetzt. Die GEZ verlangt jetzt schon Geld für Infrastrukturen, die komplett andere bezahlen, also ist es mehr als dreist, dass Sendungen nur kurz vorliegen.

    – offen sein. Gemeinschaftsfinanzierte Inhalte müssen viel einfacher über Nebenkanäle nicht nur im Netz verteilbar sein und die Sender als Anstalt sollen transparenter arbeiten. Korrektheit wird doch als deutsche Eigenschaft dargestellt, das sollten wir also besser können als die Engländer.

    – unabhängig sein und Nischen abdecken. Ja, Fußball hat Breitenpublikum, nur: wenn die ÖR als wichtig angesehen werden, dann müssen sie das tun, was die Privaten unterlassen. Sie sollen dahingehen, wo es weh tut. Sie sollen mal ein bisschen was über das Werbegemauschel machen, das bei den rückläufigen Werbebudgets abstruse Ausmaße einnimmt. Und diese Sendungen will auch ich nicht mitternachts sehen, sondern *im Internet*! Wann ich will. Auch nach drei Monaten noch.

    – Selbstbewusst agieren. Im ganzen Quatsch um die Debatte, dass sie den Verlagen ihren Qualitätsjournalismus wegnehmen hätte es ihnen gutgetan, sich ein bisschen der dreisten Arroganz der GEZ zu leihen: Wir machen das so. Fertig.

    – die Standards in Sachen Kommunikation setzen. Wenn ich in einer großen Privatfirma um Größenordnungen schneller Infos kriege als bei jemand, dessen Geschäft Infos sind, wirkt das schlecht. Was machen die dann, wenn der Papst anruft, weil er grad stirbt? „Ja, wir verbinden Sie gleich.“ *sterb*

    Und selbst wenn wir das alles kriegen, weil wir es wollen: die GEZ will keiner. ÖR aus Steuern, einem Interessentopf wie bei GEMA oder VG Wort oder aus einer allgemeinen Abgabe finanzieren, bei der es keine Ausnahmen gibt.

    Grüße,
    Clemens Gleich

  49. @52: „Das Image der GEZ hat sicherlich überhaupt nichts zu tun mit deren rüden Methoden der Geldeintreibung, dem ausufernden Datensammel-Wahn, und dem immer absurder werdenden Auffinden neuer, angeblich gebührenpflichtiger Geräte (die neueste Lachnummer: „GEZ will für Registrierkassen kassieren”)“

    Es hat damit nur in dem Sinne was zu tun als dass das Kürzel GEZ gerne dort verwendet wird, wo es eigentlich nichts zu suchen hat. Die Datensammelwut kann man ihr noch unterstellen, obwohl die gesetzliche Grundlage andere geschaffen haben. Aber für die rüden Methoden, wenn damit der Außendienst gemeint ist, kann die GEZ nichts. Das liegt in der Verantwortung der Sender selbst, die den Außendienst betreiben. Auch die Registrierkassengeschichte ist irreführend, weil der WDR bei dem Prozess die beklagte Seite war und die Position vertreten hat, dass PC-Kassen Rundfunkdudelgeräte wären. Die GEZ kann gar nicht vor Gericht auftreten, weil sie nicht rechtsfähig ist.

    Die GEZ hat zum größten einen schlechten Ruf, weil die Anstalten einen Blitzableiter brauchen. Tatsächlich liegen die meisten GEZ-Geschichten in der Verantwortung der Anstalten selbst, aber Journalisten lernen in der Masse nur ungern dazu, zumal das Kürzel GEZ immer Aufmerksamkeit zieht.

  50. Mit Verlaub, #60: „Rach“ ist eine (wenn auch, natürlich, wie alles, adaptierte; das Vorbild heißt „Kitchen Nightmares“, aber:) zugegeben durchaus nette Idee, die sogar zwei, ja evtl. drei Staffeln lang ganz gut durchgehalten und variiert wurde. Und nun mal ehrlich: Hast Du Dir die letzte Staffel angesehen? Wenn ja, magst Du mir mal verraten,

    a) wo da die verbleibenden deutlichen Unterschiede zu Veras „heulende gescheiterte Existenzen“-Scripts waren?
    b) was diese noch mit der ursprünglichen Idee geschweige denn dem Titel zu tun hatte?

    Also wenn gerade dieses Format irgendwas belegt, dann nur, daß man es gerade bei RTL mit der grauenvollen Einheitsschablone schafft, selbst die nettesten Ideen irgendwann mangels neuer Variationsideen zu medialem Tubenlabskaus zu zermanschen anstatt sie, wenn sie denn nunmal nicht mehr als drei gute Staffeln hergeben, würdevoll zu begraben. (Was ja übrigens der hier gern zitierte Loriot zu seinem Arbeitsprinzip erhoben hat. Der Erfolg ist aktenkundig.)

    Und, da das auch oft kam: Lieber einen miserablen ÖR als gar keinen? Ist das nicht das in letzter Zeit zunehmend beliebte „Afrika-Argument“ („Sei froh daß Du wenigstens $irgendwas hast, in Afrika hungern sie“)? Da unterschreibe ich lieber den Hinweis, daß man frühert[tm] ja auch mit wenig Geld Qualität produziert hat. Denn genau das ist glaube ich auch das Problem: Es fehlt gar nicht am Geld. Es fehlt am Mut, Neues zu machen, auch mal gegen die Drohgebärden irgendeines Rundfunkratsmitglieds oder gar entgegen den Prognosen irgendeinereiner $GfK-Studie.

