Eisaufditsch-Berichterstattung

Dank Tauwetter geht die Vergletscherung Berlins zwar gerade nach endlosen Wochen langsam zurück, und auf der Insel ist es wohl sogar schon frühlingshaft, aber Charlie Brookers Abrechnung mit dem Schneekatastrophenwahnsinn der Fernsehleute ist von zeitloser Schönheit und lässt sich mühelos auf das deutsche Fernsehen übertragen.

41 Replies to “Eisaufditsch-Berichterstattung”

  1. Du beschleunigst meine Rekonvaleszenz.

    (Man sollte den feixenden Kameraleute die letzte lange Unterhose wegklagen, und allen anderen in der Verwertungskette auch!)

  2. Grossartig. Auch wenn mir das Wetter tierisch auf dei Nerven geht, ist die Berichterstattung noch viel schlimmer und der (sorry) bescheuerte NDR schiesst hier den Vogel ab. Nach jedem Tag Schneefall (das lässt sich galube ich auch empirisch nachweisen) brachten die tatsächlich eine Sondersendung. Da stehen dann betroffene Aussenreporter entweder vor verschneiten Strassen und geben sich betroffen oder sie laufen durch verwaiste Salzdepots und geben sich bestürzt ob der Leere. Was machen die wenn es mal zu wirklichen Katastrophen kommt. Man mag es sich nicht vorstellen,

  3. Newswipe ist eh der Hammer.

    Auch ein Tipp: Gameswipe, ein Special über Computerspiele und wie Journalisten über diese berichten in den letzten 40 Jahren in der englischen Presse und dem englischen Fernsehen. Unbedingt anschauen und im Bezug auf Amokläufer den abgeneigten Kritikern um die Ohren pfeffern.

    Bezüglich Newswipe war die Folge von Sonntag auch herrlich „Ich stehe hier vor meiner Wohnungstür, wo ich mich innerhalb der nächsten Minuten zurückerwarte.“ *hrr hrr hrr* Liveschaltungen ins Nichts… oder in die Mongolei. Und der Atompilz am Ende – irre.

  4. Lol! Mein Favorit sind die Leute die im Hintergrund betroffen aussehender Reporter Spass im Schnee haben. Ein schöner Kontrast.

  5. Ja, Newswipe ist klasse, wobei mein Lieblingsmoment aus der letzten Staffel ist (?), wo ein Reporter auf der Suche nach Opfern der Finanzkrise mehrfach Leute interviewt, die sagten, die Lage sei nicht so schlimm.

    So was bräuchten wir in Deutschland auch. Setzen wir mal auf die Liste nach Stephen Colbert.

  6. Auf Islay hat’s gestern geschneit und hier in Reading ist’s kalt und eklig, wie die ganze Woche schon. Fruehlingshaft ist was anderes (selbst fuer die Eingeborenen).

  7. @6,7: Nur der Vollständigkeit halber: Im zweiten Teil läuft erst „Laras Theme“ aus Dr. Schiwago und dann „Romeo und Julia“ von Sergej Prokofjew
    (fragt mich bitte nicht nach den Links)

  8. Hut ab vor dem mutigen Außenreporter eines deutschen öffentlich-rechtlichen Senders, der während der gefühlt 7. Sondersendung zum Schneechaos in Norddeutschland innerhalb einer Woche nüchtern feststellte: „Man muss einfach sagen, es ist nun mal Winter.“

  9. @Armin kann ich bestätigen. In Bristol auch kein Frühling in Sicht, heute morgen Schneeregen und die einzigen die dennoch pünktlich zur Arbeit erscheinen sind Deutsche :D

  10. @ onlime: zur Musik – außer War of the Worlds, läuft noch noch das Ding mit den wuchtigen Blechbläsern und den aufgeregten Geigen: Prokofjew „Romeo und Julia“, Op 64, Nr. 13. Tanz der Ritter

    beste Grüße,
    Gereon

  11. Eine beunruhigende Ankündigung habe ich „vor 8 Stunden“ auf Facebook erhalten, denn nach dem Schnee kommt ja bekanntlich die Schmelze. Für Kölner heißt das natürlich Hochwasser?

