Ausverkauf bei der „Hörzu“

Dass die „Leitlinien zur Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit bei Axel Springer“ einzig dem Zweck dienen, Menschen glauben zu machen, bei Axel Springer gälten Leitlinien zur Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit, ist nicht neu. Ihren rein alibihaften Charakter haben wir bei BILDblog schon vor Jahren ausführlich dokumentiert.

Aber der Unterschied zwischen Soll und Ist beeindruckt immer wieder.

In den Leitlinien heißt es:

Anzeigen dürfen durch ihre Gestaltung — insgesamt oder durch beherrschende Komponenten — nicht den Eindruck erwecken, sie seien redaktioneller Bestandteil des Titels. Insbesondere auf eine klare Unterscheidbarkeit der Typografie ist zu achten. Im Zweifelsfall muss die Anzeige klar und in ausreichender Größe entsprechend gekennzeichnet werden.

Und so sieht die Titelseite von Springers Programmzeitschrift „Hörzu“ in dieser Woche aus:

Genau genommen ist das nicht die Titelseite, sondern die Rückseite — die ist aber so geheftet, dass sie aussieht wie eine Titelseite. Die andere, richtige Titelseite sieht so aus:

Und ist es nicht toll, dass die Werbeleute oder Journalisten von „Hörzu“ nicht nur Platz für das Wort „Anzeige“ in der Anzeige gefunden (rechts oben neben dem großen U), sondern tatsächlich auf eine andere Typographie geachtet haben? Schlagzeilen und Teaser, sogar die Zeilen „Deutschlands erstes TV-Magazin“ und „Ihr Premium TV-Programm“ sind in einer anderen Schrift gesetzt als im redaktionellen Original.

Nur der große „Hörzu“-Schriftzug mit Logo, der in der Anzeige prangt und ihr durch die Verwechselbarkeit teure Aufmerksamkeit verschafft, der ist original. Aber, hey, das ist ja nur die Marke.

[eingesandt von Fabian Uebele]

50 Replies to “Ausverkauf bei der „Hörzu“”

  1. Unglaublich aber wahr: als ich das Heft mehrmals in der Hand hatte, da ist mir zwar die Rückseite aufgefallen, aber ich habe das gar nicht als Werbung registriert. Mir ist nicht mal der Name „Krüger“ aufgefallen oder die Tatsache, dass Hape da ne Tasse in der Hand hält. Für mich war das entweder a)ein Fehldruck oder b)ein Sonderdruck wegen der Goldenen Kamera.
    Und wenn jetzt jemand wegen den Charakteren kommt: für mich hat der gute Hape im Laufe seiner Karriere soviele Personen verkörpert, dass ich die gar nicht mehr auseinander halten kann. Für mich waren das einfach zwei weitere Typen in seiner Sammlung, die – im Sinne der Goldenen Kamera – einfach seine Verwandlungsfähigkeit zeigen sollten.

    Tja, zumindest bei mir sind die paar hundertausend oder mehr Euro für die Werbeseite also definitiv eine falsche Investition gewesen.

    Muss mir das jetzt peinlich sein, dass ich das nicht gemerkt habe? Oder bin ich ein Genie, weil ich schon ganz instinktiv jedwede Form von Werbung einfach ignorere bzw. auf dem Weg von Netzhaut zum Hirn einfach lösche?

  2. Am Strichcode erkennt man die Titelseite doch ganz deutlich, oder ?

    Und noch ´ne Frage: Fahren die Vertreter von Krüger durch die Lande und drehen alle Hör Zu Hefte um ?

    Noch eine: Die gedrehte Anzeige, war das Springer oder Krüger ?

  3. @3
    Richtig, auch ich orientiere mich immer am Strichcode – anders weiß ich auch nie, wo das Nutellaglas seine Rückseite hat!

    Richtig, das geschieht nicht und im Zweifelsfalle liegt auch keine der Zeitschriften im Haushalt mit der Rückseite (das ist da, wo kein Strichcode zu sehen ist) nach oben

    Richtig, der Springerverlag kann nichts dagegen sagen, wenn krüger das nunmal so entscheidet – ich stell morgen in Ihrem Garten eine Plakatwand auf „Thomas Zett ist doof und schreibt ebensolche kommentare“, ist doch ok oder?

  4. @5:

    Ich finds immer großartig, wenn hier plötzlich Leute mit total passenden, genialen Ergänzungen reinscheien. Die Kommentare sind doch immer wieder das beste an Blogs ;)

    Ein Foto und seine Geschichte. So hätte man das auch schreiben können ;)

  5. @ Marc
    1. Für mich ist es nur wichtig, wo beim Nutellaglas der Deckel ist.