  51. Die ARD kostet am Tag so viel wie eine BILD-Zeitung – und das soll dann auch gleichzeitig die Begründung sein, warum die ARD vermehrt auf diesem journalistischen Niveau arbeitet… oder wie?

    Meine Güte, wie arm…

  52. Etwas kritisches von Stefan Niggemeier zur ARD? Das ist ja ganz was neues. Ich dachte immer, er sei dort angestellt, und die ARD würde seinen Blog finanzieren ;-)

  53. @Christian #59 und #60: Das stimmt sicherlich, hat aber wahrscheinlich auch etwas damit zu tun, dass ich heute ein Vollzeit arbeitender dreifacher Vater und Ehemann bin und kein Schulkind, alleinstehender Auszubildender oder Student bin. Dazu bin ich noch schrecklich konservativ, gegessen wird bei uns gemeinsam am Tisch und der Fernseher ist dann aus. Außer wenn gerade Mondlandung ist oder Lady Di heiratet oder so. Und in den Kinderzimmern oder im Schlafzimmer stehen auch keine Fernseher. Wie gesagt, furchtbar altmodisch.

    House, Monk, CIS etc. sind nicht so an mich gegangen. Wer wird Millionär ist so RTL-untypisch, dass ich das verdrängt habe. Wie auch das von David angemerkte Rach, der Restauranttester. Ich bin ein Star, holt mich hier raus fand ich auch sehr gut, obwohl es bei RTL lief. Ist ja auch schon wieder ein bisschen her.

    Bei Vox habe ich noch Life vergessen, Kabel 1 hat sich durch Life on Mars dilletiert. Auch das kann man sicherlich noch stundenlang fortsetzen.

    Auf ARD und ZDF würde ich ungern verzichten, bei RTL, MTV, Viva, DMAX, 9live, SuperRTL, sixx u.v.a.m. würde ich erst mal nichts vermissen.

  54. Kurz gesagt, die ÖR wissen – außer dem Selbstzweck – selber nicht, wofür sie gut sind. Zurecht, weil sie in Preis zu Leistung eben auch nicht gut sind.

  55. Natürlich gibt es gute Gründe für die ARD bzw. die Öffentlich-Rechtlichen. Sogar eine Menge.
    Das Problem ist nur, dass man diese Gründe in den Hauptprogrammen (von den stündlichen Nachrichten mal abgesehen) tagsüber nie und bis ca. 22.30 Uhr nur in Ausnahmefällen zu sehen bekommt. Stattdessen gibt es eine Mischung aus biederster Unterhaltung für Rentner im Stil des Heimatfilms der 50er Jahre, Soaps und ne Menge Bilder aus dem Zoo. Nicht zu vergessen natürlich die abertausenden Stunden voller Volksmusik, Fußball und maßlos überschätzte TV-Krimis wie den Tatort.

    Die besseren Formate – egal ob es sich um Dokumentationen, eingekaufte Spielfilme aus dem Ausland oder Magazine handelt – werden weder offensiv im Tagesprogramm beworben, noch vor 23 Uhr gesendet um die Volksmusik- und Schmonzettenfans nicht zu verschrecken. Gesehen werden diese Sendungen daher nur von einer Minderheit. Das ist das wahre (und selbstverschuldete) Problem von ARD+ZDF und dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn immer wieder die Frage gestellt wird, ob es die ÖR überhaupt braucht.

  56. Tja, die Öffis und ihre pseudo-moderne Ausrichtung – ein Teufelskreis der im Niveaulosen endet. Irgendwie wissen Boudgoust, Plog, Voss und Co. einfach nicht, was ankommt. Sie haben verpasst, in den Zug der Zeit einzusteigen und versuchen nun hastig, ohne Fahrkarte noch auf den letzten Wagen aufzuspringen indem sie die Qualität der Privaten noch unterbieten; ich erinnere nur an das, was in der Gala „60 Jahre ARD“ geboten wurde. Sonst würde man sich dort nicht über die herausragenden Quoten von RTL mit seinen Shows und Serien wundern.

    Aber es wäre naiv zu erwarten, ein Rundfunkrat voller alter Herren wisse, was die Menschen im Sendegebiet diesseits der 50 bewegt. Hauptsache Detzer, Nelling, Bilawa und Peckmann dürfen mal wieder ran.

    Glaubt man bei ARD und ZDF wirklich, mit Sendungen wie „Ein starkes Team“, „Das Duo“, dem peinlichen Eurovisions-Grandprix oder dem verstaubten „Tatort“ (als Ostquote: Polizeiruf 110) eine jugendliche Zielgruppe anzusprechen?

    Welcher Teen hört DradioWissen, welcher Twen schaut ZDF-Neo, welcher Midthirty kennt Einsfestival? Das Rentner-Image dieser Sender rührt nicht von ungefähr, denn die wenigen guten Filme werden zwischen 1 und 5 Uhr morgens versendet und liefen vorher schon zigmal bei den Privaten.