    Die Katastrophenreportagen werden vermutlich auch in den nächsten Wochen nicht aufhören, bei einer so guten Vorbereitung. Ich sehe schon in Kürze Reporter mit einem Zollstock im Rhein stehen:

    „Und? Steigt der Pegel schon?“
    „Nö, noch nich´.“
    „Dann melden wir uns einfach in wenigen Minuten zurück zur Sondersendung Deutschland und die Schmelzkatastrophe.“

  12. Den Frühling auf der Insel halte ich auch für ein Gerücht. Ich wohne quasi am Süd(st)rand und fand es gestern noch ganz schon rutschig.

  13. Tja, die Briten. Zum Glück sind unsere Medien gar ganz anders. Ein gewisser Herr Niggemeier hat übrigens vor gut einem Jahr in seinem Blog und in der F.A.Z. den ARD-Schneewahnsinn des damaligen Winters schön zusammengefasst. (Um ZDF und RTL hatte sich damals der Peer gekümmert.)

    (wollte ich als treuer Blogleser nur mal so dran erinnern.)

  14. HITZESTRAHL! (Tschuldigung, das ist immer so ein Reflex, wenn ich die Musik von (der btw grossartigen Version) „War of the Worlds“ höre…Aber es passt ja thematisch auch ganz gut..;))

  15. Sehr witzig und sehr treffend.

    Das Schlimmste war wirklich die Berichterstattung des NDR. Wenn ich mich richtig erinnere, haben die einmal sogar ein Special gezeigt, als nur angekündigt war, dass es am nächsten Tag nach einigen Tagen Pause mal wieder schneien sollte. Diese letzten Wochen waren wirklich kein Ruhmesblatt für den NDR. Im Gegenteil, es war hochgradig peinlich. Auch, wenn im dritten Programm natürlich regionale Berichterstattung im Vordergrund steht und das Wetter die Menschen sicher beschäftigt hat, ist es nicht gerechtfertig, über einen Monat lang fast jeden Tag zur besten Sendezeit eine Sondersendung zu bringen, als würde der Weltuntergang kurz bevorstehen.

    Ich habe mich gefragt, ob die wohl beim näcshten politischen Skandal in Schleswig-Holstein, der sicher nicht lang auf sich warten lassen wird, ebenfalls eine derart intensive Berichterstattung haben werden.

  16. Yup.
    Ganz ähnlich: Beim WDR, auch üblicherweise ganz gross in Katastrophenberichterstattung in Katastrophensondersendungen mit Katastropheneskalationsvokabular und Katastrophenmoderatorengesichtsausdrücken, gab es vor einigen wenigen Jahren ein wunderhübsches kleines Zwischenstück unfreiwilliger Komik, als man versuchte, auf der Strasse O-Töne der Bürger über das da gerade vorherrschende Katastrophenwinterwetter einzufangen. Selbst mit nachdrücklich dir Antwort vorwegnehmenden Katastrophenfragen wollte es partout nicht gelingen, auch nur einen Hauch von Katastrophenstimmung einzufangen. Die Reaktionen der garnicht schockierten Bürger waren durchweg gelassener und schulterzuckender Natur der Marke „ja nun, es ist Winter, da schneit es halt schonmal…“ und häufig mit einem verwunderten Gesichtsausdruck versehen, der auf Gedanken á là „Mann, was für eine dämliche Frage…“ schliessen lies. War nur ein kurzer Nebenbeitrag am Rande, sagte aber mehr über die Natur solcher Katastrophensendungen als den Machern lieb sein dürfte. Wenn sie es denn merken…

  17. Wie sagt man so schön: „same procedure as every year“. Wie auch hier in D.

    Einziger Nachteil an dem Beitrag ist allerdings die Überschrift: Irgendwie hat sie mich weder angesprochen noch neugierig gemacht. Hätte ich nicht zufällig auf das Video geklickt, hätte ich dieses tolle Video wohl verpasst.

