Journalisten machen Kemnader See unsicher

Vom Bloggen bin ich sehr enttäuscht. Nicht von der Möglichkeit, aber von der Qualität. (…) Die bürgereigene Berichterstattung wird den Lokaljournalisten niemals ersetzen.

Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe

Die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ hat im Kemnader See südlich von Bochum ein Krokodil entdeckt. Aber es ist nicht das da oben. Es ist das hier:

Nein, nicht das Weiße; das ist bloß der Pfeil, der auf das Krokodil zeigt. Ich zeig Ihnen das Tier mal in groß:

Das, äh, beeindruckende Foto hat ein Volontär der Zeitung gemacht, der beim Inline-Skaten mit seiner Freundin um den See das Tier gesehen haben will, und die WAZ nutzt die Gelegenheit, ihm und der staunenden Öffentlichkeit zu zeigen, was dieser Qualitätsjournalismus ist, von dem man neuerdings immer so viel hört — und wie viel professionelle Journalisten aus so ein bisschen Stoff machen können.

Irgendein Amateur hätte das Handyfoto vermutlich einfach bei Twitpic hochgeladen mit der Unterschrift: „Heute am Kemnader See Baumstamm Krokodil entdeckt“. Oder als Leserfoto an „Bild“ geschickt, die nach eingehender Prüfung festgestellt hätten, dass es sich nicht um ein Krokodil handelt, sondern ein Alien.

Bei der WAZ aber wurde richtig recherchiert. Der Volontär sprach für seinen oben zu sehenden großen Artikel mit einem Mann vom Bochumer Tierpark, einer Frau vom Freizeitzentrum Kemnade, der Polizei und einer Frau, die mit ihrem Hund in der Nähe Gassi ging. Zwar hatte niemand das Tier gesehen oder gehört, dass irgendjemand anders das Tier gesehen hätte, aber aus den Spekulationen, was denn wäre, wenn es es gäbe, und der allgemeinen Ahnungslosigkeit ließen sich erstaunlich verwirrende Absätze wie dieser bauen:

Fraglich, ob es sich bei dem Krokodil um ein artengeschütztes Exemplar handelt. „Wenn es ein Kaiman ist (so sieht es nach der Beschreibung aus), dann wäre er artengeschützt“, sagt Werner. Häufig seien aber die Halter mit nichtartengeschützten Exemplaren überfordert. Er erinnert an die Mülheimer Gift-Cobra. „Leider gibt es keine Beschränkungen wie bei Hunden.“

Ein weiterer Artikel des Volontärs im Online-Angebot der WAZ stellte klar, dass Krokodile eher scheu und Menschen vor Angriffen sicher seien — verwirrenderweise stand diese Entwarnung unter Überschrift „Kaiman macht Kemnader See bei Bochum unsicher“.

Dann übernahmen zwei WAZ-Kollegen die Berichterstattung. Außer dem Volontär und seiner Freundin hatte zwar immer noch niemand das Tier gesehen, aber nun konnten sie titeln: „Ein Kaiman sorgt am Kemnader See für Aufregung“. (Treffender wäre natürlich gewesen: „WAZ sorgt am Kemnader See für Aufregung“). Die WAZ will nicht ausschließen, dass da gar kein Kaiman oder Krokodil war, warnt aber vor voreiligen Schlüssen: Wenn ich es richtig verstanden habe, wäre gerade die Tatsache, dass das Tier von niemandem mehr gesehen wurde, ein Indiz für seine Existenz, denn Kaimane sind bekannt dafür, sich zu verstecken. (Ufologen können hier noch was lernen.)

Außer mit dem Volontär und seiner Freundin sprach die WAZ nun mit einem Schäfer, dem Geschäftsführer der Kemnade GmbH, einem Kapitän, einer Anbieterin von Kanutouren, nochmal der Polizei und dem Facharzt der Münchener Auffangstation für Reptilien, von dem die Journalisten erfuhren, dass sich ausgewachsene Kaimane „von Wasserschweinen, Nagern und Affen, die am Ufer trinken“ ernähren. (Ob das Fehlen von trinkenden Affen am Ufer des Kemnader Sees ein Indiz für die Existenz des Krokodils ist, ließ der Text offen.) Niemand hatte das Tier gesehen, was die WAZ mit vielen aufgeregten Ausrufezeichen vermeldete.

Auch bei der Bochumer Polizei sind noch keine Hinweise eingegangen — bis heute nicht. Dabei gehört zum Polizeipräsidium Bochum durch einen glücklichen Zufall auch die Polizeiinspektion Witten, so dass beide Uferseiten des Sees abgedeckt sind. Oder wie Pressesprecher Volker Schütte sagt: „Der See ist fest in unserer Hand!“ Der Fall macht „immens Arbeit“, sagt er, nicht wegen tatsächlicher Polizeiarbeit, sondern wegen der Medienanfragen, die nach dem ersten WAZ-Artikel „im Minutentakt“ kamen, u.a. von „Bild“ und RTL.

Besonders groß stieg aber der WDR in die Berichterstattung ein und berichtete nicht nur in seiner „Lokalzeit Ruhr“ über das mögliche Tier im See, sondern kam auch überregional in der „Aktuellen Stunde“ seinem Informationsauftrag nach — samt Live-Schaltung zu einer Reporterin vor Ort:


Die kritisierte, dass der Gesuchte „Kai“ heißen solle und nicht „Kemni“, konnte ihn aber auch nicht selbst nach seinem Namen fragen, weil sie ihn nicht gesehen hatte. Sie äußerte sogar Zweifel, dass er überhaupt existiert, berichtete aber von vor Ort, dass die meisten Menschen dort dem Thema „keine große Aufmerksamkeit widmen“ (ganz im Gegensatz also zum WDR).

Den WAZ-Schwesterblättern „Neue Ruhr-Zeitung“ (oben) und „Westfälische Rundschau“ (rechts) war die sensationelle Geschichte sogar Platz auf den Titelseiten wert. Und auf ihrer Szene-Seite fragte die WAZ im „Quiz des Tages“:

Im Kemnader Stausee wurde ein Kaiman gesichtet. Zu welcher Familie gehören Kaimane?

a) Nilpferde
b) Haie
c) Krokodile

(Die naheliegende Antwortmöglichkeit „d) Enten“ fehlt.)

