sueddeutsche.de hat dem fehlerhaften Artikel, um den es hier und hier, aber auch hier und hier ging, nun folgende Erklärung hinzugefügt:
21.04.2008
Liebe Leser! Da im Netz offenbar Verwirrung entstanden ist darüber, ob eine vom Autor vorgenommene Korrektur als Berichtigung unmittelbar am Text selber vorgenommen werden soll, ob sie als berichtigende Klarstellung unter dem Ursprungstext ergänzt werden soll oder ob sie als Kommentar unter den fehlerhaften Original-Text gestellt werden soll, schlagen wir jetzt folgende redundante Lösung vor, um keinerlei Irrtum mehr aufkommen zu lassen: Wir möchten einen fehlerhaften Text immer noch nicht spurlos nachträglich korrigieren, da man damit alle Kommentare, die auf den Fehler hinweisen, denunziert. Denn die würden ja dann auf einen Fehler hinweisen, der im Text nicht mehr vorkommt. Wir haben bislang die Lösung eines Autor-Kommentars unter dem fehlerhaften Text favorisiert, müssen aber feststellen, dass diese Lösung offenbar nicht von allen Lesern erkannt und anerkannt wird. Darum hängen wir dieselbe Korrektur des Autors, die er am 26.03. 2008 als Kommentar unter seinen eigenen Text verfasst hat, jetzt zusätzlich unter den fehlerhaften Originaltext. Dass er er so fehlerhaft in der Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung erschienen ist, können wir auf diese Weise natürlich immer noch nicht ändern. (Die Red.)26.03.2008 12:13:51
Niklas Hofmann: Korrektur
Liebe Leser,
in meinem Artikel steht ein Satz, der in dieser Form leider sachlich nicht richtig ist. Über Fabian Mohrs Blog müsste es im vorletzten Absatz korrekt heißen: „Der Blogger Fabian Mohr erinnerte seine Leser Ende vergangenen Monats ausdrücklich daran, dass er nur Kommentatoren zulässt, die ihren vollen Namen angeben oder zumindest auf eine persönliche Website verlinken.“
Ich bitte den Fehler zu entschuldigen.
Niklas Hofmann
Jetzt wird ja schon wieder dem Fehler die Schuld zugeschoben ;-)
Ich spende 10 Cent für ein HTML Buch, wo der HTML-Befehl zum Durchstreichen von Text erklärt wird.
„Wir möchten einen fehlerhaften Text immer noch nicht spurlos nachträglich korrigieren, da man damit alle Kommentare, die auf den Fehler hinweisen, denunziert.“
denunzieren: jmdn. [aus persönlichen, niedrigen Beweggründen] anzeigen (DUDEN Fremdwörter, 2001)
Hmm. Braucht jetzt die SZ ein (neues) Wörterbuch, oder brauche ich eins? Oder klingt „denunzieren“ einfach so schön bäh, daß man es hier unbedingt benutzen wollte? Der Sinn des obigen Arguments ist mir jedenfalls nicht mal ansatzweise klar.
Hätten sie doch nur geschwiegen. Dann wäre diese Selbstherrlichkeit nicht so offensichtlich geworden.
Ja nun. Aber immerhin.
Na ja, das Wort denunzieren passt nicht, aber es stimmt doch, was sie an der Stelle zu sagen versuchen. Die Kommentatoren, die auf einen Fehler hinweisen, der gar nicht (mehr) da ist, würden wie Deppen aussehen, wenn man nicht erkennen kann, dass der Text nachbearbeitet wurde. Das würde auch an Fälschung grenzen, wenn noch das alte Datum drüber stünde. Aber auch, wenn man das Datum änderte.
Dass eine korrigierende Bemerkung im 17. Kommentar so ziemlich die schlechteste Lösung für dieses Problem ist, steht auf einem anderen Blatt.
Endlich machen sie’s wie jeder richtige Blogger :)
@#3:Der Duden definiert nicht die deutsche Sprache, er versucht sie und ihre Veränderung zu erfassen. Die Beschreibung der Verwendung von „denunzieren“ im Duden von 2001 muss dem heutigen Sprachgebrauch nicht entsprechen. Der Satz als Ganzes ist verständlich, darauf kommt es an.