  18. ‚Wie sagt man so schön: „same procedure as every year”.‘

    Aha. Seit wann schneit es in England jedes Jahr so viel wie dieses Jahr?

    Natuerlich war die Berichterstattung uebertrieben. Nur war gleichzeitig der Schnee halt dieses Jahr wirklich aussergewoehnlich. Aus seinem warmem Wohnzimmer (vermutlich) in London (das sowieso sein eigenes Klima hat und wo nicht viel von dem Schnee angekommen sein duerfte) kann Charlie Brooker schoen laestern.

    Wenn man mal aus London rauskommt (haette er nur in seine Geburtsstadt und Umgebund fahren muessen) sah das ganze naemlich schon ganz anders aus. Da war tatsaechlich Chaos. Da ist das Streusalz tatsaechlich ausgegangen.

    Wir bekommen hier im Sueden Englands normalerweise ein- bis zwei Mal im Jahr Schnee, vielleicht 5 cm wenn’s hoch kommt. Der ist normalerweise spaetestens am naechsten Tag wieder weg. Ansonsten bedeutet Winter ab und zu mal Nachtfrost und ansonsten tagsueber Temperaturen so um die 5 Grad.

    Diesen Januar hatten wir ueber 20 cm Schnee der fast eine Woche liegenblieb und Temperaturen konstant unter dem Gefrierpunkt. Dass es dann ein bisschen Chaos gibt das auch ein paar Tage anhaelt halte ich nicht fuer sonderlich ueberraschend und auch fuer durchaus berichtenswert.

    Bevor jetzt irgendein Neunmalkluger mit dem dummen Kommentar kommt „Warum sind die denn nicht auf Schnee im Winter vorbereitet, im Winter schneit es nun mal ab und zu“ verweise ich auf den Absatz zwei vor diesem in Verbindung mit den knappen Kassen der Kommunen.

  19. „same procedure as every year” — die immer gleiche Berichterstattung, die ewig gleichen Bilder (-> Salzvorräte), die ewig gleiche Dramatik durch Vor-Ort-Reporter; ich denke, der Unterschied von diesem zu anderen Medienjahren ist gar nicht so groß, auch wenn der Winter größer war… ;-)

  20. Noe.

    Weil die Berichterstattung in den anderen Medienjahren ja so gar nicht stattfindet. Wenn kein Schnee da ist gibt’s auch nichts zu berichten. Wenn das Salz nicht ausgeht weil’s nicht gebraucht wird gibt’s auch nichts zu berichten. Wenn’s nichts zu berichten gibt, gibt’s auch keine Vor-Ort-Reporter die im Nichts rumstehen.

    Die berichten dann lieber von irgendwelchen D-List celebrities die Gemeindehaeuser einweihen oder sowas.

  21. So, Ende der Eiszeit – ab heute beginnt die Hitzewelle. In Kürze sterben die ersten Senioren wie die Fliegen, weil es so heiß ist. Die Getränke in den Supermärkten werden knapp, schnell Leute, fahrt los und kauft den Kofferraum voll!

  22. Ist doch schön wenn man mal wieder ein Thema hat über das man jeden Tag berichten kann xD

    ich meine Winter ist immer hart für Leute die draußen Arbeiten müssen. Vielleicht war dieser Winter einmal wieder etwas härter aber das ändert auch nix an der Situation das die Moderatoren genauso gut im Studio bleiben könnten weil sie ja eh nicht in der Situation wie andere stecken.

  23. Ivor,

    ich verweise gerne noch einmal auf das was ich bereits weiter oben geschrieben habe:

    Wir bekommen hier im Sueden Englands normalerweise ein- bis zwei Mal im Jahr Schnee, vielleicht 5 cm wenn’s hoch kommt. Der ist normalerweise spaetestens am naechsten Tag wieder weg. Ansonsten bedeutet Winter ab und zu mal Nachtfrost und ansonsten tagsueber Temperaturen so um die 5 Grad.

    Bei solchen Normalbedingungen rechnet man nicht damit dass es schneit. Aber das ist wohl fuer einige schwer zu verstehen.

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