    2. Ich dachte im Haushalt ist immer nur der jeweilige Tag aufgeschlagen.

    3. Plakatwand ok. Sie müssten aber einen Kran mitbringen. (Dachgarten)

  6. @ Marc (#4): Ich behaupte mal, Herr Zett meinte nicht die verkauften Hefte in den Haushalten, sondern die in den Zeitschriftenläden. Ich sehe schon unauffällige Typen durch die Bahnhofsbuchhandlungen schleichen und stapelweise Hörzus umdrehen, damit die Anzeige auch gesehen wird.

    @ Thomas Zett (#7): Beim Nutellaglas bin ich ganz Ihrer Meinung.

  7. Die Plumpheit solcher Art Werbung verleitet mich regelmäßig dazu absichtlich zum Konkurrenzprodukt zu greifen. Das gilt für das vermeintlich beworbene Erzeugnis wie den Werbeträger gleichermaßen.

    Und überhaupt: wer braucht eigentlich schon Kaffee aus der Tüte?

  8. Die Zeitschrift weckt bei mir sowieso immer schlechte Erinnerungen…. ein Abo Falle scheint mit der Hörzu ein begehrtes Ziel zusein.

  9. naja, die Tatsache, dass der Titel der Zeitschrift auch in der Werbung so groß prangt, wie auf der Titelseite, ist sicher ungewöhnlich, aber soooo schlimm finde ich das jetzt nicht. Immerhin ist sie korrekt als Anzeige gekennzeichnet. Das kann man schon erkennen, wenn man seine fünf Sinne einigermaßen beisammen hat.
    Und was den Effekt angeht, da bin ich ganz bei Gunther in #2. Diese Art Werbung ist dann schon wieder so plump, dass viele sie gar nicht als solche wahrnehmen werden, sondern einfach als eine Art alternativer Titelseite.

    @Ste,#12: es soll auch Singles geben, die richtigen Kaffee trinken, der nicht nur aus Zucker und Geschmacksverstärkern besteht. ^^

  10. @12:
    Ich spreche jetzt nur für mich, aber ich trinke bereits genug Kaffee auf Arbeit das ich auf Pülverchen daheim getrost verzichten kann.
    Zumal man den Cappucino beim Bäcker eh mehr genießen kann: Schmeckt besser, hat richtigen Schaum, man muss nix putzen und mehr Leute um sich als am heimischen Küchentisch.

  11. @gnaddrig (#9)
    Danke, so war´s gemeint.
    Da man mich unter (#3) scheinbar nicht verstanden hat, hier noch mal meine wichtigste Frage:
    Hat dieses „Projekt“ die Hör Zu Anzeigenleitung Krüger verkauft oder Krügers Werbeagentur Springer ?

  12. Seltsam, aber mir ging’s wie #2. Hab mich zwar über die zwei Titelblätter gewundert, aber eher in Richtung „da konnten sie sich wohl nicht entscheiden“ gedacht.
    Meiner Meinung nach aber keine gute Werbeform. Hörzu-Titelseiten kann man immer getrost ignorieren.

  13. @ Raoul
    Hallo, aufwachen….
    Der Werbepsychologe feixt sich gerade eins.
    Ihr habt damit bewiesen, dass ihr euch länger mit einer Anzeige beschäftigt habt, als je zuvor! Mal beim nächsten Supermarktbesuch darauf achten, ob ihr das Produkt in den Regalen sucht, natürlich nur um mal zu gucken.

  14. mich beeindruckt ja die tatsache, das originäre printler sich noch halbwegs in sachen industrielle heftung mit aha-effekt auskennen… bei optionalen dingen wie freiheit oder open source ist es dagegen oft auch nur kalter kaffee.
    lieber stefan, dein faz-kollege schirrmacher fehlte wohl leider nicht nur im blockseminar „basiswissen it“… auch er vergaß die auszeichnung (die einzige welche er damit verdient) ANZEIGE in diesem, sagen wir mal freundlicherweise, artikel:
    http://tinyurl.com/y8hdf5m

  15. @21 Apple ist halt Journalistens Liebling. Da gelten normale Maßstäbe der neutralen Berichterstattung oder Namensnennung nicht. Das war auch hier im Blog schon des öfteren zu beobachten.

  16. Wenn die „Hörzu“ eines Tages ihre Titelseite als Anzeige verkauft – was wir über kurz oder lang bestimmt erleben -, wäre das einen Beitrag wert. Aber so? Auf der Rückseite ist immer Werbung, ist doch egal, wie die aussieht.