    Der beste Sendeplatz der Woche, der Samstagabend, ist in fester Hand der Schunkel- und Schnarchfraktion: Hinterseer, Maxi Arland, Silbereisen, Carmen Nebel, Andy Borg und Konsorten dürfen sich austoben. Alle paar Wochen dann noch ein scheinbar müder Gottschalk mit seinem Quotenblondchen für alle unter 60.

    Dazu die elendigen Lobby-Plattformen von Christiansen, Will, Beckmann und Co. Wo ist der bissige und professionelle Journalismus, der einst den Bericht aus Bonn geprägt hat? Stattdessen lädt man Regierungspolitiker, Pharmamitarbeiter und Scientologisten ein, im gebührenfinanzierten TV kostenlos Wahlwerbung für ihre Parteien und Organisationen zu machen.

    Nicht zu vergessen das „Wort zum Sonntag“, „Moment mal“, „Fragen zur Zeit, „Von nichts kommt nichts, „Nahdran“, „Glaub-Würdig“ und andere Kirchenpropaganda, die doch laut Grundgesetz gar nicht im Staatsrundfunk stattfinden sollte.

    Wer wissen will, wie guter öffentlich-rechtlicher Rundfunk aussieht, sollte sich mal in unseren Nachbarländern umsehen. Internationales Top-Kino im ORF, spannende Krimiserien in Dänemark, bahnbrechende Quizformate in Belgien und Musikshows für Millionen in der niederländischen TROS.

  57. @miroslav.tststs: Sie haben Ihre Vorurteile aber schon lange nicht mehr an der Realität überprüft, oder? „Christiansen“ gibt es schon länger nicht mehr; der Grand-Prix, der „Tatort“ und der „Polizeiruf“ haben gute, teils beste Quoten auch bei jungen Zuschauern. ARD und ZDF sind kein „Staatsfunk“, und kirchliche Programme sind nicht nur erlaubt, sondern vorgeschrieben (sogar für Privatsender).

  58. Zumindest das Problem: „Den ganzen Tag zeigen sie nur Zeug das mich nicht interessiert und alles Gute kommt Nachts!“, das viele der Kommentatoren mit den öffentlich-rechtlichen zu haben scheinen, wird sich zunehmend von selbst erledigen.

    Dank den Mediatheken laufen bei mir Dokumentationen und „maßlos überschätzte TV-Krimis“ immer genau dann, wenn ich sie sehen möchte. Das finde ich super.

  59. Die ARD.
    Eins meiner Lieblingsthemen. :D
    Jaja… ich weiß. Jeder kann an allem etwas finden das nicht so gut läuft.
    Am neuem Polizeiruf sehe ich ja immerhin einen Hoffnungsschimmer.
    Und die Sesamstraße war mein Zuhause wenn ich in meinem frohr.
    Meine Probleme liegen vor allem darin, dass sie es einfach nicht lassen können gute NEUE Filme in Nachtprogramm zu verstecken. Bis heute habe ich keinen Zweifel daran, dass eigens nur dafür Menschen angestellt wurden.
    Menno.
    Aber ich glaube auch an die Lernfähigleit von Menschen.
    Immerhin.
    Oh, das ist ein schöner Schlusssatz :)
    Liebe Grüße

  60. Bester Herr Niggemeier,

    ich habe mein TV-Gerät vor einigen Jahren in die Pfandleihe gegeben.

    Das Geld, was ich dafür bekam, reichte für einen DVD-Player Marke „Aldi-Discounter“. Seitdem schaue ich nur noch TV, wenn ich zu Gast bei Freunden und Bekannten bin oder im Kreise der Familie mir solch hochwertige Veranstaltungen wie „Das große Quiz der Tiere“, „Das Winterfest der Überraschungen“, „Frag mal die Maus, „Pilawas großes Märchenquiz“, „Pilawas Geschichtsquiz“ und ähnliche Momente der TV-Geschichte geben darf.

    Da bekommt man einiges mit…

  61. @71 Dem ist leider nicht so. Die ARD Medithek lässt mich jetzt zum Beispiel nicht den (exzellenten) Polizeiruf vom vergangenen Sonntag sehen…

  62. Sehr merkwürdig, vor einiger Zeit war ich bei Nachbarn zu Gast und es lief ein SWR-Tatort im Ersten – unterbrochen von mehrfachen, unangenehmen Laufschriften in Pro7-Manier, dass man „dieses Programm auch unter ard.de/mediathek“ ansehen könnte.

  63. … fehlt doch glatt Eisenbahnromantik in den schönen pro ARD Listen hier – die ist immerhin vom SWR (und so schräg, das selbst ein Alex Kluge /dctp sowas nicht erfinden wollte). :-) Na klar wird mir beim Vorabend und Abendprogramm mitunter sehr mulmig im Magen, aber zum Glück bekomme ich im Digital-Kabel die Sparten auch serviert (und müsste für die Privaten wieder auf analog umstellen, wofür mir meist die Energie fehlt).