Doch im gemeinsamen Online-Angebot der WAZ-Zeitungen wussten viele Kommentatoren den aufopferungsvollen Einsatz der Journalisten nicht zu schätzen. Einer wies darauf hin, dass die Kaiman-Entdecker „zuerst seinen großen gelben Bauch, der im Wasser platscht“ gesehen haben wollen und stellte die berechtigte Frage, ob das Tier Rückenschwimmer sei. Ein anderer schrieb, er habe sich „heute zum ersten mal echt geschämt, dieses Blatt [die WAZ] auszutragen“, und schlug vor:

Die einzige Möglichkeit jetzt noch mit Anstand aus der Sache rauszukommen, sich bei den Lesern entschuldigen (wird einem ja selten so klargemacht für WIE doof man gehalten wird), oder selber ein Krokodil am See aussetzen.

Vergleichsweise konstruktiv erscheint hingegegen folgender Kommentar (der möglicherweise inzwischen gelöscht wurde, ich finde ihn jedenfalls nicht wieder):

Ich würd sagen: Kemnadersee weiträumig absperren. Drei Meter hohe Zäune aufstellen, die A43 sperren und um ganz sicher zu gehen, auch den Luftraum dicht machen.

dann das Wasser des Sees abpumpen und das Tier mit einem 1000 Mann starken Suchmanschaft in einen Hinterhalt drängen.

Doch die Kaimankarawane war schon weiter gezogen. Die WAZ berichtet in einem weiteren Artikel, das „Krokodil vom Kemnader See“ sei nun von einem Leser im Hattinger Teil der Ruhr gesehen worden, „in Höhe der Gaststätte ‚Zum Deutschen'“. Das wäre rund zwölf Kilometer flussabwärts und ein bisschen unglücklich für das Bochumer Fotostudio, das in der Zwischenzeit 250 Euro für das beste Kaiman-Foto ausgesetzt hatte, wie die WAZ meldete. Auch aus dem Zuständigkeitsbereich der Bochumer Polizei wäre das Phantomreptil damit heraus. Wobei deren Sprecher Schütte nicht vollständig ausschließen will, dass es Tier tatsächlich gibt. Nur habe sich bisher niemand bei der Polizei gemeldet, was Schütte schon bei der Erstsichtung durch den WAZ-Volontär ein bisschen erstaunlich fand: „Wenn ich was in der Form erlebe, rufe ich 110 — und warte nicht einen Tag, um es dann in die Zeitung zu schreiben.“

Der neue vermeintliche Augenzeuge jedenfalls berichtet nun:

„Da waren zwei Höcker in der Mitte des Flusses – Holz kann es nicht gewesen sein, das schwimmt am Rand.“

Doch auch von diesen überwältigenden Beweisen ließen sich einzelne Laien in den Kommentaren nicht überzeugen:

Wenn er zwei Höcker im Fluss gesehen hat, dann könnte es aber auch ein Kamel gewesen sein………..oder Pamela Anderson…….

Das ist das Elend mit diesem Qualitätsjournalismus: Die Leute wissen ihn einfach nicht zu schätzen.

143 Replies to “Journalisten machen Kemnader See unsicher”

  1. Top Text! Hab viel gelacht. :)
    Man sollte einen Wasser trinkenden Affen am Ufer platzieren – wird der innerhalb von 24 Stunden gefressen, ist das der Beweis!

    Also bei den Zeitungen kann ich mich amüsieren, was es da für Pfosten gibt, die das Thema so aufbauschen. Aber dass der WDR da einsteigt – mit Live-Schalte!! Sowas kostet ja richtig Geld! für so’nen Humbug!! Also ich finde es gut, dass es ÖR Sender gibt und sehe es auch ein, Gebühren für (zumindest einigermaßen) Staats- und Wirtschaftsferne Berichterstattung zu zahlen. Aber nicht für ’ne teure Live-Schalte per Satellit zu nem See ohne Krokodil/Kaiman/Wasser trinkende Affen.

  2. @ #3

    Der WDR macht das ja nur, weil er Partner der WAZ-Mediengruppe ist. Da muss man halt auch mal Schalten dort machen, wo es wehtut.

  3. „(Ob das Fehlen von trinkenden Affen am Ufer des Kemnader Sees ein Indiz für die Existenz des Krokodils ist, ließ der Text offen.)“

    Ich finde auch, Sie spielen den offensichtlichen Beweis für die Existenz und die Gefrässigkeit einer solchen Bestie gefährlich herunter, Herr Niggemeier!

  4. Sehr schön, hab mich prima amüsiert! Gibt ja auch wirklich kaum wichtigere Dinge zu berichten: Spanien ist weit weg, der Kemnader See nahe. Also lustig drauflos geunkt (oder: gekaimant).

  5. ,,[…]und dem Facharzt der Münchener Auffangstation für Reptilien, von dem die Journalisten erfuhren, dass sich ausgewachsene Kaimane „von Wasserschweinen, Nagern und Affen, die am Ufer trinken” ernähren. (Ob das Fehlen von trinkenden Affen am Ufer des Kemnader Sees ein Indiz für die Existenz des Krokodils ist, ließ der Text offen.)“

    Herrliche Passage, klasse Artikel. Chapeau!

  6. Ich muss sagen, dieser Qualitätsjournalismus packt solche Themen einfach seriöser an als all diese unzähligen Krokodil- und Kaiman-Blogs, die das Internet bevölkern.

  7. You.Made.My.Day. Danke WAZ via Stefan Niggemeier!
    .
    Während sich die Blogs in NRW mit den harten Politikstories beschäftigen, macht die WAZ eben lebensnahen Bürgerjournalismus. Da geht die Auflage bestimmt bald wieder hoch.

  8. Also, ich sehe auf dem Bild eindeutig Blinky, den dreiäugigen Fisch aus dem Lake Springfield. Und ich frage mich, warum Journalisten und Blogger so blind sind, das nicht zu sehen…

  9. Und was hat es mit der blutrünstigen Schildkröte auf sich?

    Ich glaube die Reptilien planen was Großes.

  10. Na, na, na. Erinnert euch der mahnende Worte in jenem weisen Fips-Asmussen-Witz: „Herr Doktor, unter meinem bett sitzt ein Krokodil!“ Der Doc gibt ihm eine Ladung Pillen. Am nächsten Tag: „Herr Doktor, da sitzt immer noch das Krokodil!“ Kein Problem, doppelte Dosis. Am nächsten Tag sitzt die Gattin des Mannes im Wartezimmer. Wie es ihrem Mann gehe? „Den hat ein Krokodil gefressen!“ :S

  11. Leute die Inlineskates fahren und das dann auch noch als Aktivität für einen Pärchenausflug wählen, waren mir schon immer suspekt. Skateboard-Fahrern wäre das nicht passiert.

