Das merkwürdige an vielen Fernsehsendungen heute ist, dass sie sich nicht von ihrer eigenen Parodie unterscheiden lassen. Schalten Sie mal kommende Woche um kurz vor drei RTL ein und schauen sich unbefangen den Vorspann zu „Natascha Zuraw“ an. Diese Moderatorin, die sich da in eine Pose stellt, die vermutlich nachdenklich aussehen soll, aber wirkt, als habe ihr jemand gerade zugerufen: „Ich sag’s zum letzten Mal, Natascha, Hand unters Kinn, Natascha, UNTERS KINN, daskanndochnichtsoschwersein“ – ist das eine richtige Moderatorin oder eine Figur von Anke Engelke? Dieses Arrangement, wie sie erst den Kopf wirft, um die Haare fliegen zu lassen, dann angestrengt kritisch nach unten in die Kamera guckt und schließlich ungelenk in ihren Karten blättert – ist das der Vorspann für eine richtige Talkshow oder die satirische Variante von „Switch“? Jede Wette: Wenn Sie nicht wissen, dass das ernst gemeint ist – Sie kommen nicht drauf.
Ein anderes lustiges Spiel, das man mit „Natascha Zuraw“ machen kann, geht so: Machen Sie die Augen zu und versuchen Sie zu erraten, wer von den Leuten, die Sie da hören, wie sie sich in ihren halbgaren Gedanken und Sätzen verheddern, die Moderatorin ist. Ja, das ist nicht leicht.
Alternativ kann man mit Freunden auch eine Wettparty machen und am Anfang jeder Gesprächsrunde vorhersagen: Wer wird die besseren Argumente haben? Die 17-jährige, die sagt, sie haut jedem, der ihr blöd kommt, in die Fresse? Oder die Moderatorin der Sendung? (Kleiner Tipp: Nie auf die Moderatorin setzen. Auf die Frage, ob es nicht klüger sei, mit Worten zu reagieren, erwidert die Schlägerin überzeugend: Die Zeit, in der sie redete, würde ihr Gegenüber nutzen, um ihr gleich mal eine zu schallern. Immerhin fügt sie später hinzu, dass sie das Zuschlagen meist hinterher bereut, was Frau Zuraw mit größter Erleichterung zur Kenntnis nimmt: Dann könne sie beruhigt schlafen.)
Am Freitag war Werner, 62, zu Gast. Anmoderiert wird er mit den Worten: „Röstfrisch müssen die Mädels sein. Werner sagt: Je jünger, desto besser.“ Der alte Mann erklärt seine sexuelle Vorliebe damit, dass die Haut da noch „schön frisch und stramm“ sei, und Apfelsinen seien ja auch besser frisch aus dem Supermarkt als nach einer Woche rumliegen lassen. So ein junges Mädchen sei „williger“ und „macht, was man sagt“. „Das reizt mich einfach, das Junge dabei“, sagt Werner. „Das kann ich verstehen“, sagt Natascha. „So’n junges Schmusedeckchen, das ist doch was“, sagt Werner. „Das lass ich mal so im Raum stehen“, sagt Natascha.
Wenn das keine Parodie ist, lässt es sich jedenfalls nicht parodieren.
(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Die Sendungen von „Natascha Zuraw“ sind kostenlos bei RTLnow verfügbar.
Stellt sich noch die Frage, ob man es sich anschaut um mitreden zu können. Irgendwie denke ich, besser nicht…
was du da immer aushalten musst mit deiner fernseherei…
.~.
Ich kenne nur den Werbetrailer, der vor der ersten Sendung immer wieder ausgestrahlt wurde – ob das wohl auch der Vorspann ist? Habe mich köstlich über den sehr unvorteilhaft angelegten Gürtel der Dame amüsiert – und über die flatternden Haare aus der Drehbewegung heraus. Zum Glück habe ich einen Job und kann mir so eine Sendung nicht ansehen…
@Mickey: Ja, das scheint auch der Vorspann zu sein. Selber hier angucken: http://rtl-now.rtl.de/zuraw.php
Ich glaube ich werde aus Rücksichnahme auf meine geistige Unversehrtheit auf das Aufrufen des Links verzichten müssen.
Was du geschrieben hast, klingt schon grausig genug ;)
Frau Zuraw kann wahrscheinlich nichts für das Konzept und die Vermarktung der Sendung, aber damit tut ihr Sender ihr auch keinen Gefallen. Der Sendungsuntertitel auf dem Riesenbanner bei RTL Now ist schon großartig: „Die konfrontative Talk-Show… multithematisch, kontrovers und konfrontativ“.
Anscheinend so konfrontativ angelegt dass man gleich zweimal betonen muss konfrontativ zu sein (spätestens seit Jerry Springer ein gängiges Talkshowformat). Und betont aus einer „Arena“ statt einem Studio zu senden. Wäre schade bei diesem tollen Konzept jeden Tag das gleiche Thema zu behandeln, deswegen „multithematisch“.