  64. Wenn sie denn ihr Programm nicht machen, um Werbung zu verkaufen, dann könnten sie ja eigentlich auch spontan aufhören, mich schon beim Frühstücksfernsehen damit zu nerven, dass das Wetter von irgendeiner Milch „präsentiert“ wird und der Sport von irgendeinem Paketdienst, oder dass die Samstags-Sportschau dreimal von irgendwelchen Laiendarstellern unterbrochen wird, die mir entgegenplärren, dass es „gleich“ präsentiert von irgendeinem Versicherungsscheiss weitergeht. usw. usf.

  65. Na, da sind die öffentlich-rechtlichen Sender in Schweden aber um einiges kreativer und erfolgreicher („erfolgreichster viraler ineraktiver Film“?)…

    http://en.tackfilm.se/?id=1272978708734RA57

    [ Ich hoffe die Verwendung des im Internet gefundenen Materials – zur Illustrierung- geht in Ordnung, Herr Niggemeier?]

  66. Punkt 3 (60 Cent pro Tag – soviel wie eine Bild-Zeitung) finde ich ja süß und hätte sofort eine passende Antwort wenn mir jemand damit kommt:
    „Bei der Bild-Zitung habe ich die Wahl ob ich die 60 Cent ausgebe oder nicht – bei ÖR werde ich dazu gezwungen sobald ich ein Empfangsgerät habe das ich zum schauen von ausschliesslich „Nicht-ÖR-Sendungen“ angeschafft habe.“

  67. @SvenR (#51): Freue mich auf ihren Besuch. Wir könnten zusammen Volkslieder singen. Oder Loriot gucken. Ich habe die komplette DVD-Edition.

  68. @polyphem #81: Ich und meine große Klappe…sagen Sie dem Hausherrn mal, dass er mir Ihre E-Mail-Adresse senden soll, ich melde mich dann zwecks Terminsvereinbarung.

  69. Ich habe allerdings das Gefühl der GEZ hilflos ausgeliefert zu sein. Sie umgeht Recht und Gesetz ganz wie sie es will und ich als kleiner Bürger kann gar nichts machen. Wenn die einen fertig machen wollen machen die einen fertig. Sie geht rücksichtslos gegen GEZ-kritische Blogger vor, ignoriert Datenschutz und sammelt in einer stasiartigen weise Daten über alles und jeden. Hartz 4 Bezieher müssen ebenfalls GEZ zahlen ausser sie lassen sich befreien, was man alle halbe jahre wiederholen muss auch wenn sich überhaupt nichts geändert hat. Ich zahle gerne für die öffentlch rechtlichen, ABER NICHT SO. Der Ton macht die Musik. Und dann kommt dieser Boudgoust daher und erzählt etwas von die GEZ habe keinen guten Ruf. Lieber Herr Boudgoust, raten Sie mal warum das so ist. Man man man…

  70. „… weil wir uns nicht nur für die 14- bis -49-Jährigen [sic] interessieren.“

    Dieser Teil bringt eigentlich alles auf den Punkt, was mit den Öffentlich-Rechtlichen nicht stimmt. Wir 14- bis 49-Jährigen sind aber auch einfach nicht zufriedenzustellen, wir 14- bis 49-Jährigen wir.

  71. Im neuen „Journalist“ befasst sich auch jemand mit den Öffentlich-Rechtlichen. Zeitschrift ist heute gekommen, mal reinlesen, ob es wert ist, zu Ende gelesen zu werden..

  72. Was ist eigentlich aus dem Totschlagargument „Grundversorgung“ geworden? Hat man das grundentsorgt?
    Im Übrigen kenne ich nur ein Pay-TV: das mit den zwangserhobenen GEZ-Gebühren. Sky z.B. ist für mich (freiwilliges) Abo-TV.
    HD Weber

  73. @89
    dann würde vermutlich der heßliche Rundfunk in die Bresche springen. Der ist jederzeit in der Lage, dieses Niveau aus dem Stand zu halten, wenn nicht gar zu unterbieten. Exemplarisch für den Qualitätsverlust der ARD-Sender. Hat so was von einem Spartenprogramm für kranhaft hessophile. Als. beschwör’s bitte nicht.

  74. Und machen wir uns doch mal nichts vor: Die schönsten/interessantesten/besten/(hier eigenen Vorschlag einfügen) kommen von den Dritten, in meinem Fall vom rbb. Und wenn es beispielsweise mal Kurt Krömer bis ins „Erste“ schafft, dann irgendwann tief in der Nacht.

  75. Aber Vox hatte „Six feet under“ und Pro7 diese beiden Schönheitsschnippler.

    Und zur Finanzmarktkrise gab/gibt es nur selten vernünftige Berichterstattung, egal auf welchen Sendern man schaute.

  76. Zu den schon hier genannten Gründen für die ÖR fallen mir noch die folgenden ein bzw. sind es einfach Sendungen die ich gerne sehe :).

    – Karambolage (ARTE)
    – Rockpalast (WDR)
    – Pop around the clock (3sat)
    – Marietta Slomka (ist zugegebenermaßen keine Sendung) (ZDF)
    – Menschen hautnah (WDR)
    – Album XXXX (ZDF)
    – Kulturzeit (3sat)
    und viele andere die hier schon genannt wurden.

    Also ich denke vor allem auch für Kulturelle Dinge sind die ÖR unverzichtbar. Oder würde RTL z.B. je Pink Floyd live in Pompeji zeigen?