  12. Hahahaha…. Niggemeier, Sie sind der einzig gesunde Geist in dieser Medienrepublik, zumindest heute Nachmittag!

    Ich diskutierte gestern mit angehenden Journalisten und Medienmanagern über das böse Internet und die asoziale Gratiskultur und all die tollen Eruungenschaften unserer Zivilisation (Journalistisches Ethos, Qualitätspublikationen, investigative Recherche, Kantinen beim öffrechtl. Rundfunk etc. pp.), die davon bedroht sind. Und wie sehr das alles auf gedruckte Zeitungen angewiesne ist und dann auch noch diese Blogger und ach, alles geht zugrunde!
    Irgendwann werden sie die Augen aufmachen und merken, dass ihre Mutter unersetzlich ist.

  13. Das war schon entzaubernd miterleben zu dürfen, wie „Bernd Johanningmeyer“ von seinem Schreibtisch seiner Wohnung mit unterdrückter Nummer die WAZ-Redaktion in Hattingen anrief und im besten Ruhrdeutsch verkündete, das Krokodil gesehen zu haben.

    Was für eine Legende: Morgens um elf sei er, Johanningmeyer, schon mit dem Rad unterwegs gewesen. Nun befinde er sich auf dem Rückweg nach Burgaltendorf, wo er denn wohne. Und eben da habe er diese Wahrnehmung gemacht, die von der WAZ korrekt zitiert wurde.

    Dann aber häuften sich die Fehler: Denn Bernd Johanningmeyer gab dem aufgekratzten WAZ-Mann an, er lebe in Burgaltendorf (also kein Hattinger!). Natürlich hat er das Reptil auch nicht gesehen.

    Auf Nachfragen, wie man ihn denn erreichen könnte, windete sich „Bernd Johanningmeyer“ geschickt heraus: Er habe doch kein Handy dabei und stehe jetzt direkt am Leinpfad an der Ruhr in einer Telefonzelle.

    Das hätte den aufgekratzten WAZ-Mann stutzig werden lassen, umso überraschter waren wir, als etwa 30 Minuten später diese Geschichte mit dem Titel „Hattinger hat Kaiman gesehen“ auf der Seite „Der Westen“ zu lesen stand. Selbst als „Bernd Johanningsmeyer“ in den Kommentaren der Redaktion mitteilte, dass sie ihm auf den leim gegangen sei, reagierte man nicht. Schlimmer noch: Die getürkte Geschichte wurde prompt in die Druckausgabe übernommen.

    Die redaktion hat also am Ende wider besseres Wissen gehandelt und sich so nicht nur der Lächerlichkeit preisgegeben. Schlimmer noch: Diese Lokalredakteure und auch die beiden Reporter vom WAZ-Zentralsdesk haben gezeigt, wie weit es mit dem Hombachschen Qualitätsjournalismus wirklich gekommen ist. Dass man bei der WAZ-Redaktion Hattingen auch schon mal einen Kollegen erleben kann, der eione Geschichte deshalb nicht angeht, weil man „da bis Bonn zur Postbank anrufen muß, wo sowieso keiner da ist“ sei nur am Rande aber beinhart vermerkt.

    Wundert sich da wirklich noch jemand, dass da die Abo-Zahlen sinken ? Wer will schon für „Krokodilstränen“ 1,20 € zahlen, wenn er dafür allenfalls die Hombachse Märchensammlung“ erhält, statt „Qualitätsjournalismus“ aus einer publizistischen „Manufaktur“…

  14. „Tell me lies, Tell me sweet little lies.“

    „Es lächelt der See, er ladet zum Bade,
    Der Knabe schlief ein am grünen Gestade,
    Da hört er ein Klingen,
    Wie Flöten so süss,
    Wie Stimmen der Engel
    Im Paradies.
    Und wie er erwachet in seliger Lust,
    Da spülen die Wasser ihn um die Brust,
    Und es ruft aus den Tiefen:
    Lieb Knabe, bist mein!
    Es lockt dich der Kaiman,
    Er zieht dich herein.“ (frei nach Schiller)

    Was sagt das Gnu dazu?
    http://www.taz.de/1/wahrheit/artikel/1/das-saufende-gnu/

  15. Einfach nur traurig, wenn man sich bewusst macht, dass es Leute gibt, die solche Medien wirklich noch ernst nehmen.

  16. Am Ende des 19.Jahrhunderts und um 1900, dem „nervösen Zeitalter“ (vgl. Bücher von Joachim Radkau, Andreas Steiner oder Christoph Asendorf) also, häufen und internationalisierten sich bspw. Meldungen zum Ungeheuer von Loch Ness und dem Yeti. Es ist schon merkwürdig dass dieses Verhalten in heutiger Zeit so wiederkehrt.

  17. „Irgendein Amateur hätte das Handyfoto vermutlich einfach bei Twitpic hochgeladen mit der Unterschrift: „Heute am Kemnader See Baumstamm Krokodil entdeckt”. Oder als Leserfoto an „Bild” geschickt, die nach eingehender Prüfung festgestellt hätten, dass es sich nicht um ein Krokodil handelt, sondern ein Alien.“

    So traurig, weil so wahr! Und deswegen heute unglaublich komisch. Danke für diesen Text. Sensationell.

  18. „Ob das Fehlen von trinkenden Affen am Ufer des Kemnader Sees ein Indiz für die Existenz des Krokodils ist, ließ der Text offen.“

    Herrlich. Den Satz möchte man am liebsten aus dem Bildschirm herausschneiden und golden einrahmen.

  19. Meine Eltern schauen eigentlich täglich die AKS. Und circa ebenso täglich geben sie dazu den entäuschten Kommentar ab: „die wissen auch bald nicht mehr was sie noch senden sollen.“ Mitunter auch stärkere Flüche als sowas.

    Und da muss ich dann zustimmen. Die AKS von heute ist nicht mehr mit der „Aktuellen Stunde“ der vergangenen Jahr(zehnt)e zu vergleichen. Irgendwo zwischen schleichender Boulevardisierung, belanglosen Quatschgeschichten, übertriebener Jugendlichkeit und Hang zum Sensationalismus haben sie ihre etablierte Identität als „Hauptnachrichten für das Bundesland NRW“ weitgehend verloren.

  20. Nona:

    Sie kommentierenmir aus dem Herzen. Diese Aktuelle Stunde ist zur Belanglosigkeit verkommen. Statt harter Geschichten weicher Käse.

    Und noch schlimmer: Moderatorin Asli Sevindim darf trotz ihrer Tätigkeit als Kulturdirektorin für die Ruhr 2010 munter weiter moderieren.

    Und das,obwohl Moderatoren Einfluss auf redaktionelle Entscheidungennehmen dürfen und sollen.

    Wie schreib da Hajo Friedrichs: „Journalisten sollten sich niemals mit einer Sache gemein machen…“

    Auch dieses Wort zählt beim WDR nicht mehr.