Was die Moderatorin angeht stellt sich nur die Frage: Castingshows sind doch sonst momentan so modern, welche Auswahl hat denn Frau Zuraw gewonnen um dieses innovative Format präsentieren zu dürfen?
Obwohl, sie erinnert optisch ein wenig an die junge Barbara Eligmann, kann also noch eine große Karriere werden. Nachmittägliche Talkshows verlangen vom Moderator ja eine ganz eigene Qualifikation die sich dem tagsüber werktätigen Publikum nur schwer erschließt. Was hat man nur alles verpasst bevor es „Video on Demand“ gab?
Vermutlich lassen sich ernstgemeinte Fernsehsendungen und Parodien rein aus wirtschaftlichen Gründen nicht unterscheiden: Es ist einfach zu teuer, zwei Sendungen (Parodie und Original) aufzuzeichnen. Stattdessen wird nur eine Sendung aufgezeichnet und die Erkennungszeichen des jeweils gewünschten Formats später hineinretuschiert.
Obwohl… Für eine Parodie ist es einfach nicht lustig genug.
Ich weiß aber, wie ich das parodieren würde: Ein paar Leute, die sich als Wissenschaflter ausgeben, in ein Fernsehstudio setzen und sehr wissenschaftsmäßig darüber unterhalten lassen, ob der Mond aus Käse ist oder nicht. „Herr Kollege, der Mond kann nicht aus Käse sein, aufgrund des xy-Effekts muß er aus Butter bestehen.“
Daily Talks kann man einfach nicht parodieren, das hat schon TV Kaiser gezeigt. Völlig unlustig!
Frau Zurav kommt ja vom RTL-Shop, insofern ein Aufstieg. Darunter gibt es ja auch nur noch den Call-in-„Moderator“.
in live ist das noch besser als hier zu lesen. das ist realsatire at its best!
„die sehen besser aus da hat die schwerkraft noch nichts so mitgespielt“ nein das war nicht der opa sondern die moderatorin x.x
Also, ich glaube das ist die erste Talkshow in der sogar die Studio-„Zuschauer“ vorher einen Text auswendig lernen müssen. Woher kennt die Moderatorin die Namen aller Zuschauer?
Und der Vorspann… noch nie so etwas schlechtes gesehen
Die Moderatorin hat ein paar Kilo zu viel und kleidet sich so, dass das auch jede sieht: Das allein ist Qualifikation genug, um bei RTL auf die Zielgruppe losgelassen zu werden. Im Bewusstsein, dass die Menschen in der „Arena“ fast jeder/jedem unterlegen sind, dass sich Aufzeichung für Aufzeichnung auch ein vergleichbar debiles Studiopublikum rekrutieren lässt und dass selbst die Moderatorin einem in keiner Beziehung (auf jeden Fall nicht deutlich) überlegen ist, lässt sich die Zeit bis zur zielgruppengerechten Lebenshilfe durch Saalfrank/Zwegat doch bestens überbrücken!
Während Du Dich mit Trash-TV quälst, habe ich mir etwas qualitätsmediales(*) angehört. „This American Life“ über Jerry Springer, den König der Trash Talker. Vorsicht: Überraschungen.
http://www.thisamericanlife.org/Radio_Episode.aspx?sched=1013
stimmt leider alles was du schreibst!
… ob switch reloaded schon angefragt hat. Könnten die ungeschnitten in die Sendung übernehmen.
[…] Natascha Zuraw Das merkwürdige an vielen Fernsehsendungen heute ist, dass sie sich nicht von ihrer eigenen Parodie unterscheiden lassen. […]
Langweiligerweise muss ich Stefan erstmal zustimmen – das geht alles gar nicht. Eine sauber durchorchestrierte Gesamtkatastrophe. Der Versuch, gleich fünf Themen in eine Sendung zu quetschen, garantiert eine Oberflächlichkeit, für die sich sogar „Vera am Mittag“ bis zum Abend geschämt hätte. Die Zuraw ist komplett fehlbesetzt, weil sie keinerlei Autorität besitzt, die Sendung zu leiten, geschweige denn zu moderieren (Gott bewahre!). Und die Themen sind wirklich unterste Talkshow-Schublade.
Was ich besonders lustig finde, ist die Begeisterung des Senders für die 360 Grad-Arena. Als ob Studiobau und Kameraführung irgendeinen Einfluss auf Moderatorin, Zuschauer, Gäste oder Themen hätten. Bei „A.T.“ passte das noch ins Konzept, hier ist es nur albernes technisches Getue.
Ich hab’s gewagt, mir das mal (im Web) anzugucken. Und hätte mich vor Lachen fast verschluckt: da ist doch tatsächlich ein Button links drunter, auf dem «Qualität» steht. Und der lügt nicht mal: wenn man da drauf drückt und das dann aufgehende Menü mit «Ok» wieder schließt, bleiben sekundenlang Bild und Ton weg.