  77. […] Stefan Niggemeier hat in seinem Blog einen Brief von SWR-Chef Boudgoust veröffentlicht, in dem der den Mitarbeitern per einem Merk-Kärtchen Argumente an die Hand gibt, warum die ARD eben unverzichtbar ist. Stefan Niggemeier hat seine Meinung zu den Argumenten gebracht, darüber will ich aber gar nicht schreiben. Er hat mich zum Nachdenken gebracht, hab ich doch einen Grossteil meiner Drehzeit mit Produktionen der ARD verbracht und damit so eine Art Heimatsender-Gefühl entwickelt. […]

  78. @93: Den hr im jetzigen Zustand darf man auch einfach nicht betrachten, da hat Koch schließlich ganze Arbeit geleistet. In der Historie des Senders gibt es allerdings einiges bemerkenswerte was die Mitarbeiter beim nächsten Intendantenwechsel auch bestimmt wieder zeigen dürfen. Ich erinnere mal an die Late Lounge und das Urmel.

    Und die flauschigen Katzen darf man natürlich auch nicht vergessen!
    http://www.youtube.com/watch?v=oPw0chOil2U

  79. @die beiden Stefans 48 und 53

    das ist nur ein gutes Argument für Leute, die ohne die Glotze nicht leben können

    Um Gottes Willen, ohne ÖR MUSS ich ja RTL gucken ^^

    Die Alternative ist den Fernseher auszulassen.

  80. Na klar, kann man viel an den ÖR kritisieren. Und besser machen geht immer. Aber mal ganz ehrlich, wir nöhlen hier doch auf relativ hohem Niveau. Der Qualitätsunterschied zwischen den ÖR und privaten Sendern ist für jene die ihn sehen können (und Wert auf Qualität legen) so groß, dass man nur dankbar die Arme in den Himmel recken kann und beten, dass einem ein Mediensystem à la Italien erspart bleibt, wo der Staatschef „sein Volk“ so lange bespaßt bis sie ihm alles aus den schutzigen Händen frisst.
    Und wenn alle Macht vom Volke ausgeht, sollte das Volk auch besser informiert werden als durch RTL, Viva oder 9Live. Oder?

  81. Die ARD wuerde auch ich sehr gerne moegen, denn m.E. sind hoechstens oeffentlich-rechtliche Sendungen wirklich sehenswert. Natuerlich gibt einzelne Hoffnungsschimmer bei den Privaten wie dctp.tv, aber der Anteil ist unbemerkbar gering.
    Fuer die Dokus und gut recherchierten Beitraege zahle ich gerne die GEZ, doch insbesondere letztere muessen schon seit laengerer Zeit immer mehr Unterhaltungsprogrammen, die schon zu genuege genannt wurden, weichen, obwohl die BuergerInnen weiterhin dazu verpflichtet sind die „Beitraege“ zu zahlen.
    Speziell die ARD ist allerdings sicherlich unter den Top 10 der schlechtesten Sender. Zu jeder dort angebotenen Sendung gibt es eine bessere Alternative bei anderen Dritten.
    Selbst fuer diejenigen mit Zeit tagsueber alle zwei Wochen das MIttagsmagazin bei der ARD anschauen, sollte es bei der schwachen Qualitaet kein Grund sein die ARD weiter unterstuetzen zu wollen.

  82. Schade drum. Dabei mag ich die Radio-Sender vom SWR eigentlich ganz gerne – musikalisch mal nicht nur Charts oder die 20stündige Playlist „Das Beste der xxer“ in Dauerschleife, und zwischendrin durchaus interessante Reportagen und Interviews. (Die Fernsehsender sind dagegen leider größtenteils 08/15-Regionalsender…)

    Allerdings – für das, was an GEZ eingetrieben wird, könnte man eigentlich wesentlich mehr machen. Wären da halt nicht die unheimlich großen Wasserköpfe und Verwaltungsschlachten und Regionalsender, die zur Not einen 3stündigen Bericht über das Keintierzüchtertreffen im 500-Seelen-Dorf machen würden um das Programm voll zu kriegen…

  83. @100:
    Wenn Sie den Blick schon über die Landesgrenzen schweifen lassen sollten Sie allerdings nicht nur das Negativ-Beispiel Italien nennen, sondern ebenso z.B. die BBC, deren Qualität die dt. ÖR i.d.R. nicht einmal ansatzweise erreichen.

    Letztlich ist mir die Diskussion allerdings auch nicht so wichtig. Ich bin seit längerer Zeit dazu übergegangen meinen PC während meiner Abwesenheit die Highlights von BBC, HBO und anderen englischsprachigen Sendern herunterladen zu lassen und so jeden Abend das TV-Programm meiner Wahl zu sehen. Dazu noch die deutschen Nachrichten, Kulturzeit, etc. und ab und zu sogar ein Film/eine Doku aus dem Nachtprogramm und schon passt das mit der Grundversorgung für mich. Etwas schade bzw. peinlich ist das allerdings für ARD & Konsorten trotzdem.

  84. Ach ja, ich würde die ARD auch gerne mögen. Ich mochte sie auch – bis 2000. Dann stellte sich heraus, daß die ARD mich nicht mag.