  21. Ich finde, man sollte sich über solchen Gefahren nicht so leichtfertig lustig machen. Wenigstens bewahrt die WAZ kühlen Kopf und visualisiert ganz deutlich “ den Ort der Gefahr:

  22. Trotz der Kollegenschelte: Ich lach mich wech. Morgen fordert Bild den Bundestag auf, was gegen die ganzen Krokodile in unsern Seen zu machen. Haben die überhaupt ein Visum?

  23. You made my day! Ich hab seit Tagen nicht mehr so gelacht!
    Dem Teil mit den „fehlenden Affen“ verdanke ich jetzt einen Lach-Muskelkater im Bauch und habe mir vorgenommen das auch sofort als Metapher in meinen Sprachgebrauch zu übernehmen. Kann man in Diskussionen in denen man mit unschlüssigen Argumenten überhäuft wird, sicher hervorragend anbringen.

  24. Vielen Dank für diesen wunderbaren Text, ich saß hier laut prustend vor’m Monitor und habe Tränen gelacht. Von der Kaiman-Ente hatte ich immer nur am Rande mitbekommen, hatte nie mehr als die Headline gelesen, weil mir die schon immer so schwachsinnig vorkam… aber Sie haben sich tatsächlich die Mühe gemacht und alles zu einem wirklich außerordentlich köstlichen Artikel zusammengetragen. Jetzt erst ist mir das ganze Ausmaß der Story bewusst geworden. Herrlich!

  25. Die WAZ-Menschen haben einfach nur ein gutes Gedächtnis und wollten an alte Zeiten anknüpfen – 1994 war „Brillenkaiman Sammy“ für ein paar Wochen DAS Ding.

  26. „[…] und dem Facharzt der Münchener Auffangstation für Reptilien, von dem die Journalisten erfuhren, dass sich ausgewachsene Kaimane ‚von Wasserschweinen, Nagern und Affen, die am Ufer trinken‘ ernähren.“

    Wasserschweine sind Nager. Nur damit das mal einer gesagt hat.

  27. Man könnte doch einfach Krokodildandy engagieren. Mit dessen Hilfe kann man dann sicher alle Aufblaskrokodile und andere Schnappis bekämpfen. Wieso schickt man dem Fotostudio nicht einfach mal nen Bild von nem Spielzeugkrokodil im See.. Eventuell gibts ja die versprochene Provision =)
    (Was ich aber eher bezweifle.)

  28. Und, wenn wir schon dabei sind: Kaimane gehören weder zur Famile der Haie, noch zu der der Nilpferde oder der Krokodile. Denn: Keine davon ist überhaupt eine Familie (Ok, wenn man Nilpferd als Synonym für Flusspferde durchgehen lassen mag, vielleicht die). Kaimane gehören, wenn man die Linnésche Systematik übernimmt, zur Familie der Alligatoren, die wiederum zur Ordnung der Krokodile gehören (die wiederum zur abstammungsgeschichtlich völlig unsinnigen Klasse der Reptilien gehören). Muss man natürlich nicht aus dem Kopf wissen, kann man aber, wenn man will, in der Wikipedia (oder anderswo) nachlesen. Wozu allerdings eingebildete Kaimane gehören – das weiß ich nicht.

  29. Sie haben da was falsch verstanden: Es handelt sich hierbei um eine Beschäftigungsmaßnahme, die der gesamten WAZ-Belegschaft durch das Sommerloch helfen soll. Der Kaiman (oder was auch immer) wird nun einfach von einem stehenden Gewässe zum nächsten geschrieben. Das gibt Publicity, das gibt Auflage, das täuscht darüber hinweg, dass auch die Redaktionskompetenzen seit langsam einem stehenden Gewässer gleichen. Da kann man doch tolle Dinge dranhängen, wie zum Beispiel Jörg Kachelmann, der demnächst exclusiv für die WAZ hinter dem Kaiman herfährt und ihn mit Hundewelpen füttert, tolle Schalten diverser Morgenmagazine, Cherno Jobatey in Gummstiefeln, eine DSDS-Mottoshow am Kemnader See … ehm ja.

  30. Weiter oben wurde bereits nachgefragt… können die WAZ-Leser, falls sich hier noch welche erkennen zu geben mögen, bitte mal aufklären, was es mit der Schlagzeile „Wenn die Schildkröte nach Bello beißt“ auf sich hat?

    So lustig das mit den Affen ist, so beschämend ist das sicher für den Facharzt, dass er sich auf ein Gespräch mit diesen Trott… Qualitätsjournalisten eingelassen hat. Naja, wenigstens hat er dafür eine Erwähnung in Stefans großartig komischem Artikel.

    @ 48
    Steht doch oben: Die gehören zur Familie der Enten.

  31. Jau!

    Herr Niggemeier, ich muss mal mit Ihnen reden.

    Diese ganze Paid-Content-Geschichte könnte doch (wenigstens in Blogs) so funktionieren, dass unter jedem Artikel ein Button erscheint: „Was ist Ihnen dieser Artikel wert?“ Und dann kann man da eine beliebige Summe zahlen – oder gar nichts, wenn es Mist war, den man da gelesen hat.

    Ich würde Sie jedenfalls bitten, so einen Knopf hier mal hereinzutun. Damit sie ganz, ganz viel Zeit haben, um (auch) solche Artikel wie diesen zu schreiben!

    Vielen Dank, ich habe herzlich gelacht. Bzw. lache ich eigentlich immer noch.

  32. Das der WAZ fehlt, ist Kreativität bei ihren Seeungeheuern. In M’Gladbach haben wir zumindest dackelfressende Killerwelse namens „Kuno“, Bochum kriegt ein Minikroko, das nach dem See benannt ist. Und gefressen hat es auch noch niemanden.
    So wird das nichts mit der Entenzucht.

    Andererseits: Wenn man genug Enten in den See setzt, könnte das vielleicht doch noch einen hungrigen Kaiman anlocken. Hmm…

  33. Es stört mich ein bisschen, dass Sie sich bei Ihrer Kritik an der Berichterstattung von WAZ und Konsorten des Mems oder Topos oder wie immer man das nennen mag vom (angeblich) nicht existierenden Qualitätsjournalismus bedienen, aber auch ich hab mich bei der Lektüre vor Gackern kaum eingekriegt.

