Apropos Korrekturen

Die hier aus dem britischen „Guardian“ ist besonders schön:

We said that, in the American TV drama 24, Jack Bauer, the counter-terrorism agent, resorted to electrocution to extract information. You cannot extract information from someone who has been electrocuted because they are dead (Questioning, the Jack Bauer way, page 1, April 19).

(Und der Guardian hat sie sowohl in der Zeitung und online veröffentlicht, als auch vor den ursprünglichen Online-Artikel gestellt. Einfach so.)

[via Regret The Error natürlich]

20 Replies to “Apropos Korrekturen”

  1. Naja… unkritisch für die Zeitung. Und zwischen den Zeilen gelesen, sogar selbstironisch. Insofern haben die das sicher gern gemacht.

    Wie sieht es aber bei drastischeren Fehlern/Verfehlungen aus? Würden die das dann auch „einfach so“ machen?

  2. Englische Medien (zumindest manche) sind eben nicht nur desshalb international so beliebt, weil so viele Leute englisch kønnen…

  3. Wahrscheinlich wurde der Guardian zu dieser Richtigstellung verpflichtet, da derjenige, dem man per electrocution an die Informationen wollte, seine Persönlichkeitsrechte verletzt sah. Ist ja auch eine Unverschämtheit, so eine Behauptung.

  4. Der Guardian hat eh ein sehr entspanntes Verhältnis zum Thema Korrekturen. Ich weiß von englischen Freunden, dass die Korrekturspalte eine richtiggehende Fangemeinde hat, was auch an deren selbstironischen und humorvollen Schreibstil liegt. Und der Guardian schämt sich nicht dafür, sondern pflegt das sogar, zum Beispiel durch zwei oder drei „Best-Of-„Sammelbände. Von einer deutschen Zeitung hab ich das noch nicht gesehen.

  5. @4: Selbst wenn man mal völlig außer Acht lässt, daß es um eine TV-Serie geht, stellt sich die Frage wie eine tote Person eine Rechtsverletzung selbst rügen will. Für den Fall, daß Du nur einen Witz machen wolltest: Derart unlogische Witze sind peinlich.

  6. […] Stefan amüsiert sich über die Korrektur, mir hingegen ist der Inhalt dieses Guardian-Artikels über den Einfluss der Serie 24 mehr aufgestoßen: Sands writes: “She believed the series contributed to an environment in which those at Guantánamo were encouraged to see themselves as being on the frontline – and to go further than they otherwise might.” […]

  7. @svengali:

    Von einer deutschen Zeitung hab ich das [Korrekturspalten-Sammelbände] noch nicht gesehen.

    Die wären ja auch sehr dünn.

  8. vielleicht hat das ganze ja auch etwas mit einem souveränen selbstverständnis zu tun. am kleinlichsten klingt in meinen ohren immer noch der, der „erbsenzähler!“ schreit. sich transparenz und wunsch nach echter diskussion mit der leserschaft auf die fahnen zu schreiben, kann sich jede mittelmäßige marketingabteilung ausdenken – die edv bastelt da auch gerne das maschinchen für.

    sich den witz an solch peinlichen fehlern am angemessenen platz süffisant selbst aufs brot zu schmieren, das ist wahre größe und ein gewinn für jede selbstsichere redaktion.

    und sogar lustig.

    .~.

  9. Der Guardian hat eh ein sehr entspanntes Verhältnis zum Thema Korrekturen. Ich weiß von englischen Freunden, dass die Korrekturspalte eine richtiggehende Fangemeinde hat, was auch an deren selbstironischen und humorvollen Schreibstil liegt.

    Davon zeugt auch die Bezeichnung „Grauniad“ für den Guardian, der auf einen (damaligen?) Hang zu eigenwilliger Orthographie anspielt.

  10. @“Acht Achtel“: Weil Sie’s zählen können, wie Sie wollen. Pilot + 10 Folgen = elf Folgen = zwölf Folgen (weil die Pilotfolge eine Doppelfolge ist). Aber ich änder’s gern für Sie. Welche Variante ist Ihnen am liebsten?

  11. Die Engländer sind generell offener mit Korrekturen eigener Fehler. Vor allem einige der seriösen Zeitungen, aber auch die Fernsehsender.

    Hatte kürzlich über einen Fall gelesen bei der sich ein Aktivist der amerikanischen Gruppe Yes Men als Repräsentant der Firma Dow Chemical ausgegeben hatte und auf der BBC morgens um 9 zum 20. Jahrestags des Chemiedesasters von Bophal ein Interview gab in dem er ankündigte Dow Chemical übernehme jetzt endlich die volle Verantwortung und leiste umfangreiche Reparationen. Während des Interviews wurde das bei der BBC zur „Breaking News“ erklärt und sofort von Reuters & Co. verbreitet. Die Story war den ganzen Tag auch Topmeldung auf Google News. Der Börsenkurs von Dow tankte um ca. 2 Milliarden, und sie mussten eine sehr unangenehme Pressemitteilung rausgeben dass man keine weiteren Zahlungen leiste ;-)
    Das war der BBC natürlich peinlich, aber statt es nur „heimlich“ über die Newsticker zu korrigieren und aus dem Archiv zu nehmen haben sie das nicht nur On Air richtiggestellt sondern den Aktivisten sogar nochmal am gleichen Tag eingeladen um seine Sicht der Dinge jetzt in einem ehrlichen Interview zu bringen.

    Originalinterview: http://www.youtube.com/watch?v=LiWlvBro9eI

    Korrektur: http://www.youtube.com/watch?v=0lScyQYUHLA&feature=related

  12. @Nordtroll: naja, also einen solchen Fall finde ich als Beleg nun eher abwegig – wenn ein eigener Fehler wirtschaftliche Konsequenzen für den Betroffenen hat (und ein Rückgang des Börsenwertes um 2 Mrd. US-Dollar IST wirtschaftlich relevant… wobei ich vermute, in % isses nicht sooo dramatisch), hätte auch ein deutsches Medium ganz sicher schleunigst eine Korrektur gesendet, schon um keine Schadenersatzklage an die Backe zu kriegen….

  13. P.S.: Und was den Aktivisten angeht – ich weiß jetzt nicht, ob man dem nach einem solchen dreisten Betrug (?) oder jedenfalls Täuschungsversuch, den ich für mehr als einen „kleinen Scherz“ halte, wirklich nochmal eine zusätzliche Plattform bieten sollte. Das verleitet höchstens zum Nachahmen, und ob das in dieser Form wirklich wünschenswert ist….?

  14. Der hier ist auch gut:

    CORRECTION: This submission misstates that one Dalai Lama admitted to having sex with hundreds of men and women while knowing that he had AIDS. Additionally, the submission misstates that many monks participated in the dismemberment of female bodies. In fact, there is no factual evidence to substantiate either of these claims. Spectator regrets the error.

    http://www.concurringopinions.com/archives/2008/04/oops.html

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