    Aber dieses „Fleißkärtchen“ ist peinlich. Noch peinlicher allerdings das Mitarbeiter-Anschreiben:

    „Dass die GEZ keinen guten Ruf hat, ist klar. Wer zahlt schon gerne Gebühren? Dass sich das negative Image aber auch auf die Sender überträgt, ist relativ neu.“

    Hüstel…der SWR ist der Sender in der ARD, der die krassesten Gebührenfälle produziert…Leute, die für einen kaputten Fernseher zahlen sollen oder für ein Radio in einem Auto, das sie nur einmal genutzt haben (das Auto!). Wenn der Intendant hier nun das schlechte Rundfunkgebühren-Image des SWR auf die GEZ schiebt, dann ist das, wie wenn ein Handwerker für eine überhöhte Rechnung auf eine schlampige Reparatur seine Buchhalterin verwantwortlich machen würde…

    Es gibt wirklich genügend Gründe, die ARD zu mögen, wenn sie E-Mail und Internet denn mal in Ruhe lassen. Beispielsweise die von Stefan aufgelisteten Sender – und als Positiv-Beispiel Arte. Oder das US-Programm – wer das mal gesehen hat, hat gerne ÖRR.

    Ganz bestimmt aber nicht der Fußball – wenn ich schon zahle, hätte ich gerne auch die angekündigten Beiträge und keinen Fußball!

    Und „wir gewinnen die meisten Preise“. Und Prozesse. Das heißt aber noch nicht, daß man gut bzw. im Recht ist.

  85. Ich habe seit ein paar Monaten Sky – also Fußball Pay TV – und bin froh drüber. Es macht einen enormen Unterschied, ob man freiwillig mehr Geld bezahlt, oder unfreiwillig gezwungen wird, nur eine geringe Summe zu zahlen. Mir kommt jedenfalls das Abendessen hoch, wenn ich von Qualität und anderen tollen Dingen bei den Öffentlich-Rechtlichen lese. Florian Silbereisen, Nachmittagstelenovelas und ewig gleiche „Enthüllungsmagazine“ im Abendprogramm machen noch lange kein qualitativ hochwertiges Fernsehen aus.
    Die ÖR sind vor allem eines – überflüssig.

  86. Ja, ganz rührend von Herrn Bougoust. Er gibt seinen Mitarbeitern, allesamt Kommunikationsexperten, Artikulationshilfe, die im Geldbeutel Platz hat. Was die einen erhalten, wird von den anderen erwartet, zum Beispiel von Volontärsanwärtern, die, sollten ihnen die Antworten auf die Frage „und warum sind SIE hier“ in diversen Runden ausgehen, sich umgehend als „Spreu vom Weizen (O-Ton)“ outen.

  87. Was sie da dem SWR und der ARD vorwerfen ist ein Kärtchen, gewachsen auf dem Mist von „Werbefuzzis“. /Die/ haben sich die Gründe™ aus den Fingern gesaugt – und zwar nach den Regeln /ihrer/ Zunft.

    Das Begeistern des Kunden bei der Abnahme gehört sowieso zum Geschäft (über Klienten, die alles besser wissen und die zu viel eigene Vorstellungen haben, verdreht man gerne die Augen).

  88. @Constantia: Wenn der SWR für den Sch*** ernsthaft auch noch eine so schlechte Agentur beauftragt haben sollte, ist das Verschwendung von öffentlichen Gebührengeldern.

  89. Eine Frage: ich lese ständig, dass es schon gute Sachen auf den ÖRs gibt, die aber mitten in der Nacht kommen. Warum nehmt ihr die Sachen (z.B. KoranKinder) nicht auf oder guckt sie euch am PC in der Mediathek an?
    Und: wenn Arte (auch ÖR) so toll ist, warum guckts dann in Deutschland keiner??
    Kann es nicht sein, dass viele eben doch die hier so bescholtenen RealitySoaps und Pseudo-Dokus gucken wollen? DSDS? GNT?

    Wie gesagt – nur ne Frage…

  90. @109 – natürlich werden viele dieser besonders guten Sendungen von den selektiveren TV-Benutzern in zeitversetzter Weise gesehen. Die Tatsache, dass dies geschieht, bildet sich aber auf kaum in der Quotenmessung ab. Die Quotenmessung wurde dahingehend optimiert, die Kostbarkeit von Werbezeiten zu messen. Laut dieser Quotenmessung befindet sich die Arte-Quote im statistischen Rauschen, was ich kaum glauben kann oder will. Es gab und gibt viele Möglichkeiten, die Quote direkt oder indirekt zu beeinflussen. Unter denen, die man im Netz so an verschiedenen Stellen mitbekam:
    1) zeitversetztes TV-Sehen wurde lange nicht gemessen
    2) das gemessene Panel wurde nach dem technischen Update vor kurzer Zeit nicht neu ermittelt, sondern blieb im Grossen und Ganzen dasselbe, um die Schulungskosten zu reduzieren
    3) Wenigseher (die potenzielle Selektivseher sind) werden anscheinend gern aus der Messung herausgenommen

    Es ist davon auszugehen, dass die Haupt-ÖR bewusst ihre Primetimes so „zugeslottet“ haben, dass dem Gelegenheitsgucker beim Zappen kaum noch Qualität zum Vergleich unterkommt. Es führt dann zu so kuriosen Situationen, dass selbst ein Film wie „Die Höhle des gelben Hundes“ , der sich vom Zielpublikum eindeutig an Familien und deren 6-10-jährige Kinder richtet, im Bayerischen Dritten um 23:15 gezeigt wird.