  34. An #57 anknüpfend: Ich habe mich auch gefragt, warum Du mit dem Blogging-Zitat Hombachs einsteigst, Stefan. Klar, die Aussage, Bürgerjournalisten würden den klassischen Lokaljournalismus nie ersetzen können, ist ein sicherer Gag bei diesem Thema – aber sie macht auch aus einem höchst interessanten und amüsanten Artikel, der miserablen Journalismus bei der WAZ anprangert, einen, der die (leidige) „Journalisten vs. Blogger“-Debatte anheizt (was dann unsägliche freudige Kommentare wie „Journalismus failfailfail“ zur Folge hat). Leidig deshalb, um Dich selbst zu zitieren, weil die Grenze nicht zwischen Journalismus hier und Bloggern dort verläuft, sondern zwischen gutem und schlechtem Journalismus. Das Thema an sich hat mit Blogging ja herzlich wenig zu tun. Der Artikel würde ohne den Hinweis doch genauso funktionieren – denn dass sich große Zeitungen Qualität (also das Gegenteil des hier Gezeigten) auf die Fahnen geschrieben haben, ist wirklich bekannt. Wieso also dieser Einstieg, dieser Seitenhieb? Geht es um eine zusätzliche Bloßstellung Hombachs? Wäre eine solche Berichterstattung weniger kritikwürdig, hätte Hombach diese Aussage nie gemacht? Würde mich ehrlich interessieren.

  35. Homer: Seitdem wir die Bärenpatrouille haben, hab ich hier noch keinen Bären gesehen!
    Lisa: Du meinst also, hier gibt es keine Bären, weil wir eine Bärenpatrouille haben? Dann müsste ja dieser Stein (hebt einen Stein auf) Löwen fernhalten. Ich hab hier nämlich noch keinen Löwen gesehen!
    Homer: Wieviel willst Du für den Stein?

  36. @Jonas Schaible: Naja, ich gebe zu, die Bloßstellung, wie leer das Qualitätsjournalismus-Versprechen dieser Leute ist, ist alles andere als originell. Ich fand es in diesem Fall nur so verführerisch, noch einmal Hombachs Zitat rauszukramen, weil der Kern der Geschichte (guckt mal, ich hab was Merkwürdiges im See gesehen) so dicht am Bürgerjournalismus oder Bloggen ist, und die Möchtegernprofessionalität der beteiligten „richtigen“ Journalisten dann darin besteht, 100 Leute nach den Hintergründen dieses Nichts zu befragen, die Geschichte über mehrere Tage in ungezählten Artikeln auszubreiten, ein Quiz dazu zu machen, Live von vor Ort zu berichten etc.

    Nein, die Berichterstattung wäre nicht weniger kritikwürdig, hätte Hombach diese Aussage nie gemacht. Aber angesichts der real existierenden WAZ ist es noch unfassbarer, wie sehr diese Leute von ihrer eigenen, mutmaßlich gottgegebenen Überlegenheit überzeugt sind.

    Aber wie gesagt: Allein schon aus Originalitätsgründen hätte ich das Zitat und den „Qualitätsjournalismus“-Roten-Faden vermutlich weglassen sollen.

  37. Also hier in Berlin ist der Kaiman nicht – habe erst eben aus dem Fenster geschaut – woraus eo ipso folgt, es muß doch noch in Bochum sein.

  38. Unfassbar, wieviele Menschen auf einmal da ihren Beruf verfehlt haben. Aber das schlimmste ist, dass bei so einem Desaster nicht mal ein Ressortleiter oder Chefredakteur eingreift. Mann, bin ich froh, noch für eine normale Zeitung zu arbeiten.

  39. Ich bin jedes Jahr aufs Neue enttäuscht, dass man sich hierzulande immer noch kein richtiges Loch-Ness-Monster leisten kann und stets diese Kleinschnapper verwenden muß. Stattdessen tretbootliebende Schwäne, pft!

  40. Das kommt halt heraus, wenn die WAZ-Chefredaktion Krawall-Geschichten einfordert und ein schlecht bezahlter, unsicher in die Zukunft blickender Volontär im Stress krass unterbesetzer Redaktionen die klare Sicht verliert – alle verunsicherten Kollegen aber schon die Rettung wittern, diese Krawall-Geschichte könne ihnen erst mal Ruhe vor der Chefredaktion bescheren…

  41. 67

    Es stimmt. Bedingt. Denn diese Lokal-Redaktion setzt sich überwiegend aus „Schnarchnasen“ beamteter Prägung zusammen.

    Da hinterfragt keiner der Redakteure eine Meldung oder eine Pressemitteilung.

    Erst recht wird nicht erkennt die Redaktion die Geschichte hinter der Geschichte.

    Richtig peinlich wird es freilich, als der WAZ-Content sich mit der Geschichte beschäftigte.

    Dabei hätte den schreibenden Reportern, spätetens aber den zuständigen Ressortleitern der veröffentlichenden WAZ-Tiotel klar sein müssen, dass diese Geschichte „getürkt“ ist. Dass die Lokalredaktion dann noch einen draufsetzte, weil angeblich ein „Hattinger hat den Kaiman gesehen“ ist der Gipfel.

    Mag die Geschichte zum wechlachen sein. Für die WAZ ist es nicht nur peinlich; es ist auch rotzfrech von eigentlich immer noch gut nach Tarif bezahlten Redakteuren eine derartige rotzfreche Leserverarsche ins Blatt zu heben.

    In früheren zeiten hätte das eine Abmahnung bedeutet.

  42. die geschichte ist natürlich schrott. und was für eine freude für herrn niggemeier.

    aber wollen Sie nun monokausal nachweisen, dass lokaljournalismus dem bloggen unterlegen ist? haben Sie eigentlich wirklich mal in einer lokalredaktion gearbeitet und täglich zwei, drei Nachrichten rangeschafft? dann lieber medien konsumieren und schauen, was die kollegen so falsch machen. Ist bequemer.

    warum eigentlich immer diese Konkurrenz zwischen Journalismus und Bloggen aufmachen? ja, warum eigentlich? Blogger bringen zusätzliche Nachrichten (und natürlich auch ganz viel Blödsinn), aber mehr unabhängige informationen sind immer zu begrüßen.

    wann lesen wir hier mal die top 100 der blödsinnigsten blogbeiträge?

  43. Links anne Ruhr/Links zur Wahl (30.04.2010)…

    Essen: Spardebatte: RWE-Chefs wollen sich „nicht als Idioten hinstellen lassen“ (DerWesten) – Die Vorwürfe des Essener Oberbürgermeisters gegenüber Rot-Weiss Essen (RWE) lassen die Vereinsverantwortlichen nicht ruhen. ….

  44. Als Ex-Bochumer kann ich allen versichern, dass das Auffinden eines Krokodils, der lokalen Redaktionsqualität entspricht. Jede wirklich gute Redaktion hätte erkannt, dass es sich bei dem Krokodil um eine Art Maske des sich darunter befindlichen Dinosauriers handelt, der auf diese Weise schon seit vielen Jahren unentdeckt geblieben ist.