Ich denke, im Internet haben sich die allermeisten Kommentar-Leser schon daran gewöhnt, dass Fehler, die in den Kommentaren angeprangert wurden, mitunter schon korrigiert wurden. Passiert hier doch auch immer wieder mal. So what?
Ich weiß nicht, warum es für die Süddeutsche scheinbar so schwer und ungewöhnlich ist, so zu handeln wie tausende anderer Blogs und News-Seiten auch: kleine Grammatik- und Rechtschreibfehler werden stillschweigend korrigiert, inhaltliche Korrekturen werden am Ende des Artikels angehängt – wenn’s wichtig war, auch als Link auf einen Korrektur-Artikel.
Für mich klingt das Statement irgendwie ähnlich sinnvoll und nötig wie „Überschriften in normaler Schriftgröße scheinen manchen Lesern nicht deutlich genug vom Text abgesetzt gewesen zu sein. Deshalb machen wir sie jetzt 4 Punkt größer und fett.“
„Dass er er so fehlerhaft in der Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung erschienen ist, können wir auf diese Weise natürlich immer noch nicht ändern.“
Guter Hinweis, dann muss ich die Sueddeutsche nicht durchschauen, ob sich der Text da jetzt verändert hat.
@6 Sebastian:
Deswegen ist es eigentlich weit verbreitet üblich, also bewährte Praxis, dass man Veränderungen, Korrekturen oder Neuentwicklungen direkt unter den Ur-Artikel mittels eines „Update (datum, uhrzeit): blah text“ o.s.ä. anhängt. Das erhält den Informationswert des Artikels aufrecht und „denunziert“ (blödsinniger Begriff in diesem Zusammenhang) auch keine Kommentare. Speziell dieses Rad brauchen sie eigentlich nicht neu erfinden…
Was seid Ihr bissig.
Die Lösung jetzt ist doch die Optimale. Jeder Mensch weiß, daß sich im Printmedium nichts geändert hat, aber es gibt eine Art Kommunikationsgruppe, wo Selbstverständlichkeiten erwähnt werden müssen – sonst fühlen sich die Beteiligten unsicher. Das ist keine Ironie. Am deutlichsten habe ich das an meiner Großtante erlebt, aber da ich selbst auch dazugehöre – ist das mit meiner Großtante immer noch keine Ironie. Ich habe gerne gelesen, daß der SZ bewußt war, daß sie leider mit ihrer InternetLösung keine Lösung fürs Printmedium gefunden hatten. Ich habe gerne gelesen, daß sie darüber nachgedacht hatten (was sie natürlich nicht haben – es ist nur ein Zugeständnis an eine gewisse Kommunkationsgruppe). Wäre ihnen ein Dementi im Printbereich auch wichtig (und damit, trotz Kosten, also auch möglich) gewesen, hätten sie an dieser Stelle erwähnt, wie sie das gemacht gehabt hätten. War ihnen aber nicht so wichtig. Irgendwie auch verständlich – die Ausgaben sind alle im Kamin oder im Altpapier.
PS: Kein Inhalt, nur zum Abonnieren des Kommentars – wunderbares Feature.
@Mirko: Genau das denke ich auch: Fehler im Text korrigieren und entweder einer Fußnote „Korrigiert“ versehen, oder zusätzlich noch einen Kommentar „Danke, Sie haben recht, ist korrigiert“ absetzen.
(Bei sueddeutsche.de scheint man ja wirklich sehr optimistisch zu sein, wie viele Leute die Kommentare unter den Artikeln lesen.)
Die wollen nichts neu erfinden. Die wollen aus der Sache irgendwie unbeschadet heraus, ohne das Gesicht zu verlieren. Im Prinzip gibts ja an den Fakten nichts zu deuten. Man könnte diese Haltung kleinlich nennen, aber immerhin haben sie reagiert.
In jedem Medium werden Fehler gemacht. Leider werden aber die wenigsten Fehler trotz Hinweisen korrigiert.