    Für den Selektivseher mag das alles weniger problematisch sein, aber die breite Masse wird damit immer dümmer gemacht. Viele intelligente Jugendliche sehen kein ÖR mehr, weil sie dort kaum noch gutes Programm geboten bekommen. Überall im ÖR gilt: Qualität wird in die Nische outgesourct – und das schadet der Bildung in Deutschland massiv. Die privaten Sender in D haben mit ihrem Mist auch deswegen Erfolg, weil sich die ÖR in der primetime kaum noch anstrengen, besser sein zu wollen.

  91. #110, Norbert: Dann ist das – ganz klar – eine Verschwörung, getrieben von einem gewissen J.P.: Ohne dumme Zielgruppe keine Daseinsberechtigung für das große Pisa-Quiz ;-)

  92. @111 – Es wäre ja schön, wenn es eine Verschwörung gäbe, dann könnte man die Sitzungen ebendieser auf wikileaks stellen. Das Schlimme ist – es gibt keine zentrale Verschwörung, sondern Verhältnisse, an die man sich gewöhnt hat, strukturelle Sachzwänge, etablierte Kreisläufe ohne Gegenkorrektur, … an intelligenten Sendungen für Jüngeres Publikum bleiben Sendungen wie arte-tracks oder arte-Metropolis in der kleinsten Nische, während ein V. Herres von der Printpresse ungestraft deklamieren kann, dass es mit ihm keine „Inseln der radikalen Jugendlichkeit“ im Programm der ARD geben darf. Und der Protest der intelligenten Jugend bleibt aus, weil die schon lange kaum noch TV gucken. Aber ja, diese Politik wird „gerechterweise“ von der Demografie (Ältere werden immer mehr) gesteuert, so sehr, dass die Alten selbst nicht mehr merken, dass sie nicht mehr in der Lage sind mit ihrer Jugend zu kommunizieren – es geht ein Riss durch die Gesellschaft, und er wird auch von den ÖR immer mehr forciert.

  93. Das Grundproblem der ÖR ist doch nicht, dass sie schlechte, überflüssige und niveaulose Sendungen machen. Das Grundproblem ist, dass über eine fragwürdige juristische Konstruktion jeder Besitzer eines Fernsehers oder sogar neuerdings nur eines PCs (oder „internetfähigen Mobiltelefons“!) zu Entrichtung eines erheblichen Betrages (etwa 216 EUR im Jahr) genötigt werden soll, unabhängig davon, ob er ÖR-Inhalte konsumieren möchte oder nicht. Dieses Problem bestünde auch dann, wenn die ÖR das beste Programm der Welt machten.

    Mit der gleichen Berechtigung, mit der die ÖR bei der schieren – und sei es auch nur theoretischen – Möglichkeit des Empfangs Gebühren einfordern, könnte man Kindergeld verlangen mit dem Argument, das nötige „Gerät“ für die Schaffung von Kindern sei vorhanden.

    Als der öffentlich-rechtliche Rundfunk mitsamt seinem Gebührenmodell eingeführt wurde, standen ausdrücklich zwei Argumente für diese Konstruktion im Raum: Erstens sei es mit vertretbarem Aufwand technisch nicht möglich, den Empfang auf diejenigen einzuschränken, die die ÖR nicht sehen wollten, und zweitens gab es damals keine anderen Anbieter von Runkfunkprogrammen und auch keine anderen Nutzungsmöglichkeiten eines Fernsehers. Man konnte also einen Fernseher wirklich nur dazu verwenden, ÖR-Programme zu sehen.

    Inzwischen wäre eine Verschlüsselung der ÖR und damit einhergehend eine Eingrenzung auf Beitragszahler kein Problem. Auf der anderen Seite gibt es unzählige Nutzungsmöglichkeiten für Fernsehgeräte jenseits von ÖR-Empfang – dazu zählen nicht nur die Privaten, sondern etwa auch die Nutzung mit DVD-Playern. Und dass neuerdings sogar Handys, PCs und gar Registrierkassen „Rundfunkempfangsgeräte“ sein sollen, spottet sowieso jeder Beschreibung.

    Es ist mir – und vielen anderen Bürgern – nicht einsichtig, warum eine „Grundversorgung“ im Zeitschriftenmarkt ohne öffentlich-rechtliche Zwangszeitung funktionieren soll, beim Fernsehen, das so oder so insgesamt unter abnehmender Bedeutung zugunsten des Internet-Streamings leidet, aber nicht. Und selbst wenn man die Notwendigkeit einer „Grundversorgung“ postuliert, ist es von dort ein sehr, sehr weiter Weg hin zu der Behauptung, dies sei nur mit 7,5 Milliarden Euro pro Jahr möglich. Zur grundlegenden Versorgung der Bevölkerung mit Informationen und Bildungsprogrammen sollten problemlos 1-2 Sender ausreichen, die nicht einmal 24 Stunden am Tag senden müssten.