    Wäre der See in der Nähe von Hamburg, schwämme der Dinosaurier schon lange in Formalin im Heimatkundemuseum. Die Bilder gäbe es dann nur als Paid-Content, wenn man nicht über Google danach recherchiert. Aber wer recherchiert heute noch?

    Wäre der See in der Nähe von Augsburg, würde der Dinosaurier als Großmaulfisch getarnt schwimmende Geistliche oral Beglücken und damit seinen geschützten Raum perfekt absichern.

    Wäre der See in der Nähe von Berlin, würde der Dinosaurier einen eigenen Blog bekommen, den Herr Diekmann nutzen würde, um mit dem Dino größer zu werden.

    Aber der See ist eben in Bochum.
    Schadegottseidank.

  45. Alles schlechte hat offensichtlich auch etwas gutes und bei dieser bescheuerten Krokodilgeschichte ist es ganz offensichtlich dieser hervorragende und witzige Artikel. Toll geschrieben, habe sehr gelacht, danke.

  46. Ich mag auch den Satz: „Das Freizeitzentrum wolle aber bei Gelegenheit einen Mitarbeiter rausschicken, um die Sache zu überprüfen.“

  47. Hat irgendjemand hier (einschließlich des Verfassers) mal mit dem Gedanken gespielt, das WAZ und Co. die Geschichte mit voller Absicht in die Welt gesetzt haben (‚Welt‘ ist keine Anspielung, noch nicht …), etwa als Parodie auf ihre eigene Berichterstattung?

  48. @3 Nee, ist nicht mehr nötig, einen Affen da hinzusetzen. Der Beweis ist doch längst erbracht: der Affe ist nicht (mehr) da, ergo: er ist bereits gefressen wurde, zack!

  49. Nein, das Hombach-Zitat schadet dem Artikel nicht. Und die Sache mit dem Qualitätsjournalismus ist auch passend.
    Diese Krokodilsente belegt doch, dass die Einsparungen in der Tagespresse insbesondere in den Lokalredaktionen zwar den Konzernen bessere Renditen, den Kunden aber keinesfalls bessere Artikel beschert haben.
    Als ich vor über 25 Jahren selber mit dem Gedanken spielte, ein Volontariat zu machen, saßen die Redakteure und freien Mitarbeiter abends in Sitzungen der kommunalen Ausschüsse, Vereine und Verbände, um bis zum Redaktionsschluss noch was abliefern zu können.
    Vor etwa 10 Jahren hab ich einen Ausflug in die Kommunalpolitik gemacht und bemerkt, was inzwischen passiert war: Die paar nicht eingesparten Redakteure waren zur wenige und die freien Mitarbeiter von damals, die davon gelebt haben, als „Reporter“ für mehrere Zeitungen zu berichten, waren auf kommunaler Ebene faktisch ausgestorben.
    Ich war selber Mitglied in einem kommunalen Ausschuss und die Berichte aus den Ausschüssen wurden inzwischen von Fraktionsmitgliedern geschrieben, die der Form halber nicht dem Ausschuss angehörten.
    In meinem Ausschuss war das eine Parteifreundin, die sich auf unserer Fraktionssitzung eine erste – natürlich absolut objetive – Meinung über die Themen auf Tagesordnung bildete, um dann bis kurz vor Redationsschluss den vorbereiteten Artikel mit 2 oder 3 Zitaten gewürzt durchzutelefonieren.
    Klar, dass heutzutage ein verschwommenes Foto eines Praktikanten die ganze Redaktion wuschig macht – endlich mal ne Schlagzeile! Endlich ist was Los! Endlich werden wir auch im Nachbardorf erwähnt!
    In den letzten 10 Jahren – also nachdem die Lokalredaktionen abgebaut waren – haben eine Reihe lokal orentierter Blogger wenigstens den Netzbewohnern geholfen, das Medienloch zu füllen.
    Die Dichotomie Blogger ./. Journalist ist falsch. Blogger sind Journalisten. Die freien Mitarbeiter, die heute für kleine Lokalredaktionen arbeiten, haben die gleiche Qualifikationen, wie die meisten Blogger. Nur fehlt die Redaktion als Qualitätskontrolle – dafür haben Blogger die Netzmeute. Und letztere hätte diese Tiger- äh… Krokodilsente binnen 24 Stunden in den Käfig gesperrt.

  50. 77

    Dann kann das aber nur eine schlechte Parodie sein.

    Nein, es dürfte wohl vielmehr der normale Wahnsinn einer Lokalredaktion sein, deren Mitglieder jegliche journalistische Professionalität vermissen lassen.

    Um der Kritik von Nummer 67 vorzubeugen: Ich habe in einer Lokalredaktion gearbeitet. Und weiß darum, wie eine gute Lokalzeitung gemacht werden kann.

    Davon ist aber die WAZ so weit entfernt wie die Erde von der Sonne. Beispiele für unprofessionelles Handeln kann ich aus diesem Haus reihenweise liefern.

  51. @#48 Geek: „Meinten Sie vielleicht crocodile handy?“

    „Wenn es ein Kaiman wäre. so wäre er artengeschützt”.
    Wenn es ein Speisefisch wäre, so würd er als Braten benützt.
    Wenn es Journalismus wäre, so wär der auf Daten gestützt.

  52. Lieber Herr Niggemeier,
    Qualitätsjournalismus = Lokaljournalismus? Huch!? Fragen Sie doch mal einen selbsternannten Qualitätsjournalisten (wie sie bei SZ, FAZ, FR, ZEIT angeblich zu finden sind), was sie von Lokaljournalisten halten. Eigentlich doch genauso viel wie von Bloggern.

    Die meisten Jungs und Mädels in den Lokalredaktionen arbeiten sich doch für weniger Geld mit weniger Leuten den Arsch wund, während die Edelfedern noch ordentlich recherchieren dürfen und die ganze Anerkennung einheimsen.

    Aber … ne Ente (oder Krododil) muss trotzdem nicht sein. Da haben Sie recht.

  53. Leider ist das sehr exemplarisch für das, was in letzter Zeit überall in den Medien passiert.
    Aber vielleicht war es ja gar kein Kaiman, sondern ein Kai Diekmann. Aber das wäre dann wohl keine so große Story geworden.

  54. Ich sehe da Parallelen zwischen dem Volontär und dem Krokodil: Während die WAZ als Biotop für Nachwuchsjournalisten schon längst trocken gelegt wurde, ist ein Krokodil ein ebenfalls unwirklicher Gast im Kemnader Stausee. Während der Nachwuchsjournalist der WAZ nach seiner Ausbildung im Vakuum des freien Marktes untergeht, verschwindet das Krokodil ebenfalls im Vakuum der Fiktion, aus der es hervorgekramt wurde. Klar: Der Volontär mag nicht gern im Vakuum verschwinden – und wollte wahrscheinlich deshalb den großen Scoop landen. Doch ist dieser Scoop nun doch nur ein Exkrement, das sich auf dem weiteren Berufsweg schwer von der Hacke abstreifen lässt.