  17. @ Marc S
    ..und noch ein Marc !
    Ich denke der Hausherr würde sich wüschen, dass Sie auch lesen und nicht nur Bilder gucken. Kleiner Hinweis, der wichtige Teil kommt nach:
    „In den Leitlinien (Springers) heisst es: ……..

  18. @9: Da muss keiner Hefte umdrehen. Jeder zweite Stapel liegt ganz automatisch falsch herum (bzw. richtig im Sinne des Werbers).

    @23: Es ist zumindest nicht egal, ob die Werbung Kopf steht oder nicht. Der Heftrand kommt immer nach links. Steht die Werbung auf der letzten Seite Kopf, weiß der Zeitschriftenfuzzi nicht sofort, ob er den Stapel richtig ausgelegt hat.

    Interessant wird das erst, wenn auf der Rückseite scheinbar eine andere Zeitschrift erscheint. Wie wär’s mit dem Playboy?

  19. @ dfIas (#26): Aber in den Auslagen und Regalen, z.B. in Tabakläden, liegt das Zeug nicht in Stapeln. Die haben meist zwischen fünf und zehn Exemplare griffbereit im Regal und füllen sie je nach Absatz nach. Die Stapel liegen im dunklen Lager.

  20. @luminanzmuster:
    naja, die gesamte Verlagsbrache ist doch seit ein paar Tagen hin und weg vom iPad. Man hofft halt, dass mit Apps das alte Geschaeftsmodell (Inhalt gegen Abogebuehr oder Einmalzahlung) wieder funktioniert.
    Da koennen einem Frank Schirrmacher, der ja Multitasking und Internet sowieso fuer Teufelszeug haelt, auch schon mal die Pferde durchgehen.

  21. @29

    Stimmt. Nur wenn die von mir sehr gemochte, ich würde sogar sagen verehrte FAZ bei so einem Mist mitmacht regt mich das viel mehr auf als der xte Bild mach Schleichwerbung für Lidl Artikel.

    Anstatt sich über die I pad titel der Bild lustig zu machen wäre der allgemeine Apple-Medien Hype mal was für den Hausherren oder den von ihm gegründeten Watchblog. Oder ist er vielleicht selbst ein voreingenommener Apple-Jünge?

  22. Im FAZ-Artikel scheint neben der fehlenden kritischen Distanz zu Apple auch eine ordentliche Portion Technologiekritik durch (Siehe Kathrin Passig). Gegenüber der Nicht-Apple-Technologie ist von einem „wofür soll das gut sein“ bis zu „es verändert unsere Denk-, Schreib- und Lesetechniken zum Schlechteren“ eigentlich von allem etwas dabei. Insbesondere der Punkt „Schwächere als ich können damit nicht umgehen“ wird in abgewandelter Form, „Schwächere und bequemere, so wie ich, wollen damit nicht umgehen“, stark in den Vordergrund geschoben. Das Erlernen neuer technologischer Möglichkeiten wird als Last empfunden und eine einfache Lösung, auch wenn sie Abhängigkeit bedeutet, als bequeme Antwort.
    Leider merkt Schirrmacher dabei gar nicht, dass er nicht diese „wuchernde neue Technologie“ kritisiert, sondern einfach nur aufhören möchte, weiter dazu zu lernen.

    Dass dieses lebenslange dazu lernen allerdings nicht nur im Bereich der Technologie, sondern in allen Lebensbereichen notwendig ist, zeigt sehr schön auch diese Hörzu-Werbung. Wer diese perfide Art der versteckten Werbung nicht kennt, kann sie auch nicht erkennen und wird bald ebenso steuerbar wie der bequeme Nutzer eines bevormundenden Hardware-Systems.

  23. Man kann auch päpstlicher und medienkritischer sein als der Papst. Dass mit dem Titel irgendwas nicht stimmt, merkt man sofort, wenn man sieht, dass auf beiden Außenseiten der Zeitschrift ein Titelbild ist. Nach näherer Untersuchung kann man feststellen, dass es sich beim einen der beiden Titel um Werbung handelt. Ich finde es als außergewöhnliche Form von Werbung sehr witzig – quasi eine witzige Abweichung der Zeitschrift von sich selbst und von gängigen Formen. Zumal Kerkelings Werbefotos selbst eine Verarschung von Werbung sind. Also gleich zweierlei Formen löblicher Selbstverarschung/Selbstironie und origineller Selbstabweichung.