Selbst (oder vieleicht gerade?) in der Zeitschrift „Der Spiegel“ fallen einem immer wieder sachliche Fehler auf.
In der Ausgabe Nr. 14 lautete es im letzten Satz in einem Artikel über das Verhältnis Pabst zu Muslime, es gäbe mehr Muslime als Christen. Dies ist falsch, gemeint war wohl, dass es mehr Muslime als Katholiken gibt. Korrigiert wurde das in der aktuellen Ausgabe nicht.
Sicherlich nur eine Kleinigkeit, aber auch Kleinigkeiten verdienen richtig wiedergegeben zu werden.
Ich bin ehrlich gesagt positiv ueberrascht, dass man sich bei der SZ ueberhaupt etwas bewegt.
Als melancholischer Optimist sage: Well done. Stefan. Sie beginnen zu begreifen, was sie sich da angetan haben – mit nach unten offenen Kommentarspalten und so.
Wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zum Schliessen der Kommentare? ;-)
Wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt einen anderen Zeitpunkt zu bestimmen?
ich wäre für morgen, so gegen 13:49 uhr, ist eine super zeit.
Alle Macht den Kommentaren.
‚da im netz offenbar verwirrung entstanden ist ‚
auch wenn sie es nicht explizit schreiben, aus der formulierung offenbart sich eine grundhaltung, die mir exemplarisch für die probleme der sz mit ihren internetaktivitäten zu sein scheint: ‚die im netz‘ und ‚wir bei der sz‘, oder ‚die sz, unsere leser und die draussen im netz‘. sie haben es irgendwie noch nicht so richtig begriffen, dass sie ein teil des ’netzes‘ sind, und je professioneller und engagierter ihr auftreten dort ist, umso glücklicher wird die zukunft der sz werden :)
Herrlich, hier an den Kommentaren wird doch deutlich, was die Stefan-Niggemeier-Kritiker im anderen Beitrag prophezeit haben. sueddeutsche.de kann in diesem Falle nur das Falsche tun. Bereits #4 hätte sich gewünscht, „dass sie doch nur geschwiegen hätten“. Ich glaub, ich fall vom Stuhl.
@Jochen: Du meinst nicht, dass sueddeutsche.de den Fehler einfach hätte korrigieren und einen kurzen Hinweis auf die Korrektur dazuschreiben können, wie es Spiegel Online, stern.de und ungefähr jedes amerikanische Online-Medium kann?
@Stefan: Doch, natürlich wäre das eine gute Lösung. Aber sueddeutsche.de kann zugleich auch selbst bestimmen, was sie für richtig halten. Das haben sie getan und sich dazu nun geäußert. Und -natürlich- werden sie dafür hier umgehend zerrissen. Dabei haben sie doch gemacht, was gewünscht war: Ein Statement abgegeben. Wenn dieses aber inhaltlich nicht der hiesigen Linie entspricht, ist es natürlich „von oben herab“..oder es offenbart eine „exemplarische Grundhaltung..usw“… Leute, Ihr wolltet, dass sueddeutsche.de reagiert. Nun haben sie reagiert. Also akzeptiert, was sie sagen. Die dürfen auf ihrem Webspace mit Fehlern umgehen, wie sie es für richtig halten.
@Jochen (#22)
Aber #4 hat doch Recht. Diese Erklärung fällt ja wohl doch etwas aus dem Rahmen. ‚Da im Netz offenbar Verwirrung entstanden ist…‘ Was für ein Gesülze – und das geschieht im Namen der Redaktion?
Danke, SZ, für die Korrektur. Das nächste Mal bitte ohne Erklärung.
Genau das meinte ich. Über 100 Kommentare, dass sich die SZ äußern soll. Was tut die SZ? Sie äußert sich.
Leider nicht im Sinne der hier Anwesenden…Prost..auf die nächsten 100 Kommentare, in denen wir streiten können, wieso Online-Medien nicht schweigen dürfen, aber ihre Taktik zugleich auch nicht veröffentlichen sollten, falls sie nicht dem entspricht, was hier bei Stefan Niggemeier gewünscht wird…
(P.S.: Ich werde weder von sueddeutsche.de bezahlt, noch bin ich ein besonders begeisterter sueddeutsche.de-Leser o.ä.)