  55. PS: Seltsamerweise kann der Volontär, wenn das der Name ist, mit dem der Artikel gekennzeichnet ist, ansonsten überaus professionell fotografieren. Da fragt man sich eigentlich, warum das Kroko-Foto aus der WAZ so überaus grottig und undeutlich ist.

  56. Naja, wenn er wirklich mit der Freundin auf Inlineskates unterwegs war, hatte er sicher keine Profikamera dabei. Vielleicht nicht einmal sein „gutes“ Handy, sondern nur eine alte Möhre für Notrufe, falls er mal auf die Nase fällt. Das Ding hat dann vielleicht nur eine alte Knipse mit 2 Megapixeln, aus der einfach nicht mehr rauszuholen ging. Soweit die offizielle Version. Die inoffizielle ist kürzer: Ein besseres Foto hätte die Geschichte von vornherein erledigt.

  57. Hypothese: Ein guter Fotograf holt auch aus der übelsten Kamera ein gutes Bild raus, wenn es sein muss. Z.B. wartet man dann eben, bis das Motiv näher kommt – oder man kommt dem Motiv selbst näher, wenn man kein Tele-Objektiv hat. Oder man fährt eben nach Hause – und holt die große Kamera, mit der sich der Fotograf auf seiner eigenen Website hat portraitieren lassen hat.

    Ich vermute eher, dass es ein Schnappschuss war, der daheim auf dem Bildschirm mit Spekulationen aufgeladen wurde. Denn ansonsten hätte dieser tolle Fotograf sicher das oben Genannte gemacht.

  58. Wunder der Evolution: Krokodil wird zur (Zeitungs-)Ente

    Fehlt jetzt nur noch ein Statement des Anwalts und Hobby-Krokodilforschers Carsten Penkella, der sich anschließend genau so in Luft auflöst wie der Kaiman – Herr S. W., übernehmen Sie!

  59. Erster Preis für den besten „Eigenen Kommentar“ und den besten „Name (notwendig)“: numero 90.

  60. aks wird total unterschätzt. wenn ernsthafte nachrichten unmittelbar bevorstehen, dann wird man hier wenigstens mit dem entsprechenden gesichtsausdruck und passender tonlage darauf vorbereitet. selbst bug kann das jetzt.

  61. @33 (friedel gerricke):

    wenn es keine sache gibt, kann alles anders aussehen. wenn man dann die sache selber fabriziert, macht man sich dennoch nicht mit ihr gemein – denn es gibt sie ja gar nicht.

    oder so.

    .~.

  62. ich hab da mal eine idee:

    warum rufen wir nicht einfach jetzt alle sofort bei der waz an und haben das krokodil gesehen?

    auf die plätze fertig los!

  63. Erinnert irgendwie an die Schweinegrippe. Sollte ja auch eine große Sache werden laut Medien.

    Aber man muß doch berichten! Es könnte doch eine große Gefahr sein!!!!!!!

    Daß Bodo Hombach viel von Journalismus versteht, diesen Eindruck konnte ich noch nie gewinnen. Wenn von ihm die Rede ist, geht es doch immer nur um Geld oder um Politik. Würde mich ernsthaft mal interessieren, ob er in seinem Leben schon einmal einen Artikel verfaßt hat (der dann auch noch in einem Printprodukt erschienen ist).

  64. Irgendwie muss die alternde Bevoelkerung ja gelangweilt werden

    Wer hat nun denen Einschaltquoten gebracht, um die GEZ rechtfertigen zu koennen? Outet euch :P

  65. @knut (#69):

    Ich glaube sie haben nicht richtig verstanden, worum es hier geht. Dieser Beitrag ist überhaupt kein Versuch, die Überlegenheit von Blogs zu beweisen.

    Wieso fordern sie überhaupt, irgendwelche Blogs nach den Standards zu messen, welche die professionellen Medien für sich beanspruchen?

    In Blogs wird dummes und intelligentes, falsches und richtiges Zeug geschrieben. Aber im Gegensatz zu Zeitungen steht ein Blogger nicht in der Pflicht, journalistische Professionalität zu zeigen. Auch, wenn das gewiss nicht schaden würde. Es sind die professionellen Medien, die ständig und ohne Unterlass ihre Überlegenheit betonen. Deswegen muss man diese danach messen und eben nicht das Blog von Average Joe.

  66. So sehr ich mich auch anstrengte, ich könnte mich niemals mit einem Kommentar bedanken, der auch nur annähernd so lustig wie dieser Eintrag ist. Deswegen muss ich es bei einem einfachen Danke belassen. Danke.

  67. >Ob das Fehlen von trinkenden Affen am Ufer des Kemnader Sees ein Indiz für die Existenz des Krokodils ist, ließ der Text offen.

    Genial :D

    Ich hab mal in den Erinnerungen von Egon Erwin Kisch gelesen, wie er seine erste Story, Über „Den Brand der Schitkauer Mühlen“ schrieb, ohne irgendwelche Infos darüber zu haben, da er erst spät vor Ort war und anders als seine Kollegen dann nicht recherchiert hatte – und am Ende den erfolgreichsten Artikel über die Sache schrieb, indem er einfach phantasievoll Flamen in den Himmel lodern ließ, ect.

    Daran erinnert mich das.

  68. zu 111:

    Hallo Herr Niggemeier,

    das Thema mit dem Wels scheint ein Dauerbrenner zu sein. Ich glaube, seit mindestens 30 Jahren frisst irgendwo ein Wels einen Dackel. Könnte eine eigene Rubrik in diesem schönen Blog werden.

    Gibt es eine Möglichkeit Zeitungsarchive auf die Schnelle nach dem Thema zu durchsuchen?

  69. Das ist das Elend mit diesem Qualitätsjournalismus: Die Leute wissen ihn einfach nicht zu schätzen.

    Ich denke eher, die Leute wissen diesen „Qualitäts“journalismus nicht zu überschätzen

    Aber im Ernst: Es handelt sich um geschickt gemachte Eigenwerbung, die WAZ ist nämlich nunmehr in aller Munde. Ein Trick, der mit wenig Aufwand viel Wirkung erzielt. Schade, dass Stefan darauf aufgesprungen ist. Andererseits finde ich es gut, dass er dieses Käseblatt bloßstellt. Vielleicht hätte der blogeintrag aber etwas kürzer ausfallen können…

  70. Na, hier handelt es sich doch eindeutig um einen verfrühten Maischerz, eine Tradition, deren Unbekanntheit beredtes Zeugnis für ihre Langjährigkeit ablegt.