    Es ist dringend notwendig, das Budget der ÖR bei 1-2 EUR/Monat pro Haushalt (nicht „Empfangsgerät“!) zu deckeln oder alternativ die ÖR in wahlfreies, verschlüsseltes Pay-TV umzuwandeln. Dann würde sich zeigen, wem das Mutantenstadl und irgendwelche Zooviecher wirklich 18 EUR im Monat wert wären. Denn eine „Grundversorgung“ mit niveaulosen Unterhaltungsprogrammen braucht Deutschland genauso wenig wie eine Grundversorgung mit Klingeltonabos.

    Diese „10 Punkte“ schlagen dem Fass den Boden aus:

    – Die ÖR sind werbefrei? Warum liegen bei Gottschalk dann immer so prominent Gummibärchen einer gewissen Firma aus?

    – Die ÖR kriegen „die meisten Preise“? Kunststück, wenn ein Großteil der deutschen Medienproduktionen von den ÖR finanziert wird. Das nennt man dann wohl Statistik.. und man sollte sich mal ansehen, wer die Preise stiftet.

    – Die Programme kosten „60 Cent am Tag“? Warum nicht auf die Sekunde beziehen, das wirkt dann noch viel billiger! Aber was ist, wenn ich die 60 Cent für eine Bildzeitung nicht ausgeben will? Dann kaufe ich mir halt keine. Und bei den ÖR?

    – „Jeder Grund hat einen Hintergrund“? Wunderschöne rhetorische Worthülse. Achja, seit wann beleuchten die ÖR, von wenigen Ausnahmen abgesehen, mal Hintergründe jenseits von Kindergartenniveau?

    – Großes Korrespondentennetz? Tolle Sache. Aber hab ich die ÖR eigentlich darum gebeten, das zu unterhalten? Hab ich mich bereit erklärt, das zu bezahlen? Es wäre bestimmt auch toll, würden die ÖR jedem Kind auf der Welt täglich einen Lutscher spendieren, aber warum sollen die Zwangsbeitragszahler für solche Eskapaden aufkommen?

    – Deutschland „braucht eine PISA-Versicherung“? Ich würde mir wünschen, auch nur ein Zehntel derjenigen, die über PISA lästern, hätten mal versucht, die Aufgaben (die teilweise übrigens ganz schön knackig sind!) tatsächlich selbst zu lösen. Dann wäre ihnen bestimmt aufgefallen, dass nichtmal die Mathe-Bildungssendungen auf BR-alpha einem dabei nennenswert weiterhelfen können. Demnächst haue ich jedem, der andere als „PISA-Versager“ tituliert, mal eine PISA-Aufgabe an den Kopf und schaue, ob er ins Schwimmen kommt..

    – „Wir interessieren uns nicht nur für die 14-bis 49-jährigen“. Das könnte man in Anbetracht des ÖR-Programms auch so lesen: „Wir interessieren uns nicht für die 14- bis 49-jährigen.“ Aber zahlen sollen die 14- bis 49-jährigen auch, oder?

    – „Wir sind der größte Kulturveranstalter Deutschlands“ – ist ja super, wie macht Ihr das? Kulturveranstaltungen sind doch recht teuer.. achso, Ihr klaut die Kohle dafür einfach mal so allen Leuten, auch denen, die das alles gar nicht haben wollen, und nennt das einfach dreist „Grundversorgung“? Verstehe.

    – „Fußball for free ist besser als Pay-TV“ – ja, da hat ja der Stefan schon treffend drüber gelästert. Die ÖR sind Zwangs-Pay-TV, und niemand hat sie gebeten, Rekordsummen für Fußballübertragungsrechte zu bieten und sich dieses Geld anschließend über die KEF von den Zwangsbeitragszahlern zurückzuholen.

  94. Das Problem ist: Wer schon einmal zwangsweise bezahlen musste, entscheidet sich als Medienkonsument dann eben für das, was er schon bezahlt hat, und sei es auch unfreiwillig. So kommen ARD und ZDF zu ihren vielen Zuschauern. Mit diesem Geld kann der Nutzer eben nicht mehr für andere Angebote votieren, denn es ist schon weg. Und da niemand Werbe-Nerv mag, haben andere Angebote dann wesentlich schlechtere Chancen, weil sie sich schlechter refinanzieren können.
    Das ist genau so gewollt. Deswegen wir mir regelmäßig übel, wenn ich den Selbstlobgesang dieser wuchernden Apparate höre.

  95. Bringen die mal in den Öffentlichen eine echte Kapitalismuskritik die nicht Marxistisch ist, am Besten auch noch jenseits von Links und Rechts und Böserweise noch gut verständlich und in ihrer Sachllichkeit auch noch Hochpolitisch. Da fliegt der Schramm eben gleich raus weil er einmal „googeln nach Freiwirtschaft“ gesagt hat. Nun beschäftige man mal die Schäflein das sie nicht merken das es keine Bankenkrise sondern eine Geldsystemkrise gibt und die Bundeswehr für solche Zwecke gerade in Übung steht.

Comments are closed.