Sensationeller Erfolg.
Ist doch an sich eine feine Lösung: Der Autor im Dialog mit seinem eigenen Text. Ein hervorgehobener Korrekturkommentar ist doch die Richtigstellung 2.0 und beugt Verwirrung vor, wenn Online- und Printausgabe verglichen werden sollen. In anderen Szenarien wäre dort dann auch noch Platz für einen kurzen Hinweis auf den Ursprung des Fehlers.
Sicherlich wäre es schöner, wenn die SZ sich dazu eher durchgerungen hätte; sollte sich das für die Zukunft etablieren, stellt es aber doch eine vollwertige Alternative zur unkommentierten Textänderung dar.
Ne, is klar
Na also, es geht doch. Und für die Korrektur im Print bliebe immer noch die Gegendarstellung. Aber die fordert der Betroffene ja nicht ein. Hätte er das getan, wäre auch im Netz der Fehler schneller korrigiert worden, wetten?
Gegendartstellung braucht es nicht. Eine kleine Korrektur-Spalte in der Print-Ausgabe wäre aber eine Möglichkeit. (keine Klage, SZ sammelt Good-Will-Punkte,…)
Das täte so einigen Zeitungen gut. Selbst meine piefige Lokalzeitung schafft es unter „richtig & falsch“ ab und an ein paar Fehler auszuräumen.
Ich fall auch vom Stuhl – also wegen der Kommentare.
Und das, @9, halte ich ja für das größte Gerücht überhaupt: Zitat „so zu handeln wie tausende anderer Blogs und News-Seiten auch: kleine Grammatik- und Rechtschreibfehler werden stillschweigend korrigiert,…“
Ich denke auch, dass die jetzige Lösung in Ordnung ist. Der eigentlich Text bleibt gleich zum Print, aber der Fehler ist noch halbwegs nahe korrigiert. Damit kann man doch leben.
@Stefan 23:
Na im Prinzip doch recht löblich eben auch kurz zu erklären, was man da eigentlich macht, und warum man jetzt doch.. und so weiter.
Einzig dass man andeutungsweise dem Leser die Schuld zuschiebt ist etwas, nunja.
@nona (11): Genau.
Apropos von Blogs lernen: In diesem Artikel verlinkt der Spiegel die SZ, auf die er sich bezieht, und nicht in einer abgesetzten Box, sondern so richtig im Text. Habe ich zum ersten Mal gesehen, so etwas.
Der Gerechtigkeit ist Genüge getan!
Nun kümmern wir uns um Tibet!
Gut, dass auch diese Ausgeburt an Bloggerbürokratie in der riesengroßen Müllhalde Internet untergehen wird.
Wen wollt Ihr denn noch alles erziehen, wie man sich im Internet(blog) verhalten muss?
@jochen #24
Sicher darf die SZ mit dem Medium umgehen wie sie will. Es darf aber auch jeder seine Meinung zu diesem „Wie“ haben und diese auch äußern.
der vollständigkeit halber:
@2: das wäre der html-tag ‹s› :)
@40:
der vollständigen vollständigkeit halber:
<span style=“text-decoration:line-through“> wäre besser, weil nicht „deprecated“ :)
.~.
(scnr)
Klar ist jedenfalls, dass hier zunächst einmal über längere Zeit eine indiskutable Lösung für das Vorgehen mit Korrekturen vorgezogen worden war.
Und klar ist auch, dass überhaupt nicht klar ist, was der Online-Redakteur eigentlich mit „denunzieren“ meint und dass er schon eher stilblütenmäßig mit seinem Gebrauch dieses Wortes danebenzuliegen scheint. Aber glücklicherweise ist auch in dieser Kommentarspalte Stefan Niggemeiers wieder der unverzichtbare Jörg Friedrich im Einsatz und informiert uns, dass der Satz als ganzer verständlich sei. Mir nicht.