  71. @Duke: Das ist nun schon der 2. Kommentar, in dem von „Bloßstellen“ die Rede ist. So habe ich diesen witzig-ironischen Artikel aber nicht verstanden und ich denke, dass selbst die verantwortlichen WAZ-Redakteure ihn nicht so auffassten und über ihre Kaiman-Ente herzlich lachen konnten.
    Es gibt sicherlich kaum eine Lokalredaktion, die nicht irgendwann mal mit einer haarsträubend unsinnigen oder völlig belanglosen Geschichte ihre LeserInnen genervt hat – das ist also nicht etwa eine besondere Spezialität der WAZ. Komisch ist nur, wie in diesem Fall auch der WDR, die NRZ und die Westf. Rundschau mitmachten. In der Schilderung dieses Sachverhaltes sehe ich ebenfalls kein „Bloßstellen“ – haben doch die verantwortlichen Medienmacher selbst dafür gesorgt, ihre Ente einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

  72. Was soll denn dieser ironische Unterton! Das ist faktische, seriöse Berichterstattung. Diese Internetz-Blogger, von denen man so viel hört, hätten erstmal über ihr Verhältnis zu Krokodilen geschrieben und wie sie seit ihrer Kindheit eine Phobie vor Reptilien haben.

  73. @112: Egon Erwin Kisch hat „Flamen“ lodern lassen? Hatte er was gegen Belgier? ;-)

  74. Ich überlege ernsthaft, wieder vermehrt gedruckte Lokalzeitungen zu kaufen. Wo sonst findet man so schöne Geschichten zum bloggen? ;-)

  75. Klar gibt es am Kemnader See „Affen, die am Ufer trinken“:
    Die sind zwar nicht ganz so behaart, trinken aber umso fleißiger – bei schönem Wetter in der Außenanlage der Seegastronomie.

    Und wenn sie genug getrunken haben, sehen sie solange Krokodile, bis diese von weißen Mäusen abgelöst werden – letzteres ist aber geheim.

  76. „Wenn ich es richtig verstanden habe, wäre gerade die Tatsache, dass das Tier von niemandem mehr gesehen wurde, ein Indiz für seine Existenz, denn Kaimane sind bekannt dafür, sich zu verstecken. (Ufologen können hier noch was lernen.)“

    Nur der wahre Messias leugnet seine Göttlichkeit!

  77. es ist eine sandale!

    köstlich. von dieser waz gruppe kann man wirklich viel lernen.

  78. Seit Jahren werden im Rhein Piranhas gefangen. Behaupten Zeitungen. Doch es gibt keinen Angler und keine fischleichen, die das bezeugen können. Aber die WAZ berichtete noch am 29. wieder, dass bei Wesel gleich 5 dieser Mörderfische gefangen wurden…

  79. Die WAZ hält den Web2.0 Kiddies wieder mal den Spiegel vor und freut sich über die Nutzer, die wieder mal Ihre Zeit mit GAGA vertrödeln und ihren „Journalisten“ das Einkommen sichern.
    Die WAZ hat es einfach begriffen wie es läuft.
    Und alle anderen die darüber schreiben freuen sich natürlich auch das je mehr GAGA umso höher sind die Klickzahlen. Willkommen im Web3.0

  80. „Fraglich, ob es sich bei dem Krokodil um ein artengeschütztes Exemplar handelt. „Wenn es ein Kaiman ist (so sieht es nach der Beschreibung aus), dann wäre er artengeschützt”, sagt Werner. Häufig seien aber die Halter mit nichtartengeschützten Exemplaren überfordert. Er erinnert an die Mülheimer Gift-Cobra. „Leider gibt es keine Beschränkungen wie bei Hunden.”“

    Der Satz ist schon eine Frechheit.
    Der Humor im Artikel ist super, gut gelacht!

  81. Ihr lacht.
    Ich habe vor Kurzem selbst ein Krokodil, samt Jungtier
    beim Angeln im Main gesichtet, und mich will auch so recht niemand ernst nehmen. Ich hatte meine Polarisationsbrille dabei, und konnte bei Sonne sehr gut in’s knapp 1 1/2Meter tiefe Wasser schauen.
    Es war definitiv kein mutierter Biber oder Ratte und auch kein Fisch, wie z.B. ein Wels. Ich fische sehr viel auf Wels und weiss, wie
    diese Fische aussehen. Ich habe in dem Sinne zwei Krokodilen
    in die Augen sehen können. Das Junbgtier hat sich am Ufer bei 50cm tiefem Wasser gesonnt, das grosse Tier war dabei, ein „Eisengerüst“, keine Ahnung was das war, vom Ufer in’s Wasser zu ziehen. Warum auch immer..nach knapp einer Std. war das Spektakel vorbei, und das Jungtier schwomm auch wieder in’s Tiefe.
    Ich war so verblüfft, dass ich gar nicht dran dachte, direkt die Polizei zu rufen. Leider hatte ich nur mein „Angelhandy“ dabei, ein alter Brocken, womit es völlig sinnlos gewesen wäre, ein Foto zu schiessen
    Nachdem mich die Wasserschutzpolizei als auch die Polizei nicht
    so richtig ernst nehmen will, überlege ich auch, mich an die Presse zu wenden.
    mfG

  82. Hm, es hat mal im Fernsehen, in den 80ern glaube ich, eine Krimi-Serie gegeben, eine Parodie, ich meine aus Österreich, da hat ein durchgeknallter Komissar im Ruhrgebiet Krokodile im Rhein schwimmen gesehen – vielleicht hat sich die WAZ-Redaktion da diese Folge auf einer VHS-Kassette angeschaut?

  83. […] Endlich (anscheinend ist nichts allzu Außergewöhnliches passiert) gibt es den ockerfarbenen Rahmen um das Titelbild wieder zu sehen, der Historiker Ralf Piorr (Herner werden ihn kennen) schreibt eine spannende Dokumentation über Lutz Gerresheim, der ein bekannter Fußballer hätte werden können, wäre er nicht vor über dreißig Jahren gestorben, und Arne Poll liefert mal wieder kein journalistisches Glanzstück ab. Man muss dazu sagen: Arne Poll fiel mir schon einmal negativ auf, als er im Kemnader See einen Kaiman gesehen haben wollte und darüber schrieb und eine Panik verbreitete, die Wellen schlug. […]

  84. Ironischerweise ist dieser kommentierende Beitrag um Längen unterhaltsamer als der Artikel mit dem Kaiman/Kamel/Frau Anderson. Sollte man das nicht immer so machen? Themen, die interessant sind, erst selbst kommentieren oder kommentieren lassen und das dann erst abdrucken?

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