Und wie soll ich mir das jetzt bitte »unbefangen« ansehen, wenn ich diesen Artikel gelesen habe?
Ich habe heute nachmittag, nachdem ich diesen Artikel hier las, mal kurz gegen 15 Uhr eingeschaltet.
Die Themen sind vor allem sehr belanglos.
Hundehass, physisch ungleiches Paar usw. – alles in Form eines – sagen wir mal – „Frontal“-Talks.
So sieht also das Forum des 21. Jahrhunderts für den Durchschnittsbürger aus. Super.
Ab und an darf dann ein Gast, namentlich aufgerufen, seine Weltformel wie „Hunde sind doch auch nützlich“ und andere Gewöhnlichkeiten veröffentlichen.
Derart Talkshows sollen offenkundig nicht lehren sondern nur Menschen in ihren Vorstellungen bestärken. Ein wirklicher Dialog findet gar nicht statt.
Es ist die Talkshow, in der am wenigsten geredet wird.
Natascha Zurow: Erzähl mir, als du Karsten damals kennengelernt hast, wie war eure – was habt ihr, also wie war eure Zeit?
Gast Nadine: Wir haben nicht viel Zeit gehabt, weil ich dann kurz darauf erfahren hab, dass ich eben nach Deutschland zurückmuss. Und die Zeit, die wir dann hatten, die haben wir auch sehr intensiv genutzt gehabt, auch ähm … also, jetzt nicht – also, wir sind …
Zurow: Also nicht …?
Nadine: Neeein, das nicht.
Zurow: Nur … Nur so bis hierhin? (Zeigt auf ihren Hals.)
Nadine: Ja, genau, bis dahin!
Böse!
Ich hab mir das Intro nicht SO schlimm vorgestellt.
Hahahahahahaahahahahahahaha[…]hahahaha
Ich kann nicht mehr, ich schaue diese Sendung gerade und kann vor Lachen kaum zuhören.
Sämtliche Unterhaltungen klingen wie nach Drehbuch vorgetragen und sowohl die Gesprächsthemen, als auch die Gäste sind einfach zum totlachen.
Es geht wirklich weit über ein gesundes Maß von Fremdschämen hinaus; ein Ausbruch von hysterischem Lachen wird wohl kaum einem zurechnungsfähigen Zuschauer erspart bleiben.
Ich hab mir das gerade auch angeschaut. Unglaublich schlecht aufgeyogen. Frau Zuraw wirkt hoffnungslos verloren und nimmt eine recht befremdlich konservative Position ein. Alles was ueber ihren so loeblichen Horizont geht, wird als No-Go kommentiert und so vom Publikum mit Beifall belohnt. Ueberhaupt ist es bemerkenswert, wie sich das Publikum die Gelegenheit zu Nutze macht, um ueber die Kandidaten herzuziehen oder in aller Verlogenheit einen moeglichst korrekten Standpunkt zu vertreten. Wahnsinnig schlecht. Gaebe es zumindest spannende Dialoge. Aber schematisch laeuft es ja immer gleich ab.
Unfaehige Moderatorin: Beliebige Frage
Kandidat: Beliebige Antwort
Unfaehige Moderatorin: „Kontroverse Frage“
Publikum klatscht Beifall
Publikum darf nochmal nachtreten
Back to Step One, begleitet von ganz viel Klatschen…
Ohjeee..
Mag ihr denn niemand erklären, dass das kleine schwarze Ding, das man ihr an den Kragen getackert hat, ein Mikro ist und sie deshalb nicht das große Schwarze Ding zum Sprechen an den Mund halten muss?
ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass der vorspann von den selben leuten gemacht wurde wie auch der von der „super-nanny“. insgesamt erstaunliche übereinstimmungen in sachen aufbau, posen und co. nur dass es bei der saalfrank nicht ganz so daneben rüberkommt. :)
[…] Online) “Langweilige Sendung, langweilige Gäste, langweiliges Publikum” (MoehBlog) “Natascha Zuraw” (Stefan […]
Ganz so hoffnungslos scheint die dt. Medienwelt doch nicht zu sein, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es sich bei dem Ersatz wirklich um eine Doku handelt.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,556410,00.html
Ich war letzte Woche per Zufall Zuschauer bei der Sendung, wohl weil da keiner will, war jedenfalls kostenlos. Ämusant ist die Show, aber zu 95% unfreiwillig. Anmoderationen wurden vier- bis fünfmal wiederholt, weil Frau Zuraw und/oder die Regie keinen Plan hatte. Gäste mussten dreimal die Treppe runter, weil ständig Fehler gemacht wurden usw. Sehr professionell… Zumindest sind die Zuschauerfragen echt, auch wenn Frau Zuraw z.T. beharrlich Leute ignoriert, die sich zu Wort melden.
Ich wollte frueher auch immer Talkshowmoderatorin werden. Bin jetzt aber doch Elektrikerin. Das ist irgendwie spannender.