    Die HÖRZU ist außerdem die nach meinem Wissen beste Fernsehzeitschrift und das einzige Papier-Wurstblatt, dass ich noch im Abonnement lese.

  24. Ich mag falsch liegen, aber hatte Kerkeling diese beiden Charaktere nicht sowieso exklusiv für die Krüger-Werbung entworfen? Kann mich da jemand mit besseren Hape-Kenntnissen aufklären?

  25. @ Stefan Niggemeier
    Können Sie Auskunft geben, ob das Projekt von der HörZu
    Anzeigenleitung oder der Werbeagentur „angeschoben“ wurde ?

  26. Erschreckend, wieviele der Kommentatoren die Problematik solcher Art Werbung nicht sehen wollen oder schlicht nicht nachvollziehen können. Für eine (erfolgreiche) Zukunft von Print (Medium&Journalismus) braucht es leider auch die entsprechende Zielgruppe.

  27. Das gehört für mich in die Kategorie: Mitdenken! Wer wirklich denkt, hierbei handelt es sich um das „normale“ Titelblatt sollte mit Medien vielleicht etwas kritischer umgehen. Wenn solche „Schleichwerbung“ nicht offensichtlich gekennzeichnet ist, erschließt es sich doch spätestens beim Lesen…

  28. Das ist doch genau der Punkt: Die „Hörzu“ bringt ihren Lesern auf diese Weise bei, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass das, worauf sie ihr Logo packt, ein redaktioneller Inhalt ist. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Misstrauens-Effekt im Sinne der „Hörzu“ ist.

  29. @27: In den Zeitschriftläden, die ich kenne (meist in Bahnhöfen), liefen die Zeitschriften sehr wohl in Stapeln. Und übrigens lagen dort die Hefte mit der Werbeseite nach oben.

  30. @43/winni
    Der Programmteil der HörZu ist denen der Billig- und Titten-Programmzeitschriften immer noch meilenweit überlegen. Desweiteren gibt es die Hörfunkprogramme der öffentlich-rechtlichen Kultursender; das ist auch nicht so häufig. Vorher und nachher gibt es zugegebenermassen sparsame Kost und übrigens genau so viel „Marketing“ wie in den oben genannten Zeitschriften (die sich oft genug als Werbemaschinen für die Kinoindustrie gerieren). Wer im Glashaus sitzt sollte also vorsichtig mit Wurfgeschossen hantieren.

    An einem Kiosk erzählte mir die Betreiberin, dass sich ein Kunde fürchterlich über die Ausgabe aufgeregt habe. Er fand nämlich den Preis nicht auf der „Anzeige“-Seite. Dass dort Werbung abgedruckt ist, hatte sie noch gar nicht bemerkt.

  31. @Thomas Zett, Stefan Niggemeier u.a.: Der Witz einer Regelübertretung besteht u.a. darin, dass eine Regel übertreten wird. Ich hätte selbst dann keine Probleme damit, wenn es öfter passiert. Weil sich die Masche dann sowieso rumspricht.

    Im übrigen ist diese Werbeform garnicht so optimal im Sinne der Werbung. Ich habe vor lauter Untersuchung des Doppeltitels und dieser ungewöhnlichen Werbeform lange gebraucht zu merken, dass es sich um irgend einen Krüger und irgendwelches Kaffeezeugs handelt. Die ungewöhnliche Werbeform droht also hier die Werbung selbst zu erschlagen. Die Verklausulierung der Werbung als Zeitschriftentitel läßt für die Werbung selbst zudem recht wenig Platz – z.B. worum es sich überhaupt handelt, wird nur schwach und schwierig deutlich.

  32. @ Meeresbiologe
    ….. lange gebraucht zu merken,….
    Länger als mit anderen Anzeigen ?
    Ich würde sagen: Treffer, versenkt.

  33. Lange gebraucht habe ich wegen der ungewöhnlichen Form, den INHALT der Werbung zu bemerken. Dass es sich um Werbung handelte, habe ich wg. der ungewöhnlichen Form viel früher bemerkt. Soll heißen, der Werbeinhalt, die beworbene Marke geht in der ungewöhnlichen Form und bei ihrer Untersuchung ziemlich unter, da sie keine großen Möglichkeiten zur deutlichen, umfassenden Darstellung des Produkts bietet.

  34. Ich finde es nicht verwerflich wenn in dieser Form geworben wird.
    In den Verkaufsregalen wird das Ding doch wohl richtig eingesteckt sein.

    Find es eine gute Idee von der Werbefirma… ;-)

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